Ippo ni Yoko von MAC01 (Seto x Jou) ================================================================================ Kapitel 6: Einen Schritt entgegen --------------------------------- Letzte Schulstunde! Noch 45 Minuten und ich hab die Schule für heute hinter mir. Eigentlich bin ich gerne hier. Na ja, mehr oder weniger. Es gibt Sachen an der Schule, die ich super find, wie meine Freunde hier zu treffen oder einfach abgammeln zu können. Andere Sachen sind nicht so dufte, wie Unterricht und Lehrer. Ich komm schon seit einiger Zeit mit dem Stoff nicht mehr richtig hinterher. Dafür verpass ich zu viel, selbst wenn ich im Unterricht anwesend bin. Entweder bin ich gedanklich wo ganz anders oder ich penn ein, weil ich mal wieder eine viel zu kurze Nacht hinter mir habe. Aber was soll ich machen? Mein Alter kriegt es ja nicht auf die Kette sich 'ne Arbeit zu suchen und zu halten. Zum Amt will er auch nicht. Irgendwas von Stolz und keine Almosen annehmen. Dennoch ist Monat für Monat Miete fällig. Strom. Nebenkosten. Essen wollen wir auch. Dazu stottere ich die Schulden meines Vaters ab. Der Alte kann die Finger nicht vom Mahjong lassen, nur das er darin nicht besonders gut ist! Und bevor irgendwelche obskuren Yakuza uns zu Hause besuchen geh ich eben malochen. Für gewöhnlich arbeite ich von fünf bis elf Uhr abends in einem Conbini. Hab extra eines gesucht, dass so liegt, dass keiner meiner Freunde jemals da vorbei kommt. Der einzige Nachteil ist, dass das Conbini praktisch gleich um die Ecke des Kaiba Corp-Tower liegt. Aber der großartige Kaiba Seto würde ohnehin nie in einem Conbini einkaufen gehen. Er lässt höchstens einkaufen. Nach dem Conbini spül ich an drei Abenden in einem Restaurant von Mitternacht bis zwei Uhr früh Geschirr. Wenn ich Glück hab brauchen sie auch am Wochenende eine Küchenhilfe. Dann arbeite ich meist schon ab Mittag bis Mitternacht oder länger. Bringt gut Kohle. An den anderen beiden Tagen in der Woche trage ich ab fünf Uhr in der Früh Prospekte aus. Alles in allem ist es Monat für Monat knapp, aber es reicht. Solange nichts Unvorhergesehenes dazu kommt. Krank sein ist nicht drin! Wenn ich krank bin und daheim bleibe verdien ich kein Geld. Das fehlt dann am Ende. Also bleib ich nicht daheim, wenn es mich doch mal erwischt. Gelangweilt blicke ich aus dem Fenster und erstarre. Ruckartig sitz ich aufrecht dar und sehe den Schneeflocken zu, wie sie langsam Richtung Boden tanzen. Innerlich stöhn ich auf. Klar, es war schon seit zwei, drei Wochen kühl. Aber Schnee im November? Das gab es ja noch nie! Eine Gänsehaut überzieht mich und ich fröstel jetzt schon. Meine ungefütterte Freizeitjacke hat mich bislang auch kaum warm halten können, jetzt schneit es und die Temperaturen sind unter den Gefrierpunkt gefallen. Super! Als mich Yugi anstößt grins ich ihn einfach freudig an und deute auf den Schnee. An und für sich haben wir im Winter immer mega viel Spaß... wenn ich dabei nicht ständig das Bild von mir, erfroren im Schnee, im Kopf hätte. Aber es den anderen zu zeigen, dass ich das Wetter scheiße finde, kann ich auch nicht. Ich will nicht, dass sie mich mitleidig anschauen oder erfahren, dass ich mir mit drei Nebenjobs keine Scheiß-Winterjacke leisten kann. Und ich will nicht, dass sie sich irgendwie verpflichtet fühlen auf den ganzen Spaß zu verzichten, nur weil Klein-Katsuya friert. Dann lieber blau anlaufen! Auch die anderen Schüler bemerken den Schnee und sind ganz aus dem Häuschen. Alle bis auf einer! Der, der hinter mir sitzt! Kaiba Seto. Von ihm kommt keine Regung. Unbeeindruckt sitzt er mit verschränkten Armen da, als könnte nichts ein Gefühl bei ihm auslösen. Aber wer glaubt ihm das schon? Ich nicht! Nicht mehr! Ein Schmunzeln schleicht sich auf mein Gesicht. Als er mich vor einigen Wochen davor bewahrt hatte, in den Schlamm zu fallen wollte ich mich lediglich mit 'ner einmaligen Geste revanchieren. Nur wusste ich nicht mit was für einer Geste. Als ich dann mal wieder mit Mokuba in der Arkarde abgehangen hatte sind wir irgendwie auf das Thema gekommen, dass Kaiba nie etwas zu Essen mit in der Schule hat und es mich mal interessieren würde, welches Schicki-Micki-Restaurant er nach der Schule aufsucht. Mokuba hatte inne gehalten und mich irgendwie komisch angeschaut. Erst nach 'nem weiteren Moment wandte er sich wieder dem Spielautomaten zu und erklärte mir beiläufig, dass sein großer Bruder eher weniger zum Essen käme. Beim Frühstück war meist nur eine Tasse Kaffee drin, mehr - so Mokuba - vertrug Kaiba's Magen nicht am Morgen. Nachmittags, nach der Schule, hetzte er von einem Termin zum nächsten. Ob er da etwas essen würde, wusste der Kleine nicht, aber er bezweifelte es. Manchmal, wenn der CEO es früh aus der Firma nach Hause schaffte aßen sie gemeinsam zu Abend. Was aber eher eine Seltenheit darstellte. Es gab Tage, da kam der Brünette erst um Mitternacht nach Hause und begnügte sich dann nur mit einer Kleinigkeit. Ich kann mich noch ganz genau an meine Verwunderung darüber erinnern. Jemand, der nach außen immer so unfehlbar zu sein vorgab, nahm sich keine Zeit, um ein Grundbedürfnis seines Körpers zu stillen... Aber in dem Moment kam mir die Idee ihm für den nächsten Tag eine Bentō-Box mitzumachen. Ich war zwar sicher, dass er sie verschmähen oder wegschmeißen würde, aber ich wollte mich einfach damit bedanken! Was er mit dem 'Dank' machen würde, war sein Ding. Also war ich am nächsten Tag noch einmal unter einem Vorwand zurück ins Klassenzimmer und stellte zu meiner Zufriedenheit fest, dass Kaiba noch nicht wieder vom Klo zurück war. Ich zog die zweite Bentō-Box aus meinem Rucksack und stellte sie auf seinen Laptop. Als ich den Raum schon wieder verlassen wollte, kam mir in den Sinn, dass Kaiba vielleicht denken könnte, dass die Bentō nur aus Versehen bei ihm stand und eigentlich für jemand anderes war. Also zog ich aus meinem Rucksack ein Faltkärtchen, was ich am Vorabend aus dem Restaurant mitgenommen hatte, und schrieb 'Guten Appetit, mein Drache!' drauf, stellte es auf die Bentō und verschwand zu meinen Freunden in die Pause. Zu meiner Verwunderung fand ich die leere Bentō am nächsten Tag zu Beginn der Pause auf dem Laptop stehend vor. Also packte ich sie wieder ein. Erst einige Tage später, als ich wieder mit Mokuba in der Arkade abhing, erfuhr ich von dem Kleinen, das 'irgendjemand' seinen Bruder mit einer Bentō-Box verunsichert hätte. Ich musste mir ein Grinsen verkneifen. Verunsichert? Ich? Den CEO der Kaiba Corp? Ne, schon klar! Echt jetzt? Der Schwarzhaarige fuhr fort mir zu erzählen, wie sie dann gemeinsam den Inhalt verputzt hätten und dass er seinen Bruder schon lange nicht mehr so zufrieden und glücklich gesehen hatte. Es hatte ihnen beiden wirklich geschmeckt. Ich weiß nicht warum, aber irgendwie schmeichelte es mir und gab mir ein wohlig warmes Gefühl in meinem Inneren. Selbst jetzt noch! Wer hätte schon gedacht, dass Kaiba mit so etwas einfachem, wie einer selbst zusammengestellten Bentō-Box, zufrieden sein konnte. Von da an hab ich jeden Abend zwei Bentō-Boxen gemacht. Noch heute kann ich nicht sagen warum, aber das ich den Drachen in irgendeiner Weise glücklich gemacht habe, macht mich stolz und selbst irgendwie glücklich. Eigentlich habe ich ja damit gerechnet, dass er sich auf die Lauer legen würde, um mich mal dabei zu ertappen, wie ich ihm eine Box hinstelle. Nicht um mir zu danken oder zuzugeben, dass es ihm schmeckte und er sich über die Geste freute. Das verbot ihm sein Stolz, das war mir klar. Sicherlich würde er irgendwas von sich gegeben, dass er es nicht nötig hatte von mir diese Kleinigkeit mitgebracht zu bekommen und ich mir nichts darauf einbilden sollte. Aber nein. Ich hab mich in diesem Punkt ein weiteres Mal in ihm geirrt. Scheinbar genießt er die kleine Aufmerksamkeit und möchte den Zauber der Geste nicht durch Wissen kaputt machen. Kann ich gut nachvollziehen. Wir waren schon immer wie Hund und Katze. Oder wie Hund und Drache? Ich muss kichern, als ich das so bei mir denke. Irgendwie ist das schon in Ordnung wie es ist. Wirklich! Hauptsache ihm schmeckt's und gibt ihm für einen Moment ein Gefühl der Zufriedenheit! Das Läuten der Schulglocke reist mich aus meinen Gedanken und ich erheb mich langsam. Beim Strecken knackt mein Nacken. Uh man, ich brauch mehr Bewegung. Langsam trab ich mit Yugi und Honda zum Schulausgang, wo unsere Spinte stehen und wir zum einen unsere Schuhe wechseln können und zum anderen unsere Jacken und Mäntel hängen. Als ich an meinen Spint heran trete stock ich kurz. Das ... ist doch mein Spint oder? Die Nummer ist richtig! Aber... aber der Inhalt... Da hängt ein nagelneuer Winterparka. Er ist in einem dunklen rot und auf dem Rücken ist eine hochwertige Stickerei des Red Eyes Black Dragon. Hat vielleicht irgendwer seine Jacke falsch abgehängt? Da fällt mir ein Anhänger am Ärmel auf. Ein Kärtchen. 'Damit es mein Streuner warm hat!'. Streuner? Na ja, klar... ich bin viel unterwegs,... Aber... hey Moment mal: MEIN Streuner? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)