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Lily Severus Evans- Wie der Vater, so die Tochter...

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Anm./ Warnings!:

-Updates bleiben für diese Geschichte unregelmäßig, da ich sie hauptsächlich für mich schreibe und eher zweifle jemanden damit vom Hocker zu hauen xD

-Es wird eine Yuri Story sein, also (GxG) ->Don't like? Don't read!

-Wenn es irgendwann später zu Liebesszenen kommen sooooollte, möchte ich euch vorwarnen, dass ich womöglich dem Seme x Uke Prinzip folgen werde, zumindest was Lily betrifft ->Don't like? Don't read! Kann bei evtl Nebenpairs natürlich abweichen sofern es gleichgeschlechtliche Paare sein sollten; da versteif ich mich nicht so ^^'

-Wenn der Hauptcharakter älter wird, wird sie äußerlich ihrem Vater ähnlicher -> Don't like? Don't read.

-Die Geschehnisse werden nicht alle zwingend eins zu eins von Buch und Filmen übernommen, weil FF xD

*Celebrim= Andeutung auf 'Celebrimbor' (Bücher: "Herr der Ringe"//Videogame: "Mittelerde: Mordors Schatten") Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Aufgrund einer unschönen Szene stufe ich dieses Kapitel als Adult ein. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Anm.:
-Mir gefällt das Kapitel nicht gänzlich obwohl ich lange genug daran gesessen habe-.-, die nächsten werden besser das gelobe ich mir; aber ich hoffe man merkt zumindest, dass der werte Herr Tränkemeister weiterhin eher in seiner Lehrerrolle aufblüht als in der väterlichen :P Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Anm:
-Die nächsten etwa drei/vier planmäßigen Kapitel, spielen sich in den Ferien ab:
-> Weihnachtsferien -II- Die Snapes
-> Weihnachtsferien -III- Weihnachten zu zweit
-> Weihnachtsferien -IV- Der gemeinsame Geburtstag
-Hier findet ein kleiner Zeitsprung statt bis kurz vor den Weihnachtsferien, die Action und so kommen alle planmäßig eher im zweiten schulhalbjahr xD
-Memo an mich selbst: Bei Überarbeitung, noch paar zusätzliche Ereignisse einbauen
-Memo an mich selbst: Luna ist ja eigentlich in Ginnys Jahrgang. Hab ich vollkommen aus den Augen verloren, in dieser Geschichte ist sie in Harrys Jahrgang muss ich bei der Überarbeitung nachbessern!
-Das Fliegen von Snape ist einfach nach Vorbild des Filmes übernommen worden Komplett anzeigen

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Willkommen in Hogwarts!

Der Tumult auf dem Gleis 9 ¾ war unüberhörbar. Schüler verabschiedeten sich von ihren Angehörigen und stiegen in den Zug während das Gepäck verladen wurde. Eile war geboten, denn es war kurz vor 11:00 Uhr. Der Zug fuhr immer pünktlich ab- ohne Rücksicht auf Verluste. Leute rempelten sich an und es wurde nicht leerer auf dem Bahnsteig…
 

Unter der Menschenmenge befand ein elfjähriges Mädchen mit blasser Haut. In der Mitte gescheiteltes mittellanges dünnes Haar, die gerade bis zu den Ohren reichten ohne diese vollkommen zu bedecken umrahmte ihr Gesicht, das von ausdrucksstarken grünen Augen geziert war. Nur die ansatzweise leicht gebrochen wirkende Nase stach etwas heraus, was sie selber jedoch nie sonderlich gestört hatte. Sie trug abgetragene und verblasste schwarze Jeans und einen schwarzen ausgeleierten Pullover, darunter ein dunkelgraues Hemd. Die grau-schwarzen Turnschuhe schienen auch schon mal bessere Zeiten gesehen zu haben... Mit ihrem recht düsteren Aussehen stach sie zwar aus der Menge hervor, aber niemand beachtete sie groß.
 

Sie stand mit nicht viel Gepäck und ihrer geliebten schwarzen Farbmaus 'Celebrim'* am Bahnsteig und und sah zu wie sich die Familien von ihren Kindern trennten. Sie selber stand da ohne jemanden, der sich von ihr hätte verabschieden können. Ihre Mutter war gestorben als sie noch ein Säugling war und von ihrem Vater hatte man ihr nichts genaueres erzählt, lediglich so viel, dass dieser es selber nicht wusste überhaupt ein Kind zu haben.
 

Die kindlich großen grünen Seelenspiegel wanderten mit einem sehnsüchtigen Blick zu den anderen Leuten rüber, die ihre Kinder noch ein letztes Mal liebevoll umarmten ehe sie sich verabschiedeten...

Ehe Lily sich versah wurde sie bereits von einem der eiligen Schüler unsanft angerempelt. „H-hey... Augen auf beim Laufen!“, knurrte sie unangenehm verärgert blickend.
 

„Pass du doch auf nicht mitten auf dem Weg zu einzuschlafen, du Freak!“, spottete ein arroganter Slytherin. Die Evans schaute ihn weiter verfinstert an. Der Junge vor ihr schien eingebildet, überaus hochnäsig und einfach selber idiotisch, wenn er jeden beleidigte, der nicht bei 3 auf den Bäumen war.

„Lily Severus...“, korrigierte die Schwarzhaarige zischend, „das ist mein Name...“ Ihr Gegenüber erhob unbeeindruckt eine Augenbraue und musterte sie flüchtig als wollte er sich über sie lustig machen. Skeptisch ihn nicht aus den Augen lassend bemerkte Lily, dass ihr Gegenüber grinsen musste. Ihre mittellangen Haarsträhnen fielen ihr teilweise fast in die Augen, strich die eine oder andere Strähne wieder aus ihrem Gesicht aber sie fixierte den Blonden weiterhin.
 

„Ich bin Malfoy. Draco Malfoy“, stellte sich der blonde Slytherin Zweitklässler selbstgefällig vor. „Ich denke du wirst nach Slytherin kommen- zu den richtig guten Leuten. Davon mal abgesehen... Für ein Mädchen- ich vermute mal, dass du eines bist, wenn auch kein gerade hübsches in den Klamotten, die wohl dein Vater getragen haben musste- trägst du einen echt schrägen Namen... aber ich denke wir werden miteinander auskommen, oder siehst du das anders?“
 

Einen Augenblick durchbohrte die Erstklässlerin den Malfoy Spross mit ihrem düster bedrohlichen Blick ehe sie fast schon fauchend zur Gegenantwort setzte: „'Draco' zeugt auch nicht gerade an Kreativität deiner Eltern! Oder zumindest wussten sie was aus ihrem Sohn mal werden würde!“
 

Er baute sich ebenfalls bedrohlich vor dir auf: „Für eine Erstklässlerin zeigst du gerade wie dumm du bist, und wagst es meine Eltern zu beleidigen und mich so in den Dreck zu ziehen! Das wird noch ein Nachspiel geben, das schwöre ich dir... Sevy...“ Den Spitznamen brachte auch der beleidigte Malfoy abfällig zischend von sich. Und damit huschte er mit einem verächtlichen Blick an ihr vorbei. Und sie war sich sicher, dass er sich das merken würde. Und den Spitznamen würde der Beleidigte ihr gegenüber wohl öfters verwenden wollen...
 

Große Klasse... Sie war noch nicht einmal eingeschult und schon hatte sie sich Ärger mit einem älteren Mitschüler eingefangen, auch wenn er daran selber Schuld war und damit angefangen hatte. Sie hätte kühlen Kopf bewahren müssen als unnötige Provokationen zu entfachen und sich gegenseitig aufzuheizen. So etwas brachte nie etwas vernünftiges...
 

Mit einem Schnauben wollte Lily schon ebenfalls in den Zug steigen, schließlich fuhr er in genau fünf Minuten ab. Doch da kam auch schon ein fremdes Mädchen auf sie zu und sprach sie ohne jede Scheu an, sehr zum Erstaunen der Schwarzhaarigen.
 

„Hey! Ich habe gesehen wie du Draco die Stirn geboten und ihn in die Flucht geschlagen hast. Das hat er echt mal verdient. Oh, und ich bin Ginevra Weasley. Du kannst mich aber gerne Ginny nennen, wie alle anderen auch. Fährst du heute auch zum ersten Mal nach Hogwarts?“, grüßte das junge Mädchen mit feurig rotem Haar und so viel Fröhlichkeit wie für zehn Mann ungestüm das andere Mädchen, welches sich in schwarz und grau Tönen kleidete.
 

Faszinierend und sehr hübsch für ein Mädchen in ihrem Alter, dachte sich Lily, im Gegensatz zu sich selbst... Müde lächelnd erwiderte die schwarzhaarige Erstklässlerin: „Hallo Ginny. Ich bin Lily Severus Evans. Nenne mich wie du willst und ja, ich bin ebenfalls Erstklässler“
 

„Das ist ja cool“, freute sich die kleine Weasley unverblümt und strahlte beinahe heller als die Sonne selbst, „Ich dachte zwar anfangs du seist ein Junge, wegen den Klamotten und so... Aber das ist ja auch egal. Ich freu mich echt dich kennen zu lernen. Ach und vergiss den Typen von eben wieder ganz schnell. Mein Bruder hat mir bereits erzählt was für ein mieser Schuft er in der Schule sei. Sie sind im selben Jahrgang. Na jedenfalls... willst du dich nicht zu uns setzen?“ Die kleine lebensfreudige Rothaarige deute zu ihrem älteren Bruder Ron und dessen Kumpel Harry rüber.
 

Als Lily Severus' Blick in die Richtung schaute in die Ginny gedeutet hatte trafen sich einmal für einen kurzen Moment ihr und Harrys Blick. Grüne Augen trafen auf ebensolche... Dieser Junge war also Harry Potter? Schweigend sah Lily zu ihm mit ausdrucksloser Miene ehe sie ihren Blick wieder zu der Weasley herabblickte, die um einige Zentimeter noch kleiner war als sie selber.
 

Harry Potter... ja, wer kannte den Jungen-der-lebte nicht? Er, der den Todesfluch überlebte und somit dem bösartigsten Zauberer dieser Welt widerstand. Er, dessen Augen der ihren nicht unähnlich waren wie ihr soeben aufgefallen war. Der Gryffindor-Zweitklässler verwirrte Lily innerlich, konnte sich keinen Reim darauf machen wieso er in ihr so vertraute Gefühle weckte obwohl sie einander nicht kannten... Statt darüber weiterzugrübeln schenkte die Evans Ginny wieder ihre ganze Aufmerksamkeit.
 

Diese wartete süß lächelnd auf eine positive Zusage von ihr. Das sagten bereits ihre ausdrucksstarken Haselnussbraune Augen. Lilys Gedanken sagten 'Ja', doch ihre Klappe war leider schneller: „Tut mir leid... nimm es mir bitte nicht böse...a-aber ein anderes Mal ganz bestimmt.“ Gedanklich konnte sich die Evans dafür ohrfeigen und mühte sich nun ein erzwungenes Lächeln auf. Doch die erwartete Wirkung die kleine Weasley zu beruhigen traf nicht ein.
 

Sichtlich enttäuscht gab sie ein 'na gut...' von sich und hüpfte nichtsdestotrotz zu Harry und ihrem Bruder und stieg endlich in den Zug. „... du spinnst echt Ginny! Aber sieht sie nicht unserem Zaubertränkeprofessor irgendwie ähnlich? Abgesehen von den gewaschenen Haaren, meine ich... oder Harry? Hermione? Gebt zu, wenigstens ein bisschen Ähnlichkeit ist vorhanden...“, hörte Lily den Weasley auch schon unverschämt laut sagen. „Ron! Sei nicht immer so unhöflich!“, züchtigte ihn seine kleine Schwester. Die vier verschwanden nun lachend im Zug.
 

Nun... die Aussage von Ron Weasley, einen weiteren Gryffindor-Zweitklässler konnte Lily Severus nicht bestätigen oder sonst wie beurteilen, aber deswegen ließ sie es auf sich ruhen und eilte endlich selber in den Hogwarts Express ehe dieser ohne sie losfuhr....
 

In einem relativ leeren Abteil mit nur zwei Ravenclaw-Schülerinnen setzte sich die Erstklässlerin ans Fenster und schaute nachdenklich mit dem Kopf auf der linken Hand gestützt nach draußen. Schon bald würde ihr Leben als angehende Hexe beginnen. Ihr altes Leben würde sie hinter sich lassen und stattdessen ein Neues beginnen. Das war einerseits aufregend und spannend, aber andererseits auch ungewiss. Vielleicht würde sie noch Probleme bekommen... Ärgernisse wie der Malfoy Spross würden sie eventuell auch erwarten.
 

Aber auch hierbei wanderten ihre Gedanken wieder zu Ginny, die sie eben erst kennen gelernt hatte. Die Kleine schien überaus glücklich zu sein auch die Schule für Zauberei und Hexerei zu dürfen. Diese Unbeschwertheit war fast schon beneidenswert. Hierbei lächelte Lily leise in ihre Handfläche. Sie würde wohl einer der Gründe werden, einer schönen Schulzeit entgegen zu sehen. Süße große Kindsaugen haben sie eben noch angelacht und nun lachte ihr draußen ein trostloser Himmel ihr entgegen.
 

Wie gerne hätte Lily doch bei Ginny und ihren Freunden gesessen, nur um sie beobachten zu können... und ihr glockenhelles Lachen zu lauschen. Wie selbstlos sie auf sie zugekommen war und einfach jemand fremdes angesprochen hatte ohne auf sie und ihrer ärmlichen Kleidung herabzusehen hatte bei ihr Eindruck geschunden.
 

Kaum einer würde es tun ohne ausfallend zu werden. Ginny schien lieb und sehr nett zu sein. Wie sehr wünschte sich die Evans, sie hätte die Gelegenheit tapfer bei Schopfe gepackt um das Mädchen besser kennen zu lernen. Doch leider hatte ihr der Mut dafür gefehlt. Es musste doch schräg aussehen, wenn sie die ganze Zeit über rot im Gesicht wie eine reife Tomate neben Ginny saß. Nein... es war wohl besser so, dass sie das Angebot ausgeschlagen hatte. Schließlich dauerte die Zugfahrt eine ganze Weile. Ihre Neugierde zu Ginnys Person musste sie unterdrücken bis sie in der Schule angekommen waren. Vielleicht ergaben sich noch einige Möglichkeiten mit ihr zu reden. Vielleicht? Nein- hoffentlich!
 

Während der langwierigen Zugfahrt machte Lily Severus Bekanntschaft mit der Zweitklässerin Luna Lovegood und einigen anderen Mitschülern, denen sie jedoch nicht weiter Beachtung schenkte. Trotz allem verhielt sich die dunkel Gekleidete äußerst bedächtig und beobachtete ihre Mitschüler hauptsächlich während der ganzen Fahrt um sie besser einschätzen zu können. Beobachten und deren Verhaltensweise studierend und analysierend hörte sie ihren Mitschülern größtenteils nur zu.
 

Sie konnte es sich nie abgewöhnen erst die neue Umgebung und Leute skeptisch gegenüber zu stehen und diese einschätzen zu müssen. Einerseits war das durchaus eine vorteilhafte und sehr bedachte Eigenschaft, aber andererseits wiederum auch eine Lästige zugleich, da sie so nie von sich aus Kontakte knüpfen konnte. Fand sie alles ok, so hatten sich die Leute bereits zu kleinen Cliquen gebildet, weswegen es wohl wieder schlauer war sich weiter bedeckt zu halten.
 

„Du schaust so traurig, Lily... Ist etwas passiert?“, fragte die blonde Ravenclaw zaghaft. Lilys grüne Augen behielten weiter ihren nachdenklichen Ausdruck bei wobei ihre sonstige Gesichtszüge weiterhin ernst blieben: „Nein, ist schon okay. Ich bin einfach so, keine Sorge...“

„Ach so. Okay. Aber wenn was ist, kannst du gerne mit mir darüber sprechen, ja?“ Die Schwarzhaarige lächelte nun etwas mehr und nickte: „Ich merk mir das, Luna.“ Die restliche Fahrt verlief ohne weitere Probleme.
 


 

~
 


 

Als der Hut seinen alljährlichen Gesang geendet hatte, erhob Professor McGonagall ihre Stimme und erklärte den neu eingetroffenen Erstklässlern, dass jeder von ihr Aufgerufene hervortreten solle damit man diesen in sein Haus zuordnen konnte.
 

„Creevey, Colin!“
 

Der Genannte trat hervor, man setzte ihm den Hut auf und wartete gespannt auf das Ergebnis.
 

„GRYFFINDOR!“
 

Von angehörigen Schülern dieses Hauses wurde der Junge bejubelt in Empfang genommen.
 

„Waesley, Ginny!“, rief die strenge Hauslehrerin der Löwen schon weiter auf.
 

Das rothaarige Mädchen trat erst nur unsicher hervor, wurde aber immer sicher bei dem Gedanken, dass all ihre Brüder ebenfalls Gryffindors waren... oder sollte das sie eher beunruhigen? Und wie erwartet, zögerte der Hut nicht lange und wies Ginny in „GRYFFINDOR!“ ein. Breit grinsend hüpfte sie an den übrigen noch nicht zugeordneten Erstklässlern vorbei und setzte sich an den applaudierenden Tisch der Löwen.
 

Lilys Augen waren der jüngsten Weasley lange gefolgt. In welches Haus würde sie selber eingeteilt werde? Malfoy hatte auf Slytherin getippt. Sollten alle so sein wie der Blondie, konnte Lily locker darauf verzichten. Arrogante Idioten waren keine gute Gesellschaft, die einem gut taten...
 

„Evans, Lily Severus!“, rief McGonagall.
 

Als die Aufgerufene vorsichtig hervortrat hörte man schon ein Getuschel unter den Schülern. Und wie Lily Severus feststellen musste, schienen die Lehrer ebenfalls allesamt etwas überrascht und schielten im Sekundentakt zu einem ihrer Kollegen rüber. Der Schulleiter Albus Dumbledore jedoch wirkte eher gelassen und lächelte sie amüsiert an. Das war der Evans jedoch alles egal.
 

Lediglich ein schwarzes Augenpaar, dass spürbar auf ihr ruhte bereitete ihr Unbehagen. Als sie wieder zum Lehrertisch aufblickte erkannte sie auch schon den Grund warum alle so seltsam reagierten. Es war unabstreitbar, dass es eine unverkennbare Ähnlichkeit zwischen ihr und dem finsteren Professor für Zaubertränke bestand. Zumindest für jeden, der zwei gesunde Augen im Kopf hatte.
 

Naja okay, ihre Haare ware schon von Natur aus sehr dünn und fetteten leicht nach zwei Tagen, weswegen sie jeden Tag auf die Pflege ihrer Haare achtete, was man jedoch von der komplett in Schwarz gekleideten Gestalt von einem Lehrer nicht behaupten konnte. Der Mann mit dem schulterlangen ungepflegtem Haar und Hakennase traf ihren Blick, ließ sich weiteres dennoch nichts anmerken, selbst nicht wenn seine Kollegen in so frech anstarrten oder versuchten ihn darauf anzusprechen. Von seinem Gesicht konnte sie keine Gefühlsregung lesen. Lily war sich schon jetzt sicher, dass dieser Lehrer sehr schwierig werden würde.
 

Als alle sich wieder halbwegs beruhigt hatten setzte man ihr auch schon den sprechenden Hut auf. Die Spannung stieg. Lily versuchte ihre Aufregung zu überspielen, was ihr wohl nicht so recht funktionieren wollte. Also lies sie ihren Blick über Gryffindors Haustisch schweifen nur um den kleinen Rotschopf mit dem Namen Ginny zu entdecken, die ihr in eben diesem Moment aufmunternd zulächelte.
 

Dann begann der Hut aber auch schon in ihrem Kopf zu sprechen an: „So so, eine Evans, also? Du scheinst einige bedeutende Eigenschaften deiner Mutter übernommen zu haben, Kleines... Aber Gryffindor passt nicht zu dir... Hmmm... ich sehe in dir, dass du viel Köpfchen besitzt und äußerst gutes Geschick. Na, Slytherin wär doch was? Aber ich sehe auch Talent aber auch eine sehr loyale Seite an dir... Ich denke, du gehörst am ehesten zu.....“
 

Lilys Herz raste. Noch nie war sie dermaßen aufgeregt. Sie hatte zwar mit ihren elf Jahren eigentlich ihre Gefühle halbwegs unter Kontrolle und zeigte diese kaum, aber schlussendlich war sie doch noch ein Kind wie man jetzt bemerken dürfte. Und dann erschallte es auch schon lautstark: „... RAVENCLAW!“
 

Der entsprechende Häusertisch applaudierte und Lily wurde herzlich von Luna in Empfang genommen. Mit einem Blick zu den Gryffindors merkte sie, dass Ginny achselzuckend die Situation gelassen hinnahm. Darauf lächelte Lily erstmals herzlich und nickte Ginny zu. Als die letzten Schüler eingeteilt worden waren und Dumbledore seine Rede gehalten hatte, lies er das Abendmahl erscheinen und alle amüsierten sich.

Plötzlich Vater...

„Sie wollten mich sprechen, Headmaster…?“, grüßte auch schon die dunkle Stimme des Zaubertränkeprofessors beim Eintreten in das Büro des amtierenden Schulleiters.
 

„Gewiss, Severus“, erwiderte der Angesprochene seelenruhig während sein eigenwilliger Angestellter langsam auf ihn zugeschritten kam und erst in angemessenem Abstand zu Dumbledores Arbeitstisch Halt machte.

„Geht es wieder einmal um Potter? Was hat er diesmal verbrochen?“, riet Snape blind.

„Dieses Mal, Severus geht es nicht um Potter… ausnahmsweise.“, lachte der Schulleiter von Hogwarts amüsiert.
 

„Dann kann ich Ihnen nicht ganz folgen...“, erklang es ruhig vonseiten des weitaus jüngeren Zauberers ohne seine Miene zu verziehen.

„Mein Junge… du bist doch so scharfsinnig. Was meinst du wieso ich dich herbefohlen habe?“

„Vermutlich benötigen Sie erneut meine Dienste… Alles andere passt nicht zu Ihnen, Headmaster“, erklärte Snape völlig unbeeindruckt.

„Du bist auf dem richtigen Weg, Severus.“
 

Der Hauslehrer Slytherins rollte vielsagend mit den Augen: „Wollen Sie mich ärgern oder erlösen Sie mich nun endlich aus meiner Unwissenheit? Sie vergeuden meine Zeit...“

„… die ich dir geschenkt habe, Severus! Denk daran...“, erinnerte Dumbledore seinen Angestellten belehrend. Snape widersprach nicht, da er ja leider Recht hatte und der selbst erklärte Halbblutprinz noch immer für seine schwerwiegenden Sünden büßen musste.

„Dann seien Sie so freundlich mich aufzuklären...“, brachte Snape zähnekirschend in angedeuteter Ungeduld hervor.
 

„Also schön. Du hast sicher mitbekommen, dass wir neue Schüler haben.“

„Ach, tatsächlich? Um Ihre ausgeprägte Auffassungsgabe beneide ich Sie vollkommen, Headmaster...“, kommentierte die düstere Kerkerfledermaus grimmig aber in deutlichem sarkastischen Tonfall.
 

„Lass mich doch erst einmal Ausreden Severus, haha. Dir ist sicherlich nicht entgangen, dass eine gewisse Evans von nun an die Schule besucht, ja?“ Der Tränkemeister erhob vielsagend eine Augenbraue. Darauf lief es also hinaus? „Ihr Name mag zwar Zufall sein, Severus… aber ich habe das Gefühl es steckt da mehr dahinter. Ihr Vorname ist schon recht verdächtig.“
 

Nun wurde Snape rot vor Zorn: „Wollen Sie mir etwa unterstellen, dass…?!“

„Aber, aber Severus… Ihre Augen erinnern mich und dich sicherlich auch an ihre Namensvetterin- wenn nicht gar Namensgeberin.“
 

„LÜGEN SIE NICHT! Lily starb in jener Nacht und nur der Potter Bengel hat bekanntlich überlebt. Niemand sonst befand sich in dem Haus! Und selbst falls es stimmen sollte… wieso sollte ausgerechnet Lily eines ihrer Kinder nach jemanden wie MIR benennen wollen- das ist purer Zynismus…!!!“, entkam es aufgebracht von dem erzürnten Zaubertränkeprofessor sichtlich unerfreut wohin sich das Gespräch entwickelte. Der düster gekleidete Lehrer atmete einmal tief durch um nicht komplett durchzudrehen. „Andererseits stimmt es auch, dass 'Lily Severus' kein Name ist den man tagtäglich hört… aber es kann ein äußerst bösartiger Zufall gewesen sein- Ironie des Schicksals wenn man so will.“
 

„Ich vermute lediglich, Severus. Das ist ein Unterschied. Aber ja, du hast Recht. Wir wissen beide gut genug, dass allein die Familie Potter, sprich: Lily, James und Harry in ihrem Haus in Godrics Hollow zu jener Zeit gelebt haben… Und doch schließt es nicht vollends aus, was uns unmöglich erscheint, Severus. Vielleicht gab es irgendetwas wovon wir nichts hätten erfahren dürfen? Wer weiß...“
 

„Sie wissen es aber nicht und mutmaßen leichtfertig ohne Beweise, die Ihre Vermutungen bestätigen könnten...“

„Aber auch nicht entkräften...“, konterte Dumbledore. Snape knurrte finster. „Und du willst alle positive Möglichkeiten ausschließen nur um womöglich eine Wahrheit zu verdrängen, Severus...“

„Albus!“
 

„Nun wie dem auch sei… Kommen wir endlich zum Wesentlichen. Ich bin einfach neugierig. Das Kind sieht dir und Lily ziemlich ähnlich, das musst selbst du zugeben. Gerade dir scheint sie wie aus dem Gesicht geschnitten zu sein- bis auf die Augenfarbe, die denen von Harry gleichen.“
 

„Ja und? Das hat noch lange nichts zu bedeuten. Wollen Sie mir etwa unterstellen, dass ich ein Kind habe ohne zu wissen wie und wann das passierte?! Sie und ich wissen doch genau: ich habe keine Kinder! Und wie Kinder entstehen wissen Sie doch hoffentlich auch noch...“
 

„Und deswegen sollte es doch für dich kein Problem darstellen, Klarheit zu schaffen. Ein für alle Mal. Dann hast du deine Ruhe und die Sache wäre endgültig aus der Welt geschafft. Ein Ahnentest dürfte die Wahrheit ans Licht bringen. Spricht etwas dagegen, Severus?“, schlug der weise Zauberer geduldig vor.
 

Der Hauslehrer Slytherins zögerte noch nachdenklich. In der Tat sprach nichts dagegen, sondern vielmehr dafür. Schließlich hatte Severus nichts zu verbergen, da war er sich sicher: „Das lässt sich durchaus einrichten, Headmaster.“

„Dann ist das ja geklärt… Aber ganz unter uns...“, flüsterte der Schulleiter ganz vertraulich zu seinem Angestellten. „Mich würde das Ergebnis, und sei es auch nur negativ… dennoch brennend interessieren...“
 

Fassungslos sah der selbsternannte Halbblutpriz den weißbärtigen Zauberer an. Das konnte doch einfach nicht wahr sein?! Wieso nur schienen alle in so heller Aufruhr nur wegen einer Göre, die zufällig Ähnlichkeiten mit ihm hatte? Empört über diese Aussage erklärte Snape dieses Gespräch für beendet und eilte ohne weiteren Wortes misslaunig aus dem Büro des Direktors.
 

~
 

Der Zaubertrankunterricht begann gleich am nächsten Morgen in den ersten beiden Stunden. Dieses Jahr hatten die Gryffindors gemeinsam mit den Ravenclaws gemeinsam Unterricht in diesem Fach. Lily Severus traf auf dem Weg in die Kerker Ginny und wurden ein Stück von Harry, Ron und einem brünetten Wuschelkopf begleitet. Schweigend und ganz unauffällig hatte sich die Schwarzhaarige der Gruppe angeschlossen, in dem sie einfach nur nahe hinter ihnen herlief mit ihrem dicken Tränkebuch vor der Brust tragend.
 

Auch als sich das Gryffindor Trio von Ginny verabschiedeten bewahrte die Evans noch den Abstand zu der Weasley. Als die Rothaarige jedoch abrupt stehen blieb, lief die Ravenclaw versehentlich in sie rein. „E-entschuldige“, entkam es ihr auch sofort. Sie war etwas unvorbereitet gewesen und anscheinend unachtsam, wenn man jemand so nahe hinterher lief. Ginny drehte sich sofort um und grinste ihre Mitschülerin breit an: „Macht doch nichts. Ich dachte schon, dass mir jemand folgt... ein wenig unheimlich muss ich zugeben. Aber erst einmal guten Morgen, Lily Sev.“
 

Lily wollte sofort etwas erwidern und öffnete den Mund leicht, aber die Worte wollten nicht so recht aus ihrer Kehle kommen, deswegen fuhr Ginny lachend fort: „Warum so zurückhaltend? Lauf doch einfach neben mir, anstatt hinter mir her. Wir Löwen beißen nicht.“ „J-ja, entschuldige. Ich werd es mir merken, Ginny“, erwiderte die Ravenclaw, die sich wieder gefasst hatte.
 

„Das freut mich. Und nun ab zum Unterricht- ich habe gehört, es bringt sieben Jahre Pech wenn man zu Professor Snapes ersten Unterrichtsstunde zu spät erscheint.“ Damit hakte sich das kleine unbeschwerte Mädchen aus dem Hause Gryffindor in Lilys Arme ein und zog die sichtlich Überraschte einfach mit sich...
 


 

Nachdem der Hauslehrer Slytherins seine alljährliche Vorworte zu seinem Unterricht gebracht hatte, lies er auch schon kurz darauf seine Schüler zu spüren wie wenig er von ihnen hielt. Wie es der aufmerksamen Lily auffiel hakte er sehr gerne auf die Gryffindors herum, als hätte er eine persönliche Blutfehde mit diesem Haus.
 

Mit ernsten Blick und leicht zur Seit gelegten Kopf hörte sie wie er durch die Reihen ging, sich vor den Erstklässlern aufbaute und die Schüler direkt ausfragte und mit zynischen Kommentare sie zu verunsichern versuchte- das Fürchten haben sie ja jetzt alle schon gelernt. Ruhig horchte Lily weiter, innerlich den Kopf schüttelnd und notierte sich natürlich die richtigen Antworten auf die Fragen ihres fiesen Lehrers.
 

Auch beim Brauen ihres ersten Rezeptes war es bis auf die köchelnden Kessel totenstill in der Klasse. Lily war gerade dabei einige Zutaten nach Vorgaben im Buch zu zerschneiden, als sie und die gesamte Klasse erneut aufhorchen mussten. Ihre Blicke wanderten zu Ginny und Snape, der hämisch grinsend auf die Weasley zugeschritten kam. Die Rothaarige schien sich zu bemühen ihren missglückten Trank zu korrigieren. Doch ihr düsterer Lehrer tat ihr nicht den Gefallen, soweit zu kommen- er provozierte stattdessen ein klägliches Versagen für Gryffindor und führte dies an Ginny vor.
 

„Äußerst bedauerlich, dass in meiner Klasse immer Schüler sitzen, die nicht einmal des Lesens mächtig sind. Weasley... erkläre deinen Fehler der Klasse.“ Die Rothaarige hatte einen Kloß im Hals. Die Aufmerksamkeit der Mitschüler lagen auf ihr, was ihr ebenfalls mehr als nur unangenehm war. Mit zittrigen Lippen versuchte sie zu einer Antwort anzusetzen, doch es gelang nicht. Die dunkle Stimme der Fledermaus klang sehr bedrohlich, dazu musste er nicht einmal seine Stimme laut erheben.
 

Allein die Schärfe des Untertons genügte um seine Gegenüber in Angst zu versetzen: „Die Haufen Dummköpfe von Schülern meinen auch jedes Jahr, ohne ordentliche Vorbereitung in meinem Unterricht erscheinen zu müssen, als wäre die Hohe Kunst des Zaubertrank brauens eine Leichtigkeit... diese widerwärtige Überheblichkeit, diese anmaßende Arroganz von minderbemittelteden unerfahrenen Banausen dulde ich hier nicht. Die werde ich jedem der hier Anwesenden garantiert austreiben. Ich rate dir dringend eine Brille zuzulegen, oder eine Lesenachhilfe...“
 

Die schwarzen Augen haben Ginny nicht für eine Sekunde verlassen. Mit einem Schwenk seines Zauberstabes zauberte der finstere Zaubertrankprofessor die Brühe aus Ginnys Kessel weg. „Noch mal anfangen, Weasley. Diesmal genau nach dem Buch arbeiten!“ Ginnys Blick verdüsterte sich und sie musste drohende Tränchen unterdrücken. Musste sie also wieder alles von vorne machen...? Dabei hatte Ginny doch noch versucht den Trank zu retten... ohne jede zweite Chance hatte er einfach ihre Brühe weggezaubert und sie somit für zu dämlich erklärt dieses Problem selbst zu lösen.
 

Doch Lilys scharfe Adleraugen entging es nicht und fixierte darauf ihren Lehrer finster, fast schon abfällig an. Was war das denn bitte für ein Lehrer? So. Ein. Arsch... Lily, war zwar selber kein Überflieger beim Brauen ihres ersten Trankes, aber sogar sie wusste, dass Ginnys Trank noch nicht ganz verloren gewesen war- man hätte nur eine neutralisierende Zutat hinzugeben müssen, damit man mit der angefangenen Brühe weiter arbeiten konnte.
 

So ein fieser Schuft!
 

Lilys finsterer Blick erdolchte weiterhin den ihr zugewandten Rücken des mies gelaunten Professors. Aber zur Überraschung der kleinen Ravenclaw merkte dies auch der Zaubertränkemeister ohne sich umzudrehen: „Was starrst du deinen Lehrer so feindselig an? Hast du keine Aufgabe, der du nachgehen musst, Evans?“ Der verächtliche Hohn im Klang seiner Stimme bereitete jedem Schüler sofort Gänsehaut.
 

Die Schwarzhaarige schwieg auch dann als Snape sich vor ihr aufgebaut hatte und beide sich böswillig anfunkelten. Die grünen Seelenspiegel blickten direkt in Snapes onyxfarbenen. Seine Mundwinkel verzogen sich immer weiter nach unten je länger Lehrer und Schülerin aneinander anschwiegen. „Werd. Nicht. Frech!“, erklang es äußerst streng zurechtweisend, auf einer sehr ruhigen und doch bedrohlich düsteren Art. Die schwarzhaarige Ravenclaw musste sich zügeln auf seine Gehässigkeit einzugehen. Das würde ihre Situation nur umso mehr verschlimmern. Aber ein 'Ja, Sir' zeigte nur feige Unterwürfigkeit. Sie war zwar nicht die Mutigste, aber Unterwürfig war sie genauso wenig.
 

„Evans... heute Abend in meinem Büro...“, schnarrte der Lehrer und wandte sich dannn auch mit Genugtutung wieder von ihr ab. Wieso nur, war sich Lily sicher, das diese Fach nicht ihr liebstes werden würde?
 


 

„Ich hasse Zaubertränke jetzt schon... so ein mieser...“, fluchte Lily Severus leise nach dem Unterricht und packte ihre Sachen zusammen.

„10 Punkte Abzug von Ravenclaw wegen Beleidigung!“, hörte die Evans noch hinter sich sagen bevor sie die Klasse verlassen hatte. Toll... gute Ohren schien ihr Lehrer wohl auch noch zu haben. Das würde noch ein Spaß werden sich mit so einem Kerl als Lehrkraft auseinander setzen zu müssen.
 


 


 

„Ist alles okay, Ginny“, fragte Lily Severus vorsichtig nach, als sie die Rothaarige eingeholt hatte. Das arme Gryffindormädchen brummte beleidigt vor sich hin. „Hey... nimm es dir nicht zu Herzen. Es war seine Schuld. Ich weiß, du hättest es hinbekommen deinen Trank zu korrigieren“, versuchte die Schwarzhaarige das andere Mädchen zu trösten. „Ich kann dir versichern, ich mag das Fach seit Beginn des Unterrichts nicht.“
 

„Es ist nicht deswegen, Lily Sev... Ich mag ja das Fach an sich... es ist interessant und auch fordernd. Ich hasse nur den Lehrer... ich meine wer stellt schon so einen Fiesling ein?“, antwortete nun die kleine Rothaarige. Nun kullerten die ersten kleinen Tränen über die Wangen der Weasley: „Er hasst mich...“
 

„A-aber nicht doch! Du hast doch sicher auch gemerkt, dass er sich anderen Schülern ebenso... ungehobelt verhält. Ich vermute, dass er nicht dich speziell beleidigen wollte, sondern Gryffindor selbst. Verstehst du?“, erklärte sofort die Evans ihre eigenen Gedankengänge und aus den Beobachtungen schließend. Sie wurde von Ginny jedoch nur fragend angeschaut: „Meinst du...“
 

„Ich bin mir da sicher, Ginny. Er hat überwiegend Gryffindor-Schüler gedemütigt... bei dir hat er lediglich eine Chance gesehen euch eines auszuwischen. Ich weiß auch nicht warum er das tut, aber anders kann ich es mir nicht erklären.“ Die Weasley schien noch nicht gänzlich überzeugt, nickte aber: „Ron hatte mir schon ähnliches erzählt... Snape sei sehr parteiisch seinem eigenen Haus gegenüber und mag alle anderen Häuser nicht. Aber, dass er so schlimm ist habe ich mir nicht vorstellen können“, schluchzte sie.
 

„Stimmt, die Freundlichkeit in Person ist er nicht...“, munterte Lily Severus ihre Mitschülerin auf. Nur sehr zaghaft legte Lily einen Arm um ihre neue Freundin und hielt sie tröstend fest. Dieses mal hatte sie sich überwunden. Eine traurige Ginny sah sie selber echt ungern, es tat ihr dann selber weh sie so zu sehen. „Aber immerhin, bist du noch heil davon gekommen. Ich habe ihn nur blöd angesehen und schon brummt er mir prompt Nachsitzen auf. Glaube mir, ich freue mich echt nicht.“
 

Ein leichtes Lächeln konnte sie der Gryffindor entlocken, was sie selber auch mehr lächeln ließ. „Abgesehen von alledem, du hast doch noch zeitig geschafft deinen Trank zu brauen. Ich bin mir sicher, er muss dir dafür eine gute Note geben!“

„Du übertreibst jetzt Lily“, scherzte nun auch die wieder beruhigte Ginny ernstlich aber freundschaftlich mit ihrem Ellenbogen in deren Seite stoßend. Mit besserer Laune begaben sie sich zu ihrem jeweiligen Anschlussunterricht...
 

~
 


 

Es wurde bereits Abends und Lily seufzte, ausgestreckt im Bett auf dem Rücken liegend. Ihr erstes Nachsitzen und das bereits in der ersten Schulwoche. Das Schuljahr fing ja schon einmal gut an, dachte sie ironisch. Und obwohl sie bereits ihre Schulrobe abgelegt hatte und keine Lust verspürte ihren schrägen Lehrer von heute morgen wiederzusehen, so zwang sich sich wieder aufzusetzen...
 

Benötigte sie ihr jetzt noch ihre Schulrobe? Der Unterricht für den heutigen Tag war vorbei... Aber sie trat einem Lehrer unter die Augen. Und die grau-schwarze abgetragene Kleidung förderte nicht zwingend den Respekt zwischen Lehrer und Schüler, obwohl es ihr ja herzlich egal war- besonders so einem Grobian von einem Lehrer gegenüber. Aber andererseits wollte sie weiteren Stress mit ihm vermeiden.
 

Die altabgetragenden Kleidungen würden vermutlich seine Augen beleidigen, vermutete die Ravenclaw. So wie sie ihren finsteren Zaubertranklehrer einschätzte, würde er sicherlich nicht erfreut sein sie so zu sehen. Womöglich gab er unschöne Kommentare ab. Da die Ärmel ihres ausgeleierten Pullies das größte Problem waren entschied das Mädchen sich nur den Schulumhang umzulegen. Alles andere wirkte wenigstens halbwegs anständig. Ohne sich weitere Gedanken zu machen lief sie aus ihrem Schlafbereich durch den Gemeinschaftsraum an den anderen Schülern vorbei und eilte schon in Richtung Kerker...
 


 

Nach elendlich langen Treppen absteigens kam die junge Evans auch schon zu dem gewünschten Raum an und klopfte kräftig gegen die schwere Kerkertür, die zu Snapes Büro führte. Mit kontrolliertem Blick hörte sie wie das Schloss aufgeschlossen wurde und sich die Tür zunächst spaltweise und dann etwas weiter geöffnet hatte um sie einzulassen, als der Lehrer seine Schülerin erkannte.
 

Snape musterte stumm seine Schülerin skeptisch, als würde ihm ihre Kleidung nicht sonderlich behagen, aber er äußerte sich nicht weiter dazu und ließ sie eintreten.

„Komm. Ich habe einen Auftrag, der uns beide betrifft.“, verkündete er auch schon alsbald unterkühlt wie die Temperaturen in den Kerkern.

Sie sah ihn einfach nur an.
 

„Befehl vom Headmaster...“, fügte der düstere Lehrer brummig hinzu. „Nun guck nicht so dumm aus der Wäsche sondern folge mir. Ich möchte das hier so schnell wie möglich hinter mich bringen...“
 

Damit zerrte er sie grob mit sich in sein privates Labor hinter einer weiteren Tür und ein paar weiteren Treppen herabsteigend. Neugierig sah sie sich um, doch Snape holte sie schnell wieder in die Gegenwart zurück: „Ich werde dir gleich ein paar Tropfen Blut entnehmen, sobald die Vorbereitungen getroffen sind. Rühr dich solange nicht vom Fleck und fass ja nichts an!“ Die Schwarzhaarige nickte gehorsam und verhaarte an ihrem Platz eine Weile lang.
 

Sie sah zu wie ihr Professor schnell und doch geschickt ein Pergamentrolle aufrollte und einige in Gläschen verschlossene Flüssigkeiten von verschiedenen Schränken hervorholte und sie aufbereitete. Noch einige Zutaten fand er zusammen und arbeitete an seinem bereits köchelnden Kessel weiter, der anscheinend einen fast fertigen Trank enthielt. Er fügte geordnet und höchst konzentriert einige der Zutaten und der Flüssigkeiten hinzu und rührte ein wenig.
 

„In drei Minuten sollte alles fertig ein“, sprach er murmelnd zu sich selber. „Nun zu dir, Evans. Krempel einen Ärmel hoch, ich benötige etwas Blut von dir. Das dürftest du doch wohl noch alleine schaffen können, oder?“ Ohne weiter auf seine provozierende Bemerkung einzugehen kam sie seiner Aufforderung nach. Unsanft spürte die junge Ravenclaw auch schon wie ihr Lehrer ihr einige Blutstropfen abzapfte und genauestens abgestimmt in den kochenden Kessel beifügte.
 

Das Testverfahren lief im allgemeinen ohne nennenswerte Zwischenfälle ab, nur die gefühlte Ewigkeit Wartezeit nagte Snape an den Nerven. Auch zwei Minuten konnten sich noch wie eine Ewigkeit anfühlen...

„Was …?“, Lily Severus sah erneut neugierig in Richtung des brodelnden Kessels.

„Das ist etwas das sich umgangsprachlich als 'Ahnentest' bezeichnen lässt. Es gibt zwar eine einfachere Variante, aber die steht uns heute leider nicht zur Verfügung. Frag nicht weiter- mach einfach das was ich dir sage. Mehr musst du nicht wissen...“, raunte der Tränkemeister genervt.
 

Fragend sah Lily ihn an, schwieg jedoch, obwohl sie gerne das 'wozu' erfragt hätte. Wieso interessierte es ihn, wer ihre Ahnen waren? Wer ihre Eltern waren…? Nur eine Vermutung schoss sofort in ihrem Kopf, doch die schien zu unwahrscheinlich um zu stimmen. Aussprechen tat sie nichts, sagte aber nur feststellend: „Dann wollen wir also herausfinden wer meine Eltern sind?“
 

„Halt endlich deine verdammte Klappe du dämliches Balg! Ich möchte nicht noch einmal eine Stunde lang diese blöden Trank brauen müssen!“, fuhr er sie ungehalten an. Seine Geduld war bereits am Ende. Nun schwieg sie auch den Rest der Zeit. Als der Trank vollbracht war, ließ Snape wenige Tropfen auf das Pergament fallen. „In zehn bis fünfzehn Minuten wird das Ergebnis sichtbar. Bis dahin kannst du im Büro einige Zutaten neu ordnen...“ Und damit zog er sie wieder in sein Büro hoch und überließ sie ihrer Aufgabe. Er selber setzte sich an seinen Pult und fing an in einem seiner Fachbücher zu studieren...
 


 

Als dann das Ergebnis endlich erschien, erbleichte der sonst so kühle und strenge Lehrer so deutlich, dass man es auch an seinem üblichen fahlem Gesicht hatte mühelos erkennen können. Der Test war rechtens und vollkommen perfekt ausgeführt worden und damit war eine Fehlanalyse ausgeschlossen. Aber wie konnte das sein?
 

Es schien zwar offensichtlich... aber nun hatte er auch die Gewissheit. Oh Merlin sei verflucht! Wieso nur hatte er sich von Dumbledore aufschwatzen lassen diesen Test zu machen? Jetzt wünschte er sich nichts sehnlicher, niemals vom Ergebnis erfahren zu haben...
 

Es stand nun schriftlich, dass er, der stolze Zaubetränkemeister und Meister der Dunklen Künste und Verteidigung Severus Snape tatsächlich der leibliche Vater von diesem kleinen Möchtegern Abklatsch von ihm war. Severus war wie vom Blitz getroffen als er mehrfach das Ergebnis gelesen hatte. Klar wirkte das hagere Kind vielleicht auf dem ersten Blick wie eine Jungversion seinerselbst... aber die Tatsache, dass sie tatsächlich sein eigen Fleisch und Blut schimpfen konnte brachte den sonst so gefassten Snape aus dem Konzept- das schaffte so gut wie nichts und niemand sonst, abgesehen von Dumbledore natürlich...
 

Auch dem Mädchen fielen fast die Augen raus, als sie neugierig mitgelesen hatte. „S-Sie sind... mein Vater, Professor?“ Sie wusste nicht was unheimlicher war. Snape als Lehrer zu wissen mit dem sie außer Äußerlichkeiten nichts gemein hatte, oder dass eben dieser ihr Erzeuger war? Es grauste ihr.

„Du. Wirst. Darüber. Schweigen... Hast du mich verstanden?“, drohte der 'frisch gebackene' Vater finster.

Lily Severus schluckte heftig.

Dann wurde sie auch schon aus unsanft aus seinem Büro hinausgeworfen.
 

Snape versank ungläubig in seinem Bürostuhl... und betrachtete zum gefühlt millionsten Male das Ergebnis.. Es war erschreckend und eine böse Überraschung plötzlich ein Kind zu haben, aber noch furchtbarer war die Wahrheit wer dessen Mutter war! Darauf verzog sich Severus' Herz schmerzlich zusammen... nein.. warum konnte dies kein böser Traum sein? Einer der vielen Albträume, die ihn sonst auch des öfteren plagten und aus denen er immer erwachte... warum konnte dies auch heute nicht so sein?
 

~
 


 

Stürmisch betrat der dunkle Zaubertränkemeister das Büro des amtierenden Schulleiters mit einer alles anderen als erfreuten Miene. „Wann genau wurde das Mädchen geboren?!“, verlangte er auch schon mürrisch unverzüglich zu wissen. Die hektische fast panische Reaktion von seinem Angestellten überraschte Dumbledore ein wenig.
 

Dieser bedeutete seinen Gegenüber mit den Händen sich erst zu beruhigen: „Nun beruhige dich erst einmal, Severus... Eins nach dem anderen. Nun, wie stehst du zu ihr? An deiner nicht großen Begeisterung kann ich es mir denken...“ Kaltherzig warf Severus Snape dem Schulleiter das gewünschte Pergament mit dem Ergebnis auf dessen Schreibtisch ohne auch nur ein Wort zu verlieren. Mit erhobener Augenbraue schaute der Weißbärtige seinen Angestellten an und nahm den Ahnentest und las es.
 

„Oh. Das ist in der Tat sehr überraschend... und erfreulich auf einer gewissen Art. Meinen Glückwunsch zur Vaterschaft, Severus.“

„Das beantwortet mir noch lange nicht die Frage!“, fauchte Snape ungemütlich.

„Na, ich frage mich aber tatsächlich wie du das fertiggebracht hast, Severus... du und Lilys Mutter, ohne das du etwas davon wusstest... hmm. Interessant.“

„Albus!“, bellte Snape düster.
 

„Ah, verzeih, verzeih... ich schweife ab, nicht? Dann wollen wir einmal sehen...“ Der Schuldirektor suchte aus seinen Unterlagen die entsprechende Schülerakte und musste eine große Überraschung feststellen, was ihn die Augenbrauen in die Höhe schießen lies.
 

„Dürfte ich das auch endlich erfahren, Headmaster?“, knurrte der Hauslehrer Slytherins ungedudig. Fast schon großväterlich lächelnd sah er zu Severus auf: „Gibt es denn ein schöneres Geburtstagsgeschenk als ein neues Leben?“ Snapes Augen verschmälerten sich einen Augenblick grübelnd was er meinte. Aber auch er begriff dann schließlich was er meinte.
 

„Das ist jetzt nicht Ihr Ernst?“ Dumbledore nickte beherzt. „Am 09. JANUAR 81*???! Wenn ich mich nicht verrechne, ist das doch viel zu früh! Albus! Sie müsste wenn schon, erst im April oder Mai des Jahres 81 geboren werden... Wie ist es überhaupt möglich, dass sie...? Sie sieht zwar etwas zu hager aus, scheint aber dennoch bei bester Gesundheit zu sein...“
 

„Wunder gibt es, Severus... auch wenn das wirklich hochgradig seltsam ist, da bin ich ganz bei dir. Ich bin zwar kein Meister in diesem Fach, aber ich würde behaupten, dass sie zu diesem Zeitpunkt anscheinend bereits soviel Magie in sich beherbergte, dass dies sie noch am Leben erhielt. Wahrscheinlich auch eher gerade mal so. Für gewöhnlich ist das nicht so... zumindest ist mir kein Fall bekannt, das magische Kinder schon in diesem Stadium soviel Magie besäßen. Und wenn man sich ihre Eltern ansieht, beide sehr magiebegabte und äußerst talentierte Zauberer und Hexe, würde es mich nicht groß wundern, Severus. Aber gerade deswegen müssen wir sie genau Beobachten. Diese Geburt könnte Langzeitschäden zu gegebener Zeit erst hervorrufen- nicht selten tödlich bei magischen Frühgeburten.“
 

Severus war noch nie so oft in Schockstarre verfallen wie an diesem Tage. Na großes Unheil aber auch...

„Sie meinen...?“

„Nun geh nicht gleich vom Schlimmsten aus, aber ich wollte es nicht unerwähnt lassen. Es können auch 'einfachere' Symptome sein, wie körperliche Einschränkungen, wie nicht gänzliche Fortbildung ihrer Geschlechtsfunktionen.“
 

„Unfruchtbarkeit?“

Dumbledore nickte: „Ja, oder andere weibliche Wesenszüge bilden sich nicht so aus wie sie sollten, oder aber mentale Probleme könnten eintreten... und schlimmsten Falls treten körperliche und mentale Probleme auf. Auch wenn sie heute noch wie ein normales Kind wirkt, kann es morgen schon ganz anders sein.“
 

Severus' wollte noch etwas sagen, aber außer einem leicht geöffneten Mund brachte er nichts zustande. Die Blässe in seinem Gesicht konnte sich an diesen Tage echt wie ein Gespenst vergleichen lassen. Erst wurde ihm heute offenbar, dass er Vater eines Kindes war, und dann kam auch zugleich die Hiobsbotschaft, das es womöglich Tod-kränklich war. Unheil noch eins... , das war eindeutig zuviel für einen ersten Schultag...

Unschöne Dinge...

Während Severus Snape noch immer die Informationen verarbeitete, die ihm bis eben gegeben waren, so fuhr auch schon der Schulleiter in bedrückter Stimmung fort und holte seinen Angestellten somit wieder in die Gegenwart zurück.

„Es werden noch sehr schwere Zeiten auf uns zukommen, Severus. Und ich befürchte eines...“
 

„Die Rückkehr des Dunklen Lords?“, sprach der Hauslehrer Slytherins die Vermutung von dem weisen Zauberer ernstlich in tiefer monotoner Stimme aus.

„Ja... und mit ihm die Todesser. Du standst ihm gut zu Diensten“

„Leider...“, murmelte der strengste Lehrer Hogwarts kaum hörbar.
 

„Ich denke, Severus... sollte er irgendwie herausfinden, dass du eine Tochter hast, wird es ziemlich problematisch. Todesserfamilien fügen sich ausnahmslos ihren Herren, ob gewollt oder nicht. So werden Kinder wie Draco oder Lily Severus in ihr aufgezwungenes Schicksal hineingeboren ohne jeden freien Willen...“, erklärte Dumbledore ruhig und bestimmt.
 

„Er wird sie -die Kinder- rekrutieren wollen...“, bestätigte Snape tonlos.

„Ja.“, erwiderte Dumbledore ernst, „Draco können wir leider nicht vor seinem Schicksal bewahren, der arme Junge. Aber wir dürfen auch keineswegs zulassen Voldemort noch mehr Verbündete in die Hände zu spielen, Severus... “
 

„Ich tue mein Bestes. Bezüglich Lily... Severus Evans, ich habe diesem Gör befohlen unser Verwandschaftsverhältnis nicht herumzuposaunen...“, brummte der selbst erkürte Halbblutprinz.

„Ich vermute, das wird der Schüler Gerüchte nicht aufhalten. Die Kinder bilden durchaus ihre eigene Meinung unabhängig vom Wahrheitsgehalt... Hab ein Auge auf Draco, nicht dass er der Wahrheit nahe kommt. Schließlich sieht die kleine Lily Severus dir erstaunlich ähnlich und da kommt einem leicht die Vermutung auf, ob ihr nicht doch verwandt wäret“, warnte der ältere Zauberer seinen düsteren Angestellten mit unterschwelliger Sorge.
 

„Ich habe auch nicht vor das Evans Mädchen anders oder bevorzugt zu behandeln nur weil ich wie aus heiterem Himmel plötzlich Vater von diesem kleinen Plagegeist geworden bin. Das Kind wird wie jedes andere behandelt. Nicht mehr und nicht minder“, versicherte Snape in ruhiger aber bestimmten Tonlage.
 

„Das führt uns auch zum nächsten Punkt, Severus. Du bist ihr Vater“

„Offensichtlich...“
 

„Der Name 'Evans' an sich wird wohl nur ein Deckname angelehnt an den Geburtsname ihrer Mutter gewesen sein. Sonst würde sie ja Potter heißen. Ich halte es für das Beste, dass die Kleine in der Schule weiter so heißt. Aber außerschulisch... unter euch beiden sollte sie ihren Nachnamen ändern.“
 

„Lily Severus Snape? Sehr witzig...“, spottete Severus kühl.

„Aber Tatsache Severus. Sie hat keine Eltern mehr bis auf dich. Und was spricht dagegen, den Namen ihres Vaters zu übernehmen? Ich finde es herzlich noch einmal eine kleine Snape an meiner Schule begrüßen zu dürfen“, lächelte Dumbledore beherzt. Snape schaute weiterhin finster drein.
 

„Wenn Sie denn meinen...“, fügte er sich hörbar widerwillig dem Wunsch des Schuldirektors.

„Aber dazu müsstest du die Formalitäten klären, sie wuchs in einem Waisenhaus auf. Also musst du sie wohl oder übel erst einmal adoptieren müssen. Es wäre unklug der Heimleitung weis zu machen du seist ihr leiblicher Vater. Es ist besser sie auf diesem Weg unter deiner Obhut zu bringen, Severus. Und wie gesagt, in der Schule bleibt sie eine Evans. Unter uns dreien ist sie eine...“

„Snape, ich habe es bereits verstanden, Headmaster“, zischte der Hauslehrer Slytherins ungeduldig.
 

„Wann und ob du sie aufklären willst sei ganz dir überlassen Severus“ Snape wusste genau, dass Dumbledore ihm damit sagen will, dass er sie IRGENDWANN einweihen sollte, das 'ob' stand nicht zur Debatte, es diente lediglich als freundliche Aufforderung. Klar, spätestens wenn die Sommerferien vor der Tür standen müsste er seinem Spross damit konfrontieren müssen. Aber bis dahin hatten sie ein langes Schuljahr vor sich.
 

„Gewiss...“, antwortete Severus verstehend und wollte auf dem Absatz kehrt machen, immerhin war es schon spät.

„Ach und Severus!“

„Headmaster?“ Snape blieb vor der Tür stehen um lediglich zu hören was der alte Zauberer noch von ihm wollte.

„Sei nicht so überstreng in der Erziehung. Sie ist noch ein Kind.“

„Das lassen Sie ganz meine Sorgen sein. Gute Nacht, Headmaster...“, erwiderte Severus eisig, gewillt seiner Tochter dennoch ganz nach seinen Maßstäben zu erziehen.
 

Wenn man ihm schon ein lästiges Balg andrehte, so hatte auch er gefälligst selber zu entscheiden was für Methoden er in der Erziehung anwenden würde. Er grinste böse bei dem Gedanken daran. Und die würden alles andere als angenehm für das Mädchen werden...

Ganz im Gegensatz zu Lucius.

Anders als bei Malfoy Senior und Malfoy Junior, würde im Hause Snape der Junior entsprechend gemaßregelt werden und lernen sich ordentlich zu benehmen und konzentriert auf dessen Schulabschluss lernen.

Darauf konnte sie sich verlassen.

Es war zwar noch lang hin bis zu den Sommerferien, aber schon jetzt wusste er wie er seine Tochter zu einem anständigen Menschen, so glaubte er zumindest, erziehen würde.
 


 

Zur selben Zeit im Mädchenschlafsaal im Ravenclaw Turm:
 

Nachdenklich saß die in schwarz-grauer mit Fledermäusen bedruckte Pyjamahose und dunkelgrauem Unterhemd gekleidete Lily am Fenster im Mädchenschlafsaal und strich ihrer schläfrigen Farbmaus zärtlich über deren glänzendes gepflegte Fell. Das Tier vertraute ihrem Frauchen und genoss die Liebkosungen sichtlich.
 

„Schon seltsam, nicht Celebrim? Ich habe nichts verbrochen und doch werde ich gut und gerne böse überrascht... Erst die Sache mit diesem Slytherin Drachen. Und dann...“ Lily Severus entglitt nun wieder stumm in ihre Gedanken...
 

Er war tatsächlich ihr biologischer Vater. Einer aus der Lehrerschaft... Jemand der als überstreng, furchtsam und am unbeliebtesten unter dem gesamten Kollegium galt- so ein grober Eisklotz offenbarte sich heute als ihr leiblicher Vater. Was konnte man da aber schon groß erhoffen? Sie hatte sich zwar immer gewünscht zu wissen wer ihr Vater wäre... aber das Ergebnis war genauso viel wert, als hätte sie weiterhin keinen.
 

Die Schwarzhaarige seufzte und streichelte nun den kleinen Mäusekopf der kleinen Celebrim. „Na ja... aber ich werde mich nicht geschlagen geben. Mich wird keiner so leicht klein kriegen. Ich bin schließlich hier um zu lernen und nicht um mich zu plagen, was meinst du, meine Kleine?“
 

Die schwarze Farbmaus regte sich, ihre Knopfaugen zu ihrer Besitzerin hinauf blickend. Das Mäuschen stand nun auf ihren Hinterbeinchen und reckte sich an Lilys Unterhemd auf. Diese lächelte belustigt.
 

„Ist etwas, Celebrim?“

Die Maus kletterte nun an dem grauen Kleidungsstoff hoch und setzte sich auf Lilys Schulter in Richtung Tür blickend. Die kleine Evans folgte dem Blick ihres geliebten Tieres. Eine andere Ravenclaw mit langem gelockten bronzefarbenen Haar stand mit verschränkten Armen am Türrahmen: „Sind das etwa deine Schlafsachen, Lily Severus Evans?“
 

Lilys Augen verengten sich verdachtschöpfend. Was dagegen? Wie ihre Maus schon reagiert hatte, so kam es der Schwarzhaarigen nicht ganz geheuer vor wie ihre Hauskameradin sich verhielt. „Ich habe doch bloß was gefragt, Evans. Übrigens, zieh dir deine Hose hoch, man sieht ja deine graue Unterhose.“, gab die Ältere mit angewidertem Gesichtsausdruck hochnäsig von sich.
 

„Ach, bist du nur gekommen um mir das zu sagen?“, giftete Lily direkt zurück.

Die größere Ravenclaw trat näher auf Lily zu. Celebrim piepste in heller Aufregung und sprang von Lilys Schulter alarmiert zu Boden und huschte eilig aus dem Raum. „Wir haben hier eine Kleiderordnung. Ich empfehle dir dem nachzukommen“, sagte das fremde Mädchen unfreundlich.

„Sagt wer?“, knurrte Lily Severus.
 

„Das ist ungeschriebenes Gesetz. In diesem Hause... nein in der Schule generell haben sich die Mädchen entsprechend ordentlich zu kleiden. Es ziert sich einfach nicht... in so einem Müll herumzulaufen“, gab die ältere Ravenclaw verächtlich von sich.
 

„Bin ich denn in euren Augen nicht ordentlich genug?“, fauchte Lily und schaute düster. Konnte sich eben nicht jeder neue und teure Kleidung leisten wie anscheinend eine gewisse andere Person. Sowas war echt ärmlich... Lily Severus hatte immer schätzen müssen überhaupt etwas zu haben. Wählerisch sein hatte sie es sich nie leisten können- und so wie ihr Gegenüber sich verhielt war sie auch dankbar dafür es nicht nötig zu haben sich am Kleidungsstil messen zu müssen. Schlimm, dass das auch für einfache Schlafsachen galt... sowas oberflächliches...
 

„Werd nicht frech, Kleine! Oder soll das hier morgen schon die ganze Schule wissen?“ Die Größere Ravenclaw baute sich bedrohlich vor der schmächtigen Erstklässlerin auf und blickte gebieterisch auf diese herab. „Du solltest dir im Klaren sein, dass ich hier das Sagen haben.“
 

Finsteren Blickes konterte die kleine Lily Severus: „Ach jetzt schimpfst du dich der Boss dieses Hauses? Ist das nicht die Aufgabe von Professor Flitwick?“

„Im Gegensatz zu den Jungs dieses Hauses, sorge ich dafür dass die Mädchen sich anständig benehmen!“, entgegnete die Ältere die Frechheit der Jüngeren gekonnt übergehend.
 

„Im Gegensatz zu dir besitzen die anderen wenigstens soviel Verstand, ihr Haus mit ihrer Klugheit zu vertreten wie für dieses Haus eigentlich üblich und nicht mit Oberflächlichkeiten. Ich frage mich wie du überhaupt nach Ravenclaw kommen konntest!“, fauchte Lily finster und war mittlerweile genervt von der Höherstufigen Hauskameradin. Dass sie keine Lust mehr auf diese sinnlose Diskussion hatte verriet allein ihr böser Blick.
 

„Was erlaubst du dir... ?! Hör auf mich so widerlich drohend anzusehen! Man könnte fast meinen, du seist mit Snape verwandt!“ Und damit ohrfeigte die Ältere die Jüngere so heftig, dass sie auf das nächstgelegene Bett fiel. Die auf dem Rücken Liegende durfte nicht einmal wieder aufstehen, denn schon kniete die Ältere über ihr und drückte Lilys Handgelenke grob neben deren Kopf. „Ein Mädchen sollte klug und auch entsprechend gekleidet sein.“
 

„Was ist das denn bitte für eine Einstellung?!“, schrie Lily ihrem Gegenüber entsetzt entgegen. Sichtlich überrascht bemerkte Lily wie die über ihr Gebeugte mit gebrochen starrem Blick zu tränen began...

„Keine Sorge... ich werde dir beibringen was es heißt sich gehorsam zu fügen... das hatte mir mein Dad mir auch immer beigebracht, wenn ich nicht willig war seine Anforderungen an mich zufriedenstellend zu befolgen...“
 

Die Augen der Wehrlosen zeigten pures Entsetzen... die oben Liegende würde doch nicht etwa...? Das Herz der Jüngeren raste während sie wie gelähmt war. Auch dann, als die verzweifelte Ältere ihr das graue Hemd hochriss. „Du könntest tatsächlich als Knabe durchgehen, Kleine...nicht einmal Ansätze, die eine Brust auch nur andeuten... beneidenswert... und doch auch wieder lächerlich.“ Die zittrige Stimme der oben Liegenden war hörbar gebrochen.
 

„L-Lass mich los!! Geh runter von mir! T-tu mir nicht weh...“, setzte Lily mit panisch blickenden weit aufgerissenen Augen flehend an und versuchte sich aus dem Griff zu befreien doch die Ältere war kräftiger als sie. Und es kam der kleinen Lily Severus so vor als würde sich eine ihr alt bekannte Szene wiederholen- eine Szene, die sie nur zu gerne weiter verdrängt hätte. Doch in diesem Augenblick kam ihr alles wieder hoch:
 

~~~~~

Es war wieder einer der stürmischen Nächte. Im Londoner Waisenhaus herrschte Unruhe bei den Kindern. Lily Severus im Alter von sieben Jahren wurde an den Ohren gezogen von den anderen Kindern weggezerrt.
 

-Au, au... bitte nicht, Ma'm!-
 

Die Heimleiterin ging nicht auf das Geplärre ein und schaute nur verfinstert während sie ihres Weges durch die dunklen Heimkorridore ging. In einem verdunkelten offenen Raum warf sie die kleine Evans rein und schloss dann die Tür ab. Verächtlich schaute sie auf das arme Kind herab.
 

-Du warst diese Woche sehr unartig Lily Severus! Möchtest du denn nicht irgendwann in den Himmel kommen?-
 

-Doch, Ma'm...-
 

-Du wirst heute für deine Sünden die du diese Woche begangen hast büßen!-
 

-J-ja doch, Ma'm.-
 

Normalerweise verteilte die Heimleiterin immer strenge Züchtigungen als Strafe aus. Und darauf hatte sich das verängstigte Mädchen sich eingestellt. Doch irgendwas an diesem Abend war anders... sie befand auch nicht wie üblich in einem dieser Bußräume in denen sich noch wenigstens ein Kruzifix befand.
 

Es schien ein Privatgemach zu sein mit einem ordentlich hergerichteten Himmelbett inmitten des Raumes. Schwer schluckte die Schwarzhaarige. Was für eine neue Strafe hatte sich die gemeine Dame heute ausgedacht, dass sie sogar den Raum abschloss? Furcht überkam das unsichere Mädchen.
 

-Du stehst dazu, dass du gesündigt hast, Lily Severus Evans?- fragte die Frau streng.
 

Lily nickte gehorsam, auch wenn sie nicht wusste was sie genau verbrochen hatte. Aber um weiter hier leben zu dürfen musste man sich unterwerfen, auch wenn es Lily nicht gefiel. Sie hatte es nur einmal gewagt sich zu widersetzen... und diesen Fehler sofort bereut...
 

-Ja, Ma'm-
 

-Und du hast Bestrafung für deine Vergehen verdient?-
 

-Natürlich Ma'm- demütig schaute das Kind zu Boden.
 

-Du wirst dich widerstandslos deiner Sünden büßend deine Strafe entgegentreten?-
 

-Ja, Ma'm...-
 

Und dann geschah es auch schon, die streng religiöse Frau packte das verängstigte Kind grob an einem Arm und warf es unsanft zu Bett und murmelte etwas als diese etwas stockartiges in Lilys Richtung richtete. Lily Severus konnte sich nicht mehr bewegen. Sie war zwar bei Bewusstsein, aber sich richtig rühren konnte sie sich nicht. Panisch raste ihr Herz und peinigende Angst überkam sie augenblicklich, unwissend was noch folgen würde. Mit großen geweiteten Augen des Entsetzens schaute sie zu der Heimleiterin.
 

-Sei ein gutes Mädchen, Lily Severus Evans. Gehorche und sei brav, dann wirst du auch reichlich belohnt werden...-
 

Die weit aufgerissenen Augen und schnell auf und abheben des Brustkorbes des Kindes verrieten wie unwohl ihr zumute war und am liebsten fort gerannt wäre. Und ehe Lily es sich versah lag schon ein schwerer Erwachsenen Körper auf ihr und presste Lilys Handgelenke unsanft in die Laken neben dem Kopf der Schwarzhaarigen...

~~~~~
 


 

Die Tür zum Mädchenschlafsaal wurde polternd aufgerissen und Professor Flitwick betrat in Begleitung von Luna Lovegood das Zimmer und sah geschockt zu der Szene, die sich vor ihren Augen bot: „Ich bin entsetzt! Miss Swanson ich muss doch sehr bitten! Wir bedrohen hier keine Hauskollegen, insbesondere keine Jüngeren... und mehr noch will ich Ihnen dringendst geraten haben, dass Sie sich nicht gerade dabei gewesen sind sich an ein Kind zu vergreifen!!! Begleiten Sie mich unverzüglich in mein Büro!“
 

Zunächst reagierte die ertappte Täterin nicht und starrte weiterhin weinend in die großen grünen Augen der unter ihr Liegenden, die noch immer in Schockstarre gefallen war und sich selbst dann nicht rührte als die Ältere von der Kleinen ließ.

„J-ja, Professor...“ Mit diesen Worten verschwand die Bronzefarbenhaarige Ravenclaw.
 

Die nicht minder überraschte Luna eilte sofort mit Celebrim in ihrer Hand zu Lily, die gerade noch immer mit geschockten weiten Augen da lag und sich nicht rührte. Sie kämpfte gerade sichtlich mit den Tränen an.
 

„He... Lily...“ die blonde Ravenclaw versuchte sachte über Lilys Arm zu streicheln. Diese zuckte jedoch sofort zusammen, also ließ sie es sofort wieder bleiben. Mitleidig schaute sie sie nur an. Celebrim wurde auf das Bett abgesetzt. Die kleine Maus eilte zu ihrem Frauchen und streckte sich stehend um zärtlich an ihrem Gesicht mit ihrer Mäuseschnute zu stupsen.
 

Sie bemühte sich ihr Frauchen zu trösten. Mit weinerlich gebrochenen Stimme flüsterte die Evans und blickte mühsam zu ihrer schwarzen Farbmaus rüber: „Danke...“
 

„Du hast eine sehr kluge Maus, Lily. Sie kam direkt zu mir, war ganz panisch und miehte ganz erschrocken... Da dachte ich mir, ich hole unseren Hauslehrer. Rein instinktiv dachte ich mir, dass dies wohl die richtige Entscheidung war. Und ja...“
 

„Danke, Luna...“, erwiderte Lily tränenerstickt. Die Schwarzhaarige wandte ihrer Kameradin jedoch den Rücken zu und formte sich zur Kugel auf dem Bett in dem sie gerade lag. Sie ließ stumm ihren heißen Tränen freien lauf, sich nicht zurückhaltend. Sie verkrampfte dabei auch ihr Gesicht, was ihrer tiefen Verletztheit noch mehr Ausdruck verlieh. Sie wollte doch eigentlich nicht, dass jemand sie so sah. Dieses furchtbare Erlebnis kam dem von damals sehr nahe.
 

Das hatte Lily zutiefst erschrocken. Und alte Wunden waren aufgerissen worden... Zu sehr erinnerte es sie an den einem unschönen Vorfall im Waisenhaus. Bei diesem ekelerregenden Erinnerungen drückte sie sich immer fester selber in ihre Arme, Luna zunächst ignorierend.
 

„Soll ich gehen?“ Lily antwortete nicht, noch gab sie ein Zeichen von Zustimmung oder Ablehnung. „Okay... ich lasse dich in Ruhe bis du dich wieder beruhigt hast, ja? Ich schließe die Tür wieder und lasse niemanden rauf. Bist du damit einverstanden, Lily?“, schlug die Zweitklässlerin sehr vorsichtig vor. Ihr mitfühlender Blick ruhte solange auf Lily Severus bis diese ein kaum vernehmbares Nicken von sich gab.
 

Der Schulanfang war mal so richtig beschissen...

Neue Freundschaften?

Einige Tage später:

Gedankenverloren und mit einem Lehrbuch unterm Arm lief die junge Evans durch die Schulkorridore. Weitere Vorfälle mit der älteren Hauskameradin blieben glücklicherweise aus. Jedoch bemerkte Lily Severus immer deren abschätzigen Blick sobald sie aufeinander trafen. Sie war anscheinend streng genug von ihrem Hauslehrer verwarnt worden, sich ihr nicht mehr unsittlich zu nähern.
 

Und Merlin sei dank blieb sie auch auf Abstand, auch Lily mied sie so gut es eben möglich war. Wer wusste schon, ob sich die Ältere nicht doch über ihren Professor hinwegsetzte und wieder etwas dummes anstellen wollte. Die meisten anderen Mitschüler jedoch ließen die schwarzhaarige Ravenclaw auch in Ruhe.
 

Nur wenige tuschelten hin und wieder mal ganz leise hinter ihrem Rücken. Soweit es dabei blieb, scherte es Lily Severus auch nicht sonderlich, dass man über sie sprach. Alles in der Regel ganz harmlos. Und solange sie nicht auf einen gewissen Slytherin über den Weg lief waren die Schultage gut ertragbar.
 


 

Kaum bog das halb träumende Mädchen um die nächste Ecke, stieß sie auch schon unsanft mit jemanden zusammen, sodass beide zu Boden fielen und ihre Schulsachen sich auf den Boden verteilten. "Argh!", knurrte die Ravenclaw Erstklässlerin. „Oh, entschuldige. Ich wollte nicht...“, setzte der Anrempler sofort ehrlich an, „ey, du bist doch Lily Severus?“
 

„Ja, die bin ich. Du brauchst dich aber nicht zu entschuldigen. Es ist auch meine Schuld gewesen, sorry.“ Damit überreichte die Schwarzhaarige entschuldigend ihrem Gegenüber dessen Schulsachen, die sie eben wieder zusammengesammelt hatte: „Hier. Ich hätte besser aufpassen sollen.“ Der junge Gryffindor erwiderte diese Geste ebenfalls und übergab Lilys Schulbuch wieder ihrer Besitzerin.

„Schon ok, danke. Ich hätte aber auch nicht rennen sollen.“
 

Lily lächelte leicht: „Stimmt. Es steht in den Schulordnungen“ Stumm nickte der Schwarzhaarige mit den grünen Augen. Und beide sahen sich kurz musternd an. Der Grünäugige mit dem ungekämmten schwarzen Haar und der runden Brille kam ihr doch bekannt vor. „Du bist dieser Harry Potter, nicht?“

„Jaah“, antwortete der Junge knapp.

Sie gaben sich daraufhin die Hand: „Schön dich kennenzulernen.“

Harry erwiderte ebenfalls erfreut: „Mich auch. Sag mal...“

Lily sah ihn fragend an: „Ja?“
 

„Darf ich dich auch Sev nennen? Oder einfach Lily? Was ist dir denn lieber?“

Amüsiert grinste Lily: „Das ist mir ehrlich gesagt so ziemlich egal. Weißt du... die einen nennen mich einfach 'Lily', andere 'Lily Severus' oder 'Lily Sev'... und jemand anderes 'Sevy'... und wenn ich mal zu ernst drein schaue hörte ich oft nur 'Severus'- zumindest da wo ich herkomme... Also du hast durchaus die freie Wahl. Mich stört es wirklich nicht, wenn du mich 'Sev' nennst.“ Nun lachte auch Harry amüsiert: „Das ist ja schräg.“
 

„Nicht wahr? Wenn man zwei Vornamen hat kann das echt lustig sein“, bestätigte sie breit lächelnd.

„Ich bin Harry James Potter, habe also auch zwei Namen. Aber da ist man wohl eher nicht so kreativ. Du kannst mich einfach Harry nennen.“

„Okay, Harry. Bei dir könnte man aber auch kreativ sein. 'James' könnte man dich rufen, 'Harry James' oder.. 'Jamy'. Sowas würde zumindest mir gerade einfallen wollen.“ Der junge Potter lachte und Lily lächelte weiterhin amüsiert.
 

„Okay, dann weiß ich ja schon bescheid, wenn du mich mal anders ansprechen solltest, Sev“, meinte Harry bevor beide sich wieder grinsend anschwiegen. „Oh ich habe gleich Verwandlung“, rief sich Lily in Erinnerung.

„Echt? Ich gleich Verteidigung gegen die Dunklen Künste bei diesem schrägen Lehrer. Diesmal aber nicht im gewöhnlichen Klassenraum“, erwiderte Harry. Und bevor sich beide Schüler erhoben, zog auch schon das nächste Unglück an ihnen vorbei- bzw hielt bei Ihnen an. „Malfoy...“, erklang es mit ernster Miene von Lily Severus und Harry zeitgleich und alles andere als erfreut.
 

Draco hob selbstgefällig eine Augenbraue hoch und spottete frech: „Oha, seht mal wenn das nicht Potter und Evans sind. Das Traum-Freak-Paar dieser Schule...“ Lily wollte ihm schon etwas entgegensetzen, doch baute sich nun auch ein dunkler Schatten hinter Draco auf, der sie wieder verstummen ließ.
 

Snape, der ebenfalls in Eile um die Ecke gebogen kam und beinahe in die Schüler reingerannt wäre, bremste sich gerade noch und zog eine Augenbraue leicht hoch: „Malfoy... der Unterricht beginnt gleich. Lockhart bat mich um Assistenz, also verscherz es nicht jetzt schon mit mir... “
 

„Oh... natürlich Professor.“ Damit rannte der blonde Slytherin davon. Harry schaute nur duster zu Snape. Lily blieb ebenfalls ernst als sie zu dem düsteren Meister der Zaubertränke aufblickte. Es kam ihr noch immer nicht geheuer vor ihn als Vater zu sehen oder zu bezeichnen- hier war er immerhin ihr aller Lehrer; allerdings traute sie ihm zu, dass er außerschulisch ebenfalls kein angenehmer Zeitgenosse war.
 

Einen letzten flüchtigen Blick geruhte der düstere Professor zu den beidem auf den Boden knienden Schülern abwechselnd: „Dasselbe gilt für dich, Potter... und bevor ich es vergesse, 5 Punkte Abzug von Gryffindor und Ravenclaw für Behinderung des Schulganges...“ Die beiden Schüler blickten unerfreut zu dem überlegen grinsenden fledermausgleichen Lehrer.
 

Harry James Potter war dann der Erste, der sich wieder fasste: „J-ja, Sir... Wir sehen uns später, Sev.“ Und damit eilte der junge Gryffindor in Richtung Unterricht.

„POTTER!! Was erlaubt sich dieser freche Bengel denn eigentlich...!“, raunte Snape finster und bereits innerlich brodelnd.
 

„Er hat eigentlich mich damit gemeint, Professor“, stellte Lily Severus das kleine Missverständnis richtig, während auch sie sich wieder aufrichtete und den staubigen Dreck von ihrer Schulrobe abklopfte. Sie war sich ja bewusst, dass Snape ebenfalls mit Vornamen Severus hieß- sie schien ja nach ihm benannt worden zu sein, aus welchem verrückten Grund auch immer. Dieser erhob vielsagend eine Augenbraue, seine unheimlichen onyxfarbenen Augen auf die kleine Evans gerichtet.
 

„Tatsächlich? Bevor dieser kleine Zwischenfall noch unangenehme Konsequenzen zu Folge hat, rate ich dir unverzüglich zu Professor McGonagalls Unterricht zu erscheinen, Evans...“ Er sprach seine Drohung so ruhig und doch so unangenehm bedrohlich aus, sodass auch sie es sich nicht zwei Mal sagen ließ und eilte an ihrem düsteren Lehrer vorbei. Auch dieser machte sich schnellen Schrittes auf dem Weg zu seinem heutigen 'Unterricht' gemeinsam mit Gilderoy Lockhart...
 


 

Nach dem Verwandlungsunterricht machte sich Lily auf den Weg zum nächsten Unterrichtsraum. Doch auf dem Weg bemerkte sie wie drei ihr nicht unbekannte Gryffindors eiligst vorbeischritten. Sie schienen ziemlich gestresst zu sein. Die drei hielten in ihrer Nähe an, und Lily entschied sich sich gegen die Wand des Ganges zu drücken um nicht entdeckt zu werden. Das geschah mehr reflexartig als beabsichtigt. Nur zaghaft wagte sie Blicke zu riskieren...
 

„Ich kann was?“, hörte Lily Severus den jungen Potter überrascht sagen.

„Parsel. Die Sprache der Schlangen. Du bist ein Parselmund, Harry“, hörte sie den Weasley, an dessen Name sie sich nicht mehr erinnern konnte, erklären. Auch der Rothaarige schien mehr als nur überrascht von dieser Tatsache. Interessant, dachte sich die junge Evans, wenn auch sie damit nicht viel anfangen konnte. Lily lauschte weiterhin gespannt was das Trio sich erzählte. „Boah hey... Man könnte meinen du wärest mit Salazar Slyterin verwandt“

„So was wie sein Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Enkel?“, tippte Harry ratend. Die brünette Gryffindor schaute jedoch eher bedrückt: „Schon möglich.... zumindest denken es alle, Harry.“
 

„Belauschen wir etwa Potter und seine... 'Freunde'?“ Lily erschrak plötzlich und drehte sich zu dem Träger der Stimme um. Niemand geringeres als Draco Malfoy stand plötzlich vor ihr. Na großes Unheil aber auch... Gerade der hatte ihr noch gefehlt. „Du stehst wohl auf den berühmten Harry Potter, ist das nicht so?“ Lilys grüne Augen sahen den Blonden verfinstert an: „Das geht dich nichts an, Malfoy!“
 

„Sicher, Sevy. du hast es eben zugegeben“, verspottete er sie schief angrinsend. Als Lily Severus erneut um die Ecke blickte war das Trio bereits schon längst wieder ihre Wege gegangen. Genervt wandte sie sich wieder Draco zu: „Wo hast du denn deine Bodyguards gelassen?“

„Als ob ich auf Doof und Doof angewiesen wäre. Aber jetzt mal echt, was gefällt dir an Potter, dass du ihn auch schon stalken willst? Stehen alle Weiber etwa auf solche Berühmtheiten?“, giftete der Malfoy Spross.
 

„Pass auf deine Worte auf, Draco! Man könnte meinen, du seist eifersüchtig“, zischte Lily.

„Ich auf den? Niemals. Ich WEIß, dass ich etwas besseres bin. Ich habe es nicht nötig mich mit dem zu vergleichen“

„Dann lass mich endlich mit deine blöden Anschuldigungen in Ruhe, ich muss zum Unterricht!“ Die Ravenclaw wollte bereits an dem Slytherin vorbei eilen, doch dieser versperrte ihr weiterhin den Weg.
 

„Wo ich schon einmal hier bin... Du erinnerst dich, dass unser erstes Aufeinandertreffen vor dem Schulzug nicht sonderlich glücklich war... deswegen, gebe ich dir die Chance es wieder gut zu machen. Ich warte nächsten Freitag nach dem Unterricht vor dem Schloss. Bring deinen Besen mit.“ Lily verschmälerte skeptisch ihrer Augen: „Wofür?“
 

„Wirst schon sehen. Wenn du dich traust wirst du auch erscheinen, Sevy...“ Mit einem abfälligen Mustern ließ der arrogante Slytherin von ihr ab und ging seines Weges. Lily starrte ihn grimmig hinterher. So. Ein. Idiot. Da kam immer wieder Freude auf...

Nun musste sie aber selber auch gehen...

Haarige Katastrophe!

Fett.

Lily seufzte genervt.

Gerade sie hatte es jetzt unbedingt nötig. Wie schaffte sie es bloß?

Kaum vergaß sie einmal am Vorabend zu duschen und schon fingen ihre Haare an zu fetten. Das war echt nicht mehr normal. Und dabei achtete sie auf halbwegs ausgewogene und gesunde Kost und wusch sich das Shampoo immer ordentlich aus den Haaren. Doch nichts half wirklich gegen dieses ewige Problem.
 

Immerhin erweckte sie somit den Eindruck als hätte sie mehrere Tage nicht mehr geduscht. Ihre eigene Haare beleidigten sie. So was verräterisches aber auch! Das konnte aber wohl kaum daran liegen, das ein gewisser Herr Professor mit sichtlich ungepflegter Haarpracht sich ihr biologischer Erzeuger schimpfte. Oder? Wenn ihr Problem sich auf genetische Gründe zurückführen ließ, dann war dies eine der Dinge auf die sie verzichtet hätte von ihrem ach so geschätztem werten Herrn Vater zu übernehmen.
 

Und gerade ihn zu fragen ob es etwas dagegen gäbe käme einem Himmelfahrtskommando gleich. Sie hatte in ihrem bisherigen Leben nie sonderlich viel Glück gehabt, aber ihr eigenes Unheil bewusst und provokativ heraufbeschwören, darauf konnte sie gut und gerne verzichten...
 

Na jedenfalls konnte sie sich so nicht vor den anderen Schülern blicken lassen, ohne dass diese ihre eigene Meinung dazu bildeten, da war sich Lily sicher und knurrte ihr Spiegelbild missmutig an. Das hieß wohl einfach ab unter die Dusche und das täglich plagenden Prozedere durchstehen. Die junge Evans wartete bis der Großteil der Mädchen, wenn nicht sogar alle aus dem Bad entschwanden. Sie selber würde vielleicht das Frühstück verpassen, aber das nahm sie in kauf. Denn schließlich gab es im Waisenhaus auch nicht immer regelmäßig was auf den Tisch.
 

Als die schwarzhaarige Ravenclaw glaubte, dass so gut wie alle Mädchen endlich fertig waren mit deren Morgentoilette so huschte sie mit ihren Duschsachen ins Mädchenbad des Hauses...
 

Die böse Überraschung traf Lily als sie zufällig in einem der Wandspiegel über den Waschbecken sah. Der Schaum des Pflegeproduktes verfärbte sich plötzlich. Auch nach dem intensiven Ausspülen ließ der Schreck nicht nach. Da hatte doch jemand tatsächlich sich einen schlechten Scherz erlaubt!
 

Fassungslos sah sie, dass ihre Haarfarbe zu einem türkis gewechselt hatte. Wer zum...? Die erstaunten großen Kindsaugen Lilys verdüsterten sich zunehmends. Und mit ihren wechselnden Emotionen sogleich auch ihre Haarfarbe- in ein weingleiches dunkelrot. Lily Severus besah ihre Flasche mit dem Haarpflegemittel und ging sicher, dass es auch ihr Produkt war. Und Tatsache. Es war ihr eigenes Shampoo.
 

Mit einer Hand rieb sie sich genervt seufzend ihre Nasenwurzel und überlegte. Wer nur erlaubte sich so einen Streich? Sie hatte doch keine offenen Probleme mit den meisten Mitschülern. Es stand jedenfalls fest, dass es jemand aus ihrem Haus sich diese kindliche Albernheit überlegt und in die Tat umgesetzt hatte. Anscheinend auch nicht willkürlich, oder? Doch darüber konnte sich das junge Mädchen später noch den Kopf zerbrechen und schlüpfte in ihre Schulsachen.

Große Klasse...

Da hätte sie sich ja das Haare waschen heute ja sparen können. Sie fiel so oder so auf. Mit den stetig wechselnden Haarfarben erst recht! Ein Glück, dass sie das Frühstücksmahl verpasst hatte...
 


 

Im Zaubertränke Unterricht hatte der düstere Lehrer nicht lange doziert, sondern seinen Schülern gleich einen Auftrag für die heutige Stunde gegeben. Glücklicherweise hatte Lily Severus es irgendwie fertig bekommen ihre Haarfarbe unter Kontrolle zu halten- sie waren schwarz. Um es weiterhin durch den Unterricht so unauffällig wie möglich zu schaffen, so blieb sie melancholisch und dachte an traurige Sachen und versuchte doch zeitgleich sich nicht all zu sehr zu verlieren während dem Unterricht.
 

Gerade von diesem Lehrer brauchte sie keine unnötige Aufmerksamkeit, weder wegen ihres kleines Problemes auf dem Kopf noch wegen vermeintlichen Nichtaufpassens. Er ignorierte sie auch weitestgehend bisher. Lediglich eine einzige Anmerkung entkam es schnarrend von ihm als er sich vor der Ravenclaw aufbaute als diese gerade dabei war ihren Arbeitsauftrag nachzugehen: „Nein, Evans... du nicht. Wir wollen doch nicht, dass sich Ravenclaw unterfordert fühlt... Du und deine Hauskameraden werdet mir etwas anderes Brauen.“
 

Bitte was? Mit erhobener Augenbraue starrte sie ihren Lehrer an. Ginny, die heute neben ihr saß horchte ebenfalls für einen Moment auf: Was sollte das denn wieder so freundlich heißen? „Professor?“

„Seite 147...“, sagte er so leise, dass die betroffenen Schüler es nur mit Mühen verstanden hatten. Ohne zu zögern kam sie dem nach und las das Rezept mit konzentriert verschmälerten Augen durch.
 

„A-aber, Sir... das Thema hatten wir nur am Rande angesprochen. Das ist nicht einfach!“, entkam es erstaunt feststellend und zu Snape aufblickend von der kleinen Evans. Ihre Haarfarbe reagierte sofort und änderte sich zu einem auffälligen gelb. Als die Klasse kicherte und Snape sie mit einer erhobenen Augenbraue spöttisch aber kommentarlos anschaute wurde es auch der Ravenclaw wieder bewusst. Verdammt wie peinlich... Leichte Röte zierten ihre blassen Wangen. Ginny selber hatte nur kurz die Augen aufgerissen, aber sonst nicht weiter darauf reagiert außer sich wieder ihrem Trank zu widmen.
 

„Was hast du denn erwartet? Sandkuchenbacken auf Niveau eines Muggel Kleinkindes?“, hörte Lily die tiefe strenge Stimme ihres Zaubertränkeprofessors höhnisch sagen.

„N-nein, Sir...“, erwiderte sie ruhig wobei ihre Haarfarbe sich nun in einen beruhig wirkenden Violett Ton umänderte. Dass es die Klasse amüsierte hörte Lily deutlich am leisen Kichern. Sie schwiegen zwar schnell wieder, aber die junge Ravenclaw konnte es sich denken was für ein jämmerliches Bild sie da gerade abgab. Auch der Hauslehrer Slytherins schien auf eine böswillige Art amüsiert, was durch ein entsprechendes aufgesetztes Grinsen zur Geltung kam.
 

Und bevor Lily sich bemühen konnte konzentriert das Rezept vor ihr überhaupt nachzuvollziehen so landete ein schweres ledergebundenes Buch direkt vor ihrer Nase. Sie sah zu ihrem finsteren Lehrer auf, der das Buch soeben von seinem Pult hergezaubert und auf ihren Tisch hart aufkommen lassen hatte. Was wollte er nun schon wieder? „Nun vielleicht probierst du es doch eher mit dem Rezept auf der Seite 247...“ Skeptisch wanderten ihre Augen wieder herab. Zögerlich schlug sie die Seite auf. Snape erwartete da ja etwas... stand weiterhin vor ihr und fixierte sie ausdruckslos mit seinen obsidianfarbenen Augen. Und auf der aufgeschlagenen Seite las Lily:
 

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Kapitel 37- 'Tränke zur Abhilfe von Nebenwirkungen von allgemeinen Haartränken'
 

Info:

Zur Ernüchterung von fehlgewirktem, unsachgemäß gebrauten oder angewendeten und anderen Substanzen, die verändernde Eigenschaften des Körpers nach Einnahme oder anderwertigen in Berührung Kommens zur Folge haben. Ausgenommen sind jegliche Zustandsänderungen der inneren Organe und nicht Sichtbarem- siehe entsprechende Literatur zu den Themengebieten 'Heilung' und 'Zauberhafte Medizin' im Vermerk.
 

Dieser Trank eignet sich für Fälle von:
 

-Haarverlust

-Haarzuwachs

-Haarveränderungen (Länge, Farbe und Eigenschaften)

-Allergische Reaktionen (veränderte Haut, Augenreizungen und ähnliche äußerlich erkennbare Beschwerden)
 

Zutaten:
 

-3 ½ Alraunenknollen, fein geschnitten und anschließend pulvergleich gemahlen

- 3/4 Fingerhut voll Drachenspeichel (Schwarzer Hebride), exakt ¾! Minimal verdünnt mit 0,01ml

frisch gequetschter Ingwersaft

-1 Blüte der Affodill so zermahlen, dass feiner und(!) leicht glänzender Staub entsteht

-1 Fledermausmilz

-2 nordische Nirnwurze (rot und grün), die Wurzeln fein zerhacken, dass diese nicht größer als ein kleiner Fingernagel, aber auch nicht kleiner als ein durchschnittlicher Kieselstein werden. Die Blüten selber werden einzelnd(!) kreuzweise geschnitten und dürfen nicht in mit der andersfarbigen in Berührung kommen.
 

Bereiten Sie die Zutaten exakt wie oben angegeben vor und vermeiden Sie länger als 30 Minuten die frische Zutaten ungenutzt zu lassen, da sonst der Trank nicht die gewünschte Konsistenz erreicht und die Wirkung des Produktes womöglich ganz ausbleibt. Die Kesseltemperatur darf zum Zeitpunkt der Zugabe der Zutaten nicht heißer als 275°Celsius betragen! Achten Sie darauf in gleichmäßigem Tempo zu rühren.
 

Zubereitung:
 

1.Geben Sie während des langsamen Rührens (entgegen des Uhrzeigersinns!) 2/3 des

Drachenspeichels aus dem Fingerhut vorsichtig zu. Den Rest verwenden Sie später.
 

2. Während die geschnittenen Knollen der Alraune hinzugeben, achten Sie darauf das Feuer unter

ihrem Kessel etwas zu reduzieren, die Temperatur sollte sollte aber nicht unter 265,9° fallen!
 

3. Rühren Sie nun 5 Minuten ununterbrochen im Uhrzeigersinn und vermeiden Sie in der Zeit ihr

Tempo zu erhöhen oder zu verringern. Bleiben Sie konzentriert! Die Farbe Ihres Trankes sollte

Nesselgrün sein.
 

4. Sie fügen nun die Fledermausmilz hinzu und erhitzen erneut ihren Kessel auf exakt 275° und

lassen en Trank für 150 Sekunden genau ziehen. Abweichungen von 1 Sekunde sind tolerierbar

aber nicht empfehelenswert. Der Trank sollte mittlerweile eine bernsteinfarben sein. Und die

Konsistenz nicht mehr zu wässrig.
 

5.Fügen Sie den feinen Staub der Affodill Blüte hinzu und rühren gleichmäßig für 53 Sekunden im

Unhrzeigersinn und 43 Sekunden in entgegengesetzter Richtung. Die Farbe des Trankes sollte

ein dunkles Violett sein.
 

6. Fügen Sie den Rest des Drachenspeichels hinzu. Rühren Sie nicht. Warten Sie bis der Trank leise

brodelt.
 

7.Die rote Nirnwurz streuen sie verteilt in Ihren Kessel. Warten Sie 2-3 Minuten. Dann ergänzen Sie

Ihrer Brühe den grünen Nirnwurz, den Sie schrittweise während des Rührens hinzugeben. Achten

Sie darauf, dass der Trank seine Farbe und Konsistenz weiter beibehält.
 

8.Sollten die Zutaten soweit einwandfrei mit der Brühe fungieren, deckeln Sie Ihren Kessel und

lassen es mindesten für 5 Minuten köcheln. Dann stellen Sie die Flamme ab und lassen den

fertigen Trank weitere 10 bis 15 Minuten ziehen.
 

Sollte beim Brauen etwas schief gehen, versuchen Sie es erneut. Selbstversuche zum Neutraliseren der eigenen Fehler sind abzuraten und nur unter Aufsicht von erfahrenen Experten durchzuführen! Explosionsgefahr!
 

Zubereitungszeit: ca. 30-45 Minuten
 

Ziehzeit: 15 Minuten
 

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Die Zubereitungszeit mag zwar gerade noch machbar sein... aber die Herstellung schien etwas... sehr streng. Lily sah kurz kritisch blickend zur Titelseite des schwer gewichtigen Fachbuches. Mit Sicherheit nichts für ungeübte Anfänger, dachte das Mädchen sich. Und tatsächlich...
 

'Wirkungen und Gegenmaßnahmen von speziellen Tränken- Ein Nachschlagewerk für jeden Fortgeschrittenen und Experten' Mit weit aufgerissenen Augen sah sie zu ihrem düsteren Lehrer auf- die Haare wieder gelb werdend: „D-das ist doch ein schlechter Witz?!“

„Erzähl mir das mit einem gewissen Ernst!“, er deutete damit ihr Haarfarbwecheln an „Zumindest habe ich kein derartiges Haar Problem...“, zischte Snape finster. Wieder vereinzeltes Kichern im Hintergrund. Lily sah nun auch verdüsterter ihrem Lehrer in die dunklen Augen- die Haarfarbe nun auf dunkelrot umwandelnd.
 

Und ob er eines hatte, ein sehr fettiges Problem sogar... Und wie gerne würde sie es ihm sagen, dass er so was wie Shampoo mehr als nötig gehabt hatte. Doch hier siegte ihre Vernunft. Und der Mut fehlte ihr ja leider ohnehin von vornherein.

„Fang. An.“, knurrte er nun drohend und verschränkte die Arme vor seiner Brust, „Wenn du dein Problemchen heute noch in den Griff bekommen willst... sofern es dir überhaupt gelingen sollte den Trank ordnungsgemäß zu brauen, ohne dass dieser ständig seine Farbe ändert- ähnlich wie deine Haare...“ Und damit wandte er sich mit Genugtuung von der Ravenclaw ab. Es herrschte kurz darauf wieder Totenstille und jeder Schüler bearbeitete seinen Trank. Lily Severus schnaubte kurz, bemühte sich jedoch an der ihr zugetragenen 'Sonderaufgabe'.
 

Auch als Snape wieder seine Kontrollgänge durch die Reihen machte ließ sich Lily nicht aus der Ruhe bringen. Dieser unmögliche Mann, der sich eine Lehrkraft schimpfte hatte sie genug zum Spott der Klasse und spätestens zur Mittagspause in der ganzen Schule gemacht. Grimmig blickend bereitete sie einige Zutaten sorgfältig vor, während sie dabei noch ihrem Kessel in Auge behielt, dass dieser die angegebene Temperatur nicht überstieg.
 

In der Reihe hinter ihr vernahm Lily Severus vereinzeltes Puffen und ein überbrodeln eines anderen Kessels, der jedoch sofort verstummte als der Hauslehrer Slytherins eingriff. „Jämmerliche Anfängerfehler. Noch einmal anfangen! Und wer nicht heute fertig wird, das gilt für jeden von euch Banausen, schreibt mir ein Aufsatz über diesen Trank und wie er ordnungsgemäß gebraut wird! Und ihr beiden erläutert mir zusätzlich noch eure Fehler...“, kommentierte der misslaunige Meister der Zaubertränke düster.
 

Na große Klasse...

Galt das auch für die junge Evans, die aufgrund ihres Sonderauftrages verhindert war den Trank der heutigen Stunde zu brauen? Als wenn ihr beleidigender Lehrer ihre Gedanken gelesen hätte, oder zumindest sie auch mal bedacht hatte, fügte dieser noch mit öliger Stimme hinzu: „Das schließt dich nicht aus, Evans, trotz deiner... Extra Aufgabe. Für eine Ravenclaw die du sichtlich eine bist, sollte es wohl kein Problem darstellen zu dem gewöhnlichen Unterrichtsstoff noch deine Zusatzaufgaben zu protokollieren, nicht wahr?“
 

Dieser fiese...!!

Sie wollte den Gedanken nicht zu ende denken... Er war einfach nur gemein. Die Weasley zu ihrer Seite strich ihr tröstend einmal über den ihr zugekehrten Arm und schaute bemitleidend bevor sie wieder auf ihren Trank achtete. Ernst blickend fuhr Lily nun mit dem eigentlichen Brauen fort. Die Zutaten waren bereits vorbereitet und der Kessel, oder genauer gesagt der darinnen befindliche Sud hatte die exakte Temperatur erreicht zu der man die ersten Zutaten hinein geben musste. Dafür hatte man keine Zeit der Welt...
 


 

Als alle Schüler nach dem Unterricht ihre Proben zur Benotung abgegeben hatten eilte die für gewöhnlich dunkelhaarige Ravenclaw aus dem Klassenraum- dicht gefolgt von Ginny. „Das war echt fies von der blöden Fledermaus“, versuchte die rothaarige Gryffindor ihre Mitschülerin zu trösten. Diese erwiderte zunächst nichts, auch nicht als die Weasley ihr erneut mit einer Hand über einen Arm sachte strich.
 

„Lily Sev?“, versuchte Ginny erneut ihre Ravenclaw Freundin anzusprechen, „Vergiss den Fiesling von einem Lehrer.“ „Das ist es nicht, Ginny. Nicht nur zumindest...“, antwortete nun die Schwarzhaarige etwas ungehalten. Die junge Weasley erhob fragend eine Augenbraue und ließ die Evans nicht aus den Augen: „Dann erkläre es mir doch! Vielleicht kann ich dir helfen! Bitte lass mich dich verstehen, Lily Sev...“ Die Angesprochene schwieg wieder erst einmal.
 

Es war schon schlimm genug während des Tränkeunterrichts und überhaupt hier an der Schule zu ignorieren, dass Snape ihr leiblicher Vater war, aber gerade ärgerte sich das Mädchen über etwas anderes. Wollte sie sich der hilfsbereiten Ginny erklären? Sie mit ihren Problemen belasten mit denen die Rothaarige nichts zu tun hatte? Nein, das empfand Lily für unklug. Äußerst unklug...
 

Bevor die beiden eiligen Schrittes weiter liefen, packte Ginny Lilys Robenärmel und stoppte abrupt. Sie wollte unbedingt eine ernst gemeinte Antwort! Und entsprechend ernst sah das Mädchen ihren dunkelhaarigen Gegenüber an.

„Ginny...“

Sie meinte es sichtlich ernst. Lilys Erstaunen hatte wieder dafür gesorgt, dass ihre dunkelrote Haarpracht wieder in einen türkisen Ton umgewandelt hatte. Und noch ehe die junge Ravenclaw etwas entgegensetzen konnte, deutete Ginny bereits auf ihre Haare: „Ist es deswegen? Deinen Haaren?“
 

Tatsache.

Lily Severus' Verlegenheit sorgte nun dafür, dass der Haar Ton in zartes Rosa umfärbte. Ginny lächelte schon fast: „Dir kann man schon ansehen was du denkst... oder gerade fühlst.“ „Äh...“, erklang es sehr geistreich von der nun Errötenden.

„Und so wie du drauf bist, hast du wohl nicht freiwillig dir etwas in die Haare getan, habe ich Recht?“

Durchschaut.

Dass es so auffällig war hätte man wohl denken können, aber nun konnte die Evans nichts mehr abstreiten ohne eine nachvollziehbare Lüge zu erfinden. Schließlich nickte sie bejahend: „Ja. Ist mir heute morgen beim Duschen passiert, Ginny. Jemand hat etwas in mein Shampoo getan...“
 

Nun wirkte das Weasley Mädchen überrascht: „Ach echt? Aber warum sollte jemand dir was in dein Shampoo tun? Vielleicht ist es nur ein blöder Streich?“ Lily zuckte die Achseln: „Ich weiß es nicht. Eine Vermutung habe ich zwar, aber keinen Beweis. Fest steht, dass es sich um jemanden aus meinem Haus handelt. Das schließt den Kreis der Verdächtigen zwar etwas ein, aber dennoch könnte es jeder von ihnen gewesen sein. Abgesehen von Luna. Ihr vertraue ich.“
 

„Vielleicht solltest du mit einem Lehrer darüber sprechen?“, schlug die junge Gryffindor vor. Doch Lily schien nicht begeistert: „Ungerne.“

„Aber...“

„Ich weiß, du meinst es nur gut, Ginny. Und ich weiß es zu schätzen, dass du dich um mich sorgst, aber erst einmal möchte ich mich alleine um das Problem kümmern.“ Nun war Ginny nicht begeistert und schaute ihren Gegenüber mit verschränkten Armen verdustert an.
 

„Ähm...“, Lily blickte verlegen zur Seite, „Sollte ich es nicht allein klären können, wende ich mich an einen Lehrer. Einverstanden?“ Darauf nickte die Rothaarige stumm, lächelte leis wenn auch etwas gezwungen. Und ehe sich beide trennten ihrer Stundenpläne willen, kommentierte Ginny: „Ich finde, dass deine natürliche Haarfarbe dir bei weitem am besten steht.“ Und damit eilte die Weasley beinahe hüpfend durch die Schulkorridore und ließ eine sichtlich beschämte Lily Severus Evans zurück...
 

Die großen grünfarbenen Kinderaugen verfolgten noch Ginny bis diese außer Sichtweite war und merkte nicht wie an ihr vorbeilaufende Schüler leise kicherten, denn Lilys Haarfarbe intensivierte sich zu einem stärkeren Rosa. Die Evans eilte nun selber durch die Schulkorridore in Richtung Bibliothek, da sie glücklicherweise eine Freistunde hatte.
 

Obwohl... sie bräuchte eine Kopfbedeckung um nicht noch mehr angestarrt und belächelt zu werden. Aber das wiederum sah hier in der Schule auch seltsam aus, wenn sie mit einer Mütze herumlief, insbesondere innerhalb des Gebäudes. Aber anders wusste sie sich gerade auch nicht zu helfen. Also machte sie einen kurzen Abstecher in den Ravenclaw Turm und bedeckte ihr Haupthaar unter einer verblichenen grauen alten Wollmütze und eilte wieder in schnellerem Schritt Richtung Schulbibliothek.
 

Hoffentlich würde Lily Severus da irgendwie fündig werden was zur Lösung ihres Problemes half oder zumindest ihr die Sicherheit gab, dass die Wirkung der Substanz in ihrem Shampoo nur von kurzer Dauer war. Direkt vor dem Eingang traf sie direkt auf eine weitere Schülerin die wohl auch die Absicht hatte die Bibliothek zu besuchen. Eine brünette Gryffindor: „Oh, entschuldige. Du willst wohl auch hier rein?“
 

Lily nickte, hielt dann aber die Tür und ließ das andere Mädchen zuerst eintreten. Diese bedankte sich, wenn auch etwas hochnäsig. „Gerne“, erwiderte Lily höflich. Die brünette wandte sich kurz zu Lily um.

„Ich sehe dich zum ersten Mal hier. Suchst du etwas bestimmtes? Ich kann dir vielleicht behilflich sein... ähm...“, setzte der Wuschelkopf an und erwartete mit verzogener Miene darauf, dass sich ihr Gegenüber mit der Mütze vorstellte.

„Evans. Lily Severus Evans.“

„Oh...“
 

Nun lächelte auch die Ravenclaw. Anscheinend erweckte sie wieder den Eindruck ein Junge zu sein. Irgendwie belustigend. Und bevor die Gryffindor entschuldigend etwas erwidern konnte, kam ihr Lily Severus aber auch schon zuvor: „Schon gut. Ist für mich nicht das erste Mal, dass man mich für einen Jungen hält. Bin ich wohl teils selber schuld.“ Die Zweitklässlerin mit den großen braunen Augen musterte vielsagend ihren Gegenüber und bestätigte deren Aussage stumm nickend.
 

„Du bist doch... eine Freundin von James, oder? Und diesem Weasley Jungen?“ Zunächst blickte die Braunäugige den Ravenclaw fragend an, aber bei der Erwähnung von Rons Namen fiel ihr dann auch schon sofort der Groschen: „Ah, du meinst Harry und Ron?“ „Kann sein, mir ist da der Name von Ginnys Bruder leider entfallen.“
 

„Schon ok. Muss man sich nicht merken“, spotte die Gryffindor Zweitklässlerin über den dusseligen Weasley, „Ich bin Hermione Granger. Also was brauchst du?“ Lily überlegte kurz wie sie formulieren sollte ohne viel von ihrem Problem preiszugeben.

„Ich glaube etwas wie ein Tränkebuch oder Nachschlagewerk gegen die Wirkung von … spezielleren Tränken würde mir genügen“, antwortete die Ravenclaw schließlich.
 

Hermine überlegte nicht lang und deutete bereits in einen der vielen Seitengänge der Bücherregale: „Da dürftest du fündig werden. Du hattest wohl eben Zaubertränke bei Snape, nicht wahr? Aber ich brauche ebenfalls ein Buch für dieses Fach, also komm ich ein Stück mit.“ Und damit liefen die beiden Mädchen und schlugen die gewünschte Richtung ein und hielten dann vor den hohen Bücherregalen.
 

Während Hermine recht schnell fündig würde, so suchte Lily Severus angestrengt nach einem Buch das ihr nützen könnte. Doch auf die Schnelle fand sie nichts. Sie blätterte durch einige Lektüren, doch nichts brauchbares fand sie darin. Immerhin wusste sie auch nicht ganz genau gegen welche Art von Substanz sie Hilfe suchte.
 

Ihren Tränkeprofessor konnte und wollte sie nicht fragen. Er hatte sie zwar gezwungen etwas zu Brauen das angeblich ihr Problem lösen sollte. Doch anscheinend nicht zufriedenstellend- sonst hätte er ihr unbedenklich eine Probe ihres Trankes mitgeben können. Sie seufzte und wälzte sich durch weitere Bücher... ohne Erfolg.
 

„Ah Miss Evans! Hier stecken Sie also.“ Lily blickte verwundert zu ihrem kleinwüchsigen Hauslehrer herunter und lächelte höflich: „Professor?“

„Ist Ihnen denn nicht warm unter der Mütze?“, fragte der sympathische Lehrer für Zauberkunst. Lily verneinte: „Ich bin ja eh gleich wieder draußen, da ich nur kurz etwas nachschlagen wollte.“
 

„Ah gut. Sehr fleißig. Jedenfalls habe ich Sie gerade gesucht. Severus meinte, Sie hätten etwas in seinem Unterricht vergessen.“ Nun sah Lily Severus Professor Flitwick mit einer erhobener Augenbraue fragend an. Und da holte er auch schon eine kleine Phiole aus seinen Ärmeln und überreichte es seiner Schülerin, die skeptisch das Gefäß begutachtete. Komisch. Es kam ihr nicht bekannt vor... Die Beschriftung lautete: Sieben Tropfen Lösung->Ernüchterung
 

„Danke Professor. Es tut mir leid, dass Sie die Mühe hatten...“, erklärte sich Lily. Der Hauslehrer Ravenclaws verabschiedete sich: „Schon gut. Wir sehen uns ja nach der Mittagspause im Unterricht wieder, Miss Evans.“ Lily nickte ihm zu und widmete sich wieder ihrer Probe. Sie war sich sicher nichts vergessen zu haben als sie die Kerker verließ. Oder war dies etwa...? Lilys Augen öffneten sich weit.
 

Ernüchterung... Ernüchterung schien ein Schlagwort zu sein. Da war doch etwas gewesen. Er-Nüchterung... Nüchtern... Klar-> sich klären, nein aufklaren-ja das war es! Ah ja! Ein Trank zur Aufhebung der Wirkung war es also nicht wonach sie suchen sollte, sondern einer, der die Wirkung neutralisierte! Der Rest würde dann auf natürlichem Wege abgebaut werden. Ah so war das also! Lily schlug sich nach kurzem Grübeln und dieser Erkenntnis mit ihrer Handfläche gegen die Stirn.
 

Sicher...
 

'Trank der Ernüchterung' war die Lösung! Den sollte sie doch heute Brauen, oder nicht? Auf den Namen hatte sie nicht geachtet so sehr war sie konzentriert gewesen korrekt den Trank herzustellen. Na immerhin kam ihr schlussendlich die Erleuchtung und nun musste sie nur noch gezielt nach dem Trank und dessen Wirkung und Anwendung suchen...
 

Okay, ihr Vater hatte da eine eindeutige Hilfestellung gegeben. So sehr sie ihn im Unterricht verfluchte, umso dankbarer war sie dafür, dass er sich dennoch herabgelassen hatte ihr das passende Mittel zur Verfügung zu stellen. Und immerhin wurde das Mädchen nun auch relativ schnell fündig und überflog einige Seiten Text:
 

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'Trank der Ernüchterung'
 

(… )je nach Schwere der Folgen eines missglückten Trankes oder einem Experimentes benötigt man einige oder wenige Tropen dieses Trankes und fügt es der zu der Ursache Quelle hinzu, sofern es noch möglich ist; für andere Fälle lesen Sie die unten aufgeführte Anmerkung. Das Konzentrat in verdünnter Form kann ebenfalls angewendet werden als.(...)
 

(… )die vorgeschrieben Dosis sollte von einem Experten empfohlen werden! Sonst entfaltet sich die Gegenmaßnahme nicht wie gewünscht. Für gewöhnlich ist eine Anwendung länger als drei Tage nicht notwendig... Im Falle einer vorgeschrieben Dosis in Form einer Phiole, so ist diese aufzubrauchen, sollte jedoch nach einer Woche nicht mehr angewendet werden(...)
 

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Damit schlug Lily Severus das Buch zu und stellte es wieder an seinem Platz. Sie war sichtlich erleichtert. Die im besten Falle Drei-Tage-Kur würde sie ab heute beginnen. Und hoffentlich würde sie bis Freitag nicht unnötig auf einen gewissen Slytherin treffen sofern dieser es nicht bereits selber mitbekommen was für eine Art Problemchen die junge Erstklässlerin belastete...

Immer nur Ärger!

Der Freitag war hereingebrochen und die Flugstunde bei Professor Hooch verging sprichwörtlich wie im Fluge. Mit dem Flugunterricht endete der Unterrichtstag der Erstklässler von Hogwarts.
 

Lily Severus war gerade dabei ihren Besen wieder abzugeben als ihr wieder etwas einfiel. Direkt im Anschluss würde sie auf Draco treffen. Und er bestand darauf, dass sie mit einem Besen antanzte.

Na wunderbar.

Sich mit einem der Schulbesen davonzuschleichen war so unauffällig als wenn wie der Schulleiter mit rasiertem Bart durch das Schloss gehen würde.
 

Sollte sie auf Malfoys kindische Provokation überhaupt hingehen? Ihre Vernunft sagte ganz klar: nein. Wer wusste nämlich schon was der junge Slytherin da abziehen mochte. Dass es etwas freundschaftliches sein würde, schien ein wenig unwahrscheinlich und eher abwegig- wenn auch nicht gänzlich ausgeschlossen. Doch es sprach viel dafür, dass der vor dem Bahnhof Beleidigte sich entsprechend revanchieren würde. Sprich: es hieß nichts gutes.
 

Und unnötigen Ärger in der Schule galt es ebenfalls zu vermeiden. Andererseits würde der Junge auch keine Ruhe geben wollen und sie womöglich noch als feige beschimpfen sollte sie nicht erscheinen. Das machte es unterm Strich auch nicht besser. Also musste sich Lily etwas einfallen lassen um mit dem Besen nach Unterrichtsschluss zu entschwinden. Und es war bereits Unterrichtsschluss!

Draco Malfoy wartete bestimmt schon irgendwo in der Nähe.
 

„Madam Hooch?“ Oh weh, eine schlechte Ausrede musste her. Die Lehrerin für Flugstunden wandte sich zu der Schülerin rum: „Was gibt es, Evans? Irgendwelche Fragen?“
 

„Nun, ja... ich “, begann die Ravenclaw zögerlich, „ich dachte daran, dass ich irgendwann versuchen will in die Quidditch Mannschaft meines Hauses zu kommen... und ich dachte, dass ich vorher vielleicht etwas dafür tun sollte“

„Es ist lobenswert unter meinen Schülern jemanden mit Ehrgeiz zu finden. Sofern es Ihnen ernst ist würde ich vorschlagen Sie wenden sich an den Kapitän der Ravenclaw Mannschaft und fragen ob Sie ihnen beim Training zuschauen dürfen. Und was das Fliegen anbetrifft... Ich denke, dass Sie und Ihre Mitschüler am Ende des Schuljahres hervorragend die Grundlagen beherrschen werden. Sie zählen jedenfalls zu den talentierteren Schülern und entsprechen meinen Erwartungen.“
 

„Danke, Professor. Und da komme ich auch schon auf den nächsten Punkt...“, oh weh eine Lehrkraft ins Gesicht zu lügen kam Lily immer falscher vor, „Ich habe da gerade so eine Theorie wie man auf dem Besen besser fliegen könnte.“ Die disziplinierte Lehrerin mit den güldenen Augen hob verwundert die Augenbrauen hoch: „Tatsächlich, meinen Sie? Eine Erstklässlerin, die gerade erst am Anfang ihrer Flugkarriere steht, stellt schon Theorien für verbesserte Flugtaktiken und-strategien auf? Dann lassen Sie mich hören. Ich kenne mich da nämlich ziemlich gut aus.“
 

Nun wurde es brenzlig. Irgendwie musste die Ravenclaw doch ausweichen.

„Ehrlich gesagt wollte ich noch prüfen inwieweit meine Idee stimmt“

„Ihre Theorie wollten Sie sagen...“

„Ja, Madam Hooch. Deswegen wollte ich fragen, ob ich heute noch ein wenig außerhalb vom Unterricht fliegen darf? Zu Lernzwecken versteht sich.“ Jetzt war es raus. Nie und nimmer würde eine vernünftige Lehrkraft unbeaufsichtigt einen Schüler hier auf dem freien Schulgelände herum fliegen lassen. In Erwartung auf eine ablehnende Antwort blickte Lily Severus demütig zu Boden. Doch sie wurde überrascht. Die relativ strenge Lehrerin lachte trocken auf, was Lily fragend wieder den Blick erheben ließ. Lehrer waren schon irgendwie seltsame Wesen...
 

„Es ist lange her, dass ein Schüler von sich aus fragt, ob er nach dem Unterricht noch lernen darf. Die meisten von ihnen sind schon froh ohne blaue Flecken nach dem Unterricht verschwinden zu dürfen. Ehrgeiz ist immer vorbildlich und schätzenswert. Das spricht für Sie, Evans, wenn Sie in das Hausteam aufgenommen werden wollen. Hm. Aber ohne Aufsicht wird das etwas schwierig werden. Ich habe gleich eine Konferenz mit den Kollegen, aber nächste Woche dürfte gehen. Und auf diese Spontanität findet sich heute niemand mehr...“
 

„Bitte Professor, nur eine halbe Stunde. Ich verspreche hier in Sichtweite zu bleiben“, flehte Lily. Die Professorin musterte ihre Schülerin wieder ernsthaft aber zweifelnden Blickes.

„Also schön. Ich werde es ausnahmsweise einmal probieren. Das bleibt aber unter uns. Ärger von der Schulleitung brauchen wir beide nicht, ja? Und mehr als 15 Minuten werden es nicht werden. Ich werde umgehend jemanden vorbeischicken.“ Strahlend bedankte sich Lily und verabschiedete sich von der Lehrerin.
 


 

Draco wartete bereits. Natürlich waren seine beiden Bodyguards auch mit von der Partie. Allesamt mit protzigen Besen der aktuellsten Oberklassen Art ausgestattet. Der blonde Malfoy grinste selbstgefällig. Die Schwarzhaarige hielt in gebührendem Abstand vor den dreien an und musterte sie alle abwechselnd sichtlich skeptisch und nicht begeistert. „Hier bin ich. Was willst du, Malfoy?“
 

„Wie ich sehe hast du sogar einen Besen dabei. Sehr gut“, merkte der junge Slytherin Zweitklässler abfällig an.

„Obwohl ich anzweifeln mag, dass es überhaupt eine gute Idee war gegen meine eigenen Prinzipien und womöglich die Schulordnung zu verstoßen... ja Malfoy, ich bin an einem der Schulbesen herangekommen. Die Erstklässler dürfen ja noch keinen Eigenen besitzen“, erwiderte Lily hörbar alles andere als vergnügt und freiwillig.
 

„Uh. Miss Oberwichtig zeigt sich von ihrer besten Seite“, spottete der blonde Slytherin unbeeindruckt während Crabbe und Goyle einstimmig und sehr intelligent mit in das 'Uuuuh' einklangen. Lily ließ ihn weiterhin nicht aus den Augen. Fliegen außerhalb der Schulstunden war eigentlich nicht erlaubt, wobei sie sich soeben noch 15 Minuten frei erkauft hatte irgendwie, aber sie hoffte dennoch innig, dass sich das Fliegen vermeiden ließ. Denn Lehrer zu belügen und gar Regeln zu verletzen mochte sie nicht. Diese Ungehorsamkeiten bargen unnötig Strafen mit sich, was sie noch aus dem Waisenhaus kannte; zumal die Regeln üblicherweise wohl auch ihren guten Grund hatten.
 

Er zeigte ihr daraufhin ein bronzenes Kruzifix mit Kette die er ihr vorhielt und fragte spitzbübisch: “Kommt es dir bekannt vor, Evans?“ Panisch fasste das Mädchen sich an die Brust, tastete diese hastig aber vergebens ab und sicherheitshalber lugte sie flüchtig unter ihren Hemden.

Verdammt.

Das war ihr Kruzifix!
 

Wie kam der Junge bloß daran...? Ein Slytherin kann unmöglich..., mutmaßte Lily Severus anfänglich bevor ihr die Erkenntnis kam und sie ein wenig mehr Gesichtsfarbe verlor. Doch nicht etwa... Nein... diese Swanson... Sie musste es gewesen sein! So elende Schufte steckten also gemeinsam unter einer Decke?! Diese doofe Nuss nutzte aber auch jede Gelegenheit, die sich bot um die Jüngere zu ärgern. Die Sache mit dem Shampoo konnte man ihr ebenso in die Schuhe schieben, da war sich die Evans sicher, wenn auch leider bisher beweislos...
 

„Gib es sofort wieder her!“, verlangte Lily fordernd.

„Ah, ah, ah! Das wirst du dir erst einmal verdienen müssen. Crabbe, Goyle... ihr wisst bescheid.“ Damit hoben die drei Slytherin mit einem hämischen Grinsen in die Lüfte. Verdammt! Das hatten sie also geplant. Sie zogen sie mit so einem Mist auf. Es konnte doch einfach nicht wahr sein, dass sich die Ravenclaw die eigentlich für gewöhnlich Verstand vor Taten walten ließ, dass ausgerechnet sie sich auf dieses Kindergarten Niveau herab begeben musste. Aber diesmal musste es wohl sein-leider.
 

Ein Lehrer fand sich auf die Schnelle nicht, weil Lehrerkonferenz. Also hieß es wohl oder übel, selber auf das Spiel einzugehen auch wenn das alles andere als klug war.

Wütend machte es die Ravenclaw ihnen gleich und stieß sich mit dem Besen vom Boden ab. Diese Frechheit ließ das Mädchen nicht auf sich sitzen, schließlich bedeutete ihr der Anhänger etwas.
 

Die drei Zweitklässler bildeten einen Kreis um die Erstklässlerin und warfen sich gegenseitig die Kette zu wenn sich Lily auch nur einem von ihnen näherte. Lass bloß kein Vertrauensschüler oder doch zufällig ein Lehrer in der Nähe sein, hoffte sich die kleine Evans inständig.
 

„Streng dich doch etwas mehr an, Sevy! “, kam es höhnend vom Malfoy. Dessen Handlanger lachten bloß während sie weiterhin ihr Spielchen trieben. „Na vielleicht sollten wir dich etwas mehr fordern.“

„Halt die Klappe und gib mein Kruzifix wieder her!“ Dracos Augen glitzerten widerwärtig: „So einfach machen wir es dir nicht, Evans. Ist doch so, nicht wahr, Jungs?“ Ein Lachen dererseits bestätigten die Dummheit ihres Anführers. Naja vielleicht nicht Dummheit, aber Gemeinheit.
 

Das junge Mädchen trieb den Schulbesen zu Höchstleistungen an, und dennoch gelang es ihr nicht mitzuhalten. Tja ein Schulbesen konnte man schlecht mit denen ihrer Kontrahenten vergleichen und dennoch holte Lily das Beste aus den Besen raus wie irgendmöglich.
 

„Jaja, es tut mir ja leid für die Sache am Bahnhof, Malfoy. Sei du bitte mal so freundlich und hörst endlich mit dem Schabernack auf!“, versuchte die kleine Ravenclaw erneut mit Vernunft ihren Gegner zu überreden. Doch dieser schien seinen Spaß zu genießen und entgegnete bloß: „Jetzt, wo es anfängt, Spaß zu machen? Nee, kannst du knicken. Mir fällt da gerade was weitaus besseres ein.“ Ein bösartiges Grinsen schlich sich auf die Lippen des hochnäsigen Slytherins.
 

Nun flogen auch die drei aktiver und machten es damit Lily Severus mit ihrem läppischen Schulbesen das Leben schwer. „Crabbe, Goyle. Ihr wartet hier und achtet drauf, dass keiner uns folgt oder verdächtigt, kapiert?“, befahl der Blonde seinen Untergebenen zischend. „Du willst echt...?“, hakte der eine Hauskollege von Malfoy nach während der andere nur schluckend nickte und sich abbremste. Was war nun schon wieder, dachte sich Lily und kniff die Augen zusammen und versuchte eine Erklärung zu finden. Aber die ließ auch so nicht lange auf sich warten. Draco düste bereits auf den Verbotenen Wald zu.
 

Na große Klasse, wenn da jetzt nicht noch mehr dahintersteckte als nur sie neckisch aufzuziehen. Der Typ hatte doch anscheinend einen Plan. Einen ganz und gar miesen Plan, wie sie schlussfolgern musste. Trotz allem eilte Lily auf ihrem Besen dem Vordermann hinterher und schob die Überlegungen nach möglichen Konsequenzen sollte man sie hier erwischen erst einmal beiseite.
 

Immer tiefer in den Wald flogen sie. Verdammt, wie weit wollte der Slytherin sie noch in den Scheiß hineinreiten? Kaum dachte das Mädchen genervt dies so merkte sie schon, dass Draco die Kette fallen ließ und scharf eine Kurve flog und auf sie zugeflogen kam. Er wirkte siegessicher auf einer arroganten Art. Diese freche Überheblichkeit zeigte sich, dass er beim Vorbeiflug Lily böse überraschte und mit einem Seitenkick vom Besen stieß ehe sie noch reagieren konnte. Die Schwarzhaarige schlug unsanft auf dem harten Boden auf: „Gyah! Argh... Autsch... SAG MAL, SPINNST DU NUN VÖLLIG!“ Finster schaute sie zum Malfoy Spross, der nur anhielt um ihren Besen aufzugabeln.
 

„An deinen Reflexen würde ich an deiner Stelle noch arbeiten wollen, Sevy. Viel Spaß beim Suchen! Du gestattest mir doch die Freundlichkeit für dich den Besen wieder in die Schule zu bringen, nicht wahr?“

Dieser miese Schuft!

Und damit flog er auch schon davon und ließ sie allein im Wald zurück.
 

Lily ärgerte sich augenblicklich. Vorsichtig richtete sie sich wieder auf. „Argh... verdammt, mein Handgelenk...“ Das Handgelenk ihrer Schreibhand schmerzte übel. An anderen Stellen ihres Körpers spürte sie, dass sie wohl Schrammen, Schürfwunden oder gar Blaue Flecke davontragen würde. Sie war ja nicht gerade aus niedriger Höhe bei geringer Geschwindigkeit gefallen. Den Dreck auf ihrer Kleidung ignorierte sie. Was für miese Hunde diese Schlangen doch immer nur waren. So dermaßen liebreizend. Immer wieder auf das Neue, stellte die Evans fest.
 

Na wunderbar.

Sie war nun auf sich gestellt, alleine irgendwo im Nirgendwo... naja im Verbotenen Wald um genau zu sein, aber letztendlich kam es ihr recht gleich vor. Überall nur düstere Bäume wo man auch nur hinschaute. Man musste sich nur paar Mal drehen und schon hatte man die Orientierung verloren. Das traute die Ravenclaw dem Wald zu.
 

Draco, diese hinterhältige Schlange rannte sicherlich bereits zu einem Lehrer, verpetzte sie während er dabei wohl die Wahrheit etwas verdrehte. Es sprach viel dafür so wie der Junge sich benahm und sie ihn einschätzen konnte. So was Ungehobeltes aber auch...
 

Aber diese Erkenntnis verhalf dem Mädchen auch nicht gerade weiter, nur dass es unschöne Folgen haben würde, was ihr dennoch ein flaues Gefühl im Magen bereitete. Weil Draco gemein war würde natürlich sie den Ärger abkriegen, das konnte sie schon auf sich zukommen sehen. Vor allem wenn der junge Herr meinen müsste zu seinem Hauslehrer rennen zu müssen; dies wäre der schlimmste Fall der Fälle der eintreten konnte.
 

Gut, sie war ja jetzt auch nicht gerade unschuldig gewesen und war in deren blödes Spiel miteingestiegen obwohl sie es besser wusste. Der Strafe würde sie ohnehin nicht entkommen. Und dennoch waren die drei Slytherin die Haupttäter. Lily schüttelte darauf heftig den Kopf. Wie dem auch sei... jetzt galt es erst einmal ihr wertvolles Kleinod zu finden. Es lag doch hier irgendwo herum. Ah! Da lag es ja.
 

Erleichtert hob sie es auf und hielt es erst einmal gegen ihre Brust gedrückt. Für das hier würde sie sich mit jedem Ärger der Welt abfinden wollen, glaubte sie. Denn dieses Kruzifix war ihr heilig. Es bedeutete ihr die Welt. Denn es war ein Geschenk. Und eine der wenigen positiven Erinnerungen an das Waisenhaus...
 

Doch kaum verlor sich das Mädchen in ihre alten Erinnerung so hörte sie bereits ein Rascheln aus den nächstgelegenen Gebüschen was sie sofort wieder in die Gegenwart holte. Aufgeschreckt sah sie sich um. Anfängliche Unruhe machte sich langsam in ihr breit. Wer oder was war da?

Lily zog ihren Zauberstab und ging vorsichtig einige Schritte zurück. Sie kannte zwar kaum bis keine Zauber, die ihr jetzt helfen würden, aber sie hoffte, wenigstens ein wenig Eindruck zu schinden, dass sie sich verteidigen könne.
 

Oh weh.
 

Der verbotene Wald galt nicht umsonst als gefährlich und evtl tödlich, dass der Schuldirektor allen neuen Schülern zu Beginn des Schuljahres darauf hinweisen musste. Nur ungerne würde sie den heutigen Tag ihren Letzten nennen wollen. Und bald schon erschien aus einem der Gebüsche wo das Geräusch herkam eine Gestalt. Eine Gestalt, die Lily ziemlich vertraut vorkam- unangenehm vertraut. Furcht zeichnete sich augenblicklich in ihren geweiteten Kinderaugen und sie stolperte zurück zu Boden.
 

„Madam Rape!“ Die Gestalt schwieg still und sah strengen Blickes verächtlich zu dem Kind herab während sie auf sie stolzierte. Das sichtlich verängstigte Mädchen gewahrte panisch auf dem Boden bewegend Abstand von ihrer Heimleiterin. Was machte diese böse Frau hier? Wieso und warum ausgerechnet hier? Die strenge Körperhaltung, sowie die emotionslosen Gesichtszüge der Frau und der dunkelbraune Dutt verliehen der Person eine derartige Autorität, die keinen Widerspruch duldete.
 

Die grau getigerte Damenkleidung taten ihr übriges um das Bild einer strengen, unnachgiebigen Heimleiterin eines Waisenhauses zu vervollständigen. Und sie war es, die dem armen Kind hinter verschlossenen Vorhängen unschöne Dinge angetan hatte. Dinge, die kein Kind sollte durchmachen müssen.
 

Und diese bedrohliche Gestalt ließ Lilys Gesichtszüge immer mehr zu einem leidlichen werden. Sie hatte einfach furchtbare Angst vor dieser Frau. Und ehe das Kind sich erheben konnte um davonzurennen hörte sie hinter sich eine tiefe männliche Stimme rufen: „Riddikkulus!“
 

Mit einem Mal verwandelte sich die Frau vor ihr in eine Art graue, gerillte Straßenlaterne. Lily keuchte und blickte noch einen Augenblick ungläubig zu der gewandelten Gestalt ehe sie sich umblickte und ihren Retter ausmachen konnte- zum ihrem Pech, es war Snape der sie vor dem Unheil bewart hatte.
 

Einerseits war sie erleichtert, dass die Gefahr gebannt war oder zumindest den Anschein erweckte, andererseits war das wiederum ein neues Unglück in das sie ungewollt hinein gerannt war. Der finstere Lehrer mit den unheimlichen tiefschwarzen Augen packte das Mädchen am Kragen und zerrte es halbherzig wieder auf die Beine um es dann weiterhin ohne eines jeden weiteren Blickes zu würdigen mit sich aus dem Wald herauszuführen.
 


 

Kaltherzig zog er das noch immer verschreckte Mädchen mit sich in die Kerker herab. Beide schwiegen, obwohl ihr noch einige Stellen spürbar weh taten. Snape brodelte noch immer still und es bedurfte keinerlei Worte die seine finstere Aura gerade annähernd beschreiben könnten. Lily Severus war sich vollends sicher, dass er alles andere als barmherzig mit ihr umgehen würde. In seiner Ungnade zu stehen verhieß Elend.
 

Die junge Ravenclaw schluckte den ganzen Weg bis in sein Büro oft schwer im Unwissen wie hochexplosiv ihr Lehrer gerade sein musste. Ein wandelnder Albtraum eines jeden Schülers, zweifelsohne. Der Mann machte seinen Ruf alle Ehre. Nun aber zu ihrem Leid.
 

Innerlich verfluchte sie sich für die Aktion von vorhin. Verdammt noch eins! Sie wollte doch nicht freiwillig in den blöden Wald! Von Schulregeln brechen ganz zu schweigen! Sowas hatte sie eigentlich nicht nötig. Wieso hatte sie auch so unverschämtes Glück, dass es von allen Lehrern ausgerechnet der übelste Gelaunteste sein musste, der nicht selten lautstark wurde und ein und jeden beschimpfte der nicht bei 3 auf den Bäumen war, dass eben dieser sie erwischen musste. Das waren ja heitere Aussichten für das was nun folgen würde...
 

Severus Snape stieß die junge Ravenclaw unsanft in sein Büro ehe er selber eintrat und die schwere Kerkertür zumachte. Die grünen Augen des Mädchen sahen schuldbewusst und verunsichert zu dem Lehrer auf, schwieg aber weiterhin. Sie würde erst wohl sprechen dürfen, wenn er danach verlangte. So war es doch auch im Unterricht; ihn jetzt auf die Probe zu stellen schien ihr äußerst unklug und mehr kontraproduktiv als behilflich...
 

Finster stellte Snape das Kind zur Rede: „Sei froh, dass Draco mich gerade noch so abgefangen und benachrichtigt hat, ansonsten hätte es für dich schlecht ausgesehen...“
 

Also doch!
 

Draco hatte zu dessen Gunsten gepetzt. Wie es zu erwarten war- auch wenn Lily ehrlich gesagt mit einem anderen Lehrer gerechnet hätte, aber die schienen alle auf der Lehrerversammlung zu sein. Bis auf ihren Gegenüber anscheinend. Dessen Blick verdüsterte sich dermaßen, dass sogar eine desinteressiert blickende Eule neben ihn fröhlich wirkte. Die Augenbrauen waren bis zum Anschlag an der Nasenwurzel gezogen und legte die Haut dazwischen in mehreren Zornesfalten. Seine Mundwinkel erreichten beinahe schon den Boden. Und dann knallte es auch schon laut.
 

„Was hat dich dummes Gör dazu verleitet verbotenerweise den Wald zu betreten? Und dazu noch unbeaufsichtigt auf einem Besen?!“ schrie er sie wutentbrannt an.

„I-ich...“, stammelte Lily.

„Für eine Ravenclaw hätte ich dich entsprechend vernünftig eingeschätzt, aber anscheinend habe ich mich da gewaltig getäuscht. Schwarze Schafe trifft man anscheinend in jedem Haus an“, brachte es der Tränkemeister bedrohlich über die Lippen ohne seinen fixierenden Blick von ihr zu lassen.
 

Lily mühte sich nun selber um Fassung und wollte ihren Standpunkt rechtfertigen, was bei so einem schwierigen Lehrer nicht einfach werden würde.

„Aber, Sir... ehrlich, ich war nicht freiwillig da. Ich wollte doch nie...“ Er unterbrach sie mitten im Versuch sich zu erklären indem er lautstark seine Hände au seinen Pult schlug, dass Lily sofort zusammenzucken ließ.
 

„Du weißt nicht wie oft mir das die Schüler weis machen wollten, Mädchen. Nachsitzen- die ganze nächste Woche über! Und 25 Pukte Abzug von Ravenclaw für deinen unsinnigen Ausflug in den Wald und weitere 25 Punkte Abzug von Ravenclaw fürs Fliegen außerhalb des Unterrichtes! Nun verschwinde aus meinen Augen“, bestrafte der düstere Lehrer kaltherzig.
 

Lilys Mund öffnete sich einen Moment lang leicht vor negativem Erstaunen. Das... das war fies! Natürlich hatte sie mit einer harten Strafe gerechnet und nicht erwartet einen Bonus zu bekommen nur weil der schwarz gekleidete Professor sich ihr leiblicher Vater schimpfte. Hier sprach seine boshafte Lehrerseite eine eindeutigen Sprache. Er duldete nichts und auch keinen Widerspruch. Er schien sich nicht einmal die Mühe zu machen zuhören zu wollen. Wie konnte Lily da sich rechtfertigen? Zumindest einen Teil von dem Ganzen.
 

„Du bist gemein! Hör mir doch erstmal zu...“, versuchte Lily Severus erneut und flehte verzweifelt um eine ordentliche Anhörung. Doch er wollte eindeutig nichts mehr davon wissen und wies mit Handzeichen in Richtung Ausgang.

„RAUS!!!“
 

„Aber, Draco und....“, setzte die Erstklässlerin an. Schlechte Idee- ganz schlechte Idee. Snapes Blick schien sie nun verabscheuend anzusehen. Ihm gefiel es ganz und gar nicht, dass man sein Haus angriff. Ja, leider bekam Lily wieder gnadenlos zu spüren wie parteiisch er war und er seine Hausschüler in Schutz nahm.
 

„Willst du etwa frech behaupten meine Schlangen hätten dich da absichtlich reinlaufen, geschweige denn korrekterweise reinfliegen lassen?! Willst du mich nun vollends aus der Fassung bringen du dämliche Plage?! Lüg. Nicht. So dreist. Du undankbares Balg. Ohne ihn säßest du jetzt noch im Wald und hättest ein Rendez-vous mit dem Irrwicht! 5 weitere Punkte von Ravenclaw. Abgesehen davon werde ich Filius und Rolanda davon berichten“, bellte der finstere Lehrer für Zaubertränke ungemütlich.
 

Bevor sie empört etwas entgegensetzen über die ebenso dreisten Anschuldigungen und Unterstellungen konnte, zwang er sie mit leiser bedrohlicher Stimme endlich zu verschwinden ehe er sich gezwungen sähe ihr noch mehr Strafen aufzubrummen.
 

Finster erdolchte sie ihren Erzeuger mit Todesblicken ehe sie wortlos sich dem Gehen zuwandte. So ein unaussprechlicher Idiot, dieser Mann. Der stand eindeutig hinter seinem Haus und verteidigte sie, auch wenn diese ihm feinsäuberlich ins Gesicht lügten. Und die durften das anscheinend auch sanktionslos, solange es einen Grund hervorbrachte ein anderes Haus zu demütigen warum auch nicht?

Mistkerl.

Wieso auch sollte es auch anders sein? Lily zuckte beim Öffnen der schwer gewichtigen Kerkertür nur einmal zurück als sie ihre verletzte Hand an die Tür gelehnt hatte um diese zu öffnen und keuchte flüchtig. Das tat spürbar weh. Also versuchte sie den Kampf gegen die Tür mit der anderen Seite. Mit der anderen Hand klappte es dann mit etwas zusätzlichem Körpergewicht und sie entschwand aus dem deutlich unterkühlten Raum...

Weihnachtsferien -I- Ankunft in Spinner's End

Donnerstag Abend. Professor Severus Snape hatte seine junge Tochter zu sich ins Büro rufen lassen. Lily Severus erschien auch schon bald darauf, selbstredend in ihrer Schulrobe, die sie nur seinetwegen erneut angezogen hatte. Nicht ganz so begeistert schleppte sie sich in die Kerker zu seinem Büro.
 

Was wollte ihr strenger Professor bloß von ihr, dachte sich das Mädchen. Und das kurz vor Ausgangssperre fügte die Ravenclaw gedanklich hinzu. Aber dies würde sie nun ja herausfinden und betrat die unterkühlte Räumlichkeit, die sich sein Arbeitsplatz nach Unterrichtsschluss schimpfte. Er schaute von seinen Korrekturen ungerührt auf. Die grünen Augen der jüngeren Snape fokussierten sich auf die schmale schwarze Gestalt des Lehrers, der sie einen Moment lang nur streng ansah.
 

„Schließ die Tür hinter dir“, raunte befehlshaberisch seine tiefe Stimme. Gesagt getan. Sie schloss die Tür, schritt vorsichtig in seine Richtung und blieb vor seinem Pult stehen und wartete. „Morgen ist der letzte Schultag vor den Ferien, wie es dir nicht entgangen sein dürfte“, Severus ließ seinen Blick auf das Mädchen ruhen und schaute weiterhin düster. Lily nickte bloß und murmelte ein einfaches: „Ja, Sir...“
 

„Desweiteren werde ich die Ferien über nicht hier in der Schule sein, sondern bei mir zu Hause in Cokeworth verbringen.“ Er hielt kurz inne und beobachtete Lily Severus. Sie sah ihn nicht blöd an, stellte keine Fragen sondern nickte stumm. Dann fuhr er auch schon fort: „Nun, und da ich es dir nicht einfach so erzähle wirst du natürlich nachvollziehen, dass ich dich mitnehme.“
 

„P-Professor? I-ich soll mit... mit dir zu dir gehen? Ist es denn okay? Ich meine, ich könnte auch in der Schule...“, setzte das Mädchen an. Noch immer keine Rührung in seinem Gesicht. Streng gezogene kühle Gesichtszüge zierten weiterhin sein herablassend wirkendes Antlitz.
 

„Wo denkst du hin, dummes Gör? Ich bin letzten Endes dein Vater... Es ist durchaus nicht mein Vergnügen, ebenso wenig wie das deine. Daran lässt sich dennoch nichts ändern. Ich bin für dich und dein Wohl zuständig. Ich dulde keine Widerworte...“, schnarrte der Tränkeprofessor unbehaglich.
 

Nicht zuletzt war es Dumbledore zu verdanken, der ihn überredete ein wenig mehr Zeit mit Lily zu verbringen. Diese nickte leicht. Ihre grünen Augen trafen die Onyxfarbenen ihres strengen Lehrers. Eine Weile trat Schweigen in den unterkühlten Raum ein in der sie beide sich einfach anschauten.
 

Snape knurrte, alles andere als amüsiert. „V... Sir?“

„Hier in der Schule bin ich noch immer vordergründig dein Lehrer. Und während der Schulzeit wirst du mich weiterhin Professor oder Sir anreden, das ist dir bewusst?“ Die Ravenclaw räusperte sich und gab mit mehr Selbstbewusstsein zur Antwort: „Natürlich, Sir. Ich bin weder lebensmüde noch so doof. Und beides am allerwenigsten.“ Ihr Gegenüber fixierte sie weiterhin durchbohrend, erhob dabei allerdings vielsagend eine Augenbraue. Er schien mit der Antwort nicht gänzlich unzufrieden. Immerhin etwas.
 

„Das habe ich von einer Ravenclaw auch nicht anders erwartet. Und wärst du mutig genug gerade mich herauszufordern und zu deinem schlimmsten Albtraum deiner Schulzeit zu erküren, wärst du wohl in einem gewissen anderen Haus gelandet... Allerdings bist du außerschulisch -leider- meine Tochter.“
 

Das Mädchen schluckte. Der strenge Ton ihres Erzeugers ließ sie ruhiger werden. Aber nur zu Schweigen war unhöflich. Und das mochte ihr Gegenüber nicht. Das würde ihm nur wieder eine Gelegenheit bieten, sich unnötig Strafen auszudenken. Deswegen bestätigt sie ihm nur mit einem leisen 'Ja, Sir'. Erneut trat Stille ein.
 

Der Hauslehrer Slytherins erhob seine Stimme auch erst wieder als er ihr anmerkte wie unwohl sie sich gerade in seiner Gegenwart fühlte. Nun immerhin wirkte er als der unheimlicher Lehrer der er auch zweifelsohne auch war. Aber er konnte es wiederum nicht verkraften außerhalb des Unterrichts ständig mit Lehrertitel angesprochen zu werden. Das bisschen Auszeit von den Plagen musste sein. Obwohl... er hatte nun selber eine Plage noch zusätzlich außerhalb des Unterrichts am Hals. Aber deswegen wollte er nicht ständig an seinen Beruf erinnert werden.
 

Nach reiflichen Überdenken durchbrach er die eingetretene peinliche stille zwischen ihnen: „Wenn wir unter uns sind darfst du mich meinetwegen bei meinem Vornamen nennen... oder wenn es denn unbedingt nötig ist mich mit 'Vater' oder 'Dad' anreden. Ich selber werde dich lediglich auf den Namen Lily rufen. Das mit Severus klingt dann doch etwas komisch aus meinem Munde...“
 

Auf Lilys Lippen zuckte es flüchtig, ein Lächeln andeutend aber unterdrückend. Nicht, dass er sich noch beleidigt fühlte. Er bemerkte ihre Reaktion dennoch und sah sie entsprechend finster an: „Nun wie auch immer...“ Einen Moment schwieg er wieder und korrigierte weiter. Aber dann deutete er auf seine Nase.
 

„War das wieder einmal ein Streich deiner Hauskameradin?“, brachte er es tonlos über die Lippen. Lily wusste sofort, dass er damit ihre Verletzung an ihrer unförmigen Nase meinte. Es war für sie nur eine Kleinigkeit, keine beachtenswerte große Sache. Aber ihm schien dies direkt aufzufallen, was sie ein wenig in Staunen versetzte. Gute Augen und Erinnerungsvermögen, vermutete sie. Und dass er von den Schandtaten ihrer älteren Mitschülerin so gut informiert war, überraschte sie ebenfalls. Und dennoch bemühte sie sich es nicht anmerken zu lassen.
 

„Nun... mitunter, aber ich denke, dass es meine eigene Schuld ist...“, gab die junge Ravenclaw zu, sichtlich etwas verlegen. Jedoch war sie ein wenig erstaunt, dass ihr düsterer Gegenüber doch irgendwie ein klein wenig menschlich zu sein schien. Ob er als Vater umgänglicher war als in der Schule, daran mochte Lily Severus keine Theorien aufstellen.
 

„Lüg. Nicht. So frech..“, kam es unüberzeugt von ihm während er wieder zu ihr streng aufblickte. „A-aber ich bin doch selber die Treppen hinuntergestürzt, Professor“, beteuerte die Erstklässlerin. „Sicher, Kindchen. Erzähl mir noch, dass du an dem Tag so viel Pech hattest, dass du ständig gegen die Türen liefst“, höhnte er, „Ich mag zwar kein Heiler oder ähnliches vom Beruf sein, aber mir entgeht nicht wenn die Schüler auch nur leicht verletzt sind, merk dir das. Und ob es bloß ein Unfall oder nicht, das lass mich beurteilen.“
 

„Ja, Sir...“, kam es kleinlaut von der Schülerin.

„Und glaube mir, ich habe da so eine Macke, dass mir sofort bei eher weniger regelmäßig und 'schön' geformten Köperteilen auffällt ob diese Verletzungen erlitten haben oder nicht. Und das Riechorgan befindet sich nun einmal mitten im Gesicht, also übersehen kann man es nicht... Ich jedenfalls nicht.“
 

Lily wirkte verwundert und hatte den Mund leicht geöffnet. Der Hauslehrer Slytherins grinste hämisch: „Für ein kleines Balg wie dich, beeindruckend, nicht wahr? Also was ist nun?“ „Ähm... dass ich die Treppen hinunter gestürzt bin, stimmt aber schon...“ „Das weiß ich bereits, und weiter?“, erklang es ungeduldig von seinerseits.
 

„Na ja, ich glaube jemand hat mir ein Bein gestellt als ich es eilig hatte... auf dem Boden liegend ist...“, Lily überlegte kurz fuhr dann aber fort ohne genauer darauf einzugehen, „... kam jemand und trat 'versehentlich' gegen meine Nase. Das wars aber auch echt!“ Der Tränkemeister erhob eine Augenbraue. Er war noch nicht zufrieden.
 

„Das, ähm... war vorgestern passiert Sir. Ich hatte noch keine Zeit Madam Pomfrey aufzusuchen...“, entschuldigte sich die Grünäugige. „Ach so?“, fragte der düstere Lehrer für Zaubertränke weiter nach. Lily Severus nickte schließlich schnell. Da zog er auch schon seinen Zauberstab und richtete ihn auf Lily.

„Episkey!“
 

„Argh!“ Ihre Nase knackte einmal unschön und reflexartig hielt sie beide Hände vor das Gesicht. Die Augen dabei kurz zusammenverkniffen. „Besser?“, schnarrte der Professor. Lily brauchte einen Moment und überzeugte sich ertastend, dass er ihre Verletzung geheilt hatte und nickte ihm zu: „D-danke, Professor.“
 

Er räusperte sich. Es klingelte sofort bei ihr. Klar 'unter sich' bezog sich wohl sogar auch auf die Schule. Wie nett. Also korrigierte sie sich: „Danke...Vat...ähm Severus.“ Er schmunzelte bösartig: „Schon besser. Und gut für dich, dass du dich noch mit der rechten Anrede retten konntest. Schließlich befinden wir uns noch immer in der Schule.“ Sie nickte.
 

„Nächstes Mal gehst du aber direkt in den Krankenflügel und lässt dich behandeln... oder zumindest merke dir diesen Zauber. Er heilt zwar nicht alles, aber für so Kleinigkeiten reicht er alle mal...“, ermahnte er die kleine Ravenclaw ehe er auf die Uhr blickte. Sein schadenfreudiges Grinsen sagte bereits, dass es schon sehr spät war. „Nun, ich werde dich am Samstag gegen Mittag vor dem Schloss erwarten, sei pünktlich! Nun sieh zu, dass du von keinem Kollegen aufgehalten wirst und du dir bis dahin noch eine Strafe einfängst.“ Lily Severus entschwand dann auch schon aus seinem Büro in Richtung Ravenclaw Turm...
 

~
 


 

Samstag Mittag vor dem Schloss. Die meisten Schüler traten bereits den Heimweg per Zug an. Nicht jedoch die wenigen Schüler, die über die Ferien in Hogwarts blieben sowie Lily Severus Evans (die bisher noch nicht wusste, dass sie außerschulisch den Namen ihres Vater trug), die mit ihrem eher spärlichen Gepäck auf Snape zukam.
 

Dieser stand weit abseits von der ganzen Schülerschar. Schließlich sollte man ihn nicht mir einer Schülerin erwischen und das (wahre) Gerücht ihrer nahen Verwandschaft bestätigt sehen. Lily hielt mit einem kleinen Koffer sowie ihrer Farbmaus im Käfig vor ihrem missmutigen Vater, der selber nur ganz wenig Gepäck bei sich hatte.
 

Die Koffer wurden verkleinert und in die Taschen des dunklen mit Umhang ausgestattetem Wintermantels verstaut. Lily trug ihre alten gebrauchten Kleidungen und eine relativ dünne Jacke, was Severus jedoch unkommentiert ließ.
 

„Können wir?“, fragte die tiefe boshafte Stimme des Tränkemeisters. Lily Severus nickte: „Und wie reisen wir?“ „Nun, ich würde das Apparieren bei weitem bevorzugen, aber ich halte es für keine gute Idee. Allein schon deswegen, dass ich nicht möchte, dass eine Rotzgöre sich womöglich noch auf meine Schuhe übergibt. Es ist also zu unser beider Wohl dies zu vermeiden. Deine ersten Apparierversuche überlasse ich jemand anderes...“
 

„Das heißt? Wir fahren mit dem Zug?“, fragte die kleine Snape mit den stechend grünen Augen. Der Ältere zog eine Augenbraue hoch und blickte sie aus seinen Augenwinkeln an: „Das wäre auch eine Möglichkeit. Und sicherlich die angenehmste Variante. Aber mir persönlich geht die weihnachtliche Vorfreude im Zug genauso sehr auf den Geist... wie ein ungewolltes Kind bemuttern zu müssen von dem ich bis zum Anfang dieses Schuljahres noch nichts wusste!“
 

Sein Zynismus war kaum zu überhören, was nun auch die Kleine eine Augenbraue hochheben ließ. Sie kommentierte es lieber nicht, da sie ja noch irgendwie an ihrem Leben hing. Ihn als Vater war sicher auch nicht unbedingt ihr Wunsch gewesen. Da waren sich die beiden Snapes einig. „So ungerne ich es auch tue... wir fliegen.“ „Fliegen?!“, erklang es nun doch erstaunt in kindlicher Manier.

Severus knurrte: „Ja, fliegen.“
 

„Hm. Du meinst auf einem Besen? Wir beide zusammen? Das ist ja... irgendwie cool“, meinte Lily und ihre grünen großen Kinderaugen strahlten begeistert als sie sich das bildlich vor ihren Augen hielt. Aber sie wurde wieder etwas in ihrem Enthusiasmus abgebremst als sie zu ihrem Vater aufblickte, der grimmiger dreinschaute als zuvor. „Da muss ich dich leider enttäuschen, Kind. Wir fliegen auf 'meine' Weise.“ „Häh?“, klang es gerade sehr intelligent vom Kind.
 

„Geistreicher hättest du dich tatsächlich nicht ausdrücken können, Mädchen... Ja, es gibt auch noch eine andere Art zu fliegen. Die kann auch nicht einfach jeder, sei dir da gewiss.“ Lilys Verwunderung stieg immens an ebenso den Schock sah man ihr im Gesicht geschrieben als der düstere Mann sie nun auch noch auf seine Arme nahm: „Ich rate dir, dich gut festzuhalten. Wir halten erst wieder wenn wir bei mir vor der Tür stehen, verstanden?“

„A-aber...“
 

„Was denn noch? Sag nicht, du hast Flugangst oder dir wird leicht schlecht beim Fliegen? Und das ausgerechnet von jemanden, die in die hauseigene Quidditch-Mannschaft aufgenommen werden will! Dann hätten wir beide ein Problem...“, klang es bedrohlich und finster vom Professor für Zaubertränke. Mit ihm jetzt so nah auf Augenhöhe zu sein empfand die junge Ravenclaw doch etwas unbehaglich, und sein düsterer Blick tat sein übriges. Doch sie hielt seinen Blick tapfer stand.
 

„Sieht uns denn niemand wollte ich fragen?“, verbesserte sie ihren Vater.

„Nein“, lautete darauf unverzüglich die knappe Antwort von Severus.

„Du lässt mich aber auch nicht fallen, Vater?“

„Nicht solange du gehorsam bist und dich wie angeraten festhältst. Nun halt die Klappe und tu was ich dir sage!“, befahl Snape barsch. Damit nickte sie ihm zu, klammerte sich um seinen Hals und wartete gespannt darauf was er vorhatte. Ihren Kopf legte sie dabei auf seine Schulter.
 

Lily spürte wie ihr Vater sich vom Boden abstieß, seinen Umhang sie verhüllend. Es wäre ja unpraktisch sollte sie doch jemand zusammen sehen.

Und sie flogen alsbald gemeinsam als schwarzer Nebelschwaden durch die Lüfte pausenlos bis sie sein Heim in Spinner's End gefunden hatten und landeten. Den Flug hat das Kind gut und unbeschadet überstanden. Ihr war nicht schlecht geworden, was etwas verwunderlich wäre, da sie ja in den Flugstunden zu Unterrichtszeiten recht vorbildlich auf dem Besen fliegen konnte.
 

Sie hatte ihre Arme durchgehend um ihn geschlungen und mit kindlicher Freude gesehen wie ihr alter Herr gegen seinen Willen mit ihr beladen flog. Sicherlich eine nette Erfahrung für ein Kind, und doch hasste er es fliegen zu müssen. Eine Schwäche, die er nur äußerst ungerne offenbarte wenn es sich denn nicht vermeiden ließ.
 

„Wie hast du das gemacht?“, war prompt die erste Frage die ihn begrüßte nachdem er sie abgesetzt hatte. Toll, jetzt war sie auch noch neugierig. Weiterhin gehässig gab er knapp zur Antwort: „Hat dich nicht zu interessieren. Lediglich, dass es bei diesem einen Mal bleiben wird, verstanden? Der Rückweg wird ganz normal mit dem Zug angetreten.“ Darauf schwieg das Mädchen auch wieder augenblicklich und er führte sie in sein Haus.
 


 

Sie betraten das alte Haus in Spinner's End und stellten die Koffer wieder vergrößert in den Gang ab. Lily folgte schweigend ihrem Vater. Sie konnte es nicht fassen. Sie würde tatsächlich bei ihm die Ferien verbringen müssen. Es war befremdlich und dennoch etwas aufregend. Vielleicht war er kein allzu schlechter Kerl wie sie es sich ausmalte. Unheimlich war er dennoch.
 

Aber wer wusste schon wie er außerschulisch war. Es wäre kaum verwunderlich, wenn er auch privat ein mies gelaunter Griesgram wäre mit dem man nur ungerne abhing. Sie folgte ihm ohne weiteres bis ins obere Stockwerk wo er auch schon eine Zimmertür zu seiner Linken öffnete und das Kind mit einem Handwink anwies einzutreten.
 

„Das hier wird dein Zimmer sein solange du bei mir lebst. Sprich hauptsächlich in den Ferien.“ Nur zurückhaltend betrat Lily Severus das Gemach. Es schien recht leer, aber geräumig. Ein Bett stand in einer dunklen Ecke, ein alter Schreibtisch und ein abgenutzter Kleiderschrank standen an den Wänden. Mehr gab es auch nicht zu sehen. Naja vielleicht noch ein kleines Bücherregal mit alten Büchern und Schreibutensillien vielleicht, aber mehr bot das Zimmer auch nicht.
 

„Keine Scheu, Kind... Ich versichere dir, bis auf dich gibt es hier keine weiteren Monster, die dir auch nur im Ansatz schaden könnten“, hörte Lily den strengen Ton ihres Vaters und sah ihn skeptisch an. Dass dieses Märchen vom 'Monster unterm Bett' oder ähnlich so weit verbreitet war konnte sich Lily echt nicht erklären. Es war zum Augen rollen. Sie war doch keine 3 mehr sondern fast 12!
 

Er erwiderte den Blick ebenfalls kritisch mit verschmälerten Augen. Das Mädchen schien wieder irgendwelche Schlussfolgerungen zu ziehen. Wie ärgerlich, aber besser ein Jemand der seinen Verstand nicht einzusetzen weiß. Deswegen kam er ihr auch zuvor und fügte noch hinzu: „Wie du unschwer erkennen kannst, habe ich es auch überlebt...“ Ihre großen Kindsaugen, die ihn fragend ansahen zeigten ihm, dass er doch etwas voreilig war zu vermuten sie würde ernsthaft nachdenken.
 

„Das hier war also dein Zimmer... als du... klein warst?“ Es klang deutlich so, als würde sie sich mehr wundern, dass er auch mal ein Kind gewesen war als die Tatsache, als dass es einmal als sein eigenes Kinderzimmer herhalten musste. Na wie schmeichelhaft. Im Geiste schmunzelte er fast schon darüber. Kinderlogik.
 

„In der Tat. Auch wenn du es mir nicht zutrauen magst, aber ja. Auch ich war einmal klein...“, gab er im gefassten, monotonen Tonfall von sich während er dabei seine Arme verschränkte. Lily schwieg daraufhin und betrachtete das Zimmer genau. Sie lief ebenfalls durch den für ihr Ermessen durchaus großen Raum. Es war einfach wundervoll. Und zu schön um glauben zu dürfen, dass sie hier alleine wohnen durfte.
 

Sie war gerade dabei den stark abgenutzten Schreibtisch zu begutachten und anzufassen, als auch schon wieder die tiefe Stimme ihres Vater hinter ihr erklang: „Nun, zugegeben, es muss etwas aufgeräumt und hergerichtet werden. Ich arbeite ja hauptsächlich unten und Gäste empfange ich so gut wie. Zumindest keine, die über Nacht bleiben. Also habe habe ich von diesem Raum kaum Gebrauch gemacht. Aber mir scheint es wird seine Funktion als Kinderzimmer weiterhin nachkommen...“
 

Lily Severus drehte sich wieder um und schmunzelte. Relativ gelassen und ruhig merkte sie an: „Das ist es nicht. Im Waisenhaus mussten wir zu mehreren ein viel kleineres Zimmer teilen. Und das hier ist... ja groß... Es ist wirklich großartig. Und ich darf echt alleine hier wohnen?“
 

„Nun- es gehört ganz dir. Ich habe mein eigenes Zimmer gegenüber. Diesbezüglich ermahne ich dich es nur bei dringenden Notfällen zu betreten. Alle abgeschlossenen Räume sind für dich tabu. Auch in mein Labor im Keller gehst du nicht ohne ausdrückliche Erlaubnis geschweige denn überhaupt nicht ohne mich. Verstanden?“, mahnte er in ruhiger aber dennoch festen Stimme.
 

„Ja, Vater“, stimmte Lily Severus den Vorschriften zu. Schließlich war sie im Grunde nur sein Gast und entsprechend musste man sich an die Hausordnung halten. Aber damit konnte sie gut leben. Glaubte sie zumindest bisher. „Und was die Zimmereinrichtung betrifft... wir richten es gemeinsam ein, du sollst mir ja nicht das ganze Haus auseinander nehmen. Aber eines sei gesagt... du willst nicht diese Wände in ein Rosa sehen.“
 

Die Angesprochene schauderte es bei der Vorstellung. Nein dieses Prinzessinnen Gehabe mochte sie nicht. Die Farbe Rosa noch weniger, deswegen bestätigte sie mit Freuden: „Natürlich. Sei unbesorgt, mit Rosa und Märchenprinzessinnen vergrault man mich eher als dass man mich fesselt, Vater.“ „Ach, tatsächlich? Wie ungewöhnlich...“, spottete Snape trocken, „... stimmt. Du wärst garantiert keine hübsche Märchenfee oder wie Muggel es gerne vorziehen ihre Töchter zu betüteln... 'Prinzessin'.“
 

Ein siegreiches Lächeln zierte seine Lippen. Das könnte man durchaus als beleidigend sehen (und ER machte eben keinen Hehl daraus seine Schüler direkt und offen und sehr gerne zu beleidigen), aber daraus machte sich Lily Severus ja eh nichts. Vielmehr konterte sie gedanklich(!), dass er selber keine Vorzeigeschönheit von einem Prinzen verkörperte. Aber da sie nicht des Lebens müde war behielt sie dies dann doch lieber ganz für sich und widmete sich wieder ganz der Begutachtung des Raumes.
 

„Wow...“ Die grünen Augen der jungen Ravenclaw glänzten vor Erstaunen und Begeisterung. Das Mädchen wanderte noch einmal durch den Raum und hielt erst wieder als sie vor ihrem finsteren Vater stand und zu ihm aufblickte. „Ich finde es wirklich wunderschön. Diese altmodische Flair hat was für sich, ich mag sowas sehr gerne. Meinetwegen kann es so bleiben wie es ist, Severus.“
 

Erstmals entfleuchte dem düsteren Mann mit Dauerfinstermiene ein leichtes angedeutetes schmunzeln, das sich zu einem bösen hämischen Grinsen entwickelte: „Nun, ich denke du wist das Zimmer eh meist nur zur Nacht gebrauchen, den lieben langen Tag wirst du hauptsächlich mit mir verbringen. Und glaube mir, du wirst dir noch wünschen, dass ich nicht dein Vater bin.“
 

Wie erwartet entschwand ein wenig die Freude des Kindes, was Snape innerlich siegreich feierte. In kindlich bemitleidenswerten Ton fragte sie: „Ab heute?“

Nun... das wäre wohl ein klein wenig zu viel von einer elfjährigen Rotznase verlangt nach all der Reise und Anstrengungen. Heute würde es nur bei Aufklärung der Hausordnung und Regeln bleiben, die es ab sofort einzuhalten galten.
 

Und die großen Kindsaugen die ihn von unten herauf anstarrten passten ihm nicht. Ganz und gar nicht. Denn mit dieser Masche bekam man ihn nicht rum. Nein, er war standhaft. Schließlich war er das durchgehend von den kleinen Rabauken aus der Schule gewohnt. Dieser Tag blieb die Ausnahme, soviel stand fest.
 

Severus' tiefschwarze Auge ruhten ungerührt auf dem Kind, während er leise zwischen seinen Zähnen hervorpresste: „Ab morgen, Lily. Nun komm. Ich bin mir sicher, dass ein kleines freches Gör wie du nach der anstrengenden Reise hungrig sein musst“

„Aber ich...“

„Keine Widerrede! Solange du unter meinem Dach wohnst musst du dich damit abfinden drei Mal am Tag ordentlich etwas zu essen. Du bist ohnehin viel zu dünn.“
 

Darauf nickte die Schwarzhaarige mit den grünen Augen gehorsam und brachte sogar ein Lächeln zustande was ihren Vater verdächtig vorkam und er entsprechend eine Augenbraue hochzog. Er löste sich aus der starren Haltung, legte einen Hand an ihren Hinterkopf und schob sie so aus dem Zimmer raus, während er düster sprach: „Schau mich nicht so an als ob du gerade etwas aushecken würdest. Mach mir in meinem Hause ja keinen Ärger. Du willst ganz sicher nicht meine ungemütliche Seite erleben wollen.“ Unschuldig fragte das Mädchen: „Schlimmer als in der Schule?“

„Schlimmer als in der Schule“, bestätigte er tonlos.

Weihnachtsferien -II- Die Snapes oder einfach: Einkaufsbummel wider Willen

Severus Snape setzte sich nun selber an den Küchentisch als der fertige Eintopf auf zwei Tellern verteilt und zu Tisch gebracht worden war und merkte dabei, dass Lily Severus, die ihm gegenüber Platz genommen hatte die Hände in Falten legte und mit verschlossenen Augen etwas vor sich hin murmelte. Er zog kurzzeitig eine Augenbraue hoch und sah sie spöttisch an: „Was für einen albernen Unsinn treibst du da, Lily? Iss gefälligst bevor das Essen noch kalt wird.“
 

Mit einem hörbaren 'Amen' beendete sie ihr Gebet und sah halb lächelnd zu ihrem Vater auf. Er kannte das Prozedere nicht, weswegen sie ihn kurz aufklärte: „Ich habe gebetet. Im Waisenhaus hatte man das uns beigebracht, dass wir dankbar sein sollen, wenn wir überhaupt was zum Essen bekamen.“ Der ältere Snape sah nicht sonderlich überredet aus: „Aha. Fertig?“ Sie nickte bejahend.

„Guten Apettit, Severus.“

„Dir ebenso, ... nun iss.“
 

Und damit fingen beide Snapes an ihre warme Suppe auszulöffeln. Die grünäugige Ravenclaw riss dabei überrascht ihre Augen auf und sah ihren Vater an. Als er selber aufblickte erwiderte er ihre Reaktion lediglich mit einem knappen „Was?“

„Hmm. Das schmeckt ja wahnsinnig lecker!“, erklang es begeistert von dem hageren Mädchen. Severus' obsidian gleiche Augen blickten sie ungerührt an. Das Kind ließ sich ja recht einfach begeistern.
 

Gut, er konnte zwar nicht beurteilen, wie es in ihrem bisherigen Leben aussah. Aber dass das Mädchen Essen schätzen lernen musste sah man ihrer dünnen Statur durchaus an. Lustlos erwiderte er: „Es ist ein einfaches Gericht, aber... danke...“

„Im Waisenhaus hatten wir oft Suppen und Eintöpfe bekommen. Aber es hat wirklich bei weitem nicht so gut geschmeckt wie dies hier.“
 

„Liegt wohl auch an deinem Hungergefühl, Mädchen... unterschätz es bloß nicht...“, Severus schnaubte genervt, als das Mädchen mehr mit reden beschäftigt zu sein schien als mit der Nahrungsmittelaufnahme. Seine Miene verdüsterte sich immer mehr. Seine trockene Art ließ die kleine Snape ihn mit erhobener Augenbraue ansehen: „Stimmt. Das kann auch sein, weil durch den Hunger, eben fast alles viel besser schmeckt... aber...“
 

„Halt endlich den Mund und iss jetzt gefälligst!“, maulte er sie an. Doch sie schien seinen Einwand erst einmal ignorieren zu wollen. War der Quälgeist außerschulisch etwa noch viel schlimmer als er erwartet hatte? Scheinbar schon. Na die Ferien konnten ja noch ein Heidenspaß werden...
 

„Es könnte jedoch ebenso gut auch einen Zusammenhang geben, zwischen deinen Zaubertrank Braukünsten und dem Kochen“, vermutete sie. Er löffelte schnaubend seine Suppe leer während sie unerhörterweise, um ihn augenscheinlich weiter zu nerven, weitersprach „Es geht ja auch um Zutaten und diese in richtigen Mengen beizufügen und so... Kann es vielleicht auch daran liegen?“
 

„Der Begriff 'kochen' ist für diese simple Mahlzeit vielleicht etwas zu hoch gegriffen, Kindchen. Letztendlich aber dennoch gut erkannt. Wie erfreulich, dass du dein schlaues Köpfchen benutzt und einen gewissen Zusammenhang erkennen kannst. Vielleicht ist die Hoffnung doch nicht ganz verloren, aus dir einen anständigen Zaubertrankbrauer zu machen“, spottete er trocken, „In der Tat würde ich behaupten, dass ein Meister in Zaubertränke zu sein auch so seine nützlichen Nebeneffekte hat, Kind. Aber nun iss, endlich! Vom Anstarren und Rumschleimen allein wird die Suppe nur ekelhaft kalt und nicht weniger!“ Lily entschuldigte sich und wandte sich wieder dem Essen zu ehe er noch gänzlich die Beherrschung verlor...
 

Nachdem sie gegessen hatte und Severus das Geschirr sich selbst abwaschen ließ sah er seine Tochter ernst an. Sie schwieg und hielt seinem strengen Blick stand. Severus schnarrte: „Nun werde ich dir einige wichtige Regeln beibringen, die es zu beachten und zu befolgen gilt als hinge dein Leben davon ab. Einen Regelbruch dulde ich in meinem Hause nicht... Soweit verstanden?“

„Ja, Sir...“, gab sie kleinlaut von sich. Ihr fetthaariger Vater funkelte sie finster an, was sie dann selber ihren Fehler merken ließ und sie verbesserte sich sofort: „Äh... ja, Severus.“
 

„Schon besser...“, knurrte er verstimmt. Sie entschuldigte sich wieder für den mehr als peinlichen Fehler. „Und damit kommen wir schon zur ersten Regel dieses Hauses... Lehrertitel und sonstige Formalitäten sind für dich in diesem Haus tabu! Ich werde mich nicht von einem nervtötenden Balg in meinem eigenen Heim fremd fühlen lassen...“ Er sah seinen Sprössling streng an. Sie nickte und bejahte wie es gehorsame Schüler taten. Als er sie noch einen Moment skeptisch fixierte beteuerte sie ihm erneut, dass sie verstanden habe.
 

Er fuhr dann auch langsam fort: „Desweiteren wird der Tagesverlauf wie folgt aussehen: Frühstück gibt es unter der Woche um 8.00 Uhr, am Wochenende um 9.30 Uhr. Das Mittagessen findet immer um 13.00 Uhr sowie Abendessen um 18.30 Uhr statt.“
 

„Ja, Dad“, erwiderte sie.

„Vormittags hilfst du mir aus oder lernst. Am Nachmittag gehen wir den Schulstoff gemeinsam durch und schließen alle mögliche Lücken. Je nachdem wie lange du brauchst, darfst du dich ab Spätnachmittag oder eben erst Abends selbst beschäftigen. Schlafenszeit ist 22.00 Uhr an Sylvester ausnahmsweise darfst bis 1:00 Uhr wach bleiben und spätestens dann zu Bett gehen oder generell wenn ich ins Bett geh. Ich achte darauf...“, raterte er zum Großteil lustlos den geplanten Stundenplan über die Ferien herunter. Was anderes hatte sie aber auch kaum erwarten können.
 

„Die Wochenenden über wird Zaubertränke praktiziert.“ Toll... wenn das mal nicht erbauend für fie Elfjährige war. Sie bejahte einfach ohne Widerworte, die er ja ohnehin nicht dulden würde. „Geflogen wird hier nicht.“ Nun sah sie ihn etwas entsetzt an. Aber sie mochte doch das Fliegen! Und wie sollte sie sich denn in ihrer Freizeit selbst beschäftigen, wenn nicht mit Fliegen? Er grinste fies. Er war aber auch echt gemein ohne Unterlass... „Jedenfalls nicht ohne Aufsicht...“ Dramatische Pause, das war ja sowas von klar.
 

In der Hoffnung eine ähnliche finstere Wirkung zu erzielen wie ihr Vater (wenn man ihnen beiden schon Ähnlichkeiten zusprach) blickte sie ihn verdüstert an. Und dennoch hatte sie einen Schrecken davongetragen, was ihn sichtlich bösartig amüsierte. Abgesehen davon... er nahm es ihr anscheinend noch Übel als sie in den Verbotenen Wald geflogen war. Sie wollte fast schon wieder empört etwas entgegensetzten, hielt aber inne im Bewusstsein, dass es sowieso sinnlos war.
 

Er grinste hämisch als er fortfuhr: „Und ich werde in deiner Freizeit wohl kaum meine Zeit mit damit verbringen einem Kind beim Fliegen zuzusehen, schließlich habe ich auch noch unerledigte Arbeiten, denen ich nachgehen muss...“ Sie sah ihn einfach weiter entgeistert an, beschloss aber sich mit ihrem Schicksal abzufinden. Wie gemein... Wenn er denn nur noch arbeiten würde sofern er nicht mit ihr beschäftigt war, dann hätte er ja nie Zeit sie an der frischen Luft aufsteigen zu lassen. Mensch, das waren ja mal langweilige und verdammt öde Aussichten der Ferien hier...
 

Desweiteren erlaubte er keinen Besuch. Gut, damit konnte sie sich abfinden. Sie hatte ja kaum Freunde, die man hätte einladen können. Als die Hausregeln alle geklärt waren überließ Severus das Mädchen sich selbst und ihrer Entscheidung wie sie sich selbst beschäftigen wollte...
 

Sie erkundete zunächst einmal das Haus in Begleitung ihres Vaters und dieser zeigte ihr ebenso sein heimisches Labor und ansonsten verbrachte sie die meiste Zeit in ihrem Zimmer, die Sachen auspackend und einräumend so wie ihre Maus pflegend. Sie zog sich dann endlich auch gegen 21.00 Uhr um.
 

Müde vom Tag schleppte sie sich noch einmal durch das Haus und suchte in all der Ruhe nach ihrem Vater um eine Gute Nacht zu wünschen. In seinem Schlafzimmer schien er nicht zu sein, da nach mehrmaligem Klopfen niemand reagierte. Lily hatte damit gerechnet. Er war ja kein Kind mehr das viel Schlaf benötigte und früh zu Bett gehen musste. Also suchte sie unten weiter.
 

Im Wohnraum war noch Licht an und sie wurde fündig. Der Professor für Zaubertränke saß in seinen Studienbücher und vereinzelte Pergamentrollen vertieft auf seiner Couch gemütlich vor dem Kamin und wirkte hochkonzentriert. Sie sollte ihn lieber nicht stören, aber er bemerkte sie bereits auch so schon und blickte zu ihr, die am Türrahmen stand auf. Er erstarrte bei ihrem Anblick und war dabei sich zu erheben.
 

Lily erschien in ihren Schlafsachen vor ihm. Die blass grau-schwarze Fledermauspyjamahose hing ihr locker an der Hüfte und rutschte gerne mal. Grün-schwarze Hauslatschen, graues Unterhemd und offenes Fledermausoberteil zu der Hose sowie die passende Schlafmütze zierten den hageren Körper der jungen Snape. Müde rieb sie sich an einem Auge: „Dad?“
 

Der Hauslehrer Slytherins wirkte beim Anblick ein wenig überrascht, wenn nicht gar schockiert. Er setzte zum Sprechen an, beließ es aber für einen Moment. Ihm fehlten sichtlich einmal die Worte und der Atem dafür. Aber er riss sich nach einem Moment der Fassungslosigkeit zusammen: „Lily Severus Evans. Mir ist zwar schon zu Beginn unserer Bekanntschaft aufgefallen, dass du stark gebrauchte Kleidung trägst... aber das hier setzt noch einen drauf und verschlägt mir dann doch die Sprache. Woher hast du die Sachen her?“
 

Fragend sah das Mädchen ihn an. Wieso tat er so geschockt? War sie wirklich so unordentlich, dass es jeden störte? Sogar ihm, der augenscheinlich keinen Wert aufs Äußere legte? Irgendwie war das tiefst verletzend... Aber vielleicht urteilte sie selber gerade auch zu vorschnell. Sie kannte ihn ja noch nicht. Nicht wirklich. Zumindest nicht privat und außerschulisch.
 

„Aus dem Waisenhaus...“, sagte sie kleinlaut. Er schaute sie ungläubig an und verzog eine Augenbraue hoch, weswegen sie direkt noch hinzufügte um korrekt zu bleiben: „Nun, sie haben mir zumindest erzählt, dass dies die einzigen Sachen seien, die meinen Eltern gehörten...“ Er schwieg weiterhin skeptisch und doch auf eine gewissen Art erstaunt als bliebe ihm die Sprache weg. Sie sah ihn fragend an „Wieso?“
 

Er erwiderte sofort: „I-ich kann das nicht sehen. Wir werden dir morgen direkt nach dem Frühstück sofort neue und passendere Kleidung kaufen. Und wehe ich höre ein Protest! Diese uralten Sachen schmeißen wir dann auch gleich bei nächster Gelegenheit weg.“ Sie sah ihn verwirrt an. „Ich kann hier keine Mini-Version meinerselbst gebrauchen... zumal diese Klamotten bereits in meiner eigenen Kindheit nicht gerade zu den neueren erworbenen Sachen zählten.“ Das Erstaunen des Mädchen war ihr sichtlich anzusehen.
 

„D-das sind also tatsächlich... deine Sachen?“, fragte Lily überrascht. Er höhnte sarkastisch: „Ach was, die gehörten deiner Mutter...“ Sie sah ihn skeptisch an und zweifelte. Seine ironische Art war ihr ja durchaus bekannt. „Natürlich sind das meine Sachen!“, schimpfte er kurz darauf folgend, „Und die waren mir in deinem Alter auch recht unpassend...“ Darauf schwieg das Mädchen bloß. Sie trug also tatsächlich seine Sachen... bisschen unheimlich, wenn auch nichts wofür man sich zu schämen brauchte. Aber die Vorstellung ihn als Kind in diesen Schlafsachen zu sehen wollte ihr nicht so recht gelingen.
 

Die nächste Frage seinerseits sollte sie schon ein wenig mehr in Verlegenheit bringen. „Konnte sich das Waisenhaus wenigstens dazu erbarmen dir angemessene Unterwäsche zu geben?“ Er wollte doch nicht damit andeuten, dass sie eventuell... Igitt! Wenn ja, dann sparte das Waisenhaus garantiert an den falschen Ecken und Kanten wenn man Kindern gebrauchte Unterwäsche zum Anziehen gab. Und das war sicherlich wahrscheinlich, wie es dem Heim zutraute. Sparmaßnahmen waren schlimm. Deswegen antwortete Lily auch nicht.
 

Severus' Reaktion darauf war fast schon wieder amüsierend. Bleiches Entsetzen war angedeutet, er wollte etwas sagen, aber ihm wollten nicht so recht die Worte aus der Kehle entschlüpfen. Deswegen sah er sie bloß mit leicht geöffnetem Mund musternd an. Eine Hand entsetzt gegen seine Brust gelegt zeigte schon was er davon hielt sollte sich tatsächlich das bewahrheiten was er vermutete. Er würde wegen ihr noch einen Herzinfarkt erleiden, dachte er. Garantiert. Nach Minuten erst hatte er sich halbwegs wieder fassen können...
 

„Schon gut, du musst nicht antworten. Ich merk schon... bzw ich sehe es gerade...“ Die Hose war dem Kind sichtlich vom Becken gerutscht. Sie zog sich die Hose wieder hoch. Im Umkehrschluss hieß es ja... er trug selber gerne graufarbene Unterwäsche, oder? Es war erschreckend zu wissen was für Unterkleidung die Eltern trugen. Ein Schauer lief dem Mädchen über den Rücken. So genau wollte man es ja dann doch nicht wissen, was für Vorlieben Elternteile haben...
 

Sie sah ihn dennoch etwas verunsichert an: „Sag bloß, die Unterwäsche, die ich gerade... anhab... hast du auch... damals...“ „Nun... sie sind mir nicht unbekannt, sagen wir es lieber so...“, entgegnete Snape, sichtlich und hörbar noch entgeistert. Die grünen Augen der Kleinen weiteten sich vor Schreck. Na Lecker... Sie schluckte hörbar.
 

„Ich gebe zu, Lily. Ich finde dich in vielerlei Hinsicht in einem wahren Notstand vor. Morgen früh ändern wir das... Bis dahin wirst du es sicherlich noch eine Nacht überleben.“ Sie nickte nur zögerlich.

„Gute Nacht, Dad...“

„Gute Nacht, Lily...“

Als das Mädchen wieder auf ihr Zimmer ging rieb der Tränkemeister an seiner Nasenwurzel. Schreckliche Zustände waren das... einfach nur schrecklich...
 

Am nächsten Tag stand Familie Snape früh auf um die notwendigen Einkäufe zu erledigen und zogen sich direkt nach dem Frühstück rasch um. Lily Severus sah ihren Vater fragend an: „Trägst du auch privat dieselben Sachen wie in der Schule?“

„Heute ausnahmsweise ja, weil wir ja nicht nur in London einkaufen werden, Kind. Muggelkleidung in der Zaubererwelt erachte ich nicht für angemessen. Zauberersachen in der Muggelwelt werden höchstens etwas belächelt, aber das wars auch schon...“
 

Irgendwie konnte sich Lily Severus nicht vorstellen, dass ihr Vater was anderes trug als die Sachen, die er eben als Lehrer immer anhatte. Sogar gewöhnliche Schlafsachen traute sie ihm nicht zu. Aber man musste sich nun auch wirklich nicht alles vorstellen. Er hingegen musterte seine Tochter abfällig, die eben nichts anderes an hatte als seine Kinderkleidung von damals und somit ihn ähnlicher aussah als sowieso schon.
 

„Und du hast ja leider nichts anderes... Ich würde es gerne vermeiden begafft zu werden.“ „Soll ich doch lieber meine Schulsachen tragen, Dad?“, fragte sie zaghaft nach. Severus überlegte und wog Vor- und Nachteile ab. Mit ihrer Schuluniform allein dürfte es sogar halbwegs gehen. Der Umhang an der Robe jedoch würde sie ihn wieder ähnlich machen. Und das konnte jeder volltrunkene Vollidiot auf der Straße erkennen. In ihren Alltagssachen war sie eine Jungversion seinerselbst und nur er sah sich selber in ihr. Und das passte ihm ebenso wenig.
 

Er könnte ihr zwar die ein oder andere Kleidung aus seinem Kleiderschrank auf ihre Größe zusammenschrumpfen lassen, sodass sie halbwegs ordentlich gekleidet war ohne gleich als Schülerin aufzufallen. Er schüttelte bei diesem Gedanken jedoch den Kopf. Nein, er wollte garantiert nicht unnötig mehr Aufmerksamkeit bekommen als notwendig.
 

Obwohl... eine furchteinflössende Fledermaus war ja schon grusel genug für die Mitmenschen, aber zwei wären doch sicherlich...? Nein. Nein, das verwarf er gleich wieder. Das würde keiner Ernst nehmen. Der ältere Snape im Partnerlook mit seinem Kind. Das würde höchstens als niedlich eingestuft werden. Nein, das war rufschädigend. Auch wenn es sicherlich besser wäre wenn es sich früh übte... Sie war eine Snape. Zwar noch eine Kleine, aber immerhin eine. Bisschen Respekt vor dem Namen sollten die Leute schon noch haben.
 

„Kann ich denn nicht auch so rumlaufen wie du?“ Toll, sie legte es jetzt selber darauf an. Sie sah ihn fasziniert an. Nun ja zumindest schien sie seinen Kleidungsstil zu beneiden, wenn sie schon so imponiert wirkte. „Wie bitte?“, fragte er finster nach als ob er sich verhört hätte, in der Hoffnung sie so einzuschüchtern. Sie wusste, dass er gute Ohren und sie somit recht verstanden hatte. Das hatte noch bei jedem Unverschämten (Schüler) funktioniert. Außerdem hatte er ihr doch am Abend zuvor gesagt, er brauche keinen kleinen Abklatsch in Handtaschenformat von sich selbst.
 

Doch anscheinend kratzte sie sich ein wenig Mut zusammen. Sie mochte wohl seinen düsteren Kleidungsstil. Aber er zog sich nicht nur aus Spaß alleine so an...- obwohl,.. doch schon, mitunter. Aber man musste ihn ja nicht gleich nachmachen auch wenn sie sich als sein leibliches Kind schimpfte. Die Göre nervte und er hasste schon jetzt Papa spielen zu müssen.
 

„Wenn du nicht willst ist das auch okay... aber ich möchte einmal auch gerne so tolle Sachen tragen wie du.“ „Du vorlautes kleines Biest!“ Nun brodelte es aber in ihm gewaltig! Er trat großschrittig auf sie zu.

„Es war nicht als Beleidigung gemeint, echt nicht!,“ verteidigte sie sich sofort und huschte reflexartig hinter die andere Seite der dunklen Couch und hoffte dass er sie so nicht zu fassen bekam, obwohl... er war Zauberer- er konnte sie auch einfach verhexen und sie so dran kriegen.
 

Er ging jedoch glücklicherweise nicht weiter auf das kindische Spiel ein und stand mit verschränkten Armen da und erdolchte sie mit seinem Todesblick. „Du willst tatsächlich so herumstolzieren wie ich...“

„Ja“, bestätigte sie ihn.

„Hmpf, dann werde erst einmal Lehrer. Dann sehen wir weiter...“

„Wieso erst dann?“, erklang es ein wenig enttäuscht von der jungen Ravenclaw.

„Gefällt es dir etwa von der Meute da draußen angestarrt zu werden und als süß betitelt zu werden an jeder Ecke, wenn man uns zusammen so sieht? Mir jedenfalls nicht. Und darauf kann ich gut verzichten... Und selbst wenn... dann kann man ja gleich der ganzen Welt offenbaren, dass wir Vater und Tochter sind...“, knurrte er grimmig.

„Aber ich bin deine Tochter“, sagte sie trocken.
 

„Offensichtlich...“, er deutete musternd auf ihr äußeres Erscheinungsbild an. „aber solange ich den Lumpen da nicht mehr ertragen muss, soll es mir recht sein... und weh dir, wir treffen unterwegs auf Mitschüler von dir und höre dumme Sprüche... Dann war heute das letzte Mal, dass ich dir erlaube mich nachzuahmen!“ Sie nickte und lächelte ihn an.
 

Der Hauslehrer Slytherins sah sie noch einen Augenblick verfinstert an. „Danke, Vater.“ „Nenn mich draußen nur bei meinem Vornamen...“ Er erhob belehrend einen Zeigefinger als er dies in bedrohlich scharfen Ton von sich gab. Sie nickte. Er rührte sich erst wieder und löste seinen fixierenden Blick als das Mädchen demütiger wurde. Severus war sich schon jetzt sicher, dass was er hier tat würde er noch bereuen...
 


 

Die beiden Schwarzhaarigen wanderten durch Londons Straßen, nachdem sie zu seinem Widerwillen erneut geflogen sind. Er war tatsächlich kurz davor gewesen zu Apparieren. Vielleicht gehörte sie ja zu der Minderheit, die sich nicht gleich übergaben nach dem ersten Versuch. Aber sie war noch ein Kind und entsprechend empfindlich. Das bedeutete die Wahrscheinlichkeit war hoch, dass sie sich erbrach. Im schlimmsten Fall auf ihn. Und das mochte er nicht. Er mochte zwar eine ankotzende Art auf seine Mitmenschen haben, aber selber angekotzt zu werden gefiel ihm überhaupt nicht. Also waren sie wieder einmal geflogen...
 

In London angekommen, liefen die beiden Snapes wehenden Umhanges eine Weile lang schweigend durch einige Straßen bis sie ein passendes Geschäft fanden. Die große böse Fledermaus stach eindeutig aus der gewöhnlichen Menge heraus, aber das kümmerte ihn nicht. Sowas ließ ihn kalt. Die kleine Fledermaus zu seiner Seite schwieg und versuchte die neugierigen Blicke der Leute zu ignorieren ohne dabei in Versuchung zu geraten sich unterm Umhang ihres Vater zu verstecken. Weswegen auch?
 

„Da wären wir... dieser Laden sollte ein paar vernünftige Hosen und Oberteile für Kinder zu bieten haben“ „Ob die auch normale Unterwäsche haben?“ „Das ist ein Kleidungsgeschäft für den täglichen Bedarf... natürlich werden sie sowas anbieten. Allerdings beschränken wir unseren Einkauf auf maximal zwei Teile pro Sorte. In der Winkelgasse werden wir uns gründlicher umsehen.“, belehrte er sie ohne großartig seine Stimme anzuheben.
 

Sie nickte und wollte schon in die Unterwäschenabteilung aufmachen, aber ihr Vater hielt sie davon ab und zog an ihrem- seinem verkleinerten- Umhang, sodass sie in fragend anschaute. „Dein Bedarf liegt auf der anderen Seite junges Fräulein...“

„A-aber, da...“

„Nichts da. Ich sagte angemessene Kleidung... und damit meinte ich Sachen, die dir passen. Und die befinden sich nicht zwingend in der Jungen Abteilung.“

„Ich habe da aber eben graue Unterwäsche gesehen! Ich möchte sie mir mal näher ansehen“, flehte das Kind. Er blieb hartnäckig: „Da ich zahle, bestimme auch ich was du anzuziehen hast, verstanden?“
 

Sie zog flüchtig eine Augenbraue hoch, schwieg aber und schmollte einen Moment lang düster und gab mürrisch von sich: „Ja... ich habe es verstanden...“

Er verzog selber eine Augenbraue und war sichtlich etwas erstaunt wie ähnlich sie ihm in dem Aufzug und dem verdüsterten Blick aussah. Sie würde sicherlich eine gute Lehrerin nach seinem Vorbilde abgeben- sollte sie eine denn werden wollen verstand sich.
 

Und bevor sie beide anfingen vor aller Augen zu streiten kam auch schon eine freundliche junge blonde Verkäuferin entgegen und begrüßte sie: „Guten Tag mein Herr. Suchen Sie etwas bestimmtes?“ Er nickte leicht und deutete mit seinem Blick zu seinem Spross runter. Lilys Nasenflügel waren etwas geweitet. Und wenn sie ihm so ähnlich war, dann schloss er darauf, dass sie ein wenig beleidigt oder böse zu sein schien-so kannte er das immerhin von sich selber wenn er seinen Unmut andeuten wollte.
 

Er wandte seinen Blick wieder der jungen Frau ihnen Gegenüber zu: „Ich suche etwas für... dieses Kind. Hosen und Oberteile in erster Linie. Kein Pink, und ohne dämliche Muster bedruckt...“

„Also etwas schlichtes, mein Herr?“

„Ja, bitte“, bestätigte er im monotonen Tonfall.
 

Begeistert wandte sich die blonde Frau dem Kind zu, die noch immer ein wenig zu ernst dreinschaute. „Was sind denn deine Lieblingsfarben?“ Lily sah sie erst etwas skeptisch an, antwortete aber höflich: „Schwarz und Grau...“ Die Verkäufern gluckste. So unverkennbar süß. Und den folgenden Kommentar konnte sie sich nicht verkneifen: „Man merkt gleich, dass das Ihre Tochter ist. Wenn es mir gestattet ist zu sagen, Mister.“
 

Na wunderbar... man sollte sie ernst nehmen. Sie waren immerhin Snapes. Und ein Snape war nun einmal zum Fürchten und nicht zum... Verniedlichen und Durchknuddeln wollen. Das kratzte schon etwas sehr an Severus' Stolz... Knurrig brachte er bloß ein „Offensichtlich...“ hervor.
 

„Madam, haben Sie auch passende Unterwäsche?“, fragte Lily ein wenig heiterer.

„Natürlich, komm mit und wir schauen es uns gemeinsam an. Dir wird bestimmt etwas gefallen.“ Und damit führte sie das Mädchen in die Mädchen Abteilung. Der Vater folgte in einem gewissen Abstand. Nur für den Fall, dass der kleine schwarze Punkt nicht verloren ging. Das wäre nämlich äußerst ärgerlich.
 

„Schau mal, sieht das nicht gut aus? So süß mit Erdbeermuster.“ Lily Severus schüttelte augenblicklich den Kopf. „Das würde dir bestimmt stehen. Die meisten Mädchen tragen sowas.“ Toll, dachte Lily... jetzt wurde sie in eine Schublade geworfen. Sie war eben nicht normal und gewöhnlich. Irgendwie fühlte sie sich gerade etwas angegriffen wenn auch sicherlich nicht beabsichtigt von der Angestellten.
 

Hilflos sah sie zu ihrem Vater rüber, der jedoch ruhig dastand und abwartete. Sie schüttelte dann heftig den Kopf und sah nur böse drein. Ganz der Vater, der im Hintergrund selber todernst dreinschaute, bemerkte die Verkäuferin amüsiert. „Ich suche graue Unterwäsche wie vorhin dort“, sagte Lily und deutete mit einem Zeigefinger in die Jungenabteilung. Die Verkäuferin lächelte: „Aber die sind für Jungen“ „Aber die haben tolle graue Wäsche... ich habe bisher doch immer von dieser Sorte getragen.“
 

Die Verkäuferin gab sich geschlagen. „Hm. Na gut. Aber was willst du denn oben anziehen? Du bist sicher schon 10.“

„Fast 12“, korrigierte das Mädchen sie und schaute wieder finsterer. Wieso nur wurde sie immer für jünger eingeschätzt als sie wirklich war? Das war durchaus beleidigend... Doch die Verkäuferin nahm den säuerlichen Blick nicht allzu ernst. Fröhlich trällernd belehrte diese das Kind weiter.
 

„Na siehst du. Mädchen in deinem Alter tragen alle schon etwas um die Brust. Ein Bustier oder einen BH.“ Fragezeichen taten sich dem Mädchen auf. Lily legte ihren Kopf schief: „Braucht man das denn wirklich?“ Severus' eine Augenbraue erhob sich fast schon bis zum Haaransatz und wollte sich fast beschämt eine Hand vor die Stirn legen. Einen tollen Eindruck musste er da gerade abgeben als Vater. Eindeutig alleinerziehend, wie wohl die Leute über ihn denken mussten. Diese kleine Plage stellte sich aber auch unmöglich an.
 

Die Verkäuferin lachte beherzt: „Nun ein ordentliches Mädchen sollte zumindest ein Bustier tragen, auch wenn noch nichts im Wachsen ist“ Mit erhobener Augenbraue sah die Kleine Snape die Verkäuferin an: „Aber ich habe nichts... da ist doch noch alles flach wie bei Severus...“

„Severus? Ach dein Papa?“, lachte die Verkäuferin die zunächst verwirrt dreingeschaut hatte. „Nun er als Mann hat sowas auch nicht nötig. Aber bei dir wächst da sicher noch mit der Zeit...“

„Und bis dahin habe ich doch noch Zeit, oder?“, gab Lily Severus Konter.
 

Severus tat inzwischen so als würde er sich im Geschäft umschauen wollen, blieb aber dennoch in der Nähe des Kindes. Konter geben, ja das konnte sie. Nun ja, sie war eine kluge kleine Ravenclaw. Und er, der ebenso nicht ungeschickt mit der Wortwahl war was er anhand von kleinen Wortgefechten an und mit Minerva ausübte, war ihr Vater. Da kam das Kind eindeutig ganz nach ihm. Na das versprach einen Heidenspaß, sollten sie beide mal irgendwann einmal ernsthaft diskutieren... Und trotzdem musste das Mädchen doch hier kein Theater veranstalten.
 

Nach einer halben Stunde verließen sie das Geschäft und hatten nur einige graue Unterhosen und Unterhemden gekauft, eine Hose und ein Oberteil. Vielleicht wurden sie in anderen Geschäften fündiger. Doch Fehlanzeige. Das Kind bestand doch tatsächlich auf Schwarz-graue Kleidung. Nicht, das ihm das sonderlich was ausmachte. Aber die Geschäfte hatten fast alle nie etwas in gewünschter Ausführung. Und wenn, dann sind immer diese blöden Muster von irgendwas drauf. Nach drei weiteren Geschäften war er des Suchens Leid und hoffte in der Winkelgasse fündig zu werden... Ordentliche Schulklamotten mussten jedenfalls auch noch her. Mit Glück fand sich nebenher auch was ordentliches...
 


 

In einem ihm nicht unbekannten Laden, in dem er nicht selten selber einkaufen ging begrüßte ihn auch schon begeistert eine alte Hexe mit krausigen lockigen weiß silbernen Haar, die ihn sichtlich noch kannte. Ebenso freudig kniff sie seiner Jungversion in die Wange, was Lily zwar zuließ, aber sie sah dabei nicht sonderlich begeistert aus.
 

„Ui wie niedlich der kleine Fratz“ Snape rollte vielsagend mit den Augen. Dieses Oma Getue... Das hatte er ja kommen sehen. Niedlich hier, niedlich da. Und in diesem Aufzug erst recht. Worauf hatte er sich bloß eingelassen? Sich früh einen furchtsamen Ruf aufzubauen funktionierte nicht so ganz recht wie er ansatzweise gehofft hatte.
 

„Ma'am. Ich bin Lily Severus. Und nicht 'der kleine Fratz'“, korrigierte das Mädchen die Verniedlichung sofort. Ihr Vater hatte ja bereits vorgewarnt, dass man sie überall verniedlichen würde, nur weil sie ihrem Vater teilweise nachzueifern schien. Zumindest wirkte das auf die anderen Leute. Ob Muggel oder Magier. Die Reaktionen waren identisch. Lily versuchte das ein wenig abzumildern und bestand auf ihren Namen und nicht auf kindliche Kosenamen.
 

Doch das schien die alte Hexe eher zu entzücken. Aber sie nickte dann freundlich: „Natürlich, Liebes.“ Nicht viel besser, nun rollte auch die kleine Snape mit ihren Augen. Die Verkäuferin grinste wie ein Honigkuchenpferd und sah wieder zum erwachsenen Snape auf. Köstlichst amüsiert. Er jedoch wirkte todernst und schlichtweg genervt.
 

„Mr Snape, Sie kommen uns ja hin und wieder beehren. Aber wir konnten ja nicht ahnen, das Sie ein so liebreizendes Kind haben.“ Fast unhörbar murmelte der finstere Professor für Zaubertränke: „Seien Sie versichert, Madam, ich bis bis vor kurzem auch nicht...“ Er räusperte sich und näherte sich dem rundlichen Gesicht der netten aber aufdringlichen Geschäftsführerin: „Aber das bleibt unter uns...“
 

Sie dachte wohl das sei ein Scherz denn sie zwinkerte ihm lachend zu: „Wird nicht ganz einfach, Sir. Bei der unübersehbaren Ähnlichkeit. Hahaha.“ Sie lachte lauf, schief und schräg, was Lily ein wenig Gänsehaut verursachte. Nun sah Severus seinen gegenüber düsterer an. Lily wirkte einfach ausdruckslos. Ihr Vater würde das sicher noch klären... Ihren bösen Blick schien bisher von niemanden ernst genommen zu werden, warum auch immer... Bei ihm allein verfehlte die Wirkung nie. Bestimmt war sie einfach nur nicht gut genug darin geübt. Naja, was soll's... noch gab es kein Grund sich zu ärgern um einen bösen Blick aufzusetzen. Die grauhaarige Frau schien wenigstens nett.
 

„Ich mein es ernst...“, knurrte Severus unbehaglich. Sie winkte amüsiert ab: „Ja, ist ja schon gut. Bei mir sind alle Geheimnisse meiner Kunden bestens aufgehoben.“ Darauf wollte Familie Snape lieber nicht vertrauen. Es verhieß meist nichts gutes, wenn man so locker abgewimmelt wurde. Beide Snapes sahen die Dame entsprechend skeptisch mit zeitgleich erhobener Augenbraue an.
 

„Nun was darf es denn für den Junior sein?“ Junior? Lily sah nun fragend zu ihrem Vater auf, der den Blick kühl erwiderte. Das bedeutete doch, dass sie den Namen ihres Erzeugers trug. „Bin ich echt eine...?“, setzte sie an. Severus schnarrte leise: „Ja, bist du. Aber das klären wir zuhause...“ Dann wandte er sich wieder der alten Dame zu: „Auf jeden Fall erst einmal eine neue Schulbekleidung. Und passende Schuhe dazu.“ „Ach? Ihr Kind geht schon nach Hogwarts? Herrje, ich dachte, er wäre erst 8 oder 9. Wie man sich da täuschen kann. Er ist ja noch ziemlich schmal für sein Alter.“ „Sie...“, korrigierte Severus beiläufig.
 

„Oh, ich bitte um Entschuldigung. Der Name klang fast schon nach 'Klein Severus'. Sie verstehen. Li'l-> Little. Ich dachte es sei eine Verniedlichung von 'Little Severus'. Hahaha. Da habe ich wohl was falsch verstanden. Du bist also Lily Severus? Entschuldige den schlechten Scherz.“ Severus knurrte misslaunig. Er hasste diesen schlechten Wortwitz...
 

Lily hingegen grinste schief und sah die Hexe etwas seltsam an. Die war ja echt schräg drauf. Nett, aber irgendwie schräg. Aber dennoch blieb sie höflich.

„Kein Problem, Ma'am, aber ich bin schon fast zwölf“, erklärte die kleine Lily ihrem Gegenüber und lächelte etwas freundlicher. Sie kicherte: „Natürlich bist du das. Na komm, dann wollen wir doch mal schauen, was wir für dich haben.“

Und damit führte sie nach Einverständnis des Vaters das Mädchen in einige hinteren Gänge des Ladens und stöberte nach passender Kleidung. Nach gut einer Viertelstunde hatten sie Kleidung und Schuhe beisammen.
 

„Schau mal, Severus. Wir haben noch das hier gefunden, und das hier“, die grünen Augen des Mädchens strahlten ihn an. Er sah ungerührt zu ihr herab und die Kleidung die sie ihm zeigte. Eine dunkelgraue Anzugshose und noch eine ähnliche in schwarz sowie drei weiße Hemden, einen schwarzen Wollpulli und zwei schwarze T-Shirts zeigte sie ihm voller Stolz. Und das in den 15 Minuten?
 

„Haha, Mr Snape. Sie haben ein Kind mit einem schlichten und einfachen und doch irgendwie stilvollen Geschmack. Wenn auch etwas jungenhaft, aber sie hat sich leicht begeistern lassen und in die Sachen sich sofort verliebt“

„Ich sehe es...“, erklang es ruhig und bestimmt. Er sah das Kind vielsagend an. Sie lächelte ihn an. So ein Frechdachs aber auch. Aber na gut. Sie hatte dann immerhin neue Kleidung nötig, eindeutig. Und die würde er ihr wohl kaufen müssen. Und damit zahlte er die Sachen und sie verabschiedeten sich von der alten Hexe, die es nicht von sich nehmen lies, Lily noch eine Süßigkeit zu unterjubeln. Also so wurde garantiert nichts aus dem Rufaufbau einer künftigen Grusel-Fledermaus...
 

Sie trödelten noch ein wenig durch die Gassen und Lily schien hellauf begeistert zu sein von all den Läden und Angeboten, die die Winkelgasse zu bieten hatte. Besonders fasziniert war sie von den Büchern und am meisten natürlich vor dem Laden für Besen und Zubehör. Trotz des Willens vor dem Schaufenster halt zu machen, zwang das Mädchen sich mühselig zu beherrschen und folgte einfach ihrem Vater, der unbeeindruckt von allem einfach seinen Weg zielstrebig ging.
 

Severus erledigte noch selber ein paar eigene Einkäufe für Zaubertrankzutaten, die er gewiss noch brauchen würde. In einer Apotheke brauchte er etwas länger, weil einzelne seltenere Zutaten nicht mehr auf Lager waren und die nächste Lieferung wahrscheinlich frühestens nach Neujahr eintraf. Dazu kamen noch die unerhörten Preiserhöhungen hinzu über die man sich beschwerte. Snape als regelmäßiger Kunde musste sich das von dem Ladenbesitzer eine Weile lang anhören.
 

Lily hörte zwar schweigend zu aber dann sah sich doch etwas in dem Lädchen um. Sie begutachtete aufmerksam einzelne Ausstellungsstücke sowie anderen Kram. Und da stand auch ein Fläschchen was Lilys Neugierde weckte. Etwas leucht grünes sah sie drinnen bewegen. So was wie Mehlwürmer, nur eben... anders. Sie sollte zwar nichts anfassen, aber die kindliche Neugierde packte sie dann doch, sodass sie das Gefäß nahm und ins Licht hielt um es besser betrachten zu können.
 

Dabei merkte sie nicht, dass ihr Vater fertig war mit seiner Bestellungsaufgabe. „Stell das sofort wieder zurück, Lily! Ich sagte doch, du sollst nichts unerlaubt anfassen!“, wies er sie zurecht. Vor Schreck hätte sie beinahe das Glas fallen lassen. „Entschuldige...“, sagte sie kleinlaut und stellte es wieder an dessen rechtmäßigen Platz zurück. Und sie verließen die Apotheke. Eiligen Schrittes eilte Severus, dicht gefolgt von Lily und mit wehendem Umhang.
 

Da es nun ein Mäulchen mehr zu stopfen galt musste Severus ebenfalls seinen Lebensmittelvorrat aufstocken damit über die Feiertage niemand hungern musste. Und Tierfutter musste auch noch besorgt werden... Und wenn sie schon einmal dabei waren, weitere Schulutensilien konnte das Mädchen alle Mal noch gebrauchen. Na das konnte noch ein toller Shopping Tag werden...


Nachwort zu diesem Kapitel:
*Ja, Knder können auch am selben Tag geburtstag haben wie ein elternteil. Ich bin ein Besipiel dafür und habe am selben tag geburtstag wie meine Mutter. Und da Lily Severus mich ein wenig wiederspiegelt denke ich passt es gut in die Geschichte rein. Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (2)

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Von:  Niwelia
2018-02-16T22:30:09+00:00 16.02.2018 23:30
Mega gut geschrieben. Ich hab deine FF grad in einem verschlungen und ich find die Idee klasse. Snape ist dir echt gut gelungen, und liebe für seine Tochter :3
Die einzige Frage die mir in den Sinn kam, wenn sie Harrys jüngere "Halbschwester" ist, wie das mit Lilys Tot war.. oder ob sie vl unter einem Schlafzauber jung gehalten wurde?
Ich bin aufjedenfall sehr gespannt wie es weiter geht x3
Insofern du weiter schreiben würdest :3 *Fanfahne schwenk*

LG Niwe
Antwort von:  sadAngel666
17.02.2018 09:20
Guten Morgen :3

Wow, vielen lieben Dank für dein liebes und tolles Review.
Habe mich echt riesig gefreut und über die Lobe.
Es freut mich echt zu wissen, dass mir die Darstellung
unseres werten Herren Tränkemeisters gelingt, denn
ich selber zweifele manchmal daran ob es so ist, da ich
das Gefühl habe, dass es in der letzten Zeit mir nicht so
gelingt wie gewollt. Deswegen danke ich für die Rückmeldung :D
Ich denke, dass die Frage sich im Laufe der Geschichte noch klären
wird. Dauert jedoch noch ein wenig. Geplant ist die Sache um Lily
und wie Lily Severus entstand in etwa um die Zeit in Harrys 4. oder 5.Schuljahr.
Ist also noch ein bisschen hn ^^
Ich bin dabei meine Notizen zu den aktuellen Kapiteln auszuarbeiten
und denke, dass im Laufe der nächsten Tage ein neues Kapitel kommen
wird. Jedenfalls danke ich dir nochmals herzlichst für dein wundervolles
und langes Feedback :D

Ich wünsch dir noch ein schönes Wochenende und verbleibe als
ergebener Autor,

sadAngel
Von:  dragon493
2018-02-03T19:26:19+00:00 03.02.2018 20:26
tolles Kapitel
Schon süß so ein zweiter Snape in klein :)
Echt amüsant das Snape schockiert und sprachlos wegen ihrer Kleidung ist, wo bei es verständlich ist
bin gespannt wie die Ferien weiter verlaufen
freu mich aufs nächste Kapitel
lg dragon493

Antwort von:  sadAngel666
03.02.2018 22:52
Guten Abend,

Freut mich, dass dir das Kapitel bzw die Story bisher gefiel.
Beim aktuellen war ich mir nicht so sicher ob es wegen der
Länge und des Einkaufen willens zu trocken und langweilig war,
aber schön, dass es doch noch irgendwie knuffig zu sein scheint :3
Ja nicht? So eine Mini Version hat doch auch was herzliches an sich,
was ich persönlich sehr liebe und zuckersüß finde.

Jaaa, ich glaube da sind wir uns alle einig, das mit den Kleidungen
keine schöne Sache ist xD Und wie Severus darauf reagiert, da
hab ich mich gefreut endlich diese Szene zu schreiben :3 Ist wirklich
amüsant, aber auch verständlich^^

Die Ferien werden noch mindestens 2 Kapitel verlaufen Minimum, je
nach Ausarbeitung und ob mir noch was einfällt. Zwei Ereignisse werden
auf jeden Fall in den Ferien sich abspielen ;D

Danke dir für dein Feedback, ich habe mich darüber sehr gefreut :3
Schönes Wochenende sei dir noch gewünscht.

Ich verbleibe als ergebener Autor,

sadAngel


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