Alaskakälte von Dig_Dug ([Sakura x Sasuke]) ================================================================================ Kapitel 1: Fairbanks -------------------- 1. Fairbanks   „Wussten Sie, dass ungefähr die Hälfte der Touristen in Alaska wegen der Kälte erfrieren und einen schrecklichen Tod erleiden?“ Sakura hörte auf, sich die Hände zu reiben und mit den Zähnen zu klappern und starrte stattdessen auf die ältere Dame hinter der Hotelrezeption. „W-Wie bitte?“, flüsterte sie alarmierend und fing augenblicklich an auf ihre eiskalten Finger zu hauchen. Hier starben Leute durch Erfrieren? Nur der Gedanke daran ließ ihr das Blut in den Adern gefrieren und ihre Zähne klapperten umso mehr. Sie hörte, wie die Dame amüsiert schnaubte. „Das war doch nur ein kleiner Spaß, Liebes. Was machen Sie überhaupt in Fairbanks? Sich den Tod holen?“, lächelte sie gutmütig und zog eine Augenbraue nach oben, als sie den Blick nach unten gleiten ließ und Sakuras Pumps bemerkte. Sakura wartete bereits darauf, einen belustigten Kommentar von der Frau zu hören, denn immerhin musste sie heute schon mehrere blöde Sprüche wegen ihrer Schuhwahl über sich ergehen lassen. „Ich bin in den falschen Flieger gestiegen“, murmelte Sakura peinlich berührt. Sie hatte immer noch keine Ahnung, wie ihr überhaupt sowas passieren konnte. Fairbanks, Alaska hatte immerhin überhaupt nichts mit London, Großbritannien zu tun. Aber sie war so in Gedanken gewesen, dass sie weder auf die Flugnummer noch auf das Gate geachtet hatte. Sie war so blöd gewesen auf die Wegbeschreibungen eines Mannes zu hören, der bestimmt den einen oder anderen Joint geraucht hatte. Warum, zum Teufel, musste sowas immer ihr passieren? „Der falsche Flieger? Du liebes bisschen, ist denn sowas überhaupt möglich? Bei der heutigen Technik?“ Sakura seufzte frustriert. Genau das hatte sie sich auch gedacht. Auch die unfreundliche Dame am Flughafen konnte ihr diese Geschichte nicht erklären. Wenigstens hatte sie einen kostenlosen Kaffee als Widergutmachung erhalten.   Sie zuckte hilflos mit ihren Schultern und gleich darauf kam die Dame um die Rezeption herum und gab Sakura eine mütterliche Umarmung. Sakura wollte es zwar nicht zugeben, aber diese Geste war genau das, was sie jetzt brauchte. Nur schwer konnte sie die Tränen zurückhalten, während die fremde Frau beruhigend über ihren Rücken strich. „Ach, Liebes. Und das noch so knapp vor den Feiertagen!“ Sie drückte Sakura eine Armlänge von sich. „Wissen denn Ihre Eltern, dass es Ihnen gut geht?“ „Ich habe sie gleich angerufen als ich gelandet bin. Ist es denn wirklich wahr, dass die nächsten vier Tage kein Flug geht?“, fragte Sakura mit einer winzigen Hoffnung in ihrer Stimme, dass die gutmütige Frau ihr mit einem Lächeln erklären würde, dass das nur ein Fehler im System war und sie einen Freund hatte, der am Flughafen arbeitet und Sakura sicherlich in ein Flugzeug zurück Richtung Heimat unterbringen könnte. Doch stattdessen legte sich ein mitfühlender Ausdruck auf ihr Gesicht und sie strich seufzend über Sakuras Arme. „Tut mir leid, aber durch den Schneesturm, der über die Feiertage auf uns zukommt, wird es wohl eine Weile dauern bis der Flughafen wieder freigegeben wird.“ Ein Schneesturm? Sakuras Tränen drückten sich nun endgültig aus ihren Augen und sie konnte, ganz zu ihrem Leidwesen, kein Schluchzen verhindern. Sie heulte hier bei dieser Frau rum wie ein kleines Mädchen. Vielleicht war es ja so etwas wie göttliche Fügung gewesen? Immerhin blieb ihr so der Anblick ihres Exfreundes mit seiner neuen Flamme erspart. Aber sie hatte sich auf ihre Familie gefreut. Seit sie vor sechs Monaten in die Staaten gezogen war um zu studieren hatte sie ihre Liebsten nur über Skype gesehen. Wenigstens zu Weihnachten hatte sie sich erhofft ein paar schöne Tage zuhause verbringen zu können. Die Last, ihrem Ex und seiner Neuen über den Weg zu laufen, hätte sie auf sich nehmen können, aber die Feiertage in einer wildfremden Stadt mit fremden Leuten zu verbringen war nur schwer zu ertragen. Allein die Vorstellung bereitete ihr Angst. Die ältere Frau vor ihr schien ihren hilfesuchenden Blick zu bemerken, denn sie lächelte mitfühlend und tätschelte Sakuras Haar. „Kopf hoch, Liebes. Du wirst die Feiertage bei mir verbringen. Niemand wird zu Weihnachten alleine gelassen.“ Sakura schüttelte mit roten Wangen ihren Kopf. Sie fühlte sich geschmeichelt, aber wollte sich bestimmt nicht bei jemand Fremden aufdrängen. „Das ist nicht nötig. Ich werde einfach mit meiner Familie skypen...“ „Papperlapapp!“, unterbrach sie Sakura und schnappte sich gleich darauf ihren Koffer. „Meine Kinder können dieses Jahr nicht hier sein wegen dem Sturm. Du tust meinem Mann und mir einen Gefallen, wenn du uns Gesellschaft leistest.“ „Aber...“, setzte Sakura erneut an, wurde jedoch durch eine Handbewegung aufgehalten weiter zu sprechen. „Keine Widerrede, Liebes!“ Ihr Tonfall gab eindeutig zu verstehen, dass dieses Thema für sie erledigt war und Sakura bei sich aufnehmen würde. „Ich habe für mindestens acht Personen zu Essen eingekauft. Wer soll das alles essen, wenn du nicht mitkommst?“ Sakura strich sich die Tränen von ihrem Gesicht und zum ersten Mal seit sie in Fairbanks gelandet war, legte sich ein Lächeln auf ihre Lippen. Allein der Gedanke an Essen ließ ihr das Wasser im Mund zusammenlaufen. Sie hatte heute noch keine Zeit oder die Nerven gehabt etwas zu essen. Aus den Augenwinkeln betrachtete sie die ältere Dame, die gerade ihrem Chef per Telefon klar machte, dass sie für heute Feierabend machte. Auch bei ihm wandte sie den gleichen Tonfall an und irgendwie wurde Sakura das Gefühl nicht los, dass ihr Chef hier wenig zu sagen hatte. Warum sollte sie dieses liebe und auch ein wenig merkwürdige Angebot nicht annehmen? Wer wollte schon alleine sein an Weihnachten? Sakura ganz sicherlich nicht. „Mein Name ist übrigens Millie“, riss sie Sakura aus ihren Gedanken, während sie sich ihre Jacke und Autoschlüssel schnappte. „Mein Mann Joe wird sich freuen, dass wir über die Feiertage Besuch haben werden!“ „Mein Name ist Sakura“, murmelte sie, leicht überfordert, als Antwort. Millie hakte sich bei Sakura unter. „Nicht, dass du dir noch ein Bein brichst, Liebes“, sagte sie und warf einen eindeutigen Blick auf Sakuras Schuhe. „Du wusstest ja schließlich nicht, wo du landen würdest“, fügte sie kopfschüttelnd mehr zu sich selbst hinzu und Sakura ließ sich ohne weitere Widerworte von ihr mit nach draußen ziehen.   „Joe? Bist du zuhause?“, schrie Millie in das kleine, gemütliche Haus als sie die Tür geöffnet hatte. Da keine Antwort kam, seufzte sie lächelnd. „Vermutlich ist er immer noch auf der Suche nach dem perfekten Weihnachtsbaum“, erklärte sie und wies Sakura an ihre Jacke auszuziehen. „Joe hat einen ziemlichen Vogel wenn es um Weihnachten geht.“ Sakura schmunzelte als sie Millie dabei zusah, wie sie kopfschüttelnd in ihre Hausschuhe schlüpfte. Joe war ihr jetzt schon sympathisch. Denn Sakura musste zugeben, dass sie selbst immer zu einem Weihnachtsfreak mutierte. Allein schon die vielen Weihnachtslichter verzauberten sie immer in dieses kleine Mädchen, das nichts lieber tat, als in der Nacht vor dem Weihnachtsmorgen zu lauschen, ob sie Santa und seine Rentiere hören konnte. Auch wenn sie dieses Jahr wohl nicht bei ihrer Familie sein konnte, war sie sich sicher, dass Millie und Joe ihr bestimmt auch eine Freude machen konnten. Und wenn es stimmte, dass ihre Kinder wegen dem Schneesturm nicht zu ihnen konnten, dann würde Sakura ihr Bestes tun, damit sie auch diesen zwei eine Freude machen konnte. Millie rückte ihr graues Haar, das sie zu einem Dutt zusammengebunden hatte, zurecht und schenkte Sakura ein Lächeln. „Ich zeig dir dein Zimmer. Du willst dich bestimmt frisch machen nach dem ganzen Trubel.“ „Ja, das würde ich wirklich gerne“, antwortete sie und folgte Millie den Gang entlang. Das kleine Haus war bereits weihnachtlich geschmückt und an den Wänden konnte sie viele Bilder von Leuten entdecken, die vermutlich Millies und Joes Kinder waren. Ihr Blick fiel auf ein Bild, auf dem Millie mit vier kleinen Kindern vor einem festlich geschmückten Weihnachtsbaum abgebildet war. Das mussten ihre Enkel sein.   Als Millie die Treppe am Ende des Ganges nach oben ging und sich dabei erschöpft an der Wand abstützte, packte Sakura das schlechte Gewissen. „Und ich mache wirklich keine Umstände? Ich könnte immer noch ein Zimmer nehmen...“ Auf der Stelle drehte sich Millie um und hob drohend den Finger. „Wie oft muss ich dir noch sagen, dass du Joe und mir eine Freude machen würdest?“ Sakura zuckte hilflos mit den Schultern. „Aber sie kennen mich doch gar nicht.“ Millie lächelte verständlich und legte eine Hand auf Sakuras Arm. „Hier in Alaska wird Gastfreundschaft groß geschrieben. Jeder Fremde kann auch zu einem Freund werden, oder nicht?“ Bevor Sakura noch etwas erwidern konnte, hatte Millie sich wieder umgedreht und ging weiter die Stufen nach oben. Dort zeigte sie auf die erste Tür links. „Eigentlich ist es das alte Zimmer unserer Tochter. Aber da sie leider nicht hier sein kann, überlasse ich es dir“, lächelte sie und öffnete die Tür. Das Zimmer war nicht groß, aber gemütlich eingerichtet. Es erinnerte Sakura ein wenig an ihr Kinderzimmer zu Hause. Die rosa Bettwäsche und der mit Fotos geschmückte Spiegel an der Wand. Die Kuscheltiere auf dem Bett und die vielen kitschigen Bilder von Freunden auf der Kommode. Bei diesem Anblick wurde ihr Herz schwer und sie ließ sich müde auf das Bett fallen. Millie betrachtete sie besorgt. „Ruh dich ein wenig aus und ruf deine Mutter an. Sie macht sich bestimmt Sorgen.“ Sakura nickte und bedankte sich zum ersten Mal bei Millie: „Ich weiß gar nicht, wie ich das verdient habe, Millie. Vielen Dank für die Gastfreundschaft.“ „Ach, Liebes, es ist kein Dank notwendig. Es wird uns eine Freude sein“, erwiderte Millie und Sakura konnte sehen, wie sich ihre Augen mit Tränen füllten. Vermutlich war es für sie genauso schwer ohne ihre Familie Weihnachten zu feiern, wie für Sakura. Doch sofort fasste sie sich wieder und blickte Sakura streng an. „Ruh dich aus, hörst du? Ich mache dir etwas zu essen. Du bist viel zu dünn, Mädchen.“   Als Sakura sich eine geschlagene Stunde im Bett herumgewälzt hatte und immer noch kein Auge zubekam, kletterte sie aus dem weichen Bett und öffnete die Tür von ihrem Zimmer. Sofort kam ihr der Geruch von frischem Essen in die Nase und sie ließ sich wie in Trance die Treppe hinuntergleiten. Unten warf sie zuerst einen Blick in das Wohnzimmer, in dessen Ecke sich ein Holzofen befand und das Sofa davor gerade dazu einlud, es sich darauf bequem zu machen. An der rechten Seite fiel ihr ein großes Bücherregal ins Auge. Verzückt ging sie darauf zu und strich über die vielen Bücherrücken. Sie konnte viele Klassiker wie Stolz und Vorurteil ausmachen, dann stockte sie und konnte nur schwer ein Lächeln verkneifen. Shades of Grey? Millie war wirklich für eine Überraschung gut. Grinsend verließ sie das Wohnzimmer und folgte dem leisen Summen, das von der Küche kam. Millie stand vor dem Herd und summte Let it snow vor sich hin. Als sie Sakura bemerkte, verstummte sie. „Du siehst ja schrecklich aus, Liebes! Konntest du nicht schlafen?“ Sakura überging das wenig schmeichelhafte Kommentar. Immerhin hatte sie vorhin im Spiegel selbst gesehen, wie schrecklich sie aussah. „Nein, es schwirren zu viele Gedanken in meinem Kopf.“ Gutmütig lächelte Millie. „Natürlich, es muss schrecklich für dich sein, nicht bei deinen Eltern sein zu können“, sagte sie und widmete sich wieder der Lasagne im Ofen. Sakura wollte gerade antworten, als sie hörte wie jemand die Tür öffnete. „Oh, das muss Joe sein“, bemerkte Millie und warf einen Blick in den Gang. „Joe, da bist du ja endlich!“ „Hast du mich vermisst, Milliemaus?“, hörte Sakura die tiefe Stimme, die sie irgendwie an den Weihnachtsmann erinnerte. Millie schnalzte mit der Zunge. „Sei nicht albern. Wir sehen uns jeden Tag, wie könnte ich dich da jemals vermissen?“ „Wenn ich tot bin, wirst du es gar nicht erwarten können, mir ins Himmelreich zu folgen, so sehr wirst du mich vermissen“, entgegnete Joe. Millie verdrehte die Augen. „Oder ich suche mir einen jüngeren Liebhaber, so wie es meine Tante Rose gemacht hat“, zwinkerte sie Sakura zu. Von Joe war nur ein Stöhnen zu hören. „Ich hab uns übrigens jemanden mitgebracht.“ Millie und Sakura wurden hellhörig. „Wirklich? So ein Zufall, das habe ich auch“, antwortete Millie mit gerunzelter Stirn. „Wen hast du uns mitgebracht?“ „Unseren Nachbarn. Sasuke“, war Joes Antwort und er machte eine kurze Pause, bevor er die Tür nochmals öffnete. Sakura konnte weitere Schritte hören. „Sein Bruder sitzt in New York fest und wird die Feiertage nicht hier sein. Da habe ich ihn zu uns eingeladen. Niemand sollte Weihnachten alleine sein, oder?“, erklärte er und gleich darauf bog er um die Ecke und schritt in die Küche. Irritiert sah er auf Sakura. „Was tut denn so ein hübsches Mädchen in unserer Küche? Hast du dir eine Haushaltshilfe angeschafft?“ Sakura betrachtete Joe. Er klang nicht nur wie der Weihnachtsmann, er sah auch wie einer aus. Seine grauen Haare hatte er unter einer roten Kappe versteckt und sein grauer Vollbart wurde schon an manchen Stellen weiß wie Schnee. Er war groß, aber auch sehr kräftig gebaut. „Sakura ist unser Gast über die Feiertage“, antwortete Millie und stellte sich neben Sakura um ihr einen Arm um die Schultern zu legen. „Sie ist unverhofft in Fairbanks gelandet. Aber ich glaube, es war mehr eine göttliche Fügung, dass sie ausgerechnet mir in die Hände lief.“ Gerade als Sakura sich Joe offiziell vorstellen wollte, kam ein weiterer Gast um die Ecke und Sakura blieb einen kurzen Moment das Herz stehen. Vor ihr stand der wohl bestaussehendste Mann, den sie jemals gesehen hatte. Seine schwarzen Haare standen wild von seinem Kopf und sein dunkler Blick bohrte sich regelrecht in ihre grünen Augen. Wäre da nicht dieser mürrische Gesichtsausdruck und die gelangweilte Körperhaltung, würde sie tatsächlich gefallen an ihm finden. Trotz der kalten Ausstrahlung klopfte ihr verräterisches Herz wie wild. „Sieht so aus, als hätten wir ein aufregendes Weihnachtsfest vor uns“, grinste Joe zwinkernd.   Tja, das hatten sie in der Tat. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)