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Fall in Love

Autozerkratzer gesucht
von

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Ein sanfter Druck

 

     Ein leises Seufzen kommt über ihre Lippen und sie kuschelt sich näher in das Kissen. Dieser angenehme Duft füllt ihre Nase bei jedem Atemzug. Die Bettdecke liegt wärmend über ihr, hinterlässt das Gefühl von einem leichten gleichmäßigen Druck. Es fühlt sich einfach nur zu gut an und obwohl sie die Augen geschlossen hält, driftet sie einfach nicht wieder ins Land der Träume ab, so wie sie es gerne hätte. Sakura blinzelt einmal kurz und dreht sich vorsichtig auf den Rücken. Für einen Moment durchfährt sie ein leichter Schmerz, ehe sie sich aufkämpft und aufsetzt. Die Decke fällt von ihr ab und noch bevor sie sich umsieht, weiß sie dass sie schon wieder im Bett liegt und nicht auf der Couch geschlafen hat. Sie sieht sich zu ihrer linken um. Die Bettwäsche liegt unberührt dort. Also hat Sasuke auch nicht im Bett geschlafen, oder womöglich das Bett bereits gemacht aber sie vermutet eher ersteres.

     Ein leises Brummen kommt über ihre Lippen, ehe sie die Decke zur Seite wirft und ihre Füße auf den Boden stellt. An der gleichen Stelle, wie gestern lehnen ihre Krücken. Zumindest vom Aufstehen her, wirkt es auf sie so, als hätte sie das Bett gestern gar nicht verlassen. Mit einem leisen Seufzen erhebt sie sich und geht auf die Zimmertür zu, welche nur angelehnt ist. Leise verlässt sie das Schlafzimmer. Im Wohnzimmer liegen noch immer all die Papierflieger am Boden verteilt, der Fernseher läuft noch, mit einer Morgensendung und ein Grummeln ist von der Couch zu hören.

     Neugierig aber auch so leise wie möglich, nähert sie sich der Couch um, über deren Rückenlehne auf Sasuke zu schauen. Eine Decke über Bauch und Beine liegt er das Gesicht im Kissen vergraben dort. Sie muss leicht schmunzeln. Wie gerne würde sie davon ein Foto machen. Doch sie dreht sich leise wieder um und verschwindet im Bad, um sich für den Tag frisch zu machen und die Zähne zu reinigen. Sie muss leicht lächeln. Er hat gestern nicht gelogen, als er gesagt hat, dass er ein Langschläfer ist. Zumindest schläft er solange wie sie. Für einen Moment sieht sie sich im Bad noch um. Heute muss sie sich und ihre Wunden definitiv wieder waschen. Vor allem mit dem Gips ist dies eine Herausforderung. Aber die Dusche mit der flachen Duschtasse wird ihr den ganzen Vorgang wieder erleichtern, auch wenn sie nur zu gerne ein Bad in dieser Badewanne nehmen würde.

     Leise verlässt sie das Bad wieder und lässt ihren Blick über das Papierfliegermeer schweifen. Vom Couchtisch holt sie ihr Smartphone und macht leise und heimlich ein Foto von Sasuke, welcher sich auf die Seite gedreht hat und so unschuldig aussieht wie er dort schläft. Leise geht sie zurück zum Esstisch, um ihn nicht zu wecken und macht von dort aus ein Foto vom Papierfliegermeer. Mit Sicherheit wird das eine gute Erinnerung an diesen Nachmittag sein. Lächelnd lässt sie das Smartphone sinken.

     In eben diesem Moment erscheint Sasukes Kopf über der Rückenlehne der Couch. Total verschlafen und mit verwuschelten Haaren, kommt ein Gähnen über seine Lippen. Sie will gar nicht wissen wie er womöglich reagieren würde, wenn er wüsste, dass sie von eben diesem Anblick ein Foto gemacht hat.

»Morgen«, brummt er ihr zu. Er sieht etwas verplant aus, wie er über die Rückenlehne der Couch zu ihr sieht. Irgendwie süß.

»Guten Morgen«, erwidert sie leise und schließt das Foto von dem süßen Sasuke und lässt das Smartphone  sinken.

»Bist du schon lange wach?«, erkundet er sich und erhebt sich sogleich von der Couch.

»Ich bin gerade frisch aus dem Bad raus.«

»Okay, wenn es dich nicht stört, geh ich schnell duschen, vor dem Frühstück.«

»Ist gut.« Sie lächelt ihm kurz zu und beobachtet wie er ins Schlafzimmer geht, ehe sie ihre Aufmerksamkeit auf die Morgensendung mit den Nachrichten umwendet. Das Wetter wird für den heutigen Tag, bewölkt aber nicht nebelig vorhergesagt.

     Sasuke geht an ihr vorbei ins Bad und sie erhebt sich um in die Küche zu gehen. Wie beim Kochen gestern, lehnt sie ihre Krücken beim Kühlschrank an, ehe sie anfängt aus dem Kühlschrank die Zutaten fürs Frühstück zu suchen und aus einem der Schränke eine Pfanne zu nehmen. Im Wasserkocher setzt sie Wasser auf und bereitet eine Teekanne mit Teebeuteln vor. Sie richtet am Tablett alles fürs Frühstück her und gießt den Tee auf, bevor sie sich der Pfanne zuwendet und darin Rühreier fürs Frühstück herrichtet. Sie toastet den Toast und nimmt die Eier von der Herdplatte.

     Als sie sich umwendet, um sich wieder auf ihren Platz zu setzen und so zu tun als hätte sie sich nicht von dort wegbewegt, steht Sasuke hinter ihr. Noch etwas müde fährt er sich über das Auge, ehe er sie erstaunt ansieht.

»Hast du Frühstück gemacht?«, erkundet er sich und geht an ihr vorbei zum Tablett, auf welchem Teller, Besteck, Tassen und der Teekanne, sowie Zucker und Milch bereit stehen.

»Nein das war eine kleine Fee«, erwidert sie sarkastisch und etwas frech.

»Mit einem Gipsbein und verbundenen rechten Arm?«

     Sie lächelt ihm unschuldig zu und verlässt die Küche. Er folgt ihr direkt mit dem Tablett und deckt den Tisch ein, an welchem sie sich niederlässt. Er  holt noch den Rest fürs Frühstück, während Sakura Tee verteilt und sich ihren gleich mit Zucker und Milch anrührt. Sasuke lässt sich neben ihr auf den Stuhl sinken und teilt sogleich etwas von den Eiern aus. Auch sie bedient sich an Toast und Wurst und richtet sich ein Brot her.

     »Sasuke.« Sie brummt leicht, als sie in ihren Toast wieder auf den Teller legt und an ihrem Tee nippt.

»Hm?«, murmelt dieser ihr zu und beißt in seinen Toast, bereitet sich auf seinem Teller bereits wieder den nächsten zu.

»Ich habe schon wieder im Bett geschlafen und du auf der Couch«, wirft sie ihm sogleich vor.

»Ich weiß.« Amüsiert lächelnd sieht er sich zu ihr um. Sie brummt ihm sogleich wieder zu. »Du schläfst aus irgendeinem Grund immer gleich ein. Du sagst gestern noch du schläfst auf der Couch und im nächsten Moment bist du schon eingeschlafen.«

Schweigend sieht sie ihn an. Tatsächlich kann sie sich nicht an mehr erinnern, was nach diesem Satz gewesen wäre. »Immerhin habe ich die letzten Wochen nicht viel Schlaf bekommen, da kann es schon sein, dass ich abends etwas geschafft bin«, verteidigt sie sich sogleich.

»Ich weiß und ich werfe es dir auch gar nicht vor. Aber warum sollte ich dich dann nicht ins Bett bringen und dich in Ruhe schlafen lassen?« fragend sieht er sie an. Mit einem leisen Brummen stimmt sie ihm zu. Es ist unsinnig sie im Wohnzimmer zu lassen, wo sie womöglich wieder aufgeweckt werden würde. Schweigend nippt sie wieder an ihrem Tee.

     »Heute werde ich aber auf der Couch schlafen!«

»Falls du solange wach bleibst«, lächelt er ihr zu. »Und mich stört es auch wirklich nicht, auf der Couch zu schlafen.«

»Du siehst aber ziemlich zerknittert aus, wenn du aufwachst«, wirft sie ein.

»Das tue ich generell.«

»Wolltest du vorhin dein Kissen essen, oder was war das?«, erkundet sie sich und beißt in ihren Toast.

Verwirrt sieht er sie an, während er an seinem Tee nippt.

»Du hast dein Gesicht komplett im Kissen vergraben. Also entweder wolltest du es essen oder hast du versucht so herauszufinden, womit es gefüttert ist?« Sie legt den Kopf leicht schief und mustert ihn.

»Hab ich das gemacht?«, fragt er sogleich und zuckt im nächsten Moment die Schultern. »Vielleicht fand ich, dass das Kissen gut riecht. Ich glaube du bist gestern darauf gelegen.«

Seine Worte und sein kleines Lächeln lassen sie sogleich wieder verstummen und an ihrem Tee nippen. Auch wenn sie nicht weiß, ob es wirklich deswegen war, ist es bei ihr doch genauso, wenn sie morgens aufwacht. Sein ganzes Bett riecht nach ihm und sie vergräbt sich jedes Mal darin.

     »Ich müsste heute wieder duschen«, wechselt sie sogleich das Thema und isst den Rest von ihren Eiern und Toast.

»Klar, geh nur.« Er nickt zustimmend. Sie nippt wieder an ihrem Tee.

»Ich werde in der Zwischenzeit ein paar Sachen einkaufen gehen. Willst du irgendetwas bestimmtes fürs Abendessen?« Fragend sieht er sie an und beißt von seinem Toast ab.

»Bring irgendetwas mit, wir werden daraus dann schon was zaubern.« Sie lächelt ihm leicht zu.

»Wir? Gar kein Wettstreit mehr heute?«, erkundet er sich sogleich und nippt ebenfalls an seinem Tee.

»Nicht beim Kochen. Wir haben ja beide bewiesen, dass wir es können«, erwidert sie und stellt ihre leere Tasse ab. »Zumindest Eier.«

Sasuke schmunzelt leicht und mustert sie einen Moment, ehe er anfängt die Sachen zusammen zu stellen und den Tisch abzuräumen. Schweigend beobachtet Sakura ihn dabei und nimmt sich noch eine weitere Tasse Tee, bevor er noch alles wegräumt.

     »Okay. Ich würde dann auch gleich gehen, oder brauchst du noch bei irgendetwas meine Hilfe?«

»Nicht beim Duschen«, sie lächelt ihm frech entgegen und er kommt auf sie zu.

»Gib mir dein Handy«, fordert er sie sogleich auf. Skeptisch hebt sie eine Augenbraue und reicht ihm ihr entsperrtes Smartphone. »Falls irgendetwas passiert, du ausrutscht oder sonst etwas,  gib mir Bescheid und ich bin in wenigen Minuten wieder da.«

»Okay, danke«, gibt sie leise von sich und betrachtet den Kontakt den er eben in ihrem Handy eingespeichert hat.

»Aber ich werde eh nicht lange weg sein.«, hört sie ihn sagen und sieht von ihrem Smartphone auf.

»Ist gut«, murmelt sie und beobachtet ihn, wie er auf die Wohnungstür zugeht und in seine Schuhe schlüpft, mit seiner Jacke verlässt er im nächsten Moment schon die Wohnung.

     Leise seufzt Sakura auf, ehe sie sich ebenfalls erhebt und ins Schlafzimmer begibt. Aus ihrer Reisetasche sucht sie sich frische Unterwäsche und setzt sich schließlich am Bett ab, um sich zu entkleiden und den Verband von ihren Wunden zu lösen. Diesen wirft sie sogleich weg, ehe sie sich erhebt und ihre frische Unterwäsche zwischen den Fingern hält, während sie sich auf die Krücken stützt.

Im Bad sperrt sie direkt die Tür ab und lehnt die Krücken zur Seite, und legt die Unterwäsche ab. Einbeinig hüpft sie auf das Regal nahe der Dusche zu, in welchem sie frische Badetücher sieht und bedient sich an diesen. Leise brummend holt sie noch ihre Duschsachen aus ihrem Kulturbeutel und wendet sie sich der Dusche zu. Sich mit einem Gipsbein zu waschen ist eine echte Spielerei, zumal der Gips ja auch nicht nass werden darf. Die anderen Wunden zu reinigen ist nicht so das Problem, aber vor allem schmerzhaft, mit zu warmem Wasser und dem prasseln der Tropfen. Sie löscht den Duschkopf aus der Halterung und lässt sich dann vorsichtig auf den Boden der Dusche sinken.

     Nachdem sie das Wasser aufgedreht hat und die passende Temperatur eingestellt hat, wäscht sie sich zuerst die Haare, ehe sie sich ihrem Oberkörper zuwendet und diesen reinigt, die Wunden nur mit klarem Wasser abspült. So vorsichtig wie möglich duscht sie sich über den rechten Oberschenkel, um den Gips nicht nass zu machen, ehe sie sich etwas dreht und ihr linkes Bein in die Dusche holt, um auch dieses zu reinigen.

     Vom Dreck und Schweiß der vergangenen Tage gereinigt, trocknet sie sich vorsichtig ab und kämpft sich wieder hoch. Schlüpft noch in ihre Unterwäsche, ehe sie sich ihre nassen Haare zu einem Dutt bindet und sich wieder auf die Krücken stützt, um das Bad wieder zu verlassen und sich in ihre Kleidung zu flüchten bevor Sasuke zurückkommt. Dabei geht es weniger darum, dass er sie nur in Unterwäsche sieht, als das er all ihre Verletzungen sieht.

     Die Luft aus dem Badezimmer schlägt ihr frisch entgegen und sorgt sogleich für eine Gänsehaut auf ihren Armen, als sie das Schlafzimmer ansteuert. Erleichterung macht sich in ihr breit, als sie bei der Schlafzimmertür ankommt und noch kein Zeichen bemerkt hat, dass Sasuke bereits zurück wäre.

     »Bist du auf den Randstein gestürzt?«, vernimmt sie im nächsten Moment seine dunkle Stimme und spürt seine Finger sanft an ihrem Rücken. Die Erleichterung verschwindet sogleich und sie lässt die Schultern sinken. Ihr ist klar dass er mit dieser Frage auf die längliche Blessur auf ihrem Rücken verweist, welche sich dort etwas schief über die Wirbelsäule zieht.

»Nein das war ein Türstock«, antwortet sie wahrheitsgemäß und lässt den Kopf etwas hängen.

»Und die anderen blauen Flecken? Die sehen nicht aus als wären sie von dem Unfall, sondern als wären sie sogar etwas älter«, bemerkt Sasuke und kommt um sie herum, mustert sie auch von vorne.

»Die hatte ich auch schon vor dem Unfall«, erklärt sie ihm kurz.

»Woher hast du die?«, fragend aber ernst sieht er sie an.

»Das ist nichts«, murmelt sie. Genau das wollte sie vermeiden. Das er solche Fragen stellt und sich noch mehr Sorgen um sie macht. Er gewährt ihr Unterschlupf und Ruhe. Reicht das noch nicht? Sie will nicht dass er sich noch mehr Sorgen macht.

     »Sakura«, kommt es streng von ihm. Sie seufzt auf. Vermutlich kann er es sich eh schon denken, und mit seiner stummen Vermutung liegt er sowieso Recht. Er bräuchte sie dafür nicht zu fragen. Ergeben lässt sie ihre Abwehr sinken. Es hat keinen Zweck mehr irgendwas vor ihm verheimlichen zu wollen. Sie wollte in seinen Augen einfach weiterhin die junge Frau sein, die einfach nur einen Motorrad-Unfall hatte. So hat sie irgendwie noch ein starkes Auftreten gehabt, wie sie so locker mit dem Unfall umgegangen ist.

»Das war Carl«, gibt sie geknickt von sich.

Sie kann ihn wütend schnaufen hören. Im nächsten Moment nimmt er ihr die Krücken aus der Hand und lehnt sie zur Seite. Seine Hände legen sich sanft an ihren Körper und heben sie hoch, tragen sie weiter ins Schlafzimmer und setzen sie sanft am Bett ab. Als sie auf diesem sitzt, kniet er sich vor sie am Boden und mustert sie besorgt.

     »Hat er dich öfters geschlagen?«, seine Hände umschließen ihre.

»Er hat mich nie geschlagen. Er war zwar von Anfang an immer grob, aber er hat mich nicht geschlagen.«

»Die blauen Flecken sagen etwas anderes.«

»Das war, als ich mit ihm Schluss gemacht habe«, erklärt sie ihm kurz.

»Da hat er dich geschlagen?«, fragt Sasuke mit einem leisen Knurren.

»So lange bis ich aus seiner Wohnung draußen war. Es war wirklich eine blöde Idee bei ihm zu Hause Schluss zu machen«, murrt Sakura leise und wendet den Blick ab.

     »Was ist passiert?«, erkundet er sich leise und sein Daumen streicht über ihren Handrücken.

»Er ist wütend geworden und hat mich gegen den Türrahmen gestoßen. Ich wollte sogleich abhauen, aber er hat mich immer wieder zurückgezogen, mir in den Bauch oder den Rücken geschlagen oder mich gegen irgendwelche Schränke gestoßen. Es war zwar nicht lange, weil ich relativ schnell aus der Wohnung gekommen bin, aber es hat gereicht. Daher hat mir auch das Handgelenk wehgetan als du es gepackt hast. Es ist ziemlich stark geprellt.« Sie blickt auf ihr Handgelenk hinab, welches noch immer blau verfärbt ist und kaum eine Chance zur Heilung hat, da sie es durch die Krücken dauernd belasten muss. Beinahe schüchtern sieht sie zu Sasuke auf.

     Sanft nimmt er ihr Handgelenk in seine Hand und betrachtet es.

»Hast du Anzeige erstattet?«, will er weiter wissen und hebt den Blick in ihr Gesicht.

»Nicht sofort. Aber die Ärzte und Schwestern im Krankenhaus haben nach dem Unfall die blauen Flecken gesehen und natürlich sofort gewusst was passiert ist. Sie haben die Polizei gerufen und ich schließlich Anzeige erstattet.«

»Das ist gut«, murmelt Sasuke und streicht sanft über ihren Handrücken.

»Und dann hat dieser Kerl auch noch für deinen Unfall gesorgt.« Er knurrt wieder und mustert dieses Mal die Abschürfungen an ihrem Arm und dem Oberschenkel. »Und du hast niemandem davon erzählt?«

Sie schüttelt den Kopf. »Ich wusste nicht wie ich das sagen sollte, außerdem wollte ich es nicht an die große Glocke hängen.«

»Ich weiß nicht ob das jetzt falscher Stolz ist oder Tapferkeit«, bemerkt Sasuke. Er lächelt ihr aufmunternd zu. »Aber es ist okay, jetzt bist du hier in Sicherheit und ich kann auf dich aufpassen.«

»Das musst du nicht«, erwidert Sakura sogleich wieder.

     »Ich will es aber und jetzt kümmern wir uns um deine Wunden, dass das alles schnell wieder verheilt.« Er zuckt ruhig mit den Schultern und nimmt die zwei Salben vom Nachtschrank.

»Die ist für die Blessuren und das ist eine antibiotische für die Wunden, dass diese sich nicht wegen dem Dreck und so entzünden«, erklärt Sakura und nimmt ihm die letztere ab, um sich damit die Wunde am Bein zu bestreichen. Sasuke unterdessen, nimmt die andere Salbe und setzt sich neben ihr aufs Bett, fängt an ihre Blessuren damit einzuschmieren. Sanft streicht er mit den Fingern über die Haut, wandert vom Rücken langsam nach vorn zu ihrem Bauch.

     Als sie ihr Bein verbunden hat, cremt er ihr Handgelenk mit der Salbe ein, ehe er sich der anderen Salbe zuwendet mit dieser die Wunden versorgt und dann mit einem frischen verband und Kompressen alles verbindet.

»Danke«, haucht Sakura ihm leise zu, als er den Verband fixiert hat. »Auch wenn ich nicht weiß, wie ich das wieder gut machen soll.«

Sanft legt er ihr eine Hand auf die nassen Haare. »Das musst du nicht, wichtig ist dass es dir gut geht und du in Sicherheit bist.«

     Zaghaft nickt sie und sieht dann zu ihm auf. Er schiebt ihr ihre Reisetasche zum Bett, aus welcher sie sich frische Kleidung nimmt und dann den Föhn, um sich kurz die Haare zu trocknen. Sie bemerkt, wie er sie schweigend dabei beobachtet. Zu gern wüsste sie was dabei in seinem Kopf herum geht. Denn dass Carl so etwas getan hat und sie dann den Unfall hatte, lässt ihn nicht so kalt wie manch anderen. So wie sie es geahnt hat.

»Wie wäre es wenn wir dein Handgelenk soweit es geht schonen und ich dich stattdessen trage?«, schlägt er ihr vor und hebt sie im nächsten Moment schon wieder auf seine Arme.

»Es geht schon, so viel geh ich nun auch nicht herum«, haucht sie ihm leise zu und mustert sein Gesicht, welchem sie so nah, ist nachdem er sie ins Wohnzimmer trägt. Eigentlich müsste er nur den Kopf drehen und etwas senken und ihre Nasenspitzen würden sich berühren.

     Sanft setzt er sie auf der Couch ab, wo bereits Eistee und zwei Gläser stehen. Fürsorglich legt er ihre Beine wieder hoch, ehe er sich neben ihr niederlässt. Sie sieht zu ihm auf und mustert ihn eingehend.

»Was machen wir heute?«, fragend sieht er sie an und schaltet den Fernseher auf einen Radiosender.

»Kommt drauf an, ob du wieder zum Kind wirst oder nicht«, wirft Sakura ein.

Er legt den Kopf schief und betrachtet sie musternd. Leicht lächelnd lehnt sie sich zur Seite und greift nach einem Papierflieger, welcher neben der Couch am Boden liegt. Mit einem kleinen Grinsen auf den Lippen lässt sie den Flieger durch die Gegend segeln.

»Die andere Frage ist, was du da hast, womit wir was machen könnten.« Sie beobachtet weiterhin den Flieger wie er eine Runde durch das Wohnzimmer segelt und am Esstisch landet.

»Du meinst abgesehen, von der Konsole?«

»Hm«, murmelt Sakura leise und lehnt sich in auf der Couch zurück, nimmt den Block von gestern zur Hand und fängt auf einem neuen Papier zu Zeichnen an. Nach relativ kurzer Zeit kann man bereits etwas auf ihrem Block erkennen.

     »Erzähl mir etwas was keiner weiß.« Sasuke stupst mit seinem Fuß gegen ihren linken. Schweigend senkt sie den Zeichenblock und lehnt das linke Bein, welches sie aufgestellt hat um den Block daran abzulegen, zur Seite um ihn ansehen zu können. Ohne eine Miene zu verziehen sieht sie ihn einen Augenblick lang an. Man merkt ihm wirklich an, dass er einen Bruder hat.

»Ich soll dir ein Geheimnis erzählen? Du kennst bereits das größte Geheimnis was ich im Moment hüte. Ich glaube ich muss die gar nichts mehr erzählen«, raunt sie ihm zu, stellt das Bein wieder auf und lehnt den Block daran.

»Hey«, er fordert wieder ihre Aufmerksamkeit ein und stupst gegen ihren Fuß. Sie lässt den Block und das Bein sinken und betrachtet ihn schweigend.

»Hm?«, murmelt sie.

»Was machen wir?«, erkundet er sich gelassen.

»Bist du bei Naruto auch immer so?«, stellt sie ihm eine Gegenfrage.

Sasuke schnaubt leise, aber mit einem kleinen Schmunzeln auf den Lippen. »Naruto ist kindisch genug für uns beide.«

»Hm«, brummt sie leise und setzt sich etwas auf. Prüfend mustert sie ihn. »Behauptest du das nun, weil du an seiner Seite tatsächlich nicht kindisch sein kannst oder nicht willst?«

Schweigend sieht er sie einfach nur an.

»Es hemmt dich irgendetwas, diese Seite rauszulassen wenn er da ist, oder?«

»Bist du jetzt plötzlich Psychologin, oder was?«, er hebt eine Augenbraue an.

»Nein, ich wundere mich nur, was bei dir dieses Gefühl von zu Hause auslöst, dass du deinen Schutz fallen lässt und dich traust Kind zu sein.« Sie lächelt leicht. »Abgesehen davon mache ich etwas mit dir.«

»Ach ja? Was denn?«

»Reden.« Sie schmunzelt und auch ihm kommt ein kleines Lachen über die Lippen.

»Also willst du das den ganzen Tag machen, reden?«

»Wir können auch etwas anderes machen, wenn du noch einmal bei Schiffe versenken verlieren willst.« Sie lächelt ihn herausfordernd an.

Er betrachtet sie schweigend, als plötzlich der Stressball auf sie zugeflogen kommt.

     »Wirklich?«, sie murrt leicht und reißt im nächsten Moment eine Seite aus dem Block, knüllt sie zusammen und wirft sie auf ihn, sowie den anderen handgroßen Ball. Während er sich vor dem Ball wegduckt, knüllt sie noch mehr Seiten zusammen und wirft diese auf ihn. Zwischendurch lässt sie eine paar Flieger segeln. Sasuke seinerseits greift nach einem Block und setzt zum Gegenangriff an. Papierkugeln und Papierflieger fliegen durch den Raum, zwischen durch der Stressball.

     Minuten lang geht es hin und her. Nach einer Weile erhebt sich Sasuke sogar von der Couch und nimmt hinter der Couch Stellung ein, was Sakura die Chance bietet sich hinter der Rückenlehne zu verstecken und den Bällen auszuweichen. Die Musik spielt aus dem Fernseher du hinterlegt die ganze Szene mit Songs, die teilweise gar nicht dazu passen.

     Sie kann wirklich nicht glauben, dass sie beide hier nun eine Schneeballschlacht aus Papierkugeln ausfechten. Aber es macht genau so viel Spaß wie eine echte Schneeballschlacht, wie die die sie als Kinder immer gemacht hat und ebenso kommt sie dabei mit der Zeit langsam ins Schwitzen. Mit einem kleinen Seufzen lässt sie sich auf den Rücken sinken, versteckt sich vor all den Bällen und Fliegern und zieht ein Kissen zu sich.

     »Alles okay?« Die Papierbälle hören auf zu fliegen, ebenso die Papierflieger. Einen Moment später taucht Sasuke über der Rückenlehne auf und beugt sich über diese zu ihr. Genau darauf hat sie gehofft. Ohne Vorwarnung landet das Kissen in seinem Gesicht. Ein Grinsen liegt auf ihren Lippen, als sie es wieder sinken lässt und sein Gesicht erblickt.

»Das hast du nicht getan«, brummt er ihr zu, umrundet die Couch und kniet sich auf diese, ehe er nach dem Kissen greift und versucht es ihr zu entreißen.

»Siehst du doch«, erwidert sie leise lachend. Im nächsten Moment entreißt er ihr das Kissen und schlägt damit sanft auf sie ein. Auch auf seinem Gesicht liegt ein Grinsen, während sie lachend versucht das Kissen abzuwehren. Ihre Hände legen sich auf seine und aus dem Überraschungsmoment heraus, schafft sie es ihn mit dem Kissen zu schlagen, während er es noch in seinen Händen hält. Von seinem überraschten Gesicht amüsiert, versucht sie sich bei ihm vorbei zu stehlen. Doch er lässt das Kissen los und hält sie sanft fest, hat nicht vor sie entkommen zu lassen.

     Etwas außer Atem sieht sie zu ihm auf. Auch er ist außer Atem, während sich der Spaß den er hat auf seinem Gesicht abzeichnet. Sie hätte nicht gedacht ihn jemals so zu Gesicht zu bekommen und nun ist das alles wegen ihr. Ihr Blick schwenkt kurz zum Fernseher. »Lass uns einen Film schauen.«

Langsam lässt er sich auf die Couch zurück sinken, gibt ihre Arme wieder frei. Sie setzt sich direkt auf und greift nach der Fernbedienung um durch das Programm zu schalten, den ihr schwebt eine andere Art von Film vor, als er jetzt womöglich vermutet. Ein kleines Grinsen bildet sich auf ihren Lippen, als sie den Sender gefunden hat und tatsächlich in dem Moment ein Film startet.

»Ein Witz oder?«, erkundet Sasuke sich sogleich bei ihr.

»Nein. Voller Ernst.« Grinst sie ihm entgegen und legt die Fernbedienung neben sich auf den Boden.

»Wirklich?«

»Ja. Wenn du so einen Film schauen kannst, ohne zu lachen und wenn es nur die Erwachsenen-Witze sind, dann…« Sie greift nach ihrem Glas und trinkt es fast in einem Zug leer. Das Spielen mit Sasuke hat sie wirklich durstig gemacht.  

»Was dann?«, erkundet sich dieser sogleich bei ihr.

»Dann stimmt irgendetwas nicht mit dir.«

Ergeben seufzt Sasuke und greift nach seinem Glas.

»Ich werde es keinem Verraten«, lächelt sie ihm zu.

»Als würde dir das überhaupt irgendjemand glauben.«, murrt er und stellt das Glas wieder.

»Darauf würde ich es nicht anlegen«, erwidert sie frech, ehe das Thema für sie beendet ist und sie sich dem Film zuwendet. Sie hört ihn noch einmal Seufzen, ehe er sich gemütlich auf die Couch legt und seine Aufmerksamkeit ebenso auf den Film Rapunzel richtet.

     Bereits innerhalb der ersten zehn Minuten kann sie ihn belustigt schnauben hören. Kaum eine halbe Stunde nach Beginn des Filmes kann sie ihn leicht lachen hören. Ein Grinsen legt sich auf ihre Lippen. Sie hatte Recht. Nachdem er sich auch dazu hinreißen lässt solche Spiele mit ihr zu spielen und sich daran so zu erfreuen, wird er auch einen Kinderfilm wie Rapunzel lustig finden.

     Der Film endet schließlich und als sie vom Fernseher aufsieht, begegnet sie Sasukes Blick der musternd auf ihr liegt.

»Was?«, murmelt sie ihm zu und greift nach ihrem Glas.

»Nichts, wollte nur schauen, wie du auf das Ende reagierst.«

»Wieso?«

Er zuckt die Schultern. »Das könnte mir vielleicht zeigen, ob du an solche Märchen-Liebe glaubst.«

»Märchen-Liebe? Ich glaube an die wahre Liebe und die große Liebe, falls du das damit meinst, aber diese Liebe wie sie in Märchen dargestellt wird, wo sie sich kaum kennen und von der Liebe reden. Nein. Liebe auf den ersten Blick ist wiederrum etwas anderes.«

»Hm«, murmelt Sasuke leise.

Sakura lässt ihren Blick etwas verwirrt von ihm zum Fenster schweifen. Der Himmel strahlt hellblau, dank der Sonne. Nebel lässt sich nicht einmal vermuten.

     »Heute ist das Wetter schön. Ich hätte Lust rauszugehen«, bemerkt sie und sieht beinahe schon etwas sehnsüchtig nach draußen. Abgesehen von dem herumfahren aus dem Krankenhaus nach Hause und von dort hier her, war sie in der letzten Zeit nicht wirklich draußen.

»Meinst du, dass das mit deinem Handgelenk geht?«, fragt Sasuke sogleich fürsorglich.

»Ich bin die ganze letzte Woche ohne dich ausgekommen, also ja ich glaub schon.« Sie lächelt leicht.

Er steht auf und geht an ihr vorbei zur Garderobe. »Dann lass uns gehen.«

»Du musst nicht mitgehen.« Überrascht sieht sie zu ihm auf. Sie hätte jetzt nicht erwartet, dass er es direkt so auffasst, dass er mitkommen soll und es auch ohne Widerworte tut. Als Antwort zuckt er nur mit den Schultern und nimmt von der Garderobe ihre Jacke und ihren Schuh, stellt sie ihr vor die Füße. Ohne dass sie ihn um etwas bitten müsste, denkt er schon wieder daran wie er ihr etwas erleichtern kann oder sogar abnehmen.

     »Danke.« Es ist nur ein leises Murmeln, da sie noch immer etwas verblüfft ist von seinen Handlungen.

Dennoch schlüpft sie sogleich in ihren Schuh und ihre Jacke. Immerhin will sie ihn nicht warten lassen, wenn er schon mit ihr rausgeht. Um ihre Finger vor dem erfrieren zu schützen, wenn sie die ganze Zeit an der frischen Luft sind, zieht sie sich Handschuhe über, ehe sie sich ihren Schal umwickelt und schon aufsteht. Wenn sie ehrlich ist, hat sie nicht einmal daran gedacht, sich die Sachen auf der Couch anzuziehen, anstatt so wie sonst einfach im Stehen alles anzuziehen. Hätte er ihr die Sachen nicht vor die Füße gestellt würde sie sich einbeinig hüpfend versuchen die Jacke anzuziehen und noch gar nicht überlegen wie sie sich ihren Schuh anziehen sollt.

     Sasuke schlüpft soeben ebenfalls in seine Jacke und öffnet die Tür, durch welche sie sogleich nach draußen tritt. Während er seine Jacke schließt, zieht er die Wohnungstür zu und sperrt sie auch gleich ab, ehe er sich zu ihr umwendet. Prüfend mustert sie ihn in seiner Jacke. Er als Junge hält natürlich nicht viel von Schals. Für Männer scheinen diese nur ein Accessoire für Frauen zu sein.

     Langsam geht Sasuke los, mit gemächlichen Schritten, da sie auf ihren Krücken ja nicht so schnell wie er ist. Auch wenn sie ihn nicht darum gebeten hat, mit ihr zu gehen, ist sie ihm doch dankbar dafür. Außerhalb des Gebäudes hätte sie sich mit Sicherheit, spätestens beim Rückweg verirrt. Da sie die Gegend so gar nicht kennt. Bis er sie hier her gebracht hat, war sie für sie quasi nicht existent.

     »Bist du so eine die gerne an die frische Luft raus geht?« Sasukes Frage holt sie aus ihren Gedanken in die Realität zurück. Ihr ist gar nicht aufgefallen, dass sie mit dem Aufzug bereits nach unten fahren. Sie hebt den Blick und begegnet sogleich wieder seinem. So wie vorhin mustert er sie auch dieses Mal wieder.

»Naja mit der Uni und dem Weg dorthin und so Erledigungen, reicht mir meistens das Fenster zu öffnen. Aber in letzter Zeit hatte ich ja nicht unbedingt die Chance nach draußen zu gehen.« Sie senkt den Blick auf ihr Bein. In der letzten Zeit hat es häufig geregnet und da ist es nicht unbedingt die beste Idee mit dem Gipsbein nach draußen zu gehen. »Außerdem müsste ich mich bei mir mit den Stiegen quälen.«

»Also keine Spaziergängerin um an der frischen Luft zu sein und so?«, fragt Sasuke weiter.

»Nein, ich finde es irgendwie unsinnig, ohne Ziel draußen herumzugehen. Ich kann jedoch nicht leugnen, dass ich einen Spaziergang durch den Park schön finde«, erzählt sie schmunzelnd und sie verlassen das Wohngebäude. Sogleich weht ihnen der frische Wind um die Ohren und spielt mit ihren Haaren. Hat man von seiner Wohnung aus nur den strahlenden Himmel gesehen, erblickt man jetzt am Horizont Wolken die langsam auf sie zukommen.

     Für Herbst sind die Temperaturen schon etwas frischer, aber für den Monat eigentlich passend. Es ist Mitte Herbst, die sommerlichen Temperaturen haben sich bereits komplett verabschiedet und die Sonne schafft es nur noch das Gesicht etwas zu wärmen. Sasuke geht direkt weiter die Straße entlang. Immer wieder sieht er zu ihr, wohl um zu sehen ob er ihr eh nicht zu schnell ist oder so ähnlich.

Immer wieder lässt sie ihren Blick suchend über den Himmel der näheren Umgebung wandern, wenn sie nicht gerade wieder den Boden mustert um Schlaglöcher oder Gitter zu umgehen.

     »Suchst du irgendetwas?«, bemerkt er mit einem amüsierten Lächeln.

»Drachen«, verkündet sie kurz. Überrascht sieht er einen Moment lang sie an, ehe auch er kurz den Himmel betrachtet. Ihrer Meinung nach ist es das perfekte Wetter zum Drachensteigen und auch von der Uhrzeit her, wäre es passend, dass Kinder irgendwo in einem Park oder auf einem Feld sind und Drachensteigen lassen. 

»Hast du das als Kind immer gemacht?«, erkundet er sich und wendet den Blick nach vorn. Auch sie gibt es auf Drachen finden zu wollen und konzentriert sich lieber auf ihren Weg.

»Nicht so oft. Mein Vater hatte nicht so viel Zeit dafür und so haben wir das nur ein paar Mal gemacht. Wie sieht es mit dir aus? Mit einem zweiten ist es ja viel leichter einen Drachen in die Luft zu bringen«, leicht lächelnd sieht sie zu ihm auf.

»Ja, so oft haben mein Bruder und ich das dann trotzdem nicht gemacht. Irgendwie haben wir uns immer das falsche Wetter dafür ausgesucht oder so, keine Ahnung.« Er zuckt die Schultern und biegt in eine Straße ab.

     »Keine schönen Kindheitserinnerungen?«

»Keine Einprägsamen zumindest. Für meinen Bruder und mich gab es als Kinder immer nur Fußball und so Sachen.«

»In Laubhaufen hüpfen, den die Eltern mühsam zusammen gerecht haben?«, wirft Sakura lächelnd ein.

»Ja, solche Sachen«, stimmt er ihr grinsend zu.

»Ich kann mir das so richtig gut vorstellen, wie du in die Haufen hüpfst.«

»Was soll ich da bloß über dich sagen?«, kommt es neckend von ihm.

»Ich fand spielen im Herbst und Winter immer schöner, als im Frühjahr. Ich habe gerne Kastanien gesammelt, die schönsten Blätter. Laubschlachten.« Melancholisch lächelt sie. Die meisten ihrer schönsten Kindheitserinnerungen haben mit Herbst oder Winter zu tun.

»Laubschlachten?« Neugierig sieht er sie an.

»So wie Schneeballschlachten, oder Papierkugel schlachten, nur halt mit Laub«, erklärt sie kurz.

»Hm.« Sasuke schmunzelt leicht.

»Fotos von diesen Laubschlachten sind teilweise die schönsten. Wenn die Blätter um einen herum zu Boden fallen.«

»So wie Fotos, wenn der Schnee fällt?«

»Ja, nur mit einer Farbpracht im Hintergrund.«

»Ich stelle mir die Fotos ziemlich beeindruckend vor«, lächelt er ihr zu und biegt wieder um eine Ecke.

     Sie treten durch eine Art Tor. Aus den feinen Beeten mit einzelnen Bäumen, welche den Wegrand an so manchen Zäunen gesäumt haben, wird eine große, weite Fläche, Wege bahnen sich hindurch. Sträuche säumen so manche Stellen, unterschiedliche Bäume wachsen hier und dort. Alles wirkt wie eine Mischung aus gezielt gepflanzt und natürlich gewachsen. Der Boden ist übersät mit Blättern. Parkbänke stehen hier und da am Wegesrand. Die Herbstfarben malen ein Bild.

Mit einem Lächeln sieht sie zu Sasuke auf.

     »Du sagtest vorhin, dass du Spaziergänge durch den Park im Herbst magst«, erwidert er darauf nur und setzt sich langsam wieder in Bewegung, da sie stehen geblieben sind, als sie den Park bestaunt hat. Gemächlich schlendern sie durch den Park. Auf einer weiten Wiese ohne Bäume, kann sie sogar Kinder mit ihren Drachen entdecken.

»Sagt dir das Bild welches der Park bietet, den gar nicht zu?«, erkundet sie sich, während sie so den Weg entlang schreiten. Das Laub sammelt sich am Wegrand, wurde vom Weg gekehrt. Kurz sieht sie zu ihm auf. Sein Blick wandert herum, über den Himmel, die Bäume, die Wiese. Es hat den Anschein als wollte er die Szene auf sich wirken lassen, doch dann zuckt er bloß mit den Schultern. Ein leises Brummen kommt über ihre Lippen, während sie den Mund zu einer missmutigen Schnute verzieht.

     Sie betreten eine Allee aus Bäumen. Begeistert sieht sich Sakura die hochgewachsenen Bäume an, welche eine Menge ihrer Blätter bereits auf den Weg abgeworfen haben. Nachher muss sie definitiv ein paar Fotos machen. Es dauert einen Moment bis sie bemerkt, dass Sasuke nicht mehr neben ihr geht. Sogleich bleibt sie stehen und sieht sich suchend nach ihm um. Im nächsten Augenblick fallen Herbstblätter über sie herab. Überrascht sieht sie sich zur Seite um, wo Sasuke steht und ihr weitere Blätter ins Gesicht wirft. Lachend schließt sie die Augen und senkt den Kopf, dass die Blätter an ihren Haaren locker hinab rutschen können. Gleichzeitig geht sie zur Seite um weiteren auszuweichen und vom Wegrand Blätter aufzuheben um Sasuke damit zu bewerfen. Dieser folgt ihr sogleich und so stehen sie zwischen den Bäumen und bewerfen sich mit Laub. Ihre Krücken liegen mittlerweile am Boden und sie hält sich mit einer Hand an dem Baum fest, um nicht umzufallen.

     Erst nach ein paar Minuten realisiert sie, dass sie die einzige von ihnen beiden ist, die noch Blätter in die Luft wirft, welche soeben um sie herum wieder zu Boden segeln. Sasuke steht einfach vor ihr und sieht auf sein Handy hinab. Ein kleines Lächeln ziert seine Lippen. »Beeindruckend ist das falsche Wort dafür.«

     Schweigend starrt sie ihn an und hält inne. Ohne auf den Bildschirm des Smartphones sehen zu müssen, weiß sie, dass er ein Foto von ihr gemacht hat. Solche Fotos wie ihre Mutter früher immer von ihr gemacht hat, wenn sie gespielt hat. Sie schluckt leise und senkt etwas den Blick. Er hat sie in einem Moment erlebt in dem sie ihr inneres Kind wieder rausscheinen lassen hat. Mehr noch, er hat ein Foto davon gemacht. Sie beißt sich leicht auf die Unterlippe. Das Spielen mit ihm in der Wohnung zeigt nicht annähernd das Innere Kind in ihr, wie hier inmitten von dem Laub. Ohne es zu merken hat sie es ihm gezeigt und ihm dadurch auch die Chance geboten, es zu beurteilen.

     »Bezaubernd trifft es eher«, murmelt Sasuke. Sein Blick richtet sich auf sie und ein ehrliches Lächeln erscheint auf seinen Lippen, während er ihr das Foto zeigt. Schweigend betrachtet sie das Foto. Den Blick nach unten gesenkt, die Augen zum Teil geschlossen, zeigt es sie mehr von der Seite als von vorne mit einem strahlenden Lächeln, während Laub um sie herum hinab fällt. Ein kleines Lächeln zupft an ihren Mundwinkeln. Selten findet sie sich ungeschminkt auf einem Foto schön. Nicht nur dass sie ungeschminkt ist, wobei sie nie viel Make-Up aufträgt sondern meist nur ihre Augen betont, merkt man ihr auch gar nicht den Gips, die anderen Verletzungen oder die letzte Zeit an.

     »Ich würde gerne öfter dieses strahlende Lächeln von dir sehen.« Sasuke sperrt den Bildschirm des Smartphones und steckt es weg, während er sie mit einem leichten Lächeln betrachtet. Er macht einen Schritt auf sie zu und hebt ihre Krücken auf. »Du hast mir in der Wohnung zwar schon ein paar Mal ein strahlendes Lächeln gezeigt, aber nicht so strahlend wie dieses.«

Seine Worte stimmen sie beinahe schon etwas verlegen. Sie stützt sich auf ihre Krücken und beißt sich leicht auf ihre Unterlippe. »Es hat jeder so seine Momente, wo er dieses Strahlen nach außen lässt.«

Kurz sieht sie zu ihm auf. Seine Lippen ziert ein kleines Lächeln und er betrachtet sie mit einem sanften Blick. Auch auf ihre Lippen legt sich ein zartes Lächeln, ehe sie sich umwendet und langsam weitergeht.

     Nach nur einem kurzen Moment holt Sasuke wieder zu ihr auf und geht neben ihr her. Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen sieht sich Sakura weiter um, obwohl sich die Szene nicht ändert und sich weiterhin ein Baum an den nächsten reiht. Sie biegen auf einen Weg ab, der aus der kleinen Allee hinaus führt. Auf der linken Seite erstreckt sich sogleich eine weite Wiese, während der rechte Wegrand von Bäumen gesäumt wird, bis der Weg wieder in eine Ansammlung von Bäumen führt. Eine Parkbank steht unter den Bäumen am Wegrand.

     Bei dieser bleibt sie stehen und lässt sich auf diese sinken, während Sasuke noch ein paar Schritte weiter geht, bevor er stehen bleibt und sich zu ihr umsieht. Fragend betrachtet er sie.

»Du kannst ruhig weiter gehen, wenn du willst. Ich bleibe solange hier.« Sie lächelt ihm kurz zu. Er nickt kurz ehe er sich umwendet und weiter geht. Schweigend sieht sie ihm hinter her. Eigentlich würde sie gerne mit ihm weiter gehen, aber sie sind jetzt schon eine ganze Weile und ein ganzes Stück gegangen, wenn man den Weg von der Wohnung hier her mitbedenkt. Sie und vor allem ihr Handgelenk braucht eine Pause. Immerhin ist es für sie mit den Krücken viel anstrengender als sonst.

     Tief atmet sie die Luft ein und lässt ihren Blick über die Wiese schweifen. In den letzten Jahren, seit sie ihr Zuhause verlassen hat um in diese Stadt zu kommen um zu studieren, hat sie den Herbst nicht mehr in einer so schönen Szene gesehen wie in diesem Park. Sie hatte auch nicht unbedingt viel Zeit in ihren letzten Semestern um sich an der Schönheit des Herbstes zu erfreuen. Sie seufzt genüsslich. Ein Teich oder ein kleiner See, womöglich auch ein Fluss auf dem ein paar Enten schwimmen, ist alles was noch fehlen würde um diese Szene perfekt zu machen. Und um diesen Moment für sie perfekt zu machen, würde nur noch eine Kleinigkeit fehlen.

     »Hier.«, vernimmt sie Sasukes Stimme wieder und sieht überrascht zu ihm auf. Mit zwei To-Go-Getränken in der Hand, wobei er ihr eines davon soeben reicht, lässt er sich neben ihr auf die Parkbank nieder. Zögernd nimmt sie ihm den einen Becher ab. Warm strahlt dieser sogleich durch ihre Handschuhe hindurch.

»Danke«, haucht sie leise und nippt an dem Getränk.

Überrascht schaut sie sich zu ihm um, als sich das warme Getränk in ihrem Becher nicht wie erwartet als Tee sondern als Kakao herausstellt. Er hört tatsächlich Dinge die sie nur nebenbei erwähnt hat und jeder andere wahrscheinlich nicht einmal registriert hätte. Sasuke hingegen hört diese Dinge nicht nur sondern erinnert sich auch daran und überrascht sie mit diesen. Ein kleines Lächeln legt sich auf ihre Lippen.

     »Wie sieht es eigentlich mit dir aus in Sachen Liebe. Glaubst du daran? Suchst du sie oder nicht?«, greift sie das Thema, welches er vorhin nach dem Film aufgebracht hat, wieder auf. Überrascht wendet er sich zu ihr um. Für einen Moment mustert er sie stumm und sie rechnet schon damit, dass er ihr nicht darauf antworten wird. Liebe ist immerhin nicht unbedingt das Thema worüber Jungs sprechen.

     »Glaube ich dass es Liebe wirklich gibt? Ja. Dass es die wahre Liebe gibt? Möglich. Dass es die große Liebe gibt? Möglich.« Er nickt und nippt an seinem Getränk. »Dass es für jeden diesen einen speziellen Menschen gibt. Den oder die Richtige. Ja.«

»Habe ich geglaubt darauf noch eine Antwort zu bekommen? Nein«, wirft Sakura dazwischen ein. Ein amüsiertes Schnauben kommt von Sasuke. Er lehnt sich etwas zurück und wendet sich ihr zu, fängt ihren Blick ein. »Meiner Meinung nach gibt es die wahre Liebe und auch die große Liebe. Aber das sind nicht zwei verschiedene Personen, sondern das trifft auf eine Person zu und das ist dann die Richtige.«

»Was ist mit Liebe auf den ersten Blick?«, fragt sie weiter. Er wendet den Blick ab und sieht auf die weite Wiese. »Wenn ich es sehe schon, aber ich glaube nicht dass es mir passieren wird.«

Sein Blick richtet sich wieder auf sie, mustert ihr Gesicht.

     »Erklär mir das mit dieser Märchen-Liebe, an die glaubst du nicht, aber an Liebe auf den ersten Blick?«

Ein kleines Schmunzeln legt sich auf ihre Lippen. Es war klar, dass er das noch einmal zum Thema machen wird.

»Diese Märchen-Liebe, wie sie in manchen Filmen dargestellt wird, wo sie sich einmal begegnet sind, kurz miteinander reden und sich das ganze Märchen über Suchen und von Liebe sprechen, ist irrational. Vor allem, dass sie daraufhin sogleich heiraten. Ich glaube auch nicht explizit an Liebe auf den ersten Blick. Ich glaube es ist eher so eine Art Anziehung auf den ersten Blick, aufgrund welcher sich Liebe entwickeln kann. Aber für jemanden Liebe zu empfinden, ohne ihn zu kennen…« Sie schüttelt den Kopf. »Ich glaube aber, dass es wenige Menschen gibt, die eine Person, vielleicht zum ersten Mal, sehen und wissen, dass es der oder die Eine ist.«

     »Ab wann meinst du kann man davon sprechen jemanden zu lieben?«, fragt Sasuke und nippt wieder an seinem Getränk. Auch sie macht einen großen Schluck um sich von innen etwas zu wärmen und lässt ihren Blick über die Wiese schweifen.

»Ich glaube es gibt kein wirkliches Zeitlimit. Es geht glaube ich auch nicht wirklich darum jemanden zu kennen. Also schon zu kennen aber auf eine andere Art. Es ist meiner Meinung nach nicht wichtig, zu wissen welche Schule man besucht hat, wo man aufgewachsen ist und all diese Dinge. Ich finde wichtiger ist es die Art einer Person zu kennen. Wenn man mit der Art der Person zurechtkommt, diese vielleicht sogar mag, kann eine Meinungsverschiedenheit bezüglich eines Themas keine große Sache sein.«

Leicht lächelnd nimmt sie wieder einen Schluck. »Natürlich gibt es ein paar Punkte bei denen man der gleichen Meinung sein sollte. Hochzeit, Ehe, Kinder. Beim Rest kann man Mittel-Lösungen finden.«

     »Glaubst du an die Ehe?«, vernimmt sie sogleich eine weitere Frage.

»Nur mit dem einzig Richtigen.« Sie lächelt ihm leicht zu und dreht sich leicht zu ihm. Den Arm hinter ihr auf der Rückenlehne der Parkbank abgelegt, sitzt er neben ihr und nippt an seinem Getränk. »Was ist mit dir?«

Seine Lippen verziehen sich zu einem Lächeln. »Wenn man sich nicht wirklich sicher ist, ob es die eine wahre, große Liebe ist, die Richtige, dann sollte man nicht heiraten.«

»Hm. Ich glaube wenn man sich seine Zukunft vorstellt, mit dieser einen Person als Ehemann für den Rest seines Lebens, und sich damit nicht glücklich ist und sich darauf nicht freut. Ist es nicht der Richtige. Nicht für ein bis ans Ende aller Tage.« Sie nimmt wieder einen Schluck von ihrem Kakao und wendet den Blick von der Wiese auf Sasuke um.

     Eben dieser zuckt im nächsten Moment zusammen, während eine kleine braune Kugel von seinem Kopf fällt und etwas weiter hinter ihnen weitere sowie die stachelige Hülle am Boden landet.

»Au«, brummt Sasuke und greift sich an den Kopf, während Sakura mit einem Grinsen die glänzende braune Kugel vom Boden aufhebt und betrachtet. Ihn hat tatsächlich eine herunterfallende Kastanie getroffen. Ein leises Lachen kommt über ihre Lippen, als sie zu ihm aufsieht.

Brummend sieht er sie an. »Wirklich, das entlockt dir so ein Strahlen?«

Während allein der Gedanke, dass ihn die Kastanie am Kopf getroffen hat sie weiter lachen lässt, bildet sich auf seinen Lippen ein Lächeln, mit welchem er sie betrachtet.

     »Die hebe ich auf. Die müssen wir in einer Art Glaskasten oder so ähnlich aufheben.« Sie grinst ihm zu und steckt die Kastanie in ihre Jackentasche. Dann beugt sie sich zu ihm. »Zeig mal.«

Er senkt seinen Schopf zu ihr und sie nimmt seine Hand weg, fährt sanft über die Stelle, sucht den Kopf nach womöglich einer kleinen Platzwunde ab, spürt aber nur die Beule die sich erhebt. Sanft streicht sie ihm durch die Haare und er richtet sich wieder auf.

»Darf ich weiter Leben oder, müssen wir einen Krankenwagen rufen?«, erkundet er sich und betrachtet nachdem er nochmal seinen Kopf betastet hat, seine Fingerspitzen.

»Ich bin zwar kein Arzt, aber ich denke du wirst es überleben, mit einer kleinen Beule.«

»Okay«, er seufzt leise und wirft einen prüfenden Blick in den Baum nach oben, um nicht Gefahr laufen noch einmal getroffen zu werden. Diese Handlung bringt sie zum Schmunzeln. Sie mustert ihn kurz, während sie an ihrem Kakao nippt.

     »Warum hast du eigentlich keine Freundin?«, erkundet sie sich und senkt für einen Moment den Blick.

Er zuckt bloß mit den Schultern und nippt an seinem Getränk.

»Es ist ja nicht so, dass du keine Auswahl hättest, ein paar Mädchen scheinen schon interessiert zu sein.«

»Ich weiß auch nicht woran das liegt. Einige Mädchen halten sich von mir fern, weil ich immer wieder Mittelpunkt dieser Ansammlungen und Teil von Prügeleien bin. Andere scheinen genau deswegen an mir Interesse zu haben. Was ich nicht ganz verstehen will.« Er sieht sich wieder zu ihr um.

»Es ist eben dieser Aspekt, dass du in diese Schlägereien verwickelt bist, was sie anziehend finden. Dadurch hast du soetwas wie ein Bad Boy Image, was auf Mädchen wie ein Magnet wirkt, bei wenigen scheint dieses Interesse zu überwiegen. Noch dazu wirkst du in der Uni relativ distanziert, was noch mehr das Interesse schürt. Die Mädchen wollen wissen, was sich dahinter versteckt und hoffen gleichzeitig die eine zu sein, für die du dein Bad Boy da sein aufgibst.« Nachdenklich nippt sie an ihrem Kakao. »So würde ich es sehen. Vielleicht haben diese Mädchen auch einfach ziemlich Sadistische oder Masochistische Züge. Keine Ahnung.«

Sakura zuckt mit den Schultern, während Sasuke auflacht.

»Aber das sagt nichts darüber aus, warum du Single bist.« Sie wirft ihm einen kurzen Seitenblick zu.

Mit einem kleinen Seufzen ergibt er sich schließlich. »Bisher hatte sich noch keine gezeigt die interessant ist. Die einen sind Schüchtern, die anderen Zickig. Aber nicht eine war interessant.«

Den Kopf leicht schief gelegt, richtet sich sein Blick auf sie. Nachdenklich mustert sie ihn. Sie dachte eher dass er keine Freundin will, aber nicht dass es daran liegt, dass keine sein Interesse geweckt hat. Ihr Blick wandert wieder über die Wiese. Wolken haben sich über den Himmel geschoben.

     »Wir sollten vielleicht gehen, das Wetter sieht nicht so toll aus«, bemerkt sie und nippt wieder an ihrem Kakao, welcher mit diesem Schluck auch leer ist.

»Du hast recht, es wird auch schon frischer und bald dunkel«, stimmt Sasuke ihr zu und nimmt ihr den Becher ab. Sie stehen auf und gehen den Weg den sie gekommen sind wieder zurück. Kühler Wind welcher zuvor noch nicht da war, weht um ihre Beine.

»Das Wetter schlägt um, wie angekündigt«, sagt Sasuke als sie wieder die Allee betreten.

Überrascht sieht Sakura zu ihm auf. »Wann hast du denn die Wetterprognosen gesehen?«

»Habe ich nicht. Der Standbesitzer von dem ich den Kakao hatte, hat das gesagt. Das Wetter soll die nächsten Tage nicht so schön werden wie heute. Du hast dir also den letzten schönen Tag für die nächste Zeit, zum Rausgehen ausgesucht.«

»Ich hatte das im Gefühl«, flüstert sie ihm verschwörerisch zu, ehe sie auflacht. Schmunzelnd schüttelt Sasuke den Kopf.

     Kurz nach der Allee erblickt sie an der Seite einen Mülleimer, auf den Sasuke mit den To-Go-Bechern sogleich zusteuert. Leicht lächelnd geht Sakura in der Zwischenzeit weiter. Für ihn ist es immerhin leichter aufzuholen, als für sie und so wie die Wolken aussehen, wird es wohl bald zum Regnen anfangen. Bald haben die Wolken den gesamten Himmel überdeckt und dann ist es nur noch eine Frage der Zeit.

     »Eines habe ich beim Herbst bis jetzt nicht wirklich gesehen«, vernimmt sie Sasuke seine Stimme nach ein paar Minuten wieder neben sich.

»Was denn?«, erkundet sie sich neugierig und wirft ihm einen kurzen Seitenblick zu.

»Mit den fallenden Blättern in all den Farben und den unterschiedlichen Rottönen kann es wirklich romantisch sein, vor allem mit dem richtigen Mädchen an seiner Seite.«

Erstaunt bleibt Sakura stehen und sieht zu ihm auf. Auch er bleibt stehen und wendet sich zu ihr um.

»Sasuke Uchiha, blinzelt mir da gerade etwa ein Romantiker entgegen?«, kurz verpasst sie ihm einen sanften Stoß gegen den Oberarm, ehe sie sich wieder auf die Krücke stützt, die sie mit der anderen Hand kurz gehalten hat.

     Ein leichtes Lächeln auf den Lippen, bewegt er die Arme plötzlich schnell nach oben und lässt sie wieder sinken. Blätter fallen um sie herum zu Boden. Ein leichtes Lächeln legt sich auf Sakuras Lippen als sie diese kurz betrachtet und dann wieder zu Sasuke. Seine Augen fangen ihren Blick direkt ein. Auch auf seinen Lippen liegt ein kleines Lächeln und sein Atem streift sanft über ihre Nase. Bis jetzt hat sie gar nicht realisiert wie nah sie sich eigentlich stehen und sich kommen. Mit all den Blättern in rot, gelb, orange und braun die um sie herum zu Boden fallen ist der Moment wirklich romantisch.

     Ihre Augen schon halb geschlossen hüpft ihr Herz in ihrer Brust mit freudiger Erwartung. Ihre Krücke fällt zu Boden, als sie diese loslässt und sich an seiner Jacke festhält. Seine Hand bettet sich an ihrer Taille und hält sie fest. Die Augen geschlossen spürt sie plötzlich einen feuchten Punkt auf ihrer Stirn. Überrascht öffnet sie die Augen wieder und erblickt Sasukes Gesicht, welches er dem Himmel zugewandt hat, auch sie sieht nun hinauf und spürt sogleich einen weiteren Tropfen auf ihrem Gesicht. Leise lacht Sasuke auf. Es fängt tatsächlich gerade an zu regnen.

Etwas verlegen, beißt sich Sakura auf die Lippe und löst ihre Hand von seiner Jacke, während er sich hinab beugt und ihre Krücke wieder aufhebt, sie ihr reicht. »Wir sollten lieber gehen, das wird glaube ich noch stärker werden.«

Zustimmend nickt sie und sie wenden sich um und gehen weiter. Prüfend wirft sie einen Blick nach oben zu Sasuke, um zu sehen ob ihn der beinahe Kuss eben auch so verlegen stimmt wie sie. Schweigend hat er den Blick nach vorne gerichtet und führt sie zielsicher zurück zu seiner Wohnung.

     Sie weiß nicht einmal woher das plötzlich gekommen ist. Was ist passiert, dass sie sich plötzlich so nah gestanden haben? Was hat sie beide dazu verleitet. Ihr Herz schlägt sogleich wieder schnell in ihrer Brust, wenn sie nur daran denkt, dass sie ihn beinahe geküsst hätte. Auch wenn sie damit nicht gerechnet hat, wollte sie von ihm geküsst werden. Wie ist es nur dazu gekommen? Bis vor zwei Tagen hatten sie noch nicht einmal ein richtiges Gespräch miteinander geführt. Sakura schüttelt leicht ihren Kopf, das lag sicher nur an der Situation und dem romantischen Moment.

     Sie atmet tief durch, um die Gedanken wieder zu vertreiben.

»Sakura«, vernimmt sie Sasukes tiefe Stimme und sieht kurz wieder zu ihm auf.

»Als du mich davon abhalten wolltest, mich mit Carl anzulegen. Das hast du getan, weil du am eigenen Leib gemerkt hat zu was er fähig ist, oder?«, fragt er sogleich und mustert sie kurz. Zustimmend nickt sie. Er schafft es wirklich mit einer einzigen Frage dafür zu sorgen, dass sie abkühlt. Ihre Verlegenheit verschwindet und ihre Gedanken aufhören.

»Dann weiß ich wohl auch, wer mein Auto zerkratzt hat und warum.«

»Ach ja?«, erkundet sie sich leise und sie betreten das Wohnhaus wieder. Den ganzen Weg bis hier her hat sich der Regen in Grenzen gehalten und nur leicht getröpfelt.

»Carl hat wohl gesehen, dass du mit mir geredet hast und da ich auf dich gehört habe, hat er wohl gedacht das wir uns näher stehen und ist eifersüchtig geworden, weswegen er mein Auto zerkratzt hat und wohl auch deine Bremse manipuliert hat.« Er lehnt sich an die Wand der Aufzugkabine und betrachtet sie.

»Das glaube ich nicht.« Sie schüttelt den Kopf. »Das Carl das alles gemacht hat, liegt nicht an Eifersucht oder einem gebrochenen Herzen.«

Aufmerksam sieht er sie an.

»Ich war für ihn die ganze Zeit nicht wirklich mehr als eine Trophäe. Dass er auf mich eingeprügelt hat, vor meiner Wohnung auftaucht und meine Bremsen manipuliert, ist um mir Angst zu machen, weil ich gewagt habe mit ihm Schluss zu machen. Das kratzt an seinem Stolz.« Sie sieht ihn etwas überrascht an, als sie seine Worte realisiert. »Du hast auf mich gehört an dem Tag?«

Er nickt kurz und der Aufzug hält. »Ich hatte generell keine Lust mich mit ihm anzulegen und hab ihn abblitzen lassen, dann bin ich weggefahren. Wenn ich jetzt den Weg zu dir bedenke und alles, bin ich wohl auch bei deinem Unfall dann im Stau gestanden.«

»Wenn du auf mich gehört hast und ihn tatsächlich hast abblitzen lassen, kann es schon sein dass er dein Auto zerkratzt hat, das setzt seinem Stolz ebenso zu, wie dass ich ihn abserviert habe«, erwidert Sakura mit einem kleinen Lächeln. Obwohl Sasuke und sie sich zu der Zeit nicht unbedingt gekannt haben, hat er auf sie gehört.

     Er schließt die Wohnungstür auf und lässt sie sogleich eintreten. Ein kleines Lächeln legt sich auf ihre Lippen, als sie das Schlachtfeld von ihrem Spielen erblickt. Sie geht auf die Couch zu und lässt sich auf diese sinken, schlüpft aus ihrem Schuh und bewegt die Zehen sogleich etwas hin und her, während sie ihre Jacke öffnet. Langsam streift sie ihre Handschuhe ab, nimmt den Schal von ihren Hals und schlüpft aus der Jacke. Handschuhe und Schal steckt sie in die Jackentaschen, ehe Sasuke ihre Jacke und den Schuh schon an sich nimmt und an die Garderobe hängt.

     Sakura blickt durch das Fenster nach draußen. Die Dunkelheit des Abends ist über sie hereingebrochen, während der Wind den Regen gegen die Fensterscheibe drückt.

»Willst du mir wieder beim Kochen helfen?«, erkundet sich Sasuke neben ihr und stellt sein Glas wieder ab.

»Ich dir? Wer hat hier gestern wem geholfen? Das war doch eher du mir«, erwidert sie darauf und nimmt ebenfalls einen Schluck von ihrem Glas, ehe sie aufsteht. Er wiegt den Kopf kurz hin und her.

»Es war eine Zusammenarbeit.« Leicht lächelt er ihr zu, ehe er sich umwendet und in die Küche vorgeht. Sie folgt ihm und lehnt ihre Krücken wieder zur Seite, ehe sie in den Kühlschrank sieht.

     »Was hast du denn so alles gekauft?«, neugierig sieht sie in den Kühlschrank.

»Ich wäre heute für Nudeln«, gibt Sasuke hinter ihr von sich.

»Mhm. Fleisch?«

»Wieso nicht.«

»Und dazu Gemüse?«, schlägt sie vor und sieht sich zu ihm um. Zustimmend nickt er und sie nimmt Fleisch und Gemüse aus dem Kühlschrank, ehe sie diesen schließt. Die Zutaten legt sie wieder auf die Arbeitsfläche wie gestern und sieht sich dann zu Sasuke um. Dass dieser wieder die Töpfe und Pfanne sowie die Nudeln herrichtet. Im nächsten Moment hebt er sie aber bereits wieder hoch, um sie wieder auf der Arbeitsplatte abzusetzen. Darüber amüsiert schmunzelt sie leicht derweil er Töpfe und die Pfanne herstellt und Wasser aufsetzt.

     Schweigend beobachtet sie ihn, wie er gleich mehrere Dinge gleichzeitig macht, das Wasser für die Nudeln aufgießt und salzt, auch in ein anderen Topf Wasser gibt und dieses mit etwas Suppenpulver würzt. Er sieht ganz gelassen aus, während er für sie beide kocht. Den Gemüse-Mix aus der Verpackung nimmt und in den kleinen Topf gibt, sowie die Nudeln in den anderen. Im nächsten Moment hält er ihr eine Tube Senf entgegen. Leicht lächelnd nimmt sie ihm diese ab und wendet sich den Schnitzeln zu. Würzt sie auf der einen Seite nur mit Pfeffer und Salz, ehe sie das Fleisch wendet und wie am Vortag eine Spur Senf darauf streicht und ebenfalls würzt.

     Als sie damit fertig ist, legt Sasuke das Fleisch bereits in die vorgewärmte Pfanne. Nach wenigen Minuten wendet er es und bereitet aus den restlichen Bratenfett und Rückständen eine Sauce zu. Im nächsten Moment macht er einen Schritt zur Seite und steht so direkt vor ihr. Fast so als würde sie nicht dasitzen, öffnet er den Hängeschrank neben ihr und sucht ein paar Gewürze raus. Jetzt wo sie auf dem Schrank sitzt ist sie fast auf gleicher Höhe wie er, nur wenige Zentimeter überragt er sie mit seinem Kopf. Während er sich auf die Gewürze konzentriert, wendet sie den Blick zu ihrer rechten um die Töpfe und Pfannen im Auge zu behalten.

     Im nächsten Moment steigt ihr sein Geruch in die Nase und sie wendet den Kopf wieder um. Sieht ihm direkt ins Gesicht und in seine dunklen Augen. Sein Atem streift über ihre Lippen. Wie bereits im Park zuvor fängt ihr Herz freudig an zu Pochen und auch in ihrem Bauch kribbelt es, aufgrund der Situation und der Vorahnung. Seine Nase berührt bereits ihre, als ein zischendes Geräusch zu ihrer rechten sie auseinanderzucken lässt. Überrascht sieht sie sich zum Herd um, wo Sasuke bereits den Topf von der Platte hebt und das übergekochte Wasser wegwischt.

     Für einen Moment traurig und auch etwas enttäuscht sieht sie auf ihr Abendessen hinab. Sasuke fängt das Gemüse mit einem Sieb über dem Waschbecken ab und stellt es zur Seite, ehe auch die Nudeln schon fertig sind. Schweigend schiebt sich Sakura von der Arbeitsplatte und verlässt kurz darauf die Küche. Sie will ihm jetzt bei seinen letzten Handgriffen nicht im Weg sein. Kurz hält sie beim Couchtisch und leert ihr dortiges Glas, ehe sie sich ans Fenster stellt und in die Schwärze hinaussieht. Vom schönen Tag ist nichts mehr zu sehen.

     Als sie Keramik auf Holz treffen hört, wendet sie sich um und geht zum Esstisch um sich an diesem nieder zu lassen. Sasuke stellt die Gläser dazu und bringt schließlich das Abendessen zum Tisch. Während er sich niederlässt, teilt Sakura das Essen aus. Nachdem er noch die Gläser aufgefüllt hat, fangen sie zu Essenan.

     »Wolltest du mir nicht eigentlich helfen?«, erkundet sich Sasuke nach einigen Minuten und durbricht die Stille zwischen ihnen. Leicht lächelnd sieht sie zu ihm auf.

»Du bist alleine doch gut zu Recht gekommen. Zumindest bis das Gemüse übergekocht ist«, grinst sie ihm frech entgegen. Doch er sieht sie nur unbeeindruckt an und hebt nur die Augenbraue skeptisch an.

»Willst du damit sagen, dass das meine Schuld war?«, murmelt sie ihm zu und schiebt sich ein paar Nudeln in den Mund. Immerhin hat ihr Beinahe-Kuss ihn abgelenkt. Schon der zweite an diesem Tag.

»Nein, aber das ich kochen kann, hatten wir schon festgestellt«, brummt er ihr zu.

»Ich bin mit dem Gips-Bein in der Küche doch sowieso nur im Weg und kann auch nicht viel machen«, wirft sie nun ein. Auch wenn sie es gestern noch groß behauptet hat. Das Gips-Bein schränkt sie zu sehr ein und als das Wasser übergekocht ist, wäre sie in ihrer Hektik wahrscheinlich nur gestürzt. Außer sich ums Fleisch kümmern macht sie nicht viel beim Kochen.

     »Ich finde es schön, wenn du in der Küche bist, ich stehe dort immer nur alleine rum, da ist es angenehm, wenn noch wer da ist«, gibt er von sich und schneidet ein Stück Fleisch.

»Was ist mit Naruto?«, erkundet sich Sakura und nippt an ihrem Glas.

»Mit dem koche ich nicht.« Sasuke verzieht die Lippen. »Außerdem geht er nur in die Küche um sich was zum Essen zu holen.«

Leise lacht sie auf. Ja so kennt sie Naruto.

»Dafür müsstest du dauernd was dahaben«, bemerkt sie mit einem kleinen Schmunzeln.

»Von dem, womit sich Naruto ernährt habe ich nie etwas da. Also müsste Naruto sich gesund ernähren und dafür geht er nicht in die Küche. Nein er ist schon so schlau, dass er sich seine Snacks selber mitbringt«, erzählt Sasuke amüsiert.

»Von dir hat er das«, wirft Sakura lachend ein. »Er kommt immer zu mir, bringt irgendwelche Chips oder Schokolade mit. Am Anfang dachte ich noch er bringt mir so kleine Präsente mit, wie das im Fernsehen immer alle mit dem Wein machen und so, und dann setzt er sich selber hin und ist das alles.«

»Ja ich habe ihn schon gut erzogen«, kommt es mit einem Grinsen von Sasuke.

Leise lachend schüttelt sie den Kopf und legt ihr Besteck auf ihren leeren Teller. Lehnt sich mit ihrem Glas zurück und beobachtet Sasuke für einen Moment, ehe sie wieder zum Fenster sieht.

     »Wir haben es vorhin echt gut erwischt, als wir hier oben angekommen sind, hat es schon in Strömen geregnet.«

»Wir haben es auch mit der Helligkeit noch gut erwischt«, stimmt er ihr zu und erhebt sich mit seinem und ihrem leeren Teller.

»Die Zeit ist förmlich verflogen als wir draußen waren«, bemerkt sie und sieht wieder nach draußen.

»So tiefgründige Gespräche dauernd schon ihre Zeit«, erwidert Sasuke und trägt das restliche Geschirr in die Küche.

»Hast du mit Naruto diesbezüglich Erfahrungen gesammelt?«, frech grinst sie ihm zu, als sie sich erhebt und zu ihm in die Küche sieht.

»Ja, vor allem über die unergründlichen Tiefen der Chipstüten«, brummt er sarkastisch zurück.

Leise lachend wendet sie sich zur Couch um und lässt sich kurz darauf dieser nieder.

     Es ist faszinierend wie die Tage so vorbei fliegen, wenn man nicht alleine ist und sich dauernd mit irgendetwas beschäftigt. Das Spielen mit Sasuke, das Kochen, die vielen Gespräche währenddessen und dazwischen. Sie ist tatsächlich schon zwei Nächte und zwei Tage hier. Aber sie merkt wie viel besser es ihr geht. Die Kopfschmerzen sind verschwunden und sie ist erholt, auch wenn ihre Wunden noch nicht ganz so gut aussehen, erholt sie sich von ihrem Unfall generell gut.

     Mit einem Seufzen stellt Sasuke die vollen Gläser vor ihr auf dem Couchtisch ab, ehe er sich am anderen Ende der Couch wieder niederlässt und den Fernseher einschaltet. Als sie ihn so mustert, wie er dort entspannt sitzt, kommt in ihr wieder eine Frage auf die sie sich bereits am Montag gestellt hat, als er sie hergebracht hat.

»Machst du so etwas eigentlich öfter?«

»Was?« Verwirrt sieht sich Sasuke zu ihr um, dreht sich ihr etwas zu, das sein rechter Oberschenkel auf der Sitzfläche liegt und er sich zum Teil an die Armlehne lehnt.

»Fremden einfach so helfen? Ihnen in deiner Wohnung Unterschlupf zu gewähren?«, fasst sie zusammen, was er für sie gemacht hat. Einen Moment lang sieht er sie schweigend an.

»Du warst jetzt nicht unbedingt eine Fremde, immerhin sind du und Naruto Freunde und wir haben uns dadurch schon einige Male gesehen.« Gelassen zuckt er die Schultern.

»Aber wir beide sind uns relativ fremd.«

»Sind wir das?« Skeptisch hebt er eine Augenbraue. Auch sie weiß, dass das vor allem nach den beiden Beinahe-Küssen heute nicht mehr so ganz zutrifft, ganz zu schweigen von dem Spielen und dem Spaziergang im Park.

»Bis gestern zumindest.«

»Du bist ziemlich eng mit Naruto, du hast durch ihn einen Vertrauensvorschuss. Aber wie kommst du überhaupt darauf?«

»Naja, so wie du dich um mich kümmerst, habe ich das Gefühl dass du das öfters machst«, erklärt sie kurz und streicht sich durch die Haare. »Um ehrlich zu sein, komme ich mir vor wie ein streunender Hund, den du gerettet hast und umsorgst.«

»Ach ja?« Belustigt sieht er sie an.

»Ja und jetzt wäre der Moment wo ich mich langsam an dich heranwage und anfange dir zu vertrauen«, gibt sie weiter von sich und kniet sich auf die Sitzfläche der Couch.

»Ist er das?«, fragt er amüsiert, während sie langsam auf ihn zu kommt.

»Ich glaube schon. Mit einem leichten Schwanzwedeln und treuherzigem Blick hoffe ich nicht verjagt zu werden.« Um das zu unterstreichen wackelt sie mit ihrem Hintern hin und her, während sie sich ihm immer weiter annähert. Sie hat in der letzten Woche definitiv zu viele Hund-Rettungs-Videos geschaut.

»Hm.« Sasuke schmunzelt.

     Während sie sich ihm weiter auf allen vieren annähert, sich im nächsten Moment mit der Hand in der Decke verfängt und vorfällt, auf seiner Brust landet. Sein Arm legt sich sogleich sanft um ihren Rücken, während sie sich etwas rot um die Nase, aufgrund ihres peinlichen Auftritts, aufrichtet und ganz nah zu ihm rutscht. Sie will sich eigentlich neben ihn setzen, doch sein Arm hält sie fest an ihn und zieht sie im nächsten Moment schon auf seinen Schoß. Davon etwas überrascht sieht sie zu ihm. Wie zuvor in der Küche sind sie mit ihren Köpfen auf gleicher Höhe und er überragt sie nur ein Stückchen.

     Seine dunklen Augen fixieren ihre, während sein Atem über ihr Gesicht streift. Ihr Herz setzt direkt wieder zum erfreuten Pochen an und ein Kribbeln breitet sich in ihrem Magen aus. Sanft legt sie ihre rechte Hand auf seiner Brust ab, während sein Arm ihren Rücken noch immer umfasst. Im nächsten Moment übt eben dieser einen sanften Druck auf ihren Rücken aus und drückt sie ihm entgegen. Ein kleines Lächeln zupft an seinem Mundwinkel. Seine andere Hand umschließt ihre, auf seiner Brust. Seine Nase streift ihre. Mit halb geschlossenen Augen sieht sie ihm entgegen. Sein Atem über ihre Lippen, auf welche sich seine schließlich drücken.

     Sein rechter Arm hält sie nah bei sich, während seine andere Hand ihre sanft hält. Seine Lippen üben sanften, fast schon zärtlichen Druck auf ihre aus, was sie mit einem wild kribbelnden Bauch erwidert und sich ihm leicht entgegen lehnt. Seine Finger kitzeln zart über ihre Seite, was ihr ein Lächeln auf die Lippen zaubert, als er sich kurz von diesen löst und im nächsten Moment mit einem neuen Kuss belegt. Die Küsse sind sanft und beinahe unschuldig, auch wenn man den Wunsch nach mehr spürt, welcher auch in ihr aufkommt, doch Sasuke löst den Kuss mit einem leichten Lächeln und sieht ihr in die Augen. Sein Arm lässt nach und sie auf seinen Schoß zurücksinken, verweilt dennoch auf ihrem Rücken. Kurz mustert er ihr Gesicht und sieht wieder in ihre Augen auf.

     »Und wie vermittle ich dem Hund, dass ich ihn nicht wegstoßen werde? Durch ein sanftes Streicheln?«, murmelt er ihr leise zu, während seine Hand sich bereits ihren Rücken auf und ab bewegt, sanft über diesen streichelt und sie gegen seine Brust. Lächelnd lässt sie sich gegen seine Brust drücken und kuschelt sich an seine Schulter und seinen Hals. Seine Wange bettet sich sogleich an ihrer Stirn, während seine Hand von ihrer zu ihrem Oberschenkel wandert und sie dort festhält.

     Sanft streicht sie mit der Hand über seine Brust. Er ist so sanft und vorsichtig, das komplette Gegenteil von Carl. Überrascht hält sie sich an Sasukes Shirt fest, als plötzlich eine Bewegung durch seinen Körper geht und sie sich nach einem Moment in einer liegenden Position wiederfindet. Neugierig sieht sie auf, als sie etwas bei ihren Beinen spürt. Über welche er in diesem Moment eine Decke zieht und sie beide zudeckt, ehe er sich ein Kissen unter den Kopf schiebt. Lächelnd legt sie den Kopf wieder zurück an seine Schulter und sieht in den Fernseher, auf welchen sie nun direkte Sicht hat. Seine Hand streicht nach wie vor sanft über ihren Rücken. Genüsslich schließt sie die Augen.

 

 

 


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hey :)

Vielen Dank für eure lieben Kommentare! :)
Bei solch Reaktionen macht es Spaß weiterzuschreiben :)

Langsam kommen sich die beiden ja näher, oder war das nur Anziehungskraft?

Ihr hattet hoffentlich Viel Spaß beim Lesen. Ich gehe weiter lernen und wir sehen uns nächste Woche, hier wieder ;)

Bis bald

Lg. ZitroneneisSaly Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (14)
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Von:  twunicorn
2018-09-29T13:03:34+00:00 29.09.2018 15:03
Was für ein süßes Kapitel *-*
Ich hatte Anfang des Jahres auch Probleme mit zwei eingegipsten Füßen zu duschen ich kann Sakuras Situation also sehr gut nachvollziehen xD
Und die Szene im Park und dann das Zuhause bei Sasuke war auch mehr als süß:)
Freu mich auf die nächsten Kapitel
Von:  KazumyChan
2017-11-20T23:28:18+00:00 21.11.2017 00:28
Super kappi :3
Mich freut das sich sasu so fürsorglich kümmert. Und das er saku so lieb behandelt und versteht in vielen Denkweisen. Mich rühren auch die tiefen Gespräche.
Schreib schön weiter :) LG Misaki
Von:  fanfictionlover9
2017-11-19T16:55:24+00:00 19.11.2017 17:55
Super Kapitel!! Wie immer konnte ich mich nicht losreisen und musste bis zum Ende weiter lesen. Hoffe das schnell ein weiteres Kapitel kommt.
Von:  dragonfighter
2017-11-19T12:13:42+00:00 19.11.2017 13:13
So ein tolles putziges Kapitel 💖
Dieser Carl ist echt nicht ohne. Sakura tut mir leid. Gut dass sie nun sicher vor ihm ist. Dass er derjenige ist der Sasuke’s Wagen zerkratzt hat hab ich mir schon gedacht.
Freu mich schon riesig wenn es weiter geht :)
Ich mach mich dann auch mal wieder an die Arbeit und lese the clumsy and the lonely weiter XD
Von:  --Lucy--
2017-11-19T09:13:53+00:00 19.11.2017 10:13
Danke dir für deine ENS zwecks der neuen FF :)
Bisher hab ich dir noch gar kein Kommi geschrieben, obwohl ich die FF schon seit dem ersten Kapi verfolge *thehe*
Bin immer so Schreibfaul u.u
Deine FF ist bisher wirklich super und auch total schön geschrieben und ich finde es super, das Sasuke so sehr für Sakura da ist. Das ist immerhin nicht Selbstverständlich und das mit Naruto auch kein Grund (Wie er am Anfang meinte). Nicht unbedingt zumindest^^ Aber jetzt kommen die beiden sich ja auch näher, das ist schön :3
Und ich hoffe das dieser Carl seine gerechte Strafe erhält -_- Alles weitere negative dazu verkneife ich mir lieber, das käme nicht so gut ^^'

Liebe Grüße
Lucy

Von:  Sasu1988
2017-11-17T23:19:15+00:00 18.11.2017 00:19
OH mein Gott! !!!!!!*quitschendaufdercouchsitz*

Hammer tolles Kapitel ohne mist.
Ich hab mich richtig rein denken können wo du das mit dem spatzier Gang beschrieben hast und ich htäte so gerne dieses Foto gesehen das sasuke von ihr gemacht hat😍
Naja...Es ist schon mächtig spät.
Ich getan jetzt schlafen ^-^
Freue mich jetzt schon auf s nächste Kapitel

Lg Sasu 🐉 😊 😘
Von:  Blue_StormShad0w
2017-11-17T20:12:03+00:00 17.11.2017 21:12
Guten Abend.
Das letzte Kapi fande ich schon schön, aber dieses hier war am aller schönsten! (^-^)
Nun gut, die Stelle, wo Sasuke von ihr erfährt, dass dieser Mistkerl sie verprügelt hat, als sie sich von ihn trennte, war weniger schön. Echt, dieser Carl ist das Letzte und ich hoffe, dass er noch seine gerechte Strafe erhält - und das sie nicht alt so glimpflich ausfählt!
Die Zeilen mit den Spaziergang durch den Park und die Beschreibung der herbstlichen Umgebung, waren toll beschrieben. Auch die Diskussionen von Sasuke und Sakura waren wieder sehr gut umgesetzt gewesen.
Na endlich! Wurd' auch mal Zeit, dass sie sich näher kommen. Bei den beiden hat's ja schon lang' geknistert.
Also, angenehmen Abend noch, ciao!
Von:  lula-chan
2017-11-17T18:26:26+00:00 17.11.2017 19:26
Schönes Kapitel.
Endlich sind sich die beiden auf diese Weise näher gekommen. Das hat aber auch wirklich gedauert.
Na mal sehen, was jetzt so aus den beiden wird und besonders wie Naruto reagiert.
Ich freue mich schon auf das nächste Kapitel.

LG
Von:  Kleines-Engelschen
2017-11-17T15:55:29+00:00 17.11.2017 16:55
ein wunderschönes kapitel. ich freue mich schon sehr auf das nächste :) mach weiter so!

greetz
Von:  Scorbion1984
2017-11-17T08:19:52+00:00 17.11.2017 09:19
Hey,wie es aussieht kommen sie sich langsam näher !
Ihr Verhalten zueinander ist eigentlich sehr vorsichtig ,aber auch suess !
Wie zwei verspielte Kinder !
Tolles Kapitel !


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