Vergissmeinnicht von dattelpalme11 ================================================================================ Kapitel 1: Frühlingsmomente --------------------------- ♥ Taichi ♥ „Was soll das denn werden, wenn es fertig ist?“, hakte seine kleine Schwester skeptisch nach und versuchte einen besseren Blick auf das Essen zu erhaschen, dass er zubereitet hatte. Er verzog das Gesicht als Kari sich mit einem misstrauischen Augenaufschlag neben ihn gesellte und sein Bento kritisch beäugte. „Also das Kochtalent hast du bestimmt von Mama. Soll das etwa Eiersalat sein?“, fragte sie unsicher und deutete mit dem Finger darauf. Taichi presste die Lippen wütend aufeinander und schnipste ihren Zeigefinger eilig beiseite, während er sie versuchte aus der Küche zu drängeln. „Ich kann es eben nicht besser“, grummelte er als er sein Bento mit dem dazugehörigen Deckel verschloss, um somit sein Essen vor den neugierigen, aber vernichteten Blicken seiner Schwester zu schützen. „Zum Glück bringen die anderen noch Essen mit! Nicht, dass du noch verhungerst“, erwiderte sie belustig und ein Grinsen schlich sich auf ihre rosigen Lippen. „Du tust ja so als wäre es ungenießbar“, murrte Taichi enttäuscht und konnte nicht fassen, dass seine Schwester so wenig an ihn glaubte. Gut, er war sicher kein Meisterkoch, aber sein Essen war meistens sogar noch genießbarer als dass seiner Mutter, die oftmals einfach zu viel Salz verwendete oder mit ungewöhnlichen Kräutermischungen herumexperimentierte. „Und ihr macht heute einen Spieleabend bei Takeru?“, wechselte er abrupt das Thema und verstaute sein Bento in einem kleinen Korb, den er sich schon bereitgestellt hatte. Kari nickte nur beiläufig, als sie zum Kühlschrank ging und sich etwas Saft holte. Sie schnappte sich ein Glas aus einem der oberen Schränke und goss es voll, sodass der Saft wieder im Kühlschrank verschwinden konnte. Sie wandte sich ihrem Bruder wieder zu, der noch einige Getränke in Korb legte. Er holte sich die Pappbecher und packte einen Flaschenöffner dazu, da Matts Vater ihnen ein Sixpack Bier spendiert hatte. Er wollte sich auch schon gleich auf den Weg zu ihm machen, um gemeinsam die U-Bahn-Station anzusteuern. Den Rest wollten sie direkt dort treffen und zusammen zum Yogogi-Park in Shibuya fahren, wo sie gemeinsam Hanami feiern wollten. Seit sie die Oberschule besuchten, sah er seine Freunde in seiner Freizeit nur sehr selten, was daran lag, dass sich alle in verschiedene Richtungen entwickelt hatten. Sein Freund Matt hatte nur noch die Musik im Kopf und hoffte immer noch auf den großen Durchbruch mit seiner Band, der leider ausblieb. Seine beste Freundin Sora konzentrierte sich bereits voll und ganz auf ihre Zukunft, da sie ihrem Traum, Designerin zu werden, näherkommen wollte, während Taichi selbst auf der Stelle ging. Er hatte keine Ahnung, was er mit seiner Zukunft mal anfangen wollte, schob den Gedanken, sich nach diesem Jahr für etwas entscheiden zu müssen, weit von sich und hoffte, dass es sich einfach fügte. So wie er es immer gewöhnt war. Doch in seinem Leben zeigten sich mittlerweile tiefe Risse, die er nicht mehr länger ignorieren konnte. Tagtäglich erkannte er immer mehr, dass er sich für etwas entscheiden musste. „Hast du dich eigentlich schon dafür entschieden, ob du dich für das Sportstipendium bewirbst? Trainer Ichinose wollte…“ „Habe ich denn eine andere Wahl?“, unterbrach er sie in einem ruhigen Ton und unterbreitete ihr die Gegenfrage. Kari riss daraufhin ihre Augen auf, bevor sie ihren Kopf senkte und in ihr Glas Saft starrte. „Ich weiß es nicht. Es wäre sicher einfacher, wenn alles klappen würde“, antwortete sie resigniert und ließ kraftlos ihre Schultern hängen. Er bemerkte sofort, dass sie diese Situation mehr belastete, als sie eigentlich sollte. Sie war seine kleine Schwester, weshalb sie sich auch keine Gedanken über seine Zukunft machen sollte. Behutsam ging er ein paar Schritte auf sie zu und legte beide Hände auf ihren Schultern ab. Sie hob den Kopf an und in ihren Augen spiegelte sich die Unsicherheit und Angst wieder, die beide in den letzten Monaten durchstehen mussten. „Wir kriegen das schon irgendwie hin. Mama und Papa haben auch gesagt, dass wir positiv nach vorne schauen sollen. Vielleicht suche ich mir nach dem Abschluss auch erstmal einen Job und setze das Studium vorerst einmal auf Eis. Ich weiß ja sowieso noch nicht genau, was ich mal machen möchte“, betonte er sorglos und untermauerte seine Aussagen mit einem selbstsicheren Lächeln, auch wenn er selbst wusste, dass es nicht einfach werden würde. Von Karis Lippen löste sich nur ein leiser Seufzer, der sofort verhallte. Taichi lockerte seinen Griff um sie und musterte sie weiterhin besorgt, als sie langsam zum Tisch rüber schritt und ihr Glas darauf platzierte. „Ich weiß, dass du mich nur beruhigen willst, aber im Moment sehe ich einfach nur schwarz“, eröffnete sie ihm deprimiert und setzte sich schwerfällig. Sie presste die Hände vor dem Gesicht zusammen, während Taichi wie angewurzelt in der Küche stand und nach den passenden Worten rang. Doch tief im Inneren wusste er, dass er nicht in der Lage war, ihr diese Angst zu nehmen. Auch er kämpfte mit sich selbst, wohlwissend, dass er in dieser Situation völlig hilflos war. _ Ein wenig abgehetzt traf er bei Yamato ein, da er sich mit seiner Schwester verquatscht hatte. Zwar hatte er es geschafft sie aufzuheitern, aber er bemerkte, dass es seine eigene Stimmung gedrückt hatte und einen Schleier über diesen Abend legte. „Jetzt kommen wir sicher zu spät“, knurrte Yamato und trug die Kühltasche mit den Getränken. „Ich habe echt nicht gewusst, dass du so ein Tratschweib bist.“ „Tratschweib? Ich habe mit Kari nur besprochen, wann ich sie später bei Takeru abholen soll“, rechtfertigte er sich und legte einen Gang zu, um mit Yamato mithalten zu können. „Ich dachte sie übernachtet wieder bei ihm. So wie immer“, meinte er verwundert und zog seine linke Augenbraue in die Höhe. „Hallo? Die beiden sind vierzehn! Die können doch nicht mehr unbedenklich in einem Zimmer schlafen“, gab Taichi zischend zu bedenken. „Was glaubst du denn was die beiden machen werden? Takeru ist für deine versauten Gedanken noch viel zu unschuldig“, erwiderte er grinsend. „Glaubst du? Wenn er Ishida-Gene in sich trägt, wird das aber sicher nicht mehr lange dauern.“ „Was soll das denn bitte bedeuten?“, fragte Matt, als sein Grinsen verschwand. „Naja, du hast doch schon in der Mittelschule vielen Mädels den Kopf verdreht. Jedenfalls solange bis Sora dich handzahm umerzogen hat.“ Ein breites Lächeln erstreckte sich auf seinen Lippen und untermauerte seine Aussage siegessicher, als Yamato ausholte und ihm einen Klaps gegen die Stirn gab. „Aua, war doch nur Spaß“, brummte Taichi und rieb sich über die Stelle, die sein bester Freund erwischt hatte. Sie überquerten die Straße, nachdem die Ampel ihnen grün anzeigte. Mit schnellen Schritten eilten sie zur U-Bahn-Station und erkannten ernüchternd, dass sie tatsächlich die Letzen waren. „Man, wo bleibt ihr zwei denn? Wir warten hier schon eine halbe Ewigkeit auf euch“, ertönte die nervtötende Stimme von Mimi Tachikawa, die mit ihren Armen wild umher wirbelte. „Krieg dich mal wieder ein! Wir sind höchstens fünf Minuten zu spät“, versuchte er sie zu beruhigen und schenkte ihr eine Unschuldsmiene, als er in die kleine Runde blickte und feststellte, dass noch jemand fehlte. „Wo ist denn Joe?“ Ihm war im ersten Moment gar nicht aufgefallen, dass er fehlte, weil er sonst immer sehr zurückhaltend war, sodass man ihn des Öfteren einfach übersah. „Joe ist schon in Shibuya. Er war sich die Vorbereitungsuniversität mit seinem Vater angucken und kommt direkt zum Park“, klärte Koushiro ihn knapp auf, während er bei seinen Ausführungen leicht nickte. Joe war der erste von ihnen, der bald zur Universität gegen würde. Schon in seinem Abschlussjahr besuchte er zisch Zusatzkurse und sammelte Punkte, um auf der Vorbereitungsuniversität für Medizin angenommen zu werden. Auch wenn es sehr anstrengend war, man ihn kaum noch zu Gesicht bekam und er seine gesamte Zeit mit lernen verbrachte, schaffte er es tatsächlich und bereitete sich nun auf einen neuen Lebensabschnitt vor, der auch Taichi in einem Jahr bevorstehen würde. Ein nervöses Kribbeln durchfuhr seine Magengegend, wenn er bloß daran dachte. Er musste sich dringend etwas ablenken, was nicht schwer war, wenn man eine Freundin wie Mimi hatte. Meist half nur ein Satz, um sie komplett auf die Palme zu bringen, was Taichi jedes Mal aufs Neue amüsierte. Er bemerkte bereits, dass sie ungeduldig mit dem Fuß auftippte und ständig die Uhr im Blick hatte, weil ihre U-Bahn bald abfahren würde. „Wir sollten jetzt mal zu unserem Gleis gehen, nicht das unsere Prinzessin noch überall hektische Flecken bekommt. Rot ist nämlich wirklich nicht unbedingt deine Farbe“, kommentierte er spitz und ging provokant an Mimi vorbei, die ihm einen giftigen Blick zuwarf, ihm aber unbeeindruckt folgte. _ „Was zur Hölle hast du denn da drinnen? Backsteine?“, fragte Taichi fassungslos, während er neben Mimi herging. Empört starrte sie ihn nieder. „Du hast mir doch angeboten ihn zu tragen!“, zischte sie schnippisch und rümpfte die Nase. Kaum hatten sie die U-Bahnstation verlassen, quengelte Mimi unaufhörlich, dass ihr Korb viel zu schwer war und sie ihn nicht mehr länger tragen konnte. „Kannst du noch nicht mal zwei Körbe tragen? Ich dachte du bist Sportler und hättest Muskeln“, warf sie triumphierend ein und musterte ihn scharfsinnig. „Die hat er wohl nur in den Beinen“, stimmte Yamato mit ein und kassierte von seinem besten Freund einen vielsagenden Blick. Er trug die Kühltasche mit den Getränken und hatte auch noch angeboten Soras Korb zu tragen, während Koushiro nur ein Sixpack Wasser schleppte. „Das glaube ich allerdings auch. Aber da nützen sie dir nichts“, meinte Mimi augenverdrehend. „Manchmal bist du echt unmöglich, gleich kannst du deinen dämlichen Korb wieder selbst tragen“, pfefferte Taichi zurück. „Als ob du meinem betörenden Augenaufschlag widerstehen könntest. Außerdem ist er viel zu schwer“, jammerte Mimi und grinste herausfordernd. Gerade als Taichi etwas erwidern wollte, schritt Sora dazwischen und drängelte sich direkt neben Mimi. „Ich glaube, das langt jetzt mal! Genug Gemeinheiten! Wir wollen Frieden und Liebe.“ Taichi biss sich augenblicklich auf die Zunge und sah gerade noch, wie Mimi triumphierend den Kopf kurz ihm wandte, bevor sie sich in ein Gespräch mit Sora verwickeln ließ. Dieses Mädchen machte ihn einfach wahnsinnig. Konnte sie ihre spitze Zunge denn gar nicht kontrollieren? Und warum trug er ihren dämlichen Korb noch immer und gab sich einfach so geschlagen? Doch es brachte nichts, seine Energie weiterhin zu verschwenden. Er kannte seine Freunde und mochte selbst ihre Macken und Fehler, die sie an den Tag legten. Ein paar Minuten später erreichten sie tatsächlich das malerische Gelände des Yogogi-Parks, auf dem sich die blühenden Kirschbäume erstreckten. Einige rosarote Blüten rieselten auf sie hinab und umhüllten sie mit dem Zauber des Frühlings, der in ganz Japan bereits zu sehen war. Der Frühling war Taichis Lieblingsjahreszeit, da es angenehm warm war, man ohne Jacke Fußball spielen und die Natur in ihrer Pracht genießen konnte. „Hallo Leute“, begrüßte sie eine bekannte Stimme aus der Ferne und hob wedelnd die Hand. Tatsächlich war Joe bereits da und wartete am Eingang des Parkgeländes auf sie. Auch er hatte noch Getränke und verschiedene Leckereien in seinem Korb dabei, sodass sie sich alle nach einer kurzen Begrüßung gemeinsam auf den Weg machten, um einen gemütlichen Platz zu ergattern. Mimi und Sora breiteten zwei große dunkelblaue Wolldecken aus, als sie ein Plätzchen gefunden hatten, wo sie sich niederlassen wollten. Danach wurde alles in die Mitte der Decken verfrachtet und Taichi gönnte sich mit Yamato erstmal ein kühles Bier, bevor sie sich dem Essen widmeten. Ihm lief bereits das Wasser im Munde zusammen, als er die ganzen Leckereien sah, die sich vor ihm erstreckten. Sein Magen knurrte bereits hörbar, da er es kaum erwarten konnte sich einen Teller zu schnappen. Es entging ihm selbstverständlich nicht, dass ein großer Bogen um seinen Eiersalat gemacht wurde, da er nach dem ganzen Transport noch weniger appetitlich aussah, als vorher. Doch er gehörte einfach nicht zu den grandiosen Köchen, oder Bäckern unter ihnen. Während Yamato ein ganzes Menü mit gebratenem Reis und knackigem Gemüse präsentierte und Mimi als Nachtisch selbstgebackene Cupcakes hervorzauberte, musste er sich einfach geschlagen geben. Sein Eiersalat konnte hier einfach nicht mehr mithalten. „Kaum zu glauben, wie schnell die Zeit vergeht“, stimmte Sora nachdenklich ein und schwelgte offenbar in Erinnerungen. „Ich kann immer noch nicht fassen, dass wir jetzt schon in der Oberschule sind. Joe sogar schon an der Uni. Ich kann man noch so gut erinnern, wie wir damals alle zusammen in die Grundschule gegangen sind.“ „Das waren noch Zeiten“, schwärmte Mimi verträumt. „Aber nichts war besser als der Kindergarten. Spielen wann man wollte. Ungesundes Zeug essen, ohne dick zu werden. Taichi mit Filzstift verzieren“, zählte sie auf und lachte, während Tai das Essen augenblicklich einstellte und seinen vollen Mund öffnete. „Das dir das Spaß gemacht hat, war mir klar gewesen“, grummelte er und versuchte alles auf einmal zu schlucken. „Was habt ihr mir mal ins Gesicht gemalt? Ne Tulpe?“ „Ein Vergissmeinnicht“, trällerten Sora und Mimi im Chor und mussten sofort lachen. „Was auch immer“, knurrte er bissig und fixierte Koushiro mit einem bösen Blick. „Wie konntest du das damals nur zulassen? „Ähm…ich?“, antwortete er verunsichert, als Mimi sofort schützend dem Arm um ihn legte. „Er weiß eben, wer das stärkere Geschlecht ist. Und das war damals auch die Rache dafür, dass du uns mit Schlamm abgeworfen hast.“ „So nachtragend wie immer. Noch nie was von Schlammschlacht gehört“, verteidigte er sich und gestikulierte wild. „Echt schade, dass Joe und ich erst in der Grundschule dazu gestoßen sind“, meldete sich nun auch Yamato zu Wort und klang ein wenig wehmütig. Stimmt. Yamato und Joe besuchten einen anderen Kindergarten und zählten erst viel später zu ihrem Freundeskreis, auch wenn Taichi es gar nicht so bewusst wahrgenommen hatte. „Wir sollten das letzte Jahr gemeinsam genießen! Noch wissen wir nicht, wohin uns unsere Lebenswege mal führen werden“, sagte Sora mit gedämpfter Stimme und hob ihr Glas. „Sehr philosophische Worte, Fräulein Takenouchi“, erwiderte Taichi und hob seine Bierflasche. „Auf uns und ein tolles Abschlussjahr.“ _ Der Abend schritt zügig voran. Die Sonne tauchte das Meer der Kirschblütenbäume in ein sanftes rot und ließ sie schimmern, während sich der Tag allmählich von ihnen verabschiedete und die Nacht einläutete. Abends war es üblich, dass die zahlreichen Bäume des Parks angestrahlt wurden, sodass man sich auch weiterhin an ihrer Pracht erfreuen konnte. Taichi saß direkt darunter und betrachtete seine Umgebung genauestens. Mittlerweile waren vermehrt Pärchen vorzufinden, die im erleuchteten Park noch eine Runde spazieren gingen und sich verliebte Blicke zuwarfen. Ein mattes Lächeln schlich sich auf seine Lippen, als er direkt an Yamato und Sora hängen blieb, die ebenfalls schwer verliebt miteinander kuschelten und ihre Zuneigung nur allzu gerne vor allen präsentierten. Manchmal wünschte sich Taichi ebenfalls so eine Bilderbuchbeziehung, die die beiden bereits seit über drei Jahren führten. Auch nach so langer Zeit wirkten sie auf ihn immer noch so unfassbar glücklich, sodass er manchmal ganz neidisch wurde. Er hatte noch nie eine ernsthafte Beziehung gehabt, die länger als drei Monate hielt. Bei den Mädchen war er sogar recht beliebt, doch etwas hemmte ihn, sich darauf einzulassen und eine ernste Beziehung zu führen. Mit einem sehnsüchtigen Blick fixierte er seine beiden Freunde, die sich immer wieder liebevolle Küsse gaben und gar nicht zu bemerken schienen, dass er sie beobachtete. „Du solltest die Leute nicht so auffällig bespannen, nachher wirst du noch erwischt“, flötete Mimi mit provokantem Unterton und ließ sich mit ihrem Teller direkt neben ihm nieder. „Ich bespanne niemanden!“, konterte er sofort, als ihm der Inhalt des Tellers sofort ins Auge sprang. „Nanu, isst du etwa meinen Eiersalat?“ „Den hast du gemacht?“, fragte sie überrascht und starrte auf ihren Pappteller. „Ja, aber niemand wollte ihn essen“, murmelte er enttäuscht und senkte betroffen seinen Kopf. „Er sieht zwar sehr gewöhnungsbedürftig aus, aber er schmeckt echt verdammt gut“, antwortete sie lobend. Irritiert hob Taichi wieder den Kopf an und runzelte die Stirn. „Ein Kompliment aus deinem Mund? Bist du etwa krank?“ Empört über diese Anschuldigung blies Mimi die Wangen auf und gab ihm einen unsanften Klaps gegen seine Schulter, als er schützend die Arme erhob. „War doch nur Spaß.“ „Also beim nächsten Mal überlege ich mir zweimal, ob ich dir ein Kompliment mache“, murrte sie und nahm einen großen Happen seines Eiersalats. Taichi lachte nur, als er seinen Blick von ihr abwandte und sich nach dem Rest umschaute. „Wo hast du denn Koushiro und Joe gelassen? Waren sie nicht bei dir?“ „Doch, aber sie mussten aufs Klo und sind wohl reingefallen“, erwiderte sie augenverdrehend. „Und da du auch so alleine am Baum gesessen hast, dachte ich mir, ich könnte dich mit meiner Anwesenheit beglücken.“ Taichi schüttelte nur den Kopf. „Wie gütig von dir. Aber anscheinend sind wir bei Sora und Matt sowieso abgemeldet. Die brauchen sicher bald ein Zimmer.“ „Ist doch süß, wie verliebt sie noch sind. Ich hätte sowas auch echt gern“, meinte Mimi wehmutsvoll, als sie seinem Blick folgte. Ein Seufzen löste sich von ihren Lippen, während die beiden Sora und Matt beobachteten. Er hatte liebevoll den Arm um sie geschmiegt, während Sora den Kopf auf seiner Brust sanft abgelegt hatte. Ein seltsames Gefühl machte sich in Taichi breit, besonders als er einen kurzen Blick zu Mimi wagte, die immer noch verträumt zu den beiden Liebenden starrte. Das Gefühl etwas Verloren zu haben nahm ihn ein und vernebelte jeden klaren Gedanken, den er bis zu diesem Zeitpunkt fassen konnte. „Bereust du es?“, vernahm er ihre brüchige Stimme, die ganz leise durch den Nebel seines Kopfes drang. Er presste daraufhin die Lippen fest aufeinander und verharrte angestrengt in seiner Sitzposition, die allmählich sehr unbequem wurde, da er seinen Rücken gegen den rauen Baumstamm drückte. „Bereust du es, sie gehen gelassen zu haben?“, wiederholte sie ihre Frage spezifischer. Ein kalter Schauer breitete sich auf seinem Rücken aus und umhüllte ihn mit einer zarten Gänsehaut, als sein Herz schneller zu schlagen begann. Ein kurzer Blickwechsel folgte zwischen ihnen, als er in ihre traurigen braunen Augen sah, die den Spiegel ihrer Vergangenheit darstellten. „Nein…“, löste sich schwerfällig von seinen Lippen, wohlwissend, dass es nicht ganz stimmte. Jedoch bereute er ganz andere Dinge. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)