Vergissmeinnicht von dattelpalme11 ================================================================================ Prolog: Scherben der Zukunft ---------------------------- ♥ Mimi ♥ Das Leben war so unberechenbar, wie ein tosendes Sommernachtsgewitter, dass sich lautlos zusammenbraute und sich machtvoll entlud, gerade wenn man am wenigsten damit rechnete. Auch sie hatte sich vieles vom Leben erhofft, verfing sich in ihren Träumen und versank im Rausch der Gefühle, um auf dem harten Boden der Tatsachen anzukommen, der ihr zeigte, dass Erwachsen werden kein Zuckerschlecken war. Dass man kämpfen musste, um das Leben, das man sich erträumt hatte, zu erlangen. Wehmütig hob sie seine Hand an, die behutsam auf ihrem Bauch geruht hatte und legte sie auf der weichen Matratze ab. Langsam und sachte rutschte sie zum Rand des Bettes und setzte sich mühselig auf. Ihr fiel es unsagbar schwer sich zu erheben, da sich ihre Beine wie in Zement gegossen fühlten und ihr jegliche Bewegung erschwerten. Doch es musste sein. Sie konnte so nicht weitermachen. Nicht mit dem Wissen sich selbst Tag für Tag aufs Neue zu belügen und somit die Menschen zu verletzen, die sie aufrichtig liebte. Sie hatte alles versucht sich mit dieser Situation zu arrangieren, doch letztlich fehlte ihr einfach die Kraft dazu. Die Wucht ihrer eignen Gefühle erfasste sie wie eine riesige Welle, die sie einfach so mitspülte. Sie wollte nicht, dass es so weit kam, aber dennoch war es passiert. Und nun stand sie vor einer endgültigen Entscheidung, die ihr Herz entzweibrach. Die Vernunft hatte gesiegt, auch wenn ihr Herz den pulsierenden Schmerz empfand, der sie einnahm und zeigte, dass sie den Traum, den sie einst hegte, verloren hatte. Mit einem schmerzverzehrten Gesichtsausdruck wandte sie sich zu ihm, merkte, dass er immer noch friedlich schlief, während sie kein Auge zu bekommen hatte. Ein leiser Seufzer löste sich von ihren Lippen, als sie schweren Herzens aufstand und ihre Klamotten vom Boden zusammenraffte. Völlig teilnahmslos stieg sie in ihre Unterwäsche, zog ihre Jeans und ihr luftiges Shirt über, dass er ihr vor wenigen Stunden leidenschaftlichen vom Körper gerissen hatte. Wenn sie daran zurückdachte, konnte sie noch immer seine zärtlichen Berührungen und die sanften Küsse auf ihrer Haut spüren. Sie versuchte seinen unverkennbaren Duft aufzunehmen, wollte jede Berührung und jedes Geräusch, dass er von sich gab, tief in ihrem Herzen verschließen, damit sie sich ewig daran erinnern konnte. Sie sah ihm die ganze Zeit in seine warmen Augen, während sie sich lange und intensiv liebten, wohlwissend, dass es das letzte Mal sein würde. Augenblicklich erschütterte dieser Gedanke ihren ganzen Körper, der zu zittern begann. Sie presste die Lippen fest aufeinander, um einen qualvollen Laut zu unterdrücken, der sich in ihrem Hals festgesetzt hatte. Wie konnte es nur so weit kommen? Warum musste es ausgerechnet ihnen passieren? Dabei hatten sie doch so lange für ihr Glück gekämpft, allen Höhen und Tiefen ihrer Beziehung wagemutig entgegen getrotzt, in der Hoffnung, das doch noch alles gut werden würde. Doch das Leben war ihnen zuvorgekommen, drängte sich zwischen ihre Liebe und nahm ihnen sämtliche Hoffnungen, die wie herunterfallendes Porzellan auf dem Boden zerschellt waren. Ihnen die Scherben ihrer Zukunft aufzeigten, die sich aus einer immer blasser werdenden Vergangenheit zusammengesetzt hatte. Nichts war für die Ewigkeit. Manchmal machte man es nur schlimmer, wenn man versuchte die Scherben wieder zusammenfügen zu wollen. Liebe erblühte in den schönsten Farben, konnte allerdings verblassen und welken, wenn man sich nicht stetig um sie bemühte. Salzige Tränen rannen ihre Wangen hinunter, als sie ihre Handtasche ergriff und sachte zu ihm zur anderen Bettseite schlich. Sie schluchzte leise auf, als sie auf ihn hinabblickte und sah, wie sich gleichmäßig seine Brust während dem Schlafen anhob. Er sah richtig friedlich aus, sodass sie hätte schwören können, dass sich ein Lächeln auf seine Lippen gelegt hatte. Wenige Sekunden betrachtete sie sein schlafendes Gesicht, beugte sich etwas zu ihm hinunter und streichelte sanft über seine Wange, bevor sie ihm einen letzten Kuss auf die Lippen hauchte. Er war kurz, bittersüß und legte eine tiefe Wehmut um ihr Herz, als sie sich von ihm gelöst hatte. Mit einem schmerzverzerrten Gesicht zog sie sich zurück, unterdrückte ein Schluchzen, als sie sachte in ihre Tasche fasste und einen gefalteten Zettel hervorholte. Sie küsste das matte Papier und platzierte es auf seinem Nachttisch, bevor sie leise wimmernden ihren Hals entlangfuhr und den Verschluss ihrer Kette löste, die er ihr zu ihrem siebzehnten Geburtstag geschenkt hatte. Wehmütig betrachtete sie sie und fuhr die kunstvolle Gravur mit einem Finger nach, als sie qualvoll die Lippen aufeinanderpresste, sie zu dem Zettel dazulegte und sich somit von all ihren Wünschen und Träumen, die sie sich für ihren gemeinsamen Weg bereitgelegt hatten, verabschiedete. Ohne einen weiteten Gedanken zu verlieren, verließ hektisch das Zimmer und begab sich in eine ungewisse Zukunft. Eine Zukunft ohne ihn. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)