It's a mad mad world von LadyOfFlies ================================================================================ Prolog: -------- It's a mad mad world Er öffnete die Augen. Verschwommene Lichter tanzten vor ihm in der Luft, die fast wie Sterne aussahen. Das rührte wohl daher, dass er einige Stunden in kompletter Dunkelheit verbracht hatte und zum ersten Mal wieder die Sonne sah. Seine Augen mussten sich erst noch daran gewöhnen. Sie schmerzten weil sie so empfindlich waren. Sein rechtes ganz besonders, dieser Durchgeknallte hatte ihn vorhin seine Faust spüren lassen. Seine Stirn und sein Nasenbein pochten, er konnte jeden seiner aufgeregten Herzschläge deutlich wahrnehmen. Ein leises Keuchen entfuhr ihm. Sein Hals wahr staubtrocken, seine Stimme heiser und irgendetwas Nasses lief an seinem Gesicht herunter. Hoffentlich kein Blut, das konnte er nicht sehen, ohne sich zu übergeben. Und sein linker Arm war ganz taub. Er hatte sicher lange Zeit darauf gelegen, das Blut musste wieder hindurch fließen, dann würde alles wieder -. Jemand versetzte ihm einen groben Tritt und er fiel zur Seite um. Eben hatte er noch gekniet, nun lag er träge auf dem Rücken wie eine Schildkröte, die sich nicht rühren konnte. Oder wie ein nutzloser Sack Reis. 'Schon seltsam', dachte er,'dass ich in so einem Moment an so etwas Lustiges denke.' Sein Fehler war, dass sein Lächeln gesehen wurde. Ein weiterer Tritt folgte prompt. Er spürte es gar nicht, obwohl die schwarzen Stiefel mit Stahlkappen besetzt waren. Aber es knackte laut. Er lächelte noch immer, als seine Sicht weiß und grell wurde und er allmählich in die Ohnmacht hinabsank. Das Letzte, das er hören konnte, war ein tiefes: „Hast du die Kamera?“ „Alles dabei, Eustass.“ Er wusste, er hätte vorsichtiger sein sollen. Was jetzt geschehen würde, war seine eigene Schuld. ooo Gegenwart ooo Der Kaffee von der Raststätte war so wässrig, dass Law das Gesicht verzog. Und er schmeckte irgendwie nach Erde und Zigaretten. Er verstand nicht, wie Kidd es bloß schaffte, literweise von dem Gebräu in sich reinzukippen. Wenn Eustass endlich vom Klo zurückkam, würde Law ihm unter die Nase reiben, dass dieser wegen seinem ganzen Gerauche keine funktionierenden Geschmacksknospen mehr hatte. Einfach um ihn zu provozieren. Kidd würde sich aufregen und darauf bestehen, dass er jederzeit aufhören könnte und nur weitermachte, weil Law ohne Nikotin nicht zu ertragen war. Als der letzte Satz in seine Gedanken drang, musste er grinsen. Trotz allem Streiten und 'Aufeinander losgehen' hatte Kidd nie den Anschein gemacht als wolle er ihn allein lassen. Und nach zwei Jahren konnte er das sicher auch nicht mehr. Und Law ebenso wenig. Die beiden hatten viel gemeinsam durchgemacht, das schweißte zusammen, auf mehr als nur eine Art. Vor ein paar Monaten hatte Kidd begonnen, regelmäßig mit ihm das Fahren zu üben. Am Anfang war es katastrophal, weil Law viel zu unaufmerksam war, aber das hatte sich mittlerweile gelegt. Er fuhr trotzdem nicht gern. Es war eine Sache, immer der nörgelnde Beifahrer zu sein und Kidd auf dessen Fahrfehler aufmerksam zu machen. Etwas anderes war es jedoch, wenn er selbst die Verantwortung tragen musste. Und wenn wegen ihm etwas schief laufen sollte, könnte er niemandem die Schuld geben außer sich selbst. Nicht, dass er Kidd jemals für etwas die Schuld gab, diese Zeiten waren lange vorbei. Nachdem er selbst das Fahren gelernt hatte, nörgelte er nicht mehr. Er blieb meistens der Beifahrer, nahm das Steuer immer nur dann in die Hand, wenn Kidd verletzt war und es nicht konnte. Was auf ihrer langen Reise durch die Weltgeschichte nicht selten geschah. Eustass hatte sich nur ein wenig geändert in den zwei Jahren. Er handelte nicht mehr so oft im Affekt, war berechenbarer geworden. Aber auch stärker und grausamer. Der Kampf damals, gegen Doflamingos Leute, bei dem sein bester Freund schwer verletzt wurde, hatte ihn sehr geprägt. Law selbst hatte sich ebenfalls sehr verändert, aber darüber wollte er nicht näher nachdenken. Sollte sich doch der Teufel um ihn kümmern, wenn er seine Rache bekommen hatte. Was danach geschah, war ihm egal. Alles bis auf eine einzige Sache. Kidd sollte am Leben und in Freiheit bleiben. Oh Mann, der Arme hatte schon mehr als genug einstecken müssen. Es war fast zum Heulen. Doch Law vergoss keine Träne, sondern schenkte seinem Freund nur ein mysteriöses Lächeln, als dieser sich ihm vom Toilettenhäuschen aus näherte. „Was ist so lustig?“ „Der Kaffee. Du -.“ Die Worte blieben ihm im Hals stecken und er streckte sich, versuchte, über Kidd hinweg zu sehen. Es war sinnlos und dumm und er gab es schnell genug auf. „Da hinten ist jemand, den wir kennen. Auf zwei Uhr.“ Kidd reagierte augenblicklich. Er hatte manchmal etwas von einem Profi Auftragskiller, der nur darauf getrimmt war, seine Befehle zu befolgen und sonst nichts. Seine Schultern strafften sich, sein Blick wurde messerscharf. Law trat schräg hinter ihn, sodass er ein Stück von Eustass' Augen sehen konnte. Sie wirkten eiskalt und lodernd zugleich. Diesen Blick hatte Law das erste Mal vor zwei Jahren an ihm gesehen, an diesem Tag. „Ich habe leider seinen Namen vergessen“, sagte er, einfach weil er das Gefühl hatte, dass er etwas sagen musste. Kidd blinzelte. Einmal. Zweimal. „Interessiert mich nicht, wie der heißt.“ Law und Kidd sahen dem Mann hinterher, der mit einer hübschen Schwarzhaarigen im Arm über die Raststätte zu einem Auto lief. Es war nicht überraschend zu hören, was Eustass als Nächstes sagte. „Folgen wir ihnen. Der Motor ist vollgetankt. Auf so eine Gelegenheit haben wir lange gewartet.“ Es war später Nachmittag, Ende Herbst. Es wurde immer früher dunkel. Kidd schaltete die Klimaanlage an, nicht aber die Scheinwerfer. Auf den Fensterscheiben hatte sich eine dünne Schicht Frost gebildet. Der Innenraum des Autos wurde zwar nicht warm, weil der Motor noch kalt war, aber das würde sich schon bald ändern. Sie wussten beide nicht, wo die Jagd sie dieses Mal hinführen würde, aber sicher war der Weg lang genug, um den Motor schön in Fahrt zu bringen. Kidd spürte einen Anflug von Vorfreude und Adrenalin. Law spürte nicht wirklich etwas Nennenswertes. Nüchternheit, vielleicht. So etwas wie heute hatten sie schon viel zu oft erlebt, es war nicht mehr neu und aufregend und an die Gewalt hatten sie sich erschreckend schnell gewöhnt. Law fragte sich, wie Kidd es schaffte, noch immer Vorfreude zu empfinden. Aber vielleicht war es das auch gar nicht. Manchmal grinste Kidd so breit, wenn er extrem wütend war. Und manchmal auch nicht. Das war eine der wenigen Sachen, bei denen Law seinen Freund nicht einschätzen konnte. Er legte den Sicherheitsgurt an, kurz bevor der Motor aufheulte. Dem dunklen Armaturenbrett und der Uhrzeit darauf, schenkte Law keine Beachtung. Da das Abblendlicht nicht eingeschaltet war, wurde auch der Innenraum des Autos nicht beleuchtet. Er registrierte nur, dass die Zeit verging, als es immer dunkler und dunkler wurde. Schon bald war um sie herum nur noch Schwärze. Kidd hielt sich immer ein Stück entfernt hinter dem Auto, dem er folgte. Er fuhr mit Tagfahrlicht, was Law zugegebenerweise ein wenig nervös machte. Er konnte kaum zehn Meter weit sehen, so sehr wurden sie von der Dunkelheit eingehüllt. „Ich glaube nicht, dass er was ahnt. Schalt doch die Scheinwerfer ein. Wir bauen noch einen Unfall“, versuchte er, Kidd umzustimmen. Doch der war stur wie ein Esel. „Vergiss es, ich gehe kein Risiko ein. Er wird was ahnen, wenn ihm das selbe Auto kilometerweit mit der selben Geschwindigkeit hinterherfährt. Wir haben Glück, dass der Motor bei dem Tempo noch so leise ist.“ Law sah keine andere Möglichkeit, als nachzugeben. Er war schließlich nur der Beifahrer. „Wenn du das für richtig hältst“, murmelte er trotzdem leise. Die Raststätte befand sich auf einem sehr abgeschiedenen Stück Land, aber beide hatten das Gefühl, nur immer tiefer ins Nirgendwo zu fahren. Überall um sie herum waren reihenweise Bäume und die Straße verlief niemals gerade. Sie schlängelte sich durch Waldstücke und Bauernfelder und war an vielen Stellen übersät von Schlaglöchern und Rissen. „Verdammtes Déjà-vu“, sprach Law seine Gedanken aus. Es erinnerte ihn viel zu sehr an damals. Aus dem Augenwinkel konnte er sehen, wie Kidd leicht mit dem Kopf nickte. Er stimmte ihm also zu. Plötzlich verlangsamte der Mann vor ihnen die Geschwindigkeit und bog scharf rechts ab. Kidd beeilte sich, das Gleiche zu tun, ohne aufzufallen. Er brachte noch mehr Entfernung zwischen die beiden Autos und bremste so stark ab, dass das Auto fast anhielt. Sie landeten auf einem Schotterweg, der so wie es aussah direkt in den Wald hinein führte. „Wir können ihm nicht weiter folgen. Halt an“, entschied sich Law vorsichtshalber. Er wollte vermeiden, dass sie im nächsten Baum landeten, was ohne Scheinwerfer schnell geschehen würde. „Und ihn entkommen lassen? Bist du verrückt?“, fuhr ihn Kidd genervt an. Law schnalzte nur mit der Zunge. „Du wolltest doch die Scheinwerfer nicht benutzen. Ich werde nicht im Auto sitzen bleiben, während du DA durchfährst!“ „Und was soll ich deiner Meinung nach bitte tun, hä?“ „Wir folgen ihm zu Fuß“, fiel Law schließlich ein. Ja, eine gute Idee. Die beste Idee seit langem sogar. „Er ist langsam genug dazu.“ „Scheiße, daran hab ich gar nicht gedacht“, gab Kidd unwillig zu. Er parkte das Auto am Waldrand, etwas abseits vom Schotterweg. „Unsere Sachen nehmen wir aber mit.“ „Natürlich“, antwortete Law, als wäre das die dümmste Aussage, die er je gehört hatte. Ihre 'Sachen' waren in Wahrheit Messer und Pistolen, die sie sich vom Schwarzmarkt beschafft hatten. Kidd kannte einige Leute dort, die ihm noch den ein oder anderen Gefallen schuldig waren. Er hatte ihnen nicht gesagt, wozu er die Waffen brauchte und sie hatten nicht weiter nachgefragt. Law war derjenige von ihnen, der mit einem Messer herumlief. Ein Kampfmesser, wie es von Soldaten genutzt wurde. Kidd nahm sich die Glock, die in einem gesicherten Koffer hinten in seinem Auto lagerte. Law wollte lieber gar nicht darüber nachdenken, wo Eustass so gut schießen gelernt hatte, denn das wurde ihm schon zu so einigen Gelegenheiten demonstriert. „Dann mal los“, kommentierte Kidd und klang dabei auf einmal gar nicht mehr so euphorisch. Eher müde und erschöpft. Vermutlich war ihm gerade klar geworden, dass im Wald alles mögliche auf die beiden lauern konnte und sie sich in große Gefahr begaben. Und ihm gefiel gar nicht, dass Law sich partout weigerte, eine Pistole zu nutzen. Darüber hatte er sich schon oft beschwert. Aber wenn es wirklich dazu kam, bevorzugte Trafalgar den Nahkampf. Man sah es ihm vielleicht nicht an, doch er hatte in den vergangenen zwei Jahren sehr an Stärke zugelegt. Sie bewegten sich schnell, um mit dem Auto mitzuhalten, dessen Lichter einen Großteil der Umgebung beleuchteten. Der Waldboden war voller hochgewachsener Gräser und Law erkannte auf Anhieb mindestens zwei Arten von essbaren Pflanzen. Er registrierte sie nur im Vorbeilaufen, wenn er seinen Blick für ein paar wenige Sekunden wandern ließ. Kidd starrte nach vorn, dem Auto hinterher, als gäbe es nichts Anderes auf der Welt. Es war laut, dutzende Äste von verschiedenen Größen zerbrachen unter ihren Füßen, aber niemand achtete darauf. Die Lungen schmerzten ihnen bald vor Kälte und Anstrengung. Ihre Herzen pochten rasend schnell. 'Wie lange müssen wir noch so laufen?', dachte Law stumm vor sich her, da er es nicht schaffte, seine Gedanken laut auszusprechen. Das Auto fuhr zwar nicht sehr schnell, aber dennoch deutlich über Schrittgeschwindigkeit. Dann sah es so aus, als würde der Fahrer es weiter nach links lenken, weil es hinter einer Reihe Bäume verschwand. Der Weg verlief nicht gerade. Jedes Richtung-wechseln brachte eine neue Welle von Anstrengung mit sich, die sie weiter schnauben ließ. Kidd schöpfte schließlich wieder Energie. Er beschleunigte seine Schritte, holte noch näher zum Auto auf. Sein Glück war, dass es hinter dem Auto, dort wo die Lichter der Scheinwerfer nicht hin drangen, stockdunkel blieb. Und weil Law verhindern wollte, dass Kidd sich allein um die Sache kümmerte -und das würde er tun, wenn er vor ihm am Ziel angelangte - lief auch er schneller und überraschte sich schon fast selbst damit. Er landete wieder neben Kidd, der ihm einen anerkennenden Blick zuwarf. Was sie dann sahen, als sich der Wald von der anderen Seite lichtete, war unerwartet. Es war eine kleine Ortschaft. Außergewöhnlich klein sogar, vielleicht zehn Häuser, höchstens zwölf. Ganz am Ende ein kleines Haus, das viel zu neu und zu hoch war, um dorthin zu passen. Die Fassade musste ursprünglich weiß gewesen sein, doch jetzt sah man selbst in der Dunkelheit, dass die Farbe verblichen und dreckig war. Es war mehrstöckig und sah aus wie der traurige Versuch, ein Hochhaus nachzuahmen. Sie mussten sich ihm gar nicht weiter näher, um zu begreifen, dass es sich dabei um ein Bordell handelte. Mitten im Nirgendwo. Die anderen Häuser in der unmittelbaren Nähe wirkten auf einmal unwichtig und wie die schlecht bezahlten Statisten in einem Film, die niemand sah. „Sag mir, dass das ein Witz ist“, murmelte Kidd ungläubig. Law zog eine Augenbraue in die Höhe. „Das ist ein Witz.“ Kidd reagierte, indem er zielstrebig auf das dreckige Haus zulief. Er ahnte, was der Mann dort wollte. Und seine Ahnung wurde bestätigt, als dieser mit der hübschen Schwarzhaarigen von der Raststätte aus dem Auto ausstieg und sich der Eingangstür näherte. Er klopfte grob mit einer Faust dagegen und wartete, ohne ein Wort zu sagen. Sie dagegen schien auf einmal sehr nervös zu werden. Law hörte nicht, was sie sagte, dazu war er noch zu weit von ihnen entfernt. Da schaltete jemand die Außenbeleuchtung an und hüllte die beiden, den Mann und die Frau, in ein strahlendes bläuliches Licht. Und Law sah, dass sie sich gegen seinen Arm drückte, der sich eng um sie gelegt hatte. Sie lehnte sich zur Seite weg, als wäre er brodelnd heiß und sie würde es kaum länger ertragen. Ihre Fingernägel krallten sich in seinen Arm, dann schrie sie los. Das hörte Law. „Lassen Sie mich los! Bitte!“ Das tat der Mann -und schlug ihr mit einer Faust ins Gesicht – zur selben Zeit, als sich die Tür öffnete. Sie verstummte augenblicklich, wahrscheinlich aus Schock. Jemand, der im Schatten lag und den Law nicht erkennen konnte, sagte wohl etwas. Denn der Mann richtete sich auf und fasste ihr ins Gesicht. Nicht um sie noch mehr zu verletzen. Er schien ihr über die Wange zu streichen. Sie kniff die Augen zusammen. Das sah Law nur, weil sie so viel schwarzes Make-up trug, dass es aussah, als hätte sie überhaupt keine Augen. Ohne dass er es verhindern konnte, erschauderte er. Er fühlte sich, als hätte er gerade ein Déjà-vu von der Zukunft erlebt. Law war kein Held. Von sich aus würde er niemals einem anderen Menschen helfen. Zumindest nicht ohne einen guten Grund. Und er hatte immer geglaubt, dass es bei Kidd dasselbe war. Umso überraschter war er, als Kidd mit energischen Schritten in das Licht der Außenbeleuchtung trat und den Mann grob an der Schulter packte. „Lange nicht gesehen, Typ, dessen Namen ich vergessen habe.“ Aus dem Haus erklang ein lautes Poltern. Law machte vorsichtig einen Schritt nach dem anderen. Er wollte möglichst nicht auffallen. Jetzt noch nicht. 'Was denkt der sich nur dabei? Ist der total übergeschnappt?' Mehrere Leute, die er noch nie zuvor gesehen hatte, rannten aus dem Haus, aufgeregt -und offensichtlich ziemlich angepisst. Einer hatte einen Baseballschläger, von wer weiß wo, in der Hand. Law zückte sein Messer und hielt sich im Schatten der umstehenden Gebäude. Er sah Kidds breites Grinsen und wusste, dass er ernst machte. Von seiner neuen Position aus hörte er alles. „Kiddo! Na, wie geht`s?“, fragte der Mann mit einer ekelhaft gestellten Stimme. Kidds Grinsen wurde noch eine Spur breiter, man sah seine Zähne deutlich aufblitzen. 'Raubtier', dachte Law und fühlte sich plötzlich ein wenig stolz. „Mir geht`s sehr gut, wenn ich Doflamingo dein Herz mit der Post zuschicke.“ Die Schwarzhaarige wollte gerade davonlaufen, da packte sie jemand von hinten und riss sie in das Haus hinein. 'Die Arme'. Aber dann konnte er sich nicht länger mit ihr befassen. Kidd zog seine Glock hervor und hielt sie dem Mann vor die Augen. „Was soll das werden, Kidd? Sind wir nicht Freunde?“ Anscheinend wurde der Mann schnell nervös, wenn er sich in Gefahr sah. „Nein. Beweg dich nicht. Wir müssen warten.“ „Worauf denn?“ Die anderen Leute kamen immer näher, sie versuchten irgendwie, nah genug an Eustass heranzukommen, um ihm seine Waffe zu entwenden. Doch ein Blick von ihm reichte aus um sie alle das Fürchten zu lehren. Das wirklich Beschissene an der Situation war, dass der Pöbel aus zwei Dritteln aus Frauen bestand. Frauen, die sich nicht scheuten, eine andere Frau einem furchtbaren Schicksal zu überlassen. Um sie machte sich Law keine Sorgen als er sich dem Mann von hinten näherte und ihm sein Messer an die Kehle hielt. „Darauf.“ Kapitel 1: Kapitel 1 -------------------- „Pass bloß mit dem Messer auf!“ Der Mann begann zu zappeln als er von diesem verrückten Rothaarigen an beiden Schultern gepackt wurde. Doch die Worte galten der Person, die hinter ihm stand und ihm das Messer an den Hals drückte. Er schaffte es langsam, seinen Kopf so umzudrehen, dass er diesen Jemand im Blickfeld hatte, wenn auch nur für eine Sekunde, denn fast sofort schmerzte sein Nacken. Es reichte um zu erkennen, wer da hinter ihm stand und sein Blut gefror ihm in den Adern. Doflamingo hatte immer darüber gescherzt, dass sich Law sicher das Leben nehmen würde. Aber hier stand er nun, quicklebendig und verdammt wütend. Eine Sekunde lang hatte er ihm in die Augen gesehen. Und Law hatte die Augen von Jemandem, der nichts zu verlieren hatte. „Überrascht?“, hörte er hinter sich und hatte plötzlich das Gefühl, sich in einem Test zu befinden. Er ahnte, dass es böse für ihn ausgehen würde, sollte er das Falsche antworten. „Nein. Ich habe schon auf dich gewartet“, entgegnete er nach kurzer Überlegung und kam sich ziemlich cool vor. Er hörte ein leises Schnauben aus Eustass' Richtung und blickte kurz zu diesem rüber. Auch er war sich seiner Sache ganz sicher. Dieser Rotschopf, den er nie besonders gut einschätzen konnte, blickte fast noch finsterer drein als Law und das war beinahe unmöglich. „Ich meine es Ernst. Doflamingo hat immer gesagt, dass du zurückkehren würdest.“ Das war eine Lüge und Law bemerkte es. Das Messer drückte sich tiefer in seinen Hals. Im Haus polterte es laut und das lenkte ihn kurzzeitig ab. Eustass' Finger gruben sich in seine Schultern und er kniff die Augen vor Schmerz zusammen. Warum musste dieser Kerl auch so verdammt stark sein? Das war doch nicht normal! „Ich könnte euch zu ihm führen, wisst ihr?“, bot er schließlich an als er sich immer mehr wie Beute vorkam. Eustass schüttelte langsam den Kopf, in einer belustigten Geste. Doch dessen dämonenhafte Augen waren auf Law gerichtet und nicht auf ihn selbst. Er hatte das Gefühl, dass die beiden im Stillen über seine Zukunft verhandelten und das gefiel ihm ganz und gar nicht. Etwas musste er tun, sonst würde es ihm an den Kragen gehen. Egal was. „Ich weiß, wo sich seine Mitarbeiter aufhalten. Ich habe Pläne bei mir. Ich weiß auch, wo er sich befindet! Das Problem ist, dass er nie lange an einem Ort bleibt. Wenn wir sofort losfahren, erreichen wir ihn vielleicht noch heute Nacht. Na los!“ Mit jedem Wort wurde er schneller und nervöser und er versuchte unauffällig, sich aus dem eisernen Griff zu winden. „Nicht so schnell, Kumpel“, hörte er wieder Laws kühle Stimme. Eigenartig, wie sehr man sich in nur zwei Jahren verändern konnte, aber zu einem gewissen Grad konnte er das bei ihm auch verstehen. Nicht, dass er Mitleid hatte. Law war an seinem Dilemma ganz allein Schuld. „Was -“, begann er und sofort brannte es an seinem Hals. Dieser Hundesohn hatte ihn geschnitten. „Was denn noch?“ Er sah hoch, direkt in Eustass Augen -und erkannte die Mordlust darin. Oh Scheiße. Wieso hatte er auch versucht, mit diesen beiden zu verhandeln? Die waren doch komplett gestört! Etwas Klebriges, Nasses floss an seinem Hals herunter. Und das nicht normal für eine kleine Schnittwunde. Es war viel zu viel! Wie tief saß der Schnitt? Er spürte die Wunde gar nicht, nur das viele Blut, das in Strömen aus ihm herausfloss. Oh Scheiße, oh Fuck. Das war der Moment, um in Panik auszubrechen. Diese gestörten Blagen! Er wand sich noch mehr in dem Griff, zappelte wie ein wildes Tier umher, aber konnte sich letztendlich keinen Millimeter rühren. „Ghh -“. Er wollte noch etwas sagen, aber die Worte formten sich einfach nicht. Sein Mund war so nass und er musste schlucken. Und nochmal und dann immer wieder. Es brachte nichts und sein Herz fing an zu rasen als ihm klar wurde, dass er keine Luft mehr bekam. Er hustete verzweifelt, aber das verschlimmerte alles. „Was noch? Wir finden schon selbst zu Doffy, aber danke für das Angebot. Dich nehmen wir mit, als abschreckendes Beispiel“, sprach Law viel zu nüchtern und sachlich. Wie ein Arzt im OP-Saal, der seinen Assistenten Befehle gab, während er seinen Patienten ausnahm wie eine Weihnachtsgans. Und er wollte nicht so enden. Er wollte nicht getötet werden. War es seine Schuld, weil er dieses Blag so unterschätzt hatte? Nein, Law war wahnsinnig. Er war außer Kontrolle. Doflamingo würde ihm schon den Garaus machen, das stand fest. Und er wollte nicht - wollte nicht- woran hatte er gerade gedacht? Er konnte sich einfach nicht mehr daran erinnern. „Gib einfach auf, dann geht es schneller“, sprach nun auch Eustass. Irgendwie beruhigend. Ja, er könnte es tun, könnte sich dem Nichts einfach hingeben. Es klang verlockend und er wollte 'Ja' sagen, doch stattdessen spritzte ein Schwall Blut aus seinem Mund. Eustass kniff die Augen zusammen als sein Oberteil bespritzt wurde. „Pass doch auf!“, wurde er angeschrien. Er registrierte es kaum, war vollkommen auf das eiskalte Gefühl in seinen Händen und Füßen, seine Armen und Beinen fixiert. Sein Brustkorb zog sich plötzlich schmerzhaft zusammen, wie bei einem Krampf und er zitterte stark. Wie lange hatte er nicht mehr geatmet? Seit einer Ewigkeit sicherlich. Als ihm das klar wurde, kribbelte es in seinen Fingerspitzen und sogar hinter seinen Augäpfeln. Das war ein eigenartiges Gefühl. Und da wusste er, dass sein Körper um sein Leben kämpfte. 'Gib auf', hatte man zu ihm gesagt. Einfach aufgeben. Gib auf, Körper. Und wieso dauerte es so lange, zu sterben? Seine Haut kribbelte nun überall, wie von feinen Nadeln gestochen und er schwitzte stark. Ihm wurde schwindelig und gleichzeitig fühlte er sich schwerelos. Ist es bald soweit? Er hörte Schreie um sich herum und fühlte sich plötzlich wieder in seine Kindheit zurückversetzt. Da wollte er gehen. Nicht mehr spüren. Sich nicht mehr erinnern. Er sah Eustass ein letztes Mal in die Augen. Sah die lodernde Farbe darin, die Glut -und starb mit einem letzten Zittern, unter sich eine riesige Blutlache. „Wir bräuchten eine Kamera“, kommentierte Kidd mit einer so übertriebenen Ernsthaftigkeit, dass Law ihn am liebsten ausgelacht hätte. „Gut, wir gehen in den nächsten Elektronikladen. Wir erzählen den Leuten die uns fragen einfach, dass wir Schauspieler sind und 'Ja, die rote Farbe ist nur Kunstblut. Wollen Sie mal kosten? Schmeckt nach Weintraube'. Willst du mich verarschen? Wir müssen weiter!“ „Doch nicht jetzt! Ich meinte überhaupt. Ich kenne noch ein paar Adressen, wo wir die Videos hinschicken können, wo er sie finden wird. Das ist auch eine Art, ihn zu bestrafen. Denk doch mal drüber nach.“ „Später, wenn -.“ Law unterbrach sich selbst als er sich an das Publikum erinnerte. Diese Leute, die um ihn und Kidd herumstanden wie aufgeschreckte Hühner. Er wollte sich nicht auch noch um sie kümmern müssen. Er drehte sich genervt zu ihnen um, sah jeden einzelnen von ihnen mit einem zornigen Blick an. „Was ist?“ Sie zuckten tatsächlich zurück bei seinen Worten, doch sie blieben stehen. Gerade wollte er sich etwas Anderes einfallen lassen, da trat Kidd vor ihn. „Verpisst euch gefälligst! Wenn ich in dreißig Sekunden noch einen einzigen von euch hier stehen und glotzen sehe, seid ihr alle dran, kapiert?“ Er sagte das in einem Tonfall, der Höllenqualen versprach. Aber was noch viel wichtiger war, sie hörten auf ihn. Die Meute verzog sich eiligst in die umstehenden Häuser hinein und das brauchte keine dreißig Sekunden. Da fiel ihm etwas ein. „Sollten wir die Frau nicht befreien?“ Kidd sah ihn an, sah zum Haus und horchte. Da war Totenstille. „Ich glaube, das lohnt sich jetzt nicht mehr. Was auch immer die mit ihr gemacht haben.“ Law gefiel der Gedanke nicht, dass die Frau noch leben könnte -hätten sie ihr nur rechtzeitig geholfen. Jetzt ertönte kein Lebenszeichen mehr aus dem Haus, das, wie er sehen konnte, sehr dünne Wände hatte. Und selbst wenn sie nicht tot war, gut ging es ihr sicher nicht. „Ja. Wir müssen wirklich weiter“, sagte er dann und blickte auf die Leiche zu seinen Füßen hinab. Er kannte sein Ziel, er hatte es praktisch vor Augen. Umwege zu gehen und sich ablenken zu lassen, würde ihn nur davon abhalten, dieses Ziel auch zu erreichen. Das konnte er sich nicht erlauben. Mit der Spitze seines rechten Schuhs trat er leicht gegen die Seite des Toten, um ganz sicherzugehen. Nichts geschah. „Hilf mir mal“, sagte er zu Eustass als er nach seiner kurzen innerlichen Debatte mit sich selbst endlich Frieden mit der Situation geschlossen hatte. Vielleicht sollte er sich Sorgen darüber machen, dass es so schnell gegangen war. Aber -. Eustass trat vor und ging in die Hocke. Ein Knie legte er dabei stützend auf dem Boden ab, sein Hosenbein sog sich an der Stelle völlig mit dem Blut voll, doch es schien ihm nichts auszumachen. Law bückte sich ebenfalls und griff der Leiche unter die Arme. Gemeinsam hoben sie den schweren Körper an. „Wohin mit ihm?“, fragte ihn Eustass nachdenklich und Law bemerkte, wie dessen Blick zu dem schwarzen Wagen schweifte, der etwas abseits stand. „Willst du sein Auto nehmen? Gute Idee.“ „Gib mir mal dein Handy, ich muss Killer anrufen. Ich erzähle ihm, dass ich mit seinem Auto hier gestrandet bin und ein Taxi genommen habe.“ „Sicher, dass er dir das abkauft?“ „Entweder das, oder er wird denken, dass ich ein durchgeknallter Serienkiller bin, der im Wald Menschen ermordet und ihre Autos stiehlt.“ Die Ironie in seiner Stimme sagte alles und Law schnaubte belustigt. „Das sind wir jetzt wohl, huh? Serienkiller. Wir haben wirklich Karriere gemacht.“ Das sollte eigentlich ein Witz sein, doch Kidd sah ihn plötzlich ganz ernst an. „Das wirst du schon noch, wenn das alles vorbei ist. Und jetzt lass Handy rüberwachsen.“ „Lass du deine Umgangssprache sein. Du siehst zu viel Fernsehen.“ „Was soll ich denn sonst tun, wenn du weg bist um deine komischen Heilkräuter zu verkaufen und ich allein im Hotelzimmer sitze?“ „Darüber reden wir ein anderes Mal. Hier.“ Law reichte Kidd sein mittlerweile ziemlich selten genutztes Handy. Er rief niemals jemanden an, wenn er Hilfe brauchte. Die einzige Person, die dazu imstande war, befand sich sowieso immer in seiner Nähe. Er schrieb auch niemandem. Anfangs hatte er nur die Nummern in seiner Kontaktliste blockiert. Eine nach der anderen. Dann hatte ihn die Paranoia gepackt und ihm zugeflüstert, dass es besser wäre, seine Handynummer regelmäßig zu wechseln. Und das tat er nun. Alle paar Monate kaufte er sich eine Prepaidkarte. Sobald das Guthaben darauf leer war, wurde es Zeit für eine neue. So lebte es sich sehr viel entspannter, wissend, dass ihn niemand kontaktieren konnte, um unangenehme Fragen zu stellen. Er hörte nicht zu als Eustass telefonierte. Die Leiche war mittlerweile im sehr geräumigen Kofferraum verstaut -Law hatte in der Jackentasche des Mannes gewühlt und den Autoschlüssel herausgeholt und ein Haufen unbenutzter Kondome war herausgefallen -und er saß nun auf dem Beifahrersitz und brauchte bloß noch auf seinen Begleiter zu warten. Die Tatsache, dass niemand die Polizei verständigt hatte, ließ ihn vermuten, dass die Menschen hier mehr als nur ein wenig Dreck am stecken hatten. Im Außenspiegel sah er, dass Kidd sein Telefonat beendet hatte und jetzt direkt auf das Auto zusteuerte. Die Fahrertür wurde aufgezogen. Law lehnte sich zurück. Das Auto sank unter dem zusätzlichen Gewicht ein bisschen als sich Kidd mit einem genervten Seufzen setzte und im selben Moment den Sicherheitsgurt anlegte. Law tat es ihm gleich -und konnte sich die nächste Frage nicht verkneifen. „Und? Was hat er gesagt?“ „Nerv mich jetzt nicht damit, Mann.“ Augenblicklich startete Kidd den Motor. Er grinste kurz als er hörte, wie geschmeidig der Motor schnurrte und es war klar, dass er das Auto nicht mehr so einfach abgeben würde. „Komm schon. Was hat Killer gesagt?“ Kidd fuhr langsam durch den Wald, sehr langsam, weil er die Lackierung nicht beschädigen wollte. „Hat mich einen Vollidioten genannt und gesagt, dass er bald hier sein wird. Und noch was.“ „Ja?“ „Er wollte wissen, was ich hier in der Gegend zu suchen hatte, mitten im Nirgendwo. Das hat ihn an was erinnert.“ „Hast du's ihm erzählt?“ „Niemals. Ich hab behauptet, ich hätte mich nur verfahren, weil das Navi nicht richtig funktioniert.“ „Und weiß er, wo wir sind? Oder besser gesagt, wo wir als Nächstes hinwollen?“ „Nein.“ „Gut.“ Law atmete erleichtert aus. Killer mochte zwar Kidds bester Freund sein, aber er durfte nichts über das wissen, was sie hier taten. Er hatte damals schon genug gelitten, einfach weil er helfen wollte. „Hoffen wir einfach, dass er nicht auf die Idee kommt, tiefer in den Wald zu wandern. Und dass diese Leute das Blut wegwischen“, murmelte Kidd zustimmend. Sie hatten Glück, dass der Mann zumindest in einem Punkt die Wahrheit gesagt hatte. Im Handschuhfach des Autos hatte eine Karte gelegen, zwar voller Kaffeeflecken, aber trotzdem sehr nützlich. Die Karte beschrieb die gesamte Gegend, in der sie sich befanden. Und in einer Kleinstadt ganz in der Nähe musste sich ein weiterer von Doflamingos Leuten befinden, wenn der Name an der richtigen Stelle geschrieben stand. Buffalo. Law schloss seine Augen und versuchte, sich zu entspannen. Solche Situationen nahmen ihn noch immer mit, auch nach zwei Jahren. „Alles okay? Du atmest so schnell“, vernahm er Kidds besorgte Stimme. Er hielt seine Augen geschlossen. „Ja.“ „Versuch dich zu beruhigen. Langsamer ausatmen als du einatmest. Das funktioniert.“ „Ja.“ „Alles wird gut.“ Kapitel 2: Kapitel 2 -------------------- Kidd fühlte sich jedes Mal nutzlos, wenn er zurückblieb, während Law seine Geschäfte machte und damit das Geld verdiente, das sie so dringend brauchten. Die Hotelzimmer, das Benzin und alltägliche Sachen wie Nahrung und Wasser waren schließlich nicht umsonst. Er hätte helfen können. Irgendwie. Zwar fehlten ihm heutzutage die Smiles, die er früher immer unter den Gangs im South Blue vertickt hatte, doch irgendwie könnte er sich doch nützlich machen, etwas würde er schon finden. Das war eine Tatsache, die er Law in den letzten paar Wochen immer wieder unter die Nase gerieben hatte. Doch Law weigerte sich. Seine Beweggründe hielt er geheim und wenn Kidd nachhakte, wurde er stets wütend und manchmal sogar beleidigend. Kidd verstand es nicht, denn für ihn war es ebenfalls nervenaufreibend, zu wissen, dass sich Law wieder und wieder in Gefahr begab, indem er sich in dreckigen Innenstädten aufhielt, in denen Doflamingo vielleicht seine Leute positioniert hatte. Alles nur um armen Bürgern, die sich keine Arztbesuche leisten konnten, selbstgemachte Kräutermischungen zu verkaufen. Das war Trafalgars Entscheidung und Kidd würde nichts dagegen sagen, irgendwo war es sogar nobel und bewundernswert, den Doktor der Armen zu spielen. Aber trotzdem war es gefährlich. Kidd hätte mitkommen können, ihm helfen. Er hätte zwar keine einzige Frage zu den Kräutern beantworten können, auch wenn er mittlerweile aus Erfahrung wusste, dass sie verdammt gut wirkten, aber als eine Art Bodyguard. Wenn jemand einen brauchte, dann war es Law. Doch seine Angebote, mitzukommen, wurden immer abgewiesen. Es endete meistens damit, dass Kidd in einem der zahlreichen Hotelzimmer oder Gaststätten oder sogar im Auto verweilen musste und sich dabei vorkam wie ein Hund, der sehnsüchtig auf die Rückkehr seines Herrchens wartete. Allein schon dieser Gedanke ließ ihn vor Wut schnauben. Er hätte Feuer speien können, so sehr ärgerte es ihn. Und wenn Trafalgar erwischt wurde, nicht nur von Doflamingos Leuten, sondern vielleicht auch von der Polizei, dann hätte Kidd keine Chance, ihn irgendwie zu befreien. Wie denn auch, wenn er hier herumsaß wie ein Idiot und nichts mitbekam? Heute war wieder so ein Tag. Er wanderte durch das kleine Zimmer der Gaststätte, die die beiden vor einigen Tagen durch Zufall gefunden hatten und langweilte sich fast zu Tode. 'Fast', weil ihn der Gedanke in seinem Hinterkopf plagte, der Law gefesselt und geknebelt in einem der schwarzen Autos zeigte. Die Sorte Autos, die von der Donquixote Familie bevorzugt genutzt wurden. Oder ein Bild von Trafalgar in Handschellen, wie er von der Polizei abgeführt wurde, mit gesenktem Blick und hängenden Schultern. Oh, Kidd hielt es nicht mehr aus! Pure Langeweile ohne irgendwelche Sorgen wäre sogar die bessere Wahl gewesen, nicht dass er jemals eine hatte. Die einzige Lichtquelle im Zimmer kam durch das Fenster, durch die vereinzelt vorbeifahrenden Autos und Fahrräder. Immer wenn eins vorbeifuhr, warf das Licht der Scheinwerfer seltsame Figuren und Schatten auf die Wand, die zu tanzen schienen. Dann hielt Kidd kurz Inne um sie zu betrachten. War das Licht und damit auch das einzige Bisschen Helligkeit wieder fort, nahm ihn die Dunkelheit völlig ein und er konnte kaum noch seine Hand vor Augen sehen. Es war in den eineinhalb Stunden, die er nun schon allein im Zimmer ausharrte, zu einem Spiel geworden. Er nannte es das 'An-Aus-Spiel' und schwor sich, Law niemals ein Sterbenswörtchen davon zu verraten. Von unten hörte er leises Gelächter. Die Besucher der Gaststätte waren in guter Stimmung, weil einer der Männer frisch verlobt war und das musste ja gefeiert werden. Zumindest glaubte Kidd, dass das der Grund war, denn er hatte sich dort unten in der kleinen Kneipe, die zur Gaststätte gehörte, noch kein Bier ausschenken lassen und damit keinen Grund gehabt, auch nur einen Fuß dort hinein zu setzen. Alles was er wusste, war das, was er zwischen dem Gelächter und dem Klimpern der Gläser hören konnte. Betrunkene Menschen hatten die Angewohnheit, nicht auf ihre eigene Lautstärke zu achten wenn sie redeten oder, Gnade ihm Gott, sangen, weil sie zu glauben schienen, dass sie plötzlich Talent dazu hatten. Kidd hatte sich mittlerweile auf dem Bett niedergelassen und lauschte den Stimmen. Er lag auf dem Bauch und hatte das Gesicht nach links gedreht. Etwas krachte unten und sogleich wurden die Stimmen lauter. Zuerst dachte er, dass etwas Schlimmes geschehen war. Vielleicht war jemand umgekippt oder so etwas in der Art. Aber dann lachten sie wieder. 'Tollpatsch' und 'aufpassen' und 'linke Füße' drangen die Worte zu ihm hoch. Die Stimmen klangen so erheitert, dass Kidd sich selbst vorkam wie ein einfacher Gast, der hier einfach seine freie Zeit genoss. Und kurz schloss er genüsslich die Augen und stellte sich vor, wie es wohl wäre. Wenn er mit Law einfach hergekommen wär um Urlaub zu machen. Er merkte nicht, wie er langsam in einen angenehmen Halbschlaf abdriftete. Der Geruch nach Kräutern drang schließlich in seine Nase und weckte ihn auf. Es war stockdunkel im Zimmer und Kidd hatte Schwierigkeiten, sich zu orientieren. Aber er wusste, dass Law zurückgekehrt war. „Wo bist du?“, fragte er in die Dunkelheit hinein und da merkte er, wie die Matratze neben ihm ein Stück hinabsank. „Hier.“ Law hatte neben ihm Platz genommen. Er war erschöpft, das war selbst durch das eine Wort deutlich herauszuhören. „Wie lief es?“ Das fragte Kidd jedes Mal, wenn Law von seinen Geschäften zurückkam. Es war schon zur Routine geworden. „Nichts Besonderes.“ Und stets erhielt er dieselbe Antwort. Sie sagte nichts aus, weder positiv noch negativ. Law wollte nicht, dass er sich Sorgen um ihn machte, aber genau das geschah, wenn Kidd nur kryptische Antworten auf die einfachsten Fragen erhielt. Er hatte keine Lust mehr, geduldig zu sein. „Nimm mich das nächste Mal mit, ich kann dir helfen.“ „Nein.“ Wenn Trafalgar glaubte, dass die Diskussion damit beendet war, dann lag er sowas von daneben. „Dann sag mir, wieso du mich nicht dabei haben willst.“ Die Matratze bewegte sich und ein lautes 'Plopp' war zu hören als sich Law einfach darauf fallen ließ, sodass er auf dem Rücken lag und die Decke anstarren konnte. Er war müde und hatte keine Lust, sich wieder zu streiten. Das alles hatte er schon so oft gehört und er wusste schon, wie es ausgehen würde. „Später vielleicht. Jetzt lass mich schlafen“, murrte er und schloss schon die Augen, aber Kidd hörte nicht auf zu nerven. „Nein, du sagst es mir jetzt. Ich hab kein Bock, ständig hier zu warten, während du da draußen bist. Du weißt genau wie ich, dass es gefährlich ist. Besonders für dich.“ Langsam öffnete Law seine Augen und seufzte kaum hörbar. In der Dunkelheit konnte Kidd nicht sehen, wie seine Augenbraue genervt zuckte, sonst wäre er etwas vorsichtiger, mit dem was er sagte. „Dann schreib mir doch einfach eine kurze Nachricht, wenn du dir so große Sorgen um mich machst. Vielleicht antworte ich sogar.“ Die plötzliche Stille war schneidend und Law dachte schon, dass er jetzt endlich seine Ruhe hatte. Aber nein. „Hältst du mich für blöd? Wir beide wissen, dass ich kein Handy habe! Lass mich einfach mitkommen!“ „Wieso möchtest du mit mir kommen, Eustass?“ „Oh, verdammt nochmal, weil es gefährlich ist! Wie oft soll ich das denn noch sagen?“, entfuhr es Kidd, der vor lauter Aufregung vom Bett aufgesprungen war und wieder damit begonnen hatte, Runde um Runde durch das Zimmer zu drehen. Dass unter ihm vielleicht auch ein Zimmer war, in dem gerade jemand schlafen wollte, war ihm im Moment völlig egal. Kidd versuchte zu sehen, welchen Ausdruck Law im Gesicht hatte. Er achtete auf eine Regung, irgendeine. Und als nur Stille folgte, begann er, sich Sorgen zu machen. „Jetzt sag doch was“, redete er weiter und fuhr sich mit beiden Händen grob durchs Haar. Er war sich sicher, in dieser Nacht nicht besonders gut schlafen zu können, selbst mit Law neben ihm. Als sie gemeinsam losgezogen waren um Doflamingo zu suchen, hatte sich ihre Beziehung zueinander geändert. Keiner wusste so genau, wann es geschehen war oder warum. Mit der Zeit hatten sie angefangen, sich ein Zimmer in den Hotels und den Gaststätten zu teilen und nun schliefen sie sogar immer im selben Bett. Und Kidd hatte seitdem immer geglaubt, er wäre in einer Position, von der aus er Law in seinen Plänen unterstützen konnte. Dass er das Recht darauf hatte. Doch das schien Law ganz anders zu sehen. „Du bist nicht mein Wachhund und ich schaffe es auch mal, einen Tag ohne dich raus zu gehen, ohne gleich entführt zu werden, stell dir vor“, begann Law in einem so sarkastischen Tonfall, dass Kidd am liebsten irgendeine Tür zugeknallt hätte. Dumm nur, dass es nur eine in seiner unmittelbaren Nähe gab und sie leider schon geschlossen war. „Mir scheißegal, aber Doflamingos Leute sind da draußen! Begibst du dich absichtlich in Gefahr? Willst du gefunden werden?“ Da wurde Eustass bewusst, dass er recht haben konnte. „Ist es das?“ Er hoffte wirklich, dass er sich irrte. Law durfte nicht so lebensmüde sein. „Und selbst wenn dem so wäre, es ist meine Sache! Du solltest damit aufhören, dich immer in alles einzumischen!“ Es war deutlich zu hören, dass Law nun auch wütend war. Gut so, vielleicht würde Kidd jetzt endlich an ein paar ehrliche Antworten kommen. „Falls du es vergessen hast, ich bin dein verdammter Freund und ich habe das Recht, mir Sorgen um dich zu machen!“, knurrte Kidd verärgert. Er konnte nicht glauben, dass Trafalgar so stolz war, sich nicht von ihm helfen lassen zu wollen. Da hörte er leise Schritte von nackten Füßen auf dem Dielenboden. Law war nun ebenfalls vom Bett aufgestanden und lief langsam auf ihn zu. Kidd wusste nicht, was er als Nächstes erwarten sollte. „Das habe ich nicht vergessen. Tut mir Leid. Aber er muss wissen, dass ich auch allein zurecht komme.“ Nackte Arme legten sich um Kidds Rücken und zogen ihn enger an sein Gegenüber. Wann hatte Law sich ausgezogen? „Wieso?“, hakte Kidd nach, auch wenn ihm das Denken gerade alles andere als leicht fiel. Er trug nur ein dünnes schwarzes T-Shirt und er spürte Laws warme Haut als hätte er gar nichts an. Hitze strömte durch ihn hindurch wie ein Wirbelsturm. Wenn Law gerade versuchte, ihn abzulenken, dann war er damit sehr erfolgreich. Fuck. „Wenn er nämlich glaubt, dass ich irgendwie auf dich angewiesen bin, wird er dich mir wegnehmen.“ Das hatte Kidd nicht erwartet. Er stand wie erstarrt da und wusste nicht, ob er gerade halluziniert hatte. Es hörte sich so an als hätte Trafalgar zugegeben, dass er ihm sehr wichtig war. Wichtig genug, dass ihn Doflamingo töten lassen würde, nur um Law zu verletzen. Er schüttelte langsam den Kopf und versuchte, seine Gedanken zu ordnen. Doflamingo, Tod, Law, Freund, Nackt, alles Worte, die durch seinen Verstand schwebten. Und plötzlich legten sich weiche Lippen auf seine und er schloss die Augen. Es machte keinen Unterschied, es war sowieso pechschwarz im Zimmer. Die Geräusche von unten hatten aufgehört, die Stimmen und das Gelächter. Die Betrunkenen waren sicher bereits zu Bett gegangen um ihren Rausch auszuschlafen. Ein kleiner hässlicher Wecker in Form eines Fußballs auf dem Nachtschränkchen, das auf Kids Bettseite stand, zeigte 2:27 Uhr an. Als Kidd das sah, bildete sich ein verwirrtes Grinsen auf seinem Gesicht, das niemand sehen konnte. „Warst du nicht müde?“, fragte er Law als sich ihre Lippen wieder voneinander gelöst hatten. „Jetzt nicht mehr.“ Nach diesem Worten hatte Kidd keine Bedenken mehr als er Law zurück zum Bett führte und ihn auf die Matratze drückte, wobei das Bett ein unangenehmes Quietschen von sich gab. „Sollten wir das nicht lieber auf dem Fußboden machen? Ich will nicht, dass schon wieder jemand an der Tür klopft weil wir so laut sind“, schlug Law grinsend vor. Er hatte da so einige peinliche Erinnerungen. „Wenn du willst, können wir auch nach draußen zum Auto gehen. Wird schon niemand merken“, entgegnete Kidd, der von dem Gedanken ebenso belustigt war. „Und das im Auto tun? Mit einer Leiche im Kofferraum? Eustass Kidd, ich wusste ja gar nicht, dass du auf sowas stehst.“ „Ach, halt doch die Klappe.“ Bevor Trafalgar noch etwas sagen konnte, küsste ihn Kidd, wie immer etwas zu eifrig. Law beschwerte sich nie darüber. Er sagte auch nichts als der Rothaarige den langen Fellmantel, den er neuerdings ständig trug und der schon den ganzen Abend lang über dem Bettpfosten gehangen hatte, auf den Fußboden warf und Law einfach hochhob um ihn auf dem warmen Kleidungsstück abzulegen. Der Mantel war sowieso viel bequemer als die alte Matratze. Law musste sich eingestehen, dass es ihm gefiel, wenn Kidd sich so über ihn beugte wie jetzt. Einerseits hatte es etwas Gefährliches, weil Kidd gefährlich sein konnte, aber andererseits fühlte er sich sicher, ohne den Grund dafür nennen zu können. Der Rothaarige hatte diese seltsame Wirkung auf ihn und Law spürte die aufkommende Sorge um seinen Freund. Sorge, dass Doflamingo ihm die einzige Person wegnehmen würde, die ihm auf dieser Welt ein Gefühl von Sicherheit gab. Er fuhr mit seinen Händen durch Eustass' Haar und zog ihn so näher an sich. Law genoss die Hände seines Freundes auf seiner Haut, Hände, die schon so viel Blut berührt hatten und doch so sanft sein konnten. Kidd war überhaupt nicht so wie Doflamingo, denn er strengte sich wirklich an, damit sich Law gut fühlte. So wie jetzt. Während er Laws Haut hier und da mit leichten Küssen bedeckte, näherte sich Kidd seinem Unterlaib und endete dort, wo normalerweise der Bund von Laws Jeanshose lag. Da er sich seiner Kleidung schon längst entledigt hatte, gab es keine Möglichkeit für Trafalgar, seine aufkeimende Erregung irgendwie zu verbergen. Er war Kidd praktisch ausgeliefert und allein der Gedanke daran reichte aus, um sein Glied vor Lust anschwellen zu lassen. Die Reaktion seines Gegenüber ließ nicht lange auf sich warten. „Aber aber, Law, ich hab doch noch gar nicht angefangen.“ Kidds heißer Atem vibrierte auf Trafalgars Haut und fühlte sich, gemeinsam mit der kühlen Luft im Zimmer, an wie ein Fluss aus Feuer und Eis. Law musste die Augen schließen. Den Hals hatte er lang gestreckt und so hatte er einen perfekten Blick auf den Wecker, auch wenn die Uhrzeit jetzt verkehrt herum und schwer zu erkennen war. Er hätte sich sowieso nicht mehr darauf konzentrieren können, da Kidd gerade damit beschäftigt war, sein Glied zu befeuchten, bevor er es in den Mund nahm. „Aaah, nicht so langsam“, beschwerte sich Law leise, weil er mittlerweile wusste, wie dünn die Wände in dieser Gaststätte waren. Kidd hörte ihn jedoch und reagierte augenblicklich, indem er seinen Kopf immer schneller auf und ab bewegte. Law schaffte es nicht mehr, seine Hände aus Kidds Haar zu lassen, er musste sich irgendwo festhalten. Plötzlich spürte er die Kälte als Kidd kurz von ihm abließ, um mit seiner Zunge seitlich an seinem Schwanz hinabzugleiten. Und dann wieder hin zur Spitze, an einer Vene entlang, die nun deutlich pochte, weil das Blut zusammen mit der Hitze hindurchströmte, was Trafalgar Sterne sehen ließ. Er konnte sein Stöhnen nicht länger unterdrücken und spürte wieder die Vibrationen von Eustass Atem an der empfindlichen Stelle. Der Rothaarige lachte leise. „Du kannst von mir aus noch lauter sein.“ „Vergi-, aah, vergiss es“, zischte Law, nun auch bemüht leise. Er war überrascht, dass er es halbwegs geschafft hatte, Worte zu formen, so benebelt wie sein Verstand gerade war. Kidd nahm ihn wieder in den Mund und wurde mit seinen Bewegungen noch eine Spur schneller, falls das überhaupt möglich war. Er war nicht gerade sanft und hin und wieder spürte Law deutlich die Zähne des Rothaarigen. Er wusste, dass es pure Absicht war. Das erregte ihn nur noch mehr. Kidd schien instinktiv zu wissen, was ihm gefiel und normalerweise hätte Trafalgar ein dummes Kommentar darüber abgelassen, dass Kidd viel zu gut darin war, um noch keine Erfahrung mit Männern zu haben. Aber er hatte Angst, dass Eustass dann sofort aufhören würde und warum sollte er sich auch selbst bestrafen? „Ohh, Kidd! Ich kann-, aah, kann nicht mehr lange!“, stöhnte er auf und krallte sich noch mehr in Eustass' Haar fest. Währenddessen hinterließ der Rothaarige mit seinen Fingernägeln feine Kratzer auf Laws Bauch und Hüfte. Es erregte ihn sehr, Law seinen Namen stöhnen zu hören und er war schon seit einer Weile schmerzhaft erregt. Dafür würde er aber verlangen, dass sein Freund ihm den Gefallen erwiderte. Sein Unterkiefer begann langsam zu schmerzen, was ihn dazu zwang, den Blowjob schnell zu beenden. Aber erst nachdem er Law kommen ließ. Er wusste aus Erfahrung, wie schlimm es war, wenn sein Partner mittendrin aufhörte. Um sich ein wenig Erleichterung zu verschaffen, nahm er Laws Glied nur noch etwa zur Hälfte in den Mund, den Rest erledigte seine Hand, die sich fest um die pochende Erregung schloss und zudrückte. Ein starkes Gefühl von Zufriedenheit erfüllte Kidd als Law plötzlich laut aufstöhnte und seinen Rücken durchstreckte. Er war soweit. „Argh, fuck!“ Kidd zögerte nicht, alles hinunterzuschlucken. Er richtete sich langsam wieder auf und fuhr sich dabei mit seinem Handrücken über den Mund. Law atmete noch immer unregelmäßig und schnell und hatte noch nicht wieder zurück in die Realität gefunden. Kidd hob ihn hoch und bugsierte ihn zurück auf das Bett. Seinen Mantel hängte er auf seinen Platz über dem Bettpfosten. Neben dem Wecker stand eine halbvolle Flasche Wasser, die Kidd sich schnappte während er sich auf den Bettrand setzte. Er nahm einen Schluck, es war angenehm kalt, und wunderte sich darüber, seit wann Trafalgar solche Schimpfwörter benutzte. Wahrscheinlich hatte sein Freund das von ihm übernommen, so wie er auch viele seiner Verhaltensweisen übernahm. Er seufzte müde, während er den Deckel zurück auf den Flaschenhals schraubte. Er war kein guter Einfluss, aber Law hatte sich nun einmal für ihn entschieden, aus welchen Gründen auch immer. Kidd legte sich auf den Rücken und drehte sein Gesicht zu Law um, der bereits tief und fest schlief. „Gute Nacht“, murmelte er leise und legte die Decke über sich und seinen Freund. Kapitel 3: Kapitel 3 -------------------- Kidd hätte gerne darauf verzichtet, Doflamingos Handlanger in dieser Situation zu begegnen. Er hatte es gerade geschafft, Law dazu zu überreden, mit ihm zu einer der Kneipen in der Stadt zu gehen. Sie hätten zwar in der Bar im Erdgeschoss des Hotels trinken können, doch das wollten sie beide nicht. Es war schon lange dunkel draußen, die Straßenlaternen ersetzten die Sonne und tauchten die gepflasterten Straßen der Innenstadt in ein gelbes Licht. Sie hatten an der Theke Platz genommen und sich über Belangloses unterhalten, während sie darauf gewartet hatten, dass ihnen die bestellten Getränke gebracht wurden. Die Kneipe war wenig besucht, das schlecht beleuchtete Schild am Eingang ließ nicht darauf schließen, dass es sich lohnte, hineinzugehen. Es interessierte die beiden nicht, war eigentlich sogar besser so. Kidd war nur kurz aufgestanden, um auf die Toilette zu gehen. Als er wiedergekommen war, hatte er sofort den großen Mann erblickt, der halb über Law gebeugt auf SEINEM Platz saß. Law hatte sich zur anderen Seite weggelehnt und sah alles andere als begeistert aus. Und Kidd wusste instinktiv, dass es sich bei diesem Mann nur um eine Person handeln konnte. Angespannt und mit zu Fäusten geballten Händen näherte er sich den Männern. „Darf man fragen, was Sie auf meinem Platz zu suchen haben?“, sprach er bemüht monoton aus. Er wusste nicht, ob Buffalo ihn von damals erkannte, er selbst konnte sich jedenfalls nicht daran erinnern, diesen Fettsack jemals zuvor gesehen zu haben. Also machte er einen auf ahnungslos. „Kann mich nicht daran erinnern, dass auf dem Stuhl ein Name gestanden hat“, antwortete Buffalo mit einer Stimme, die nur so vor Arroganz triefte. Und Kidd ahnte, dass dieser Mann nicht einfach nur irgendein Handlanger war. Nein, er musste wichtig für Doflamingo sein, sonst hätte „Big Boss“ ihm dieses Verhalten schon längst ausgetrieben. Nur diejenigen in der Don Quichotte Familie, die ihm am nächsten standen, konnten sich das leisten. Buffalo verdeckte die Sicht auf Law fast vollständig, doch es reichte noch um zu sehen, wie Law stumm die Worte :“was soll das werden?“ mit den Lippen formte. Kidd blickte nur eine Sekunde lang hin, um nicht aufzufallen. Er hoffte, dass Law seine Farce durchschaute und mitspielte. „Verpiss dich einfach und such dir irgendwo anders 'nen Platz. Hier sitze ich“, begann er wieder, diesmal, ohne auf seine Wortwahl zu achten. Es wirkte nicht so, als würde Buffalo ihn erkennen. „Jetzt nicht mehr. Außerdem störst du. Ich wollte mich nur nett mit meinem alten Freund hier unterhalten und du bist im Weg.“ Buffalo versetzte Law wie auf`s Stichwort einen Hieb auf den Rücken, der wohl freundschaftlich wirken sollte. Das tat er nicht. Jeder Idiot konnte erkennen, wie Law die Zähne zusammenbiss und die Augenbrauen zusammenzog. Der Mann hinter der Theke wirkte besorgt und wechselte einen schnellen Blick mit Kidd, der zufällig gerade in seine Richtung schaute. Kidd schüttelte langsam, aber deutlich den Kopf. Der Mann sollte sich heraushalten, er sah schon etwas älter aus und würde es nicht überstehen, wenn einer wie Buffalo auf ihn losging. Law hatte ihm schon einiges über die Don Quichotte Familie erzählt, das niemand sonst wusste. Nicht einmal Killer. Und Buffalo zu unterschätzen, war gefährlich. „Das stimmt. Es wäre nett, wenn Sie sich einen anderen Platz suchen würden“, sprach Law zum ersten Mal und Kidd musste sich davon abhalten, die Augen aufzureißen. Jetzt war er es, der ungläubig Worte mit den Lippen formte, doch ergaben sie keinen sinnvollen Satz. Law hatte sein Schauspiel nicht nur durchschaut, nein, er hatte sein ganz eigenes. Sollte Kidd die ihm zugedachte Rolle einnehmen und nachgeben? Er würde damit Law in Gefahr bringen, der just in diesem Moment von seinem Stuhl aufstand und sich demonstrativ streckte, als wäre er müde. „Weißt du was, Buffalo, mein Freund? Unterhalten wir uns doch draußen“, schlug Trafalgar vor. Es war verstörend zu sehen, wie extrem sich der Ausdruck auf seinem Gesicht geändert hatte. Von verstört und wütend zu tiefenentspannt. Er war ein verdammt guter Lügner. „Du hast Recht, mein Freund. Das wird mir hier zu blöd“, antwortete Buffalo und bedachte Kidd dabei mit einem provokanten Lächeln. Und jetzt hatte der Rothaarige keine Chance mehr, als nachzugeben. Er durfte Law diese Nummer nicht versauen. Also knurrte er genervt und schnalzte mit der Zunge, etwas, das er noch aus seiner Schulzeit kannte. „Ist auch besser so.“ Und er musste mitansehen, wie Law die Kneipe gemeinsam mit Buffalo verließ. Er durfte ihnen nicht sofort folgen, denn das würde in eine Konfrontation ausarten. Also setzte er sich auf den Stuhl an der Theke, der der Tür am nächsten war. „Das hat aber nicht so ausgesehen, als wären die beiden jungen Männer befreundet“, hörte er den alten Mann hinter der Theke murmeln und wandte sich ihm langsam zu. Ihm wurde ein Glas vor die Nase geschoben, das er dankbar entgegennahm. „Stimmt, das sind sie auch nicht. Hier“, sagte Kidd und griff in seine Jackentasche, um seine Geldbörse herauszuholen. Darin befand sich noch genug Bargeld für das Getränk und mindestens drei weitere. Er schob dem Mann alles hin. „Behalten Sie den Rest. Für den Ärger, den wir Ihnen bereitet haben.“ Und dann nahm er ein paar tiefe Schlucke aus seinem Glas und es war leer. Noch während er es dem Mann ebenfalls hinschob, stand er auf. Länger durfte er nicht warten. Draußen an der frischen Luft angekommen, sah er nur noch die Scheinwerfer eines Autos aufblitzen, das sich immer weiter entfernte. „Scheiße“, fluchte Kidd laut und fasste sich mit beiden Händen grob an die Schläfen. Auch wenn er keinen Beweis hatte, aber er ahnte, dass Law sich in dem Auto befand. Was sollte er nun machen? Zurück zum Hotel gehen? Und dann was? Ihnen hinterherrennen? „Scheiße, Law, was hast du dir dabei gedacht?“, redete er weiter und wusste, dass ihn niemand hören konnte. Nicht zu dieser späten Stunde. Die wenigen Betrunkenen, die sich hier noch aufhielten, würden in ihrem Rausch nichts mehr verstehen. Eustass machte einige hilflose Schritte in die Richtung, in die sich das Auto entfernt hatte. Und hörte etwas, das auf dem Boden lag und gegen das er mit einer Schuhspitze getreten hatte. Ein dünner, rechteckiger Gegenstand. Konnte es sein...? Er griff nach dem Handy. Dann begann sein Herz zu rasen und er lief zur nächstbesten Straßenlaterne, wo es heller war, um es sich genauer anzusehen. Es war eingeschaltet und der PIN deaktiviert. Es gehörte Law. Kidd glaubte nicht, dass das ein Zufall war. Law würde sein Handy nicht einfach liegen lassen, zumindest nicht ohne guten Grund. Also suchte er nach irgendeiner Nachricht oder einem Zeichen, das Law hinterlassen haben könnte. Er fand bald, wonach er suchte. Eine Sprachnachricht, gespeichert unter dem Namen „%&zzz“. Nichts, das Sinn machte oder aussagekräftig war. Aber die Aufnahme war zur selben Zeit entstanden, wie das kurze Gespräch zwischen Kidd und Buffalo in der Kneipe. Law musste die Aufnahme unauffällig gestartet haben, während die beiden abgelenkt waren. „Du bist ein Genie“, sprach Kidd leise und begab sich zurück zum Hotel während er sie sich anhörte. Zuerst war da nichts, das er nicht schon wusste. Er vernahm Buffalos Stimme und auch seine eigene, die sich fremd in seinen Ohren anhörte. Er klang ganz anders als noch vor zwei Jahren. Sogar anders als vor einem halben Jahr. So sehr hatte er sich verändert. Dann hörte er, wie Stuhlbeine über den Boden geschoben wurden und konzentrierte sich. Ab jetzt wurde es interessant. „Weißt du was, Buffalo, mein Freund? Unterhalten wir uns doch draußen“ „Du hast Recht, mein Freund. Das wird mir hier zu blöd“ „Ist auch besser so.“ Eine Tür öffnete sich und schloss sich bald darauf wieder. Schuhe auf gepflastertem Boden. „Kanntest du den?“ „Noch nie gesehen. Und? Diesmal ohne Baby 5 unterwegs?“ „Ja. Du weißt, dass ich dich jetzt erschießen könnte, oder?“ „Natürlich.“ Trafalgars raues Lachen war leise zu hören. „Ein Mitarbeiter aus der Familie, mit dem ich mich heute Morgen treffen wollte, ist nicht aufgetaucht. Weißt du was darüber?“ „Ich habe nichts mit euch zu tun, woher sollte ich das also wissen? Das ist doch absurd.“ „Das ist doch wieder eine von deinen Lügen. Wieso bist du hier, Law? Das erzähle ich Doflamingo.“ „Willst du mir Angst machen? Ich bin nur auf der Durchreise. Aber wenn du meinst, dass du ihm trotzdem davon erzählen musst, dann kannst du mich auch gleich zu ihm bringen. Ich habe da noch was mit ihm zu klären.“ „Das hört sich an wie eine Drohung.“ „Das ist es aber nicht, glaub mir.“ „...“ „Und? Nimmst du mich mit zu ihm?“ „Er ist wieder in Dressrosa. Das dauert 'ne Weile. Steig ein.“ Kidd war wieder beim Hotel angelangt. So schnell wie in diesem Moment hatte er sich seit Jahren nicht bewegt. In Windeseile packte er die wenigen Sachen ein, mit denen er und Law hergekommen waren und ging eilig hinunter zur Empfangshalle um am Tresen zu bezahlen, da es in dem kleinen Hotel keinen Aufzug gab. Die Rezeptionistin schaute ihn verblüfft an und fragte höflich, warum er es denn so eilig hatte. „Meine Mutter ist plötzlich erkrankt, ich muss schnell zurück nach Hause.“ Er hatte kein Bargeld mehr übrig, also musste er mit Karte bezahlen. Die Zeit, die es brauchte um den PIN einzugeben, kam ihm viel zu lang vor. „Und der junge Mann, mit dem Sie hergekommen sind?“ „Das ist ein Freund aus der Universität. Er musste früher abreisen weil er sich noch auf seine Prüfungen vorbereiten muss. Die Rucksäcke gehören beide mir.“ Den letzten Satz fügte er schnell hinzu, als die Frau ihn mit hochgezogener Augenbraue ansah. „Und Sie bezahlen für ihn mit? Sie sind aber wirklich ein guter Freund.“ „Danke“, sagte Kidd und verspürte den Drang, mit seinen Fingerspitzen auf dem Tresen zu tippen. Das Kartenlesegerät war eindeutig zu langsam. „Ich wünschte wirklich, ich hätte so gute Freunde“, sprach die Frau weiter. Sie wollte anscheinend die unangenehme Stille unterbrechen, die sich zwischen den beiden gebildet hatte. „Ach was“, winkte er ab und dachte sich insgeheim: „ich werde es mir merken, falls Law das nicht überlebt.“ „Na also, da haben wir`s.“ Endlich war die Bezahlung erfolgt. Ohne die Frau noch einmal anzusehen, verabschiedete er sich knapp und joggte praktisch zur Tür hinaus. Der Parkplatz war nur spärlich beleuchtet und man musste aufpassen, dass man nicht über die eigenen Füße stolperte. Er schaffte es trotzdem ohne Probleme und er fand auch das Auto mit einem einzigen Blick. In dieser Parkreihe standen vier, alles Kleinwagen bis auf eines, nämlich das, welches er dem Toten gestohlen hatte. Er warf die Rucksäcke auf die Rückbank, denn der Kofferraum war bereits voll. Als Kidd den Motor aufheulen ließ, ging das Licht in einem der Zimmer im ersten Stockwerk an. Er konnte nicht sehen, ob sich jemand dem Fenster näherte, aber falls dem so war, würde die Person nichts mehr erkennen können, außer eine leere Straße. Der Weg nach Dressrosa hatte sich in seinem Gedächtnis eingebrannt wie eine schmerzhafte Narbe, die niemals verheilte. Es war nicht so, als hätte die Sprachnachricht mit Buffalos Aufforderung, ins Auto einzusteigen, geendet. Das Handy war noch immer eingeschaltet und Kidd hörte sich den Rest der Aufnahme an, während er sich dem Stadtausgang näherte. Da war ein Geräusch im Hintergrund, wie das von einer Autotür, die geöffnet wurde. „Wieso bist du wirklich hier, Law? Jemand wie du verreist nicht einfach so.“ „Das findest du heraus, wenn wir bei Doflamingo angekommen sind. Fahr einfach.“ „Er schießt dir eine Kugel in den Kopf, genau wie bei seinem Bruder. Er ist ziemlich wütend auf dich.“ Kidd brauchte einige Sekunden, um die Bedeutung der Worte zu begreifen. Und als er es endlich tat, sog er scharf die Luft ein. Laws letzte Worte, bevor die Aufnahme endete, hörte er in der doppelten Lautstärke. „Wenn das stimmt, darf du gerne dabei zusehen. Beeil dich, bis nach Dressrosa ist es weit genug.“ Die Worte waren völlig gefühllos und jeder andere hätte geglaubt, dass ein Fremder sie ausgesprochen hatte und nicht Trafalgar. Doch Kidd ahnte, unter welchem Schock sein Freund in dieser Sekunde stehen musste. Und die letzten Worte waren offensichtlich ein Hilferuf. Beeil dich und folge uns schnell, ich will nicht allein da durch müssen. Er warf das Handy achtlos auf den Beifahrersitz. War es überhaupt die Wahrheit? Hatte Doflamingo seinen Bruder erschossen? Rocinante? Oder war es nur eine Lüge um dafür zu sorgen, dass Law auf jeden Fall freiwillig mitkam. „Vielleicht“, dachte er sich „wussten die schon längst davon, dass wir ihnen bis hierher gefolgt sind und sie haben ihren eigenen Plan. Und wir sind ihnen direkt in die Falle gelaufen.“ Er fuhr auf die Autobahn und beschleunigte so schnell, dass die Reifen quietschten. Er fühlte sich plötzlich wieder in die Vergangenheit zurückversetzt und hätte alles dafür gegeben, Killer jetzt an seiner Seite zu haben. Da fiel ihm wieder ein, dass Laws Handy neben ihm lag. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)