Ezêlhen - ye Varya Nornotaure ya ar Nogoth von Ithildin (Grünauge - Die Hüterin des Eichenwaldes und der Zwerg) ================================================================================ Kapitel 8: (verbotene) Heilung ------------------------------ Ezêlhen sah ihre ältere Schwester für einen Augenblick lang aufmerksam an, Verunsicherung lag in ihrem Blick, aber auch wilde Entschlossenheit, ihn zu heilen, wenn sie es denn konnte. Sie würde alles versuchen, um ihn nicht sterben zu lassen, das wusste auch die Ältere der beiden Hüterinnen...sie sah es gewissermaßen daran, wie Ezêlhens Blick ihrem eigenen begegnete. Morênna bemerkte, wie sich die jüngere Schwester zu konzentrieren begann, ein Prozess für den die junge Heilerin der Waldnymphen absolute Ruhe benötigte und auch sonst keinerlei Ablenkungen duldete, vordringlich damit sie ihre innere Kraft rufen und ins Gleichgewicht bringen konnte, die ihre Gabe auch nach außen hin sichtbar werden ließ. Vorsichtig tastend legten sich ihre Hände somit nur einige Augenblicke später auf seine verletzte Schulter und erfühlten dort, die zerissenen Fasern an Muskelgewebe, zerfetzten Sehnen und Fleisch...durch das sich Morênnas Pfeil, mit solch einer zerstörerischen Macht geschlagen hatte. Die Hüterin mit dem dunklen roten Haar, versuchte sich mit aller Kraft ganz auf das zu konzentrieren, was sie nun gleich tun musste...nein, was sie tun wollte. Sie spürte das sich aufbäumende, starke pulsieren des Blutes im Gleichklang seines Herzens unter ihren Händen...das nicht sterben wollte. Die junge Heilerin erfühlte so behutsam und gewissermaßen empathisch, an welcher Stelle sie handeln musste...und welche die Richtige war. Ohne, dass ein einziges Wort fiel oder sie etwas sprachen, gab ihr Morênna dem gut eingespielten Automatismus zweier Schwestern das Heilkraut da sie genau wusste, dass Ezêlhen es bötigen würde...zumindest um die beiden Wunden zu säubern, ehe sie mit dem eigentlichen Heilungsprozess beginnen konnte. So war es dann auch, wie die ältere Nymphe es bereits im Voraus geahnt hatte. Mit warmen Wasser, das mit dem starken Sud aus Athelas angereichert war, wusch Ezêlhen mittels eines sauberen, weichen Tuches sorgsam die beiden Verwundungen aus, so weit es ihr möglich war...dabei drehte sie sich kurz zu ihrer älteren Schwester um. „Du..amm du kannst ihn mit dem übrigen warmen Wasser und der Kamille ein wenig säubern, wenn ich den Heilungsprozess angestoßen habe und es ihm etwas besser geht, ich denke es wird ihm gewiss nicht schaden, im Gegenteil...je weniger Schmutz von außen in die Wunden kommt, um so schneller wird es wohl verheilen können. Nun das hoffe ich jedenfalls. Fieber wird er aber trotzdem noch bekommen. Ich fürchte, dass ich das wohl nicht ganz verhindern kann. Was ist, wirst du es tun? Du weißt, dass meine Kraft weitestgehend verbraucht sein wird, wenn ich fertig bin. Es dauert eine ganze Weile, bis ich dann selbst wieder etwas für ihn tun kann.“ Ezêlhen sah ihre Schwester schon beinahe flehend an, woraufhin die Ältere kurz nickte. „Natürlich..ich..ahmmm...du kannst dich auf mich verlassen!“ Die jüngere Hüterin lächelte schwach. „Danke Morênna...das ist mir wirklich eine große Hilfe...und wenn ich zu erschöpft sein sollte, dann soll Neyla dir an meiner Stelle helfen. Ich denke sie weiß intuitiv schon ganz gut, was zu tun sein wird. Nun ich hoffe sehr, dass es nicht soweit kommen muss, aber ich kann es was ihn angeht, momentan sehr schlecht einschätzen.“ Ezêlhen verstummte kurz, indem sie sich einmal streckte, um ihre starken Verkrampfungen in Schultern und Nacken zu lockern, wobei ihr anschließend auch ein leises Räuspern über die Lippen floss...“gut also dann werde ich jetzt beginnen. Ach noch etwas, bitte störe mich nicht, wenn ich heile, hast du gehört?“ Die andere Wächterin entgegnte ihr daraufhin umgehend, sowie leise knurrend...“na das weiß ich doch, du musst es mir nicht extra jedesmal unter die Nase reiben..tithen Onore*.“ (kleine Schwester*) Ezêlhens einzige Antwort darauf war ein kurzes, warmes Lachen...das ganz plötzlich abrupt abbbrach...und in einem leisen Singsang aus melodischen Lauten und einzelnen Worten einer gänzlich unbekannten Sprache mündeten. Ihre Hände bewegten sich wie in Trance...dicht über seinem ganzen Oberkörper wanderten dann aber zielgerichtet auf die Stelle an seiner Schulter, die der Pfeil durchschlagen hatte und als sie da angelangt waren, tauchte sich ihr Körper in ein helles, warmes Licht...das auch ihn gänzlich durchströmte. Es war für Außenstehende schwer zu erkennen aber es wirkte doch so, als wäre er eine Art von Gefäß, das diese heilende Kraft in sich auffing und sie festhielt...wie Liebende sich halten, ebenso intensiv und ebenso leidenschaftlich. Ezêlhens Hände ja ihre gesamter Körper verströmten diese Kraft, die immer Stärker wurde...und irgendwann so stark, dass Morênna die Augen schließen musste, um davon nicht geblendet zu werden. Ezêlhens Stimme drang wie von weit fort an ihre Ohren...und ganz plötzlich war es vorbei, die Hüterin sah noch kurz nachdem sie die Augen wieder geöffnet hatte, wie der junge Zwerg sich unter den Händen ihrer Schwester heftig aufbäumte, um dann unter einem krampfartigen Keuchen ebenso bewusstlos auf das Lager zurück zu fallen, auf das sie ihn zuvor gebettet hatten. Schweiß überzogen und völlig an ihrer eigenen Kraft ausgezehrt lehnte Ezêlhen sich einige Sekunden später ebenfalls schwer atmend zurück gegen die kühle lebende Wand um Kraft zu schöpfen. Ihr Atem ging schnell und rasselnd und auch der Blick ihrer sonst so seltsam dunkel anmutenden grünen Augen war vollkommen leer, als er lediglich für Sekunden auf den ihrer Schwester traf, die angesichts ihrer Gabe jedesmal auf s Neue zutiefst beeindruckt von der mächtigen Kraft war, die so offenkundig in Ezêlhen steckte und NUR in ihr. Keine andere Frau des kleinen Nymphenvolkes hatte solch außergewöhnlich heilerische Fähigkeiten aufzuweisen wie sie. Verschiedene nützliche Gaben besaßen auch die anderen Frauen. Morênna selbst konnte beispielsweise das Feuer allein mit der Kraft ihrer Gedanken kontrollieren, doch so etwas wunderbares wie ein Leben zu erhalten, diese einzigartige Macht besaß nur die jüngere Schwester mit dem tiefroten Haarschopf...und...vielleicht war auch ein wenig davon in Neyla wiedergeboren worden. Sie hatte vor kurzem nämlich einige der Begabungen und Eigenarten gezeigt, die ganz ähnlich derer von Ezêlhen durch einen Zufall heraus zu Tage getreten waren. Aber wenn, dann waren sie weit schwächer, lange nicht so ausgeprägt...und dennoch ein winziger Hoffnungschimmer für die Zukunft ihres Volkes...vielleicht lag es an deren Blut..bei beiden waren die Väter zweifelsfrei Zwerge gewesen. Morênna mutmaßte schon länger, dass es daran liegen musste, denn die beiden waren die einzigen zwergenblütigen Hüterinnen ihres Volkes. Vielleicht schlummerte in derem tiefen abgründigen Wesen solche Urkräfte, tief verwurzlt bis hinab ins Herz der Erde, die sich bei den beiden so mächtig aber zuweilen auch unberechenbar zeigten. Und zwei Heilerinnen im Dorf waren jedenfalls immer besser, als nur eine Einzige zu haben, die ihr Leben im schlimmsten Falle zu jeder Zeit verlieren konnte, denn die Hüterinnen des alten Waldes waren in erster Linie Kriegerinnen. Sie schützten ihr kleines Reich sehr aggressiv und gewissenhaft vor unerwünschten Eindringlingen und Feinden...und derer gab es in Arda wahrlich genug. Angefangen von Orks, über Warge aber auch Trolle oder Menschen, Zwerge und sogar Elben...wenn sie denn Männer waren. Waldnymphen machten da in der Regel keinen besonderen Unterschied, wie der junge Zwergmann so schmerzlich erfahren musste....der mehr oder weniger durch diesen einen dummen Zufall in diese Zwangslage geraten war...aus derer ihn nur die Hüterin allein wieder befreien konnte. Thorin hatte so viel Blut verloren, dass er unter normalen Umständen längst verblutet wäre...aber Ezêlhen hatte etwas mit ihm gemacht..etwas, was sich auch ihre ältere Schwester nicht erklären konnte, die beide noch immer offenkundig neugierig und forschend anstarrte. Morênna sah fasziniert zu, wie Ezêlhens Fingerspitzen sachte über die strahlenförmige Verwundung auf seiner zwergentypisch breiten Schulterpartie strichen und anstatt dessen, einen Weg über die mächtig ausgeprägten und von harter Arbeit gestählten Brustmuskulatur seines Oberkörpers suchten, wie um dem Leben nachzuspüren, das sie in ihn zurück geholt hatte, denn seine Atemzüge gingen seither sehr viel regelmäßiger er atmete ruhig und tief, so als würde er lediglich schlafen, dabei war er jedoch noch immer besinnungslos. Die Handgriffe waren geübt, mit denen sie ihm schließlich die sauberen Verbände zusammen mit dem verbliebenen Athelas an Schulter und Bein anlegte, damit die beiden Wunden ordentlich verheilen konnten. Aber die silberhaarige Hüterin hörte ihn bei diesem Prozess hin und wieder leise und vermutlich auch schmerzhaft aufstöhnen. Es waren eigenartig kehlige Laute...beinahe wie Worte einer fremden Sprache..und immer wieder flackerten auch seine Augenlider leicht, so als wollte er mit aller Kraft versuchen wieder an sein Bewusstsein zu gelangen...was im Moment jedoch noch aussichtslos sein dürfte, in dem Zustand in dem er sich gegenwärtig noch befand. Es brauchte so wohl noch mindestens einen Tag oder vielleicht auch zwei, ehe er wieder zur Besinnung kommen würde. Ezêlhen dagegen war völlig durcheinander...ihn am Leben zu erhalten und langsam auf den Weg des gesund werdens zu bringen, hatte viel von ihrer eigenen inneren Lebensenergie verbaucht.. Aber das war es nicht, was sie so an dem Zwerg verunischerte...nein, es war allein die Berührung mit ihm gewesen, denn als sie ihn berührt hatte, war etwas durch sie beide hindurch gegangen. Etwas was Ezêlhen sich bei allen Göttern die ihr heilig waren nicht erklären konnte...es kam beinahe einem Blitzschlag gleich. Sie hatte deutlich gespürt, wie ihre Fingerkuppen gekribbelt hatten und dabei eine schier unglaubliche Hitze auffingen, die er plötzlich für sie abstrahlte. All ihre Nackenhäärchen hatten sich schlagartig aufgerichtet und einen heftigen Schauer nach dem anderen über den Rücken gejagt. Es war ihr unerklärlich WAS er da allein indem sie ihn angefasst hatte, in ihr auslöste. So etwas ähnliches an Emotionen war ihr gefühlsmäßig noch nie zuvor unter gekommen, noch bei keinem anderen Lebewesen. Es war, als wäre eine Art von Verbindung zwischen ihnen geschaffen worden, so in etwa wie eine Brücke...eine durchsichtige Wand aus dünnem Eis...und dahinter konnte sie ihn sehen oder vielmehr spüren, das heißt sie sah weit hinein in sein tiefstes Inneres...in sein Herz. Es war ihr, als könne sie sein ganzes Wesen erfassen...und er ihres! Nun vielleicht lag es auch nur schlicht und ergreifend an dem Umstand, dass sie versucht hatte ihn zu heilen und daher diese intensive Verbindung zwischen ihnen geschaffen worden war...aber irgendwie wusste sie intuitiv, dass mehr dahinter liegen musste als nur das. Der fremde junge Zwerg und sie verbanden etwas miteinander...etwas das über Freundschaft oder aber Liebe weit hinaus ging...dennoch es war ihr unerklärlich, wie es dazu hatte kommen können oder noch viel mehr, weshalb das so war? Ein Umstand, dem sie nur zu gerne auf den Grund gehen würde...der aber im Augenblick schon aufgrund seines noch immer kritischen Zustandes absolut unmöglich war. Ezêlhen musste sich gedulden...aber sie war ich ganz sicher, dass sie es schon noch heraus finden würde...früher oder später jedenfalls. Morênna, die von alledem was in der jüngeren Schwester an Gedanken und schemenhaften Visionen vor sich ging weder etwas bemerkt hatte, noch irgend etwas dergleichen ahnte, tat indessen gewissenhaft um was Ezêlhen sie einige Zeit zuvor gebeten hatte....sie versuchte dem jungen Zwergenmann das Blut und den Schmutz abzuwaschen, so gut es eben ging. Er war bis auf seinen Oberkörper, noch immer vollständig bekleidet, also ließ sich damit eben auch nur dieser Teil seines Körpers reinigen. „Hmmm...er fühlt sich ziemlich gut an...wenn ich das so sagen darf Schwesterchen...kaum Fett. Erstaunlich, der Zwerg besteht so gut wie vollständig aus Muskeln, was selbst für einen seines Volkes ungewöhnlich sein dürfte, die ja ohnehin zumeist als eher gedrungen und äußerst kräftig gelten.“ Setzte die Ältere der beiden beiden Wächterinnen mit dem dichten Silberschopf ganz plötzlich unvermittelt zu sprechen an, aber noch bevor ihr die davon überraschte jüngere Schwester überhaupt irgend etwas entgegnen konnte, fuhr sie bereits unbeirrt fort. „Nun ich weiß zwar nicht mit Sicherheit, WAS er gemacht hat, ehe er auf uns traf...aber ein Schwächling ist er gewiss keiner. Wie gesagt, vermutlich ist er Schmied gewesen...oder vielleicht auch ein Söldner. Einer, der sich für Gold in die Dienste von irgendwelchen selbstherrlichen Kriegsherren stellt, um dann in deren Namen unschuldige Weiber und Kinder zu töten...sowie jeden tapferen und ehrenwerten Mann den er zu fassen bekommt. Ahhmmm nun ja, danach fühlt er sich jedenfalls an. Ich meine, die ungemein kräftige Statur hat der junge Naugol hier wohl nicht allein vom Bierkrugstemmen erlangt, wie so manch ein anderer dieser Nitchtsnutze von lumpigem und angeberischem Männergsindel....das nur zu oft und gerne versucht, sich so besonders hervor zu tun, um damit die Gunst einer der Unseren zu gewinnen.“ Morênna verstummte unwillkürlich mit einem leicht anzüglichen Grinsen auf den vollen roten Lippen, wobei sie die Jüngere nicht aus den Augen ließ. Ezêlhen schnaubte während dessen leise und unüberhörbar zornig. „ER ist ganz gewiss keiner von allemdem, er ist sicher kein Mörder...ich...ich weiß es. Ich habe es gespürt, als ich versucht habe ihm seine körperliche Stärke wieder zu geben und ihn zu heilen. Er hat ein gutes Herz...ich habe es gesehen! Stark ist er, das stimmt sicher...aber er wird diese Stärke auch brauchen um ganz gesund zu werden....spätestens in ein paar Stunden, wird ihn das Fieber voll im Griff haben und da wird es dann einiges von unserer Kraft brauchen, um ihm zu helfen!“ Antwortete sie ihrer Schwester somit entschlossen und wenig erbaut von deren anzüglichem und lästerlichem Geschwätz. Morênna starrte die jüngere Nymphe derweil verblüfft und zutiefst erschrocken zugleich an. „Wa..was willst du damit andeuten, DU hast ES gesehen...ich meine sein HERZ? Willst du mich damit irgendwie verunsichern? Soll...soll das etwa die Rache dafür sein, dass ich dich vorhin etwas mit ihm aufgezogen habe? Ezêlhen ich warne dich, das ist nicht sehr lustig. Sag mir die Wahrheit...so etwas gibt es nicht, das weißt du ganz genau...jedenfalls NICHT bei einem MANN....das hat es noch nie gegeben!“ Die Ältere der beiden Frauen war immer lauter geworden in ihrer Erregung, die Angst und die Verwirrung stand ihr dabei offen in ihr so sehr elbsich anmutendes Gesicht geschrieben. Ezêlhen richtete ihren Blick auf das lange kunstvoll geflochtene Silberhaar ihrer Schwester...doch er war leer ging einfach durch die Hüterin hindurch. „ICH HABE ES GESEHEN MORÊNNA...es ist kein Scherz gewesen! Glaube mir, ich verstehe es ja selbst nicht“...ihre Stimme war nunmehr nichts weiter, als noch ein tonloses Flüstern, das durch die gespenstische Stille im Inneren des lebenden Baumes drang. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)