Find your own way von Kokoro-Tamashi ================================================================================ Kapitel 5: Wiedersehen ---------------------- Wenn wir uns wiedersehen, werde ich ein anderer Mensch sein. Vielleicht nicht besser oder schlechter, aber anders. Damaris Wieser   *.: 。✿*゚‘゚・✿.。.:*Koushiro*.:。✿*゚’゚・✿.。.:*   Koushiro wirkte unglaublich angespannt und zappelte unruhig umher. Seit ihrer Trennung vor drei Jahren hatten die Beiden sich nicht mehr persönlich gesehen. Kontakt hatten sie einzig und alleine über E-Mails, die sie ausgetauscht hatten, das war für den rothaarigen Computer-Freak zwar nicht neues, denn mit vielen seiner Freunde tauschte er regelmäßig E-Mails aus, doch um ihr Lächeln von Angesicht zu Angesicht zu sehen, würde er augenblicklich alle elektronischen Kontakte aufgeben, die er bis diesem Zeitpunkt gehegt und gepflegt hatte, und sie nach drei Jahren wieder zu sehen, weckte auch in dem rothaarigen alten Narben auf.  Anfangs wusste er gar nicht wie er sich verhalten sollte, doch die Entscheidung nahm ihm die Tachikawa einfach ab. Sie schloss ihn in eine herzliche Umarmung, es war eine ehrliche, eine echte Umarmung. Es waren wahre Freudentränen. Keine gezwungenen Tränen, kein gespieltes Lächeln. Sie freute sich nicht nur über ihn, sondern auch all ihre anderen Freunde nach so lange Zeit wiederzusehen. Er freute sich, dass sie sich so freute, irgendwie war es, als fielen ihm zahlreiche Steine von seinem Herzen.   Sie waren in vielerlei Hinsicht ein tolles Paar gewesen. Sie teilten den gleichen Freundeskreis, konnten sich für Kultur und Kunst begeistern. Etwas das die anderen Freunde nur wenig interessierte und sie wurden nach und nach zu einem starken Team, die sich stets aufeinander verlassen konnten. Sie war seine erste große Liebe, das würde sie auch immer blieben, doch er wünschte sich, dass auch wenn sie sich nicht mehr so nah standen wie früher, dass die braunhaarige Schönheit trotzdem wieder eine bestehende Größe in seinem Leben werden würde. Natürlich konnte der Rothaarige auch ohne dieses Mädchen leben, aber sie in seinem Leben, als realer Mensch bei sich zu haben war alles was er sich wünschte. Schon alleine durch ihre Anwesenheit bekam der Rothaarige gute Laune. Man konnte dieses Mädchen auch einfach auf eine Verpackung Anti-Depressiver drucken und schon konnte man sich die Einnahme dieser Tabletten sparen, denn ihr ehrliches Lachen war so ansteckend, dass man gar nicht anders konnte, als in dieses mit einzusteigen.   Wenn es irgendeinen Menschen gab, der es schaffte, den rothaarigen Jungen von seinem Computer loszueisen, dann war es dieses Mädchen, wobei diese Entscheidung: Mimi oder Computer, nie eine wirklich schwierige war, denn immerhin war er kein Idiot gewesen und die Vorzüge seiner damaligen Freundin ließ ihn jedes Computerspiel, jede Recherche, jede knifflige Aufgabe denen er sich zu vor leidenschaftlich hingab, gänzlich in den Hintergrund verschwinden. Auch wenn er sich eingestehen musste, dass nach der Trennung ihm das Internet doch interessante Optionen bot und mit verschiedenste Angebote lockte.   Nach der Trennung und den ersten schmerzhaften Monaten wurde dann auch dem Rothaarigen einiges klar: Manchmal muss man erst ganz unten angekommen sein, um alleine wieder aufstehen zu können. Erst mit der Trennung merkte er, wie viel er eigentlich für sie geopfert hatte, es war nicht so, dass sie es von ihm verlangte – na ja ein bisschen schon, wir sprechen immer von Mimi Tachikawa, aber, wenn wir jemanden von ganzem Herzen lieben, stehen plötzlich andere Bedürfnisse, als unsere eigenen im Vordergrund. Solche Hingebung kann wunderschön, aber auch gefährlich sein, wenn man selbst darunter leidet und dies galt für beide gleichermaßen. Keiner wollte für den Anderen leiden, keine wollte den Anderen länger leiden lassen. Krampfhaft an etwas festzuhalten, konnte mehr Schaden anrichten, als das es sie einander näher zusammenbringen würde.   Koushiro folgte wie der Rest der Freunde Mimi um ihnen mehr von der beeindruckenden Aussichtsplattform zu zeigen. Er war sprachlos, was er zu sehen bekam, dass sie sich so viele Gedanken machte, zeigte einmal mehr, wie sehr ihr doch ihre alten Freunde gefehlt hatten, dies hatte der junge Mann zwar schon befürchtet, aber je mehr er seine Ex-Freundin beobachtete, je mehr fiel ihm auf, dass sie zwar weiterhin ihr Lächeln auf den Lippen trug, aber ihr Herz nicht immer mit dabei war. Er konnte ihr nichts vormachen, dafür kannte er sie zu gut. Takeru legte eine Schulter auf die des Rothaarigen ab, daraufhin blieb dieser stehen und blickte dem blonden in die Augen „Alles okay bei dir? Du wirkst etwas neben dir“ fragte dieser besorgt nach. Takeru war eben ein Junge, dem es gleich auffiel wenn sich starke Stimmungsschwankungen bemerkbar machten und ein Stückweit konnte auch er sich in den Rothaarigen Izumi hereinversetzen, denn er würde auch nicht wissen, wie er sich verhalten sollte, würde er eines Tages seiner großen Liebe nach einer schmerzhaften Trennung erneut begegnen. Koushiro nickte nur leicht mit dem Kopf „Manchmal bedeutet Liebe, jemanden gehen zu lassen“ antwortete er mit einem müden Lächeln. Der blonde ließ den Computer-Nerd wieder los und musste über diese Worte selbst erst mal einen Moment nachdenken „Wie meinst du das?“ „Selbst die größte Liebe reicht nicht aus, wenn man sich selbst in der Beziehung schadet. In manchen Fällen muss man jemanden gehen lassen, obwohl man ihn liebt, um sich selbst wieder zu finden. Denn in manchen Fällen kann man seinem Partner auch mit der stärksten Liebe nicht helfen. Dann heißt Liebe auch loslassen.“ „Beeindruckend Koushiro-Kun, aber da ist Wahres dran und auch wenn es schmerzhaft ist, kann auch gerade das der größte Liebesbeweis sein“, erwiderte der Blonde nachdenklich.   Ein Kichern unterbrach die beiden Männer, als sich Hikari zu ihnen gesellte und ihrem Gespräch lauschte. „Ich wusste, gar nicht das Männer so eine Seite haben können“, erwiderte sie spielerisch und wand ihren Blick zu ihrem Bruder „Von dem da, kommen solche Sätze sicher nicht“, erwähnte die junge Yagami und zeigte auf den Älteren. Peinlich berührt sahen die Herren zu der Jüngeren, um dann synchron genervt mit den Augen zu rollen. Da zeigte man als Mann mal Gefühle und dann war es auch wieder falsch, wann würden Frauen endlich wissen was sie wollen? „Hikari-chan? Wo bliebt deine Kamera?“, fragte die Brillenträgerin laut nach. „Stimmt, hier ist wirklich mal ein guter Ort um Fotos zu machen“, murmelte Yamato leise, als er sich die Skyline von New York anschaute, doch dieser blieb nicht unerhört. Sogleich schoss sein jüngerer Bruder neben ihm und legte ihm einen Arm um die Schulter.   „Na, leg los Hika“ „Soll das jetzt ein Witz sein oder was?“, hakte der Blonde Musiker mürrisch nach und ging einen Schritt bei Seite. „Was? Jetzt stell dich mal nicht so an, so eine Gelegenheit bekommst du so schnell schließlich nicht mehr.“ „Was mit dir Fotos zu machen?“, stichelte der Ältere nach. „Fotos auf dem Rockefeller Center auf der Aufsichtsplattform und im Hintergrund die Lichter der Stadt New Yorks“, stellte der Jüngere klar. Geschlagen stellten sich der Ältere neben seinen Bruder zurück. Nebeneinander lächelten sie mehr oder weniger in die Kamera. Skeptisch ging die junge Yagami die Schnappschüsse durch. „Oh Mann, von einem Sportler und einem Musiker hätte ich aber jetzt mehr erwartet“, stichelte das Mädchen und sah die beiden blonden Brüder nacheinander an. „Das können wir ja wohl besser, oder?“, wand sich der Jüngere an seinen Bruder, dieser grinste „Na und ob. Komm wir machen einen auf Bad Boys.“   Dieses Mal stellten sich die Brüder in Pose, was zu einem lauten Lachen der Brünetten führte. Für einen Moment beobachten beiden die Blonden Geschwister, ehe sich auch Taichi dazu stellte und eine Grimasse zog, nach und nach tummelten sich immer mehr vor die Linse, bis schließlich alle vor der Kamera der Yagami stand. „Ich möchte auch mit aufs Bild“ murmelte sie betrübt. Yuri ging auf das Mädchen zu und hielt ihr ihre Hand entgegen. „Na komm, ich mach ein Bild“ Strahlend erklärte das Mädchen Joes Freundin die Handhabung der Kamera, ehe sie sich selbst zu ihren Freunden begab und in die Kamera lächelte. Es war das erste Gruppenbild, seit einer gefühlten Ewigkeit mit dem kompletten verrückten Haufen. Ungezwungen lächelten die Freunde in die Kamera, ehe sie noch eines machten wo alle eine Fratze zogen. „Ich will alle Bilder haben“ erklang es heiter aus Miyako. „Versprochen. Ich werde jedem einzelnen alle Bilder zukommen lassen.   Die Freunde gingen nun wieder aus der engeren Position heraus. Mimi die zwischen Taichi und Joe stand lächelte beide an, ehe ihr Blick für eine Sekunde länger bei dem Braunhaarigen hingen blieb, auch der junge Yagami kam nicht ohne her von den Augen der Tachikawa zu lassen und ihren intensiven Blick zu erwidern. Argwöhnisch beobachte der Rothaarige dieses Szenario. War das plötzliche aufkommen in seinem Herzen etwa Eifersucht? Nein, da hatte er kein recht zu. Sie waren alle Freunde und Mimi befand sich ohne hin in einer Beziehung mit Michael. Da fiel es ihm gleich ein, wo war dieser eigentlich? Nirgends konnte Koushiro den blonden Michael entdecken, aber sollte man nicht erwarten, dass ein Freund in so einer Sache seine Freundin nicht unterstützen würde? Was konnte so wichtig sein, dass er sich fernhielt? Automatisch geriet sein Blick zurück zur Tachikawa, sie wirkte nicht so, als würde sie ihn vermissen oder als würde es ihr überhaupt was ausmachen, dass er gerade nicht bei ihr war. Ob sie sich gestritten hatten? Wie gerne, hätte er nachgefragt, aber das ginge in schließlich nichts an. Vorsichtig näherte er sich der Braunhaarigen, es war zwar sonst nicht seine Art, aber heute siegte seine Neugier. Außerdem machte er sich nach wie Sorgen um seine Ex-Freundin, er spürte das irgendwas nicht stimmte und er wollte immer für sie da sein. Vielleicht würde er etwas mitbekommen, wenn er nur nah genug dran war.   *.: 。✿*゚‘゚・✿.。.: *Taichi*.:。✿*゚’゚・✿.。.:*   Es gab Dinge im Leben, die ließen sich nicht so einfach ändern. Da war es ganz egal, wie viele Mädchen ihr Bett mit ihm teilten, wie viele Bekanntschaften er machten oder wie häufig er versuchte, sich mit belanglosen Tätigkeiten abzulenken. Selbst wenn Jahre verstrichen waren, die Sehnsucht zu dieser Person ließ sich nicht einfach abschalten. Auch, wenn sie ihm einst das Herz gebrochen hatte, keimten die Gefühle förmlich über, je länger er Mimi in seinen braungebrannten Armen hielt. Ihren Duft einzuatmen, ihren aufgeregten Atem an der Haut seines Hales zu spüren oder das leise Schluchzen ihrer Lippen zu hören… Das alles ließ das Herz des Yagamis aufgeregt hin und her hüpfen. Etwas, was er seit Jahren nicht mehr hatte spüren können.   Bedauerlicherweise löste sich die Tachikawa aus seiner Umarmung. Ein kurzer Blick in die goldbraunen Augen der jungen Frau und ein kurzes Lächeln ihrerseits, bevor sie sich allen ihrer Freunde zu wand. „Ich bin so froh, dass ihr alle hier seid!“, lachte das Mädchen fröhlich und wischte sich die letzten Tränen der Freude aus den Augenwinkeln. Enthusiastisch zog sie die kleine Gruppe mit auf die Dachterrasse, um ihnen die beeindruckende Aussicht zu präsentieren. „Ich hoffe, es hat keiner von euch Höhenangst!“, grinste sie munter.   „Wow! Das ist wirklich der Wahnsinn! Was für eine schöne Aussicht!“, flötete Miyako laut drauf los und lehnte sich direkt an das Geländer. Hikari hatte direkt ihre Spiegelreflex aus ihrer Tasche geholt. Voller Elan begann sie Fotos von dem sagenumwogene Panorama zu schießen. Auch die anderen genossen die Aussicht. Joe klammerte sich förmlich am Geländer fest, während er versuchte, sich an der Aussicht zu erfreuen. Yuri lächelte ihren Freund nur an und hielt unterstützend seine Hand. „Siehst du? Es ist eine wirklich schöne Aussicht!“, sagte sie aufmunternd. „Ohje…hast du etwa noch immer Höhenangst?“, fragte Mimi besorgt, die sich zwischen ihn und Sora stellte. Mit einem besorgten Ausdruck musterte sie den blauhaarigen Medizinstudenten. Man sah ihm von Weitem die aufkommende Übelkeit an. Taichi konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Mimi hatte sich für sie wirklich etwas Beeindruckendes einfallen lassen.   Sein Blick blieb an Yamato hängen, der sich neben Sora gestellt hatte und die Aussicht betrachtete. Immer wieder schwank seine Blickrichtung zu der rothaarigen jungen Frau, welche sich angeregt mit Mimi über die pinke Limousine unterhielt. Oh Gott. Taichi kannte dieses Gefühl. Einst hatte selbst er angenommen, in Mimi die Liebe seines Lebens gefunden zu haben. Doch fast zeitgleich war sie in die Arme eines gewissen rothaarigen Computer-Freaks gesprungen. Trotzdem konnte er das aufkeimende Gefühl in seiner Brust nicht einfach so ignorieren. Es schmerzte noch immer, die junge Frau in seiner Nähe zu wissen. Damals hatte er sich damit abgefunden, dass Koushiro das Herz der jungen Frau in Händen hielt. Schließlich konnte er diesen noch nicht einmal einen Vorwurf machen. Kein einziges Mal hatte er mit ihm über die Gefühle gesprochen, die er einst für die Tachikawa gehegt hatte. Zumal es unter den Jugendlichen kein Geheimnis war, dass Koushiro ein Auge auf Mimi geworfen hatte. Schon mit den Auseinandersetzungen in der Digiwelt waren seine Blicke eindeutig zu interpretieren gewesen. Ihm das Herz zu brechen lag nun wirklich nicht im Sinne des Yagamis. Außerdem wusste dieser – damals wie heute -, dass der Izumi ihr nicht einfach so das Herz brechen und sie auf Händen tragen würde. Umso schlimmer war es daher, als er von der Trennung der beiden erfuhr. Irgendwie war das der Punkt, an dem der Kontakt zwischen ihr und den anderen kappte. Durch Koushiro hatte er noch immer ein Auge auf Mimi werfen können. Nach wie vor hatte er sie im Stillen beschützen können. Doch mit der Trennung brach der Kontakt ab. Ledigtlich E-Mails wurden ausgetaucht, die oberflächlicher nicht sein konnten. Bis heute wusste Taichi eigentlich gar nichts davon, was Mimi in Amerika alles hatte erleben müssen. Egal ob positiv oder negativ. Er tappte gänzlich im Dunkeln.   „Verdammt! Seid ihr bescheuert! Geh sofort von der Statur runter!“, hörte man die laute, strenge Stimme von Takeru. Mit seinen Worten schaffte er es, die Aufmerksamkeit der Anwesenden auf sich zu lenken. Ebenso wie auf Daisuke, der gerade eifrig dabei war, mit seiner Kamera in der Hand, eine der Steinfigur zu erklimmen. „Aber von hier oben habe ich sicher einen noch besseren Blick!“, sagte dieser motiviert. Seine Freundin schüttelte nur den Kopf und fuhr sich durch die rotbraunen Haaren. Mira hatte es definitiv nicht einfach mit ihm. „Daisuke! Komm da runter!“, sagte nun auch Ken, der seinen Besten Freund an seinem T-Shirt packte und nach unten zog. Dieser verzog nur beleidigt das Gesicht. „Du hast von hier oben doch auch so eine gute Sicht, warum willst du da hoch?“, fragte ihn Koushiro verständnislos. Mit einem aufrichtigen Lächeln – oh Gott, wie sehr er dieses Lächeln doch vermisste – stellte sich Mimi neben Mira und sah diese an. „Schön zu sehen, dass sich nichts verändert hat! Da hast du dir aber einen harten Brocken ausgesucht…“, sprach sie ehrlich aus und verschränkte ihre Arme hinter dem Rücken. Mira verdrehte nur die Augen. „Manchmal brauch man eben Herausforderung im Leben… Aber du weißt sicher ganz genau, was ich meine…Nicht?“ Mit einem fiesen Grinsen wurde Mimi von den grünen Augen ihrer Gesprächspartnerin fixiert. „Ich weiß nicht von was du sprichst…“, entgegnete sie nur und sah einen Moment zwischen Taichi sowie Koushiro hin und her, kurz bevor sie dem Blick ihrer Cousine auswich. Taichi stand ebenfalls bei der Gruppe und hatte das Gespräch mitbekommen. Doch so wie es für Mädchen typisch war, sprachen sie für ihn nur in Rätseln und er machte sich nicht die Mühe, dahinter kommen zu wollen…   Trotzdem blieb Taichis Blick auch an dem Rothaarigen hängen. Noch nie hatte er Koushiro als eine Art Rivale angesehen. Nicht, weil er keine Konkurrenz war, sondern viel mehr, weil es für ihn okay war, wenn er Mimi glücklich machen konnte. Denn nichts wünschte er sich mehr, als dieses Mädchen glücklich zu sehen. Leider kannte er diese viel zu gut, um zu wissen, dass es nicht immer so war, wie es schien. Auf diese Distanz getrennt voneinander zu sein, nagte sicher auch an ihr, nicht nur an ihnen. Ebenso wie die anderen sich freuten, sie wieder zu sehen, musste es auch für Mimi andersrum sein. Die ganze Zeit fragte er sich, was Mimi denn alles ohne sie erlebt hatte. Er hoffte sich einfach, dass sie nur gute Erfahrungen hatte machen müssen. Denn er wollte sich nicht das Gegenteil vorstellen. Wie immer strahlte sie Wärme, Freude und Geborgenheit aus. Die pure Lebensfreude eben. Aber er wusste, was für eine gute Schauspielerin sie doch sein konnte. Genauso wie sein rothaariger Freund, vielleicht sogar wie er selbst?   „Sag mal, Mimi-chan? Kommt Michael nicht?“, war es Soras neugierige Frage, die Mimi betraf. Nicht nur Taichis Blick ging neugierig in die Richtung von den beiden Frauen, sondern auch Koushiros undurchdringlicher Ausdruck richtete sich auf die beiden. Sora hatte die Frage sehr leise formuliert, doch da sie doch recht eng beisammenstanden, konnte Taichi die Frage ganz genau hören. Seine Augen weiteten sich jedoch, als er die unsicher und zurückhaltende Reaktion von Mimi sah. Sie wirkte nicht nur unsicher, sondern auch verletzt. Augenblicklich schlich sich ein Gefühl von Wut in die Glieder des Yagami. Hatte dieser Vollidiot ihr etwa wehgetan?!   „Ähm…nein…“, antwortete Mimi und setzte erneut ein Lächeln auf ihre rosaroten Lippen. Verlegen kratzte sie sich am Hinterkopf. Ein eindeutiges Indiz dafür, dass sie etwas verbarg. „Er kann heute Abend nicht…“, log sie. Taichi wusste einfach, dass sie log. Auch Sora schien ihr die Geschichte nicht wirklich abkaufen zu wollen. Doch die Tachikawa gab ihr keine Gelegenheit, weitere Fragen zu stellen. Stattdessen wand sich Mimi Miyako zu und erzählte ihr von ihrer neuen Shopping-Errungenschaft und dass die Violett-Haarige unbedingt mit ihr einkaufen musste.   „Sie lügt…!“ „Whaaaa!“, rief Taichi kurz auf, als er einen Schritt zurückwich und Koushiro neben sich stehen sah. Wann hatte sich dieser verdammte Kerl neben ich geschlichen. „Könntest du dich vorher ankündigen?“ Koushiro erwiderte den Blick von Taichi unbeeindruckt. „Dann solltest du vielleicht nicht wie ein Idiot vor dich her starren. Fehlt nur noch, dass du beginnst zu sabbern!“, kam es vorwurfsvoll von dem Kleineren. Taichi kratzte sich am Hinterkopf und grinste verlegen. „Trotzdem kein Grund, mich zu überraschen bzw. zu erschrecken.“ Während Mimi die anderen in den Vorraum führte, wo bereits das Büffet für die Gruppe angerichtet wurde, blieben Koushiro und Taichi noch einen Moment draußen. Allmählich ging die Sonne unten und tränkte den Himmel in ein leidenschaftliches Rot. „Wie kommst du darauf, dass sie lügt?“ Koushiro ließ den Blick sinken. „Weiß auch nicht… Ist so ein Gefühl… Zumal sie noch nie wirklich von der Beziehung zu Michael gesprochen hat. Nicht mal Sora weiß Details…“ „Sprechen Mädchen nicht normalerweise über sowas?“ Der Rothaarige zuckte nur mit den Schultern. „Ich studiere Informatik. Daher kann ich dir nur sagen, was Computer, nicht aber was Frauen denken…“ „Trotzdem merkst du ihr an, dass sie lügt? Ist das nicht ein Wiederspruch in sich?“, fragte Taichi gerade aus. „Mhm… Sagen wir mal so: Ich hoffe einfach, dass ich mich irre…“, erläuterte er und schritt an dem Brünetten vorbei. Taichi verstand im Moment sowieso nichts mehr. Warum erzählte ihm das der Computernarr überhaupt? War ja nicht so, dass Koushiro nicht auch die Spannung zwischen ihm und Mimi bemerkte. Aber womöglich wollten sie beide wohl das Gleiche. Diese Frau glücklich sehen. Auch wenn das bedeutete, sie in den Armen eines anderen zu wissen. Der Tatsache geschuldet, dass sie alle keine Ahnung von Michael hatten, machte die Misere natürlich umso komplizierter. Die Sorge war berechtigt, konnten sie den neuen Freund von Mimi schließlich weder einschätzen, noch abschätzen. Dass auch Koushiro bemerkte, dass irgendwas nicht stimmte, machte das Ganze nicht einfacher. Daher beschloss Taichi einfach, ein wachsames Auge auf die Tachikawa zu haben.   Schweigend folgte er dem Rothaarigen dann auch nach drinnen, wo ihnen allen zunächst einmal ein Glas Sekt in die Hand gedrückt wurde. Taichi sah verwundert in die Runde und dann zu Mimi, die ihn anlächelte. Danach erhob sie ihr Glas. „Auf eine unvergessliche Woche!“, rief sie fröhlich aus und sie alle stimmten mit ein, kurz bevor sie tranken. Taichi verzog nach seinem ersten Schluck angewidert das Gesicht. „Was ist das denn?“, fragte er. „Champagner…“, war es Soras Stimme, die kichernd Antwort gab. „Boah… der schmeckt ja ganz anders, als das in der Limousine. Das kann doch keiner trinken!“ Sora lachte nur. „Du hast halt echt keine Ahnung, was gut ist!“, erwiderte sie. Neckisch kniff er der Rothaarigen in die Seite. „Sei mal nicht so frech, junge Dame!“, murrte er nur und stellte sein Glas ab. Sora kicherte nur. Taichi bemerkte dabei nicht, dass sich auf ihre Wangen ein roter Filter gelegt hatte.   „Na dann mal ran an den Speck!“, war es die motivierte Stimme von Taichi, der sich nun auch unter das gemeine Volk mischte und die Auswahl des Buffets musterte. „Wow, da hast du aber ganz schön aufgetischt!“, lachte er amüsiert. Daisuke balancierte mittlerweile schon drei Teller, ohne wirklich zu wissen, wie er weitere Speisen auf diesen bringen sollte. Ken schüttelte dabei nur den Kopf. „Weißt du. Bei einem Buffet kann man auch häufiger gehen!“, mahnte er. „Aber dann ist vielleicht alles Gute weg!“, entgegnete der braunhaarige Igelkopf. „Also normalerweise wird sowas wieder nachgefüllt…“, merkte nun auch Joe an und richtete seinen Blick zu Mimi. Diese nickte zustimmend. „Echt?“, kam es nur überschwänglich von Daisuke, der sich gleich darauf seine Teller schnappte und sich an den großen Tisch setzte. „Er wird sich echt nie ändern…“, kam es augenrollend von Hikari. Mira lächelte diese nur an, nachdem Daisuke verträumt angesehen hatte. „Ich hätte gar nicht erwartet, dass es hier auch so viel vegetarische Kost gibt…“, gab dann auch Yuri zu. Yamato sah sie nur verwirrt an. Ach richtig, sie war ja Veganern. „Na, dann wirst du ja auch was essen können…“, meinte er nur trocken. Mimi gesellte sich zu den beiden dazu und grinste stolz. „Gefällt euch die Auswahl?“ „Du machst es uns nicht gerade einfach, sich zu entscheiden!“, quickte Miyako, die sich ihren Teller voll haute. „Hihi… das war der Plan!“ Codys Blick ging auf den Teller von Mimi. „Isst du gar kein Fleisch?“, fragte er interessiert. Die Angesprochene schüttelte nur den Kopf. „Nein, ich bin Vegetarierin.“ Sofort hatte sie jemanden ganz bestimmten an der Backe. „Vegetariern? Du? Echt?“, redete Yuri direkt auf die Tachikawa ein, die fast zeitgleich etwas überfordert wirkte.   Taichi konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Mimi so verunsichert in der Gegenwart von Yuri zu sehen, amüsierte auch ihn. Außerdem genoss er es einfach, die Jüngere ausgiebig beobachten zu können. Eine Handlung, welcher er stundenlang nachgehen könnte. Mit guter Laune gab er sich dann auch der ausführlichen Auswahl des Buffets hin, kurz bevor er sich neben Koushiro niederließ und begann zu essen. Der Rothaarige schmunzelte nur. „Das wird sicher eine Woche voller Überraschungen!“, sprach er aus. Taichi nickte.   Wie recht er doch hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)