Kill this Killing Man II von Kalea (Höhen und Tiefen) ================================================================================ Kapitel 246: Schlafmartyrium ---------------------------- 246) Schlafmartyrium Die Tage vergingen und Dean fand sich langsam in diese Familie, in dieses Leben hier und doch ... Noch etwas verschlafen kam Sam aus seinem Zimmer. Gestern hatte ein Gewitterguss ihren abendlichen Hindernislauf beendet. Bis sie ihm Haus waren, waren sie vollkommen durchgeweicht. Gut dass es zwei Badezimmer gab. Freiwillig hätte keiner von ihnen dem Andere den Vortritt gelassen. Er fuhr sich mit der Hand durch die Haare und blieb abrupt stehen. Fast wäre er in seinen Bruder gelaufen. Warum stand der denn hier wie angewurzelt? „Dean?“, fragte er leise und legte ihm die Hand auf die Schulter. Erschrocken zuckte der Ältere zusammen. Er blinzelte ein paar Mal bevor er Sam ratlos anschaute. „Was ist los?“, wollte der leise wissen. „Ich ... da ...“ Dean schüttelte den Kopf. „Du kannst es ruhig sagen, ich werde dir weder den Kopf abreißen noch dich auslachen. Hier wird das niemand tun!“ „Ich hab ...“ begann Dean zögerlich und schüttelte gleich darauf den Kopf. „Da war ein rundes Ding, bunt und es schien zu leuchten, irgendwie. Aber hier ist nichts!“ Verzweifelt schaute er zu seinem Bruder. Sam runzelte die Stirn. Rund? Bunt? „Das Fenster“, platzte er hervor. „Du erinnerst dich an das Fenster!“ Voller Freude knuffte er Dean in die Schulter. Die erste Erinnerung! Wenn das kein Grund zur Freude war! Er wollte seinen Bruder umarmen, doch das ließ er lieber. Vielleicht war Dean ja schon wieder sein Dean? „Welches Fenster?“, wollte der Ältere wissen. ‚Okay, noch nicht wieder Dean!‘ Er schluckte die Enttäuschung darüber, dass seine kurz aufgekeimte Euphorie sofort wieder ausgebremst worden wa,r hinunter. „Hinter dieser Wand“, er zeigte auf die Wand zwischen seinem und Bobbys Schlafzimmer, „war früher kein Raum. Der Flur ging bis nach hinten zur Hauswand und an der ist ein rundes, buntes Glasfenster. Beim Umbau haben wir einen großen Schrank aus dem ungenutzten Raum gemacht.“ Dean schaute weiterhin unschlüssig auf die Wand. „Komm mit runter in Bobbys Büro. Ich zeig dir die alten Fotos.“ „Jetzt? So?“ Sam schaute an sich herunter. Auch er stand noch im Schlafzeug da. „Klar, warum nicht? Wir sind hier zuhause!“ Gemeinsam gingen sie in das Büro und Sam kramte die alten Fotos hervor, die sie vor dem Umbau gemacht hatten. Dean schaute eine Weile auf eines der Bilder, auf denen das Fenster zu sehen war. Die Sonne stand wohl genau dahinter, so dass es wie hinterleuchtet wirkte. „War es das, was du gesehen hast?“, fragte Sam. „Denke schon“, antwortete der monoton und nickte kurz. „Dean, das ist ein Grund zur Freude! Das ist die erst Erinnerung! Jetzt guck doch nicht so bedröppelt.“ Dean zuckte mit den Schultern, dann versuchte er ein Lächeln und nicke. Vielleicht war es ja wirklich ein Anfang. Gemeinsam gingen sie wieder nach oben und zogen sich an. Es war tatsächlich ein Anfang. Allerdings ein sehr harmloser, dem das dicke Ende schon bald folgte. Die tage schlichen dahin und Dean, Dean ... „Guten Morgen“, grüßte Sam Bobby, der gerade dabei war Pfannkuchen zu machen, und ging dann zur Kaffeemaschine, um sich einen Kaffee Latte zu kochen. „Kommt Dean auch gleich?“, wollte der ältere Jäger wissen, während er eine weitere Kelle Teig in die Pfanne gab. „Ich dachte eigentlich, dass er schon hier wäre.“ Sam schaute fragend zu dem Freund. „Ich hab ihn heute Morgen auch noch nicht gehört“, überlegte Bobby. „Aber vielleicht schläft er sich auch endlich mal wieder aus. Er sah in den letzten Tage schlecht aus, schlechter als sonst.“ „Wenn Dean Dean wäre, dann wäre es ja normal, dass er lange schläft, aber Dean ist eben nicht Dean und dieser Dean würde doch nie eine Möglichkeit auslassen, etwas zu lernen!“, stellte Sam traurig fest und schüttelte den Kopf. Er setzte seinen Kaffee auf den Tisch. „Ich gehe mal hoch und schau nach.“ „Du machst dir Sorgen?“ „Ja, irgendwie schon. Ich fand ihn in den letzten Tagen sehr einsilbig.“ Sam schaute fragend zu dem alten Freund. „Ich weiß einfach nicht ...“ Er ging nach oben, klopfte kurz und betrat dann das Zimmer seines Bruders. „Dean?“, fragte er und musterte ihn irritiert. Dean hockte auf seiner Couch. Er hatte den Quilt um sich gewickelt und ein Buch auf den Knien. Doch wenn er dessen Blick richtig deutete, war das wohl eher Fassade. Eine offene CD-Hülle lag auf dem Tisch aber er hörte keine Musik. Deans Haut war selbst in dem Licht hier fahl und er hatte dicke Ringe unter den Augen. Was war hier passiert? Noch einmal musterte er seinen Bruder eindringlich. Zitterte er? Mit zwei großen Schritten war er neben ihm. Er schob den Tisch etwas zur Seite und legte das Buch auf den Tisch, bevor er sich neben ihn kniete. „Was ist los, Dean?“, fragte er leise und legte ihm die Hand auf den Arm. Dean reagierte nicht. Also nahm Sam dessen Gesicht in seine Hände und drehte es langsam zu sich, so dass er ihn ansehen musste. Er fühlte die kalte Haut unter seinen Fingern und er fühlte das Zittern. „Bitte Dean!“, versuchte er es noch einmal eindringlicher. Dieses Mal schüttelte der wenigstens den Kopf. „Okay“, begann Sam und stand auf. Wenn es so nicht ging, dann eben anders. „Ich lasse dir ein Bad ein, damit du dich aufwärmen kannst. Danach gehen wir in die Küche frühstücken und dann legst du dich hin und schläfst noch ein bisschen.“ „Nicht schlafen“, wisperte Dean und zuckte zurück. Sofort horchte Sam auf. Was lief hier? Waren Deans Augenringe nicht nur auf seine Lernwut zurückzuführen? Hatten sie nicht bemerkt, dass er … ja was eigentlich? Warum schlief Dean schlecht? Warum wollte er nicht schlafen? „Was ist los, Dean? Warum willst du nicht schlafen?“, fragte er ihn auch gleich. „Ich ...“, begann der, brach aber gleich wieder ab. Wie sollte er das denn erklären ohne ausgelacht zu werden? Sam seufzte. „Okay“, sagte er ruhig, „ dann zuerst die Wanne und was essen.“ Er erhob sich und wollte gehen. „Bleib … bitte“, wisperte Dean. „Ich will nicht alleine bleiben!“ Er schob seine Hand unter dem Quilt hervor und verflocht seine Finger mit Sams. „Auch gut, dann kommst du eben gleich mit.“ Er zog Dean in die Höhe und langsam hinter sich her. Bobby stand auf der Treppe und blickte fragend zu Sam. Der schüttelte kurz bedauernd den Kopf und verschwand mit seinem Bruder im Bad, wo er ihn auf den Toilettendeckel schob. Er drehte das Wasser auf, regelte es so warm, dass es noch angenehm war und gab etwas von Jodys Lavendel-Orangen-Badeöl hinein. Dann brachte er seinen Bruder dazu sich auszuziehen und in die Wanne zu steigen und als der sich im Wasser ausgestreckt hatte, wollte er das Bad verlassen. „Geh nicht!“, bat Dean sofort. „Ich hole dir nur frische Kleidung, dann bin ich wieder da, okay?“, fragte Sam und wunderte sich schon wieder warum Dean plötzlich so anhänglich war. „Okay“, wisperte der Ältere und schaute Sam hinterher. Erst als der wieder bei ihm stand, entspannte er sich wirklich. Die Wärme und der Duft taten ihr Übriges. Immer wieder fielen ihm die Augen zu. Nach dem Bad und einem verspäteten Frühstück wollte Sam seinen Bruder nach oben ins Bett bringen, doch Dean weigerte sich standhaft. „Warum legst du dich nicht hier unten auf die Couch? Sie ist zwar nicht so bequem wie dein Bett, aber für eine Weile wird es gehen“, schlug Bobby vor und Dean nahm, wider erwarten, sofort an. „Nicht weggehen!“, bat er Sam erneut. „Bin gleich wieder da“, antwortete der und holte sich schnell seinen Laptop und ein Buch und setzte sich in den Sessel gleich neben der Couch. Erst jetzt war Dean bereit sich hinzulegen. „Was ist los, Dean? Sagst du´s mir? Warum willst du nicht schlafen?“, fragte er leise. Dean kaute schweigend auf seiner Unterlippe herum. Konnte er es sagen? Würde Sam mit ihm schimpfen? Eigentlich hatte er das nie getan, auch nicht, als er dieses Fenster gesehen hatte, das gar nicht mehr da war. Er schluckte. „Da sind Dinger … nachts … Die haben Krallen oder Reißzähne, die … ich ...“, erschöpft brach er ab. Wie sollte er so was erklären? Er hatte doch nie Horrorfilme gesehen. Doch einmal, aber das war so schlimm, dass er nie wieder einen sehen wollte und daran hatte er sich gehalten. Sam seufzte. Er hatte sich immer gewünscht, dass Dean sich erinnern konnte, aber doch nicht gerade diese Erinnerungen! Wie sollte er ihm die erklären? ‚Oh entschuldige ich vergaß dir zu sagen, dass wir Monster jagen. Das was du siehst, sind solche Monster. Wir haben sie getötet! Und wir haben noch ganz andere Monster gejagt.‘ Nein! Das sollte so lange ein Geheimnis bleiben, wie sich Dean nicht vollständig erinnern konnte. Aber das half ihm jetzt nicht weiter! Also, was konnte er Dean sagen? Wie konnte er ihn beruhigen? „Seit wann siehst du die Monster?“, wollte er wissen. Vielleicht half ihm dieses Wissen ja schon? „Nach dem Horrorfilm hab ich davon geträumt. Aber das war nur einmal“, versuchte er sofort einzuschränken. „Und jetzt? Seit wann schläfst du nicht mehr?“ „Noch keine Woche“, gab Dean zu. „aber fast. Ich hab erst versucht es zu ignorieren, einfach nicht darüber nachzudenken. Sie kamen immer wieder. Seit drei Tagen versuche ich einfach nicht mehr zu schlafen.“ Er gähnte heftig. Sam schüttelte den Kopf. „Das war das Falscheste, was du tun konntest, Dean!“, erklärte er leise aber eindringlich. „Wenn du wieder schlecht träumst, wenn du wieder solche Albträume hast, kommst du zu mir. Sofort, ja?“ „Ich kann dich doch nicht jedes Mal wecken!“ „Doch kannst du. Wir haben frei. Wir müssen nirgendwohin. Selbst wenn du mich die halbe Nacht wachhalten würdest, ich kann ausschlafen. Also ja! Du kannst mich jedes Mal wecken. Und jetzt versuch zu schlafen, ja?“ Dean nickte müde. Ihm waren die Augen während Sams kleiner Ansprache schon immer wieder zugefallen. Jetzt schloss er sie … und riss sie sofort wieder auf. „Du bleibst aber da, ja?“, wollte er leise wissen. Er hatte Angst diesen Dingern ausgeliefert zu sein, wenn niemand da war, wenn er im Dunklen aufwachte. „Ich bleibe hier“, versprach Sam und legte seine Hand auf Deans Schulter. Mit einem Seufzer schlief der ältere Winchester ein. Sam schaute beunruhigt zu Bobby, der die ganze Zeit in der Küchentür gestanden und zugehört hatte. „Ich bin wirklich davon ausgegangen, dass er nachts wieder gelernt hat. Einiges von dem Schulstoff ist ihm nicht mehr ganz so leicht gefallen wie vorher. Mir ist nicht mal im Traum eingefallen, dass er sich mit so was rumschlagen muss. Wieso habe ich ihn nicht schon eher gefragt? Wieso bin ich einfach darüber hinweg gegangen, dass er so schlecht aussieht?“ „Wie haben es auch nicht sehen wollen, Sam. Wer konnte auch damit rechnen?“ „Ich habe mir so sehr gewünscht dass er sich wieder erinnert. Warum muss es das sein? Warum kann er sich nicht an die schönen Dinge erinnern?“ „So kommen wir nicht weiter“, unterbrach der alte Jäger Sams Selbstvorwürfe. „Lass uns lieber darüber nachdenken wie wir Dean dauerhaft helfen können.“ „Was willst du denn ändern? Soll er dauerhaft bei mir schlafen? Willst du ihm unser Leben erzählen? Soll ich ihm Johns und Samuel Campbells Tagebücher zum Lesen geben?“, Sam zuckte hilflos mit den Schultern. „Ich habe wirklich keine Ahnung wie wir ihm hier helfen könnten. Daran dass er nicht müde genug ist, liegt es jedenfalls nicht. Wir sind in der Woche drei Abende über den Parcours gehetzt, anders kann man das nicht mehr ausdrücken. Dean war so müde, dass er sofort ins Bett gegangen ist.“ „Geistig ausgelastet ist er auch. Er lernt, liest. Jody und ich beschäftigen ihn.“ Auch ihm fiel so schnell nichts ein, womit sie Dean helfen konnten ohne ihm sein vergangenes Leben zu präsentieren. „Ich will erst mal sehen, woher diese Monster plötzlich kommen. Vielleicht gibt es ja einen Auslöser. Wenn es allerdings wirklich nur Erinnerungen sind, wenn sein Gedächtnis nur das freigibt werde ich ihm die Tagebücher geben. Dann müssen wir es auf die harte Tour machen und hoffen, dass er das gesund übersteht.“ „Gut, warten wir noch, auch wenn ich inzwischen der Meinung bin, dass wir es ihm erzählen sollten. Sieh ihn dir doch an, schlimmer kann es ihm danach auch nicht gehen!“ „Nicht schlimmer? Was wenn er das nicht verkraftet? Was wenn er an sich zweifelt? Was wenn er … was wenn wir ihn in eine Psychiatrie bringen müssten? Es sind auch Jäger schon an diesem Wissen zerbrochen. Wir sind damit aufgewachsen, aber selbst du und Dad habt erst nach und nach herausgefunden was es auf der Welt alles Böses gibt.“ „Du hast ja Recht“, wehrte Bobby ab. Er schob seine Kappe nach hinten, kratzte sich am Kopf und setzte sie sich wieder richtig auf. „Trotzdem habe ich dabei Bauschmerzen!“ Sam nickte. Er schaute zu dem alten Jäger auf und versuchte es mit seinem Hundeblick. „Bitte lass es uns erst so versuchen, bevor wir ihm die ganze Wahrheit mit dem Holzhammer einprügeln.“ „Du kannst deinen Dackelblick einpacken, Sam. Der funktioniert vielleicht bei Dean, bei mir nicht!“ Trotzdem drehte er sich um und verschwand durch die Verandatür. Wohin er wollte, sagte er nicht, aber Sam vermutete, dass er in seine Werkstatt ging und an irgendeinem Auto schraubte. Heldenhaft unterdrückte er ein Grinsen und wandte sich nun endlich seinem Buch zu. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)