Kill this Killing Man II von Kalea (Höhen und Tiefen) ================================================================================ Kapitel 194: Clowns ------------------- 194) Clowns Dean grübelte die ganze Zeit darüber nach, hier zu verschwinden und sein Baby heute Nacht zu holen. Das normale Leben konnte ihm gestohlen bleiben, wenn es schon so begann. Er wollte gerade aufstehen und gehen, als der Sheriff zur Tür herein kam. Der musterte die Brüder und warf der Polizistin einen fragenden Blick zu. „Der Impala in dem die Waffen gefunden wurden“, erklärte sie. „Ach ja. Kommen sie mit!“ Er verschwand in seinem Büro. Die Brüder folgten ihm. „Setzen sie sich“, forderte er sie mit einer Handbewegung auf zwei Stühle vor seinem Schreibtisch auf. Dean konnte sich ein genervtes Schnauben, während er sich setzte, nicht verkneifen. „Ach Sie finden es nervig, wenn wir unser Pflicht tun?“, fragte der Gesetzeshüter im Bewusstsein seiner Autorität. „Sie haben Ihren Wagen vor einem Hydranten geparkt und sie hatten Waffen im Wagen! Dafür könnte ich Sie in Untersuchungshaft nehmen!“ „Der Wagen stand vor keinem Hydranten. Das war ein silberner Honda. Und die Waffen lagen im verschlossenen Kofferraum“, stellte Sam die Sachlage ruhig klar. „Falschaussagen sind strafbar, das ist Ihnen klar, oder?“ „Das ist keine Falschaussage!“ Sam kramte sein Handy hervor. Gut, dass er das Foto gemacht hatte! „Und warum wurde er dann abgeschleppt?“ „Weil es ein Missverständnis gab“, versuchte der jüngere Winchester zu erklären und reichte sein Handy weiter. Auf dem Foto waren der Hydrant und der silberne Honda verschwommen, aber trotzdem ganz gut zu erkennen. „Hm. Aber warum sollte der Besitzer des Abschleppunternehmens den Kofferraum aus freien Stücken aufbrechen?“ „Gute Frage“, knurrte der ältere Winchester. „Und wenn ...“ „Dean, bitte.“ Sam kramte in seinem Rucksack. „Hier sind die Waffenscheine“, sagte er um einen neutral freundlichen Ton bemüht. „Sie sind auf unseren Vater ausgestellt. Er hat die Waffen damals gekauft und uns geschenkt.“ „Das kann jeder sagen. Ich will ihren Vater sehen.“ „Geben Sie mir Ihre Knarre, dann ...“ Dean war kurz davor aus der Haut zu fahren. „Dean!“ „Was? Er will zu Dad. Ich ...“ „Hör auf!“, Sam funkelte seinen Bruder wütend an. „Entschuldigen Sie meinen Bruder bitte. Er hat den Wagen von Dad geschenkt bekommen und ihn gerade erst mit viel Liebe restauriert. Zu wissen, dass er jetzt schon wieder beschädigt wurde, das ist ...“, Sam stockte und schaute kurz zu seinem Bruder. „Und was unseren Vater anbelangt, er ist vor vier Jahren an den Folgen eines Unfalls gestorben.“ „Gibt es jemanden, der bezeugen kann, dass es ihre Waffen sind?“, wollte der Sheriff etwas versöhnlicher wissen. Sollte der blonde Kerl aber noch einmal auch nur einen falschen Mucks von sich geben, würde er ihn in eine Zelle verfrachten. „Unser Onkel und sein Freundin“, antwortete Sam. „Und der wäre?“ „Robert Singer aus Sioux Falls und seine Freundin ist Sheriff Jody Mills.“ Hoffentlich hatte er jetzt nicht zu viel verraten, überlegte Sam. „Ich dachte Sheriff Mills ist verheiratet“, wollte er Sheriff lauernd wissen. „War sie, ja. Aber ihr Mann starb bei einer Gasexplosion. Sie und unser Onkel sind sich in den letzten Monaten näher gekommen.“ Bei einer Tagung hatte er Sheriff Mills mal kennengelernt und sich zu ihr hingezogen gefühlt. Damals hatte sie ihn abgewimmelt und ihm erklärt, dass sie verheiratet war. Er suchte ihre Nummer heraus und rief in ihrem Büro an. „Sheriff Mills bitte“, verlangte er, als sich ein junger Mann meldete. Er erfuhr dass sie heute frei hatte und bekam ungefragt ihre Handynummer. Sam sah was der Sheriff notierte und wählte Jodys Nummer. Es klingelt nur zweimal bevor sie dranging. „Hey Sam, was gibt’s?“ „Hier will jemand bestätigt haben, dass John Winchester unser Vater war.“ „Wieso das denn?“ „Jemand hat den Impala abschleppen lassen und die haben dann auch noch den Kofferraum aufgebrochen. Sie haben dem Sheriff hier gemeldet, dass wir Waffen im Kofferraum haben.“ „Hat er das Versteck gefunden?“ „Nein, alles okay.“ „Warte ich hole Bobby.“ „Danke, kannst du noch schnell mit dem Sheriff hier sprechen? Er scheint dich zu kennen.“ „Dann gib ihn mir mal.“ Sam lächelte kurz und reichte sein Telefon weiter. „Sheriff Mills“, informierte er den hiesigen Sheriff. Nach einem kurzen Gespräch über die Belanglosigkeiten des Lebens und die Widrigkeiten im Job stellte er die Frage nach den Winchester-Brüder und deren Waffen. „Ich weiß, dass sie welche haben. Sam eine Beretta und Dean einen Colt, zu weiteren Details muss ich Ihnen ihren Onkel geben. So lange kenne ich sie dann doch noch nicht.“ Schnell reichte sie das Telefon weiter und atmete erleichtert durch. Sie würde wohl nie ein Fan dieses Mannes werden. „Wie kann ich helfen?“, fragte Bobby ruhig. „Sie kennen Samuel und Dean Winchester?“ „Meine Neffen, natürlich.“ „Und ihren Vater?“ „John? Er starb vor vier Jahren. Wir hatten nicht das beste Verhältnis. Worum geht es?“ „Hat er seinen Söhnen Waffen geschenkt?“ „Ja. Dean einen Colt und Sam eine Beretta, als sie alt genug dafür waren.“ Für seinen Geschmack viel zu früh, aber das würde er dem Typen nicht auf die Nase binden. „Okay. Außerdem haben sie eine Armbrust dabei ...“ „Oh klasse! Sie haben dran gedacht. Ich hatte sie gebeten, die aus der Jagdhütte mitzubringen.“ „Sie haben eine Jagdhütte?“ „In Montana, ja.“ „Ist das nicht etwas weit weg von Kalifornien?“ „Sie wollten noch zu einer Freundin, soweit ich weiß.“ „Und fahren mit Waffen im Wagen rum?“ „Im verschlossenen Kofferraum? Warum nicht?“ „Gut. Sie haben ihren Neffen sehr geholfen.“ „Was soll das denn heißen?“ Ohne eine weitere Antwort drückte der Sheriff das Gespräch weg. Er gab Sam das Handy zurück. „Ihr Onkel hat ihnen den Arsch gerettet“, erklärte er kalt und wies auf die Tür. „Gehen sie, bevor ich es mir anders überlege und sie doch noch einsperre!“ Auf keinen Fall wollte er, dass sie jetzt vielleicht noch Anzeige gegen das Abschleppunternehmen erstatteten. Das Foto war da ziemlich eindeutig. Dean holte tief Luft. Doch bevor er auch nur einen Ton von sich geben konnte, packte Sam ihn am Ärmel und zerrte ihn vom Stuhl und zur Tür hinaus. Zur selben Zeit verließen vier Clowns die städtische Bücherei. Sie waren die Attraktion des vierteljährlichen Kinderlesetages gewesen. Sie lachten über Anekdoten und alberten herum, während sie zu ihrem Wagen gingen. „Was sollte das?“, schimpfte der ältere Winchester aufgebracht, kaum dass sie vor der Tür der Polizeistation standen. „Ich wollte einfach keine Nacht hinter Gittern verbringen“, sagte Sam leise. „Meinst du, die würden uns wirklich einsperren? Ich hab nicht viel Ahnung, aber Jody wüsste bestimmt wie wir uns da wehren könnten. Die haben Baby misshandelt und entführt!“ „Bitte Dean, lass es einfach gut sein. Ich glaube nicht, dass ...“ Sam erstarrte. Sein Blick war auf die Clowns gefallen, die neben ihrem Mietwagen standen. Sie lachten noch immer über einen ihrer Witze, doch für Sam sah es aus, als fletschten sie ihre Zähne. Gleich würden sie sich auf ihn stürzen und ihn in die Kanalisation zerren, um ihn da zu fressen. „Sammy?“ Vorsichtig berührte Dean seinen Bruder am Arm. „Sie sind nicht ...“ Hektisch sog Sam die Luft in seinen Lungen. Er atmete langsam aus, doch die Panik ließ sich nicht beherrschen. Die Clowns standen immer noch drohend vor ihm. Er stieß einen erstickten Schrei aus und erwacht aus seiner Starre. Seine Beine explodierten regelrecht. Er hetzte zwischen den Wagen hindurch. Haken schlagend wie ein Hase rannte er über Stock und Stein. Nur weg von hier! Irritiert schauten die vier Clown-Darsteller den flüchtenden Winchester hinterher. Einer von ihnen machte eine Geste, die nur zu deutlich zeigte, was er den dem Mann hielt. Er schüttelte den Kopf und stieg in den Wagen. Sam rannte, als wären Höllenhunde hinter ihm her. Die Bäume schlugen nach ihm und versuchten ihn zu halten. Er trat auf lose Steine und blieb an Wurzeln hängen, die seine rasende Flucht aufzuhalten versuchten und er schlug der Länge lang hin. Doch er war nicht zu stoppen. Immer wieder rappelte er sich auf und hetzte weiter. Noch fühlte er keine Schmerzen. Noch regierte die Panik seinen Körper. Jede Menge Adrenalin rauschte durch seine Adern. „Verdammt“, fluchte Dean lauthals und versuchte seinem Bruder zu folgen. Und obwohl die Bäume hier nicht sonderlich dicht standen, hatte er ihn schon bald aus den Augen verloren. „Sammy?“ „Sam?“ Dean blieb stehen und lauschte. Doch außer seinem pochenden Herzschlag hörte er nichts. Sein Bruder war und blieb wie vom Erdboden verschluckt. Das konnte doch nicht wahr sein! Der konnte ihn doch nicht so schnell abgehängt haben! Schon fast hilflos drehte er sich im Kreis. Ein paar Mal holte er tief Luft und versuchte sich so zu beruhigen. Wenn er jetzt auch noch in Panik verfiel, würde das niemandem helfen. Nur nicht an Baby denken! Endlich hatte sich sein Puls beruhigt. Er atmete noch einmal tief durch. Mit geschlossenen Augen lauschte er. Nichts. Nur der Wind strich leise durch die Äste. 'Jetzt wäre eine Wolfsnase wirklich von Vorteil', überlegte Dean. 'Obwohl? Wohl besser nicht.' Wenn er an das Desaster mit seinem Gehör dachte. Sein Gehör! Nach seiner Lungenentzündung war sein Gehör wieder normal, aber wenn er es wollte, dann hatte er auch Dinge hören können, die eigentlich für einen Menschen nicht zu hören waren. Wenn er sich jetzt richtig anstrengte, vielleicht konnte er Sammy dann ja doch hören? Noch einmal lauschte Dean. Und richtig. Ganz leise konnte er das Schniefen eines Menschen hören. Verwundert runzelte er die Stirn. War das Sam? Aber warum sollte der weinen? Klar er hatte sich erschrocken, aber das war doch für einen erwachsenen Mann kein Grund zum Heulen, oder doch? Hatte sich noch jemand in diesen Stückchen Land verlaufen? Eigentlich würde er das für eher unwahrscheinlich halten. Aber er hätte es bis eben auch noch für unwahrscheinlich gehalten, dass Sam so einfach wegrennt. Was war hier nur los? Erst wurde sein Baby entführt und dann brachten ein paar Clowns Sam dazu, zu flüchten. Immerhin lenkte der ihn so, wenn auch ungewollt, wenigstens von der Sorge um seine schwarze Schönheit ab. Obwohl? Ohne Sams Flucht hätte er sie vielleicht schon wieder. Er atmete noch einmal tief durch. So schwer es ihm auch fiel, Baby noch länger in der Hand ihrer Entführer zu wissen, Sam war wichtiger, viel wichtiger. Wütend rief er sich selbst zur Ordnung. Was sollte das denn heißen? Natürlich war Sam wichtiger als Baby. Sein kleiner Bruder war wichtiger als sein Leben, wichtiger als alles, was es auf der Welt geben konnte. Wie zum Teufel kam er denn auf solche Gedanken? Noch einmal lauschte er angestrengt. Das Schluchzen war noch immer zu hören. Er drehte sich einmal um sich selbst, um die genaue Richtung zu orten und schon rannte er los. Er war vielleicht eine halbe Meile gelaufen, als plötzlich ein Hirsch neben ihm aus dem Unterholz brach. Dean versuchte zu stoppen. Er strauchelte, trat auf einen lockeren Stein und landete unsanft auf der linken Seite. Leise fluchend rieb er sich sein Knie, bevor er sich wieder aufrappelte. Ungehalten schlug er sich den Schmutz von der Hose. Seine Hüfte hatte wohl auch etwas abbekommen. Aber das musste warten! Viel langsamer als zuvor lief er weiter. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)