Kill this Killing Man II von Kalea (Höhen und Tiefen) ================================================================================ Kapitel 168: Es sind die Ohren ------------------------------ Ich wünsche euch ein Frohes Osterfest und ganz viele Osternester. LG Kalea 168) Es sind die Ohren Dean war gerade dabei sich die Stoppersocken wieder anzuziehen, als er Bobby rufen hörte. Sam betrat die Küche und bekam seinen Kaffee in die Hand gedrückt. „Setz dich“, bat Bobby, „ich möchte etwas probieren.“ „Und was?“ „Das siehst du gleich“, erwiderte der Ältere. Er nahm den kleinen Apfelkuchen, den er mitgebracht hatte und begann ihn in mundgerechte Stücke zu schneiden. In jedes dieser Stücke steckte er einen breiten Eisstiel und stellte den Teller auf Deans Platz am Tisch, bevor er, „Dean, kommst du mal bitte“, so ruhig sagte, als stände der gleich neben ihm. „Du wolltest so jetzt nicht wirklich nach meinem Bruder rufen, oder?“, fragte Sam ungläubig. „Ist der überhaupt ...“ „Er ist wach. Ich habe vorhin die Tür oben gehört.“ „Wie soll er dich denn so hören?“ „Lass es“, knurrte Bobby und schüttelte den Kopf. Sam erstarrte regelrecht. Langsam stieg die Erkenntnis in ihm hoch. Aber das konnte nicht! Nein! Nicht das! Dean musste sich doch nur mehr Mühe geben, an ihrem Leben teilnehmen zu wollen! Er hatte sich dich einfach nur noch nicht wieder an die Lautstärke des menschlichen Lebens gewöhnt! ‚Bitte nicht das‘, bettelte er in Gedanken. In dem Moment kam Dean durch die Tür. „Was?“, fragte er heiser. Schnaufend ließ Sam die Luft aus seinen Lungen entweichen, unfähig die ganze Tragweite seiner Erkenntnis zu erfassen. „Ich hab Apfelkuchen mitgebracht. Er ist noch leicht warm, so wie du ihn am liebsten hast.“ Sofort begannen Deans Augen so zu leuchten, wie sie in den letzten Wochen nur äußerst selten geleuchtet hatten. Er ließ sich auf seinen Stuhl fallen und begann zu essen. Mit geschlossenen Augen kaute er bedächtig Stück für Stück. Dieser Genuss war noch immer regelrecht überwältigend. „Willst du einen Kaffee?“, fragte Bobby und warf Sam ein triumphierendes Lächeln zu. „Kakao“, bat Dean. „Stimmt. Dazu wolltest du lieber Kakao“, erinnerte sich jetzt auch der Ältere. So hatte Dean es früher geliebt und er begann auf altmodische Weise Kakao zu kochen. „Kaffee“ schniefte Dean plötzlich. „Du hast doch gerade erst deinen Kakao bekommen!“ Jetzt war Sam irritiert. „Für Jody“, erklärte der ältere Winchester und versenkte sich schnell wieder in den Genuss seines Kuchens. Leise seufzend drehte sich Bobby zur Kaffeemaschine um. Ungläubig schaute Sam von einem zum Anderen. Woher wusste Dean dass Jody kam? War das mit seinem Gehör so ausgeprägt? Das würden sie nie in den Griff bekommen! Oder doch? Aber wie? Und dann endlich, als der Kaffee durchgelaufen war, hörte auch Sam einen Wagen vor der Tür halten. Besorgt schaute er zu seinem Bruder und schüttelte leicht den Kopf. Was bedeutete das jetzt für sie? Für sie alle? Bobby nahm die Tasse und ging dem Sheriff entgegen. „Wie komme ich zu der Ehre?“, fragte sie und nahm die dampfende Tasse dankbar an. Vorsichtig pustete sie hinein, während sie sie zwischen ihren klammen Fingern hielt. „Draußen wird es immer kälter“, sagte sie noch. „Dean hat dein Kommen verpetzt“, erklärte der Jäger grinsend. „Hat er mich gesehen?“ „Nein.“ „Aber wie ...“ „Sag nicht, dass es das ist, was ich mir gerade in den dunkelsten Farben ausmale!“, fiel ihr Sam ins Wort. Er war Bobby in den Flur gefolgt. „Kommt mit“, sagte Bobby und deutete auf sein Büro. Er lehnte sich an seinen Schreibtisch und wartete, bis Sam die Tür geschlossen hatte. „Also was weißt du? Du hast gestern schon so eine komisch Andeutung gemacht und was ich gerade miterlebt habe … Bitte sag nicht, dass das wahr ist!“ „Ich hatte einen Verdacht was Deans Verhalten anbelangt, ja“, nickte Bobby. Auch er musste sich erst einmal sortieren. So schlimm waren selbst seine Befürchtungen nicht gegangen. „Und der hat sich meiner Meinung nach leider bestätigt“, begann Bobby. „Jetzt lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen“, bat Jody unruhig. „Dean ist nur rein äußerlich wieder vollkommen ein Mensch. Sein Gehör ist immer noch das eines Wolfes.“ „Wie kommst du darauf?“ Ihr war so direkt nichts aufgefallen. Aber sie hatte in der letzten Zeit auch nicht viel mit dem älteren Winchester zu tun gehabt. „Das darf einfach nicht wahr sein!“, schimpfte Sam verärgert. Warum musste es immer wieder seinen Bruder treffen? Warum konnte nicht einmal etwas einfach nur gut ausgehen? Warum musste es immer noch schlimmer kommen? „Wie oft bist du in den letzten Tagen ins Wohnzimmer gekommen und der Fernseher war auf die leiseste Stufe gedreht, wenn er allein im Raum war? Wie oft ist Dean geflüchtet, wenn wir uns lauter unterhalten haben? Wie oft ist er zusammengezuckt, wenn eine Tür schlug oder etwas runterfiel, dass er nicht gesehen hat? Wie oft verzog er gequält das Gesicht?“ „Ich will das nicht, Bobby! Nicht für Dean, bitte! Hat er nicht schon genug gelitten?“, stammelte Sam entsetzt. Seine Schultern sackten nach unten und die Luft entwich leise pfeifend aus den Lungen. „Warum kann nicht einmal etwas gut ausgehen?“, murmelte er enttäuscht. So langsam fraß sich der eine Gedanke in ihm fest: ‚Wir hätten ihn Wolf sein und sterben lassen sollen! Er hatte wirklich schon genug gelitten!‘ Die Hoffnungslosigkeit überrannte ihn gerade wie ein Tornado. „Wie können wir ihm helfen?“, dachte Jody dagegen eher praktisch. „Ich meine wir können hier versuchen ruhiger zu sein, aber wir können ihn nicht hier einsperren. Irgendwann wird er raus wollen. Die Welt wird nicht leiser sein nur weil er Probleme hat und als Einsiedler leben ist glaube ich auch nicht seins.“ „Ich denke wir sollten die Bücher wälzen“, wandte sich der Jäger an Sam. „Vielleicht gibt es einen Zauberspruch, eine Fluch, was auch immer, womit wir ihm schnell helfen können, bis wir eine endgültige Lösung finden“ „Vielleicht gewöhnt er sich ja daran?“, überlegte Jody. „Aber ein Fluch? Ein Zauberspruch?“,grübelte Sam, der nur zu gerne nach dieser Möglichkeit griff seiner Resignation zu entkommen. „Das wäre die letzte Lösung ja, aber ich wäre bereit sie zu wählen, sollte uns nichts anderes einfallen“, sagte Bobby. „Als letzte Möglichkeit, ja“ „Wie wäre es mit Oropax, für den Anfang?“, fragte der Sheriff und holte ihr vibrierendes Handy aus der Tasche. „Sheriff Mills“, meldete sie sich. „Ich bin davon ausgegangen, dass er noch an die Stille des Waldes gewöhnt war“, überlegte Sam zerknirscht. „Ich wollte so etwas einfach nicht sehen oder glauben.“ „Ich habe mir auch nichts dabei gedacht, als es mir zum ersten Mal auffiel“, versuchte Bobby ihn zu beruhigen. „Aber er ist mein Bruder!“ „Und deshalb tust du jetzt alles dafür, um ihm zu helfen“, versuchte Bobby ihn noch weiter aufzubauen. Er hatte Sams Stimmungsschwankungen wohl mitbekommen. „Ich muss wieder los“, erklärte Jody mit Bedauern in der Stimme. „Der angekündigte Schneesturm erfordert meine Anwesenheit.“ „Wann kommst du wieder?“ „ich denke heute Abend. Wenn wir alles vorbereitet haben, können wir nur noch abearten und das kann ich auch hier. Morgen ist mein freier Tag. Mal sehen, ob das so bleibt.“ „Sei vorsichtig und wenn es nicht geht, bleib lieber bei dir“, bat Bobby sie. „Mach ich“, lachte Jody und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. „Bis bald“, rief sie noch und verließ das Haus. Schon bald war das leiser werdende Geräusch ihres Wagens zu hören. Bobby und Sam gingen wieder in die Küche. „Ich bin fast versucht dir einen Latz zu schenken“, grinste Sam und zeigte auf Deans Brust. Der verdrehte genervt die Augen. „War mein letztes Passendes.“ „Ich hab auch keins, das deinen Fäustlingen gerecht wird“, bedauerte Sam. „Ihr solltet einkaufen fahren, während die Waschmaschine arbeitet.“ Dean verzog das Gesicht und schüttelte den Kopf. Um nichts in der Welt wollte er das Grundstück verlassen und sich in das Getümmel werfen. Hier war es ihm meistens schon zu laut, wie sollte er dann eine volle Einkaufshalle ertragen? Der Hausherr grinste kurz, als er die Reaktion sah und begann dann in einer der Schubladen zu kramen. Er holte eine kleine Packung hervor und legte sie vor Dean auf den Tisch. „Vielleicht helfen die?“, sagte er leise. Dean starrte auf das Päckchen und musste einen Augenblick überlegen, was er sah, dann erhellte sich seine Mine schlagartig. „Hier im Haus solltest du die aber nicht nehmen. Deine Ohren könnten sich sonst entzünden.“ Sofort verzog Dean wieder das Gesicht. „Wir versprechen dir hier im Haus so ruhig wie möglich zu sein und du, dass du uns sagst, wenn es dir zu laut wird.“ Dean nickte. So ganz war er noch nicht überzeugt, aber er wollte es auf jeden Fall versuchen. „Also fahren wir einkaufen?“ Die Abneigung gegen diesen Vorschlag war dem älteren Winchester eindeutig anzusehen. „Würde gerne duschen, vorher“, warf er leise ein. „Okay, geh schon mal hoch, ich komm dir gleich helfen“, erklärte Sam und räumte seine Tasse weg. „Was ist heute mit ihm?“, wollte er von Bobby wissen. „Er hat seit Tagen nicht so viel mit uns gesprochen und einkaufen hätten wir ihn selbst mit vorgehaltener Pistole nicht gekriegt!“ „Ich überlege auch schon. Vielleicht geht es ihm besser?“ „Oder er hat unser Gespräch gestern mitgehört?“ „Wenn es so ist, dann hat es mehr bewirkt als wir erwarten konnten. Dean bemüht sich und wir sollten ihm so gut wir können unterstützen!“ „Dann schau ich mal, wie ich ihm helfen kann“, sagte Sam und verschwand ebenfalls nach oben. Sam betrat das Bad. Er sah Dean mit seinem bekleckerten Shirt kämpfen und griff einfach zu. Dean ließ sich schon immer eher helfen, wenn man einfach machte und nicht erst lange um Erlaubnis bat und so auch jetzt. „Den Rest schaffst du?“, fragte Sam und begann sich seine Schuhe, die Socken und die Hose auszuziehen. Dean schaute ihn fragend an. „Ich hab schon geduscht“, grinste er schief und Dean zuckte mit den Schultern. „Am besten du stellst dich in die Dusche, die Arme an die Wand und keine Angst, ich erschieß dich nicht.“ Wieder musste Sam grinsen. Es sah wirklich so aus. Er stieg hinter seinem Bruder in die Dusche und begann ihn zu waschen. Eigentlich hatte er gehofft, das nach Deans Genesung von dem Höllenhundangriff nie wieder tun zu müssen, eigentlich, auch wenn er es natürlich jeder zeit wieder tun würde. „Ich guck mal, ob ich vielleicht doch noch was habe, dass du anziehen kannst“, sagte Sam und verließ das Bad, nachdem er seinem Bruder noch beim Abtrocknen geholfen hatte. Nach längerem Wühlen fand er in den Tiefen seines Kleiderschrankes einen, nicht nur an den Ärmeln ziemlich ausgeleierten Pullover, von dem er geglaubt hatte, dass der schon lange zu Putzlappen verarbeitet worden wäre. Er schämte sich, seinem Bruder den anbieten zu müssen. Dean sollte nicht wie der letzte Penner rumlaufen, nur weil er verletzt war. Nein, sie musste wirklich einkaufen fahren, auch wenn Dean die Verbände in zwei höchstens drei Wochen wieder los sein würde. Er nahm noch eine Jacke von sich mit, die an den Ärmeln etwas weiter war und wartete im Flur auf seinen Bruder. „Tut mir leid, ich hab nur dieses ausgeleierte Ding“, entschuldigte er sich auch sofort. „Ich hab nur bekleckerte“, meinte der Ältere langsam und verzog das Gesicht. Eins war so blöd wie das Andere. Bobby trat aus der Küche, als er seine Jungs die Treppe herunterkommen hörte und hielt Dean die Oropax hin. „Die solltest du mitnehmen. Kriegst du sie alleine rein?“ Der ältere Winchester zuckte mit den Schultern. Er nahm eins zwischen die Finger, fummelte etwas, bis er es im Ohr hatte und nickte dann. Er schaffte es alleine. Nur raus würde er sie wohl nicht selbstständig bekommen, doch darüber musste er jetzt noch nicht nachdenken. „Solltest du nicht noch Schuhe anziehen?“ Dean verzog das Gesicht zu einer gequälten Grimasse, nickte aber widerstrebend. „Soll ich sie dir zubinden, oder reicht es, wenn ich die Schnürsenkel nur reinstecke?“ „Reinstecken“, entschied Dean. So konnte er die schnell wieder loswerden, wenn es gar nicht mehr auszuhalten war. Und schon als Sam Bobbys Pickup-Truck vom Hof lenkte war er kurz davor, sie sich von den Füßen zu streifen. Sich an Kleidung zu gewöhnen war fast problemlos gewesen. Warum klappte es dann mit den Schuhen nicht? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)