Kill this Killing Man II von Kalea (Höhen und Tiefen) ================================================================================ Kapitel 110: Gewitter mit Unwetterpotential ------------------------------------------- Wünsche euch einen schönen 4. Advent und ein wundervolles Weihnachtsfest. Ruhe und Besinnlichkeit, den leckeren Braten und den überfüllten Magen, glückliche Gesichter unterm Weihnachtsbaum und ganz viel Liebe . Eure Kalea @ Vanilein - Jaja, ich wieder. Immer muss ich sie aus dem Schlamassel retten ... nee, dieses Mal sollen sie selbst sehen, wie sie da raus kommen ;-))) LG Kalea 110) Gewitter mit Unwetterpotential „Warum tust du das?“, wollte Dean während des Essens unvermittelt wissen und schaute seinem Bruder in die Augen. „Essen? Damit ich nicht verhungere?“, antwortete Sam irritiert. „Nein“ Dean schüttelte unwirsch seinen Kopf. Er hätte die Frage wirklich besser formulieren sollen. „Das meinte ich nicht“, sagte er leise. „Ich wollte wissen wieso du nur Grünfutter isst.“ „Cholesterin, Herzinfarkt. Ich will fit und gesund bleiben. Das Leben verlangt uns so schon eine Menge ab.“ „Du weißt aber schon, dass Essen sich nicht wirklich auf den Cholesterinspiegel auswirkt, es sei denn, du isst nur Fett, oder?“ „Ich mag Salat.“ „Aber nur?“ „Du isst doch auch meistens Burger.“ „Meistens. Aber Du ist fast immer Salat. Warum?“ Sam zuckte mit den Schultern. Aß er wirklich nur Salat? „Vielleicht, weil ich keine Lust auf irgendwelche Essensexperimente der unterschiedlichen Küchen habe? Mir ist das Essen in den Diners meistens zu fettig. Wenn wir uns was vom Chinesen holen esse ich ja auch nicht nur Salat.“ Dean legte den Kopf schief. So ganz war das zwar nicht die Antwort die er erhofft hatte, aber irgendwie wusste er wohl selbst nicht, was er hören wollte. „Warum fragst du?“ „Ganz ehrlich? Keine Ahnung. Vielleicht sollte ich meine Essensauswahl mal ändern? Vielleicht sollte ich mich ändern? Wir versuchen so viel zu ändern und eigentlich bleibt alles wie es ist“, sinnierte der Ältere. Sam überlegte kurz. „Du meinst, wenn wir uns ändern, dann muss sich unser Leben auch ändern?“ „Es wäre einen Versuch wert, oder?“ „Du wolltest diesen Fall nicht?“, stellte Sam leicht erschrocken fest. Als Nick ihn angerufen und ihm gesagt hatte, dass er schon mit Dean gesprochen habe, war er davon ausgegangen, dass Dean zugestimmt hatte, den Fall zu übernehmen. „Ich wollte mit dir reden.“ „Ich hätte nicht zusagen sollen!“, erklärte der Jüngere zerknirscht. „Nick hat uns damals in Stillwater davon erzählt und ich habe ihm gesagt, dass er sich melden soll, wenn es wieder passiert. Also ja, wir sollten ihm helfen.“ „Trotzdem sollten wir uns überlegen, wie wir zukünftig in solchen Fällen reagieren.“ Eine Weile starrte Dean aus dem Fenster. „Wir machen bis Weihnachten weiter?“, fragte er dann etwas unsicher. „Du meinst, nach diesem Fall soll ich nach einem neuen suchen?“ „Nein!“, platzte es aus Dean heraus. Erschrocken schaute er zu Sam und schüttelte dann über sich selbst den Kopf. „Ach verdammt! Ich weiß es auch nicht!“, schimpfte er überlegte kurz und holte tief Luft. „Nein! Du suchst nach keinem Fall. Wenn wir den hinter uns haben, fahren wir zu Bobby. Sollten wir über einen Fall stolpern, machen wir den noch und wenn nicht? Dann machen wir uns bei Bobby ein paar schöne Wochen, versuchen Jody wieder zum Einziehen zu bewegen und überlegen uns, was wir auf Dauer mit unserem Leben anfangen wollen?“ Unsicher suchte er in Sams Gesicht nach einer Antwort. „Wenn du etwas entschieden hast, dann willst du es auch mit allen Mitteln erreichen“, stellte Sam fest. „Du willst also so weiter leben?“ Enttäuschung machte sich in Deans Gesicht breit. Er ließ den Kopf hängen. Warum darüber nachdenken was sein könnte, wenn es doch nie eintreten würde! „Nein! Ach verdammt! So meine ich das doch gar nicht!“, schimpfte Sam. „Es ist nur … Ich will dieses Leben so ja auch aufgeben. Aber es gibt nicht so viele Jäger und wir gehören zu den Besten. Wir können die Menschen doch nicht einfach ihrem Schicksal überlassen. Ich meine, wenn kein anderer Jäger in der Nähe ist … Du hast mir damals erklärt, dass dieses Leben unser Familienauftrag ist.“ Er hatte so oft darüber nachgedacht und er wollte sein ganzes Leben lang ein anderes, aber jetzt wo dieses andere quasi zum Greifen nahe war, kam es ihm irgendwie falsch vor. So, als würde er jemanden verraten. „Diese Familie ist auf so vielen Lügen aufgebaut. Warum sollte es damit anders sein?“ „Du willst mit aller Macht aus diesem Leben raus!“ „Ich möchte John und alles was mit ihm zu tun hat zu gerne komplett aus meinem Gedächtnis streichen! Und das heißt auch, diese Leben hinter mir zu lassen!“ Sam nickte. Wahrscheinlich war das die einzige Art wie Dean mit Johns Betrug? War es Betrug gewesen? In den Augen seines Bruders wohl schon. Jedenfalls war es wohl der einzige Weg, wie Dean mit all dem klarkommen konnte. Und ja! Er wollte ja auch aussteigen. Aber er konnte die Menschen doch nicht einfach so den Monstern überlassen. Gutes zu tun hatte ihm nach Jessicas Tod geholfen einen Sinn in diesem Irrsinn zu sehen und er kam sich schlecht dabei vor, wenn er daran dachte Menschen im Stich zu lassen. „Wenn wir tot sind, müssen die anderen unsere Fälle auch übernehmen“, sagte Dean leise. „Ja schon. Aber irgendwie … Es fühlt sich an, als ob wir die Menschen verraten.“ „Was soll das Sam?“ Dean warf seinen Burger auf den Teller. Ihm war der Appetit vergangen. „Erst bekniest du mich eine halbe Ewigkeit, damit wir aussteigen und dann, als ich endlich soweit bin um dieses Leben an den Nagel zu hängen, kommst du mir mit Gewissensbissen? Tut mir leid, Sam. Ich werde für dich nicht mehr das Arschloch spielen, dass dir sagt, was du zu tun und zu lassen hast. Denn egal was ich entscheiden würde, es wäre falsch! Aber da spiele ich nicht mehr mit. Das kannst du schön alleine mit dir ausmachen.“ Er stand auf. „Du hast genau fünfzehn Minuten um dich zu entscheiden und deinen Salat zu essen. Danach bin ich weg! Aber du weißt ja, wo du mich finden kannst!“ „Dean! So war das nicht gemeint! Ich hab doch nur …?“ „Vergiss es!“, knurrte Dean. Er wollte nichts mehr davon hören! Wütend stapfte der ältere Winchester aus dem Diner. Sanft glitten seine Finger über das schwarze Blech seines Babys. „Du hintergehst mich nie“, wisperte er leise und ließ sich hinter das Lenkrad fallen. Was war nur in Sam gefahren? Hatte der wirklich geglaubt, dass er alles verraten würde, was er sich bei Ellen so schwer erkämpft hatte? Verdammt! Er wäre fast draufgegangen und ob er sich ohne Sams Hilfe gefangen hätte, wollte er auch nicht näher ergründen. Aber warum kam der jetzt mit so einem Scheiß an? Hatte sein kleiner Streber jetzt seine Sinnkrise? Wieso? Sam war doch immer derjenige, der frei sein wollte. Der, dem der Familienauftrag, ihre Familie überhaupt, egal war. Warum wollte er jetzt plötzlich daran festhalten? Hatte er genau solche Angst wie er selbst? Er wusste, dass er Sam hier helfen müsste, aber er konnte es nicht, denn er war noch lange nicht wieder so stabil. Er hatte Angst umzufallen und die schwer erkämpfte Entscheidung wieder zu verwerfen. Dann würde er hier nie rauskommen und irgendwann genauso enden wie John. Und genau das war inzwischen das Letzte, was er wollte. Sam ließ den Kopf hängen. Was hatte er angerichtet? Warum hatte er diese Fragen überhaupt gestellt? Musste er sich unbedingt mal wieder gegen Dean stellen, egal wie bekloppt seine Argumente waren? Was sollte das? Sie hatten einen gemeinsamen Nenner gefunden. Einen, mit dem sie beide wunderbar leben konnten und dann kam er mit so einem Mist um die Ecke. Scheinbar musste er alle paar Monate unbedingt in ein Fettnäpfchen springen, egal wie sinnlos die Aktion war und egal wie weh er seinem Gegenüber damit tat. Wie blöd war er eigentlich? Und wieso lernte er nichts dazu? Er ließ seinen Salat stehen und ging an die Theke um zu zahlen. Hinter der Kasse stand ein kleines Regal mit Süßigkeiten. Schnell orderte er noch ein paar Schokoriegel und hoffte Deans Laune damit etwas heben zu können. Doch wenn der sich wirklich schon so weit geändert hatte, dann würde das wohl nicht klappen. Verdammt! Dean vertraute ihm und er musste unbedingt einen Keil zwischen sie treiben. Schnell zahlte er und beeilte sich zu seinem Bruder zu kommen. „Es tut mir leid, ich …“, begann Sam kaum dass er die Tür geschlossen hatte und hielt ihm einen Schokoriegel hin. „Lass es sein, Sam, ich will keine lahmen Entschuldigungen hören und ich bin kein Kind, das man mit Süßigkeiten bestechen kann. Ich habe es satt immer schuld zu sein, wenn etwas in deinem Leben nicht so läuft, wie du es willst. Du bist hier und das nehme ich jetzt mal als Bestätigung, dass du diesen Fall mitmachen wirst. Danach können wir weitersehen.“ „Dean, bitte!“ Der Ältere hob abwehrend die Hand und drehte gleich darauf den Lautstärkeregler des Radios so weit nach rechts, dass keine Unterhaltung mehr möglich war. Er wollte nicht reden. Wahrscheinlich war das falsch, aber er wollte sich für seine Entscheidungen nicht rechtfertigen, denn er hatte Angst umzukippen, wenn Sam länger nachfragen sollte. Was sollte er mit einem Leben auch anfangen? Er konnte doch nur jagen. Sam seinerseits war traurig und wütend auf sich selbst. Er hatte die halbe Nacht wach gelegen und sich mit genau diesem Problem von einer Seite auf die andere gewälzt und sich über sich selbst geärgert. Nicht nur, dass er zu keinem sinnvollen Ergebnis gekommen war, nein! Es war auch noch vollkommen idiotisch darüber überhaupt nachzudenken. Sie hatten sich, auch auf oder eher wegen, seines Drängens hin zu einem Dämonenjäger-Ruhestand entschlossen. Er wollte doch dass Dean ausstieg, solange es sie noch nicht umgebracht hatte und jetzt, wo sich sein Bruder endlich genau dazu entschlossen hatte, machte er einen Rückzieher? Warum? Aus Angst vor einem normalen Leben? Hatte er Angst davor, dass er irgendwann eine Freundin haben und die genauso enden könnte wie Jess? Sie konnten sich und ihre Freunde schützen. Zumindest hoffe er, dass sie das konnten. Sicher wäre wohl niemand von ihnen. Aber wollte er sich deswegen das ganze Leben versauen lassen? Wollte er, nur weil er vielleicht jemanden nicht schützen konnte, nie die Chance auf ein richtiges Leben ergreifen? Nein! Er wäre schön blöd, wenn er das tun würde. Wenn Dean sich davon nicht abhalten ließ, wieso dann er? Die Musik dröhnte noch immer in unvermittelter Lautstärke aus den Boxen. Dean war also noch nicht ansprechbar. Er seufzte leise. Zu gerne würde er sich erklären und entschuldigen. Energisch griff er nach dem Lautstärkeregler und drehte ihn auf ein annehmbares Maß zurück. „Vielleicht bin ich genauso unsicher wie du, wenn es um ein normales Leben geht?“, sagte er leise und schaute zu seinem Bruder. Hatte der ihn überhaupt gehört? Er schüttelte den Kopf. Noch einmal würde er ihn jetzt nicht ansprechen. Das zu klären musste er wohl oder übel auf später verschieben. Jetzt sollte er sich besser schon mal um Fakten für diesen neuen Fall kümmern. Er holte seinen Laptop vom Rücksitz, öffnete sein Mailfach und zog sich die Informationen von Nick herunter. Eine Weile las er und begann dann nach weiteren Informationen zu suchen. Zu gerne würde er die Fakten schon mal mit Dean durchgehen, doch der wollte noch immer nicht reden. Da hatte er sich ja was eingebrockt! Dabei schien der Fall wirklich interessant zu sein. Es war schon dunkel, als Dean den Impala über die Stadtgrenze lenkte. „Wohin?“, wollte er ruhig wissen. Sam war für einen Moment perplex. Bis jetzt hatte sein Bruder geschwiegen, auch wenn er das Radio nicht wieder lauter gedreht hatte. Als er daraufhin allerdings sofort sein Wissen loswerden wollte, hatte Dean ihn mit einer Handbewegung darauf hingewiesen, dass er noch immer keine Lust hatte, mit ihm über ihren Streit zu reden und auch nichts hören wollte. Er seufzte leise. Da hatte er sich ja echt was eingebrockt! „Best Western Plus“, beeilte er sich zu antworten und gab Dean auch gleich noch die Adresse. „Nick hat uns ein Zimmer gebucht, damit wir uns in der Nacht nicht noch mit dem Rezeptionisten herumschlagen müssen. Er meinte, wir sollen den Schlüssel bei ihm holen. Zimmer 308.“ Dean zuckte mit den Schultern. Das interessierte ihn im Moment herzlich wenig. Fast wortlos lotste Sam seinen Bruder durch die Straßen und der war ihm wirklich dankbar dafür. Auch wenn er wusste, dass er sich kindisch verhielt, er war noch nicht wieder soweit, um mit ihm unbefangen reden zu können. Er hatte sich zu einer Entscheidung durchgerungen, die sein ganzes Leben auf den Kopf stellte und gerade dabei hatte er sich Rückendeckung von seinem Bruder erhofft, denn der kannte ihn wie niemand sonst und müsste wissen, dass er sich dabei lange nicht so sicher war, wie er auftrat. Doch Sam war ihn ohne Vorankündigung in den Rücken gefallen. Das musste er erst einmal verdauen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)