Kill this Killing Man II von Kalea (Höhen und Tiefen) ================================================================================ Kapitel 80: Eine Erpressung --------------------------- 80) Eine Erpressung Dean klopfte an die Tür des Sekretariats. Er glaubte zwar nicht, dass noch jemand da war, aber er wollte es wenigstens versuchen. Erstaunt nahm er das „Herein“ zur Kenntnis und trat ein. „Guten Tag“, grüßte er. „Mr. Smith, guten Tag. Was kann ich für Sie tun?“, fragte Lana lächelnd. „Ich würde gerne mit Dr. Fuller reden.“ „Und worum geht es?“ „Um die Bewohner von Station vier.“ „Haben Sie sich da schon eingelebt? Ich weiß, dass die Station, vorsichtig gesagt,etwas schwierig sein soll“, begann sie ein Gespräch, während sie ein paar Tasten drückte und gleich darauf der Drucker ansprang. „Es geht. Wir waren heute mit einigen Bewohnern in einem Cafe, ein paar Straßen weiter“, erzählte er ruhig. „Sie haben es geschafft sie aus ihren Zimmern zu locken?“, fragte sie ehrlich beeindruckt. Dean nickte nur. Ihm war diese Euphorie ja schon fast peinlich, auch wenn er sich über die Anerkennung freute. „Ich werde Dr. Fuller mal fragen, ob er Zeit für Sie hat“, versprach sie und erhob sich. Sie nahm noch eine Unterschriftenmappe vom Tisch und ging zum Büro ihres Chefs. Nach einem kurzen Klopfen trat sie ein. „Sie können durchgehen, Mr. Smith“, sagte sie, als sie in ihr Büro zurückkam und ließ die Tür offen. „Mr. Smith! Sie möchten mit mir reden?“, begrüßte ihn der Heimleiter und hielt ihm die Hand hin. „Guten Tag! Ja, wollte ich.“ „Bitte setzen Sie sich doch. Kaffee?“ „Gerne“ „Ich habe gehört, dass Sie daran arbeiten, Ihre Station zum Essen im Speisesaal zu bringen?“, fragte der Heimleiter nachdem er zwei Tassen geordert hatte. „Wie kommen Sie denn darauf?“ „Sie waren doch mit ihnen in einem Cafe!“ „Mit einigen, waren wir, ja. Das heißt aber nicht, dass sie sich auch dazu bereiterklären, im Speiseraum zu essen, auch wenn wir sie natürlich gefragt haben. Aber die einstimmige Meinung ist, dass es ihnen da zu laut und zu unruhig ist. Wie Sie wissen, haben einige von ihnen gerade erst Angehörige verloren. Sie wünschen sich zur Zeit eher Ruhe als Hektik.“ „Und worum geht es?“, wollte er jetzt wesentlich frostiger wissen. „Wie gesagt, der Speiseraum ist ihnen zu unruhig, aber sie sperren sich nicht komplett gegen ein Essen in Gemeinschaft ...“, begann Dean ruhig. „Sollen wir für die etwa extra Essenszeiten einführen?“ „Nein. Aber auf Station vier ist am Ende des Ganges ein großer Raum, der mit Gerümpel vollgestellt ist und den niemand sonst nutzt. Wenn wir diesen Raum ausräumen und renovieren könnten, dann wäre das durchaus eine Alternative für die Bewohner.“ „Und was soll das kosten?“ Dr. Fuller blieb skeptisch. Natürlich war dieser Raum, den es auf jeder Station gab, als Aufenthaltsraum gedacht gewesen, allerdings nutzten ihn nur drei der sieben Stationen. „Vieles könnten James und ich selbst machen und ich denke die Bewohner werden auch mithelfen, wenn sie sehen, dass sich etwas ändert. Vielleicht können wir auch einiges von dem verwenden, was in dem Raum steht. Tapeten und Farben werden wir aber schon brauchen.“ „Ich denke drüber nach. Mal sehen ob und woher ich das Geld nehmen kann. Kommen Sie morgen nochmal rein, dann gebe ich Ihnen meine Entscheidung bekannt.“ „Danke“, erwiderte Dean und stand auf. „Und danke für den Kaffee.“ Dr. Fuller nickte kurz und begann auf seiner Tastatur zu tippen. „Und?“, wurde Dean von seinem Bruder empfangen. „Er will drüber nachdenken.“ „Also wohl eher nein.“ „Vermute ich auch. Aber wir könnten uns nachher ja mal anschauen, was in dem Raum steht und was man vielleicht nehmen könnte.“ „So schnell gibst du wohl keine Ruhe.“ „Ob wir nun hier sitzen oder uns in dem Raum umschauen.“ „Du liebst es Dinge neu zu gestalten, kann das sein?“ „Es macht Spaß, warum?“ „Naja, wenn wir ein normales Leben führen, könntest du doch auch sowas machen.“ „Ich hab mir abgewöhnt über das was wäre wenn nachzudenken. Es tritt ja eh nicht ein!“ Sam schluckte. Er wusste nicht, was jetzt schwerer zu ertragen war. Das Wissen, dass sein Bruder also doch Träume und Wünsche hatte oder die Tatsache, dass sie so oft enttäuscht worden waren, dass er nicht mehr träumte. „Es wird passieren, Dean.“ „Versprich nichts, was du nicht halten kannst!“ „Und wenn es das Letzte ist, was ich tue. Ich werde dich aus diesem Leben holen!“ Dean schaute zu seinem Bruder. Trauer spiegelte sich in seinen Augen. Er schüttelte den Kopf. Es wäre zu schön, um wahr zu sein. Aber er hatte sich abgewöhnt auf Hoffnungen und Träume zu vertrauen. Er war nicht wie Sam. Dean schob sich den Kopfhörer ins Ohr, schaltete das EMF ein und begann eine weitere Runde durch das Haus. Dieses Mal schlug das EMF auf ihrer Station kaum noch aus, dafür waren die Signale auf Station 7 umso stärker. Nahm der Geist, oder was auch immer hier sein Unwesen trieb, jetzt diese Bewohner ins Visier? Dann sollten sie diese Bewohner heute Nacht besser mal überprüften. Auf seinem Rundgang schaute er außerdem noch in die einzelnen Aufenthaltsräume der anderen Stationen, um sich einen Überblick zu verschaffen, was da so ging und was die alten Leute gerne mochten. Letztendlich war er jedoch nicht schlauer als vorher, denn der drei genutzten Räume sah anders aus. Wenn Fuller ihnen also erlaubte den auf ihrer Station umzubauen, würden sie sich ganz auf die Bewohner verlassen müssen. Aber so wie er die inzwischen kennengelernt hatte, konnten die ihre Meinung sehr gut äußern. Er machte sich wieder auf den Weg zu Sam. „Und?“, wurde er empfangen. „Nichts. Das heißt, auf unserer Station sind kaum noch Signale zu empfangen, dafür spielt es jetzt auf Station sieben verrückt. Wir sollten uns die Bewohner da mal anschauen.“ Sam nickte betrübt. „Hat sich unser Monster der Woche jetzt die Station ausgesucht?“ „Könnte möglich sein. Wo wohnen denn die drei, die nicht auf unserer Station sind?“ „Station zwei.“ „Geht das Ding von Station zu Station?“, überlegte Dean leise. Aber woher kam es dann? Hat es sich an einen Bewohner oder Pfleger gehängt? Kannst du rausbekommen, ob jemand kurz bevor diese Serie anfing hier angefangen oder hierher gezogen ist?“ „Ich setze mich heute Abend mal dran“, versprach Sam. „Und ich versuche etwas über die Bewohner von Station sieben rauszubekommen.“ „Dann lass uns mal loslegen, damit wir auch pünktlich hier weg kommen“, forderte Sam und erhob sich. Der Rest des Abends war ruhig verlaufen. Beim Abendessen gab es kaum Probleme und auch ihre Kollegen ließen sie weitgehend in Ruhe, sodass sie schnell in ihr Motelzimmer kamen und sich hinter ihren Computern verstecken konnten. Sam suchte nach jemandem, der kurz vor Beginn der Mordserie in das Heim gekommen war und Dean begann sich, wie angekündigt, für die Bewohner von Station sieben zu interessieren. Weit nach Mitternacht klappten sie ihre ergebnislosen Rechner zu und krochen müde und frustriert in ihre Betten. Der nächste Morgen brachte auch keine neuen Erkenntnisse und so fuhren sie, nicht gerade bester Laune, ins Heim. Dr. Fuller schien auf sie gewartet zu haben, denn er kam ihnen entgegen, als sie das Haus betraten. „Ist es ihnen ernst mit der Renovierung?“, fragte er ruhig, nachdem sie sich begrüßt hatten. „Natürlich, sonst hätte ich Sie nicht gefragt“, erwiderte Dean. „Ist es ihnen ernst damit, vieles selbst zu machen?“, konkretisierte der seine Frage. „So war es angedacht“, entgegnete der ältere Winchester. „Dann legen sie los. Kaufen sie, was sie brauchen und bringen sie mir die Quittungen mit. Das Material übernehme ich“, nickte er mit einem verbissenen Lächeln. So ganz war ihm dieser Aktionismus nicht geheuer. „Und was ist mit den Möbeln, die jetzt drin stehen?“ „Ich habe schon einen Container geordert. Da können sie alles reinwerfen.“ „Danke“, sagte Dean mit einem aufrichtigen Lächeln. „Eine Bedingung stelle ich allerdings.“ „Und die wäre?“, fragte Sam skeptisch. „Sie bringen die Bewohner dazu, im großen Speisesaal zu essen.“ „Wir haben Ihnen doch gesagt, dass es ihnen da zu laut ist. Sie haben erst ihre Kinder verloren und ...“, versuchte Sam an sein Mitgefühl zu appellieren. „Es geht hier nicht darum, dass sie immer essen kommen sollen. Ich will sie nur hin und wieder da sehen, als Beweis dafür, dass sie wirklich an Gemeinschaft interessiert sind“, wiegelte er ab. Dean verdrehte die Augen. Das würde nie klappen! „Das heißt also wir müssen sie jetzt erst überreden hier zu essen und dann können wir vielleicht irgendwann mal mit der Renovierung anfangen?“, vergewisserte er sich leicht genervt. „Sie können den Raum ausräumen. Bevor sie aber auf die Suche nach Möbeln oder Tapeten gehen, möchte ich, dass ihre Station zum Essen in den Gemeinschaftsraum kommt.“ „Geschlossen?“, fragte Sam entsetzt. Er war sich zwar sicher, dass sie einige ihrer Schützlinge dazu überreden konnten, alle aber bestimmt nicht. „Nein. Aber mehr als fünfzig Prozent und das nicht nur einmal!“, erklärte der Heimleiter bestimmt. „Meine Herren. Sie haben, soweit ich das gehört habe, schon einiges erreicht. Machen sie weiter so!“ Mit einem Nicken verabschiedete er sich von den Brüdern. „Na super. Da haben wir uns ja was eingebrockt“, stöhnte Dean und lief zu den Umkleideräumen. „Wir reden heute mit ihnen. Vielleicht können wir die Truppe von gestern überzeugen. Damit hätten wir die geforderten mehr als fünfzig Prozent“, versuchte Sam die Wogen etwas zu glätten. „Dann sollten wir sie zu einer Art Kriegsrat ins Cafe einladen“, überlegte Dean. „Der Fairness halber sollten wir dann aber auch den anderen Bescheid geben.“ „Sollten wir.“ „Na dann los!“, sagte Sam und sie machten sich gemeinsam auf den Weg zu ihrer Station. Sam klopfte bei Mrs. Fay. „Darf ich abräumen?“, fragte er nachdem er eingetreten war. Sie nickte nur kurz und wandte sich dann ihrem Fernsehprogramm zu. „Tut mir leid, dass ich Sie nochmal stören muss“, begann Sam etwas umständlich. „Es geht um den Aufenthaltsraum am Ende des Ganges. Wir möchten gerne mit allen darüber reden, ob und wie der genutzt werden könnte. Wir treffen uns halb vier in dem kleinen Cafe, zwei Straßen weiter, dass Sie ja bestimmt kennen. Sie können aber auch mit uns gemeinsam dahin gehen.“ „Sehe ich so aus, als ob ich einen Gemeinschaftsraum will oder brauche?“, entgegnete sie alles andere als freundlich. „Wenn Sie so fragen? Ja!“ Er nahm das Geschirr und brachte es ohne ein weiteres Wort nach draußen und ließ sie vollkommen verblüfft zurück. Noch niemand hatte es gewagt so mit ihr zu sprechen. Vor der Tür atmete Sam erst einmal tief durch. Er war dieser Frau ja mächtig über den Mund gefahren. Aber er sah auch nicht ein, dass wegen einer Ziege Deans Idee zum Scheitern verurteilt war. Okay, das war sie nicht, wenn die fünf von gestern mitzogen, aber der Rest konnte sich ruhig auch daran beteiligen! Er stellte das Geschirr auf den Wagen und klopfte bei Mrs. Bonar. „Du siehst aus, als hätte dir jemand nicht nur die Butter von Brot sondern das ganze Frühstück geklaut“, stellte sie anstelle einer Begrüßung leicht schmunzelnd fest. „Bin ich so durchschaubar?“, wollte er verwundert wissen. „Du siehst ziemlich zerknirscht aus. Was ist los?“ „Wir haben mit Dr. Fuller gesprochen und ... Ach, das sollten wir in gemeinsamer Runde besprechen. Heute Nachmittag im Cafe?“ „Wenn du mich begleitest?“ „Natürlich. Ich hole Sie wie gestern ab.“ „Und du willst nicht damit rausrücken, worum es geht?“ „Nein“, antwortete er fest, räumte das Geschirr zusammen und verließ das Zimmer, nicht dass sie ihn doch noch ausquetschte. Er stellte das Tablett auf den Wagen und sah zu seinem Bruder, der Tür zu Mr. Genardys Zimmer stand. Dean lächelte ihm aufmunternd zu und öffnete die Tür. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)