Kill this Killing Man II von Kalea (Höhen und Tiefen) ================================================================================ Kapitel 53: "Ich will keinen Zombie!" ------------------------------------- 53) „Ich will keinen Zombie!“ Sam musterte Anna genauso intensiv, wie sie ihn. Er war mehr als erleichtert, dass sie endlich da war. Aber das was er sah, gefiel ihm nicht. „Du siehst noch nicht viel besser aus. Meinst du, du hast genug Kraft, um ihm zu helfen?“ „Es wird reichen. Und danke, Sam. Ich kann das Kompliment nur zurückgeben.“ Sie wandte sich Dean zu. Wieder ließ sie ihre Hände kurz über seinen Körper gleiten. Keine Minute später erschien das blau-weiße Leuchten unter ihren Handflächen. Und wieder schien es eine halbe Ewigkeit zu dauern, bis sie ihre Hände sinken ließ und sich zu Sam umdrehte. „Ihr habt gute Arbeit geleistet. Dean ist über den Berg. Aber er braucht immer noch sehr viel Ruhe.“ Ergeben verdrehte Sam seine Augen. Das konnte ja heiter werden. „Keine Angst, er wird dich nicht gleich wieder nerven.“ „Woher … Ich hab nicht …“ „Nein, aber ich bin ein Engel. Deine Gedanken sind ein offenes Buch für mich.“ Peinlich berührt senkte Sam seinen Blick. „In den nächsten drei Tagen wird er noch schlafen. Seine Gedanken und Gefühle werden in dieser Zeit wiederkommen. Ich hoffe, dass ich es so eingestellt konnte, dass er davon nicht komplett überrannt wird. Es war ziemlich viel, was ihm auf der Seele gelegen hat. Kümmere dich weiterhin so gut um ihn“, sagte sie und war sofort wieder verschwunden, bevor der Winchester auch nur Luft holen konnte. Dabei hatte er sich doch soviel fragen wollen! Betrübt starrte er auf das Bett, in dem sein großer Bruder schlief. „Sind Engel immer so?“, wollte Adam wissen. „Sie ist eigentlich sehr auskunftsfreudig. Der andere, den wir kennen gelernt haben, Castiel, war da um etliches zugeknöpfter. Der hat uns nur gesagt, dass er unsere Hilfe braucht und erwartet, dass wir springen würden. Dem mussten wir jedes Wort aus der Nase ziehen. Nein, da ist mir Anna schon viel lieber, auch wenn sie mir keine meiner Fragen beantwortet hat.“ „Du hast ihr keine gestellt!“ „Sie ist ein Engel. Sie kann Gedanken lesen!“, maulte Sam eher sauer auf sich. „Nervt Dean dich wirklich?“ „Als ich ein Teenager war, hat er mich sowas von genervt. Immer wusste er alles besser. Immer hieß es nur: Sammy, lass das. Sammy hier, Sammy da, Sammy du musst das so machen“, schief grinsend verdrehte er die Augen. „Inzwischen möchte ich ihn nicht anders haben, auch wenn er mich noch immer mit einigen seiner Angewohnheiten auf die Palme treiben kann. Ich denke, das ist normal, wenn man so dicht aufeinander hängt, wie wir. Und ich vermute mal, ich nerve ihn genauso.“ Im Stillen fragte er sich allerdings schon, ob er Dean überhaupt nerven konnte. Als Teenager war er wirklich oft genug unausstehlich gewesen, wie wohl die meisten Teenager, außer seinem Bruder. Und selbst da war Dean nie wirklich wütend oder böse auf ihn gewesen. Dean war immer nachsichtig, fast wie Eltern es tun und nie so angepisst, wie er es bei manchen Geschwistern auf den unzähligen Schulhöfen, auf denen sie in ihrem Leben aufgehalten hatten, gesehen hatte. Sein Bruder war wirklich mehr als nur der Bruder, der er eigentlich sein sollte. Ob er das auch nur ansatzweise zurückgeben könnte? „Ich glaube, ich könnte das nicht. Ich meine, ich liebe meine Mom und wir haben viel zusammen unternommen, obwohl wir nie wirklich viel Geld hatten. Trotzdem möchte ich nicht ständig mit ihr zusammen sein.“ Mit einem Schlag wurde ihm bewusst, was er gesagt hatte und dass er nie wieder Zeit mit seiner Mom verbringen würde. Er schluckte hart. Tränen drängten sich in seine Augen und er wandte sich ab. Sam blickte auf die bebenden Schultern. Zu gerne würde er ihm helfen, es ihm leichter machen, aber das konnte er nicht. Niemand konnte einem die Trauer abnehmen, das hatte er durch Jessicas Tod erfahren müssen. Nur die Zeit konnte diese Wunde heilen. Dean hatte ihm die Zeit gegeben und ihn trauern lassen. Aber hatte der je trauern können? Hatte Dean je gelernt zu trauern? Dads Tod hatte er mit Arbeit verdrängt. Lediglich seine Kamikazeaktionen hatten darauf hingewiesen, dass mit ihm etwas nicht stimmte. Nein, sein Bruder hatte wohl nie wirklich gelernt mit Trauer umzugehen. Es dauerte eine ganze Weile, bis sich Adam beruhigen konnte. So sehr er sich anfangs auch dafür verflucht hatte, keine Trauer zu empfinden, jetzt wünschte er sich diese Leere zurück. Sie hatte ihn zwar irritiert, aber sie hat nie so weh getan. Plötzlich legte sich eine Hand auf seinen Arm. Er drehte den Kopf und blickte in die verständnisvollen Augen Sams, der ihm eine Tasse Kaffee hinhielt. „Der hilft wahrscheinlich nicht wirklich, aber das tut Alkohol auch nicht. Wenn du trotzdem ein Bier willst …“, er wies auf den Kühlschrank. „Danke“, sagte er heiser und nahm die Tasse. „Und nein. Ich denke der reicht.“ Adam fand es schon erstaunlich, dass so eine einfache Geste genügte, um seine Trauer ein wenig zu lindern, oder ihn zumindest abzulenken. Er nahm einen Schluck. „Wir sollten uns um das Essen kümmern. Ich glaube Dean wird wohl bald wieder Hunger anmelden.“ Sam lächelte, nickte und ging in den Küchenbereich. Er lag richtig. Kaum hatten sie die Burger gebraten, meldete sich Dean auch schon. Vielleicht war es aber auch der Geruch des gebratenen Fleisches, der ihn weckte. Erwartungsvoll schauten ihm Sam und Adam beim Essen zu. Zeigte er dieses Mal eine Regung? Es hatte sich nichts geändert. Dean verschlang seine Burger ohne eine Reaktion zu zeigen. Er bemerkte ja noch nicht einmal die Blicke, mit denen ihn seine Brüder regelrecht durchbohrten. Die ersten Anzeichen, dass Anna Dean doch aus seinem zombihaften Zustand entlassen hatte, bemerkte Sam in der folgenden Nacht. Er hatte Adam nach einer längeren Diskussion und dem Versprechen, sofort wieder hierher zu kommen, wenn was sein sollte, in sein Zimmer gehen lassen. Eigentlich wollte er ihn mit seinem Verlust und der Trauer noch nicht alleine lassen. Damals nach Jess’ Tod war er von Deans ständiger Sorge genervt gewesen, doch im Nachhinein mehr als froh, dass sein Bruder so für ihn da gewesen war und das nicht nur in dieser Zeit. Sam saß am Tisch. Sein Laptop lag geschlossen vor ihm. Er war müde, nein, eher abgespannt. Ausgebrannt von den Ereignissen der letzten Tage, die ihm keine Zeit gelassen hatten, das alles zu verarbeiten. Erst hatten sie plötzlich einen Halbbruder, dessen Mutter verschwunden war, dann verschwand Dean und als er beide fand, war Kate Milligan tot und Dean auch ganz nah dran und zu guter Letzt tauchten hier Dämon und Engel auf, um seinen Bruder zu retten. Das war selbst für sie als erfahrene Jäger reichlich verrückt. Wenn er allerdings ehrlich zu sich selbst war, dann hatte er es, ganz entgegen seiner sonstigen Gewohnheiten, verdrängt, so gut es ging. Er wusste einfach nicht, wie er mit Adam umgehen sollte. Der Junge war ihr Halbbruder, aber was bedeutete das? Ein neues Familienmitglied? Oder ließen sie ihn hier auf Nimmerwiedersehen zurück? Dean wollte ihn nicht in ihrem Leben haben, das hatte er ganz deutlich zu verstehen gegeben. Er hatte es quasi als letzten Wunsch geäußert und je länger er darüber nachdachte, umso mehr musste er Dean zustimmen. Er hatte sich da in etwas verrannt! Es würde nicht gut gehen, zu dritt in einem Wagen durchs Land zu ziehen und zu jagen. So sehr er sich auch gefreut hatte, endlich nicht mehr der kleine Bruder zu sein, musste er doch zugeben, dass Adam kein Jäger war und wohl auch nie einer werden würde, obwohl die Vorzeichen dafür gar nicht mal so schlecht standen. Andere hatten viel später mit der Jagd angefangen und auch keine Partner, die ihnen alles beibringen konnten. Trotzdem, Dean wollte es nicht und er musste ihm zustimmen. Sie waren nur zu zweit gut. Selbst damals, mit Dad, war die Jagd schief gegangen. Vom Bett seines Bruders kam ein leises Rascheln und riss ihn aus seinen Gedanken. Er setzte sich aufrecht hin und schaute zu dem Bett. Irgendetwas war anders. Sam erhob sich und ging hinüber. Ein breites Lächeln überzog sein Gesicht. Dean hatte bis vor ein paar Stunden wie ein Brett im Bett gelegen. Erst seit dem späten Nachmittag bewegte er sich wenigstens ein bisschen beim Schlafen und jetzt hatte sich sein Bruder auf den Bauch gedreht und das Kissen fest mit den Armen umschlossen. Das war eindeutig Dean und jetzt endlich gestattete er sich die Hoffnung, dass es wieder gut werden würde. Er zog Deans Decke etwas höher. „Schlaf gut, Dean“, wünschte er und verschwand danach im Bad. Irgendwie wusste er, dass er jetzt schlafen konnte. Kaum tauchte Dean aus seinem erzwungenen Tiefschlaf auf, prasselten Bilder auf ihn ein, die er in keinen Zusammenhang bringen konnte, und die wohl auch keinen hatten. Er sah Mom und Sammy, John und Adam oder Kate. Viel zu schnell jedoch war diese Traumphase vorbei und er wieder in die nächste Tiefschlafphase abgetaucht. „Dean scheint zu träumen“, stellte Adam fest, als sie am nächsten Morgen ihr Frühstück vorbereiteten. „Ja, er ist viel unruhiger, als in den letzten Tagen. Anna scheint ihr Wort zu halten.“ „Ich hätte nie gedacht, dass ein Engel sowas kann“, sagte Adam leise. „Und ich habe nie über Engel nachgedacht. Ich glaube an Gott und irgendwie stand es auch immer fest, dass es Engel gibt, aber ich hab mir nie Gedanken darüber gemacht, wie die aussehen könnten.“ „Bei alldem, was ihr schon gesehen hab und wogegen ihr kämpft, glaubt ihr an einen guten Gott?“ „Keine Ahnung, ob er gut ist. Ich hoffe es. Bei den ganzen Monstern muss es doch etwas ausgleichend Gutes geben, oder? Ich habe immer an ihn geglaubt. Dean hat mich dabei unterstützt. Er war der Überzeugung, dass es keinen Gott geben konnte. Warum hätte er, wenn es ihn gäbe, zulassen sollen, dass ein Dämon Mom tötet? Jetzt wissen wir, dass es einen Gott geben muss, da es Engel gibt. Glücklich ist Dean mit dem Wissen aber nicht. Für ihn ist die Frage, warum Mom sterben musste, damit nur noch drängender geworden.“ „Wie für mich“, nuschelte Adam leise. Sam nickte nur. Er hatte Mary nie kennen gelernt, also auch nie erfahren wie gut oder schlecht sie gewesen war. Sie war ein Traumbild, eine Märchenfigur. Dean und auch Adam, hatten mit ihren Müttern den bis dahin wichtigsten Menschen ihres Lebens verloren. So sehr er sich auch immer gewünscht hatte Mom kennen zu lernen, um den Verlust beneidete er seinen großen Bruder nicht und auch für Adam empfand er nur Mitleid. Niemand sollte so aus seiner Kindheit gerissen werden. „Hast du dir schon überlegt, was mit deiner Mom passieren soll?“, lenkte er von diesem Thema ab. „Nein“ „Willst du nicht wenigstens mal …“ „NEIN“, bellte Adam wütend. Seine Stimme bebte selbst bei diesem einen Wort. „Adam!“, Sam drehte ihn zu sich um und blickte ihm in die Augen. Wütend starrte der Milligan zurück, doch seine Augen verrieten ihn. Sam legte ihm die Hand auf die Schulter und drückte sanft zu. Er wusste wie gut eine Umarmung tun konnte, doch er war sich nicht sicher, ob der Junge sie zulassen würde. Mit Jess hatte er gelernt, dass Umarmungen außerhalb der Familie etwas ganz Natürliches waren und er mochte sie. Zurück in seinem alten Leben hatte er schnell begreifen müssen, dass sie eben doch nicht normal waren. Zumindest nicht, wenn man mit Dean unterwegs war, der Umarmungen nur zuließ, wenn einer von ihnen dem Tod geraden nochmal von der Schippe gesprungen war. Adam verspannte sich. Er wollte keine Nähe, doch dann überrannte ihn dieses Gefühl der Geborgenheit und seine Schutzmauern brachen. Haltsuchend machte er den letzten Schritt auf Sam zu, klammerte sich an ihn. und ließ seiner Hilflosigkeit freien Lauf. Sam legte seine Arme um ihn und gab ihm die Zeit, die er brauchte. „Ich kann das nicht alleine“, schniefte Adam nach einer Weile. „Musst du nicht. Wenn Dean wieder auf den Beinen ist, fahren wir zusammen hin und überlegen uns, was wir machen, okay?“ Adam nickte und löste sich von Sam. „Danke“ nuschelte er und blickte verschämt zu Boden. Er hatte sich nicht so gehen lassen wollen. „Schon gut. Jeder braucht eine Schulter zum Anlehnen.“ „Du auch?“ „Klar. Manchmal brauche ich auch eine!“ „Und Dean?“ „Der eigentlich auch. Aber er hält seine Gefühle meistens tief in sich verschlossen.“ Traurig blickte Sam auf seinen schlafenden Bruder. >>> Vollkommen verwirrt stand er im Flur. Flammen loderten in Sammys Zimmer. Hitze schlug ihm entgegen. Wo waren Mom und Dad? Und dann stand Dad vor ihm und drückte ihm ein Bündel in die Arme. „Bring Sammy hier raus, Los Dean, lauf!“, wurde er aufgefordert und rannte los. So schnell ihn seine Füße tragen konnten, sauste er die Treppe hinunter und aus dem Haus. Das Bündel in seinen Armen regte sich. „Ich hab dich, Sammy. Ich lass dich nie im Stich“, versuchte er ihn zu beruhigen. Aber wo blieb Dad? Das Feuer brüllte immer lauter. Hin und wieder brachen Teile aus der Fassade oder fielen vom Dach und krachten vor und neben ihm auf den Boden. Hilflos blickte er sich um. Plötzlich fing das Tuch in seinen Armen Feuer. „Daddy, DADDY“, schrie er voller Panik und versuchte die Flammen mit seiner kleinen Hand zu ersticken und gleichzeitig seinen kleinen Bruder sicher zu halten. „DADDY“, brüllte er noch einmal. Dicke Tränen rannen über sein Gesicht. Seine Hand schmerzte vom Feuer und die Flammen leckten an seinem Schlafanzug. Und dann war das Tuch in seinen Armen plötzlich leer. „Sammy“, schrie er entsetzt auf. „Sammy? SAM“ Hektisch schaute er sich um. Vor ihm, in sicherer Entfernung, stand John. Seinen Arm hatte er um Kate Milligan gelegt. Der kleine Adam saß auf seinen Schultern. „Du bist schuld, Dean, zu nichts zu gebrauchen! Nur weil sie mit dir schwanger war, musste ich bei Mary bleiben! Und dann kam auch noch Sam, dieses schreiende Balg. Ich habe diese Leben so gehasst! Aber jetzt bin ich frei und kann mir endlich eine richtige Familie suchen. Eine Familie, die nichts mit dem Übernatürlichen zu tun hat.“ Noch einmal wanderte Johns Blick über seinen ältesten Sohn, dann wandte er sich ab. „Sammy“, wimmerte Dean leise und sank auf die Knie. Die Flammen schlugen über ihm zusammen. <<< Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)