Spinnenkuss von CheyennesDream (Version 1: Inu & Kago, Version 2: Naraku &Kagome) ================================================================================ Kapitel 35: Ungewöhnliches Treffen ---------------------------------- Kapitel 35 - Ungewöhnliches Treffen Unbewusst, tief in Gedanken versunken, dabei weder auf die Umgebung oder andere Wesen achtend, hatte Narakus Wiedergeburt den Weg zu dem geheimnisvollen See eingeschlagen. Er blieb an dessen Ufer stehen. Von der leicht erhöhten Position blickte er auf das Wasser hinab und ließ seinen Blick bis auf die andere Seite schweifen. Dort drüben erkannte er den Felsen wieder, auf dem er als Spinne saß und erinnerte sich wie nah er daran war durch Kagomes Pfeil zu sterben. Schon damals hatte sie ihn nicht getötet, genau sowenig wie am heutigen Morgen. Die Wucht ihres Ausbruches, die große Wut dahinter, hatte ihn überrascht und doch gab es Hoffnung, denn die Miko setzte kein Reiki ein. Konnte sie es ihm gegenüber nicht oder wollte ihr Unterbewusstsein ihm gar nicht schaden? Er nahm letzteres an. Dennoch hatte er sich kaum im Zaum halten können. Er war selbst nah dran gewesen, eine eigene Attacke einzusetzen, sich zu wehren. Nur mit größter Mühe gelang es ihm, sich zu beherrschen. Egal wie sehr Kagome ihn hasste, er wollte sie nicht verletzen. Als Kikyou seine Liebe nicht erwiderte, er danach zu Naraku wurde, hegte er nur noch den einen Wunsch, sie zu töten. Doch solange er sein Herz besaß, versuchte er es vergebens. Um eine Wiederholung seiner Vergangenheit zu vermeiden, musste er bei der Miko auf andere Dinge setzen. Er war listenreich und intrigierte gern. Selbst Daisuke konnte er gelegentlich manipulieren. Auch wenn der Falkenfürst in ständig durchschaute, solange es ihm nicht schadete, spielte dieser das Spiel mit. Bei Kagome jedoch schien seine Kunst zu versagen. Beinahe fühlte er sich in ihrer Gegenwart schwach und etwas tief in ihm fürchtete den Zorn der Miko. Denn sollte er mit voller Wucht ausbrechen und sich gegen ihn richten, hatte er ihren Kräften als einfacher Dämon nichts entgegenzusetzen. Er musste daher stärker werden. Dieser Punkt schien unlösbar. Natürlich konnte er trainieren, sich im Schwertkampf üben oder mit anderen Waffen kämpfen lernen. Aber was nützte das? Es half ihm seine früher gelernten Fertigkeiten zu verbessern, seine dämonische Stärke würde es nicht fördern. Er vermutete, das man ihm absichtlich diese Prüfung auferlegte, dies die Strafe war, für seine vergangenen Verbrechen. Doch so leicht gab er nicht auf. Onigumo war kein gebildeter Mann, sondern stammte aus dem einfachen Soldatenvolk. Durch den Tod seines Herrn zum Ronin geworden, stieg er bald zum stellvertretenden Anführer auf, plünderte mit den anderen Samurai Anwesen, überfiel Dörfer und Handelszüge. Doch als Naraku, in der Zeit, nach Kikyous ersten Ableben hatte er viel Zeit, um einiges nachzuholen. Damals erkannte er nämlich, wenn er seinen Feinden überlegen sein wollte, musste er alle Möglichkeiten nutzen. Nachdem er Kagewaki Hitomi absorbierte und dann dessen Identität annahm, lag er viele Tage auf seiner Matte und galt als sterbenskrank. Er vertrieb sich oft die Zeit, indem er viel las. Nun als Fürst Himitsu hatte er die Möglichkeit Daisukes Bibliothek zu benutzen. Der Falkenherr brachte nämlich in den letzten Tagen sein gesamtes Eigentum, hierher beziehungsweise schickte zuverlässige Untergebene aus, um den Rest seines weltlichen Besitzes herbeizuholen. Die vielen, in den letzten zweihundert Jahren von Daisuke gesammelten Schriften, waren sehr umfangreich und stellten beinahe ein kleines Vermögen dar. Da der Falke ihm Zugang zu dem kostbaren Schatz gewährte, wollte die Spinne das Angebot nutzen und die Rollen und Pergamente bald durchforsteten. Einige dieser Abschriften reichten bis in die Heian Zeit zurück, manche sogar weiter. Irgendwo dort hoffte er einen Hinweis zu bekommen, wie er seine dämonischen Kräfte vergrößern konnte. Jetzt in diesem Moment resignierte er, zog sein Schwert und betrachtete die einfache Klinge aus Stahl. Als winzige Spinne fiel er nicht auf und der geheimnisvolle Himitsu zeigte sich seinen Untergebenen nicht. Allerdings hatte er sein selbst erschaffenes Asyl verlassen und wandelte nun offen in der Gegend herum. Der Landstrich war sicher, denn der Herr der Falken ließ die Grenzen gut bewachen, sodass keine Gefahr bestand, er geriet an einen stärkeren Gegner. Dennoch wurmte es ihn, so machtlos zu sein. Deswegen konzentrierte er sich, steckte seine ganze Kraft in den Hieb und richtete das Schwert auf den Felsblock in seiner unmittelbaren Nähe. Er schaffte es einmal im Zorn mit dem gelbgoldenen Strahl sein Netz zu zerstören, weshalb sollte dann nicht das Schwert als Verlängerung seines Armes dienen. Wenn es ihm diesmal gelang, er danach heimlich übte, vielleicht konnte er wirklich mit seiner dämonischen Seite Attacken benutzen. So tat er es. Der Brocken wurde von dem gebündelten Strahl getroffen, zerbarst mit lauten Getöse in Tausende winzige Teile, die um Narakus Wiedergeburt herumflogen. Etliche landeten im Wasser, bildeten kleine Kreise und die entstandenen Wellen brachte Unruhe hinein. Nachdem sich der Staub um ihn herum gelegt hatte, die Oberfläche des Sees sich beruhigt, atmete der spinnenhafte Fürst erleichtert aus. Zwar war er noch nicht ganz zufrieden, doch die Wut, die er in den Schlag legte, bestätigte seine Vermutung. Er konnte es schaffen. Zufrieden wollte er sich zum Gehen wenden, als ihn ein weißer Schemen irritierte. Da war etwas, das vorher noch nicht da gewesen war. Himitsu fuhr herum und er starrte kurz auf die sich spiegelnde Oberfläche, dorthin wo er das Abbild der weiß gekleideten Gestalt sah. Seine Augen trogen ihn nicht und deshalb drehte er sich um 180 Grad, um das Wesen direkt anzublicken. "Sesshomaru", sprach er den Namen des Neuankömmlings ruhig aus, während seine Gedanken rasten. Was wollte der hier? Kam er absichtlich oder nur zufällig vorbei? Bestand Gefahr für seine Person? Der Lord des Westens musterte ihn schweigend, warf einen Blick auf das harmlose Schwert, vollführte als nächstes eine wegwerfende Handbewegung und wollte sich entfernen. Dann überlegte er es sich anders und richtete das Wort an die Spinne. "Du nennst dich jetzt Lord Himitsu Naraku und selbst als vollwertiger Dämon bist du schwach und noch lange kein Gegner für mich. Also versuche es gar nicht erst." Der Blick der Wiedergeburt verfinsterte sich und er bewegte seinen Arm, sodass der Hundedämon seine Klaue an den Griff von Bakusaiga legte. In den Erinnerungen von Naraku flackerte die Vergangenheit auf. Die Niederlagen, die er durch Sesshomaru erlitten hatte, zogen vor seinem geistigen Auge vorüber. Tief in ihm regte sich Groll und er war versucht, es auf einen Kampf mit dem westlichen Herrscher anzulegen. Doch hatte er eine Chance gegen Bakusaiga? Schon einmal spürte er dessen Macht am eigenen Körper und musste hilflos mit ansehen, wie er selbst in Einzelteile zerfiel. Dann streifte ihn der Hauch von Mitgefühl und alles änderte sich. Der Gedanke an Kagome besänftigte ihn, er schob sein Schwert in die Scheide und sagte, beinahe zu seiner eigenen Verwunderung. "Mich dürstet es nicht nach Rache. Naraku starb vor über vier Jahren. Obwohl ich offenbar seine Wiedergeburt bin, mir vermutlich sein Geruch anhaftet, denn wie sonst kommt ihr edler Herr auf den Namen eures einstigen Widersachers, bin ich ein völlig anderes Wesen." Er neigte leicht seinen Kopf, wie es unter Gleichgestellten üblich war, fuhr fort und betonte besonders den letzten Satz: "Ja, ich bin nun Fürst Himitsu und teile mir mit dem Herrn der Falken Daisuke, die Herrschaft über dieses Gebiet. Wir beide haben nicht die Absicht Streitereien mit dem westlichen Reich anzufangen." Sesshomaru nahm seine Klaue vom Griff der Waffe, entspannte sich und fragte sich, wie viel Überwindung es dem ehemaligen Naraku gekostet hatte, diese Worte zu sagen oder sprach da nur seine intrigante Ader aus ihm und er plante Übles. Der silberweißhaarige Dämon würde das Tun der Spinne weiterhin beobachten und bedauerte es nicht, bei seinem letzten Treffen mit Daisuke vor wenigen Stunden, die ganze Wahrheit gefordert zu haben. Der Falke hatte ihn in alles eingeweiht. Mit seiner kühlen Stimme, beinahe ohne Emotionen riet er jetzt aus diesem Grund seinem Gegenüber: "Was du mit der Miko tust, interessiert mich nicht. Doch halte dich von Inuyasha fern!" Obwohl ihm die Lüge schwerfiel, gab Himitsu von sich: "Es lag nicht in meiner Absicht dem Hanyou zu schaden." Doch er wartete vergebens auf eine Reaktion, denn Sesshomaru hatte sich bereits abgewandt und verschwand unter den Bäumen. Unwillkürlich atmete die Spinne erleichtert aus. Das Treffen lief besser als er erwartet hatte. Er lächelte beinahe diabolisch, als er halblaut sagte: "Jetzt zu dir Kagome." Denn es wurde Zeit die Taktik zu ändern. Kaum im Anwesen angekommen, suchte er die Miko auf. Er klopfte nicht an die Tür, sondern betrat den Raum heimlich als Dämon in seiner wahren Gestalt. Er kroch durch das Loch, kletterte den Balken entlang bis zu der Stelle, wo sein vor Wochen gewebtes Netz hing. Hier machte er es sich gemütlich und legte sich auf die Lauer, denn er wollte einen Grund für seinen nächsten Schritt finden. Die junge Frau wusste, sie hatte einige Stunden Ruhe, deshalb getraute sie sich den Verband und die Hölzer abzunehmen, um ungehindert durch den Raum zu laufen. Gerade stand sie am Fenster, trank in Gedanken versunken einen Schluck Tee, als sie in ihrem Unterbewusstsein die Nähe der Spinne spürte. "Naraku", flüsterte die Miko und erschauerte. "Du hast mich gerufen, hier bin ich", erklang die Stimme des ominösen Lords und sie schrie auf, ließ vor Schreck die Schale aus ihrer Hand fallen. Hastig sah sie sich nach dem Sprecher um, fand jedoch nur die kleine Spinne, welche sich in dem Moment von der Decke abseilte. Kaum berührte diese den Boden, verwandelte sie sich und Himitsu stand vor ihr. Er verbeugte sich und musterte dann ihre Gestalt. Nach einer Weile begann er zu sprechen und verlieh seiner Stimme einen neutralen Klang. "Da du gehen kannst, ohne deine Stützen zu verwenden, musst du nicht länger hier verweilen. Es ist dir erlaubt, nach Musashi zurückzukehren. Pack deine Sachen und folge mir!" Irritiert rührte sich Kagome nicht von der Stelle, sodass er zusätzlich hinzufügte: "Das war mein Ernst, ich schenke dir deine Freiheit." Es dauerte noch geraume Zeit bis die Miko reagierte. Hastig suchte sie sich ein paar Sachen zusammen, schnürte ein Bündel und fragte nach Nahrung für die Reise. Sehr zu ihrer Überraschung hatte der schwarzhaarige Dämon in dieser Beziehung bereits vorgesorgt und dementsprechende Anweisungen gegeben, denn es wartete schon vor der Tür eine Dienerin mit einem weiteren Bündel. Sobald die junge Frau fertig war, führte sie der spinnenhafte Fürst ins Freie. "Shou wird dich bis zum rechten Weg bringen", erklärte er und gab zeitgleich einen Befehl an Daisukes Leibwächter. Weil er keine Antwort bekam, drehte er sich um, fand jedoch den Falken nicht, obwohl er sich sicher war, das Wesen kurz vorher hinter sich wahrgenommen zu haben. Der Spinnendämon runzelte die Stirn und setzte sich selbst in Bewegung: "Komm", bat er die Miko. Kagome hatte mitbekommen, dass sich Shou schnell entfernte, beinahe fluchtartig, schwieg aber darüber. Noch immer verwundert über Himitsus Verhalten, folgte sie ihm. Dieser brachte sie nicht zum Haupttor, sondern zu einem Nebeneingang. Von hier war der Weg bis zur Straße etliche Shaku kürzer, als von der anderen Seite. Allerdings führte der Fürst, die junge Frau vorbei an den Nebengebäuden. Neugierig sah sie sich um und verlangsamte ihre Schritte, bis sie ganz stehen blieb. "Wer sind diese Leute?", wollte sie dann wissen und deute auf die Ansammlung. Narakus Wiedergeburt blieb stehen und betrachtete die Menschen. Hier in dem Bereich des Anwesen lagerten viele Flüchtlinge im Freien oder provisorischen Zelten, die sie aus Stoffbahnen und belaubten Ästen angefertigt hatten. Es handelte sich hauptsächlich um Frauen, Kinder und Alte. Zum Teil gab es, im Krieg verkrüppelte, Männer unter ihnen. Der Gesundheitszustand der meisten Personen konnte man nur jämmerlich nennen. Viele hatten nur notdürftig verbundene Verletzungen und etliche Kinder waren krank. Quälender Husten und vermutlich Fieber stellte Kagome, aus der Entfernung, fest. "Hilft niemand ihnen?", wollte die Miko wissen und kannte die Antwort schon fast. Zwar wusste sie, das die beiden Fürsten Menschen duldeten aber, da Dämonen eher vielen Dingen gleichgültig gegenüberstanden, fand sie es nicht seltsam, das kein Wesen den Kranken half. Sie wollte zurück nach Musashi zu ihren Freunden, konnte aber vor dem Leid, das sie sah, nicht die Augen verschließen. Wenn sie bliebe, würde ihr Leben eine entscheidende Wende nehmen. Tief in ihrem Inneren spürte sie es. Alles in ihr schrie: 'Renne weg. Flieh, bevor dein Herz ihm tatsächlich verfällt', doch sie rührte sich nicht von der Stelle, sondern lauschte den nächsten Worten ihres Nemesis. Himitsu erklärte nämlich: "Diese Menschen wurden in ihren Dörfern überfallen und vertrieben, weil ihre Herren Krieg miteinander führten. Sie flüchteten hierher und baten um Obdach. Shou ist kein Heiler und es gibt niemand der über ausreichende Kenntnisse verfügt, um allen zu helfen." "Doch es gibt jemand", sagte Kagome entschlossen mit fester Stimme und ließ ihre Bündel fallen. "Jedoch benötige ich ..." Die Spinne unterbrach die Miko, deutete auf ein Gebäude und erläuterte: "Dort drin ist eine Heilerstube, wo du alles finden wirst, was du benötigst. Helfe den Menschen und sei weiterhin mein Gast!" Während die junge Frau losging, sich im Inneren umsah, schaute Himitsu ihr nach. Mit dieser Wendung hatte er fast gerechnet, denn deswegen führte er Kagome hier entlang und freute sich nun diebisch über den Erfolg. "Bald", murmelte er und überlegte sich den nächsten Schritt. Kapitel 36 - Durch List ewig verbunden Himitsu findet eine elegante Lösung für sein Problem, allerdings auf Dauer? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)