velocity von aquaregi-ya ================================================================================ Carpe Diem ---------- „Whiskey? Nicht lieber Kaffe? Es ist ja gerade mal-“ -“Danke vielmals ich weiß wie spät es ist. Whiskey, bitte .“ Die Bardame blinzelt kurz irritiert, zuckt schließlich mit den Schultern und greift nach der ausgewählten Flasche. Manchen Gestalten war einfach nicht zu helfen. „Eis?“ Sie stellt die Flasche ab, nimmt mit der anderen Hand ein Glas von der Ablage. Der Grünhaarige nickt nur desinteressiert und legt sein Portmonaie neben sich auf den Thresen. Durch das verspiegelte Regal in dem die ganzen Flaschen aufgereiht sind beobachtet Sie ihn still während sie den Whiskey über das Eis kippt. „Na dann zum Wohl.“ kommt durchaus skeptisch über ihre Lippen als sie ihm das Glas auf den Thresen stellt. Dann dreht Sie ihm wieder den Rücken zu und verräumt ein paar gespülte Gläser. Viel ist nicht los, in der kleinen Bar dieses Highwaymotels. Die Mittage sind immer ruhig, gewöhnlich füllt sich der Laden immer erst gegen Abend mit den üblichen Gästen; Trucker, Farmarbeiter, die Feierabend haben, alte Säufer. Der junge Mann mit den auffälligen grünen Haaren, passt so gar nicht in das Bild dieser Gegend. Auch in der Bar fällt er auf, außer ihm sitzt nur ein Herr in Uniform an der Theke, trinkt Kaffe, seine Nase tief in eine Lokalzeitung gesteckt, ein weiterer älterer Mann sitzt am Spielauttomaten. Der Fremde ist gut gekleidet, schwarzes Hemd, an den Unterarmen hochgekrempelt, die oberen Knöpfe offen. Je mehr sie darüber nachdenkt, desto neugieriger wird sie. Er trinkt den letzten Schluck aus seinem Glas, stellt es ab und kreuzt Ihren Blick im Spiegel zwischen den Flaschen. „Noch einen.“ Sie fühlt sich kurz ertappt, sieht schnell wieder auf das Glas das sie gerade abtrocknet und stellt es zu den Anderen. „Müssen Sie heute nicht mehr fahren?“ fragt sie als sie sich umdreht und mit der Whiskeyflasche an den Thresen tritt. - „Und? Die zwei Gläser.“ Sonderlich gesprächig war er ja nicht. Anscheinend auch trinkfest. Sie füllt ihm also nach und lässt die Flasche unterhalb der Theke stehen, lehnt sich dann hinten an die Spüle und verschränkt die Arme vor der Brust. Unbekümmert sieht sie ihm dabei zu wie er das Glas an seine Lippen setzt, dann desinteressiert den Blick zum alten Fernseher schweifen lässt der gerade mit schlechtem Bild und noch älteren Musikvideos, zusammen mit dem repetetiven Gedudel des Spielautomaten, für die Geräuschkulisse sorgt. Die Kellnerin streicht sich ein paar Strähnen ihrer kinnlangen, lavendelfarbenen Haare hinters Ohr und stößt sich von der Spüle ab, tippelt ruhelos mit ihren Fingern auf dem Thresen herum und beugt sich etwas nach Vorne. Ein prüfender Blick hinter den Fremden in die Bar, dann mustert sie ihn interessiert. „Haben sie wen umgebracht?“ rät sie leise, einfach so gerade aus, neugierig und mit verspieltem Lächeln auf den zartrosa Lippen. - „Bitte?“ Nun hatte sie seine Aufmerksamkeit! Sogar der genervte Blick hält nur kurz, anscheinend spielt er mir, denn er schnaubt kurz sichtlich amüsiert als er sich ebenfalls auf den Thresen lehnt. „Wie viele Cops sind im Raum?“ fragt er zurück. Sie antwortet indem sie ihren Zeigefinger hebt und unauffällig den Thresen entlang zum Herrn mit der Zeitung deutet. - “Kann schon sein.“ Beantwortet er ihre Vermutung. Damit setzt er sein Glas wieder an, nimmt einen großzügigen Schluck, lässt den Blick in den dunklen Augen der Kellnerin. Innerlich eher amüsiert über den irritierten Ausdruck der Dame, die sich wohl nicht mehr sicher war ob sein Humor einfach furchtbar trocken war, oder da doch mehr dahinter steckte. Allerdings ließ sie ihn widererwarten nicht in Frieden. „Der Nächste geht auf mich wenn du erzählst wo du hinfährst und wieso du hier um Ein Uhr Mittags schon den zweiten Whiskey runterkippst.“ - „Da wir jetzt wohl beim ‚Du‘ sind, du bist viel zu neugierig. Gehst du allen Typen so auf die Nerven?“ Unbeeindruckt von der doch ziemlich harschen Antwort, kam ein Seufzen über ihre Lippen. „Kannst du‘s mir übel nehmen? Hier tauchen immer die selben Leute auf, Officer, Arbeiter, ein paar Biker. Hübsche Kerle sind da eher die Ausnahme.“ Ach darum gings. Zorro lehrte sein Glas. - "Kein Interesse." „Schätzchen, wenns dich beruhigt.. Ich arbeite gerade. Plus, lass dich mal wenns hoch kommt 27 sein. Mein Typ Mann steht mit beiden Beinen im Leben. Mich interessiert nur wieso du dich so früh Mittags betrinkst.“ - „Ich betrinke mich nicht.“ Protestiert er und warf ihr einen irritierten Blick zu. Die Kleine war nicht nur nervig, neugierig und aufdringlich sondern nahm auch kein Blatt vor den Mund. Er schiebt sein Glas neben das Zweite das sie nun auf den Thresen gestellt und flink gefüllt hatte. „Was machst du hier?“ - „Auf dem Weg nach New York. Ein Freund hat Geburtstag.“ „Und wieso trinkst du jetzt schon?“ - „Weiß nicht ob es die beste Idee ist dort aufzutauchen, nach 1 ½ Jahren ohne sich zu melden. “ „Oha – Sag nicht deine Exfreundin ist auch da.“ - „Du bist ziemlich schnell mit Schlussfolgerungen..“ merkt der Grünhaarige an und hebt sein Glas, stößt kurz an ihres und nippt daran. Ganz so falsch waren ihre Mutmaßungen nicht mal. Er stellt das Glas ab und sieht zu ihr. „Nicht direkt, das ist alles etwas komplizierter. Aber du kommst auch aus der Ecke oder?“ „Mhm. New Jersey.“ Sie trinkt von ihrem Glas und grinst leicht. „Hört man das so sehr?“ - „Etwas.“ „Ja. Hab bis vor ein paar Jahren dort gewohnt, meine Schwester ist noch dort. Also in New York.“ Beide schweifen mit den Gedanken ab. - „Und wieso bist du hier?“ „Hm?“ Seine plötzliche Frage bringt sie etwas aus dem Konzept. - „Wieso du jetzt hier bist und nicht mehr dort? Ab vom Schuß, offensichtlich langweilt dich die Arbeit hier.“ Da war was dran. Ihre Schultern senken sich etwas, sie wendet den Blick von seinen Augen auf ihren Drink, zuckt mit den Schultern. „Wenn ich das so einfach beantworten könnte. Sie ist der Liebe wegen in die Stadt gezogen, ein ganz schöner Vollidiot.. Und irgendwie hab ich es ihr übel genommen, dass Jersey ihr zu klein war. Als Kinder waren wir unzertrennlich, jetzt telefonieren wir gerade zwei Mal im Jahr..“ erklärt sie und zuckt dann mit den Schultern. - „Wieso meldest du dich nicht“ „ Ich weiß auch nicht, ich glaube ich habe Angst das wir nach der ganzen Zeit, nun nicht mehr anknüpfen können.“ Einen Moment herrscht Stille, beide nippen an ihren Gläsern und starren ins Leere. Ein sanftes Schmunzeln legte sich auf die Lippen der Bardame. „Sowas.. eigentlich wollte ich ja dich ausfragen. Wie hast du das angestellt?“ fragt sie verwirrt und rückt ihre rote Haarschleife zurecht. Normalerweise war sie die Zuhörerin. Zorro zuckt mit den Schultern, nimmt einen der letzten Schlücke vom Whiskey und mustert Sie einen Augenblick bevor er schließlich nickt. - „Hatte Probleme mit gewissen Leuten und hab die Stadt verlassen von einem auf den andern Tag ohne meinen besten Freunden einen plausiblen Grund zu liefern, ein paar Monate dachten sie ich wäre tot. Zeugenschutz, ich verstoße gegen sämtliche Auflagen wenn ich zurückkomme. Trotzdem. Ich werd‘ hinfahren, gibt nichts zu verlieren.“ legt er fest, unbekümmert darüber ob er einer Unbekannten zu viel verriet. Dann hebt er seinen Zeigefinger vom Glas und zeigt auf die Bardame. „Und du rufst deine Schwester an.“ Er hatte automatisch an Nami denken müssen. Sie hatte öfter erwähnt, dass sie eine große Schwester hatte, traurig darüber war wie der Kontakt abgebrochen war und ihr schlechtes Gewissen weil sie einfach vor ihren Problemen abgehauen war. - „Meine beste Freundin...Mitbewohnerin.. was auch immer, wenn sie noch dort wohnt oder überhaupt noch in der Stadt ist nach Allem, Sie hatte auch keinen Kontakt mehr zum Rest ihrer Familie, hat sie wirklich mitgenommen. Vor allem ihre Schwester. Also melde du dich mal bei deiner – und bei mir wenn du in der Stadt bist.“ schlägt er vor und stellt sein leeres Glas ab, hat dabei sogar den Ansatz eines Lächelns im sonst so ernsten Gesicht. „Heftige Geschichte.. Aber ja du hast schon Recht, es wird Zeit dass wir das aus der Welt schaffen. Vielleicht hat sie schon geheiratet und ich bin längst Tante und weiß nichts davon so lange wie das her ist..“ Jetzt lächelt auch die Kellnerin, verschränkt dann die Arme und lehnt sich wieder auf den Thresen. Kurz streicht sie über ihre tätowierten Arme, dann nickt sie. „Werd ich machen, aber vorher bekommst du das mit deiner Kleinen auf die Reihe, wegen der du hier schon den Dritten trinkst und dir anscheinend auch nach über einem Jahr noch Gedanken machst.“ - „Sie wird mich umbringen wenn sie da ist. Ganz sicher. Aber damit komm ich klar, ich will sie nur wieder sehen.“ „Aww.. Das klingt schrecklich kitschig. Aber was hast du denn angestellt dass sie so sauer ist – abgesehen davon dass du dich 1 ½ Jahre nicht meldest obwohl du lebst?“ Der Grünhaarige fährt sich durch die Haare und legt schuldbewusst den Kopf schief. „Zu viel?“ vermutet er und deutet auf sein Glas. „Trinkst du den Letzten mit?“ Es ist nach längst Nachmittag als er die Highwaykneipe verlässt, dem letzten Whiskey waren noch ein paar Runden Wasser gefolgt. Nicht dass er den Alkohol im Blut merkte, auf dem Highway kam einem sowiso nur stündlich mal jemand entgegen, allerdings ging es ihm deutlich besser. Hatte gut getan mit jemandem zu sprechen, der in einer ähnlichen Situation war. Einige Städte und Stunden später – es war bereits später Abend – fährt er den Kleinwagen an den Straßenrand in einer Wohngegen und stellt den Motor ab. Einen Augenblick sinkt er in den Sitz zurück und schließt kurz die Augen. Noch vor Monaten hatte er damit abgeschlossen jemals wieder hier aufzutauchen, jetzt war er hier. Zugegeben, er war nervös. Wusste nicht wie Sie reagieren wurden, gerade Law war alles andere als entspannt damit umgegangen, dass er ihn vor mittlerweile ungefähr einem Jahr von der Westküste aus angerufen hatte. Genug, egal wie er nun alles auseinander dachte – es änderte nichts. Zorro griff nach dem Rückspiegel und richtete ihn auf sich, fuhr sich kurz durch die Haare. „Hey..“ Eine zierliche Hand legt sich auf seine Schulter. „Es wird schon gut laufen.“ Er sieht zur Schwarzhaarigen rüber und grinst leicht schief. - „Wenn nicht gibt’s Alkohol.“ Mit diesen Worten steigt er aus, holt seine Tasche aus dem Kofferraum und geht mit der Journalistin Richtung Haus von dem schon laute Musik und einige Stimmen zu hören waren. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)