Beyblade in Love von nataschl91 (Staffel 2) ================================================================================ Kapitel 20: Kapitel 20 ---------------------- „Wie lange willst du denn noch spielen?“, rief Luna belustigt durch die laute Musik, während sie sich an Adrians Schulter festhielt. Auf der Theke hatten sich bereits die leeren Gläser gesammelt und der Barkeeper überschlug im Kopf, wie viel die beiden ihm noch einbringen könnten, wenn er sich mit der Mischung etwas zurücknehmen würde. Adrian kicherte und fuhr mit seinem Zeigefinger über die Karte. „Den da!“, meinte er entschieden und zeigte dem Barkeeper den Namen, „es ist schon viel zu spät, als dass ich das noch vorlesen könnte!“ „Wie spät haben wir?“ „Keine Ahnung...“, gestand der Junge und zuckte mit den Schultern, „aber hallo bin ich voll!“ „Neiiiiiin! Du doch nicht!“, kicherte Luna und schlug ihn leicht auf die Schulter, „vielleicht sollten wir hier Schluss machen…?“ „Du willst jetzt schon mit mir Schluss machen?“, fragte Adrian traurig und zog einen Schmollmund. Der Barkeeper wechselte einen schnellen Blick zwischen den beiden, als Adrian abwinkte. „Einer geht noch!“, rief er triumphierend. „Aber nur noch dieser eine!“, versicherte ihm Luna und nickte dem Mann hinter der Bar zustimmend an. Dieser machte sich erleichtert ans Werk, während Adrian auf die Hand auf seiner Schulter blickte. „Begrapscht du mich etwa?“, lallte er. „Vielleicht?“, kicherte das Mädchen und sah ebenfalls auf seine Hand, „empfindest du denn als begrapschen?“ „Wusstest du...wusstest du, dass wenn man einen Chevalier begrapscht, dass man ihn auch küssen muss?“, grinste er und seine graugrünen Augen funkelten im gedämmten Licht. „Gilt das nur für dich, oder für alle Mitglieder des Chevalier Clans?“, wollte sie argwöhnisch wissen. „Bis jetzt nur für mich“, kicherte Adrian und drückte mit seinem Zeigefinger auf seine Wange, „genau dahin!“ Luna nahm das Glas, welches der Barkeeper ihr reichte entgegen und nippte dran. Sie stellte das Glas auf die Theke und grinste breit: „10:8 für mich! Du hast verloooooooooren!“ „Ich warte immer noch auf meinen Kuss!“ „Ver...looooooren!“, freute sich Luna und klatschte in die Hände, „aber...da du dich so angestrengt hast mich abzufüllen und nur 2 Punkte im Rückstand bist sollst du ausnahmsweise deinen Kuss bekommen.“ „Echt jetzt?“ Da hatte Luna sein Gesicht schon zwischen ihre Hände genommen und Adrian einen dicken feuchten Schmatzer auf die Backe gedrückt. Als das Mädchen die Augen wieder öffnete blickte sie an die weiße Zimmerdecke und spürte wie ihr Magen sich mit einem flauen Gefühl bemerkbar machte. „Oh...mein...Schädel!“, jammerte sie und hielt sich die Stirn, „wo zum…?“ Als Luna etwas schweres auf ihrem Bein bemerkte, blickte sie an sich herab und erkannte Tala, wie er auf einem Stuhl saß und mit seinem nackten Oberkörper auf ihren Beinen schlief. Vorsichtig zog Luna ihre Füße an und wälzte den Jungen ganz langsam auf ihr Bett, deckte ihn zu und beobachtete ihn beim Schlafen. Ab und zu streichelte sie ihm übers Haar und lächelte dabei, bis Luna endlich bemerkte, dass sie noch vollkommen angezogen war. „Ja...jetzt fällt es mir auch wieder ein...“, raunte sie und erinnerte sich daran, wie sie sich gestern noch mit Tala unterhalten hatte. Vor allem...über was. Sie stützte ihr Gesicht auf die Knie und unterdrückte ein lautes genervtes Stöhnen, als sie plötzlich etwas kaltes an ihrem Fuß spürte. Ruckartig schreckte Luna au und blickte Tala in die Augen. „Morgen...“, gähnte er und zog seine Beine weiter an, „wie hast du geschlafen…?“ „Gut...“, murmelte Luna und lehnte sich auf ihr Kissen, „abgesehen davon, wie ich aufgewacht bin.“ „Hab ich dich geweckt?“ „Keines Wegs...mein Magen und mein Kopf schon ehr.“ Tala schmunzelte und streckte sich, bevor er ein knacksendes Geräusch aus seinem Rücken vernahm. „Au...“, stöhnte er und begann sich zu dehnen, „was zum…?“ „Du hast bis eben zur Hälfte auf meinem Bett und diesem Stuhl geschlafen. Kein Wunder, dass du Rückenschmerzen hast.“ „Ah ja...da war ja was...“ „Das war voll süß von dir...“ „Hm?“ „Du hast sicher die ganze Zeit darauf gewartet, weil du dachtest, dass ich Louis finde und dementsprechend gelaunt nach Hause komme. Dann hast du mich anscheinend ins Bett gebracht und auf mich aufgepasst...“ „Ist doch nicht der Rede wert...“ „Danke, Tala.“ „Bitte. Tee?“ „Hier muss irgendwo noch ein Fruchtsaft stehen“, grübelte sie und kratzte sich vorsichtig am Hinterkopf, „aber mal was ganz anderes...“ „Hm?“ „Du...wolltest unbedingt mit mir über was wichtiges Reden.“ „Ja.“ „Hat das noch Zeit bis nach dem Frühstück?“ „Natürlich“, grinste Tala und half ihr auf. *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~**~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* Lucielle öffnete die Haustüre eigentlich, um im Garten frisches Obst für das Frühstück zu pflücken, stolperte dabei aber voll über ihren Bruder, welcher längs über die Terrasse lag und seinen Rausch ausschlief. „Papa! Ich hab ihn gefunden!“, rief das Mädchen und ging auf die Knie, um Adrian anzustupsen, „Ari...? Ari? ARI!“ „Nich...so...laut...“, knörte der Junge, presste die Hände auf die Ohren und rollte sich auf die Seite, „Mama warum ist es schon so hell?“ „Weil du auf der Terrasse ausnüchterst“, lachte der Vater und hob seinen Sohn vom Boden auf, „guten Morgen Sonnenschein! Bereit fürs Frühstück?“ „Du hättest ruhig mal anrufen können!“, beschwerte sich Adrians Mutter, während sie ihm ein Spiegelei aus der Pfanne auf den Teller gleiten ließ, „ich habe mir Sorgen gemacht!“ Der Junge stützte den schweren pochenden Kopf auf seiner Hand ab, während er die Schimpfpredigt seiner Mutter über sich ergehen ließ. Wenn sie von ihm eine Antwort verlangte kam meistens nur ein geschwächtes Knören zum Vorschein, welches seinen Vater zum Grinsen veranlasste. „Willst du diesmal gar nichts sagen?“, erkundigte sich Lucielle und neigte ihren Kopf zu ihm rüber. „Ich denke, dass eure Mutter diesmal völlig ausreicht...“, meinte Pierre gelassen, „zusammen mit seinem Schädelbrummen ist das Strafe genug.“ „Wenn du meinst...“ Die beiden beobachteten schmunzelnd noch eine Weile das Schauspiel mit Adrian und seiner Mutter, welches sich ihnen bot. Nach dem Frühstück erkundigte sich Pierre bei seinem Sohn, ob er sich nach dieser Standpauke noch einmal hinlegen und ordentlich auskurieren wollte. Der Junge blickte seinen Vater ungläubig an: „...hattest du mir vor unserer Anreise nicht ausdrücklich verboten, den ganzen Tag zu verschlafen?“ „Das habe ich. Aber ich denke, dass du für die nächsten vier Stunden erst mal genug gelitten hast. Hau dich eine Runde aufs Ohr und in der Zwischenzeit kann sich deine Mutter im Garten abreagieren.“ Ohne ein weiteres Wort zu verlieren sprang Adrian die Treppe mehr oder weniger elegant ins Obergeschoss, wo er sich gleich aufs Bett schmiss und nach kurzem hin und her wälzen einschlief. Pierre sah für einen kurzen Moment die Treppe hinauf, bis er schließlich tief seufzte und sich wieder in die Küche begab, wo seine Frau am Tisch saß und den Kopf auf beide Hände stützte. „Na? Was macht der Blutdruck?“, grinste er sie frech an und nahm neben ihr Platz. „Ich weiß nicht mehr weiter, Pierre! Was können wir nur mit dem Jungen machen?“ „Wieso? Weil er mit seinen 19 Jahren über Nacht weggeblieben ist und mal ordentlich gefeiert hat?“ „Ich hätte kein Problem damit, wenn es nicht jedes mal so eskalieren würde!“, brummte Genevieve. „Darf ich dich daran erinnern, dass wir vor knapp 6 Jahren schon mal einen ähnlichen Fall hatten?“ „Erinner mich bloß nicht daran...“ „Und das haben wir auch überlebt...und wie haben wir das geschafft?“ „Indem wir uns immer sagten, dass wir uns lieb haben und es nur eine Phase sei.“ „Na also. Es war mit Lucy schwierig und jetzt ist halt Adrian an der Reihe...auch das werden wir schaffen.“ „Du hast ja Recht...“, seufzte Genevieve und fuhr sich mir der Hand durch die Haare, „ich war nur überwältigt, wie schnell der Junge groß geworden ist...“ „Die Zeit verfliegt.“ „Allerdings. Ich mache Eistee. Auch einen?“ „Bitte. Ja.“ *~*~* *~*~* *~*~* *~*~**~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* Tala fing den Strohalm mit seiner Zunge und zog genüsslich die kalte Flüssigkeit in seinen Mund, während er seine Augen auf Luna gerichtet hatte. Sie saßen in einem kleinen Bistro im Außenbereich und warteten auf ihre Eisbecher, als Luna nervös mit ihren Füßen wackelte und dabei Tala gegen sein Schienbein stieß. „Oh sorry!“, entschuldigte sie sich hastig und warf mit einer schnellen Handbewegung ihr Glas um, womit dessen Inhalt auf Talas Oberteil und Hose schwappte. Die beiden starrten sich ungläubig an, dann lachten sie laut los, so dass die Passanten sie fragend anguckten. „Es tut mir leid...“, kicherte Luna entschuldigend, „normalerweise bin ich nicht so tollpatschig.“ „Kein Ding. Mach dich nicht verrückt.“ „Oh man...“, tadelte sich das Mädchen selbst und schüttelte den Kopf, während ihr Mitbewohner mit einer Servierte die nassen Flecken auf seiner Kleidung abtupfte. „Nachdem wir jetzt das Schweigen gebrochen haben...“, begann Tala und grinste schief, „kann ich ja anfangen?“ Luna setzte sich wieder hin und seufzte, nickte jedoch. „Wo soll ich anfangen?“ „Wieso fragst du mich das?“, staunte Luna überrascht. „Ich dachte mir, dass wenn ich mich dir schon ein wenig mehr öffnen würde, dann sollte ich es auch dir überlassen, wo ich damit anfange.“ „...wow...“ Während das Mädchen immer noch baff ihm gegenüber saß nahmen die beiden ihre Eisbecher entgegen und Tala schob sich dezent amüsiert den ersten Löffel seines Bananensplits in den Mund. „Ich bin überwältigt!“, gestand Luna und lachte nervös. „Nein...“, grinste der Rotschopf schief, „du doch nicht!“ „Machst du dich gerade lustig über mich?“ „Nein!“, lachte er jetzt ebenfalls, „ich doch nicht!“ Sie funkelte ihn herausfordernd an, während Tala weiterhin sein Eis aß, jedoch ihren Blicken tapfer stand hielt. „Dank der Medien habe ich ja einiges mitbekommen, beziehungsweise erfahren...“, begann Luna, „auf Grund dessen bin ich also was euer ‚Beziehungsdrama‘ angeht auf einem meiner Meinung nach guten Stand.“ „Beziehungsdrama?“ „Am Schluss...fande ich das schon...“ Tala hob überrascht die Augenbrauen und klopfte seinen Löffel am Rande des Tellers ab. „Eigentlich interessant finde ich nur noch, was Rachel in deinem Krankenzimmer zu suchen hatte.“ „Ist das wirklich alles, was dich jetzt noch interessiert?“ „Nein...“, seufzte sie und ließ die Schultern sinken, „eigentlich möchte ich jedes kleine Detail wissen...“ „Damit ich mehr Gefallen an dir finde?“ „Ähm...ja?“ „Findest du das nicht etwas creepy?“ „Ähm...irgendwie...schon...“ „Lass das, Luna“, bat der Chef der Blitzkrieg Boys, „das würde auf Dauer nicht gut gehen.“ „Auf Dauer?“, wiederholte sie ungläubig, „meinst du...das...ernst?“ „Jetzt nicht sofort. Ich hätte abgewartet, wie es sich weiterhin entwickelt.“ „Okay...“ „Also“, seufzte Tala entspannt und ließ sich tiefer in den Stuhl sinken, „wo soll ich anfangen?“ „Ich bleibe dabei.“ Luna sah so entschlossen wie schon lange nicht mehr aus, auch wenn Tala es an ihrer Nasenspitze ansehen konnte, wie die Neugier sie beinahe auffraß. Er grinste breit und verschränkte seine Arme über der Brust. „Rachel hat mir im Krankenzimmer Unterlagen zum unterschreiben gegeben. Darin stand lediglich nur, dass wir beide nicht mehr der gegenseitige Notfallkontakt sind.“ „Das ist alles?“ „Jupp. Nicht so spannend, wie du dir erhofft hast, hm?“ „Nein...nicht im Geringsten...“ „Tut mir leid...“, lächelte Tala traurig, als er Lunas enttäuschte Miene sah, „das war aber auch schon alles...“ Luna stocherte verlegen in ihrem Eis herum und linste ab und zu zu ihm auf. „Dir liegt doch was auf der Zunge?“ „Ja schon“, begann sie, „aber ich weiß nicht wie ich anfangen soll...“ „Dann sag es einfach.“ Luna sog durch die Nase tief Luft ein und blickte Tala direkt in die Augen, als plötzlich eine Horde Schulmädchen auf der anderen Straßenseite aus dem Bus stieg und den Jungen erspähte. „OH MEIN GOTT! TALA!“, kreischte eines und rannte sofort auf ihn zu. „KREIIIISCH! ER IST ES!“ „TALA! MACHST DU EIN FOTO MIT MIR?“ Die beiden sprangen hektisch von ihren Stühlen auf, damit die Meute sie nicht um schmeißen konnte. Die Mädchen umzingelten den Rotschopf und reichten ihm Notizblöcke für Autogramme und Handys für Bilder mit ihnen, während Luna einen großen Schritt zurückwich und die Szene beobachtete. Tala blieb total cool. Er unterschrieb brav und grinste immer in die Kamera, wenn sich ein weiteres Mädchen zu einem Selfie umdrehte. Die Schülerinnen quietschen aufgedreht und hüpften wie kleine Kinder um den Jungen herum, da erinnerte sich Luna daran, dass sie vor gar nicht allzu langer Zeit noch dasselbe getan hatte. Sie verstand die Mädchen vollkommen und konnte ihnen nicht mal böse sein. Dennoch…dieser Stich... „So Mädels!“, grinste Tala und sah noch ein mal in die Runde, „das reicht für heute erst mal.“ „Kommst du öfters her?“ „Wann sehen wir dich wieder?“ „Gehst du mal mit uns hier Eis essen?“ „Au ja! Bitte, Tala! Bitte!“ „Vielleicht“, kicherte er neckisch und hob abwehrend die Hände, „aber ich muss jetzt echt weiter!“ „Okay!“, riefen die Mädchen alle im Chor und gingen fröhlich jauchzend ihren Weg, während sie ihre Bilder untereinander verglichen. „Puh! So was hatte ich schon lange nicht mehr!“ Tala drehte sich um und bemerkte verwundert, dass Luna nicht mehr an ihrem Platz stand. *~*~* *~*~**~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* Mirka stand leicht bekleidet auf einem Hocker, während eine Schneiderin Maß nahm, als Kai ins Zimmer trat und bei ihrem Anblick erst einmal gegen den Koffer voller Stoffen lief, diesen umstieß und sich selber mit einem großen Ausfallschritt gerade noch vorm Fallen bewahren konnte. „Alles in Ordnung?“, erkundigte sich das Mädchen, während es sich nach ihrem Verlobten umwandte. Kai hielt in seiner Bewegung inne und zog eine peinlich berührte Miene. Mirka legte den Kopf schief und beäugte die Szene mit einem amüsierten Schmunzeln, sagte jedoch nichts. Jedes Wort wäre jetzt zu viel. Selbst die Schneiderin zog es vor keinen Laut von sich zu geben, sondern nur ein dezentes Lächeln auf ihre Lippen zu setzten. „Ich bin okay...“, raunte der Junge und begab sich wieder in eine aufrechte Position, „ich sollte zum Vermessen kommen...aber...wie ich sehe...“ „Du kannst gerne hier bleiben“, meinte Mirka, als er sich von ihr abwandte, damit sie sein errötendes Gesicht nicht sah, „Ludmilla hat gerade nur noch mal nachgemessen.“ „Brauchen fünf Minuten“, erwiderte die Frau mit russischem Akzent, „soll bringen Unglück, wenn sieht Mann Frau vor Hochzeit in Kleid.“ „Bitte bleib...“, bat das Mädchen und drehte Kai wieder den Rücken zu, sodass Ludmilla weiter arbeiten konnte. Der Junge seufzte tief, stemmte die Hände in die Hüfte und verlagerte sein Gewicht auf den rechten Fuß. Die Schneiderin kniete sich vor Mirka und flüsterte auf russisch noch einmal das Wort „Unglück“, woraufhin das Mädchen ihr einen vielsagenden Blick zuwarf. Stillschweigend arbeitete die Frau weiter, während Mirka immer wieder mal einen Blick über die Schulter nach hinten warf. „Nur weil du mich nicht ansehen sollst, heißt das noch lange nicht, dass du dich nicht mit mir unterhalten darfst.“ „Schon vergessen, wen du heiratest?“, entgegnete Kai tonlos, konnte sich jedoch ein stummes Grinsen nicht verkneifen. „Den zweitplatzierten der letzten BeyBlade Weltmeisterschaf“, grinste sie nach hinten und beobachtete, wie er genervt stöhnte die Schultern senkte. „Musst du jetzt eigentlich immer darauf herumreiten?“ „Naja“, überlegte Mirka und grinste noch breiter, „nach der Hochzeit liegt es an dir, mir etwas anderes zu geben, worauf ich herumreiten kann. Zwinker, zwinker.“ „WAS?!“, entfuhr es Kai und er drehte sich ruckartig zu ihr. Sein Gesichtsausdruck sprach Bände, während die Schneiderin hastig nach Luft japste. Das Mädchen erwiderte seinen Blick und grinste vielsagend. „Wie ich schon sagte...“, kicherte Mirka schelmisch, „es liegt nach der Hochzeit an dir. Lass dir was einfallen, Kai!“ Sie konnte beobachten, wie der Junge versuchte sich wieder zu fangen und nach den richtigen Worten suchte. „...aber bis es soweit ist hast du ja noch ein bisschen Zeit dir was effektives zu überlegen. Und jetzt wieder umdrehen, du hast schon zu viel gesehen!“ Mit immer noch großen Augen wandte sich Kai erneut von ihr ab und versuchte wieder klar denken zu können, während Ludmilla sich immer noch Luft zufächerte. In Gedanken machte Mirka einen triumphierenden Freudensprung, in der Wirklichkeit stand sie jedoch völlig normal da und hatte alle Mühe, ihr Grinsen zu unterdrücken. Nach einer Weile konnte Ludmilla wieder am Kleid arbeiten, warf Mirka aber in regelmäßigen Abständen vorwurfsvolle Blicke zu. „Bist du noch da?“, erkundigte sich das Mädchen und sah stur nach vorne in ihr Spiegelbild. „Ja...“ Kais Stimme war ruhig, was man von seinem Puls jedoch nicht behaupten konnte. „Hast du dir mittlerweile überlegt, was ich dir zum Geburtstag schenken kann?“ Es war schwer zu überhören, wie er erleichtert aufatmete, gleich daraufhin räusperte und ein verneinendes Geräusch von sich gab. „Du hast nur noch zwei Wochen...“ „Ich weiß.“ „Luna plant übrigens eine Party, um in deinen Geburtstag rein zu feiern.“ „Ist mir nicht entgangen...“ „Wirst du auch hingehen?“ „Lässt du mir eine Wahl?“ „Das hört sich an, als wäre ich voll herrschsüchtig“, zweifelte Mirka an sich selbst, „wenn du nicht hingehen möchtest, dann sag ihr aber wenigsten Bescheid.“ „Okay, mach ich.“ „Du WIRST hingehen!“ „Da! Du lässt mir also doch keine Wahl!“, beschwerte sich Kai und drehte sich zu Mirka, als Ludmilla einen russischen Flucher ausstieß und er die Augen verdrehte, jedoch wieder in die andere Richtung blickte. Kurz darauf bedeutete die Frau Mirka, dass sie endlich fertig waren und sie den Platz mit Kai tauschen sollte. Der Junge stellte sich sichtlich genervt auf den Hocker, während Mirka sich hinter der Trennwand wieder anzog, nur um sich gleich wieder neben ihn zu stellen und eine herausfordernde Miene aufzusetzen. Er blickte sie mit genau demselben Ausdruck an. „Warum darf sie mich eigentlich sehen, wo bei mir so ein Terz draus gemacht wurde?“, wandte er sich schließlich an die Schneiderin. „Sie ist Frau!“, meckerte Ludmilla, „linker Arm!“ Kai reichte ihr ohne Widerworte seinen Arm und blickte zu Mirka. „War sie bei dir auch schon so…?“, raunte er ihr zu. Das Mädchen grinste verschmitzt und warf der Schneiderin einen kurzen Blick zu. „Ehrlich gesagt sie erinnerte mich stark an dich, bevor du dazukamst.“ Er zog ungläubig die Augenbrauen zusammen: „Intelligent? Gutaussehend? Perfektion in jeder Hinsicht?“ „Schweigsam.“ „Ach...so...“ „Ein Kai Hiwatari auf der Welt reicht mir vollkommen aus...“, lächelte Mirka und striff leicht über seinen rechten Arm, „seelisch und moralisch versteh sich. Noch so einen wie dich würden meine Nerven nicht aushalten!“ Der Junge schmunzelte sie vielversprechend an und hob eine Augenbraue: „Stell dir vor wie es für dich wird, wenn eines unserer Kinder nach mir kommt.“ „Bist du wahnsinnig?!“ „Vielleicht?“ In diesem Moment machte sich Ludmilla daran, Kais Beine auszumessen und ging mit ihrer Hand für Mirkas Verhältnisse zu nah an eine gewisse Stelle. Das Mädchen räusperte sich laut und warf der Schneiderin einen gefährlichen Blick zu, während Kai seine Verlobte über seine Schulter hinweg beobachtete. Augenblicklich ließ Ludmilla ihre Hand sinken und beobachtete Mirkas Miene , wie diese sich mit jeden Zentimeter weiter aufhellte, bis sie schließlich zufrieden nickte. „...und dabei heißt es immer, dass der Mann auf die Frau aufpassen soll“, grinste Kai und blickte erneut in den Spiegel. „Ich achte nur auf das, was eh schon meins ist.“ „Wie war das? Bis es soweit ist hast du ja noch ein bisschen Zeit…?“ Sie guckte Kai durch den Spiegel hindurch an und grinste selbstgefällig, er erwiderte das Grinsen. *~*~**~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* Luna ging mit schnellen Schritten durch die Fußgängerzone, achtete dabei nicht wirklich darauf, wohin sie genau ging. Sie wollte einfach nur laufen. Ziellos. Das mit Tala vorhin war einfach zu viel für sie gewesen, jetzt bereute sie, dass sie sich so heimlich davon geschlichen hatte. „...und jetzt hatte ich ihn schon soweit...“, murmelte sie und blieb vor einem Kleidungsgeschäft stehen, indem sie ein aufwendiges Kleid sah. Sie versuchte sich in diesem Kleid vorzustellen, auch wenn lachspink nicht unbedingt ihre Farbe war. Langsam, als es anfing ihr zu gefallen wanderten ihre Augen zu dem Preisschild…und da gefiel es ihr nicht mehr so sehr. Wieso musste das nur so teuer sein?! Schnell ging sie weiter und schlug sich das Bild von ihr in diesem Kleid aus dem Kopf. Mirka würde es sowieso viel besser stehen, vielleicht sollte sie ihr diesen Laden mal empfehlen? „Sie kann sich solche Preise schon ehr leisten...“, murmelte Luna und bog in eine Passage ab. Das Mädchen ging zielstrebig auf einen Laden zu, drückte die Tür nach innen auf und stockte. „Oh...“, gab sie leise von sich. „Ah...du...“, erwiderte Louis und senkte sofort den Blick, „hi...“ „Ähm...ja...hi...“ Die beiden standen sich wortlos gegenüber, jeder starrte in eine andere Richtung, bis Luna sich schließlich dazu entschied das Eis zu brechen. „Gut...gut siehst du aus.“ „Danke.“ „Hast dir einen Piercing stehen lassen?“ „Ja.“ „Cool. Wollte ich auch gerade.“ „Und da gehst du direkt hier hin?“ „Ist mein Stamm Studio. Naja war es früher mal...“ „Okay.“ „Hätte nie gedacht, dass du der Piercingtyp bist.“ „Ach ja? Ich hätte nie gedacht, dass du mich mal so hintergehen würdest!“ Autsch… „Hey ihr zwei! Ihr blockiert meinen Eingangsbereich!“, meldete sich die Frau hinter der Theke plötzlich zu Wort. Luna und Louis traten beide einen Schritt zur Seite und warfen sich vielsagende Blicke zu. „Ich...ich...würde mich...gerne entschuldigen.“ Louis machte ein gespielt überwältigtes Gesicht und verschränkte die Arme über der Brust. „...wir...wir konnten nie darüber reden...“ „Ach? Zwischen uns beiden gibt es noch etwas zu reden?“, wollte er schnippisch wissen. „Louis!“ „Was?! Weißt du überhaupt, wie weh du mir mit deiner Aktion getan hast?“ „Ich weiß ja nicht, was euer Problem ist...aber mit eurem Geschreie vertreibt ihr meine Kunden!“, schimpfte die Frau des Piercinggeschäfts und zeigte auf die Tür, „raus mit euch!“ Die beiden gingen knurrend auf dem Laden, während Luna direkt davor stehen blieb ging Louis einfach weiter. „Hey! Lauf nicht einfach weg!“ „Luna. Ich kann jetzt nicht mit dir reden...ich will vor allem nicht mehr mit dir reden. Vorerst nicht. Verstehst du das nicht?“ „Gib mir doch wenigsten eine Gelegenheit, mich aufrichtig bei dir zu entschuldigen und dann lass ich dich auch in Ruhe.“ „Versprochen?“ „Versprochen? Alter das is kein Kindheitsschwur!“ „Sag einfach, was du sagen willst und dann lass mich endlich!“ „Wie? Hier? Jetzt?“ „Musst du erst eine Rede schreiben?“ Luna hatte gerade die größte Lust, ihm einen gewissen Finger direkt vor die Nase zu halten, doch da trat plötzlich jemand hinter ihr direkt neben sie. Louis und Luna staunten nicht schlecht, als Tala unerwartet die Hände in die Hüfte stemmte und das Mädchen herausfordernd anfunkelte. „Ich habe mir Sorgen gemacht, nachdem du einfach verschwunden warst!“, tadelte er sie, „aber jetzt weiß ich ja warum.“ „Nein, nein, nein, Tala! Es ist nicht so, wie es aussieht!“, wehrte Luna sofort ab. „Aha?“ „Nö alter...mit der bin ich fertig. Die kannst du haben!“ „Achte du erst mal auf deine Wortwahl, Kumpel“, wandte sich Tala an Louis und blickte ihn böse an. Der Junge machte eine eingeschnappte Miene und ging einfach ohne etwas weiteres zu sagen. Als Luna ihm folgen wollte stellte sich ihr der Rotschopf in den Weg. „Wir beide sind noch nicht fertig.“ „Aber...ich...wir...ich...wollte...“, stammelte sie und brach plötzlich in Tränen aus. „Warum…?“, stieß Tala überrascht aus und versuchte das Mädchen zu beruhigen. Passanten blieben bereits neben ihnen stehen und raunten sich Vermutungen zu, weshalb sie so außer sich sein könnte. „Luna...bitte...die Leute gucken schon…!“ „Ich wollte mich doch nur bei ihm entschuldigen!“, heulte sie und wischte ihre Nase am Handballen ab. „Bei dem? Wieso? Er hat es doch gar nicht verdient!“ „Tala...es tut mir so leid...“ „Weshalb entschuldigst du dich jetzt bei mir?!“ Die nächsten Worte waren aufgrund ihres völlig aufgelösten Gewimmer nicht zu verstehen, daher entschied der Rotschopf, dass es das Beste für alle wäre, wenn er sie so schnell wie möglich nach Hause brachte. „Na komm...“, murmelte er vorsichtig und legte einen Arm um ihre Schultern, „gehen wir...“ Einen kurzen Fußmarsch später saßen beide in Talas Auto und während er fuhr wischte sie sich erneut die Nase am Handballen ab. „Oh du...“, bemerkte der Junge und öffnete das Handschuhfach, um nach ein paar Taschentüchern zu suchen, „hier...“ „D...danke...“ „Kein Ding...geht‘s langsam wieder?“ „Sorry...für die Unannehmlichkeiten.“ Tala kicherte kurz auf und bog mit dem Auto ab. Ein paar Minuten später hatte sich Luna anscheinend beruhigt und tupfte sich die letzten Tränen von den Wangen. Aus dem Augenwinkel heraus linste Tala zu ihr rüber und fragte, ob jetzt alles wieder in Ordnung war. „Ja...denke schon...danke noch mal...und sorry...“ „Schon wieder“, schmollte Tala belustigt und parkte sein Auto, „lass gut sein, Luna. Was ich nur nicht verstehe...warum wolltest du dich ausgerechnet bei Louis entschuldigen?“ „Ich war völlig überfordert.“ „Überfordert? Wieso?“ „Du lachst mich sicher deswegen aus...“ „...ernsthaft? Weil mich die Mädchen vorhin belagert hatten?“ „Siehst du? Du grinst schon so breit!“ „Luna! Das waren Schulmädchen! Die waren höchstens 13!“ „Hör auf so zu grinsen!“ „Hättest du vor gar nicht so langer Zeit nicht genauso reagiert wie sie?“ „Lass mich!“, knörte Luna und stieg aus dem Auto aus. Tala tat es ihr gleich und zwang sich, nicht zu lachen, während er ihr zur Haustür folgte. Das Mädchen schloss die Tür auf und die beiden traten in den Flur ein. „...du müsstest es doch besser wissen, dass mir so was auf offener Straße passieren kann!“ „Ich weiß es ja! Trotzdem...es live mitzuerleben ist noch mal was ganz anderes!“ „Ist dir dann auch bewusst, dass wenn wir beide irgendwann mal zusammen sind dir genauso passieren kann?“ Luna guckte Tala groß an. Er erwiderte ihren Blick und stutzte. „Wegen dem ‚irgendwann‘ oder dem anderen?“ „Irgendwie...beides...“, gestand sie und hielt den Schlüssel ans Türschloss zur Wohnung, „es...es hat mir nichts ausgemacht dich so im Mittelpunkt von allem zu sehen. Doch ich stand so weit weg von dir, so als wärst du für mich unerreichbar, während du so viele um dich hattest.“ „Du hast dich also ausgeschlossen gefühlt?“ „Ich...denke schon...ja...“ „Also...würde dir der ganze Trubel nichts ausmachen, so lange du neben beziehungsweise bei mir stehst?“ Luna sah Tala direkt in die Augen. Diese wunderschönen Augen… „Klingt voll arrogant und hochnäsig so wie du es sagst.“ „Ähm...“ „Keine Angst“, kicherte sie müde, „ich werde nicht schon wieder weinen...“ „Danke...“ Sie schloss die Tür auf und schlenderte mit Tala zusammen in die Küche, wo sie sich erst mal an die Kücheninsel anlehnte und tief seufzte. Er stand mit etwas Abstand neben ihr und beobachtete das Mädchen, wie es gleich reagieren würde. „Es war mir von Anfang an bewusst, dass ihr in der Öffentlichkeit steht. Auch, dass so was mal passieren würde, während ich mit einem von euch unterwegs bin. Allerdings hätte ich nie gedacht, dass es mich so beutelt, wenn ich es mit dir erlebe.“ „Du...bist...eifersüchtig?“ „Ja.“ „Wow. Okay“, grinste Tala verlegen und kratzte sich am Kopf, „ich wusste ja, dass du auf mich stehst. Sogar, dass du in mich verknallt bist. Aber nicht, dass du schon so weit bist.“ „Schlimm?“ „Ich fühle mich geschmeichelt. Ehrlich.“ „Jetzt schmarrst du aber.“ „Bitte was?“ „Du übertreibst.“ „Nicht im Geringsten. Prissilla war damals so geil auf das Rampenlicht, dass sie mich total verdrängte und Rachel war es so ziemlich egal. Du bist die erste, welche wirklich eifersüchtig darauf reagiert.“ „Was ganz neues für dich, hm?“ „Allerdings!“, lachte er und holte zwei Limonade aus dem Kühlschrank, „das ist auch neu für mich.“ Luna zog ungläubig die Augenbrauen hoch und nahm die Limo entgegen. „Es scheint mir gerade so, als müsste ich dir doch etwas mehr erzählen, als ich es ursprünglich vor hatte“, überlegte Tala und zeigte auf die Terrasse, „lass mich dir erzählen, warum ich so bin, wie ich bin...zumindest ein Stückchen.“ „Ein Stückchen?“ „Wenn ich dir alles erzähle rennst du schreiend davon.“ Luna lachte hell auf und folgte dem Rotschopf auf die Terrasse, wo sie es sich bei Limonade erst ein mal gemütlich machten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)