Intrigo e amore von -Amber- (And it's with you that I want to stay forevermore) ================================================================================ Kapitel 107: London 3 - Das letzte Pferd ---------------------------------------- Alessandro und Dominico Sforza  [[BILD=8207699.jpg]] Im Hause Sforza waren die vergangenen Tage in geschäftigstem Treiben vorbeigegangen. Giulia plante bereits ihre Rückreise nach Italien, die sie antreten würde, nachdem Alessandro "gestorben" war. Alleine schon, um bei seiner Beerdigung vor Ort sein zu können, während Dominico sich diese Ehre nicht herausnehmen würde. Er würde seinen Platz an Henrys Seite verteidigen, so viel war sicher. Alessio war seit dem Turnier nicht mehr am Hof gewesen und auf die Nachfrage des Königs gab Nico vor, dass sein Bruder nach wie vor an einer Magenkrankheit leide. Cromwells triumphierende Miene bei diesen Worten ertrug er mit stoischer Ignoranz. Der diplomatische Berater des Königs hatte einiges an Vertrauen gegenüber dem König einbüßen müssen, was ihn zu reger Aktivität antrieb. Cromwell hatte wieder angefangen, einigen wichtigen Leuten um den Bart zu streichen, und daher gab es sehr viel Korrespondenz des Mannes. Es war für Amadeo ein leichtes, einige dieser Briefe abzufangen und zu Alessandro zu bringen, der schon nach wenigen Schriftstücken genug Vergleichsbeispiele hatte um Cromwells Schriftbild und seine Unterschrift perfekt nachahmen zu lassen - und zwar von keiner geringeren als Giulia Sforza selbst, die an der Feder um einiges geschickter war als er. Sie entwarf zwei Briefe, einen an Rodrego Fernale und einen an einen Leibdiener von Charles Brandon, beide mit dem fast gleichen Inhalt: Der Ermordung des Herrn gegen viel Geld. Insofern glich der Brief den Schriftstücken, die Cromwell schon Rodrego geschickt hatte, und passte damit wunderbar in das Gefüge aus Lügen, das Cromwell aufgebaut hatte. Zum krönenden Abschluss übergab er die Briefe Charles Brandon. Der als ein noch dickerer Freund des Königs aus Kindertagen sich noch freier im Palast bewegen konnte. Nach einem Ablenkungsmanöver Dominicos, das Cromwell länger an die Tafel des Königs fesselte als vorgesehen, siegelte er die Briefe sowohl mit Cromwells Siegelwachs als auch mit seinem Siegelring, der offen zugänglich auf seinem Schreibtisch lag. Sicher nicht absichtlich, sondern ausversehen, doch für sie ein perfekter Zufall. So hielt Alessandro am Abend des sechsten Tages nach dem Turnier zwei identische Briefe in den Händen. Welcher der für Rodrego war, erkannte er nur an einem Tintenfleck auf der Rückseite des Briefes, den er zur Markierung benutzt hatte und der sicher nicht auffallen würde. Er saß mit Dominico und Charles Brandon auf der Terrasse des Anwesens. Giulia hatte sich bereits ins Bett verabschiedet und die drei Männer waren allein. "Seid ihr sicher, dass es funktionieren wird?" erkundigte sich Charles, der wieder das Weinglas an die Lippen gehoben hatte. "Ich weiß es nicht", gab der Kardinal zurück. "Aber der Plan wird in jedem Fall funktionieren. Nur ob ich danach noch einmal aufwache..." Er zuckte mit den Schultern. "Es ist mir gleich solange es nur Cromwells Stuhl endgültig zum Fallen bringt." Nico rümpfte die Nase. "Wenn der Quacksalber dich nicht wieder aufwecken kann, braucht er nicht denken, dass er diesen Hof lebend verlässt", murrte er, nicht nur weil Angst um seinen Bruder hatte, sondern weil diese Sache mit der Nase noch immer nicht ausgehandelt worden war. Vor allem aber wohl, weil er sich um Alessandro sorgte. "Je realistischer es ist, desto besser. Es ist nur unendlich wichtig dass ihr beide morgen um 10 Uhr im Audienzsaal steht. Der König empfängt Würdenträger aus den deutschen Herzogtümern, er WIRD da sein und es MUSS vor Publikum geschehen." Charles nippte an dem Wein und nickte. "Steht deine Kutsche denn schon bereit?" Jetzt war es an Alessandro zu nicken. "Ja.. Amadeo hat den Wagen und den Sarg bereits hergerichtet. Alles läuft nach Plan, wenn unsere lieben Ärzte denn bald auftauchen..." Sie schwiegen eine Weile ehe Charles das Glas leerte und sich erhob. "Ich reite nach Hause, meine Herrschaften. Auf gutes Gelingen und möge Gott mit uns sein." Ohne es bewusst Wahrzunehmen schlug Alessandro ein Kreuzzeichen und machte eine Segensgeste. Es war ihm einfach in Fleisch und Blut übergegangen. Charles verabschiedete sich und ging hinunter in den Hof, während die Brüder allein zurückblieben. Alessandro wollte sich Wein einschenken, doch Nico nahm ihm die Karaffe ab. "Keinen Alkohol hat John gesagt. Nicht einen Tropfen wirst du trinken, verstanden?" Alessio verzog murrend das Gesicht, ließ sich dann aber unverrichteter Dinge wieder nach hinten sinken. "Ich bin Kardinal, schon vergessen? Gott wird schon ein Auge auf mich haben." Lange allein blieben sie nicht. Aus dem Stall näherte sich ein etwas verdreckter und schwitzender Rodrego, der Pferde beschlagen hatte und vom Hof klang Hufgetrappel, das hoffentlich Kieran und John ankündigte. Alessio sah zu Rod auf, der sich noch bevor er etwas sagte, einen Becher Wasser eingefüllt hatte und gierig trank. Diese eine letzte Nacht würde er mit Rodrego verbringen und noch vor dem Morgengrauen würde er die Droge nehmen, die John für ihn vorgesehen hatte. Sein scheinbar so gelassenes Äußeres trog. Alessio war aufgeregt und er hatte durchaus auch Angst, dass diese ganze Sache nach hinten losging, dass er nicht mehr aufwachte oder nicht "tot" genug sein würde. Dass etwas Unvorhersehbares schief ging in seinem Plan... dass man Rodrego sofort an den Galgen bringen würde und er ihn nicht würde retten können... dass irgendetwas schief ging. Doch er hatte es angeleiert und nun würde die Täuschung stattfinden. Sie würde Cromwell stürzen, so tief, dass er nie wieder eigenhändig aus dem Loch kam, in das er hoffentlich ohne seinen Kopf stürzte.   Rodrego [[BILD=8222601.jpg]] Er streckte sich leicht, als er sich erhob und die Werkzeuge in der Schmiede noch einmal kontrollierte. Er würde hier nicht mehr so schnell, wenn überhaupt, zurückkehren und er hatte das Gefühl, dass er die Sachen - für wen auch immer - in Ordnung hinterlassen musste. Er sah sich um, streichelte über den schönen jungen Hengst, den er gerade beschlagen hatte. Er hatte sich in den zwei Tagen noch mal ins Zeug gelegt und wirklich alle Pferde, die es nötig hatten, beschlagen. Wer konnte schon wissen, ob er das jemals wieder tun dürfte. Heute Nacht, bzw. morgen früh war es an ihm, seinen Teil der Abmachung zu erfüllen.  Alessandro hatte seinen Teil schon erfüllt. Er war die vergangenen Morgen neben dem anderen aufgewacht, nach teilweise recht unruhigen Nächten, in denen Rodrego deutlich spürte, dass nicht nur er, sondern auch Alessandro nervös war. Es ging hier um alles oder nichts. Bald müssten Kieran und John da sein und so ging er zur Terrasse, trank dort einen Becher Wasser, bevor er sich zu Alessandro beugte und diesen sanft küsste. "Ich geh mich frisch machen, bevor die beiden da sind", sagte er und ließ seinen Worten Taten folgen.   Kieran [[BILD=8277683.jpg]] Kieran trug dieses Lächeln auf seinen Lippen, das er so schnell nicht wieder losbekommen würde. Er blickte zu John, der neben ihm her ritt. 'Streuner' trottete hinter dem Pferd her. Der Hund wich John seit Tagen nicht mehr von der Seite und zum Glück hatte jener ihn mittlerweile gewaschen, sodass er nicht mehr wie eine Kloake stank. Besonders wenn der beim Regen der vergangenen Tage nass war, war der Gestank kaum zu ertragen gewesen. Kieran fand es gut, dass der Hund sich John ausgesucht hatte. Dann war sein Freund nicht so allein. Aber John wirkte nicht einsam, auch wenn er alleine wohnte. Es tat ihm gut, das merkte Kieran deutlich. Er blühte mehr und mehr auf, ging freundlicher mit den Menschen um - zumindest den Kunden.  Irgendwie war das Leben gerade einfach so schön - trotz des Wetterumschwungs, der viel Regen gebracht hatte. Aber es war wie in dem Lied, das John ihm gestern vorgespielt hatte, als sie bei diesem im Hinterhof unter dem Freigang gesessen hatten, der Hund zu Johns Füßen, zwei Krüge Bier auf dem improvisierten Tisch. Sie hatten sich unterhalten und Kieran war fasziniert davon, wie schön John war. Dieser Mann hatte eine Ausstrahlung, die eh schon faszinierend war, aber seit er aus Gravesend gekommen war, schien er abgehoben von allem Irdischen zu sein. Dabei hatte er die spitze Zunge unverändert, auch wenn man ihn öfters lächeln sah. Nachdem jener in seiner ganz eigenen Art ihm erzählt hatte, was geschehen war, hatte er ihn gebeten, auch etwas für ihn zu singen. John hatte die Laute geholt und für ihn gesungen. Es war so schön traurig das Lied, aber auch so hoffnungsvoll gewesen. https://www.youtube.com/watch?v=LGUjY3aREA4  "Even when hope is forsaken Even when your heart is breaking Never forget it's worth saving Never forget it's a good life Seeing the sun on the tree line Feeling the breeze on a warm night Holding your hand of love Never forget it's a good life..." , summte er leise, während er sich erinnerte.  "Hör auf, Kieran!", hörte er schon Johns Stimme. "Sonst singe ich nie wieder irgendwas für sich." Kieran blickte den anderen empört an. "Ist ja gut, aber es hat mir halt gefallen", gab er zurück. Schließlich hatte es ihn daran erinnert, durch welche Höhen und Tiefen er hatte gehen müssen, um das Leben zu haben, das er jetzt hatte.  Aber so schön John auch aussah momentan, so düster war die Stimmung gestern gewesen, als er abends in die Apotheke gekommen war. Mr. Forbes hatte es nicht wirklich gut verkraftet, dass John gegangen war. Noch weniger ertrug er es, dass es John so gut dabei ging. Es war ein sehr angespanntes Verhältnis momentan und Kieran bewunderte John nach wie vor, wie er es schaffte, damit umzugehen. "Die Waage ist echt fantastisch", wechselte er das Thema. "Und sie kam im rechten Moment", fügte John hinzu. "Jetzt habe ich keinerlei Bedenken, dass das alles klappen kann." Kieran nickte. Je genauer John dosieren konnte, desto leichter würde es werden. Sie ritten in den Hof und ihnen wurden die Pferde abgenommen und mitgeteilt, dass Dominico und Alessandro auf der Terrasse seien. Sie gingen um das Haus herum zur Terrasse, auf der Nico und Alessandro auf sie zu warten schienen. Während John zur Begrüßung nickte und Streuner befahl sich hinzulegen, trat er selbst an Dominico heran und sie küssten sich sanft zur Begrüßung. Dann wandte er sich an Alessandro. "Wir müssen dann noch ein paar Untersuchungen machen und euch erklären, was schlimmstenfalls geschehen kann", erklärte er nun an die anderen gewandt.  John wusste genau was er tat. Kieran hatte keine Bedenken und hatte Johns Kunst an der Uni schon mit Erstaunen bewundern dürfen. Es war unfassbar, wozu er in der Lage war. Allerdings würde das Narkotikum nach dem Aufwachen vermutlich zu ziemlich heftiger Übelkeit und Muskelzittern führen, das jedoch mit der Zeit verschwinden würde. John würde Alessandro etwas zur Beruhigung des Magens geben, damit er sich nicht während des Schlafes erbrechen musste. Dann war es nur noch das Timing, das stimmen musste und das sie nun noch einmal durchgehen würden.   Alessandro [[BILD=8225131.jpg]] Es war schon irgendwie ein seltsames Gefühl hier mit seinem Bruder zu sitzen und nur darauf zu warten, dass ein Arzt kam, der einen in einen todesähnlichen Zustand versetzte. Aber Alessandro hatte es so gewollt und jetzt bekam er genau das. Tatsächlich waren die beiden Reiter im Hof John und Kieran, doch Alessio war zu abgelenkt von Rodrego, dessen weiche Lippen ihn begrüßten und sogleich wieder alleine ließen, weil er sich frisch machen wollte. Kieran begrüßte Nico auf eine ganz ähnliche Weise und sein Bruder sah glücklich aus mit dem "kleinen Schausteller" wie Alessandro ihn früher genannt hatte. Inzwischen und seit Cambridge hatte sich so viel geändert. Nicht nur Kieran war reifer geworden, auch sein Bruder hatte sich verändert und inzwischen, das wusste Alessio, hatte er diese dämliche Wette von damals so deutlich verloren, dass er Nico nicht nur 10 sondern 100 Münzen schuldete. Mit Kieran hatte Nico wirklich das große Los gezogen. Der Junge hing an ihm und Nico umgekehrt genauso an Kieran, wobei Alessio die Befürchtung hatte, dass Kierans Treue zu Nico stärker war als die seines Bruders zu ihm. Trotzdem war es Liebe, ehrliche und aufrichtige Liebe, die nicht belastet war von einem Betrug und einem Verrat wie in seinem Falle. Da Kieran und John offenbar gleich zur Tat schreiten wollten, legte Alessio sein Hemd ab und führte die beiden Ärzte, gefolgt von Nico, in den Salon. In den Steinmauern war es inzwischen so stark abgekühlt, dass Diener das Feuer im Ofen bereits angefacht hatten. Der ehemals herrliche Salon wirkte beinahe trist. Wandbehänge waren zum Teil entfernt worden, die prächtigen Möbel ersetzt durch einfachere und scheinbar ältere Polster. Auch der Teppich war ausgetauscht worden gegen ein Exemplar das sicher schon bessere Tage gesehen hatte. Giulia war gründlich damit "ihre" Sachen zu packen und sie sah vollkommen zurecht nicht ein dieses Haus eines Tages einem Kerl zu überlassen, der von stilvollen italienischen Holzmöbeln keine Ahnung hatte. Das Nico noch einige Monate oder vielleicht Jahre in London zubringen musste hatte sie dabei wenig interessiert. Sie hatte ihm gesagt er könne sich ja von ihrem Geld englische Möbel kommen lassen, doch Nico hatte eigentlich nur gelacht und darauf bestanden wenigstens sein Bett behalten zu dürfen, was sie ihm zugebilligt hatte.    Rodrego [[BILD=8222601.jpg]] Als Rodrego wieder zurückkehrte, waren die Brüder und die beiden Ärzte ins Haus gegangen und Kieran untersuchte gerade Alessandro. Rodrego lauschte den Ausführungen von John, der gerade erklärte, dass er das Medikament auf 8 Stunden ausgelegt hatte. In diesen 8 Stunden würde sein Kreislauf so weit runterfahren, dass man Puls und Atem so gut wie nicht ertasten konnte und die Haut ganz kalt wurde. John hatte zudem eine Blaubeer-paste gemacht, mit der sie die Lippen so dunkel färben würden, dass es noch deutlicher nach einer Vergiftung aussah und sich Mr. Chambers nicht sehr nahe an ihm herantrauen würde, um zu untersuchen, ob Alessio wirklich tot war. Nach den 8 Stunden würde Alessio wieder langsam aufwachen, aber erstmal natürlich noch sehr benommen sein. Sie mussten dann aufpassen, dass er sich nicht verletzte, wenn er versuchen sollte, aufzustehen oder Ähnliches. Am größten war die Wahrscheinlichkeit, dass sich Alessandro danach übergab und zitterte. Aber das würde sich dann zeigen und war nicht weiter lebensbedrohlich.  Kieran schloss seine Untersuchungen ab. "Es ist alles völlig normal", erklärte er. "Es wird nichts schief gehen."  Rodrego konnte sich ein leicht grollendes "Das hoffe ich", nicht verkneifen. Denn wenn der Plan schon allein daran scheitern würde, dass Alessandro nicht mehr aufwachte, wüsste er, was er mit John anstellen würde. Der wiederum schien über allem zu stehen und wirkte so ruhig und unnahbar wie eh und je. Aber das gab ihm auch irgendwie wieder Sicherheit.    Alessandro [[BILD=8225131.jpg]] Alessio stand da, während Kieran ihn untersuchte und John ihm und seinem Bruder noch einmal genauestens erklärte was passieren würde. Zu ihnen hatte sich auch wieder Amadeo gesellt und auch Rodrego kam nach einiger Zeit wieder dazu um das wichtigste noch mitzuhören. Alessandro selbst hatte bereits alle weiteren Vorkehrungen getroffen und war auch diese Geschichte mehrmals durchgegangen. Er nickte daher nur und vermied es zu fragen wie hoch die Chancen standen, dass er nicht mehr aufwachen würde. Er wollte es nicht wissen. Er würde wieder aufwachen. Kierans Worte klangen sehr sicher und er hielt sich an ihnen fest, auch wenn Rods 'Das hoffe ich' durchaus sie alle daran erinnerte, dass es nicht selbstverständlich war. Da sie jetzt ohnehin nicht mehr tun konnten als auf den nächsten Morgen zu warten, ging Nico mit Kieran an der Hand in Richtung Küche. Amadeo hatte John auf die Schulter geklopft und bugsierte ihn ebenfalls in Richtung duftendes Essen, während Alessio mit Rodrego zurückblieb.    Rodrego [[BILD=8222601.jpg]] "Wie fühlst du dich?", fragte Rodrego gegen den Nacken des anderen. Die anderen waren etwas essen gegangen, aber nachdem Alessandro nüchtern bleiben musste, hatte Rodrego beschlossen, bei diesem zu bleiben. Er war von hinten an ihn herangetreten und legte nun die Arme um seine Hüften. "Wenn John irgendwie patzt, werde ich ihn eigenhändig lynchen", knurrte er leicht, während er sanfte Küsse auf Alessandros Nacken hauchte.   Alessandro [[BILD=8225131.jpg]] Es war doch verflixt mit diesen Dingen, die man immer dann wollte, wenn man sie nicht haben konnte. Zugern würde er auch etwas essen. Und er war noch immer nicht ganz auf der Höhe. Ob sein Magen eine zweite "Vergiftung" aushielt? Rodregos weiche Lippen in seinem Nacken löschten den Gedankengang aus seinem Kopf. Er griff nach den Händen des Schmiedes und lächelte. "Ich will Wein, einen fetten Braten und eine unvergessliche Nacht mit dir... aber ich werde alles nicht bekommen. Also fühle ich mich sicher nicht so gut, wie ich mich fühlen könnte, aber das macht nichts. Morgen Abend kann ich feiern. Zumindest ein wenig", setzte er nach, als ihm klar wurde, dass Rodrego zu dieser Zeit im Tower sitzen würde. Er räusperte sich. Diese Sache war auch noch ein heikles Thema seines Plans... besser er dachte jetzt nicht darüber nach. Er würde sich darum kümmern, wenn er wieder unter den Lebenden war. "Er wird nicht patzen und du wirst ihn auch nicht lynchen können, weil du durch vergitterte Fenster auf die Welt sehen wirst", erwiderte Alessandro sanft und drehte sich in Rodregos Griff um. "Hast du dein letztes Pferd beschlagen?" Er konnte einfach nichts dagegen tun. So sanft er mit Rodrego auch umging, ein letzter Rest des Kardinals zwang ihn, Rod im Ungewissen über seine Rettung zu lassen. Er stahl sich einen Kuss von Rods leicht verzogenen Lippen. Er wusste, dass der Schmied gern darüber gesprochen hätte, was er vorhatte, doch so wie Rod es sich nicht traute zu fragen, wollte Alessio nichts dazu sagen. "Lass uns ins Bett gehen. Ich muss dieses widerliche Zeug sehr früh nehmen und die Robe noch anziehen." Denn das wollte Alessio niemandem antun. Ihn im halbtoten Zustand noch in die Steife Kardinalsrobe zu stecken, war sicher keine schöne Arbeit, also würde er sie anziehen, bevor er Johns Mittel schluckte. "Lass uns einfach nur im Bett liegen und an nichts denken." Er wollte Rodrego wirklich bei sich haben in den letzten Stunden bevor der große Knall London bis in seine Grundfesten erschüttern würde.   Rodrego [[BILD=8222601.jpg]] Rodrego kannte Alessandro viel zu gut, als dass er ihm abnahm, dass er wirklich so ruhig war, wie er tat. Aber nachdem der andere nicht danach fragte, was schlimmstenfalls passieren könnte, fragte er auch nicht. Die latente Unruhe drückte ihrer aller Stimmung. Rodrego lächelte, als er hörte, wonach Alessandro gelüstete. "Nun, zumindest letzteres könnte ich dir für heute Nacht noch anbieten. Wenn es dir wirklich danach ist..."  Hier war ja nicht nur einer, der verdrängte. Da war noch er selbst, der ganz entschieden sich nicht damit auseinandersetzte, was auf ihn zukam. "Und morgen Abend feierst du mit Nico und Amadeo und Giulia und vielleicht trinkst du ja dann ein halbes Glas Wein für mich mit", sagte er und blickte dem anderen in die schönen Augen, die in den letzten Tagen immer ehrlich zu ihm gewesen waren. In ihnen konnte er Alessandros Unruhe und Angst sehen, aber auch seine Vorfreude auf das, was kommen würde, wenn alles klappte. Da war noch etwas, was er lesen konnte: er sah noch immer die Verletzung, die er ihm zugefügt hatte, diesen Verrat, den der andere ihm nicht verzeihen konnte und die ihren Umgang miteinander schwierig machte. Rod wünschte sich nichts sehnlicher, als dass alles wieder so werden würde, wie es war. Wenn er diese Augen sah, dann gab es keinen Zweifel daran, dass er morgen das Theaterspiel so gut spielen würde, wie er nur konnte. Er musste! Lieber kein Leben als ein Leben mit einem Alessandro, der ihm nie wieder ganz traute. Er hatte es verbockt, er musste es wieder zurechtbiegen. Dann würde er sehen, ob es gereicht hatte. "Das werden wir dann sehen, wenn es soweit ist. Aber ich gehe jetzt einfach davon aus, dass alles klappt. Letztlich klangen die beiden ja sehr zuversichtlich und das sollten wir auch sein." Die nächste Frage klang seltsam in seinen Ohren. sein letztes Pferd - ja, das konnte es wirklich gewesen sein. Er nickte daher nur in Gedanken.  Als Alessio den Wunsch äußerte, ins Bett zu gehen, wehrt er sich nicht dagegen. "Ob ich an nichts denken kann, wenn ich neben dir liege, weiß ich zwar nicht, aber ich werde es versuchen", sagte er und nahm Alessandro bei der Hand, um mit ihm zu dessen Schlafgemach zu gehen. In seinem Haus hatte er alles soweit aufgeräumt, hatte die Möbel mit Tüchern abgedeckt, seine wenigen Habseligkeiten in eine Seemannskiste gesteckt. Wenn es funktionieren würde - wenn alles funktionieren würde - dann würde diese Kiste wohl an Bord gehen. Ansonsten könnte sie dort verrotten. "Ich helfe dir dann in die Robe, aber erst am Schluss", fügte er noch hinzu. 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