PsyGods von KisakixSephiroth ================================================================================ Kapitel 1: Vollmondnacht ------------------------ Thiara: Es ist drei Uhr morgens. Jeder normale Mensch schläft, doch Thiara ist wie jede Nacht wach. Nachdenklich sitzt sie auf dem Fensterbrett und sieht zu, wie die winzigen Schneeflocken geräuschlos auf die Erde fallen. Jede von ihnen ist einzigartig, wunderschön und dennoch gibt es nur sehr wenige Menschen, welche die Schönheit dieser natürlichen Kunstwerke zu schätzen wissen. Die meisten Menschen verlieren irgendwann ihre Fantasie und hören auf zu träumen. Thiara ist anders. Schon als Kind spielte sie am liebsten alleine. Sie erfand Geschichten, Tiere und Freunde nur um nicht mehr einsam sein zu müssen. Am Anfang fanden es ihre Eltern niedlich doch so sollte es nicht bleiben. Nun ist sie 17 Jahre jung und jeder der Kontakt zu ihr hat, sei es ein Arzt oder die eigene Familie, hält sie für verrückt. Ihr Lächeln verschwand an dem Tag als ihre Eltern sie in die Psychiatrie einweisen ließen. Jeden Tag kommen Ärzte, Psychologen und ab und zu auch ihre Eltern, nur um ihr wieder einzureden, dass sie verrückt ist. Sie versteht einfach nicht, dass es ein Verbrechen sein soll, wenn man sich in eine Welt träumt, welche um einiges schöner ist als die Welt, welche von den Anderen Realität genannt wird. In ihrer Welt gibt es keine Ärzte, keine Grenzen, keine widerliche Medizin. Sie alleine kann entscheiden, was sie wann und wo macht doch sobald sich die Tür zu ihrem Zimmer öffnet, wird sie zurückgeholt in eine Welt, in der niemand will, dass sie glücklich ist. Irgendwann schläft Thiara dann doch ein, doch der Schlaf sollte nicht lange dauern. Schon 7.00 Uhr kommt Schwester Monika, macht das grelle Licht an und stellt ihr Essen hin bevor sie genervt zu den anderen Patienten geht. Thiara hasst Schwester Morphin, wie sie sie nennt. Von allen Schwestern ist sie die Schlimmste. Es kommt ihr so vor, als würde sie in jedem Patienten nur einen Gegenstand sehen. Sie war es auch, die dafür gesorgt hatte, dass Thiara noch stärkere Medikamente bekommt um ihre "Halluzinationen" in den Griff zu bekommen, doch egal was sie ihr verabreichen, sie wird diese Wesen immer sehen. Gerade jetzt huscht wieder eines über ihr Bett. Es ist klein, weiß und hat kleine, hasenähnliche Öhrchen. Thiara nimmt es vorsichtig auf die Hände als es in ihre Nähe kommt und streichelt es sanft mit ihren Fingern. Nun richtet es sich auf und wackelt mit seinem Schwänzchen bevor es schnell unter die Bettdecke krabbelt. Schon als Kind hatte sie diese Wesen gesehen und mit ihnen verstecken gespielt. Sie war glücklich wenn sie bei den Mini-Häschen sein konnte doch nun kann nicht einmal dieses Tierchen sie wirklich glücklich machen. Durch die vielen Medikamente bekommt sie ständig Kopfschmerzen und ihr Körper fühlt sich fremd an. Es war fast so, als würde sie zwischen Traum und Wirklichkeit schweben. Am liebsten würde Thiara wieder ihre Augen schließen und sich in ihre Welt träumen doch sie kann nicht. Sie weiß, dass schon bald der Psychologe um mal wieder zu hören, was sie sich ausgedacht hat. Auch wenn er am Anfang wie alle nett zu ihr war weiß sie, dass es nur eine Fassade ist. Sie soll sich sicher fühlen damit sie ihm vertraut und er dann dafür Sorgen kann, dass ihr Aufenthalt wieder verlängert wird. So wartet sie nun einfach und sieht wieder aus dem Fenster bis sich die Tür öffnet und Herr Tanaka den Raum betritt. Sie dreht sich nicht zu ihm um und begrüßt ihn nur mit einem kühlen "Hallo". Herr Tanaka weiß, dass Thiara schon lange resigniert hat. Sie sagt mittlerweile nur noch das, was er hören will damit sie hier raus kommt doch er hat nicht vor, sie frei zu lassen. Jeder Patient bringt ihm und den Anderen Geld ein und mit jedem neuen Medikament kommen auch neue Nebenwirkungen welche Behandelt werden müssen. So bleibt er wieder einmal sehr lange. Herr Tanaka will, dass Thiara mal wieder mehr sagt als sie will doch dieses mal reicht es ihr endgültig. Nach einer halben Stunde steht sie auf und will weglaufen, doch er schafft es, sie zurück zu holen und sie auch an einen Stuhl zu binden. Niemand würde Thiara glauben, wenn sie es jemandem erzählen würde. So wehrt sie sich auch nicht lange und sieht ihn schließlich voller Hass schweigend an. "Nun, du musst mich verstehen. Ich will dir doch nur helfen und deshalb musst du auch kooperieren." Seine Worte sind pure Provokation aber Thiara will, dass er endlich verschwindet und so sieht sie genervt zu Seite und aus ihrem Mund kommt nun ein leises "Ja ich weiß..." Im Moment kommt es ihr mal wieder so vor, als wäre sie ein Zirkustier welches dressiert werden soll. Es fehlt nicht mehr viel und er füttert sie wahrscheinlich noch mit Leckerli sobald sie brav genug ist. Kapitel 2: Erwachen ------------------- Animalis/Ray Seine Augen sind geschlossen und sein Atem ist flach als ihm etwas Kühles berührt. Nur langsam spürt er, wie dieser Körper etwas zuckt. Es ist fremd und dennoch weiß er, dass er aufwachen muss. Warum nur geht es nicht? Seine Augen fühlen sich so an, als würde jemand sie mit seinen Händen zuhalten und auch der Rest seines Körpers macht keine Anstalten, sich auch nur etwas zu regen. Ist er etwa erfroren und noch immer in seinem Körper gefangen? Nein das kann nicht sein. Nun hört er Stimmen. Sie klingen stumpf als wären sie unter Wasser. Irgendjemand nimmt ihn nun auf die Arme und trägt ihn schnell irgendwo hin. Es vergehen einige Minuten bis er endlich aus dieser Starre erwacht und sich umsehen kann. Er ist in einem Raum welcher vollkommen weiß eingerichtet ist und neben ihm stehen ein paar Geräte. Ein Krankenhaus. Ein Ort an dem man die verschiedensten Menschen antreffen kann. Alkoholiker, Unfallopfer und andere Menschen mit denen man nicht für eine Million tauschen würde. Eine junge Krankenschwester betritt nun den Raum und lächelt erleichtert. "Wie schön, Sie sind aufgewacht. Wir haben uns schon Sorgen um Sie gemacht. Können Sie sich an irgendetwas erinnern?" Ein genervtes Schnalzen mit der Zunge sollte der Schwester verdeutlichen, dass er nicht mit ihr reden will doch sie fragt nun erneut und möchte auch seinen Namen wissen. "Animalis." ist nun seine knappe Antwort doch entgegen seiner Hoffnungen, dass sie ihn nun in Ruhe lassen würde, lacht die blond haarige nur kurz auf. "Es gibt so einen Namen überhaupt nicht, weder in unserem Land, noch sonst wo. Also, wie heißen Sie wirklich?" Animalis würde die Frau am Liebsten sonst wo hinschicken doch im Moment geht es nicht und so sagt er nun nach einigen Minuten des Schweigens, dass er Ray heißen würde. Die Schwester scheint zufrieden zu sein und nachdem sie ihn noch untersucht hat, geht sie nun endlich. "Das wird sie noch bereuen...", murmelte Animalis leise als die Schwester endlich die Tür hinter sich zugezogen hatte doch seine Worte galten nicht ihr, auch wenn sie ihm schon in den ersten Minuten in diesem Körper fast zur Weißglut gebracht hatte. Alles hier ekelte ihn an. Die falschen, chemischen Gerüche, die Fremden, die ihn hier her gebracht haben und auch die Schwester doch am Meisten ekelt er sich vor sich selbst. Nun ist er ein Mensch. Ein Wesen welches man mit Leichtigkeit in die Knie zwingen könnte und welches es dennoch wagt, sich über alle zu stellen. Er weiß, dass er einen Weg finden wird um wieder er selbst werden zu können doch der Zeitpunkt ist noch lange nicht bekommen. Dies ist erst der Anfang. Kapitel 3: Die Neue ------------------- Thiara Sie ist erleichtert, als Herr Tanaka endlich den Raum verlässt. Endlich kann sie sich ein wenig entspannen und die Ruhe genießen. So streichelt sie wieder das kleine Häschen welches nun wieder unter der Decke hervorkommt. Nachdenklich sieht sie wieder aus dem Fenster. Es kommen gerade wieder neue Patienten. Ein junger Mann welcher sich verrenkt und versucht, seine Begleiter zu kratzen und eine junge Frau welche sich nur mit ihren Eltern streitet. "Na da haben diese Spinner mal Leute, die wirklich ein Rad ab haben...Hoffentlich kommen die Beiden nicht noch auf diesen Gang..." Der Hase seufzt und senkt seine Ohren. Das Geschrei wird lauter als die Neuen nun über den Gang laufen. "Ich hasse dich und ich werde dich immer hassen!", schreit die junge Frau voller Rage. Der männliche Neuankömmling hingegen gibt nur unverständliche Geräusche von sich. Diese werden nun auch leiser da er anscheinend auf eine andere Station gebracht wird. Die junge Frau hingegen kommt direkt in das Zimmer welches sich gegenüber von Thiara's Zimmer befindet. Durch das Schlüsselloch beobachtet sie nun die Neue. Sie hinkt ein wenig und ihr Gesicht ist voller Hass. Thiara erkennt sogar ein paar kleine Narben an ihrem Hals. Das Geschrei geht nun in ein Weinen über und ihr Vater macht ihr nur Vorwürfe. "Du bist selber schuld, undankbares Gör!", sind seine letzten Worte bevor, die Eltern nun gehen. Irgendwie tut ihr die Neue ja fast schon leid, auch wenn sie nicht weiß, was genau passiert ist. Immer wieder schreit die junge Frau auf und Thiara kann auch hören, wie sie sich oder irgendwelche Sachen gegen die Tür wirft. "Was meinst du, soll ich mal nachsehen?" Das Häschen, welches nun auf ihrer Schulter sitzt nickt nach kurzem Zögern und so klopft Thiara an die Tür. "Verschwindet! Lasst mich alleine und macht euch ohne mich ein schönes Leben!" Erneut fliegt irgendwas gegen die Tür und Thiara zuckt etwas zusammen. "Hey, komm mal runter! Ich bin auch nur ein Patient und will nur meine Ruhe haben!" Für einige Minuten herrscht nun Stille. Thiara weiß nicht, ob die Neue nun wirklich freiwillig ruhig geworden ist oder ob sie sich etwas angetan hat und so öffnet sie vorsichtig die Tür. Überall liegen irgendwelche Sachen herum und die junge Frau welche zunächst aggressiv schien, sitzt nun auf dem Bett, ihren Kopf hat sie in ihrem Schoß vergraben und Thiara hört, wie sie leise schluchzt. Sie scheint nicht bemerkt zu haben, dass Thiara den Raum betreten hat und so schreckt sie auf, als sie den Kopf anhebt und die junge Frau direkt vor sich sieht. "Was willst du? Warum könnt ihr mich nicht alle in Ruhe lassen? Ich will nicht reden...Ich will...ich will nur das, was andere haben..." Thiara weiß zwar nicht, was die Neue damit meint aber sie setzt sich nun einfach neben sie und gibt ihr auch ein Taschentuch. "Ich weiß, wie es ist, wenn die eigene Familie einen verrät und wenn man nirgendwo alleine sein kann aber...ich wünsche trotzdem oft, dass es jemanden gäbe, der so wie ich ist und mich versteht." Die junge Frau hebt nun ihren Kopf und seufzt etwas. "Du scheinst mich wirklich zu verstehen...Bisher hielten mich alle für verrückt nur weil ich nicht so bin wie sie. Ich hasse mich selbst und ich hasse die meisten Menschen. Meinen Vater, weil er den Unfall nicht verhindert hat als ich klein war und weil er mich mit 20 noch immer wie ein Baby oder eine Oma behandelt, die Leute die ein schönes Leben haben und diejenigen, die meinen, dass ich ja ach so verwöhnt und glücklich bin... In Wahrheit war ich nie wirklich glücklich. Ich fühle mich wohl, wenn ich lese oder wenn ich Videospiele spiele aber meine Familie macht sich auch darüber lustig. Es ist so, als würden sie nicht wollen, dass ich glücklich bin. Naja, meine Mutter ist eigentlich ganz ok aber wenn es zuhause Streit gibt, hält sie immer zu meinem Vater oder sie hält sich ganz raus...Ich habe mir oft Geschwister oder auch Freunde gewünscht. Einfach jemanden, der mich versteht aber ich bin alleine...und da wo ich bisher gelebt habe gab es niemandem in meinem Alter." Thiara hört der Frau zu und schweigt nun einige Minuten. Es ist so, als hätte die Fremde ihr ihr ganzes Leben innerhalb von wenigen Sekunden erzählt und sie weiß, dass es kein schönes Leben war. Ja, sie brauchte Hilfe aber nicht von irgendwelchen Psychologen oder Ärzten, welche für Geld auf sie einreden, bis sie sagt, dass sie glücklich ist, sie braucht jemanden, der weiß, wie es ist, anders zu sein. Nach einer Weile bricht Thiara endlich ihr Schweigen. "Ich möchte für dich da sein, denn ich denke, dass dich hier kaum jemand so sehen wird, wie du wirklich bist. Ich bin übrigens Thiara und wenn du jemanden zum Reden brauchst, werde ich für dich da sein." Ein leichtes Lächeln legt sich nun auf die Lippen der Neuen. "Das ist nett aber ich bin wirklich nicht einfach...Mein Name ist übrigens Melody." Kapitel 4: Jagdzeit ------------------- Animalis/Ray Immer wieder kamen Ärzte doch nun ist es endlich still. Nur die Nachtschwestern sind noch da. So geht er langsam auf den Flur. Eine Schwester welche gerade einen anderen Patienten versorgen musste, kommt nun aus dessen Zimmer und fragt ihn genervt, wo er denn hin möchte. "Ich gehe dahin wo man mich in Ruhe lassen wird!" Ehe die Schwester etwas antworten kann, rennt er nun nach draußen. Als er sich kurz umdreht bemerkt er, dass sie ihm nicht gefolgt war. Animalis weiß, dass er sowieso als Problempatient gilt und so jemand ist nur lästig. Immerhin hatte er auch keine Papiere oder Geld bei sich und wurde deshalb wie ein obdachloser Penner behandelt. Ein leichtes Lächeln legt sich nun auf seine Lippen und er geht in den Wald. Dort sind um diese Uhrzeit bestimmt keine Menschen und wenn doch, dann nur ein paar Kinder oder Jugendliche, welche sich einer Mutprobe stellen müssen. Er weiß, dass selbst tagsüber hier nur wenige Menschen sind. Die Pilz- und Beerenzeit ist längst vorbei und die meisten Menschen sitzen lieber vor dem Kamin anstatt sich in einem Wald noch eine Erkältung zu holen. So setzt er sich an einen Baum und döst vor sich hin. Leider soll seine Ruhe nicht lange anhalten. Nach ein paar Stunden hört er Schüsse und schreckt auf. "Jäger...", knurrt Amalis verächtlich und ballt dabei seine Hand zur Faust. Von den Menschen sind es die Jäger, welche er am Meisten verabscheut. Er rennt nun los um nachzusehen, von woher die Schüsse kamen. Es dauert nicht lange bis er auch einen jungen Mann mit einer Flinte sieht. Animalis schaut sich um, doch dieser Jäger scheint merkwürdigerweise alleine zu sein. So schleicht er sich an diesen heran und als er nahe genug ist, springt er auf dessen Rücken. Ein weiterer Schuss fällt doch dieser geht ins Leere. Der Jäger versucht nun alles um sich zu befreien aber Animalis ist stärker. Er bringt ihn nun zu Boden, entreißt ihm das Gewehr und hält es direkt auf sein wehrloses Opfer. "Sag schon, was fühlst du nun? Angst, Hass oder sogar Reue? Nein, ein Monster wie du kann sich nicht in seine Opfer hineinversetzen und deshalb will ich dir zeigen, was wirklich Angst ist!"Er schießt nun direkt neben den Kopf des Jägers welcher nun zittert und um Gnade fleht. "Warum sollte ich dich verschonen? Ach ja, wenn jeder Jäger tausende Tiere ermordet, bekommt ihr noch Auszeichnungen aber wenn ich einen von euch ins Jenseits schicke, komme ich in den Knast. Weißt du was? Es ist mir egal, was mit mir geschehen wird!" Erneut windet sich der Jäger unter ihm doch Animalis schießt nun direkt in seinen Magen. Der Jäger schreit laut auf doch Animalis sieht kühl zu ihm. Nun wischt er sich das Blut vom Gesicht und geht weiter als wäre er ein Raubtier, welches genug gefressen hat. Animalis spürt nun eine Art Erleichterung aber dieser Jäger ist nur eine Warnung an diejenigen, die es wagen, seine Schöpfung zu bedrohen. Er wird keine Gnade zeigen wenn ihm eines dieser unwürdigen Wesen gegenübersteht. Mit einem emotionslosen Ausdruck geht er nun durch den Wald und sammelt sämtliche Fallen ein. Er wird sie nicht zerstören, denn sie werden ihm noch von großem Nutzen sein... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)