PsyGods von KisakixSephiroth ================================================================================ Kapitel 3: Die Neue ------------------- Thiara Sie ist erleichtert, als Herr Tanaka endlich den Raum verlässt. Endlich kann sie sich ein wenig entspannen und die Ruhe genießen. So streichelt sie wieder das kleine Häschen welches nun wieder unter der Decke hervorkommt. Nachdenklich sieht sie wieder aus dem Fenster. Es kommen gerade wieder neue Patienten. Ein junger Mann welcher sich verrenkt und versucht, seine Begleiter zu kratzen und eine junge Frau welche sich nur mit ihren Eltern streitet. "Na da haben diese Spinner mal Leute, die wirklich ein Rad ab haben...Hoffentlich kommen die Beiden nicht noch auf diesen Gang..." Der Hase seufzt und senkt seine Ohren. Das Geschrei wird lauter als die Neuen nun über den Gang laufen. "Ich hasse dich und ich werde dich immer hassen!", schreit die junge Frau voller Rage. Der männliche Neuankömmling hingegen gibt nur unverständliche Geräusche von sich. Diese werden nun auch leiser da er anscheinend auf eine andere Station gebracht wird. Die junge Frau hingegen kommt direkt in das Zimmer welches sich gegenüber von Thiara's Zimmer befindet. Durch das Schlüsselloch beobachtet sie nun die Neue. Sie hinkt ein wenig und ihr Gesicht ist voller Hass. Thiara erkennt sogar ein paar kleine Narben an ihrem Hals. Das Geschrei geht nun in ein Weinen über und ihr Vater macht ihr nur Vorwürfe. "Du bist selber schuld, undankbares Gör!", sind seine letzten Worte bevor, die Eltern nun gehen. Irgendwie tut ihr die Neue ja fast schon leid, auch wenn sie nicht weiß, was genau passiert ist. Immer wieder schreit die junge Frau auf und Thiara kann auch hören, wie sie sich oder irgendwelche Sachen gegen die Tür wirft. "Was meinst du, soll ich mal nachsehen?" Das Häschen, welches nun auf ihrer Schulter sitzt nickt nach kurzem Zögern und so klopft Thiara an die Tür. "Verschwindet! Lasst mich alleine und macht euch ohne mich ein schönes Leben!" Erneut fliegt irgendwas gegen die Tür und Thiara zuckt etwas zusammen. "Hey, komm mal runter! Ich bin auch nur ein Patient und will nur meine Ruhe haben!" Für einige Minuten herrscht nun Stille. Thiara weiß nicht, ob die Neue nun wirklich freiwillig ruhig geworden ist oder ob sie sich etwas angetan hat und so öffnet sie vorsichtig die Tür. Überall liegen irgendwelche Sachen herum und die junge Frau welche zunächst aggressiv schien, sitzt nun auf dem Bett, ihren Kopf hat sie in ihrem Schoß vergraben und Thiara hört, wie sie leise schluchzt. Sie scheint nicht bemerkt zu haben, dass Thiara den Raum betreten hat und so schreckt sie auf, als sie den Kopf anhebt und die junge Frau direkt vor sich sieht. "Was willst du? Warum könnt ihr mich nicht alle in Ruhe lassen? Ich will nicht reden...Ich will...ich will nur das, was andere haben..." Thiara weiß zwar nicht, was die Neue damit meint aber sie setzt sich nun einfach neben sie und gibt ihr auch ein Taschentuch. "Ich weiß, wie es ist, wenn die eigene Familie einen verrät und wenn man nirgendwo alleine sein kann aber...ich wünsche trotzdem oft, dass es jemanden gäbe, der so wie ich ist und mich versteht." Die junge Frau hebt nun ihren Kopf und seufzt etwas. "Du scheinst mich wirklich zu verstehen...Bisher hielten mich alle für verrückt nur weil ich nicht so bin wie sie. Ich hasse mich selbst und ich hasse die meisten Menschen. Meinen Vater, weil er den Unfall nicht verhindert hat als ich klein war und weil er mich mit 20 noch immer wie ein Baby oder eine Oma behandelt, die Leute die ein schönes Leben haben und diejenigen, die meinen, dass ich ja ach so verwöhnt und glücklich bin... In Wahrheit war ich nie wirklich glücklich. Ich fühle mich wohl, wenn ich lese oder wenn ich Videospiele spiele aber meine Familie macht sich auch darüber lustig. Es ist so, als würden sie nicht wollen, dass ich glücklich bin. Naja, meine Mutter ist eigentlich ganz ok aber wenn es zuhause Streit gibt, hält sie immer zu meinem Vater oder sie hält sich ganz raus...Ich habe mir oft Geschwister oder auch Freunde gewünscht. Einfach jemanden, der mich versteht aber ich bin alleine...und da wo ich bisher gelebt habe gab es niemandem in meinem Alter." Thiara hört der Frau zu und schweigt nun einige Minuten. Es ist so, als hätte die Fremde ihr ihr ganzes Leben innerhalb von wenigen Sekunden erzählt und sie weiß, dass es kein schönes Leben war. Ja, sie brauchte Hilfe aber nicht von irgendwelchen Psychologen oder Ärzten, welche für Geld auf sie einreden, bis sie sagt, dass sie glücklich ist, sie braucht jemanden, der weiß, wie es ist, anders zu sein. Nach einer Weile bricht Thiara endlich ihr Schweigen. "Ich möchte für dich da sein, denn ich denke, dass dich hier kaum jemand so sehen wird, wie du wirklich bist. Ich bin übrigens Thiara und wenn du jemanden zum Reden brauchst, werde ich für dich da sein." Ein leichtes Lächeln legt sich nun auf die Lippen der Neuen. "Das ist nett aber ich bin wirklich nicht einfach...Mein Name ist übrigens Melody." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)