Don´t fuck the Company von RedRidingHoodie ================================================================================ Kapitel 20: Wild Sea -------------------- TRIGGER WARNUNG: ANGEDEUTETER SEXUELLER ÜBERGRIFF Es wird nichts explizit ausgeschrieben, aber seid vorsichtig, wenn euch solche Themen belasten.Die betreffende Stelle ist mit **** markiert, überspringt sie wenn nötig. Speeding down a silent shore Something tells me I’ve been here before By heart, I know this dark Wild Sea – Phildel **** Alles drehte sich, und so sehr Sasuke auch dagegen anblinzelte, die Farben des Raumes verliefen immer weiter zu schlieren. Sein Kopf schwankte gefährlich, bis sich zwei beruhigend feste Hände um seine Wangen schlossen und er in Orochimarus dunkel geschminkte Augen dicht vor sich schielte. „Was … Mit mir …?“, fragte er mit einer Zunge aus Blei. Automatisch griff er nach den Schultern des anderen, krallte sich hilfesuchend in dessen Yukata. „Was los…?“ „Du hast nur etwas viel Alkohol erwischt, das geht gleich wieder“, beschwichtigte Orochimaru. Sasukes träges Hirn fragte sich kurz, seit wann sie beim Du waren, doch da kippte sein Körper kraftlos in die Arme des anderen. Dieser fing ihn auf, ließ ihn jedoch vor sich auf die Knie sinken und sah von oben auf ihn herab. Fast liebevoll schob er einige Strähnen aus Sasukes Gesicht. „So ist gut, auf dem Boden kannst du nicht fallen… Gott, du bist so schön. Du bist perfekt, in der Hinsicht… Ich liebe Kunst, Sasuke. Ich besitze gerne schöne Dinge. Ich würde dich gerne besitzen, aber du sträubst dich, um die Fassade nicht zu zerstören… Vielleicht wirkst du nicht mehr perfekt, wenn die Maske mal ab ist?“ Seine Finger strichen über Sasukes Lippen, der verständnislos zu ihm auf sah. Was erzählte er da…? „Das ist das Risiko – Das unberührte Kunstwerk zu zerstören … Aber wenn du so vor mir kniest, bin ich, denke ich, bereit, dieses Risiko einzugehen.“ Sein Zeige- und Mittelfinger schob sich zwischen Sasukes Lippen, und obwohl er verwirrt war, öffnete er den Mund, damit Orochimaru über seine Zunge streichen konnte. Ein Teil von ihm verspürte Widerwillen: Wieso kniete er vor diesem Mann auf dem Boden? Doch er war viel zu träge, um auf seinen eigenen Körper zu hören, vom Aufstehen ganz zu schweigen. „Ah, so willig …“, stöhnte der Ältere, der die Finger mit einem Ruck tief in Sasukes Rachen schob. Dieser keuchte und wollte wegrutschen, doch Orochimarus freie Hand hielt ihn am Hinterkopf. Sie war alles, was ihm gerade Stabilität gab, sodass er willenlos zulassen musste, wie Zeige- und Mittelfinger in seinen Mund stießen und schließlich sogar noch der Ringfinger seinen Mund fickte. Speichel lief ihm aus dem Mundwinkel, und er suchte Halt an Orochimarus Yukata. Dabei schoben sich die Stoffbahnen auseinander, sodass das Glied des Älteren freigelegt war. Es war lang, dünn und bleich, wie eine Schlange. „Mach ihn sauber“, sagte eine Stimme im Dunkeln. Das nächste, an das Sasuke sich erinnerte, war ein dunkel gefliestes Bad und Wasser, das ihm Bitterkeit von der Zunge spülte. Er war so müde, aber kräftige, schlanke Hände hielten ihn auf den Beinen und säuberten ihn. Da war ein hübsches Gesicht mit großen Augen, aber sie hatten das falsche Blau. Ihre Kälte weckte ihn auf. Als Sasuke wankte, verfestigte Menmas Griff um ihn sich. „Nicht zu viel bewegen. Tut nur mehr weh“, sagte er überraschend sanft. Routiniert säuberte er Sasukes Körper, als habe er das schon unzählige Male getan. Sasuke ergab sich ihm, bis Menmas Finger seinen Arsch berührten. Er fuhr weg, aber die Hände an seinen Hüften verstärkten ihren Griff. „Ich muss es rausholen. Glaub mir, Durchfall kannst du morgen nicht auch noch gebrauchen.“ Sasuke schnaubte unzufrieden, aber er war zu schwach, um sich zu wehren. Dennoch kribbelten seine Lenden bei der Berührung und schließlich keuchte er gegen seinen Willen. „… Das Mittel ist wohl noch nicht abgeflaut“, stellte Menma fest, und schon war seine Hand um Sasukes Schaft geschlossen. **** „Sas …? Sasuke!“ Sasuke zuckte zurück in die Realität und sah sich mit besorgten blauen Augen konfrontiert. Er wandte den Blick ab. Er weigerte sich, die restlichen Erinnerungen zuzulassen. Doch dann lag eine Hand mit festem Griff auf seiner Schulter. Als würde Naruto sich weigern, ihn fallen zu lassen, wie schon seit Saradas Verschwinden. „Hey … Was ist passiert?“, drängte er sanft. Sasuke durfte ihn nicht mit sich in die Tiefe reißen. Er schob Narutos Hand weg, duckte sich von ihrer Wärme und ihrem Verständnis weg. „Eine wütende Nachricht von Sakura. Sie macht sich Sorgen.“ „Klar, aber schau mal, jetzt wird die Polizei sie suchen und finden!“, bestärkte Naruto ihn und Sasuke nickte, obwohl sein Körper mit jeder Sekunde mehr verkrampfte. Sarada. Sie würde nie wieder zu ihm kommen dürfen. Er hatte ihr Leben ruiniert, noch mehr als zuvor. Die über ihm zusammenschlagenden Erinnerungen ließen seinen Magen rebellieren. Normalerweise wusste Sasuke immer, was zu tun war. Er analysierte das Problem, überschlug Lösungsansätze und wählte den besten. Doch als er jetzt mit Naruto zu seiner Wohnung ging, war ihm schlecht, er war wie paralysiert. Willenlos ließ er sich von Naruto in die Badewanne lotsen. Er reagierte nicht, als sein Freund ihn massierte und seinen Nacken küsste und im Arm hielt. Naruto glaubte, das lag an Saradas Verschwinden und wusste nichts von dem zweiten Sturm, der in Sasuke tobte. Sasuke wollte sich ihm anvertrauen, seine beruhigenden Worte hören und seine Lösungen sehen. Aber er konnte nicht sprechen. Was sollte er sagen? ‚Ich habe mit einem Kind geschlafen, was soll ich tun?‘ Sasuke gehörte eingesperrt, noch in dieser Sekunde. Als er späer mit Naruto im Bett lag, starrte er reglos an die Decke. Er war ausgelaugt, konnte aber keine Ruhe finden. Sarada war irgendwo da draußen und niemand wusste etwas. Die Polizei tat, als wäre ein bisschen Gras in Narutos Nachtkästchen dramatischer als ein verschwundenes Kind. Und keiner von ihnen wusste, dass Sasuke ein Monster war. Gegen drei flüchtete Sasuke zum Rauchen auf die Dachterrasse. Er blickte über die nächtliche Stadt und überlegte, sich der Polizei zu stellen. Das wäre das einzig Richtige. Aber er war feige, wie schon immer. Er wollte eine Ausrede für seine Tat, eine Absolution von Naruto und seiner Familie. Du warst betrunken, nicht so schlimm. Wir lieben dich trotzdem. Und doch wäre es für immer ein Fleck auf ihrem Leben, noch dunkler, als Sasuke ihn bisher schon hinterlassen hatte. Er hatte den Schmerz und den Ekel verdient, welche die Erinnerungen an Orochimaru mit sich brachten. Naruto fand ihn auf einer Sonnenliege schlafend, neben einem übervollen Aschenbecher. Er hatte scheinbar beschlossen, Sasuke nicht aufzuwecken und stattdessen frühstück vorbereitet. Bewaffnet mit Kaffee und Obst kam er schließlich zurück. Der Duft aus der Tasse weckte Sasuke, der sich müde regte. Mit einem sanften Lächeln strich Naruto ihm das verwilderte Haar aus den Augen. „Na, konntest du etwas schlafen?“ Sasuke sah auf die Kaffeetasse, die er in die Hand gedrückt bekommen hatte. „Hn.“ Naruto strich ihm über die Wange, bevor er die Hand zurückzog. Er war besser darin geworden, Sasukes Grenzen zu spüren und zu respektieren. „Iss etwas, dann rufen wir bei der Polizei an, ob sie etwas rausgefunden haben, okay?“ Sasuke war noch immer schlecht, doch er gehorchte nickend. Er wollte Naruto nicht noch mehr beunruhigen, außerdem hatte er inzwischen eingesehen, dass Essen half, wenn er einen unruhigen Magen hatte. Das tat es auch jetzt. Zudem war die erste alles verschlingende Panik der letzten Nacht zu einer beständigen Unterströmung des Grauens geworden. Das ermöglichte es ihm, die darüber liegende Ebene zu betrachten, auf der Handeln möglich war. Auf dieser Basis wusste er, dass Naruto Recht hatte. Zuerst mussten sie klären, was der Stand bezüglich Sarada war. Das taten sie, nachdem Sasuke den Kaffee getrunken und mühsam ein paar Orangenstücke gegessen hatte. Sasuke holte sein Handy hervor und sah mehrere Anrufe von seiner Familie und Sakura. Außerdem hatte sie ihm geschrieben und klar gemacht, dass sie nicht über ihre Tochter hatte sprechen wollen. Sie wollte wissen, was es mit dem Foto auf sich hatte, das sich unangenehm an den Rand des Chatfensters drängte. Er schloss den Chat und wählte die Nummer auf der Visitenkarte, die der Polizist ihnen gestern gegeben hatte. Narutos Hand lag beruhigend in seiner, als er dem Freizeichen lauschte und der Beamte schließlich abnahm. Seit dem letzten Abend hatte sich nichts Neues ergeben, erklärte der Mann und beendete das Gespräch schnell. Sasuke blieb nichts anderes übrig, als die schlechten Nachrichten seiner Familie weiterzugeben. Noch immer lag seine Hand in Narutos, als er schließlich seine Eltern anrief und ihnen die unbefriedigenden Neuigkeiten berichtete. Itachi versuchte, ihm Mut zuzusprechen, ebenso seine Mutter. Fugaku dagegen war voller Vorwürfe. Etwas anderes hat der Sasuke nicht erwartet – und auch nicht verdient. „Was ist mit Sakura?“, fragte Naruto, als Sasuke das Handy wegsteckte. Dieser spannte sich an. Langsam gingen ihm die Ausreden aus, um nicht mit seiner Ex-Frau zu sprechen. Er schluckte und zog die Schultern hoch. „Naruto“, sagte er mit einem uncharakteristischen Zögern in der Stimme. Dieser blickte ihn aus großen blauen Augen an. „Ich … Will jetzt alleine sein.“ Narutos Schock war nicht zu übersehen, aber Naruto versuchte, ihn schnell unter einem Lächeln zu verbergen. „Ich … Okay“, sagte er verletzt. Es versetzte Sasuke einen Stich, aber es ging nicht um seine Gefühle. Auf diese achtete Naruto sowieso mehr, als Sasuke es verdiente. „Ich muss mich um Sarada kümmern“, erklärte er leise. Er konnte ihn nicht ansehen. Er konnte seine Hilfe nicht in Anspruch nehmen, wenn er selbst so schuldig war. „Dabei wollte ich dir helfen. Tut mir leid.“ „Das hast du“, sagte Sasuke rasch. Obwohl Narutos Hand das Einzige war, das ihn in der letzten Stunde festgehalten hatte, machte Sasuke ihm ein schlechtes Gewissen. Er hatte Naruto nicht verdient. Jetzt war es Sasuke, der Narutos Finger drückte, um ihn zu stützen. „Das hast du“, widerholte er sanft. „Aber ich muss mich jetzt darauf konzentrieren. Es tut mir leid.“ Und die letzten Worte spürte er bis in seine Knochen. Naruto furchte die Brauen über seinen Ton, beschied sich aber schließlich mit einem langsamen Nicken. „Okay. Wenn ich doch etwas tun kann …“ „Ja“, sagte Sasuke und beugte sich vor, um Naruto zu küssen. Wahrscheinlich zum letzten Mal. Wenig später hatte Sasuke kaum die Tür hinter Naruto geschlossen, als sein Handy erneut in seiner in der Tasche seiner Jogginghosen klingelte. Sakura. Er drückte sie weg und schaltete das Handy aus. Bevor er ihr sagen konnte, was zum Teufel auf dem Bild zu sehen war, musste er es selbst herausfinden. Dafür gab es nur eine Möglichkeit. Er musste zurück in die Schlangengrube. Zuerst musste er einige Dinge für das Hotel klären. Er hatte schon genug Unordnung gestiftet, mehr konnte er seiner Familie nicht zumuten, wenn er weg war. Der Gedanke, wohin er „weggehen“ würde, war wie eine Klinge in seinem Magen, doch er schob ihn beiseite. In seinem Büro ertappte er sich dabei, mit den Fingerspitzen über das Holz des Schreibtisches zu streichen und das Zimmer bewusster zu betrachten als zuvor. Vielleicht wäre es das letzte Mal, dass er hier war. Als es an der Tür klopfte, erwartete Sasuke Shikamaru, den er herbeordert hatte. Doch Boruto steckte den Kopf herein. Seufzend klappte Sasuke seinen Laptop zu, um dem Jungen zu verstehen zu geben, dass er sprechen konnte. „Sir, haben Sie Sarada gefunden?“, fragte Boruto ernst. Das Messer in Sasukes Körpermitte drehte sich. „Nein.“ „Wie können Sie dann hier sitzen und arbeiten?“, platzte Boruto heraus. Ärger blutete durch Sasuke, doch der Schmerz und die Angst des Jungen ließen ihn innehalten. Er wusste, dass Boruto ein bisschen verliebt war in Sarada. Unabhängig davon waren die beiden Freunde. Sasuke hätte ihn nicht in die Sachen reinziehen sollen. Aber jetzt war es zu spät dafür. Er sah die Sorge in den jungen Augen. Er ließ die Schultern sinken und schloss die Augen, um sich zu beruhigen. Nichts von all dem, was in ihm vorging, hatte irgendetwas mit Boruto zu tun. „Wir waren gestern auf dem Präsidium. Die Polizei kümmert sich darum. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen.“ „Was soll das heißen?“, fuhr der Junge auf. „Natürlich machen wir es auch noch. Sie ist noch nicht zu Hause oder?“ „Nein. Aber du hast getan, was du konntest. Und dafür bin ich dir dankbar.“ Boruto sah ihn schockiert an und senkte den Blick, sodass Sasuke fortfuhr: „Im Moment können wir nichts weiter tun. Falls du noch etwas hörst, sag es mir. Ich kümmere mich darum. Versuch, dir nicht zu viele Gedanken zu machen. Es bringt nichts und es ist nicht deine Aufgabe.“ „Wenn das mal so leicht wäre“, grummelte Boruto in den Kragen seines Hemdes. Sasuke atme tief durch, ging um den Tisch herum und legte die Hand auf die Schulter des Jungen. „Ich weiß, wie du dich fühlst. Ich würde die Sache auch gerne so schnell wie möglich beenden. Sobald ich mehr weiß, erfährst du es.“ Ein Räuspern unterbrach den Moment. Beide blickten auf und entdeckten Shikamaru an der Tür. In dem Gespräch mit seinem Praktikanten hatte Sasuke in den nächsten Terminen beinahe vergessen. „Danke, Boruto. Wir sind fertig.“ Der Junge nickte ungewöhnlich fügsam und schob sich an Shikamaru vorbei aus dem Büro. Dieser sah ihm hinterher, bevor er sich seinem Chef zuwandte. „Habe ich gestört?“ „Nein.“ Sasuke schüttelte den Kopf. „Es gab nichts mehr zu sagen.“ Er strich das Hemd glatt und berührte dabei das Uchiha Symbol an seiner Brust. Wie lange er es noch tragen können würde? Eigentlich war die Frage jedoch wenig relevant. Solange es noch an seiner Brust prangte, war es ein Zeichen der Zugehörigkeit zu seiner Familie. Sein Stolz, egal wie schwer es manchmal war. Und er würde diese Sache regeln, wie ein Uchiha. „Ich habe einige Angelegenheiten zu erledigen“, erklärte er für Shikamaru. „Sag Naruto Bescheid, dass er mich vertreten soll.“ Sein Personaler runzelte die Stirn. „Er ist im Urlaub und müsstest du das nicht als Erster wissen?“ Sasuke ignorierte die Implikation. „Urlaub?“ „Ja, er hat sich spontan freigenommen. Ich dachte, das hätte ja bestimmt mit dir geklärt.“ Sasuke schüttelte den Kopf und Shikamaru seufzte tief. „Soll ich ihn zurückpfeifen?“ „ „Nicht nötig. Gib die Aufgaben Hinata und verwalte den Rest unter den Teams.“ Er hatte Hinata schon gesagt, dass sie alle Termine für diese Woche canceln sollte. Sie war verwirrt gewesen, hatte es aber geregelt. Sasuke wusste nicht was passieren würde und mit ein paar Lieferanten konnte er sich währenddessen nicht auseinandersetzen. Es dauerte den ganzen Tag bis Sasuke und Shikamaru seine Termine und Aufgaben umverteilt hatten. Zwischendurch hatte er Gespräche mit Hinata, seinem Vater Itachi und anderen Führungspersonen aus dem Sensu. Als er am Abend schließlich mit Shikamaru auf einen Drink an die Poolbar ging und sie gemeinsam eine Zigarette anzündeten, war er ausgelaugt. Er sehnte sich danach, in Narutos Armen ins Bett zu gehen und die Welt für ein paar Stunden zu vergessen. Aber er war es gewesen, der seinen Freund weggeschickt. Im Laufe des Tages hatte Naruto Anrufe sowohl von Hinata als auch von Shikamaru ignoriert, die ihn geschäftlich kontaktieren wollten. Er war im Urlaub, also war es nicht so ungewöhnlich. Doch da er mit den beiden befreundet war, gab es ein ungutes Gefühl. Er war sonst immer für sie zu erreichen. Sasuke sah auf sein Handy. Noch immer keine Nachricht von Naruto. Das war ungewöhnlich und ließ den unangenehm Wiederhall in seiner Magengegend nur noch tiefer dröhnt. Normalerweise schrieb sein Freund ihm häufig. Sie waren besser darin geworden, das auch zu tun, wenn sie Konflikte hatten. Shikamaru legte den Kopf schief auf diese nervige Art, die indizierte, dass er mehr verstand, als er sollte. „Ich will nicht aufdringlich sein, aber geht es um Naruto?“ Sasuke atme tief durch. „Ich muss einiges regeln, das in den letzten Wochen liegengeblieben ist. Das war alles“, entließ er Shikamaru. Überrumpelt von dem harschen Ton, den Sasuke sich in den letzten Monaten abgewöhnt hatte, nickte sein Personalchef und rauchte seine Zigarette schweigend zu Ende, bevor sie sich trennten. Am nächsten Tag wanderte Sasuke durch sein Hotel wie ein Geist. Er hatte seine Aufgaben delegiert und ging nur noch ein letztes Mal in sein Büro, um alles final zu prüfen. Er schenkte sich von dem Cognac ein, den Sakura zuletzt getrunken hatte und nahm einen tiefen Schluck. Dabei wanderte sein Blick durch das durch Büro. Vielleicht zum letzten Mal. Immerhin würde er schon bald die Restlosigkeit besser verstehen, die ihn in den letzten Wochen umgetrieben hatte. Eigentlich schon seit der Nacht damals im Oto. Der Gedanke gab ihm eine neue Entschlossenheit, als er schließlich das Büro hinter sich absperrte und den Weg durch Konoha antrat. Unterwegs sah er auf sein Handy, aber zwischen all den Nachrichten von seiner Familie war keine von Naruto zu finden. Diese totale Funkstille konnte nichts Gutes bedeuten. Aber zunächst musste er sich auf das Gespräch vor ihm konzentrieren. Sein erstes Ziel war die Polizeistation, und dieses Mal wurde er nicht von dem Mann von zuvor begrüßt. Die Frau, mit der Sasuke sprach, wusste nicht einmal etwas von Saradas Verschwinden. Sie fragte ihren Kollegen, der am Schreibtisch saß, doch dieser war genauso ahnungslos. Schließlich griffen sie auf die Verhördaten des letzten Tages zu und fanden heraus, was Sasuke und Naruto zu Protokoll gegeben hatten. Offenbach hatte ihr Kollege sie nicht informiert. Entsprechende Maßnahmen waren noch nicht eingeleitet worden Schlangen wanden sich in Sasukes Magengrube, als er mit der Polizistin den Bericht durchging, den Naruto und er aufgesetzt hatten. Offenbar waren die zahlreichen Fragen nicht ausführlich protokolliert worden. Die einzigen peniblen Aufzeichnungen betrafen Narutos Verhältnis zu Sarada. Das schwarze Loch, in dem Sasuke sich seit vorgestern Abend zu befinden schien, riss weiter auf. Jeder wusste, dass in Vermisstenfällen Zeit essentiell war. Jede Sekunde konnte das Schlimmste bedeuten. Er wollte nicht daran denken, was das heißen könnte. Als die Beamtin ihn schließlich aus dem Revier komplementierte, fand er sich vor einem Zigarettenautomaten wieder. Er hatte in den letzten Monaten kaum geraucht, aber jetzt sog er das Nikotin in tiefen Zügen ein. Es gab nur eine andere Sache, die seine Nerven so beruhigte. Bevor er es verhindern konnte, schaltete er sein Handy an und öffnete den Chat mit Naruto. Er scrollte durch ihre Nachrichten und blieb schließlich an einem Selfie von ihnen mit Sarada bei einem gemeinsamen Spieleabend hängen. Sie waren auf Sasukes von Lampions behängtem Dachgarten, zwei Weingläser und ein Saft zwischen Snacks. Alle drei sahen unbeschwert aus, anders als die Fotos, die Sasuke mit seinen Eltern oder damals mit Sakura gemacht hatte. Sie sahen wie eine Familie aus. Das warme Gefühl, welches dieser Gedanke in Sasuke aufsteigen ließ, wurde davon geschwämmt, als er einen Anruf von Sakura bekam. Jetzt erinnerte er sich, wieso er das Handy ausgeschaltet hatte. Ihre Nummer erinnerte ihn an das Foto und ihm wurde schlecht. Rasch drückte er sie weg und schaltete das Gerät wieder aus. Er hatte kein Recht, glücklichen Familienträumen nachzuhängen, wenn er dazu beigetragen hatte, das Leben eines Kindes zu ruinieren. Ob das der Fall war, würde er jetzt herausfinden, dachte er und straffte die Schultern, um seinem nächsten Ziel entgegen zu gehen. Tagsüber war die Neonschlange an der Treppe des Oto kaum zu sehen. Sasuke stieg die verglaste Treppe hoch und wurde zum ersten Mal vom Türsteher aufgehalten. Er führte ein paar gedämpfte Telefonate, bevor er ihn schließlich einließ. Im leeren Clubraum wurde er von Kabuto begrüßt, dessen süßliches Lächeln sein ganzes Gesicht zeichnete. „So kommen Sie also wieder angekrochen, hm?“ Sasuke beachtete ihn nicht. Sein Blick war auf den Jungen hinter ihm gerichtet. War ihm zuvor unbehaglich gewesen bei Menmas Anblick, so schien er Sasuke jetzt regelrecht den Boden unter den Füßen wegzureißen. Hatte er ihn tatsächlich geküsst? War es nicht vielleicht doch photogeshopt? Was war sonst noch passiert? Musste der Junge noch mehr ertragen? Wieso hatte Sasuke nicht vorher reagiert und Nachforschungen betrieben? Wie hatte er dieses Kind hier alleine lassen können, obwohl er gespürt hatte, dass etwas nicht stimmte? Das schlechte Gewissen fraß ihn beinahe auf, und er hielt sich mühsam an den Rändern seiner Beherrschung fest. Es ging um Sarada. Zuerst musste er herausfinden, ob jemand hier etwas wusste. „Sarada ist verschwunden“, kam er direkt auf den Punkt. „Hast du etwas gehört?“ Die eisblauen Augen des Jungen schmolzen für eine Sekunde, bevor sie noch härter gefroren. „Boruto hat davon geschrieben. Mehr weiß ich nicht.“ „Wenn du noch etwas erfährst, sag es ihm. Er wird es mir weitergeben.“ Menma nickte, während Kabuto die Augen hinter den Brillengläsern aufriss. „Die junge Sarada ist schon wieder verschwunden? Ich bin untröstlich!“ „Die Polizei investigiert bereits“, sagte Sasuke und nahm überdeutlich den zuckenden Mundwinkel des anderen Mannes wahr. Lag es daran, dass er sich an Sasukes Unglück weidete, oder gab es tiefere Gründe? Hatte Sasuke es sich womöglich ganz eingebildet? Er konnte es nicht mit Sicherheit sagen und schob den Eindruck vorerst beiseite. „Das erleichtert mich. Aber falls sie hier sind in der Hoffnung, etwas über den Aufenthalt Ihrer Tochter zu erfahren, muss ich Sie enttäuschen. Wir wissen von nichts“, erklärte Kabuto. Menma entfernte sich ein wenig von ihnen, da die älteren Männer ihn nicht beachteten. Neben einer der ledernen Sitzecken tippte er scheinbar ziellos auf seinem Handy herum. Sasuke wandte sich wieder Kabuto zu und schüttelte den Kopf. „Ich habe etwas mit Orochimaru zu besprechen.“ „Ich fürchte, er hat keine Zeit für spontane Termine. Wenn Sie mir…“ „Es ist eine dringende Angelegenheit. Er wird Zeit finden.“ Kabuto schob die Brille über den geweiteten Nasenflügeln zurecht, nickte dann aber nach einem langen Schweigen. Als Kabuto ihm die Tür zu den Büroräumen öffnete, blickte Sasuke zurück zu Menma. All die Zeit hatte Sasuke ihn abweisend behandelt, weil er sich in seiner Nähe unwohl fühlte. Dabei war es der Junge, der jeden Grund hatte, ihn zu hassen. Sasuke schwor sich, es wiedergutzumachen. Ein weiterer Punkt auf seiner langen Liste. Er fragte sich, ob er nur mehr dazu rechnete, um das Ende hinauszuzögern – denn dann musste er sich den Behörden stellen. Doch was brächte es Menma, wenn Sasuke verhaftet würde, ohne dafür zu sorgen, dass er aus dem Oto wegkam, Therapie erhielt und sich eine Zukunft aufbauen konnte? Sasuke hatte schon eine Idee, wo sich diese abspielen könnte, doch eins nach dem anderen. Er wollte sich gerade abwenden, als sein Blick von etwas Glänzendem zu Menmas Füßen angezogen wurde. Mit gerunzelter Stirn erkannte er es als Brillengestell. Er bildete sich ein, dass es rot war, aber im schummrigen Licht des Clubs war es schwer zu sagen, und dann forderte Kabuto ihn, ihm zu folgen. Sie stiegen die Treppen hoch und passierten die verschlossenen Türen, die von der Galerie abführten. Kabuto hieß Sasuke, kurz vor Orochimarus Büro zu warten. Während er angekündigt wurde, blickte er durch das engmaschige Gitter in den Clubraum. Menma war verschwunden, und von hier aus konnte er nicht sehen, ob etwas unter den Tischen lag. Er sah den Flur entlang, in dem der süßliche Duft von Blaubeeren hing. Sein Magen rebellierte und eine Gänsehaut zog sich Sasukes Arme hinauf. Er zwang sich, ruhig zu atmen und zog schließlich sein Handy hervor, um sich abzulenken. Mehr Anrufe von Sakura und seiner Familie. Kein einziger von Naruto. Er war vollkommen allein. Der süßliche Duft wurde stärker, als die Bürotür sich öffnete und Kabuto ihn hinein winkte. Der Atem füllte Sasukes Lungen schwerer mit jedem Schritt vorwärts. Erinnerungen kratzten an seinem Bewusstsein wie Gefangene an den Türen ihres Verlieses. Das Quietschen von Leder, das an seiner Haut riss. Der Geschmack von Blaubeeren. Schmerz. Und eisblaue Augen. „Sasuke“, riss Orochimarus Stimme Sasuke aus dem dunklen Strudel, der ihn zu verschlingen drohte. „Ich gestehe, ich hatte nicht erwartet, Sie zu sehen.“ „Ich …“ Sasuke räusperte sich. Er hielt sich an Orochimarus Worten fest wie an einem Rettungsanker, der ihn ins Hier und Jetzt zurückzog. „Es gibt etwas, das ich Sie fragen muss.“ Orochimarus Lächeln wurde so süß wie der Duft in der Luft. Einladend verwies er auf den Sessel vor seinem Schreibtisch aus schwarzem Holz. „Bitte.“ „Alleine.“ Kabuto rührte sich, doch Orochimaru gebot ihm mit einer Geste, den Raum zu verlassen. Als Kabuto wiederwillig abgezogen war, wandte der Clubbesitzer sich Sasuke zu. „Was kann ich für Sie tun?“ Sasukes Herz raste und die Übelkeit drohte, ihn zu übermannen, und der schwarze Strudel in ihm wurde stärker. Doch er zwang seine Stimme zur Ruhe, als er sprach: „Vor einiger Zeit war ich privat hier im Otogakura, um zu feiern.“ „Ich erinnere mich. Sie hatten ein wenig zu viel zu trinken. Kabuto musste Sie in Ihr Hotel zurückbringen“, trug Orochimaru bei. Er hatte sich zurückgelehnt, die Hände lässig auf den Lehnen seines Sessels, die Beine unterschlagen. Sein ganzes Wesen strahlte selbstbewusste Eleganz aus. Warum meinte Sasuke dann, sich an den Geruch seines Atems in seinem Nacken zu erinnern? „Richtig.“ Sasuke schluckte trocken. „Meine Frage bezieht sich auf den Zeitraum davor.“ „Sie haben sich, soweit ich weiß, gut mit meinem jungen Barkeeper unterhalten“, sagte Orochimaru mit leicht schiefgelegtem Kopf und einem Lächeln. Sasuke hätte sich am liebsten übergeben. „Er sagte, Sie hätten dann irgendwann verlangt, mich zu sprechen, also hat er Sie hierher gebracht.“ „Und dann?“ „Was meinen Sie, Sasuke?“ Sasuke hatte sonst nie Probleme damit, etwas direkt auszusprechen. Im Gegenteil, Behutsamkeit fiel ihm schwer. Doch Scham und Ekel und Unsicherheit schienen ihm jetzt die Zunge zu verknoten. „Ich muss wissen … Ob in dieser Nacht etwas zwischen uns gewesen ist“, brachte er schließlich atemlos hervor. Schweigen blähte sich in der warmen Luft des Büros auf, bevor Orochimaru schließlich antwortete: „Nun, Sasuke, sie schienen … Sich nach Gesellschaft zu sehen. Allerdings wusste ich nicht, dass sie so betrunken waren, dass sie sich nicht erinnern würden. Sonst hätte ich natürlich Ihrem Drängen nicht nachgegeben.“ Ich besitze gerne schöne Dinge. Ich würde dich gerne besitzen. „Meinem …?“ „Ja. Sie sind zu mir gekommen.“ Orochimaru lehnte sich zurück, ohne Sasuke aus den Augen zu lassen. „Ich leugne nicht, dass ich mich über die Aufmerksamkeit eines so schönen Mannes wie Ihnen gefreut habe. Und es nahm mir die Sorgen über … Andere Vorlieben Ihrerseits.“ Sasukes Nackenhaare stellten sich auf, als seine Gedanken zu dem verdammten Foto schnellten. Wie hatte Sakura es überhaupt bekommen? Und wer hatte es sonst noch gesehen? Ihm graute vor der Möglichkeit, seine Eltern, Itachi oder Naruto könnten involviert sein. „Andere?“ „Nun, Sie verstehen sich gut mit jungen Männern wie meinem Barkeeper und unserem Freund Uzumaki.“ Sasuke musterte Orochimaru, doch dessen Lächeln ließ nicht durchblicken, was er wusste. Er fuhr fort: „Der Ruf des Sensu ist bereits geschädigt. Sie sollten Ihre zukünftigen Schritte vorsichtig planen, oder Sie könnten alles verlieren.“ Seine Tochter, sein Freund, sein Hotel – Sasuke wusste nicht, wie er noch mehr verlieren könnte. „Ihr Fragen und Ihr überraschender Besuch lassen auf ein Problem schließen“, fuhr Orochimaru fort, als Sasuke schwieg. „Warum sagen Sie mir nicht, was es ist?“ „Ich habe mich an vieles aus der Nacht erinnert und brauchte Bestätigung.“ Er erhob sich und strich seine Hosen glatt. „Ich vertraue auf Ihre Diskretion in dieser einmaligen Angelegenheit.“ „Aber sicher, mein Lieber“, sagte Orochimaru und stand ebenfalls auf, um Sasuke die Hand zu reichen. Als Sasuke sie ihm nach kurzem Zögern reichte, hielt er sie länger als nötig fest. „Mir ist bewusst, dass wir unsere Partnerschaft nicht unter dem besten Stern beendet haben. Unter besseren Voraussetzungen könnten wir sie wiederbeleben. Es wäre zum Vorteil des Sensu.“ Sasuke unterdrückte das ‚Absolut nicht‘, das ihm auf der Zunge lag. „Wie würden Sie sich das vorstellen?“ „Nun, nach den Skandalen der letzten Wochen und Monate brauchen Sie Kapital und gute Publicity. Beides kann ich Ihnen bieten.“ „Falls es nötig wird, sprechen wir darüber“, sagte Sasuke, dessen verspannte Nackenmuskeln eine andere Sprache sprachen. Orochimaru geleitete ihn zur Bürotür. „Warten Sie nicht zu lange. Solche Chancen bieten sich nicht immer“, sagte er, bevor er Sasuke hinausbeförderte. Als die Tür hinter ihm ins Schloss fiel, atmete Sasuke tief durch. Er wusste immerhin, dass sein Verstand ihm keine Streiche spielte. Er hatte mit Orochimaru geschlafen. Er war selbst schuld daran, nachdem er getrunken hatte. Es gab keinen Grund, für den Ekel, den er bei dem Gedanken empfand. Sie waren erwachsene Leute, die tun konnten, was sie wollten. Vielmehr sollte er sich schämen, seinen Geschäftspartner bedrängt zu haben. Es war Sasukes eigene Schuld. Er war kein Opfer. Von Kabuto ließ er sich nach unten bringen. Sein Blick suchte nach dem Tisch, unter dem er das rote Glänzen gesehen zu haben meine, doch dort war nichts, nur dunkler Holzboden. Vielleicht war es doch nicht so weit her mit seinem Verstand. Vor der Wendeltreppe zündete er eine Zigarette an und blickte in den grauen Sommerhimmel. Wie stimmungsvoll, dachte er zynisch, als er von dem Club weg schlenderte. Wenn er jetzt nur noch im strömenden Regen mit seinen Liebsten vereint werden würde. Als würde er auf den Regen warten, schlug er nicht die Richtung des Hotels ein, sondern folgte der Straße ins Vergnügungsviertel. Die Straßen waren verlassen bis auf ein paar Lieferwäge, die Alkohol für den Abend zu den Clubs brachten. Sasuke dachte an den Abend, den er mit Sakura und Itachi hier verbracht hatte, und seufzte tief. Damals war ihm schon alles kompliziert erschienen. Hätte er geahnt, was auf ihn zukommen würde … Ein lautes Miauen riss ihn aus seinen Gedanken. Es kam ihm bekannt vor, obwohl er die dazugehörige Katze auf den ersten Blick nicht entdecken konnte. „Kurama?“, rief er zögernd und kam sich im selben Moment dumm vor. Was sollte der Kater so weit vom Hotel entfernt tun? Dasselbe Maunzen antwortete auf seinen Ruf. Jetzt erkannte Sasuke, dass es aus einer Seitenstraße kam. Zwischen den Mülltonnen hing der Geruch verrottender Blaubeeren und Sasuke erkannte, dass er hinter dem Otogakure war. Erneut rief er nach Kurama und folgte dessen Miauen, bis er den Kater halb begraben unter zwei Müllbeuteln fand. Sein Fell stank erbärmlich, doch Sasuke durchkämmte es auf der Suche nach Verletzungen. Der Kater knurrte tief, als Sasuke seinen linken Hinterlauf berührte. Das war aber wohl kaum die einzige Verletzung. Sasuke zog sein Armani-Jackett aus und wickelte die Katze vorsichtig darin ein. „Du hast es noch geschafft, das Jackett zu ruinieren“, erinnerte Sasuke sich an ihre erste Begegnung. Er war so viel passiert, seitdem Kurama sein Auto vollgehaart hatte. Sasuke streichelte vorsichtig die Nase des Katers und dieser leckte ihm träge den Finger. Auf dem Weg zum Tierarzt überschlugen sich seine Gedanken. Naruto musste am Oto gewesen sein. Nur das erklärte Kuramas Anwesenheit. Doch wo war er? Denn er hätte nie zugelassen, dass dem Tier etwas passierte. Er brachte Kurama zur Tierärztin, die einen gebrochenen Hinterlauf sowie mehrere Prellungen diagnostizierte. Während Kurama geröntgt wurde, war Sasuke im Wartezimmer über sein Handy gebeut. Narutos Nummer war auf dem Display geöffnet. Er würde wissen wollen, dass seine Katze verletzt war. Vermutlich würde er minutenschnell hier auftauchen und eine Szene machen, die das ganze Personal aufhielt. Er würde weinen und Geschichten aus „Kuramas Jugend“ erzählen und ihn verwöhnen, sobald sie zu Hause waren. Wenn er ans Telefon gehen würde. Er hatte Sasukes Anrufe und Nachrichten noch immer nicht beantwortet. Und er war beim Otogakure gewesen. Was, wenn er etwas mit den dubiosen Geschäften dort zu tun hatte? So sehr Sasuke sie abwehren wollte, Erinnerungen von Naruto strömten auf ihn ein. Von heimlichen Telefonaten, ungewöhnlich ernst und leise, von umgedrehten Handys und geschlossenen Chats, sobald Sasuke näherkam. Von Gesprächen mit fremden Personen an dunklen Ecken der Strandpromenade. „Es gab etwas, das ich klären wollte, bevor das mit uns ernst wurde. Ich habe es scheinbar nicht geschafft.“ Die Erinnerung an Narutos erschöpften Ton war es, der Sasuke dazu brachte, den grünen Knopf zu drücken. Naruto brauchte ihn, egal, wo er war, und Sasuke würde ihn nicht im Stich lassen. Sasuke war nicht überrascht, als Naruto nicht ans Telefon ging. Er unterdrückte das aufkommende Grauen, all die Gedanken, die ihn in einen Strudel zu reißen drohten. Ihm blieb nichts anderes übrig. Er würde seinen Freund vermisst melden müssen, kurz nach dem Verschwinden seiner Tochter. Außerdem würde er seine Vermutung äußern, dass etwas im Oto geschehen sein könnte. Beweise hatte er nicht, nur Vermutung und unklare Blicke Schatten an der Wand. Aber was blieb ihm anderes übrig, als es zu versuchen? Er musste sie finden, die beiden Menschen, die in so kurzer Zeit zum Wichtigsten in seinem Leben geworden waren. Wie viel dieses Leben bald noch wert sein würde, stand in den Sternen. Doch sie musste er sicher wissen. Also ließ er Kurama zur Beobachtung bei der Tierärztin. Im Hotel konnte sich niemand um ihn kümmern. Kurz darauf war Sasuke wieder in der inzwischen viel zu vertrauten Polizeistation. Am Empfang sagte er, dass er neue Informationen zu Saradas Fall hatte. Damit hatte er den Beamten etwas voraus, die noch immer nichts wussten. Sasuke wurde wieder von dem Polizisten empfangen, der ihn und Naruto zuvor verhört hatte. Er hatte ein ungutes Gefühl, aber keine andere Wahl, als dem Mann in einen Verhörraum zu folgen. „Neue Infos, eh? Sie scheinen ja mehr in dem Fall zu arbeiten als wir.“ „Das Gefühl habe ich auch“, schnitt Sasuke den jovialen Ton des Beamten scharf ab. Ihm war schon aufgefallen, dass er dieses Mal viel freundlicher war als zuvor, als Naruto dabei gewesen war. Doch jetzt fiel ihm das vertrauliche Lächeln von den Lippen. „Dann erzählen Sie mal.“ Also berichtete Sasuke von der roten Brille im Clubraum des Oto und Kurama in der Straße hinter dem Club. Der Beamte hatte den Stift gehoben, jedoch kein Wort aufgeschrieben, als Sasuke angefangen hatte, zu sprechen. Jetzt sah er von seinem Block zu Sasuke. „Sie wissen also nicht, ob diese Brille da war“, fasste der Beamte zusammen. „Und Ihr anderer Hinweis ist eine entlaufene Katze.“ „Der Kater von Herrn Uzumaki – der seit heute ebenfalls vermisst wird“, spezifizierte Sasuke. Der Polizist legte das Notizbuch beiseite. „Ich kann keinen Club durchsuchen lassen, weil jemand vielleicht seine Brille verloren hat. Und Herr Uzumakis Abwesenheit ist bedenklicher als seine entlaufene Katze. Wir hatten explizit gesagt, dass er sich für Rückfragen bereithalten und die Stadt nicht verlassen soll.“ Eine Eischicht zog sich über Sasukes Magenwände. Er hasste es, das sagen zu müssen, doch zwang er die Worte über seine Lippen: „Kontaktieren Sie ihn. Vielleicht ignoriert er nur mich.“ „Das werden wir. Aber im Fall, dass wir ihn nicht erreichen sollten, werden wir nach ihm fahnden müssen.“ „Stecken Sie Ihre Energie lieber in die Suche nach meiner Tochter“, platzte Sasuke der Kragen. „Herr Uchiha, ich verstehe, dass Sie emotional sind, aber mäßigen Sie sich.“ Das süffisante Lächeln des anderen Mannes brachte sein Blut zum Kochen, doch Sasuke zwang sich zu einem knappen Nicken. „Wir müssen befürchten, dass Herr Uzumaki etwas mit dem Verschwinden des Kindes zu tun hat. Der Zufall wäre zu groß, dass er kurz nach ihr unabhängig verschwindet.“ „Deshalb sollten Sie herausfinden, ob ihm etwas passiert ist.“ „Sie scheinen Ihren Freund schlecht zu kennen.“ Als der Beamte sich zurücklehnte und die Arme hinter dem Kopf verschränkte, präsentierte er Schweißflecken in den Achseln. „Bevor er nach Konoha kam, lebte er alle drei Monate wo anders. Es kann sein, dass er einfach die Zelte abgebrochen hat.“ Die Eisschicht stockte zu einem soliden Klumpen. Das konnte nicht sein. Naruto würde nie ohne ein Wort gehen – oder? Genau genommen wusste Sasuke wenig von Narutos Leben vor dem Sensu. Was, wenn er zur nächsten Oase aufgebrochen war, nachdem die Sache mit Sasuke kompliziert geworden war? Doch nein, das konnte Sasuke nicht glauben. Nicht nach der Kraft, die Naruto in ihre Beziehung gesteckt hatte. Nicht, wenn Naruto und Sarada sich so gut verstanden. Nicht, wenn Naruto und Sasuke sich so geküsst hatten wie auf dem Aussichtspunkt über Konoha. Nicht, wenn ihre Körper sich beim Sex fanden, als wären ihre Körper füreinander gemach. Nicht, wenn Sasuke angefangen hatte, sich eine gemeinsame Zukunft auszumalen. Und diese würde er nicht so einfach aufgeben, wusste er, als er später das Präsidium unverrichteter Dinge verließ. Er würde Sarada und Naruto finden und sie würden gemeinsamen einen Weg vorwärts suchen, egal, was noch passierte. Speeding down a silent shore Something tells me we’ve been here before Where we’re going, I don’t want to see Every day you slip away from me I’d give you back I’d give you back Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)