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Königsanwärter

von

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Kapitel 17

Kapitel 17
 

Leise wurde die Tür hinter Killian geschlossen. Unschlüssig blieb dieser auf dem Flur stehen und fragte sich, wie er mit der Situation umgehen sollte. Amalia hatte keine Miene verzogen und sie beide nur ausdruckslos angesehen. Auch schien sie vollkommen ruhig und gefasst zu sein. Ebenso hatte sie die Tür geschlossen gehabt, als der Anwärter nach einem kurzen Blick zum Prinzen den Raum verlassen hatte.

Kurzerhand entschied Killian auf dem Flur zu warten und lehnte sich an die Wand gegenüber von Aidans Zimmer. Ändern oder gar rückgängig machen konnten sie nun nichts mehr und so wollte er einfach nur auf die Dinge warten, die an diesem Tage noch auf ihn zukommen würden.
 

Er wartete schon eine Weile, als der Abend begann den Gang in ein dämmeriges Licht zu tauchen. Aus dem Augenwinkel bemerkte er schließlich eine Bewegung am Ende des Flures. Jemand lief dort, oder schlich besser gesagt. Killian endschied lediglich seinen Blick dorthin zu richten, sich aber sonst reglos zu verhalten. Als die Person näher kam erkannt er sie und ihr Vorhaben. Es war eine der Anwärterinnen, Ada, welche sich von Tür zu Tür schlich und scheinbar an diesen lauschte, da sie ihr Ohr dagegen drückte
 

„Das ist aber sehr unhöflich.“, meinte Killian schließlich, als sie nur noch eine Tür von ihm entfernt war. Durch das schwindende Licht war ihm klar, dass sie ihn wohl nicht gesehen hatte. Auch, dass sie zuvor noch nicht auf ihn reagiert hatte, sprach dafür. Nun jedoch zuckte sie vor der Tür zurück und quietschte erschrocken auf. Sofort legte sie sich eine Hand auf den Mund, um sich wohl selber zum Schweigen zu bringen. Der Anwärter hingegen lachte leise auf und zog so ihre Aufmerksamkeit auf sich, da ihr Blick kurz zuvor noch suchend durch den Flur gewandert war.

„Hast du kein Zimmer in dem du sein solltest? Oder solltest du nicht viel mehr beim Abendessen sein?!“, zischte sie ihn, ein wenig wütend über den Schreck, an.

Erneut lachte Killian auf. „Wollt ihr mich etwa auch belauschen?“ Er deutet neben sich auf seine Zimmertür und sah sie aus unschuldigen Augen an. „Ich könnte auf mein Zimmer gehen.“
 

Inzwischen hatte Ada sich wieder beruhigt und lachte ein klein wenig über seine Aussage. „Ich suche Amalia.“, erklärte sie sich. „Sie ist weder beim Essen noch auf ihrem Zimmer. Hast du sie vielleicht irgendwo gesehen?“

Kurzerhand zeigte er nur auf die Tür ihm gegenüber. „Sie ist bei ihrem Bruder.“

Erleichtet atmete die Anwärterin auf. „Und ich dachte schon, dass auch sie in fremden Zimmer unterwegs sei.“

„Auch? Was meinst du mit auch?“, fragte Killian leicht verwundert.

Man konnte ihr sofort ansehen, dass sie bereute so viel gesagt zu haben. Trotzdem zog sie nach kurzem Überlegen den Kopf ein wenig ein. „Josie und Luan sind recht früh vom Abendessen verschwunden. Gemeinsam.“ Leise brachte sie die Worte zustande, schien sich unwohl zu fühlen.

„Ist das dein Ernst?!“, fragte Killian ein wenig geschockt. Er war sich nicht sicher, ob ihn das Verhalten der Beiden mehr überraschte, oder die Tatsache, dass sie unter den Augen ihrer Ausbilder heimlich verschwanden. Als Antwort bekam er nur ein zögerliches Nicken und unsicher biss sie sich zusätzlich leicht auf die Unterlippe.

„Und warum glaubst du auf Amalie aufpassen zu müssen?“, versuchte er sie ein klein wenig von den Anderen abzulenken. Diesmal erhielt er keine Antwort. Sie sah lediglich unsicher zu ihm auf.

„Ist die Prinzessin etwa nicht so Pflichtbewusst wie ihr Bruder?“, fragte er nun durch ihr Schweigen verunsichert.

„Ist Aidan wirklich Pflichtbewusste?“, fragte Ada mit großen Augen.

„Ja, sehr. Er befolgt alle ihm auferlegten Regeln, lernt fleißig und ist stets höflich. Er achtet sehr darauf, was Andere von ihm erwarten und was er tun kann um diese Erwartungen gerecht zu werden

„Da könnt ihr wirklich froh sein!“, stieß sie förmlich aus. „Amalia ist immer auf Spaß aus und nicht selten ist ihr Bett am Morgen unbenutzt. Ständig mache ich mir Sorgen um ihren Ruf!“ Erschrocken über ihre unbedachten Worte schlug sich Ada erneut die Hand vor dem Mund.

„Ist schon in Ordnung, ich sage nichts.“, sagte Killian schnell und lächelte sie an um ihr das schlechte Gewissen zu ersparen, welches sie wohl erwarten würde. „Aber ich kann mir das bei ihr gar nicht vorstellen.“, fügte er noch ehrlich zu.

„Sie hat auch eine tolle Persönlichkeit und ist eine echte Freundin! Nur fehlt ihr manchmal dieses… Pflichtbewusstsein.“
 

Killian fiel es wirklich schwer sich Amalia so vorzustellen. Er hatte sie sich ganz anders vorgestellt, verspielt und neugierig zwar schon, jedoch eigentlich nicht als Regelbrecherin und er glaubte nicht, dass Ada versuchte ein böses Gerücht gegen ihre Konkurrentin in die Welt zu setzten. Denn auch die positiven Dinge die sie sagte, schienen ehrlich zu sein. Dies wiederrum beruhigte ihn ein wenig. Wenn Amalia ihr Leben so locker nahm, dann konnte das Gespräch hinter der Tür nicht so schlimm werden. Zumindest hoffte er es.
 

Ohne ein weiteres Wort stellte Ada sich in respektvollem Abstand neben ihn an die Wand und gemeinsam warteten sie, dass das Geschwisterpaar ihr Gespräch beenden würden.
 

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Die Sonne war gerade gänzlich untergegangen, da öffnete sich Aidans Tür. Zum Vorschein kam Amalia, welche überrascht die Wartenden ansah bis sie schließlich schmunzeln musste. „Ist das hier eine Belagerung?“

Ada stieß sich von der Wand ab und ging auf die Prinzessin zu, ergriff ihre Hand. „Komm. Wir kommen viel zu spät zum Abendessen. Man wird sicherlich nicht erfreut darüber sein.“ Damit zog sie die Prinzessin hinter sich her in Richtung des Speisesaals. Als sie auf gleicher Höhe mit Killian waren, drehte Amalia sich zu ihm. „Mach nichts falsch. Wehe du tust ihm weh!“, raunte sie ihm leise und zwinkernd zu, bevor sie weitergezogen wurde. Nach nur wenigen Schritten waren sie in der Dunkelheit des Flures verschwunden.
 

Killian sah zu der offenen Zimmertür, als das Licht, welches von dort auf ihn fiel, verdeckt wurde. Auch Aidan trat hinaus und schloss die Tür hinter sich. Es war kurz still, bis der Prinz sich an die Dunkelheit gewöhnt hatte. Ruhig meinte er, dass auch sie zum Abendessen gehen sollten, und setzte sich in Bewegung. Der Ältere folgte ihm schweigend. Auch wenn Amalias Worte ihn Hoffnung schöpfen ließen, so konnte er nicht einschätzen, wie Aidan sich nun wohl verhalten würde. Das dieser nicht gleich auf das Gespräch einging verunsicherte ihn. Er wollte nicht mit ihm zu diesem Abendessen gehen. Er wollte mit ihm sprechen, herausfinden ob nun etwas zwischen ihnen stand oder ob alles gut war.

Die bedrückende Stimmung im Speisesaal ließ seinen Wunsch nach Zweisamkeit nur stärker werden. Toran saß zwar bei Lana, jedoch schwiegen sie sich an. Wie bereits zu erwarten, waren Josie und Luan nicht anwesend. Auch Madlen, Wanda und Peer hatten sich bereits, unabhängig voneinander, verabschiedet gehabt. Dalia unterhielt sich leise mit ein paar der Lehrkräfte, welche den Nachzüglern nur einen bösen Blick zuwarfen. Das Einzige, was Killians Stimmung ein wenig anhob, war Aidan. Nun wo die Lampen um sie herum entzündet waren konnte er sein Gesicht sehen. Seine Wangen waren ein wenig gerötet und seine Augen wichen schüchtern den seinen aus, doch wirkte er erleichtert und glücklich.
 

Sie bedienten sich an dem Essen und unterhielten sich kurz mit Liam, der auch an diesem Abend dafür zuständig war, dass es niemandem an etwas mangelte. Nachdem auch ein paar Lehrkräfte gegangen waren, deutete Aidan schließlich an, das Killian ihm folgen sollte. Dieser wartete noch ein wenig um dem Jüngeren, der bereits vor dem Speisesaal angekommen war, zu folgen. Kaum waren sie ein paar Schritte von der Tür entfernt, griff der Prinz nach Killians Handgelenk und zog ihn hinter sich her, zurück zu seinem Zimmer. In diesem angekommen stellte er erstmals seit dem Gespräch mit seiner Schwester Blickkontakt mit dem Älteren her. Blind tastete er mit seiner freien Hand nach der Anderen seines Gegenübers. Schließlich fand er sie und drückte diese kurz.
 

„Wir haben ihren Segen.“, flüsterte er leise.

„Wirklich?“, fragte Killian hoffnungsvoll. Er wusste wie wichtig es für Aidan war eine solche Unterstützung zu haben. Es würde ihm Sicherheit geben.

Der Jüngere nickte zwar nur als Antwort, doch sein Gesicht zierte ein glückliches Lächeln. Leider wich die glückliche Miene schnell wieder der Unsicherheit. Es war offensichtlich, dass er noch mehr sagen wollte, sich dessen aber nicht sicher war.

„Killian?“, fragte er schließlich leise und verschränkte vorsichtig ihre Hände miteinander. Der Angesprochene legte den Kopf leicht schief um so dem Jüngeren besser in das nach unten geneigte Gesicht sehen zu können.

Die Stimme Aidans war nur ein Flüstern und trotzdem hörte Killian seine Worte klar und deutlich und sein Herz begann schneller zu schlagen. „Ich liebe dich.“

Überrascht weiteten sich die Augen des Älteren. Kurz öffnete er seinen Mund, nur um dann doch zu schweigen. Nachdem er die Worte nicht nur gehört hatte, sondern auch vollständig verstanden hatte begann er glücklich zu lächeln und strahlte den Jüngeren an. Die zuletzt verschränkten Hände voneinander lösend, umfasste er das Gesicht des Prinzen nur um ihn zu einem zärtlichen Kuss zu sich heran zu ziehen und ihn so schnell nicht mehr gehen zu lassen.
 

- - - - -
 

Killian hatte Aidans Liebeserklärung an dem Abend nicht mehr erwidert. Sie hatten sich noch eine ganze Weile lang geküsst nur um schließlich schweigend zu Bett zu gehen und aneinander gekuschelt einzuschlafen.

Natürlich freute er sich über diese Worte, doch zugleich fühlte er sich nicht wohl dabei seine Worte zu erwidern, wenn er selber nicht wusste was genau er fühlte. Er wollte den Anderen nicht mit Worten glücklich machen, wenn sie womöglich nicht einmal stimmten. Liebe war ein unglaublich starkes Gefühl. Ein Gefühl, von dem er nicht wusste ob er es auf diese Art und Weise kannte.
 

Die Anwärterinnen waren noch sechs weitere Tage geblieben. Sie hatten gemeinsamen Unterricht und nur am Kampfunterricht mussten die Frauen nicht teilnehmen. Währenddessen saßen sie an der Seite und schauten den Anwärtern dabei zu, ihre Bewegungsabläufe zu verbessern.

Toran hielt sein Wort und gab der Situation letztendlich eine Chance. Mit der Zeit wurde er den Anwärterinnen gegenüber lockerer und beteiligte sich an dem einen oder anderen Gespräch. Bissige Worte und unhöfliche Aussagen unterließ er vollständig.

Luan hingegen nahm sich nicht nur Josie an. Im Wechsel mit ihr hatte er auch regelmäßig Besuch von Dalia. Die Anderen Anwärter, sowie Anwärterinnen wussten nicht, was sie davon halten sollten. So entschieden sie stumm für sich, nichts dazu zu sagen.

Einen eher schwierigen Stand hatte letztendlich Peer bei den Frauen. Schon nach kurzer Zeit hatte er seine freche Art nicht mehr unterdrücken können und trat der einen oder anderen Anwärterin dadurch auch mal zu Nahe. Sie mieden ihn schließlich weitestgehend.

Amalia, Aidan und Killian wurden in der Woche regelrecht unzertrennlich. Sie machten fast nichts getrennt voneinander. Hin und wieder gesellten sich Ada, Madlen und Wanda zu ihnen. In sehr seltenen Momenten kam sogar Toran dazu.
 

Letztendlich war die Woche schnell rum und geschlossen verabschiedeten die Anwärter sich von den Anwärterinnen. Die Lehrkräfte sprachen ihnen ihr Lob aus, aufgrund ihres guten Verhaltens und des tadellosen Ablaufs. Die Anfänglichen Schwierigkeit und die paar Auseinandersetzungen zwischen Peer und den Frauen wurden dabei großzügig übersehen. Luan ließ es sich natürlich nicht nehmen zu erwähnen, wie wichtig ihm die Rolle als Gastgeber war. Nachdem sich die übrigens Anwärter irritiert und ein wenig fassungslos angesehen hatten, konnten sie sich das eine oder andere Lachen nicht mehr verkneifen.

Letztendlich entließ man die Anwärter am Abschiedstag in einen zusätzlichen freien Tag.
 

Als sich alle abwandten, um ihren eigenen Beschäftigungen nachzugehen, hielt Aidan Killian zurück und wartete darauf, dass sie alleine waren. Sein zuvor noch glückliches Lächeln wich einem unsicheren und traurigen Gesichtsausdrucks während er den Älteren um ein Gespräch bat.
 

Ende Kapitel 17


Nachwort zu diesem Kapitel:
Und mit diesem (zugegeben recht kurzem) Kapitel muss ich mich bis Weihnachten leider in unregelmäßige Uploadzeiten verabschieden. Mein Studium wird jetzt wahrscheinlich sehr viel Zeit fordern und daher wird wohl mal ein Kapitel ausfallen müssen. Natürlich versuche ich weiterhin dienstags etwas hochzuladen, doch ich glaube nicht, dass ich es immer schaffe.
Aber ich plane diese Story bis Ende Februar beendet zu haben. Mit dem letzten Kapitel wird dann auch zeitgleich *Trommelwirbel* das erste Kapitel der Fortsetzung „Königsbürde“ online gehen.

Ich hoffe euch auch wieder im nächsten Kapitel willkommen heißen zu können! Komplett anzeigen

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