Wechselherz von Fiamma ================================================================================ Kapitel 1: Prolog -----------------   „Dieses Licht … Es ist so rein und klar … Die hellste Quelle im Universum … Es ist perfekt … Wie lange habe ich schon danach gesucht … Endlich habe ich das passende Gegenstück gefunden … “   Tief im Kosmos, weit entfernt der Erde, rührte sich etwas. Etwas was lieber nicht erwacht wäre. Lange verborgen, schon beinahe vergessen, schlummerte es, bis zu jenem Tag, an dem es ein geeignetes Gefäß für sich finden würde … So lange wartete es schon … Endlich war die Zeit gekommen und so machte sich das Geschöpf auf den Weg …     Einmal erweckt, wird es morden und alles verderben. Entfesselt, getrieben, von uralter Kraft. Wird wüten und brennen, es wird dich zerstören. Solange bis gar nichts mehr von dir bleibt …   (Saltatio Mortis – Tief in mir)     Kapitel 2: Kapitel 1 -------------------- „Usagi, du kommst zu spät!“, rief ihre Mutter von unten hinauf. Müde wälzte sich Usagi in ihrem Bett und sprang dann abrupt auf. „Aahh. Mama, warum weckst du mich denn nicht früher … Oh nein! Nein nein nein“, schimpfte sie. Stöhnend zog sie sich eilig ihre Schulkleidung an und steckte ihre Haare zu ihren üblichen Knoten zusammen. „Was bleibst du auch so lange auf. Selber schuld“, hüpfte Luna auf das Bett und schüttelte ihren Kopf. „Ja ja. Ich habe jetzt keine Zeit für deine Predigten“, rollte Usagi mit ihren Augen und stürmte mit ihrer Schultasche aus ihren Zimmer. Schnell rannte sie die Treppen herunter und stolperte prompt dabei. Laut polternd rutschte sie auf ihren Hintern die restlichen Stufen herunter. „Aua“, rieb sie sich mit der Hand über die schmerzende Stelle und lief weiter zu ihrer Mutter, die schon an der Haustür, mit ihrem Essen in der Hand stand, und auf sie wartete. Rasch schlüpfte Usagi in ihre Schuhe, griff nach dem Beutel und verließ das Haus. „Bis später Mama.“ Seufzend winkte Ikuko. Jeden Morgen das Gleiche. Wann wurde ihre Tochter endlich erwachsen. Wobei, eigentlich freute sie sich, dass sie wieder so fröhlich und scheinbar unbeschwert in den Tag hineinlebte. War sie die letzten Wochen immer so traurig und verschlossen gewesen. Bis heute wusste sie nicht, was ihre Tochter so bekümmert hatte. Mit einem Lächeln im Gesicht sah sie ihr noch kurz hinter her und schloss dann die Tür.   Beschwingt lief Usagi die Straßen entlang. Obwohl die Zeit drängte, blieb sie kurz stehen, schloss ihre Augen und strecke ihren Kopf in den Sonnenschein. Tief atmete sie ein, sog die frische, warme Luft in sich ein und atmete zufrieden wieder aus. „Usagi, was stehst du denn da so wie angewurzelt.“ Sofort erkannte sie die schrille Stimme ihrer Freundin und lächelte. „Ist es nicht ein schöner Tag heute?“, öffnete Usagi wieder ihre Augen. Verwundert blieb Minako neben ihrer Freundin stehen. „Das ist es, aber wir kommen zu spät“, schüttelte Minako ihre Freundin und setzte sich wieder in Bewegung. „Ich komme ja schon“, nahm nun auch Usagi wieder die Beine in die Hand und lief Minako hinter her. Was hatten sie nicht für ein Glück, dass sie nun zur Schule laufen konnten. Sie kam zwar immer noch oft zu spät und lernen war nicht gerade ihre Lieblingsbeschäftigung, dennoch war sie froh über diesen ganz normalen Alltag mit ihrer Familie, ihren Freundinnen und natürlich Mamoru. Bei den Gedanken an ihn wurde sie ganz rot um die Nasenspitze. Das ganze Wochenende hatte sie bei ihm verbracht. Ihr Vater war natürlich gar nicht begeistert davon gewesen. Aber er musste endlich akzeptieren, dass sie nun Mal erwachsen wurde und nicht mehr das kleine Mädchen war. Wenn er wüsste, was sie so alles schon erlebt hatte. Er würde sie vermutlich nie wieder herauslassen. Zum Glück hatte ihre Mutter auch noch mit ihm geredet. Sie wollte einfach, so oft es ging, Zeit mit Mamoru verbringen. So lange hatte sie ihn vermisst. Und das nur, weil Galaxia ihm seinem … Schnell schüttelte sie ihren Kopf. Nein, das war vorbei. Er war gerettet und nun wieder bei ihr. „Usagi, was träumst du denn schon wieder. Los, wir haben nur noch fünf Minuten“, rief Minako ihr zu und eilte in das große Gebäude. Abgehetzt liefen die beiden die Treppen herauf. Aus der Puste betraten sie mit dem Klingelzeichen das Klassenzimmer und spurteten zu ihren Plätzen. „Morgen ihr Zwei“, wurden sie grinsend von Makoto begrüßt und auch Ami lächelte die beiden an.   Der Schultag verging verhältnismäßig schnell und die vier Freundinnen beschlossen noch ins Crown zu gehen. Schnell war auch Rei bescheid gesagt und so betraten sie kurze Zeit später ihr Stammlokal. „Hallöchen Motoki“, quietschte Usagi und steuerte den Tresen an. „Na, da hat ja jemand gute Laune heute“, lachte Motoki und begrüßte auch die anderen, „Und wollt ihr das Übliche?“ Alle nickten und setzten sich an einen der Tische. Verträumt sah Usagi hinaus, beobachtete die Leute und lächelte. Zwei Freundinnen standen kichernd vor einem Schaufenster. Ein kleines Mädchen hüpfte vergnügt neben ihrer Mutter her und strahlte in den Tag hinein. Das Mädchen erinnerte sie an Chibiusa. Sie freute sich schon auf den Tag, wenn sie endlich nicht nur zu Besuch bei ihr war, sondern ganz zu ihrem Leben gehörte. „Na träumst du schon wieder“, boxte Rei Usagi in die Seite, nachdem sie die anderen begrüßt hatte, und setzte sich neben sie auf die Sitzecke. „Ist es nicht einfach schön, wie friedlich es ist?“, sah sie kurz zu ihren Freunden und dann wieder heraus auf die Straße. „Usagi sitzt heute über den Wolken, glaube ich“, lachte Makoto und auch die anderen stimmten mit ein. Doch Usagi hörte ihnen gar nicht wirklich zu. Sie erfreute sich einfach an dem regen Treiben auf den Straßen. Die Menschen da draußen wussten gar nicht, wie knapp sie nur einem Unglück entgangen sind. „Ach, ich habe eine Karte von Michiru bekommen“, holte Ami eine Postkarte aus ihrer Tasche. Freudig ging die Karte reihum und auch Usagi beteiligte sie nun wieder an dem Gespräch. „Wie geht es den Vier denn?“, fragte sie neugierig und griff nach dem Kärtchen, „Ich würde auch zu gerne ein Mal um die Welt reisen.“ „Dazu brauchst du aber Geld, und wenn ich mir da deine Noten so ansehe, wird das nichts mit einem gut bezahlten Job.“ „Rei!“, schimpfte Usagi, doch lange konnte sie nicht ernst bleiben und begann zusammen mit ihrer Freundin zu lachen. Usagis Handy piepte und schnell zog sie es aus der Tasche. Es war Mamoru. Er hatte schon früher heute Zeit. Ihr Herz machte einen kleinen Hüpfer, als sie die Nachricht las. Früher musste sie sich meistens bei ihm melden, doch seit der Sache mit Galaxia war alles anders geworden. Er schrieb ihr sogar zwischen durch mal eine Nachricht. Schmunzelnd steckte sie ihr Handy zurück in ihre Tasche und räusperte sich. „Also … Ich“, tippte sie verlegen ihre Zeigefinger gegeneinander. „Das war Mamoru und du möchtest uns fragen, ob es für uns okay wäre, wenn du dich nun verkrümelst?“, zwinkerte Minako ihr zu und wedelte mit ihrem Zeigefinger. Ertappt wurde Usagi rot im Gesicht und kratzte sich verlegen an ihrem Kopf. „Ja …“ „Geh schon“, kam es im Chor von den anderen. Das ließ sie sich nicht zweimal sagen, sprang auf und schnappte sich ihre Tasche. „Wir sehen uns dann morgen“, verabschiedete sie sich und quetschte sich an Rei vorbei. Tänzelnd hüpfte sie in Richtung Ausgang und machte einen kurzen Stopp bei Motoki, der gerade die Gläser befüllte. „Für mich bitte nichts mehr. Ich muss los.“ „Jetzt schon?“ Nickend winkte sie ihm zu und lief zum Ausgang. „Na dann grüß mal den Casanova von mir“, rief Motoki ihr noch hinter her, doch sie hörte es schon gar nicht mehr und hatte das Crown schon verlassen. Schlendernd lief sie die Straße zum Park herunter, als sie abrupt stehen blieb. Ein eiskalter Windhauch umspielte ihre Beine und kroch bis zu ihrer Brust herauf. Fröstelnd schlang sie ihre Arme um ihren Oberkörper. Was war das denn jetzt? Irritiert lief sie dann aber weiter. Vermutlich zog Wind auf. Hoffentlich braute sich da kein Unwetter zusammen. Sie hasste Gewitter. Kurz sah sie hinauf in den Himmel. Kein Wölkchen zu sehen. Also, wenn sich da ein Sommergewitter ankündigte, blieb ihnen zum Glück noch Zeit. Wieder mit einem Lächeln im Gesicht bog sie auf die Straße, die sie zu dem Brunnen mit der großen Uhr führte. Hier wollte sie sich mit Mamoru treffen. Sofort sah sie ihn auch schon auf einer Bank sitzen. „Mamo-chan“, lief sie auf ihn, gab ihm einen Kuss zur Begrüßung und setzte sich zu ihm, „Was wollen wir denn machen?“ Mamoru klappte sein Buch zu und stecke es zurück in seine Tasche. „Was hältst du davon. Wir gehen zu mir und ich koche uns etwas? Du hast doch bestimmt Hunger nach der Schule.“ „Gern.“ Mamoru nahm Usagi ihre Tasche ab und so gingen die beiden durch den Park zu ihm. Sie hatten das Hochhaus beinahe erreicht, als Usagi schon wieder so einen eisigen Wind um sich herum spürte. Zitternd drückte sie sich eng an Mamoru heran. „Ist dir kalt? Du zitterst ja“, legte er besorgt seinen Arm um sie herum. „Merkst du das nicht?“ Irritiert sah er ihr in die Augen. „Was merke ich nicht?“ Schlagartig blieb Usagi stehen, sah sich in der Gegend um und hob ihren Zeigefinger in die Höhe. Es wehte kein Lüftchen. „Na ich meine den Wind gerade.“ „Was für ein Wind?“ Nachdenklich legte Usagi ihren Kopf schief. Warum hatte er das nicht gemerkt? Er stand doch direkt neben ihr? Vielleicht bekam sie auch einfach nur eine Erkältung und fror deshalb, schlussfolgerte sie schnell und winkte daher mit ihrer Hand. „Ach nichts. Schon gut. Lass uns weiter gehen.“ Mamoru wunderte sich zwar, was sie hatte, fragte jetzt aber auch nicht weiter nach und betrat mit ihr, wenige Minuten später, seine Wohnung. „Mache es dir gemütlich. Ich werde uns schnell was zu essen machen“, lächelte er, gab ihr noch schnell einen Kuss auf die Stirn und verschwand in der Küche. Usagi ging derweil herüber ins Wohnzimmer, setzte sich auf das Sofa und tippte nervös mit ihren Fingern auf ihren Beinen herum. Irgendetwas beunruhigte sie und sie hatte keine Ahnung, was es war. So als hätte sie eine schlimme Vorahnung. Aber das war doch Blödsinn. Alles war gut. Vermutlich wurde sie wirklich einfach nur krank. Die Sonne schien durch das Fenster. Einige Sonnenstrahlen trafen dabei das Sofa und so entschloss sie sich bei dem schönen Wetter etwas frische Luft auf dem Balkon zu schnappen. Sofort als sie die frische Luft einatmete, wurde sie schon etwas ruhiger. Sie lehnte sich an die Balkonbrüstung und sah hinauf in den wolkenfreien Himmel. Usagi wusste nicht, wie lange sie schon so auf dem Balkon stand, als Mamoru zu ihr hinaus rief. „Essen ist fertig. Kommst du rein?“, stecke er seinen Kopf durch die Balkontür. Usagi drehte sich zu ihm herum und nickte. „Ich komme.“ Langsam ging sie zurück zur Tür, als sie das Gefühl bekam, beobachtet zu werden. Schreckhaft drehte sie sich um. Doch da war nichts zu sehen. Tief einatmend strich sie sich mit der Hand über die Stirn. Was sollte da auch zu sehen sein. Sie waren hier hoch oben. Wer sollte da schon auf den Balkon kommen und wenn müsste man schon durch die Wohnung gehen. Das war doch absurd. Eilig ging sie schließlich herein. Mamoru wunderte sich bestimmt schon, wo sie blieb.   Nach dem Essen hatte Mamoru Usagi noch schnell bei ihren Hausaufgaben geholfen. Nun saßen sie zusammen auf dem Sofa und sahen sich einen Film an. Usagi legte ihren Kopf auf seine Schulter, als ihr wieder eiskalt wurde und das Gefühl hatte von einem eisigen Hauch umgeben zu sein. Zitternd drückte sie ihre Hände an ihre Brust. Besorgt legte Mamoru seine Hand auf ihre Stirn. „Geht es dir nicht gut? Du zitterst ja.“ „Es geht schon. Ich glaube, ich werde einfach krank.“ „Bist du dir sicher?“ Lächelnd kuschelte sie sich an Mamoru heran und sah wieder auf den Bildschirm. „Ja, alles gut.“   Draußen dämmerte es langsam und Mamoru sah auf seine Uhr. „Ich glaube, du musst langsam los.“ „Ich würde viel lieber hier bleiben“, seufzte sie und zog einen Schmollmund. Mamoru zog sie eng an sich heran und küsste sie sanft auf den Mund. „Ich würde dich auch gerne hier behalten, das weißt du. Aber solange du nicht volljährig bist, sollten wir deinen Vater nicht zu sehr verärgern. Komm ich bring dich nach Haus“, stand er von dem Sofa auf und hielt ihr seine Hand entgegen. Geschlagen legte sie ihre Hand in seine und ließ sich von ihm hochziehen. „Ja, du hast ja recht.“     Nur schwerfällig trennten sich die beiden vor der Haustür der Tsukinos und Usagi ging herein. Kurz winkte sie Mamoru noch hinterher und schloss dann die Tür hinter sich. „Usagi Liebes, bist du das?“, streckte ihre Mutter ihren Kopf aus der Küche. „Ja, bin zurück“, schlenderte sie herüber zu ihr in die Küche.   Müde legte sich Usagi spät am Abend in ihr Bett. Sie wollte gerade die kleine Lampe auf ihren Nachttisch ausschalten, als sie erneut diesen eisigen Windhauch spürte. Ihr Blick wanderte durch das Zimmer und erschrocken kroch sie komplett unter ihre Bettdecke. War da gerade ein Schatten durch das Zimmer gehuscht? Was ging hier nur vor? Oder wurde sie langsam verrückt? Ängstlich steckte sie ihren Kopf wieder heraus. Nichts war zu sehen. Auch die Kälte war verschwunden. Was hatte das nur zu bedeuten? In ihren Gedanken versunken bemerkte Usagi zunächst nicht das leise kratzen an ihrer Tür. Bis ihre Mutter schließlich an die Tür klopfe. „Ja?“ Ikuko öffnete die Tür und Luna huschte zu ihr ins Zimmer. „Ich glaube, da möchte jemand zu dir herein. Gute Nacht mein Schatz“, schloss sie wieder die Tür. Luna hüpfte zu Usagi aufs Bett und rollte sich an ihren Füßen zusammen. Als sie jedoch Usagis verwirrten Gesichtsausdruck sah, richtete sich wieder auf. „Ist alles in Ordnung?“ Usagi ließ sich auf ihr Kissen fallen und verkroch sich so unter ihrer Decke, sodass nur noch ihr Kopf herausguckte. „Ich bin nur müde“, antwortete sie nur kurz und knapp, schaltete das Licht aus und schloss demonstrativ ihre Augen. Sie wusste ja selbst nicht, was los war. Konnte es sich selber nicht erklären. Also beschloss sie lieber etwas zu schlafen. Wahrscheinlich wurde sie wirklich einfach nur krank. Da Luna sich auch nichts weiter dabei dachte, tat sie es ihr gleich und schloss ebenfalls ihre Augen. Es hatte nicht lange gedauert und die beiden schliefen tief und fest. Keiner der beiden bemerkte dadurch, wie ein schwarzer Schatten langsam durch das Fenster kroch und sich wispernd dem Bett näherte. Er breitete sich über Usagi aus und begann sie allmählich einzuhüllen. Usagi begann zu frieren und zu zittern, doch wach wurde sie nicht. Der Schatten wurde wieder kleiner, bis er sich zu einer kleinen Kugel formte und auf der Höhe ihres Herzens, unbemerkt, lachend, in ihren Körper verschwand … Kapitel 3: Kapitel 2 --------------------   „Usagi! Nun steh auf!“, rüttelte ihre Mutter an ihrer Schulter. Sie war es ja gewöhnt, dass ihre Tochter morgens schwer aus dem Bett kam, aber heute übertrieb sie es maßlos. Seit geschlagenen dreißig Minuten versuchte sie sie nun schon aus dem Bett zu bekommen. „Noch fünf Minuten Mama …“, murmelte Usagi leise und drehte sich zur Seite. Ihre Augen waren so schwer und sie hatte das Gefühl von irgendetwas überrollt worden zu sein. Ihre Glieder schmerzten und ihr Herz pochte wie wild und sprang ihr regelrecht gegen ihre Brust. Und obwohl ihr Ihre Haut wie Feuer brannte, war ihr gleichzeitig eiskalt. Was war nur mit ihr los? Ihre Befürchtung wurde wohl wahr und sie bekam eine schöne Erkältung. Oder Grippe. Oder irgendetwas anderes, was diese brummenden Kopfschmerzen erklären würde. Und das bei diesen schönen Sommertagen. Das hatte ihr ja gerade noch gefehlt. Sie wollte sich doch heute mit den anderen, wenn Ami bei ihrer Lerngruppe war, treffen. „Usagi Tsukino!“, brüllte ihre Mutter, „Und zog mit einem Ruck die Bettdecke weg, „Nun reicht es aber. Aufstehen!“ Stöhnend schnappte sich Usagi ihr Kissen. „Mama …“ „In zehn Minuten bist du unten, oder du kannst heute Abend ohne Essen ins Bett.“ Wenige Sekunden später knallte die Zimmertür zu und Usagi warf das Kissen zur Seite. „Das ist nicht fair“, jammerte sie und schwang ihre Beine über die Bettkante. Vorsichtig stellte sie ihre Füße auf den Boden, drückte sich mit ihren Händen vom Bett ab, nur um gleich darauf wankend zurückzukippen. Alles um sie herum drehte sich. Irritiert rieb sie sich über ihre Schläfe. Was war das denn jetzt? „Usagi, geht es dir nicht gut?“, eilte Luna sofort besorgt zu ihr. „Ich glaube, ich bekomme eine Erkältung“, stand sie wieder auf. Zum Glück klappte es diesmal besser und der Schwindel ließ auch langsam nach. „Du siehst furchtbar aus. Vielleicht solltest du deiner Mutter sagen, dass du dich nicht fühlst und heute lieber im Bett bleiben.“ Kopfschüttelnd holte sie ihre Uniform und ihre Bürste zum Bett. „Es geht schon. Außerdem wollten wir heute im Park picknicken, wenn Ami lernt. Sie hat doch bald Geburtstag und wir wollen eine Überraschungsfeier planen. Wenn ich zu Hause bleibe, kann ich nicht mit.“ „Wenn du meinst“, legte Luna ihren Kopf schief, „Besser wäre es aber, wenn du zurück ins Bett gehst.“ „So eine kleine Erkältung haut mich schon nicht um.“ Müde rieb sich Usagi den Schlaf aus den Augen und ein kurzer Blick auf ihre Uhr ließ sie aufschrecken. In fünf Minuten begann der Unterricht. Wie lange hatte sie denn heute geschlafen? Warum war sie nur so müde? Sie war doch eigentlich gar nicht so spät im Bett gewesen. Seufzend zog sie ihren Pyjama aus und schlüpfte rasch in ihre Schuluniform. Das würde ihr wieder einen Exklusivplatz vor der Tür einheimsen. Schnell steckte sie ihre Haare zu ihren Knoten zusammen, schnappte sich ihre Schultasche und rannte zur Tür hinaus.     „Vor die Tür!“, schimpfte Frau Okamura und Usagi ging mit hängendem Kopf wieder heraus. Sie hatte es ja schon geahnt. Nun stand sie hier, wartete, dass ihre Lehrerin sie wieder herein ließ und lehnte sich an die Wand. Vorsichtig legte sie ihre Hand auf ihre Brust. Es schlug wieder ganz normal und doch, doch fühlte sich irgendetwas anders an. Sie schloss ihre Augen, rutschte an der Wand herunter und blieb müde auf dem Boden sitzen. Ihr Körper wurde auf ein Mal so schwer wie Blei. Augenblicklich wurde ihr wieder eiskalt und ihre Brust krampfte schmerzhaft zusammen. Was passierte hier nur mit ihr? Das war doch keine normale Erkältung. Sie hatte das Gefühl den Boden unter sich zu verlieren und dabei saß sie. Schwer atmend versuchte sie wieder aufzustehen. Sie musste zurück ins Klassenzimmer. Sie wollte zu ihren Freundinnen. Sie mussten ihr helfen wieder nach Hause zu kommen. Sie wollte nur noch ins Bett. Mit wackeligen Beinen drückte sie sich vom Boden ab und zog sich die Wand wieder herauf. Langsam ging sie Schritt für Schritt zur Tür des Klassenzimmers. Sie stand vielleicht einen halben Meter entfernt. Vor kam es ihr aber, wie eine halbe Weltreise. Sie streckte ihre zittrige Hand zur Türklinke aus, doch ihr Griff ging ins Leere. Alles um sie herum begann sich auf ein Mal zu drehen. Sie versuchte noch um Hilfe zu rufen, aber kein Ton entwich ihrer Kehle. Stumm sackte sie auf dem Boden zusammen und kippte zur Seite. Dann wurde alles Schwarz um sie herum.       Blinzelnd versuchte Usagi ihre Augen zu öffnen. Das grelle Licht blendete sie und sie brauchte einen kurzen Moment, bis sie sich an das Licht gewöhnt hatte. Schemenhaft erkannte sie drei Gesichter, die zu ihr herunter blickten. „W-wo … bin … ich?“, flüsterte sie leiste und versuchte sich zu orientieren. „Du bist auf der Krankenstation. Man hast du uns einen Schrecken eingejagt“, nahm Minako besorgt ihre Hand und drückte sie sanft. „W-w-was ist passiert?“ Das letzte an das sie sich erinnerte war, dass sie versucht hatte, zurück ins Klassenzimmer zu kommen. „Miss Okamura wollte dich wieder hereinholen und fand dich dann bewusstlos auf dem Boden. Wir haben dich dann sofort hier her ins Krankenzimmer gebracht“, berichtete Makoto und strich ihr vorsichtig über den Arm, „Wie geht es dir?“ Schwerfällig versuchte sich Usagi aufzurichten, wurde jedoch prompt von Ami gestoppt. „Bleib lieber noch liegen.“ „Mir geht es schon besser. Ich glaube, ich sollte mich einfach noch kurz etwas ausruhen. Dann kann ich wieder mit in die Klasse“, legte sie ihren Arm über ihre Augen. Das grelle Licht des Krankenzimmers blendete sie sehr und schmerzte in ihren Augen. „Du musst zu einem Arzt und dann lieber nach Hause in dein Bett. Die Schulschwester hat auch schon deine Mutter benachrichtigt“, erzählte Ami und sah hinter sich, da sie Stimmen vernahm, „Ich glaube, da kommt sie auch schon.“ „Aber wir … wir wollten doch heute …“, nahm Usagi ihren Arm wieder herunter und richtete sich etwas auf. Makoto wedelte schnell mit ihren Händen und lächelte dann. „Das holen wir einfach nach. Das ist doch kein Problem.“ Geschlagen ließ sich Usagi wieder nach hinten kippen. „Okay …“         Unruhig wälzte sich Usagi in ihrem Bett hin und her. Schweißperlen tropften ihr langsam die Stirn herunter. Doch wach wurde sie nicht. Besorgt strich Mamoru ihr über ihren Handrücken. Er war sofort zu ihr nach Hause geeilt, nachdem er von Ami die Nachricht bekommen hatte, dass sie in der Schule zusammengebrochen war. Nun saß er hier auf ihrem Bett und bewachte ihren Schlaf. Als er hier angekommen war, schlief sie schon und wecken wollte er sie nicht. Also wartete er hier, bis sie wieder wach werden würde. Ihre Mutter hat zum Glück nichts dagegen. Leise trat Ikuko ins Zimmer und brachte einen neuen kühlen Lappen, den sie Usagi über die Stirn legte. „Ich glaube, sie hat immer noch hohes Fieber“, flüsterte Mamoru leise. Aufmunternd legte Ikuko ihre Hand auf seine Schulter. „Solange es nicht zu hoch wird, ist alles Okay. Doktor Hamamoto meinte, etwas Fieber sei sogar gut. Ihr Körper kämpft gegen die Krankheit an.“ Nickend drehte sich Mamoru wieder zu Usagi. Er machte sich Vorwürfe. Er hätte sie gestern gleich ins Bett verfrachten sollen, als es ihr anfing schlecht zu gehen. Ein toller Arzt würde er mal werden, stöhnte er innerlich. „Sie wird sich freuen, wenn sie wach wird, wenn du hier bist“, lächelte Ikuko und ging wieder aus dem Zimmer. Luna, die dabei ins Zimmer gehuscht war, hüpfte neben Mamoru aufs Bett. „Sie hätte lieber im Bett bleiben sollen heute Morgen. Aber sie wollte ja nicht hören“, seufzte Luna, „Hoffentlich geht es ihr bald wieder besser.“ „Mhm“; nickte Mamoru und wischte Usagi vorsichtig mit dem feuchten Tuch die Schweißperlen aus dem Gesicht.   Mittlerweile war es spät am Abend und Usagi war immer noch nicht aufgewacht. Besorgt stand Mamoru von dem Bett auf. Er sollte liebe nach Hause fahren. Er macht sich zwar große Sorgen, da sie immer noch nicht wieder wach war, aber es war schon sehr spät. Ihre Eltern hatten zwar nichts dagegen, dass er hier am Tag bei ihr saß, aber, wenn er auch noch nachts hier sitzen würde, würde ihr Vater mit Sicherheit streiken. „Sagst du mir bitte bescheid, wenn irgendetwas ist? Du kannst mich ja jederzeit auf dem Kommunikator erreichen“, drehte er sich zu Luna. Da diese nickte, wandte er sich wieder Usagi zu. Vorsichtig beugte er sich zu ihr herunter, gab ihr einen Kuss auf die Stirn und wollte sich gerade umdrehen, um zu gehen, als er ein leises Wimmern hörte. „Usako?“, kniete er abrupt wieder an ihrem Bett. „Mamo-chan?“ „Ich bin hier“, strich er ihr sanft über die Wange, „Was machst du denn für Sachen … Wie geht es dir?“ „Schon etwas besser“, sprach sie leise mit brüchiger Stimme. „Du hast uns einen ganz schönen Schreck eingejagt“, tapste Luna zu ihrem Kopf herauf und setzte sich neben das Kissen. Usagi räusperte sich und wollte etwas sagen, wurde jedoch schnell von Mamoru unterbrochen. „Schlaf am Besten noch etwas. Ich komme dich morgen wieder besuchen. Okay?“ „Okay“, hauchte sie und schloss auch schon wieder ihre Augen.       Musternd stand sie vor ihrem Spiegel. Eine Woche war es nun her, dass sie in der Schule zusammengebrochen war. Bis auf tiefe Augenringe und, dass ihre Haut noch etwas blass wirkte, ging ihr es zum Glück wieder gut. Heute konnte sie endlich wieder das Haus verlassen. Erstaunlicherweise freute sie sich sogar auf die Schule. Sie war sogar viel zu früh heute aufgestanden. Gut, sie freute sich nicht auf die Schule an sich, aber darauf ihre Freundinnen wiederzusehen. Ihre Mutter fand es besser, dass sie Ruhe hatte, und erlaubte daher nur Mamoru, dass er vorbei kam. Sie sollte sich nicht überanstrengend. Lächelnd ging sie zu ihrem Schreibtisch herüber und betrachtete den großen Rosenstrauß. Mamoru hatte ihr ihn gestern mitgebracht. Verliebt nahm sie eine Einzelne heraus, tänzelte damit zu ihrem Bett und ließ sich rücklings herauf fallen. Der Duft der Rose stieg ihr sofort in ihre Nase und ließ sie sofort Mamoru vermissen. Dabei hatte sie ihn gestern erst gesehen. „Und du bist dir sicher, dass du wieder fit genug bist?“ Erschrocken fuhr Usagi zusammen, sie war so in ihrem Tagtraum von Mamoru versunken, dass sie Luna gar nicht bemerkt hatte. „Herrje, schleiche dich doch nicht immer so an.“ „Entschuldige. Aber ich bin nun einmal eine Katze, und wenn du mal wieder auf Wolke sieben sitzt und nichts mitbekommst, kann ich ja nichts für.“ Grinsend streichelte Usagi Luna über den Kopf und stand wieder auf. „Ja mir geht es gut. Auch wenn ich vielleicht noch etwas blass aussehe. Außerdem … wenn ich hier noch länger im Haus hocke, werde ich noch verrückt“, griente Usagi Luna an, nahm sich ihre Schultasche und lief herunter ins Erdgeschoss. „Guten Morgen … Schon wach?“, sah ihre Mutter sie an, als wäre sie das achte Weltwunder, als sie die Küche betrat. „Ja … Ich glaube, ich habe die Woche so viel geschlafen, dass es für die nächste Zeit reicht“, lachte Usagi und setzte sich zu ihrem Bruder an den Tisch. Sie hatte es schon lange nicht mehr geschafft, vor der Schule etwas zu essen. Nachdem sie ihr Frühstück aufgegessen hatte, stand sie von ihrem Stuhl auf und verabschiedete sich von ihrer Mutter. „Ich muss dann los … Ich geh mit Minako und den anderen nach der Schule noch ins Crown“, winkte sie ihrer Mutter zu und machte sie auf den Weg.       Überglücklich saß Usagi nach der Schule mit den anderen im Crown. „Und dir geht es wirklich gut? Du siehst noch so blass aus. Wir können doch Amis Geburtstag auch an einem anderen Tag planen. Ein bisschen Zeit haben wir ja noch.“ Sofort schüttelte Usagi ihre Hand. „Mir geht es gut Makoto… Also, wir brauchen einen Raum. Wie wäre es, wenn wir einfach Motoki fragen, ob wir hier feiern dürfen?“, wechselte Usagi schnell das Thema. Sie meinten es ja nur gut, aber den ganzen Tag wurde sie von jedem gefragt, ob es ihr auch wirklich gut gehen würde. So schlimm sah sie ja nun auch nicht aus. Etwas blass und noch Augenringe. Aber das war ja nichts Schlimmes. „Das ist eine gute Idee. Motoki hat bestimmt nichts dagegen“, stimmte Minako ihr zu. „Wir sollten ihn trotzdem erst mal fragen, bevor wir weiter planen. Sonst können wir bestimmt bei mir im Tempel feiern“, überlegte Rei laut und alle stimmten ihr zu. Usagi schwenkte ihr leeres Glas in ihren Händen hin und her. „Ich geh mal fragen. Ich wollte mir sowieso noch einen neuen Shake bestellen. Dann wissen wir, woran wir sind.“ Da die anderen einverstanden waren, stand sie auf und steuerte den Tresen an. Schnell hatte sie ein neues Getränk in ihren Händen und Motoki gefragt. Zum Glück war er einverstanden und so ging sie fröhlich zurück. Sie hatte die anderen beinahe erreicht, als zwei junge Frauen von ihren Plätzen aufstanden. Schwungvoll drehte sich eine von ihnen herum, stoß dabei gegen Usagis Arm, wodurch Usagi ein wenig ihren Shake verschüttete. Da die Frau Usagi nur schulterzuckend ansah und weitergehen wollte, tippte ihr Usagi gegen den Arm. „Könnten Sie sich vielleicht mal entschuldigen?“ „War doch nichts“, rollte die Frau mit den Augen und ging weiter. Wütend stellte Usagi ihr Glas auf den Tisch neben sich, lief auf die Frau zu und schubste sie. „Sag mal spinnst du?“, schimpfte die Frau. „Willst du noch einen Schubs? War doch nichts“, zischte Usagi und gab ihr noch einen Schubs. Zornig ballte sie ihre Hände zu Fäusten. Die Frau starrte Usagi nur verwundert an, schüttelte ihren Kopf und verließ mit ihrer Freundin eilig das Crown. Schnaubend schnappte sich Usagi ihr Glas und ging zurück zu ihren Freundinnen, die sie geschockt anstarrten. Am Strohhalm schlürfend setzte sich Usagi wieder auf ihren Platz. „Also Motoki hat nichts dagegen.“ „Äh Usagi … Was war das denn gerade?“, sah Minako sie immer noch mit offenstehendem Mund an. „Was meinst du?“, legte Usagi ihren Kopf schief. „Na, dass mit der Frau eben, meint Minako“, räusperte sich nun Rei. „Weiß nicht, was du meinst … Also wie gesagt, Motoki hat nichts dagegen.“ Immer noch irritiert über Usagis Verhalten, planten sie dann aber weiter und verließen am frühen Abend das Crown. Schnell verabschiedete sich Usagi von den anderen und machte sich auf den Weg nach Hause.   Kapitel 4: Kapitel 3 -------------------- „Das ich das noch erleben darf, dass du mal pünktlich aufstehst.“ Lächelnd schüttelte Usagi ihren Kopf und beugte sich zu Luna herunter. „Nun guck doch nicht so. Ich hab nun wirklich genug geschlafen die letzte Zeit“, stupste sie Luna gegen die Nase und stand kichernd auf, „Außerdem hat Ayumi heute Geburtstag und bringt Torte mit.“ Stöhnend pustete Luna aus. „Daher weht also der Wind.“ Summend zog sich Usagi wie jeden Morgen ihre Schuluniform an und steckte sich ihre Haare hoch. Ein Blick in den Spiegel ließ sie allerdings kurz seufzen. Sie war immer noch sehr blass und die Augenringe wollten einfach nicht verschwinden. Kurz schloss sie ihre Lider und legte ihre Hand auf der Höhe ihres Herzens auf ihre Brust. „Alles in Ordnung?“, sah Luna besorgt zu ihr herauf. Lächelnd öffnete sie wieder ihre Augen und blickte zu Luna herunter. „Ja, alles gut.“ Schnell wandte sie sich von Luna ab und griff nach ihrer Schultasche. Tief einatmend hielt sie kurz inne. Irgendwie hatte sie ein seltsames Gefühl. Doch erklären konnte sie es nicht. Wieder ausatmend hob sie die Tasche in die Höhe. Vermutlich waren es einfach die Nachwirkungen, der … So genau wusste sie eigentlich nicht, was sie hatte. Richtig beantworten konnte ihr das der Arzt auch nicht. Grippalen Infekt mit schwäche Anfall oder irgendwie so etwas hatte er es genannt. Auf jeden Fall davon. Vermutlich waren es die Nachwirkungen davon. Mit der Tasche in der Hand drehte sie sich nun wieder zu Luna und winkte ihr zu. „Ich muss los.“ Eilig lief sie die Treppen herunter zum Eingangsbereich. „Mama? Ich muss los“, zog sie ihre Schuhe an. Verwundert stellte sich Ikuko hinter sie und faltete ein Geschirrtuch zusammen. „Möchtest du gar nichts frühstücken?“ „Nein, Ayumi hat heute Geburtstag und bringt Torte mit, die wir essen wollen, bevor der Unterricht beginnt.“ Schmunzelnd nickte ihre Mutter und hob ihren Zeigefinger. „Darum bist du also so früh wach. Warte kurze“, drehte sie sich herum und verschwand kurz in der Küche. Ungeduldig tippelte Usagi auf ihren Zehenspitzen hin und her. „Mama … Wenn ich zu spät komme, bekomme ich nichts mehr ab“, schmollte sie und sah, dass ihre Mutter zurückkam. „Hier, vergesse das nicht“, drückte sie Usagi ihr Mittagessen in die Hand. „Danke“, gab Usagi ihrer Mutter einen Kuss auf die Wange und huschte aus der Haustür.       „Guten Morgen“, winkte Usagi durch die Klasse und steuerte Ami und Makoto an. „Na, da hat aber jemand gute Laune heute Morgen“, begrüßte Makoto sie und winkte Minako zu, die ebenfalls gerade die Klasse betrat. Freudig plauderten die vier Freundinnen, bis ihre Mitschüler auf einmal anfingen zu singen. Sofort drehten sie sich herum und sahen auch gleich den Grund. Ayumi hatte die Klasse betreten und die Vier stimmten mit ein. Alle klatschen in die Hände, als sie fertig gesungen hatten, versammelten sich um Ayumi und gratulierten ihr. Sie bedankte sich für die Glückwünsche, entschuldigte sich für einen Moment und huschte aus der Klasse. Kurze Zeit später kam sie mit einer riesigen Torte zurück. „Haben wir ein Glück, dass ihre Eltern eine Konditorei betreiben“, kicherte Minako und machte mit den anderen Schülern Platz, damit Ayumi hindurchgehen konnte. Strahlend lief sie zwischen ihren Mitschülern zum Lehrertisch, damit sie die Torte dort abstellen konnte. Gerade lief sie an Usagi und den anderen vorbei, als sie plötzlich das Gleichgewicht verlor und nach vorne fiel. Polternd fiel sie zu Boden und landete mit ihrem Gesicht mitten in der Torte. Jammernd rappelte sie sich wieder auf, doch das ganze Gesicht und ihre Uniform war mit Sahne beschmiert. Sofort fingen alle, bis auf Ami und Makoto, anzulachen. Weinend lief Ayumi aus dem Klassenzimmer und hätte beinah Frau Okamura umgerannt, die gerade das Klassenzimmer betrat. „Was ist denn hier los? Beruhigt euch“, klatschte sie in ihre Hände. Verwundert sah sie auf die Sauerei auf dem Boden. „Könnte das bitte jemand sauber machen?“ Zwei Freundinnen von Ayumi nickten und verließen das Klassenzimmer, um etwas zum Wischen zu besorgen. „So und ihr anderen, setzt euch bitte, damit wir mit dem Unterricht beginnen können.“ Immer noch leise kichernd setzten sich alle wieder auf ihre Plätze. Mit ernster Miene sah Makoto kurz zu Usagi herüber und setzte sich dann ebenfalls an ihren Tisch.     Endlich klingelte die Pausenglocke zur Mittagspause. Mit knurrendem Bauch stand Usagi auf und nahm sich ihre Sachen. Sie hätte doch lieber frühstücken sollen. Ihr Magen hing ihr mittlerweile bis zu den Knien. Die letzten Minuten der Stunde hatte sie schon gar nicht mehr zugehört und dachte nur noch an ihr Mittagessen. „Kommt ihr? Ich hab einen Bärenhunger“, lächelte sie ihre Freundinnen an und wartete, dass sie ebenfalls aufstanden. Minako hängte sich an Usagis Arm und stöhnte. „Meiner auch. Ich hatte heute Morgen extra nichts gefrühstückt … Die schöne Torte.“ Ami hatte ihre Sachen zusammengepackt und wedelte mit ihrem Zeigefinger. „Eine Torte ersetzt doch aber nicht ein gesundes Frühstück.“ Usagi und Minako sahen sich nur kurz an und begannen dann zu kichern. „Du wirst bestimmt mal eine gute Mutter“, grinste Minako, „Möchte Ryo denn auch einmal Kinder?“ Prompt wurde Ami rot wie eine Tomate. „Minako. Wir sind doch nicht einmal richtig zusammen. Wir treffen uns doch nur ab und wann. Außerdem sind wir noch viel zu jung, um überhaupt an so etwas zu denken.“ Usagi und Minako hakten sich unter Amis Armen ein und zogen sie richtig Tür. „War doch nur Spaß“, grinste Minako. Usagi sah über ihre Schulter zurück zu Makoto. Sie saß immer noch an ihrem Tisch und starrte auf ihren Block. „Kommst du Mako?“ Nickend stand sie daraufhin auf und packte ihre Schulsachen in ihre Tasche. Ohne ein Wort zu sprechen, folgte sie mit ernster Miene den anderen hinaus auf den Hof. Usagi und die anderen steuerten einen Baum an, unter dem sie essen wollten, und setzten sich darunter. Makoto allerdings blieb abrupt stehen und senkte ihren Blick. „Usagi, was sollte das vorhin?“ Irritiert blickten alle zu ihr auf und unterbrachen ihre Unterhaltung. „Was meinst du?“, legte Usagi ihren Kopf schief und tippte sich mit ihrem Zeigefinger auf ihre Wange. „Du weißt, was ich meine … Warum hast du das gemacht?“, sah sie nun Usagi mitten ins Gesicht. „Warum habe ich was gemacht?“ Usagi verstand einfach nicht, was Makoto wollte. Und da ihr Magen immer lauter knurrte, stecke sie sich ein großes Stück von ihrem Reisbällchen in den Mund. Makoto sah sich um, es schien so, als wollte sie nicht, dass jemand anderes ihr Gespräch mitbekam. „Ich habe genau gesehen, wie du Ayumi ein Bein gestellt hast.“ „Wapf das habe ich mar nipf“, kaute Usagi auf ihren Reisbällchen herum. Erstaunt sahen die anderen zwischen ihr und Makoto hin und her. „Usagi, ich habe es genau gesehen. Lüge mich nicht an.“ „Stimmt das?“, hob Ami fragend ihre Augenbrauen. Usagi schüttelte ihren Kopf und schluckte herunter. „Du spinnst doch … wobei es schon urkomisch aussah mit der Torte im Gesicht“, begann Usagi wieder zu lachen. „Komm setz dich. Ich glaub, du hast da irgendetwas falsch gedeutet. Usagi würde doch nicht absichtlich jemanden ein Bein stellen“, klopfte Minako neben sich auf den Rasen. Ohne zu sprechen, setzte sich Makoto neben Minako. Die anderen sprachen schon wieder über andere Dinge, also ließ sie es auch gut sein. Aber sie wusste genau, was sie gesehen hatte. Usagi hatte Ayumi absichtlich ein Bein gestellt. Sie verstand nur nicht, warum sie das gemacht hatte. Ihre Klassenkameradin hätte sich immerhin schlimm verletzten können.     Genervt verließ Usagi mit den anderen die Schule. „Das macht die doch extra uns so einen Haufen Hausaufgaben aufzugeben. Nur damit wir nichts von dem schönen Sommertag mitbekommen.“ „Ach, wenn du dich konzentrierst, bist du damit auch ganz schnell fertig. Wenn du möchtest, können wir sie auch zusammen machen“, bat Ami ihr an. Doch Minako schüttelte ihren Kopf und griente zu Usagi herüber. „Ich glaube, mit dem Konzentrieren hat sich gerade erledigt“, zeigte sie zum Schultor, wo sich ein bekannter Schwarzhaariger lässig an die Mauer gelehnt hatte. Usagis Herz machte einen Hüpfer, als sie Mamoru erblickte. Sie hatte nicht mit ihm gerechnet. Er holte sie nur selten von der Schule ab, da er selbst, oft länger als sie Unterricht hatte. Und wenn verabredeten sie sich. Daher war dies hier eine ziemliche Überraschung für sie. „Mamo-chan“, lief sie freudig auf ihn zu und umarmte ihn stürmisch, „Was machst du denn hier?“ Froh darüber, dass seine Überraschung anscheinend gelungen war, gab er Usagi einen Kuss auf die Stirn und winkte kurz den anderen zur Begrüßung. „Ich dachte, bei dem schönen Wetter könnten wir ein Eis essen gehen. Oder hattest du etwas anderes vor?“ Kurz dachte Usagi an den Haufen Hausaufgaben, die sie aufbekommen hatten, aber schnell schüttelte sie den Gedanken wieder ab. Die konnte sie genauso gut auch noch danach machen. Sie liefen ja schließlich nicht weg. „Nein ich hab Zeit“, strahlte sie über beide Ohren.     Glücklich schob Usagi ihren leeren Eisbecher von sich und bedankte sich bei Mamoru für die schöne Überraschung. Sie saß wirklich viel lieber mit ihm hier in der Eisdiele, anstatt irgendwo mit Ami über ihren Schulaufgaben zu brüten. „Wollen wir noch ein wenig in den Park?“, überreichte Mamoru dem Kellner das Geld und hielt Usagi danach seine Hand entgegen, „Oder musst du noch viel für die Schule erledigen?“ Kopfschüttelnd legte sie ihre Hand in seine und stand auf. „Nein, das mache ich einfach heute Abend schnell.“ Sie wusste, dass das heute wohl eine kurze Nacht werden würde, aber sie genoss einfach zu sehr die Nähe zu Mamoru, als das sie sich nun schon von ihm für heute verabschieden konnte. Bald standen wieder Prüfungen an, und dies hieß, sie würden sich in der Zeit wieder nur selten sehen können, da sie beide viel lernen mussten. „Sicher?“ „Ganz sicher.“   Verträumt lagen die beiden auf der großen Wiese im Park und genossen die Sonne, die ihnen ins Gesicht schien. Keiner der beiden bemerkte, wie die Zeit verging, bis Usagi ein wenig anfing zu zittern, da ihr etwas kalt wurde. Erschrocken fuhr Mamoru hoch und sah auf seine Uhr. Die Abenddämmerung begann allmählich und die warme Sonne ging langsam hinunter. „Schon so spät. Ich sollte dich lieber nach Hause bringen.“ Nur widerwillig stimmte Usagi zu, schnappte sich ihre Tasche und ließ sich von ihm hochziehen. Arm im Arm steuerten die beiden den Ausgang des Parks an, als Usagi bemerkte, dass sich ein Stein in ihrem Schuh verirrt hatte. Sie entdeckte eine Parkbank nicht weit von ihnen und huschte herüber. Schnell setzte sie sich auf die Bank, zog ihren Schuh aus und schüttelte den kleinen Stein heraus. „Fertig“, schlüpfte sie wieder herein und stand auf. Doch zu ihrer Verwunderung stand auf einmal eine junge Frau dicht bei Mamoru. Ihr gefiel es gar nicht, wie sie ihn ansah. Was wollte sie von ihm? Sofort ging sie zurück und hörte auch schon, dass die Frau Mamoru etwas zu säuselte. Anscheinend hatte keiner der beiden bemerkt, dass sie hinter ihnen stand. „Ich hab es schon wieder vergessen. Könntest du mir vielleicht einfach den Weg zeigen?“, wickelte sie eine Haarsträhne um ihren Finger. „Ich erkläre es dir einfach noch mal. Also du gehst …“ Doch die Frau unterbrach Mamoru, legte ihre Hand auf seinen Arm und drückte sich gegen ihn. „Ach komm schon.“ Das reichte Usagi, wütend schubste sie die Frau von Mamoru weg. „Nimm deine Finger von meinem Freund“, zischte sie. „Das ist deine Freundin?“, hob die Frau verachtend ihre Augenbrauen, „Ist die nicht ein wenig jung?“ „Ich zeig dir gleich, wie jung ich bin“, ballte Usagi ihre Fäuste und ließ ihre Tasche fallen. Mamoru legte seinen Arm um sie und sah danach zu der Frau. „Ist gut Usagi … Ja, das ist meine Freundin. Am Besten fragst du einfach jemandem anderen, der dir den Weg zur U-Bahn zeigt.“ Lachend sah die Frau die beiden an. „Also so einer wie du könnte echt jemand Besseren, als so einen kleinen Dorftrampel, finden.“ Außer sich holte Usagi mit ihrem Bein aus. Was erlaubte sich die Frau da? Da Mamorus Arm jedoch noch über ihren Schultern lag, verfehlte sie knapp die Frau. Zornig strampelte Usagi wild um sich und versuchte sich von Mamoru zu lösen, der sie mittlerweile an ihren Schultern festhielt. „Lass mich los“, schimpfte sie, „Der muss mal eine ordentliche Lektion erteilt werden.“ Augen rollend drehte sich die Frau herum, sah dann aber noch kurz über ihre Schulter, bevor sie weiterging. „Werd erwachsen Mädel. So benimmt man sich nicht.“ Jetzt reichte es Usagi. Laut rief sie der Frau eine Beschimpfung nach der anderen hinter her. Mamoru drehte sie zu sich herum und hielt sie an ihren Handgelenken fest. „Usako. Es ist gut. Sie ist weg“, sah er ihr tief in ihre Augen und langsam beruhigte sie sich wieder. „Ein Glück für sie“, schnaubte Usagi aus und griff nach ihrer Tasche, die immer noch auf dem Boden lag. „Komm, ich bring dich nach Hause.“ Nickend drehte sich Usagi herum. Schweigend verließen sie danach den Park. Nachdenklich sah Mamoru sie an. So hatte er sie ja noch nie erlebt. Er wusste, dass sie sehr eifersüchtig werden konnte und oft wütend auf andere Frauen reagierte. Aber sie wurde noch nie gewalttätig dabei. So hatte er sie noch nie erlebt. Vielleicht hatte sie Probleme in der Schule, von denen sie nichts erzählt hatte? Vielleicht musste sie ja einfach nur mal Dampf ablassen und die Frau passte da ganz gut gerade? Er wusste es nicht. Er sollte sie in einer ruhigen Minute mal darauf ansprechen. Aber nicht mehr heute. Jetzt musste sie sich erst mal wieder beruhigen.   Müde warf sich Usagi nach dem Abendessen auf ihr Bett. Ein kurzer Blick auf ihre Schultasche verriet ihr, dass sie noch eine Menge zu tun hatte. Aber sie hatte einfach keine Lust mehr heute. Der Nachmittag war so schön und dann musste diese blöde Pute sich einfach an Mamoru ran machen. „Die kann froh sein, dass sie gegangen ist“, murmelte sie in ihr Kissen, drehte sich auf ihren Rücken und gähnte ausgiebig. Nein, sie war definitiv zu müde, um jetzt noch Hausaufgaben zu machen. Schnell schlüpfte sie unter ihre Decke und schloss ihre Augen. Es hatte nicht lange gedauert und sie schlief tief und fest. Kapitel 5: Kapitel 4 -------------------- Kleine Pfoten tippten Usagi auf die Wange. „Steh auf. Dein Wecker hat schon vor einiger Zeit aufgegeben zu klingeln.“ „Ich hab keine Lust“, murmelte sie, schnappte sich ihre Decke und drehte sich schwungvoll mit ihr auf die andere Seite. Luna purzelte dadurch vom Bett und landete auf dem Boden. „Dann wäre das pünktliche Aufstehen wohl auch vorbei“, seufzte sie und sprang wieder aufs Bett zurück, „Du hast deine Hausaufgaben nicht gemacht, willst du dann auch noch zu spät kommen?“ Aufgeschreckt richtete sich Usagi auf. Luna hatte recht. Das hatte sie ja komplett vergessen. „Luna, warum weckst du mich denn nicht früher.“ Hastig sprang Usagi aus ihrem Bett und wechselte ihren Pyjama mit der Schuluniform. „Ich hab es doch die ganze Zeit probiert.“ „Hättest du es probiert, wäre ich doch wach“, murrte Usagi und begann sich ihre Haare zu bürsten. „Weck dich das nächste Mal doch einfach selber.“ Beleidigt drehte sich Luna von Usagi weg und verließ das Zimmer. „Na schönen Dank auch“, rief sie ihr noch hinter her und hoffte, dass sie niemand gehört hatte. Sie hatte keine Ahnung, wie sie ihrer Familie nachher erklären sollte, warum sie mit einer Katze stritt. Rasch kämmte sie sich ihre Haare weiter. Sie hatte nicht mehr viel Zeit. Genau genommen gar keine mehr. Doch ganz plötzlich zog ein stechender Schmerz durch ihren gesamten Körper, wodurch sie die Bürste fallen ließ. Schnell legte sie ihre Hand auf ihre Brust und krampfte zusammen. Was war das denn jetzt? Irritiert richtete sie sich wieder auf und atmete tief durch. Der Schmerz war zwar weg, aber dieses seltsame Gefühl, welches sie seit Tagen verspürte, blieb. Was hatte das zu bedeuten? „Usagi!“, schimpfte ihre Mutter von unten und riss sie dadurch aus ihren Gedanken. Ohne weiter nachzugrübeln, beeilte sie sich nun lieber, dass sie fertig wurde.       Mit dem Klingeln betrat sie, dicht gefolgt von ihrer Lehrerin, abgehetzt das Klassenzimmer. So viel zu ihrem Plan noch schnell bei ihren Freundinnen die Hausaufgaben abzuschreiben. Kurz winkte sie ihnen zu und setzte sich dann an ihren Platz. Gelangweilt verfolgte sie nur mit einem Ohr den Unterricht und sah lieber aus dem Fenster. Es war so ein schönes Wetter draußen und sie mussten hier drinnen hocken und pauken. Das war doch nicht fair. „Usagi! Wie wäre es, wenn du lieber aufpassen würden. Das würde deinen Noten mehr als nur gut tun.“ Genervt blickte sie wieder nach vorne und stöhnte auf. „Was soll das Ganze hier überhaupt bringen? Wenn man mit der Schule fertig ist, braucht man den ganzen Scheiß doch eh nicht mehr.“ Verblüfft sahen alle zwischen Usagi und ihrer Lehrerin hin und her. „Deine Eltern werden erfreut darüber sein, wenn du ihnen ewig auf der Tasche liegen wirst, wenn du keine vernünftige Arbeit findest … Wie wäre es, du zeigst mir jetzt deine Hausaufgaben. Wenn du nicht geträumt hättest, hättest du mitbekommen, dass wir gerade am Vergleichen sind.“ Usagi rollte mit ihren Augen. „Die hab ich nicht gemacht.“ Frau Okamura stellte sich nun direkt vor Usagi und stemmte ihre Hände auf ihre Hüften. „Und warum hast du sie nicht gemacht?“ Mit einem Ruck stand Usagi von ihrem Stuhl auf und funkelte ihre Lehrerin böse an. „Weil ich keine Lust hatte, da es einfach nur bescheuert ist, den ganzen Nachmittag, an so blöden Hausaufgaben zu sitzen. Wenn Sie nichts besseres in ihrem Leben zu tun haben, ist das wohl nicht unser Problem. Suchen Sie sich mal lieber ein Hobby. Oder einen Mann. Wobei damit sollten Sie sich lieber beeilen, wenn ich Sie so ansehe. Die Zeit bleibt ja auch nicht stehen.“ „Das reicht! Geh zum Direktor! Raus mit dir!.“ Wütend zeigte Frau Okamura mit ihrer Hand auf die Tür und wartete, dass Usagi ihre Sachen zusammengepackt hatte. Mit offen stehenden Mündern sahen Ami, Makoto und Minako ihr hinter her, wie sie aus der Klasse stampfte und wutentbrannt die Tür hinter sich zu knallte. Schnaufend lief sie durch den langen Schulflur, zum Büro des Direktors und klopfte an die Tür. „Ja?“ Tief einatmend öffnete sie die Tür und betrat den Raum.   Nach einer Ewigkeit verließ sie wieder das Büro. Der Direktor hatte ihr, nachdem sie erzählen musste, was passiert war, eine ewig lange Standpauke gehalten und ihr Nachsitzen aufgebrummt. Eine ganze Woche lang. Das war doch völlig übertrieben. Sie hatte doch nur ihre Meinung gesagt. Einen Moment blieb sie stehen und sah aus dem Fenster hinaus. Sie hatte keine Lust zurück ins Klassenzimmer zu gehen und die blöden Fragen von ihren Mitschülern ausgesetzt zu sein. Daher entschloss sie sich kurzerhand einfach den Rest des Tages blauzumachen. Eine Woche Nachsitzen hatte sie ja nun ohnehin schon. Konnte doch eh nicht schlimmer werden. Flink steuerte sie die große Tür an und lief aus dem Gebäude. Ohne sich umzudrehen, lief sie einfach immer weiter, bis sie in der Straße des Crowns angekommen war. Ihre Füße hatten sie irgendwie ganz automatisch hier her getragen. Betrübt betrachtete sie ihr Abbild, welches sich in dem großen Fenster spiegelte und legte ihre Hand herauf. Sie hatte schon wieder diese Wut in sich und konnte gar nichts dagegen machen. Was war nur los mit ihr? „Hey Mondgesicht. Gar keine Schule heute?“ Erschrocken fuhr sie zusammen und blickte hinter sich. Sie hatte gar nicht bemerkt, dass sich jemand genähert hatte. „Haruka“, drehte sie sich freudig herum und begrüßte ihre Freundin, „Na ja eigentlich schon.“ Bedrückt senkte sie ihren Kopf und fummelte an ihrer Schultasse herum. „Machst du etwa blau?“, beugte sich Haruka zu ihr herunter und grinste sie an. „Ja irgendwie schon“, kratzte sich Usagi verlegen an ihren Kopf und sah wieder auf. Kopfschüttelnd legte Haruka einen Arm über ihre Schultern und zog sie mit sich mit. „Das hätte ich dir gar nicht zu getraut. Was ist denn passiert? Du schwänzt doch nicht einfach so.“ Abrupt blieb Usagi stehen und klammerte sich fest an den Griff ihrer Tasche. „Ich möchte nicht darüber sprechen, okay? Ich muss jetzt auch los.“ Schnell lief sie davon und ließ eine sichtlich verwunderte Haruka zurück. Ohne überhaupt zu wissen, wohin sie laufen sollte, rannte sie einfach immer weiter. Mitten in einer Parkanlage blieb sie dann allerdings stehen. Aus der Puste stützte sie sich mit ihren Händen an ihren Oberschenkeln ab und versuchte wieder Luft zu bekommen. Ihre Lunge brannte, doch das war ihr im Moment egal. Sie musste einfach ihren Kopf freibekommen. Erschöpft ließ sie sich ins Gras fallen und beobachtete die Wolken, die vorbeizogen. Hier war es um einiges besser, als in der Schule. Ihr Handy piepte und so fischte sie es aus ihrer Tasche heraus. Ami. Sie wollte wissen, wo sie steckte. Ohne ihrer Freundin zu antworten, steckte sie es zurück. Sie hatte jetzt keine Lust zu antworten. Usagi schloss ihre Augen, eigentlich nur, da die Sonne sie blendete, doch es hatte nicht lange gedauert und sie war eingeschlafen.   Blinzelnd öffnete Usagi ihre Augen und richtete sich langsam auf. Wie lange hatte sie geschlafen? Fix nahm sie ihr Handy heraus und verdrehte die Augen. Drei verpasste Anrufe und fünf Nachrichten. Doch erschrocken sprang sie dann auf, als sie realisierte, wie spät es war. Sie hatte ganze sieben Stunden geschlafen? Es war mittlerweile spät nachmittags. Vor einer halben Stunde wollte sie sich eigentlich mit Mamoru im Crown treffen. Wie konnte sie nur den ganzen Tag verpennen? Und das mitten im Park? Zum dritten Mal heute nahm sie die Beine in die Hand und rannte zurück. Außer Atem betrat sie kurze Zeit später das Crown und steuerte sofort den Tresen an, an dem Mamoru saß und sich gerade mit Motoki unterhielt. „Entschuldige. Ich hab total die Zeit vergessen“, umarmte sie stürmisch Mamoru und hoffte, dass er nicht böse sein würde. Lächelnd drehte er sich zu ihr, gab ihr einen Kuss und deutete ihr an, dass sie sich doch setzen sollte. Erleichtert, da er scheinbar nicht sauer war, nahm sie auf einem Hocker neben ihm Platz. „Hallo Motoki. Kannst du mir bitte einen Milchshake machen?“ Besorgt beobachtete Mamoru Usagi. Sie war immer noch so blass und hatte tief Augenringe. Er machte sich Sorgen um sie. War sie vielleicht zu früh schon wieder aufgestanden? Sie war schließlich sehr krank gewesen. „Danke Motoki“, nahm sich Usagi ihren Shake und zog ihn zu sich herüber. Schmunzelnd sah er dabei zu, wie sie an ihrem Getränk nippte und danach einen Milchbart hatte. Grinsend beugte er sich zu ihr herüber, legte eine Hand auf ihre Wange und strich sanft mit seinem Daumen die Milch aus ihrem Gesicht. Verlegen wurde Usagi rot um die Nasenspitze und kaute auf ihrer Unterlippe herum. Leise stöhnte Mamoru auf. Gott, wusste sie nicht, was sie ihm damit antat? Welche Wirkung sie auf ihn hatte? Er legte seine andere Hand in ihren Nacken, zog sie somit zu sich und legte seine Lippen auf ihre. Die beiden versanken in einem leidenschaftlichen Kuss und bekamen von ihrer Umwelt nichts mehr mit. Usagis süßer Duft strömte ihm in die Nase und vernebelte ihm seine Sinne. Sie waren noch nie weiter gegangen, als innige Küsse auszutauschen. Sie waren sich einig gewesen, dass sie noch warten wollten. Aber immer mehr verteufelte er diese blöde Abmachung, und wenn er nicht ganz falsch lag, erging es Usagi ebenso. Ohne darüber nachzudenken, ging seine Hand auf Wanderschaft und erst das laute Räuspern von Motoki ließ die beiden auseinander fahren. „Meine Güte nehmt euch ein Zimmer“, lachte Motoki und huschte hinter dem Tresen vor, um eine Bestellung aufzunehmen. Prompt liefen beide an, wie eine Tomate und rückten voneinander weg. „Tut mir leid“, murmelte Mamoru und nahm einen Schluck von seinem mittlerweile erkalteten Kaffee. „Muss es nicht“, nuschelte nun auch Usagi und nippte wieder an ihrem Milchshake. Verschämt drehte sie ihr Glas zwischen ihren Händen. Sie hatte gerade total vergessen, wo sie sich befand. War das peinlich. Doch lange brauchte sie sich nicht mehr Gedanken darüber zu machen, da sie, ihr sehr bekannte, Stimmen hinter sich hörte. Sie mussten gerade das Crown betreten haben. Und prompt wurde auch schon nach ihr gerufen. „Usagi. Hier bist du. Wir haben uns Sorgen gemacht“, wurde sie stürmisch von Minako umarmt, „Seit du aus der Klasse gestürmt bist, hat dich niemand mehr gesehen.“ Makoto verschränkte ihr Arme vor ihrer Brust. „Warum gehst du denn nicht an dein Handy? Hat man dich suspendiert?“ „Nein … Ich hab nur eine Woche Nachsitzen aufgebrummt bekommen.“ Irritiert runzelte Mamoru seine Stirn. Worüber sprachen sie da? Usagi suspendiert? Nachsitzen? „Usagi, könntest du mir erklären, was hier los ist?“, sah er sie fragend an. Laut atmete sie aus. Sie kam ja sowieso nicht drum herum, ihm davon zu erzählen, also konnte sie es auch schnell hinter sich bringen. „Also, ich habe heute Morgen im Unterricht nicht aufgepasst und auch meine Hausaufgaben nicht gemacht.“ „Deswegen bekommt man doch nicht gleich eine Woche Nachsitzen?“, kratzte sich Mamoru nachdenklich an seinem Kopf. Unruhig rutschte Usagi auf dem Hocker hin und her. „Usako?“ „Naja ich hab unsere Lehrerin beschimpft und bin laut geworden. Worauf sie mich zum Direktor geschickt hat. Der hat mir dann eine lange Standpauke gehalten. Danach bin ich einfach aus der Schule … abgehauen. Ich hatte keine Lust auf dumme Fragen von den anderen“, senkte sie ihren Kopf. Geschockt sah Mamoru sie an. „Du hast was?“ Mamoru verstand die Welt nicht mehr. So kannte er sie gar nicht. Was war nur zurzeit los mit ihr? „Können wir nicht einfach die ganze Sache vergessen?“ „Äh Usagi, also ich glaube, wir müssen dir auch etwas sagen“, tippte Minako nervös ihre Zeigefinger gegeneinander, „Also du solltest vielleicht lieber nach Hause gehen. Wir, also wie soll ich es sagen … Wir haben, da wir uns Sorgen gemacht haben, deine Mutter angerufen. Wir wollten eigentlich nur fragen, ob du zu Haus bist, aber sie hat so lange gebohrt, bis wir ihr erzählt haben, was passiert ist.“ Wütend sprang Usagi von ihrem Hocker auf. „Seid ihr noch ganz bei Trost? Wie könnt ihr einfach meine Mutter anrufen?“ „Es tut uns leid. Wir wollten dich wirklich nicht verpetzen.“ Aufgebracht verabschiedete sie sich von Mamoru und den anderen und machte sich auf den Weg nach Hause. Jetzt hatte sie nicht nur Nachsitzen, sonder bestimmt auch Hausarrest, bis sie zum Ende ihrer Schulzeit. Wer solche Freunde hat, braucht wirklich keine Feinde. Sie konnten doch nicht einfach ihre Mutter anrufen.   Mit schnellen Schritten lief sie zur Haustür. Wie oft musste sie heute eigentlich noch, wie ein Bekloppter durch die Gegend rennen? Sie zog ihren Schlüssel aus der Tasche und wollte aufschließen, als die Tür schon geöffnet wurde. „Schön, dass du auch mal hier auftauchst.“ Mit gesenktem Kopf betrat sie das Haus und schlüpfte aus ihren Schuhen. Ihre Mutter beobachtete sie mit verschränkten Armen und deutete ihr an ins Wohnzimmer zu gehen. Dort wartete auch schon ihr Vater. Ohne etwas zu sagen, setzte sie sich auf das Sofa und wartete, bis das Donnerwetter begann. „Usagi, ich habe heute, nachdem mir deine Freundinnen erzählt haben, was passiert ist, in der Schule angerufen. Kannst mir mal erklären, was in dich gefahren ist? Du kannst froh sein, dass du nicht suspendiert wurdest und nur Nachsitzen zur Strafe bekommen hast. Außerdem …“ Usagi wollte etwas sagen, doch sie kam überhaupt nicht dazu. Ihre Mutter meckerte in einer Tour und auch ihr Vater hatte so einiges zu sagen. Usagi sank immer mehr in sich zusammen, senkte ihren Kopf und krallte ihre Finger in ihren Rock. Ihr Puls beschleunigte sich und aufgeregt atmete sie ein und aus. Konnten sie nicht endlich aufhören? Sie wollte nur noch in ihr Zimmer. „Usagi, hast du da gar nichts zu zusagen?“, erhob ihr Vater die Stimme. Wütend sprang sie von dem Sofa auf und baute sich angriffslustig vor ihren Eltern auf. „Ihr labert doch in einer Tour, sodass man gar nicht zu Wort kommt. Außerdem interessiert es euch doch eigentlich gar nicht, was ich dazu zusagen hab. Also was soll der ganze Quatsch hier? Gebt mir Hausarrest und ich kann endlich auf mein Zimmer.“ „Den kannst du haben. Und nun kannst du auf dein Zimmer gehen“, brüllte ihr Vater. Das ließ sie sich nicht zweimal sagen. Knurrend drehte sie sich um und trampelte so laut sie konnte, bis sie bei ihrem Zimmer war. Luna kam ihr sofort hinter her gelaufen, doch bevor sie mit ins Zimmer huschen konnte, knallte Usagi die Tür vor ihr zu. Zitternd lehnte sich Usagi gegen die geschlossene Tür, drückte sich beide Hände auf die Brust und rutschte auf den Boden. Keuchend kippte sie zur Seite und alles um sie herum wurde schwarz. Kapitel 6: Kapitel 5 -------------------- Wo war sie nur? Hier war alles dunkel und kalt. Frierend schlang sie ihre Arme um ihren Oberkörper und setzte einen Fuß vor den anderen. Orientierungslos irrte sie in der Dunkelheit umher. Aber was war das jetzt? Dumpf hörte sie in weiter Ferne ein Klopfen. Wo kam es her? Sie versuchte den Ursprung des Geräuschs ausfindig zu machen und lief einfach los. Es wurde immer lauter und auf ein Mal hatte sie das Gefühl den Boden unter ihren Füßen zu verlieren …   Senkrecht saß Usagi in ihrem Bett. Ihr Atem ging stoßweise und ihr Herz schlug, wie verrückt in ihrer Brust. Was war passiert? Ihr ganzer Körper fühlte sich so schwer und kraftlos an. Sie fühlte sich, als wäre sie einen Marathon gelaufen. Eine unglaubliche Müdigkeit übermannte sie. Tief einatmend strich sie sich mit ihren Fingern über die Stirn und versuchte ihren Herzschlag auf ein normales Tempo zu bekommen. Verwirrt sah sie sich um. Sie war in ihrem Bett? Wann war sie denn ins Bett gegangen? Das Letzte, an das sie sich erinnerte war, dass sie in ihr Zimmer gelaufen war und dann … dann nichts mehr. Wieder ertönte dieses Klopfen, doch dieses Mal war es lauter. Was war das? Erschrocken fuhr sie zusammen, als sie ihren Namen hörte. „Usagi! Hausarrest beutet nicht, dass du nicht zur Schule gehen musst“, schimpfte ihre Mutter und hämmerte gegen die Tür. Warum kam sie nicht einfach herein, wie sonst auch, wunderte sich Usagi und schwang ihre Beine über die Bettkante. Wackelig schlurfte sie herüber zur Tür und sah an sich hinunter. Ihre Augen weiteten sich. Warum zur Hölle war sie denn nackt? Panisch lief sie zurück zu ihrem Bett und griff nach ihrer Bettdecke. Hastig wickelte sie sie um ihren Körper. Ihr Blick wanderte durchs Zimmer. Wo lagen denn bloß ihre Sachen? Als sie in ihr Zimmer gelaufen war, trug sie doch noch ihre Schulkleidung. „Usagi Tsukino mach sofort auf!“ Durcheinander lief sie zur Tür und drückte die Klinke herunter. Abgeschlossen? Warum hatte sie den die Tür verriegelt? Schnell drehte sie den kleinen Schlüssel, der immer noch im Schloss steckte, herum. „Kannst mir mal verraten, was das soll? Meinst du, nur weil du die Tür abschließt, musst du nicht zur Schule? So nicht Fräulein, zieh dich sofort an und geh zur Schule.“ „Aber … ich … keine Ahnung, was los ist …“, stammelte Usagi und drückte sich ihre Hand gegen die Schläfe. „Keine Ausreden. Anziehen, jetzt!“, wütend schloss ihre Mutter die Tür hinter sich. Usagi konnte deutlich ihr schimpfen durch die Tür weiter hören. Verwirrt lief sie in ihrem Zimmer umher und suchte ihre Sachen. Was hatte das alles zu bedeuten? Egal, wie sehr sie sich auch anstrengte, sie konnte sich an nichts erinnern, was passiert war, nachdem sie ihr Zimmer betreten hatte. Und ihre blöden Sachen fand sie auch nicht. Es blieb ihr nichts übrig als etwas Neues anzuziehen. Schnell ging sie zu ihrem Schrank, fischte Unterwäsche, den blauen Faltenrock sowie das passende Oberteil heraus. Sie besaß zwar nicht nur eine Schuluniformgarnitur, aber irgendwo musste die von gestern doch sein? Oder hatte ihre Mutter sie in die Wäsche gepackt? Aber wie sollte sie das gemacht haben, wenn die Tür verschlossen war? Seufzend zog sie sich an und machte sich ihre Zöpfe neu. Warum war sie nackt, trug aber noch ihre Zöpfe? Gut, sie waren nicht mehr ordentlich und Strähnen hingen wild heraus. Aber warum hatte sie ihre Haare nicht geöffnet zum Schlafen? Das ergab doch alles keinen Sinn. Und wo war ihre Schultasche überhaupt? In ihrem Zimmer war sie offensichtlich nicht. Vielleicht hatte sie sie unten liegen lassen, grübelte sie. Ein leises Kratzen an der Tür ließ sie aufblicken. Rasch lief sie herüber und öffnete die Tür. Luna huschte herein und sah sie mit großen Augen an. „Usagi, was war denn gestern los? Warum hast du mich denn nicht hereingelassen?“ „I-ich … also …“ Wie sollte sie Luna etwas erklären, was sie selbst nicht verstand. „Usagi“, schrie ihre Mutter von unten und erschrocken fuhren die beiden zusammen. Ohne weiter etwas zu sagen, ging Usagi aus ihrem Zimmer und lief die Treppe herunter. Sofort entdeckte sie ihre Mutter am Ende der Treppe, wie sie ihre Schultasche und ein Bento hochhielt. Doch anstatt ihrem freundlichen Lächeln, welches sonst stets in ihrem Gesicht zu sehen war, runzelte sie betrübt ihre Stirn. Mit gesenktem Kopf ging Usagi die letzten Stufen herunter und nahm sich ihre Tasche und ihr Mittagessen. Ohne zu sprechen, lief sie weiter in den Flur und zog sich die Schuhe an. Ihre Mutter war ihr dabei gefolgt und stand mit verschränkten Armen hinter ihr. „Nach der Schule kommst du, ohne Umwege, direkt nach Hause.“ „Ich muss aber noch Nachsitzen“; antwortete Usagi und verließ das Haus. Nachdenklich lief sie zur Schule. Sie konnte sich immer noch nicht erklären, wie sie in ihr Bett gekommen war und vor allem nackt? Und wo waren ihre Sachen? Sie fand einfach keine Antwort darauf. Tief in ihren Gedanken versunken lief sie einfach weiter. Sie hatte die Schule schon fast erreicht, als Minako um die Ecke bog. „Guten Morgen Usagi … Sag mal guckst du denn gar nicht auf dein Handy?“ Das hatte sie ja komplett vergessen. Es steckte noch in ihrer Schultasche und die hatte sie ja nicht mehr in ihr Zimmer mitgenommen. Wobei das eigentlich auch egal gewesen wäre, da sie eh nichts mehr wusste, ab dem Zeitpunkt, als sie die Tür zu geknallt hatte. „Morgen. Ehrlich gesagt hab ich es vergessen.“ Eilig zog sie es aus ihrer Tasche. Einige Anrufe und auch Nachrichten. Unter anderem von Mamoru. Schnell steckte sie es aber zurück in die Tasche. Da musste jetzt warten. Sie musste nun erst mal pünktlich zur Schule kommen. „Hast du dolle ärger bekommen?“, runzelte Minako schuldbewusst ihre Stirn. „Hab Hausarrest“, antworte Usagi nur knapp und lief weiter zur Schule. Sie konnte es sich nicht erlauben, jetzt auch noch zu spät zu kommen.     Gelangweilt saß Usagi beim Nachsitzen und drehte ihren Kugelschreiber zwischen ihren Fingern. Leise fischte sie ihr Handy aus ihrer Tasche. Sie hatte ganz vergessen Mamoru zurückzuschreiben. In den Pausen hatte sie sich die mit ihren Freundinnen verquatscht und es dann komplett vergessen. Die anderen fragten natürlich auch, was gestern los war, aber sie konnte zum Glück schnell das Thema wechseln. Sie wusste doch selbst nicht, warum sie plötzlich solch eine Wut in sich trug, die sie dann nicht mehr kontrollieren konnte. Vielleicht war es einfach alles ein wenig viel in letzter Zeit. Ein kurzer Blick zum Lehrerpult verriet ihr, dass dieser immer noch seine Zeitung las und es ihn nicht weiter interessierte, was die Schüler trieben. Zwei weitere Schüler saßen genau so gelangweilt wie sie selbst in dem Klassenzimmer und warteten genauso, dass sie endlich nach Hause konnten. Seufzend blickte sie wieder auf das Handy in ihrer Hand und schrieb Mamoru, dass sie sich erst mal nicht sehen könnten, da sie Hausarrest hatte und noch keine Ahnung hatte, wie lange überhaupt. Schnell war die Nachricht abgeschickt und das Handy wieder in ihrer Tasche verstaut. Müde stellte sie ihren Ellenbogen auf den Tisch und legte ihren Kopf in ihre Hand. Ihr Blick lag auf der großen Uhr und sie beobachtete den Sekundenzeiger, wie er tickend seine Runden drehte. „Und, warum bist du hier?“, flüsterte auf ein Mal eine Stimme neben ihr und erschrocken wandte sie sich von der Uhr ab. Sie drehte ihren Kopf zur Seite und sah, dass der Junge aus der Parallelklasse, der neben ihr saß, sich zu ihr herüber gebeugt hatte. „Hab unsere Lehrerin angeschrien und beschimpft. Und du?“, flüsterte sie zurück. Der Junge pfiff kurz zwischen seinen Zähnen hindurch und nickte mit seinem Kopf. „Alle Achtung. Hätte ich dir gar nicht zu getraut, wenn man dich so sieht. Ich hab die Jungentoilette mit Graffiti beschmiert. Und wie lange hat man dir aufgebrummt?“ Usagi musterte den Jungen. Sie hatte ihn schon das eine oder andere Mal beim Nachsitzen gesehen. Es war ja leider nicht ihr erstes Nachsitzen. Nur das erste Mal, das sie wirklich etwas angestellt hatte. Sonst war es, da sie vermehrt zu spät kam oder ihre Hausaufgaben nicht gemacht hatte. Er war wohl auch ein Wiederholungstäter, schoss es ihr durch den Kopf. Diese Struwelfrisur fiel einfach ins Auge, daher erinnerte sie sich an ihn. „Eine Woche“, seufzte Usagi und runzelte ihre Stirn. „Ich auch“, lachte der Junge, „Ich bin übrigens Takuya.“ Lächelnd beugte sich Usagi noch etwas näher zu ihm, da der Lehrer kurz zu ihnen herüber schielte. „Usagi.“ Sie wollte gerade noch etwas sagen, als sich das Mädchen vor ihnen, sich zu ihnen herumdrehte. „Amateure. Ich hab die Tür zum Lehrerzimmer aufgeknackt und hab die Antworten für die Klassenarbeit geklaut.“ Glucksend drehte sich Takuya nach vorne und schüttelte den Kopf. „Aber offenbar hast du dich dabei erwischen lassen.“ „Du bist doch auch erwischt worden, sonst wärst du ja nicht hier“; streckte sie ihm die Zunge heraus und sah dann zu Usagi. „Dein Ausraster hat übrigens schon die Runde gemacht.“ Prompt lief Usagi rot an und rutschte auf ihren Stuhl herunter. War ihr das peinlich. „Ich bin übrigens Yukiko.“ Laut klatschte der Lehrer auf ein Mal in seine Hände und erschrocken zuckten die Drei zusammen. „Anstatt zu plaudern, erledigt eure Aufgaben.“ Stöhnend drehte sich Yukiko wieder herum und auch Takuya beugte sich zurück. „Sklaventreiber“; murmelte Takuya und blickte wieder auf sein Blatt. Kurz schmunzelte Usagi darüber, machte sich dann aber mit einem tiefen Seufzer auch wieder an ihre Aufgaben. Eine halbe Stunde später beendete der Lehrer zum Glück das Nachsitzen und erleichtert packte Usagi ihre Sachen zusammen. „Und habt ihr noch Lust irgendwo hinzugehen?“, sah Yukiko Usagi und Takuya an. „Gern“, hing sich Takuya seine Tasche über die Schulter. Mit gesenktem Blick steckte Usagi das letzte Heft in ihre Tasche und schüttelte dann ihren Kopf. „Geht nicht. Ich hab Hausarrest.“ „Na dann ein anderes Mal“, lächelte Yukiko und so verabschiedeten sie sich voneinander. „Wir sehen uns ja dann Morgen“, lachte Takuya und verließ mit Yukiko den Raum. Kurz sah sie den beiden noch hinter her, bis sie sich dann auch aufmachte und nach Hause lief.     Gedankenversunken stocherte Usagi in ihrem Abendessen herum. Seit sie wieder zu Hause war, hatte sie es vermieden mit ihren Eltern zu sprechen. Sofort war sie in ihr Zimmer geeilt und war dort geblieben, bis ihre Mutter sie zum Abendessen herunter gerufen hatte. Da sie jedoch immer noch nicht wusste, wie lange sie überhaupt zu Hause eingesperrt wäre, musste sie sie wohl oder übel ansprechen. „Wie lange habe ich überhaupt Hausarrest?“ Stur blickte sie dabei weiterhin auf ihr Essen und vermied es ihre Eltern anzusehen. „Das sehen wir noch“, antworte ihr Vater nur knapp und beachtete sie dann nicht weiter. Nun sah Usagi aber doch von ihrem Teller auf und legte ihre Stäbchen beiseite. „Wie, das sehen wir noch? Ihr könnt mir doch einfach sagen, wie lange.“ „Du hast deinen Vater gehört“, sah ihr ihre Mutter tief in die Augen und wandte sich dann wieder Shingo zu, mit dem sie sich unterhalten hatte. Abrupt sprang Usagi auf von ihrem Stuhl auf, wodurch er laut scheppernd umkippte. „Ja ich habe einen Fehler gemacht, das tut mir auch leid. Daher sagt mir doch einfach, wie lange ich meine Strafe absitzen muss!“, wurde sie jetzt etwas lauter. „Usagi Tsukino. Nicht in diesem Ton. Heb den Stuhl auf und setz dich wieder hin“, schimpfte Ikuko. Doch Usagi dachte gar nicht daran, sich wieder hinzusetzen. Sie ballte ihre Hände zu Fäusten und ihr Herz begann, wie wild zu schlagen und sie bekam wieder dieses seltsame Gefühl in ihrer Brust. Was war das nur schon wieder? „Wenn du es genau wissen möchtest, hängt dies von deiner schulischen Leistung ab“, rückte Kenji seine Brille zurecht und aß dann weiter. Knurrend knirschte Usagi mit ihren Zähnen und senkte ihren Kopf. „Ich habe keinen Hunger mehr“, zischte sie, drehte sich auf dem Absatz herum und stürmte aus dem Zimmer. Wütend lief sie die Treppe hinauf. Dass ihre Mutter ihr noch hinterher rief, ignorierte sie. Sie hatte keine Lust weiter mit ihnen zu diskutieren. Es brachte ja ohnehin nichts. Schnurstracks ging sie ins Badezimmer und schloss die Tür hinter sich ab. Sie brauchte jetzt dringend ein warmes Bad. Mit langsamen Schritten lief sie zur Badewanne, steckte den Stöpsel in den Abfluss und drehte den Hahn auf. Schnell war der Badeschaum hineingekippt und tänzelnd tippelte sie zum Spiegelschrank herüber. Sie nahm sich einige Spangen aus dem Schränkchen und steckte sich ihre Haare hoch. Das Wasser plätscherte in die Wanne und zufrieden schloss sie für einen kurzen Moment ihre Augen. Das warme Wasser würde ihr mit Sicherheit gut tun. Summend lief sie zurück zur Badewanne, beugte sich nach vorne und drehte den Hahn wieder zu. Langsam richtete sie sich wieder auf, doch plötzlich spürte sie ein seltsames Ziehen in ihrem Herzen. Sofort drückte sie ihre Hand auf ihre Brust und atmete schnell ein und aus. Schon wieder. Schon wieder dieses seltsame Gefühl. Aber auch dieses Mal war es genauso schnell wieder weg, wie es gekommen war. Einen kleinen Moment stand sie einfach nur da, ohne sich zu bewegen. Doch dann setzte sie sich auf den Rand der Badewanne und zog sich ihre Socken aus. Vielleicht sollte sie mit ihrem Arzt noch mal sprechen. Nicht, dass es von diesem seltsamem Infekt kam und sie nachher besser Medikamente nehmen sollte. Rasch drückte sie sich von der Badewanne weg, öffnete ihren Rock und ließ ihn nach unten auf den Boden rutschen. Vorsichtig zog sie nun ihr Oberteil über ihren Kopf und schlüpfte heraus. Flink war auch noch der Rest ausgezogen und sie wollte in die Badewanne steigen, als sich auf ein Mal ihre Augen weiteten. „W-was zum …“, flüsterte sie leise. Mit zitterigen Fingern fuhr sie sich auf der Höhe ihres Herzens über ihre Brust. Ein kleiner tiefschwarzer Fleck hatte sie auf ihrer Haut gebildet. Kapitel 7: Kapitel 6 -------------------- Kapitel 6   Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie auf den schwarzen Fleck. Was hatte das zu bedeuten? Und, wo kam er her? Ohne groß nachzudenken, schnappte sie sich einen Waschlappen, tunkte ihn in das Badewasser und rieb, wie verrückt über ihre Brust. Zitternd schrubbte sie einfach immer weiter. Ihre Haut war mittlerweile gerötet und brannte. Doch dieser verdammte Fleck wollte einfach nicht verschwinden. Tränen sammelten sich in ihren Augen. Was hatte das alles nur zu bedeuten? Ihr Herz begann wie wild zu schlagen und sie bekam schon wieder so ein seltsames Gefühl in ihrer Brust. Ihr wurde wieder schwindelig und langsam glitt ihr der Waschlappen aus den Fingern. Alles begann sich zu drehen. Schwer atmend sank sie auf ihre Knie und dann wurde alles dunkel um sie herum.   Blinzelnd öffnete Usagi ihre Augen. Was war passiert? Langsam richtete sie sich auf. Sie war wieder in ihrem Bett? Verwirrt sah sie sich um. Wie war sie denn in ihr Zimmer gekommen? Und wie spät war es eigentlich? War sie nicht gerade noch im Badezimmer gewesen? Ein Blick auf ihren Wecker verriet ihr, dass es sieben Uhr war. Schon wieder war eine Nacht einfach so verstrichen, ohne, dass sie irgendeine Erinnerung hatte, wie sie in ihr Zimmer gekommen war? Sofort dachte sie an ihr gestriges Aufwachen und schlug abrupt ihre Bettdecke auf. Doch zu ihrer Erleichterung trug sie dies Mal ihren Pyjama. „Usagi!“ Erschrocken fuhr sie zusammen und blickte zur Tür. „Mach endlich die Tür auf und geh zur Schule!“ Usagi drückte sich ihre Hände gegen die Schläfen. Das gab es doch nicht. Wieso hatte sie schon wieder keine Ahnung, wie sie in ihr Bett gekommen war und offensichtlich hatte sie auch schon wieder die Tür abgeschlossen. Aber warum? Was war nur zwischen gestern Abend und jetzt passiert? Eilig schwang sie ihre Beine über die Bettkante, hastete zur Tür und öffnete sie. „So geht das nicht weiter. Seit über einer halben Stunde klopfe ich hier.“ „Ist ja gut. Ich bin ja wach“, knallte sie ihrer Mutter die Tür wieder vor der Nase zu. „Wehe, wenn du nicht gleich unten bist“, schimpfte Ikuko durch die geschlossene Tür. Doch Usagi antwortete ihr gar nicht mehr. Kurz sah sie sich um. Wo steckte eigentlich Luna? Sie hätte ihr vielleicht sagen können, was passiert war. Aber nirgends war die kleine Katze zu sehen. Tief atmete sie ein und knöpfte sich ihr Schlafanzugoberteil auf. Langsam sah sie herunter und musste schlucken. Der schwarze Fleck war immer noch da und sogar größer geworden. Mit wackeligen Beinen schleppte sie sich zu ihrem Bett und setzte sich auf die Kante. Was hatte das nur zu bedeuten? Am liebsten würde sie sich jetzt einfach in ihrem Bett verkriechen. Sie war so unsagbar müde. Langsam ließ sie sich nach hinten fallen und schnappte sich ihr Kissen. Doch abrupt saß sie wieder senkrecht, als ohne Vorwarnung die Tür aufgerissen wurde. „Shingo!“, hielt sie sich ihr Kissen vor die Brust, „Was willst du hier.“ „Ich sollte für Mama nachsehen, ob du dich auf für die Schule fertigmachst.“ Knurrend stand sie auf, lief auf ihn zu, immer noch das Kissen an die Brust gedrückt, und schob ihn wieder aus ihren Zimmer. „Hau ab. Du solltest dich lieber selber für die Schule fertigmachen.“ Shingo strecke ihr die Zunge heraus und drehte sich um. „Ich muss erst zur zweiten Stunde“, lief er Richtung Treppe. „Hat man hier denn überhaupt keine Privatsphäre“; schimpfe sie hinter her. Schnell warf sie das Kissen auf ihr Bett. Seufzend sah sie auf ihre Brust. Sie musste mit ihren Freundinnen sprechen. Irgendetwas stimmte nicht. Und sie hatte keine Ahnung, was es war. Natürlichen Ursprung war es wohl leider nicht. Aber sie hatte Hausarrest. Also musste sie wohl oder übel in der Schule mit ihnen sprechen. Also beeilte sie sich lieber.     Angespannt starrte sie immer wieder auf die Uhr. Gleich würde es zur Mittagspause klingeln. Nachdem sie wieder in die Klasse durfte, sie kam natürlich heute Morgen wieder zu spät und musste die halbe Stunde vor der Tür stehen, hatte sie ihren Freundinnen kleine Zettel zugesteckt, dass sie dringend in der Pause mit ihnen sprechen müsste. Nickend hatten sie ihr geantwortet und so wartete sie, dass endlich Pause wäre. Dem Unterricht folgte sie schon lange nicht mehr. Und dann endlich das erlösende Pausenklingeln. Hastig packte sie ihre Sachen ein, sprang auf, warf ihren Freundinnen einen bedeutungsvollen Blick zu und verschwand aus dem Klassenzimmer, bevor ihrer Mathelehrerin noch einfiel sie aufzuhalten. Sie steuerte die Treppen an, damit sie ein ruhiges Plätzchen suchen konnte, als sie in jemanden hineinlief. „Entschuldige“, verbeugte sie sich schnell. „Usagi.“ Überrascht blickte sie wieder auf und sah in das grinsende Gesicht von Yukiko. „Ah Hallo … “, lächelte sie nun und sah das auch Takuya dabei stand, „ihr beiden.“ „Du hast gestern echt was verpasst. Wir waren in der Spielhalle und … “ Aufgeregt erzählte Yukiko und die Wörter sprudelten nur so aus ihr heraus. Im Augenwinkel sah Usagi, dass ihre Freundinnen näherkamen und entschuldigend hob sie ihre Schultern in die Höhe. Minako trat näher an sie heran und kurz drehte sie sich zu ihr herum. „Geht schon Mal vor. Komme gleich hinter her.“     Frustrierend atmete Usagi schwer aus. „Alles Okay?“, flüsterte ihr Takuya zu, der beim Nachsitzen wieder neben ihr saß. „Ja, nur keine Lust mehr“, lächelte sie ihm kurz zu und wandte sich dann wieder von ihm ab. Sie wollte eigentlich in der Pause mit ihren Freundinnen sprechen, doch als sie endlich Yukiko und Takuya los geworden war, war sie prompt auf den Weg zu den anderen ihrer Mathelehrerin über den Weg gelaufen. Die ihr dann eine lange predigt gehalten hatte, dass ihre Noten unterirdisch waren und sie so nicht ihren Abschluss schaffen würde. Und dann war die Pause herum. Auch in den anderen Pausen hatte sich keine Gelegenheit, ungestört sprechen zu können, ergeben. Nun saß sie hier beim Nachsitzen und dann musste sie direkt nach Hause. Keine Chance ihre Freundinnen irgendwo abzupassen. Sie musste es einfach morgen wieder probieren. Yukiko, saß genau wie gestern, wieder vor ihnen und grinsend drehte sie sich herum. „Na, wie sieht es aus? Gehen wir wieder in die Spielhalle?“ „Aber klaro“, lachte Takuya und drehte sich zu Usagi, „Und, was ist mit dir?“ Langsam schüttelte Usagi ihren Kopf und stöhnte genervt aus. „Immer noch Hausarrest.“ „Oh oh, wegen der Sache hier in der Schule?“, flüsterte Yukiko. Usagi nickte und kratzte sich verlegen an ihrem Kopf. „Seid ihr nun endlich still. Ihr seid hier nicht zum Spaß“, schimpfte die Lehrerin, die heute Aufsicht hatte und klatschte in die Hände.   Müde lag Usagi am frühen Abend in ihrem Bett und war froh den Tag überstanden zu haben. Nach dem Nachsitzen war sie sofort wieder nach Hause geeilt und hatte sich auf ihr Zimmer verzogen. Mit ihren Eltern sprechen, brachte im Moment ohnehin nichts. Sie drehte ihr Handy zwischen ihren Händen hin und her. Sie hatte Mamoru schon heute Nachmittag eine Nachricht geschrieben, doch hatte sie immer noch keine Antwort von ihm bekommen. Langsam richtete sie sich wieder auf und sah zu Luna herunter, die sich an ihrem Fußenden zusammengerollt hatte. „Und du weißt wirklich nicht, was gestern Nacht war?“ Luna hob ihren Kopf und sah ihr direkt in die Augen. „Nein, wie gesagt, du bist aus dem Badezimmer gekommen, schnurstracks auf dein Zimmer zu gelaufen und hast mir zu geschimpft, ich solle verschwinden und hast dann deine Zimmertür hinter dir abgeschlossen. Aber warum fragst du das ständig. Hast du es vergessen? Ist alles in Ordnung?“ „Ach nur so.“ Luna legte ihren Kopf schräg und sah sie eindringlich an. „Sicher?“ Usagi ließ sich wieder in ihr Kissen fallen und nickte. Besser wäre es, wenn sie Luna davon erzählte. Doch irgendwie konnte sie nicht. Oder besser gesagt, sie wollte nicht. Sie hatte jetzt keine Lust darüber zu sprechen. Sie verspürte einen inneren Drang, dass dies ihr kleines Geheimnis wäre und es auch bleiben sollte. Jeder hatte doch seine Geheimnisse oder nicht? Außerdem war sie so müde. Am Besten sie schlief einfach ein wenig und schloss daher ihre Augen.   Stöhnend tastete Usagi am nächsten Morgen nach ihrem Wecker. Musste das blöde Ding so laut sein? Langsam öffnete sie ihre Lider, doch schloss sie gleich wieder. Sie waren so schwer. Als wäre sie die halbe Nacht wach gewesen. Da sie aber keine Lust hatte, dass ihre Mutter schon wieder auf der Matte stand, stand sie lieber auf. Luna rekelte sich neben ihr. „Guten Morgen. Na heute Mal pünktlich aufstehen?“ Ohne Luna zu antworten, schleppte sich Usagi schwerfällig aus ihrem Zimmer herüber ins Badezimmer. Sie beugte sich über das Waschbecken, drehte den Wasserhahn auf und hielt ihr Gesicht unter das kalte Wasser. Seufzend schnappte sie ich ein Handtuch und tupfte sich das Gesicht wieder trocken. Ein Blick in den Badezimmerspiegel ließ sie allerdings aufschrecken. Tiefe Augenringe zierten ihr Gesicht. Sie sah aus, als hätte sie Tage nicht geschlafen. Hastig griff sie nach ihrem Concealer und versuchte die schwarzen Schatten zu verstecken. „Schon viel besser“, lächelte sie sich selber im Spiegel zu und lief zurück in ihr Zimmer. Luna lag immer noch auf ihrem Bett. Unbemerkt blickte sie unter ihrem Shirt auf ihre Brust. Der schwarze Fleck war immer noch da. Wenn sie sich nun hier vor Luna umziehen würde, würde Luna ihn sofort entdecken. Und genau das wollte sie nicht. Es ging niemanden etwas an. „Kannst du rausgehen. Ich möchte mich umziehen.“ Irritiert setzte sich Luna auf. „Aber das hat dich doch noch nie gestört.“ „Jetzt aber schon“, zischte Usagi und deutete mit ihrem Zeigefinger auf die Tür, „Raus.“ Luna sprang vom Bett herunter und stellte sich direkt vor Usagi. „Ist wirklich alles in Ordnung mit dir?“ Ohne ihr zu antworten, beugte sich Usagi herunter, nahm Luna hoch und lief zur Tür. „Ja. Aber nun raus mit dir“, öffnete sie die Zimmertür, setzte Luna heraus und warf die Tür wieder zu.   Verträumt lief Usagi durch den Flur zu ihrer Klasse. Schnell steuerte sie ihr Klassenzimmer an, zur Abwechslung mal pünktlich, und wollte gerade hineingehen, als jemand nach ihr rief. „Hey Usagi warte mal“, lief Yukiko auf sie zu und lächelte. „Guten Morgen.“ Verschwörerisch beugte sie sich zu Usagis Ohr. „Was ist denn los?, flüsterte diese plötzlich, da sie das Gefühl hatte, niemand sollte dieses Gespräch mitbekommen. „Der alte Yamamoto hat heute das Nachsitzen aufgebrummt bekommen und …“, kurz sah sich Yukiko um, „Der bekommt nie mit, wer überhaupt dort sitzen muss, beziehungsweise, ist es ihm total egal. Also haben Takuya und ich beschlossen das Nachsitzen abzuklemmen. Machst du mit?“ Usagi überlegte hin und her. Das hörte sich schon sehr verlockend an. Sie hatte auch keine Lust schon wieder den ganzen Nachmittag in der Schule herumzusitzen, aber andrerseits, wenn das herauskommen sollte, gäbe es nur noch mehr Ärger. „Und was sagst du?“, grinste Yukiko. „Was sagst du wozu?“, stand Makoto plötzlich neben den beiden und sah sie fragend an. Erschrocken fuhr Usagi zusammen. Sie hatte ihre Freundin gar nicht kommen hören. Kurz nickte sie Yukiko zu, die sofort ein breites Grinsen bekam. „Gut, dann bis später“, winkte sie darauf hin Usagi zu und lief davon. „Bis später?“, hob Makoto eine Augenbraue, „Ich dachte, du musst nachsitzen?“ Usagi rollte mit ihren Augen. Manchmal war Makoto echt zu neugierig. Sie drehte sich herum und lief in die Klasse. „Hab ich auch. Sie muss auch nachsitzen.“ Irritiert folgte ihr Makoto und hatte Usagi wieder eingeholt. „Ist das nicht das Mädchen, die das Lehrerzimmer aufgebrochen hat?“ Schulterzuckend setzte sich Usagi an ihren Platz und sah zu Makoto herauf. „Ja. Na und? Ich finde sie sehr nett.“ Besorgt runzelte Makoto ihre Stirn und beugte sich zu ihr herunter. „Meinst du … also denkt du … Ist sie so ein guter Umgang? Sie soll ja ziemlich viel Mist anstellen.“ „Meine Güte. Das ist wohl meine Sache Makoto“, erhob Usagi ihre Stimme und prompt sahen alle zu den beiden. Beruhigend wedelte Makoto mit ihren Händen. „Natürlich ist das deine Sachen. Ich meinte ja nur.“ Ami und Minako standen schnell von ihren Plätzen auf und stellten sich neben Makoto. Fragend sahen sie zwischen ihren Freundinnen hin und her. „Was ist denn hier los?“ Doch antworten konnte keiner der beiden mehr, da der Lehrer das Zimmer betrat und mit dem Unterricht begann.   In der Pause war der kleine Streit zwischen Usagi und Makoto schon längst vergessen, und als Ami kurz in die Bibliothek verschwand, stecken sie sofort ihre Köpfe zusammen und planten den Rest der Überraschungsparty. „Ich hoffe, dass mein Hausarrest, bis dahin endlich aufgehoben ist“, seufzte Usagi laut aus. „Bestimmt. Immerhin sind es noch knappe zwei Wochen bis dahin“, versuchte Minako ihre Freundin zu trösten. „Tschh. Ami“, flüsterte Makoto und sofort wechselten sie das Thema.     Unsicher sah Usagi zwischen Yukiko und der Tür hin und her. Sollte sie es wirklich tun? Sie konnte immer noch umkehren und zum Nachsitzen gehen, aber wollte sie das wirklich? Eigentlich hatte sie überhaupt keine Lust schon wieder in dem muffigen Zimmer zu sitzen und das war ihre einzige Möglichkeit mal etwas anderes zu sehen, außer das Schuldgebäude und ihrem zu Hause. Wer wusste schon, wann ihre Eltern sie wieder herauslassen würden. Also nahm sie ihre Beine in die Hand, lief mit Yukiko und Takuya aus der großen Tür und verließ mit ihnen das Schulgelände. Kichernd liefen sie durch die Straßen. Doch Usagi bekam dieser Teil der Stadt sehr bekannt vor. Wollten sie etwa ins …? „Und wo wollen wir hin?“, fragte sie die beiden schnell. „Wir wollen ins Crown. Kennst du das?“, antworte Takuya und lächelte ihr zu. Abrupt blieb Usagi stehen und senkte ihren Kopf. „Was ist denn nun? Du brauchst dir wirklich keine Sorgen zu machen. Yamamoto geht nicht mal die Anwesenheitsliste durch“, legte Yukiko ihre Hand auf ihre Schulter. „Nein … nein, das ist es nicht. Es ist nur …“ Doch weiter kam sie nicht, da sie erschrocken zusammenzuckte, als eine Stimme hinter ihr ertönte. „Usagi? Was machst du denn hier?“ Schwer schluckte sie. So ein Mist. Damit war sie ertappt worden. Langsam drehte sie sich mit gesenktem Kopf herum. Sie brauchte schnell eine gute Ausrede. Kapitel 8: Kapitel 7 -------------------- „Mamo-chan.“ Langsam hob Usagi ihren Kopf und blickte Mamoru direkt in die Augen. „Was machst du denn hier? Ich dachte, du bist beim Nachsitzen?“, zog er fragend seine Augenbrauen zusammen, „Und wer ist das?“ Verlegen kratzte sich Usagi an ihrem Kopf. „Naja … also … das war so, wir, also ich …“, stammelte sie planlos. Was sollte sie ihm nur antworten? Am besten stellte sie erst mal die beiden vor. Vielleicht viel ihr dann etwas ein. „Das ist Yukiko und das ist Takuya. Wir … sind … äh.“ Yukiko legte lächelnd ihren Arm über Usagis Schultern und hob ihren Zeigefinger in die Luft. „Takuya geht es nicht gut. Wir haben den Auftrag bekommen, ihn nach Hause zu bringen, da ihn niemand abholen kann. Ist doch so oder nicht?“, zwinkerte sie Usagi zu. „J-ja. Ja genau“, plapperte Usagi schnell hinter her und zeigte dann auf Mamoru, „Das ist übrigens mein Freund Mamoru.“ Angespannt sah sie zu Mamoru. Würde er diese absurde Ausrede von Yukiko auch glauben? Takuya sah ja nun nicht besonders krank aus. Überrascht blickte sie dann allerdings zu ihm, da sich dieser plötzlich zusammenkrümmte und seine Hände auf seinen Bauch legte. Erstaunt, wie gekonnt die beiden diese Lüge spielten, sah sie dann aber wieder zu Mamoru. Sie wollte ihn nicht belügen. Aber sie hatte gerade keine andere Wahl. Wenn er die Wahrheit erfahren würde, wäre er mit Sicherheit ziemlich enttäuscht von ihr. Und das zu Recht. Wie sollte sie ihm das nur erklären. Sie verstand sich ja selbst nicht, warum sie mit den beiden mitgegangen war. Erleichtert, da sich seine Gesichtszüge aber entspannten, atmete Usagi innerlich auf. „Soll ich euch vielleicht begleiten?“ Bevor Usagi ihm allerdings antworten konnte, sprach Yukiko auch schon weiter. „Das ist nicht nötig. Er wohnt ja gleich dort um die Ecke und danach müssen wir auch sofort zurück zum Nachsitzen.“ „J-ja genau“, nickte Usagi hektisch und knetete ihre Hände ineinander. Misstrauisch wanderte Mamorus Blick zwischen Yukiko und Takuya hin und her. „Dann sollte ich euch vielleicht nicht weiter aufhalten“, trat er näher an Usagi heran, beugte sich zu ihr herunter und gab ihr ein Kuss auf die Stirn, „Meldest du dich, wenn du zu Haus bist?“ „Mach ich.“ Schnellen Schrittes ging er an Usagi und den anderen vorbei. Usagi beobachtete ihn, bis er nicht mehr zu sehen war, und pustete dann ein erleichtertes Stöhnen aus ihren Lungen. „Wir sollten vielleicht lieber, woanders hingehen. Das Crown ist das Stammlokal meiner Freunde“, kratzte sie sich verlegen an ihrem Kopf. „Wie wäre es mit dem Park?“, überlegte Yukiko laut.   Kurz Zeit später liefen die Drei durch den Park und steuerten eine große Wiese an. Nachdem sie ein geeignetes Plätzchen gefunden hatten, ließen sie sich freudig ins Gras fallen. „Hach, hier ist es doch viel schöner, als in dem miefigen Klassenzimmer“, gluckste Yukiko vor Freude und ließ sich die Sonne ins Gesicht scheinen. „Da stimmt“, zwinkerte Takuya Yukiko zu, worauf sich Usagi ein leises Kichern nicht verkneifen konnte. Wenn sie nicht ganz falsch lag, mochten sich die beiden und dabei dachte sie, nun nicht an Freundschaft. Nur hatten die beidem es anscheinend selbst noch nicht gemerkt. Vielleicht sollte sie ihnen ein wenig Starthilfe leisten. Verliebt sein war doch etwas Schönes. Bedrückt senkte sie allerdings ihren Kopf bei diesem Gedanken, da es sie an Mamoru denken ließ. Sie wollte ihn wirklich nicht anlügen. Aber die Wahrheit konnte sie ihm in diesen Moment auch nicht sagen. Er war schon enttäuscht genug gewesen, dass sie die Schule geschwänzt hatte. Noch so einen Blick von ihm hätte sie nicht ertragen. Aber dennoch war es nicht richtig. Sie musste ihm die Wahrheit sagen. Ihn so ins Gesicht zu lügen, fühlte sich nicht richtig an. Und damit wollte sie nicht warten. Wenn sie sich nicht irrte, wollte Mamoru gerade ins Crown. Wenn sie sich beeilte, würde sie es noch schaffen, bevor sie nach Hause musste, damit sie, wie nach dem Nachsitzen nach Hause kommen würde. „Alles in Ordnung?“ Erschrocken sah Usagi wieder auf und blickte genau in Yukikos und Takuyas fragende Blicke. „Eh ja. Entschuldigt war in Gedanken.“ „Bei deinem Freund hm?“, grinste Yukiko und stupste ihr gegen die Schulter. „Ehrlich gesagt ja. Seid mir nicht böse. Ich muss noch was erledigen. Wir sehen uns ja morgen in der Schule.“ Schnell schnappte sie nach ihrer Schultasche und stand auf. „Aber nur, wenn du uns morgen erzählst, warum du uns hier im Stich lässt“, fasste sich Takuya theatralisch an seine Brust, worauf dieser prompt einen Seitenhieb von Yukiko erhielt. „Na dann lauf zu deinem Freund, aber morgen alle Einzelheiten. Und, dass du uns kein schmutziges Detail auslässt“, streckte ihr Yukiko die Zunge heraus. Prompt lief Usagi rot an und begann zu stammeln. „J-ja … n-nein. So ist das nicht. I-ch wollte nur …“ „Ach herrje, nun geh schon“, lachte Yukiko. Verlegen kratzte sich Usagi an ihrem Kopf und nickte den beiden zu. „Bis Morgen.“ Eilig nahm sie ihre Beine in die Hand, winkte den beiden noch mal kurz über die Schulter zu und lief aus dem Park heraus. Zum Glück war es nicht weit, bis zum Crown. Sie hoffte, dass Mamoru auch noch dort war. Ein Blick auf ihre Uhr verriet ihr, dass sie nicht mehr viel Zeit hatte und zu ihm nach Hause würde sie es nicht mehr schaffen. Am Telefon wollte sie es ihm aber auch nicht sagen. So etwas machte man schon persönlich.   Aus der Puste stand sie nun vor dem Eingang des Crowns und legte ihre Hände auf ihre Knie. Tief atmete sie noch mal ein. So schnell rannte sie sonst nur, wenn sie morgens mal wieder zu spät zur Schule dran war. Als sich ihre Atmung etwas beruhigt hatte, richtete sie sich wieder auf und betrat das Crown. Ihr Blick schweifte durch den Raum. Hinter dem Tresen stand jemand, den sie noch gar nicht kannte und weit und breit kein Motoki in Sicht. Vermutlich hatte er gerade frei. Sie ging etwas weiter hinein und suchte nach Mamoru. Doch nirgends fand sie ihn. Seufzend drehte sie sich in Richtung Ausgang und wollte wieder gehen, als eine fiepsige Stimme in ihr Ohr drang. „Mamoru. Da bist du ja wieder.“ Abrupt drehte sie sich wieder herum, als sie diesen Namen hörte, und sah, dass ihr Mamoru aus Richtung der Toiletten kam. Er lief zu einem Tisch, an dem eine junge Frau saß. Zu ihr musste die Stimme gehören. Langsam ging sie auf den Tisch zu und beobachtete, wie sich Mamoru an den Tisch mit der Frau setzte. Er hatte sie anscheinend gar nicht bemerkt und so konnte sie unbemerkt etwas näher heranschleichen. Warum saß Mamoru mit dieser Frau hier im Crown? Sie hatte sie noch nie zuvor gesehen. Kichernd lächelte die Frau Mamoru an und drehte eine braune Haarlocke zwischen ihren Fingern. Flirtete diese Tussi etwa mit ihm? Wusste sie denn nicht, dass er vergeben war? Wütend ballte sie ihre Hände zu Fäusten. Wieso saß Mamoru denn einfach nur da und machte nichts? Sie begann zu zittern und sah mit an, wie diese Frau noch ein Stück näher zu ihm rückte. „Usagi. Na was machst du denn hier?“; ertönte es hinter ihr und erschrocken blickte sie hinter sich. Motoki winkte ihr zu und lief zu ihr. Doch, ohne ihm zu antworten, sah sie zurück zu Mamoru, der sie nun wiederum überrascht ansah. Motokis Rufen hatte ihn anscheinend darauf aufmerksam gemacht, dass sie hier stand. „Usako. Was machst du denn hier?“ „Wer ist das?“, hob Usagi ihren Zeigefinger, zeigte auf die Frau und ging weiter auf den Tisch zu. „Mamoru, wer ist das?“, fragte die Frau hingegen und legte ihre Hand auf Mamorus Arm. Knurrend sprang Usagi auf den Tisch zu, schlug die Hand von der Frau weg und funkelte sie böse an. „Nimm die Finger weg“, zischte sie laut. „Usako, was machst du hier? Hast du nicht gesagt du musst zurück zum Nachsitzen?“, hob Mamoru fragend seine Augenbrauen in die Höhe. „Das ist doch egal jetzt. Sag mir mal lieber, warum dieses Flittchen ihre Finger nicht von dir lassen kann?“ Wütend sprang die Frau plötzlich auf und beugte sich zu Usagi. „Flittchen? Ich bin kein Flittchen klar! Was bildest du dir eigentlich ein, so mit mir zureden!“ Usagi verzog ihr Gesicht und begann wieder am ganzen Körper zu zittern. „Ist ja gut. Beruhigt euch“, hob Mamoru beschwichtigend seine Hände in die Höhe, „Usako das ist Hitomi, eine Klassenkameradin. Sie war krank und hat mich gefragt, ob ich ihr helfe kann, den Unterrichtstoff nachzuholen. Mehr nicht.“ Kurz drehte er seinen Kopf zu Hitomi und deutete auf Usagi. „Und das ist Usagi, meine Freundin.“ „Hast du gehört, seine Freundin. Also lass gefälligst deine Finger von ihm!“, knurrte Usagi und ballte wieder ihre Hände zu Fäusten. Selbstgefällig verschränkte Hitomi ihre Arme vor ihrer Brust und rollte mit den Augen. „Seine Freundin, so. Seltsam, dass er noch nie etwas von dir erzählt hat. Aber, wenn ich dich so ansehe, kein Wunder. Vermutlich bist du ihm peinlich.“ „Was?“, schrie Usagi laut. Nun mischte sich auch Mamoru ein. „Sag so etwas nicht Hitomi.“ Schnell sah er Usagi in die Augen. „Das stimmt nicht Usako. Es hat sich nur nie ergeben, da ich mit Hitomi eigentlich nichts zu tun habe, außer, dass wir zusammen in einer Klasse sitzen. Ich wollte ihr wirklich nur helfen.“ Usagi zitterte immer noch. Schwer atmete sie ein und aus. Sie bemerkte, wie sie schon wieder begann die Kontrolle zu verlieren. Sie musste hier weg. Kurz schloss sie die Augen und drehte sich ganz langsam herum. Sie musste hier raus, und zwar jetzt. „Also, das sah gerade noch ganz anders aus. Mamoru, du kannst es ihr ruhig sagen. Wie du meine Hand berührt hast, wie du mich angesehen hast und …“ Das war zu viel. Knurrend sprang Usagi zurück, zerrte Hitomi von ihrem Stuhl und schubste sie zu Boden. „Wenn du Mamoru jemals wieder zu nahe kommen solltest, dann …“ Wütend sprang Usagi auf Hitomi herauf und gab ihr eine kräftige Ohrfeige. Unfähig sich zu bewegen, starrten Mamoru und Motoki einen kurzen Moment fassungslos auf Usagi , die immer noch auf Hitomi saß und wieder mit ihrer Hand ausholte. „Hey, beruhige dich“, griff Mamoru dann aber schnell nach ihrer Hand und zog sie, bevor sie sie ein weiteres Mal zuschlagen konnte, von Hitomi herunter. Wild strampelte Usagi mit ihren Armen und Beinen, als Mamoru sie weiter von Hitomi weg, Richtung Ausgang, zog. Mamoru nickte Motoki zu, der daraufhin zu Hitomi lief und ihr beim Aufstehen half. „Lass mich los. Sie hat es doch nicht anders verdient. Die blöde Schla...“ „Usako! Was ist den los mit dir?“, schnitt er ihr das Wort ab und schob sie aus dem Crown heraus, „Ja, das war nicht Okay von Hitomi und ich werde auch noch mit ihr deswegen sprechen, aber deshalb wird man doch nicht handgreiflich.“ Tief einatmend ließ er Usagi los und fuhr sich mit seinen Händen durch seine Haare. „So kenne ich dich gar nicht. Was ist denn mit dir los?“ „Was los mit mir ist? Was ist los mit dir? Du lässt zu, dass sie dich einfach betatscht? Gefällt dir das etwa? Oder ist das nicht das erste Mal? Vielleicht trefft ihr euch ja doch öfter? Tut mir leid, wenn ich euch gestört habe. Ich bin ja nur deine blöde Freundin.“ Aufgeregt lief Usagi auf dem kleinen Gehweg auf und ab. Nun wurde Mamoru sauer und hielt sie an ihren Schultern fest, damit sie ihn ansah. „Jetzt hör auf. Glaubst du das ernsthaft? Man, Usagi. Es gibt nur eine für mich und das bist du. Hörst du.“ Langsam senkte Usagi ihren Kopf und sah zu Boden. „Ja … ich weiß … es ist nur …“ Vorsichtig lehnte sie ihren Kopf gegen seine Brust und krallte ihre Finger in sein Shirt. Allmählich bildeten sich die Tränen in ihren Augen und sie beruhigte sich wieder. Sie wusste doch selbst nicht, was da drinnen gerade los war. Sie wusste doch eigentlich, dass sie ihm vertrauen konnte. Mamoru legte seine Arme um sie herum und drückte sie an sich. „Ich liebe dich, Usako. Nur dich.“ „Ich … es war nur, … es tut mir leid“, schniefte Usagi leise. Sanft streichelte Mamoru ihr über den Rücken. „Verrätst du mir nun, was du hier machst? Nicht, dass ich mich nicht freue, dich zu sehen, aber musst du nicht nach dem Nachsitzen direkt nach Haus?“ „Doch eigentlich schon, ich habe …“, doch abrupt löste sie sich von ihm, „Verdammt, ich muss nach Hause.“ Aufgeregt sah sie zwischen der Tür und Mamoru hin und her, bis sie verlegen zu Boden sah und ihre Hände ineinander knetete. „Mamo-chan … Könntest du mir bitte meine Tasche holen? Ich … kann da jetzt nicht wieder hereingehen.“     Gerade noch rechtzeitig schaffte es Usagi zu Hause anzukommen, als wäre sie vom Nachsitzen gekommen. Schnell schloss sie hinter sich die Tür und zog ihre Schuhe aus. „Bin wieder da“, rief sie, doch es kam keine Antwort. Verwundert ging sie herüber ins Wohnzimmer und entdeckte ihre Mutter, die bügelnd die Nachrichten sah. „Mama?“ „Oh Usagi. Da bist du ja“, begrüßte sie kurz ihre Tochter und sah dann wieder auf den Fernseher. Verwundert folgte Usagi den Blick ihrer Mutter und horchte nun ebenfalls den Nachrichten.   … Wir wissen zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht, ob die Vorfälle einen Zusammenhang haben, aber auszuschließen ist es nicht. Wir bitten die Bevölkerung um Vorsicht und falls Ihnen etwas seltsam erscheint, bitten wir Sie, es umgehend der Polizei zu melden … Und jetzt zum Wetter.   Ikuko zog den Stecker des Bügeleisens heraus, schaltete den Fernseher aus und nahm sich einen Stapel fertig gebügelt und zusammengelegter Hemden in die Hand. „Worum ging es da gerade?“, zeigte Usagi auf den Fernseher. „Es werden mehrere Personen vermisst. Es scheint, als wären sie spurlos verschwunden“, zuckte Ikuko mit den Schultern und verschwand mit der Wäsche im Flur. Nachdenklich verließ Usagi das Wohnzimmer, holte ihre Schultasche und ging herauf in ihr Zimmer. Irgendwie war die Sache doch seltsam. Da ihr Handy aber piepte, dachte sie nicht weiter über die Nachrichten nach und öffnete die Nachricht in ihrem Handy. Kapitel 9: Kapitel 8 -------------------- Ausnahmsweise pünktlich betrat Usagi am heutigen Morgen die Schule. Gähnend schlurfte sie die lange Treppe zu ihrem Klassenzimmer herauf. Sie war so müde, obwohl sie gestern zeitig ins Bett gegangen war und anscheinend, wie ein Stein geschlafen hatte, da sie erst mit dem Weckerklingeln wieder wach wurde. Doch eine Sache war schon seltsam. Sie musste irgendwann einmal aufgestanden sein, denn ihre Zimmertür war wieder verschlossen und ihren Pyjama hatte sie auch gewechselt. Sie wusste nur nicht, wann sie das getan haben sollte und warum. Begann sie etwa zu schlafwandeln? Luna war auch nirgends zu sehen gewesen heute Morgen. Vermutlich war sie sauer, weil sie sie ständig aus ihrem Zimmer verbannte zurzeit. Dösig steuerte sie ihren Klassenraum an, als ihr auffiel, dass an allen Ecken getuschelt wurde. Was war hier los? Schnell betrat sie das Zimmer und auch hier wieder dasselbe Bild. Sofort lief sie zu Ami und Makoto, die sich gerade angeregt unterhielten. „Was ist hier los?“, fragte sie schnell ihre Freundinnen. „Du hast es noch gar nicht gehört?“, fragte Minako stutzig, woraufhin Usagi nur den Kopf schütteln konnte. „Frau Okamura wird vermisst.“ Bevor Usagi jedoch etwas sagen konnte, betrat der Geschichtslehrer das Klassenzimmer und alle setzten sich auf ihre Plätze. Nachdenklich malte sie kleine Kreise auf ihrem Blatt. Ob Frau Okamura auch eine der Personen war, von denen in den Nachrichten gesprochen wurde? Was ging da nur vor? Trieb ein Verrückter gerade sein Unwesen, oder hatte die ganze Sache einen anderen Grund und sie standen einem neuen Feind gegenüber? Vorsichtig sah sie über ihre Schulter zu ihren Freundinnen. Sie schienen genau so nachdenklich, wie sie zu sein. Sie sollten der Sache am Besten mal auf den Grund gehen. Aber, wie sollte sie das anstellen? Sie hatte immer noch Hausarrest. Seufzend pustete sie aus und malte weiter Kreise auf ihrem Blatt. Endlich klingelte es zur Pause und eilig packte Usagi ihre Sachen zusammen. Makoto war anscheinend schneller, als sie gewesen, da sie ganz plötzlich neben ihrem Tisch stand. „Du Usagi. Stimmt das? Motoki hat mir erzählt, dass du gestern im Crown …“ Usagi wedelte sofort mit ihrer Hand und zischte Makoto an. „Pssst. Das muss ja wohl nicht jeder wissen, klar.“ Verblüfft zog Makoto ihre Augenbrauen in die Höhe. „Dann stimmt es also wirklich?“ „Ja … Wehe du plauderst das weiter. Wissen die anderen davon?“ Makoto schüttelte ihre Kopf und verschränkte ihre Arme vor der Brust. „Nein. Ich wollte zuerst dich fragen, ob es stimmt. Usagi, möchtest du über irgendetwas reden? Geht es dir nicht gut gerade? Wir sind für dich da. Egal, was es ist. Das weißt du doch oder?“ Eilig stopfte Usagi ihre restlichen Blätter in ihre Tasche und beugte sich zu Makoto herüber. „Die anderen sollen es nicht wissen, ja?“ Zögerlich nickte Makoto und wollte gerade noch etwas sagen, als zwei andere Schüler freudig auf Usagi zu gelaufen kamen. „Hey Usagi. Wollen wir zusammen Mittagessen?“ „Yukiko, Takuya. Ja, gerne.“ Ohne sich noch mal herumzudrehen, verließ sie mit den beiden das Klassenzimmer und ging mit ihnen heraus auf den Hof. Eigentlich wollte sie die anderen in der Pause darauf ansprechen, ob ihnen das auch seltsam mit den verschwundenen Personen vorkam, aber wenn sie nun mit ihnen zusammen essen würde, wusste sie, dass eh nur um die Sache im Crown gehen würde. Makoto würde es ihnen ja doch sagen. Darauf hatte sie so gar keine Lust. Sie wusste ja selber, dass sie ziemlichen Mist gebaut hatte, da brauchte sie nicht noch eine Moralpredigt. „Und konntest du gestern noch alles regeln?“, fragte Yukiko und die Drei steuerten eine Bank auf dem Schulhof an. „Ach, lass uns doch über etwas anderes reden, ja?“ „Gab wohl ärger was?“, lachte Takuya und öffnete sein Bento. Yukiko knuffte Takuya in die Seite und deutete ihn damit an, dass er es gut sein lassen sollte, was auch funktionierte. „Also, anderes Thema … Was machst du am Freitag? Takuya und ich wollen zu der Öffnungsparty des neuen Clubs, von dem hier jeder spricht.“ Nachdenklich packte Usagi ebenfalls ihr Mittagessen aus. „Das ist ja schon morgen. Ich glaube, meine Eltern lassen mich bestimmt nicht gehen. Ich hab immer noch Hausarrest.“ Ihr Blick wanderte über den Pausenhof und blieb dann bei Ami und den anderen stehen. Sie sahen zu ihr herüber und schienen offensichtlich sehr verwundert zu sein, warum sie nicht mit ihnen zu Mittag aß. Schnell blickte sie daher wieder zu Yukiko. „Ach komm schon. Versuche es doch. Das wird sicher lustig. Meine Eltern lassen mich auch nicht. Aber, was sie nicht wissen“, kicherte sie und nahm ein Bissen von ihrem Reisbällchen. „Du meinst, du schleichst dich einfach raus?“ Nickend stupste Yukiko Takuya an und zwinkerte. „Unser Bad Boy hier macht nichts anderes. Na los. Gegen ein wenig Spaß ist doch nichts einzuwenden. Wir bleiben auch nicht lange.“ Usagi wusste nicht warum, aber irgendwie reizte sie dieser Gedanke etwas Verbotenes zu tun. Es war zwar nicht das erste Mal, dass sie sich aus dem Haus schleichen würde, nur war es früher, weil sie mal wieder kämpfen musste. Nun würde sie es einfach aus Spaß machen. Sie überlegte hin und her. Doch, wenn sie ehrlich zu sich selber war, hatte sie sich schon längst entschlossen mitzugehen. Die Decke fiel ihr zu Hause eh langsam auf den Kopf. „Bin dabei!“       Gähnend schob sich Usagi, da sie mit dem Abendessen fertig war, mit dem Stuhl vom Tisch weg. „Ich nehme kurz ein Bad und geh dann schlafen, wenn das Okay ist.“ „Ist gut. Morgen geht dir bestimmt schon etwas besser“, lächelte ihre Mutter sie an. Nickend verließ Usagi das Esszimmer und grinste innerlich, dass ihr Plan so gut funktionierte. Schon seit gestern tat sie so, als ob es ihr nicht so gut gehen würde und ihre Mutter fiel voll drauf rein. So wunderte sich nun niemand, dass sie gar keinen Aufstand machte, dass sie heute immer noch Hausarrest hatte, obwohl Freitag war und lieber schlafen ging. Eilig huschte sie die Treppen herauf und betrat ihr Zimmer. Luna saß auf ihrem Bett und sah sie vorwurfsvoll an. „Usagi, ich halte das für keine gute Idee.“ Stöhnend verdrehte Usagi ihre Augen. „Andere beim Telefonieren zu belauschen, ist aber auch keine feine Art.“ „Ich habe nicht gelauscht. Du hast nur nicht gesehen, dass ich auf deinem Bett lag.“ Kopfschüttelnd schlenderte Usagi zu ihrem Kleiderschrank herüber. Summend öffnete sie mit einem Ruck die Schranktür und fuhr mit der Hand über die Kleider. „Das ist doch egal, dann hättest du nicht zu hören sollen. Wehe du erzählst es nun irgendjemanden weiter. Und außerdem bin ich zurück, bevor irgendjemand etwas merkt.“ Überlegend, was sie anziehen sollte, stand sie vor ihren Schrank. Sie durfte nicht wie ein Schulmädchen aussehen. Dann würde sie nicht hereinkommen. Kurzerhand zog sie daher eine Jeans Hotpants heraus. Es war schließlich Sommer und auch nachts dadurch noch sehr warm. Ein Oberteil war da schon etwas schwieriger zu finden. Grübelnd tippte sie sich gegen ihr Kinn. Es durfte nicht zu weit ausgeschnitten sein. Dieser verdammte schwarze Fleck war die letzten Tage schon wieder größer geworden. Schnell entschied sie sich daher für eine schwarze Bluse, die vorne zwar alles gut verdeckte, dafür aber der Rücken sehr freizügig war. Grinsend schnappte sie sich ihren Bademantel, wickelte ihre Sachen darin ein und lief herüber ins Badezimmer. Mit einer Handbewegung war die Tür abgeschlossen und Usagi ließ das Badewasser ein. Luna hatte ja schon recht. Eine gute Idee war das mit Sicherheit nicht, aber man konnte doch ruhig ab und an ein wenig Spaß haben. Sie hatte ihr Zimmer so satt. Und ihre Eltern hatten ihr immer noch nicht gesagt, wann der Hausarrest endlich beendet werden würde. Das Nachsitzen hatte sie zum Glück mit dem heutigen Tag endlich abgesessen. Und niemand hatte irgendetwas dazu gesagt, dass sie Mittwoch geschwänzt hatte. Das konnte man ruhig ein wenig feiern. Flink stellte sie den Hahn der Wanne aus und überprüfte die Temperatur. Fix hatte sie ihr Oberteil aufgeknüpft und seufzte auf. Dieser verdammte Fleck war mittlerweile bestimmt schon fünf Zentimeter groß und schien sich weiter auszubreiten. Sie musste herausfinden, was das zu bedeuten hatte. Aber nicht heute. Heute wollte sie Spaß haben.   In den Bademantel eingewickelt schlich sie leise zurück und schloss die Tür hinter sich. Tänzelnd schritt sie durch ihr Zimmer und ignorierte dabei gekonnt, Lunas bohrenden Blick. Der konnte einem echt die Laune verderben. Und sie wollte heute Spaß haben. Kurz sah sie auf ihre Uhr. Ihre Mutter ging bald zu Bett und würde mit Sicherheit davor noch mal zu ihr ins Zimmer kommen. Rasch schaltete sie daher das Zimmerlicht aus und flitzte, immer noch den Bademantel umgebunden und ihre Haare hochgesteckt, in ihr Bett, wobei sie Luna von der Bettdecke schubste. „Los mach Platz.“ „Hey, pass doch auf“, meckerte Luna, nachdem sie unsanft auf dem Boden gelandet war, „Naja wenigstens hast du dir diese blöde Idee anscheinend aus dem Kopf geschlagen und gehst schlafen.“ „Wer hat gesagt, dass ich sie mir aus dem Kopf geschlagen habe?“, zwinkerte sie Luna zu und zog ihre Decke weit ins Gesicht. „Warum legst du dich dann ins Bett?“ „Psss jetzt.“ Wenige Sekunden später klopfte es auch schon leise an der Zimmertür und die Tür wurde einen Spalt geöffnet. „Usagi?“, flüsterte Ikuko leise. „Ja?“, krächzte diese extra, murmelte in ihre Bettdecke hinein und tat so, als hätte ihre Mutter sie geweckt. „Ich wollte dich nicht wecken. Ich wollte nur kurz nach dir sehen, bevor ich ins Bett gehe, „Schlaf schnell wieder ein.“ „Ist gut Mama.“ Die Zimmertür wurde wieder geschlossen und Usagi wartete einige Minuten, bevor sie kichernd die Bettdecke beiseite schlug. Das hatte doch prima geklappt. Ihre Mutter dachte, sie liege schlafend in ihrem Zimmer und würde nie auf die Idee kommen, dass sie gleich auf eine Party gehen würde. Geschwind tippelte sie zu ihrer Zimmertür und drehte den Schlüssel im Schloss herum. Nicht, dass doch noch jemand in ihr Zimmer sah, wenn sie fort war. Dass sie nachts ihr Zimmer abschloss, war ja nichts Neues mehr für ihre Familie. Sie wusste zwar immer noch nicht warum, aber das war gerade erst mal zweitrangig. Sie drückte auf den Schalter neben der Tür und machte ihr Zimmerlicht wieder an. „Usagi. Du solltest dich wirklich nicht einfach herausschleichen.“ „Luna nun sei doch nicht so eine Spaßbremse. Was soll schon passieren.“ Zunge herausstreckend zog sie sich ihren Bademantel aus und stand nun fertig angezogen, in ihrer Hotpants und Bluse, vor Luna. Sie zwinkerte ihr zu, warf den Bademantel auf den Boden und griff unter ihr Bett. „So willst du raus?“ „Entweder bist du jetzt ruhig oder verschwindest aus meinem Zimmer“, zischte Usagi und zog eine kleine Umhängetasche und ein paar schwarze Pumps unter ihrem Bett heraus, „Und nein. So will ich nicht heraus. Ich bin ja noch gar nicht fertig.“ Flink entfernte sie die Spangen aus ihren Haaren und ließ sie über ihre Schulter fallen. Luna hatte sich grummelnd auf ihr Bett gesetzt und beobachtete sie nun, wie sie ihre Haare durchkämmte, nur um sie danach in einen Dutt zusammenzustecken. Eilig schminkte sie sich noch und betrachtete sich, als sie damit fertig war, zufrieden im Spiegel. Nun sah sie wirklich nicht mehr wie ein Schulmädchen aus. Ohne Luna noch einen Blick zu würdigen, schaltete sie ihr Licht aus, nahm sich ihre Tasche und die Schuhe und lief herüber zum Fenster. Schnell war es geöffnet und die Schuhe aus dem Fenster geworfen. „Usagi.“ Doch, ohne sich herumzudrehen, kletterte sie auf die Fensterbank. Sie war hier schon sooft heruntergeklettert, dass es nun kein Problem für sie war, unbemerkt aus dem Haus zu verschwinden. Sollte Luna doch meckern. Es war ihr egal. Unten angekommen zog sie sich ihre Schuhe an und lief davon.     Kurze Zeit später erreichte sie den neuen Club und entdeckte auch gleich Yukiko und Takuya zwischen einen Pulk, die ebenfalls warteten, dass sie hereinkamen. Freudig lief sie auf die beiden zu. „Hey ihr Zwei.“ Mit großen Augen wurde sie von den beiden gemustert. „Wow Usagi. Ich hätte dich beinahe nicht wiedererkannt. Gut siehst du aus“, staunte Yukiko. Verlegen kratzte sich Usagi an ihren Kopf. „Ähm danke. Ihr seht aber auch super aus. Ich denke, so wird niemand denken, dass wir noch zur Schule gehen“, lachte sie und die beiden nickten. Die Drei steuerten den Eingang an und betraten den Club. Der nächste Schwung war zum Glück schon durch und so mussten sie nicht lange in der Schlange stehen. Nachdem sie sich etwas in dem Club umgesehen hatten, schlug Yukiko vor, sich erst mal etwa zu trinken zu besorgen. Zögerlich folgte Usagi den beiden zu einer kleinen Bar. Es war ja eine Sache sich herauszuschleichen, aber dazu noch Alkohol zu trinken, wusste sie nicht so recht, ob das richtig war. Doch bevor sie weiter darüber nachdenken konnte, hatte ihr Yukiko schon ein Glas in die Hand gedrückt. „Auf einen schönen Abend“, hielt Yukiko ihr Glas in die Höhe. Schulterzuckend stieß Usagi mit den beiden an, und betrachtete danach ihr Glas. Jetzt war sie schon hier, was war eigentlich dabei es mal zu probieren. Vorsichtig nippte sie an dem Getränk und zu ihrer Überraschung schmeckte es ziemlich lecker und gar nicht nach Alkohol. Bestimmt war gar nicht viel darin. Lächeln nahm sie einen größeren Schluck. „Langsam Usagi. Das haut echt rein“, lachte Yukiko und hake sich bei ihr unter, „Na los. Lasst uns tanzen.“   Ausgelassen tanzte Usagi auf der Tanzfläche, als sie bemerkte, dass Yukiko und Takuya gar nicht mehr neben ihr standen. Verwundert wanderte ihr Blick durch den vollen Club, bis sie die beiden schließlich fand. Sie saßen knutschend nicht weit von ihr auf einer Art Sofa. Schmunzelnd verließ sie die Tanzfläche und steuerte die Bar an. Endlich hatten die beides es anscheinend kapiert und sie musste nicht mal nachhelfen. Zielstrebig drückte sie sich an den Tanzenden vorbei. Etwas schummerig war ihr ja schon. Dabei hatte sie gar nicht so viele von diesen Cocktails getrunken. Wobei, so genau wusste sie es selbst nicht mehr, aber ein Letzter würde mit Sicherheit nicht schaden, kicherte sie und stellte sich an die Bar. Sie wollte gerade den Barkeeper heranwinken, als ihr ein bekannter Blondschopf neben ihr auffiel. Er hatte sie anscheinend in dem gleichen Moment bemerkt und sah sie mit großen Augen an. „U-Usagi? Was machst du denn hier?“, rief er ihr zu. Und dann bahnte sich langsam aber sicher eine Erkenntnis in ihr benebeltes Bewusstsein. Wenn Motoki hier war, dann hieß es, dass Mamoru vermutlich auch nicht weit weg war. Und fast im gleichen Moment stellte sich jemand neben Motoki und folgte seinem verwirrten Gesichtsausdruck. Usagi blickte in blaue Augen und erstarrte. Da stand Mamoru und fixierte sie. „Usako?“ Kapitel 10: Kapitel 9 --------------------- Mamoru starrte sie mit großen Augen an und konnte offensichtlich nicht glauben, sie hier zusehen. Was natürlich kein Wunder war. Sie hatte Hausarrest und ihm noch vor wenigen Stunden geschrieben, dass sie nun schlafen gehen würde. Aber, warum hatte er denn mit keinem Wort erwähnt, dass er hier her gehen würde? „Was machst du hier?“ „Mamo-chan … Ich, also, naja … lange Geschichte. Aber, was machst du hier? Wobei eigentlich auch egal. Wenn wir beide schon mal hier sind, können wir doch auch ein wenig feiern.“ Kichernd wollte sie einen Schritt auf ihn zu machen. Doch das hatte sie ohne die Rechnung der Cocktails gemacht und torkelte jetzt viel mehr, als dass sie einen geraden Schritt machen konnte. „Bist du betrunken?“ Doch, bevor sie Mamoru antworten konnte, stellte sich Yukiko plötzlich neben sie und tippte ihr gegen die Schulter. „Wir suchen dich schon überall. Kommst du wieder tanzen?“ Verwundert, warum Usagi gar nicht antwortete, folgte sie ihren Blick und ging dann einen Schritt von Usagi weg. „Oops. Das gibt wohl ärger.“ Da Mamoru Yukiko mit einem bösen Blick bedachte, beugte sich diese schnell an Usagis Ohr. „Wir sehen uns Montag in der Schule.“ Usagi nickte ihr zu und so verschwand Yukiko wieder in der tanzenden Menschenmasse. „Usagi?“ „Es waren nur ein paar Cocktails mehr nicht … Ach, hallo Motoki.“ Kichernd winkte sie Motoki zu, wollte zu ihm, um ihn zu begrüßen, doch ihr wurde ganz plötzlich so furchtbar schwindelig. Wackelnd suchte sie irgendetwas zum Festhalten. Da sie auf die Schnelle aber nichts fand, machte sie in ihren Gedanken schon mal Bekanntschaft mit dem Boden, als sie plötzlich eine Hand an ihrem Arm spürte. „Komm, wir gehen … und draußen erzählst du mir mal, was du hier machst.“ Mamoru zog sie an sich und führte sie durch die Menge nach draußen. Sofort, als sie den Club verlassen hatten, sog Usagi die frische Luft in sich auf. Das allerdings hätte sie vielleicht lieber bleiben lassen, denn es machte es nicht besser, sondern schlimmer. Sie hatte das Gefühl, der Boden würde unter ihren Füßen weggezogen werden. Bittend sah sie Mamoru in die Augen, der sie immer noch an ihrem Arm festhielt, und deutete an, dass sie sich hinsetzen wollte. Langsam lockerte er seinen Griff und so setzte sie sich auf den Bordstein. Usagi konnte im Augenwinkel sehen, wie er sich mit seinen Händen durch die Haare fuhr und sich dann seufzend neben sie auf den Boden setzte. „Was machst du hier? Ich dachte, du hast Hausarrest?“ Schuldbewusst senkte sie ihren Kopf und zog ihre Beine eng an ihren Körper. „Hab ich auch …“ „Du bist also abgehauen?“ Kurz sah sie Mamoru an, nickte und legte dann ihren Kopf auf ihre Knie. Sie wollte gar nicht sehen, wie er sie jetzt ansah. Sie konnte es sich auch so gut genug vorstellen. „Ich bin aus dem Fenster geklettert“, ergänzte sie noch schnell, als Übelkeit in ihr aufstieg. Sie konnte gar nicht genau sagen, ob es der Alkohol war oder die Erkenntnis Mamoru enttäuscht zu haben. „Du bist jetzt bestimmt böse auf mich … Ich sollte einfach nach Hause gehen.“ Langsam versuchte sie aufzustehen, doch es wollte ihr nicht gelingen und so blieb stattdessen einfach sitzen. „Ich bin nicht böse … nur naja erstaunt, dass du so etwas machst … Komm. Wir gehen zu mir und ich mach dir erst mal einen Kaffee. So kannst du nicht nach Hause.“ Mit einem Satz stand Mamoru auf und hielt ihr seine Hand entgegen. Lächelnd sah sie nun zu ihm herauf, legte ihre Hand in seine und ließ sich von ihm hochziehen. „Ich mag aber keinen Kaffee.“ „Da musst du nun durch. So bekomme ich dich ja nicht wieder in dein Zimmer herauf, bevor deine Eltern wach werden.“ Mit großen Augen sah sie ihn an. „Du willst mir helfen?“ Lächelnd legte Mamoru seinen Arm um sie herum und zog sie eng an sich. „Jeder macht mal einen Fehler. Außerdem könnte ich es nicht ertragen, wenn du noch länger Hausarrest bekommst und ich dich nicht sehen kann. Also ganz uneigennützig ist das nicht.“ Lächelnd drückte sie ihren Kopf gegen seine Brust und lief mit ihm die Straße herunter. „Sag mal, was hast du eigentlich in dem Club gemacht? Ich dachte, du magst so etwas nicht.“ „Motoki hat mich mitgeschleppt. Er hatte Stress mit Reika und brauchte einen Männerabend.“ „Ach, deshalb.“   Kurze Zeit später betraten die beiden Mamorus Wohnung und Usagi versuchte ihre Schuhe auszuziehen. Die letzten Cocktails hatten sich aber, wie es den Anschein machte, wohl auf den Weg in ihre Blutbahn gemacht und stiegen ihr nun zu Kopf. Nicht mehr in der Lage geradezustehen, klammerte sie sich an Mamoru fest und versuchte aus den Schuhen zu kommen. Schnell half Mamoru ihr daher und bugsierte sie danach auf sein Sofa. „Warte. Ich mach dir einen Kaffee, du Schnapsdrossel.“ „Haha. Ich trink nie wieder etwas“, stöhnte sie und ließ sich längst auf das Sofa fallen. Sie wusste nicht, wie lange er in der Küche verschwunden war, aber grinsend stellte Mamoru nun eine dampfende Tasse Kaffee sowie ein Glas Wasser vor sie auf den Couchtisch. „Trink erst mal etwas Wasser.“ Langsam richtete sich Usagi wieder auf und nahm sich das Glas zur Hand. „Danke“, flüsterte sie leise und trank einen großen Schluck von dem kalten Wasser. Verwundert stellte sie es nun aber zurück auf den Tisch und neigte ihren Kopf zur Seite. Warum sah sie Mamoru denn so seltsam an? „Was ist?“ „Nichts … es ist nur … Die Männer standen bestimmt Schlange bei dir heute …“ Grinsend rutschte Usagi etwas näher zu Mamoru herüber. „Ist da etwa jemand eifersüchtig?“ „Und, wenn es so wäre?“ Auch Mamoru rutschte noch etwas zu ihr und nahm ihr Gesicht in seine Hände. „Du weißt doch, dass ich nur Augen für dich habe“, flüsterte sie ihm zu und krallte ihre Finger in sein Shirt. „Das will ich auch hoffen“ zwinkerte er ihr zu und legte dann seine Lippen auf ihre. Sofort versanken die beiden in einem leidenschaftlichen Kuss, der schnell fordernder wurde. Leise stöhnte Usagi in den Kuss hinein und eine Hitzewelle durchfuhr ihren Körper. Ohne den Kuss zu unterbrechen, setzte sie sich schwungvoll auf seinen Schoss. Sie hatte dieses blöde Warten satt. Sie wollte ihn jetzt und hier. Sie begann seinen Hals zu küssen und ihre Hände wanderten unter sein Shirt. „Usako … Was …“, raunte er und nahm ihr Gesicht wieder in ihre Hände, damit sie ihn ansah. Usagi legte ihren Zeigefinger auf seine Lippen und zwinkerte ihm verführerisch zu. „Tschh.“ Sofort begann sie ihn wieder zu küssen. Ihre Hände wanderten dabei herunter zu seiner Hose und öffneten seinen Gürtel. „Usako … Nicht …“, murmelte er in den Kuss hinein und legte seine Hände auf ihre Hüften. Langsam schob Usagi ihre Hand jedoch in seine Hose und abrupt richtete sich Mamoru auf. Bestimmend schob er sie von seinem Schoss zurück auf das Sofa. Verwirrt starrte Usagi ihn daraufhin an. Was hatte er denn nun? Sie spürte doch genau, dass er es genau so wollte, wie sie. „Was ist los?“ Seufzend fuhr sich Mamoru durch seine Haare und nahm dann ihre Hände in seine. „Wir sollten das nicht tun. Du bist betrunken.“ „Ja und?“ Fordernd rutschte sie wieder zu ihm herüber und wollte ihn küssen, doch er schob sie sofort von sich weg. „Usako. Wir sollten nichts machen, was du nachher morgen bereuen könntest. Du bist betrunken und weißt nicht, was du tust.“ Tief sah sie ihm in die Augen. „Ich werde nichts bereuen. Ich liebe dich und ich habe das Warten satt. Liebst du mich etwa nicht?“ „Darum geht es doch nicht. Natürlich liebe ich dich, mehr als alles andere. Und genau deshalb sollten wir das heute nicht tun. Ich finde es nicht richtig, wenn wir das erste Mal miteinander schlafen und du betrunken bist. Ich würde mir vorkommen, als würde ich dich ausnutzen. Was ist, wenn du morgen nicht mal mehr etwas davon weißt?“ Usagi krallte ihre Finger in sein Shirt und zog sich an ihn. „Aber ich sage dir doch, dass es okay ist.“ Sie begann wieder seinen Hals zu küssen, doch Mamoru schob sie wieder etwas von sich weg. „Usako bitte … Hör auf. Es ist der falsche Moment … Komm trink deinen Kaffee und dann bring ich dich nach Hause.“ Wütend sprang Usagi auf ein Mal auf und ballte ihre Hände zu Fäusten. „Ist es wegen dieser Tussi aus dem Crown? Hast du was mit der und willst mich deshalb nicht?“ Entgeistert stand nun auch Mamoru auf und sah sie mit großen Augen an. „Was? Nein. Wie kommst du denn auf so etwas? Das ist doch Blödsinn.“ „Blödsinn ja? Ihr saht doch sehr vertraut im Crown aus. Es muss ja einen Grund geben, wenn du mich nicht willst.“ Mamoru versuchte nach ihren Händen zu greifen, doch sie schlug seine Hände weg und lief herüber ins Schlafzimmer. Sofort steuerte sie sein Bett an und begann, wie wild, die Sachen herunter zu schmeißen. „Was machst du denn da?“ Doch sie antwortete ihm nicht und schmiss weiterhin die Kissen und Decken vom Bett herunter. Nachdem sie auch das Bettlaken heruntergerissen hatte, sprang sie von Bett herunter und steuerte seinen Schrank an. Schwungvoll öffnete sie die Türen und durchwühlte seine Klamotten. „Sie hat bestimmt mal irgendetwas hier vergessen.“ Mamoru legte seine Hand auf ihre Schulter und drehte sie somit zu sich. „Hör auf. Ich hab mit keiner anderen Frau etwas. Was ist denn mit dir los?“ Böse funkelte sie ihn an, zog ihre Augenbrauen zusammen und schlug seine Hand von ihrer Schulter. „Dann hast du ja nichts dagegen, wenn ich mich noch ein wenig umsehe.“ Sie schubste ihn von sich weg und verließ mit schnellen Schritten das Schlafzimmer. Wütend schmiss sie einige Sachen, auf dem Weg ins Badezimmer, durch die Gegend und schimpfte lauthals, als sie dieses betrat. „Bestimmt hat sie irgendwas im Bad vergessen. Das machen solche Frauen doch immer.“ Sofort begann sie den Spiegelschrank zu durchsuchen und warf dabei alles auf den Boden. „Hey Usagi. Hör jetzt auf. Hier ist keine andere Frau.“ Usagi hielt kurz inne und stützte sich mit ihren Händen am Waschbecken ab. Leise drang Mamorus Stimme zwar zu ihr durch, aber sie konnte nicht anders. Sie hatte so eine Wut in ihr drinnen, die einfach heraus musste. Sie versuchte sich dagegen zu wehren, aber mehr und mehr gewann der Zorn die überhand. Zitternd ballte sie ihre Hände zu Fäusten und drehte sich auf ihren Absatz herum. „Du lügst!“, schrie sie, lief aus dem Badezimmer heraus und rannte in die kleine Küche. Mamoru eilte ihr sofort hinterher und stand nun auf der Türschwelle. „Usako. Hey. Glaub mir doch. Ich liebe nur dich. Ich würde nie etwas mit einer anderen anfangen.“ Usagi drückte sich ihre Hände gegen ihre Schläfen und schüttelte den Kopf. Sie sah, wie Mamoru langsam einen Schritt nach dem anderen auf sie zu kam. „Bleib stehen! Komm mir ja nicht zu nah, du Betrüger!“ Wutentbrannt griff sie nach einiges Gläsern, die in der Spüle standen, und warf sie vor sich auf den Boden. Laut scheppernd zersplittern sie sofort, als sie den Boden berührt hatten. Sie wollte sich geraden einen großen Teller schnappen, als sie plötzlich zwei Arme spürte, die sich um ihren Oberkörper legten und sie ganz fest drückten. Sie versuchte sich aus dem Griff zu lösen, doch sie hatte keine Chance. Mamoru hielt sie zu fest. Wild begann sie auf Mamoru einzuschlagen, aber auch das brachte nichts. Mamoru hielt sie einfach nur fest in seinen Armen und flüsterte ihr beruhigend etwas ins Ohr. Sie wusste nicht, wie lange sie dort schon standen, aber allmählich begann sie sich zu beruhigen und Tränen sammelten sich in ihren Augen. Sie krallte sich in seinem Shirt fest und presste ihr Gesicht gegen seine Brust. „Es … es tut mir leid …“, schniefte sie laut und die Tränen kullerten ihr dabei über ihre Wangen und durchnässten sein Shirt. Sie merkte, wie ihre Beine nachgaben und sie dadurch zusammensackte. Hätte Mamoru sie nicht festgehalten, wäre sie mitten in den Scherbenhaufen gefallen. Langsam löste er die Umarmung, aber nur, um einen Arm in ihre Kniekehlen zu legen und sie vorsichtig hochzuheben. Noch immer liefen ihr die Tränen über das Gesicht, sprach aber kein Wort mehr. Aber auch Mamoru sagte nichts und setzte sie stattdessen tonlos auf das Sofa. Schnell griff er nach dem Glas Wasser und hielt es hier entgegen. „Danke“, flüsterte Usagi und nahm das Glas in die Hand. „Und jetzt will ich wissen, was wirklich los ist.“ Usagi nippte an dem Wasser und drehte danach das Glas in ihren Händen hin und her. Seufzend stellte sie es zurück auf den Tisch und sah Mamoru tief in die Augen. „Okay.“ Er nickte ihr zu und deutete ihr damit an, dass sie anfangen konnte. Tief atmete sie noch mal ein und schloss dann ihre Augen. Langsam rutschten ihre Hände zu ihrer Bluse. Sie wollte sie gerade ausziehen, als Mamoru sie stoppte. „Usagi. Bitte.“ „Es ist nicht das, was du jetzt denkt. Ich muss dir etwas zeigen.“ Skeptisch runzelte er seine Stirn. „Okay.“ Schief lächelte Usagi und so zog sich die Bluse über ihren Kopf. „Aber … was … Usagi, was ist das?“ „Ich weiß es nicht … Aber es wird immer größer.“ Schnell rutschte Mamoru zu ihr herüber und strich mit seinem Finger über die verfärbte Haut. „Wie lange hast du das schon? Erzähl ganz genau, was passiert ist.“ Usagi zog sich ihre Bluse wieder über und begann Mamoru alles haargenau zu erzählen. Angefangen bei dem Tag, als sie ständig das Gefühl hatte, von einem eisigen Windhauch umgeben zu sein und sich beobachtet fühlte, über ihren Zorn und endete mit ihrem letzten Wutausbruch gerade eben. „Ich kann dann einfach nicht mehr aufhören. Es ist fast … Ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll. Ich bin in dem Moment immer noch ich, aber irgendwie auch wieder nicht … Mamoru … Ich glaube, irgendetwas hat Besitz von mir ergriffen. Es … es verändert mich. Ich fühle es. Und ich kann gar nichts dagegen machen.“ Schluchzend krallte sie ihre Finger in den Stoff der Couch. Dicke Tränen kullerten ihr wieder die Wangen herunter und schnell senkte sie ihren Kopf. Mamoru zog sie sofort in seine Arme und drückte sich eng an sie. „Wir werden zusammen herausfinden, was das zu bedeuten hat. Und, wie du es wieder los wirst.“ Kapitel 11: Kapitel 10 ---------------------- Fest hielt er sie in seinen Armen und strich ihr beruhigend mit seiner Hand über den Rücken. Schon seit einer Weile waren ihre Tränen zwar getrocknet, doch saßen sie immer noch unverändert an Ort und Stelle und keiner der beiden konnte ein Wort sprechen. Außer seinem Versprechen, dass sie das zusammen schaffen würden, brachte Mamoru nichts mehr heraus. Zu tief saß der Schock und zugleich die Angst, was noch vor ihnen liegen würde, denn er hatte absolut keine Ahnung, womit sie es zu tun hatten. Er sollte ihr irgendetwas Aufmunterndes sagen, sie versuchen aufzubauen. Aber er wusste nicht wie. Schwer schluckte er. Er hatte ja schon bemerkt, dass mit ihr etwas nicht stimmte. Aber er dachte einfach nur, sie hatte irgendwelche irdischen Probleme, über die sie nicht reden wollte, aber nicht so etwas. „Mamo-chan …“ Ein leises Wimmern ließ ihn aufhorchen und vorsichtig blickte er in Usagis Gesicht. „Ich habe Angst.“ „Ich auch“, flüsterte er ebenfalls leise. Usagi senkte ihren Blick und wandte sich etwas von ihm ab. „Was ist, wenn man es nicht los werden kann. Was ist, wenn es mich komplett verändert?“ Sofort nahm Mamoru ihr Gesicht in beide Hände und blickte ihr tief in die Augen. „Sag so etwas nicht. Wir werden das, was auch immer es ist, wieder aus dir herausholen.“ Sanft küsste er ihre Stirn und drückte sie dann wieder an sich. Sie mussten herausfinden, mit was sie es zu tun hatten und es aus ihr herausholen. Sie mussten es einfach schaffen. „Wir müssen es den anderen sagen.“ Zaghaft nickte Usagi zu stimmend, doch abrupt löste sie sich von Mamoru. „Dazu darf ich aber nicht noch weiteren Hausarrest bekommen. Ich muss nach Hause!“ Panisch sprang sie vom Sofa auf, doch war das anscheinend etwas zu schnell. Wackelnd ließ sie sich zurück auf das Sofa fallen. „Trink erst mal deinen Kaffee.“ Usagi nahm sich die Tasse und nippte vorsichtig an dem Kaffee. Augenblicklich verzog sich ihr Gesicht und hielt die Tasse von sich weg. „Das ist ja ekelhaft.“ Mamoru konnte sich ein leises Lachen nicht verkneifen, nahm ihr die Tasse aus der Hand und stellte sie zurück auf den Tisch. „Trink einfach noch etwas Wasser.“ Nickend griff Usagi nach dem Glas und nahm einen großen Schluck davon. Ihr Blick wanderte dabei durch das Wohnzimmer. „Tut mir leid, dass ich dir deine Wohnung verwüstet habe.“ Schuldbewusst senkte sie ihren Blick und knetete ihre Hände ineinander. Sofort zog Mamoru sie zu sich und strich ihr mit seinen Fingern über die Wange. „Alles gut. Mach dir darum mal keine Sorge.“ „Soll ich dir schnell beim Aufräumen helfen?“ Mamoru schüttelte seinen Kopf, stand vom Sofa auf und hielt Usagi seine Hand entgegen. „Ich mach das schon. Lass uns lieber zu sehen, dass du nach Hause kommst.“ Nickend legte Usagi ihre Hand in seine und ließ sich vom Sofa hochziehen.   Kurze Zeit später kletterte Usagi, gefolgt von Mamoru leise in ihr Zimmer. Sofort sprang Luna auf und sah die beiden mit großen Augen an. „Da bist du ja … Oh, Mamoru?“ „Luna.“ Schnell lief sie auf Luna zu, schlang ihre Arme um ihre kleine Freundin und drückte sie ganz fest an sich. „Was hast du denn jetzt?“ Skeptisch sah Luna sie an. Sie konnte es ihr nicht verübeln, war sie doch sehr gemein die letzte Zeit zu ihr gewesen. „Luna ich muss mit dir sprechen.“     Ein leises Klopfen an der Tür ließ Usagi müde ihre Augen öffnen. „Usagi alles in Ordnung bei dir? Du bist nicht zum Frühstücken gekommen.“ Zerknirscht schlug sie die Bettdecke beiseite, rutschte mit den Beinen über die Bettkante und schlurfte zu ihrer Tür. Lange hatte sie noch mit Luna gesprochen und ihr alles, wie sie es auch bei Mamoru getan hatte, erzählt. Die Sonne war längst aufgegangen, als sie endlich Schlaf gefunden hatte. Dementsprechend müde war sie nun. Stöhnend rieb sie sich über ihre Stirn. Diese unerträglichen Kopfschmerzen machten das Ganze auch nicht besser. „Verdammte Cocktails“, murmelte sie leise. Langsam drehte sie den Schlüssel im Schloss herum und öffnete die Tür. Sofort verzog ihre Mutter ihr Gesicht und musterte sie von oben bis unten. „Kind, du siehst ja furchtbar aus. Geht es dir schlechter?“ Ikuko legte ihre Hand auf Usagis Stirn. „Fieber scheinst du nicht zu haben. Am Besten du legst dich noch etwas ins Bett. Schließe aber nicht ab, damit hereinkommen kann, wenn etwas ist. Ich sage dir bescheid, wenn das Mittagessen fertig ist.“ „Ist gut.“ Ikuko lächelte ihr noch kurz zu, drehte sich um und lief in Richtung Treppe. Schnell schloss Usagi ihre Tür und ging zurück zu ihrem Bett. Ihr Blick wanderte dabei durch das Zimmer. Wo war denn Luna? Verwundert setzte sie sich auf die Bettkante und dann viel es ihr wieder ein. Sie wollte ja zusammen mit Mamoru den anderen erzählen, was sie ihnen gesagt hatte. Sie selber konnte ja nicht heraus. Eigentlich war es ihr in diesem Fall sogar ganz recht. Sie hatte keine Lust das alles schon wieder durchzukauen. Nachdenklich strich sie auf der Höhe ihres Herzen mit ihrer Hand über ihre Brust. Was war das bloß und wie war es in ihren Körper gekommen? Und die wichtigste Frage, wie wurde sie es wieder los? Seufzend ließ sie sich rücklings auf ihr Bett fallen. Nachdenklich starrte sie gegen die Decke und versuchte ihre Gedanken zu sortieren. Doch so recht wollte es nicht klappen, zu sehr pochte ihr Kopf und die Müdigkeit schien sie auch zu überrollen. Vermutlich war es besser, sie schlief einfach noch etwas. Kaum hatte sie diesen Entschluss gefasst, klappten ihr auch schon die Augen zu und sie fiel in einen unruhigen Schlaf.   „Usagi … Wach auf … Komm zu mir …“ Blinzelnd öffnete Usagi ihre Lider. Wo war sie? Alles um sie herum war finster und kalt. Sie konnte kaum ihre eigene Hand vor Augen sehen. Vorsichtig tastete sie um sich. Sie war nicht mehr in ihrem Bett, sondern lag anscheinend irgendwo auf einem kalten Steinboden. Wie war sie nur hier hergekommen? Langsam richtete sie sich auf, stellte ihre Füße auf den Boden und bemerkte dadurch erst, dass sie barfuß war. Warum war sie denn barfuß? Ein Blick an ihr herunter verriet ihr aber, dass sie immer noch ihren Pyjama trug. Träumte sie etwa? Zaghaft stand sie auf und versuchte, sich umzusehen. „Komm zu mir …“, flüsterte plötzlich eine Stimme, doch Usagi hatte keine Ahnung, wo die Stimme herkam. Zitternd umschlang sie mit ihren Armen ihren Oberkörper. Es war so kalt hier. Langsam lief sie einen Schritt nach den anderen vorwärts. Für einen Traum fühlte sich das alles viel zu real an. Aber wie war sie hier hergekommen? „Hallo?“, rief sie mit brüchiger Stimme und versuchte sich irgendwie zu orientieren. Doch keine Chance, die Finsternis beherrschte diesen Ort. Hier gab es nichts außer Dunkelheit. Sie setzte einen Fuß vor den anderen und ging einfach weiter. Ob sie überhaupt in die richtige Richtung lief, oder sie nur im Kreis herumirrte, konnte sie nicht sagen. „Komm her …“, wisperte es um sie herum und Usagi begann in die Richtung der Stimme zu laufen. „Wer bist du?“, rief sie laut. „Ich bin du." Usagi versuchte irgendetwas zu erkennen, irgendetwas, woher die Stimme kam. Aber sie fand einfach nichts. „Wo bist du?“ „Ich bin hier und doch überall.“ Nun wurde Usagi langsam sauer. Was sollte das? Sie hatte keine Lust auf Rätsel Spiele. „Sag mir sofort wer du bist, und was das hier soll.“ „Dreh dich um.“ Usagi atmete tief ein und drehte sich dann ganz langsam herum. Doch außer der Dunkelheit war nichts zusehen. Sie wollte gerade etwas sagen, als ganz plötzlich ein riesiger Spiegel, nicht weit von ihr weg, wie aus dem Nichts auftauchte. „Aber …“ Wo kam der denn so plötzlich her? Mit pochendem Herzen betrachtete sie den Spiegel. Was hatte das alles nur zu bedeuten? Was sollte das Ganze hier und wie war sie hier hergekommen? Doch wenn sie eine Antwort darauf wollte, blieb ihr wohl nichts anderes übrig als zu diesem Spiegel zu laufen. Sie nahm all ihren Mut zusammen und ging Schritt für Schritt auf den Spiegel zu. Irgendetwas war hier bei ihr. Die Frage war nur, was? Die Antwort fand sie hoffentlich in diesem Spiegel. „Könntest du nur ahnen, was mit dir passiert“, kicherte diese Stimme wieder und Usagi musste schwer schlucken. „Was passiert denn mit mir?“ Sie versuchte irgendetwas zu erkennen, aber keine Chance. Nur noch wenige Schritte und sie würde den Spiegel erreichen. Wieder ertönte dieses Kichern und Usagi lief es eiskalt den Rücken herunter. „Keine Angst“, sprach sie sich selber Mut zu und machte den letzten Schritt auf den Spiegel zu. Er hatte einen goldenen Rahmen und war genau so groß wie sie. Langsam beugte sie sich vor und sah hinein, aber außer ihrem eigenen Spiegelbild konnte sie nichts erkennen. Stutzig betrachtete sie ihr Spiegelbild, irgendetwas war anders. Ihr Blick sah so leer und kalt aus. Sie war sich selbst ganz fremd. War sie das? Zitternd hob sie ihre Hand und legte sie auf das Spiegelglas. Etwas war seltsam. Warum bewegte sich der Arm im Spiegel denn nicht mit? „Was …“, rief sie erschrocken aus und nahm die Hand wieder herunter. Ihr Spiegelbild begann ihr zu zu grinsen, dabei wusste sie genau, dass sie gerade alles andere tat, als zu grinsen. Entsetzt ging sie einen Schritt zurück und blickte fassungslos in den Spiegel. Ihr Spiegel-Ich trug plötzlich ein langes schwarzes Kleid. Schnell sah sie an sich selbst herunter. Ihr Pyjama war verschwunden und stattdessen stand sie hier nun in einem langen weißen Kleid. „Aber …“, flüsterte sie leise und sah wieder zum Spiegel.. „Es gäbe keine Schatten … ohne Licht … So lange habe ich nach dir gesucht … “, flüsterte wieder diese Stimme, doch diesmal erkannte Usagi sofort, wo sie herkam. Ihr Spiegel-Ich sprach zu ihr, hob ihren Arm und die Spiegelhand begann aus dem Spiegel herauszukommen. „Komm zu mir.“ Usagi ging noch einen weiteren Schritt zurück und schüttelte vehement ihren Kopf. „Bist du etwa der Schatten und ich das Licht?“ „Ich bin du.“ Die Spiegel- Usagi begann mit ihrer Fingern aus dem Spiegel heraus zu winken und versuchte sie heranzulocken. „Komm her.“ „Niemals. Ich bin nicht du.“ Die Spiegel- Usagi begann laut aufzulachen und nahm die Hand zurück. „Du merkst es doch selber. Ich komm immer mehr zum Vorschein und es gefällt dir.“ In Usagis Augen sammelten sich Tränen und wieder schüttelte sie ihren Kopf. „Nein …“, flüsterte sie leise und starrte einfach nur in den Spiegel. Ihr Spiegel-Ich zeigte mit dem Finger auf die Höhe ihres Herzens und legte dann ihre Hand auf die Brust. „Du spürst es … Dein Herz … Es schlägt in einem anderen Takt …“ Mit weit aufgerissen Augen sah Usagi an sich herunter und legte ihre Hand auf ihre Brust. Laut pochend schlug ihr Herz unter ihrer Hand. Sie schloss ihre Augen, lauschte dem Klopfen und hatte beinahe das Gefühl, dass sie das Rauschen ihres Blutes hörte, wie es durch ihre Adern gepumpt wurde. Eine einzelne Träne kullerte ihr über die Wange und langsam öffnete sie wieder ihre Augen. Es stimmte. Es war nicht ihr Herz, nicht mehr. „Sieh es ein, du bist ich.“ „Nicht, wenn ich es noch verhindern kann.“ Usagi blickte wieder auf, drehte sich auf ihrem Absatz herum und lief los. Sie musste von hier weg. Lautes Lachen ertönte, doch Usagi lief einfach unbeirrt weiter. Wie lange sie nun hier schon durch die Finsternis irrte, wusste sie nicht. Sie lief einfach immer weiter. Ihre Beine wurden immer schwerer und ihr ganzer Körper brauchte dringend eine Pause. Mit Tränen verschmiertem Gesicht blickte sie sich um. Wie kam sie hier nur wieder heraus? Sie blieb stehen, wischte sich trotzig die Tränen aus dem Gesicht und ballte ihre Hände zu Fäusten. Kampflos gab sie ihr Herz nicht auf, soviel stand fest. Sie wollte gerade weiter laufen, als plötzlich der Spiegel vor ihr auftauchte. Sofort drehte sich Usagi um, um in die andere Richtung zu laufen, doch auch hier tauchte ein Spiegel auf. Usagi drehte sich im Kreis und immer mehr Spiegel erschienen und kreisten sie ein. Sie hatte keine Chance mehr zu entkommen, sie war umzingelt. Aus jedem einzelnen Spiegel blickte eine Usagi heraus und grinste sie schief an. „Es wird Zeit“, sprachen die Spiegel- Usagis gemeinsam. Was sollte sie jetzt nur machen? Sie durfte jetzt nicht aufgeben. Wütend lief sie auf einen der Spiegel zu, holte mit ihrer Hand, die zu einer Faust geballt war, aus und schlug mit aller Kraft gegen das Glas. Ein lauter Knack ertönte und tiefe Risse zierten nun den Spiegel. Augenblicklich zog ein brennender Schmerz durch Usagis Hand und schnell betrachtete sie diese. Blut tropfte auf dem Boden und Usagi entdeckte einen Schnitt an ihrem Zeigefinger. „Das hat doch Spaß gemacht. Gib dich diesem Zorn hin. Es wird ohnehin geschehen.“ Die Spiegel- Usagis lachten und streckte ihre Hände aus den Spiegeln. „Lass es geschehen.“ Kopfschüttelnd presste Usagi ihre Hände auf ihre Ohren und sackte in sich zusammen. „Nein“, flüsterte sie und kauerte auf dem Boden. Mit den Händen auf die Ohren gepresst, wippte sie in der Hocke hin und her. Sie kniff ihre Augen zusammen und murmelte immer wieder nein, bis sie auf einmal eine Hand auf ihrer Schulter spürte.   „Nein“; schrie sie und riss ihre Augen wieder auf. Doch sofort schloss sie sie wieder, da sie ein grelles Licht blendete. „Usagi?“, eine sanfte Stimme sprach zu ihr und so öffnete sie wieder ihre Lider. Verschwommen erkannte sie die Umrisse ihrer Mutter. „Was“, flüstere sie leise und blickte sich um. „Du hattest wohl einen Albtraum. Aber jetzt bist du ja wieder wach.“ Ihre Mutter lächelte sie an und setzte sich zu ihr auf die Bettkante „Albtraum …“, murmelte Usagi und atmete tief ein. „Das Essen ist fertig.“ Nickend blickte Usagi zu ihrer Mutter und richtete sich langsam auf, „Ich komm gleich runter.“ „Ist gut. Mach aber langsam, du siehst ganz blass aus.“ Liebevoll strich Ikuko über die Schulter und verschwand dann aus dem Zimmer. Langsam rutschte Usagi mit ihren Beinen über die Bettkante. Ein Albtraum? Hatte sie das alles nur geträumt? Ein erneutes Brennen in ihrer Hand ließ sie herunter blicken. Mit ernster Miene hob sie ihre Hand und betrachtete den Schnitt an ihrem Finger. Nein, das war kein Albtraum …   Kapitel 12: Kapitel 11 ---------------------- Kapitel 11   Mit zittrigen Beinen stand Usagi von ihrem Bett auf. Der Traum hing ihr noch in jeder Faser ihres Körpers und nur langsam beruhigte sich ihr Herz wieder. Ihr Herz lachte sie kurz bitter auf. War es das überhaupt noch? Was war davon überhaupt noch übrig? Tränen stiegen ihr in die Augen und begannen über ihre Wangen zu kullern. Was sollte sie nur machen? Wie bekam sie es wieder heraus? Oder war es wirklich schon zu spät? „Ich bin du“, murmelte sie vor sich her und ging langsam Richtung Tür. Hatte sie recht? Erneut begann ihr Finger zu brennen und so hob sie langsam ihre Hand und sah sich den Schnitt an. Sie sollte lieber ein Pflaster drauf machen. Eilig verließ sie daher ihr Zimmer und lief herüber ins Badezimmer. Schnell war aus dem kleinen Badezimmerschränkchen ein Pflaster herausgefischt und um ihren Finger gewickelt. Seufzend sah sie in dem Spiegel und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. So konnte sie nicht herunter zu ihrer Familie gehen. Sie konnte ihnen ja nicht sagen, warum sie weinte. Rasch drehte sie daher den Wasserhahn auf, fing mit ihrem Händen etwas Wasser auf und benetzte ihr Gesicht damit. Mit geschlossenen Augen angelte sie nach dem Handtuch, welches neben dem Waschbecken hing und tupfte sich damit ihr Gesicht ab. Langsam richtete sie sich wieder auf und blickte erneut in den Spiegel. Schwer ausatmend hing sie das Handtuch zurück. Wirklich besser war es nicht geworden. Ihr Gesicht war immer noch gerötet und ihre Augen waren verquollen. Am besten sie schob es einfach auf die Erkältung. Dann würde hoffentlich keiner weiter nachfragen. Langsam senkte sie ihren Kopf, stützte sich mit ihren Händen am Waschbecken ab und atmete tief ein. Was sollte sie nur tun? Langsam knöpfte sie ihr Oberteil etwas auf und sofort weiteten sich ihre Augen. „Nein“, flüsterte sie und sackte zusammen. Zitternd krallte sie ihre Finger in den Stoff ihres Pyjamas. Ihr letzter Ausbruch gestern Nacht war nicht folgenlos geblieben. Aus dem schwarzen Fleck waren kleine Auswüchse gewachsen und breiteten sich, wie Venen über ihren Brustkorb aus. Sofort stiegen ihr wieder die Tränen in die Augen und weinend schlang sie ihre Arme um ihren Körper. Wimmernd wiegte sie ihn hin und her. Wie lange sie da so auf dem Boden kauerte, wusste sie nicht. Sie hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Ihre Gedanken kreisten sich nur um dieses verdammte Ding, was von ihr Besitz ergriffen hatte. Sie hatte das Gefühl in ein tiefes schwarzes Loch, ohne Boden, zufallen und einfach immer weiter hineingezogen zu werden. Erst das leise Klopfen an der Badezimmertür holte sie wieder ins Hier und Jetzt zurück. „Usagi? Alles in Ordnung?“, drang die Stimme ihrer Mutter leise zu ihr hindurch. „J-ja. Bin gleich da“, rief sie ihrer Mutter zu und versuchte sich nichts anmerken zu lassen. „Okay. Wir warten auf dich.“ Usagi konnte hören, wie ihrer Mutter sich wieder entfernte und so wischte sie sich mit ihrem Ärmel die Tränen aus dem Gesicht. Tief einatmend, damit sie sich etwas beruhigte, zog sie sich mit ihrer Hand am Waschbecken hoch und stand wieder auf. Erneut benetzte sie ihr Gesicht mit Wasser und trocknete es wieder ab. Sie durfte sich vor ihrer Familie nichts anmerken lassen. Sie würden und könnten es nicht verstehen. Sich im Spiegel betrachtend, fuhr sie mit ihrem Finger über ihre Brust. Ihr blieb nicht mehr viel Zeit, bis von ihr gar nichts mehr übrig wäre. So viel stand fest. Schnell knöpfte sie ihren Pyjama wieder zu. Jetzt musste sie erst mal das Essen mit ihrer Familie durchstehen und dann konnte sie sich wieder in ihrem Zimmer verkriechen. Rasch verließ sie daher das Badezimmer und lief die Treppen hinunter. Sie hörte schon die Stimmen ihrer Familie und sofort versuche sie ein Lächeln aufzusetzen. Doch so richtig wollte es ihr nicht gelingen. Dennoch lief sie weiter zum Esstisch und setzte sich auf ihren Platz. „Da bist du ja … Du siehst ja fürchterlich aus. Am Besten gehst du nach dem Essen gleich zurück ins Bett.“ Liebevoll strich ihr ihre Mutter über den Rücken. „Mhm.“ Nickend zog sich Usagi den Teller herüber, den ihr ihre Mutter gerade mit Essen befüllt hatte. „Und Shingo, was hast du heute noch so vor?“, fragte Ikuko und Usagi hörte nicht weiter zu. Zu sehr war sie in ihren eigenen Gedanken versunken. Was sollte sie nur machen? Lustlos stocherte sie auf ihrem Teller herum und schob das Gemüse hin und her. Sie bekam einfach nichts hinunter. „Ach du meine Güte. Dich scheint es ja echt schlimm erwischt zu haben, wenn du nicht ein Mal etwas isst.“ Mit großen Augen wurde sie von ihrer Mutter gemustert. „Ich denke, ich sollte mich vielleicht etwas ins Bett legen. Nachher ist es bestimmt wieder besser.“ Langsam rückte sie mit dem Stuhl vom Tisch weg und wollte gerade aufstehen, als ihr Vater sie plötzlich ansprach. „Eine Sache noch, bevor du hochgehst.“ „Ja?“ „Ab Montag ist dein Hausarrest aufgehoben.“ Skeptisch sah Usagi zu ihrer Mutter herüber, sie konnte es nicht so richtig glauben. Da ihre Mutter ihr jedoch zu nickte, huschte Usagi doch noch ein Lächeln übers Gesicht. „Ich hoffe, das war das erste und letzte Mal, dass du so etwas machst und hast daraus gelernt.“ Ernst blickte ihr Vater ihr in die Augen. Sofort verzog sich ihre Miene wieder. Sie wollte ihre Eltern nicht enttäuschen. Aber wie konnte sie sicher sein, dass so etwas nicht mehr vorkommen würde? Was war, wenn sie wieder die Kontrolle verlor? „Usagi?“ „Nein. Natürlich nicht.“ Sie hasste es lügen zu müssen. Aber sie konnte ihnen nicht die Wahrheit sagen. „Ich bin dann oben.“ Rasch stand sie auf und wollte den Teller in die Küche räumen, als ihre Mutter mit ihrer Hand winkte. „Lass stehen. Ich räume es für dich weg. Geh lieber ins Bett.“ „Danke“, murmelte Usagi schnell, drehte sich auf ihrem Absatz herum und ging hinauf in ihr Zimmer. Dort angekommen ließ sie sich sofort bäuchlings auf ihr Bett fallen und drückte ihr Gesicht ins Kissen. Doch als eine leise Stimme neben ihr ertönte, schreckte sie sofort wieder auf. „Luna! Hast du mich erschrocken.“ „Entschuldige.“ Langsam richtete sich Usagi wieder auf und setzte sich neben Luna, „Und? … Also, was …“ „Es waren alle mehr als geschockt … Aber Ami und Rei haben sofort angefangen nach Antworten zu suchen und versuchen herauszufinden, was es ist und wie wir es wieder aus dir herausbekommen.“ Nachdenklich nickte Usagi und senkte ihren Kopf. „Das ist gut“, flüsterte sie und seufzte dann. „Was ist los?“ Schwer atmend knöpfte Usagi ihre Bluse auf und zeigte Luna das neue Ausmaß. Langsam bildeten sich wieder die Tränen in ihren Augen und schnell zog sie ihr Oberteil wieder zu. „Ich glaube … ich glaube nicht, dass …“ „Hör auf. Sag so etwas nicht. Wir werden eine Lösung finden!“; schimpfte Luna und sah ihr eindringlich in die Augen. Schniefend krallte Usagi ihre Finger in den Stoff ihrer Hose. „Vorhin hatte ich einen Traum …“ Schnell erzählte Usagi Luna, was passiert war, und hielt, nachdem sie ihre Erzählung beendet hatte, ihren Finger mit der Schnittwunde in die Höhe. Geschockt starrte Luna auf den Finger. „Usagi …“ Kurz Zeit herrschte Stille, bis Luna schließlich doch wieder das Wort ergriff. „Aber vielleicht hilft uns das weiter. Ich werde sofort zu Ami und den anderen und es ihnen erzählen.“   Laut zwitscherten draußen die Vögel und kündigten damit die beginne Dämmerung an. Gedankenschwer saß Usagi auf ihrem Fensterbrett und beobachtete einen von ihnen, wie er piepsend auf einem kleinen Ast hin und her hüpfte. Luna war schon eine Weile fort und war bisher noch nicht wieder aufgetaucht. Wo steckte sie bloß? Immer wieder sah sie außerdem auf das Display ihres Handys. Mamoru hatte ihr bisher immer noch nicht geantwortet. Warum schrieb er denn nicht zurück? Gleich als Luna zum Fenster hinaus gesprungen war, hatte sie ihm geschrieben, dass sie ab Montag keinen Hausarrest mehr hatte. Aber er reagierte einfach nicht darauf. Was machte er denn bloß? Seufzend hüpfte sie von dem Fensterbrett herunter und ging herüber zu ihrem Bett. Müde rieb sie sich ihre Augen und ließ sich aufs Bett fallen. Sie war so unsagbar müde. Den ganzen Tag fielen ihr schon immer wieder die Augen zu, doch wollte sie nicht schlafen. Zu sehr fürchtete sie sich davor, was nachher wieder passieren würde. Zu groß war die Angst, dass nachher ein weiterer Albtraum ihr ereilen würde. Doch als sie so auf ihrem Bett lag, konnte sie nicht mehr verhindern, dass ihr allmählich die Lider zufielen.       Schwerfällig öffnete Usagi am nächsten Morgen ihre Augen. Warum war sie denn immer noch so müde. Oder hatte sie noch gar nicht lange geschlafen? Wie spät es wohl war? Ein Blick auf ihren Wecker verriet ihr allerdings, dass der Tag schon lange angefangen hatte. Offenbar hatte sie die ganze Nacht durchgeschlafen. Glücklicherweise war sie aber dieses Mal immerhin von einem erneuten Albtraum verschont geblieben. Ein leises Kratzen an ihrer Tür ließ sie sich jedoch verwundert umsehen. Da Luna nicht in ihrem Zimmer war, wollte sie vermutlich herein. Schnell hüpfte sie aus ihrem Bett heraus und überwand die wenigen Meter zu der Tür. Rasch war sie geöffnet und lächelnd blickte sie auf die kleine schwarze Katze herunter. „Luna.“ Flink betrat Luna das Zimmer und Usagi schloss eilig wieder die Tür. „Und?“ „Rei und Ami wissen jetzt über deinen Traum bescheid und geben es auch an die anderen weiter.“ Nickend setzte sich Usagi auf ihr Bett und griff nach ihrem Smartphone. Erleichtert atmete sie auf, als sie die Nachricht von Mamoru entdeckte. Schnell öffnete sie sie und konnte nicht verhindern, dass sie anfing zu lächeln. Er schrieb ihr, dass er eingeschlafen war. An seinem Schreibtisch. Schmunzelnd, über das Bild, wie Mamoru an seinem Schreibtisch saß und schlief, legte sie ihr Handy zurück auf das Nachtschränkchen. Er musste wirklich sehr müde gewesen sein. Doch als Usagi daran denken musste, warum er überhaupt so müde war, verzog sie schlagartig ihre Miene. Sie war ja daran schuld. Sie hatte ihn wach gehalten, weil sie seine Wohnung verwüstet hatte, er sie nach Hause gebracht hatte und dann war er gleich mit den anderen sprechen gegangen. Seufzend senkte sie ihren Kopf und ihr Blick wanderte auf die Höhe ihres Herzens. „Hey alles in Ordnung?“ Luna hüpfte neben Usagi aufs Bett und sah sie mit großen Augen an. Bevor diese allerdings etwas sagen konnte, begann ihr Magen laut zu knurren. Verlegen kratzte sich Usagi an ihrem Kopf. „Ich glaube, ich sollte etwas essen.“ „Das glaube ich auch.“ Luna lächelte ihr zu und so stand sie schnell auf, und verließ ihr Zimmer. Schnell lief sie die Treppe herunter und steuerte die Küche an. Ihr Vater saß noch am Esstisch, trank seinen Kaffee und las die Zeitung. „Morgen“, rief sie ihm zu und huschte weiter zu ihrer Mutter, die gerade summend in der Küche stand. „Morgen Mama.“ „Usagi. Geht es dir besser? Möchtest du etwas essen?“ Wie zur Bestätigung knurrte ein weiteres Mal ihr Magen und schnell nickte sie ihrer Mutter zu. „Setz dich schon mal. Ich bringe dir etwas.“ „Danke Mama.“ Flink ging sie zurück und setzte sich zu ihrem Vater an den Tisch. Nachdenklich beobachtete sie ihn, wie er in der Zeitung blätterte. Seit dem Vorfall hatten sie nicht mehr viel miteinander gesprochen. Sie beschränkten sich auf das Nötigste und erst war es Usagi auch ganz recht. Doch mittlerweile wünschte sie sich, dass es wieder anders wäre. Aber sie wusste nicht, wie sie dies anstellen sollte. Sie wusste, dass er immer noch sauer auf sie war. Räuspernd kratzte sie sich daher an ihren Kopf. „Und … was gibt es so Neues?“ Irritiert blickte ihr Vater über den Rand der Zeitung zu ihr herüber. „Wo?“ „Na, steht irgendetwas Interessantes in der Zeitung?“ Stirnrunzelnd hielt Kenji die Zeitung wieder in die Höhe und blätterte weiter. „Es werden immer noch zahlreiche Menschen vermisst“, murmelte er und trank einen weiteren Schluck aus seiner Tasse. „Das ist so furchtbar. Wer macht nur so etwas.“ Erschrocken fuhr Usagi herum und sah in das bedrückte Gesicht ihrer Mutter. Sie hatte gar nicht bemerkt, dass sie mittlerweile mit am Tisch stand. Sie stellte einen Teller mit Essen vor Usagi und setzte sich danach mit an den Tisch. „Ich habe im Supermarkt gehört, dass man wohl einige gefunden haben soll.“ „Ja?“, fragte Usagi schnell und zog den Teller zu sich. Die ganze Sache mit den vermissten Personen hatte sie die letzten Tage komplett vergessen gehabt. Sie wollte doch mit den anderen noch darüber sprechen. Ob es wohl einen Zusammenhang zwischen dem Verschwinden der Personen und ihrer Sache gab? „Ja … Aber man konnte ihnen leider nicht mehr helfen.“ Geschockt riss Usagi ihre Augen auf. Meinte ihre Mutter etwa damit, dass, was sie dachte? „Usagi bitte pass draußen gut auf dich auf. Ja?“ Schnell nickte sie ihrer Mutter zu und sah danach grübelnd auf ihren Teller herunter. Zum Glück war ihr Hausarrest ab morgen vorbei und sie konnte sich mit den anderen zusammensetzen. Immer mehr beschlich sie das Gefühl, dass dieses Verschwinden keine irdische Angelegenheit mehr war.     Eilig lief Usagi am nächsten Morgen zur Schule. Sie konnte es nicht erwarten mit ihren Freundinnen zu sprechen und war extra pünktlich aufgestanden. Schnell lief sie auf das große Gebäude zu, als sie hörte, dass ihr Handy piepte. Lächelnd versuchte sie es beim Laufen aus der Tasche zu ziehen. Es konnte eigentlich nur von Mamoru sein. Ohne auf den Weg zu achten, lief sie einfach weiter, bis sie plötzlich gegen etwas stieß und prompt auf ihren Hintern fiel. „Aua.“ Jammernd rieb sie sich über ihren Hintern. „Usagi. War ja klar. Nun sie dir die Sauerei an!“ Langsam blickte Usagi wieder auf und sah direkt in das zornige Gesicht ihrer Klassenkameradin. Sie hatte einen riesigen Fleck auf ihrer Schuluniform. Vermutlich hatte sie gerade einen Kaffee getrunken, als sie in sie hineingelaufen war. „Entschuldige bitte, ich habe …“ „Mal wieder nicht aufgepasst? Bist du nun sogar schon zu blöd zum Laufen oder was?“ Schnell stand Usagi wieder auf und stemmte ihre Hände in ihre Hüfte. „Hey. Du hättest doch auch besser aufpassen können Natsuki “ Sie konnte diese blöde Pute noch nie leiden. Ständig wurde sie von ihr beschimpft oder sie machte sich über sie lustig. Dann hatte sie nun mal nicht die tollsten Noten in der Schule. Na und? Deshalb war sie immer noch nicht dumm. „Vor deiner Blödheit?“, zischte Natsuki und versuchte mit einem Tuch den Kaffee von ihrer Bluse zu wischen. Usagi merkte, wie schon wieder die Wut in ihr hochstieg, und sofort versuchte sie sich wieder zu beruhigen. „Wenn du wenigstens die wenigen Gehirnzellen benutzen würdest, die dir zu Verfügung stehen, denn wäre ich nun nicht voller Kaffee. Aber selbst das klappt anscheinend nicht.“ Zitternd krallte Usagi ihre Hände in das Leder ihrer Schultasche. Tief atmete sie ein und wieder aus. Sie durfte sich nicht provozieren lassen. Ohne ihrer Mitschülerin zu antworten, drehte sie sich daher auf ihren Absatz herum und ging einige Meter von ihr weg. Sie durfte die Kontrolle über sich nicht verlieren. „Ja lauf nur weg. So wie dein Freund, dass bald bei dir machen wird, da er so viel Dummheit auf einem Haufen nicht mehr ertragen kann.“ Das reichte Usagi. Wütend ballte sie ihre Hände zu Fäusten und ganz langsam drehte sie sich wieder zurück. „Was hast du da gerade gesagt?“   Kapitel 13: Kapitel 12 ---------------------- Usagi zitterte am ganzen Körper. Sie wusste, dass sie eigentlich dagegen ankämpfen musste, aber sie merkte auch, wie sie immer mehr die Kontrolle über sich verlor, und der Wunsch in ihr immer mehr aufloderte, dieser Natsuki mal eine ordentliche Lektion zu verpassen. Was bildete die sich ein? Wie konnte sie es wagen, so über Mamoru und sie zu sprechen. Immer kräftiger drückte sie ihre Hand zusammen und tief bohrten sich ihre Finger dabei in ihre Haut. Krampfhaft versuchte sie sich zu beruhigen. Doch ihr Herz schlug, wie wild in ihrer Brust, pumpte das Blut durch ihren Körper und ließ es in ihren Adern pulsieren. Sie hatte beinahe das Gefühl, ihr Herz würde sie regelrecht anfeuern. Es war ein berauschendes Gefühl. Und genau dies machte ihr Angst. Es war falsch. Sie musste sich diesem inneren Drang widersetzen. Sie durfte dem nicht nachgeben. Es durfte nicht die überhand gewinnen. „Meine Güte bist du nun auch noch taub? Wie hält man das mit dir überhaupt aus. Dein Freund tut mir echt leid.“ Laut lachte Natsuki auf und Usagi senkte auf ein Mal, ohne etwas zu erwidern, ihren Kopf. „Sag du mir mal lieber, wann du mir meine Bluse säuberst. Oder bekommst du selbst das nicht hin?“ Ohne sich zu bewegen, stand Usagi immer noch mit gesenktem Kopf vor Natsuki und schien, wie erstarrt zu sein. „Hallo? Ich rede mit dir!“, zischte diese laut. Und plötzlich hob Usagi ganz langsam wieder ihren Kopf und blickte ihr nun schief grinsend ins Gesicht. „Lauf!“ Immer noch grinsend streckte sie danach ihren Arm, mit ihrer Schultasche in der Hand, in die Höhe und ließ die Tasche fallen. Mit einem dumpfen Prall landete die Tasche neben ihr auf dem Asphalt und Usagis Augen wurden zu kleinen Schlitzen. „Lauf … wenn du kannst“, wurde Usagis Stimme eine Oktave tiefer und demonstrativ ging sie einen Schritt vorwärts. „Bist du nun total durchgeknallt?“ „Ich will dir doch nur mal zeigen, was ich von solchen Tussis, wie du eine bist, halte.“ Kaum hatte Usagi die Worte ausgesprochen, ging sie auch schon einen weiteren Schritt auf Natsuki zu und krempelte sich dabei die Ärmel hoch. „Wollen wir doch mal sehen, wie groß deine Klappe gleich noch ist.“ „Willst du mich etwa verprügeln?“ Ohne etwas zu sagen, ging Usagi etwas in die Knie und wollte gerade loslaufen, als sie plötzlich Hände an ihren Armen spürte, von denen sie einfach weggezogen wurde. „Hey. Lasst mich sofort los!“, schimpfte sie laut und strampelte, wie wild mit ihren Armen. Schnaufend blickte sie erst zu Makoto und dann zu Minako, die keine Anstalten machten sie loszulassen. Sie liefen mit ihr einfach weiter Richtung Schule und betraten mit ihr schnellen Schrittes das Gebäude. „Los hier rein.“ Ami, die vor ihnen lief und Usagis Tasche geschnappt hatte, deutete auf die Mädchentoilette und hielt auch schon die Tür dafür auf. „Was soll das? Lasst mich los!“ „Beruhige dich.“ Eindringlich sah ihr Makoto in die Augen und versuchte sie zu beruhigen, doch Usagi funkelte ihre Freundinnen bloß böse an und versuchte sich erneut loszureißen. Laut schimpfend trat sie um sich und reagierte gar nicht mehr auf sie. „Usagi, wir wollen dir nur helfen. Kämpf dagegen an. Das bist nicht du“, versuchte es nun auch Minako. „Wenn ihr mir helfen wollt, lasst mich sofort los!“, knurrte Usagi und ballte ihre Hände wieder zu Fäusten. Langsam trat Ami nun an sie heran, stellte sich direkt vor sie und holte mit ihrer Hand aus. „Tut mir leid.“ Schwungvoll verpasste sie Usagi eine saftige Ohrfeige und legte dann ihre Hände auf ihre Schultern. „Wehr dich“, flüsterte Ami leise und sah ihr dabei tief in die Augen. Entgeistert starrte Usagi ihre Freundin an und allmählich sammelten sich die Tränen in ihren Augen. Ihr Pulsschlag fing sich wieder an zu normalisieren und tief atmete sie ein. Ihre Gedanken wurden wieder klar, doch wurde ihr dadurch schmerzlich bewusst, dass sie sich nicht mehr unter Kontrolle gehabt hatte. Sie wollte doch dagegen ankämpfen. Aber sie hatte verloren und wollte sonst was mit Natsuki anstellen. Zu allem Übel empfand sie dabei ein Glücksgefühl, das unbeschreiblich war. Und genau diese Erkenntnis traf sie schwer. Ihr drehte es den Magen um und ihr wurde speiübel bei dem Gedanken daran. Ihre Beine wurden weich und langsam sackte sie in den Armen ihrer Freundinnen auf ihre Knie. Wie konnte sie nur so ein Hochgefühl bei so etwas empfinden? Dicke Tränen kullerten ihr über die Wangen und weinend senkte sie ihren Blick. Sie konnte ihren Freundinnen nicht in die Augen sehen. Zu sehr schämte es sie, was gerade passiert war. Zitternd krallte sie ihre Finger in den Stoff ihres Rockes. „Es … es tut mir so leid“, schluchzte sie leise und langsam tropften ihre Tränen herunter auf ihren Rock. „Du kannst doch nichts dafür“, flüsterte Ami und hockte sich zu ihr. Auch Minako und Makoto setzten sich neben ihre Freundin auf den Boden und Makoto strich ihr sanft über den Arm. „Diese Natsuki ist aber auch ein Biest. Wenn ich könnte, dann würde ich …“ „Mina!“, schimpfte Makoto. Unschuldig hob Minako ihre Schultern in die Höhe und legte ihren Kopf schief. „Ist doch so.“ „Nicht hilfreich“, stöhnte Makoto und wandte sich wieder an Usagi, „Niemand ist dir böse.“ Die Schulklingel ertönte und schnell sah Ami auf ihre Uhr. „Wir sollten in die Klasse gehen. Ein erneutes Zuspätkommen kann Usagi gerade nicht auch noch gebrauchen … Meinst du, es wird gehen?“ Nickend wischte sich Usagi die Tränen weg und richtete sich langsam wieder auf. Schnell standen nun alle auf, verließen die Mädchentoilette und liefen schweigend zu ihrem Klassenraum.       Tief sog Usagi die frische Luft in ihre Lungen, als sie die kleine Veranda betrat, und atmete seufzend wieder aus. Sie brauchte dringen eine kurze Pause. Direkt nach der Schule, die sie glücklicherweise ohne weitere Ereignisse überstanden hatte, waren alle zu Rei in den Tempel gefahren und schon seit Stunden diskutierten sie, recherchierten und überlegten sie jetzt schon, was das alles zu bedeuten hatte. Doch waren sie noch keinen einzigen Schritt weitergekommen. Sie wussten weder, was sie befallen hatte, noch, ob es einen Zusammenhang zu den vermissten Personen gab. Es war doch zum Verrücktwerden. Immer mehr beschlich sie das ungute Gefühl, dass sie dieses Mal nicht heil aus der Sache wieder herauskam. Aber kampflos würde sie nicht aufgeben. Sie musste einfach alles erdenklich Mögliche tun, um es zu stoppen. Jedoch war es ein Wettlauf gegen die Zeit. Und wer dabei als Sieger hervorkam, das stand noch in den Sternen. Wobei, das musste sie sich eingestehen, ihre Hoffnung immer mehr schwand, es noch rechtzeitig zu schaffen. Erneut stiegen ihr die Tränen am heutigen Tag in die Augen und mit zittrigen Fingern legte sie ihre Hand auf die Höhe ihres Herzens. Langsam ging sie einige Schritte auf den Hof hinaus und blieb dann vor der langen Treppe stehen. Gedankenschwer legte sie ihren Kopf in den Nacken und betrachtete den roten Abendhimmel, als sich plötzlich zwei Arme um ihren Oberkörper schlangen. „Hey“, flüsterte sie leise, doch drehte sie sich nicht herum. Sie merkte, wie Mamoru seinen Kopf auf ihre Schulter legte und sofort stieg ihr sein unverkennbarer Duft in die Nase. Augenblicklich schmiegte sie sich mit ihrem Rücken an ihn heran und legte ihre Hände auf seine Arme. Sie genoss einfach seine Nähe. Viel zu lange musste sie die letzte Zeit darauf verzichten. „Ist der Sonnenuntergang nicht wunderschön?“ „Das ist er.“ Schweigend standen die beiden einfach Arm in Arm und sahen einige Minuten hinauf in den Himmel und betrachteten den Sonnenuntergang, bis sich Usagi schließlich leise räusperte. „Mamo-chan?“ „Ja?“ „Versprichst du mir etwas?“ „Alles, was du willst.“ Kurz hielt sie inne und rang mit den Wörtern. Sie wusste, dass es viel verlangt war, aber sie musste es einfach tun. Das war ihr in den letzten Stunden klar geworden. Also nahm sie all ihren Mut zusammen. „Du musst … wenn es soweit ist, dann … Du musst dem ein Ende setzen, wenn es … ich … nicht mehr aufzuhalten bin.“ Abrupt löste sich Mamoru aus der Umarmung, legte seine Hände auf ihre Schultern und drehte sie somit zu sich herum. Mit weit aufgerissenen Augen starrte er sie an. „Das kannst du nicht von mir verlangen … Soweit wird es überhaupt nicht kommen. Das lass ich nicht zu.“ „Das kannst du nicht wissen.“ Energisch zog er sie in seine Arme und drückte sie fest an sich. „Wir werden einen Weg finden. Du darfst nur nicht aufgeben. Hörst du.“ „Ich versuch es, aber …“ Schluchzend krallte sie ihre Finger in sein Shirt, als sich plötzlich Stimmen aus Richtung der Treppe näherten. Schreckhaft lösten sich die beiden voneinander und sahen in die Richtung, aus der die Stimmen kamen. „Haruka, Michiru!“, quietschte Usagi auf, als sie entdeckte, wer da die lange Treppe heraufkam. Verstohlen wischte sie sich schnell die Tränen aus dem Gesicht, hastete einige Stufen herunter und sprang Haruka stürmisch in die Arme. „Ich freu mich auch dich zu sehen“, grinste Haruka und tätschelte ihr liebevoll über den Kopf. „Hattet ihr eine gute Reise?“ Nickend lächelte Haruka sie an und sofort biss sich Usagi auf ihre Unterlippe. Sie war auch ein Trottel. Wegen ihr mussten die Vier ja ihren Urlaub abbrechen und herkommen. „Tut mir leid … Wegen mir musstet ihr …“ Grinsend stupste Haruka ihr gegen die Nase. „Hey. Mach dir da mal keinen Kopf dadrum“, doch auf einem Schlag wurde sie ernst, „Nur sind die Umstände unseres Besuches wirklich nicht gerade erfreulich. Ihr müsst uns alles ganz genau erzählen.“ „Lasst uns am Besten erst mal hineingehen“, schlug Michiru vor und begrüßte im selben Atemzug auch Mamoru. Da alle zu stimmten, setzten sie sich in Bewegung, liefen über den Hof und betraten den Tempel.     Nachdenklich stand Mamoru auf seinem Balkon und betrachtete die Lichter der Stadt. Lange war er noch, nachdem er Usagi zu Hause abgesetzt hatte, durch Tokios Straßen geirrt. Er hatte sich dadurch erhofft einen klaren Kopf zu bekommen, doch funktioniert hatte es nicht. Was sollte er nur tun? Stöhnend raufte er sich die Haare und lehnte sich danach gegen die Balkonbrüstung. Es war zwar gut, dass Haruka und die anderen nun wieder in der Stadt waren, doch weitergekommen waren sie trotzdem noch kein Stück. Seufzend zog er sein Handy aus der Hosentasche und betrachtete das Hintergrundbild. Es war ein Foto von Usagi. Freudig lächelte sie in die Kamera und augenblicklich zog sich sein Herz zusammen. Wenn sie sogar schon die Hoffnung verlor, stand es wohl wirklich nicht gut. Wusste sie etwa etwas, was sie ihnen verheimlichte? Hatte sie etwas herausgefunden? Sofort schoss ihm auch wieder ihre Bitte durch den Kopf. Wie konnte sie nur so etwas sagen, so etwas von ihm verlangen. Er konnte sie doch nicht einfach … Erschrocken zuckte er zusammen, als sein Handy plötzlich piepte. Es war eine neue Nachricht. Von Usagi? Schlief sie denn noch gar nicht? Es war schon weit nach Mitternacht. Schnell öffnete er ihre Mitteilung und hoffte, dass nichts passiert war.     Ein leiser Seufzer entwich Usagis Kehle und langsam legte sie ihr Handy auf das kleine Nachtschränkchen. Mamoru schlief vermutlich schon. Sie wollte ihn ja auch nicht wecken, er brauchte ja seinen Schlaf. Doch ein klein wenig hatte sie doch gehofft, dass er sie anrufen würde. Sie hatte einen fürchterlichen Albtraum gehabt, und konnte einfach nicht mehr einschlafen. Es war zwar nur ein ganz normaler Albtraum gewesen, dennoch ging er ihr durch Mark und Bein. Seine Stimme hätte sie mit Sicherheit wieder beruhigen können. Ein Blick auf ihren Wecker ließ sie jedoch kurz aufstöhnen. In wenigen Stunden würde das kleine Ding klingeln und sie musste wieder aufstehen und zur Schule gehen. Sie sollte wirklich versuchen wieder zu schlafen. Vielleicht half es ja, wenn sie sich etwas frisch machte. Schnell schwang sie ihre Beine daher über die Bettkante und rutschte von ihrem Bett herunter. Lächelnd blickte sie auf Luna, die eingerollt tief und fest an ihrem Fußende schlief, schlich sich dann leise aus ihrem Zimmer und huschte herüber ins Badezimmer. Geschwind war der Wasserhahn aufgedreht und ihr Gesicht mit Wasser benetzt. Das kühle Nass tat unglaublich gut, doch ob es wirklich half, sie wieder zum Schlafen zu bringen, glaubte sie nicht. Mit einer Handbewegung war der Hahn wieder zugedreht und schnell ein Handtuch zur Hand genommen, womit sie vorsichtig ihr Gesicht trocken tupfte. Noch ein kurzer Blick in den Spiegel und seufzend verließ sie wieder das Badezimmer. Auf leisen Sohlen schlich sie zurück in ihr Zimmer und schloss leise die Tür hinter sich. Sie wollte ja niemanden wecken. Schnurstracks steuerte sie ihr Bett an und wollte sich gerade wieder hineinlegen, als sie ein leises Klopfen an ihrem Fenster vernahm. Erschrocken zuckte sie zusammen. Was war das für ein Geräusch? Ängstlich drehte sie sich ganz langsam herum und bekam sofort große Augen, als sie eine Gestalt an ihrem Fenster sitzen sah. „Was … Aber … Mamo-chan …“   Kapitel 14: Kapitel 13 ---------------------- Kapitel 13   Irritiert verharrte Usagi für einige Sekunden in ihrer Bewegung und starrte einfach nur herüber zum Fenster. Was machte er hier? War etwa etwas passiert? Es musste etwas passiert sein, sonst würde er bestimmt nicht mitten in der Nacht hier auftauchen, schoss es ihr durch den Kopf und panisch rannte sie los. Mit zittrigen Fingern drücke sie die Klinke herauf und zog eilig das Fenster auf. „Was ist passiert?“ Mit weit aufgerissenen Augen begann sie ihn zu mustern. „Geht es dir gut?“, fragte sie ihn besorgt und nahm sein Gesicht in ihre Hände. Dass sie dabei viel zu laut sprach, war ihr im Moment ziemlich egal. Sollten ihre Eltern oder Shingo doch wach werden. Viel wichtiger war es jetzt, herauszufinden, was los war. „Tschh. Mir geht es gut … Aber ich habe mir Sorgen um dich gemacht.“ Mit einem Satz sprang Mamoru leise zu ihr ins Zimmer hinein, legte seine Hände auf ihre Schultern und sah ihr dabei tief in die Augen. „Alles Okay? War es wieder so ein Albtraum? „Wie?“ „Du hast mir doch geschrieben, dass du wieder einen Albtraum gehabt hast.“ Erstaunt blickte sie zu ihm herauf. Es war gar nichts passiert? Er hatte sich Sorgen um sie gemacht? „Dann ist alles in Ordnung? Du bist extra deswegen hergekommen?“ Langsam füllten sich ihre Augen mit Tränen. Er war extra nur wegen ihr, mitten in der Nacht hier her gekommen. Zu ihr. Nur weil sie einen Albtraum hatte. „Mamo-chan.“ Sie wollte eigentlich nur seine Stimme hören, dass er gleich herkommen würde, damit hatte sie doch nicht gerechnet. Langsam kullerte ihr eine Träne die Wange herunter und verstohlen wischte sie sie wieder aus ihrem Gesicht. Warum weinte sie denn nur schon wieder. Sie war aber auch eine Heulsuse. „Hey Usako. Was ist los?“ Sie konnte deutlich die Besorgnis in seiner Stimme hören und verlegen kratzte sie sich an ihrem Kopf. „Naja … ich mein … du … du bist extra für mich mitten in der Nacht …“ Nun blickte Mamoru aber erstaunt zu ihr herunter und runzelte seine Stirn. „Ja natürlich. Ich bin immer für dich da. Jederzeit.“ Jetzt konnte sie aber doch nicht mehr anders und die Tränen begannen ihr ungehindert die Wangen herunter zu laufen. Weinend warf sie sich in seine Arme und schmiegte sich an seine Brust. Sie wusste selbst nicht, warum sie so emotional reagierte. Vermutlich war es einfach alles ein wenig zu viel, womit sie klarkommen musste. Außerdem saß der Schock über den Vorfall in der Schule immer noch tief. „Mamo-chan.“ Sofort legte dieser seine Arme um sie herum und drückte sie eng an sich heran. Keiner der beiden sprach mehr ein Wort. Sie standen einfach nur da und gaben sich gegenseitig halt, bis schließlich ein leises Räuspern die beiden erschrocken auseinanderfahren ließ. „Was ist denn hier los?“ Schnell drehte sich Usagi herum und blickte in die verschlafenden Augen von Luna. „Bitte entschuldige. Ich wollte dich nicht wecken.“ „Schon okay. Aber was ist denn hier los? Du weinst? Mamoru?“ Luna schien augenblicklich hellwach zu sein und aufgeregt sprang sie von dem Bett herunter. „Ich hatte einen Albtraum. Aber es ist alles gut. Keine Sorge.“ Peinlich berührt tippte sie ihre Zeigefinger gegeneinander. Sie wollte doch bloß Mamorus Stimme hören. Dass hier deswegen gleich so ein Wirbel entstand, wollte sie doch gar nicht. Sie hatte ja bloß einen ganz normalen Albtraum gehabt und konnte nicht mehr schlafen. „War es wieder so einer?“ „Nein nein.“ Hektisch wedelte sie mit ihren Händen in der Luft. „Es tut mir leid. Ich wollte niemanden wecken oder vom Schlafen abbringen.“ Betrübt senkte sie ihren Kopf. Sie machte allen doch schon genug Kummer. Nun hielt sie Mamoru und Luna auch noch vom Schlafen ab. „Du musst dich doch nicht entschuldigen.“ „Mamoru hat recht. Wir sind für dich da. Egal wann.“ Langsam hob sie wieder ihren Kopf und ein schwaches Lächeln huschte ihr übers Gesicht. „Danke. Ich weiß nicht, was ich ohne euch machen würde. Ohne euch alle. Wären Ami und die anderen heute in der Schule nicht da gewesen. Ich weiß nicht …“ Der Gedanke an den Vorfall heute in der Schule jagte ihr einen Schauer durch ihren Körper. Dieses Gefühl, das sie dabei gehabt hatte. Sie wollte es. Sie wollte Natsuki schmerzen bereiten. Sie hatte sich diesem Zorn hingegeben. Es machte ihr Spaß, und genau das bereitete ihr erneut eine wahnsinnige Angst. Sofort schoss ihr die Spiegel-Usagi in den Kopf. Hatte ihr Traum-Ich wirklich recht? War es schon zu spät? Konnte sie sich überhaupt noch dagegen wehren? Augenblicklich begann ihr Herz einen Takt schneller zu schlagen und schien zur Bestätigung rhythmisch gegen ihren Brustkorb zu klopfen. Wie ein Metronom pochte es in ihrer Brust, pumpte das Blut durch ihren Körper und ließ es in ihren Adern pulsieren. Eine Gänsehaut bildete sich auf ihrer Haut und ließ sie frösteln. Nein, ihr Traum-ich durfte nicht recht behalten. Das durfte einfach nicht sein. Zitternd hob sie ihre Hand und krallte ihre Finger, auf der Höhe ihres Herzens, in den Stoff ihres Pyjamas. Immer weiter hämmerte ihr Herz lautstark in ihrer Brust und schien sie regelrecht zu verhöhnen damit. „Lass es geschehen. Du willst es. Es wird Zeit.“ Angsterfüllt weiteten sich ihre Augen, als ihr ihre eigene Stimme leise in ihren Gedanken zu flüsterte. „Nein!“, presste sie zwischen ihren Zähnen hindurch kniff ihre Augen zusammen und sackte auf ihre Knie. „Wir sind eins. Du und ich.“ Wimmernd drückte sie ihre Hände gegen ihre Schläfen und schüttelte immer wieder ihren Kopf. Unaufhörlich drang das Klopfen ihres Herzens durch ihren gesamten Körper. Sie vernahm zwar leise Mamorus und Lunas Stimme, doch gelangten diese nicht wirklich zu ihr hindurch und verschwammen immer mehr unter dem klopfenden Herzrhythmus. Mit aller Kraft versuchte sie dagegen anzukämpfen. Sich wieder zu beruhigen. Doch immer mehr übernahm dieses berauschende Gefühl von Macht und Grenzenlosigkeit die überhand. „Du willst es! Ich weiß es. Wir sind eins. Die Zeit ist gekommen!“ Schwer atmend schlang Usagi die Arme um ihren Oberkörper und hielt mit ihren Händen ihre Oberarme fest. Allmählich bildeten sie kleine Schweißperlen auf ihrer Stirn und ihr gesamter Körper begann zu zittern. Sie hatte keine Ahnung, wie lange sie diesem inneren Drang noch standhalten konnte. Aber sie musste alles daran setzen, es wieder unter Kontrolle zu bekommen. „Ich bin nicht du … nicht du … nicht du“, begann sie, wie in Trance immer wieder sich selber zu zu flüstern und verstärkte den Druck in ihren Händen, mit denen sie ihre Arme festhielt. Tief bohrten sich ihre Finger dabei in ihre Haut und der Schmerz half ihr, sich an das Hier und Jetzt zu klammern. Allerdings fühlte sie ebenfalls, wie ihr inneres Licht mehr und mehr erlosch und sich der dunkle Schatten immer weiter ausbreitete. Kälte durchzog jede Faser ihres Körpers und ließ sie frieren. „Bitte nicht“, schluchzte sie unter Tränen, als sie plötzlich zusammenzuckte, da sie von irgendetwas gepackt und geschüttelt wurde. Was war das? Zwei starke Arme umschlangen auf ein Mal ihren Körper und im selben Augenblick stieg ihr ein unverkennbarer Duft in die Nase. Sie erkannte sofort, von wem er stammte. Mamoru. Mamoru war hier. Sie musste sich ganz fest an diesen Gedanken klammern, schoss es ihr durch den Kopf. Sie musste sich auf ihn konzentrieren. Tief atmete sie ein und wieder aus. Sie spürte seinen warmen Atemhauch auf ihrer Haut und augenblicklich durchzog sie eine wohlige Wärme. „Usako. Ich bin hier. Es wird alles gut. Bitte komm wieder zu dir“, drang leise seine Stimme in ihr Ohr und ein weiteres Mal atmete sie tief ein und wieder aus. Sie merkte, wie sie von ihm fest an seinen Körper gedrückt wurde und Wärme breitete sich wieder in ihr aus. Es gab ihr die Kraft sich wieder zu beruhigen. Mit jeder weiteren Sekunde, in denen sie in seinen Armen lag, verlangsamte sich ihr Pulsschlag wieder und allmählich beruhigte sie sich. Ihre Gedanken wurden wieder klarer und ganz langsam öffnete sie blinzelnd ihre Augen. „Mamo-chan“, hauchte sie leise und vergrub ihr Gesicht in seinem Shirt. „Tschh. Es ist alles gut. Ich bin ja da.“ Sanft strich er ihr mit seiner Hand über den Rücken und gab ihr einen Kuss auf ihren Haarschopf. Sofort fühlte sie sich wieder sicher und geborgen. Doch für wie lange? Wie lange war sie noch unter klarem Verstand? Wann würde es wieder versuchen die Oberhand zu bekommen? „Ich glaube … ich glaube, ich schaffe …“, stammelte sie, bis Mamoru sie abrupt unterbrach. „Hör auf! Ich weiß, was du sagen willst. Aber wir werden einen Weg finden. Verstanden?“ Zaghaft nickte sie, löste sich von ihm und blickte ihm nun direkt in die Augen. Sie sah sofort die Angst, die seine Augen widerspiegelten. So sicher, wie er tat, war er offensichtlich auch nicht. Aber war das ein Wunder? Sie selbst hatte auch beinahe jegliche Hoffnung verloren. Sie kamen ja auch kein Stück weiter. Und währenddessen sie im Dunkeln tappten, breitete es sich immer weiter in ihr aus. „Du solltest versuchen etwas zu schlafen. Du musst bei Kräften bleiben und es ist schon sehr spät.“ Liebevoll strich er ihr eine verirrte Strähne zurück hinters Ohr und verharrte danach mit seiner Hand auf ihrer Wange. „K-kannst du noch etwas hier bleiben?“ Ohne etwas zu sagen, stand er auf und hielt ihr nun seine Hand entgegen. „Solange du willst.“ Lächelnd griff Usagi nach seiner Hand und ließ sich von ihm hochziehen. Hand in Hand gingen sie herüber zu ihrem Bett und flink rutschte sie unter ihre Bettdecke. Schnell zog sich Mamoru seine Schuhe aus, krabbelte zu ihr unter die Decke und nahm sie in seine Arme. „Wir werden das schaffen“, flüsterte er ihr zu, und bevor sie etwas darauf erwidern konnte, beugte er sich schon zu ihr herüber und legte seine Lippen auf ihre. Prompt verfielen sie in einen leidenschaftlichen Kuss und Worte wurden überflüssig. „Ich will euch ja nicht stören, aber Mamoru, bevor Usagis Eltern nachher hier ins Zimmer platzen, solltest du lieber verschwunden sein“, räusperte sich Luna und abrupt ließen die beiden voneinander ab und sahen zu Luna herunter. Luna hatte sie ja komplett vergessen gehabt. Rot um die Nasenspitze sah sie wieder zu Mamoru und zuckte verlegen mit ihren Schultern. „Da hat Luna wohl nicht ganz unrecht mit“, antwortete jetzt auch Mamoru und sofort verzog sich ihr Gesicht. Sie wollte nicht, dass er ging, aber es war vermutlich wirklich keine gute Idee, wenn jemand aus ihrer Familie sie so entdecken würde. Das würde nur wieder ärger geben. Mamoru hatte zwar schon das eine oder andere Mal bei ihr übernachtet, aber nur, wenn es vorher mit ihren Eltern abgesprochen war. Seufzend richtete sie sich daher wieder auf, zog ihre Beine eng an ihren Körper und stützte ihren Kopf auf ihren Knien ab. „Es ist wohl wirklich besser, wenn du jetzt gehst.“ „Was hältst du davon. Ich bleibe noch so lange, bis du eingeschlafen bist?“ Sofort erhellte sich ihre Miene wieder und freudig warf sie sich in seine Arme. Ohne ein weiteres Wort kuschelten sie sich aneinander und tatsächlich überrollte sie, nach wenigen Minuten, die Müdigkeit und allmählich fielen ihr die Augen zu.     „Usagi!“ „Noch fünf Minuten“, stöhnte es leise und irritiert blinzelte Mamoru mit seinen Augen. Doch das grelle Sonnenlicht blendete ihn, sodass er seine Lider gleich wieder schloss. Wie spät es wohl war? Und träumte er noch oder warum hörte er plötzlich Stimmen in seinem Schlafzimmer? „Deine Mutter kommt dich gleich wecken. Und Mamoru ist noch hier!“, ertönte es erneut neben ihm und nun erkannte er sie auch. Es war Luna. Warum war Luna denn in seinem Zimmer? Und was hatte sie dagegen, dass er hier war? Es war doch schließlich seine Wohnung. Doch auf einem Schlag fiel es ihm, wie Schuppen von den Augen. Er musste gestern Nacht selber eingeschlafen sein und lag immer noch zusammen mit Usagi in ihrem Bett. Das würde ärger geben, wenn sie jemand so vorfand und er machte sich schon auf das Donnerwetter von Kenji gefasst. Schnell öffnete er seine Augen und wollte sich gerade zu Usagi herumdrehen, um sie zu wecken, als er plötzlich einen heftigen Stoß in die Seite verpasst bekam. Da er direkt an der Bettkante lag, verlor er dadurch das Gleichgewicht und landete laut polternd auf dem Boden. Wann war Usagi bitte so kräftig geworden? „Bei ihrer nächsten Shoppingtour kann sie ihre Tüten mal schön selber tragen“, murmelte er zu sich selber und rieb sich über seinen Rücken. „Was?“, quietschte diese nun und richtete sich schwungvoll auf. Er konnte sehen, wie sie jetzt senkrecht in ihrem Bett saß und sich verwundert umsah. „Luna, was soll das? Das ist nicht witzig“, schnaufte sie und verschränkte ihre Arme dabei vor der Brust, „Mamoru ist doch gar nicht mehr hier.“ Räuspernd machte er sich bemerkbar und stand eilig auf. „Mamoru? Was machst du auf dem Boden?“ „Ja. Ich bin hier. Du hast aber auch einen Tritt drauf.“ Stöhnend rieb er sich dabei über seinen Oberschenkel. Der blaue Fleck war ihm sicher. Bevor er allerdings noch irgendetwas sagen konnte, klopfte es plötzlich und erschrocken sahen die beiden zur Tür. „Usagi? Bist du wach?“ Im selben Moment wurde auch schon die Klinke etwas herunter gedrückt. Rasch sah er sich um. Konnte er sich hier irgendwo verstecken? Vielleicht unter dem Bett? Er wollte sich gerade auf den Boden werfen und unter das Bett robben, als Usagi auf ein Mal, wie von der Tarantel gestochen, von ihrem Bett aufsprang, und Richtung Tür sprintete. „Ja! Warte! Nicht reinkommen!“ Schwungvoll warf sie sich gegen die Tür und drückte sie wieder zu. Was hatte sie denn jetzt vor? „Was ist denn los?“, fragte ihre Mutter durch die Tür hindurch und er konnte sehen, dass die Klinke wieder losgelassen wurde. Nervös tippelte Usagi auf ihren Zehenspitzen herum und sah fragend zu ihm herüber. Aber er konnte auch nur mit seinen Schultern zucken. Er hatte doch auch keine Idee. Vielleicht doch unter das Bett? „Usagi? Alles in Ordnung?“, hallte die Stimme ihrer Mutter wieder durch die Tür und schien sichtlich irritiert zu sein. „J-ja … ich ähm … ich … ich bin nackt!“ „Sagtest du gerade, du bist nackt?“ Usagi klatschte sich gegen ihre Stirn, sah sich dann aber in ihrem Zimmer um und lief dann eilig auf ihn zu. „Ja … ich ziehe mich gerade um. Ich komm gleich herunter. Okay?“ „Ist gut.“ Die beiden wartenden einen Moment und sahen sich schweigend an, bis Usagi schließlich zum Fenster lief. „Am Besten du verschwindest schnell“, flüsterte sie leise und deutete heraus. Nickend lief er auf sie zu, gab ihr einen flüchtigen Kuss auf den Mund und sprang auf das Fensterbrett. Flink kletterte er herunter und stand nun unten auf dem Rasen. Seufzend sah er an sich herunter und betrachtete seine Füße. Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass sich seine Schuhe noch oben bei Usagi im Zimmer befanden. Leise fluchend überlegte er, was er jetzt machen sollte. Er konnte ja schlecht klingeln und fragen, ob er sie noch schnell holen konnte. Vielleicht sollte er ihr einfach schnell eine Nachricht schreiben, damit sie sie ihm herunterwerfen konnte. Warum musste er auch selber einschlafen. Er wollte gerade sein Handy aus der Hosentasche ziehen, als ihm plötzlich etwas am Kopf traf. Verwundert sah er herauf und blickte in das schief grinsende Gesicht von Usagi, die auf etwas zeigte. „Tschuldige“, rief sie leise und verschwand dann wieder in ihrem Zimmer. Was meinte sie? Doch dann entdeckte er, seine Schuhe auf dem Rasen liegen. Kopfschüttelnd sammelte er sie rasch ein und zog sie an. Nicht, dass ihn noch jemand von den Tsukinos hier entdeckte. So hatte er sich den Morgen definitiv nicht vorgestellt. Er brauchte jetzt erst mal dringend einen Kaffee. Ein letzter Blick zu ihrem Fenster herauf ließ sein Herz allerdings schmerzlich in seiner Brust zusammenziehen. Sie hatten nicht mehr viel Zeit. Das stand fest. Er musste einen Weg finden sie zu retten. Er musste einfach. Schnellen Schrittes verließ er dann aber das Grundstück und machte sich auf den Weg zu seinem Motorrad, welches er extra ein paar Straßen weiter geparkt hatte.   Kapitel 15: Kapitel 14 ---------------------- Gedankenschwer stand Usagi mit entblößtem Oberkörper vor dem Badezimmerspiegel und fuhr sich mit zittrigen Fingern über ihre Haut. Vorsichtig strich sie dabei über die Auswüchse des schwarzen Fleckes, die ihren Körper zierten. Ein Geflecht aus schwarzen Adern, welche mittlerweile ihre gesamte Brust bedeckten. Es war wieder gewachsen. Langsam musste sie es den anderen wohl oder übel sagen. Sie hatte es ihnen noch nicht erzählt, dass es sich verschlimmert hatte. Sie wussten bisher nur von einem schwarzen Fleck, nicht aber über dieses Ausmaß. Sie wollte sie einfach nicht noch mehr beunruhigen. Aber nach der gestrigen Nacht blieb ihr wohl nichts anderes mehr übrig. Sie mussten wohl oder übel wissen, wie sehr die Zeit wirklich drängte. Seufzend griff sie nach ihrer Schuluniform und zog sich eilig an. Zunächst musste sie allerdings erst mal die Schule, ohne einzuschlafen, überstehen. Die kurze Nacht trug ihre Spuren und dunkle Schatten zierten ihr Gesicht. Wie es wohl Mamoru ging? Die Nacht war für ihn ja nun auch nicht gerade lang gewesen. Ein Lächeln huschte über das Gesicht, als sie daran denken musste, wie er plötzlich an ihrem Fenster gesessen hatte. Was würde sie nur ohne ihn machen. Doch dann senkte sie betrübt ihren Kopf, wenn sie daran dachte, dass er nun vermutlich genau so müde, wie sie durch den Tag kommen musste. Wenn nicht sogar schlimmer. Sie musste das irgendwie wieder gut machen. Entschlossen öffnete sie den Spiegelschrank, kramte eilig ihr Make-up heraus und versuchte ihre Augenringe zu verdecken. Was allerdings nicht ganz so gut funktionierte, wie sie es gerne hätte, und steckte danach schnell ihre üblichen Zöpfe zusammen. Ein letzter Blick in den Spiegel und schon verließ sie rasch das Badezimmer. Sie musste sich jetzt wirklich beeilen, um noch pünktlich zur Schule zu kommen. Schnellen Schrittes lief sie in ihr Zimmer, holte ihre Schultasche und eilte danach die Treppe herunter. „Es ist Zeit.“ Abrupt blieb Usagi, mit weit aufgerissenen Augen, mitten auf der Treppe stehen und klammerte sich angsterfüllt mit zittrigen Fingern am Geländer fest. Ging es etwa schon wieder los? „Es ist Zeit zu gehen.“ Schwer atmend kniff sie ihre Augen zusammen und schüttelte vehement ihren Kopf. „Nein!“ „Usagi. Na los. Du kommst sonst schon wieder zu spät.“ Sie spürte plötzlich eine Hand an ihrem Arm und erschrocken riss sie die Augen wieder auf. Verwundert blickte sie in das Gesicht ihrer Mutter, die sie mit hochgezogener Augenbraue ansah. „W-was?“, stammelte sie und beobachtete ihre Mutter, wie sich diese seufzend die Schläfe rieb. „Usagi, was soll das noch mal mit dir werden. Nun beeil dich, damit du nicht zu spät kommst.“ Zögerlich nickte sie und ging langsam die Treppe weiter herunter. Ihre Mutter hatte recht, sie musste wirklich los. Vermutlich hatte sie sich das eben nur eingebildet. Schnell beschleunigte sie wieder ihre Schritte, schlüpfte in ihre Schuhe und wollte gerade das Haus verlassen, als ihre Mutter sie erneut ansprach. „Usagi.“ Schwungvoll drehte sie sich zurück und hüpfte von einem Fuß auf den anderen. „Was ist? Ich muss los.“ „Dein Essen.“     Erleichtert den Schultag, ohne Vorkommnisse und ohne eingeschlafen zu sein, überstanden zu haben, lief sie lächelnd mit ihren Freundinnen zum Schultor. Sie wollte sich gleich mit Mamoru im Crown treffen und freute sich schon wahnsinnig darauf. Den ganzen Vormittag hatten sie sich eine Nachricht nach der anderen hin und her geschrieben und kurzerhand beschlossen den Nachmittag heute nur zu zweit zu verbringen. Einfach mal einen ganz normalen Tag. So etwas brauchte sie dringend. Sie hatten das große Schultor schon beinahe erreicht, als sie plötzlich von jemandem gerufen wurde. Verwundert sah sie hinter sich und entdeckte dann Yukiko. „Hallo“, begrüßte sie sie freudig und umarmte sie. „Na alles gut ausgegangen bei dir? Wir haben ja seit dem Club nichts mehr gehört von dir.“ Verlegen kratzte sich Usagi am Kopf. Das stimmte. Sie hatte sich gar nicht mehr bei ihnen gemeldet gehabt. „Das stimmt. Entschuldige, hatte viel um die Ohren.“ „Kein Problem, Wollen wir mal wieder etwas unternehmen? Takuya und ich wollen nachher ins Kino. Hast du Lust?“ Entschuldigend schüttelte sie ihren Kopf. Sie hatte zwar schon Lust mal wieder etwas mit den beiden zu unternehmen, aber der Tag heute, gehörte ihr und Mamoru. „Gern. Nur heute hab ich schon etwas vor.“ „Och schade. Meld dich einfach, Okay?“ Nickend verabschiedete sich Usagi von ihr und sah ihr noch kurz hinter her, wie sie davon lief, als sie dann plötzlich in die ernsten Gesichter ihrer Freundinnen blickte. „Was?“ Die Drei sahen sich kurz an, bis Makoto schließlich das Wort ergriff. „Meinst du, die beiden sind im Moment die richtige, naja die richtige Gesellschaft für dich?“ Genervt pustete sie aus und ging weiter. Ging das wieder los. „Die beiden sind keine schlechten Menschen, nur weil sie vielleicht mal schlechte Entscheidungen getroffen haben. Habe ich übrigens auch, wie ihr wisst.“ Die Drei liefen ihr sofort hinter her und gingen nun wieder neben ihr. „Ja, aber dafür kannst du ja nichts“, entgegnete ihr nun Minako und prompt blieb sie stehen. „Also ist das nur entschuldbar, weil ich dieses Ding in mir drinnen habe?“ Mit beiden Händen deutete sie dabei auf ihr Herz und stemmte danach ihre Hände in die Hüften. „Wenn das nicht so wäre, wäre ich also gleich ein schlechter Mensch, wenn ich mal eine schlechte Entscheidung treffen würde. Verstehe.“ Schnaubend drehte sie sich auf ihren Absatz herum und stampfte davon. Sie hatte keine Lust weiter mit ihnen zu diskutieren. „Usagi, warte. So war das doch nicht gemeint. Wir wollen doch nur …“ „Schon gut Ami. Ich hab genug gehört. Und mit wem ich befreundet bin oder nicht, ist ja wohl immer noch meine Sache. Wir sehen uns Morgen.“ Ohne auf eine Antwort seitens ihrer Freundinnen zu warten, ließ sie diese stehen, lief davon und machte sie auf den Weg zum Crown.     Niedergeschlagen klappte Mamoru das Buch zu und schob es zu den anderen. Nun wälzte er schon eine halbe Ewigkeit ein Buch nach dem anderen durch und war immer noch kein Stück weiter. So ging das nicht weiter. Er musste doch eine Lösung finden. Wenn sie wenigstes wüssten, womit sie es zu tun hatten. Aber selbst das wussten sie nicht. Seufzend raufte er sich seine Haare, nahm sich seine Kaffeetasse und trank einen Schluck, nur um danach angewidert die Tasse zurück auf den Tisch zu stellen. „Wenn man ihn stehen lässt, wird er nun mal kalt.“ Erschrocken zuckte er kurz zusammen und blickte danach in das grinsende Gesicht von Motoki, der sich zu ihm an den Tisch gestellt hatte. „Mal wieder am Büffeln? Gönn dir mal eine Pause.“ „Du kennst mich doch.“ Schulterzuckend versuchte Mamoru seinen besten Freund anzulächeln. Doch wollte ihm das nicht so wirklich gelingen. Motoki konnte ja nicht wissen, was er wirklich hier machte. Er konnte ihm ja nicht sagen, dass er sich unzählige Bücher aus der Bibliothek ausgeliehen hatte, um eine Antwort auf die Frage, wie er Usagi retten konnte, zu finden. Flink stellte Motoki eine neue Tasse mit dampfendem Kaffee auf den Tisch und nahm irritiert ein Buch von dem Stapel herunter. „Griechische Mythologie? Du bist echt ein Streber.“ Kopfschüttelnd legte er das Buch zurück und griff nach der Tasse mit dem kalten Kaffee. „Du bist aber auch am Wochenende mit dabei oder?“ „Wobei?“ Verwundert blickte er seinen Freund an. Was meinte er nur? „Na Amis Überraschungsfeier?“ „Ach das. Ja … ja, ich denke schon.“ Ernst beugte sich Motoki zu ihm herunter, blickte ihm dabei tief in die Augen und legte seine freie Hand auf seine Schulter. Was hatte er denn nun? „Du kannst mich nicht alleine mit den Mädels lassen. Ich brauche männliche Unterstützung an dem Abend. Sonst überlebe ich das nicht.“ Theatralisch fasste sich Motoki danach an die Brust und legte seinen besten Hundebettelblick auf. Nun musste Mamoru aber doch lachen. Sein Freund war manchmal echt eine kleine Dramaqueen. „Keine Sorge ich bin auch dabei. Wobei ich glaube, dass Ryo und Yuichiro auch eingeladen wurden, wenn ich Usagi richtig verstanden habe.“ „Ach so. Na dann. Dann kannst du ruhig wegbleiben.“ Grinsend drehte sich Motoki herum und lief davon. „Na, und das nennt man bester Freund“, rief er ihm gespielt beleidigt hinter her. Doch das Grinsen konnte er sich nicht verkneifen. Er wusste ja genau so gut, wie Motoki auch, dass das alles nur Spaß war. Schlürfend nippte er an seinem neuen Kaffee und wollte sich gerade dem nächsten Buch widmen, als ihm plötzlich, ein ihm sehr bekanntes Lachen, in seine Ohren drang. Sofort bescherte es ihm eine Gänsehaut und augenblicklich wurde ihm warm ums Herz. Es gab nur eine Person, die diese Reaktion seines Körpers bei ihm auslöste. Langsam sah er auf und sein Blick wanderte durch das Crown, bis er sie schließlich vorne am Tresen entdeckte. Sie sprach gerade mit Motoki. Lächelnd beobachtete er sie und wartete, bis sie ihn entdecken würde. Lange musste er auch nicht darauf warten und gleich, als sich ihre Blicke trafen, setzten sich ihre Beine in Bewegung zu ihm. „Mamo-chan.“ Schwungvoll nahm sie neben ihm Platz und keine Sekunde später lagen ihre Lippen schon auf seinen. Für seinen Geschmack viel zu schnell, löste sie sich von ihm und blickte ihm nun direkt in seine Augen. „Wartest du schon lange?“ „Nicht wirklich.“ Sie begann die Sachen auf dem Tisch zu betrachten und stirnrunzelnd nahm sie ein Buch in die Hand. „Du forscht nach oder?“ Lächelnd nahm er ihr das Buch wieder aus der Hand und legte es zurück zu den anderen. „Ja … Aber genug für heute. Der Tag gehört nur uns beiden.“ Nickend strahlte sie ihn mit ihren großen blauen Augen an und augenblicklich durchzog ihn wieder ein wohliger Schauer. Doch von langer Dauer war dieses Gefühl leider nicht, denn gleich darauf zog sich sein Herz erneut schmerzlich zusammen, wenn er daran dachte, was ihnen möglicherweise bevorstand, wenn sie es nicht stoppen konnten. Er hatte sich zwar fest vorgenommen, heute nicht daran zu denken, aber er konnte einfach nicht anders. Zu sehr beherrschte ihn momentan die Angst um sie. Mit einem Ruck zog er sie in seine Arme und drückte sie fest an sich. „Mamo-chan“, flüsterte sie leise und schmiegte sich an seine Brust, „Ich liebe dich.“ „Ich liebe dich auch“, hauchte er ihr ins Ohr und so verharrten sie in dieser Position. Wie lange sie dort allerdings so saßen, wusste er nicht. Erst das laute Räuspern von Motoki ließ die beiden wieder auseinander fahren. „Wollt ihr noch etwas, oder wollt ihr los?“ „Ich glaube, wir werden los. Oder was meinst du?“ Fragend blickte er zu Usagi herüber. „Ja. Wir werden los.“ Schnell packte er seine Sachen zusammen, verstaute sie in seiner Tasche und trank seinen Kaffee aus. Hand in Hand verabschiedeten sie sich von Motoki, steuerten den Ausgang an und verließen das Crown. „Was wollen wir machen?“, strich er ihr sanft mit seinem Daumen über ihren Handrücken. „Hm. Keine Ahnung. Wozu hast du Lust?“ Nachdenklich tippte er sich gegen sein Kinn und überlegte, was ihr gefallen könnte, als ein lautes Magenknurren ertönte. „Ich glaube, wir gehen kurz zum Supermarkt und ich koch uns etwas. Was sagst du?“ Grinsend wartete er auf ihre Antwort und konnte genau sehen, wie sie rot um die Nasenspitze wurde. „Ähm. Gern. Etwas essen klingt wirklich gut.“ Liebevoll legte er seinen Arm um sie herum und so liefen die beiden los.     Früh am Abend betrat Usagi das Haus und zog sich pfeifend ihre Schuhe aus. Der Nachmittag mit Mamoru war wirklich schön gewesen. Nachdem sie etwas gegessen hatten, hatten sie sich es einfach noch bei ihm auf dem Sofa gemütlich gemacht und sahen sich zusammen noch einen Film an. Da sie beide die Nacht über nicht viel geschlafen hatten, waren sie sich schnell einig gewesen, sich einfach nur einen entspannten Tag bei ihm zu Hause zu machen. Und so tänzelte sie nun glücklich durch den Flur in Richtung Wohnzimmer, um ihren Eltern bescheid zu geben, dass sie wieder zu Hause war. Und das sogar pünktlich. „Bin wieder da“, trällerte sie ins Wohnzimmer hinein, doch kam keine Antwort. Verwundert betrat sie das Zimmer und entdeckte dann ihren Vater am Tisch sitzen. Er schien gerade angespannt irgendwelche Zettel zu sortieren und war offenbar so vertieft darin, dass er sie gar nicht bemerkt hatte. Irritiert lief sie weiter und begann ihre Mutter zu suchen. Irgendwo musste sie doch stecken. „Mama?“ „Hier mein Schatz“, ertönte es aus der Küche und schnell ging sie herüber. Ihre Mutter bereitete gerade das Abendessen vor und verdutzt stellte sie sich neben sie. „Bin wieder zu Haus … Was ist denn mit Papa los?“ Kurz sah ihre Mutter zu ihr, doch dann widmete sie sich wieder dem Abendessen. „Er muss einen Artikel für die Zeitung fertigbekommen … Es geht um die verschwundenen Personen. Am Besten störst du ihn jetzt nicht.“ Nickend nahm sie sich ein Glas aus dem Schrank, befüllte es mit Wasser und drehte es nachdenklich in ihren Händen. Vielleicht sollte sie ihren Vater, wenn er so weit war, mal versuchen etwas auszufragen. Vielleicht fand sie dadurch etwas mehr über die ganze Sache heraus.   „Ich geh dann mal in mein Zimmer. Bin schon sehr müde.“ „Okay. Schlaf gut mein Kind.“ Schnell stand sie vom Esstisch auf, wünschte allen noch eine gute Nacht und huschte dann hinauf in ihr Zimmer. Gähnend streckte sie ihre Arme in die Höhe und ihr Blick wanderte durch ihr Zimmer. Im ersten Moment verwundert, wo Luna steckte, fiel ihr dann aber doch schnell wieder ein, dass diese ja heute bei Minako und Artemis blieb, da sie mit Artemis noch etwas zu besprechen hatte. Ein weiteres Mal gähnte sie und rieb sich müde ihre Augen. Die Müdigkeit holte sie wieder ein und so beschloss sie lieber schnell ins Bett zu gehen. Langsam zog sie ihre Bluse über den Kopf und wollte sie gerade auf ihren Stuhl legen, als ihr auf ein Mal so schwindelig wurde. Was war denn jetzt los? Torkelnd versuchte sie irgendetwas zum Festhalten zu finden. Doch vergeblich, ihr Griff ging ins Leere. „Usagi.“ Erschrocken weiteten sich ihre Augen und panisch drückte sie ihre Hand gegen ihre Brust. „Nein“; flüsterte sie leise und alles begann vor ihren Augen zu verschwimmen. Ihr Herz begann, wie wild in ihrer Brust zu schlagen und wankend sackte sie zusammen. Regungslos lag sie nun auf dem Boden und starrte mit leeren Augen zur Decke hinauf. „Es ist Zeit.“ Kapitel 16: Kapitel 15 ---------------------- Laut piepte der kleine Wecker auf Mamorus Nachtschrank und stöhnend tastete er mit geschlossenen Augen nach dem kleinen Ding. Bis spät in die Nacht hatte er noch, nachdem er Usagi zu Hause abgesetzt hatte, Nachforschungen angestellt und dementsprechend müde war er jetzt. Der Schlafmangel in letzter Zeit zerrte wirklich an seinem Körper, aber die Zeit drängte. Schlafen konnte er auch später noch. Jetzt gab es eindeutig wichtigere Dinge zu erledigen. Gähnend rollte er sich auf seinen Rücken, rieb sich seine Augen und schlug seine Bettdecke beiseite. Er brauchte jetzt erst mal dringend einen Kaffee zum Wachwerden. Träge richtete er sich auf, schwang seine Beine über die Bettkante und fuhr sich durch seine zerzausten Haare. Und eine Dusche nickte er sich selber zu und griff nach seinem Handy, welches er extra auf sein Nachtschränkchen gelegt hatte. Doch sofort, als auf das Display sah, begann sich sein Gesicht zu verziehen. Usagi hatte seit gestern nicht mehr geantwortet. Nachdenklich starrte er auf sein Handy. Ob alles in Ordnung war? Vielleicht sollte er mal versuchen anzurufen. Ein kurzer Blick auf die Uhr ließ ihn allerdings diesen Gedanken gleich wieder verwerfen. Sie schlief bestimmt immer noch. Er hatte die Nachricht ja auch erst sehr spät geschrieben gehabt. Vermutlich hatte sie sie einfach noch nicht gesehen, da sie schon geschlafen hatte. Er sollte nicht immer gleich den Teufel an die Wand malen. Schnell legte er sein Handy zurück auf das Nachtschränkchen und stand eilig auf. Wenn er noch einen Kaffee trinken und unter die Dusche wollte, bevor er los musste, sollte er sich jetzt wirklich beeilen. Flink huschte er daher in die Küche, stellte die Kaffeemaschine an und eilte dann, um schnell unter die Dusche zu springen, in sein kleines Badezimmer.   Mit einer Tasse in der einen und seinem Handy in der anderen Hand lief er zu seinem Esstisch herüber. Ein weiterer Blick auf das Display ließ ihn allerdings erneut seine Stirn runzeln. Immer noch keine Nachricht von ihr. Langsam sollte sie aber wirklich wach sein, sonst würde sie wieder zu spät zur Schule kommen. Vielleicht war sie aber auch schon wach und war mal wieder so spät dran, dass sie ihm erst in der Schule antworten würde. Wäre ja nicht das erste Mal, grübelte er und ließ sich vorsichtig auf einen Stuhl fallen. Nachdenklich schob er mit seinem Ellenbogen einen Bücherstapel auf dem Tisch etwas zur Seite, damit er die Kaffeetasse abstellen konnte, und zuckte erschrocken zusammen, als plötzlich laut polternd etwas auf den Boden fiel. Anscheinend hatte er die Bücher etwas zu weit geschoben und damit scheinbar einen weiteren Stapel vom Tisch geworfen. Seufzend stellte er die Tasse auf dem Tisch ab, steckte sein Handy in die Hosentasche und erhob sich wieder von seinem Stuhl. Geschwind war er einmal um den Tisch herumgelaufen und ging in die Hocke, um die verstreuten Bücher wieder einzusammeln. Eins nach dem anderen legte er zurück auf den Tisch und bekam plötzlich große Augen, als er nach dem nächsten Buch griff, das durch den Sturz nun aufgeschlagen auf dem Boden lag. „Das gibt es doch nicht“, murmelte er und sprang regelrecht mit dem Buch in der Hand wieder auf. Aufgeregt zog er sein Handy aus der Hosentasche heraus und wählte sofort eine bestimmte Nummer. Wenn er sich nicht ganz irrte, hatte er endlich eine Spur gefunden. Nervös lief er in seinem Zimmer auf und ab und wartete, dass Usagi endlich herangehen würde, doch es ging nur ihre Mailbox heran. Warum ging sie denn nicht an ihr Handy? Schnell versuchte er es ein weiteres Mal, doch wieder hatte er kein Glück. Nervös legte er das Buch und sein Handy auf den Tisch. Warum erreichte er sie denn nicht? Allmählich bekam er wirklich ein ungutes Gefühl. War nachher doch irgendetwas passiert? Hektisch griff er erneut nach seinem Handy und versuchte Ami zu erreichen, vielleicht wusste sie ja etwas.     Was war das nur für ein Klingeln die ganze Zeit? Stöhnend rieb sich Usagi ihre Augen und versuchte sie blinzelnd zu öffnen, was allerdings nicht so einfach war, da das grelle Sonnenlicht, welches in ihr Zimmer schien, ihr in ihren Augen schmerzte. Es schien früh am Morgen zu sein. Was war nur passiert? Ihr gesamter Kopf pochte so, als würden zig kleine Hämmerchen dagegen schlagen und ihre Glieder waren schwer wie Blei. Was war die Nacht nur passiert? Und wo war sie überhaupt? Langsam tastete sie mit ihren Händen neben sich und fuhr mit ihren Fingern über etwas Weiches. Anscheinend lag sie in ihrem Bett. Nur, wie war sie hier hergekommen? Das Letzte, an das sie sich erinnerte war, dass sie in ihr Zimmer gegangen war, sie ins Bett wollte und dann wurde ihr auf ein Mal so schwindelig und dann, dann verschwimmt alles hinter einen schwarzen Schleier. Was war nur passiert? Sie konnte sich an nichts erinnern, egal wie sehr sie es auch versuchte. Erschrocken zuckte sie zusammen. Da war es schon wieder. Schon wieder dieses Klingeln. Doch dann erkannte sie es, es war ihr Handy. Wer rief sie denn so früh an? Schwerfällig öffnete sie ihre Lider und richtete sich langsam auf. Tief atmete sie ein und wieder aus und rutschte an die Bettkante heran. Vorsichtig stellte sie ihre Füße auf dem Boden ab und bekam mit einem Mal große Augen, als sie auf ihre Beine herunter sah. „Was …“ Langsam wanderte ihr Blick herauf und augenblicklich umschlang sie mit ihren Armen ihren Körper. Schon wieder. Schon wieder hatte sie keinerlei Erinnerungen an die vergangene Nacht und wachte nackt in ihrem Bett auf. Mit weit aufgerissenen Augen wippte sie mit ihrem Oberkörper hin und her. Was hatte sie nur gemacht? Da ihr Handy mittlerweile aufgehört hatte zu klingeln, blieb sie einfach auf der Bettkante sitzen und versuchte krampfhaft sich zu erinnern, was passiert war. Doch keine Chance. Da war nichts. Nichts außer einer großen Leere in ihrem Kopf. Langsam füllten sich ihre Augen mit Tränen. Wie in Trance wippte sie hin und her und allmählich kullerten die Tränen über ihre Wangen. Schon wieder war eine Nacht einfach so verstrichen. Erst das leise klopfen an ihrer Tür, brachte sie wieder ins Hier und Jetzt zurück. „Usagi, bist du wach?“ Schreckhaft schnappte sie sich ihre Decke und wickelte sie um ihren Körper. Ihre Mutter musste ja nicht sehen, dass sie nackt war. Außerdem durfte sie das Geflecht aus schwarzen Adern nicht zu Gesicht bekommen. Dafür hätte sie nie und nimmer eine plausible Ausrede. „J-ja. Ich bin gleich unten.“ Langsam öffnete sich die Tür einen Spalt und ihre Mutter lugte ins Zimmer herein. Doch sofort, als sie sie erblickte, hob ihre Mutter eine Augenbraue in die Höhe. Es musste für sie ja auch ein seltsamer Anblick sein, wie sie da, notdürftig die Decke um sich gewickelt, panisch im Zimmer herumstand. „Alles Okay?“ Außer einem Nicken brachte sie jedoch im Moment nichts zustande, doch für ihre Mutter schien es wohl zu reichen, da sie ebenfalls nickte und sich wieder zurückzog. „Beeil dich. Du bist spät dran.“ Und schon war die Tür wieder zu. Erleichtert, dass ihre Mutter nicht weiter nachfragte, atmete sie aus und warf ihre Decke zurück auf ihr Bett. Das war zum Glück noch mal gut gegangen. Niedergeschlagen blickte sie dann allerdings auf ihre Brust. Was sollte sie nur machen? In ihren Gedanken versunken stand sie einfach nur da und sah auf ihre Brust, als es erneut von ihrem Nachtschränkchen piepte und sie damit aus ihrer Gedankenwelt zurückholte. Erschrocken hüpfte sie etwas zur Seite und eilte dann zu ihrem Handy. Sie hatte mehrere Anrufe von Mamoru und Ami verpasst und einige ungelesene Nachrichten. Doch ein Blick auf die Uhr ließ sie abermals aufschrecken. Sie hatte jetzt keine Zeit zum Lesen geschweige denn zum Antworten. Sie stand noch splitterfasernackt in ihrem Zimmer und musste in zehn Minuten loslaufen, wenn sie noch irgendwie pünktlich zur Schule kommen wollte. Sie musste Mamoru in der Schule antworten. Und Ami sah sie ja ohnehin dort. Entschlossen warf sie also das Handy auf das Bett und eilte zu ihrem Kleiderschrank.   Sie wusste nicht, wie sie es geschafft hatte, aber abgehetzt und außer Atem erreichte sie mit dem Klingelzeichen das Klassenzimmer. Glücklicherweise war ihr Mathelehrer noch nicht da und so steuerte sie schnell ihren Platz an. Doch weit kam sie nicht, da ihre Freundinnen aufgeregt auf sie zu gestürmt kamen und sie umarmten. „Ich freu mich ja auch euch zu sehen, aber was ist denn hier los?“ Irritiert sah sie zwischen ihren Freundinnen hin und her. „Mensch, warum meldest du dich denn nicht. Wir haben uns Sorgen gemacht“, verschränkte Minako ihre Arme vor der Brust. „Ich hab verschlafen und kam noch nicht dazu. Tut mir leid.“ „Mamoru hat mich vorhin ganz aufgeregt angerufen. Er konnte dich nicht erreichen“, meldete sich nun auch Ami zu Wort und begann plötzlich zu flüstern, „Er hat wohl irgendetwas Wichtiges herausgefunden.“ Erstaunt sah Usagi ihre Freundin an, doch bevor sie irgendetwas erwidern konnte, betrat der Mathelehrer den Raum und sofort eilten alle auf ihre Plätze zurück.   Müde verließ Usagi das Schulgelände und überlegte, was sie nun machen sollte, bis sie sich mit den anderen im Tempel treffen würde. Sie war die Einzige, die heute keinen Nachmittagskurs hatte, und hatte daher jetzt noch Zeit. Am liebsten würde sie sich ja in ihr Bett legen und schlafen, doch wenn sie das tat, wusste sie genau so gut, dass sie heute wohl nicht mehr aufstehen würde. Ihr gesamter Körper war immer noch so schwer wie Blei und die Müdigkeit schien sie zu überrollen. Es war wirklich ein Wunder, dass sie nicht in der Schule eingeschlafen war. Sie fühlte sich, als wäre sie einen Marathon gelaufen. So, als wäre sie die ganze Nacht irgendwo herumgerannt. Abrupt blieb sie stehen. War sie das vielleicht? War sie die ganze Nacht herumgelaufen? Aber warum? Was konnte sie nur gemacht haben? Langsam ging sie weiter, setzte nachdenklich einen Fuß vor den anderen, als sie von jemandem gerufen wurde und sie sich deshalb einmal um die eigene Achse zurückdrehte. „Hey Usagi. Warte.“ „Yukiko. Takuya. Hallo.“ „Wir wollen in die Spielhalle, hast du Lust mitzukommen?“ Lächelnd legte Yukiko einen Arm um sie herum und sah sie dabei fragend an. „Ja, warum nicht. Ich hab zwar heute noch etwas vor, aber bis dahin komme ich gerne mit.“ Sie wollte sich sowieso dort mit Mamoru treffen und dann mit ihm zusammen zum Tempel fahren. Also passte das ganz gut. Heimlich hatte sie ihm im Unterricht schnell eine Nachricht geschrieben, dass es ihr gut ginge und schnell hatten sie sich dann für später im Crown verabredet. Sie war wirklich schon sehr gespannt, was er herausgefunden hatte. Aber er hatte leider auch noch Unterricht. Lächelnd sah sie die beiden an, so konnte sie immerhin mal wieder etwas mit den beiden unternehmen. „Na dann los“, klatschte Takuya in beide Hände und lachend liefen die Drei los.       Schnellen Schrittes steuerte Mamoru die Tür zum Crown an. Ausgerechnet heute musste sein Lehrer ihn nach dem Unterricht noch mal zu sich zitieren, um ihn zu fragen, ob alles in Ordnung mit ihm wäre, da er in letzter Zeit so unkonzentriert wirken würde. Gerade heute, wo er dringend mit allen sprechen musste. Genervt rollte er bei dem Gedanken daran wieder mit seinen Augen. Natürlich war er unkonzentriert, da sich seine Gedanken um ein ganz anderes Thema kreisten, als den Unterrichtsstoff. Aber das konnte er ihm ja schlecht sagen, also behauptete er einfach, dass er zurzeit einfach schlecht schlafen würde. Was genau genommen ja sogar stimmte. Also hatte er nicht mal wirklich gelogen. Laut pustete er aus und betrat das Crown. Jetzt war er natürlich viel zu spät dran und eilig suchte er die Tische nach Usagi ab. Doch er konnte sie nirgends finden. War sie etwa schon weg? Aber eigentlich würde sie doch nicht, ohne bescheid zu sagen, losgehen. Wo steckte sie bloß? Wo war eigentlich Motoki, wenn man ihn mal brauchte, schoss es ihm durch den Kopf. Auch diesen konnte er nicht finden. Flink zog er sein Handy heraus und wollte gerade die Nummer von Usagi wählen, als ihm lautes Geschrei in die Ohren dran. Verwundert runzelte er seine Stirn und folgte dem Lärm. Es kam aus der Richtung der Spielgeräte. Was war da nur los? Je näher er dem Geschrei kam, desto deutlicher konnte er zwei bekannte Stimmen erkennen. Schnell drängelte er sich an einem Pulk Teenager vorbei und entdeckte dann etwas entfernt Motoki, der versuchte Usagi von jemandem zu trennen. „Usagi, beruhige dich doch“, redete er auf sie ein, doch sie schien ihn gar nicht zu beachten. „Wer hat denn hier bitte angefangen?“, zischte diese, riss sich von Motoki los und schlug nach einer jungen Frau. „Du bist doch selber schuld“, keifte die Frau zurück und holte ebenfalls aus und augenblicklich begannen die beiden, so schnell konnte Mamoru gar nicht gucken, eine Rangelei auf dem Boden. „Wer ist hier selber schuld“, schimpfte Usagi, drückte die Frau mit dem Rücken herunter und setzte sich auf sie herauf. Mamoru versuchte weiterhin, sich durch die Schaulustigen zu drängen und hatte Usagi beinahe erreicht, als sie plötzlich mitten in der Bewegung innehielt. Er bemerkte sofort, wie ihr gesamter Körper begann zu zittern und sie ihre Augen zusammenkniff. Sie schien dagegen anzukämpfen. „Usako. Du schaffst das. Ich bin hier“, rief er ihr zu und hoffte inständig, dass er irgendwie zu ihr durchdringen würde. Wenn er doch nur schneller zu ihr hindurch kommen würde. Doch die ganzen Teenager machten keine Anstalten ihn durchzulassen. „Du glaubst auch, du hast schon gewonnen“, lachte die Frau plötzlich spöttisch auf und spuckte Usagi mitten ins Gesicht. Erschrocken blieb er stehen. Er traute sich kaum zu atmen, aus Angst irgendeine falsche Bewegung zu machen, dass das Fass zum Überlaufen bringen könnte, und sah zwischen Usagi und der Frau hin und her. Und dann ging alles ganz schnell. Knurrend riss Usagi wieder ihre Augen auf, schlug der Frau mitten auf die Nase und hielt nun mit einer Hand ihr Gesicht fest. „Das wirst du bereuen“, bebte ihre Stimme bedrohlich und schief grinsend bewegte sich ihre freie Hand ganz langsam in Richtung ihrer Brosche.   Kapitel 17: Kapitel 16 ---------------------- „Nein! Hör auf!“, schrie Mamoru aus Leibeskräften, als er sah, was sie vorhatte, doch sie reagierte einfach nicht auf ihn. Mit weit aufgerissenen Augen starrte er auf Usagi, wie sie langsam mit ihrer Hand zu ihrer Brosche fuhr und sie von ihrer Bluse löste. Wie in Zeit Lupe lief die Szene, wie sie mit schief grinsendem Gesicht die Hand in die Höhe hob, vor ihm ab. Er musste das unter allen Umständen verhindern. Sie durfte sich hier nicht vor versammelter Mannschaft in Sailor Moon verwandeln, geschweige denn, ihre Kräfte fürs Böse anwenden. Das würde sie sich nie im Leben verzeihen können. Panikartig drückte er sich durch die Menge und schubste einige Teenager dabei zur Seite. Dass er von ihnen deswegen wüst beschimpft wurde, war ihm im Moment ziemlich egal. Wenn er sie nicht rechtzeitig stoppte, war das hier sowieso alles egal. Sie würde in ihrem Zustand gerade keinen Stein auf dem anderen lassen. Er konnte genau sehen, wie sie ihren Mund begann zu spitzen und in einem Bruchteil einer Sekunde würde sie beginnen ihren Verwandlungsspruch zu rufen. Mit einem Mal setzte er an und sprang kopflos auf sie zu. „Usa!“ Schwungvoll riss er sie von der jungen Frau herunter und landete bäuchlings auf ihr auf dem Boden. Böse funkelte sie ihn an und schlug ihm augenblicklich gegen seinen Brustkorb. Schmerzhaft traf sie ihn dabei mit ihrer Brosche auf seinen Rippen, aber er verzog keine Miene. Das war alles jetzt egal. Er durfte nicht zulassen, dass sie sich verwandelte. Schnell richtete er sich daher auf, setzte sich auf sie herauf und griff nach ihren Handgelenken. „Geh sofort runter von mir!“, zischte sie laut und versuchte ihn von sich herunterzudrücken. Doch er machte gar keine Anstalten sich zu bewegen und sah ihr stattdessen tief in die Augen. „Komm zu dir. Kämpf dagegen an“, flüsterte er leise und versuchte sie zu beruhigen. „Runter!“, wand sie sich unter ihm und knurrte unaufhörlich. Doch er wandte seinen Blick nicht von ihr ab und flüsterte ihr stattdessen weiter beruhigend zu. Hinter ihm begann Motoki die Schaulustigen zu verscheuchen und kümmerte sich dann um die junge Frau, die meckernd versuchte erneut auf Usagi zu zulaufen. Doch das interessierte ihn im Moment alles herzlich wenig. Motoki würde sich schon darum kümmern. Danach war er ihm zwar eine Erklärung schuldig, aber das war alles zweitrangig. Zunächst musste er Usagi zurückholen. „Wenn du mich nicht sofort loslässt, dann waren wir die längste Zeit zusammen“, brüllte sie ihn an und begann mit ihren Beinen zu strampeln. Unbeeindruckt von ihren Worten beugte er sich ganz nah zu ihr herunter, lächelte sie kurz an und legte dann, so schnell konnte sie gar nicht reagieren, seine Lippen auf ihre. Wild strampelte sie herum, doch nach kurzer Zeit wurde sie ruhiger und schloss auf ein Mal ihre Augen.   Ganz langsam öffnete sie ihre Lider. Sie hatte das Gefühl, als würde sich eine dicke schwarze Nebelwand vor ihr auflösen und anstatt nur Statist in ihrem eigenen Körper zu sein, der wie eine Marionette an unsichtbaren Fäden gelenkt wurde, wurden ihre Gedanken wieder klar und sie wieder Herr ihrer Sinne. Vorsichtig blickte sie zu Mamoru hinauf, der sie voller Sorge ansah und augenblicklich füllten sich ihre Augen mit Tränen, als ihr bewusst wurde, was gerade passiert war. Was hatte sie da nur gemacht? Mit zittrigen Fingern krallte sie sich in den Stoff seiner Jacke. „Mamo-chan“, schluchzte sie leise und die ersten Tränen kullerten ihr über ihre Wangen. „Ich bin hier. Es ist alles gut.“ Alles gut? Gar nichts war gut. Hätte er sie nicht aufgehalten, dann hätte sie sich verwandelt und hätte ihre Kraft definitiv nicht für das Gute benutzt. Sie wollte gar nicht daran denken, was sie alles vorgehabt hatte. Schnell kniff sie ihre Augen zusammen und versuchte die düsteren Gedanken von sich zu schieben, aber sie waren da. Sie wollten sich nicht einfach vertreiben lassen. Sie wusste ganz genau, was sie vorgehabt hatte. „Usako.“ Er ließ ihre Arme los und strich ihr nun sanft mit seinen Fingern über ihr Gesicht. Zaghaft öffnete sie wieder ihre Augen und sah in sein lächelndes Gesicht, wie er sie voller Liebe ansah. Übelkeit stieg in ihr auf. Sie ertrug es nicht. Wie konnte er sie so ansehen, nachdem was gerade passiert war. Sie war ein Monster. Eine tickende Zeitbombe. „Nicht“, krächzte sie, schlug seine Hände weg und schubste ihn von sich weg, „Ich … ich … es tut mir leid.“ Ohne ihn noch mal anzusehen, sprang sie auf, drehte sich von ihm weg und rannte los. „Usa! Warte.“ Doch unbeirrt lief sie, ohne sich herumzudrehen einfach weiter und verließ das Crown. Sie hörte zwar, wie er ihr sofort hinterher gelaufen kam und nach ihr rief, doch sie konnte das jetzt nicht. Sie konnte ihm jetzt nicht in die Augen sehen. Zu sehr schämte sie sich dafür, was gerade passiert war. Mit Tränen verschleiertem Gesicht rannte sie durch die Menschenmassen und ging zum Glück im Getümmel der Leute unter. Kurz spähte sie hinter sich, und als sie bemerkte, dass sie ihn abgehängt hatte, wurden ihre Schritte wieder langsamer. Doch stehen blieb sie nicht, sie lief einfach immer weiter. Wohin? Sie wusste es nicht.     „Verdammt“, knurrte Mamoru und schlug mit seiner Faust gegen einen Laternenmast. Er hatte sie aus den Augen verloren. Wo wollte sie nur hin? Angespannt tigerte er die Straße auf und ab. Fluchend drehte er sich dann allerdings abrupt auf seinem Absatz herum. So kam er nicht weiter. Er musste sie suchen. Aber nicht allein. Sofort nahm er seine Beine in die Hand und rannte, um seine Tasche zu holen und Motoki zu bitten, dass er sich sofort bei ihm melden sollte, wenn sie bei ihm auftauchen würde, zum Crown zurück. Geschwind eilte er die Straße entlang, betrat außer Atem wieder das Crown und blickte sofort in Motokis fragendes Gesicht. Er wusste, er war ihm eine Erklärung schuldig. Aber nicht jetzt. Jetzt musste er Usagi finden. Schnell hob er daher seine Hand in die Höhe und steuerte seinen Freund an. „Ich weiß. Aber nicht jetzt. Ich werde es dir erklären. Versprochen.“ Einen Moment herrschte Stille zwischen ihnen, doch dann nickte Motoki, drehte sich kurz herum und hielt ihm dann seine sowie Usagis Tasche vor die Nase. Dankend nahm er sie an sich und atmete ein Mal tief ein. „Kannst du mir kurz erzählen, was hier los war, bevor Usagi auf die Frau losgegangen ist?“ „So genau weiß ich es gar nicht. Usagi kam mit zwei anderen aus ihrer Schule und die Drei sind hinten an die Spielautomaten gegangen. Ich wollte ihnen gerade etwas zu trinken bringen, da hörte ich nur noch, wie Usagi die junge Frau anschrie, weil diese ihr wohl den Platz geklaut hatte und nicht wieder Platz machen wollte. Also das Mädel ist keine Unbekannte hier, sag ich dir. Schon öfters musste ich sie rausschmeißen, weil sie ärger gemacht hatte. Aber Usagi kenne ich so nicht.“ Nickend legte er seine Hand auf Motokis Schulter und sah in dankend an. „Ich muss sie jetzt suchen. Falls sie hier auftaucht, kannst du mir bitte sofort bescheid geben?“ „Sicher.“ „Danke. Ich muss jetzt los.“ Ohne auf eine weitere Antwort seitens Motoki zu warten, stürmte er auch schon wieder aus dem Crown heraus.     Gedankenschwer saß Mamoru mit Ami und Rei um den kleinen Tisch herum und angespannt warteten sie, bis sie etwas von den anderen hören würden. Schnell hatten sie die Stadt unter sich aufgeteilt und suchten fieberhaft nach Usagi. Doch bisher keine Spur von ihr. Nachdem sie ihre Bereiche abgesucht hatten, waren sie sofort wieder hier zum Tempel geeilt. Hier wollten sie sich alle wieder sammeln. Auch mit der Hoffnung, dass Usagi hier vielleicht auftauchen würde, da sie sich hier ohnehin heute treffen wollten. Nervös fuhr sich Mamoru durch seine Haare und starrte immer wieder auf das Display seines Handys. Doch nichts. Niemand meldete sich, dass er sie gefunden hatte. Auch der Kommunikator blieb still. Hätte er sie doch bloß nicht aus den Augen verloren. Wütend auf sich selber, presste er seine Zähne zusammen. So aufgelöst, wie sie war, lief sie nachher noch vor ein Auto oder es passiert sonst was mit ihr. „Mamoru?“ Erst das Räuspern von Ami riss ihn wieder aus seinen Horrorszenarien, was Usagi alles passieren könnte, heraus. „Ja?“ „Ich weiß nicht, ob es uns weiter hilft, aber … du hattest etwas herausgefunden, warum du dich heute mit uns eigentlich treffen wolltest?“ Ohne seine Miene zu verziehen, zog er tonlos ein Buch aus seiner Tasche heraus, schlug eine bestimmte Seite auf und legte das Buch in die Mitte des Tisches. Gespannt beobachtete er Ami und Rei, wie sie entsprechende Seite lasen und ihn danach mit großen Augen ansahen. „Warum sind wir da nicht schon früher drauf gekommen. Das könnte es wirklich sein“, stand Rei auf ein Mal auf und raufte sich die Haare. Ami, die bisher still gewesen war, blickte langsam auf und sah ihm nun mitten ins Gesicht. „Ich denke auch, dass es gut sein kann. Wir sollten Luna und Artemis fragen, ob es auf dem Mond noch Aufzeichnungen darüber gibt.“ Nickend zog Mamoru das Buch wieder zu sich und wollte gerade etwas erwidern, als plötzlich die Tür hinter ihm geöffnet wurde. Sofort sah er hinter sich und bekam augenblicklich große Augen. „Usako.“ Prompt sprang er auf, überwand die wenigen Meter, die ihn von Usagi trennten, und schloss sie schwungvoll in seine Arme. „Du weißt gar nicht, was ich mir für Sorgen um dich gemacht habe.“ Langsam löste er sich wieder von ihr, doch sie stand einfach nur mit gesenktem Kopf auf der Türschwelle und gab keinen Ton von sich. „Ich hab sie unten am Strand gefunden“, trat nun Haruka hinter ihr hervor und klopfte Mamoru auf die Schulter. „Ich informiere die anderen“, stellte sich Rei neben ihn und strich Usagi liebevoll über den Arm, „Schön, dass du wieder da bist.“ Und schon verschwand sie aus dem Zimmer. „Komm, setz dich erst mal.“ Vorsichtig nahm er ihre Hand, bugsierte sie zum Tisch und setzte sich neben sie. Besorgt sah er sie an. Auch wenn sie nun wieder da war, machte er sich noch immer große Sorgen um sie. Sie sprach immer noch keinen Ton und saß einfach nur stumm neben ihm. Ratlos sahen sich Ami, Haruka und er in die Augen. „Ich wollte euch keine Sorgen bereiten. Tut mir leid“, flüsterte sie nun leise, doch hielt sie ihren Kopf weiterhin gesenkt. Mamoru wollte gerade etwas sagen, als sie plötzlich aufsah und ihm tief in die Augen blickte. „Du musst sie nehmen.“ Verwirrt sah er sie an. Bevor er jedoch nachfragen konnte, was sie meinte, zog sie plötzlich, ohne ein weiteres Wort zu sagen, ihre Brosche hervor. Mit ernster Miene griff sie nach seiner Hand, legte die Brosche hinein und senkte dann wieder ihren Kopf. „Was? Nein. Es ist deine. Wie sollst du dich verteidigen können?“ Fassungslos sah er zwischen der Brosche und ihr hin und her. „Es ist zu gefährlich, wenn sie bei mir bleibt. Du hast gesehen, was heute …“ „Aber …“ Abrupt hob sie ihren Kopf und sah ihm dabei mit glasigen Augen bittend an. „Bitte.“ Schwer musste er schlucken. Er konnte genau sehen, wie schwer ihr diese Entscheidung fiel, aber auch wie wichtig es ihr war. Geschlagen nickte er und klammerte seine Finger fest um die Brosche herum. „Okay.“ „Danke“, flüsterte sie, wischte sich verstohlen eine Träne aus dem Augenwinkel, und sah danach mit großen Augen auf das aufgeschlagene Buch vor ihr. „Was ist das?“ „Das besprechen wir am Besten,, wenn alle zurück sind“, ertönte auf ein Mal Reis Stimme hinter ihnen und schwer atmend setzte sie sich neben Usagi. „Ist gut.“   Nach und nach kehrten die anderen zurück. Eine bedrückende Stimmung beherrschte den gesamten Raum. Usagi brauchte dringend etwas frische Luft. „Bin kurz draußen.“ Langsam stand sie auf und wollte sich gerade herumdrehen, als sie plötzlich Mamorus Finger um ihr Handgelenk legten. „Ich komme mit.“ Zaghaft nickte sie, verließ mit ihm zusammen das kleine Zimmer und trat auf die Veranda heraus. Sofort sog sie die frische Luft in ihre Lungen und schloss für einen Moment ihre Augen. Sie lauschte dem leisen Rauschen der Blätter, wie sie durch den Wind hin und her geweht wurden, und genoss für einen winzigen Moment einfach die Ruhe, bevor sie langsam wieder ihre Augen öffnete. Sie merkte, wie Mamoru seine Arme von hinten um sie herumschlang und sie ganz fest an sich drückte. „Mamo-chan“, flüsterte sie leise, drehte sich in seiner Umarmung zu ihm herum und blickte ihm tief in die Augen. Keiner von ihnen sprach ein Wort. Sie wussten auch so gut genug, was der jeweils andere dachte. Ganz langsam strecke sie sich zu ihm herauf und wollte gerade ihre Lippen auf seine legen, als ein leises Räuspern hinter ihnen ertönte. „Ich möchte ja nicht stören, aber wir sollten langsam anfangen“, entschuldigte sich Minako und lächelte ihnen entschuldigend zu. „Ist gut. Wir kommen.“ Nervös griff sie nach Mamorus Hand und lief mit ihm zusammen wieder hinein. „Mamoru hat etwas herausgefunden. Hier seht selber.“ Ami schob das Buch in die Mitte des Tisches und alle sahen gespannt herauf. Nachdenklich begann sich Usagi gegen ihr Kinn zu tippen. „Erebos?“ „Erebos ist in der griechischen Mythologie der Gott und die Personifikation der Finsternis“, erklärte Ami und blickte dann zu Luna und Artemis, „Wisst ihr, ob es auf dem Mond noch alte Aufzeichnungen dazu gibt?“ Gedankenvoll blickte Usagi auf das Buch. Was die anderen besprachen, rückte für sie in weite Ferne. Immer wieder las sie die Zeilen hindurch. Hatten sie wirklich den Ursprung gefunden? Und wenn ja, wie half es ihnen weiter?   Kapitel 18: Kapitel 17 ---------------------- „Und du bist dir sicher, dass ich sie behalten soll?“ Unsicher hielt Mamoru die Brosche in seiner Hand und hielt sie vor ihr Gesicht. „Ja ganz sicher. Es ist besser so.“ Schnell legte sie ihre Hände über seine und drückte sie herunter, damit er sie wieder einstecken konnte. Auch wenn es ihr schwerfiel, sie abzugeben, wusste sie auch, dass sie bei ihm im Moment am Besten aufgehoben war. So etwas wie im Crown, durfte einfach nicht noch ein Mal passieren. „Ich muss jetzt rein.“ „Melde dich sofort, wenn etwas ist.“ Nickend stellte sie sich auf ihre Zehenspitzen, gab ihm einen Abschiedskuss und huschte dann ins Haus hinein. Lange hatten sie im Tempel gesessen und zusammen versucht herauszufinden, ob dieser Erebos wirklich etwas damit zu tun hatte. Doch weiter kamen sie leider nicht und so haben sie schnell beschlossen, dass Luna und Artemis mit Ami zusammen bald auf den Mond reisen würden. Vielleicht fanden sie ja da etwas. Sie würde zwar auch gerne mitreisen und ihnen helfen, aber es war viel zu gefährlich, wenn sie im Moment ihre Kräfte benutzen würde. Sie durfte unter keinen Umständen ein Risiko eingehen. Müde und erschöpft schlüpfte sie aus ihren Schuhen heraus. Der Tag war wirklich sehr nervenaufreibend gewesen. Und das war noch untertrieben. Aber sie wollte jetzt nicht mehr weiter daran denken, was fast im Crown passiert wäre. Sie wollte jetzt nur noch in ihr Bett. Flink stellte sie daher ihre Schultasche an den Treppenansatz ab und steuerte das Wohnzimmer an, um ihren Eltern noch schnell bescheid zu sagen, dass sie wieder zu Haus war. „Bin wieder da“, rief sie ins Zimmer hinein und bemerkte, dass ihre Eltern vor dem Fernseher saßen. „Usagi. Du kommst aber spät.“ Ihre Mutter sah über ihre Schulter zu ihr herüber und mit hochgezogener Augenbraue begann sie sie zu mustern. „Aber ich bin nicht zu spät. Wir haben noch lange bei Rei gesessen und … gelernt.“ „Nein zu spät bist du noch nicht.“ Ihre Mutter begann zu lächeln und wollte offenbar gerade noch etwas sagen, als ihr Vater sich nun ebenfalls herumdrehte. „Psst. Ich versuche die Nachrichten zu verfolgen.“ „Was gibt es denn so Spannendes?“ Ein kurzer Blick auf den Fernehen ließ sie allerdings sofort ihre Miene verziehen und mit zusammengezogenen Augenbrauen, näherte sie sich dem Sofa. „Weiß man eigentlich schon, warum die ganzen Menschen verschwinden?“ „Nein. Man tappt wohl immer noch im Dunkeln. Warum fragst du Kind?“ Schulterzuckend tat sie so, als ob sie nun auch auf den Fernseher sehen würde, und versuchte möglichst unauffällig ihren Vater ein paar Informationen zu entlocken. „Naja. Das ist einfach so schlimm, was mit den Menschen hier in der Stadt passiert. Oder ist es nicht nur hier?“ Ihr Vater sah nun auch wieder auf das TV-Gerät und rückte seine Brille zurecht. „Es betrifft bisher nur Tokio.“ Nachdenklich lehnte sie sich gegen das Sofa und sah wieder zu ihrem Vater. „Und alle sind …“ Schwer musste sie schlucken. Sie konnte es nicht aussprechen. Zu schlimm war es, was mit den Leuten passierte. Und noch immer hatten sie keine Ahnung, ob es irdisch war, oder womöglich doch einen ganz anderen Ursprung hatte. „Und man kann wirklich niemanden mehr helfen, wenn man jemanden gefunden hat?“ „Naja … Ich weiß auch nicht viel. Die Polizei hält sich sehr bedeckt und gibt nur wenige Informationen an die Presse heraus. Aber ich weiß aus zuverlässiger Quelle, dass einige von den Vermissten zwar lebend gefunden wurden, aber sie nicht mehr sie selber waren. So als ständen sie unter irgendwelchen medikamentösen Einfluss. Aber du solltest dich wirklich nicht mit so etwas beschäftigen. Pass aber gut auf, wenn du unterwegs bist, ja?“ Nickend versuchte sie sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr sie diese Informationen zum Nachdenken gebrachte hatte. Sie waren nicht mehr sie selber? Ein eiskalter Schauer lief ihr den Rücken herunter. Wurden sie von derselben bösen Macht befallen, wie sie? Wie weit hatte es sich schon ausgebreitet? Wie konnten sie es stoppen? Könnte sie die Personen vielleicht irgendwie reinigen? Aber dazu musste sie sich verwandeln. Ein dicker Kloß bildete sich in ihrem Hals. Was war, wenn das schief ging? Was war, wenn sie die Kontrolle verlor, wenn sie gerade dabei war, ihre Kräfte zu benutzen? Sie wollte sich gar nicht vorstellen, was dann passierte. „Usagi?“ Erschrocken zuckte sie zusammen. Sie war so in ihren Gedanken versunken, dass sie nicht bemerkt hatte, dass ihre Mutter offenbar mit ihr sprach. „Ja?“ „Wo bist du nur mit deinen Gedanken“; schüttelte ihre Mutter lächelnd ihren Kopf und sah dann wieder zu ihr, „Morgen ist die Feier von Ami oder?“ Das hätte sie ja beinahe vergessen. Sie musste dringend mit den anderen noch mal sprechen. Nicht, dass sie die Feier nachher ausfallen lassen wollten, da sie gar nichts mehr darüber gesagt hatten. Ami sollte auf jeden Fall ihre Feier bekommen. Nicht, dass ihre Freundinnen sie nur wegen ihr ausfallen lassen wollten. Irritiert blickte sie dann aber wieder zu ihrer Mutter. Warum fragte sie überhaupt? „Ja. Warum?“ „Wenn du möchtest, backe ich ein paar Cupcakes für euch.“ „Das wäre toll.“ Lächelnd umarmte sie ihre Mutter und entfernte sich dann wieder ein paar Schritte. „Ich bin dann mal oben. Bin schon sehr müde.“ Flink wünschte sie ihren Eltern noch eine gute Nacht und eilte dann in ihr Zimmer herauf. Schnell schrieb sie ihren Freundinnen noch eine Nachricht, wegen Amis Geburtstag und kaum hatte sie die letzte Nachricht verschickt, fielen hier auch schon die Augen zu.     Müde schlürfte Usagi am nächsten Morgen durch die verregneten Straßen zur Schule. Sie hatte wirklich mühe, ihre Augen offen zu halten. Sie konnte einfach nicht schlafen und lag, mehr oder weniger die gesamte Nacht über wach in ihrem Bett. Immer wieder hatte sich herum gewälzt und krampfhaft versucht einzuschlafen. Aber es half nichts. Zu sehr schwirrten ihr die Ereignisse des gestrigen Tages im Kopf herum. Dann hatte es auch noch gegen Mitternacht angefangen, wie aus Eimern zu schütten, und seitdem nicht mehr aufgehört. Konnte ein Tag noch besser anfangen? Schwerfällig setzte sie einen Fuß vor den anderen und klammerte ihre Finger um den Stab des Regenschirmes. Ob es heute überhaupt noch mal aufhörte? Wobei das eigentlich auch egal war. Amis Feier war ja im Crown. Ob sie es noch mal schaffen würde, ein Nickerchen nach der Schule zu machen? Doch dann schüttelte sie ihren Kopf. Sie musste dringend Amis Geschenk finden. Schon vor Wochen hatte sie es zufällig in einem Schaufenster gefunden und direkt mitgenommen. Sie hatte es gesehen und gewusst, dass es das perfekte Geschenk für sie war. Nur, wo hatte sie es hingelegt? Seufzend betrat sie das Schulgelände und steuerte zügig das Gebäude an. Sie durfte heute unter keinen Umständen zu spät kommen. Nachsitzen konnte sie heute so gar nicht gebrauchen. Flink beschleunigte sie ihre Schritte. Sie hatte nur noch wenige Minuten. „Nein. Hör auf. Lass mich los! Hilfe!“ Mit weit aufgerissenen Augen blieb sie stehen. Was war das? Zu wem gehörte diese Stimme? Sofort sah sie sich zu allen Seiten um. Doch sie konnte niemanden finden, zu dem diese Stimme gehören könnte. Um sie herum wuselten zwar einige Schüler, aber sie sahen nicht so aus, als ob irgendjemand von ihnen Hilfe gebrauchen könnte. Verwirrt ging sie weiter. Vielleicht machte ihr ihr müder Kopf auch nur einen Streich und sie hatte sich die Stimme nur eingebildet. Dennoch war es seltsam. „Nein!“ Ruckartig ließ sie ihren Regenschirm fallen und drückte kopfschüttelnd ihre Handflächen gegen ihre Schläfen, als es wie ein elektrischer Schlag durch ihren Körper fuhr und ein schreiendes Mädchen vor ihren inneren Augen aufblitzte. „Lass mich gehen!“ Sie kniff ihre Augen zusammen. Was sollte das? Erneut schossen ihr Bilderfetzen von einem blutverschmierten Mädchen, das regungslos im Gras lag durch den Kopf. Wankend gaben ihre Beine nach, wodurch sie mit ihren Knien auf der nassen Straße landete. Was hatte das nur zu bedeuten? Was ging hier vor? Was sollte das? Zitternd drückte sie immer noch ihre Hände gegen ihre Schläfen und versuchte kopfschüttelnd das Bild des Mädchens aus ihrem Kopf zu verbannen. „Usagi?“ Schrill schrie sie auf, als sie plötzlich eine Hand auf ihre Schulter spürte, und öffnete schlagartig wieder ihre Augen. „Was?“ Verwirrt blickte sie in das besorgte Gesicht ihrer Freundin. „Hey. Alles in Ordnung? Geht es dir gut?“ „Minako. Ich … ich weiß es nicht.“ „Komm, steh erst mal auf. Du wirst ja ganz nass.“ Rasch hatte ihre Freundin ihren Regenschirm aufgehoben und half ihr beim Aufstehen. Mit zittrigen Fingern nahm sie ihren Schirm wieder in die Hand und schüttelte immer wieder verwirrt ihren Kopf. Warum hatte sie das gesehen? „Was ist passiert?“ „Ich … ich hab etwas gesehen … ein Mädchen … es war …Sie war …“ Sie konnte es nicht aussprechen und kniff wieder ihre Augen zu. Dieses Bild von dem blutverschmierten leblosen Körper hatte sich eingebrannt. Warum musste sie das sehen? „Sie war … tot?“, flüsterte Minako und auch sie wurde auf einem Schlag sehr ernst, „Aber warum hast du es gesehen?“ „Ich weiß es nicht.“ Mit Tränen in den Augen senkte Usagi den Kopf und starrte auf ihre Füße. Warum hatte sie die Schreie gehört? War es vielleicht ein Hilferuf und sie musste ihnen helfen, bevor es zu spät war? Aber, wie konnte sie das? Sie konnte doch gerade nicht ihre Kräfte benutzen. Oder musste sie es riskieren? Sie konnte doch nicht zu lassen, dass hilflose Menschen starben. „Vielleicht muss ich ihnen helfen. Und deswegen hab ich es gesehen.“ „Wir sollten auf jeden Fall mit den anderen sprechen.“ Die Schulglocke ertönte und abrupt sahen beide zum Schulgebäude herüber. „Aber zu erst sollten wir mal zu sehen, dass wir in die Klasse kommen.“ Schnell nickte Usagi ihrer Freundin zu und schon nahmen beide die Beine in die Hand und liefen los. Schnell versuchte Usagi die Bilder zu verdrängen und sich erst mal auf die Schule zu konzentrieren. Gerade noch rechtzeitig erreichten sie den Klassenraum. Flink setzten sie sich auf ihre Plätze und lächelnd winkte Usagi Ami zu und rief ihr ein Alles Gute herüber. Keine Sekunde später betrat aber auch schon ihr Lehrer den Klassenraum und so drehte sie sich wieder nach vorne.     Langsam lief Usagi ihren Freundinnen hinter her. Der Schultag war zum Glück geschafft. Gesprächsthema Nummer eins war in der Pause logischerweise diese seltsamen Bilder, die sie gesehen hatte. Aber eine andere Erklärung, als dass sie es wohl gesehen hatte, um ihnen helfen zu können, hatten sie auch nicht. Nachdenklich sah sie Makoto und Ami hinterher, da sie etwas vor ihr liefen. Sie schienen sich gerade angeregt über irgendetwas zu unterhalten. Sie wollte gerade einen Zahn zu legen, um sie einzuholen, als sie am Arm gepackt und aufgehalten wurde. „Und du bist der sicher wegen heute? Vielleicht sollten wir das lieber absagen. Ami weiß es doch nicht, und wenn sie es erfährt, wird sie es doch verstehen.“ Leise flüsterte Minako ihr zu, sodass Ami es nicht hören konnte, doch sofort wedelte Usagi mit ihrer Hand. „Nein. Ami gibt immer so viel und nimmt sich selbst immer viel zu oft für andere zurück. Das heute ist ihr Tag.“ Seufzend ließ Minako sie wieder los und nickte ihr zu. „Du hast ja schon recht. Also alles, wie gehabt.“ Lächelnd nickte nun auch Usagi und schnell holten sie die anderen wieder ein.     Fluchend lief Usagi durch ihr Zimmer. Wo hatte sie es nur hingelegt? Eine geschlagene halbe Stunde suchte sie nun schon danach. Sämtliche Schubladen hatte sie mittlerweile schon dreimal ausgekippt und wieder eingeräumt. Sie konnte doch nicht bei Amis Geburtstagsfeier, ohne ihr Geschenk auftauchen. Stöhnend sah sie auf ihre Uhr. Sie kam hoffnungslos zu spät. Sie wollte doch beim Aufbauen helfen. Alles war genau geplant gewesen. Minako würde Ami ablenken und mit ihr einen Stadtbummel unternehmen. Rei, Makoto und sie würden in der Zeit das Crown vorbereiten und die Gäste hereinlassen. Minako würde dann, wenn sie fertig waren, Ami ins Crown locken. Murrend ließ sie sich rücklings auf ihr Bett fallen. Sie konnte schon Reis Gezeter in ihren Ohren hören. Nie kannst du ein Mal pünktlich sein. Nachdenklich blickte sie dann aber zu ihrer Decke herauf. Nein, Rei würde sie wohl dieses Mal nicht anmeckern. Seit dieses Ding in ihr drinnen war, wurde sie von den anderen, wie ein rohes Ei behandelt. Sie sollte ja nicht ausrasten. Irgendwie vermisste sie sogar Reis Gemecker. Sie wollte doch nur ganz normal leben. Aber sie hatten ja schon recht. Sie war eine tickende Zeitbombe. Eine Kleinigkeit reichte aus und sie explodierte. War es wirklich Erebos? Konnte sie ihn wieder loswerden? Langsam sammelten sich die Tränen in ihren Augen und schnell blinzelte sie sie wieder weg. Nein. Heute war Amis Tag. Schwungvoll sprang sie wieder auf ihre Beine und wischte sich mit ihrem Ärmel über das Gesicht. Sie musste Amis Geschenk finden und dann so schnell es ging ins Crown. Grübelnd tippte sie sich mit ihrem Zeigefinger über ihr Kinn. Wo hatte sie noch nicht nachgeschaut? Wo war Luna, wenn man sie mal brauchte. Sie hätte vielleicht gewusst, wo sie es hingelegt hatte. „Genau“, schnippte sie dann aber mit ihren Fingern und ging in die Hocke. Sie hatte noch nicht unter dem Bett nachgesehen. Rasch rutschte sie mit ihrem Oberkörper unter ihr Bett und schob, wie wild kleine Kartons und Kisten um her. Sie sollte hier unten wirklich mal ausmisten. Doch ihre Suche hatte sich gelohnt. Sie schob eine weitere Kiste beiseite und erblickte dann das kleine Schächtelchen für ihre Freundin. „Na endlich.“ Freudig griff sie nach dem schon verpackten Geschenk und zog es zu sich. Doch verwundert verzog sich auf ein Mal ihre Miene. Was war das? Irritiert rutschte sie noch etwas weiter unter das Bett und streckte ihre Hand heraus. Warum lag denn ein Teil ihrer Schuluniformen unter dem Bett? Kein Wunder, dass sie sie nicht gefunden hatte. Schnell hatte sie sie ebenfalls geschnappt und robbte nun mit dem Geschenk in der einen und der Bluse in der anderen Hand unter dem Bett hervor. Doch sofort, als sie unter dem Bett wieder herausgekrochen war, wich jegliche Farbe aus ihrem Gesicht und geschockt ließ sie das Geschenk für Ami fallen. Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie auf die Bluse. Sie war an einigen Stellen kaputt gerissen und übersät mit Blut. Warum war ihre Bluse zerfetzt und blutverschmiert?  Kapitel 19: Kapitel 18 ---------------------- Fassungslos starrte sie auf ihre Bluse und fuhr mit zittrigen Fingern über den zerrissenen Stoff. Warum war sie kaputt? Von wem war das Blut? Was sollte das? Was hatte das nur zu bedeuten? Leise klopfte es an ihrer Tür und erschrocken stopfte sie die Bluse zurück unter das Bett, schob hastig Kisten davor und richtete sich schnell auf. „J-ja?“ „Musst du nicht los?“ Lächelnd trat ihre Mutter ins Zimmer und begann sie sofort zu mustern. „Ist dir nicht gut? Du siehst so blass aus.“ „Ähm ja … Mir geht es … gut. Keine Sorge.“ Besorgt trat ihre Mutter an sie heran und legte ihre Hand auf ihre Stirn. „Fieber hast du nicht. Aber du zitterst ja.“ „Mir geht es gut. Ich muss jetzt auch wirklich los.“ Flink ging sie in die Hocke, nahm das kleine Päckchen in die Hand und schielte herüber zu ihrem Bett. Schwer atmend richtete sie sich wieder auf. Sie konnte nur hoffen, dass ihre Mutter nicht auf die Idee kam, unter ihrem Bett irgendetwas zu suchen, bis sie wieder zu Hause war. „Ich hab die Cupcakes eingepackt. Sie stehen in der Küche.“ Nickend schnappte sich Usagi ihre kleine Umhängetasche und verließ mit ihrer Mutter zusammen das Zimmer.       „Danke. Ich bin dir etwas schuldig.“ Rasch steckte Mamoru sein Handy zurück in die Hosentasche und sah in das verwunderte Gesicht von Rei. „Du bist jemanden etwas schuldig?“ Mit hochgezogener Augenbraue sah sie ihn kurz an und entknotete danach weiter eine Girlande. „Ja. Der Vater einer Bekannten von mir arbeitet bei der Polizei und sie war so nett und hat ihn mal wegen der vermissten Menschen ausgehorcht … Ach, um ehrlich zu sein, sie hat eine Akte unbemerkt kopiert. Sie bringt sie mir jetzt kurz hier her.“ „Oh ho, der Herr Chiba macht mal etwas Verbotenes?“ Mit gerunzelter Stirn schnappte er sich ebenfalls eine Girlande, stellte sich auf einen Stuhl und befestigte sie oben an der Wand. „Was bleibt uns denn anderes übrig?“ „Ja, du hast ja recht. Wäre wirklich gut, wenn wir wüssten, was mit den Menschen passiert und ob es eine Angelegenheit für uns ist.“ Schief lächelnd reichte ihm Rei das Ende einer weiteren Girlande und flink befestigte er auch diese. „Wo bleibt Usagi eigentlich?“ Fragend sah Rei auf ihre Uhr und blickte dann wieder zu ihm. Mit einem Satz sprang er von dem Stuhl herunter und sah ebenfalls auf seine Uhr. Sie müsste wirklich schon längst hier sein. Sie hatte ihm vorhin geschrieben, dass sie nur schnell Amis Geschenk holen wollte und dann herkommen würde. Wo war sie? Ernst blickte er zu Rei, die auf ein Mal genau so drein guckte, wie er. Sie hatten wohl den gleichen Gedanken. In einer Handbewegung zog er sein Handy wieder heraus und wählte, ohne zu zögern, Usagis Nummer. Erleichtert atmete er aus, als nach einigen Sekunden ihre Stimme am anderen Ende zu hören war. „Ja?“ „Ist alles in Ordnung? Wir haben uns Sorgen gemacht, da du noch nicht da bist …“ „Alles gut … Tut mir leid. Ich bin aber gleich da.“ Verwundert nahm er das Handy herunter und blickte auf das Display. Sie hatte aufgelegt. Irgendetwas stimmte da doch nicht, das wusste er. „Und?“ Erwartungsvoll sah Rei ihn an. „Sie sagte, sie sei gleich da. Aber ich glaube, da stimmt irgendetwas nicht.“ Besorgt trat nun auch Makoto neben die beiden, als sie Gesprächsfetzen von ihnen mitbekommen hatte. „Stimmt irgendetwas mit Usagi nicht?“, flüsterte sie leise und blickte abwechselnd zu ihm und Rei. „Wir wissen es nicht. Sie war sehr seltsam am Telefon und hat einfach aufgelegt“, antworte er ihr leise und deutete an, dass sie nicht weiter sprechen sollten, da Motoki auf den Weg zu ihnen war. „Hey. Und alles klar bei euch?“ Lachend klopfte Motoki ihm auf die Schulter. „Makoto und ich werden dann auch mal schnell den Rest erledigten. Die ersten Gäste trudeln ja schon ein.“ Nickend sah er den beiden noch kurz hinterher und blickte dann verwundert zu seinem besten Freund, der mittlerweile Arme verschränkend vor ihm stand. „Okay. Was ist los?“ „Du schuldest mir noch eine Erklärung. Überhaupt, was ist zurzeit los bei dir und den anderen? Ihr seid die ganze Zeit so angespannt.“ Daher wehte also der Wind. Er war ihm ja wirklich noch eine Erklärung schuldig, aber nicht heute und nicht hier. „Ja, du hast recht. Und ich werde es dir auch erklären. Aber …“ „Nicht heute. Ja ja. Ich hoffe nur, dass du weißt, dass du mir vertrauen kannst. Egal bei was“, wurde er von ihm unterbrochen. Zwinkernd klopfte er ihm danach erneut auf die Schulter und wandte sich dann von ihm ab. „Ich bin mal, die ersten Gäste bewirten.“ Lächelnd beobachtete er Motoki, wie er wieder hinter dem Tresen verschwand. Er war wirklich eine treue Seele. Er hatte es verdient, die Wahrheit zu erfahren. Aber, wo sollte er da nur anfangen? Und wie? Nach und nach füllte sich das Crown und auch Ami würde jeden Moment hier auftauchen. Minako hatte Rei eine Nachricht geschrieben, dass sie auf dem Weg hier her waren. Doch von Usagi gab es immer noch keine Spur. Wo steckte sie nur? Wenn er es auf ihrem Handy versuchte, ging sofort die Mailbox heran. Warum hatte sie es ausgeschaltet? Langsam aber sicher machte er sich große Sorgen. Am Liebsten würde er jetzt sofort loslaufen und sie suchen, doch er musste noch auf Saori warten, die extra kurz herkam, um ihm die Akte zu bringen. Nervös hielt er den Eingang im Auge und bemerkte dadurch, wie Minako mit Ami das Crown betrat.     „Können sie nicht aufpassen?“, schimpfe Usagi laut, als sie von einem jungen Mann angerempelt wurde, und stampfte dann weiter die Straße entlang. Konnte der Tag noch besser werden? Nicht, dass sie sowieso schon viel zu spät war, nein ausgerechnet heute musste der blöde Bus auch noch eine Panne haben. Beim Umsteigen in den Ersatzwagen musste sie auch noch so eine blöde alte Schachtel anrempeln, wodurch sie die Box mit den Cupcakes fallen ließ. Die konnte sie jetzt wegschmeißen. Es war kein Einziger mehr heil. Und ihr verdammtes Handy ging natürlich ausgerechnet dann aus, wenn sie mit Mamoru sprach. War ja klar. Nun konnte sie niemanden mehr erreichen. Sie machten sich sowieso schon Sorgen um sie, wie sie von ihm erfahren hatte. Grummelnd hetzte sie das letzte Stück zum Crown. Nur noch wenige Meter und sie war endlich da. Sie konnte schon die große Fensterfront erblicken. Schnell eilte sie auf den Eingang zu, doch abrupt blieb sie stehen und sah hinein. Mit großen Augen starrte sie durch das große Fenster und konnte nicht glauben, was sie da sah. Von wegen er machte sich Sorgen. Mamoru stand da Arm in Arm mit einer anderen Frau und lächelnd gab er ihr auch noch einen Kuss auf die Wange. Tränen stiegen ihr in die Augen und wütend warf sie die Box, mit den zermatschten Cupcakes sowie Amis Geschenk auf den Boden. Die anderen fanden es wohl total in Ordnung, dass er da mit einer anderen Frau stand und nichts Besseres zu tun hatte, als mit ihr zu flirten. Sie hatten sie wohl schon längst abgeschrieben und ersetzt. Ihr war doch eh nicht mehr zu helfen.   „Vielen Dank Saori. Du hast echt was gut bei mir. Ich hoffe, du bekommst kein Ärger, wenn dein Vater davon Wind bekommt.“ „Ach, er hat nichts mitbekommen. Keine Sorge.“ Lächelnd nahm er sie kurz in den Arm und gab ihr zum Dank einen Kuss auf die Wange. Damit kamen sie hoffentlich endlich etwas weiter und fanden heraus, was es mit den verschwundenen Personen auf sich hatte. Rasch löste er sich wieder von Saori und wollte die Akte schnell in seine Tasche stecken. Flink drehte er sich dazu ein Mal um seine eigene Achse, wodurch sein Blick zum Fenster wanderte. Prompt bekam er große Augen, als er sah, wie Usagi wiederum zu ihnen hinein blickte. Sie warf irgendetwas auf den Boden und funkelte ihn böse an. „Scheiße.“ Sofort rannte er los. Wenn sie gesehen hatte, wie er Saori einen Kuss gegeben hatte, dachte sie mit Sicherheit nun etwas Falsches. Er musste das sofort aufklären. Unbeirrt drängte er sich unter den fragenden Blicken der anderen zum Ausgang. „Was ist denn los?“, rief ihm Makoto hinterher, doch er hatte jetzt keine Zeit zum Antworten, er musste zu erst mit Usagi sprechen. Doch gerade, als er das Crown verlassen hatte, rannte sie schon die Straße herunter. Auf der Stelle nahm er seine Beine in die Hand und versuchte sie einzuholen. „Usa. Warte!“ Doch es hatte keinen Zweck. Sie war zu weit entfernt und er konnte nur noch sehen, wie sie in ein parkendes Taxi einstieg und davon fuhr. „Nein.“ Verzweifelt trat er gegen eine Laterne und eilte zurück zum Crown, vor dem schon Makoto und Ami standen. So wie Usagi davon gelaufen war, hatte sie es gesehen und dachte jetzt etwas Falsches. Hoffentlich passierte jetzt nichts Schlimmes. Er wäre daran auch noch schuld. Zum Glück hatte er ihre Brosche. Somit reduzierte sich die Gefahr zwar erheblich, aber dennoch. Er wusste nicht, wozu sie alles in der Lage war, wenn dieser Erebos oder was auch immer die überhand gewann. „War das gerade Usagi?“ Nickend fuhr er sich durch seine Haare. Was machte er denn jetzt? Wo wollte sie nur hin? Vielleicht nach Hause? „Warum ist sie abgehauen?“ Fragend ging Makoto in die Hocke, nahm eine Box und etwas Kleines, in Geschenkpapier Eingepacktes, in ihre Hände und stand wieder auf. „Ich glaube, sie hat da etwas in den falschen Hals bekommen. Sie hat vermutlich gesehen, wie ich Saori umarmt habe und ihr einen Kuss, als Dankeschön, dass sie uns die Akte besorgt hat, auf die Wange gegeben habe.“ „Du Trottel“, klatschte ihm Rei plötzlich von hinten gegen den Kopf. Verwundert drehte er sich herum. Er hatte gar nicht bemerkt, wie sie und Minako herausgekommen waren. „Wir müssen sie finden.“ Sofort nickten sich alle zu und eilten erst mal zurück ins Crown.       Blinzelnd versuchte Usagi die Augen zu öffnen. Doch das gestaltete sich schwieriger, als gedacht. Sie waren so schwer, als hätte sie nächtelang nicht geschlafen. Was war nur passiert? Das Letzte, an das sie sich erinnerte war, wie sie in dieses Taxi eingestiegen war. Aber, was passierte dann? Stöhnend versuchte sie erneut ihre Lider zu öffnen. Ihr Kopf dröhnte fürchterlich und ihr gesamter Körper schmerzte ebenfalls. Frierend begann sie zu zittern. Seit wann war ihr Zimmer denn so kalt? Offenbar hatte sie sich gar nicht zugedeckt, denn sie spürte gar keine Decke auf ihrem Leib. Und seit wann, war ihr Bett so unbequem? Wie war sie überhaupt nach Hause gekommen? Was war denn nur passiert? Krampfhaft versuchte sie sich zu erinnern, doch da war nichts. Nichts, als Dunkelheit. Ein leichter Windhauch wehte ihr durch die Haare und verwundert runzelte sie ihre Stirn. Hatte sie das Fenster offen gelassen? Schwerfällig versuchte sie nach ihrer Bettdecke zu greifen und tastete dazu langsam mit ihren Händen um sich herum. Doch erschrocken fuhr ihr ein Schauer durch ihren Körper. Das war nicht ihr Bett. Sie fühlte Gras an ihren Fingerspitzen. Warum lag sie irgendwo im Gras? Blinzelnd öffnete sie die Augen. Alles war dunkel. Wo war sie? Zitternd stützte sie ihre Händen gegen den Boden und setzte sich auf. Es schien noch mitten der Nacht zu sein. Das Licht des Vollmonds strahlte auf die Erde herunter und ließ alles in einem schummrigen Licht erscheinen. Sofort wanderte ihr Blick durch die Gegend und sie versuchte sich zu orientieren. Sie lag unter einem Baum? Und dann erkannte sie, wo sie sich befand. Sie war im Park. Es war mitten in der Nacht und sie lag im Park? Warum war sie hier? Zitternd schlang sie die Arme um ihren Oberkörper, als erneut eine Windböe wehte und sie frieren ließ. Ihr war eiskalt. Wärmend rieb sie mit ihren Händen über ihren Körper, wodurch sie an sich herunter sah. Erschrocken weiteten sich ihre Augen und schlagartig streckte sie die Arme von sich weg. Es war zwar dunkel und sie konnte nicht viel sehen, doch das erkannte sie sofort. Entsetzt starrte sie auf ihre Hände. Sie waren voller Blut. Scharf sog sie die Luft in ihre Lungen. Warum zur Hölle waren ihre Hände blutverschmiert? Schwer atmend begann sich ihr Herz zu beschleunigen. Sie traute sich kaum ihren Kopf zu senken, doch sie musste es sehen. Langsam sah sie also erneut an sich herunter. Auch ihre Kleidung war mit Blut beschmiert und an manchen Stellen aufgerissen. Was ging hier nur vor? „Nein. Nein!“ Wankend drückte sie ihre Hände gegen die Schläfen, als schon wieder Bilderfetzen vor ihren inneren Augen aufblitzten. „Was passiert hier nur“, flüsterte sie und versuchte aufzustehen. Taumelnd krallte sie ihre Finger in den Baumstamm hinter sich und zog sich langsam hoch. „Lass mich los. Bitte!“ Erneut schossen ihr Bilder durch den Kopf, doch dieses Mal waren sie klarer. „Nein“, sprach sie leise und ließ den Baumstamm wieder los. Mit weit aufgerissenen Augen sackte sie wieder auf dem Boden zusammen. Ihr wurde speiübel und prompt musste sie sich übergeben. Sie hatte es gesehen. Sie wusste nun genau, was mit dem Menschen passierte.   Kapitel 20: Kapitel 19 ---------------------- Schwer atmend krallte Usagi die Finger in die Erde und versuchte so irgendwie Halt zu finden. Sie hatte genau gesehen, was mit den Menschen passierte. Sie konnte es sehen. Erneut stieg die Übelkeit in ihr auf, als sie an die schrecklichen Bilder denken musste, und nur mit großer Mühe konnte sie sich ein weiteres Erbrechen verkneifen. Allerdings konnte sie die Tränen, die nun ungehindert ihre Wangen herunterliefen, nicht verhindern. Wie konnte so etwas Schreckliches nur passieren? Warum? Doch eigentlich kannte sie die Antwort. Einige Minuten verharrte sie einfach so auf dem kalten Boden. Sie konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Zu tief saß der Schock. Doch ganz langsam richtete sie sich dann doch wieder auf und zog sich erneut an dem Stamm des Baumes hoch. Sie musste von hier weg. Wenn sie mitten in der Nacht jemand hier finden würde, würde das zu viele Fragen aufwerfen. Nur, wo sollte sie hin? Nach Hause konnte sie so nicht. Ihre Eltern würden einen Schock fürs Leben bekommen, wenn sie sie so sehen würden. Es gab eigentlich nur eine Person, zu der sie nun wollte, doch konnte sie das? Konnte sie ihm vertrauen, nachdem, was sie im Crown gesehen hatte? Wimmernd schlang sie ihre blutverschmierten Arme um ihren Oberkörper, setzte langsam einen Fuß vor den anderen und steuerte den kleinen Weg, der sie aus dem Park führen würde, an, und fasste einen Entschluss. Er war der Einzige, zu dem sie nun wollte. Egal, was sie gesehen hatte. Im Moment war dies ohnehin zweitrangig geworden. Wie in Trance lief sie den kleinen Weg hinaus aus dem Park. Einzig alleine ihre Schritte, die über den Schotter schlurften, waren zu hören. Frierend schlang sie die Arme etwas fester um ihren Körper. Ihr war so kalt. Sie konnte nicht mal sagen, ob es wirklich so kalt war oder ob es nicht eher ihr inneres Frieren war. Letztendlich war es auch egal. Im Moment fühlte sich einfach alles nur noch kalt und leer an. Sie hatte keine Ahnung, ob sie je wieder Wärme verspüren könnte. War das jetzt überhaupt noch möglich? Ungehindert liefen ihr die Tränen das Gesicht herunter und es war ihr auch egal. Nachdem sie den Park verlassen hatte, beschleunigte sie ihre Schritte jedoch und hoffte, dass sie niemanden über den Weg laufen würde. Zum Glück wohnte Mamoru nicht weit von hier und sie würde in wenigen Minuten bei ihm sein.   Außer Atem stand sie nun vor der Eingangstür des großen Wohnkomplexes und starrte auf ihr Ebenbild, das sich in der großen Glastür spiegelte. Sie sah wirklich furchtbar aus. Überall klebte das Blut und ihr Shirt sowie die Hose waren an vielen Stellen aufgerissen. Schwer schluckend zog sie einen kleinen Ast aus ihren zerzausten Haaren und wollte gerade die Türklingel betätigen, als sie bemerkte, dass die Eingastür einen Spalt offen stand. Flink huschte sie hinein, drückte auf den Lichtschalter und entschied sich kurzerhand, statt den Fahrstuhl zu benutzen, die Treppe zu nehmen. Das würde ihr noch ein wenig Zeit verschaffen sich etwas zu sammeln. Schritt für Schritt stieg sie die Stufen zu Mamorus Etage herauf. Doch mit jeder weiteren Stufe, die sie überwand, stieg auch der Zweifel in ihr. Wollte Mamoru sie überhaupt noch sehen? Vielleicht war sie auch bei ihm? Und wenn nicht, nachdem er erfahren würde, was sie wusste, würde er mit Sicherheit kein einziges Wort mehr mit ihr sprechen. Genau, wie die anderen. Sie würden sie verstoßen. Und das zurecht. Sie hatte es verdient. Abrupt blieb sie stehen. Sie konnte nicht zu ihm. Wie konnte sie ihm noch in die Augen sehen? Schluchzend setzte sie sich auf die Treppe, zog die Beine eng an ihren Körper heran und legte ihren Kopf auf ihre Knie. Was machte sie denn jetzt nur? Ein leises Knacken war zu hören und keine Sekunde später ging das Licht aus und sie saß im Dunkeln. Genau, wie sie sich gerade fühlte. Einsam in der Dunkelheit. Tief atmete sie ein, schloss für einen kurzen Moment die Augen und stand dann schweren Herzens auf. Die anderen mussten es erfahren, egal, wie sie danach über sie denken würden. Es musste gestoppt werden. Vorsichtig angelte sie sich an der Wand entlang, bis sie den Lichtschalter fand, und drückte herauf. Flink überwand sie die letzten Etagen und stand nun vor Mamorus Haustür. Zaghaft drückte sie auf die Klingel. Wie er wohl nun reagieren würde? Sie traute sich kaum zu atmen und zuckte erschrocken zusammen, als wenige Sekunden später die Tür aufgerissen wurde. „Usako!“ Sie konnte gar nicht so schnell reagieren, da hatte er sie schon schwungvoll in seine Arme gezogen und drückte sie fest an sich. „Wo warst du? Du weißt gar nicht, was ich mir für Sorgen gemacht habe.“ Langsam löste er sich von ihr und erst jetzt schien er sie richtig anzusehen, denn sie konnte genau sehen, wie seine Augen größer wurden und er begann, sie von oben bis unten zu mustern, „Was ist passiert? Geht es dir gut?“ Sofort begann er über ihren Körper zu tasten und suchte offensichtlich nach Wunden, da er mit Sicherheit dachte, dass es ihr Blut wäre. „Ich … ich …“ Ernst blickte er ihr nun in die Augen und hielt sie dabei an ihren Armen fest. „Was ist los, was ist passiert?“ Zitternd senkte sie ihren Blick. Sie konnte ihm nicht in die Augen sehen. „Usagi bitte. Was ist passiert?“ „Ich bin es. Ich bin schuld!“ Ruckartig sah sie wieder auf und schlug seine Hände weg. Sie ertrug seine Nähe gerade nicht. Sie hatte es nicht verdient. „Wovon redest du? Woran bist du schuld?“ „Verstehst du nicht? Ich bin es. Ich bin diejenige, die den Menschen diese grausamen Dinge antut.“ Verwirrt schüttelte er seinen Kopf und hielt sie wieder an ihren Schultern fest. „Was? Das glaub ich nicht. Ich versteh nicht, woher willst du das wissen?“ „Ich hab es gesehen. Diese Bilderfetzen, ich hab es genau gesehen. Hier siehst du das?“ Panisch hielt sie ihm ihre blutverschmierten Hände vor die Nase. „Das ist von einem unschuldigen Menschen. Ich bin ein Monster.“ Weinend vergrub sie ihr Gesicht in ihren Händen und wartete darauf, dass er begann, sie zu verurteilen und sie fortzuschicken. „Komm. Wir gehen erst mal rein.“ Ohne auf eine Antwort von ihr zu warten, zog er sie plötzlich an ihrem Handgelenk in die Wohnung herein und schloss die Tür. Starr stand sie im Flur und traute sich nicht aufzusehen. Warum sagte er es nicht einfach und schickte sie fort. Dann hatten sie es hinter sich. „Du bist kein Monster. Vielleicht hast du dich auch geirrt?“ Sie bemerkte, wie er begann auf und ab zu laufen und so langsam wurde sie sauer. Verstand er denn nicht, was sie gerade gesagt hatte? Augenblicklich hob sie ihren Kopf und fixierte ihn. „Hast du nicht verstanden? Ich bin es! Ich habe mich erinnert. Jetzt macht es auch alles Sinn. Die Nächte, an die ich keine Erinnerungen mehr habe und verwirrt in meinem Bett wach geworden bin. Immer dann habe ich …“ Ein lautes Schluchzen entwich ihr und zitternd vergrub sie das Gesicht wieder in ihren Händen. Weinend klappten ihr die Beine weg, wodurch sie auf dem Boden zusammensackte. „Usako.“ Sie spürte, wie sich zwei Arme um sie herumschlangen und augenblicklich stieg ihr Mamorus Duft in die Nase. Wie konnte er sie jetzt noch umarmen? Er musste sie fortjagen, sie beschimpfen, aber nicht umarmen. Sie hatte es nicht verdient. Sie war eine Mörderin. Ruckartig stieß sie ihn von sich weg und rutschte von ihm weg, bis sie die Tür in ihrem Rücken spürte. „Nicht. Du musst mich doch hassen.“ „Ich hasse dich nicht … Das könnte ich nie …“ Schluchzend klammerte sie die Hände in den Stoff ihrer Bluse und schüttelte immer wieder ihren Kopf. „Du musst mich hassen. Für das, was ich getan habe, gibt es keine Entschuldigung.“ „Aber, das warst nicht du. Du würdest so etwas nie tun. Du bist warmherzig und der fröhlichste, gutmütigste Mensch, den ich kenne.“ Langsam rutschte er wieder zu ihr herüber und versuchte ihre Hände zu greifen, doch sie schüttelte nur vehement ihren Kopf. Er durfte so etwas nicht sagen. Das war sie nicht mehr. „Hör auf …“, flüsterte sie, doch er ignorierte es einfach, schnappte sie an ihren Armen und zog sie erneut in eine Umarmung. Wild schlug sie um sich und versuchte ihn von sich wegzudrücken. Aber er ließ nicht los und allmählich gab sie ihren Widerstand auf und warf sich wimmernd an seine Brust. Seine Wärme tat unglaublich gut und für einen winzigen Moment vergaß sie alles um sich herum. Keiner der beiden sprach mehr ein Wort. Tonlos saßen sie einfach auf dem Boden. Wie lange sie nun schon dort in dieser Position verharrten, wusste sie nicht. Ihre Tränen waren längst getrocknet und ihre Kehle mittlerweile staubtrocken. „Na komm“, flüsterte er ihr leise ins Ohr, löste sich von ihr und stand auf. Augenblicklich legte sich wieder die Kälte um ihr Herz und sofort begann sie wieder zu frieren. „Möchtest du vielleicht erst mal unter die Dusche?“ Vorsichtig blickte sie auf und sah, wie er seine Hand zur ihr hielt. Nickend legte sie ihre Hand in seine und ließ sich von ihm hochziehen. „Ich werde dir ein paar Sachen heraussuchen.“ Schweigend folgte sie ihm ins Schlafzimmer, beobachtete ihn, wie er flink etwas aus dem Schrank fischte und sie dann weiter ins Badezimmer zog. Dabei sprachen sie kein einziges Wort. Es war eine beklemmende Stimmung, aber war das ein Wunder? Und, was sollten sie auch sagen? Fein säuberlich legte er die Wäschestücke auf den Badewannenrand, nickte ihr zu und verschwand wieder aus dem Badezimmer. Sie hatte keine Ahnung, was er im Moment dachte. Verabscheute er sie nun genau so, wie sie sich selbst? Langsam ging sie herüber zur Badewanne und stellte sich davor. Nur widerwillig sah sie wieder an sich herunter, und bevor erneut Übelkeit in ihr aufkommen konnte, riss sie sich regelrecht die Kleider vom Leib und warf sie achtlos neben sich auf den Boden. In einer Handbewegung drehte sie den Hahn auf und wartete nicht ein Mal, bevor es die richtige Temperatur erreicht hatte, und sprang unter den kalten Wasserstrahl. Das kühle Nass floss über ihren Körper und spülte den Schmutz und das Blut herunter in den Abfluss. Sie konnte nicht verhindern, dass abermals ungehindert die Tränen ihre Wangen herunterkullerten. Weinend ging sie in die Hocke, schlang ihre Arme und ihre Beine und blieb einfach mitten unter dem kalten Wasserstrahl sitzen. Was sollte sie denn jetzt nur machen? Wie konnte sie mit dem Wissen jemals wieder einer ihrer Freundinnen unter die Augen treten? Oder ihrer Familie? Wie sollte sie es selbst schaffen, jemals wieder in den Spiegel zu blicken? Sie wusste es nicht und so blieb sie einfach sitzen. Doch sie wusste auch, dass sie hier nicht ewig sitzen bleiben konnte, und richtete sich langsam wieder auf, wusch sich eilig zu Ende und stieg wieder aus der Wanne heraus. Ohne groß nachzudenken, trocknete sie sich schnell ab, wickelte ihre Haare in ein großes Handtuch ein und schlüpfte in die viel zu große Jogginghose von Mamoru und zog ein schwarzes T-Shirt über ihren Kopf. Schnellen Schrittes wollte sie das Badezimmer verlassen, doch als sie ihre Hand auf die Klinke gelegt hatte, stockte sie in ihrer Bewegung. Konnte sie jetzt herausgehen? Doch dann atmete sie noch ein Mal tief durch und öffnete dann die Tür. Er wartete mit Sicherheit schon auf sie. Mit jedem Schritt, den sie auf das Wohnzimmer zu machte, beschleunigte sich auch ihr Herz und sie musste schwer schlucken, als sie die Türschwelle zum Wohnzimmer erreicht hatte und Mamoru mit gesenktem Kopf am Fenster stehen sah. Er musste sie gehört haben, denn ganz langsam drehte er sich herum, blickte ihr kurz in die Augen und fuhr sich dann nervös durch seine Haare. Er wollte ihr etwas sagen, das sah sie sofort und krampfhaft zog sich ihr Herz zusammen. Mit Sicherheit wollte er ihr nun sagen, dass er sie nie wiedersehen wollte. „Na los. Sag es schon. Dann haben wir es hinter uns.“ „Ich finde, du solltest hier bleiben. Also hier einziehen. Ich kann sonst nicht …“ Perplex winkte sie mit ihren Händen und unterbrach ihn. „Was? Moment, du meinst, ich soll zu dir ziehen?“ In null Komma nichts hatte er die Distanz zwischen ihnen überwunden und nahm ihre Hände in seine. „Ja. Nur wenn du bei mir bist, kann ich auf dich aufpassen. Ich kann aufpassen, dass du nicht wieder einfach verschwindest. Ich kann aufpassen, dass du nachts nicht …“ Ungläubig schüttelte sie den Kopf. „Du meinst das ernst? Ich dachte, du würdest mich nie wieder sehen wollen. Ich würde mich nie wieder sehen wollen.“ „Usako. Wir werden einen Weg finden, dich zu retten und bis dahin, werde ich auf dich aufpassen, dass so etwas nie wieder passiert.“ Total überrumpelt starrte sie ihn einfach nur an, und ließ sich von ihm in eine Umarmung ziehen. „Aber ich habe …“ „Nicht du, warst das. Sondern es.“ Bestimmt drückte sie ihn wieder von sich weg und streckte ihre Hände in die Höhe. „Es waren meine Hände. Diese Hände. Ich war es.“ „Ich weiß … Ich kann selbst nicht klar denken deswegen, und ich weiß auch nicht, wie es weitergehen soll, aber eins weiß ich, diese Menschen hast nicht du getötet, sondern das.“ Ohne eine Miene zu verziehen, zog er den Ausschnitt des T-Shirts herunter und zeigte auf den schwarzen Auswuchs auf ihrer Brust. „Aber …“ „Hör zu. Ich werde dich retten. Wir werden einen Weg finden.“   Kapitel 21: Kapitel 20 ---------------------- Schwungvoll zog Mamoru sie in seine Arme und drückte sie fest an sich. Weinend schmiegte sie ihren Kopf an seine Brust und kein Ton entwich mehr ihrer Kehle. Auch er vermochte es nicht mehr zu sprechen. Er wusste nicht, wo ihm der Kopf stand und er hatte das Gefühl, ihm würde die Luft zum Atmen abgeschnürt. Nur langsam drang die Tatsache, die ihm Usagi gerade gesagt hatte in sein Bewusstsein. Auch wenn sie es nicht selber war, dennoch war es kaum vorstellbar, was da gerade passierte. Aber eins wusste er, er musste sie retten. Er musste die verdammte Scheiße aus ihr herausholen, bevor sie noch komplett daran zerbrach und noch mehr Unheil passierte. Für ihn war es schon schlimm, aber er wollte und konnte sich gar nicht vorstellen, wie es ihr nun dabei ging. Wie sollte sie jemals mit dem Gedanken daran weiterleben, dass sie dafür verantwortlich war, dass so viele Menschen … Er konnte diesen Gedanken nicht ein Mal zu Ende denken. Es war einfach grauenhaft. Schwer atmend schlang er seine Arme noch etwas fester, um ihren Körper und vergrub sein Gesicht in ihrem Haarschopf. Warum musste das Schicksal so grausam mit ihnen mitspielen? Hatten sie nicht schon genug durchgemacht? Hatte sie nicht schon genug mitmachen müssen? Es war einfach nicht fair. Er merkte, wie sie sich wieder von ihm löste und langsam zu ihm herauf sah. „Mamo-chan.“ Mit Tränen verschleiertem Gesicht blickte sie ihn mit ihren großen Kulleraugen, die langsam aber sicher restlos ihren Glanz verloren, an, und er konnte nicht anders als ihr Gesicht sanft in seine Hände zunehmen und seine Lippen auf ihre zu legen. Er hatte solch eine Angst die letzten Stunden um sie gehabt. Doch plötzlich drückte sie ihn auf ein Mal von sich weg und ging einen Schritt nach hinten. Hatte er etwas falsch gemacht? Besorgt musterte er sie. Oder war sie gerade nicht sie selbst? „Usako?“, fragte er zögerlich und versuchte ihre Hände zu greifen. „Ich hab dich gesehen … im Crown.“ Jetzt fiel es ihm, wie Schuppen von den Augen. Klar, er hatte die ganze Sache noch nicht aufklären können. „Du hast da etwas völlig in den falschen Hals bekommen.“ Wild wedelte er mit seinen Händen in der Luft herum, fuhr sich durch die Haare und sprach dann weiter. „Das, was du gesehen hast, war nicht das, wonach es aussah.“ „Nicht das, wonach es aussah? Sagt man das nicht, wenn es genau das war?“ „Glaubst du ernsthaft, ich würde mit jemand anderem etwas anfangen? Saori, so heißt sie übrigens, hat mir einen Gefallen getan. Ihr Vater arbeitet bei der Polizei und sie hat mir ein paar Informationen über die Vermisstenfälle besorgt. Und zum Dank, weil ich so froh war, dass wir damit vielleicht endlich weiterkommen würden und weil sie sich selber damit Ärger Einbrocken hätte können, hab ich sie umarmt und ihr einen Kuss auf die Wange gegeben. Mehr nicht. Und genau das hast du dann wohl gesehen. Ich liebe doch nur dich. Niemanden anderen. Hörst du?“ Zitternd begann sie ihre Finger ineinander zu kneten und seufzend zog er sie wieder in seine Arme. „Naja ich dachte halt, ihr hättet mich schon längst ersetzt. Mir ist doch eh nicht mehr zu helfen.“ „Sag so etwas nicht. Wir finden einen Weg. Vielleicht hat Ami mit Luna und Artemis ja Erfolg auf dem Mond und finden etwas, was uns weiterbringt … Und Usagi, es war mein voller Ernst, als ich sagte, dass du bei mir einziehen sollst. Nur wenn du bei mir bist, kann ich auf dich aufpassen.“ Flink griff er nach ihrer Hand, zog sie mit sich mit und setzte sich mit ihr auf das Sofa. „Naja … Ich glaube nicht, dass mein Vater das erlauben würde. Ich bin ja noch nicht volljährig und wir können ihn ja kaum erklären, warum.“ „Also war das ein Ja?“ Mit großen Augen sah er sie an und strich ihr sanft mit seinem Finger über ihren Handrücken. „Ja. Das war ein Ja.“ Lächelnd nickte sie ihm zu und freudig beugte er sich zu ihr herüber und legte erneut seine Lippen auf ihre. Auch wenn die Umstände, die dazu führen, dass sie bei ihm wohnen sollte, alles andere als erfreulich waren, so freute er sich dennoch. „Tja, wäre nur die Frage, wie wir das meinen Eltern verklickern.“ „Das überlegen wir uns morgen … naja nachher.“ Ein Blick aus dem Fenster verriet ihm, dass es schon langsam dämmerte. Langsam drehte er sich wieder zu Usagi, die zusammengekauert neben ihm auf dem Sofa saß. „Möchtest du vielleicht einen Tee?“ Nickend blickte sie ihn an und so stand er rasch auf und lief herüber in die Küche.   Mit zwei dampfenden Tassen mit Tee verließ er wenige Minuten später wieder die Küche, ging langsam ins Wohnzimmer herüber und steuerte die Couch an. Ein kurzes Lächeln huschte ihm über sein Gesicht und schnell stellte er de Tassen auf den Couchtisch. Sie war eingeschlagen. Leise legte er behutsam einen Arm um ihren Oberkörper und schob den Anderen unter ihre Beine. Vorsichtig hob er sie hoch und blickte dabei in ihr schlafendes Gesicht. Sofort verzog sich seine Miene und schwer atmend lief er mit ihr zum Schlafzimmer herüber. Wie konnte er sie nur retten? Langsam legte er sie in sein Bett, zog die Bettdecke über ihren Körper und verließ wieder das Zimmer. Er sollte den anderen Bescheid geben, dass sie bei ihm war. Sie machten sich ja genauso so Sorgen, wie er.     Blinzelnd öffnete Usagi langsam ihre Augen und sah sich verwundert um. Wo war sie? Doch dann erkannte sie, dass sie sich in Mamorus Schlafzimmer befand. Sie musste eingeschlafen sein. Die Sonne blitzte durch die zugezogenen Gardinen hindurch und gähnend rieb sie sich ihre Augen. Da die Bettseite neben ihr leer war, konnte das nur heißen, dass Mamoru schon aufgestanden war. Wie spät es wohl war? Flink drehte sie ihren Kopf, damit sie auf den Wecker blicken konnte, zur Seite und richtete sich erschrocken auf. Es war schon mittags. Schwungvoll warf sie die Beine über die Bettkante und sprang auf. Das würde ärger geben. Sie sollte schon längst zu Hause sein. Eilig flitzte sie aus dem Zimmer und suchte nach Mamoru. Warum hatte er sie denn nicht geweckt? Rasch eilte sie ins Wohnzimmer und fand ihn auch direkt. Er saß auf dem Sofa und schien sich etwas anzusehen. In null Komma nichts hatte sie die Couch erreicht und blickte verwundert über seine Schulter auf die Zettel, die er in seinen Händen hielt. „Mamo-chan … was ist das?“ Ruckartig sah er kurz über seine Schulter und legte die Papiere hastig auf den Tisch zurück. „Nichts … Na bist du wach?“ Wieso war er so komisch und versuchte das Thema zu wechseln? Verwundert eilte sie um das Sofa herum und in einer Handbewegung, so schnell konnte er gar nichts machen, hatte sie einige Zettel von dem kleinen Tisch in die Hand genommen. „Du solltest dir das wirklich nicht ansehen.“ „Ist das …?“ Mit zittrigen Händen nahm sie einen weiteren Zettel vom Tisch und augenblicklich wich jegliche Farbe aus ihrem Gesicht. Schwer atmend ließ sie sich auf das Sofa fallen und bekam keinen Ton mehr heraus. Es mussten Informationen aus der Akte sein, von der er gesprochen hatte. Doch sie las überhaupt nicht mehr, was auf den Papieren geschrieben stand. Die abgebildeten Fotos reichten ihr schon aus, dass ihr wieder speiübel wurde. „Das war ich.“ Tränen stiegen ihr in die Augen und schwer atmend ließ sie die Zettel fallen. Weinend vergrub sie ihr Gesicht in ihren Händen und versuchte die Bilder zu verdrängen. Aber es ging nicht. Sie konnte es nicht. Augenblicklich sah sie wieder auf, wandte sich an Mamoru und griff nach seinen Händen. „Wenn Ami und die anderen keine Hilfe auf dem Mond finden, dann, … dann musst du, mir ein Ende setzen. Es dürfen einfach keine weiteren Opfer mehr durch meine Hände zu schaden kommen.“ In einem Satz sprang Mamoru auf und begann wild mit seinen Händen in der Luft herumzufuchteln. „Nein. Sie werden einen Weg finden und wenn nicht. Ich kann … Ich könnte niemals …“ Bevor sie jedoch etwas dazu sagen konnte, klingelte auf ein Mal Mamorus Handy. Flink fischte er es aus seiner Hosentasche heraus und ging heran. Seufzend stand sie vom Sofa auf und ging zur Balkontür herüber. Sie brauchte dringend etwas frische Luft. Flink huschte sie heraus und sog die frische Luft in sich ein. Langsam lief sie zur Brüstung, lehnte ich dagegen und sah in die Ferne. Wie sollte sie ihren Eltern nur beibringen, dass sie ab jetzt bei Mamoru wohnen sollte? Das würden sie doch nie im Leben erlauben. Dass sie nicht pünktlich zur Hause war, war auf jeden Fall kein guter Verhandlungsstart. Schlagartig weiteten sich dann aber plötzlich ihre Augen. Daran hatte sie überhaupt nicht mehr gedacht. Panisch rannte sie wieder in die Wohnung zu Mamoru, der gerade sein Handy wieder in die Tasche steckte. „Meine Tasche! Ich habe meine Tasche nicht. Sie liegt irgendwo, ich habe keine Ahnung wo. Wenn sie nun bei dem Mädchen liegt, das … Das wird sie doch sofort zu mir bringen.“ „Wir werden deine Tasche finden. Wir trommeln sofort alle zusammen und dann gehen wir sie suchen.“ Nickend beobachtete sie ihn, wie er erneut das Smartphone aus der Hose zog, eine Nummer wählte und begann zu telefonieren. Sie müsste zwar schon längst zu Hause sein, aber das hier ging wirklich vor. Jetzt war sie ohnehin schon zu spät.   Außer Atmen drückte sie die Hände gegen ihre Oberschenkel und versuchte wieder Luft zu bekommen. Nun lief sie schon über eine Stunde planlos durch den Park und immer noch keine Spur von ihrer Tasche. Unter großen Protest hatte sie Mamoru alleine losgeschickt. Er wollte zwar nicht, aber so hatten sie einfach eine größere Chance, die Tasche schneller zu finden, wenn sie getrennt auf die Suche gingen. Und er war ja auch hier im Park. Nur auf der anderen Seite. Also ganz in ihrer Nähe. Da sich die anderen aber auch noch nicht wieder gemeldet hatten, hatten sie wohl ebenfalls keinen Erfolg. Wurde sie vielleicht schon von jemand anderen oder gar der Polizei gefunden? Flink richtete sie sich wieder auf und wollte gerade versuchen über ihren Kommunikator die anderen zu erreichen, als sie nachdenklich ihren Arm wieder herunternahm. Nicht weit von ihr entdeckte sie eine kleine Parkbank und gedankenverloren lief sie auf sie zu. Irgendwie kam sie ihr so seltsam vertraut vor? In wenigen Schritten hatte sie die Bank erreicht und strich vorsichtig mit ihren Fingern über das Holz. „Nein. Der kommt gleich. Wir wollen in die Spielhalle. Hast du Lust mitzukommen?“ Mit weit aufgerissenen Augen fiel sie nach hinten und konnte sich gerade so festhalten, dass sie mit ihrem Hintern auf der Bank landete. Schwer atmend krallte sie ihre Finger in den Stoff der Hose, als auch schon die nächsten Bilderfetzen aufblitzten. „Usagi. Hey was machst du denn. Nein! Lass ihn los!“ „Nein“, schüttelte sie mit Tränen in den Augen ihren Kopf und drückte ihre Hände gegen die Schläfen. Es war Yukiko. Sie hatte irgendetwas mit Yukiko und Takuya gemacht. Aber hatte sie sie auch …? Sie musste ihre Tasche finden und versuchen sie zu erreichen. Manche Menschen fand man ja noch lebend. Mit Tränen verschleiertem Gesicht lief sie los. Wo war nur ihre verdammte Tasche? Sie rannte und rannte und hatte den Park schon beinahe wieder verlassen. Niedergeschlagen blieb sie stehen. Sie wollte gerade die Hoffnung aufgeben, dass sie sie jemals wiederfinden würde, als sie plötzlich einen jungen Mann entdeckte, der angelehnt an einem Baumstamm, saß. Er hatte eine Tasche auf den Schoss und schien den Inhalt durchzuwühlen. Das war doch ihre Tasche. Sie erkannte sie sofort. Schnell nahm sie wieder ihre Beine in die Hand und eilte zu ihm herüber. „Hallo. Entschuldigen Sie bitte, wenn ich Sie störe. Ich bin ja so froh. Sie haben meine Tasche gefunden. Dürfte ich sie bitte haben?“, keuchte sie außer Atem und streckte ihre Hand heraus. „Ich denk gar nicht dran. Ich hab sie gefunden. Also behalte ich sie auch. Wer sagt denn, dass es wirklich deine ist? Zisch ab Mädchen.“ „Es ist meine Tasche. Ich kann es auch beweisen. Dort drinnen befindet sich ein Handy mit einem kleinen Häschenanhänger, eine pinke Geldbörse und …“ „Das ist mir doch egal. Los zieh Leine. Ich hab sie gefunden, also gehört sie jetzt mir“, unterbrach er sie und verdrehte die Augen. Überrumpelt von dieser Aktion, bekam sie zunächst keinen Ton heraus, doch dann stemmte sie ihre Hände in die Hüften und fixierte ihn. „Na hören Sie mal. Das ist meine Tasche. Also geben Sie sie her.“ Mit zusammengezogenen Augenbrauen beugte sie sich herunter, griff nach dem Riemen und zog sie zu sich. Doch der Mann hielt sie ebenfalls fest und riss sie zurück. „Verschwinde. Hättest mal besser darauf aufgepasst.“ Sie merkte, wie ihr Herz einen Takt schneller schlug und sie allmählich begann wütend zu werden. Abrupt ließ sie los, ging einen Schritt rückwärts und versuchte sich zu beruhigen. Es durfte nicht die überhand gewinnen. Tief atmete sie ein und wieder aus. Doch ihr Herz wollte sich einfach nicht beruhigen. Rhythmisch pumpte es das Blut durch ihren Körper und ohne ihr zu tun, glich sich ihre Atmung ihrem Herzschlag an. Kälte breitete sich in ihrer Brust aus, und drohte sie zu verschlingen. Und trotzdem war es ein berauschendes Gefühl, wie in der Schule, was ihren Körper zum Beben brachte. Sie musste dagegen ankämpfen, doch wieder verlor sie mehr und mehr die Kontrolle über sich und der Wunsch diesem Gefühl einfach nachzugehen, wurde immer größer. Und das machte ihr am meisten Angst. Der Gedanke, dass es ihr gefallen könnte. Sie war ein Monstrum. „So ist brav. Und nun hau ab. Nächstes Mal passt du wohl besser auf deine Sachen auf.“ Klopfend hämmerte ihr Herz gegen ihre Brust und feuerte sie an. Sie durfte dem einfach nicht nachgeben. Kopfschüttelnd kniff sie die Augen zu. „Was stehst du denn immer noch hier? Soll ich nachhelfen?“ Andrerseits, was bildete sich dieser Trottel überhaupt ein? Er hatte gar kein Recht, ihre Tasche zu behalten. Langsam öffnete sie wieder ihre Augen und zitternd ballte sie ihre Hände zu Fäusten. Sie musste hier weg. Und zwar schnell. Doch ihre Beine wollten ihr einfach nicht mehr gehorchen. „Du willst es. Ich weiß, dass du es willst. Lass es zu.“ „Nein“,, flüsterte sie leise, sie wollte das nicht. „Nein? Na wird’s bald, du stehst mir in der Sonne.“ Mit einem Satz stand der Mann auf seinen Beinen und schubste sie. Da sie damit nicht gerechnet hatte, kam sie ins Straucheln, stolperte über eine Wurzel und landete auf dem Boden. „So und nun. Bye bye.“ Pfeifend lief er an ihr vorbei. Ohne etwas zusagen, schloss sie ihre Lider und senkte ihren Kopf. Ruckartig hob sie mit geschlossenen Augen ihren Arm, griff nach seinem Hosenbein und hielt ihn fest. „Nicht so schnell.“ Kapitel 22: Kapitel 21 ---------------------- Panikartig rannte Mamoru durch den Park. Er hatte ein ganz ungutes Gefühl. Dass er sie nicht erreichen konnte, machte die ganze Sache nicht besser. Er hätte sie nie alleine loslaufen lassen dürfen. Sauer auf sich selbst, probierte er es erneut über den Kommunikator. Doch wieder nichts. „Usako?“, schrie er lautstark und lief einfach immer weiter. Die Blicke der Passanten waren ihm ziemlich egal. Sollten sie doch denken, was sie wollten. Für ihn zählte nur, dass er sie schnell finden würde, bevor nachher noch ein Unglück geschah. „Verdammt, wo bist du nur?“, murmelte er leise, als er die Parkanlage beinahe wieder verlassen hatte. Er wollte gerade weiterlaufen, als es ihm plötzlich eiskalt den Rücken herunterlief. Das konnte nichts Gutes heißen. Schlagartig drehte er sich auf dem Absatz herum und rannte zurück. Er wusste nicht warum, aber seine Beine trugen ihn, ganz automatisch, zu einer großen Lichtung zurück. „Nein“, erstarrte er für einen winzigen Moment, bevor er sofort wieder seine Beine in die Hand nahm und so schnell er konnte, weiter rannte. Usagi war dabei einen jungen Mann würgend gegen einen Baumstamm zu drücken. „Lass ihn los“, brüllte er und stolperte dabei beinahe über einen Stein. Allerdings reagierte sie überhaupt nicht und machte gar keine Anstalten ihn loszulassen. „Nicht. Hör auf!“, schrie er erneut und hatte sie fast erreicht. In null Komma nichts hatte er die letzten Meter überwunden und versuchte sie von dem Mann wegzuziehen. „Hey, was soll das?“, schimpfte sie, drehte ihren Kopf zu ihm und funkelte ihn böse an. „Lass ihn los.“ Diese kleine Ablenkung nutzte der Mann, schlug Usagi mitten in den Bauch, wodurch sie ihn losließ und er keuchend am Baumstamm herunterrutschte. „Na toll. Nun ist er mir aus der Hand gerutscht.“ Sofort sah Mamoru zu dem Mann herunter und hielt Usagi fest. „Los. Lauf!“ Das ließ er sich wohl nicht zwei Mal sagen, stemmte sich auf seine Füße und eilte davon. Mamoru merkte, wie Usagi begann zu zittern und ihre Hände zu Fäusten ballte. „Kannst du mir mal erzählen, was das sollte?“, knurrte sie und begann ihn zu fixieren, „Jetzt ist er abgehauen, bevor ich ihm eine Lektion erteilen konnte.“ „Das bist nicht du. Komm zu dir. Du willst das doch gar nicht.“ „Der Typ hat es nicht anders verdient. Was bildest du dir ein?“ Wütend schlug sie seine Hände weg, doch auf der Stelle packte er sie an ihren Schultern und begann sie zu schütteln. „Bitte. Komm doch zu dir. Ich bin es doch.“ „Ja und? Wenn du nicht auf meiner Seite bist, kannst du verschwinden!“ Ruckartig hob sie ihre Arme und schlug ihn mit so einer Wucht von sich weg, dass er rücklings auf dem Boden landete. Das war kein normaler Schubs, schoss es ihm durch den Kopf. Sein gesamter Körper schmerzte, als hätte er einen schlimmen Stromschlag abbekommen. Sie hatte also wirklich irgendwelche dunklen Mächte, die sie auch benutzte. Er hatte es zwar schon geahnt, nachdem er die Akte gelesen hatte und wusste, wie die Opfer zugerichtet waren, hatte allerdings immer noch gehofft, dass er sich irren würde. Aber leider lag er damit richtig. „Jetzt erzähl ich dir mal was“, zischte sie mit einem Mal und schritt auf ihn zu. Langsam beugte sie sich zu ihm herunter, legte ihre Hand um seinen Hals und drückte zu. „Ich sag dir das nur noch ein Mal. Komme mir nie wieder in die Quere. Sonst …“ Lachend ließ sie ihn wieder los, richtete sich wieder auf und entfernte sich wieder einige Schritte. „U-usa … b-bitte …“, stammelte er, schnappte nach Luft und versuchte wieder aufzustehen. Seine Beine machten aber einfach nicht mit und zitternd rutschte er etwas vorwärts. Er konnte sehen, wie sie sich wieder herunterbeugte und nach einer Tasche griff. Sie hatte sie also gefunden. Doch plötzlich hielt sie in ihrer Bewegung inne und er konnte sehen, wie ihr Körper abermals zu zitternd begann. Ganz langsam sah sie über ihre Schulter zu ihm zurück. Dicke Tränen kullerten ihr die Wangen herunter und erleichtert pustete er aus. Sie war zurück. „Usako“, flüsterte er leise und allmählich bekam er die Kontrolle über seinen Körper zurück. Wankend stand er auf, lief torkelnd zu ihr herüber und zog sie in seine Arme. „Es … oh mein … nicht.“ Weinend versuchte sie ihn von sich wegzuschubsen, doch dieses Mal ließ er sie nicht los. „Tschh. Alles gut. Ich bin hier.“     Nachdenklich lehnte sie Usagi gegen die Balkonbrüstung und blickte in den wolkenbedeckten Himmel hinauf, der sich langsam durch die Abendsonne rot färbte. Stumm liefen ihr die Tränen das Gesicht herunter und immer wieder wischte sie mit dem Ärmel über ihre Wangen. Seit über einer Stunde war Mamoru nun schon fort. Sie alle trafen sich im Tempel und er wollte die anderen auf den aktuellen Stand bringen. Doch sie konnte einfach nicht mitgehen. Sie konnte ihren Freundinnen jetzt nicht in die Gesichter blicken. Sie wusste, sie musste sich dem stellen, aber nicht heute. Nicht jetzt. Sie hatte heute keine Kraft dazu. Also verschanzte sie sich lieber hier in Mamorus Wohnung. Seufzend blickte sie zurück, als erneut ihr Handy klingelte. In einer Tour versuchten ihre Eltern sie zu erreichen, was kein Wunder war. Sie sollte schon vor Stunden zu Hause sein. Wie sollte sie ihnen das nur erklären? Sie konnte nicht mehr in ihrer Nähe sein. Sie durfte ihre Eltern und Shingo nicht in Gefahr bringen. Sofort schossen ihr dabei auch wieder die Bilder in den Kopf, wie sie Mamoru gewürgt hatte und wimmernd schlang sie die Arme um den Körper. So etwas durfte nie wieder passieren. Aber wie konnte sie das verhindern? Schwer atmend ging sie wieder herein. Sie sollte sich etwas frisch machen. Mamoru war mit Sicherheit bald zurück. Ein Schritt nach dem anderen ging sie herüber zum Badezimmer und knurrend meldete sich auch ihr Magen zurück. Sie hatte schon eine Weile nichts gegessen, doch runter bekam sie einfach nichts. Ihre Kehle war wie zugeschnürt. Tief atmete sie noch mal ein, drückte die Klinke herunter und betrat das kleine Badezimmer. Immer noch liefen ihr die Tränen, sie konnte gar nichts dagegen machen. Gab es überhaupt noch Hoffnung für sie? Jetzt griff sie sogar schon Mamoru an. Wie weit sollte das alles noch gehen? Schluchzend stellte sie sich vor das Waschbecken, stützte sich mit ihren Händen am Beckenrand ab und hielt ihren Kopf gesenkt. Leise tropften die Tränen herunter und landeten auf dem weißen Porzellan. Seufzend drehte sie den Hahn auf. Sie musste sich langsam beruhigen. Sie musste eine Lösung finden und das ging nur mit einem klaren Kopf. Flink stellte sie das Wasser auf kalt, beugte ihren Kopf herunter und benetzte ihr Gesicht mit Wasser. Mit geschlossenen Augen griff sie nach einem Handtuch, richtete sich wieder auf und tupfte sich das Gesicht trocken. In einer Handbewegung hängte sie das Handtuch zurück und sah danach in den Spiegel, der über dem Waschbecken hing. Sie sah in ein blasses Gesicht, das mit trüben Augen und tiefen Augenringen zurückblickte. Sie war nur noch ein Schatten ihrer selbst. Struppig hingen ihre Haare an ihrem Körper herunter. Doch auf ein Mal erschrak sie. Ihr Spiegelbild begann plötzlich zu grinsen. Schlagartig riss sie die Augen auf und ging einen Schritt zurück. Sie grinste nicht. Warum grinste dann ihr Spiegelbild? „Wir sind eins … du und ich … “ „Nein!“, schrie sie ihrem Spiegelbild entgegen und schüttelte den Kopf. „Du willst es. Tief in deinem Herzen weißt du es …“ Ihr Spiegelbild begann noch breiter zu grinsen und deutete auf ihre Brust. Augenblicklich senkte sie ihren Blick, krallte ihre Finger in den Stoff ihres Shirts und merkte, wie ihr Herz bestätigend gegen ihren Brustkorb klopfe. „Wehr dich nicht länger. Es hat keinen Zweck.“ Wütend drückte sie ihre Hände auf ihre Ohren und schüttelte immer wieder den Kopf. „Wir sind nicht eins!“ „Dir gefällt dieses berauschende Gefühl von grenzenloser Macht. Ich weiß es, ich bin du. Es ist alles vorbereitet und der Aufstieg der Dunkelheit steht unmittelbar bevor.“ Mit geweiteten Augen ging sie wieder einen Schritt auf den Spiegel zu. Der Aufstieg der Dunkelheit? Das war der Plan? Doch mit einem hatte es recht. Wenn das Blut durch ihre Venen gepumpt wurde und der Zorn die Oberhand gewann, fühlte es sich so gut an. Dieses grenzenlose Gefühl von Macht, was sich ihrer bemächtigte, war unbeschreiblich. Das durfte einfach nicht sein. Es durfte nicht gewinnen. „Ich werde das niemals zu lassen!“ „Du hast es doch schon. Und es gefällt dir. Warum auch nicht? Wir sind eins und ich weiß, was uns gefällt.“ Trotzig stellte sie sich nun wieder dicht vor den Spiegel und fixierte ihr Spiegelbild. „Ich werde das nicht zulassen.“ „Es ist zu spät. Das weißt du selbst. Es hat längst begonnen.“ Laut lachte die Stimme in ihrem Kopf los und weinend schlug sie, ohne groß nachzudenken auf den Spiegel ein. „Das werde ich verhindern“, wimmerte sie und schlug immer wieder mit beiden Händen auf den Spiegel ein. Laut knackte das Spiegelglas und zerbrach in viele Stücke, wovon einige scheppernd auf dem Boden fielen. Doch sie hörte nicht auf. Den brennenden Schmerz auf ihren Handflächen ignorierte sie und riss mit ihren Fingern die restlichen Spiegelstücke von der Wand herunter. Dass sich dabei die Scherben tief in ihre Handflächen bohrten, war ihr ziemlich egal, und warf die Splitter schreiend auf den Boden. „Es ist zu spät.“ Wieder ertönte das schallende Gelächter in ihrem Kopf und mit tränen verschleiertem Gesicht griff sie wahllos nach Gegenständen auf dem Waschbecken und schmiss sie ebenfalls zu Boden. Laut klirrend zerschlug dabei ein Glas und vermischte sich mit den Spiegelscherben. „Dein Herz hat längst die Seite gewechselt. Du weißt es. Du musst es dir nur eingestehen.“ Es hatte recht. Sie hatte es doch längst zugelassen. Heute hatte sie sogar Mamoru angegriffen. Weinend drückte sie ihre blutverschmierten Hände auf ihre Ohren. „Hör auf. Bitte … hör auf.“ Wimmernd sackte sie auf dem Boden zusammen und landete mitten in dem Scherbenhaufen. Weinend rollte sie sich zusammen, blieb einfach auf den Splittern liegen und um sie herum verschwamm alles mehr und mehr, bis sie sich in völliger Dunkelheit befand.     Erschöpft drückte Mamoru auf den Knopf des Fahrstuhls und wartete, dass sie die Tür öffnen würde. Lange hatte er mit den anderen zusammengesessen, ihnen alles erzählt, was passiert war und was er wusste. Auch warum Usagi nicht mitkommen wollte. Sie waren natürlich genauso geschockt, wie er selbst gewesen. Sie mussten sich wirklich beeilen. Auch wenn er es Usagi nicht sagte, er wusste selbst, dass ihnen nicht mehr viel Zeit blieb, bis … Das Knarzen der Aufzugtür riss ihn wieder aus seinen Gedanken und sofort sah er auf. Geschwind betrat er mit einer kleinen Tüte die Kabine, drückte auf sein Stockwerk und langsam verschlossen sich wieder die Türen. Er hatte extra noch mal beim Supermarkt gehalten, damit er etwas fürs Abendessen besorgen konnte. Sie musste dringend etwas essen, auch wenn sie nicht wollte. Immerhin war die Frage geklärt, wie sie es ihrer Familie verklickern konnten, dass sie nun bei ihm wohnen würde. Luna war gerade auf den Weg mit Setsuna zu ihr nach Hause und würde die Gedanken ihrer Familie manipulieren. Sie taten es nicht gerne, aber sie hatten keine andere Möglichkeit. Nachdem sie etwas gegessen hatte, würde er Usagi dann schnell nach Hause fahren, damit sie ihre Sachen packen konnte. Hoffentlich hatte sich bis dahin auch einer der anderen gemeldet, was mit Takuya und Yukiko passiert war. Sie hatten bisher keinen Anhaltspunkt, ob sie nachher auch … Laut piepte es und erneut öffnete sich die Fahrstuhltür. Seufzend verließ er wieder den Aufzug. Was konnten sie nur machen? Selbst Setsuna konnte nichts sagen, die Zukunft hüllte sich in Dunkelheit. Hoffend, dass die Reise zum Mond etwas herausbringen würde, überwand er die wenigen Meter zu seiner Haustür. Flink schloss er auf und betrat die Wohnung. „Bin wieder da“, rief er hinein, schlüpfte aus seinen Schuhen und lief durch den Flur. Doch es kam keine Antwort. „Usako?“ Verwundert betrat er das Wohnzimmer. Wo war sie? Mit gerunzelter Stirn stellte er die Tüte auf den Tisch und sah, dass die Balkontür offen stand. War sie etwa draußen? Schnellen Schrittes eilte er herüber und blickte hinaus. Aber hier war sie auch nicht. Hatte sie sich vielleicht noch mal hingelegt? Rasch ging er weiter zum Schlafzimmer und öffnete leise einen kleinen Spalt die Tür. Wenn sie schlief, wollte er sie auf keinen Fall wecken. Vorsichtig streckte er seinen Kopf hindurch und öffnete dann ganz die Tür. Hier war sie auch nicht. Wo konnte sie nur stecken? Die Wohnung verlassen haben, konnte sie eigentlich nicht. Ihre Schuhe standen noch im Schuhregal. Das hatte er gesehen. Schnellen Schrittes verließ er wieder das Zimmer. „Usagi?“ Doch es kam keine Antwort. Langsam aber sicher machte er sich ziemliche Sorgen. Wo steckte sie? Und dann entdeckte er, dass die Tür zum Badezimmer etwas offenstand. Rasch lief er herüber und klopfte gegen die Tür. „Usagi? Bist du hier?“ Doch wieder keine Antwort. Sachte schob er die Tür etwas auf und bekam augenblicklich große Augen, als er zwei Füße entdeckte. Mit einem Ruck schubste er die Tür komplett auf und für einen kurzen Moment setzte sein Herz aus, als er sie regungslos, zwischen lauter Scherben, auf dem Boden liegen sah und das Blut an ihren Händen entdeckte. „Usa!“ Kapitel 23: Kapitel 22 ---------------------- „Usa!“ Dumpf drang eine Stimme in ihr Bewusstsein. Aber, woher kam sie? Zu wem gehörte sie? Wo war sie überhaupt? Alles war dunkel und kalt. „Mach die Augen auf.“ Schon wieder diese Stimme. Was sagte sie? Sie sollte die Augen aufmachen? Aber, warum sollte sie das machen? Hier konnte sie wenigstens keinen Schaden mehr anrichten. Sie konnte niemanden mehr verletzen. Es war besser, wenn sie einfach hier bleiben würde. Doch dann spürte sie auf ein Mal, wie sich zwei Arme um ihren Körper schlangen und augenblicklich breitete sich wieder Wärme in ihr aus. „Usagi.“ Sie kannte diese Stimme. Jetzt wusste sie auch wieder, zu wem sie gehörte. Es war Mamoru. Mamoru war hier. „Bitte mach doch die Augen auf.“ Er hatte recht. Sie musste wieder aufwachen. „Bist du sicher? Ich dachte, du willst niemanden mehr verletzen?“ Das stimmte. Sie wollte niemanden mehr in Gefahr bringen. Wenn sie einfach … Nein, sie durfte nicht hier bleiben. Sie musste von hier weg. Sie musste zurück ins Licht. Sie musste der Dunkelheit entfliehen. Sie musste alle beschützen und von hier ging das nicht. Krampfhaft versuchte sie ihren Körper zu bewegen, doch es passierte gar nichts. Wie kam sie nur von hier wieder weg? Doch dann spürte sie plötzlich wieder diese Wärme. Ja, es war Mamorus Wärme. Sie musste sich darauf konzentrieren. Und mit einem Mal hatte sie das Gefühl, als würde sie anfangen zu schweben. Erneut versuchte sie ihre Glieder zu bewegen und zu ihrer Erleichterung, kehrte das Gefühl in ihrem Körper zurück. Blinzelnd begann sie ihre Lider zu öffnen und erblickte schemenhaft das Gesicht von Mamoru. „Mamo-chan“, flüsterte sie leise und konzentrierte sich darauf, dass ihre Augen nicht wieder zu fielen. „Usako.“ Schwungvoll zog er sie seine Arme und drückte sie fest an sich, „Ich dachte, ich hätte …“ Verwundert blickte sie über seine Schulter. Sie war nicht mehr im Badezimmer und lag offenbar auf dem Sofa. Das erklärte dann auch das schwebende Gefühl, das sie hatte. „Ich …“, räusperte sie sich, doch wurde sie sofort wieder von ihm gestoppt. „Ich muss mir deine Hände ansehen.“ Behutsam löste er sich wieder von ihr und deutete ihr an, dass sie sich wieder hinlegen sollte. Bevor sie aber überhaupt etwas sagen konnte, sprang er auf und verschwand aus dem Zimmer. Warum wollte er denn ihre Hände ansehen? Irritiert ließ sie sich zurück in die Kissen fallen und hob ihre Hände in die Luft. Warum brannten sie denn so furchtbar? Abrupt richtete sie sich dann aber wieder auf, als sie das Blut erblickte. Und dann fiel ihr auch alles wieder ein, der Spiegel, die Scherben. Sie hatte sein Badezimmer verwüstet. Schwer atmend wollte sie aufstehen, doch hatte sie die Rechnung ohne Mamoru gemacht, der gerade wieder das Wohnzimmer betrat. „Hey. Schön liegen bleiben.“ „Aber …“ Ernst setzte er sich neben sie, nahm ihre Hände in seine und betrachtete genau ihre Handflächen. „Ich mach dir jetzt notdürftig etwas herum und dann fahren wir zu einem Arzt. Das muss mit Sicherheit genäht werden.“     Nachdenklich beobachtete sie Mamoru, wie er leise schnarchend neben ihr lag. Er sah wirklich niedlich beim Schlafen aus und ein kurzes Lächeln huschte ihr über das Gesicht. Doch sofort verschwand es wieder. Sie hatte einen Entschluss gefasst. Es war die einzige Möglichkeit, sie alle zu retten. Den ganzen Abend über hatte sie darüber nachgedacht, Möglichkeiten abgewägt und andere in Betracht gezogen. Doch sie kam immer wieder zum selben Ergebnis. Es war leider die einzige Möglichkeit. Zum Glück konnte sie ihm ihre geistige Abwesenheit damit erklären, dass sie einfach müde war und sie den Tag verkraften musste. Was nicht ein Mal gelogen war. Nachdem sie endlich aus dem Krankenhaus wieder heraus waren, sind sie bei ihren Eltern gewesen und holten ihre Sachen. Luna hatte wirklich gute Arbeit geleistet. Ihre Eltern freuten sich sogar für sie, dass sie nun bei Mamoru wohnen würde. Da musste Luna wohl noch mal ran, schoss es ihr durch den Kopf und seufzend atmete sie tief ein. Sie hatte keine andere Wahl. Murmelnd drehte sich Mamoru etwas zur Seite und lächelnd fuhr sie sanft mit dem Finger über seine Wange. Sie hätte ihn nie darum bitten dürfen. Sie hätte ihm diese Bürde nie auferlegen dürfen. Sie ganz alleine hatte die Aufgabe, sie alle zu beschützen. Sie konnte und dufte nicht zulassen, dass weitere Menschen wegen ihr leiden mussten. Sie musste es stoppen. Ein für alle Mal. Entschlossen rutschte sie zu Mamoru herüber und gab ihm einen flüchtigen Kuss auf den Mund. „Ich liebe dich“, hauchte sie ihm zu und rutschte wieder zurück. Leise schlug sie die Bettdecke beiseite, schob ihre Beine über die Bettkante und stand auf. Immer darauf bedacht, keine Geräusche zu machen, huschte sie ein Mal um das Bett herum, stellte sich vor seinen Nachtisch und zog die Schublade auf. Ein kurzer Blick zu Mamoru, ob er auch noch schlief und schon hielt sie ihre Brosche in den Händen. Sich selber zu nickend, machte sie die Schublade wieder zu, schnappte sich ihre Hose, die auf dem Boden lag, und verließ das Schlafzimmer. Ohne Zeit zur verlieren, schlüpfte sie in die Hose, eilte zur Haustür und zog ihre Schuhe aus dem Schuhregal. Hoffend, dass er und die anderen es irgendwann verstehen würden, hatte sie die Schuhe angezogen und blickte ein letztes Mal zurück. Schweren Herzens drehte sie sich herum zur Haustür. Es wurde Zeit. Schwer atmend legte sie zitternd ihre Hand auf die Klinke und verharrte in ihrer Bewegung. Tat sie wirklich das Richtige? Doch sofort schüttelte sie ihren Kopf. Sie musste sie alle beschützen. Langsam drückte sie die Klinke herunter, öffnete die Tür und wollte gerade einen Fuß heraustreten, als sie plötzlich am Handgelenk zurückgezogen wurde. „Das werde ich nicht zu lassen.“ Erschrocken zuckte sie zusammen und blickte über ihre Schulter zurück. „I-ich … ich wollte nur … frische Luft. Ich wollte etwas frische Luft schnappen.“ „Blödsinn. Ich weiß ganz genau, was du vorhast.“ Schuldbewusst senkte sie ihren Kopf und sagte keinen Ton mehr. Seufzend ließ er ihr Handgelenk los, ging an ihr vorbei und schloss die Tür. Langsam drehte er sich wieder zu ihr herum, stellte sich dicht vor sie und ließ seine Hand in ihre Hosentasche wandern. Schwer atmend zog er die Brosche heraus und hielt sie ihr direkt vor die Nase. „Das kannst du doch nicht ernsthaft vorhaben?“ Immer noch mit gesenktem Kopf schob sie die Schultern in die Höhe. „Ich habe keine andere Wahl“, flüsterte sie und konnte ihn nicht dabei ansehen. „Doch, die muss es geben. Verdammt Usagi. Ich will und kann dich nicht verlieren. Und bestimmt nicht so!“ Schlagartig sah sie wieder auf und blickte ihm direkt in seine Augen. „Ich hätte dich nie darum bitten dürfen, dem ein Ende zu setzen. Bitte verzeih mir. Es ist ganz alleine meine Aufgabe euch zu beschützen. Und in diesem Fall, vor mir …“ Langsam sammelten sich die Tränen in ihren Augen. Warum verstand er denn nicht, dass es die einzige Wahl war, die ihr blieb, wenn sie alle beschützen wollte. Sie musste es für sie tun. Haare raufend begann er plötzlich auf und ab zu laufen. „Bitte. Gib mir die Brosche.“ „Nein. Nicht, solange du dich damit für alle Opfern willst!“ Wütend drückte er sich an ihr vorbei, stampfte zurück ins Wohnzimmer und sofort lief sie ihm hinterher. „Es ist nicht mehr zu stoppen. Ich muss das, bevor es für euch alle zu spät ist, beenden. Bitte versteh mich doch.“ Schnaufend knallte er die Brosche auf den kleinen Couchtisch und ließ sich danach auf das Sofa fallen. „Und das ist es, was du willst? Du willst dich umbringen? Da, dann nimm sie dir. Lass uns alle alleine. Lass mich alleine.“ Ohne sie noch mal anzusehen, stützte er die Ellenbogen auf seinen Beinen ab und vergrub sein Gesicht in seinen Händen. „Nein. Es ist nicht das, was ich will … Aber …“ Langsam ging sie auf das Sofa zu und nahm neben ihm platz, was ihn wieder aufblicken ließ. „Dann tue es doch verdammt noch mal nicht und bleib bei mir. Wir werden einen anderen Weg finden.“ Sie konnte sehen, wie sich auch bei ihm die Tränen sammelten und nickend rutschte sie noch näher an ihn heran. Ohne etwas zu sagen, sahen sie sich einfach nur tief in die Augen. Ganz automatisch kamen sich ihre Gesichter dabei immer näher, bis sich seine Lippen auf ihre legten. Es dauerte nicht lange, bis aus dem anfangs schüchternen Kuss, ein leidenschaftlicher und wilder wurde und sie sich stöhnend in sein Shirt krallte. Augenblicklich breitete sich eine unbeschreibliche Hitze in ihrem Körper aus und ihre Haut begann zu prickeln. Ihr Herz beschleunigte sich, doch dieses Mal aus einem ganz anderen Grund. Mamoru schien es ähnlich zu gehen. Denn ohne den Kuss zu unterbrechen, zog er sie näher an sich heran und nahm ihr Gesicht in beide Hände. Schwungvoll setzte sie sich daraufhin auf seinen Schoss und ohne darüber nachzudenken, was sie tat, rutschten ihre Hände unter sein Shirt. Doch abrupt löste er sich wieder von ihr und blickte sie mit großen Augen an. „Warte … wir sollten nicht …“ „Doch, wir sollten. Oder willst du etwa nicht?“ Traurig sah sie ihn an. Begehrte er sie denn nicht? Wollte er sie denn nicht so sehr, wie sie ihn wollte? Merkte er denn nicht, wie sehr sie genau jetzt seine Nähe brauchte? Enttäuscht wollte sie gerade wieder von seinem Schoss herunterrutschen, als er sie plötzlich an beiden Handgelenken festhielt. „Du verstehst das falsch. Es ist nicht so, dass ich nicht will. Ganz im Gegenteil. Du weißt gar nicht, wie verrückt du mich gerade machst. Aber denkst du, es ist der richtige Moment, um an so etwas zu denken?“ Schwer atmend beugte sie sich wieder zu ihm herunter und blickte ihm dabei tief in die Augen. „Wir wissen beide nicht, wie das Ganze enden wird. Ich will … Ich meine, ich möchte … solange ich noch ich bin … Es ist genau der richtige Moment.“ Ohne auf eine Antwort von ihm zu warten, begann sie ihn wieder zu küssen. Zu ihrer Erleichterung erwiderte er es, legte seine Hand auf ihren Nacken und zog sie somit noch näher zu sich. Eine Welle der Glücksgefühle durchfuhr ihren Körper und sie wollte für einen winzigen Augenblick einfach alles um sich herum vergessen. Es gab im Moment nur ihn und sie. Alles andere war unwichtig. Sanft strich er ihr über ihren Rücken und wanderte mit seinen Händen unter ihr Shirt. Leise stöhnend legte sie den Kopf in den Nacken, als er bei ihren Brüsten angekommen war. Tief sah sie ihm wieder in die Augen, begann ihm sein T-Shirt über den Kopf zu ziehen und warf es einfach neben sich auf den Boden. Als seine Hände allerdings dabei waren, auch ihr Oberteil hochzuziehen, zuckte sie schreckhaft zusammen und nahm seine Hände wieder herunter. „Hab ich etwas falsch gemacht?“ Mit großen Augen sah er sie an und verlegen senkte sie ihren Kopf. „Nein … Es ist nur … Überall ist dieser schwarze Auswuchs und …“ Liebevoll nahm er ihr Gesicht in seine Hände und zwang sie somit ihn anzusehen. „Na und? Trotzdem bist du die schönste Frau, die es gibt.“ Rot um die Nasenspitze atmete sie noch mal ein und zog sich dann selbst das T-Shirt aus. Schüchtern strich sie mit den Fingern über die Auswüchse. „Und du findest das nicht hässlich?“ Doch statt ihr zu antworten, begann er ihren Hals und ihre Schultern zu liebkosen. Sanft verteilte er Küsse auf ihrer Haut. Das war Antwort genug für sie. Als seine Hände dann auch noch über ihre Oberschenkel streichelten, breitete sich erneut ein Kribbeln in ihrem gesamten Körper aus. „Wollen wir rüber?“, hauchte er in ihr Ohr und nickend kaute sie auf ihrer Unterlippe herum. „Gott, du machst mich verrückt damit“, stöhnte er leise und presste bestimmend seine Lippen wieder auf ihre. Küssend schob er seine Hände unter ihre Schenkel und sofort schlang sie ihre Arme um seinen Oberkörper herum. Langsam erhob er sich mit ihr in seinen Armen und ohne ihre Münder voneinander zu trennen, trug er sie herüber ins Schlafzimmer. Sanft ließ er sie ins Bett gleiten, stützte seine Arme neben ihrem Körper ab und hielt kurz inne. „Und du bist dir sicher, dass du es möchtest?“ „Ganz sicher“, flüsterte sie leise und wandte ihren Blick nicht von ihm ab. „Ich liebe dich“, raunte er und vorsichtig strich sie ihm eine Strähne zurück hinter sein Ohr. „Ich liebe dich auch.“     Rekelnd streckte Mamoru alle viere von sich, als er von lautem Vogelgezwitscher geweckt wurde, und gähnte herzhaft. Wohlig rieb er sich mit den Händen über sein Gesicht und drehte sich lächelnd auf die Seite. „Guten Morg...“ Doch abrupt schlug er die Augen auf, als er ins Leere griff. Wo war Usagi? Verwundert fuhr er sich durch seine verwuschelten Haare. Vermutlich war sie gerade im Badezimmer. Langsam richtete er sich auf und sein Blick wanderte über das zerwühlte Bett. Unweigerlich schossen ihm dadurch die Bilder der letzten Nacht durch seinen Kopf. Es war unbeschreiblich. Es war einfach perfekt. Grinsend wollte er grade aus dem Bett hüpfen und nach Usagi sehen, als ihm plötzlich ein Briefumschlag auf dem Kopfkissen von ihr auffiel. Verwundert streckte er sich nach ihm aus und griff nach ihm. Irritiert drehte er ihn in seinen Händen. Er war nicht beschriftet. Warum legte sie denn ein Briefumschlag auf ihr Kissen? Und dann merkte er, dass irgendetwas drinnen stecken musste, da er etwas ausgebeult war. Flink riss er den Umschlag auf und sofort, als er hineinblickte, weiteten sich seine Augen. Mit zittrigen Fingern nahm er einen Ring heraus. Und keinen Unbekannten. Es war der Ring, den er ihr damals am Flughafen geschenkt hatte, bevor in das Flugzeug nach Amerika gestiegen war. „Aber …“ Schnell zog er noch einen Zettel heraus, der sich ebenfalls in dem Umschlag befand. Schwer schluckend lass er den einzigen Satz, der herauf stand.                                                                            Es tut mir leid.   Kapitel 24: Kapitel 23 ---------------------- Mit weit aufgerissenen Augen starrte er auf den Zettel. Er wusste sofort, was das bedeutete und sprang panisch aus dem Bett. Stolpernd rannte er, mit dem Ring in der Hand, herüber ins Wohnzimmer zu seinem Couchtisch. „Nein!“ Die Brosche war weg und an dessen Stelle lag nun ihr Kommunikator auf dem kleinen Tisch. Kopflos rannte er durch die gesamte Wohnung und suchte sie. Doch außer ihrer Tasche, die noch auf dem Sofa lag, war von ihr keine Spur mehr. Sie war weg. Zusammen mit ihrer Brosche. Kraftlos sackte er auf seine Knie und ballte seine Hände zu Fäusten. Dass sich der Ring dabei in das Fleisch seiner Hand bohrte, war ihm ziemlich egal. Er war zu spät und sie war weg. „Usako … Warum …“ Stumme Tränen liefen ihm das Gesicht herunter und für einen kurzen Moment verharrte er einfach in dieser Position. Ruckartig wischte er sich dann allerdings die Tränen wieder aus dem Gesicht und sprang auf. Vielleicht war es noch nicht zu spät. Wie von der Tarantel gestochen griff er nach Usagis Kommunikator. „Usagi ist verschwunden. Wir müssen sie sofort finden!“, schrie er halb und hielt mit zittrigen Fingern den Kommunikator in seiner Hand.   Seit Stunden liefen sie nun schon durch die Stadt und suchten nach ihr. Doch nirgends gab es eine Spur von ihr. Der Himmel färbte sich langsam in einem roten Schimmer und kündigte damit den beginnenden Sonnenuntergang an. Mit jedem Sonnenstrahl, der verschwand, schwand auch seine Hoffnung sie noch lebend zu finden. Sie suchten an all ihren Lieblingsplätzen, am Strand, am Hafen, im Park, einfach überall, aber sie war wie vom Erdboden verschluckt. „Wir werden sie finden.“ Er spürte eine Hand an seiner Schulter und tief einatmend blickte er zu Minako. „Das glaubst du doch selbst nicht“, antworte er bloß monoton und ging weiter. „Doch! Wir müssen einfach daran glauben.“ „Ich glaube auch ganz fest, dass wir sie noch finden werden“, mischte sich jetzt auch Makoto mit ein. Zitternd ballte er seine Hände zu Fäusten und blickte auf den Boden. „Hört auf! Sie ist weg und wird auch nie wieder kommen. Sie hat uns alle alleine gelassen.“ Er merkte, wie sich die Tränen in seinen Augen sammelten und schnell wischte er sie verstohlen aus seinem Gesicht. „Sie hat sich von mir verabschiedet. Sie kommt nicht wieder …“, flüsterte er nur noch und drehte sich nicht mehr zu den beiden herum, „Ich geh jetzt.“ Ohne auf eine Antwort seitens Minako und Makoto zu warten, lief er davon. Er konnte jetzt nicht weiter mit ihnen sprechen. Er konnte überhaupt nicht mehr sprechen. Seine Kehle war wie zu geschnürt und er hatte das Gefühl den Boden unter seinen Füßen zu verlieren. Also lief er einfach immer weiter. Wohin? Er wusste es nicht. Erschöpft und außer Atem drückte er seine Hände auf seine Oberschenkel und versuchte wieder Luft zu bekommen. Nachdem er sich etwas beruhigt hatte, sah er wieder auf und erkannte erst jetzt, wo er sich überhaupt befand. Seine Beine hatten ihn ganz automatisch in den Park geführt. Genau an die Stelle, an der er sich immer mit Usagi traf. Schmerzlich zog sich sein Herz zusammen und mit zittrigen Beinen torkelte er herüber zu der Bank. Die Sonne war mittlerweile untergegangen und de die Dämmerung tauchte den Brunnen in ein schummeriges Licht. Vorsichtig zog er ihren Ring aus der Hosentasche heraus, legte ihn auf seine Handfläche und sah herauf. „Warum …“, war das Einzige, was er über die Lippen brachte. Zitternd ballte er seine Hand wieder zu einer Faust und umschloss den Ring damit. Erstarrt saß er einfach nur da und bewegte sich kein Stück mehr. Er konnte nicht. Wo sollte er auch hingehen? Nach Hause konnte er nicht. Wie konnte er an den Ort zurückkehren, an dem er sie das letzte Mal gesehen hatte, und die schönsten Stunden seines Leben mit ihr geteilt hatte. Alles würde ihn nur an sie erinnern. Konnte das alles nicht einfach nur ein furchtbarer Albtraum sein, aus dem er gleich erwachen würde? Schwer atmend senkte er seinen Kopf und sah einfach auf seine Schuhe herunter. Das alles war kein Traum, sondern schmerzliche Realität. Er hatte sie verloren. Für immer. Mutlos sackte er immer mehr zusammen und saß einfach nur da. Ohne jegliches Gefühl in seinem Körper. Um ihn herum wurde es immer dunkler und der Tag war damit vollends vergangen und die Nacht brach herein. Wie lange er hier nun schon an Ort und stelle saß, wusste er nicht. Es war ihm auch egal. Erst eine verwunderte Stimme, die ihn ansprach, riss ihn aus seinem Gedankenstrudel aus Verzweiflung und Angst wieder heraus. „Mamoru?“ Langsam sah er auf und schaute direkt in das besorgte Gesicht seines Freundes. „Alles in Ordnung? Was sitzt du hier denn so alleine im Dunkeln?“ „Ich … sie … verloren“, stammelte er mit krächzender Stimme und drückte die Hand, in der er ihren Ring hielt, etwas fester zusammen. „Wovon sprichst du? Was hast du verloren? Dein Handy? Würde erklären, warum du dich nicht meldest“, lachte Motoki, klopfte ihm auf die Schulter und setzte sich neben ihn. „Sie. Ich hab sie verloren!“ Ruckartig blickte Mamoru seinem Freund nun direkt ins Gesicht und erschrocken weiteten sich Motokis Augen. „Du bist ja völlig durch den Wind. Was ist passiert? Wen hast du verloren?“ Er merkte, wie Motoki besorgt die Hände auf seine Schultern legte und ihn ernst anblickte. Tief atmete er noch mal ein und mit einem Mal brach alles aus ihm heraus und unkontrolliert begann er mit seinen Armen zu fuchteln. „Usagi. Ich hab Usagi verloren.“ Tränen sammelten sich in seinen Augen und die Ersten kullerten ihm die Wangen herunter. „Komm mit. Sofort.“ Ruckartig wurde er von seinem Freund gepackt und mitgezogen. „Ich bring dich jetzt zu mir und dann erzählt mir ganz genau, was passiert ist.“   Schweigend saßen beide kurze Zeit später bei Motoki auf dem Sofa und nervös knetete Mamoru seine Hände ineinander. Die Zeit war wohl gekommen. Er war seinem Freund eine Antwort und Erklärung schuldig. Dazu musste er ihm allerdings alles erklären. War er dazu schon bereit? Würde Motoki es verstehen? „Also?“ Motoki war der Erste, der die Stille durchbrach und erwartungsvoll sah er ihm ins Gesicht. „Was geht hier vor? Was ist los bei euch? Ich habe nun lange genug geschwiegen und mir das angesehen.“ Schwer atmend fuhr sich Mamoru durch seine Haare und schloss für einen Moment, um sich zu sammeln, die Augen. Langsam öffnete er dann wieder seine Lider und begann leise zu sprechen, „Dazu muss ich etwas weiter ausholen …“ Mit zittrigen Fingern krallte er sich in den Stoff seiner Hose und begann seine Geschichte. „Und, als ich heute Morgen aufgewacht bin, war sie nicht mehr da. Sie ist mitsamt ihrer Brosche verschwunden.“ Vorsichtig schaute er wieder auf und versuchte herauszufinden, was sein bester Freund, der die gesamte Zeit geschwiegen hatte, dachte. Doch anstatt irgendetwas zu sagen, stand dieser tonlos auf und verschwand aus dem Zimmer. Was war denn jetzt los? Würde er ihn jetzt rauswerfen und für verrückt halten? Bevor er allerdings weiter grübeln konnte, betrat Motoki, mit einer großen Flasche und zwei Schnapsgläsern in den Händen, wieder das Zimmer und warf sich zurück auf das Sofa. „Jetzt brauch ich erst mal einen Drink.“ Schwungvoll stellte er die Gläser auf den Couchtisch und befüllte sie. „Muss ich dich jetzt mit Eure Hoheit ansprechen?“ „Was?“ Kopfschüttelnd nahm sich Motoki sein Glas, trank es in einen Hieb aus und wandte sich dann wieder an Mamoru. „Jetzt mal im Ernst. Das echt ein ganz schönes Stück, was du mir gerade erzählst hast. Ich glaube, das wird noch ein wenig dauern, bis das alles wirklich bei mir ankommt.“ Nickend nahm sich nun auch Mamoru sein Glas und tat es seinem Freund gleich. Normalerweise trank er nichts, doch in Anbetracht der Umstände, konnte er wirklich einen Drink gebrauchen. „Und damals im Crown, also da …?“ „Da hatte es wieder die Oberhand und ihr Handeln beeinflusst“, beendete er Motokis Satz und stellte sein Glas zurück auf den Tisch. „Ich werde sie niemals wieder sehen.“ „Du meinst wirklich, dass sie sich mit diesem Silberkristall selbst …“ Kraftlos sackte Mamoru zusammen und vergrub erneut sein Gesicht in seinen Händen. Motoki war es wohl Antwort genug, denn plötzlich zog er ihn in eine Umarmung und klopfte ihm beruhigt auf den Rücken. „Ich bin für dich da … Am Besten du bleibst heute hier.“ Langsam richtete er sich wieder auf und nickte Motoki zu. Er war wirklich froh so einen Freund, vor dem er ab jetzt keine Geheimnisse mehr haben musste, zu haben. Schwer atmend goss Motoki den beiden ein weiteres Glas ein und tonlos, Worte waren im Moment ohnehin überflüssig, kippten sie diese herunter.     Mit einem schlimmen Kater betrat Mamoru mit Motoki am nächsten Morgen das Crown. Sofort steuerten die beiden den Tresen an, wobei er sich davor auf einen Hocker setzte und Motoki dahinter verschwand. „Ich mach dir einen extra Starken.“ Nickend fuhr er sich mit seinen Fingern über das Gesicht und versuchte den pochenden Schmerz in seinem Kopf unter Kontrolle zu bekommen. Er hätte wirklich nicht so viel trinken dürfen, aber er konnte einfach nicht anders, auch wenn es falsch war. „Und die anderen kommen gleich her?“ „Ja. Sie sollten jeden Moment hier sein.“ Wie aufs Stichwort öffnete sich auch keine Sekunde später die Tür und er brauchte sich gar nicht umzusehen, um zu wissen, wer es war. „Mamoru.“ Schwungvoll wurde er von hinten umarmt und verdutzt blickte er über seine Schulter in Minakos Gesicht. „Gott sei Dank. Dir geht es gut. Wir haben uns Sorgen um dich gemacht.“ „Um mich? Tut mir leid. Ich brauchte etwas Zeit für mich.“ Schwach lächelnd legte Rei eine Hand auf seine Schulter. „Das wissen wir … Gibt es etwas Neues?“ Kopfschüttelnd senkte er seinen Kopf und er brauchte, nach ihren Gesichtsausdrücken zu urteilen, gar nicht fragen, ob sie etwas herausgefunden hatten. Niedergedrückt steuerten alle einen Tisch etwas weiter hinten im Lokal an und schwungvoll stand auch schon Motoki mit einem Tablett mit Getränken in der Hand neben ihnen. „Ihr könnt auf jeden Fall auf mich zählen, wenn ihr etwas braucht. Ich kann es immer noch nicht glauben, wer ihr seid.“ Mit großen Augen sahen plötzlich alle zwischen Motoki und ihm hin und her. „Könnte uns bitte jemand aufklären?“ Fragend zog Makoto eine Augenbraue in die Höhe und zu stimmend nickend ihr die anderen zu. „Ich habe Motoki alles erzählt. Keine Sorge er würde niemals irgendwem etwas sagen. Usagi ist doch auch seine Freundin.“   Schweren Herzens schloss Mamoru am Abend seine Wohnung auf und trat zögerlich hinein. Er konnte ja nicht noch eine Nacht bei Motoki verbringen. Zudem auch Reika heute bei ihm wäre. Und sie musste ja nicht unbedingt etwas davon mitbekommen. Lange waren sie noch zusammen im Crown gewesen und überlegten, wie es nun weitergehen würde. Schnell war beschlossen, dass Ami mit Luna und Artemis dennoch auf den Mond reisen würden. Sie wollten und konnte die Hoffnung einfach nicht aufgeben, dass Usagi noch zu retten war. Sie mussten unbedingt mehr über diesen Erebos in Erfahrung bringen. Gedankenschwer schloss er die Tür hinter sich, zog seine Schuhe aus und lief durch die Wohnung, die ihm plötzlich so leer und einsam vorkam. Auch wenn Usagi hier nie wirklich gewohnt hatte und sie gestern erst ihre Sachen geholt hatten, war sie vorher trotzdem oft hier gewesen oder verbrachte das Wochenende bei ihm. Sie füllte die Wohnung mit Leben. Und nun? Sollte das wirklich alles vorbei sein? Würde er sie niemals wiedersehen? War jegliche Hoffnung verloren?  Kapitel 25: Kapitel 24 ---------------------- Stöhnend drückte sich Mamoru sein Kissen über den Kopf. Er hatte jetzt keine Lust an die Tür zu gehen. Egal, wie oft es auch klingelte. Vermutlich war es doch nur wieder der Postbote oder irgendein Vertreter. Wer sollte es auch sonst sein. Sollten sie es doch bei seinen Nachbarn probieren. Erleichtert, da das Klingeln aufgehört hatte, nahm er das Kissen wieder herunter und drehte sich auf seinen Rücken. Mit schmerzverzerrtem Gesicht sah er zur Decke herauf. Das Sofa war zwar nicht die bequemste Art zu schlafen, aber in sein Bett konnte er einfach nicht. Alles erinnerte ihn dort an sie. Sogar ihr Kissen verströmte immer noch ihren süßlichen Duft. Seufzend atmete er ein. Eigentlich müsste er aufstehen und seinen Pflichten nachgehen, aber er konnte nicht. Er konnte nicht in die Schule gehen und so tun, als wäre nichts gewesen. Es ging einfach nicht. Er konnte nicht herausgehen, durch die Straßen laufen, als wäre alles in Ordnung. Nichts war in Ordnung. Gar nichts. Und würde es auch nie wieder sein. Ein Teil von ihm war fort. Für immer verloren. Es ging zusammen mit ihr. Langsam schloss er wieder seine Lider, doch abrupt riss er sie wieder auf, als es lautstark an seiner Tür klopfte. Mittlerweile wurden sie echt aufdringlich. Stöhnend drehte er sich auf die Seite und zog sich seine Decke, bis zum Hals. Sollten sie doch klopfen. Irgendwann würden sie schon wieder verschwinden, wenn sie merkten, dass er nicht aufmachte. „Ich weiß ganz genau, dass du da bist. Mach auf“, drang es dumpf durch die Haustür hindurch und seufzend fuhr er sich durch seine Haare. Langsam rutschte er mit seinen Beinen vom Sofa herunter. Was wollte Motoki denn hier. Schlurfend verließ er das Wohnzimmer, steuerte schwer atmend die Haustür an und öffnete sie vorsichtig einen Spalt. Er wollte Motoki gerade sagen, dass er keine Lust auf Besuch hatte, als sich dieser schon hindurchzwängte und hineintrat. „Mamoru. Endlich. Wir haben uns schon Sorgen um dich gemacht.“ „Dir auch Hallo“, murmelte er, schloss wieder die Haustür und ging Motoki, der schon ins Wohnzimmer herüber stampfte, hinterher. „Seit über einer Woche verkriechst du dich schon hier drinnen.“ Schulterzuckend ließ er sich wieder auf sein Sofa fallen und stützte seine Ellenbogen auf seinen Oberschenkeln ab. „Ich weiß, wie schwer es gerade für dich ist. Aber wir machen uns Sorgen um dich. Ich versteh zwar immer noch nur die Hälfte und kann kaum glauben, dass ich das Mal sage, aber Ami ist wohl vom Mond zurück.“ Nickend sah er auf seine Füße herunter und vermied es dabei seinen Freund anzusehen. Ja, er hatte die Nachricht auch bekommen, aber nicht darauf reagiert. Er war zwar auch dafür gewesen, dass sie noch mehr über diesen Erebos herausfinden sollten, doch mittlerweile sah er da gar keinen Sinn mehr drinnen. Usagi hatte ihn und sich selbst mit dem Silberkristall … „Hörst du mir überhaupt zu?“ Verwundert blickte er nun doch wieder auf und sah direkt in Motokis Gesicht. Er hatte offenbar noch weitergesprochen. „Sorry. War in Gedanken.“ Er konnte hören, wie Motoki schwer einatmete und im selben Augenblick setzte er sich auch schon neben ihn auf das Sofa. „Jeder versteht dich. Aber willst du nicht doch mit den anderen sprechen? Sie treffen sich gleich alle im Tempel.“ Stirnrunzelnd sah er auf, legte seinen Kopf in den Nacken und wandte sich dann wieder an seinen besten Freund. „Lass mich raten. Bevor ich nicht zu stimme, wirst du keinen Zentimeter aus meiner Wohnung machen?“ „Es ist doch wichtig. Ich meine, wer weiß-“ „Schon gut. Ich geh ja.“   Langsam stieg er die Stufen zum Tempel hinauf. Motoki hatte ja recht. Er musste sich mit den Dingen auseinandersetzen und er war seinem Freund auch gar nicht böse, dass er ihn dazu gedrängt hatte. Wahrscheinlich brauchte er diesen Schubs auch. Sonst hätte er vermutlich noch die nächsten Tage in seiner Wohnung verbracht. Oben angekommen überquerte er schnell den Hof und steuerte den Eingang an. Er hörte die anderen schon durcheinander miteinander sprechen und flink klopfte er heran. „Ja?“, ertönte es von drinnen und langsam schob er die Tür auf. Augenblicklich sahen ihn alle mit großen Augen an. Bevor sie allerdings etwas sagen konnten, wedelte er schnell mit seinen Händen. Er wollte jetzt keine langen Mitleidsbekundungen oder Ähnliches, sondern wollte mit ihnen besprechen, ob sie etwas herausgefunden hatten. „Seid mir nicht böse, aber ich möchte jetzt nichts darüber hören. Was habt ihr herausgefunden?“ Fragend sah er dabei zu Ami und Luna. „Ich wollte gerade erzählen, was Luna, Artemis und ich herausgefunden haben.“ Nickend setzte er sich zu den anderen um den kleinen Tisch und alle richteten ihre Aufmerksamkeit wieder auf Ami. „Wir haben lange in der alten Bibliothek gesucht und Bücher gewälzt, doch bis auf einen kleinen Eintrag konnten wir leider nicht viel finden.“ Schuldbewusst senkte sie ihren Kopf. Er konnte sich genau denken, was sie gerade dachte, aber sie hatte ja wirklich keine Schuld daran, dass es dort oben nichts mehr weiter gab. „Wir wissen doch, dass ihr alles, was in eurer Macht stand, getan habt.“ Rei hatte offenbar den gleichen Gedanken, wie er, und schnell nickte er ihr zu stimmend zu. „Und was habt ihr gefunden?“ Ami schob ein altes Buch in die Mitte des Tisches und erzählte weiter. „Also eigentlich steht dort nur, dass Erebos irgendwann zu machtgierig wurde und einen Krieg gegen Tartaros und Gaia angezettelt hatte. Nachdem er von den beiden besiegt wurde, hatte man ihm die meisten Kräfte entzogen und verbannte ihn in die Tiefen des Universums. Seitdem wurde er nicht mehr gesehen und es wird vermutet, dass er irgendwo tief verborgen in der Galaxie verweilt, bis er einen Weg gefunden hätte, wiederzukommen.“ Mit großen Augen sahen alle zwischen dem Buch und Ami hin und her. „Das heißt, Usagi ist … war … diese Möglichkeit? Er hat sie als Gefäß benutzt?“, fragte Makoto aufgeregt und griff nach dem Buch. „Aber, wie kann das denn sein?“, mischte sie nun auch Minako ein und hob aufgeregt ihre Hände die Luft. Nachdenklich tippte sich Mamoru gegen sein Kinn und versuchte sich aus den ganzen Informationen irgendwie einen Reim zu machen. „Wo Licht ist, ist auch Schatten. Das eine kann nicht ohne das andere Existieren.“ Erschrocken blickten alle hinter sich. Setsuna stand auf der Türschwelle und betrat nun langsam den Raum. „Also wurde er von Usagis Licht angezogen und hat sich in ihr eingenistet. Klar, dass er sich ausgerechnet sie ausgesucht hat“, murmelte Mamoru leise, doch hatten es wohl alle verstanden. „Er hat sich das hellste und stärkste Licht im ganzen Universum ausgesucht“, flüsterte Rei leise, stand auf und blickte aus dem Fenster, „Kein Wunder, dass er so stark werden konnte. Usagi muss es gespürt haben, dass sie machtlos war.“ Zitternd ballte Mamoru seine Hände zu Fäusten. Er hatte genug gehört. Ruckartig sprang er auf, doch hielt er seinen Kopf weiterhin gesenkt. „Ich muss jetzt los.“ Ohne auf eine Antwort seitens der anderen zu warten, rannte er hinaus. Es schien ihn glücklicherweise auch niemand aufhalten zu wollen. Aber, warum sollten sie auch. Es war alles gesagt. Sie wussten zwar ein wenig mehr über Erebos. Doch brachte das Usagi auch nicht zurück. Sie hatte sich selbst geopfert und Erebos und sich selbst … Er konnte und wollte es immer noch nicht zu Ende denken, aber er musste den Tatsachen ins Auge sehen. Sie war seit über einer Woche verschwunden. Sie kam nicht wieder. Er brauchte jetzt dringend frische Luft. Er konnte da einfach nicht weiter sitzen und darüber reden. So schnell ihn seine Beine trugen, eilte er die lange Treppe herunter. Da Motoki ihn hergebracht hatte, lief er einfach immer weiter. Er wollte nicht auf irgendeinen Bus warten. Er wollte einfach nur noch weg von hier. Er rannte und rannte, bis er schließlich wie von selbst vor dem Crown gelandet war. Völlig außer Atem blieb er stehen. Sollte er hineingehen? Doch dann sah er die vielen Menschen, wie sie lachend zusammen an den Tischen saßen, und entschied sich dagegen. Das brauchte er jetzt wirklich nicht. Kurzerhand drehte er sich auf seinem Absatz herum und lief einfach weiter die Straße herunter. Gedankenschwer bog er in eine Straße ein und stieß prompt, da er nicht aufgepasst hatte, mit jemandem zusammen. „Oh bitte entschuldigen Sie. Das wollte ich nicht.“ Doch sofort, als er aufsah, weiteten sich seine Augen. Vor ihm stand keine andere, als Usagis Mutter. „Oh Hallo Mamoru.“ Sofort steckte er nervös seine Hände in die Taschen. Sie musste ja nicht sehen, wie er am ganzen Körper zitterte. Was sollte er ihr denn jetzt sagen? Er konnte ihr doch schlecht erzählen, dass ihre Tochter … „Miss Tsukino. Tut mir leid, ich wollte sie nicht anrempeln.“ Lächelnd strich sie ihm über den Arm. „Keine Sorge. Ist ja nichts passiert. Du scheinst ja völlig durch den Wind zu sein. Naja ist ja auch kein Wunder.“ „Ja … also …“ Moment, was meinte sie mit, kein Wunder? Hatte einer der anderen ihr etwa schon etwas gesagt? Oder hatte Luna wieder ihre Gedanken manipuliert? „Es tut mir sehr leid, dass es mit euch beiden nicht geklappt hat. Ihr ward so ein süßes Pärchen.“ Perplex starrte er sie an. Wovon sprach sie da bitte? „Entschuldigen Sie bitte. Wovon sprechen sie?“ „Na davon, dass ihr euch getrennt habt. Vielleicht war es doch noch ein wenig zu früh zum Zusammenziehen. Usagi hat immer ihr Zimmer zu Hause und vielleicht tut euch ein wenig Abstand ja auch gut, sodass ihr euch wieder vertragen könnt.“ Nur langsam drangen die Wörter zu ihm hindurch. Meinte sie etwa, dass Usagi wieder zu Hause wohnte? „Usagi ist bei ihnen zu Hause?“ „Äh ja. Ich weiß zwar nicht, ob genau in diesem Moment, aber ja.“ Ungläubig schüttelte er seinen Kopf. Passierte das gerade wirklich? Hatte er sich auch nicht verhört? Wenn Usagi wieder zu Hause war, warum meldete sie sich dann nicht bei ihm? Was hatte das alles zu bedeuten? Er musste es herausfinden, und zwar sofort. „Miss Tsukino hätten Sie etwas dagegen, wenn ich noch mal mit Usagi spreche? Jetzt gleich?“ „Aber nein, ich wollte …“ Ohne sie antworten zu lassen, rannte er los. Er musste der Sache sofort auf den Grund gehen. Konnte es tatsächlich sein, dass sie noch am Leben war? Warum meldete sich dann aber bei keinem von ihnen? Wollte sie vielleicht alle schützen und nicht in Gefahr bringen? Aber, warum war sie dann bei ihren Eltern? Sie würde doch nie und nimmer ihre Familie einem Risiko aussetzen. Was hatte das nur alles zu bedeuten? Schnellen Schrittes lief er zurück zum Crown und hetzte hinein. „I-ich brauch dein Auto. J-jetzt.“ Völlig aus der Puste stützte er sich am Tresen ab und sah in das sichtlich irritierte Gesicht von Motoki. „Ist irgendetwas passiert?“ „Ich erkläre es dir später. Bitte es eilt.“ Mit zusammengezogenen Augenbrauen fischte sein Freund seinen Schlüssel aus der Hosentasche und übergab ihm den Schlüsselbund. „Danke.“ Und schon verließ er wieder das Crown.   Kurze Zeit später parkte er das Auto vor dem Haus der Tsukinos und zog den Schlüssel aus dem Zündschloss. Angespannt betrachtete er das Haus. Konnte es sein? Konnte es tatsächlich sein, dass sie dort drinnen war? Tief atmete er noch ein Mal ein und versuchte sich irgendwie zu beruhigen. Allerdings brachte es rein gar nichts, also stieg er aus dem Auto aus. Schritt für Schritt näherte er sich dem Haus und er hatte beinahe das Gefühl, als würde sein Herz aus seinem Brustkorb springen. Noch nie kam ihm der Weg von der Straße, bis zur Haustür so lange vor. Schwer schluckend ging er einen letzten Schritt und hob ganz langsam seine Hand. Mit zittrigen Fingern betätigte er die Klingel. Nun gab es kein zurück mehr. Jeden Moment würde er die Wahrheit erfahren. Er konnte genau hören, wie sich jemand der Tür näherte und sein Herz legte noch einen Takt zu. Er traute sich kaum zu Atmen. Keine Sekunde später klapperte es und die Tür wurde geöffnet. Mit großen Augen starrte er auf die Person, die mitten auf der Schwelle stand. „Usako“, flüsterte er. Dort stand sie. Wenige Zentimeter von ihm entfernt. Er wollte sie gerade in seine Arme ziehen, als es ihm eiskalt den Rücken hinunter lief und eine Eiseskälte durch seinen Körper fuhr. Sein Herz blieb für einen winzigen Moment stehen und kopfschüttelnd ging er einen Schritt zurück. Das war nicht Usagi. Nicht mehr. Diese Kälte in ihren Augen. Ihre ganze Ausstrahlung. „Was machst du denn hier“, schnaufte sie und stemmte ihre Hände in die Hüften. „Nein“, flüsterte er leise und er hatte das Gefühl von einem Strudel weggezogen zu werden. Was war nur geschehen? Das hier war eindeutig nicht mehr seine Usako.   Kapitel 26: Kapitel 25 ---------------------- „Nein? Überrascht mich zu sehen?“ Schief grinsend verschränkte sie die Arme vor ihrer Brust und lehnte sich gegen den Türrahmen. Unfähig irgendetwas zu sagen, stand er einfach nur da und starrte sie an. Sein gesamter Körper gehorchte ihm nicht mehr und seine Stimme versagte auch. Er konnte es einfach nicht fassen. Was war nur mit ihr passiert? Hatte dieser Erebos nun komplett die Kontrolle übernommen? Diese Person, die da vor ihm stand, konnte unmöglich Usagi sein. Es war zwar ihr Körper, aber sonst hatte sie gar nichts mehr von ihr. „So still heute? Naja, wenn du schon mal hier bist, könnten wir ja auch da weitermachen, wo wir das letzte Mal aufgehört haben.“ Perplex starrte er sie immer noch an und beobachtete sie, wie sie erneut ihre Hände in die Hüften stemmte und schief grinsend, lasziv, langsam einen Schritt nach den anderen auf ihn zu kam. Was hatte sie denn jetzt vor? Da weitermachen, wo sie letztes Mal aufgehört hatten? Meinte sie etwa? Doch weiter kam er nicht, da sie plötzlich ihre Finger in sein Shirt krallte, ihn zu sich herunter zog und ihre Lippen auf seine presste. Völlig überrumpelt von dieser Aktion, wusste er im ersten Moment überhaupt nicht, wie er reagieren sollte, und warf seine Hände in die Höhe. Er ließ es zu, dass sie ihn küsste und ja für einen kurzen Moment genoss er es sogar ihre weichen Lippen auf seinen zu spüren. Ganz automatisch legten sich seine Hände auf ihre Wangen und er begann den Kuss zu erwidern. So sehr hatte er sich danach gesehnt, sie wieder in seinen Armen halten zu können, und wenn es nur für einen kurzen Moment sein sollte. Doch dann löste er sich abrupt von ihr und schob sie von sich weg. Es war falsch. Er durfte das nicht. Auch wenn es ihm schwer viel, es war nicht Usagi. Nicht mehr. „Was soll das?“ Böse funkelte sie ihn und mit ernster Miene griff er nach ihren Armen. „Was hast du mit ihr gemacht? Usagi, wenn du da irgendwo steckst, wehr dich dagegen. Bitte.“ Tief sah er in ihre Augen, doch hatten sie ihr Funkeln und ihre Wärme gänzlich verloren. Übrig blieb bloß eine Eiseskälte. „Ich weiß nicht, wovon du sprichst. Ich bin Usagi durch und durch.“ Schnippisch schlug sie seine Arme weg und ballte ihre Hände zu Fäusten. „Nein, das bist du nicht“; flüsterte er leise und senkte seinen Kopf. Spöttisch lachte sie auf ein Mal auf und rasch sah er wieder auf. „Du glaubst mir nicht? Soll ich dir mal so einiges erzählen, was nur du und ich wissen können? Du gehörst an meine Seite. Zusammen werden wir über die Welt herrschen. Das weißt du selbst. Du kennst unsere Bestimmung.“ Nun war es Mamoru, der jetzt wiederum seine Hände zu Fäusten ballte, und langsam aber sicher sammelten sich die Tränen in seinen Augen. „Nur, weil du ihre Erinnerungen hast, heißt das noch lange nicht, dass du Usagi bist. Und ich gehöre nicht an deine Seite, sondern an ihre! Ich werde nicht zu lassen, dass -“ „Was? Heißt das also, dass du gegen mich kämpfen willst?“ Gurgelnd lachte sie auf und tippte ihm nun gegen seine Brust. „Das könntest du nie. Du liebst mich. Schließ dich mir an und wir werden diese Welt in unser Reich verwandeln. Es wird ohnehin passieren.“ „Niemals. Ich werde dich aufhalten und Usagi zurückholen.“ „Mamo-chan. Törichter kleiner Mamo-chan. Glaubst du immer noch, du könntest irgendetwas ändern? Du könntest mich aufhalten? Sehe es ein, ich bin deine Usagi, Serenity, Sailor Moon … Usako.“ Schmerzlich zog sich sein Herz zusammen, als sie ihre Kosenamen füreinander aussprach. Sie hatte nicht das Recht sie auszusprechen. Er musste sie stoppen. Langsam wanderte sein Blick an ihr herunter und sofort entdeckte er auch, wonach er suchte. Sie durfte nicht weiter im Besitz davon sein. Ohne Zeit zu verlieren, griff er daher nach ihrer Brosche und riss sie von ihrer Bluse herunter. Angespannt ging er einen Schritt zurück und machte sich darauf gefasst von ihr angriffen zu werden. Doch zu seiner Überraschung machte sie keine Anstalten, sich die Brosche zurückzuholen. Stattdessen schnalzte sie nur mit ihrer Zunge und wedelte mit ihrem Zeigefinger vor ihm herum. „Glaubst du ernsthaft, ich wäre so dämlich und würde ihn weiterhin in der Brosche herumtragen?“ Mit großen Augen öffnete er sofort die Brosche und zitternd blickte er hinein. Er war weg. Der Silberkristall war weg. „Wo ist er?“, knurrte er und krallte seine Finger in die Brosche. Laut lachte sie auf, hielt ihre Handfläche nach oben und keine Sekunde später schwebte der Kristall vor ihr herum. Entsetzt sah er sich den Kristall an. Er war nicht mehr silbern, sondern pechschwarz. Was hatte das zu bedeuten? „Suchst du den her? Wirklich erstaunlich, was dieses kleine Ding für eine Macht hat. Es war ein berauschendes Gefühl, wie es durch jede Faser meines Körper pulsierte. Ich hätte ihn schon viel früher benutzen sollen.“ Lachend sah sie ihn an, und bevor er irgendetwas sagen konnte, blickte er erschrocken über sich. Von der einen Sekunde zur anderen verdunkelte sich der Himmel und schwarze Wolken verdeckten die Sonne. „Ich sage es dir nur ein Mal, also höre gut zu.“ Schlagartig verfinsterte sich ihre Miene. Mit einem Ruck hob sie ihre andere Hand in die Höhe und richtete sie auf ihn. Panisch griff er an seinen Hals, da sich seine Kehle mit einem Mal schmerzend zusammenzog. Nach Luft ringend, sackte er auf seine Knie und langsam begann sie auf ihn zu zu laufen. „Jeder, der sich mir in den Weg stellt, wird die Ausmaße meiner Macht zu spüren bekommen und ausnahmslos von dieser Welt radiert.“ Keuchend versuchte er Luft zu schnappen und allmählich begann sich alles um ihn herum zu drehen. „Also überlege dir gut, was du tust. Das nächste Mal, wenn wir uns im Kampf gegenüberstehen, bist du lieber auf meiner Seite, und das wäre besser für dich, sonst muss ich dich leider auslöschen. Das wäre allerdings sehr bedauerlich, schließlich sind wir doch so ein tolles Paar.“ Schemenhaft konnte er ein letztes Mal ihre Umrisse erhaschen, wie sie sich direkt vor ihn kniete und dann wurde alles schwarz vor seinen Augen.   Blinzelnd öffnete er langsam seine Lider und stöhnend fuhr er sich durch sein Gesicht. Was war passiert? Wo war er? Das Letzte, an das er sich erinnerte war, wie er versucht hatte, Luft zu bekommen und dann, nichts mehr. Verwundert richtete er sich auf, als er bemerkte, dass er in seinem Bett lag. Warum lag er in seinem Bett? Wie war er hier hergekommen? Hatte etwa sie? Aber warum sollte sie ihn nach Hause bringen? Aber anders konnte es nicht sein. Alleine ist er mit Sicherheit nicht hier her gekommen. Zitternd krallte er seine Finger in die Bettdecke und presste seine Lippen aufeinander. Sie war zwar nicht Tod, zumindest ihr Körper, und trotzdem hatte er sie endgültig verloren. Oder gab es doch noch irgendeinen Weg sie zurückzuholen? Wieso ließ sie ihn nicht einfach auf der Straße liegen und brachte ihn stattdessen nach Hause? Steckte vielleicht doch noch irgendetwas von Usagi in ihr? Warum sollte sie ihn zurückbringen und nicht einfach auf dem Boden liegen lassen, wenn sie sich nicht auf irgendeine Art und Weise um ihn sorgen würde? Konnte man sie möglicherweise doch noch retten? Tränen sammelten sich in seinen Augen und liefen ihm nun ungehindert über seine Wangen. Er hatte keine Ahnung, wie er das anstellen könnte. Offenbar hatte dieser Erebos die Macht des Silberkristalls für sich selbst genutzt, als sie versucht hatte, ihn und sich damit zu … „Verdammt!“, schrie er und schlug mit seinen Händen neben sich auf die Bettdecke. Wenn selbst der Silberkristall machtlos war und nun für das Böse benutzt wurde, wie konnten sie es dann aufhalten und Usagi zurückbringen? Wie viel Zeit blieb ihnen überhaupt noch? Sie plante etwas. Das war sicher. Das Klingeln seines Handys riss ihn allerdings wieder aus seinen Gedanken heraus und rasch wischte er sich, auch wenn der Anrufer sein Gesicht nicht sehen konnte, die Tränen weg. Eilig fischte er sein Handy aus der Hosentasche heraus und sah Motokis Namen im Display. Er wollte mit Sicherheit wissen, wo er mit seinem Auto blieb. Seufzend schloss er für einen kurzen Moment seine Augen. Wie spät es wohl war? Wie lange war er weggetreten? Ein weiterer Blick auf das Display verriet ihm, dass es mittlerweile früh am Abend war und er somit mehrere Stunden bewusstlos gewesen sein musste. Was hatte sie mit ihm gemacht? Flink wischte er nun aber über das Display und nahm den Anruf entgegen. „Hey. Wo steckst du?“ „Ich ... bin zu Hause.“ Und dann fiel ihm etwas ein, Motokis Auto stand noch vor dem Haus der Tsukinos. „Du bist zu Hause? Warum kommst du dann nicht rein und gibst mir meine Autoschlüssel?“ „Wo rein? Wovon sprichst du?“ Irritiert runzelte er seine Stirn. Er hatte keine Ahnung, was sein bester Freund meinte. „Na, wenn du schon mein Auto zurückbringst, hätte ich auch gerne die Schlüssel. Ohne die komme ich nicht nach Hause.“ Jetzt verstand er überhaupt nichts mehr. Er hatte dem Wagen doch noch gar nicht zurückgebracht. „Ich hab dir dein Auto noch nicht zurückgebracht.“ „Warum steht es dann vor dem Crown? Ich sehe direkt rauf. Ist alles in Ordnung bei dir?“ Was ging hier nur vor? Mit ernster Miene fischte er den Autoschlüssel aus seiner Hosentasche und drehte ihn in seiner Hand. „Bin gleich bei dir“, sprach er nur noch monoton, und bevor Motoki antworten konnte, legte er auf.   Kurze Zeit später stand er vor dem Crown und betrachtete das Auto. Das war tatsächlich Motokis Wagen. Wie kam er hier her? Hatte sie ihn hergebracht? Sie kannte es schließlich. Seufzend senkte er seinen Kopf. Er dachte über sie immer noch, als wäre sie immer noch sie. Aber dem war nicht so. Er musste den Tatsachen ins Auge sehen. Auch wenn es ihm schwerer als alles andere fiel. Er hatte es gesehen. Er hatte sie gesehen. Zitternd ballte er seine Hände zu Fäusten. Aber was wollte sie ihm damit zeigen? Was alles in ihrer Macht stand? Was sie alles konnte? Erschrocken zuckte er dann aber zusammen, als er plötzlich eine Hand auf seiner Schulter spürte. „Sorry. Ich wollte dich nicht erschrecken.“ „Schon gut. Hier.“ Schwungvoll drückte er Motoki den Schlüsselbund in die Hand und presste seine Kiefer aufeinander. „Du kommst jetzt mit rein und erzählst mir, was überhaupt los ist.“ Nickend folgte er seinem Freund ins Crown hinein, setzte sich auf einen Hocker und stützte seine Ellenbogen auf den Tresen ab. Niedergedrückt legte er seinen Kopf in seine Hände und seufzte schwer aus. Er konnte immer noch nicht glauben, was heute passiert war. Nach und nach drang es erst so wirklich zu ihm hindurch. Motoki setzte sich neben ihn und er brauchte ihn gar nicht anzusehen, um zu wissen, dass er ihn ganz genau beobachtete. „Ich hab sie getroffen.“ „Wen hast du getroffen?“ Kurze Zeit herrschte Stille zwischen den beiden, bis er sich schließlich zu seinem Freund herumdrehte und ihm tief in die Augen sah. „Usagi.“ „Aber das heißt doch, dass sie noch lebt. Das ist doch toll.“ Strahlend sah sein Freund ihn an. Doch als er nicht, genau so freudig, wie er in der Luft herumspringen wollte, änderte sich auch seine Miene wieder. „Was ist passiert“, flüsterte Motoki leise und so atmete er noch mal tief und begann dann seinem Freund alles zu erzählen. Geschockt starrte Motoki ihn mit offenstehendem Mund an. „Aber … man muss doch … irgendwie … muss man sie doch retten können.“ „Ich weiß es nicht … ich weiß es wirklich nicht“, flüsterte er den Schluss, wandte sich von seinem Freund ab und rutschte von dem Hocker herunter, „Ich muss es den anderen sagen, bevor sie nachher auf sie treffen.“ „Ich fahr dich. Keine Widerrede.“   Schweigend saßen die beiden im Wagen und lediglich Musik aus dem Radio durchbrach leise die Stille. Zum Glück wusste Motoki genau, wann er Zeit für sich brauchte, um seine Gedanken zu ordnen. Nachdenklich blickte er aus dem Autofenster. Sofort hatte er alle zu Rei in den Tempel bestellt, um ihnen die Nachricht zu überbringen. Wie sollte er es ihnen nur sagen? Er konnte es ja selbst kaum glauben. Kaum begreifen, was das jetzt überhaupt für sie bedeutete. Hellhörig stellte er dann aber plötzlich das Radio etwas lauter, als die Nachrichten begannen und der Moderator etwas von vermissten Personen berichtete.   Wie durch ein Wunder ist eine Vielzahl der vermissten Personen gestern Abend wiederaufgetaucht. Von den Angehörigen wird allerdings berichtet, dass sich die Personen auffällig verändert hätten. Was genau mit ihnen geschah und wer dafür verantwortlich ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt noch völlig unklar. Für sachdienliche Informationen wenden Sie sich umgehend an die zugehörige Polizeistation. Und jetzt zum Wetter …   Ernst blickten sich Mamoru und Motoki an. „Was hat das zu bedeuten?“ Kopfschüttelnd drehte Mamoru das Radio wieder leiser und tippte sich gegen sein Kinn. „Ich habe keine Ahnung. Aber mit Sicherheit nichts Gutes.“   Kapitel 27: Kapitel 26 ---------------------- „Na los. Wenigstens etwas.“ Lustloch stocherte Mamoru in seinem Essen herum, blätterte durch die Tageszeitung und zuckte nur teilnahmslos mit seinen Schultern. Er bekam einfach nichts herunter, egal, wie oft ihm Motoki noch dazu aufmuntern wollte. Leise seufzend klappte er die Zeitung zusammen, tippte auf ihr herum und fuhr sich danach durch seine Haare. Es wurde nichts von ungewöhnlichen, seltsamen Vorkommnissen berichtet. Nicht von erneuten Vermissten Personen oder, was mit den Wiederaufgetauchten passiert war. Seit Tagen schon verhielt sich alles friedlich. Nachdenklich starrte er auf das heutige Datum. Es war jetzt genau eine Woche her, seitdem er Usagi das letzte Mal gesehen hatte und er sich mit den anderen getroffen hatte. Und es war ruhig. Zu ruhig. Was plante sie? Grübelnd schob er die Zeitung beiseite. Da sich keiner der anderen bei ihm gemeldet hatte, war auch ihnen nichts aufgefallen. Sie hatten vereinbart, dass sie sich sofort gegenseitig verständigen würden, falls etwas passieren sollte oder sie irgendeine Idee, eine Lösung gefunden hätten, wie sie Usagi doch noch retten könnten. Aber gab es die wirklich? Hätten sie sie dann nicht schon längst finden müssen? Hieße das wirklich, sie mussten nun gegen sie kämpfen? Bedeutete das wirklich, dass sie …? Er konnte diesen Gedanken nicht ein Mal zu Ende denken. Seufzend sah Motoki von der anderen Seite des Tresens zu ihm herüber und sein Blick wanderte dabei auf seinen unberührten Teller herunter. „Du solltest wirklich etwas essen.“ „Hm“, murmelte er nur leise, stützte seinen Ellenbogen auf dem Tresen ab und legte seinen Kopf in seine Hand. Schweigend beobachtete er seinen Freund, wie dieser kopfschüttelnd mit einer Hand den Teller abräumte und mit der anderen begann mit einem Lappen hinterher zu wischen. „Reika ist heute Abend unterwegs. Ich könnte …“ Doch abrupt brach er mitten im Satz ab, starrte mit weit aufgerissenen Augen in Richtung des Eingangs und ließ beinahe den Teller in seiner Hand fallen. Augenblicklich lief es Mamoru eiskalt den Rücken herunter und er brauchte sich gar nicht herumzudrehen, um zu wissen, wer gerade das Crown betreten hatte. Eine Gänsehaut breitete sich auf seiner Haut aus und ließ seine Nackenhaare zu Berge steigen. „Usagi“, murmelte er mehr zu sich selbst und sein Herz begann einen Takt schneller zu schlagen, nur um sich dann krampfhaft zusammenzuziehen. Ganz langsam drehte er seinen Kopf zur Seite und sah über seine Schulter zurück. Sofort, als er sie erblickte, begann sein gesamter Körper zu zittern. Wie in Zeitlupe drehte er sich auf dem Hocker herum, bis er ihr direkt in die Augen sehen konnte. „Was machst du hier“, sprach er leise und monoton und entdeckte im selben Atemzug zwei weitere Personen, mit denen sie hineingekommen war. Das war doch diese Yukiko und dieser Takuya. Sie umhüllte etwas Böses, etwas Dunkles und ihren leeren Augen zu urteilen, waren sie komplett in ihrem Bann. Sie waren offenbar zu Marionetten der Dunkelheit geworden. Vermutlich ereilte allen Menschen das gleiche Schicksal, die sie nicht getötet hatte. Sie wurden Spielfiguren in ihrem dunklen Plan. „Ich gehe doch immer ins Crown. Das weißt du doch.“ Schief grinsend fixierte sie ihn und wandte ihren Blick nicht von ihm ab. Langsam setzte sie einen Fuß vor den anderen und schritt, gefolgt von Yukiko und Takuya, siegessicher auf ihn zu. Auch er wandte seinen Blick nicht von ihr ab. Tonlos betrachtete er sie, wie sie immer näher auf ihn zu kam. Die Zeit schien still zu stehen und auch Motoki sagte kein Wort mehr. Zitternd krallte er seine Finger unbemerkt in den Stoff seiner Hose. Er durfte jetzt nichts Unüberlegtes tun. Die gesamte Stimmung war mehr als nur angespannt und nur eine kleine, eine falsche Bewegung könnte sie zum Ausbruch bringen. War es das? Wollte sie ihn provozieren? Warum sollte sie sonst hier auftauchen? Direkt vor ihm blieb sie nun stehen und er hätte schwören können, dass ihr Grinsen noch etwas schiefer wurde und sich ihre Augen verdunkelten. Bevor er jedoch etwas sagen konnte, beugte sie sich mit einem Mal ganz nah an ihn heran. Sie legte ihre Hände auf seine Wangen und zog ihn dadurch zu sich herunter. Er wollte sich währen, ihre Hände wegschlagen, doch er konnte nicht. Er war wie gelähmt. Wie hatte sie das gemacht? Panisch riss er seine Augen auf, was hatte sie vor? Immer näher zog sie sein Gesicht zu sich herunter und beugte sich nun zu seinem Ohr. Er spürte ihren warmen Atemhauch auf seiner Haut und die ersten Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn. Er konnte nichts machen. Er war komplett ausgeliefert. „Mamo-chan … Die Zeit läuft. Und bald ist sie abgelaufen. Entscheide dich“, flüsterte sie ihm zu und kaum hatte sie die Worte ausgesprochen, ließ sie ihn wieder los. Er merkte, wie das Gefühl in seinem Körper zurückkehrte und schwer musste er schlucken. Die Zeit lief bald ab? Was meinte sie damit? Lachend drehte sie sich auf ihrem Absatz herum, doch bevor sie begann loszulaufen, sah sie noch mal über ihre Schulter zu ihm zurück. „Tick tack.“ Demonstrativ wedelte sie mit ihrem Zeigefinger herum, blickte wieder nach vorne und steuerte mit ihren Anhängseln einen der freien Tische an. Geschockt und zitternd senkte er seinen Kopf und krallte weiterhin seine Finger in seine Hose. Sie wollte wirklich, dass er sich ihr anschließen würde. Warum wollte sie das? Steckte womöglich, tief verborgen, noch irgendwo seine Usagi? Vorsichtig blickte er wieder auf und sah herüber zu ihr. Sie hatte sich mit Takuya und Yukiko an einen der Tische gesetzt und winkte Motoki zu. „Was soll ich denn jetzt machen?“, flüsterte dieser nun. „Tu einfach so, als wäre nichts. Ich denke nicht, dass sie im Moment irgendetwas machen wird.“ Schwer atmend drehte er sich zu seinem Freund herum und blickte ihm tief in die Augen. „Sei aber trotzdem vorsichtig“, flüsterte er zurück und rutschte von dem Hocker herunter. „Ookay“, dehnte sein Freund das Wort sichtlich irritiert in die Länge und begann mit einem kleinen Block und einem Stift hinterm Tresen hervorzukommen. Kurz erhaschte Mamoru noch mal einen Blick auf Usagi. Doch kurzerhand sah er wieder herunter und ballte seine Hände zu Fäusten. „Ich muss los.“ Ohne auf eine Antwort seitens Motoki zu warten, rannte er schon fast panisch aus dem Crown heraus. Er ertrug es keine Sekunde länger so in ihrer Nähe zu sein. Die ersten Tränen liefen ihm das Gesicht herunter und Zähne aufeinander pressend rannte er einfach immer weiter. Seine Gedanken überschlugen sich. Dass er sich ihr niemals anschließen würde, bedeutete im Umkehrschluss, dass er gegen sie kämpfen musste. Konnte er das? Konnte er gegen sie kämpfen, womöglich bis zum …? Abrupt blieb er stehen und senkte seinen Kopf. Zitternd ballte er wieder seine Hände zu Fäusten und atmete hastig ein und aus. Er musste es. Für sie. Sie hätte es nie im Leben gewollt, dass das Böse gewinnen würde. Sie hatte sich deswegen geopfert. Sie wollte alle damit beschützen. Entschlossen sah er ruckartig wieder auf und zog sein Handy aus der Hosentasche heraus. Er musste sich mit den anderen Treffen. Er hatte einen Entschluss gefasst.     „Wir können doch nicht gegen sie kämpfen. Ich meine …“ Minako legte ihre Hände über ihr Gesicht und er konnte deutlich das Schluchzen darunter vernehmen. Auch die anderen konnten nur mit Mühe ihren Gefühlszustand verbergen. Aber wer konnte es ihnen verübeln? Sie alle hatten etwas sehr Wichtiges verloren. Ihre beste Freundin, ihre Mitstreiterin und Prinzessin. Er wusste genau, wie es ihnen ging. Er hatte die Liebe seines Lebens verloren. „Es ist nicht mehr Usagi! Usagi hat sich geopfert. Mamoru hat recht. Wir müssen dem ein Ende setzen, sonst war ihr Opfer umsonst.“ Wütend haute Haruka auf den kleinen Tisch, doch wurde sie danach wieder ganz still. So hatte er das zwar nicht gesagt, aber sie hatte leider recht damit. Auch wenn er sich nur schwer mit diesem Gedanken anfreunden konnte. Er hatte seine Entscheidung getroffen. „Wir alle wissen das …Unser Verstand weiß das … Aber unser Herz … Das ist noch nicht hinterher gekommen“, flüsterte Rei plötzlich und zustimmend nickten ihr Makoto, Minako und Ami zu. Er konnte im Augenwinkel erkennen, wie Michiru versuchte Haruka zu beruhigen, doch hatte sie offenbar nicht sonderlich viel Erfolg damit, denn keine Sekunde später sprang Haruka ruckartig auf und ballte ihre Hände zu Fäusten. „Wir haben aber keine Zeit für Gefühlsduselei. Wenn wir nicht bald handeln, dann ist es zu spät.“ Schweren Herzens betrachtete er Haruka. Er wusste, dass sie nicht so kaltherzig war, wie sie gerade versuchte den andern weiß zu machen. Sie und Usagi hatten von Anfang an ein ganz besonderes Band und er konnte sich gut vorstellen, wie es tief in ihrem Herzen wirklich aussah. „Wie viel Zeit uns wohl noch bleibt?“, sprach Makoto die Frage aus, die wohl allen am Meisten auf dem Herzen lag. Wie lange blieb ihnen noch, bis sie gegen den wichtigsten Menschen, den es für sie gab, kämpfen mussten?     Gedankenschwer legte Mamoru seine Hand auf das Glas der Fensterscheibe, sah hinaus und betrachtete mit zusammengezogenen Augenbrauen die schwarzen Wolken, die mehr und mehr den Himmel verdunkelten. Das war ihr Werk. Ohne Zweifel. Das waren keine natürlichen Gewitterwolken. War die Zeit, von der sie sprach, etwa abgelaufen? Oder war es nur eine weitere Vorwarnung ihrerseits? Zwei Tage war es nun her, seitdem sie im Crown aufgetaucht war. Schwer musste er schlucken und seine Hand glitt langsam die Scheibe herunter und wanderte auf seine Brust auf die Höhe seines Herzens. Schmerzhaft zog es sich zusammen. Es fehlte etwas. Sie fehlte. Sein Herz würde niemals wieder komplett werden. Es war für immer gebrochen. Und die schwerste Aufgabe stand ihm noch bevor. Ungehindert ließ er seinen Tränen freien Lauf, doch plötzlich ließ ihn die Ankündigung einer Sondermeldung im Fernseher aufhorchen. Rasch wischte er sich die Tränen aus dem Gesicht, huschte herüber zu seinem Sofa und stellte den Ton de Fernsehers etwas lauter.   Unzählige Menschenmassen versammeln sich plötzlich an öffentlichen Plätzen und randalieren oder greifen unschuldige Passanten an. Die Polizei bittet alle Anwohner Tokios, wenn möglich in ihren Häusern zu bleiben, bis sich die Lage beruhigt. Wir bitten Sie …   Prompt reagierte auch schon sein Kommunikator und die aufgeregte Stimme von Minako drang in seine Ohren. „Sie haben die Schule eingenommen … Sie ist hier!“ Sofort versteifte sich sein Körper. Es war also so weit. Die Zeit war gekommen.   Außer Atem kam er kurze Zeit später dem Schulgelände immer näher. Kurzerhand musste er sein Motorrad am Wegesrand stehen lassen und zu Fuß weiterlaufen. Es war einfach kein Durchkommen mehr. Panisch rannten und fuhren die Menschen, wild durcheinander, durch die Straßen und flohen vor ihren Peinigern. Es war furchtbar. Es hatte wirklich begonnen. Der verdunkelte Himmel war da noch das kleinste Übel. Keuchend blieb er kurz stehen, drückte seine Hände auf seine Oberschenkel und versuchte Luft zu bekommen. Ein bedrohliches Dröhnen ließ ihn allerdings abrupt wieder aufsehen. Direkt über dem Schulgebäude begann es zu blitzen und ein ohrenbetäubendes Grollen ließ den Boden zum Beben bringen. Eine starke Windböe, die ihm durch die Haare wehte, ließ ihn augenblicklich frösteln. Es war die Kälte, die sich mehr und mehr auszubreiten schien. Schnell richtete er sich daher wieder auf, nahm seine Beine wieder in die Hand und lief auf das Schulgebäude zu. Sofort entdeckte er auch schon Minako und die anderen, die panisch auf die Schule blickten. Mit geweiteten Augen folgte er ihren Blicken. „Usagi.“ Lächelnd stand sie auf dem Dach der Schule und blickte zu ihnen herunter. „Bitte. Das kannst du doch nicht ernsthaft wollen. Bitte komm doch zu dir.“ Flehend schrie Makoto zu ihr herauf und auch die anderen, versuchten ihr gut zu zureden. „Schön, dass ihr nun vollzählig seid.“ Verwundert drehten sich plötzlich alle herum. „Mamoru“, rief Ami und ohne zu zögern, stellte er sich neben sie. „Ihr habt euch also entschlossen gegen mich zu sein. Dann muss ich euch leider …“ Triumphierend stemmte sie ihre Hände in die Hüften, begann schief zu grinsen und fixierte sie. „Auslöschen.“ Wie zur Bestätigung erhellte ein greller Blitz den Himmel und weitere Windböen fegten über den Schulhof. Sie hatten Mühe auf den Füßen zu bleiben. Lachend hielt Usagi mit einem Mal ihre Hand in die Höhe und keine Sekunde später schwebte der Kristall über ihren Händen herum. Er war immer noch pechschwarz. Bevor sie jedoch irgendwie reagieren konnten, zog sie plötzlich ihre Brosche heraus und ließ den Kristall hineingleiten. „Will sie sich etwa verwandeln?“, schrie Ami gegen den Wind an, doch bevor überhaupt irgendjemand antworten konnte, ertönte schon wieder Usagis Stimme vom Dach herunter. „Macht der Finsternis … mach auf!“ Kapitel 28: Kapitel 27 ---------------------- Fassungslos starrte Mamoru auf das Dach der Schule herauf. Es dauerte zwar nur wenige Sekunden, doch für ihn stand in diesem Moment die Zeit still. Dort oben stand sie, die Liebe seines Lebens und verwandelte sich, um gegen sie, ihre eigentlichen Freunde und Verbündete, zu kämpfen. Zitternd ging er einen Schritt zurück. Die Zeit war gekommen. Es gab nun kein zurück mehr. Kurz kniff er seine Augen zusammen, nur um danach wieder, nach Fassung ringend, auf das Dach heraufzusehen. Dunkelheit umhüllte Usagi und um ihren Körper wirbelten unzählige schwarze Federn herum. Prompt erschienen auch ihre Flügel auf ihrem Rücken, die sie, wenn sie verwandelt war, besaß. Doch waren sie nicht mehr weiß. Sie waren genau wie der Kristall pechschwarz geworden. Die Flügel schlangen sich um sie herum und hüllten ihren Körper, wie einen Kokon ein. Mit einem Ruck breiteten sie sich allerdings wieder aus und vor ihnen stand nun nicht mehr Usagi sondern, Sailor Moon. Doch nicht so, wie sie sie kannten. Mit weit aufgerissenen Augen wanderte sein Blick an ihr herunter. Sie trug zwar noch ihren typischen Matrosenanzug, der sie unverkennbar, als Sailor Kriegerin kennzeichnete, aber hatte sich das Aussehen auf ganzer Linie verändert. Ihre Stiefel, die Armstulpen sowie ihr Oberteil waren komplett in Schwarz getaucht. Einzig allein der Rock hatte ein dunkles Lila angenommen. Und hätte das nicht schon gereicht, um zu wissen, dass nichts mehr von ihrem früheren Ich geblieben war, prangte nun als eindeutiges Mahnmal ein schwarzer umgedrehter Halbmond auf ihrer Stirn. „Oh mein …“, ertönte Amis Stimme neben ihm und ließ ihn kurz seinen Blick von Usagi abwenden. „Was machen wir denn jetzt?“, schrie Minako und sah panisch zu den anderen. Er konnte genau die Verzweiflung, die in ihrer Stimme mitschwang, wahrnehmen und aussichtslos blickten alle in ihre Richtung. Doch Zeit zum Antworten blieb ihnen nicht, da plötzlich schallendes Gelächter vom Dach der Schule ertönte. Abrupt sah er, genau wie die anderen, wieder herauf und augenblicklich wich ihm jegliche Farbe aus dem Gesicht. Schief grinsend ließ Sailor Moon ihr Zepter erscheinen und wirbelte es in ihren Händen herum. „Hättet ihr euch mal lieber mir angeschlossen … Ihr habt mir zu gehorchen. Ich bin eure Prinzessin. Ich bin Sailor Moon und im Namen des Mondes werdet ihr nun, für diesen Verrat betraft!“ Kaum hatte sie die Worte ausgesprochen, hob sie ihren Arm, zielte mit dem Zepter auf sie und holte aus. Zeit zu reagieren blieb ihnen jedoch nicht. Keine Sekunde später traf sie eine unglaubliche Druckwelle, wodurch sie Meter weit über den Schulhof durch die Luft geschleudert wurden. Schmerzhaft landete Mamoru bäuchlings auf dem Betonboden. Der harte Aufprall schnürte ihn für einen Moment die Luft ab und ließ ihn röcheln. Stöhnend versuchte er sich jedoch gleich wieder aufzurichten und hob dazu zunächst seinen Kopf etwas an. Schnell sah er sich nach den anderen um, die genau so wie er, versuchten wieder auf ihre Beine zu kommen. „Los! Ergreift sie“, schrie Sailor Moon vom Dach herunter und sofort sah er sich wieder zu allen Seiten um. Aus allen Ecken des Schulhofes tauchten mit einem Mal, wie aus dem Nichts, Menschen auf. Sie begannen auf sie zu zulaufen und schienen sie einkreisen zu wollen. Schwankend hievte er sich auf seine Beine und rannte auf die anderen zu, die es mittlerweile auch geschafft hatten, aufzustehen. „Wir müssen uns verwandeln. Jetzt!“ Die Hände zu Fäusten geballt baute sich Haruka kampfbereit auf und blickte die anderen auffordernd an. „Aber …“, flüsterte Minako, blickte kurz herauf zum Dach und danach wieder zu den, immer näherkommenden, Menschen, „Wir können doch keine Unschuldigen verletzen.“ „Wir haben aber keine andere Wahl, wenn wir nicht selbst draufgehen wollen!“, brülle Haruka zurück und zeigte nun mit ihrem Finger auf Sailor Moon, „Wie du weißt, ist die einzige Person, die die Menschen zurückverwandeln könnte, selbst dafür verantwortlich, dass sie überhaupt so sind!“ Das hatte gegessen und sofort verstummten alle. Doch leider hatte Haruka recht damit. Sie alle konnten nichts für die Menschen tun, außer … Langsam wanderte sein Blick wieder zu Sailor Moon, die schief grinsend zu ihnen herunterblickte. Der einzige Weg den Menschen zu helfen war, sie zu besiegen. Zitternd ballte er seine Hände zu Fäusten. Er musste es tun, er musste sie aufhalten. Für Usagi. Das war er ihr schuldig. Sie hätte nie im Leben gewollt, dass das Böse gewinnen würde und unschuldige Menschen dabei leiden mussten. Rasch wanderte sein Blick über den Platz. Immer weiter wurden sie von der Menschenmasse eingekesselt. Es gab kein Entkommen mehr. „Am besten ihr gebt gleich auf und beugt euch eurem Schicksal. Ihr habt es ja so gewollt!“ „Niemals“, schrie Haruka zurück und funkelte Sailor Moon böse an. Sie und Michiru waren die Ersten, die mit ernsten Mienen begannen sich zu verwandeln. Mit weit aufgerissenen Augen beobachteten die anderen die beiden, nur um sich danach zu Mamoru herumzudrehen. Zitternd ballte er immer noch seine Hände zu Fäusten. Es gab kein zurück mehr. „Haruka hat leider recht. Wir müssen es tun. Für Usagi. Sie hat sich für uns geopfert und wir müssen es stoppen. Ein für alle Mal.“ Entschlossen schloss er kurz seine Augen, konzentrierte sich und verwandelte sich in Tuxedo Mask. „Für Usagi“, flüsterte Makoto plötzlich und zog ihren Verwandlungsstab heraus. „Für Usagi“, sprachen nun auch die anderen und nickend zogen auch sie ihre Stäbe heraus. Gemeinsam hoben sie ihre Hände in die Höhe und riefen ihren Verwandlungsspruch. In null Komma nichts waren sie alle verwandelt und standen als Sailor Kriegerinnen vor ihm. Keine Sekunde zu früh, wie er feststellen musste. Die Menschen hatten sie beinahe erreicht und blieben nun wenige Meter von ihnen entfernt angriffslustig stehen. Angespannt baute sich Mamoru mit den anderen Rücken an Rücken auf und machten sich bereit. Bereit für den schwersten Kampf, den sie jemals hatten. Beunruhigt wanderte sein Blick umher. Es gab kein Durchkommen mehr. Sie mussten, wenn sie hier wieder herauskommen wollten, gegen die Menschen kämpfen, ob sie wollten oder nicht. Hoffend, irgendeine Idee zu haben, doch noch einen Weg zu finden, wie sie sie ohne zu verletzen, aufhalten könnten, blickte er in ihre leere Augen. Ausdruckslos starrten sie ihn an. Sie waren nur noch menschliche Marionetten, die nach ihrer Pfeife tanzten. Jeglicher freier Wille war erloschen. „Los vernichtet sie, bis auf … “, befahl Sailor Moon nun vom Dach herunter, „Bis auf ihn.“ Schief grinsend deutete sie mit ihrem Finger auf ihn und wie aus dem Nichts erschienen plötzlich Yukiko und Takuya neben ihr. „Ihn überlasst ihr mir … Yukiko, Takuya bringt ihn mir.“ Nickend sprangen die beiden vom Dach herunter und landeten böse funkelnd auf dem Boden. Sofort in Alarmbereitschaft hob er seine Hände in die Höhe. Was hatte sie vor? Doch Zeit zum Überlegen blieb ihm nicht, denn mit lautem Gebrüll setzte sich die Menschenmasse wieder in Bewegung, stürmte auf sie zu und begann die Sailor Kriegerinnen anzugreifen. Doch um ihn machten sie einen großen Bogen. So, als wäre er Luft. Er wollte gerade den anderen zur Hilfe eilen, als Yukiko und Takuya mit einem Mal direkt vor ihm standen. „Na, wo willst du denn hin? Du wirst erwartet. Los, mitkommen.“ Zähne aufeinanderpressend sprang er, als die beiden nach seinen Armen griffen, einen Schritt zurück. „Da könnt ihr lange warten.“ Doch sofort eilten sie ihm hinterher und versuchten ihn zu fassen zu bekommen. Immer wieder wich er ihnen aus. Allerdings bereitete ihm genau das immer mehr Mühe. Es fehlte nicht mehr viel und sie hatten ihn. Er hatte keine Wahl. Er musste sie auch angreifen. Flink holte er dazu mit seinem Bein aus und traf Takuya mitten in der Magenregion, wodurch dieser keuchend zu Boden ging. Luft zum Durchatmen blieb ihm jedoch nicht, denn Yukiko sprang auf ihn zu und schaffte es, ihm am Arm zu packen. Kaum hatte sie ihn berührt, durchfuhr ihn plötzlich ein starker Schlag. Es fühlte sich an, als würden tausend Nadelstiche seinen Körper durchstechen. Stöhnend sackte er zusammen und kniff seine Augen zusammen. Was zur Hölle war das? Ein lauter Aufschrei ließ ihn aber seine Lider wieder aufreißen. Zum Glück, denn Yukiko wollte gerade erneut nach ihm schnappen, und so sprang er abrupt wieder auf und etwas von ihr weg. Im Augenwinkel konnte er jedoch sehen, dass es den anderen ähnlichen gehen musste. Denn nach und nach sackten auch sie auf dem Boden zusammen. Verdammt. Was sollten sie jetzt machen? „Nun zier dich nicht so. Komm her!“ Fluchend ging er einen weiteren Schritt zurück und wich noch gerade so Takuya aus. Die beiden waren aber auch verdammt flink. Immer noch zog ein gewaltiger Schmerz durch seinen Körper und so holte er tief Luft. Was war das bloß? Erneut sprangen die beiden auf ihn zu und unglücklicherweise erwischte Yukiko ihn dabei an seiner Hand. Wieder durchfuhr ihn ein unsagbarer Schmerz und keuchend sackte er erneut auf seine Knie. Schwer atmend drückte er seine Hand gegen seine Brust. „Du hast sowieso keine Chance. Gib auf.“ Knurrend drückte er sich torkelnd vom Boden ab. Geschockt riss er dann aber seine Augen auf. „Was zur …“, schnappte er nach Luft und starrte auf seine Hand. An der Stelle, an der er von Yukiko geschnappt wurde, befand sich nun ein schwarzer Fleck, der sich auszubreiten schien. Er sah beinahe so aus, wie der Fleck, auf Usagis Brust. Bevor er aber noch irgendetwas sagen konnte, zog ein fürchterliches Brennen von seiner Hand in Richtung seines Herzens. „W-was …“ Sein Herz begann wie wild in seiner Brust zu schlagen und mit einem Mal krampfte sich alles in ihm zusammen. Die anderen schienen dieselben Probleme zu haben und nach und nach schossen sie nun verzweifelt ihre Attacken auf die Menschen zu. Immer mehr gingen dadurch zu Boden, doch es waren einfach zu viele und so kamen die Kriegerinnen immer mehr in Bedrängnis. „Ihr werdet euch noch wünschen, dass ihr euch mir angeschlossen hättet“, zischte Sailor Moon vom Dach herunter und so sah er, immer noch Takuya und Yukiko ausweichend, zu ihr herauf. „Jetzt ist es zu spät!“ Laut lachte sie auf, hielt ihr Zepter in die Luft und direkt über ihr bildete sich ein schwarzer Strudel. Laute Schreie ließen ihn sofort wieder zu den Kriegerinnen blicken. Jeder von ihnen wurde von einem schwarzen Nebel eingehüllt. Geschockt musste er zusehen, wie sie krampfend allesamt zu Boden sackten. Offenbar entzog sie ihnen ihre Kräfte. „Nicht“, rief er und wollte, um ihnen zu helfen, zu ihnen laufen, doch diese kleine Unachtsamkeit wurde ihm zum Verhängnis. Takuya riss ihn zu Boden, stemmte seine Knie auf seine Beine, hielt ihn an seinen beiden Handgelenken fest und drückte seine Hände auf den Boden. „Lass mich los!“ Wild begann er mit seinem Körper, sich unter ihm zu winden und versuchte sich wieder zu befreien, aber keine Chance. Takuya nagelte ihn einfach weiterhin am Boden fest. „Keine Sorge, die Prinzessin wird sich gleich um dich kümmern.“ Schief grinsend sah er ihm mit seinen ausdruckslosen Augen mitten ins Gesicht und Mamoru wusste, dass er durch und durch von schwarzer Magie kontrolliert wurde. Knurrend wollte er gerade versuchen ihn mit einem Ruck von sich herunterzustoßen, doch bevor er ansetzen konnte, ließ Yukiko plötzlich eine Klinge aus schwarzer Energie erscheinen und hielt sie ihm an die Kehle. „Das würde ich lassen.“ Schwer musste er schlucken und spürte ein Brennen an seinem Hals. Würde er sich nur einen Zentimeter bewegen, würde sich die Klinge in sein Fleisch bohren. Die Schmerzensschreie der anderen drang unaufhörlich in seine Ohren und zitternd kniff er seine Augen zu. War das ihr Ende? Konnten sie denn gar nichts gegen sie ausrichten? War alles umsonst? Eine einzelne Träne bildete sich in seinem Augenwinkel und lief ihm langsam die Wange herunter. Plötzlich spürte er jedoch, wie die Klinge von seinem Hals abließ und ruckartig öffnete er wieder seine Lider. Böse sah Yukiko zu ihm herunter und im selben Augenblick verpasste sie ihm einen Tritt in die Magenkuhle. Keuchend schnappte er nach Luft und röchelnd bäumte sich sein Oberkörper auf. „Nur eine kleine Warnung. Versuch ja nichts Unüberlegtes. Das könnte böse für dich enden.“ Mit einem Ruck wurde er von den beiden an den Armen gepackt und hochgezogen. Immer noch benommen von dem Tritt und dem brennenden Schmerz in seinem Körper, schaffte er es nicht sich auf die Füße zu stellen und so schliffen die beiden ihn einfach mit. „W-was … will sie von mir?“, keuchte er und ließ seinen Kopf dabei kraftlos nach unten hängen. „Das wirst du schon bald sehen“, ätzte Yukiko, packte ihn an seinen Haaren und riss seinen Kopf damit hoch, „Aber zuerst sieh dir an, wie deine Freunde zugrunde gehen.“ Zusammengekauert lagen alle auf dem Boden und schrien vor Schmerzen. Nach und nach leuchtete es hell um sie herum auf und kündigte damit an, dass sie sich zurückverwandelten. Machtlos musste er mit ansehen, wie auch die Letzte von ihnen sich in ihre zivile Form zurückverwandelte und nun schutzlos auf dem Boden lag. „H-hör auf“, flüsterte er und sah langsam zu dem Dach der Schule herauf. Sailor Moon hielt immer noch das Zepter in die Höhe und der Strudel aus schwarzer Energie wirbelte immer mehr um sie herum. „Hör auf!“, schrie er nun und allmählich sammelten sich wieder die Tränen in seinen Augen. Langsam liefen sie ihm die Wangen herunter. Warum hatten sie denn einfach keine Chance gegen sie? Warum konnten sie sie nicht aufhalten? Mit Tränen verschleiertem Gesicht starrte er auf die Frau, mit der er eigentlich den Rest seines Lebens verbringen wollte, doch war es nur noch eine Hülle ihrerseits. Von Usagi war einfach nichts mehr übrig geblieben. Das dort oben war sie nicht. Nicht mehr. Grinsend blickte sie zu ihm hinab, nahm das Zepter herunter und die Schreie verstummten. Verwundert sah er zu den Kriegerinnen. Der Nebel um sie herum war verschwunden. Sofort richtete er dann aber seinen Blick wieder zu Sailor Moon und konnte dadurch sehen, wie sie an den Rand des Daches ging und mit einem Satz heruntersprang. Wenige Meter vor den, nicht mehr verwandelten, Kriegerinnen landete sie auf dem Boden. Tonlos machten ihr ihre Marionetten Platz und somit hatte sie freie Sicht auf die am Boden liegenden Frauen. „U-usagi“, keuchte Ami und versuchte ihren Arm zu heben, „Wir …“ „Sei still!“, zischte diese jedoch nur, holte mit dem Zepter aus und keine Sekunde später wurde Ami gegen einen Baum geschleudert. „Ich hab mir euer Geheule nun lange genug angehört. Zeit, dass wir es beenden.“ Ihre Miene verfinsterte sich und schief grinsend begann sie das Zepter herumzuwirbeln. Sie wollte doch nicht etwa? Doch Mamoru konnte diesen Gedanken nicht ein Mal mehr zu Ende denken, da drang ihm auch schon ihre Stimmte ins Ohr. „Finsternis … Komm und vernichte sie!“ „Nein!“, schrie er, doch es war zu spät. Dunkelheit strömte ausgehend von ihrem Zepter aus, umhüllte die wehrlosen Körper, hob sie in die Luft und mit einem letzten lauten Aufschrei fielen sie leblos zurück auf den Boden. „Nein!“, rief er erneut und kniff seine Augen zusammen. „So und nun zu dir.“ Weinend öffnete er wieder seine Augen und blickte direkt zu Sailor Moon, die im feist ins Gesicht grinste. Sie ließ das Zepter verschwinden und ging nun langsam einen Schritt nach den anderen auf ihn zu. Was hatte sie jetzt vor? Wollte sie ihn auch umbringen? Warum dann aber die Mühe und nicht gleich mit den anderen zusammen? Immer weiter näherte sie sich ihm und blieb jetzt direkt vor ihm stehen. Wie in Zeitlupe legte sie ihre Hände auf seine Brust und beugte sich mit ihrem Kopf dicht zu seinem Ohr herunter. „Mamo-chan, mein lieber Mamo-chan. Du gehörst an meine Seite. Nicht mehr lang und du wirst das auch endlich einsehen“, flüsterte sie ihm zu und lachend ging sie wieder einen Schritt zurück. „Was soll das heißen? Ich werde mich dir niemals anschließen.“ Ohne ein weiteres Wort zu sagen, hob sie ihren Arm und hielt ihre Hand vor sich in die Höhe. Mit geweiteten Augen sah er dabei zu, wie sich über ihrer Handfläche eine kleine schwarze Energiekugel bildete. Schwebend flog sie über ihrer Hand und langsam ging sie jetzt wieder auf ihn zu. „Du gehörst zu mir!“ Sie wollte doch nicht etwa? „Lasst mich los!“ Wild begann er zu strampeln und versuchte sich aus den Griffen der beiden zu befreien, doch es war zu spät. Wenige Zentimeter vor ihm blieb sie stehen, zielte mit der Kugel auf die Höhe seines Herzens und schob die Kugel in seine Brust. Laut schrie er auf und eine unglaubliche Kälte ließ sein Herz zusammenziehen. Das durfte doch nicht wahr sein. Erneut schrie er auf und er hatte das Gefühl, als würde sein Körper von innen aus zerreißen. Immer schneller schlug sein Herz gegen seinen Brustkorb und pumpte die Kälte durch seine Venen. „Tschh. Alles wird gut. Wehr dich nicht mein lieber Mamo-chan. Bald wird sich die Finsternis auch in deinem Körper ausgebreitet haben und wir werden endlich wieder vereint sein. Für immer.“ Zitternd ballte er seine Hände zu Fäusten, presste seine Kiefer zusammen, nur um danach komplett zusammenzusacken. Sein gesamter Körper fror und zugleich brannte jeder Faser seines Leibes. Hätten ihn Yukiko und Takuya nicht noch festgehalten, wäre er einfach auf den Boden geklatscht. Kraftlos ließ er seinen Kopf hängen. War es das jetzt? Sollte das wirklich das Ende sein?  Kapitel 29: Kapitel 28 ---------------------- Unaufhörlich beschleunigte sich sein Herzschlag. Wild klopfend schlug es gegen seinen Brustkorb, schnürte ihm die Luft zum Atmen ab und er merkte, wie sich die Finsternis immer weiter ausbreitete. Nicht mehr lange und es hätte seinen gesamten Körper infiziert. Zitternd hob er seinen Kopf etwas an. Er musste irgendetwas unternehmen, sonst wäre er bald auch nur noch eine leere Hülle seinerseits. Aber konnte er das überhaupt noch? Er war infiziert und es war nur noch eine Frage der Zeit, bis auch er nur noch der Finsternis dienen würde. Einzig allein ein winziger Trost blieb ihm. Das Wissen, das die Welt nicht ganz verloren war. „A-auch, wenn ich … w-enn ich nichts mehr unternehmen kann. Es gibt noch jemanden, der dich aufhalten w-wird. E-es wird von N-neuem b-beginnen“, flüsterte er und dabei versagte ihm seine Stimme. Spöttisch lachte Sailor Moon mit einem Mal auf und legte ihre Hand unter sein Kinn. Gurgelnd zwang sie ihn somit, sie anzusehen. „Du redest von Saturn, hab ich recht? Habt ihr euch nie gewundert, warum Pluto und sie nie bei unserem Besprechungen dabei waren? Töricht. Zu sehr wart ihr damit beschäftigt auf mich aufzupassen und habt euer Augenmerk nur auf mich gerichtet.“ Geschockt weiteten sich seine Augen. Da hatte sie recht. Wie konnte ihm nur so ein Fehler unterlaufen. „H-hast … hast du sie …“ „Ach, die beiden haben diese Welt schon vor langer Zeit verlassen. Du hättest ihre Gesichter sehen müssen. Niemals hatten sie das kommen sehen. Nicht ein Mal Pluto.“ Lachend ließ sie ihn wieder los und ging einen Schritt zurück. Mit schmerzverzerrtem Gesicht blickte er sie an und konnte dadurch sehen, wie sie Takuya und Yukiko zu nickte. Abrupt ließen die beiden ihn los und kraftlos sacke er auf den Boden zusammen. Kurz verbeugten sich die beiden und keine Sekunde später liefen sie davon. Sein Herzschlag nahm ein weiteres Mal an Geschwindigkeit zu und hätten seine Rippen es nicht in seinen Brustkorb gehalten, wäre es mit Sicherheit herausgesprungen. Er hatte das Gefühl, als säße er auf einem Karussell, das einfach nicht zum Stehen kam. Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn und liefen ihm nun ungehindert das Gesicht herunter. Immer weiter verschwamm seine Sicht und alles um ihn herum schien, wie in Watte gepackt zu werden. Dumpf drangen nur noch die Geräusche zu ihm hindurch und ein Strudel der Dunkelheit zog ihn einfach mit. Konnte er denn gar nichts mehr tun? Erneut rollte eine Welle des Schmerzens durch seinen Körper und schreiend krallte er seine Finger in den harten Betonboden. Keuchend hustete er aus, schnappte hastig nach Luft und augenblicklich wurde ihm eiskalt. So kalt. Es war, als würde ihn eine eisige Hand sein Herz zusammendrücken. Die Kälte kroch durch seine Adern und mit jedem weiterem Herzschlag verteilte es sich mehr und mehr in seinem Körper und verpestete sein Inneres. Und langsam schlich ihm ein Gedanken in den Kopf. Wann war es endlich vorbei? Wann hörten diese Qualen endlich auf? Zähne zusammenpressend sog er scharf die Luft ein. Eins war sicher. Lange hielt er es nicht mehr durch. Im Augenwinkel bemerkte er, wie sich Sailor Moon plötzlich neben ihn hockte. „Gleich ist es vorbei. Tschh. Umso mehr du dich dagegen wehrst, umso schmerzhafter ist es. Also wehr dich nicht weiter. Lass es zu … Willst du denn nicht wieder mit mir zusammen sein?“ Mit leeren Augen sah er sie an. Wieder mit ihr zusammen sein? Konnte er das? Konnte er wieder mit ihr zusammen sein? Aber war es nicht genau das, was er sich am Meisten wünschte? Für immer an ihrer Seite zu sein? Was sprach also dagegen? Wer konnte es ihm verübeln? Er war am Ende seiner Kräfte, er hatte verloren. Warum es nicht also zu lassen und dem Wunsch seines Herzens nachgeben? Langsam hob sie ihre Hand und strich ihm liebevoll eine Haarsträhne aus dem Gesicht „Wir gehören doch zusammen. Du und ich.“ Mit einem Ruck drehte sie ihn auf den Rücken, zog seinen Kopf auf ihren Schoß und blickte mit ihren großen blauen Augen zu ihm herunter. „Mamo-chan.“ Engelsgleich drang ihre Stimme in seine Ohren und verpasste ihm einen ungeahnten Schauer. Vor Schmerzen leise stöhnend, sah er ihr direkt in ihre wunderschönen Augen und eine schlimme Erkenntnis traf ihn. Egal was passiert war, er konnte es nicht leugnen. Sie war sein Engel. Sein Gegenstück. Er konnte und wollte nicht weiter ohne sie existieren. „U-usako.“ „Ich bin hier.“ Sanft strich sie über seine Wangen und beugte sich ganz nah zu seinem Gesicht herunter. Seufzend schloss er seine Augen und wie ein Film zog sein bisheriges Leben an ihm vorbei. Wie Bilderfetzen blitzten die vielen schönen Momente, die sie miteinander geteilt hatten, vor seinen inneren Augen auf. Eine einzelne Träne bildete sich in seinem Augenwinkel und kullerte ihm langsam die Wange herunter. Er spürte ihren warmen Atemhauch auf seiner Haut und ihr unverkennbarer Duft stieg ihm in die Nase. Nur noch ein winziger Moment und er würde ihre weichen Lippen auf seinen spüren und sie würden für immer vereint sein. Doch schlagartig riss er seine Augen wieder auf, griff nach ihren Handgelenken und zog sie zu sich herunter. „Es tut mir leid … Usako.“ Mit letzter Kraft verwandelte er sich in Endymion, schlang seine Arme um ihren Oberkörper und drückte sie fest an sich. „Was soll das? Lass mich los“, schimpfte sie, wand sich in seinen Armen, doch er ließ sie nicht los. Woher er auf ein Mal die Kraft nahm, wusste er nicht. Ohne Zeit zu verlieren, ließ er den goldenen Kristall erscheinen und blickte in das geschockte Gesicht von Sailor Moon. „Das wagst du nicht! Das bringt dich selber um!“, zischte sie laut und versuchte sich weiterhin zu befreien. „Ich bin an dem Tag gestorben, an dem du sie mir genommen hast“, flüsterte er ihr zu und, bevor sie die Chance bekam, sich zu befreien, schloss er seine Lider und alles um ihn und ihr herum wurde in ein goldenes Licht getaucht.     Wimmernd hockte das kleine Mädchen in der Dunkelheit, schlang die Arme um ihre Beine und zog sie eng an ihren Körper heran. Schniefend legte sie ihren Kopf auf ihre Knie. Alles um sie herum war dunkel und kalt. Wer war sie überhaupt? Warum war sie hier? Wie lange war sie schon hier? Sie wusste es nicht und so blieb sie einfach regungslos sitzen. Doch was war das plötzlich? Langsam sah sie auf und blickte in die Finsternis. Sie spürte auf ein Mal so eine Wärme in ihrem erkalteten Herzen. Wo kam das her? Neugierig wanderte ihr Kopf umher, doch außer endloser Düsternis konnte sie nichts ausmachen. Doch dann, in weiter Ferne. Schimmerte da etwa ein Licht? Mit großen Augen rutschte sie etwas nach vorne. Es war tatsächlich ein Licht. Es war golden und warm. Den inneren Drang folgend, wollte sie auf das Licht zu laufen, doch sofort, als sie sich auf ihre Füße stellen wollte, wurde sie direkt zurück ins Dunkeln gezogen. Dicken Tränen kullerten dem kleinen Mädchen das Gesicht herunter. Sie wusste nicht warum, aber sie wollte zu diesem Licht. Koste es, was es wolle. Wieder stellte sie sich auf ihre Füße, jedoch schlangen sich sofort schwarze schattenähnliche Arme eng um ihren Körper und zogen sie wieder herunter. Wütend strampelte sie mit ihren Beinen, aber es half nicht. Sie hielten sie fest. Das Licht fing an zu wispern, sie zu rufen und immer energischer versuchte sie sich aus den Fängen der Dunkelheit zu befreien. Aber alles Ziehen und Zerren half einfach nicht und das Licht wurde allmählich wieder schwächer. Schluchzend holte sie tief Luft und schrie in Richtung des Lichtes. Es durfte nicht gehen. Sie wollte doch zu ihm. „Ich bin hier! Ich bin doch hier!“ Das Licht schien sie gehört zu haben und mit Tränen verschleiertem Gesicht beobachtete sie, wie es wieder näherkam, größer wurde und eine unglaubliche Wärme ausstrahlte. Die Wärme umspielte ihren Körper und wanderte direkt zu ihrem Herzen herauf. Es war ein schönes Gefühl. Hatte sie überhaupt schon ein Mal so gefühlt? Das kleine Mädchen wusste es nicht. „Komm mit mir“, wisperte das Licht und forderte sie auf, ihm zu folgen. Mit ihren großen blauen Kulleraugen sah sie zu dem Licht hinauf und schüttelte traurig ihren Kopf. „Ich kann nicht.“ Demonstrativ hob sie ihre Arme, an denen die schwarzen Schatten hingen, in die Höhe, woraufhin das Licht noch heller aufleuchtete. Kurz musste sie ihre Augen zusammenkneifen, so hell war es. Blinzelnd öffnete sie dann aber wieder ihre Lider und vor ihr stand plötzlich ein großer Mann mit blauen Augen. Er war komplett von dem goldenen Licht eingehüllt. „Du musst nur auf dein Herz hören“, sprach er leise und sanft, ging vor ihr in die Hocke und hielt ihr seine Hand entgegen. „Ich muss nur auf mein Herz hören?“ Nickend lächelte ihr der große Mann zu. Zitternd hob sie daraufhin langsam ihren Arm und legte ihr kleines Händchen in seine Hand.   Schreiend riss sie ihre Augen auf. Was war passiert? Ihr kam es vor, als würde sie endlich aus einem nicht endenwollenden Schlaf erwachen. Doch dann prasselten ihr ihre Erinnerungen, wie ein Hagelsturm auf sie hinein und ihr gesamter Körper begann zu beben. Nein. Nein war das einzige Wort, welches ihr durch den Kopf ging. Immer wieder nein. Sie spürte zwei Arme, die sich um ihren Körper schlangen und alles fühlte sich so unglaublich warm an. So eine Wärme. Hastig atmete sie ein und wieder aus, sog die Luft in ihre Lungen und blickte an sich herunter. Überall um sie herum leuchtete es golden. Mamoru hatte doch nicht etwa? Der Druck um ihren Körper verschwand und mit ihm auch das Licht. Sofort richtete sie sich auf. „Mamoru!“ Panisch schüttelte sie ihn an seinen Schultern, doch er bewegte sich nicht mehr. Nein, das durfte nicht sein. Er durfte nicht … Zitternd nahm sie sein Gesicht in beide Hände. „Mamo-chan. Bitte wach auf. Mach doch die Augen auf.“ Tränen stiegen ihr in die Augen und weinend schüttelte sie ihn immer wieder. Doch egal, was sie auch probierte, es half nichts. Leblos lag er vor ihr auf dem Boden. Er hatte seinen Kristall benutzt und dafür nun den Preis bezahlt. Wimmernd krallte sie die Finger in seine Rüstung und kraftlos verwandelte sie sich zurück zu Usagi. Ihre Brosche fiel auf Mamorus Brust und mit weit aufgerissenen Augen nahm sie sie in die Hand. Ihr Silberkristall, er war … er war pechschwarz. Langsam blickte sie hinauf in den Himmel. Erst jetzt fiel ihr bewusst auf, dass kein Licht hindurchdrang. Die Sonne wurde von dicken schwarzen Wolken bedeckt. Ihr Blick wanderte weiter über den Schulhof und geschockt sprang sich gedankenlos auf und torkelnd rannte sie zu den am Boden liegenden Körpern. Rei hatte sie zu erst erreicht und schreiend schmiss sie sich neben ihre Freundin auf ihre Knie. „Rei!“ Sie schüttelte sie an ihren Schultern und schrie immer wieder ihren Namen. Doch auch, wie bei Mamoru, zeigte es keine Wirkung. Verzweifelt krabbelte sie auf Makoto und Minako zu. „Minako, Makoto! Bitte wacht doch auf.“ Aber egal wie oft sie es auch versuchte, sie zu wecken, es brachte nichts. Sie alle würden niemals wieder ihre Augen öffnen. Und sie war daran schuld. Unaufhörlich liefen ihr die Tränen die Wangen herunter. „Mamoru, Ami, Makoto, Rei, Minako, Haruka, Michiru, Hotaru, Setsuna … “, zählte sie flüsternd ihre Namen auf und drückte dabei ihre Brosche gegen ihre Brust, „Nur wegen mir … nur wegen mir, seid ihr alle …“ Wimmernd sah sie hinunter auf ihre Brosche. „Warum? Warum!“, schrie sie die Brosche an und eine einzelne Träne landete direkt auf ihr. Ein Schreien, ein Keifen ertönte aus der Brosche und ohne ihr Zutun schwebte der Kristall mit einem Mal hinaus. „Wie ist das möglich!“, drang eine verzerrte Stimme in ihre Ohren und mit einem lauten Schrei begann der Kristall zu vibrieren. „Neeein“, ertönte ein letztes Mal diese dunkle Unheil bringende Stimme und mit geweiteten Augen sah sie dabei zu, wie ein schwarzer Schatten den Kristall verließ und sich in Luft auflöste. Hell und rein strahlte der Kristall nun wieder und langsam streckte sie ihre Hand zu ihm hinaus. Weinend nahm sie ihn in beide Hände, drückte ihn auf der Höhe ihres Herzens gegen ihre Brust und schloss ihre Lider. Ihr goldener Halbmond erschien auf ihrer Stirn und silbernes Licht umgab sie. Das Licht breitete sich immer weiter aus, bis es die gesamte Stadt erfasst hatte.           „Usagi nun schling doch nicht so!“ „Aber es ist doch so lecker.“ Schmollend verzog sie ihr Gesicht und zog demonstrativ an ihrem Strohalm. „Und so etwas wird mal unsere Königin. Dir ist nicht mehr zu helfen“, stöhnte Rei und plauderte weiter mit Makoto. Lächelnd beobachtete sie ihre Freundinnen und ihr Blick wanderte herüber zu Mamoru, der sich gerade angeregt am Tresen mit Motoki unterhielt. Als hätte er ihren Blick bemerkt, sah er zu ihr herüber. Lächelnd nickte er ihr zu, verabschiedete sich von seinem Freund und lief zu ihr herüber. „Wollen wir los?“ Nickend rutschte sie an den Rand der Bank, stand auf und winkte ihren Freundinnen zu. „Jetzt schon? Wir sind doch gerade erst gekommen“, jammerte Minako. „Wir haben noch etwas vor“, antworte sie nur kurz und knapp und lief dann mit Mamoru in Richtung des Ausgangs. „Und was?“, ertönte noch kurz die Stimme von Minako, doch im selben Moment verließen sie auch schon das Crown.   Mit Tränen in den Augen kniete sie sich nieder und legte einen Strauß Blumen vor den großen Stein. „Es tut mir so leid, dass ich euch nicht retten konnte“, flüsterte sie und langsam stand sie wieder auf. Wie lange sie nun schon da so standen, wusste sie nicht, doch mit einem Mal spürte sie Mamorus warme Hand auf ihrer Schulter. Sofort schoss ihr ein unglaubliches Glücksgefühl durch ihren Körper, welches sie gleichzeitig so unsagbar schuldig fühlen ließ. „Willst du es den anderen irgendwann erzählen?“ „Ich weiß es nicht.“ Schulterzuckend schmiegte sie sich an Mamoru heran und schloss für einen kurzen Moment ihre Augen. Er war der Einzige, der sich außer ihr, an die Ereignisse von vor drei Monaten erinnern konnte. Sie war froh, dass ihre Freundinnen keine Ahnung darüber hatten, was passiert war. Sie hätte sich das auch für Mamoru gewünscht, aber er konnte sich ganz genau an alles erinnern. Warum war ihr schleierhaft. Schwer atmend öffnete sie wieder ihre Lider und traurig blickte sie herunter. Schmerzlich dachte sie an den Tag zurück, an dem sie beinahe alles verloren hatte. Sie konnte zwar mithilfe des Silberkristalls ihre Freunde und die infizierten Menschen retten, doch die Menschen, die gestorben waren, waren für immer tot. Sie konnte ihnen nicht helfen. Mamoru und sie hatten sich überlegt eine stille Gedenkstätte ihnen zu Ehren herzurichten und so standen sie nun hier, verborgen im Park und sahen auf den gravierten Stein herunter. „Er ist schön geworden.“ Nickend zog Mamoru sie in seine Arme und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. „Komm. Lass uns gehen.“ „Okay.“ Hand in Hand liefen sie durch den Park zurück nach Hause. Nachdenklich sah sie hinauf in die Abenddämmerung und seufzte leise auf. Sie würde es zwar nie vergessen können, aber mit der Zeit würde sie hoffentlich lernen, mit der Schuld, die sie plagte zu leben und konnte vielleicht irgendwann wieder ein ganz normales Leben leben. Vom Verstand her wusste sie auch, dass es nicht ihre Schuld war, doch ihr Herz sagte da halt etwas anderes. Sie konnte nichts dagegen machen. Auch ihre Erinnerungen machten es nicht besser. Sie wusste ganz genau, was sie alles gesagt und getan hatte. Auch wenn sie nicht wirklich sie selber war. Aber auf eine gewisse Art war sie es ja doch. Sie konnte es sich selbst nicht erklären. Eine Sternschnuppe flog vorbei und abrupt blieb sie stehen, drückte Mamorus Hand etwas fester, wodurch er verwundert zu ihr zurücksah. „Danke …“, flüsterte sie immer noch mit dem Blick gen Himmel gerichtet. „Wofür?“ Lächelnd senkte sie nun ihren Kopf und sah ihm direkt in die Augen. „Dafür, dass du mich nicht aufgeben hast. Ohne dich würde ich, würden wir, jetzt hier nicht stehen können.“ Ohne etwas zu sagen, nahm er nun auch ihre andere Hand in seine, stellte sich dicht vor sie und blickte zu ihr herunter. „Usako …“, hauchte er, ließ sie wieder los, nur um direkt darauf seine Hände auf ihre Wangen zu legen, „Ich liebe dich.“ „Ich liebe dich auch, Mamo-chan“, flüsterte sie leise und kaum hatte sie die Worte ausgesprochen, da legten sich seine Lippen schon auf ihre und sie wusste, er würde immer an ihrer Seite stehen. Egal, was kommen würde. Für immer.       Ende Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)