Wechselherz von Fiamma ================================================================================ Kapitel 26: Kapitel 25 ---------------------- „Nein? Überrascht mich zu sehen?“ Schief grinsend verschränkte sie die Arme vor ihrer Brust und lehnte sich gegen den Türrahmen. Unfähig irgendetwas zu sagen, stand er einfach nur da und starrte sie an. Sein gesamter Körper gehorchte ihm nicht mehr und seine Stimme versagte auch. Er konnte es einfach nicht fassen. Was war nur mit ihr passiert? Hatte dieser Erebos nun komplett die Kontrolle übernommen? Diese Person, die da vor ihm stand, konnte unmöglich Usagi sein. Es war zwar ihr Körper, aber sonst hatte sie gar nichts mehr von ihr. „So still heute? Naja, wenn du schon mal hier bist, könnten wir ja auch da weitermachen, wo wir das letzte Mal aufgehört haben.“ Perplex starrte er sie immer noch an und beobachtete sie, wie sie erneut ihre Hände in die Hüften stemmte und schief grinsend, lasziv, langsam einen Schritt nach den anderen auf ihn zu kam. Was hatte sie denn jetzt vor? Da weitermachen, wo sie letztes Mal aufgehört hatten? Meinte sie etwa? Doch weiter kam er nicht, da sie plötzlich ihre Finger in sein Shirt krallte, ihn zu sich herunter zog und ihre Lippen auf seine presste. Völlig überrumpelt von dieser Aktion, wusste er im ersten Moment überhaupt nicht, wie er reagieren sollte, und warf seine Hände in die Höhe. Er ließ es zu, dass sie ihn küsste und ja für einen kurzen Moment genoss er es sogar ihre weichen Lippen auf seinen zu spüren. Ganz automatisch legten sich seine Hände auf ihre Wangen und er begann den Kuss zu erwidern. So sehr hatte er sich danach gesehnt, sie wieder in seinen Armen halten zu können, und wenn es nur für einen kurzen Moment sein sollte. Doch dann löste er sich abrupt von ihr und schob sie von sich weg. Es war falsch. Er durfte das nicht. Auch wenn es ihm schwer viel, es war nicht Usagi. Nicht mehr. „Was soll das?“ Böse funkelte sie ihn und mit ernster Miene griff er nach ihren Armen. „Was hast du mit ihr gemacht? Usagi, wenn du da irgendwo steckst, wehr dich dagegen. Bitte.“ Tief sah er in ihre Augen, doch hatten sie ihr Funkeln und ihre Wärme gänzlich verloren. Übrig blieb bloß eine Eiseskälte. „Ich weiß nicht, wovon du sprichst. Ich bin Usagi durch und durch.“ Schnippisch schlug sie seine Arme weg und ballte ihre Hände zu Fäusten. „Nein, das bist du nicht“; flüsterte er leise und senkte seinen Kopf. Spöttisch lachte sie auf ein Mal auf und rasch sah er wieder auf. „Du glaubst mir nicht? Soll ich dir mal so einiges erzählen, was nur du und ich wissen können? Du gehörst an meine Seite. Zusammen werden wir über die Welt herrschen. Das weißt du selbst. Du kennst unsere Bestimmung.“ Nun war es Mamoru, der jetzt wiederum seine Hände zu Fäusten ballte, und langsam aber sicher sammelten sich die Tränen in seinen Augen. „Nur, weil du ihre Erinnerungen hast, heißt das noch lange nicht, dass du Usagi bist. Und ich gehöre nicht an deine Seite, sondern an ihre! Ich werde nicht zu lassen, dass -“ „Was? Heißt das also, dass du gegen mich kämpfen willst?“ Gurgelnd lachte sie auf und tippte ihm nun gegen seine Brust. „Das könntest du nie. Du liebst mich. Schließ dich mir an und wir werden diese Welt in unser Reich verwandeln. Es wird ohnehin passieren.“ „Niemals. Ich werde dich aufhalten und Usagi zurückholen.“ „Mamo-chan. Törichter kleiner Mamo-chan. Glaubst du immer noch, du könntest irgendetwas ändern? Du könntest mich aufhalten? Sehe es ein, ich bin deine Usagi, Serenity, Sailor Moon … Usako.“ Schmerzlich zog sich sein Herz zusammen, als sie ihre Kosenamen füreinander aussprach. Sie hatte nicht das Recht sie auszusprechen. Er musste sie stoppen. Langsam wanderte sein Blick an ihr herunter und sofort entdeckte er auch, wonach er suchte. Sie durfte nicht weiter im Besitz davon sein. Ohne Zeit zu verlieren, griff er daher nach ihrer Brosche und riss sie von ihrer Bluse herunter. Angespannt ging er einen Schritt zurück und machte sich darauf gefasst von ihr angriffen zu werden. Doch zu seiner Überraschung machte sie keine Anstalten, sich die Brosche zurückzuholen. Stattdessen schnalzte sie nur mit ihrer Zunge und wedelte mit ihrem Zeigefinger vor ihm herum. „Glaubst du ernsthaft, ich wäre so dämlich und würde ihn weiterhin in der Brosche herumtragen?“ Mit großen Augen öffnete er sofort die Brosche und zitternd blickte er hinein. Er war weg. Der Silberkristall war weg. „Wo ist er?“, knurrte er und krallte seine Finger in die Brosche. Laut lachte sie auf, hielt ihre Handfläche nach oben und keine Sekunde später schwebte der Kristall vor ihr herum. Entsetzt sah er sich den Kristall an. Er war nicht mehr silbern, sondern pechschwarz. Was hatte das zu bedeuten? „Suchst du den her? Wirklich erstaunlich, was dieses kleine Ding für eine Macht hat. Es war ein berauschendes Gefühl, wie es durch jede Faser meines Körper pulsierte. Ich hätte ihn schon viel früher benutzen sollen.“ Lachend sah sie ihn an, und bevor er irgendetwas sagen konnte, blickte er erschrocken über sich. Von der einen Sekunde zur anderen verdunkelte sich der Himmel und schwarze Wolken verdeckten die Sonne. „Ich sage es dir nur ein Mal, also höre gut zu.“ Schlagartig verfinsterte sich ihre Miene. Mit einem Ruck hob sie ihre andere Hand in die Höhe und richtete sie auf ihn. Panisch griff er an seinen Hals, da sich seine Kehle mit einem Mal schmerzend zusammenzog. Nach Luft ringend, sackte er auf seine Knie und langsam begann sie auf ihn zu zu laufen. „Jeder, der sich mir in den Weg stellt, wird die Ausmaße meiner Macht zu spüren bekommen und ausnahmslos von dieser Welt radiert.“ Keuchend versuchte er Luft zu schnappen und allmählich begann sich alles um ihn herum zu drehen. „Also überlege dir gut, was du tust. Das nächste Mal, wenn wir uns im Kampf gegenüberstehen, bist du lieber auf meiner Seite, und das wäre besser für dich, sonst muss ich dich leider auslöschen. Das wäre allerdings sehr bedauerlich, schließlich sind wir doch so ein tolles Paar.“ Schemenhaft konnte er ein letztes Mal ihre Umrisse erhaschen, wie sie sich direkt vor ihn kniete und dann wurde alles schwarz vor seinen Augen.   Blinzelnd öffnete er langsam seine Lider und stöhnend fuhr er sich durch sein Gesicht. Was war passiert? Wo war er? Das Letzte, an das er sich erinnerte war, wie er versucht hatte, Luft zu bekommen und dann, nichts mehr. Verwundert richtete er sich auf, als er bemerkte, dass er in seinem Bett lag. Warum lag er in seinem Bett? Wie war er hier hergekommen? Hatte etwa sie? Aber warum sollte sie ihn nach Hause bringen? Aber anders konnte es nicht sein. Alleine ist er mit Sicherheit nicht hier her gekommen. Zitternd krallte er seine Finger in die Bettdecke und presste seine Lippen aufeinander. Sie war zwar nicht Tod, zumindest ihr Körper, und trotzdem hatte er sie endgültig verloren. Oder gab es doch noch irgendeinen Weg sie zurückzuholen? Wieso ließ sie ihn nicht einfach auf der Straße liegen und brachte ihn stattdessen nach Hause? Steckte vielleicht doch noch irgendetwas von Usagi in ihr? Warum sollte sie ihn zurückbringen und nicht einfach auf dem Boden liegen lassen, wenn sie sich nicht auf irgendeine Art und Weise um ihn sorgen würde? Konnte man sie möglicherweise doch noch retten? Tränen sammelten sich in seinen Augen und liefen ihm nun ungehindert über seine Wangen. Er hatte keine Ahnung, wie er das anstellen könnte. Offenbar hatte dieser Erebos die Macht des Silberkristalls für sich selbst genutzt, als sie versucht hatte, ihn und sich damit zu … „Verdammt!“, schrie er und schlug mit seinen Händen neben sich auf die Bettdecke. Wenn selbst der Silberkristall machtlos war und nun für das Böse benutzt wurde, wie konnten sie es dann aufhalten und Usagi zurückbringen? Wie viel Zeit blieb ihnen überhaupt noch? Sie plante etwas. Das war sicher. Das Klingeln seines Handys riss ihn allerdings wieder aus seinen Gedanken heraus und rasch wischte er sich, auch wenn der Anrufer sein Gesicht nicht sehen konnte, die Tränen weg. Eilig fischte er sein Handy aus der Hosentasche heraus und sah Motokis Namen im Display. Er wollte mit Sicherheit wissen, wo er mit seinem Auto blieb. Seufzend schloss er für einen kurzen Moment seine Augen. Wie spät es wohl war? Wie lange war er weggetreten? Ein weiterer Blick auf das Display verriet ihm, dass es mittlerweile früh am Abend war und er somit mehrere Stunden bewusstlos gewesen sein musste. Was hatte sie mit ihm gemacht? Flink wischte er nun aber über das Display und nahm den Anruf entgegen. „Hey. Wo steckst du?“ „Ich ... bin zu Hause.“ Und dann fiel ihm etwas ein, Motokis Auto stand noch vor dem Haus der Tsukinos. „Du bist zu Hause? Warum kommst du dann nicht rein und gibst mir meine Autoschlüssel?“ „Wo rein? Wovon sprichst du?“ Irritiert runzelte er seine Stirn. Er hatte keine Ahnung, was sein bester Freund meinte. „Na, wenn du schon mein Auto zurückbringst, hätte ich auch gerne die Schlüssel. Ohne die komme ich nicht nach Hause.“ Jetzt verstand er überhaupt nichts mehr. Er hatte dem Wagen doch noch gar nicht zurückgebracht. „Ich hab dir dein Auto noch nicht zurückgebracht.“ „Warum steht es dann vor dem Crown? Ich sehe direkt rauf. Ist alles in Ordnung bei dir?“ Was ging hier nur vor? Mit ernster Miene fischte er den Autoschlüssel aus seiner Hosentasche und drehte ihn in seiner Hand. „Bin gleich bei dir“, sprach er nur noch monoton, und bevor Motoki antworten konnte, legte er auf.   Kurze Zeit später stand er vor dem Crown und betrachtete das Auto. Das war tatsächlich Motokis Wagen. Wie kam er hier her? Hatte sie ihn hergebracht? Sie kannte es schließlich. Seufzend senkte er seinen Kopf. Er dachte über sie immer noch, als wäre sie immer noch sie. Aber dem war nicht so. Er musste den Tatsachen ins Auge sehen. Auch wenn es ihm schwerer als alles andere fiel. Er hatte es gesehen. Er hatte sie gesehen. Zitternd ballte er seine Hände zu Fäusten. Aber was wollte sie ihm damit zeigen? Was alles in ihrer Macht stand? Was sie alles konnte? Erschrocken zuckte er dann aber zusammen, als er plötzlich eine Hand auf seiner Schulter spürte. „Sorry. Ich wollte dich nicht erschrecken.“ „Schon gut. Hier.“ Schwungvoll drückte er Motoki den Schlüsselbund in die Hand und presste seine Kiefer aufeinander. „Du kommst jetzt mit rein und erzählst mir, was überhaupt los ist.“ Nickend folgte er seinem Freund ins Crown hinein, setzte sich auf einen Hocker und stützte seine Ellenbogen auf den Tresen ab. Niedergedrückt legte er seinen Kopf in seine Hände und seufzte schwer aus. Er konnte immer noch nicht glauben, was heute passiert war. Nach und nach drang es erst so wirklich zu ihm hindurch. Motoki setzte sich neben ihn und er brauchte ihn gar nicht anzusehen, um zu wissen, dass er ihn ganz genau beobachtete. „Ich hab sie getroffen.“ „Wen hast du getroffen?“ Kurze Zeit herrschte Stille zwischen den beiden, bis er sich schließlich zu seinem Freund herumdrehte und ihm tief in die Augen sah. „Usagi.“ „Aber das heißt doch, dass sie noch lebt. Das ist doch toll.“ Strahlend sah sein Freund ihn an. Doch als er nicht, genau so freudig, wie er in der Luft herumspringen wollte, änderte sich auch seine Miene wieder. „Was ist passiert“, flüsterte Motoki leise und so atmete er noch mal tief und begann dann seinem Freund alles zu erzählen. Geschockt starrte Motoki ihn mit offenstehendem Mund an. „Aber … man muss doch … irgendwie … muss man sie doch retten können.“ „Ich weiß es nicht … ich weiß es wirklich nicht“, flüsterte er den Schluss, wandte sich von seinem Freund ab und rutschte von dem Hocker herunter, „Ich muss es den anderen sagen, bevor sie nachher auf sie treffen.“ „Ich fahr dich. Keine Widerrede.“   Schweigend saßen die beiden im Wagen und lediglich Musik aus dem Radio durchbrach leise die Stille. Zum Glück wusste Motoki genau, wann er Zeit für sich brauchte, um seine Gedanken zu ordnen. Nachdenklich blickte er aus dem Autofenster. Sofort hatte er alle zu Rei in den Tempel bestellt, um ihnen die Nachricht zu überbringen. Wie sollte er es ihnen nur sagen? Er konnte es ja selbst kaum glauben. Kaum begreifen, was das jetzt überhaupt für sie bedeutete. Hellhörig stellte er dann aber plötzlich das Radio etwas lauter, als die Nachrichten begannen und der Moderator etwas von vermissten Personen berichtete.   Wie durch ein Wunder ist eine Vielzahl der vermissten Personen gestern Abend wiederaufgetaucht. Von den Angehörigen wird allerdings berichtet, dass sich die Personen auffällig verändert hätten. Was genau mit ihnen geschah und wer dafür verantwortlich ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt noch völlig unklar. Für sachdienliche Informationen wenden Sie sich umgehend an die zugehörige Polizeistation. Und jetzt zum Wetter …   Ernst blickten sich Mamoru und Motoki an. „Was hat das zu bedeuten?“ Kopfschüttelnd drehte Mamoru das Radio wieder leiser und tippte sich gegen sein Kinn. „Ich habe keine Ahnung. Aber mit Sicherheit nichts Gutes.“   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)