Wechselherz von Fiamma ================================================================================ Kapitel 15: Kapitel 14 ---------------------- Gedankenschwer stand Usagi mit entblößtem Oberkörper vor dem Badezimmerspiegel und fuhr sich mit zittrigen Fingern über ihre Haut. Vorsichtig strich sie dabei über die Auswüchse des schwarzen Fleckes, die ihren Körper zierten. Ein Geflecht aus schwarzen Adern, welche mittlerweile ihre gesamte Brust bedeckten. Es war wieder gewachsen. Langsam musste sie es den anderen wohl oder übel sagen. Sie hatte es ihnen noch nicht erzählt, dass es sich verschlimmert hatte. Sie wussten bisher nur von einem schwarzen Fleck, nicht aber über dieses Ausmaß. Sie wollte sie einfach nicht noch mehr beunruhigen. Aber nach der gestrigen Nacht blieb ihr wohl nichts anderes mehr übrig. Sie mussten wohl oder übel wissen, wie sehr die Zeit wirklich drängte. Seufzend griff sie nach ihrer Schuluniform und zog sich eilig an. Zunächst musste sie allerdings erst mal die Schule, ohne einzuschlafen, überstehen. Die kurze Nacht trug ihre Spuren und dunkle Schatten zierten ihr Gesicht. Wie es wohl Mamoru ging? Die Nacht war für ihn ja nun auch nicht gerade lang gewesen. Ein Lächeln huschte über das Gesicht, als sie daran denken musste, wie er plötzlich an ihrem Fenster gesessen hatte. Was würde sie nur ohne ihn machen. Doch dann senkte sie betrübt ihren Kopf, wenn sie daran dachte, dass er nun vermutlich genau so müde, wie sie durch den Tag kommen musste. Wenn nicht sogar schlimmer. Sie musste das irgendwie wieder gut machen. Entschlossen öffnete sie den Spiegelschrank, kramte eilig ihr Make-up heraus und versuchte ihre Augenringe zu verdecken. Was allerdings nicht ganz so gut funktionierte, wie sie es gerne hätte, und steckte danach schnell ihre üblichen Zöpfe zusammen. Ein letzter Blick in den Spiegel und schon verließ sie rasch das Badezimmer. Sie musste sich jetzt wirklich beeilen, um noch pünktlich zur Schule zu kommen. Schnellen Schrittes lief sie in ihr Zimmer, holte ihre Schultasche und eilte danach die Treppe herunter. „Es ist Zeit.“ Abrupt blieb Usagi, mit weit aufgerissenen Augen, mitten auf der Treppe stehen und klammerte sich angsterfüllt mit zittrigen Fingern am Geländer fest. Ging es etwa schon wieder los? „Es ist Zeit zu gehen.“ Schwer atmend kniff sie ihre Augen zusammen und schüttelte vehement ihren Kopf. „Nein!“ „Usagi. Na los. Du kommst sonst schon wieder zu spät.“ Sie spürte plötzlich eine Hand an ihrem Arm und erschrocken riss sie die Augen wieder auf. Verwundert blickte sie in das Gesicht ihrer Mutter, die sie mit hochgezogener Augenbraue ansah. „W-was?“, stammelte sie und beobachtete ihre Mutter, wie sich diese seufzend die Schläfe rieb. „Usagi, was soll das noch mal mit dir werden. Nun beeil dich, damit du nicht zu spät kommst.“ Zögerlich nickte sie und ging langsam die Treppe weiter herunter. Ihre Mutter hatte recht, sie musste wirklich los. Vermutlich hatte sie sich das eben nur eingebildet. Schnell beschleunigte sie wieder ihre Schritte, schlüpfte in ihre Schuhe und wollte gerade das Haus verlassen, als ihre Mutter sie erneut ansprach. „Usagi.“ Schwungvoll drehte sie sich zurück und hüpfte von einem Fuß auf den anderen. „Was ist? Ich muss los.“ „Dein Essen.“     Erleichtert den Schultag, ohne Vorkommnisse und ohne eingeschlafen zu sein, überstanden zu haben, lief sie lächelnd mit ihren Freundinnen zum Schultor. Sie wollte sich gleich mit Mamoru im Crown treffen und freute sich schon wahnsinnig darauf. Den ganzen Vormittag hatten sie sich eine Nachricht nach der anderen hin und her geschrieben und kurzerhand beschlossen den Nachmittag heute nur zu zweit zu verbringen. Einfach mal einen ganz normalen Tag. So etwas brauchte sie dringend. Sie hatten das große Schultor schon beinahe erreicht, als sie plötzlich von jemandem gerufen wurde. Verwundert sah sie hinter sich und entdeckte dann Yukiko. „Hallo“, begrüßte sie sie freudig und umarmte sie. „Na alles gut ausgegangen bei dir? Wir haben ja seit dem Club nichts mehr gehört von dir.“ Verlegen kratzte sich Usagi am Kopf. Das stimmte. Sie hatte sich gar nicht mehr bei ihnen gemeldet gehabt. „Das stimmt. Entschuldige, hatte viel um die Ohren.“ „Kein Problem, Wollen wir mal wieder etwas unternehmen? Takuya und ich wollen nachher ins Kino. Hast du Lust?“ Entschuldigend schüttelte sie ihren Kopf. Sie hatte zwar schon Lust mal wieder etwas mit den beiden zu unternehmen, aber der Tag heute, gehörte ihr und Mamoru. „Gern. Nur heute hab ich schon etwas vor.“ „Och schade. Meld dich einfach, Okay?“ Nickend verabschiedete sich Usagi von ihr und sah ihr noch kurz hinter her, wie sie davon lief, als sie dann plötzlich in die ernsten Gesichter ihrer Freundinnen blickte. „Was?“ Die Drei sahen sich kurz an, bis Makoto schließlich das Wort ergriff. „Meinst du, die beiden sind im Moment die richtige, naja die richtige Gesellschaft für dich?“ Genervt pustete sie aus und ging weiter. Ging das wieder los. „Die beiden sind keine schlechten Menschen, nur weil sie vielleicht mal schlechte Entscheidungen getroffen haben. Habe ich übrigens auch, wie ihr wisst.“ Die Drei liefen ihr sofort hinter her und gingen nun wieder neben ihr. „Ja, aber dafür kannst du ja nichts“, entgegnete ihr nun Minako und prompt blieb sie stehen. „Also ist das nur entschuldbar, weil ich dieses Ding in mir drinnen habe?“ Mit beiden Händen deutete sie dabei auf ihr Herz und stemmte danach ihre Hände in die Hüften. „Wenn das nicht so wäre, wäre ich also gleich ein schlechter Mensch, wenn ich mal eine schlechte Entscheidung treffen würde. Verstehe.“ Schnaubend drehte sie sich auf ihren Absatz herum und stampfte davon. Sie hatte keine Lust weiter mit ihnen zu diskutieren. „Usagi, warte. So war das doch nicht gemeint. Wir wollen doch nur …“ „Schon gut Ami. Ich hab genug gehört. Und mit wem ich befreundet bin oder nicht, ist ja wohl immer noch meine Sache. Wir sehen uns Morgen.“ Ohne auf eine Antwort seitens ihrer Freundinnen zu warten, ließ sie diese stehen, lief davon und machte sie auf den Weg zum Crown.     Niedergeschlagen klappte Mamoru das Buch zu und schob es zu den anderen. Nun wälzte er schon eine halbe Ewigkeit ein Buch nach dem anderen durch und war immer noch kein Stück weiter. So ging das nicht weiter. Er musste doch eine Lösung finden. Wenn sie wenigstes wüssten, womit sie es zu tun hatten. Aber selbst das wussten sie nicht. Seufzend raufte er sich seine Haare, nahm sich seine Kaffeetasse und trank einen Schluck, nur um danach angewidert die Tasse zurück auf den Tisch zu stellen. „Wenn man ihn stehen lässt, wird er nun mal kalt.“ Erschrocken zuckte er kurz zusammen und blickte danach in das grinsende Gesicht von Motoki, der sich zu ihm an den Tisch gestellt hatte. „Mal wieder am Büffeln? Gönn dir mal eine Pause.“ „Du kennst mich doch.“ Schulterzuckend versuchte Mamoru seinen besten Freund anzulächeln. Doch wollte ihm das nicht so wirklich gelingen. Motoki konnte ja nicht wissen, was er wirklich hier machte. Er konnte ihm ja nicht sagen, dass er sich unzählige Bücher aus der Bibliothek ausgeliehen hatte, um eine Antwort auf die Frage, wie er Usagi retten konnte, zu finden. Flink stellte Motoki eine neue Tasse mit dampfendem Kaffee auf den Tisch und nahm irritiert ein Buch von dem Stapel herunter. „Griechische Mythologie? Du bist echt ein Streber.“ Kopfschüttelnd legte er das Buch zurück und griff nach der Tasse mit dem kalten Kaffee. „Du bist aber auch am Wochenende mit dabei oder?“ „Wobei?“ Verwundert blickte er seinen Freund an. Was meinte er nur? „Na Amis Überraschungsfeier?“ „Ach das. Ja … ja, ich denke schon.“ Ernst beugte sich Motoki zu ihm herunter, blickte ihm dabei tief in die Augen und legte seine freie Hand auf seine Schulter. Was hatte er denn nun? „Du kannst mich nicht alleine mit den Mädels lassen. Ich brauche männliche Unterstützung an dem Abend. Sonst überlebe ich das nicht.“ Theatralisch fasste sich Motoki danach an die Brust und legte seinen besten Hundebettelblick auf. Nun musste Mamoru aber doch lachen. Sein Freund war manchmal echt eine kleine Dramaqueen. „Keine Sorge ich bin auch dabei. Wobei ich glaube, dass Ryo und Yuichiro auch eingeladen wurden, wenn ich Usagi richtig verstanden habe.“ „Ach so. Na dann. Dann kannst du ruhig wegbleiben.“ Grinsend drehte sich Motoki herum und lief davon. „Na, und das nennt man bester Freund“, rief er ihm gespielt beleidigt hinter her. Doch das Grinsen konnte er sich nicht verkneifen. Er wusste ja genau so gut, wie Motoki auch, dass das alles nur Spaß war. Schlürfend nippte er an seinem neuen Kaffee und wollte sich gerade dem nächsten Buch widmen, als ihm plötzlich, ein ihm sehr bekanntes Lachen, in seine Ohren drang. Sofort bescherte es ihm eine Gänsehaut und augenblicklich wurde ihm warm ums Herz. Es gab nur eine Person, die diese Reaktion seines Körpers bei ihm auslöste. Langsam sah er auf und sein Blick wanderte durch das Crown, bis er sie schließlich vorne am Tresen entdeckte. Sie sprach gerade mit Motoki. Lächelnd beobachtete er sie und wartete, bis sie ihn entdecken würde. Lange musste er auch nicht darauf warten und gleich, als sich ihre Blicke trafen, setzten sich ihre Beine in Bewegung zu ihm. „Mamo-chan.“ Schwungvoll nahm sie neben ihm Platz und keine Sekunde später lagen ihre Lippen schon auf seinen. Für seinen Geschmack viel zu schnell, löste sie sich von ihm und blickte ihm nun direkt in seine Augen. „Wartest du schon lange?“ „Nicht wirklich.“ Sie begann die Sachen auf dem Tisch zu betrachten und stirnrunzelnd nahm sie ein Buch in die Hand. „Du forscht nach oder?“ Lächelnd nahm er ihr das Buch wieder aus der Hand und legte es zurück zu den anderen. „Ja … Aber genug für heute. Der Tag gehört nur uns beiden.“ Nickend strahlte sie ihn mit ihren großen blauen Augen an und augenblicklich durchzog ihn wieder ein wohliger Schauer. Doch von langer Dauer war dieses Gefühl leider nicht, denn gleich darauf zog sich sein Herz erneut schmerzlich zusammen, wenn er daran dachte, was ihnen möglicherweise bevorstand, wenn sie es nicht stoppen konnten. Er hatte sich zwar fest vorgenommen, heute nicht daran zu denken, aber er konnte einfach nicht anders. Zu sehr beherrschte ihn momentan die Angst um sie. Mit einem Ruck zog er sie in seine Arme und drückte sie fest an sich. „Mamo-chan“, flüsterte sie leise und schmiegte sich an seine Brust, „Ich liebe dich.“ „Ich liebe dich auch“, hauchte er ihr ins Ohr und so verharrten sie in dieser Position. Wie lange sie dort allerdings so saßen, wusste er nicht. Erst das laute Räuspern von Motoki ließ die beiden wieder auseinander fahren. „Wollt ihr noch etwas, oder wollt ihr los?“ „Ich glaube, wir werden los. Oder was meinst du?“ Fragend blickte er zu Usagi herüber. „Ja. Wir werden los.“ Schnell packte er seine Sachen zusammen, verstaute sie in seiner Tasche und trank seinen Kaffee aus. Hand in Hand verabschiedeten sie sich von Motoki, steuerten den Ausgang an und verließen das Crown. „Was wollen wir machen?“, strich er ihr sanft mit seinem Daumen über ihren Handrücken. „Hm. Keine Ahnung. Wozu hast du Lust?“ Nachdenklich tippte er sich gegen sein Kinn und überlegte, was ihr gefallen könnte, als ein lautes Magenknurren ertönte. „Ich glaube, wir gehen kurz zum Supermarkt und ich koch uns etwas. Was sagst du?“ Grinsend wartete er auf ihre Antwort und konnte genau sehen, wie sie rot um die Nasenspitze wurde. „Ähm. Gern. Etwas essen klingt wirklich gut.“ Liebevoll legte er seinen Arm um sie herum und so liefen die beiden los.     Früh am Abend betrat Usagi das Haus und zog sich pfeifend ihre Schuhe aus. Der Nachmittag mit Mamoru war wirklich schön gewesen. Nachdem sie etwas gegessen hatten, hatten sie sich es einfach noch bei ihm auf dem Sofa gemütlich gemacht und sahen sich zusammen noch einen Film an. Da sie beide die Nacht über nicht viel geschlafen hatten, waren sie sich schnell einig gewesen, sich einfach nur einen entspannten Tag bei ihm zu Hause zu machen. Und so tänzelte sie nun glücklich durch den Flur in Richtung Wohnzimmer, um ihren Eltern bescheid zu geben, dass sie wieder zu Hause war. Und das sogar pünktlich. „Bin wieder da“, trällerte sie ins Wohnzimmer hinein, doch kam keine Antwort. Verwundert betrat sie das Zimmer und entdeckte dann ihren Vater am Tisch sitzen. Er schien gerade angespannt irgendwelche Zettel zu sortieren und war offenbar so vertieft darin, dass er sie gar nicht bemerkt hatte. Irritiert lief sie weiter und begann ihre Mutter zu suchen. Irgendwo musste sie doch stecken. „Mama?“ „Hier mein Schatz“, ertönte es aus der Küche und schnell ging sie herüber. Ihre Mutter bereitete gerade das Abendessen vor und verdutzt stellte sie sich neben sie. „Bin wieder zu Haus … Was ist denn mit Papa los?“ Kurz sah ihre Mutter zu ihr, doch dann widmete sie sich wieder dem Abendessen. „Er muss einen Artikel für die Zeitung fertigbekommen … Es geht um die verschwundenen Personen. Am Besten störst du ihn jetzt nicht.“ Nickend nahm sie sich ein Glas aus dem Schrank, befüllte es mit Wasser und drehte es nachdenklich in ihren Händen. Vielleicht sollte sie ihren Vater, wenn er so weit war, mal versuchen etwas auszufragen. Vielleicht fand sie dadurch etwas mehr über die ganze Sache heraus.   „Ich geh dann mal in mein Zimmer. Bin schon sehr müde.“ „Okay. Schlaf gut mein Kind.“ Schnell stand sie vom Esstisch auf, wünschte allen noch eine gute Nacht und huschte dann hinauf in ihr Zimmer. Gähnend streckte sie ihre Arme in die Höhe und ihr Blick wanderte durch ihr Zimmer. Im ersten Moment verwundert, wo Luna steckte, fiel ihr dann aber doch schnell wieder ein, dass diese ja heute bei Minako und Artemis blieb, da sie mit Artemis noch etwas zu besprechen hatte. Ein weiteres Mal gähnte sie und rieb sich müde ihre Augen. Die Müdigkeit holte sie wieder ein und so beschloss sie lieber schnell ins Bett zu gehen. Langsam zog sie ihre Bluse über den Kopf und wollte sie gerade auf ihren Stuhl legen, als ihr auf ein Mal so schwindelig wurde. Was war denn jetzt los? Torkelnd versuchte sie irgendetwas zum Festhalten zu finden. Doch vergeblich, ihr Griff ging ins Leere. „Usagi.“ Erschrocken weiteten sich ihre Augen und panisch drückte sie ihre Hand gegen ihre Brust. „Nein“; flüsterte sie leise und alles begann vor ihren Augen zu verschwimmen. Ihr Herz begann, wie wild in ihrer Brust zu schlagen und wankend sackte sie zusammen. Regungslos lag sie nun auf dem Boden und starrte mit leeren Augen zur Decke hinauf. „Es ist Zeit.“ Hosted by Animexx e.V. 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