Wechselherz von Fiamma ================================================================================ Kapitel 6: Kapitel 5 -------------------- Wo war sie nur? Hier war alles dunkel und kalt. Frierend schlang sie ihre Arme um ihren Oberkörper und setzte einen Fuß vor den anderen. Orientierungslos irrte sie in der Dunkelheit umher. Aber was war das jetzt? Dumpf hörte sie in weiter Ferne ein Klopfen. Wo kam es her? Sie versuchte den Ursprung des Geräuschs ausfindig zu machen und lief einfach los. Es wurde immer lauter und auf ein Mal hatte sie das Gefühl den Boden unter ihren Füßen zu verlieren …   Senkrecht saß Usagi in ihrem Bett. Ihr Atem ging stoßweise und ihr Herz schlug, wie verrückt in ihrer Brust. Was war passiert? Ihr ganzer Körper fühlte sich so schwer und kraftlos an. Sie fühlte sich, als wäre sie einen Marathon gelaufen. Eine unglaubliche Müdigkeit übermannte sie. Tief einatmend strich sie sich mit ihren Fingern über die Stirn und versuchte ihren Herzschlag auf ein normales Tempo zu bekommen. Verwirrt sah sie sich um. Sie war in ihrem Bett? Wann war sie denn ins Bett gegangen? Das Letzte, an das sie sich erinnerte war, dass sie in ihr Zimmer gelaufen war und dann … dann nichts mehr. Wieder ertönte dieses Klopfen, doch dieses Mal war es lauter. Was war das? Erschrocken fuhr sie zusammen, als sie ihren Namen hörte. „Usagi! Hausarrest beutet nicht, dass du nicht zur Schule gehen musst“, schimpfte ihre Mutter und hämmerte gegen die Tür. Warum kam sie nicht einfach herein, wie sonst auch, wunderte sich Usagi und schwang ihre Beine über die Bettkante. Wackelig schlurfte sie herüber zur Tür und sah an sich hinunter. Ihre Augen weiteten sich. Warum zur Hölle war sie denn nackt? Panisch lief sie zurück zu ihrem Bett und griff nach ihrer Bettdecke. Hastig wickelte sie sie um ihren Körper. Ihr Blick wanderte durchs Zimmer. Wo lagen denn bloß ihre Sachen? Als sie in ihr Zimmer gelaufen war, trug sie doch noch ihre Schulkleidung. „Usagi Tsukino mach sofort auf!“ Durcheinander lief sie zur Tür und drückte die Klinke herunter. Abgeschlossen? Warum hatte sie den die Tür verriegelt? Schnell drehte sie den kleinen Schlüssel, der immer noch im Schloss steckte, herum. „Kannst mir mal verraten, was das soll? Meinst du, nur weil du die Tür abschließt, musst du nicht zur Schule? So nicht Fräulein, zieh dich sofort an und geh zur Schule.“ „Aber … ich … keine Ahnung, was los ist …“, stammelte Usagi und drückte sich ihre Hand gegen die Schläfe. „Keine Ausreden. Anziehen, jetzt!“, wütend schloss ihre Mutter die Tür hinter sich. Usagi konnte deutlich ihr schimpfen durch die Tür weiter hören. Verwirrt lief sie in ihrem Zimmer umher und suchte ihre Sachen. Was hatte das alles zu bedeuten? Egal, wie sehr sie sich auch anstrengte, sie konnte sich an nichts erinnern, was passiert war, nachdem sie ihr Zimmer betreten hatte. Und ihre blöden Sachen fand sie auch nicht. Es blieb ihr nichts übrig als etwas Neues anzuziehen. Schnell ging sie zu ihrem Schrank, fischte Unterwäsche, den blauen Faltenrock sowie das passende Oberteil heraus. Sie besaß zwar nicht nur eine Schuluniformgarnitur, aber irgendwo musste die von gestern doch sein? Oder hatte ihre Mutter sie in die Wäsche gepackt? Aber wie sollte sie das gemacht haben, wenn die Tür verschlossen war? Seufzend zog sie sich an und machte sich ihre Zöpfe neu. Warum war sie nackt, trug aber noch ihre Zöpfe? Gut, sie waren nicht mehr ordentlich und Strähnen hingen wild heraus. Aber warum hatte sie ihre Haare nicht geöffnet zum Schlafen? Das ergab doch alles keinen Sinn. Und wo war ihre Schultasche überhaupt? In ihrem Zimmer war sie offensichtlich nicht. Vielleicht hatte sie sie unten liegen lassen, grübelte sie. Ein leises Kratzen an der Tür ließ sie aufblicken. Rasch lief sie herüber und öffnete die Tür. Luna huschte herein und sah sie mit großen Augen an. „Usagi, was war denn gestern los? Warum hast du mich denn nicht hereingelassen?“ „I-ich … also …“ Wie sollte sie Luna etwas erklären, was sie selbst nicht verstand. „Usagi“, schrie ihre Mutter von unten und erschrocken fuhren die beiden zusammen. Ohne weiter etwas zu sagen, ging Usagi aus ihrem Zimmer und lief die Treppe herunter. Sofort entdeckte sie ihre Mutter am Ende der Treppe, wie sie ihre Schultasche und ein Bento hochhielt. Doch anstatt ihrem freundlichen Lächeln, welches sonst stets in ihrem Gesicht zu sehen war, runzelte sie betrübt ihre Stirn. Mit gesenktem Kopf ging Usagi die letzten Stufen herunter und nahm sich ihre Tasche und ihr Mittagessen. Ohne zu sprechen, lief sie weiter in den Flur und zog sich die Schuhe an. Ihre Mutter war ihr dabei gefolgt und stand mit verschränkten Armen hinter ihr. „Nach der Schule kommst du, ohne Umwege, direkt nach Hause.“ „Ich muss aber noch Nachsitzen“; antwortete Usagi und verließ das Haus. Nachdenklich lief sie zur Schule. Sie konnte sich immer noch nicht erklären, wie sie in ihr Bett gekommen war und vor allem nackt? Und wo waren ihre Sachen? Sie fand einfach keine Antwort darauf. Tief in ihren Gedanken versunken lief sie einfach weiter. Sie hatte die Schule schon fast erreicht, als Minako um die Ecke bog. „Guten Morgen Usagi … Sag mal guckst du denn gar nicht auf dein Handy?“ Das hatte sie ja komplett vergessen. Es steckte noch in ihrer Schultasche und die hatte sie ja nicht mehr in ihr Zimmer mitgenommen. Wobei das eigentlich auch egal gewesen wäre, da sie eh nichts mehr wusste, ab dem Zeitpunkt, als sie die Tür zu geknallt hatte. „Morgen. Ehrlich gesagt hab ich es vergessen.“ Eilig zog sie es aus ihrer Tasche. Einige Anrufe und auch Nachrichten. Unter anderem von Mamoru. Schnell steckte sie es aber zurück in die Tasche. Da musste jetzt warten. Sie musste nun erst mal pünktlich zur Schule kommen. „Hast du dolle ärger bekommen?“, runzelte Minako schuldbewusst ihre Stirn. „Hab Hausarrest“, antworte Usagi nur knapp und lief weiter zur Schule. Sie konnte es sich nicht erlauben, jetzt auch noch zu spät zu kommen.     Gelangweilt saß Usagi beim Nachsitzen und drehte ihren Kugelschreiber zwischen ihren Fingern. Leise fischte sie ihr Handy aus ihrer Tasche. Sie hatte ganz vergessen Mamoru zurückzuschreiben. In den Pausen hatte sie sich die mit ihren Freundinnen verquatscht und es dann komplett vergessen. Die anderen fragten natürlich auch, was gestern los war, aber sie konnte zum Glück schnell das Thema wechseln. Sie wusste doch selbst nicht, warum sie plötzlich solch eine Wut in sich trug, die sie dann nicht mehr kontrollieren konnte. Vielleicht war es einfach alles ein wenig viel in letzter Zeit. Ein kurzer Blick zum Lehrerpult verriet ihr, dass dieser immer noch seine Zeitung las und es ihn nicht weiter interessierte, was die Schüler trieben. Zwei weitere Schüler saßen genau so gelangweilt wie sie selbst in dem Klassenzimmer und warteten genauso, dass sie endlich nach Hause konnten. Seufzend blickte sie wieder auf das Handy in ihrer Hand und schrieb Mamoru, dass sie sich erst mal nicht sehen könnten, da sie Hausarrest hatte und noch keine Ahnung hatte, wie lange überhaupt. Schnell war die Nachricht abgeschickt und das Handy wieder in ihrer Tasche verstaut. Müde stellte sie ihren Ellenbogen auf den Tisch und legte ihren Kopf in ihre Hand. Ihr Blick lag auf der großen Uhr und sie beobachtete den Sekundenzeiger, wie er tickend seine Runden drehte. „Und, warum bist du hier?“, flüsterte auf ein Mal eine Stimme neben ihr und erschrocken wandte sie sich von der Uhr ab. Sie drehte ihren Kopf zur Seite und sah, dass der Junge aus der Parallelklasse, der neben ihr saß, sich zu ihr herüber gebeugt hatte. „Hab unsere Lehrerin angeschrien und beschimpft. Und du?“, flüsterte sie zurück. Der Junge pfiff kurz zwischen seinen Zähnen hindurch und nickte mit seinem Kopf. „Alle Achtung. Hätte ich dir gar nicht zu getraut, wenn man dich so sieht. Ich hab die Jungentoilette mit Graffiti beschmiert. Und wie lange hat man dir aufgebrummt?“ Usagi musterte den Jungen. Sie hatte ihn schon das eine oder andere Mal beim Nachsitzen gesehen. Es war ja leider nicht ihr erstes Nachsitzen. Nur das erste Mal, das sie wirklich etwas angestellt hatte. Sonst war es, da sie vermehrt zu spät kam oder ihre Hausaufgaben nicht gemacht hatte. Er war wohl auch ein Wiederholungstäter, schoss es ihr durch den Kopf. Diese Struwelfrisur fiel einfach ins Auge, daher erinnerte sie sich an ihn. „Eine Woche“, seufzte Usagi und runzelte ihre Stirn. „Ich auch“, lachte der Junge, „Ich bin übrigens Takuya.“ Lächelnd beugte sich Usagi noch etwas näher zu ihm, da der Lehrer kurz zu ihnen herüber schielte. „Usagi.“ Sie wollte gerade noch etwas sagen, als sich das Mädchen vor ihnen, sich zu ihnen herumdrehte. „Amateure. Ich hab die Tür zum Lehrerzimmer aufgeknackt und hab die Antworten für die Klassenarbeit geklaut.“ Glucksend drehte sich Takuya nach vorne und schüttelte den Kopf. „Aber offenbar hast du dich dabei erwischen lassen.“ „Du bist doch auch erwischt worden, sonst wärst du ja nicht hier“; streckte sie ihm die Zunge heraus und sah dann zu Usagi. „Dein Ausraster hat übrigens schon die Runde gemacht.“ Prompt lief Usagi rot an und rutschte auf ihren Stuhl herunter. War ihr das peinlich. „Ich bin übrigens Yukiko.“ Laut klatschte der Lehrer auf ein Mal in seine Hände und erschrocken zuckten die Drei zusammen. „Anstatt zu plaudern, erledigt eure Aufgaben.“ Stöhnend drehte sich Yukiko wieder herum und auch Takuya beugte sich zurück. „Sklaventreiber“; murmelte Takuya und blickte wieder auf sein Blatt. Kurz schmunzelte Usagi darüber, machte sich dann aber mit einem tiefen Seufzer auch wieder an ihre Aufgaben. Eine halbe Stunde später beendete der Lehrer zum Glück das Nachsitzen und erleichtert packte Usagi ihre Sachen zusammen. „Und habt ihr noch Lust irgendwo hinzugehen?“, sah Yukiko Usagi und Takuya an. „Gern“, hing sich Takuya seine Tasche über die Schulter. Mit gesenktem Blick steckte Usagi das letzte Heft in ihre Tasche und schüttelte dann ihren Kopf. „Geht nicht. Ich hab Hausarrest.“ „Na dann ein anderes Mal“, lächelte Yukiko und so verabschiedeten sie sich voneinander. „Wir sehen uns ja dann Morgen“, lachte Takuya und verließ mit Yukiko den Raum. Kurz sah sie den beiden noch hinter her, bis sie sich dann auch aufmachte und nach Hause lief.     Gedankenversunken stocherte Usagi in ihrem Abendessen herum. Seit sie wieder zu Hause war, hatte sie es vermieden mit ihren Eltern zu sprechen. Sofort war sie in ihr Zimmer geeilt und war dort geblieben, bis ihre Mutter sie zum Abendessen herunter gerufen hatte. Da sie jedoch immer noch nicht wusste, wie lange sie überhaupt zu Hause eingesperrt wäre, musste sie sie wohl oder übel ansprechen. „Wie lange habe ich überhaupt Hausarrest?“ Stur blickte sie dabei weiterhin auf ihr Essen und vermied es ihre Eltern anzusehen. „Das sehen wir noch“, antworte ihr Vater nur knapp und beachtete sie dann nicht weiter. Nun sah Usagi aber doch von ihrem Teller auf und legte ihre Stäbchen beiseite. „Wie, das sehen wir noch? Ihr könnt mir doch einfach sagen, wie lange.“ „Du hast deinen Vater gehört“, sah ihr ihre Mutter tief in die Augen und wandte sich dann wieder Shingo zu, mit dem sie sich unterhalten hatte. Abrupt sprang Usagi auf von ihrem Stuhl auf, wodurch er laut scheppernd umkippte. „Ja ich habe einen Fehler gemacht, das tut mir auch leid. Daher sagt mir doch einfach, wie lange ich meine Strafe absitzen muss!“, wurde sie jetzt etwas lauter. „Usagi Tsukino. Nicht in diesem Ton. Heb den Stuhl auf und setz dich wieder hin“, schimpfte Ikuko. Doch Usagi dachte gar nicht daran, sich wieder hinzusetzen. Sie ballte ihre Hände zu Fäusten und ihr Herz begann, wie wild zu schlagen und sie bekam wieder dieses seltsame Gefühl in ihrer Brust. Was war das nur schon wieder? „Wenn du es genau wissen möchtest, hängt dies von deiner schulischen Leistung ab“, rückte Kenji seine Brille zurecht und aß dann weiter. Knurrend knirschte Usagi mit ihren Zähnen und senkte ihren Kopf. „Ich habe keinen Hunger mehr“, zischte sie, drehte sich auf dem Absatz herum und stürmte aus dem Zimmer. Wütend lief sie die Treppe hinauf. Dass ihre Mutter ihr noch hinterher rief, ignorierte sie. Sie hatte keine Lust weiter mit ihnen zu diskutieren. Es brachte ja ohnehin nichts. Schnurstracks ging sie ins Badezimmer und schloss die Tür hinter sich ab. Sie brauchte jetzt dringend ein warmes Bad. Mit langsamen Schritten lief sie zur Badewanne, steckte den Stöpsel in den Abfluss und drehte den Hahn auf. Schnell war der Badeschaum hineingekippt und tänzelnd tippelte sie zum Spiegelschrank herüber. Sie nahm sich einige Spangen aus dem Schränkchen und steckte sich ihre Haare hoch. Das Wasser plätscherte in die Wanne und zufrieden schloss sie für einen kurzen Moment ihre Augen. Das warme Wasser würde ihr mit Sicherheit gut tun. Summend lief sie zurück zur Badewanne, beugte sich nach vorne und drehte den Hahn wieder zu. Langsam richtete sie sich wieder auf, doch plötzlich spürte sie ein seltsames Ziehen in ihrem Herzen. Sofort drückte sie ihre Hand auf ihre Brust und atmete schnell ein und aus. Schon wieder. Schon wieder dieses seltsame Gefühl. Aber auch dieses Mal war es genauso schnell wieder weg, wie es gekommen war. Einen kleinen Moment stand sie einfach nur da, ohne sich zu bewegen. Doch dann setzte sie sich auf den Rand der Badewanne und zog sich ihre Socken aus. Vielleicht sollte sie mit ihrem Arzt noch mal sprechen. Nicht, dass es von diesem seltsamem Infekt kam und sie nachher besser Medikamente nehmen sollte. Rasch drückte sie sich von der Badewanne weg, öffnete ihren Rock und ließ ihn nach unten auf den Boden rutschen. Vorsichtig zog sie nun ihr Oberteil über ihren Kopf und schlüpfte heraus. Flink war auch noch der Rest ausgezogen und sie wollte in die Badewanne steigen, als sich auf ein Mal ihre Augen weiteten. „W-was zum …“, flüsterte sie leise. Mit zitterigen Fingern fuhr sie sich auf der Höhe ihres Herzens über ihre Brust. Ein kleiner tiefschwarzer Fleck hatte sie auf ihrer Haut gebildet. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)