Wechselherz von Fiamma ================================================================================ Kapitel 5: Kapitel 4 -------------------- Kleine Pfoten tippten Usagi auf die Wange. „Steh auf. Dein Wecker hat schon vor einiger Zeit aufgegeben zu klingeln.“ „Ich hab keine Lust“, murmelte sie, schnappte sich ihre Decke und drehte sich schwungvoll mit ihr auf die andere Seite. Luna purzelte dadurch vom Bett und landete auf dem Boden. „Dann wäre das pünktliche Aufstehen wohl auch vorbei“, seufzte sie und sprang wieder aufs Bett zurück, „Du hast deine Hausaufgaben nicht gemacht, willst du dann auch noch zu spät kommen?“ Aufgeschreckt richtete sich Usagi auf. Luna hatte recht. Das hatte sie ja komplett vergessen. „Luna, warum weckst du mich denn nicht früher.“ Hastig sprang Usagi aus ihrem Bett und wechselte ihren Pyjama mit der Schuluniform. „Ich hab es doch die ganze Zeit probiert.“ „Hättest du es probiert, wäre ich doch wach“, murrte Usagi und begann sich ihre Haare zu bürsten. „Weck dich das nächste Mal doch einfach selber.“ Beleidigt drehte sich Luna von Usagi weg und verließ das Zimmer. „Na schönen Dank auch“, rief sie ihr noch hinter her und hoffte, dass sie niemand gehört hatte. Sie hatte keine Ahnung, wie sie ihrer Familie nachher erklären sollte, warum sie mit einer Katze stritt. Rasch kämmte sie sich ihre Haare weiter. Sie hatte nicht mehr viel Zeit. Genau genommen gar keine mehr. Doch ganz plötzlich zog ein stechender Schmerz durch ihren gesamten Körper, wodurch sie die Bürste fallen ließ. Schnell legte sie ihre Hand auf ihre Brust und krampfte zusammen. Was war das denn jetzt? Irritiert richtete sie sich wieder auf und atmete tief durch. Der Schmerz war zwar weg, aber dieses seltsame Gefühl, welches sie seit Tagen verspürte, blieb. Was hatte das zu bedeuten? „Usagi!“, schimpfte ihre Mutter von unten und riss sie dadurch aus ihren Gedanken. Ohne weiter nachzugrübeln, beeilte sie sich nun lieber, dass sie fertig wurde.       Mit dem Klingeln betrat sie, dicht gefolgt von ihrer Lehrerin, abgehetzt das Klassenzimmer. So viel zu ihrem Plan noch schnell bei ihren Freundinnen die Hausaufgaben abzuschreiben. Kurz winkte sie ihnen zu und setzte sich dann an ihren Platz. Gelangweilt verfolgte sie nur mit einem Ohr den Unterricht und sah lieber aus dem Fenster. Es war so ein schönes Wetter draußen und sie mussten hier drinnen hocken und pauken. Das war doch nicht fair. „Usagi! Wie wäre es, wenn du lieber aufpassen würden. Das würde deinen Noten mehr als nur gut tun.“ Genervt blickte sie wieder nach vorne und stöhnte auf. „Was soll das Ganze hier überhaupt bringen? Wenn man mit der Schule fertig ist, braucht man den ganzen Scheiß doch eh nicht mehr.“ Verblüfft sahen alle zwischen Usagi und ihrer Lehrerin hin und her. „Deine Eltern werden erfreut darüber sein, wenn du ihnen ewig auf der Tasche liegen wirst, wenn du keine vernünftige Arbeit findest … Wie wäre es, du zeigst mir jetzt deine Hausaufgaben. Wenn du nicht geträumt hättest, hättest du mitbekommen, dass wir gerade am Vergleichen sind.“ Usagi rollte mit ihren Augen. „Die hab ich nicht gemacht.“ Frau Okamura stellte sich nun direkt vor Usagi und stemmte ihre Hände auf ihre Hüften. „Und warum hast du sie nicht gemacht?“ Mit einem Ruck stand Usagi von ihrem Stuhl auf und funkelte ihre Lehrerin böse an. „Weil ich keine Lust hatte, da es einfach nur bescheuert ist, den ganzen Nachmittag, an so blöden Hausaufgaben zu sitzen. Wenn Sie nichts besseres in ihrem Leben zu tun haben, ist das wohl nicht unser Problem. Suchen Sie sich mal lieber ein Hobby. Oder einen Mann. Wobei damit sollten Sie sich lieber beeilen, wenn ich Sie so ansehe. Die Zeit bleibt ja auch nicht stehen.“ „Das reicht! Geh zum Direktor! Raus mit dir!.“ Wütend zeigte Frau Okamura mit ihrer Hand auf die Tür und wartete, dass Usagi ihre Sachen zusammengepackt hatte. Mit offen stehenden Mündern sahen Ami, Makoto und Minako ihr hinter her, wie sie aus der Klasse stampfte und wutentbrannt die Tür hinter sich zu knallte. Schnaufend lief sie durch den langen Schulflur, zum Büro des Direktors und klopfte an die Tür. „Ja?“ Tief einatmend öffnete sie die Tür und betrat den Raum.   Nach einer Ewigkeit verließ sie wieder das Büro. Der Direktor hatte ihr, nachdem sie erzählen musste, was passiert war, eine ewig lange Standpauke gehalten und ihr Nachsitzen aufgebrummt. Eine ganze Woche lang. Das war doch völlig übertrieben. Sie hatte doch nur ihre Meinung gesagt. Einen Moment blieb sie stehen und sah aus dem Fenster hinaus. Sie hatte keine Lust zurück ins Klassenzimmer zu gehen und die blöden Fragen von ihren Mitschülern ausgesetzt zu sein. Daher entschloss sie sich kurzerhand einfach den Rest des Tages blauzumachen. Eine Woche Nachsitzen hatte sie ja nun ohnehin schon. Konnte doch eh nicht schlimmer werden. Flink steuerte sie die große Tür an und lief aus dem Gebäude. Ohne sich umzudrehen, lief sie einfach immer weiter, bis sie in der Straße des Crowns angekommen war. Ihre Füße hatten sie irgendwie ganz automatisch hier her getragen. Betrübt betrachtete sie ihr Abbild, welches sich in dem großen Fenster spiegelte und legte ihre Hand herauf. Sie hatte schon wieder diese Wut in sich und konnte gar nichts dagegen machen. Was war nur los mit ihr? „Hey Mondgesicht. Gar keine Schule heute?“ Erschrocken fuhr sie zusammen und blickte hinter sich. Sie hatte gar nicht bemerkt, dass sich jemand genähert hatte. „Haruka“, drehte sie sich freudig herum und begrüßte ihre Freundin, „Na ja eigentlich schon.“ Bedrückt senkte sie ihren Kopf und fummelte an ihrer Schultasse herum. „Machst du etwa blau?“, beugte sich Haruka zu ihr herunter und grinste sie an. „Ja irgendwie schon“, kratzte sich Usagi verlegen an ihren Kopf und sah wieder auf. Kopfschüttelnd legte Haruka einen Arm über ihre Schultern und zog sie mit sich mit. „Das hätte ich dir gar nicht zu getraut. Was ist denn passiert? Du schwänzt doch nicht einfach so.“ Abrupt blieb Usagi stehen und klammerte sich fest an den Griff ihrer Tasche. „Ich möchte nicht darüber sprechen, okay? Ich muss jetzt auch los.“ Schnell lief sie davon und ließ eine sichtlich verwunderte Haruka zurück. Ohne überhaupt zu wissen, wohin sie laufen sollte, rannte sie einfach immer weiter. Mitten in einer Parkanlage blieb sie dann allerdings stehen. Aus der Puste stützte sie sich mit ihren Händen an ihren Oberschenkeln ab und versuchte wieder Luft zu bekommen. Ihre Lunge brannte, doch das war ihr im Moment egal. Sie musste einfach ihren Kopf freibekommen. Erschöpft ließ sie sich ins Gras fallen und beobachtete die Wolken, die vorbeizogen. Hier war es um einiges besser, als in der Schule. Ihr Handy piepte und so fischte sie es aus ihrer Tasche heraus. Ami. Sie wollte wissen, wo sie steckte. Ohne ihrer Freundin zu antworten, steckte sie es zurück. Sie hatte jetzt keine Lust zu antworten. Usagi schloss ihre Augen, eigentlich nur, da die Sonne sie blendete, doch es hatte nicht lange gedauert und sie war eingeschlafen.   Blinzelnd öffnete Usagi ihre Augen und richtete sich langsam auf. Wie lange hatte sie geschlafen? Fix nahm sie ihr Handy heraus und verdrehte die Augen. Drei verpasste Anrufe und fünf Nachrichten. Doch erschrocken sprang sie dann auf, als sie realisierte, wie spät es war. Sie hatte ganze sieben Stunden geschlafen? Es war mittlerweile spät nachmittags. Vor einer halben Stunde wollte sie sich eigentlich mit Mamoru im Crown treffen. Wie konnte sie nur den ganzen Tag verpennen? Und das mitten im Park? Zum dritten Mal heute nahm sie die Beine in die Hand und rannte zurück. Außer Atem betrat sie kurze Zeit später das Crown und steuerte sofort den Tresen an, an dem Mamoru saß und sich gerade mit Motoki unterhielt. „Entschuldige. Ich hab total die Zeit vergessen“, umarmte sie stürmisch Mamoru und hoffte, dass er nicht böse sein würde. Lächelnd drehte er sich zu ihr, gab ihr einen Kuss und deutete ihr an, dass sie sich doch setzen sollte. Erleichtert, da er scheinbar nicht sauer war, nahm sie auf einem Hocker neben ihm Platz. „Hallo Motoki. Kannst du mir bitte einen Milchshake machen?“ Besorgt beobachtete Mamoru Usagi. Sie war immer noch so blass und hatte tief Augenringe. Er machte sich Sorgen um sie. War sie vielleicht zu früh schon wieder aufgestanden? Sie war schließlich sehr krank gewesen. „Danke Motoki“, nahm sich Usagi ihren Shake und zog ihn zu sich herüber. Schmunzelnd sah er dabei zu, wie sie an ihrem Getränk nippte und danach einen Milchbart hatte. Grinsend beugte er sich zu ihr herüber, legte eine Hand auf ihre Wange und strich sanft mit seinem Daumen die Milch aus ihrem Gesicht. Verlegen wurde Usagi rot um die Nasenspitze und kaute auf ihrer Unterlippe herum. Leise stöhnte Mamoru auf. Gott, wusste sie nicht, was sie ihm damit antat? Welche Wirkung sie auf ihn hatte? Er legte seine andere Hand in ihren Nacken, zog sie somit zu sich und legte seine Lippen auf ihre. Die beiden versanken in einem leidenschaftlichen Kuss und bekamen von ihrer Umwelt nichts mehr mit. Usagis süßer Duft strömte ihm in die Nase und vernebelte ihm seine Sinne. Sie waren noch nie weiter gegangen, als innige Küsse auszutauschen. Sie waren sich einig gewesen, dass sie noch warten wollten. Aber immer mehr verteufelte er diese blöde Abmachung, und wenn er nicht ganz falsch lag, erging es Usagi ebenso. Ohne darüber nachzudenken, ging seine Hand auf Wanderschaft und erst das laute Räuspern von Motoki ließ die beiden auseinander fahren. „Meine Güte nehmt euch ein Zimmer“, lachte Motoki und huschte hinter dem Tresen vor, um eine Bestellung aufzunehmen. Prompt liefen beide an, wie eine Tomate und rückten voneinander weg. „Tut mir leid“, murmelte Mamoru und nahm einen Schluck von seinem mittlerweile erkalteten Kaffee. „Muss es nicht“, nuschelte nun auch Usagi und nippte wieder an ihrem Milchshake. Verschämt drehte sie ihr Glas zwischen ihren Händen. Sie hatte gerade total vergessen, wo sie sich befand. War das peinlich. Doch lange brauchte sie sich nicht mehr Gedanken darüber zu machen, da sie, ihr sehr bekannte, Stimmen hinter sich hörte. Sie mussten gerade das Crown betreten haben. Und prompt wurde auch schon nach ihr gerufen. „Usagi. Hier bist du. Wir haben uns Sorgen gemacht“, wurde sie stürmisch von Minako umarmt, „Seit du aus der Klasse gestürmt bist, hat dich niemand mehr gesehen.“ Makoto verschränkte ihr Arme vor ihrer Brust. „Warum gehst du denn nicht an dein Handy? Hat man dich suspendiert?“ „Nein … Ich hab nur eine Woche Nachsitzen aufgebrummt bekommen.“ Irritiert runzelte Mamoru seine Stirn. Worüber sprachen sie da? Usagi suspendiert? Nachsitzen? „Usagi, könntest du mir erklären, was hier los ist?“, sah er sie fragend an. Laut atmete sie aus. Sie kam ja sowieso nicht drum herum, ihm davon zu erzählen, also konnte sie es auch schnell hinter sich bringen. „Also, ich habe heute Morgen im Unterricht nicht aufgepasst und auch meine Hausaufgaben nicht gemacht.“ „Deswegen bekommt man doch nicht gleich eine Woche Nachsitzen?“, kratzte sich Mamoru nachdenklich an seinem Kopf. Unruhig rutschte Usagi auf dem Hocker hin und her. „Usako?“ „Naja ich hab unsere Lehrerin beschimpft und bin laut geworden. Worauf sie mich zum Direktor geschickt hat. Der hat mir dann eine lange Standpauke gehalten. Danach bin ich einfach aus der Schule … abgehauen. Ich hatte keine Lust auf dumme Fragen von den anderen“, senkte sie ihren Kopf. Geschockt sah Mamoru sie an. „Du hast was?“ Mamoru verstand die Welt nicht mehr. So kannte er sie gar nicht. Was war nur zurzeit los mit ihr? „Können wir nicht einfach die ganze Sache vergessen?“ „Äh Usagi, also ich glaube, wir müssen dir auch etwas sagen“, tippte Minako nervös ihre Zeigefinger gegeneinander, „Also du solltest vielleicht lieber nach Hause gehen. Wir, also wie soll ich es sagen … Wir haben, da wir uns Sorgen gemacht haben, deine Mutter angerufen. Wir wollten eigentlich nur fragen, ob du zu Haus bist, aber sie hat so lange gebohrt, bis wir ihr erzählt haben, was passiert ist.“ Wütend sprang Usagi von ihrem Hocker auf. „Seid ihr noch ganz bei Trost? Wie könnt ihr einfach meine Mutter anrufen?“ „Es tut uns leid. Wir wollten dich wirklich nicht verpetzen.“ Aufgebracht verabschiedete sie sich von Mamoru und den anderen und machte sich auf den Weg nach Hause. Jetzt hatte sie nicht nur Nachsitzen, sonder bestimmt auch Hausarrest, bis sie zum Ende ihrer Schulzeit. Wer solche Freunde hat, braucht wirklich keine Feinde. Sie konnten doch nicht einfach ihre Mutter anrufen.   Mit schnellen Schritten lief sie zur Haustür. Wie oft musste sie heute eigentlich noch, wie ein Bekloppter durch die Gegend rennen? Sie zog ihren Schlüssel aus der Tasche und wollte aufschließen, als die Tür schon geöffnet wurde. „Schön, dass du auch mal hier auftauchst.“ Mit gesenktem Kopf betrat sie das Haus und schlüpfte aus ihren Schuhen. Ihre Mutter beobachtete sie mit verschränkten Armen und deutete ihr an ins Wohnzimmer zu gehen. Dort wartete auch schon ihr Vater. Ohne etwas zu sagen, setzte sie sich auf das Sofa und wartete, bis das Donnerwetter begann. „Usagi, ich habe heute, nachdem mir deine Freundinnen erzählt haben, was passiert ist, in der Schule angerufen. Kannst mir mal erklären, was in dich gefahren ist? Du kannst froh sein, dass du nicht suspendiert wurdest und nur Nachsitzen zur Strafe bekommen hast. Außerdem …“ Usagi wollte etwas sagen, doch sie kam überhaupt nicht dazu. Ihre Mutter meckerte in einer Tour und auch ihr Vater hatte so einiges zu sagen. Usagi sank immer mehr in sich zusammen, senkte ihren Kopf und krallte ihre Finger in ihren Rock. Ihr Puls beschleunigte sich und aufgeregt atmete sie ein und aus. Konnten sie nicht endlich aufhören? Sie wollte nur noch in ihr Zimmer. „Usagi, hast du da gar nichts zu zusagen?“, erhob ihr Vater die Stimme. Wütend sprang sie von dem Sofa auf und baute sich angriffslustig vor ihren Eltern auf. „Ihr labert doch in einer Tour, sodass man gar nicht zu Wort kommt. Außerdem interessiert es euch doch eigentlich gar nicht, was ich dazu zusagen hab. Also was soll der ganze Quatsch hier? Gebt mir Hausarrest und ich kann endlich auf mein Zimmer.“ „Den kannst du haben. Und nun kannst du auf dein Zimmer gehen“, brüllte ihr Vater. Das ließ sie sich nicht zweimal sagen. Knurrend drehte sie sich um und trampelte so laut sie konnte, bis sie bei ihrem Zimmer war. Luna kam ihr sofort hinter her gelaufen, doch bevor sie mit ins Zimmer huschen konnte, knallte Usagi die Tür vor ihr zu. Zitternd lehnte sich Usagi gegen die geschlossene Tür, drückte sich beide Hände auf die Brust und rutschte auf den Boden. Keuchend kippte sie zur Seite und alles um sie herum wurde schwarz. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)