Digimon Prophecy von Fuchspinsel ================================================================================ Kapitel 1: Die Digiritter aus Osaka ----------------------------------- Tatsu und seine Schwester sollten nicht die einzigen bleiben, die einem Digimon begegneten, das mussten sie bald feststellen. In Osaka fanden sich die nächsten beiden Digiritter. Ihre Namen waren Mizuki und Yusaku. Mizuki streckte sich und seufzte erleichtert. „Na komm, so anstrengend war das Turnier doch nicht!“, lachte ihre Freundin Amaya. „Du musstest ja auch nicht alle Spiele durchspielen! Ich hoffe wir können uns dieses Mal gegen die Tokyo-Mädles durchsetzen!“, meinte die angesprochene daraufhin und packte ihre Sporttasche mit ihren ganzen dreckigen Klamotten. „Wenn‘s um Siebener-Rugby geht ist Osaka doch unschlagbar! Das weißt du!“ Mizuki lachte und meinte: „Jedenfalls werde ich mein Bestes geben!“ „Das ist sicher, Frau Kapitänin!“, antwortete ihre Freundin und verabschiedete sich mit einer Getto-Faust. Kopfschüttelnd schulterte Mizuki ihre Tasche und machte sich auch auf den Weg nach Hause. Das Turnier hatte zwar nicht sehr lange gedauert, trotzdem begann die Sonne sich schon langsam zu verabschieden. Mizuki blinzelte in den wunderschönen Sonnenuntergang und lächelte. Sie hatte wirklich einen wundervollen Samstag hinter sich, und freute sich eigentlich schon auf ihr Bett. Doch gerade als sie ihrer Familie über das Handy Bescheid geben wollte, hörte sie jemanden aus einer Seitengasse sagen: „Hatte ich dir nicht gesagt, du sollst die Klappe halten?!“ Alarmiert, dass dieser Jemand nichts Gutes im Sinne haben konnte, presste sich das Mädchen an die Wand des Gebäudes und lugte in die Gasse. Dort erblickte sie, wie drei kräftig gebaute Jungen, so an die 15 bis 17 Jahre alt, um einen kleinen schwächlichen herum standen. „I-ich habe euch nicht verpetzt! Ehrlich! Ich weiß nicht, wie Herr Ishida das herausgefunden hat…“, stammelte der kleine Junge. Doch kaum hatte er den Satz ausgesprochen, verpasste ihm der größte von den dreien – Mizuki vermutete, dass er der Anführer war – einen Schlag in die Magengegend. Der Junge stöhnte und stützte sich an der Hauswand hinter ihm ab. „Findest du dich cool, nur weil du mich anlügst?“, fragte der Anführer. Das Mädchen musste sich beherrschen, diesen Kotzbrocken nicht gleich anzuspringen, wusste sie doch, dass sie keine Chance gegen alle drei hatte. Zähneknirschend musste sie sich also das Unrecht mitansehen. „Ich hoffe du hast deine Lektion gelernt! Lüg mich nicht an und petz nicht! Sonst kommt dir das teuer zu stehen!“ Einer der Jungs spuckte dann auf den Boden neben dem Jungen und verzog sich. Der Junge atmete tief ein und aus und lies sich an der Wand auf den Boden gleiten. Dabei hielt er sich die schmerzende Stelle. Als die Schlägertypen aus dem Sichtfeld verschwunden waren, ließ Mizuki ihre Sporttasche fallen, stürmte förmlich zu dem Jungen und kniete sich neben ihn. „Bist du verletzt?“, fragte sie schnell. Überrollt von ihrem plötzlichen Auftauchen stammelte der Junge: „Uhm… uh… n-nein… alles okay…“ Dann richtete er sich stöhnend auf. „Bist du sicher?“, wollte sie deshalb wissen und begann ihn zu stützen. „Ist nicht dein Kram… Mir geht es soweit gut.“, antwortete er, stieß ihre Hand weg und wollte gehen. Doch er schien es sich anders überlegt zu haben und blieb neben Mizuki stehen. „Kluge Entscheidung nicht einzugreifen. Sie hätten dich zu Kleinholz verarbeitet… obwohl du ein Mädchen bist.“, flüsterte er und schenkte ihr ein mattes Lächeln. Dann torkelte er davon. Doch gerade als er die Seitengasse verlassen hatte, rannte sie ihm hinterher und meinte: „Wenn ich irgendetwas für dich tun kann, sag Bescheid!“ Er lachte. „Danke, aber ich glaube wir werden uns nicht so oft über den Weg laufen.“ Erst jetzt bemerkte sie, dass die dunkelgrüne Jacke, die er trug, zu einer Schuluniform gehörte. Eine Schuluniform, die sie nur zu gut kannte. Sie grinste und meinte: „Da wär ich mir nicht so sicher.“ „Wieso?“, wollte er wissen, nachdem sie das nicht genauer erläutert hatte und stumm ihre Sporttasche aufhob. „Du gehst auf die Tsuhime-Mittelschule, oder?“ Er sah kurz auf seine Uniform herab und meinte: „Ja… du etwa auch?!“ Sie grinste. „Mizuki Asano, ich gehe in die 3-B der Tsuhime-Mittelschule!“ „Das gibt’s ja nicht! 3-B?!“, wiederholte der Junge ungläubig. „Ja genau… Sag bloß du hast ne ältere Schwester in der Klasse!“ „Wa-?! Nein! Ich bin Yusaku Zenbashi aus der Parallel-Klasse! Die 3-A!“, erklärte er. „Was?! Du Knirps bist 15?!“, hakte sie ungläubig nach und deutete auf den kleinen Jungen. „Natürlich! Ich gebe ja zu, dass ich etwas kleingeraten bin…“ „Ganz schön klein geraten!“, korrigierte sie und kicherte. „Frechheit!“ Beleidigt blies er eine Backe auf. „Tut mir leid!“, entschuldigte sie sich. Sie faltete ihre Hände vor ihrem Gesicht und meinte: „Kann ich dich mit einer Cola milde stimmen?“ „Na du bist mir vielleicht ja eine…“, kommentierte Yusaku. „Ich hab heut sowieso nichts mehr vor und wenn man zu zweit ist, pöbeln so Leute einen weniger an.“, meinte sie und lächelte. Er holte tief Luft und meinte: „Wenn‘s denn sein muss!“ Dann schielte er unter einem Lied hervor, um ihre Reaktion zu beachten. „Ja, muss sein!“, grinste sie. Kurz herrschte Stille, dann lachten sie aus voller Seele. „Komm mit! Ich zeig dir nen super Ort zum Abhängen!“, meinte sie nachdem sie sich einigermaßen wieder beruhigt hatten und er folgte ihr. An einer Parkbank blieb sie stehen. Neugierig sah sich Yusaku um. Die Bank hatte den perfekten Ausblick auf die Stadt, die von der untergehenden Sonne in ein warmes Rot getaucht wurden. Nicht mehr lange und sie würde am Horizont verschwinden. „Er ist schön – der Sonnenuntergang! Nicht wahr?“, meldete sich plötzlich Mizuki neben ihm. Er sah sie an und nickte leicht. „Kannst dich auf die Bank setzen, bin gleich wieder da!“, meinte sie und verschwand. Zögerlich tat er, was sie ihm befohlen hatte und dachte nach. Wenn sie zurückkommen würde, würde sie ihn bestimmt auf die drei Typen ansprechen. Sie würde Fragen, wer das war und was sie von ihm wollten. Er redete nicht gerne darüber, wusste er doch, dass er nichts daran ändern konnte. Wäre es er nicht, wäre es jemand anderes. Er konnte nichts daran ändern… Plötzlich riss ihn ein eiskalter Gegenstand aus den Gedanken. Er erschrak, drehte sich um und blickte in das lächelnde Gesicht von Mizuki. „Ah, tut mir leid! Wusste nicht, dass du so schreckhaft bist!“, grinste sie. „Hier deine Cola!“ Überrascht sah er erst in ihr Gesicht, dann auf die Cola. „Hab sie dir doch versprochen!“, erklärte sie, als er das kühle Getränk immer noch nicht ergriff. „Magst du Cola etwa nicht?“ „Äh! Doch!“, antwortete er hastig und nahm die Dose entgegen. Mizuki öffnete dann den Deckel ihrer Saftflasche und trank. Auch er öffnete schweigend die Dose. Da ergriff Mizuki wieder das Wort: „Also los, erzähl schon!“ Schweigend wandte er den Blick von ihr ab und umfasste die Dose etwas fester. „Warum warst du an einem Samstag mit Schuluniform unterwegs?!“ Verdutz über die unerwartete Frage starrte er sie einfach nur mit offenem Mund an. „Ha-hab ich was falsches gefragt?“, zögerte sie. Er schüttelte heftig den Kopf „N-nein! Überhaupt nicht!“, antwortete Yusaku schnell. „Und? Warum hast du jetzt die Schuluniform an?“ „Das klingt vielleicht etwas lächerlich… aber… versprich mir einfach, dass du nicht lachen wirst!“ „Versprechen kann ich nichts, aber ich werde versuchen es zu unterdrücken!“, grinste Mizuki. „Also gut… Ich… hab gedacht, dass man mir eher glaubt, wenn ich mit Schuluniform an der Schule erscheine…“, murmelte er. „Wieso wolltest du in die Schule kommen?“, fragte Mizuki verwundert. „Herr Ishida wollte, dass ich ihm helfe die Computer der Schule zu reparieren. Er meinte ich solle einfach durch den Hintereingang rein… Ich dachte mit Schuluniform glaubt mir der Hausmeister das eher als ohne…“ „Herr Ishida… Ah! Sag bloß du bist Mitglied im Informatik-Club?!“ „Doch… wieso?“ „Ich hab mir die Mitglieder immer als nerdige Brillenschlangen vorgestellt.“, kicherte Mizuki. Yusaku fand, dass ihr Lachen irgendwie ansteckend war und lachte: „Ja, wir Informatiker werden irgendwie oft als Brillenschlangen dargestellt!“ Auf einmal verstummt Yusaku und begann einen Punkt vor der Bank zu fixieren. „Was hast du?“, wollte Mizuki nach einem Moment des Schweigens von ihm wissen. „Da vorne glänzt irgendwas… Ich bin mir ziemlich sicher, dass das vorher noch nicht da war…“ Mizukis Blick folgte dem zeigenden Finger von Yusaku und erblickte den Gegenstand. „Lass uns das mal abchecken!“, meinte sie bestimmt und ging darauf zu. Als sie angekommen war stellte sie fest: „Das sieht aus wie zwei zu groß geratene Ostereier…“ „Eigenartig… wie sind die hier her gekommen?“, fragte sich Yusaku. Er sah sich um. Es hätte doch jemand an ihnen vorbeikommen müssen, um die Eier dort zu platzieren. Sie lagen leicht versteckt, aber doch offensichtlich hinter einem niedrigen Busch. Hinter den Eiern erblickte Yusaku eine steile, kleinere Klippe. An ihrem Ende ging ein kleiner Weg, mit mehreren Flachdachgebäuden. „Was sind das für Gebäude da unten?“, wollte er von Mizuki wissen. „Verschiedenes. Das direkt unter dir ist zum Beispiel ein Elektrogeschäft. Warum willst du das wissen?“ „Nur so.“, antwortete er Schultern zuckend. „Ich dachte, vielleicht kommen wir so drauf, wem die gehören…“ „Netter Einfall, aber ich denke eher nicht, dass uns das weiter hilft… Das sind alles so kleinere Geschäfte… und ich denke nicht, dass die sowas verkaufen würden…“ „Dann sollten wir sie vielleicht in ein Fundbüro bringen? Immerhin ist hier keine Menschenseele…“, schlug Yusaku vor. „Jap! Oder wir fragen einfach mal rum. In allen Fällen sollten wir sie nicht da liegen lassen!“ Er nickte ihr zustimmend zu und sie machten sich fast zeitgleich daran, die Eier aufzuheben. In dem Moment, in dem sie diese jedoch berührten, ging ein grelles, blendendes Licht von den Eiern, was beide zwang, die Augen zu schließen. Mizuki wagte es als erste, ihre Augen wieder zu öffnen und beobachtete zwei hell leuchtende Punkte vor ihnen schweben. „Yusaku! Sie mal! Was… ist das?“ Vorsichtig traute sich nun auch der Junge die Augen wieder zu öffnen und starrte interessiert auf die kleinen leuchtenden Punkte. „D-das leuchtet ja wie diese Feen in dem Spiel mit dieser grünen Elfe…“, stellte er fest. „Ja… du hast Recht! Mit dem Unterschied, dass das hier kein Computerspiel ist, sondern die Realität! Ich frage mich, was passiert wenn…“ Langsam streckte Mizuki ihre Hand nach der leuchtenden Kugel vor ihr aus. Je näher sie ihr kam, desto mehr veränderte sie sich. Es formte sich zu einer Art Walkie-Talkie, welches sie langsam in ihre Hände gleiten ließ. „Wow! Wie hast du das denn gemacht?!“, wollte Yusaku wissen, der das ganze stumm beobachtet hatte. „Ich… wollte es nur anfassen…“, murmelte sie noch immer nicht begreifend, was eben geschehen war. Yusaku schluckte kurz und tat es ihr gleich. Auch seine leuchtende Kugel verwandelte sich in diesen Gegenstand, welchen er auffing und auch begutachtete. Es hatte stark abgerundete Ecken und war etwas länglich. Am oberen Ende befand sich ein quadratischer Bildschirm, der von einem feuerroten Ring, welcher mit Runen gefüllt, umgeben war. Diese Runen hatte er noch nie in seinem Leben gesehen. Darunter und an der Seite befanden sich ein paar unbeschriftete ebenso rote Knöpfe. Der Rest des Gerätes war leicht gräulich. Als er zu Mizukis Gegenstand herüber sah, bemerkte er, dass sie fast identisch waren, mit dem Unterschied, dass der Ring bei ihrem Gerät silbern und die Knöpfe gräulich grün waren. „I-ich weiß das… klingt vielleicht verrückt… aber… ich glaube, diese Eier sind für uns bestimmt…“, mutmaßte Mizuki vorsichtig. „D-da haben wir eben wohl denselben Gedanken gehabt… aber… wieso? Was soll das Ganze? Und wozu sind die Eier eigentlich gut?“ „Finden wir’s doch raus!“, meinte Mizuki plötzlich entschlossen. „Jeder von uns nimmt sich das Ei, aus dem sein komisches Walkie-Talkie gekommen ist und dann beobachten wir das eine Weile!“ „Wie schaffst du es das ganze so auf die leichte Schulter zu nehmen?! Wir wissen doch gar nicht, was das genau ist? Meinst du nicht, da könnte auch etwas Lebendiges drin sein, dass uns nicht freundlich gesinnt ist?“ „Du guckst zu viele Horrorfilme! Lass es uns doch mal ausbrüten! Wenn es etwas Gefährliches ist können wir es immer noch im Keim ersticken!“, argumentierte Mizuki begeistert. „Sicher, dass du nicht zu viele Filme guckst?!“ „Kann schon sein!“, lachte sie. „Aber irgendwie spüre ich, dass diese Wesen die sich darin befinden unsere Hilfe brauchen! Ich möchte niemanden im Stich lassen, sofern ich helfen kann!“ Yusaku kicherte, nahm das Ei auch und meinte: „Du bist wirklich gütig! Also gut, machen wir’s so! Wir sehen uns dann Montag in der Schule!“ „Geht klar! Erste Pause, hinter der dicksten Platane!“ „Abgemach… Moment… Ist das der große Baum auf dem Pausenhof?“ „Genau der!“ „Okay, dann bis Montag!“ Er winkte ihr noch zu und drehte sich um. Doch sie rief ihm noch hinterher: „Das eben hab ich ernst gemeint!“ Er sah sie noch einmal kurz an, lächelte und machte sich auf den Heimweg. „Ich ertrage es nicht, jemanden leiden zu sehen…“, murmelte sie, hob ihr Ei auf und machte sich ebenso auf den Heimweg. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)