Yajuu 3 von Avyr (-battles against insanity-) ================================================================================ Kapitel 7: der eisige Jäger --------------------------- Luca war außer sich vor Wut. Die seltsame Frau, die aus dem Nichts gekommen war, war verschwunden und sie hatte, was noch viel schlimmer war, die Zwillinge mitgenommen. Niemand nahm ihm seine Beute weg. Niemand! Das nahm er persönlich und so würde er auch niemanden hinter ihr her schicken, sondern sich persönlich darum kümmern. Er musste nur diesen nervigen Exile lange genug ablenken, das er hinter ihr her konnte. Mit zwei Menschen war sie unmöglich schnell genug, ihm zu entkommen. Dann war da ja auch noch die andere Person, die als zweites gekommen war und die sich vornehmlich mit Kei beschäftigte. Bisher hatte Luca dem aber kaum Aufmerksamkeit gewidmet. Einige seiner Leute wollten der Frau hinterher, aber bevor er sie zurückpfeifen konnte, weil sie seine Beute war, ging der Fuchs schon dazwischen. Jetzt da die Menschen weg waren, kämpfte er sofort viel besser. Nicht das er vorher schlecht gewesen wäre, aber nun war auf jeden Fall trotzdem ein deutlicher Unterschied zu vorher erkennbar. In einiger Entfernung erspähte Luca Shirai und ihren Bruder Sarir, die das ganze durcheinander bis jetzt nur belustigt mitansahen. Da kam Luca eine Idee. Blitzschnell landete er bei den beiden Exile und meinte: „Lenkt diesen Fuchs da unten für mich ab. Haltet ihn so beschäftigt, dass er keine Zeit hat mir zu folgen. Kapiert?“ Shirai blickte Luca mit großen Augen an. Bisher hatte sie ihn nur selten als Chimäre gesehen und war immer wieder beeindruckt, wenn sie ihn sah. Beeindruckt, aber auch eingeschüchtert. Ihr Bruder nahm das etwas gelassener, doch auch ihm sah man an, dass die Chimäre ihm Respekt einflößte. „Machen wir, Boss.“, kam es zögerlich, dann aber doch entschlossen zurück. Luca antwortete darauf nicht mehr, sondern schaute den Geschwistern zu, wie sie sich nun auch in das ohnehin schon große Durcheinander da unten warfen. Sofort nahmen sie ihre Gestalten als Exile an und stürzten sich auf den Fuchs. Dieser schien zwar nicht überrascht, aber wurde er nun von so vielen Gegner gleichzeitig angegriffen, dass er alle Hände voll zu tun hatte. Wobei selbst Luca zugeben musste, dass Vale beeindruckend war. Gegen gut vier Duzend Gegner hielt er nicht nur mit, sondern konnte auch selbst noch angreifen und dabei Schaden verursachen. Er selbst hatte bisher noch jeden Angriff parieren oder ausweichen können. Alles in allem ein wirklich unfairer Kampf, aber das war Luca egal. Er kämpfte schon lange nicht mehr fair. Als Vale bemerkte, was hinter diesem Massenangriff steckte, war es aber schon zu spät. Luca war verschwunden. „Shit.“, fluchte Vale, denn seine Gegner ließen ihn nicht weg. Wie hungrige Moskitos umschwirrten sie ihn und griffen unablässig ab. Vale blieb für den Moment nichts anderes übrig, als mitzuspielen. „Du hast Luca entkommen lassen.“, schimpfte nun auch Pik, der noch immer mit Kei beschäftigt war, welcher das Ganze scheinbar eher als langweilig und unnötig empfand. Zumindest sah man ihm deutlich an, dass er darauf eigentlich keine Lust hatte. „Ich weiß, aber halt du mal jemanden auf, der so schnell ist wie der Wind, während auf dich vier duzend Leute losgehen.“, verteidigte sich Vale gereizt. „Meinst du, du schaffst den hier auch noch abzulenken? Dann folge ich Luca und halte ihn auf, bevor er Lua erreicht.“ Ein lautes Seufzen war zu hören. „Ja, ja für einen kurzen Moment, bekomme ich Kei schon abgelenkt. Der scheint eh keinen Bock zu haben.“ So schüttelte Vale seine Angreifer für einen Moment ab und gesellte sich zu Pik, der gerade mehrere Stromschläge auf Kei jagte, welcher diesen jedoch ohne Probleme auswich. Noch während Pik seinen Angriff beendete, sprang Vale aus seinem Schatten hervor und griff Kei direkt an. Damit hatte dieser nicht gerechnet und das erste Mal seit Beginn des Kampfes, musste er sich etwas mehr anstrengen, um auszuweichen. Mehrere Klingen aus dem geisterhaften Nebel griffen Kei an, bis dieser letztlich dazu überging, den Nebel zu kontern, statt auszuweichen. Darauf hatte Pik gewartet, der nun blitzschnell verschwand und Lua folgte. Vale blieb allein zurück, der nun so viele Gegner auf einmal vor sich hatte, wie noch nie zuvor. Aber er nahm es als Herausforderung und freute sich regelrecht, sich mal wieder austoben zu können. Er ließ dem Nebel immer mehr Raum, bis Vale darin zu verschwinden schien. Die Wolke, die so entstand, war mehrere Meter im Durchmesser und verschluckte seine Gegner. Nahezu blind waren sie ihm dann ausgeliefert, während er nun dazu überging, einen nach dem anderen aufzuschlitzen. Nur Wenige kamen mit dieser Methode klar, doch Kei, der dies in und auswendig kannte, beeindruckte das nicht. Er ließ sich sogar freiwillig vom Nebel verschlucken, wartete einen Moment geduldig und als Vale auf ihn losging, spießte Kei ihn mit mehrere Klingen auf. Sofort sprang Vale zurück, woraufhin sich die Wunden augenblicklich wieder schlossen. Aber auch der Nebel lichtete sich wieder. „Alles herhören!“, rief Kei nun an die Menge gerichtet, „Wer ohnehin nicht die geringste Chance hat, verschwindet jetzt. Ich hab keinen Bock nachher all eure Leichen wegräumen zu müssen, nur weil ihr so erbärmlich schwach seid!“ Die Anderen im Raum stoppten. Missmutig starrten sie zu Kei, der jedoch mit seiner Aussagen durchaus Recht hatte, was sie auch wussten. Nur mochte es niemand besonders, wenn man ihn erbärmlich schwach nannte. Da sich aber keiner traute, Kei das offen zu zeigen, lichteten sich die Kampfreihen stattdessen. Selbst Shirai und Sarir zogen sich an den Rand zurück. „Endlich etwas Freiraum.“, stöhnte Kei erleichtert, wobei Vale ihm nur zustimmen konnte. „ Na gut, dann bist du wohl jetzt mein Gegner. Was, alter Freund?“ … Ich kam mit den Zwillingen im Gepäck leider viel langsamer voran, als ich wollte, aber da meine Begleiter offenbar ganze Arbeit leisteten, kam ich ohne große Probleme voran. Nur selten begegnete mir einer von Lucas Leuten, die mir aber keine Probleme bereiteten. Meistens hielten sie nicht einmal einem Angriff stand und so näherte ich mich langsam dem Ende dieses Ghettos. Plötzlich merkte ich jedoch, wie sich etwas rasend schnell auf mich zu bewegte. Sofort erkannte ich, wessen Aura das war und seufzte innerlich. Ich hätte mir ja denken können, dass Luca irgendeinen Weg finden würde, mich zu verfolgen. Ich konnte Vale nicht einmal einen Vorwurf machen. Er hatte so viele Gegner gehabt, dass es nahezu unmöglich war, Luca daran zu hindern. Nur hatte ich gehofft, dass ich schneller als er wäre. Offenbar ein Trugschluss. Luca schnitt mir den Weg ab. Mit gefletschten Zähnen starrte er mich mit seinen eiskalten Augen an. „Endstation.“, grollte er zornig, „Was auch immer ihr drei von den beiden Menschen da wollt, das könnt ihr vergessen. Sie sind meine Beute und wer immer es wagt, mir meine Beute streitig zu machen, bezahlt teuer!“ Mir war klar, dass das keine leeren Drohungen waren. Er meinte es todernst. Leider. Aber ich musste mich wohl auf einen Kampf mit Luca gefasst machen, auch wenn das das letzte war, was ich jemals gewollt hatte. Vorsichtig setzte ich Yara und Seth am Boden ab und spannte über die beiden eine Art Käfig aus meinem Silber. Das sollte sie so gut es ging vor Angriffen schützen, denn ich konnte sie nicht die ganze Zeit in meiner Nähe haben, wenn ich gleich mit Luca kämpfen würde. Dann machte ich mich innerlich bereit auf eine der schwersten Aufgaben, die ich je in meinem Leben hatte. „Wer seid ihr drei überhaupt?“, fragte Luca nun verstimmt, „Ihr habt schon eine Mission meiner Leute sabotiert, wie ich hörte. Was wollt ihr?!“ Da ich jedoch nicht mit Luca reden konnte, schwieg ich. Es tat mir in der Seele weh, aber hätte ich das Wort erhoben, hätte er mich sofort erkannt und das konnte ich nicht riskieren. „Du willst also nicht reden?“, fragte Luca nach einiger Zeit. Sein Zorn schien stetig zu wachsen. „Auch gut, ich zerfetzte dich so oder so.“ Dann griff er an. Gut zwei Duzend Eiszapfen manifestierten um mich herum und prasselten auf mich herab. Ich wich ihnen ohne Probleme in die Luft aus, wo mich Luca schon empfing. Seine Klauen rasten auf mich herab, sodass ich abwehren musste. Blitzschnell ließ ich das Silber zu einer stabilen Klinge werden, die den Klauen standhielt. Damit stemmte ich mich Luca entgegen, der alles andere als glücklich darüber schien, dass ich ihm standhalten konnte. Doch im nächsten Moment begann sich seine Stimmung zu ändern. Er war immer noch zornig, aber ich merkte deutlich, dass der Jagdtrieb der Chimäre nun die Oberhand gewann. Er sah vor sich einen Gegner, der eine Herausforderung darstellte, was offenbar nicht allzu oft geschah und das heizte seinen Instinkten ein. Auch ich kannte dieses Gefühl, Pik kannte es auch nur allzu gut, doch Luca hatte nie wirklich gelernt damit umzugehen. Langsam machte ich mir Sorgen, wie das enden sollte. Wenn Pik die Beherrschung verlor konnte ich stets einschreiten, aber wer tat das bei Luca? Nun lösten wir uns wieder voneinander und landeten einige Meter entfernt voneinander. Es begann zu stürmen, wie ich feststellte und Augenblicke später kamen solch heftige Böen, dass sie mich zu zerteilen drohten, wenn ich ihnen schutzlos gegenüber stand. Ich manifestierte mehrere Spiegel, die diese Windschnitte aufsogen, gefolgt von weiteren Eiszapfen. Luca war offenbar fasziniert von diesen Spiegeln. Sowas hatte er noch nie gesehen. Er rechnete also auch nicht damit, dass seine Angriffe auf ihn zurückfeuern würden. Als die Spiegel um ihn herum erschienen und seine Angriffe auf ihn niederprasselten, war er für einen Moment so überrascht, dass ich ihn sogar mehrere Male traf, bis er die restlichen Angriffe wieder abwehrte. Zum Glück war Luca nicht so schlau wie Kei, meine Spiegel auf Anhieb zu durchschauen. So verschwand ich in ihnen und begann Luca zu umkreisen. Immer wieder griff ich ihn an, verschwand aber zu schnell wieder in den Spiegeln, bevor er mich zu fassen bekam. Ich sah, wie er immer wütender wurde und mit jedem Treffer, den ich landete, wurde es noch kälter. Schließlich begannen meine Spiegel dieser Kälte nachzugeben. Obwohl nicht direkt attackiert, gefroren sie mir Stück für Stück und ich war gezwungen diese Taktik abzubrechen. Kaum erschien ich wieder aus einem der Spiegel, in sicherer Entfernung von Luca, stürmte er schon auf mich zu. Zumindest dachte ich das. Stattdessen musste ich jedoch entsetzt feststellen, dass sein Ziel nun die Zwillinge waren. Mein Silber wehrte tapfer die Eiszapfen und Windschnitte ab, die Luca auf sie niederfahren ließ, aber ich sah bereits die ersten Risse im Silber entstehen. Ich musste eingreifen, sonst waren Yara und Seth in zu großer Gefahr. Aber darauf hatte Luca nur gewartet. Kaum näherte ich mich ihm, schlug er blitzschnell zu und beförderte mich damit an einen Felsen in der Nähe. Einige meiner Rippen knackten verdächtig, als ich abprallte, doch ich machte mir darum keine Gedanken. Das würde eh gleich wieder verheilen. Bevor ich jedoch wieder richtig auf die Beine kam, tauchte Luca erneut vor mir auf. Seine messerscharfen Zähne waren nur noch Zentimeter entfernt. Ich wusste, wenn er mich erwischte, würde ich nicht nur mit ein paar Kratzern davon kommen. Im letzten Moment wich ich zur Seite aus, nur um festzustellen, dass der Boden plötzlich eiskalt wurde. Einen Wimpernschlag später kamen riesige Eisklingen empor. Ich stieß mich von ihnen im letzten Moment ab, als mich Luca mit einem Prankenschlag erwischte und mehrere Meter durch die Luft fliegen ließ. Dieses Mal war die Verletzung schon deutlich tiefer. Ein stumpfer Schmerz zuckte durch meinen Körper, was die Chimäre in mir kurz aufzucken ließ. Denn was niemand außer mir wusste, war, dass ich beim Kämpfen nur auf die Kräfte zurückgriff, die ich von meinem Vater vererbt bekommen hatte. Die Kräfte eines Exile. Kurz gesagt kämpfte ich immer nur mit der Hälfte meiner eigentlichen Macht, was im Allgemeinen aber auch mehr als genügte. Kombinierte ich meine Kräfte zu ihrer eigentlichen Macht, hätte Luca keine Chance gehabt. Aber das tat ich nicht. Das hatte ich bisher nur einmal getan und das war im Labor gewesen, als mich die Menschen beinahe getötet hatten und seitdem nie wieder. Der Grund dafür war simpel. Nutzte ich meine gesamte Macht, war ich zwar deutlich stärker als jetzt, aber auch am Verwundbarsten. Ich schaffte es jedoch den Aufschrei der Chimäre erfolgreich im Keim zu ersticken und landete relativ elegant auf den Füßen. Die Wunde begann sofort zu verheilen, benötigte dieses Mal aber einige Sekunden. Zeit, die Luca nutzte, um sofort wieder anzugreifen. Innerlich wappnete ich mich bereits, diesen neuen Angriff mit dem Silber zu kontern, als Pik dazwischen ging. Ein riesiger Stromstoß ließ Luca stoppen und zurückspringen, als Pik vor mir erschien. Telepathisch sandte er mir zu: „Verzeih, dass ich so spät komme. Hatte auf dem Weg mit ein paar Hindernissen zu kämpfen. Wie läuft es so?“ Endlich hatte sich die Wunde von eben wieder geschlossen und ich seufzte erleichtert aus. „Naja siehst du ja. Luca ist wirklich viel mächtiger, als ich gedacht hatte. Kein Vergleich mehr zu früher.“ „Das stimmt.“, pflichtete mir Pik bei und ließ Luca dabei keine Sekunde aus den Augen. „Hör zu. Ich kümmere mich um Luca, dann kannst du mit den Zwillingen von hier verschwinden. Er hat dich für einen Tag genug verletzt.“ „Ach das ist nicht schlimm, ist doch schon alles verheilt.“, meinte ich sofort. Ich sah Pik klar und deutlich an, dass er sich um mich sorgte. Irgendwie fand ich das ja niedlich, auch wenn es eigentlich nicht nötig war. „Meinst du echt, du kommst mit Luca klar? Ich möchte nicht, dass du gegen deinen besten Freund kämpfen musst, Pik.“ „Das ist in Ordnung. Es lässt sich nicht vermeiden und es war ja von vorn herein abzusehen, dass es so kommen könnte. Bring du die Menschen in Sicherheit und ich verschaffe dir die Zeit, die du brauchst. Sag mir dann einfach Bescheid, wenn ich von hier verschwinden kann.“ „Ok…“, meinte ich etwas missmutig. Mir gefiel das ganz und gar nicht, Pik hier mit Luca allein zu lassen, aber es ließ sich nicht vermeiden. „Also gut. Dann verlass ich mich auf dich.“ Pik nickte entschlossen und machte sich bereit. Luca hatte sich während der wenigen Sekunden, die das Gespräch gedauert hatte, nicht vom Fleck gerührt. Scheinbar analysierte auch er die Lage. Dann ging alles jedoch ganz schnell. „Los!“, sandte mir Pik telepathisch zu, ließ im selben Moment eine elektrische Entladung auf Luca herabfahren und ich stürmte zu den noch immer bewusstlosen Zwillingen. Schnell packte ich die beiden und machte mich aus dem Staub. Natürlich wollte mir Luca sofort den Weg abschneiden, aber dann geschah etwas, mit dem er nicht gerechnet hatte. Das erste Mal seit Jahren war jemand genauso schnell wie er. Pik hatte die einzige Affinität unter den Chimären, die der Luft in Punkto Schnelligkeit überlegen war. Und noch etwas musste Luca sehr schnell feststellen. Die Elektrizität seines Gegners konnte nicht durch seine Windangriffe aufgehalten werden. Sie gingen ungehindert dort hindurch. „Du musst die andere Chimäre sein, von der Kei erzählt hatte.“, stellte Luca schließlich fest und wich ein Stück zurück. „Hätte nicht gedacht, dass es außer mir noch jemanden gibt. Hat dich etwa auch Seraphis zurückgeholt?“ Doch Pik schwieg sich genauso aus wie Lua. Auch er wollte nicht anhand seiner Stimme erkannt werden. Luca schnaubte zornig. „Was ist nur los mit euch? Könnt ihr alle nicht reden oder was? Nur euer Fuchs scheint da ja gesprächiger drauf zu sein. Aber gut, von mir aus. Dann töte ich dich eben, ohne ein paar Antworten zu bekommen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)