Yajuu 3 von Avyr (-battles against insanity-) ================================================================================ Kapitel 1: Acht Jahre --------------------- Es war eine stürmische Nacht als sie zurückkehrten und ihre Stadt kaum noch wiedererkannten. Die drei Gestalten die gerade die Hochwiesen vor der Stadt erreicht hatten, stockten. Die dunklen Umhänge wehten umher und bliesen beinahe die Kapuzen davon. Man sah die Gesichter nicht, denn was die Kapuze nicht versteckte, war durch einen schwarzen Mundschutz verhangen. Die Gruppe starrte in die Lichter der Stadt, die sich vor ihnen erhob. Nur kleine Teile der Stadt wirkten noch so wie früher, der Rest lag nahezu in Schutt und Asche. In manchen Vierteln mussten Feuer brennen, denn Qualm stieg auf. Dafür standen die anderen Viertel im krassen Gegensatz, die wie eine Festung wirkten. „Was zum Teufel ist denn hier passiert?“, fragte Vale als erstes und brach die Stille. „Sieht aus als hätte da unten ein Krieg gewütet… oder tut es immer noch.“, meinte Pik beunruhigt. Ich schwieg weiterhin und blickte noch immer schockiert auf die Stadt. „Ist wohl nicht so, wie ihr es in Erinnerung hattet was?“, ertönte plötzlich eine Stimme und Pik und Vale fuhren sofort angriffsbereit herum. Ich drehte nur leicht den Kopf. An einen Baum gelehnt stand Kyria mit verschränkten Armen. Es überraschte mich kaum, dass sie uns bereits bemerkt hatte. Sie war ja Experte darin, Auren zu spüren. „Lange nicht gesehen.“, sagte sie nun etwas freundlicher. „Hallo Kyria, freut mich auch.“, gab ich freundlich zurück. „Ah, du weißt also wieder wer ich bin, ja?“, fragte Kyria erfreut, „Wie schön, hat ja auch recht lang gedauert, was?“ Ich seufzte, denn sie hatte Recht. Meine Erinnerungen waren erst seit einigen Monaten wieder komplett zurückgekehrt und mittlerweile waren so ganze acht Jahre ins Land gegangen, seit unsere kleine Gruppe aufgebrochen war. In dieser Zeit hatte ich wirklich viel von der Welt kennengelernt. Doch unseren eigentlichen Auftrag, den Parasiten ausfindig machen und vernichten, konnten wir nicht erfüllen. Wann immer wir eine schwache Spur gefunden hatte, stellten sich jene sehr schnell als Trugschlüsse heraus. Rasend schnell war so die Zeit ins Land gegangen und damit wir nicht völlig sinnlos umherzogen, hatten Pik, Vale und ich angefangen, gelegentlich Aufträge von Einheimischen anzunehmen, wenn Dämonen, Exile oder Ähnliches Probleme bereiteten. Mit der Zeit waren wir so zu einem eingespielten Team geworden. Das Rätsel blieb jedoch: Wo war der Parasit hin verschwunden? Teilweise kam es mir fast so vor, als existiere er gar nicht, auch wenn ich wusste, dass Seraphis sich das nicht ausgedacht haben konnte. Schließlich war sie es auch, die uns zurück in diese Stadt führte. Vor wenigen Wochen erreichte uns eine Nachricht von ihr. Offenbar hatte der Parasit die Stadt nie verlassen, wie wir ursprünglich angenommen hatten. Er befand sich zwar irgendwie auf der Flucht, doch hatte er sich letztlich genau vor aller Augen versteckt. Denn nicht nur wir suchten nach ihm. Auch die Hunter und auch Lucius Organisation hatten beide eigene Interessen, ihn ausfindig zu machen. Es war also ein Rennen gegen die Zeit. Und doch fragten wir uns alle, wieso ihn niemand finden konnte. So plagten mich gewisse Selbstzweifel an der Richtigkeit unserer Reise. Natürlich hatte ich anfangs keinerlei Erinnerung daran, was ich hier in dieser Stadt schon wieder zurückgelassen hatte, aber ich hatte doch bis eben noch gehofft, dass alles so sein würde, wie immer. Ein Trugschluss. Die Stadt war in einem katastrophalem Zustand. „Du hast dich echt verändert.“, stellte Kyria nun fest, „Ihr drei könnt eure Aura echt gut verbergen. Ich bezweifle, dass euch außer mir sonst noch jemand bemerkt hat. Aber Lua, deine Aura ist ja gar nicht mehr wiederzuerkennen.“ „Ich weiß…“, bemerkte ich, „Liegt wohl daran, dass ich jetzt wieder so bin, wie ich eigentlich geboren wurde. Damals war meine Aura noch verfälscht.“ „Hm sowas hab ich mir fast schon gedacht.“, bemerkte Kyria unbeeindruckt und bewegte sich nun auf mich zu. Sie blieb vor mir stehen und legte mir eine Hand auf die Schulter. „Ich freue mich sehr, dass es dir gut geht.“ „Ich mich auch.“, gab ich glücklich zurück und umarmte sie. Damit rechnete sie offensichtlich nicht, aber sie ließ mich gewähren. Immerhin war Kyria ja noch nie der knuddelige Typ gewesen. Dann löste ich mich wieder von ihr und die Stimmung wurde ernster. „Sag Kyria, was ist denn hier nur passiert? Die Stadt liegt ja halb in Trümmern.“ Kyria seufzte und folgte meinem Blick. „Ja es ist viel geschehen. Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll.“ Da fiel ihr scheinbar etwas anderes ein und sofort starrte sie unbeirrt zu Pik, der genauso verhüllt wie Vale und ich war und doch erkannte sie ihn offenbar sofort. „Moment mal.“, begann sie verwirrt, „Solltest du nicht tot sein?“ Pik lachte auf. „Naja Lua war wohl der Meinung, dass es noch zu früh dafür ist, dass ich den Löffel abgebe. Und außerdem… Leben Tote nicht eh länger?“ „Du steckst ja voller Überraschungen was?“, meinte Kyria nun anerkennend und ließ es dabei bleiben. Dann räusperte sie sich und kam zum eigentlichen Thema zurück. „Ok in der Stadt herrscht zur Zeit großes Chaos müsst ihr wissen. Einige Monate nach deinem Verschwinden trat erstmals eine Gang ins Leben, die aus diversen Halbyajuu, Yajuu und Exile besteht. Der Anführer wird von allen nur „Red Alpha“ genannt, denn überall wo er auftaucht, hinterlässt er eine Spur aus Blut. Nicht nur hat er den Huntern und Van Serenberg den Krieg erklärt, er ist auch Menschen gegenüber äußerst brutal und herzlos. Sie sind quasi Freiwild. Große Teile der Stadt werden von seiner Gang beherrscht.“ „Das sind dann wohl die Orte, die da unten so zerstört aussehen, was?“, fragte Vale mürrisch. „Ganz Recht.“, bestätigte Kyria, „Die Hunter und Van Serenberg haben ihn anfangs nicht ernst genommen und deswegen herbe Verluste erlitten. Mittlerweile stehen die drei Gruppen aber in einer Patt-Situation. Das Viertel im Norden, was dahinten aussieht wie eine Festung, gehört den Huntern. Die beschützen zwar die Menschen, aber nur die, die beweisen können, dass sie nicht infiziert sind…“ „Und das im Westen?“, fragte nun Pik. „Das steht unter dem Schutz von Serenberg. Da leben auch einige Menschen, weil die grundsätzlich erstmal alle da rein lassen, jedoch nur die, die sich das auch leisten können.“, erklärte Kyria weiter und verzog verärgert das Gesicht. „Was ist dann mit den Menschen, die infiziert sind, aber kein Geld haben?“, fragte nun ich besorgt. „Tja, sagen wir es so. Nicht alle Exile der Gegend unterstützen den Red Alpha. Ich hab die zusammengesucht, die ihre Familien und Freunde beschützen wollten und halte derzeit ein recht kleines Viertel am Stadtrand in der Nähe vom Tiergarten.“, erklärte Kyria. „Ihr beschützt die Menschen?“, fragte ich neugierig. „So gut es eben geht. Leider sind viele der friedlichen Exile nicht die besten Kämpfer… ist nicht so leicht das alles.“, seufzte sie. Mein Magen zog sich schmerzhaft zusammen bei all diesen Dingen und sofort brannte mir nur eine Frage auf der Zunge. „Kyria… sag mir bitte, dass…“ „Keine Sorge.“, beruhigte sie mich sofort und lächelte aufmunternd. „Tiara und den Zwillingen geht es gut. Euer Haus lag ja leider in einem der gefährdeten Viertel, also habe ich sie mit zu mir in eine Wohnung genommen.“ Sofort fiel mir ein Stein vom Herzen. „Wie kann ich mich dafür nur je revanchieren? Du hast so viel für uns getan ich…“ Kyria winkte ab. „Du brauchst dich nicht zu revanchieren. Ich habe euch sehr gern geholfen und mittlerweile sehe ich euch sowieso als meine Familie an und die würde ich nie im Stich lassen. Die Zwillinge sind übrigens sehr talentierte Kämpfer geworden.“ „Du hast ihnen das Kämpfen beigebracht?“, fragte ich verwundert. „Ja sie haben mir fast ein Ohr abgekaut, bis ich zugestimmt habe. Aber in dieser Zeit ist es nicht von Nachteil, dass sie das können. Im Gegenteil. Aber keine Sorge, ich lasse sie nicht in die Frontlinie rennen.“ Da war ich beruhigt. „Und wie geht es Tiara so?“, fragte ich stattdessen. „Ihr geht es ebenfalls gut. Sie hilft im Viertel aus, wo sie nur kann. Sie hilft uns dabei Essen, Kleidung und Sonstiges unter die Leute zu bringen, die alles verloren haben. Sie ist dir eigentlich nicht unähnlich.“ „Wow…“, seufzte ich traurig, „Ich habe so viel von ihren Leben verpasst. Sie alle sind jetzt erwachsen, huh? Ich sehe Tiara und die Zwillinge immer noch vor mir, wie sie bei mir und Luca wohnten und jetzt sind einfach so viele Jahre vergangen…“ Einen Moment brauchte ich noch, bis ich fortfahren konnte. Ich war wirklich froh, dass es den Dreien gut zu gehen schien und das sie wenigstens Kyria als Verlässliche Person an ihrer Seite gehabt hatten und doch war ich traurig, dass ich all diese Jahre mit ihnen verpasst hatte und auch nie würde nachholen können. „Ok…“sagte ich nach einer Weile, „Und was ist mit Luca? Bis jetzt hast du nichts von ihm erwähnt. Wie geht es ihm?“ Da sah ich das Zögern in ihrem Blick und die wohlgewählten Worte, die danach folgten. „Es geht ihm wohl gut, denke ich.“ „Denkst du?“, fragte ich verwirrt, „Ist er denn nicht bei euch?“ Da ging ein Funkeln durch ihre Augen und ich ahnte, dass da etwas ganz und gar nicht stimmte. „Was ist los Kyria?“, fragte ich mit mehr Nachdruck. Kyria knirschte kurz mit den Zähnen bis sie mit der Sprache herausrückte. „Sagen wir es so… Der Red Alpha ist eine Chimäre. Mehr muss ich dazu wohl nicht sagen.“ Es zog mir die Kinnlade herunter und auch Pik sah ich an, dass er ebenso entsetzt war. „Aber wie? Was? Das ist doch…“, stotterte ich und bekam keinen sinnvollen Satz heraus. „So etwas würde er doch nie tun!“ „Früher ja… aber wie gesagt, es hat sich Vieles geändert.“, meinte Kyria bitter, „Ich kann dir nicht sagen, warum es so gekommen ist oder wie er es geschafft hat, so mächtig zu werden, aber eines steht fest: Es begann kurz nachdem Pik gestorben war.“ „Was ich?“, fragte dieser ungläubig. Kyria nickte. „Anfangs war er einfach nur ständig schlecht drauf und wirkte irgendwie verbittert, doch dann wurde er aggressiv und zunehmend auch herzlos. Als er begann Menschen zu jagen, da stellte ich ihn schließlich zur Rede, doch er war nicht mehr wiederzuerkennen. Er ist regelrecht von Hass und Rachelust zerfressen gewesen. Offenbar will er es mit der ganzen Welt aufnehmen.“ Fassungslos starrte ich sie an und schwieg. „Den Huntern gibt er die Schuld an deinem Verschwinden.“, erklärte Kyria nun, „Und van Serenberg macht er für die Sache mit Pik verantwortlich. Als er anfing herum zu wüten, gab es unzählige Exile und Halbyajuu, die sich ihm nur zu gern anschlossen. Tja und jetzt sind wir also hier.“ „Das verstehe ich nicht.“, meldete sich Vale nun, „Du bist doch die Nummer Zwei der schwarzen Liste… es sollte für dich doch kein Problem darstellen ihn auszuschalten.“ Sie lachte kurz auf. „Da hast du absolut Recht.“, stimmte sie zu, „Doch so einfach ist das nicht. Mit Luca allein käme ich schon klar. Auch mit dem Großteil seiner Leute, doch da gibt es speziell zwei, die die Sache sehr verkomplizieren. Außerdem kann ich nicht einfach ständig das Viertel verlassen. Wir werden ständig angegriffen und die anderen brauchen mich zur Verteidigung.“ „Ok und wer sind die beiden, die dir so den Kopf zerbrechen?“, fragte Vale neugierig. „Dein Name war doch Valentin oder?“, fragte Kyria. „Jup.“, gab er sofort zurück. „Wenn ich mich Recht erinnere bist du doch Listenplatz 13 oder? Dann solltest du den Einen sehr wahrscheinlich kennen. Es handelt sich um die rechte Hand des Red Alpha, Platz 11 der Liste und unter dem Namen Nokogiri bekannt.“ Vale stockte. „Was… er?“ Ich wusste zwar, dass Vale einen Listenplatz hatte, aber das er so einen hohen Rang inne hatte, war mir bisher unbekannt. Allgemeint wusste ich tatsächlich recht wenig über Vale. Er sprach nicht gern über seine Vergangenheit und bisher hatte ich vermieden ihn darüber auszufragen. Doch er schien regelrecht entsetzt über die Tatsache, dass dieser Nokogiri für Luca arbeitete. „Tja das ist wirklich ein Problem.“, sagte Vale nach einiger Zeit. Verdaut hatte er das noch nicht, aber er hatte sich wieder etwas beruhigt. „Er ist der beste Taktiker und Stratege den ich kenne und hat wirklich umfangreiches medizinisches Wissen. Immerhin war er mal Arzt…“ „Oje…“, seufzte ich über diese tollen Aussichten. „Und wer ist das zweite Übel?“, fragte Pik nun ebenfalls resignierend. „Auch ein Listenplatz und das größte Problem der Geschichte, weil es ein recht gefährlicher Dämon ist. Sie hat ja „nur“ Platz 9, aber selbst ich darf sie nicht unterschätzen.“, meinte Kyria, „Denn es handelt sich um eine Hexe.“ „Eine Hexe?“, knirschte Pik, „War ja klar, dass sie da mit drin hängt. Luca muss ja für sie wie ein gefundenes Fressen gewesen sein… Verdammt. Ich hätte es wissen sollen, dass ihr nicht zu trauen ist.“ Ich war hingegen verwirrt. Hexen? Sowas kannte ich nur aus Märchen. „Was ist denn so gefährlich an ihr?“, fragte ich naiver Weise, „Und ist sie so eine Hexe wie aus den Legenden?“ Dieses Mal erklärte Pik. „Hexen sind keine Menschen, sondern Dämonen, also schon mal anders, als in den Märchen. Sie wirken meist recht harmlos, sind sie aber ganz und gar nicht. Grundsätzlich ist die Grundlage ihrer Macht das Wünsche erfüllen.“ „Wünsche?“, fragte ich neugierig. „Ja, man kann sich von ihnen im Prinzip alles wünschen und da beginnt das Problem. Die Hexen beziehen ihre Macht aus den Konsequenzen, die aus den Wünschen resultieren. Je katastrophaler diese sind, desto mehr Macht schöpfen sie daraus. Dazu kommt, dass sie natürlich mehr als nur einen Wunsch gleichzeitig erfüllen. Wenn Luca jetzt aber tatsächlich einen Vertrag mit ihr hat, dann muss ihre Macht bei diesem Chaos wirklich geradezu explodieren. Deswegen macht sich Kyria auch solche Sorgen.“ „Ok, aber letztlich muss sie doch auch zu besiegen sein oder?“, fragte ich nun. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass sie so gefährlich war. „Natürlich geht das. Niemand ist unsterblich.“, warf Kyria ein, „Aber Hexen können noch weit mehr, als nur Wünsche erfüllen. Sie können ihre Magie auch für eigene Zwecke einsetzen und die nutzen die Hexen wirklich gern um manch einen Vertrag auch mal zu manipulieren, um die Konsequenzen zu steigern, weißt du? Oft verführen sie dazu ihre Vertragspartner sogar. Tatsächlich sind sie was das angeht den Succubi sehr ähnlich.“ Jetzt machte ich mir wirklich Sorgen. Wenn Luca mit so einer zu tun hatte, dann konnte das ja nur übel enden. Doch mir war bewusst, dass ich mich darum jetzt nicht kümmern konnte. Ich hatte andere Aufgaben, die dringender waren. Aber irgendwann würde ich das Problem beheben, das schwor ich mir. Ich war kein schwacher Mensch mehr, der keine Ahnung von sich selbst hatte. Meine Pflichten wiegten viel und eigennütziges Handeln war jetzt einfach fehl am Platz. Das wussten auch Pik und Vale und daher war klar, was unsere nächsten Schritte sein würden. „Ok…“, begann ich schließlich, „Wir werden auf jeden Fall weiterhin unerkannt bleiben müssen. Früher oder später werden wir wohl auf eine der drei Parteien treffen, aber das darf uns nicht ablenken.“ „Was genau erledigt ihr für Seraphis eigentlich?“, fragte Kyria mich ernst. „Kurz gesagt suchen wir Etwas, was die Hunter in ihren Laboren erfunden haben. Seraphis nennt es einen Parasiten und wir wollen ihn finden und unschädlich machen. Wenn wir mehr Zeit haben, kann ich dir mehr darüber erzählen, in Ordnung? In der Zwischenzeit wäre es aber sicher erstmal wichtig, dass wir Kontakt zueinander halten können. Ich hab da auch schon eine Idee.“ Mir war gerade eine Idee gekommen. „Also eine Art Biowaffe… Nun gut, ich hatte so etwas schon fast erwartet. Klingt auf jeden Fall nicht gut. Aber du hast Recht, das ist nicht der rechte Zeitpunkt, das auszudiskutieren. Ich kann ohnehin nicht zu lange vom Viertel fortbleiben.“, erwiderte Kyria nickend, „Aber untereinander in Kontakt bleiben, halte ich für eine sinnvolle Idee.“ „Gut. Dann nimm das hier mit. Damit können wir Kontakt halten.“, sagte ich und materialisierte etwas, dass aussah wie ein kleiner Ohrstecker. Ich reichte ihm Kyria und erklärte: „Über mein Silber kann ich überall hin Kontakt halten. Solange du es bei dir trägst, können wir darüber kommunizieren.“ „Ist ja praktisch.“, grinste Kyria anerkennend und nahm den Stecker entgegen. Sie hatte ja mehrere Piercings am Ohr. Also wechselte sie einen der Stecker einfach kurzerhand aus und es fiel gar nicht auf. „Dann mache ich mich jetzt auf den Rückweg. Ich war schon viel zu lange fort.“, verabschiedete sie sich nun. Tatsächlich hatten wir über eine Stunde hier miteinander gesprochen und ich ahnte, dass sie sich Sorgen machte. „Ihr seid in unserem Viertel jederzeit willkommen.“, rief sie uns noch zu und verschwand sofort. Als Kyria gegangen war, meinte Pik zu mir: „Sieht ja übel aus hier. Könnte die Sache echt schwierig gestalten.“ „Ich weiß, aber wir schaffen das schon.“, wollte ich ihn aufbauen. „Ich kann nicht glauben, dass Luca so eine Scheiße baut.“, knirschte er nun mit den Zähnen. „Ich auch nicht.“, stimmte ich ihm traurig zu. „Hoffentlich können wir daran irgendwann etwas ändern.“ Aber auch Vale schien betrübt. Ich nahm an, dass es an der Person lag, die Kyria eben erwähnt hatte, diesem Nokogiri. „Na gut.“, meinte Pik nun und raffte sich auf. „Dann mache ich mal das, was ich am besten kann und beschaffe Informationen. In ein paar Stunden bin ich wieder da.“ Vale und ich nickten ihm zu und damit machte er sich auch schon auf den Weg. Es war wirklich praktisch einen ehemaligen Informanten dabei zu haben, denn Pik verstand sein Handwerk wirklich gut. Manchmal bewunderte ich ja, wie er es schaffte, immer wieder Dinge in Erfahrung zu bringen, die als absolutes Geheimnis galten. Ich war wirklich froh, dass er dabei war. Auch aus dem Grund, weil er mir wirklich wichtig geworden war. Dasselbe galt auch für Vale. Die beiden waren wie große Brüder für mich, die immer auf mich Acht gaben ohne mich dabei zu unterschätzen. Anfangs war es etwas schwierig gewesen. Pik musste sich natürlich erst daran gewöhnen eine Chimäre zu sein. Der Hunger auf Fleisch und die Jagdlust waren Neuland für ihn und auch ich musste mich erst wieder an diese Dinge gewöhnen. Zumal ich als Kind nicht mal jagen musste, hatte meine Mutter mir das doch immer heimlich besorgt. Vale hatte uns da jedoch gut weiterhelfen können. Immerhin war er schon deutlich älter als wir mit seinen mittlerweile über 90 Jahren Lebenserfahrung. Auch für ihn war es ja eine Umstellung. Er war es gewohnt gewesen, allein zu sein und nun hatte er permanent zwei Rookies im Schlepptau. Doch irgendwie hatten wir uns alle zusammengerafft und heute waren wir hier. „Meinst du, Luca bekommt bald einen Listenplatz?“, dachte ich laut nach. „Wenn er so weiter macht, dann kann es nicht mehr lange dauern und ich bezweifle, dass er dann niedrig einsteigt.“, bemerkte Vale neben mir. Das hatte ich befürchtet. „Egal. Ich sollte mir jetzt nicht den Kopf darüber zerbrechen.“, beschloss ich für mich selbst und dann warteten wir unruhig, bis Pik zurückkehren würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)