Get in this getaway von Chaos-Klappstuhl ================================================================================ Kapitel 1: Verloren.. --------------------- „Warten sie!“ rief Marron dem blauhaarigen Mann hinterher. „Mister…“ Sie versuchte ihn noch einzuholen, bis sie ihn gänzlich aus den Augen verlor. Außer Puste blieb die fünfundzwanzigjährige junge Frau stehen und schaute auf das Smartfone in ihrer Hand. Sie blickte sich hektisch um, jedoch keine Spur von ihm. Der unbekannte hatte Sie in einem kleinen italienischen Delikatessenladen auf der Coventry Street angesprochen und dabei sein Handy zwischen Pesto und Pasta liegen lassen. Wie ärgerlich für ihn. Er sah so aus als würde er es heute sicherlich noch gut gebrauchen können. Es hatte schon im Laden dreimal angefangen zu klingeln. Wohl ein ziemlich vielbeschäftigter Geschäftsmann, dachte sie sich. Wie solche Männer wohl ein Privatleben führen konnten? Sie würde das teure Ding gleich nach der Arbeit in einem Fundbüro abgeben. Dann würde er es bestimmt schnell wieder bekommen, wenn er denn überhaupt danach suchen würde. Solche Männer hatten genug Geld um sich zehn dieser Smartfones zu kaufen. Wahrscheinlich würde er einfach seine Karte sperren lassen und sich ein neueres, viel schnelleres Modell kaufen. Trotzdem hatte dieser unbekannte blauhaarige einen bleibenden Eindruck bei ihr hinterlassen. Sie konnte nicht sagen, dass er ihr nicht gefiel. Es wunderte sie sowieso, dass ein Mann wie dieser ausgerechnet sie ansprach. Wahrscheinlich ohne Absichten. Natürlich ohne Absichten, denn sie selbst hatte ja auch nicht die Absicht näher auf den kleinen Flirt einzugehen. Sie seufzte und lief zurück zu der kleinen Londoner Werbeagentur namens „Brainstorm“, in der sie seit 3 Jahren als Kommunikationsberaterin angestellt war. Ihr lag viel an dieser Agentur denn sie setzten sich ausschließlich für Non-Profit Unternehmen ein. Aus diesem Grund hielt auch die Agentur ihr Honorar so gering wie möglich. Es stand nicht besonders gut um ihren Arbeitsplatz, da der Umsatz der Agentur im letzten halben Jahr immer weiter gesunken war. Es stand sogar im Raum, ob Brainstorm nicht sogar komplett aufgelöst oder verkauft werden würde. Seit sich die Geschäftsführung, bestehend aus 3 Inhabern, zerstritten hatte gab es keine klare Linie mehr und die Kundenzufriedenheit sank auch immer weiter. Im Moment kümmerte sich nur noch der alte Mr. Daniels um die Agentur. Aber auch er stand nur noch zwei Tage die Woche als Ansprechpartner zur Verfügung. Um Eine Agentur zu führen, war das definitiv nicht genug. Aber Marron war überzeugt, dass sie alle - mit dem nötigen Engagement - die Agentur wieder ganz nach vorne bringen konnten. Sie hatte es sich zum Ziel gesetzt ihren eigenen Arbeitsplatz und auch den ihrer Kollegen zu retten. Nicht zu selten war sie in eigener Sache auf Messen unterwegs und akquirierte dort neue potentielle Kunden. Es war dabei nicht leicht den Charakter von Brainstorm beizubehalten. Es war ihr dabei wichtig, dass sie überwiegend den Unternehmen und Vereinen halfen, die sich für gute Zwecke einsetzten und selbst keinen Profit aus ihren Geschäften schlugen. An ihrem Schreibtisch angekommen sah sie auf das fremde Handy. Fast wie von selbst löste sich die Bildschirmsperre und sie hatte vollen Zugang zu seinen Nachrichten, Apps und Dateien. Sie schluckte und war sich nicht sicher, ob sie wirklich neugierig sein sollte. Auf Nacktfotos von dem blauem Geschäftsmann hatte sie selbstverständlich nicht gehofft aber vielleicht gab es ja einen Hinweis auf seinen Namen oder seine Adresse. Als sie ein Foto von ihm fand konnte sie nicht anders als es anzustarren. Er hatte wirklich eine unglaubliche Ausstrahlung. Selten hatte ein Mann so attraktiv auf sie gewirkt. Seine breiten Schultern passend zu seiner Größe. Vielleicht 1,95m ? Blaue Haare und braune Augen. Das hatte sie vorhin in dem indirekten Licht gar nicht registriert. Sein Lächeln war wirklich atemberaubend…Sie legte das Handy sofort zur Seite. Schluss mit dem Unsinn, sie war schließlich in festen Händen und das sollte auch so bleiben. Sie war zufrieden. Nicht glücklich aber zufrieden. Es war eine runde Sache mit James. Er rundete ihr kleines bescheidenes Leben ab und auch wenn sie beide nicht immer viel Zeit für einander hatten, wussten sie den jeweils anderen gut zu Schätzen. Es war etwas Gutes. Sie wurde aus ihren Gedanken gerissen als das Handy auf einmal anfing zu vibrieren. Sie starrte dieses Ding an und wusste nicht, was sie jetzt genau tun sollte. Am Besten war es, wenn sie abnehmen würde und nach diesem Mann fragen würde. Guter Plan Marron, dachte sie sich und nahm seinen Anruf entgegen. „Ja Hallo?“ sprach sie vorsichtig. „Chiaki was zur Hölle! Wieso gehst du nicht an dein Gott verdammtes Telefon? Weißt du eigentlich, was hier gerade los ist?“ „Was sagten Sie gerade, wen sie sprechen wollten?“ Der Mann stöhnte und schien gar nicht erfreut zu sein eine weibliche Stimme zu hören „Chiaki Nagoya! Sagen sie mir bitte, dass sie nur seine Freundin sind und er direkt neben ihm sitzt!... Gott Verdammt…nicht auch noch das!“ Der Mann klang nun nicht mehr sauer sondern eher genervt. „Dieser Mr. Nagoya scheint sein Handy verloren zu haben. Ich habe es gefunden und würde es ihm gerne zurück geben. Wissen sie wo ich ihn finden kann?“ „Was glauben sie denn? Würde ich so wutentbrannt anrufen, wenn ich gerade wüsste, wo Chiaki steckt? Nie ist dieser Mann zu erreichen, wenn die Hütte brennt.“ Marron schluckte und hielt das Handy etwas zur Seite. „Nun beruhigen Sie sich doch erst einmal! Sagen sie mir wo er arbeitet und ich bringe ihm das Handy vorbei. Dann erreichen Sie ihn auch wieder!“ „Leicester Square, Consulting London International.“ Der Mann an der anderen Leitung legte genervt auf und Marron war entsetzt darüber, was es doch für widerliche Menschenauf dieser Welt gab. Ihre Kollegin schaute sie schon ganz entsetzt an. „Was war das denn für ein Ekel, Marron?“ Marron schaute sie immer noch verdutzt an. „Ich habe heute Morgen ein Handy gefunden von einem Chiaki Nagoya anscheinend. Er scheint bei Consulting London International zu arbeiten.“ Miyako, ihre Kollegin und auch Freundin, grinste. „So ein Schicksalsding also. Ich weiß schon wie das abläuft. Du bringst ihm das Handy, ihr geht etwas zusammen trinken, ihr verliebt euch“ „Miyako ! Ich bin verlobt…Das mit James ist mir sehr ernst. Hör auf damit! Das ist Unsinn! Ich würde nie auf solche kitschigen Ideen kommen. So etwas gibt es nur im Film!“ Miyako grinste. „Hau schon ab und bring ihm das Ding! Marron schnappte sich ihre Handtasche und das Handy „komm ja nicht auf komische Ideen Miyako! Ich will nichts davon hören!“ Sie musste wirklich wahnsinnig sein aber was war schon dabei. Sie brachte ihm doch nur sein Handy zurück. In Gedanken versunken rannte sie die Straße entlang. Es war eiskalt draußen. Hätte sie heute Morgen doch bloß lieber den wärmeren Schal angezogen. Außerdem musste Sie aufpassen, dass sie nicht ausrutschte. Eben noch hatte es ein wenig angefangen zu schneien. Nicht der erste Schnee in diesem Jahr aber trotzdem waren ihre Hohen Stiefel nicht unbedingt für Schnee geeignet. Außer Atem stand Sie vor dem riesigen Gebäude, in dem ER arbeitete. Mit erschrecken stellte sie fest, dass sie ihm heute schon zum zweiten Mal hinterher gerannt war. Den Gedanken verwarf sie besser schnell wieder. Es ging hier schließlich nur um ein Telefon. Der Arme musste es seit über 3 Stunden suchen. Sie wäre völlig außer sich gewesen, wenn sie ihr Handy verloren hätte. Alleine darum ging es ihr. Sie atmete tief durch und lief die vielen Treppen hoch zum Eingang des Gebäudes. Sie stand in einer riesigen Vorhalle mit hohen Decken und weißen hellen Säulen. Die Wände waren kunstvoll verziert und generell sah es hier eher aus, wie in einem historischen Museum als in einer großen Firma. Sie zog sich ihre Kapuze vom Kopf und schaute sich um. Sie lehnte sich an die Theke des Empfangs aber niemand war dort. „Verfolgen Sie mich?“ sprach ein Mann mit tiefer, fester Stimme hinter ihr. Sie drehte sich ruckartig um und schaute in sein belustigtes Gesicht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)