Zwei Tiere in Ionia von SilverDragonoid ================================================================================ Kapitel 15 - Tanz zum Blutmond ------------------------------ ...Da der Garten überfüllt war, entschieden wir uns erstmal rein zu gehen und Plätze zu suchen. Ich war so sehr auf das Buffet auf der gegenüberliegenden Seite fokussiert, dass ich gar nicht bemerkte wo Yi mich hinzog. Der Saal hatte eine riesengroße Tanzfläche mit Marmorboden. Am Ende standen einige Tische mit weißen Tischdecken, an die wir uns dann auch setzten. Auf jedem Teller stand ein Origami aus roten Servierten. Meine Schwester hatte passender Weise einen Katzenkopf. Bei Yasuo waren es zwei Fische, die sich umkreisten. Auf meinem stand ein kleiner Wolf - wie niedlich der aussah. Ich schmunzelte. ,,Fehlt nur noch ein Stab in der Hand und es ist Wukong!", sagte Yi begeistert über seinen Affen, der kampfbereit in seine Richtung stand. Er und Yasuo lachten. ,,Ich glaube den behalte ich", sagte er. ,,Entschuldigung, wer ist Wukong?", fragte ich interessiert. ,,Ein riesiger, sprechender Affenkönig", grinste Yasuo. ,,Er ist kein Affenkönig, aber der Rest stimmt schon", entgegnete Yi, ,,er war mein Schüler. Aber mittlerweile steht er auf eigenen Beinen. Mann, habe ich ihn lang nicht mehr gesehen."   Plötzlich kam Musik. Wir drehten uns ruckartig in die Richtung, aus der die Töne kamen. Auf der anderen Seite des Saals waren Lautsprecher und Mischpulte aufgebaut. An einem von ihnen saß eine türkishaarige Frau mit einem Helm auf, der scheinbar die Töne bildlich darstellte. Ihr Mischpult unterschied sich von allen anderen. Nicht nur in Form, Farbe und Design, sondern es bewegte sich auch zum Takt und schien zu schweben. Die Menge jubelte: ,,D-J So-na!" Ich konnte kaum fassen, dass diese Frau das nette, stumme Mädchen sein sollte, das ich kennengelernt hatte. Sofort stürmten Zig auf die Tanzfläche und gingen ab.   Die drei vom Kinkou-Orden setzten sich zu uns und wir holten uns erstmal was zu essen. Beim Essen turtelten Shen und Akali durchgehend. ,,Na, ist es jetzt offiziell?", fragte Bastet mit einem wissenden Blick, als alle Männer kurz weg waren. ,,Nein, es würde nämlich Shens Ruf schaden", antwortete die Schwarzhaarige seufzend. ,,Warum?" ,,Weil er dafür bekannt ist, dass er sich nicht von Gefühlen ablenken lässt. Würden die anderen wissen, dass er in einer Beziehung ist, würden sie mich als Schwachstelle sehen." ,,Und was ist heute anders?" ,,Es ist unhöflich eine Frau allein zum Fest gehen zu lassen", grinste sie. Dann kamen die anderen wieder. Damit war das Thema beendet.   Bisschen später gesellte sich noch ein anderes Paar zu uns. Sie strahlten beide so eine unheimliche Aura aus. Um die weißhaarige Frau schwebten drei kleine, schwarze Kugeln. Sie setzten sich Shen und Akali gegenüber, die sofort ein Knurren von sich gaben. Der Geruch des Grauhaarigen kam mir so verdammt bekannt vor - so dünn und unwirklich. Als ich seine Kleidung und die zwei großen Shuriken auf seinem Rücken betrachtete, schoss es mir wieder durch den Kopf. ,,B-b-b-bist du Z-zed?", hauchte ich unsicher. Jetzt schaute er zu mir, nachdem er sich mit Shen ein Blickduell geliefert hatte. ,,Ah du bist die Kleine aus dem Wald, die sofort erstarrte und von ihren Bodyguards gerettet werden musste", sagte er verspottend. Ich knurrte und mein nicht-vorhandenes Fell sträubte sich. ,,Sprich nicht so von ihr! Was macht ihr hier überhaupt?", setzte sich Yi für mich ein. ,,Na was wohl? Es ist Blutmond", entgegnete Zed. ,,Und wer hat dich eingeladen?", fragte Shen. Man hörte ihm an, dass er sich stark zurückhalten musste nicht auf ihn zu springen. ,,Das kann ich euch auch fragen", sagte Zed gelassen, ,,außerdem wenn der Noxus willkommen ist, dann wir ja offensichtlich auch. Komm schon, Shen, gib zu, dass ich dir gefehlt habe." Er sah dabei so arrogant aus, dass ich ihm am liebsten auch eine geklatscht hätte. ,,Du ganz sicher nicht!", Shen stand auf, doch wurde von der Frau zurückgehalten, die sich endlich auch einmischte: ,,Wir sind nicht gekommen um zu streiten. Du müsstest Zeds Natur besser kennen als jeder andere und müsstest wissen, dass du nicht auf alles eingehen darfst. Also bitte beruhigt euch, Jungs." Shen setzte sich wieder und verschrenkte die Arme.   Die Musik wechselte wieder und ich erkannte das Lied, zu dem ich den Paartanz gelernt hatte. Yi stand schon und hielt mir seine Hand hin: ,,Darf ich bitten?" ,,Gerne doch", ich nahm an und wir gingen auf die Tanzfläche. Wir blieben stehen und er legte mir erneut die Hand auf die Hüfte. Dabei wurde ich leicht rot und legte meine auf seine Schulter. Wir lächelten uns an und fingen an zu tanzen. Zum Glück führte er, weil ich meinen Blick nicht von diesen grünen Augen lassen konnte und so in jeden reingelaufen wäre. Er wandte seinen Blick auch nicht von mir ab, und trotzdem achtete er auf die Umgebung. Ab und zu roch ich Akali und Shen neben uns, bevor sie wieder wegtanzten. Später auch Yasuo und meine Schwester. Die Katzenminze war zum Glück schon längst verflogen. Ihr war ihr Verhalten erst echt peinlich gewesen und sie saß nur rot auf ihrem Stuhl ohne sich weiter zu rühren. Jetzt kam das Ende. Wie vorher geübt wanderte Yis Hand zu meinem Rücken und ich glitt gleichzeitig mit vielen anderen Frauen nach hinten. Meine Haare hingen knapp überm Boden und Yi war jetzt wieder direkt über mir. Mit festem Griff gab er mir das Gefühl, dass er mich auf keinen Fall fallen lassen würde. Aus dem Seitenblick sah ich, dass ich wirklich die einzige war, deren Füße nicht mehr den Boden berührten. Dieser Unterschied blieb den anderen Gästen nicht verborgen und viele staunten darüber, wie ich mich auf meine Rute stützte. Das zauberte mir wieder ein Lächeln ins Gesicht. Dann zog der Schwertkämpfer mich hoch.   Das nächste Lied startete und Yi fragte mich, ob wir nicht ein wenig zu ihm wollten. Ich schaute auf die Uhr und stimmte zu. Draußen sahen wir Zed und Syndra - ihren Namen hatte mir Yi verraten - tanzen, als wären sie im Moment die glücklichsten Menschen der Welt. Obwohl ich Zed nicht wirklich leiden konnte, sahen sie einfach niedlich aus.   Wir liefen angenehm langsam durch die Gassen. Ich schaute zum Mond, der groß und bedrohlich am Himmel stand. Er schien mir etwas zuzuflüstern, aber es war eine für mich unverständliche Sprache, welche mich in eine Trance versetzte, die sich anfühlte, als wäre ich nicht Herr meiner Selbst. Wieso mich diese Stimme so verlockte, konnte ich beim besten Willen nicht sagen, doch eines weiß ich: Sie könnte mir gefährlich werden, wenn ich sie nicht schnell unter meine Kontrolle bekäme.   Von der einen Sekunde auf die nächste verspürte ich einen Drang... einen Drang, der mich so betörte, dass ich alles um mich herum vergaß und mich nur darauf konzentrierte diesem Drang nachzugehen. Gegen meinen Willen widersetzte sich mir mein Gehirn und schaltete sich ab. Ich bin zu einem Geschöpf geworden, welches nur seinem Instinkt folgt - denn meine Instinkte würden mich nie im Stich lassen.   Und genau diese Instinkte trieben mich dazu stehen zu bleiben und Yi anzusehen. Er blieb ebenfalls stehen und sah mich fragend an. Immer noch in Trance legte ich meine Hand auf seine Wange und ließ mich von seinen leuchtenden Augen in seinen Bann ziehen. Er hatte so ein liebes, markantes Gesicht. Ich wollte nicht, dass er es immer hinter seinem Helm verbarg.   Nun merkte ich wie sich seine Atmung verschnellerte und ich konnte nicht mehr widerstehen. Ich zog ihn an seinem Bart sanft zu mir, während wir unsere Augen schon schlossen. Kurz darauf trafen meine Lippen auf seine und ich schmolz dahin. Sie waren so schön warm und weich. Ich legte meine freie Hand auf seine Brust und genoss dieses Gefühl, das Schmetterlinge in meinem Bauch fliegen ließ.   Jetzt legte er seine Hände auf meine Taille und zog mich an sich. Sofort bekam ich eine angenehme Gänsehaut und ein komisches Kribbeln im Bauch. Ich spürte seine Wärme und nahm seinen einzigartigen Duft war, der mich an unseren Wald und Kirschblüten erinnerte. Das gab mir ein Gefühl der Geborgenheit. Hier, jetzt, für immer, in seinen Armen war ich sicher. Auch wenn der Kuss eher zaghaft und vorsichtig war, gab er mir das Gefühl, tausend neue Sinne der Wahrnehmung entdeckt zu haben. Er entflammte ein großes Feuer in uns.   Langsam lösten wir den Kuss, auch wenn ich ihn gerne länger genossen hätte, und sahen uns mit roten Wangen an. ,,Yi", flüsterte ich, aber dann legte er mir einen Finger auf die Lippen. ,,Pscht. Du brauchst nichts zu sagen", sagte er und legte mir eine Hand auf den Hinterkopf, wodurch er mich dann wieder zu sich zog und unsere Lippen vereinte. Diesmal war er nicht so vorsichtig, sondern traute sich etwas mehr und presste sich gierig an mich.   Ich hatte nur noch ein Feuerwerk aus Gefühlen in meinem Kopf, was noch dadurch verstärkt wurde, dass am Himmel auch wieder die Raketen flogen. Automatisch schlang ich ihm meine Arme um den Hals und wickelte uns mit meiner Rute ein. Das war mein Moment und er konnte mir von Keinem genommen werden. Ich dachte ich sterbe, denn es war zu schön um wahr zu sein. Er war mein Gott und ich seine Schöpfung.   Wieder lösten wir uns von einander und sahen uns mit roten Wangen tief in die Augen. Dieses Grün... Es brachte mich um den Verstand.   ,,Willst du wahre Magie sehen?", riss er mich mit liebevoller Stimme aus den Gedanken. Ich war noch etwas überrumpelt, aber nickte lächelnd. ,,Komm mit!", er zog mich mit sich und führte mich aus der Stadt heraus. Ich ließ mich einfach mitziehen und genoss das Feuerwerk, das gerade endete. Natürlich war es nicht so spektakulär wie das zu Beginn, aber für mich war es aus dem Grund atemberaubend, dass es mein zweites in meinem Leben war.   Erst jetzt bemerkte ich, dass Yi mich zum Lotus-Garten führte. Schon über der Mauer aus Ranken und Bäumen, die dicht nebeneinander standen, sah ich ein wunderschönes Leuchten. Wir liefen rein und mir stockte der Atem: Wie Yasuo erzählt hatte waren alle Blüten geschlossen und ihre Stängel leuchteten. Das Licht ging unfassbar weit runter, so weit sogar, dass man das Ende nicht sehen konnte. Dafür waren am Grund tausende von kleinen Lichtern, die zusammen wie eine kleine Galaxie aussahen, von denen einige sogar pulsierten. ,,Wow", entrann es mir, nachdem ich mir eine Hand vor den Mund hielt. ,,Nicht wahr?", er stand neben mir und hielt fest meine Hand. Wir starrten noch eine ganze Weile auf dieses Wunder. Standen einfach da und genossen den Moment.   Irgendwann kam jemand von hinten und fragte: ,,Yi? Was machst du denn hier?" Der Angesprochene drehte sich um und schien sich zu freuen. ,,Hey, Lee Sin. Lang nicht mehr gesehen." ,,Sehr lustig, Yi", sagte der Mann, dessen Augen mit einem roten Tuch verbunden waren. Yi musste lachen. ,,Wer ist das bei dir? Ist es Mensch oder Tier? Oder ein Tier auf zwei Beinen?", fragte der scheinbar Blinde. ,,Das kann sie dir am Besten selbst erklären." ,,Sie!?", er schien offensichtlich überfordert, ,,Yi? Was hab ich verpasst?.. In welchem Universum bin ich bitte gelandet? Verzeihung, war nicht so gemeint" Yi musste nur wieder lachen.   ,,Ich bin ein Mensch mit einigen tierischen Körperteilen. Kurz gesagt ein Wolfsmensch", erklärte ich endlich, ohne auf seinen dummen Kommentar einzugehen. ,,Interessant...", er schaute mich schräg an. ,,Scheint hübsch zu sein. Wo hast du sie aufgegabelt?", fragte er wieder zu Yi gewandt. Was zum? ,,Ich hab sie nirgends aufgegabelt! Sie ist aus dem weit entfernen Shurima gekommen um sich Ionia anzusehen. Das war's. Und jetzt, wenn du uns entschuldigen würdest, wir müssen los", bestimmte er und zog mich wieder mit. ,,Yi! Viel Spaß noch!", rief Lee noch mit einem schiefen Grinsen hinterher. Ich wollte zwar noch nicht gehen und mir lieber weiterhin den See ansehen, aber ich sah, dass das Flimmern und die Lichter immer schwächer wurden. Es würde also nicht mehr lange halten.   Bei Yi Zuhause angekommen setzten wir uns zuerst an den Tisch. ,,Möchtest du einen Tee?" ,,Liebend gern", antwortete ich, dann stand er auf. Ich betrachtete ihn von hinten und war wunschlos glücklich. Ich hätte ewig so sitzen und starren können. Es verging ein Weilchen, während er mit den Tassen rumhantierte. In der Zeit wurde ich müde, weil ich vom ganzen Tag bisschen überfordert war. Kurze Zeit später wurde mir schwarz vor Augen... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)