Zwei Tiere in Ionia von SilverDragonoid ================================================================================ ***Special*** ,,Brave the shadows, find the truth..."-Zed, the Master of shadows -------------------------------------------------------------------------------- ... Was zum Teufel ist das für ein Geruch? Ich blieb stehen und schnupperte. Er war schon menschlich, aber so dünn, als wäre er nicht.. nicht wirklich. Irgendwie packte mich die Neugier und ich rannte los. Dass Yi hinter mir verblüfft dreinschaute, ignorierte ich mal. Ich rannte nur dem Geruch entgegen.   Plötzlich wusste ich nicht mehr woher der Geruch kam, da er mich scheinbar umkreiste. Ich fand mich auf einer Lichtung wieder. Da ertönte eine tiefe, ruhige, aber unklare Stimme: ,,Was suchst du in Ionia, neuer Champion?" ,,Ich will sehen, ob es ein guter Ort zum wohnen ist", antwortete ich unwissend. ,,Oh ja, ist es. Hast du denn schon ein Zuhause?", die Stimme kam schon aus einer ganz anderen Richtung, als würde der Sprecher schnell und lautlos umherspringen. Das würde auch erklären warum der Geruch überall verteilt war. ,,Nein, noch nicht", setzte ich die Unterhaltung fort. Wieder von wo anders kam es, diesmal von vorne: ,,Ich kann dir ein gutes Zuhause bieten, wenn du dich mir anschließt. Ein Zuhause in dem du respektiert, toleriert, akzeptiert wirst." Bei den Worten dachte ich an meine Beine, ließ die Rute zu Boden fallen und legte die Ohren an. Plötzlich stand Zed vor mir, gefährlich nah vor mir. Mit einer anziehenden Stimme sprach er nun weiter: ,,Willst du nicht auf die Seite der Schatten kommen? Ihre Fähigkeiten können dich unbesiegbar machen." Ich hatte schon immer eine Schwäche für das Dunkle und die Welt der Schatten und Dämonen, was er mir wohl ansah und sich zu Nutzen machte. Er legte einen Finger unter mein Kinn und zwang mich ihn anzusehen, da ich vorher hinter mir auf den Boden gestarrt hatte. Ich war wie gelähmt. ,,Komm zu uns und wir werden dir eine Stärke beibringen, die du dir nie zuvor erträumt hast", der Schattenmeister kam meinem Gesicht dabei immer näher. ,,Ich.. ich-", stammelte ich, aber überwand mich dann doch, ,,ich nehme Ihr Angebot an", ich blickte zu Boden. Ein tiefes Kichern entrann der Maske. ,,Du kannst mich jetzt Meister nennen, meine liebe Schülerin", dann zog er mich mit. Irgendwo konnte ich noch Bastets Geruch leicht wahrnehmen, aber hatte nicht die Zeit drüber nachzudenken...   Irgendwann kamen wir im Kinkou-Kloster an - wie er es nannte. Wir wurden von seinen Lehrlingen begrüßt, die alle die gleichen Sachen und Masken auf hatten wie Zed. Aber man konnte sie von der Augenfarbe her von Zed unterscheiden - wahrscheinlich strahlte bei jedem seine natürliche Augenfarbe heraus. Viele von ihnen sind noch jung, und bis auf paar Ausnahmen wurde ich wegen meines Aussehens nicht schräg angeguckt.   ,,Wir zeigen dir später alles. Erstmal sollst du dich mit den Regeln vertraut machen. Und du brauchst auch eine Uniform", er musterte mich kurz, ,,mit den Beinen wird es schwer, aber das kriegen wir schon irgendwie hin." Er rief zwei Schüler - ein Mädchen und einen Jungen - zu sich, die sich um mein Wohlbefinden sorgen sollten. Hier kam es mir gar nicht so brutal vor wie ich es mir nach den Beschreibungen über Zed vorgestellt habe. Die zwei teilten mir ein Zimmer zu, nachdem Zed plötzlich verschwunden war. Es war zwar nicht groß, aber es hatte ein Fenster, das mir den Zugang zur Natur gab, und trotzdem schön dunkel war. Aber ich glaube, wenn man die Kunst der Schatten erlernen will braucht man auch Schatten um sich. Ich durfte mich kurz einrichten und dann wurde ich für eine regelrechte Führung mitgenommen.   Etliche ewig lange Flure mit Zimmern zu weiteren Türen kamen wir im Esssaal an. Einige saßen bereits hier und unterhielten sich. Ich bekam einige Sätze mit, die sich alle darum drehten, wer welchen neuen Trick gelernt hat, bevor ich weitergeführt wurde. Wir kamen an vielen Trainingsräumen vorbei - einer größer als der andere - mit den verschiedensten Trainingseinrichtungen. Doch die Größten waren die zwei draußen - rechts neben dem Kinkou-Kloster und dahinter. Hier herrschte regelrechtes Treiben. Viele Schüler maßen sich untereinander, probierten neue Sachen aus und ließen sich von den Erfahreneren belehren.   Irgendwann kam wieder ein langer Gang, bei dem die rechte Wand von Rundbogenfenstern durchbohrt war, durch die gleißendes Licht strömte. Ich blickte durch eines und sah einen kleinen, wunderschönen Garten ohne Dach mitten im Gebäude. Drumherum waren weiterer solcher Gänge, die diesen Garten umschlossen. Es roch so schön nach Lilien und Blumen, die ich noch nicht kannte. In einer Ecke sprudelte eine Quelle aus paar Steinen hervor. Das Geräusch betörte mich. Vier Trampelpfade trafen sich wie ein X in der Mitte. Einige Büsche vor mir verbargen einen Teil der restlichen Sicht.   ,,Können wir kurz halten?", fragte ich die Zwei, die eilig vor mir her liefen. So wie sie vorbei gelaufen waren, hatten sie wohl nicht vor mir den Garten zu zeigen, also ergriff ich das Wort. ,,Möchten Sie sich umsehen?", fragte das Mädchen. ,,Wenn es mir erlaubt ist." Sie nickte stumm und ich sprang durch eins der Fenster. Ich drehte mich und ließ das Grün praktisch in mich einströmen. Das Licht prickelte auf meinem Gesicht und ich empfand seelische Freude. Dann entschied ich mich im Schneidersitz hinzusetzen und die Augen zu schließen. Automatisch sammelte ich Energie aus der Umgebung und schöne Erinnerungen, die mich stark machten. Erinnerungen an das Leben mit meiner Schwester im Wald, an die Erziehung unserer Mutter, die Aufnahme in der Liga, wie wir echte Champions kennen lernt hatten und die schlimmsten Monster besiegt hatten, die sich uns in den Weg stellten. Eine innere Melodie spielte sich in meinem Kopf ab, die ich seit Kindheit kannte, und zu der ich wie in Trance langsam hin und her schaukelte. Bei sowas könnte man meinen ich hätte Heimweh bekommen und hätte Sehnsucht nach meiner Schwester und unseren Freunden, aber so war es nicht. Sie gaben mir so viel Kraft, dass ich bleiben wollte und sie erst wiedersehen wollte, wenn ich ihnen wirklich starke Kräfte präsentieren konnte. Die Melodie spielte friedlich weiter...   http://www.youtube.com/watch?v=JNM3G5nGf0g&t=1s     Als die Musik einige Minuten später endete und mein Erinnerungsschwall aufhörte, öffnete ich die Augen, atmete noch mal tief durch und erhebte mich mit einem frischen Lächeln. Ich kletterte zurück in den Gang und sah, dass meine Begleiter ruhig gewartet haben. ,,Geht es Ihnen schon besser?", fragte mich wieder das Mädchen - sie schien wohl die Gesprächigere und die mit mehr Ahnung der beiden zu sein. ,,Ja, danke. Ich fühle mich schon viel freier", antwortete ich wahrheitsgemäß. ,,Dieser Garten ist zur Meditation und Selbstheilung gedacht. Schon lange war hier keiner mehr. Nur einer außer Meister Zed nutzt ihn, und auch nur selten. Die anderen Schüler finden es nämlich unnötig, -" ,,weil sie nicht verstehen wie wichtig sowas eigentlich ist", beendete ich ihre Aussage, woraufhin sie nickte.   Sie führten mich weiter herum, bis wir vor einer massiven Holztür stehen blieben. ,,Hier sind Meister Zeds Gemächer. Aber ohne Absprache dürften Sie nicht hinein. Er bereitet sich gerade auf Besuch vor." Ich zeigte meine Kenntnisnahme und dann war's das mit der Führung. Das alte Kloster war wirklich groß. Dank des Geruchs konnte ich mich doch noch zurecht finden. Nachdem ich mir noch mal alles in Ruhe angesehen und so gut wie möglich gemerkt habe, bin ich in den Speisesaal gegangen.   Dieser war zu dieser Zeit wohl gefüllt und ich fand schnell Anschluss. Ich war auch nicht das einzige nicht-menschliche Wesen. Durch den nicht vorhandenen Geruch konnte ich schnell einige ehemalige Bewohner der Schatteninseln ausmachen. Hier schien es wirklich keine Außenseiter zu geben. Ob Meister Zed es so arrangiert hat, dass sich jeder hier versteht?   Jedenfalls war die Atmosphäre sehr friedlich und ich fand schnell Trainingspartner - ein paar Anfänger wie mich und ein paar Erfahrene, die uns belehren wollten. So ging es nach dem Essen raus auf die großen Trainingsplätze. Unser Team bestand aus acht Leuten - mich eingeschlossen. Wir fünf Neulinge hatten drei Trainer, die sich die nächste Zeit um uns kümmern wollten. Sie müssten es zwar später noch Meister Zed sagen, dass wir nun eine Gruppe waren, - alles musste natürlich seine Ordnung haben, - aber zuerst sollten wir unsere Kräfte zeigen.   Das Mädchen von den Schatteninseln, mit dem ich mich sofort angefreundet hatte, fing an und zeigte in ihren Tritten und Schlägen unfassbare Präzision und Eleganz. Ihre geisterhafte Gestalt gab ihr die Fähigkeit komplett lautlos um uns herum zu laufen. Sogar auf den Bäumen hörte man kein Knartschen. Es war klar, dass sie schon etwas länger hier ist, da sie sich an die Anziehsachen offensichtlich gewöhnt hatte und mit ihnen umzugehen wusste. Sie trug ein Kama an ihrer Seite und hatte Stahlketten um die Schulter gehängt. Eine kleine Sichel war in ihrem Schuh versteckt, die sie uns mit folgenden Worten stolz präsentierte: ,,Sollte ich mal aus welchem Grund auch immer mal unbewaffnet sein, habe ich diese immer noch als Plan B. Und damit kann ich in Sekundenschnelle meine Feinde ausschalten." Unsere Trainer waren offensichtlich von dieser Idee begeistert.   Als nächstes war ein braunhaariges Mädchen an der Reihe, das wie ich auch noch keine Klamotten bekommen hatte. Sie hatte blonde Spitzen, wie meine Schwester, nur war sie deutlich jünger als wir. Ihre Augen strahlten Freundlichkeit und Lebensfreude aus. Ihr ganzer Gürtel war mit feinen Shuriken versehen - es war offensichtlich wie sie kämpfen würde. Nach einer Vorstellung ihrer Techniken, die ich mit denen von Kennen vergleichen könnte, nahm sie mit beiden Händen einen dicken Stock und stellte sich uns kampfbereit gegenüber. ,,Ich bin auch gut mit Stäben. Möchte einer antreten?", sagte sie mit einer herausvordernden Stimme. Ich wollte mich melden, doch ein Junge kam mir zuvor und nahm ebenfalls einen Stock, der sogar etwas kürzer, aber dicker war. Am Anfang schien es so, als wäre das Mädchen aus Shurima ihm deutlich überlegen, doch dann wendete sich das Blatt und er holte aus. Nach einigen Schlägen hatte er sie an einen Baum gedrängt und ihr mit einem weiteren präzisen Schlag ihre Waffe gezweiteilt. Nun hielt er seinen Ast an ihren Hals und sagte leicht triumphierend: ,,Wüsstest du wirklich wie man mit Stäben umgeht, hättest du gewusst, dass ich die bessere Waffe gewählt habe und ich eindeutig Ahnung hatte. Vielleicht hast du eine größere Reichweite, aber was bringt schon ein Bogen, der nach einer Anwendung zerbricht, gegen ein meisterhaftes Schwert?" Wir klatschten respektvoll.   ,,Nun du, mein Kind", forderte mich der ältere der ,Lehrer' auf. Ich habe mir schon zwei Sachen überlegt, die ich ohne Testpersonen zeigen könnte. Ich setzte meine Fähigkeiten ein und verlegte meine ganze Kraft in meine Beine. Dabei setzte ich mich auf meinen Schwanz, um einen kräftigen Tritt an einen Baum abzugeben, der sofort nachgab und zerbrach. Die anderen staunten nicht schlecht. Dann fing ich an zwischen den Bäumen hin und her zu flitzen, wobei ich mein Tempo immer weiter steigerte. Irgendwann war ich so schnell, dass ich bei der Braunhaarigen Schwindel erkennen konnte. Das Schattenmädchen sah mir nur mit verschränkten Armen aufmerksam zu. Ich war nicht viel schneller als sie es gewesen war, also konnte ich in ihrem Gesicht schon die erste Rivalin ausmachen. Mal sehen, wie lange diese Freundschaft hält dachte ich mir und drosselte mein Tempo wieder bis ich stehenblieb. ,,Ich habe zwar noch andere Fähigkeiten, aber das kann ich nur an lebendigen Zielen zeigen und möchte hier niemanden verletzen", lächelte ich. Die Trainer nickten zustimmend und schickten nun den anderen Jungen aufs Feld. Er konnte nicht schlecht mit zwei Klingen umgehen, aber das war's auch schon, während der erste uns ein ganzes Waffenarsenal auflistete, dass er angeblich perfekt beherrschen würde.   Wir wurden sozusagen in Teams aufgeteilt, wer welchen Trainer kriegt. Ich kam mit dem Schattenmädchen in die Gruppe des Ältesten. Der Schwertkämpfer bekam sozusagen Privatunterricht mit dem Jüngsten, der ungefähr in seinem Alter war, und das Mädchen aus meiner Heimat musste sich den letzten Trainer mit dem ,Alleskönner' teilen.   So vergingen viele Tage und ich hatte sogar meine Uniform bekommen, wie die Brünette auch. Was ein Zufall, dass wir Zimmernachbarn waren! Meine Hosenbeine waren bis zu den Knien gekürzt - dafür sollte ich Meister Zed echt mal danken.   In dieser Zeit rückte auch das Blutmondfest näher... Meister Zed hat uns seine Begleitung längst vorgestellt. Die meisten kannten sie wohl schon, denn sie waren begeistert als Miss Syndra durch das Eingangstor kam. Die dunkle Magierin schien auch Mina - das Mädchen aus Shurima - zu begeistern, da es ihr Ziel war die Mächte der Magie zu erforschen und zu erlernen. Ich mochte sie auch, sie war wirklich nett zu allen. Auch wenn es mich am Anfang gestört hatte, dass sie meinen Garten mitbenutzte, lernte ich schon bald ihn mit ihr beim Meditieren zu teilen. Wir beide mussten unsere Kräfte immer wieder aufladen. Oft kamen wir danach ins Gespräch, bevor sie paar Meter weiter in Meister Zeds Gemächern verschwand.   ,,Morgen ist das Fest. Kommst du auch mit?", fragte sie eines ruhigen Abends beim Meditieren. Daran hatte ich gar nicht gedacht. ,,Ich bin mir nicht sicher", murmelte ich. ,,Warum?", sie schaute mich aus tiefgründigen Augen an. ,,Ist es denn eine gute Idee?", stellte ich die Gegenfrage, ,,nun mal bin ich sicher nicht mehr willkommen, da ich nun hier bin", ich starrte auf das weiche Gras. Dann spürte ich eine Hand auf meiner Schulter und schaute auf, als mir das wärmste Lächeln entgegen kam, dass ich je gesehen hatte. ,,Was meinst du ist mit Zed und mir? Wir sind Verbannte und werden trotzdem auf jeden Fall hingehen. Wir lassen uns von denen doch nicht den Spaß verderben. Das ist das einzige Fest überhaupt, auf dem wir sein dürfen und das lassen wir uns nicht entgehen. Das solltest du auch nicht. Die meisten wissen doch gar nicht, dass du hier bist. Und auch wenn dich ein paar schräg angucken sollten, dann ignorier´ sie und genieß´ es mit erhobenem Kopf", munterte sie mich auf. Ich lächelte nun zurück. ,,Danke." Sie nickte.   Und dann stahl sich ein anderes Lächeln auf ihre Lippen, dass ich nicht hundertprozentig deuten konnte. ,,Hast du schon eine Idee mit wem du hingehst?" Ein imaginärer Blitz traf mich und ich erstarrte zu Eis. Scheiße! schoss es durch meinen Kopf, bevor ich stammeln konnte: ,,Eigentlich m-mit Y-yi...", ich schaute sie leer an. Sie schien etwas verblüfft. ,,Master Yi? Warum ausgerechnet er?" ,,Er war halt der erste und einzige, der gefragt hat und wir verstehen uns gut. Aber... jetzt ist es eh egal", aus Verlegenheit wurde Trauer. Miss Syndra schien ernsthaft besorgt zu sein - oder sie war nur eine verdammt gute Schauspielerin. ,,Was meinst du denn? Meinst du diese Situation hier wird es ändern?", fragte sie mich. ,,Ja klar! Nun mal hat er mich ausdrücklich vor Meister Zed gewarnt, auch davor, dass er in der Nähe sein sollte. Ich habe ihm versprochen auf mich aufzupassen, ihm und meiner Schwester. Ich habe es ihnen beiden versprochen mich auf keinen Fall mitnehmen zu lassen!", ich hielt mir die Hände vors Gesicht. ,,Oh, das tut mir leid", sie kam näher, wahrscheinlich um mich zu drücken, aber ich konnte die Tränen zurückhalten und sagte stolz mit erhobenem Haupt: ,,Egal wie viele Feinde ich mir gemacht habe, ich bereue es nicht. Ich bin hergekommen, um wahre Stärke kennen zu lernen, und genau das werde ich hier tun!" Sie war offensichtlich gerührt und drückte mich, nun wieder lächelnd. ,,Das bedeutet uns sehr viel. Hätte Zed es nur gehört." Sie nahm mir die Maske ab und wuschelte mir durch die Haare. Wie jeder Hund nahm ich es instinktiv als Belohnung auf und strahlte. Hinten achtete ich darauf, dass meine Rute ja nichts zerstörte. ,,Also lass dir von Niemandem etwas auf dem Fest einreden, du kommst mit und wirst Spaß haben!", die weißhaarige Magierin stand auf und setzte mir wieder die Maske auf, ,,ich geh wieder zu Zed und sag ihm Bescheid. Nun geh und lauf zu deinem Training! Du hast doch sicherlich große Ziele, nicht wahr?" Ich nickte und sie verschwand wieder in die selbe Richtung wie sonst auch. Einige Augenblicke später raffte ich mich auch auf und ging meine Truppe aufsuchen...   Am nächsten Tag weckte mich Zed, als er plötzlich in meinem Zimmer stand. ,,M-master Zed, was tun Sie denn hier?" Es war noch dunkel und ich rieb mir die Augen. ,,Syndra hat mir alles erzählt und ich dachte, wir gehen etwas früher. Dann können wir uns noch in der Stadt umsehen. So können wir noch etwas gemeinsam machen, weil wir dich wohl nach der Eröffnung alleine lassen müssen", erklärte er mir. ,,Mach dich schon mal fertig. Wir holen dich gleich ab." ,,Jawohl, Meister", antwortete ich noch schlaftrunken. Dann war er wieder verschwunden. Jap, genau dafür sind die Zimmer dunkel. Nicht für uns, sondern damit er uns jeder Zeit kontrollieren konnte fasste ich einen endgültigen Entschluss.   Ich machte mich kurz fertig und wartete nur noch darauf, das plötzlich eine Gestalt vor mir erschien. Obwohl ich scheinbar vorbereitet war, erschreckte mich sein Erscheinen - was ich natürlich nicht zeigte. ,,Spring aus dem Fenster", sagte der rotäugige Schatten und löste sich wieder auf. Also tat ich wie mir befohlen wurde und landete genau vor Meister Zeds und Miss Syndras Füßen. Da sie meistens flog konnte ich sie nie kommen hören, was mich schon aufregte, weil es für mich nicht normal war - aber bei Meister Zed war es ja nicht anders. ,,Können wir los?", fragte ich und verharrte kurz, als ich bemerkte, dass Meister Zed ohne Maske vor mir stand. Wie erwartet hatte er rote Augen, die meine Seele durchbohrten, und außerdem hellgraue Haare - die ihm offenbar gut standen - kaum dunkler als meine. Einige kleine Narben zierten sein Gesicht und er und Miss Syndra lächelten mich an. ,,Komm", sie schleiften mich mit - Richtung Placidium.   Die ganze Stadt war wundervoll geschmückt und trug hauptsächlich rot-weiß. Sogar Meister Zed hat sich dazu angepasst. Er trug nun ein blutrotes Hemd und eine weiße Hose. Miss Syndra hat an ihrem Outfit nicht viel verändert - nur die eigenartige Krone hatte sie abgesetzt, was sie sofort viel menschlicher erscheinen ließ. Ich hatte meine normalen Sachen an, mit denen ich hier angekommen war - ein kurzes, dunkelgraues Kleid mit weißen Rändern. Aber ich hatte meine Haare nicht offen, sondern zu einem Pferdeschwanz und leicht gewellt. Außerdem dachte ich, eine Lotusblüte im Haar würde nicht schaden.   Sobald wir die Stadt betraten, hörte Miss Syndra auf zu schweben und zog es vor wie ein normaler Mensch zulaufen. Meister Zed war wirklich nicht wieder zu erkennen. Dies würde uns wohl einen Haufen Ärger ersparen. Wir liefen kreuz und quer durch die Stadt und schauten uns alles Mögliche an, bevor es Nachmittag wurde und wir uns auf den Weg zur Eröffnung machten. Etliche Ionier rannten an uns vorbei in dieselbe Richtung. Ich bin mir sicher, dass da auch Champions dabei waren.   Akali kam schon von Weitem mit Shen auf uns zu. Hätte sie ihre Maske nicht abgenommen, hätte ich sie bei dem Kuddel-Muddel wohl selbst am Geruch nicht erkannt. Shen zeigte uns sein Gesicht nicht - es war einfach klar, dass er es war. Sie stand etwas wütend vor uns und ließ uns nicht durch. ,,Du gehörst also jetzt zu ihnen. Dahin bist du also verschwunden", richtete sie sich an mich, aber ließ ihren Blick nicht von Meister Zed und Miss Syndra. Ich bekam plötzlich eine Backpfeife. ,,Wir haben uns Sorgen um dich gemacht! Du hättest wenigstens sagen können, dass du noch lebst und uns und deine Schwester nicht mehr brauchst!", brüllte sie nun wirklich mich an. ,,Wag es dich sie noch ein Mal anzufassen!", versuchte mein Meister mich zu verteidigen. ,,Sonst was?", mischte sich nun Shen ein und bäumte sich vor seinem Rivalen auf. Meister Zed knurrte ihn nur an. Miss Syndra zog ihn zurück und versuchte die Herren zu beruhigen, während ich noch schockiert da stand und Worte in meinem Kopf kreisten, die ich wohl nie wieder loswerden würde: ...dass du ... deine Schwester nicht mehr brauchst. Während die beiden Ninja sich ein Blickduell leisteten, überkam mich irgendwas und ich fing einfach an geradeaus zu rennen, ohne mich meiner selbst bewusst zu sein - w-wie ein verängstigtes, wildes Tier! Akali versuchte mir erstmal nachlaufen, doch Miss Syndra hielt sie auf und meinte, sie solle mich einfach gehen lassen.   Ich rannte und rannte, bis ich mich im Serene-Garten wiederfand. Zum Glück war er noch leer, so hatte ich etwas Zeit für mich. Ich weiß nicht, ob ich hier instinktiv her gerannt bin oder ob ich wirklich hin wollte. Jedenfalls wusste ich, dass der Platz sich bald füllen würde und so setzte ich mich einfach in die Mitte und meditierte.   Irgendwann hörte ich die ersten Leute kommen - bald sollte das Feuerwerk starten - also stand ich auf und ging in den Wald. Ich bin durch das nördliche Stadttor raus gegangen, obwohl ich in dieser Gegend nichts kannte. Ich lief einfach willkürlich irgendwo hin und versuchte mich vom Feuerwerk nicht ablenken zu lassen. Das mit meiner Schwester nahm mich sehr mit, immerhin hatte ich sie immer noch lieb und sie war immer mein Ein und Alles. Und ich hatte danach wirklich nicht an sie gedacht, sondern nur an Meister Zeds Worte. Toleriert, akzeptiert... unbesiegbar... Aber ich würde nach diesen Erlebnissen sowieso bei Meister Zed bleiben. Also entschied ich mich wieder zurückzugehen und doch noch etwas von den Feierlichkeiten mitzukriegen.   Das Fest war im vollen Gange und der Garten war randvoll mit Menschen. Es duftete nach den süßesten Speisen und Getränken. Ich saß auf einem hohen Baum und schaute es mir erstmal an. Dann sah ich Meister Zed und Miss Syndra, die sich prächtig amüsierten. Zwei Gläser Wein und schon standen sie auf der Tanzfläche. Mir wurde dies langweilig und ich wollte mich im Haupthaus umsehen. Durch ein Fenster schaute ich in die größte Halle und sah Akali, Shen und Kennen mit jemandem reden. Ich konnte nun meine Schwester identifizieren. Neben ihr stand ein schwarhaariger Mann, den ich auf jeden Fall nicht kannte. Er sah wirklich nicht schlecht aus. Ich freue mich für dich, Schwesterherz. Aber ich werde es dir wohl leider nicht persönlich sagen können. Akali und Shen haben dir sicherlich schon alles erzählt. Du wirst mich jetzt hassen. Lebe wohl... Ich sprang von der Fensterbank und ging durch das Westtor aus der Stadt.   Erst jetzt bemerkte ich, dass das rote Licht nicht von den Lampions kam, sondern vom Himmel. Ich schaute auf und blickte mitten in einen riesengroßen, orange-roten Mond. Ich grinste selig und ging wieder glücklich weiter. Der Mond hatte wirklich starke Auswirkungen auf mich - oft zu meinen Gunsten.   ,,Neru?", riss mich eine ruhige Stimme aus den Gedanken. Ich schaute auf und sah Yi auf seinem Dach sitzen. Ich habe gar nicht bemerkt wie ich hier her gekommen war. Er sprang vom Dach und kam auf mich zu. Ich hatte das Gefühl, dass ich zusammenbrechen würde. ,,Geht's dir gut?", er legte seine Arme auf meine Schultern. Ich schwieg. ,,Kannst du nicht mehr sprechen? Komm doch rein." ,,Nein." Er musterte mich verwirrt. Offensichtlich hatte er noch keine Ahnung. Also musste ich es ihm sagen: ,,Nein. Ich kann nicht." ,,A-aber Neru.." ,,Ich sagte ,nein'! Verstehst du es denn nicht? Hast du denn keine Idee wo ich die ganze Zeit war? Ich wollte dir gar nicht erst vor die Augen treten, ich bin nur zufällig hier. Ich meine damit...", ich blickte zu Boden und ließ meine Haare mein Gesicht verdecken, ,,...ich habe nicht auf mich aufgepasst", beendete ich kleinlaut. Sein Kinn klappte runter - er hatte verstanden. ,,Nein, du... du gehörst doch jetzt nicht etwa zu Zed, oder? Bitte sag, dass das nicht wahr ist!" ,,Das kann ich nicht. Es wäre eine Lüge und ich würde meinen Meister verleugnen. Das kann ich nicht", ich schaute ihm nicht mehr in die Augen *hust hust* Lampen. Ich konnte es nicht. ,,Dann auf Wiedersehen", er klopfte mir noch einmal auf die Schultern, dann drehte er sich um um in sein Haus zu gehen. ,,Warum sagst du das?", fragte ich ihn ohne mich zu rühren. ,,Warum sagst du ,auf Wiedersehen'? Auf Wiedersehen sagt man nur, wenn man vor hat die Person auch wiederzusehen." ,,Weil ich es auch vor habe. Ich meine nicht, dass ich es plane, aber ich bin mir sicher, dass wir uns wiedersehen. Ich hoffe, du hast dir deine Entscheidung gut überlegt und bereust sie nicht, denn... wir lassen dich bestimmt nicht mehr zurück...", dann schloss er die Tür. Ich stand noch einige Minuten da und ließ ein paar Tränen zu. Ihm und meiner Schwester wollte ich nun wirklich nicht unter die Augen treten. Ich hatte mit sowas gerechnet.   Als ich mich wieder bewegen konnte, trottete ich Richtung neues Heim. Dort angekommen wurde ich von Mina und Kira empfangen - meiner ebenbürtigen Rivalin und der Person im Orden der Schatten, die mir das Gefühl gab immer besser werden zu müssen. Nach der Begrüßung entfernte ich mich von ihnen und ging in mein Zimmer. Ich schloss die Tür ab - was gewisse andere sowieso nicht daran hindern würde mich wieder zu erschrecken - und legte mich aufs Ohr.   Am nächsten Morgen traf ich Miss Syndra wieder im Garten und nach einem Nicken als Begrüßung meditieren wir wie üblich. Danach kam der Teil, vor dem ich mich eigentlich drücken wollte: Sie stellte mich zur Rede. Ich habe wo es ging gelogen und meinte, dass ich die ganze Zeit drinnen war, sodass sie mich nicht gesehen hatten. Ich verheimlichte auch das Aufeinandertreffen mit Yi. Doch irgendwie hatte sie mich wohl doch durchschaut, weil sie nun eine Braue hob und mich schräg anschaute. ,,Komm, raus mit der Sprache." Ooh Shit... ,,Wir haben Bastet und Yasuo getroffen. Sie hat uns erzählt, dass sie dich am Fenster gesehen hat und du danach verschwunden warst. Sie hat dich überall gesucht, und wir wissen, dass wenn du dort geblieben wärst, sie dich auch gefunden hätte", ihre Miene war etwas erbost. Ich atmete laut aus: ,,Na gut. Ich war keine fünf Minuten auf dem Fest. Ich wollte rein gehen und habe sie am Fenster gesehen. Ich wollte ihr nicht unter die Augen treten, also bin ich wieder gegangen... Moment mal.. DAS WAR YASUO!!???" ,,Ja", antwortete sie gelassen. ,,Also durfte sie ihn schon kennen lernen. Hm..." ,,Ich kann verstehen, dass du nicht zu ihr wolltest. Sie war wirklich, wirklich wütend und hätte Zed wohl zerfetzt, wenn ich sie nicht betäubt und Yasuo sie nicht festgehalten hätte. Aber es war ein Fehler. Es wäre die Chance gewesen ihr noch mal alles in Ruhe zu erklären. Nun mal läuft es auf dem Fest friedlich ab. Du weißt ja nicht wann du sie wiedersiehst. Es könnte auch auf einem Schlachtfeld sein. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass ihr da keine Verbündete sein werdet", ihre wahren Worte ließen mich nachdenken. Noch bevor ich geantwortet hatte, verließ sie mich wieder. Also ging ich zum Training.   Schon bald brachte Meister Zed allen Neulingen auf den Weg der Schatten und wir bekamen das lang ersehnte PowerUp. Trotzdem blieben Kira und ich immer gleichstark, solange ich ihr nicht irgendwelche Knochen brach. Die Rivalität zwischen uns half mir wirklich am Boden zu bleiben und nicht den Strang zu verlieren. Miss Syndra gab mir noch extra Privatunterricht, um meine Fähigkeiten zu verbessern, die man nur als Mitglied der Liga haben konnte. Ja, ich war echt stolz auf diesen Titel. Meister Zed meinte, dass wenn ich meine normalen Fähigkeiten mit den Schatten kombinieren würde, ich jeden besiegen könnte! Genau darauf arbeitete ich nun mit ihm und Miss Syndra hin. Leider musste sie bald wieder gehen. Schade, sie sind niedlich zusammen. Und Mina wird der Unterricht in dunkler Magie sicherlich auch fehlen.   In kurzer Zeit war ich so stark geworden, dass ich das Gefühl hatte, dass Zed mich nicht mehr stärker werden lassen will. Vielleicht sieht er ja eine Gefahr in mir. Oder er fürchtet, dass ich meine Macht erkennen würde und mich gegen ihn auflehne. Das wären Sorgen, die ich ihm nicht verübeln würde. Am Ende ergibt es eben großen Schaden, wenn man von Natur aus schon starke Fähigkeiten hat und sie dann noch mit der unermesslichen Kraft der Schatten kombiniert.   Jedenfalls wurde ich eines Tages über einen Brief unterm Fenster zur Placidium aufgerufen. Es sollte besprochen werden ob ich jetzt komplett zu Meister Zed gehöre oder wie Miss Syndra nur eine Freundin bin und auf eigenen Beinen stehen würde. Außerdem soll ich noch mal meine Fähigkeiten zeigen. Die Beschwörer brauchten die genauen Daten. Da der Brief nach meiner Schwester roch, weil sie anscheinend der Briefträger war, habe ich erwartet sie dort auch anzutreffen und dachte mir nichts dabei. Also ging ich sofort zu Meister Zed und Miss Syndra - es war ihr letzter Tag hier, also hatte ich Glück.   Ich klopfte an ihre Tür und wartete, bis Meister Zed mir die Tür einen Spalt weit aufmachte. ,,Ach du bist es", er schob die Tür soweit auf, dass ich sein ganzes Gesicht sehen konnte, das nicht wie üblich von der Maske verdeckt war - mehr sah ich nicht. ,,Ist es dringend?", fragte er mich hetzend. ,,Ich würde sagen ja. Ich habe einen Brief bekommen und werde in die Placidium einberufen", ich musterte ihn noch mal kurz, ,,Störe ich etwa?" Er schüttelte den Kopf: ,,Nein, nein, könntest du nur paar Minuten warten? Syndra und ich müssen uns fertig machen." ,,Fertig machen?" ,,Ja, wir sind noch gar nicht aufgestanden", ihm stieg die Röte ins blasse Gesicht. ,,Zed! Wo bleibst du denn?", hörte ich Miss Syndra irgendwo hinter ihm. ,,Ja, ich kann warten. Ich bin dann mal weg", ich wollte sie wirklich nicht stören. Also tapste ich zum Garten und genoss die Sonne.   Kurze Zeit später tauchten drei Schatten über meinem Gesicht auf. Ich setzte mich auf und sah meine beiden Meister und.. einen Schatten. ,,Zeig den Brief mal", forderte Meister Zed sofort auf. Ich reichte ihn ihm und die beiden lasen ihn in Ruhe durch. ,,Morgen?" ,,Ja", antwortete ich dem Assassinen mir gegenüber. ,,Das heißt Syndra kann nicht mit. Naja, das schaffen wir auch zu zweit", er schien wohl einen Plan zu haben. ,,Ist es denn erlaubt jemanden mitzunehmen?", fragte ich. ,,Natürlich nicht. Ich komm auch nicht in die Stadt. Ich bleibe an den Mauern, falls etwas ist. Das ist mir nicht geheuer." Ich würde gerne versuchen seine Gedanken vom Gesicht abzulesen, aber er hatte die Maske wieder auf. ,,W-warum gehen wir dann überhaupt dorthin?", fragte ich kleinlaut. ,,Weil sie wirklich deine neuen Fähigkeiten brauchen. Aber wenn sie von den neuen Fähigkeiten gerochen haben, wissen Sie mit Sicherheit schon, dass du hundertprozentig dem Orden angehörst", sagte die schwebende Frau endlich etwas. ,,Das ist ja das, was nicht zusammen passt", er fasste sich ans Kinn, ,,geh auf jeden Fall hin, und sollte es eine Falle sein, kämpfe dich nach draußen und ruf nach mir. Ich werde dir sofort zur Hilfe eilen." ,,Dankeschön, Meister. Ihre Sorge bedeutet mir sehr viel", ich senkte ehrfürchtig den Kopf. ,,Nicht doch. Ich hätte das für jeden meiner Schüler so gemacht", er kraulte mein Ohr und ich musste fröhlich aufbellen. Die beiden lachten nur darüber. ,,Ich melde dich für morgen bei deinem Trainer ab. Ich hol dich wieder ab." Ich nickte. ,,Ich muss jetzt auch gehen", sagte Miss Syndra, ,,auf Wiedersehen und entwickel dich weiter", sie tätschelte mich, ,,ich hoffe, dass morgen alles gut läuft." Ich umarmte sie und sie war erstmal überrascht, doch nach einem kurzen Blick zu ihrem Freund lächelte sie und erwiderte sie Umarmung. ,,Komm gut an", sagte ich noch, dann ging sie - dem ganzen Orden hinterherwinkend.   Wie versprochen erschien Meister Zed am nächsten Morgen in meinem Zimmer. Ich schloss noch mal die Tür ab, um die Tarnung zu erhalten, dass ich immer noch hier war, und dann verschwanden wir im Wald. Der Weg verlief wortlos. Am südlichen Stadttor blieben wir stehen. ,,Ich bin am westlichen Tor, sollte was passieren. Also nimm bitte nicht den langen Weg, weil du denkst, dass ich hier bin", gab er mir noch mit. Ich nickte und schluckte schwer. Die Wachen am Tor verloren den Verstand, als sie Meister Zed erkannten. Ich trug meine Uniform vom Orden der Schatten. Meine gelben Augen leuchteten durch die Maske genauso wie die roten von Meister Zed durch seine. Er rannte weiter und ich ging entspannt an den Wachen vorbei. Sie ließen mich in Ruhe, weil ich das Siegel auf dem Brief wortlos in die Höhe hielt.   Wie erwartet musste ich wieder ins Hauptgebäude, aber auf eine der höheren Etagen, auf denen ich noch nie war. Es war hier komplett hell ausgeleuchtet, kein einziger Schatten war zusehen. Das machte mich mulmig. Ich betrat den großen Raum, in dem bereits alle saßen und zu mir schauten. Vorne stand jemand auf einem Podest und vorne waren ein paar Bänke für die normalen Zuschauer. Da saß auch Bastet! Neben dem Podest waren rechts und links jeweils eine Bank, die mit Menschen gefüllt war. Auch Shen war unter ihnen, wahrscheinlich waren das die Berater. Ich fühlte mich hier wie vorm Gericht.   ,,Sind sie Neru-Anne, das Alfatier?", fragte mich der Typ auf dem Podest. ,,Ja, das bin ich." ,,Treten Sie bitte vor", er zeigte auf einen kleinen, freien Platz vor sich. Ich tat wie mir gehießen. Im Vorbeigehen konnte ich noch Akali und Kennen in den Sitzreihen ausfindig machen. Aber der Typ mit der Maske war mir nicht geheuer...   ,,Bestätigen Sie bitte, dass sie wirklich Neru-Anne sind." Ich rollte mit den Augen und nahm die Maske ab. ,,Das ist sie", bestätigte Shen. ,,Gut. Können Sie auch bestätigen, dass Sie jetzt dem Orden der Schatten angehören und somit Zeds Befehl unterliegen?" Sind die bescheuert!? Ich warf als Antwort einfach die Maske zu ihm rüber. Er musterte sie und nickte. Ein Schreiber neben ihm notierte es sofort. Ich wollte einfach so wenig wie möglich sagen. ,,Demonstrieren Sie bitte Ihre neuen Fähigkeiten. Keine Sorge, diese Daten werden außerhalb dieses Raumes nicht weitergegeben. Nur die Beschwörer und Augenzeugen werden etwas davon erfahren." Ich fing sofort an und versuchte niemanden dabei zu treffen. Durch die Kraft der Schatten konnte ich meine Fähigkeiten stark erweitern. Nicht nur die Reichweite war extremst gestiegen, sondern für drei meiner fünf Fähigkeiten konnte ich zusätzlich einen Schatten von mir aufstellen, der mir helfen würde - also sechs Fähigkeiten, den Schatten mitberechnet. Die Zuschauer staunten nicht schlecht. Dann war ich endlich fertig. Zum ersten Mal sagte ich nun etwas: ,,Sind wir mit allem durch?" ,,Einen Moment", sagte der ,Boss' und flüsterte etwas zu Shen und zwei weiteren Beratern. Natürlich hörte ich es! Was für Amateure! ,,Ich glaube wir haben genug gesehen. Es war schon schwer genug Syndra wenigstens ein bisschen einzusperren, und ihre Macht ist unfassbar stark." ,,Ein zweites Wolkenschloss wird da nichts bringen. Zed wird auf so eine Kampfkraft bestimmt nicht verzichten wollen. Er war wegen Syndra schon wütend genug und holt sie sowieso immer wieder raus. Sie muss ganz weg", bestimmte Shen. ,,Das ist wohl die einzige Möglichkeit", sagte der Richter. Die anderen drei nickten entschlossen. Scheiße ging es mir durch den Kopf Shen kann mich ja echt nicht leiden.   ,,Tut mir leid, Neru", sagte meine Schwester mit schwerer Stimme, ,,Es ist nur zu deinem Besten." ,,Festnehmen", drang nun durch den Saal. Ich war nicht wütend auf sie, weil sie es gewusst hatte und mich nicht gewarnt hatte, auch nicht weil sie wusste, dass ich es gehört habe und sie mir nicht helfen würde. Nein, ich war wütend,... weil sie sich genauso wie viele andere Champions und Wachen auf mich stürzte!!! ,,Aaaaahhh!!!!" Ich konnte mich gerade noch mit einem Schatten tauschen, bevor mich ein Haufen Körper erdrückte. Sollten sie doch weiterhin meine Tritte spüren. Plötzlich stand Shen vor mir und Kennens Wurfsterne kamen auf mich zugeflogen. Nachdem ich ihnen ausgewichen war, parierte ich Shens Schlag mit der Klinge mit bloßen Krallen. Ich huschte an ihm vorbei und zog dabei meinen Schwanz ein, damit er nicht mehr Angriffsfläche bot. Ich rannte durch die Tür und trat mitten in einen blauen Pool, der mich verlangsamte. Akali sprang auf mich und hielt mir die Klingen an den Hals. Ein Tuch vorm Mund verdeckte ihr blutrünstiges Grinsen. So sah ich nur die todernsten, stechenden Augen. Ich heulte und sprang weg, bevor sie zu sich kommen würde. Ich war zum Glück schon außerhalb der Reichweite, als dass sie hätte auf mich springen können. Dafür war mir Kennen dicht auf den Fersen. Das Herz des Sturms würde mich auf jeden Fall einholen, wenn ich wegen dem Dach keine Sprünge machen konnte. Deshalb stürzte ich mich aus dem nächstbesten Fenster und rannte zum Westtor.   ,,Meister Zed! Zeeed! Meeeeiiisteeeer!!!!!", ich rief ihn ununterbrochen, aber ich sah ihn nirgends. Als er mich, als ich schon durchs Tor rannte, immer noch nicht hörte, liefen mir einfach die Tränen über die Wangen. Ich war ihm total egal. Er braucht mich nicht, deshalb lässt er mich hier in Stich! Und ich habe ihm so vertraut! Plötzlich hörte ich eine tiefe, irgendwie bekannte Stimme in meinem Kopf und alles um mich herum erstrahlte: Gib die Hoffnung nicht zu früh auf. Sie werden kommen und dir helfen. Beide... Dann war der Schein plötzlich weg. ,,Vater!?", zur gleichen Zeit, als ich es sagte, hörte ich es auch von meiner Schwester. Ich schaute hinter mich und sah vier Leute dicht hinter mir rennen - drei Ninja und eine Katze, die mit den Ohren wackelte. Ich legte einen Zahn zu, doch es half nichts. Ich konnte sie nicht abschütteln.   Auf ein Mal hörte ich einen Aufprall, Klirren und Kraftausdrücke. Ich schaute wieder hinter mich und sah meinen Meister! Er stand zwischen den drei Ninjas und versuchte mit der Hilfe eines Schattens alle Klingen gleichzeitig abzuwehren. ,,Lauf!", rief er mir zu. ,,Aber Meister!" ,,LAUF!" Ich machte zwei Schritte nach hinten, gab einen komischen Laut ab, drehte mich um und rannte wieder um mein Leben. Er ist doch gekommen! Wie konnte ich nur jemals an ihm zweifeln? Ich schämte mich wirklich, aber dafür war jetzt nicht die Zeit.   Ich hörte einen Schuss. Direkt neben mir sauste ein unfassbar großes Projektil vorbei. Mir blieb der Mund offen stehen, als der getroffene Baum einfach zerbast. Noch ein Schuss. Ich hörte wie ein Baum hinter mir in tausend Stücke sprang, und dann der Schmerz. Auch wenn es mein Bein nur gestreift hatte, bedeutete es bei der Größe, dass mir ein ganzes Stück Fleisch rausgerissen worden war. Trotzdem humpelte ich weiter. Leider war der Schütze versteckt, so konnte ich nicht sehen aus welcher Richtung der nächste Schuss kommen würde, um auszuweichen. Wieder ein Knall. Ich legte die Ohren an... aber es kam nichts an. Ich dachte mir nichts und rannte - so gut es ging - weiter. Ein Vierter. Ich lief zur Seite um auszuweichen, aber er hatte mich wohl durchschaut und traf genau ins Schwarze. Ich blieb stehen und spuckte Blut. Ich konnte meinen linken Arm nicht mehr bewegen. Ich schaute an mir runter und mir wäre das Herz stehen geblieben, wenn es es nicht schon getan hätte: Ein riesiges, blutiges Loch prägte nun meine linke Oberkörper-Hälfte. Die Kugel hat mir das Herz und eine Lunge mit rausgerissen. Das Loch ging so weit, dass mein linker Arm ebenfalls zur Hälfte abgerissen war. Ich spuckte noch einmal Blut und fiel.   Im Fall drehte ich mich und sah Yi mit der Klinge in beiden Händen stehen. Er atmete schwer und neben ihm auf dem Boden lagen zwei sauber geteilte Kugelhälften. Das war wohl die Dritte. Zwei von vier Schüssen hatten mich erledigt. Es hätte auch nur einer sein können. Yi schaute jetzt zu mir. ,,Ich habe dich gewarnt. Ich habe sogar versucht dir bei der Flucht zu helfen. Aber diesen Weg hast du selbst gewählt. Ich hoffe bloß... du bereust ihn nicht und kannst in Frieden ruhen." Ich wollte was sagen, aber bekam nichts raus. Stattdessen atmete und keuchte ich stark. Mir gingen der Sauerstoff und das Blut aus. Das meinte Vater mit ,beide'... Ich schloss meine Augen, meinen Mund und lächelte. Ich hörte wie Yi seine leuchtende Klinge auf die Erde warf und langsam fort schritt. Mir kam noch eine letzte Träne, bevor ich nur noch Nebel im Kopf hatte.   Ich nahm noch wahr, wie mich jemand an seine Brust drückte und scheinbar weinte. Ich konnte nichts hören, ich hatte einen Tinnitus. Ruhe in Frieden, mein Kind... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)