Tales of Symphonia - Die Anfänge der Auserwählten von OdessaLP ================================================================================ Kapitel 16: Finale Teil 1 ------------------------- Marta lehnte sich zurück und schlug ihre Beine übereinander, während sie sich nachdenklich über das Kinn strich. Kai und Elena starrten sie mit feuchten Augen an. „Das ist ja soooo traurig. Kann man da gar nichts machen? Shiron hat sich doch so viel Mühe gegeben und so“, schniefte die kleine Brünette. Kai nickte heftig zur Bestätigung und in Martas Ohren klingelte der Satz nach: Kann man da gar nichts machen... Wieso nur hatte Genis begonnen, den beiden diese Geschichte zu erzählen? Und woher kannte er sie überhaupt? Sie selbst hatte sie von Genis und einmal von Raine gehört. In keiner Bibliothek, wie groß und umfangreich sie auch sein mochte, gab es jedoch Unterlagen oder Hinweise auf Shiron und Geta. Die beiden waren in der Geschichte verschwunden, ausgelöscht worden. Warum? Der Einzige, oder die Einzigen, die überhaupt von dem Auserwählten und dessen Freund wissen konnten, waren Kratos und natürlich... Ruckartig setzte Marta sich gerade auf. Emil...Ratatosk! Es musste einen Grund geben, warum all diese Dinge ausgerechnet jetzt passierten. Die Geschichte, Royvas Verhalten. Was, wenn die beiden Männer damals nicht einfach nur verloren hatten? Sie fasste einen spontanen Entschluss und schaute zu ihren beiden Sprösslingen hinab. „Lauft schnell in euer Zimmer und zieht eure Reiseumhänge an. Dann kommt zu mir nach draußen. Wir machen einen kleinen Ausflug.“ Aufgeregt taten die Kinder wie geheißen, während Marta im Gehege einen Izimbra heran rief und dem großen Vogel einen Haltegurt um den kräftigen Hals band. Als die Kinder zu ihr kamen, fest eingehüllt in die Umhänge, hob sie sie auf den gefiederten Rücken und gab ihnen die Halteriemen in die Hände. Sie sprang hinter den beiden auf und Izimbra erhob sich in den Himmel. Ihr Reiseziel machte sie schnell ausfindig. Schließlich musste sie sich lediglich an der dunklen Lichtsäule orientieren, welche ihr den Weg markierte. Nach nur einer Stunde auf dem Rücken des schnellen Vogels erreichte sie die Insel, doch es war ihr unmöglich, direkt zum Ort des Geschehens zu gelangen. Marta war gezwungen, auf einer der winzigen vorgelagerten Inselchen zu landen. Izimbra kreischte aufgebracht und kampflustig. Das gesamte Tor der Welten war in dieses unheimliche düstere Glühen gehüllt. Sie entdeckte Emil und Richter, Genis und alle anderen. Auch Kratos stand unter ihnen, nur wirkte dessen Gestalt durchschimmernd, als wäre er nur ein Hologramm. Er musste noch immer auf Derris – Kharlan sein.Unmöglich hätte er diese Distanz überwinden können. Marta sprang ab, schärfte den Kindern ein, dass sie bei dem Vogel warten sollten und hüpfte mit ordentlich Anlauf von der kleinen Insel auf die größere. Das Kraftfeld, welches sie an der direkten Landung hinderte, ließ sie nun hindurch und Marta erschauderte, als sie von der angenehmen Wärme in klirrende Kälte trat. „Marta! Was tust du hier?“, fragte Emil erschrocken, doch sie winkte nur ab. „Du und ich, wir müssen uns mal unterhalten“, sagte sie anschließend. „Aber nicht jetzt. Mir scheint, ihr könnt hier jede Hilfe gebrauchen.“ Viel passierte im Augenblick zwar nicht, aber der stetig stärker werdende Hauch drohenden Unglücks, war weder zu überspüren, noch zu übersehen. Der Graben um die Insel wurde zusehends tiefer und dunkler. Finsteres Grollen drang hinauf. Doch all die Geräusche wurden von Zelos´ aufgebrachter Stimme übertönt. Er stritt sich in nahezu bedrohlicher Weise mit einem flammenden Geschöpf, welches Marta problemlos als Centurion erkannte. Lloyd hielt den wütenden Rotschopf mehrmals davon ab, sich mit bloßen Fäusten auf Lenox zu stürzen, indem er ihn am Arm zurückzog. „Ich sage es nochmals, du Funkelding! Er bleibt!“, brüllte Zelos und es war überaus offensichtlich, dass er damit seinen brünetten Freund meinte. „Nein!“, fauchte Lenox zurück. „Es geht ihn nichts an. Nur du, Kratos und Sheena dürfen hier sein!“ Allerdings stand Kratos, bläulich leuchtend, teilnahmslos und scheinbar desinteressiert am Rand der Klippe. Anstelle einer weiteren wutschnaubenden Antwort, riss Zelos sich diesmal los und schlug Lenox mit der Faust gegen die Schläfe. Der Centurion legte knurrend die Ohren an. „Genug jetzt!“ Die Streithähne hielten inne und sahen sich nach der Besitzerin der hellen Stimme um. Umhüllt von einer Aura goldenen Lichts glitt die schemenhafte Gestalt einer Frau hinab zur Inselmitte. Durch Lenox´ Körper fuhr ein freudiges Zittern. „Dito! Endlich bist du da!“ Ihre Füße berührten den Boden nicht, was wohl ein deutliches Zeichen dafür war, dass sie nicht mehr war, als ein Geist. Sie lächelte liebevoll, strich über Lenox´ Kopf und wandte sich schließlich Kratos zu. Er beobachtete sie dabei, wie sie einmal um ihn herum schwebte, innehielt, etwas aus ihrer Kleidtasche zog und es ihm blitzschnell gegen die Stirn drückte. Die bläuliche Aura um Kratos verschwand, sein Körper wurde sekundenlang gestreckt und gestaucht, ehe er zur Normalform zurückkehrte. Stöhnend schwankte der Mann und rieb sich mit den Fingern über die Schläfen, bevor er hart einatmete und erschrocken aufsah. „Es tut mir leid...so leid...“, flüsterte er und schlug sich beide Hände vor sein Gesicht. Was ihm leid tat, konnte er jedoch nicht mehr erklären, denn mit ohrenbetäubendem Getöse brach die Mitte der Insel auf. Damit erübrigte sich auch die Entscheidung wer an dem Kampf teilnehmen würde. Das eben noch durchlässige Kraftfeld wurde stabil und damit undurchdringlich. „Was geht hier überhaupt vor?“, fragte Marta gegen den Sturm und Emil zog sein Schwert, während er sich zu ihr wandte. „Lenox will seine Freunde befreien.“ Sie runzelte die Stirn und ließ ihren Spinner aufklappen. „Shiron und Geta?“ Emil nickte. Die anwesenden Kämpfer begannen sich zu formieren und bildeten einen Ring aus Körpern und Stahl um die aufbrechenden Erde. In diesem Augenblick hätte Marta liebend gern lauthals geschrien, wenn es denn nicht sinnlos gewesen wäre. Aber dieser Anblick schnürte ihr Mutterherz zusammen. Roivas war nämlich ebenfalls anwesend. Richter hielt den Jungen im Arm, der zu Martas Erstaunen weder Angst zeigte, noch weinte. Viel zu interessiert für ein Kind seines Alters verfolgte er das Schauspiel. „Achtung! Es kommt!“, rief Lenox und nahm eine Position seitlich hinter Richter ein. Die Frage, was kam, erübrigte sich. Aus der Erdspalte schob sich ein dämonischer, hörnerbewehrter Kopf empor. Tiefschwarz und mit Stellen schwärenden Fleisches versehen. Dem Kopf folgten breite ebenso schwarze Schultern, lange Arme und eine abnorm breite Brust. Nach dem Torso jedoch hörte der dämonische Körper auf und Marta entdeckte schwarze Dinger, die hoffentlich Tentakel waren und nicht die Eingeweide des Monsters, welche aus dem halben Leib hingen. Das Biest brüllte und hob die klauenbewehrten Arme. In dem was die Finger waren hielt es je eine strahlende Kugel. Seelen? Shirons und Getas Seelen? Was war das für ein Ding? Als es sich vollkommen aus dem Loch erhoben hatte, lösten sich die Kugeln in winzige Funken auf und bildeten schimmernde Körper. Leblos, ausgemergelt, tot, hingen sie in den Klauen. Der rothaarige Mann in der rechten Klaue des Biestes konnte seine Verwandtschaft mit Zelos nicht verleugnen. Aber der andere? Sollte der ernsthaft ein Vorfahr von Sheena sein? Er war groß, blond und wirklich kräftig. Unpassend zur Situation kicherte Marta. Zumindest was die Brust anging, waren die beiden vielleicht doch nicht so verschieden. „Was ist das für ein Vieh?“ Anstelle von Emil erhielt Marta von Lenox Antwort. „Masara, Zent, alle zusammen. Seit tausenden Jahren hält dieses Monster die Seelen meiner Freunde gefangen und labt sich an ihrem unerschöpflichen Mana, nur um wiederzukehren und sich nun auch ihre Nachfahren einzuverleiben.“ „Äh...wäre es dann nicht besser gewesen, wenn wir“, sie zeigte auf sich, Emil, Lloyd, Genis und Raine, „kämpfen würden und Sheena und Zelos zurückgeblieben wären?“ Lenox schüttelte sich. „Nein. Ich will die beiden dort doch befreien und das können nur die Nachfahren. Ich hatte nicht vor, jemand Unbeteiligten in die Sache zu ziehen und vor allem kann ich den da gar nicht gebrauchen!“ Mit der Schwanzspitze deutete er auf Roivas. Weiter kam er nicht. Das Biest griff an. Präzise stürzte er sich auf Zelos. Lloyd sprang dazwischen und trieb das Monster mit einem kräftigen Hieb zurück. Zelos trat ein wenig zurück und faltete seine Hände vor der Brust. Federn aus Licht umtanzten ihn und Kratos schloss sich ihm an, beschwor ebenfalls Judgement. Genis feuerte Eisbälle gegen das Ungetüm und Raine setzte mit Lichtzaubern nach. „Auf die Hände! Zielt auf die Hände!“, schrie Lenox und spuckte einen Feuerball. Marta tauchte unter einem Schlag weg und hieb nach den widerlichen Krallen. Emil nutzte die Reaktion des Monsters und es gelang ihm, eine der Krallen abzuschneiden. Judgement schlug ein und schälte dem Biest ganze Streifen dunklen Fleisches aus dem Körper. Viel brachte es nicht. Das Monster wirbelte mehrmals um die eigene Achse. Pfeifend schnitten die Tentakel durch die Luft und rissen Lloyd und Emil von den Füßen. Reglos blieben die beiden liegen. Blut lief aus Lloyds Nase, Emils Schläfe war aufgeplatzt. Marta wollte zu dem Blondschopf stürzen, doch eine elektrische Entladung, aus dem Maul des Monsters schießend, streckte sie nieder, bevor sie Emil überhaupt erreichte. Wie konnte dieses Vieh so stark sein? Ehe auch sie das Bewusstsein verlor, sah sie aus dem Augenwinkel wie Lenox aus der Luft gefegt wurde und gegen Genis krachte. Ein Tentakel krallte sich Richter, hob ihn an und schlug ihn gegen Raine. Roivas blieb in der Position in der Richter ihn zuvor hielt, in der Luft hängen. Dann wurde es dunkel um Marta. Seltsamerweise funktionierte ihr Gehör noch und so hörte sie das Monster zunächst triumphierend brüllen und anschließend eine seltsame Stille. Sie kam zu dem Schluss, dass sie wohl doch nicht bewusstlos war und zwang ihre Augen auf. Ihre Freunde standen wieder aufrecht und auch ihr gelang es, ihren schmerzenden Körper aufzurappeln. Die Stille wirkte widernatürlich. Das Biest war erstarrt, ihre Freunde allerdings auch und als sie sich zu bewegen versuchte, gelang es ihr ebenso wenig sich vom Fleck zu bewegen. „Das ist meine Schlacht. Ich denke, ich habe einiges wieder gutzumachen.“ Roivas? Mit äußerster Mühe gelang ihr ein Seitenblick. Ihr Sohn richtete sich auf und erhob seine Arme gen Himmel. Er wurde empor gehoben, rötliches Licht umhüllte ihn, formte einen hochgewachsenen, muskulösen Körper. Schwingen, ebenso rot und aus leuchtenden Federn bestehend bildeten sich. „Ratatosk?“ Wenn Marta recht überlegte, so wusste niemand von ihnen, wie der Elementargeist ursprünglich aussah. War das seine frühere, seine wahre Gestalt? „Wow!“ Mehr fiel ihr bei diesem Anblick nicht ein. Muskeln, wohin das Auge reichte, nur spärlich verhüllt von einer goldenen Toga. Hüftlange, rotgoldene Haare fielen in weichen Wellen über die kräftigen Schultern. Ratatosk drehte sich zu ihr um und zwinkerte ihr zu. Selbst seine Pupillen wirkten golden. Fauchend stürzte sich das Biest auf ihn, nachdem es feststellen musste, dass es sich zwar wieder bewegen konnte, aber nicht an die anderen Kämpfer herankam. Ratatosk trat es von sich und schlug ihm mit einer einzigen fließenden Bewegung seines aus reinen Flammen bestehenden Schwertes beide Arme ab. Die gefangenen Seelen stürzten zu Boden. Das Biest kreischte. Der Bann, welcher Marta und die anderen hielt, brach im selben Augenblick und sie konnten dem Elementargeist zur Hilfe eilen. Bis auf Kratos, der stand immer noch heulend und sinnlos in der Gegend herum. Mit vereinten Kräften gelang es ihnen, das Biest zurückzuschlagen, in kleine Stücke zu metzeln und dorthin zu schicken, woher es kam. Dank Ratatosk war der Sieg ein Kinderspiel und das unnatürliche Unwetter verzog sich. Sämtliche Blitze, jegliches Donnergrollen verstummte und die schwarzen Wolken machten einem blauen Sommerhimmel Platz. Erleichtert atmeten die Kämpfer auf. Lenox sank zu Boden und schritt auf die beiden Seelen zu, dann wandte er sich an Zelos und Sheena. „Ihr seid dran.“ Die beiden nickten. Zelos kniete sich neben Shiron und Sheena neben Geta. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)