Die Sache mit der Kunst von -AkatsukiHime ================================================================================ Kapitel 17: Was längst überfällig gewesen wäre ---------------------------------------------- „Wer ist das, Sasohi?“, flüsterte Deidara nach einer halben Ewigkeit, in welcher keiner auch nur einen Muskel gerührt hatte. Sasori schluckte, konnte den Blick von der alten Frau im Türrahmen nicht abwenden, die ihn ebenso verdattert anstarrte. „Das Kleiner...“, begann er mit trockener Kehle zu sprechen, „...ist meine Großmutter.“ Langsam und mit weit aufgerissenen Augen schüttelte Chiyo schließlich den Kopf. „Das kann nicht sein...“, hauchte sie ungläubig, „Bist du es wirklich, Sasori?“ Der Puppenspieler nickte unsicher, war sich nicht sicher, welcher Schritt der Richtige wäre. Seine Beine fühlten sich seltsam weich an, beim aufstehen und er merkte wie seine Atmung flacher ging, als gewöhnlich, was er sofort unterband. So viele Jahre hatte er seine Gefühle unter Kontrolle gehabt. Da würde er sich jetzt keine Blöße geben, nicht jetzt, wo es drauf ankam. Schüchtern lugte Deidara hinter seinem Bein hervor, immer noch das Plüschtier vor den Mund gedrückt und aus großen, blauen Augen die Frau begutachtend, die da vor ihnen stand. „Großmutter?“, wiederholte er verwirrt und Sasori war sich nicht sicher, ob er wusste, was eine Großmutter war. „Meine Oma.“, erklärte er seinem kleinen Anhängsel, welches verstehend nickte. Auch Chiyos Blick richtete sich nun auf den kleinen Deidara und ihre Augen wurden noch größer. „Das ist doch...“, flüsterte sie, mehr zu sich selber, als zu ihnen und starrte dann Sasori fassungslos an. „Wir brauchen Hilfe.“, sprang der Puppenspieler schließlich über seinen Schatten und biss sich inständig auf die Zunge, „Können wir heute Nacht hier bleiben?“ Die Miene seiner Großmutter verfinsterte sich mit einem Mal und instinktiv ließ er die Hand vor Deidaras Brust sinken um ihn, wenn nötig, zu schützen. „All die Jahre habe ich auf dich gewartet. Habe auf ein Lebenszeichen gehofft, bin daran verzweifelt, nicht nur deinen Vater sondern auch noch dich verloren zu haben und jetzt stehst du hier, nach mehr als zehn Jahren und verlangst auf solch unverblümte Art meine Hilfe?“, knurrte sie. Sasori biss sich zornig auf die Innenseite seiner Lippe und ohne das er es hätte kontrollieren können zogen sich seine Brauen zusammen. Die alte Schachtel hatte sich überhaupt nicht verändert. Nicht ein Stück! Er dafür sehr wohl und so mit ihm umspringen wie damals konnte sie nun ganz klar nicht mehr. Er war nicht mehr das kleine, verletzbare Kind, welches er einst gewesen war. Er war ein erwachsener, blutrünstiger, gefürchteter Nuke-Nin. Wie kalte Nadeln durchbohrte sein Blick die alte Dame, im Türrahmen, doch mit einem Mal schreckte er auf, hatte er doch gar nicht bemerkt, wie Deidara sich an ihm vorbei gestohlen hatte und zu seiner Großmutter hin gewatschelt war. Mit schief gelegtem Kopf kam er vor ihr zum stehen. „Hallo, Oma von Sasohi.“, begrüßte er sie freundlich und schaute zu ihr auf, sich nach wie vor den Tiger an die Brust drückend und mit dem Dino in der kleinen Hand. Sasori starrte schockiert auf seinen kleinen Partner, dann zu seiner Großmutter, die ihm einen ebenso verdatterten Blick zuwarf, sich dann jedoch dem kleinen Blondschopf zu wand. „Du bist doch...“, murmelte fassungslos und bückte sich ein Stück zu dem Kleinen hinunter. „Ich bin Deidara.“, stellte sich dieser freudig vor und lächelte ihr wohlgesonnen entgegen. Kopfschüttelnd richtete sich die alte Frau wieder auf und warf ihrem Enkel einen strengen Blick zu. „Das musst du mir erklären, Sasori.“ „Ich muss gar nichts.“, gab dieser trotzig zu verstehen, schloss dann zu seinem Partner auf, packte ihn unter den Schultern und nahm ihn auf den Arm. „Oh doch, das musst du.“, blieb sie hartnäckig und verengte die Augen zu Schlitzen. Diese Augen waren genau so kalt und voller Bitterkeit, wie eben jene, in welche er als Kind geblickt hatte. Und genau so, wie seine Augen auch später geworden waren. Einer kalter Schauer fuhr ihm über den Rücken, beim Gedanken daran. „Wenn ich dir solch eine Last bin, dann werden wir gehen.“, entschied der Rothaarige schließlich, wollte sich schon zum gehen wenden, als ein leises Grummeln ihn inne halten ließ. Verwirrt schaute er zu Deidara, welcher sich mit gequältem Blick den Bauch hielt. „Hunger...“, fiepte der Kleine und blickte flehend auf. „Hunger...?“, wiederholte er hilflos, immerhin hatten sie bereits den Großteil ihres Proviants vertilgt. Beziehungsweise Deidara, er selbst aß ja nichts. „Nun mach keinen Unsinn, Junge und komm schon mit hoch.“, fuhr ihn mit einem Mal seine Großmutter an, was ihn augenblicklich herum wirbeln ließ. Ohne ihn oder seinen Partner auch nur eines weiteren Blickes zu würdigen, machte die alte Frau kehrt und stieg die Treppe empor. Sasori und Deidara warfen sich jeweils vielsagende Blicke zu, ehe der Magen des Blonden erneut rumorte, was den Puppenspieler dazu veranlasste der alten Frau seufzend zu folgen. Was blieb ihm bitte auch anderes übrig? Sowohl er, als auch Chiyo schwiegen, er warf ihr den ein oder anderen verbitterten Blick zu, von welchem sie jedoch keine Notiz zu nehmen schien, viel zu fokussiert, war sie auf den kleinen, blonden Engel, der an ihrem Tisch speiste. Er hatte einen Eintopf bekommen, von welchem, wie gewöhnlich, die Hälfte in Gesicht und Haaren gelandet war. „Ist lecker!“, nuschelte Deidara glücklich, während er sich einen weiteren Löffel in den Mund schob. „Das freut mich, das es dir schmeckt, Liebes, aber Essen müssen wir wohl noch ein bisschen üben.“, lachte seine Großmutter und wischte ihm schließlich mit einem feuchten Lappen den Mund sauber. Seufzend schob Deidara die leere Schüssel von sich weg und ließ sich erschöpft gegen die Lehne des Stuhls sinken. „Sagt Sasohi auch immer.“, murmelte er beschämt und ein leichter rosa Schimmer bildete sich um das Stupsnässchen. „Das klappt schon.“, war die Grauhaarige zuversichtlich, während sie den restlichen Dreck aus den blonden Längen fischte, „Das lernst du alles, wenn du älter wirst.“ Sie zwinkerte ihm zu, packte die leeren Schüsseln zusammen und trug sie in die Küche. „Wann bin ich älter, Sasohi?“; wollte Deidara mit einem Mal wissen, griff nach dem Tiger und dem Dino, hangelte sich vom Stuhl nur um dann sofort wieder auf Sasoris Schoß zu klettern. Lächelnd griff der Puppenspieler seinem kleinen Partner unter den Schultern und zog ihn auf seine Oberschenkel. „Na, wenn du Geburtstag hast.“, erklärte er und wischte ihm mit der Daumenspitze ein paar Krümel aus den Mundwinkeln. „Und wann ist das?“, fragend ließ der Blondschopf sein Kinn gegen des Rothaarigen Brust sacken und schaute so zu ihm auf. „Wann hast du Geburtstag, Deidara, das weißt du doch.“, spornte Sasori ihn an, als ihm mit einem Mal einfiel, das es auf Grund der Hintergründe seines Partners eben so gut sein konnte, das dieser noch nie im Leben Geburtstag gefeiert hatte. „Fünfter Mai.“, klärte er den Blonden dann auf und strich ihm mit der flachen Hand den Pony nach hinten. „Ist das noch lange?“, wollte der Toner wissen, während er begann gedankenverloren mit dem Finger über die Schuppen des Dinos zu fahren. „Halbes Jahr ungefähr, als dauert noch etwas.“, murmelte Sasori und schaute ihm leicht lächelnd dabei zu. Gähnend nickend schmuste sich der Kleine schließlich an seinen Danna, den Tiger dabei fest im Arm und schloss die Augen. Selber nicht weniger erschöpft schlang Sasori seine Arme um den Blondschopf, zog ihn ein Stückchen näher zu sich und begann leicht mit den Beinen auf und ab zu wippen, während er verträumt den Blick durch das Ess- und Wohnzimmer streifen ließ. Hier hatte sich rein gar nicht verändert. Alles war noch genau so, wie vor gut zehn Jahren. Er spürte wie Deidaras Kopf leicht gegen seine Brust sackte und sein Atmen in gleichmäßige, lange Züge überging. „Schlaf gut, Süßer.“, flüsterte er und fuhr seinem Partner behutsam mit den Fingerspitzen durch das lange, blonde Haar. Er schaute nicht auf, als Chiyo zurück ins Zimmer trat, sein Blick ruhte nach wie vor auf seinem kleinen Partner. „Wirst du uns verraten?“, wollte er dennoch wissen. „Sei nicht albern.“, schnaubte die Ältere, „Ich bin kein Unmensch.“ Sasori lachte trocken auf. Mit einem leicht quietschendem Geräusch zog die Grauhaarige schließlich den gegenüberstehenden Stuhl zu sich und ließ sich leise stöhnend drauf nieder. „Du bist alt geworden.“, bemerkte Sasori trocken und musterte sie kühl. „Du dafür überhaupt nicht.“, kam es scharf zurück. Wieder schwiegen sie. In seinem Kopf spielten sich viele Szenarien ab und nach wie vor war er angespannt, er kannte seine Großmutter gut und auch wenn sie gesagt hatte, sie würde sie nicht auffliegen lassen, musste das nicht heißen, das dies auch stimmte. Diese Frau hatte ihm die Skrupellosigkeit quasi beigebracht. Und ihre Liebe galt dem Dorf, nicht ihm. Das hatte sie noch nie. „Du mit einem Kind.“, riss sie ihn schließlich aus seinen Grübeleien und schüttelte leicht schmunzelnd den Kopf. Er sagte nichts, zog nur fragend die Braue nach oben. „Wie ist das passiert?“, wollte sie schließlich wissen und rückte ein Stück näher, was Sasori augenblicklich ein bisschen aufrechter sitzen ließ. „So misstrauisch, Sasori.“, sie lächelte traurig, schien es dann aber dabei zu belassen. „Deidara müsste jetzt 19 sein, wenn ich mich nicht verrechnet habe, oder?“, sagte sie stattdessen. „Ich weiß nicht, was dich das alles angehen würde.“, entschied Sasori schließlich, entspannte sich ein bisschen, allerdings ohne zu nachlässig zu werden. Wenn er kämpfen müsste, dann würde er kämpfen. Er würde alles tun um Deidara zu beschützten. Er hatte bereits einmal mit einem Schlag ein ganzes Dorf niedergemetzelt und er würde es wieder tun, wenn es denn sein müsste. „Du bist in meinem Haus.“, entgegnete sie ruhig, „Ich glaube schon, dass es mich was angeht.“ Sasori schnaubte verächtlich. Es war nicht ihr Haus. Es war das seiner Eltern. So gesehen, war es also sogar sein Haus. Chiyo warf ihm einen weiteren schmunzelnden Blick zu, ehe sie beschwichtigend die Hände hob und wieder senkte und dann nichts mehr sagte, was Sasori nur Recht war. Seinetwegen konnte es die ganze Nacht so weiter gehen, Deidara bekam seinen Schlaf, war dabei im Warmen und sobald die ersten Sonnenstrahlen sich blicken ließen, wären sie schneller weg, als das alte Frauenzimmer „Akatsuki“ sagen könnte. Etwas wunderte ihn dennoch und ließ ihm keine Ruhe. „Woher weißt du wie alt Deidara ist?“, wollte er schließlich wissen, schielte zu dem kleinem Blondschopf, welcher auf seinem Schoß kauerte und leise im Schlaf schmatze, „Beziehungsweise wäre...?“ Chiyo hob eine Braue, lächelte sanft, glaubte wohl sie hätte gesiegt, doch das hatte sie nicht. Er wollte nur diese Information, nicht mehr. „Glaubst du ich behalte dich nicht im Rahmen meiner Möglichkeiten im Auge?“, kicherte sie und schüttelte leicht den Kopf. „Jeder von euch hat eine eigene Seite im Bingobuch mit ausführlichem Steckbrief.“, klärte sie ihn schließlich auf. Sasori nickte verstehend. Sie schnüffelte ihm also hinter her, so war das. Erneutes Schweigen, er bemerkte wie seine Großmutter ihm immer wieder verstohlene, erwartungsvolle Blicke zuwarf, die er gekonnt ignorierte. Seufzend und unter leichtem Ächzen erhob sie sich schließlich. „Du kannst ihn oben in deinem alten Zimmer schlafen lassen, wenn du möchtest.“ Er schüttelte den Kopf, zog den Toner näher an seine Brust, was die Alte leicht verdutzt dreinschauen ließ. „So?“, sagte sie fragend. „Er bleibt bei mir.“ entschied er dann. „Gut.“, sie zuckte mit den Schultern, „Dann ihr beide.“ Wieder schüttelte er mit dem Kopf. „Ich muss nicht schlafen.“ „Musst nicht, oder kannst du nicht?“, hakte sie nach, worüber er schwieg. „Sasori.“seufzte sie deprimiert, machte einen verhaltenen Schritt auf ihn zu und mit einem Mal befand er sich auf seinen Füßen und ging einen Schritt zurück. Erschrocken blickte sie ihn an, starrte fassungslos in seine kalten, braunen Augen, welche ihr ohne jegliche Emotion entgegen sahen. „Ich will dir doch nichts Böses, Junge.“, flüsterte sie gequält und warf ihm einen flehenden Blick zu. „Zu spät.“, zischte er genervt und ging weiter zurück. Er fühlte sich ein wenig wie eine verärgerte Katze oder ein aggressiver Wolf, welcher in die Enge getrieben worden war und nur darauf wartete dem Feind mit den ausgefahrenen Krallen Eine zu verpassen. „Ich werde dich nicht angreifen, Sasori.“, versicherte ihm seine Großmutter, doch er lachte nur trocken. „Ach, ich glaub dir kein Wort.“, knurrte er harsch, woraufhin sie die Schulter hängen ließ. „Ich wollte immer nur das Beste für dich.“, flüsterte sie, kaum hörbar, den Blick starr auf den Fußboden gerichtet. Der Puppenspieler schnaubte. „Das Beste?“, wiederholte er übertrieben betont, merkte wie etwas drohte in ihm durch zu brennen, doch er hielt sich zurück, erinnerte sich an seinen kleinen Partner, der friedlich in seinen Armen schlummerte. Hier ging es um Deidara, nicht um ihn. Nicht, das es den Anschein gehabt hätte jemals um ihn gegangen zu sein. Chiyo nickte schwach. Ein fieses Lächeln bildete sich auf Sasoris Lächeln: „Ein kleines Kind, das gerade seine Eltern verloren hat mit dem Arsch nicht an zu gucken und auf emotionaler Ebene völlig sich selber zu überlassen, ja nicht einmal den Ansatz tröstender Wort, geschweige denn eine Umarmung für es übrig zu haben.“ Das ist in deinen Augen also das Beste?“ Er merkte wie er begann zu zittern, versuchte ruhig zu sprechen, doch seine Stimme überschlug sich beinah. „Im Stich gelassen hast du mich. Ihr alle, aber eurem Kagen hinter her zu trauern, dafür war genug Zeit.“ Mit weit aufgerissenen Augen schüttelte die Alte den Kopf. „Sasori...“, flüsterte sie nur erneut, schien nicht zu wissen, was sie ihm sonst hätte entgegen bringen sollen. Immerhin war da nichts. „Oh ja, ich kann mir vorstellen, was DU wieder durch gemacht haben musst.“, begann er, hämisch grinsend, „Die arme, alte Chiyo, verliert erst ihren über alles geliebten Sohn und dann konvertiert ihr kleiner Enkel auch noch zum Nuke-Nin. Du musst es schwer gehabt haben, als Großmutter des grausigen Sasori no Akasuna. Der, der wahrscheinlich eh an allem Schuld ist.“ Wieder schüttelte sie den Kopf. „Bist du nicht...“, war alles was bis zu ihm hinüber drang. Leise Murrend hob ein verschlafener Deidara plötzlich den Kopf und schaute blinzelnd zu ihm auf. „Sasohi...“, murmelte er müde und lächelte ihm schwach entgegen. Und als hätte man einen Schalter in ihm umgelegt, beruhigte sich der Rothaarige mit einem Mal, konnte das Lächeln sogar erwidern. „Haben wir dich geweckt?“, hauchte er sanft und strich dem Kleinen sanft den Wangenknochen entlang, „Tut mir leid...“ Deidara schüttelte nur leicht den Kopf und lugte dann mit einem neugierigen Funkeln in den Augen über die Schulter nach hinten. „Deine Oma sieht traurig aus, Sasohi.“, bemerkte er und blickte dann fragend zu seinem Danna. Auch Sasori schaute auf und zu seiner Großmutter, die scheinbar mit den Tränen zu kämpfen hatte. „Ja...“, murmelte er dann tonlos, ohne den Blick von ihr ab zu wenden, „Ja, ich weiß, Kleiner.“ „Warum?“, wollte er wissen, schaute seinen Danna unschuldig an. Sasori warf seinem kleinen Partner einen verzweifelten Blick zu und schüttelte dann den Kopf. Er wusste nicht wie er es Deidara erklären sollte, er konnte es sich nicht einmal sich selbst erklären. „Wahrscheinlich weil sie nicht damit fertig wird, was ich für eine Enttäuschung bin.“, knurrte er mit einem Mal wieder und schaute sie abwertend an. „Enttäuschung?“, wiederholte der kleine Toner verwirrt und sein aufmerksamer Blick huschte fragend zwischen Sasori und dessen Oma hin und her. „Enttäuschung.“, bestätigte der Rotschopf, ohne den Blick von seiner verhassten Großmutter zu nehmen, „Weil ich so geworden bin, wie sie es wahrschei....“ Er hatte noch nicht geendet, da öffnete die alte Trulla, ihm gegenüber mit einem Mal den Mund und unterbrach ihn mitten im Satz: „Weißt du Sasori, es ist schwer jemanden wieder zusammen zu flicken, wenn man selbst im Inneren bereits zerbrochen ist, auch wenn es der eigene Enkel ist.“ Sie verstummte kurz, schluckte, wohl um das Zittern in ihrer Stimme unter Kontrolle zu bringen, eher sie etwas gefasster weiter sprach: „Aber jetzt, wo du selber mit einem Kind in deinem Leben konfrontiert wurdest...“ Ihr Blick huschte kurz zu Deidara, dann blickte sie ihrem Enkelsohn erneut tapfer in die haselnussbraunen Augen: „Da verstehst du vielleicht mit wie vielen Ängsten und Zweifeln diese neue Verantwortung einhergeht.“ Sasori atmete tief ein, öffnete dann den Mund, doch ihm viel nichts ein, was er seiner eigenen Großmutter hätte entgegen bringen können und so schüttelte er nur leicht den Kopf, während Deidara in seinen Armen unruhig hin und her zu rutschen begann. Spürte der Kleine, das etwas nicht stimmte? „Ich habe dich angesehen und ich konnte es nicht ertragen, ich stand dir völlig hilflos gegenüber, es war...“, sie schnappte nach Luft und die ersten Tränen bahnten sich ihren Weg, aus den Augenwinkeln, über die eingefallenen Wangen, liefen hinunter bis zum Kinn, von wo sie auf ihre Brust tropften. „Du warst so jung und so unschuldig und ich konnte nicht begreifen in was für einer grausamen Welt einem Kind, welches absolut nichts verbrochen hat, einfach so, von jetzt auf gleich, alles genommen wird. Ich habe es gehasst. Ich habe diesen Krieg gehasst. Ich habe den weißen Reiszahn gehasst. Ich habe Konoha gehasst, genauso Sunagakure, dass sie es zugelassen haben, deine Eltern fort zu schicken, doch mehr, mehr als alles andere...“ Am ganzen Leibe schlotternd hob sie den Blick, ehe sie ein ersticktes Schluchzen vernehmen ließ, welches Sasori durch Mark und Bein ging, und ihm einen kalten Schauer über den Rücken jagte. Unsicher, wie er mit dem Gefühlsausbruch seiner Oma umzugehen hatte, hievte er den kleinen Bomber in seinen Armen, ein Stück nach oben, welcher ihm immer wieder verwirrte Blicke zuwarf, offensichtlich nicht verstand, was genau hier gerade passierte. „Habe ich mich selbst gehasst, Sasori.“, hauchte sie gequält, blickte ihn dann mit verzerrter Miene an und mit einem Mal war esdem Puppenspieler, als hätte man jegliche Aggresivität und Wut, all den Zorn, den er sich über die Jahre so sorgfältig angestaut hatte, wie mit einem Magneten, aus ihm hinaus gesaugt und alles was übrig blieb, war ein Gefühl von Leere. Von Leere. Von Einsamkeit. Von Hilflosigkeit. Er schaute seine Großmutter an, blickte in die verquollenen, braunen Augen, die den selben Farbton wie die Seinen hatten und konnte nicht verstehen was das alles hier ins Rollen gebracht hat oder gar, was man nun von ihm verlangte. Wie er zu reagieren hatte. Er sah sich ihr gegenüber immer noch als Kind. Als Kind, welches seiner Großmutter gegenüber stand und nie hatte er wirklich darüber nachgedacht, dass er nicht nur seinen Vater, sondern sie auch ihren Sohn verloren hatte. „Aber wieso?“, wollte er leise wissen und Chiyo zuckte instinktiv zusammen, hatte offenbar nicht mit einer Antwort seinerseits gerechnet, senkte beschämt den Kopf, schluchzte einmal herzzerreißend, ehe sie ihn anblickte, mit dem traurigsten Lächeln, welches er je gesehen hatte. Jeglicher menschliche Überrest, in seinem Inneren, zog sich zusammen und beinah konnte er es nicht ertragen, wie sie da so gebrochen vor ihm stand, so vereinsamt, so alleine, er hatte sie so zurück gelassen. „Wieso hast du mich gehasst?“, wollte er wissen, seine Stimme war ruhig, ohne Wertung, ohne Emotion, wie s oft und doch sprach er leiser, bedachter. Es ging hier nicht darum sie zu verletzten. Oder sich als den Starken zu prollerien. Er wollte es wirklich wissen. Er wollte einfach nur wissen, was er all die Jahre falsch gemacht hatte. Und warum sie ihn so behandelt hatte. Er musste es wissen. Jetzt und hier. Ein für alle mal. Doch wieder schüttelte Chiyo nur den Kopf, zog dabei einmal die Nase hoch und blinzelte dann die Tränen aus ihren Augen, was ihm erneut einen Stich ins Herz versetzte und scharf die Luft einziehen ließ. „Ich habe dich nie gehasst Sasori.“, sagte sie dann mit bebender Stimme und es klang beinah wie eine Entschuldigung. „Wie könnte ich?“, hauchte sie, ehe ihre Stimme erneut brach und in ein verzweifeltes Weinen um schwang: „Wo du doch alles bist, was mir geblieben ist?“ Gequält schloss Sasori die Augen, konnte er diesen verzweifelten, tot-traurigen Gesichtsausdruck seiner Großmutter doch keine Sekunde länger ertragen, er fühlte sich schuldig, er fühlte mit, es quälte ihn und das alles zugleich. Würde sie doch nur aufhören zu weinen, täte sie doch endlich aufhören zu weinen. Wieso machte es ihn so fertig sie weinen zu sehen, hatte es sie doch all die Jahre offenbar nicht gekümmert wenn er sich Nacht um Nacht in den Schlaf gewimmert hatte. „Du hast mich völlig im Stich gelassen.“, flüsterte er, was sie mit einem bejahendem Aufschluchzen beantwortete, ehe er nachdenklich den Blick senkte, für einen Moment völlig abdriftete. „Wie kann man jemanden gern haben und ihm im selben Moment wie Abschaum behandeln...“, mit einem Mal verstummte er, als sich der seine Blick und der von Deidara, der aus seinen Armen unglücklich zu ihm aufschaute, trafen. Verwundert schaute der kleine Blondschopf zu seinem Danna auf, er sah müde aus, etwas blass und war wohl immer nicht komplett auf dem Damm. „Sasohi?“, flüsterte er leise, wohl darauf bedacht das Chiyo es nicht mitbekam. Sasori nickte, hatte nicht einmal wirklich wahrgenommen, was Deidara von ihm wollte, drückte den Kleinen nur an sich, und erinnerte sich mit einem Mal an die ganzen unzähligen Momente, wie er den Jungen umher gescheucht hatte, zu wenig hatte schlafen, oder essen lassen, ihn das ein oder andere Mal zur Strafe für das lose Mundwerk mit dem Skorpionschwanz Einen übergezogen, oder aber, ihn beleidigt, für jegliche Unfähigkeiten, die man doch erst im Alter erlernte und er mit 19 sicherlich auch noch nicht beherrscht hatte. Reuevoll schmiegte er sich an seinen kleinen Partner, welcher sich beinah sofort auf die Kuscheleinheiten einließ, das kleine Gesicht Schutz suchend in Sasoris Halsbeuge drückte und mit den zarten Händchen in seine Nackenhaare griff und dort Halt suchte. „Ich habe...“, begann Chiyo plötzlich erneut und Sasori zuckte hoch, hatte er doch beinah völlig vergessen, dass sich seine Großmutter noch mit im Raum befand. „Du hast dich selbst gehasst, schon klar.“, nahm ihm der Rothaarige die Worte aus dem Mund und warf ihr dann einen verständnisvollen Blick zu. Verdutzt blinzelte seine Oma ihm entgegen, schien nicht ganz nach vollziehen zu können, womit dieser plötzliche Sinneswandel nun einher ging und auf Sasoris Lippen formte sich ein schwaches Lächeln, ehe er den Blick zurück zu Deidara schweifen ließ, ihm einen sanften Kuss auf den Haaransatz hauchte. „Ich würde sagen, was das angeht...“, überlegte er dann, wandte sich schließlich wieder Chiyo zu, „Fällt der Apfel nicht weit vom Stamm, was, Oma Chiyo?“ Verwirrt schüttelte das alte Frauenzimmer den Kopf, verstand wohl immer noch nicht, was genau hier gerade passierte, doch was das anbelangte machte der Puppenspieler ihr keinen Vorwurf, hatte er doch selbst das Alles noch nicht ganz begreifen können. Doch was auch immer für einen sonderbaren Zauber Deidara mit sich gebracht hatte, hatte es sein vierjähriges Selbst nicht nur geschafft, dass der Marionettenspieler sich selbst zu reflektieren gelernt hatte, sondern auch, dass er nun endlich verstehen konnte, was in anderen vorging. Zumindest Ansatzweise... Und auch, dass zwischen ihm und seiner Großmutter sich vielleicht nie solche dunklen und tiefen Abgründe aufgetan hatte, wie zu Beginn noch angenommen. Nein, im Endeffekt, war sie genau wie er. Sie hatte genau so gefühlt wie er. Genau so gedacht. Und aus diesem Grund genau so gehandelt. Nur ausbaden müssen, ausbaden müssen hatten es im Endeffekt die Personen, die für all Jenes am Wenigsten konnten. Das waren zum Einem er selbst gewesen. Zum anderen Deidara. Schuldbewusst stupste Sasori den kleinen Toner mit der Nasenspitze an, welche sich breit grinsend in seine Richtung drehte, in mit einem Lächeln in die Augen schaute, was Sasori unweigerlich mit schmunzeln ließ. Konnte er seinen Partner irgendwann, jemals um Verzeihung bitten, wenn er selbst mit alle dem nicht abschließen konnte? Wenn er selbst seiner eigenen Großmutter nicht vergeben konnte? „Sasohi!, meldete sich Deidara nun etwas energischer zu Wort, hatte schon beinah einen leicht quengelnden Unterton aufgesetzt. „Ja?“, verwundert weiteten sich die Augen des Rothaarigen, als der Blonde ihm unglücklich entgegen starrte. Bildeten sich da Falten, auf der kleinen Stirn? „Pipi!“, machte der Bomber auf seine Grundbedürfnisse aufmerksam. „Äh ja,...“, hilflos wandte er sich an seine Großmutter, welche sich wohl inzwischen gefangen zu haben schien, sich mit den Fingerrücken abschließend noch einmal die Augenwinkel entlang fuhr, Deidara dann aufmunternd zulächelte. „Na, dann komm Mal mit kleiner Mann, nicht das noch ein Unglück geschieht.“ Sie führte Deidara die Treppe hinauf, ins obere Stockwerk, Sasori erinnerte sich gut, war auf dier Etage doch auch sein Zimmer gewesen, direkt als Erstes, wenn man den Flur betrat. Zwei Zimmer weiter und am Ende des langen Ganges, war das große, geräumige Badezimmer, in welchem Chiyo nun das Licht anknipste und Deidara sich sofort, brav wie er war, auf zur Toilette machte. „Kommst du klar?“, wollte die alte Dame von ihrem kleinen Gast wissen, welcher eifrig nickte, schon dabei war, sich aus seiner Hose zu schelen. „Er schafft das schon.“, bestätigte Sasori und warf seinem Schützling einen aufmunternden Blick zu, welcher ihm stolz entgegen funkelte, dann auf den Klositz kletterte. „Na dann...“, brummte Chiyo zufrieden, lehnte schließlich die Tür an um den Toner etwas Privatsphäre beim Erledigen seines Geschäftes zu gönnen, drehte sich allerdings nicht um und zu Sasori, ließ die Hand auf der Klinke und hatte den Kopf gesenkt. „Sasori, ich...“, begann sie mit einem Mal leise in ihren unsichtbaren Bart zu nuscheln. Offenbar war das Thema für sie noch nicht abgeschlossen. Sasori seufzte kaum merklich, machte einen zögerlichen Schritt in ihre Richtung, wollte er doch eigentlich nicht, dass sie erneut zu weinen begann. Es hatte ihm geschmerzt. Es war eine Form des Schmerzes, welche er beinah vergessen zu haben gemeint hatte. Doch jetzt, wo er all diese Gefühle erneut so intensiv wahrgenommen hatte, da war es ihm plötzlich gar nicht mehr fremd. Eher schon alt vertraut und jetzt, wo er endlich in der Lage war zu verstehen, was er da fühlte und was es mit ihm machte, … Da riss es ihn gar nicht mehr so aus dem Konzept, wie es, es einst vermocht hatte zu tun. Er atmete tief ein, ließ den Blick über die eingesunkene Gestalt seiner eigenen Großmutter wandern, ehe er sich zusammenrauft, von hinten an sie heran trat, in einer einzigen, ausladenen Bewegung die Arme um sie schlang und sie näher zu sich zog. „Schon gut.“, sagte er dann ruhig und erkannte sich beinah selbst nicht wieder. Mit weit geöffneten Augen, drehte Chiyo sich in der Umarmung nach hinten, musterte ihn dann mit einem furchtbar gequälten Ausdruck in den Augen, ehe sie sanft mit den Fingerspitzen sein Kinn und dann die Wangen hinauf, seine Konturen entlang fuhr, mit der Hand ihm einmal durch das kurze, feuerrote Haar fuhr, dann leise schluckte. „Mein süßer, kleiner Enkel.“, wimmerte sie leise, zwang sich dann zu einem Lächeln, „Alles was ich je wollte, war dich noch einmal wieder zu sehen, dich noch einmal in meine Arme schließen zu können und nun bist du hier und...“ Sasori schüttelte den Kopf. Wärme und Geborgenheit,aber auch Schuldgefühle und Hilflosigkeit, all diese Gefühle brachen beinah zeitgleich über ihn hinein und man hatte ihm nicht mal eine Minute Zeit gegeben, in Deckung zu gehen. „Psssht...“, murmelte er, zog seine Großmutter wieder zu sich und für eine Weile standen sie einfach nur da, sich gegenseitig umarmend, den jeweils anderen beinah schon inhalierend, jeder in seine eigene kleine Welt vertieft, mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt. Beide zuckten sie instinktiv zusammen, als mit einem Mal die Tür zum Bad von innen nach außen aufgerissen wurde und ein kleiner, äußerst erschöpfter Deidara im Türrahmen stand, den kleinen Dino in der linken und den Stofftiger in der rechten Hand. Sasori löste sich lächelnd von seiner Großmutter, blinzelte ihr dabei vertraut zu, was sie mit einem leisem Lachen zu beantworten musste, ehe sich beide zu dem Toner drehten. „Zeit fürs Bett, oder Dei?“, neckte der Ältere seinen Partner, sah zu, wie Letzterer bereits mit halb geschlossenen Lidern, leicht nickte, dann gähnend auf ihn zu stolperte und sich schließlich an sein linkes Hosenbein schmiegte. „Na komm, du kleine Nervensäge.“, brummte der Puppenspieler, packte das Kind und nahm es hoch auf seine Arme. „Ihr nehmt am besten dein altes Zimmer, aber lass die Vorhänge zugezogen, nicht das ein wachsamer Nachbar noch Verdacht schöpft.“, riet Chiyo, was Sasori nur mit einem stummen Nicken beantwortete, während sich Deidara leise schmatzend bereits schlaftrunken an ihn schmiegte und ihm vor lauter Erschöpfung beinah die Tiere aus den Pfötchen glitten. „Danke.“, sagte er leise, lächelte seiner Großmutter zum Abschied kurz zu, ehe er den schlafenden Bomber hoch hievte und mit ihm in seinem alten Zimmer verschwand. 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