Unerwarteter Familienzuwachs von Traumschreiberin (An Unexpected Addition) ================================================================================ Kapitel 24: Kapitel 24 ---------------------- .o°O°o. _____________________________ .o°O°o..O.o° °o.O¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯ O.o° °o.O.   An Unexpected Addition – Unerwarteter Familienzuwachs   Teil 24   Autor:   karategal   Übersetzer:   Lady Gisborne   P16-slash   Inhalt:   [Autorisierte Übersetzung] Alle Zwerge überleben die Schlacht der fünf Heere, doch Bilbo muss ins Auenland zurückkehren, um sein altes Leben in Ordnung zu bringen und den Weg für ein neues Leben im Erebor zu ebnen. Ein Jahr später kehrt er mit einem vor kurzem verwaisten Frodo zum Einsamen Berg zurück. Thorin ist sich nicht ganz sicher, was er von diesem neuen, winzigen Zuwachs zu seiner Gemeinschaft halten soll.   Disclaimer:   Bei dieser Geschichte handelt es sich um eine autorisierte Übersetzung von karategals englischer Originalstory An Unexpected Addition. Die Charaktere und Orte gehören selbstverständlich Professor Tolkien bzw. seinen Erben und ich verdiene mit dieser Story bzw. Übersetzung kein Geld, sondern schreibe nur aus Spaß an der Freude. ^^   Link zur Originalstory:   An Unexpected Addition Anmerkung:   Wie einige von euch vielleicht bemerken werden, habe ich mich bei der Übersetzung dieser Story ausdruckstechnisch etwas vom Original entfernt, was in diesem Fall aber beabsichtigt war. Zwar bemühe ich mich, wenn ich Geschichten übersetze, so nah wie möglich am Original zu bleiben, aber mir ist auch und vor allem wichtig, einen flüssigen und sinnvollen deutschen Text zu schreiben und die erwähnten Abweichungen habe ich in diesem Fall vorgenommen, weil ich hoffe, dass die Geschichte für euch dann „flüssiger“ ist und ihr mehr Spaß beim Lesen habt. ^^   ♔~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ♥ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~♔ „In Ordnung, ich habe mir alle Äpfel geschnappt, die ich tragen konnte. Haben wir alles andere?“ Bis in den folgenden Tag hinein hatte es geschneit, was die Zwerge dazu veranlasst hatte, die Vordertore zu schließen und sich auf den ersten Wintereinbruch aus den nördlichen Ödlanden vorzubereiten. Die Aussicht, mehrere Monate lang ununterbrochen in einem Berg festzusitzen, war noch nicht wirklich zu dem Hobbit durchgedrungen, aber dennoch hatte Bilbo das Gefühl, dass es in einem oder zwei Monaten eine überaus willkommene Abwechslung sein würde, der eisigen Kälte wenigstens für ein paar kurze Augenblicke zu trotzen. Anders als Zwerge mochten Hobbits es nicht, das Licht der Sonne für eine lange Zeit nicht zu sehen und Óin hatte ausdrücklich darauf hingewiesen, dass sowohl Bilbo als auch Frodo wahrscheinlich Rachitis oder irgendeine andere Knochenkrankheit bekommen würden, wenn sie sich nicht mehrere Stunden am Tag auf ihrem verschneiten und windigen Balkon dem Sonnenlicht aussetzen würden. In dem Bemühen, dieses Problem zu bekämpfen hatte der Heiler der Gemeinschaft deshalb den ganzen Nachmittag damit verbracht, die Bibliothek zu durchstöbern und eine Liste mit Ersatznahrungsquellen zusammenzustellen. „Ich habe schon mit den gebratenen Kartoffeln und Zwiebeln angefangen“, verkündete Bombur, der mit seinen Fingern gerade einen Teigklumpen, der auf der Arbeitsfläche lag, durchzuklopfen und durchzukneten. „Und die Bohnen und der Speck sind in dem Topf dort drüben und werden gerade warm. Aber die Karotten müssen noch in kleine Stücke geschnitten werden.“ „Das mache ich sofort“, erwiderte Bilbo. „Wieviele Kürbisse haben wir noch?“ Bombur hielt im Teigkneten inne. „Mindestens zwei von ihnen sollten noch da sein, wenn ich mich recht erinnere. Dank der Anweisungen, die dein Gärtner dir vor deiner Abreise erteilt hat, war die Ernte dieses Jahr sehr gut und deshalb haben alle Bauernhöfe der Menschen rund um Thal einen erstaunlich großen Anteil bekommen.“ „Unterschätze niemals den grünen Daumen von Hamfast Gamdschie“, gluckste Bilbo. „Mir ist niemals in meinem Leben ein kenntnisreicherer oder geschickterer Bauer als dieser Hobbit begegnet. Die Auswahl in Thal hat mich im vergangenen Monat aufrichtig überrascht, vor allem, da die beiden Städte erst vor Kurzem zurückerobert wurden, Hamfast wird sich freuen, zu hören, dass seine Briefe für Bard und die Zwerge des Erebor so hilfreich waren.“ „Briefe nennst du das?“ lachte Bombur ungläubig. „Dieses Ding war beinah so groß, wie Oris Tagebuch! Ganze zwölf Seiten nur über Kartoffeln. Der arme Rabe konnte damit kaum fliegen.“ Bilbo hob die Schultern. „Was soll ich sagen? Wir Hobbits lieben unser Essen.“ „Und dafür lieben wir Zwerge dich innig!“ rief Fíli von seinem Platz auf dem Plüschsofa im Zeichensaal zu ihnen herüber. „Mmmm, Muffins…“ „Ugh, er wehrt sich noch immer gegen das Schmerztonikum“, seufzte Bilbo. „Diese tiefe Schnittwunde wird niemals richtig verheilen, wenn er sich nicht ausruht und sein Bein schont.“ Bilbo warf einen vorsichtigen Blick durch die Küchentüren und sah den ältesten Prinzen mit zu Schlitzen verengten Augen an, denn er war mehr als nur ein wenig besorgt darüber, wie träge Fíli ihm zuwinkte. Vor vier Stunden hatte der blonde Zwerg zwei Fäden zerrissen und war deshalb auf das Sofa verbannt worden, während seine Mutter, sein Bruder und sein Onkel an einem Tisch am gegenüberliegenden Ende des Saales saßen und über den Wiederaufbau der östlichen Tunnel berieten. Bestürzt darüber, dass er von den Beratungen ausgeschlossen wurde und ein weiteres Schmerztonikum einnehmen musste, hatte der Prinz nun über eine Stunde verschlafen gegen das Unvermeidliche angekämpft. Wenn er ehrlich war, war Bilbo lediglich überrascht, dass Dís ihm noch keinen Schlag auf den Kopf verpasst hatte. „Wenn ich dir ein paar Muffins gebe, wirst du dann Ruhe geben und einschlafen?“ Fíli nickte mit einem benommenen Lächeln. „Also gut, gib mir eine Minute“, seufzte Bilbo und ging zurück in die Küche, um eine gewöhnlich aussehende Schüssel aus dem Kartoffelschrank zu holen. Darin hatte Bilbo ein Dutzend Vanillemuffins mit einer Glasur aus Himbeerbuttercreme versteckt, der Rest der vier Ladungen, die er am Vortag gebacken hatte. „In Ordnung, aber du bekommst nicht mehr als drei, junger Herr. Ich möchte lieber nicht das Risiko eingehen, dass sie dir gleich wieder hochkommen.“ „Du bist mein Lieblingsonkel“, verkündete Fíli und stopfte sich sofort einen Muffin mitsamt der Glasur in Form eines Sahnehäubchens in den Mund. „Ohhh, mein Muffin-Onkel…“ Und nicht einmal fünf Minuten später war Fíli unter einem Haufen Decken fest eingeschlafen, denn das Schmerztonikum und ein voller Magen hatten ihn endlich umgehauen. Es hatte nicht lange gedauert, bis Bilbo bewusst geworden war, dass es für die beiden Prinzen eine große Belastung war und sie sehr unter Druck standen, um den Rollen gerecht zu werden, die ihnen vorbestimmt waren. Fíli trug die Hauptlast, da er Thorins künftiger Erbe war, aber ein unangenehmer Teil dieser Last fiel auch auf Kíli ab. Und da Bilbo die Brüder für gewöhnlich nur bei privaten Zusammenkünften sah, war der ältere Hobbit sehr überrascht gewesen, als er ihre strengen und aufmerksamen Gesichter während einer Ratssitzung gesehen hatte. Es war eine, gelinde gesagt, ernüchternder Augenblick für ihn gewesen. „Was ist mit dem tiefer gelegenen Gang? Mit diesem hier?“ erklang Kílis Stimme vom Tisch am gegenüberliegenden Ende des Saales. „Den Markierungen von Dekors Gruppen zufolge wurden die Decken und der umliegende Tunnel dort nur geringfügig beschädigt. Alle alten Entwürfe zeigen, dass es in diesen Minen reiche Amethyst- und Beryllvorkommen gibt, die eine hervorragende Einnahmequelle wären, bis die Minen im Norden wieder geöffnet werden können.“ „Ja, der Junge hat möglicherweise eine gute Idee“, stimmte Bofur zu. „Aus unterschiedlichen Gründen ist bislang noch keine meiner Gruppen in diesem Gebiet gewesen, aber nach dem wenigen zu urteilen, das ich bisher gesehen habe, scheint es dort nur sehr wenige Trümmer und eingestürzte Säulen zu geben.“ „Die Aussicht, dass mehr Edelsteine im Berg geschürft werden, könnte noch eine Reihe Karawanen aus dem Süden nach Thal locken“, meinte Dís nachdenklich, während sie sich gegen die Schulter ihres Bruders lehnte, um einen genaueren Blick auf die Pläne werfen zu können. „Unsere Nahrungsvorräte, die wir von Bard bekommen haben, scheinen für den Winter auszureichen, aber es wäre sehr schön, wenn wir damit beginnen könnten, die Korn- und Vorratskammern für den künftigen Gebrauch aufzufüllen. Schließlich ist ein Angriff aus dem Osten jederzeit möglich und es wäre weise, einen Vorrat für Notfälle anzulegen, um den Schutz der Bürger von Thal und der ansässigen Bauern im Falle einer unerwarteten Belagerung zu gewährleisten. Wieviele der tiefer gelegenen Straßen sind inzwischen wiederentdeckt worden?“ „Meine Jungs und meines Mädchen arbeiten daran“, antwortete Nori. Er trat vor und fuhr mit seinen Fingern über mehrere nicht markierte Abschnitte auf den Plänen. „Niemand wird sich in diesen Berg hinein- oder wieder aus ihm hinausschleichen, ohne dass ich davon erfahre.“ Jedes Mitglied von Thorins Gemeinschaft hatte als Belohnung für ihre Treue, ihren Mut und ihre Entschlossenheit bei der Rückeroberung des Erebor eine hochrangige Position im Berg verliehen bekommen, auch diejenigen von einfacher, nichtadliger Herkunft oder mit fragwürdigem Hintergrund. Der Liste zufolge, die Bilbo zusammengestellt hatte, war Nori die Stellung des obersten Agenten verliehen worden, Bofur war zum leitenden Bauführer der Minen im Zentrum des Berges ernannt worden, Bombur zum Oberhaupt der Küchen, Kíli zum Befehlshaber der Bogenschützentruppe, Dwalin zum Hauptmann der königlichen Wache, Óin zum königlichen Heiler, Bifur zum leitenden Bauführer der Minen im Westen des Berges, Dori zum obersten Ratsherren, Glóin zum obersten Schatzmeister und Befehlshaber des ersten Heeres, Ori zum königlichen Schreiber und Archivar, Balin zum obersten Berater und Privatlehrer, Dís zur Lady unter dem Berg und Fíli zum Erben unter dem Berg. Gleich darauf runzelte Bilbo die Stirn, als ihm bewusst wurde, dass er sich noch nicht recht sicher war, welche gesellschaftliche Stellung er selbst im Berg innehatte. „Und dann verwandelten sie sich bei Anbruch der Morgendämmerung in Stein!“ Bilbo warf einen Blick in die hintere linke Ecke des Saales und lächelte beim Anblick von Ori, der einen sichtlich gebannten Frodo, sowie Donel und Dwina mit verschiedenen Geschichten aus seinem persönlichen Bericht über die Reise zum Erebor unterhielt. Alle drei keuchten auf und redeten aufgeregt durcheinander, wobei sie ihre Augen vor Freude Ehrfurcht vor den erzählerischen Fähigkeiten des Schreibers weit aufrissen. Die Geschichte von den Trollen war offensichtlich eine besondere Lieblingsgeschichte dieser Kinder. „Bäähh! Onkel Bilbo war voller Trollschnodder!“ „Es war außerordentlich furchtbar“, stimmte Ori mit einem dramatischen Schaudern zu. „Seine Jacke hat sich von diesem schmutzigen Zwischenfall wahrscheinlich nie wieder ganz erholt.“ „Was ist mit den Trollen?“ fragte Dwina mit vor Staunen geweiteten Augen. „Sind sie immer noch dort? In Stein verwandelt, meine ich.“ „Da bin ich mir sehr sicher“, erwiderte Ori und blätterte durch die Seiten, auf denen sich zweifellos einige seiner Skizzen befanden. „Mächtig große Viecher waren sie, diese Trolle. Sie ragten so hoch auf, dass sie groß wie eine alte Eiche zu sein schienen. Dieser hier hat mich erwischt und ich kann euch versichern, dass diese Angelegenheit alles andere als angenehm war.“ „Wer hat dich wieder heruntergeholt?“ fragte Donel. Seinen Fragen während ihrer Geschichten nach zu urteilen hatte der Junge ein gutes Gedächtnis für Kampftaktiken und –strategien. „Es wäre schwer von ebenem Boden aus so weit hinaufzukommen. Ich habe es versucht und mir dabei an meinem Hintern wehgetan.“ „Ah! Seht euch diese Skizze hier an.“ Ori blätterte einige Seiten weiter. „Als er mich gepackt hat, ist Herr Dwalin mit einem Salto über den heißen Topf hinweggesprungen und genau dort drüben gelandet. Und dann ist König Thorin von seinem Rücken abgesprungen, als wäre er ein Trittstein und dem Biest mit Todlos eine Schnittwunde am Arm zugefügt, worauf es mich auf meinen armen Hintern fallen ließ.“ Bilbo lächelte, als er hörte, wie die Kinder, die alle drei den Zwergenkönig und den Hauptmann der Wache voll ungläubigem Staunen ansahen, beeindruckten nach Luft schnappten. Da die linke Hälfte des königlichen Zeichensaales auf Thorins Wunsch in eine Spielecke umgewandelt worden war, saßen sie nun inmitten von geschnitzten Spielsachen, Bücherregalen und mehreren hölzernen Waffen auf dicken Teppichen aus Wargfell. Kisten voller zwergischer Spiele waren auf einem Tisch aufgestapelt worden, in dessen Oberfläche ein kompliziert aussehendes Puzzle geschnitzt worden war. Wie die beiden Prinzen und Bifur erklärt hatten, bestand das Spiel darin, alle Schubladen an der Seite des Tisches aufzuschließen und war seit Jahrhunderten als Inspiration für die Gedanken kluger Zwerglinge genutzt worden. Im Grunde  waren Thorin und der Rest der Gemeinschaft sehr gut darin, seinen Neffen nach Strich und Faden zu verwöhnen. „Und die Orks?“ fragte Frodo. „Erzähl uns die Geschichte über die Orks!“ „Oh, ich weiß nicht recht“, erwiderte Ori mit einem verschwörerischen Lächeln. Der Schreiber war bei Weitem das schüchternste Mitglied der Gemeinschaft, doch sobald es an der Zeit war, irgendeinem der Kinder Geschichten zu erzählen, schien Ori vor neu gefundenem Selbstbewusstsein regelrecht zu strotzen. „Das wäre für Herrn Donel und Fräulein Dwina vielleicht ein bisschen zuviel.“ Dwinas zorniger Blick, der ihn bei diesen Worten traf, war ein wahrhaft sehenswerter Anblick. „Überhaupt nicht! Ich werde sehr wohl mit einer gewöhnlichen Geschichte über Orks fertig! Sie sind nichts weiter als dumme, stinkende, furzköpfige Warzenlecker!“ „Ich auch!“ „In Ordnung, in Ordnung, ich nehme an, ihr seid alle alt genug, um diese Geschichte zu hören“, seufzte Ori betont dramatisch. „Also, alles begann, als wir Bruchtal verließen und…“ Mit einem liebevollen Kopfschütteln kehrte Bilbo in die Küche zurück und war belustigt, als er Glóins Sohn auf dem anderen Sofa sitzen sah. Er lauschte unauffällig den Geschichten, die Ori erzählte, wobei er hin und wieder nickte und gleichzeitig das Gespräch zwischen seiner Mutter und Dori mit einem leisen Summen begleitete. Laut Dís war der junge Gimli nun in einem Alter, in dem er von den Erwachsenen in seinem Umfeld nicht mehr als Kind betrachtet oder behandelt werden wollte. Um seine augenscheinliche Reife zu zeigen, konnte er sich deshalb nicht länger an kindischen zweitvertreiben wie Geschichtenerzählen, Verstecken spielen oder einem schönen Spiel im Kastanienwerfen vor dem Nachmittagstee beteiligen. Anscheinend verloren junge Zwerge an ihrem sechzigsten Geburtstag vorübergehend jeglichen Sinn für Spaß und Heiterkeit, den sie dann jedoch an ihrem siebzigsten Geburtstag wiederfanden, sobald das neuartige und fremde Gefühl, beinah erwachsen zu sein, nachließ. Den Zwergen gelang es immer wieder, ihn in Erstaunen zu versetzen. „Es riecht wundervoll hier drin, Bombur“, lobte der Hobbit. „Hania und ihre Familie werden umfallen, wenn sie das alles sehen. Oh, diese Kartoffeln duften wirklich herrlich. Brauchst du Hilfe bei den Pasteten?“ „Nein, danke“, lächelte der rundliche Zwerg. „Sie sind nun fast soweit, dass sie in den Ofen geschoben werden können. Was hast du denn mit den beiden Kürbissen vor, wenn ich mir die Frage erlauben darf?“ „Meine Mutter hat früher, als ich noch ein kleines Hobbitkind war, die köstlichsten Kürbis-Zimt-Rollen gemacht“, erklärte Bilbo, während er die Innereien aus einem der Kürbisse herausschnitt. „Und ich habe bei meinem letzten Besuch in Thal einige Gefäße voller Zimt gekauft, also haben wir mehr als genug übrig für ein großes Ereignis wie dieses.“ Bombur errötete, als Bilbo ihm zuzwinkerte und seine Finger zitterten ein wenig, als er begann, alles für das Hauptgericht vorzubereiten, das aus gewürztem Rindfleisch mit einer warmen, geschmorten Pfeffersteaksoße bestand, der arme Zwerg konnte kaum nervöser sein, zupfte alle paar Minuten an seiner Kleidung und hantierte in der Küche herum, sobald er seine unruhigen Hände nicht anderweitig beschäftigen konnte. Und da sein Bruder, sein Vetter und alle übrigen Mitglieder der Gemeinschaft gerade in eine Debatte darüber vertieft waren, was oder vielmehr wann etwas wegen der westlichen Tunnel unternommen werden sollte, hatte Bilbo die Aufgabe übernommen, Bombur dabei zu helfen, ein Abendessen zuzubereiten, mit dem er um Hania werben und das sie und die Mitglieder ihrer Familie umwerfen würde. „Na bitte“, verkündete Bilbo ungefähr eine Stunde später. „Wenn ich diese Liste richtig gelesen habe, ist fast alles fertig. Dann decken wir jetzt den Tisch.“ Der Hobbit eilte hinüber in den angrenzenden Speisesaal, der gewöhnlich nur genutzt wurde, wenn Thorin Würdenträger zu Gast hatte, die er bewirten musste oder wenn er an Feiertagen Festlichkeiten ausrichtete. Und da sein Auserwählter nicht gerade sonderlich gesellig oder gastfreundlich war, hielt sich nur äußerst selten irgendjemand in dem königlichen Speisesaal auf. Für etwas, das so wichtig war, wie Bomburs offizielles Brautwerbeabendessen hatten jedoch sowohl Dís als auch Bilbo darauf bestanden, diesen Saal zu nutzen, um Hanias Familie zu zeigen, wie bedeutend Bombur für den König und seine Gemeinschaft hochgeachteter Helden war. „In Ordnung, alle miteinander, ihr habt für einen Abend lange genug debattiert!“ meinte Bilbo, der gerade das Silberbesteck zusammensuchte. „Das ganze Essen muss auf den Tisch, aber bitte schön ordentlich. Wir wollen einen guten ersten Eindruck machen.“ Kíli zwinkerte ihm zu. „Ist dir bewusst, dass unser Onkel der König unter dem Berg ist? Wenn es sie nicht beeindruckt, dass der König persönlich Bombur hoch schätzt, denn glaube ich nicht, dass es überhaupt möglich ist, einen besseren Eindruck zu machen.“ „Da bin ich anderer Meinung“, entgegnete Bilbo gedehnt und untersuchte die Teller vor sich sorgfältig auf Seifenspuren. „Als wir uns in Beutelsend zum ersten Mal begegnet sind, war dein Onkel ausgesprochen grob und unhöflich. Nicht gerade der beste erste Eindruck, das kann ich dir versichern.“ Bei diesen Worten sah Thorin, der gerade mit einer riesigen Schüssel zu ihm herüberkam, aus, als wäre ein übergroßer Felsbrocken auf ihn heruntergefallen und hätten wütende Blicke töten können, wäre der König nur noch ein rauchender Haufen Asche vor den Füßen seiner Schwester gewesen. „Warum überrascht mich das nicht?“ murmelte die Prinzessin. „Er war schon immer so charmant wie ein brünstiger Dachs. Alles nur Aussehen und Muskelkraft, aber absolut keine Manieren.“ „Oh, er hat auch seine Vorzüge“, erwiderte Bilbo mit einem liebevollen Lächeln. „Man muss nur ein wenig graben, um sie ans Licht zu bringen, denn sie sind unter mehreren Schichten aus Gleichmut, Nachdenklichkeit und Sturheit verborgen, was die Arbeit zugegebenermaßen recht beschwerlich macht.“ Er schritt an dem Zwergenkönig vorbei und zupfte an seinem Verlobungsarmband. „Aber es lohnt sich.“ „Bitte, nicht vor den Kindern“, jammerte Kíli. „Und das schließt auch mich ein. Ich bin ein sehr leicht zu beeindruckender Zwerg und außerdem leicht zu erschrecken. Und im Augenblick brauche ich wahrlich keine weiteren Schrecken mehr.“ „Erinnere mich nicht daran“, knurrte seine Mutter. Der zornige Blick, den ihm seine Schwester wieder einmal zuwarf, ließ Thorin erschauern. Alle waren aufrichtig überrascht, dass Dís nicht augenblicklich versucht hatte, ihn umzubringen, nachdem sie die furchtbaren Narben gesehen hatte von denen ihre Söhne am ganzen Körper übersäht waren. Kílis Brust und sein linker Oberschenkel sahen aus, als wäre er bei Bogenschießübungen als Zielscheibe benutzt worden, während der Rumpf und eine Wade seines älteren Bruders zahllose lange, gezackte narben aufwiesen. Außerdem hatten beide kleinere Narben auf ihren Gesichtern und an ihren Händen davongetragen, die bewiesen, wie nahe sie dem Tod gewesen waren. Wenn Bilbo nicht plötzlich auf dem Rabenberg aufgetaucht wäre und letztendlich um Thranduils überragende Heilkünste gefleht hätte, hätte die stolze Linie Durins diesen schicksalhaften Tag nicht überlebt. „Also ist er wie eine Zwiebel!“ Die lange, aus wandernden Speisen bestehende Reihe hielt für einen Augenblick inne und alle schauten auf den kleinen Frodo hinunter, der verschlagen lächelte. Natürlich machte die Tatsache, dass Thorin die Schüssel mit den gebratenen Kartoffeln und Zwiebeln trug, diese Feststellung nur noch lustiger, was auch dem Halbling nicht entging. „Sie haben viele Schichten und stinken manchmal auch ganz schön. Und man kann lustige Gesichter auf ihnen zeichnen, wie mit der Tinte, mit der er überall beschmiert ist.“ „Ach du meine Güte“, lachte Bilbo leise und berührte mit einer Hand die Zöpfe seines Auserwählten. „Ich glaube, du hast ihn kleingekriegt, mein Junge.“ „Uups. Tut mir leid.“ Gleich darauf hörten sie, wie die Wachen im königlichen Flügel ihnen durch eine Reihe lauter Schläge an die Tür des Zeichensaales zu verstehen gaben, dass Hania und ihre Familie eingetroffen waren. Bombur würde sie gemeinsam mit den verbleibenden Mitgliedern seiner Familie begrüßen müssen und alle anderen würden im Zeichensaal bleiben, während das eigentliche Mahl stattfand. Nori versicherte ihnen allen, dass sie alles durch strategisch in die Wand eingebaute Löcher mitanhören konnten und diese Information war anscheinend selbst für den Zwergenkönig neu. „In wievielen Gemächern hier sind Löcher in den Wänden, Nori?“ Der oberste Agent hob die Schultern. „Genug, damit ich von einem Meuchelmörder erfahre und zwar lange bevor er jemals in die Nähe einer eurer Kehlen gelangt. Leider ein notwendiges Übel.“ „Darüber unterhalten wir uns später“, warnte ihn der König. „Das kann ich dir versichern.“ „Das dachte ich mir.“ Bilbo unterbrach die beiden, bevor der Zorn in ihren Blicken allzu heftig werden konnte. „In Ordnung, wir haben die beiden Apfelpasteten, die gebratenen Kartoffeln und Zwiebeln, die Bohnen und den Speck, die Pilzsuppe, das in Buttermilch gebratene Huhn, das gewürzte Rindfleisch und die Kürbis-Zimt-Rollen. Und als besonderen Höhepunkt habe ich für den Nachtisch etwas Vanillepudding mit gerösteten Blaubeeren verrührt. Keine Sorge, ich habe genug davon für alle gemacht. Hört auf, euch diese verfluchten wütenden Blicke zuzuwerfen!“ „Ich glaube, ich werde ohnmächtig“, murmelte Bombur. „Nein, das wirst du nicht“, versicherte ihm Bofur, während er wahrscheinlich schon zum zehnten Mal die Kleidung seines Bruders zurechtrückte. „Das ist die Aufgabe unseres Meisterdiebes, erinnerst du dich? Aber deine Aufgabe ist es, heute Abend ein Gentlezwerg zu sein und mir eine Schwägerin zu schenken. Noch bevor dieses Jahrzehnt vorüber ist, will ich eine Nicht oder einen Neffen. Verstanden?“ Bombur nickte ihm zittrig zu und sah der Reihe nach in all die freundlichen Gesichter, die seinen Blick erwiderten und ihn anlächelten. Da Bombur schon immer schüchtern gewesen war, lief er angesichts der Tatsache, dass so viele bedeutende Leute hinter ihm standen, knallrot an. Sogar der König unter dem Berg nickte ihm zustimmend und ermutigend zu. Das alles war für einen Zwerg von derart bescheidener und einfacher Herkunft mehr als überwältigend. „Du wirst genau das Richtige tun, Bombur“, meinte der Hobbit. „Sei einfach du selbst und lass nicht zu, dass dein Bruder anfängt, ein Lied über Messer und Gabeln zu singen, dann werden sie dich alle lieben.“ Mit einem tiefen Atemzug nickte Bombur und ging auf die Tür zu, dicht gefolgt von seinem Vetter und seinem Bruder. „Also gut, lasst uns diese Angelegenheit mit dem vornehmen Abendessen angehen. Ich bekomme allmählich Hunger.“   .o°O°o. _____________________________ .o°O°o..O.o° °o.O¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯ O.o° °o.O. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)