Calls out of the Dark von -AkatsukiHime ================================================================================ Kapitel 9: Feuer ---------------- Schon seit mehreren Stunden hing Sasori über seinen Reagenzgläsern und versuchte mit den beschränkten Mitteln, die das Hotelzimmer bot, ein Antibiotikum für seinen Partner zusammen zu mischen. Bis lang ohne Erfolg. Ihm fehlte eine Herdplatte, am besten ein Bunsenbrenner, oder überhaupt Feuer, und wenn es von einer Kerze käme um die Substanzen zu erhitzen doch das Zimmer zu verlassen wagte er nicht. Einmal wegen Deidara, dessen Fieber trotz Wadenwickel und Stirnlappen gestiegen war und welcher in regelmäßigen Abständen aufwachte und wild fantasierte, Sasori die meiste Zeit gar nicht mal erkannte. Zum anderen weil ihm dass, was der Leader gesagt hatte, einfach nicht aus dem Kopf gehen wollte. Er unterdrückte ein Kichern, obgleich die Situation eigentlich nicht zum Lachen war. Was auch immer Pein ihm da erzählt hatte, es konnte einfach nicht stimmen. Zwar war der Anführer, was Informationsbeschaffung anging, mehr als penibel und wusste somit eigentlich immer was Sache war, noch bevor alle anderen es wussten, aber nun ja... Einmal, war immer das erste Mal. Dass, das Dorf einem solchen Schicksal zum Opfer gefallen war, war ja nicht zu übersehen, wenn man mal ehrlich war. Angesichts der abgebrannten und zerstörten Hütten ringsum. Und das Ganze hatte vor hundert Jahren sein sollen, wer also sagte, dass die Menschen in dieser Zeit nicht einfach zurück gekommen waren um ihr Leben wieder auf zu nehmen? Das es natürlich ausgerechnet jetzt, wo Deidara und hier, hier untergekommen waren, erneut eine Explosion im Stollen gegeben hatte, war zwar wunderlich, aber mit Sicherheit nur ein eigenartiger Zufall. Obwohl er nicht viel von Zufällen hielt, ebenso wenig von Schicksal. Immerhin war er der festen Überzeugung, dass jeder seines eigenen Glückes Schmiede war. Und er war ja auch das Parabelbeispiel, immerhin war er seinen Weg gegangen, ohne Rücksicht auf Verluste. „Verluste...“, hauchte er mit einem Mal unbewusst und schaute auf. Sein Blick wanderte zu dem Blonden, welcher zusammengerollt, mit gequälter Miene im Bett lag, sich immer wieder unruhig hin und her wälzte im Schlaf. Das Gespräch mit Deidara ging ihm nicht mehr aus dem Kopf. Das dem Balg so viel Grips inne wohnte, damit hätte er beim besten Willen nicht gerechnet. Aber da war noch etwas, das ihn störte. Ja, beinah wahnsinnig machte. Die Tatsache, das Deidara ihn anscheinend lesen konnte wie ein offenes Buch war eine Sache und auf keinen Fall angenehm, doch beinah noch schlimmer fand er es, dass er das nicht konnte. Wenn man bei der Buchmetapher blieb, so war das Gör für ihn Eines mit sieben Siegeln. Was auch immer hinter den azurblauen Augen vor sich ging, es war Sasori ein Rätsel. Zugegeben er wusste nichts über seinen Partner, überhaupt rein gar nichts. Hinzu kam die beängstigende Tatsache, das er ihn nicht hatte töten können. Ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken, als er sich daran erinnerte, wie Deidara unter seiner Hand gezuckt hatte und nach Luft geschnappt. Sasori schüttelte sich. So viele Menschenleben hatte er auf dem Gewissen, was war es also, was den Jungen anders machte? Was ihn besonders machte? Leise murrend vergrub er das Gesicht in den Händen und zwang sich schließlich, sich zu beruhigen. Es war wahrscheinlich besser, dass er Deidara nicht getötet hatte, immerhin wäre er dann vermutlich der Nächste gewesen, der hätte dran glauben müssen. Pein hätte dafür gesorgt, nicht etwas weil ihm Deidara am Herzen lag, das hatte nichts damit zu tun, der Leader duldete schlicht weg keine Illoyalität, ihm gegenüber, denn der Blonde war ein Teil von Akatsuki und Verrat an diesem, wäre wohl somit auch einer an der Organisation und somit an dem Rinneganträger höchstpersönlich. Schnaubend schüttelte der Rothaarige den Kopf um die Gedanken zu vertreiben, mit Peins Wesen müsste er sich jetzt nicht auch noch auseinander setzten. Sie hatten wahrhaftig größere Probleme. Als ihm der Gedanke kam, musste er augenblicklich schlucken. Seufzend ließ er die Giftampullen sinken, stand auf und setzte sich zu seinem Partner an die Bettkante, welcher leise wimmernd das Gesicht ins Kissen drückte, die Hände beinah komplett ins Laken verkrampft und immer wieder herzzerreißend schluchzend. Einen Moment beobachtete der Puppenspieler sich seinen Schüler, blinzelte ein paar Mal, als käme er zur Besinnung und ließ dann die Luft pfeifend aus den Wangen entweichen. Er blickte gen Fenster, schaute verträumt nach draußen, während er mit der linken Hand sanft dem Blonden über den Rücken strich, wodurch dieser sich wenigstens etwas entspannte. Draußen auf den Straßen herrschte reger Tumult, zugegeben, gestern Nacht hatte ihn Peins Geschichte tatsächlich etwas erschreckt, doch jetzt, am helllichten Tag kam er sich beinah lächerlich vor. „Alles Humbuck...“, murmelte er, wand sich dann wieder seinem Partner zu und begann gedankenverloren ein paar lange, verklebte Strähnen auseinander zu zupfen. Seufzend blickte er zu den verstreuten Reagenzgläsern und kleinen Bündeln von Kräutern und getrocknetem Allerlei, welche allesamt verstreut auf dem fleckigen Teppichboden herum lagen. Er käme nicht drum herum unten an der Rezeption nach einer Kerze, oder zumindest nach einem Teelicht zu fragen, denn den Teufel würde er tun dem Blonden irgendetwas zu verabreichen von dem, was die Ärztin ihm aufgeschrieben hatte. Diese Leute konnten ja nicht einmal einen anständigen Infusionszugang legen. Erneut seufzend ließ er also von der Haarpracht des Jüngeren ab und rüttelte diesen dafür leicht an der Schulter. Blinzelnd öffnete Deidara die Augen, warf ihm einen verstreuten, trüben Blick zu und hob dann leicht den Kopf. „Ich geh kurz nach unten, ich muss ein paar Sachen besorgen.“, erklärte Sasori ihm. Deidara schwieg, schaute ihn nur verwirrt an und ganz sicher, ob er ihn denn verstanden hatte, war der Puppenspieler sich nicht. „Bleib einfach im Bett, in Ordnung? Ich bin dann sofort wieder da.“, versprach er. „Was?“, krächzte der Blonde schwach. Kopfschüttelnd strich der Älter ihm mit der flachen Hand ein paar wirre Strähnen aus der Stirn. „Schon gut.“, flüsterte er dann und für einen kurzen Moment schauten sie sich einfach nur schweigend an. „Wenn du sie nicht kämst, werden sie dir verfilzen.“, bemerkte der Rothaarige mit einem Mal hinsichtlich des wirren Gestrüpps in den blonden Längen. Deidara schüttelte verständnislos den Kopf, konnte ihm scheinbar nicht folgen. Ein leichtes Schmunzeln huschte über die schmalen Lippen des Marionettenmenschen, stumm stand er auf, trat durch den Raum hin zu Deidaras Tasche, kramte eine Weile drin herum und zog schließlich eine Bürste hinaus. „Das Geplänker will ich mir nachher nicht anhören müssen, wenn du sie dann abschneiden musst.“ Er ließ sich zurück auf den Rand der Matratze sinken und warf dem Jüngeren einen auffordernden Blick zu, welcher immer noch aus verwirrten Augen zu ihm aufschaute. „Komm her.“, befahl er schließlich, bemühte sich um einen sanften Unterton und tatsächlich gehorchte der Bomber, wenn auch etwas zögerlich. Unter leichtem Beben erhob der Blonde sich, rutschte ein Stückchen näher zu seinem Danna und blinzelte ihm erwartungsvoll entgegen. Das Sitzen war anstrengend und immer noch zog es in seiner Brust, doch Sasori hatte Recht. Er würde sie abschneiden müssen, oder aber sie würden abbrechen, beides keine schönen Aussichten. Immerhin hatte er sie so lange gezüchtet, gehegt und gepflegt, besaß mehr Haarprodukte als Konan und Itachi zusammen. Stumm ließ er sich von seinem Meister den halb raus gerutschten Zopf lösen, das Deckhaar fiel ihm wirr übers Gesicht und über die Augen, ehe Sasori äußerst behutsam die verschiedenen Partien abteilte und begann vorsichtig von unten nach oben durch zu kämmen. Deidara keuchte leise, immer noch strengte ihn das Atmen an, wurde von Stunde zu Stunde schlimmer und er hatte das Gefühl immer benommener zu werden. Ein bisschen ängstigte ihn es schon, doch die Tatsache, dass Sasori, wie immer, die Ruhe selbst war, entspannte ihn wiederum. Immerhin einmal zahlte sich diese emotionsgestörte Maske des Anderen aus, obwohl er sich ein wenig umsichtiger gab, seit gestern Nacht. Ob seine Worte Wirkung gezeigt hatten? Kalt hatten sie ihn auf keinen Fall gelassen, so viel stand fest. Selbst für ein Zucken mit den Mundwinkeln fühlte sich Deidara zu schwach und so lächelte er innerlich vor sich hin, während sein Partner ihm sanft mit der Bürste durch die gold-blonden Haare strich. Er hustete leicht und merkte wie er wieder müde wurde und seine Augenlider langsam absanken. Er hatte seinen Körper kaum mehr unter Kontrolle, alles schmerzte und fühlte sich gleichzeitig taub an, sein Hals war trocken und brannte, ebenso wie seine Lungenflügel zu brennen schienen. Mit einem Mal schreckte er hoch, sein Herz begann zu pochen und er hustete ein paar Mal kräftig. „Hiergeblieben.“, murmelte Sasori tonlos, half ihm sich wieder in eine aufrechte Postion zu bringen, wäre er doch beinah seitlich vom Bett gekippt. Die rotbraunen Irden fixierten ihn kurz und beschämt schaute der Toner auf seine Hände, ließ sich weiter von seinem Danna das Haar kämen und versuchte einfach nur so lange wach zu bleiben. Was einfach gesagt war, als getan. „Offen ist auch nicht schlecht.“, brach der Ältere nach einer Weile das Schweigen, was Deidara verwirrt aufschauen ließ. Für gewöhnlich ging Sasori jeglichen Unterhaltungen aus dem Weg. Gedankenverloren strich dieser der Weilen ein letztes Mal mit der Bürste über die hellen Spitzen und ließ sie dann sinken. „Wieso immer der Zopf?“, wollte der Puppenspieler schließlich wissen, legte die Bürste auf dem Nachttisch ab. Deidara zuckte mit den Schultern. „Dann wirk' ich größer.“, gab er kleinlaut zu, was Sasori tatsächlich ein verhaltenes Lächeln entlockte. „Vielleicht wächst du ja noch.“, vertröstete er ihn,“Bist ja noch keine 20. Dein Körper ist noch nicht ausgewachsen.“ Schulterzuckend ließ er sich wieder in die Kissen sinken, schaute erschöpft zu seinem Danna und merkte wie er erneut drohte ab zu driften. Noch nie in seinem Leben war es ihm so anstrengend gewesen auch nur einen klaren Gedanken zu fassen, er konnte kaum noch zwischen Traum und Wirklichkeit entscheiden und was auch immer das war, er wollte das es schleunigst aufhörte. Auch dieser Ort tat sein Übriges. Zitternd kuschelte er sich in die dicke Decke, schloss die Augen und spürte nur noch wie Sasori ihm mit einem feuchten Lappen etwas über die Stirn und die Schläfen strich, ehe er erneut in einen unruhigen Halbschlaf glitt. Seufzend tunkte Sasori das kleine Frotteehandtuch in die Schüssel Wasser, die auf dem Nachttisch stand, ehe er behutsam dem Blonden damit die Schläfen entlang fuhr. „Das wird schon wieder.“, murmelte er kaum hörbar, faltete den Lappen auseinander, legte ihn auf die Stirn des Bombers und zog die Decke etwas höher. Kurz schloss er die Augen, ertrug er doch den Anblick der voll gehusteten, blutroten Decke nicht eben sowenig den schwächelnden Toner an sich. „Wir wären doch nicht Akatsuki ohne unseren kleinen, irren Pyromanen.“ Er zwinkerte einmal mit beiden Augen seinem schlafendem Partner entgegen, fuhr ihm sanft mit den Fingerspitzen durch die goldblonden Längen und ließ sich dann wieder auf den Boden zu seinen Giften sinken. „Mach das es aufhört.“ Sofort stand er wieder, wirbelte herum, starrte in den Raum hinter sich. Verdutzt ließ er den Blick schweifen, merkte wie sein Körper sich anspannte, seine Finger automatisch in seine Hüfttasche glitten und sich um den Griff seines Kunais schlangen. Doch er sah niemanden. Dabei hatte er doch ganz sicher jemanden wispern hören. Eher gezischt, durchaus aggressiv und herrisch war diese Aufforderung gewesen. Mach das es aufhört – Was sollte aufhören? Aufmerksam wie eine Katze auf Mäusejagd schlich er durch den Raum, zurück zum Bett, in welchem sein Partner nach wie vor friedlich schlief, ging ein bisschen in die Knie, bereit für... bereit für was? Es war doch nichts. Noch ein paar Sekunden wartete er, dann zwang er sich zur Ruhe. Ungläubig schüttelte er den Kopf. Jetzt fing er auch noch an Gespenster zu sehen. Aber natürlich tat er das, immerhin war er die ganze Zeit über aufgewühlt gewesen und hatte sich zudem rund um die Uhr um seinen Partner kümmern müssen. Ein weiteres Mal schüttelte er den Kopf, schmunzelte sogar leicht seiner eigenen Torheit wegen, warf einen letzten Blick auf Deidara, welcher jedoch bereits wieder tief und fest schlief und machte sich dann auf eine Kerze oder Ähnliches zu beschaffen. Die Zimmertür hatte er abgeschlossen, für den Fall der Fälle, so kam niemand Ungebetenes hinein, viel wichtiger aber noch: Ebenso keiner hinaus. Denn für den Fall, dass Deidara wieder seinen Fieberträumen verfiel und wie ein aufgescheuchtes Reh umher hetzte, wollte er ihn nicht noch unbedingt in diesem Gewirr an Gängen suchen müssen. Seufzend stieg er in den Fahrstuhl, wäre beinah mit jemandem zusammen gestoßen, so in Gedanken versunken war er gewesen. „Verzeihung.“, murrte er, warf dem Mann einen flüchtigen Blick zu und drückte dann die Taste zum Erdgeschoss. Der Mann blickte ihm nur stumm entgegen, sagte nichts und schaute dann wieder starr auf die eisernen Türen. Der Aufzug setzte sich in Bewegung und die beiden Männer schwiegen sich weiterhin an. Sasori wusste nicht warum, doch die Anwesenheit dieses Mannes bereitete ihm Unbehagen, weswegen er innerlich leise seufzte, als der Herr schließlich in der ersten Etage endlich ausstieg. Blinzelnd schaute er diesem sonderbaren Kerl hinterher, wunderte sich leicht, denn augenscheinlich trug er keine Schuhe, war generell etwas sehr leicht bekleidet, für die lokalen Wetterverhältnisse, trug er doch nur ein schmutziges, kaputtes, altes Leinenhemd, eine ebenso schmutzige Arbeiterhose, die ihm allerdings nur bis zu den Knien ging und ansonsten nichts. Der hatte vielleicht Nerven. Empört schüttelte der Puppenspieler den Kopf, verstand beim besten Willen nicht wie man sich so gehen lassen konnte, selbst wenn man in einem Stollen tätig war. Immerhin zogen Deidara und er auch von Ort zu Ort und lebten teilweise unter den unmöglichsten Verhältnissen und ungepflegt waren sie nun beide nicht. Vor allem das Balg aber, hätte man schon beinah als eitel bezeichnen können, stand es doch morgens manchmal bis zu 1 ½ Stunden früher auf um sich die Haare zu kämmen, den Eyliner nach zu ziehen und weiß Gott was, nicht noch alles. Nach wie vor mürrisch blickte der Rothaarige dem Mann hinterher, welcher wohl sein Zimmer erreicht hatte, allerdings nicht aufschloss, sondern nur stumm davor stehen blieb und regungslos die Tür anstarrte. Nicht wissend, was er nun schon wieder davon halten sollte, beäugte der Puppenspieler den Fremden weiter, bis sich dieser mit einem Mal ihm zuwandte. Der Mann drehte den Kopf in seine Richtung, blickte ihm aus milchig-trüben Augen entgegen und lächelte dann, gab den Anblick auf schiefe, gelbe Zähne frei. Verächtlich schnaubend lehnte sich Sasori zurück in den Fahrstuhl, hatte nun wirklich keine Lust Freundschaft mit einem dahergelaufenen Obdachlosen, oder was auch immer diesen Mann veranlasste aus zu schauen, wie er eben ausschaute, zu schließen und hämmerte ein paar Mal auf die E-Taste. Endlich schlossen sich die Türen, der Mann winkte zum Abschied. Komischer Kauz. Immer noch leicht irritiert von dieser doch recht sonderbaren Begegnung kam der Abtrünnige schließlich an seinem Ziel an, ging durch den schmalen Flur und erreichte letztendlich die Eingangshalle. Er war alleine, doch das war ihm nur recht, denn hier hatten sie ja anscheinend alle einen Dachschaden. So gesehen passte zumindest Deidara doch eigentlich recht gut hierein. Immerhin hatte der Kleine auch nicht mehr alle Nadeln bei der Tanne, wenn man mal ehrlich war. Ungeduldig betätigte der Sunaninja die Klingel an der Rezeption, wartete wenige Sekunden, ehe er noch einmal läutete. Was dauerte das denn schon wieder so lange? Endlich regte sich etwas in den hinteren Räumen und die alte Empfangsdame kam mit aufgehetzter Miene zum Vorschein. „Ist ja schon gut, schon gut.“, versuchte sie den Rothaarigen zu beschwichtigen, der sie mit finsteren Blicken begrüßte. „Was kann ich für Sie tun?“, wollte sie dann wissen, nachdem sie unter leichtem Keuchen die Rezeption erreicht hatte. „Haben sie eine Kerze?“, wollte Sasori wissen, „Oder ein Teelicht, oder Ähnliches?“ Die Frau blinzelte ihm verwirrt entgegen und genervtes Seufzen entwich seinen Lippen. „Streichhölzer tun es auch.“, knurrte er unheduldig. „Feuer?“, wiederholte die Frau ungläubig und ihre Augen weiteten sich. Sasori nickte. „Feuer...“, wisperte die Frau und misstrauisch verengte der Puppenspieler die Augen, als sie mit einem Mal begann am ganzen Körper zu zittern. „Kein Feuer.“, hauchte sie dann und blickte ihn aus weit aufgerissenen Augen an. Mit leicht gehobener Braue beobachtete er das wirre Frauenzimmer weiter, wie sie begann nervös mit den Fingernägeln über das Holz des Thekentisches zu kratzen, und ihre Atmung immer flacher wurde. „Hören Sie...“, begann er, doch die alte Dame unterbrach ihn erneut. „Hier gibt es kein Feuer.“, knurrte sie beinah zornig und starrte ihn aus wahnsinnigen Augen an. Nun tatsächlich irritiert trat der Rothaarige einen Schritt zurück. „Dann nicht.“, war alles was er dazu zu sagen hatte und schlagartig beruhigte sich die Frau. „Kein Feuer.“, hörte er sie nur noch murmeln, ehe sie den Kopf senkte, kurz darauf wieder aufschaute und ihm entgegen lächelte als wäre nicht das Geringste vorgefallen. „Was kann ich für Sie tun?“, begann sie schließlich von Neuem und schaute den Puppenspieler erwartungsvoll an. Dieser schwieg, kam er sich doch leicht an der Nase herumgeführt vor. Was auch immer das gerade gewesen war, den Teufel würde er tun es noch einmal zu beschwören. Dann müsste er die Substanzen halt mit dem Draht der Glühbirne schmelzen, Not machte erfinderisch. „Schon gut.“, gab er nur mürrisch zurück. Die Frau nickte behaglich:“ Das Zimmer ist in Ordnung?“, fragte sie ihn dann weiter aus. Sasori nickte, wandte sich schließlich zum gehen, wollte nur schleunigst weg von dieser Skurrilität. Kurz bevor er den Fahrstuhl erreichte drehte er sich allerdings noch einmal um. „Vielleicht hätten Sie die Güte die Kinder des überliegenden Stockwerkes über Nachtruhezeiten auf zu klären.“, bat er sie schließlich, wollte sich bereits wieder umdrehen, als ihn mit einem Mal etwas inne halten ließ. Es war die Antwort der Rezeptionsdame, die ihm einen kalten Schauer über den Rücken jagte. „Kinder?“, wiederholte diese perplex, „Hier in diesem Haus gibt es keine Kinder.“ Sasori guckte sie misstrauisch an. „Dann haben sie ungebetene Gäste.“, klärte er sie auf. Sie nickte. „Ich werde nach schauen, dankeschön.“, verabschiedete sie sich schließlich, woraufhin er den Aufzug nach oben nahm. Leise seufzend trat er hinaus auf den Gang, wusste nicht was er von der ganzen Sache halten sollte. Erst Deidaras Krankheit, dann dieser sonderbare Mann im Krankenhaus, der Anfall von der Frau, die bei dem Wort „Feuer“ ja gänzlich die Fassung verloren hatte und dann war da auch noch Peins seltsame Behauptung, dieses Dorf wäre einem Feuer zum Opfer gefallen. Langsam schlurfte er die beteppichten Gänge zurück in Richtung seines und Deidaras Zimmer. Eine Explosion im Stollen, genau so eine, wie am vergangenen Tag, scheinbar, welch eigenartiger Zufall. Er schüttelte den Kopf um die unsinnigen Gedanken zu vertreiben, als ihm mit einem Mal Deidaras Geschichte von dem Mann und dem Mädchen im Badezimmer einfiel. Augenblicklich blieb er stehen und sein Herz begann schneller zu schlagen, doch er beruhigte sich eben so rasch wieder. Deidara war völlig am Ende, er hatte in den letzten Stunden immer wieder wirres Zeug erzählt und dennoch... War es anders gewesen. Seine letzten Sichtungen von Tigern und Elefanten waren definitiv dem Fieber zu zuschreiben gewesen, doch in dem Moment im Badezimmer hatte der Junge klar gesprochen und wirkte auch sonst nicht benebelt. Wieder schüttelte Sasori den Kopf und biss die Zähne aufeinander. Dass, das alles merkwürdig war konnte selbst er nicht leugnen. Obwohl er rein gar nichts für solche Hokuspokus-Geschichten übrig hatte. So etwas gab es schließlich nur in den Büchern und Filmen, welche sich das Gör immer so gerne mit Hidan zusammen rein pfiff. Tausendmal hatte er dem Balg gesagt es solle aufhören sich diesen okkulten Quatsch an zu schauen, doch wer nicht hören wollte. Nun, der müsste wie jetzt eben fühlen, … er hatte sein Bestes versucht. Und trotz alle dem. „Mach das es aufhört.“ Sasori wirbelte herum, starrte gebannt in den Gang hinter sich, welcher völlig verlassen da lag. Er blinzelte, schaute sich dann um, doch es war niemand zu sehen. Dabei hatte er es genau gehört, es war die selbe Stimme. Die selbe, aggressive, weibliche Stimme. „Komm raus.“, knurrte er, schloss die Augen und konzentrierte sich Chakra zu orten, doch nichts. Er war allein. Bis auf... Erneut fuhr er herum, langte mit der Hand zu seinen Nadeln, als er mit einem Mal erkannte wen, oder besser gesagt was er da überhaupt vor sich hatte. Erleichtert aufseufzend ließ er seine Waffen wieder sinken. „Ich muss schlafen.“, mahnte er sich selbst und blickte hinab auf eine zierliche, getupfte Katze, welche sich schnurrend an seine Beine schmiegte. „Kusch.“, versuchte er die kleine Fellnase schließlich zu vertreiben, doch der Stubentiger schien die Ruhe selbst zu sein. Schnaubend trabte der Puppenspieler zurück zum Zimmer, die Katze ihm dicht auf den Fersen. Argwöhnisch schielte er nach hinten. „Verschwinde.“, knurrte er ein letztes Mal, bevor er die Zimmertür schließlich erreichte. Er schaute zurück auf die kleine Katze, welche maunzend an ihm vorbei glitt, und sich auffordernd gegen die hölzerne Tür drückte. „Ich lass dich nicht mit rein.“, murrte der Puppenspieler dunkel, als mit einem Mal etwas Anderes seine Aufmerksamkeit auf sich lenkte. Ein kleiner Stoffbeutel, der direkt vor dem Zimmer lag. Misstrauisch hob er ihn auf, blickte sich suchend um, doch es war nach wie vor niemand zu sehen. Er öffnete das Säckchen und zog ein Stückchen Pergament hervor, welches ausschaute als sei es unter Eile von einem größeren Blatt abgerissen worden. Die geschwungene Handschrift sprach für sich. „Danke, Sasori. - Seht euch vor, alle beide.“, war dort drauf geschmiert. Er blinzelte verwirrt, las noch einmal nach, für den Fall sich möglicherweise verlesen zu haben, doch dort stand eindeutig sein Name auf dem Zettel. Für einen kurzen Moment überlegte er, ob das Balg ihm möglicherweise einen Streich spielte, doch glaubte er kaum, dass Deidara in der Verfassung dafür wäre, zudem war die Handschrift des Bombers um einiges unleserlicher und verschmierter. Verdutzt schüttelte er den Beutel, langte schließlich hinein und zog mehrere Teelichter, kleine Kerzen und schließlich sogar zwei Schachten Streichhölzer heraus. Ein leises Maunzen und ein paar knurrige Flüche, die eindeutig von Sasori stammten ließen ihn auf wachen. Verschlafen hob er den Kopf, konnte weder sagen wie spät es war, noch wie lange er geschlafen hatte. Um ehrlich zu sein hatte er nicht einmal mitbekommen, dass sein Danna weg gewesen war. Seine Kehle war staubtrocken und seine Lippen fühlten sich rissig und rau an. Röchelnd hob er den Kopf ein wenig, blinzelte ein paar Mal und zuckte ein Stückchen zurück, als mit einem Mal ein Kätzchen zu ihm aufs Bett sprang. Ein Lächeln formte sich auf seinem Gesicht und glücklich kraulte er den kleinen Schmusetiger etwas hinten den Ohren, was dieser mit einem gleichmäßigem Schnurren beantwortete. Im nächsten Moment langte bereits aber eine Hand von oben zu ihnen hinab, packte die Katze im Nacken und hob sie hoch, worauf diese protestierend zu maunzen begann. „Nicht...“, flehte Deidara, schaute auf zu seinem Danna, welcher mit leicht angewidertem Blick die Katze von sich hielt, als wäre sie etwas Unansehnliches. Er wusste, dass Sasori nicht viel mit Tieren anfangen konnte, er dafür mochte so gut alle wie alle Vierbeiner. Genau so wie Vögel. Und Insekten. Ja sogar Spinnen. Nur Mücken konnte er bis auf den Tod nicht leiden, aber wer mochte die schon? Sasori warf ihm einen kühlen Blick zu, musterte ihn eine Weile ehe er die Augen verdrehte und die Katze wieder auf der Matratze absetzte. Leicht lächelnd legte Deidara den Kopf wieder auf den Kissen ab und drehte sich der Fellnase entgegen, welche sich sogleich neben ihm zusammen rollte und den Kopf schnurrend seiner Hand entgegen streckte. Er schwieg, streichelte die Katze einfach nur, fühlte sich viel zu schwach um zu sprechen, doch das musste ja auch nicht sein. Nach einer Weile blickte er auf zu Sasori, welcher ihn die ganze Zeit über stumm beobachtete hatte und tatsächlich leicht lächelte. Als ihre Blicke sich trafen wandte er sich allerdings ab, setzte wieder seine emotionslose Maske auf und begann ein paar Kerzen und Streichhölzer aus zu packen und auf den kleinen Tisch nächst des Ohrensessels ab zu legen. Unter leisem Stöhnen drehte sich der Blonde in seine Richtung. „Was machst du da?“, wollte er interessiert wissen und hustete trocken. Sasori blickte auf, hatte anscheinend alles aus dem kleinen Säckchen ausgeräumt, welches er mit sich trug. „Ich stell gleich für dich ein Antibiotikum zusammen.“, erklärte er, kramte der Weilen in der Einkaufstasche und reichte Deidara zwei Scheiben Toast. „Du musst essen.“, seufzte er, als der Blonde widerwillig den Kopf schüttelte. „Sonst wirst du nicht wachsen.“, versuchte er es, was Deidara ein kleines Lächeln entlockte, welches jedoch sofort wieder verschwand:“Kommt eh wieder hoch.“ Tief einatmend setzte sich sein Danna zu ihm auf die Bettkante, riss ein Stück des Weißbrotes ab und hielt es ihm unter die Nase. „Entweder so, oder ich muss dir Infusionen mit Nährstoffen verabreichen.“, begann er. Deidara hob verständnislos eine Braue. „Spritzen.“, erklärte sein Danna, woraufhin der Blonde augenblicklich den Mund öffnete. Leise lachend schob der Puppenspieler ihm das Brot Stückchenweise in den Mund und obwohl sich alles in ihm dagegen sträubte kaute und schluckte der Blonde was das Zeug hielt. Gerade als er zwei Brotscheiben geschafft hatte und leise betet, dass diese auch da blieben, wo sie hingehörten und nicht wieder den schnellsten Weg nach draußen wählten, da ließ ein lautes „Platsch“ sie beide aufschrecken. Sasori stand sofort auf den Beinen, ebenso die Katze, welche bis dahin friedlich schlafend neben Deidara gelegen hatte. Fauchend machte sie einen Buckel und starre gen Bücherschrank. Fragend hob Deidara den Kopf, blickte zu seinem Danna, welcher ihm einen flüchtigen Blick zu warf, dann die eine Hand ausstreckte und ihm somit bedeutete sich nicht zu bewegen. Neugierig beobachtete der Bomber wie sein Meister durch den Raum schritt und sich schließlich bückte um etwas vom Boden auf zu heben. „Nur ein Buch, das aus dem Schrank gefallen ist.“, gab der Rothaarige schließlich Entwarnung und strich über den dunklen Einband. Seufzend ließ sich Deidara zurück ins Bett sinken und fuhr der Katze ein paar Mal über den Hinterkopf. Immer noch einen Buckel formend starrte diese in Sasoris Richtung, ließ sich selbst durch die Streicheleinheiten kaum beruhigen. „Ist doch gut.“, beruhigte der Blonde sie und strich ihr über den Rücken. Endlich beruhigte sie sich etwas, senkte den Rücken, den Blick jedoch nach wie vor auf den Schrank geheftet. Deidara lächelte. „Du brauchst keine Angst zu haben, Kleines.“, flüsterte er sanft, kraulte das Tier weiter. Mit peitschendem Schwanz und nach wie vor immer wieder flüchtige Blicke gen Bücherregal werfend schmiegte sich die Samtpfote schließlich wieder an ihn und begann leise zu schnurren. Gähnend kuschelte sich der Bomber in seine Decke, hustete ein paar Mal und zog dann tapfer die verstopfte Nase hoch, ehe er wieder die brennenden Augen schloss. Das leichte Schunkeln der Matratze verriet ihm, dass Sasori sich soeben neben ihm nieder gelassen haben musste. Interessiert schielte er zu seinem Danna, welcher gedankenverloren in dem Buch blätterte. „So spannend?“, neckte er ihn. Sasori schaute nicht auf, blätterte nur weiter. „Ein Fotoalbum.“, war die knappe Antwort. „Guckst du dir also Fotos an, ah ja...“, schmunzelnd rollte sich der Bomber halb auf den Bauch, hatte das Gefühl so besser atmen zu können und etwas Druck von seiner Lunge zu nehmen. Er hustete ein paar Mal, schnappte dann unsicher nach Luft, ehe sich seine Atmung wieder beruhigte und schloss die Augen. Er spürte wie Sasori ihm leicht über den Rücken strich, ab und an durch seine Haare fuhr, schielte ein letztes Mal zu seinem Danna, welcher mit der freien Hand nach wie vor in dem Buch blätterte, ehe er endgültig einschlief. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)