Unerwarteter Familienzuwachs von Traumschreiberin (An Unexpected Addition) ================================================================================ Kapitel 1: Kapitel 1 -------------------- .o°O°o. _____________________________ .o°O°o..O.o° °o.O¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯ O.o° °o.O. An Unexpected Addition – Unerwarteter Familienzuwachs   Teil 01   Autor:   karategal   Übersetzer:   Lady Gisborne   P16-slash   Inhalt:   [Autorisierte Übersetzung] Alle Zwerge überleben die Schlacht der fünf Heere, doch Bilbo muss ins Auenland zurückkehren, um sein altes Leben in Ordnung zu bringen und den Weg für ein neues Leben im Erebor zu ebnen. Ein Jahr später kehrt er mit einem vor kurzem verwaisten Frodo zum Einsamen Berg zurück. Thorin ist sich nicht ganz sicher, was er von diesem neuen, winzigen Zuwachs zu seiner Gemeinschaft halten soll.   Disclaimer:   Bei dieser Geschichte handelt es sich um eine autorisierte Übersetzung von karategals englischer Originalstory An Unexpected Addition. Die Charaktere und Orte gehören selbstverständlich Professor Tolkien bzw. seinen Erben und ich verdiene mit dieser Story bzw. Übersetzung kein Geld, sondern schreibe nur aus Spaß an der Freude. ^^   Link zur Originalstory:   An Unexpected Addition   Anmerkung:   Wie sich einige von euch vielleicht erinnern werde, hatte ich diese Geschichte bzw. Übersetzung bis vor kurzem unter meinem Zweitaccount als Gwyn of Sherwood gepostet. Da ich mir mit der Zeit aber sage und schreibe drei Accounts zugelegt hatte – warum auch immer…^^ - und mir die Betreuung mit der Zeit zuviel wurde, habe ich mich entschlossen, sowohl diesen als auch meinen Drittaccount als Robyn of Locksley zu löschen und die fort geposteten Stories nun hier neu hochzuladen. Natürlich hoffe ich, dass meine ehemaligen Leser mir auch hier treu bleiben und viel Spaß beim Lesen haben! Leider weiß ich nicht, wie oft ich dazu kommen werde, neue Kapitel zu posten, aber ich werde mein Bestes tun! :D   ♔~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ♥ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~♔ Die Reise zurück zum Einsamen Berg war lang und ermüdend. Bereits seit mehreren Tagen hatte es in Strömen geregnet, was die Benutzung der Straßen sogar auf dem Ponyrücken recht schwierig machte. Bilbo war an diesem Morgen mehrere Male heruntergefallen und sein Hintern war von Schlamm bedeckt. Das nasse, juckende Gefühl irritierte ihn immer mehr, je weiter der Tag fortschritt, doch Bilbo weigerte sich, langsamer zu reiten oder anzuhalten, wenn sie ihrem Ziel so nah waren. Mehr als ein Jahr war vergangen, seit er den Einsamen Berg zuletzt gesehen hatte und der müde Hobbit würde ihn vor Einbruch der Nacht erreichen, koste es was es wolle. „Onkel“, sagte ein zartes Stimmchen neben ihm. „Mir ist kalt.“ Bilbo schaute auf das Pony neben sich und seine Hände streckten sich wie von selbst nach dem kleinen Hobbit aus, der auf Molly saß. „Es ist nicht mehr sehr weit, mein Junge. Nur ein paar Meilen weiter nach Osten und wir werden in den warmen Hallen Erebors sein.“ Er tätschelte dem kleinen Jungen den Rücken. „Komm her, Schätzchen, wenn ich dich eine Weile trage, wird dir wieder warm. Steck deine Hände in meinen Kragen. Ja, so. Lieber Himmel, du bist fast erfroren!“ Frodo vergrub sein winziges Gesicht an Bilbos Hals und trotz der Kapuze, die er sich übergezogen hatte, tropfte das Wasser aus seinen weichen Locken. Nachdem der Rest ihrer Reisegruppe zur Seestadt aufgebrochen war, waren sie nun ganz allein. Bilbo macht sich wegen ein paar Meilen, die sie alleine reisen mussten nicht allzu große Sorgen, vor allem da die Gegend um den Erebor nun von Zwergenpatrouillen gut bewacht wurde. Wegen des fürchterlichen Wetters waren die Straßen leer, wurden aber von einigen kleinen Bauernhöfen gesäumt, die in den Monaten seit Bilbos Abreise ins Auenland wieder aufgebaut worden waren. „Wir werden den Zwergen eine ganz schöne Überraschung bereiten, mein Junge“, sagte Bilbo und hüllte das kleine Kind in seinen eigenen, dickeren Mantel ein. „Sie glauben inzwischen wahrscheinlich, dass ich nicht mehr zurückkomme. Eine lange Reise ist das gewesen.“ „Ich will nur ein Bett“, murmelte Frodo. Der arme kleine Hobbit hatte nicht gerade gern auf dem Boden geschlafen. „Schön und warm, wie zu Hause.“ „Du wirst das und noch mehr haben“, versicherte Bilbo ihm. „Ich habe das Gefühl, dass die Zwerge dich ganz schön bemuttern werden.“ „Hunger hab‘ ich auch.“ Bilbo lachte leise, belustigt über die einfachen, kindlichen Wünschen seines Neffen. Der arme Junge hatte ein paar schwere Monate hinter sich, in denen seinen Eltern gestorben waren, er bei den Brandybocks hatte leben müssen und nun Hunderte von Meilen zu einer fremden Zwergenstadt gereist war, die erst kürzlich wieder aufgebaut worden war. Frodo hatte jedes Recht, ein bisschen gereizt und fordernd zu sein, wie es jedes kleine Kind in seiner Situation wäre. Mit all ihren Reisegruppen waren sie recht schnell vorangekommen, ängstlich darauf bedacht, die gefährlichen und unbekannten Lande, die in den Osten Mittelerdes führten, hinter sich zu lassen. Die Reise zum Erebor vor zwei Jahren war schwer gewesen, aber Bilbo wäre der erste Hobbit, der zugab, dass es alle diese Probleme verzehnfachte, mit einem kleinen Kind zu reisen. Sogar ein sanftmütiger Halbling wie Frodo konnte im Laufe einer Tagesreise nur begrenzt viel ertragen, bevor er anfing, launisch zu werden. Auch Bilbo würde sehr, sehr froh sein, einen warmen, sicheren Platz zum Schlafen zu haben. „Wir sollten nahe genug an…“ Bilbo hielt inne und blinzelte durch den Regen. „Aha, dort ist er, mein lieber Frodo! Durch den Nebel ist er nur schwer zu erkennen, aber da ist er. Genauso hoch und stark, wie in meiner Erinnerung. Der Einsame Berg.“ Frodo bewegte sich in den Armen seines Onkels und seine großen blauen Augen wurden weit, als er zum ersten Mal die Erhabenheit des Erebor erblickte. Bilbo konnte nichts gegen das breite Lächeln tun, das sich auf seinem Gesicht ausbreitete und lachte vor Freude leise, nachdem er seinem Neffen einen schnellen Kuss auf den daunenweichen Kopf gegeben hatte. Sie hatten es endlich geschafft. „Willkommen im Erebor, Frodo. Deinem neuen Zuhause.“ Der kleine Hobbit drehte sich nicht einmal um, als Bilbo weiterging. Nach allem, was Primulas Freunde ihm erzählt hatten, war er schon immer ein ruhiges Kind gewesen, aber Bilbos war über Frodos derart gelassene Reaktion überrascht. Er mochte zwar ruhig sein, aber Frodo war auch sehr neugierig, wie Bilbo durch den Vorfall mit den roten Pilzen im vergangenen Monat herausgefunden hatte. Normalerweise hatte Frodo einen kleinen Kommentar zu jedem… „Er ist wirklich groß“, stellte Frodo fest. „Besonders für Zwerge. Ich dachte, sie wären nicht so viel größer als wir. Lebt dort noch irgendetwas anderes? Sind das Statuen?“ Die Fragen seines Neffen entlockten Bilbo ein liebevolles Lachen.  Wie es aussah, hatte er die Neugier des Jungen wieder einmal als selbstverständlich betrachtet. „Nun, manche von ihnen sind ziemlich groß, aber nicht so groß wie die Menschen in unserer letzten Reisegruppe. Oder wie die Elben. Dwalin zum Beispiel ist recht groß im Vergleich zu…“ Der ältere Hobbit erklärte alles, was er über Zwerge wusste und altersangemessen war, während sie sich der großen Stadt näherten und Molly mit ihrem Karren mit allem Notwendigen aus dem Auenland hinter ihnen herlief. Bilbo hatte sich bemüht, auf ihre lange Reise so wenig Gepäck wie möglich mitzunehmen, aber einige Dinge hatte er einfach nicht zurücklassen können, ganz gleich wie sehr es ihre Reise verlangsamte. Frodo sollte diese Dinge eines Tages erben und in dieser Sache wollte er keinen Kompromiss eingehen. „Wow“, keuchte Frodo und der Griff seiner kleinen Arme um Bilbos Hals verstärkte sich, als sie endlich die vorderen Tore der Bergstadt erreichten. „Er ist riesig.“ „Das ist er, mein Junge“, sagte Bilbo. „Und das wird dein…“ „Bilbo!“ Als er nach rechts schaute, war Bilbo überrascht, einen vertrauten, dreiteilig aufgetürmten, dunkelbraunen Haarschopf zu sehen. Diese lächerliche Frisur würde er überall erkennen. „Nori!“ Er verlor keine Zeit, zu dem Gaunerzwerg hinüberzugehen und lächelte breit, als Nori ihm kräftig auf den Rücken klopfte. Sofort gab Nori den Zwergenwachtposten ein Zeichen, herunterzukommen und ihm zu helfen, dann ergriff er Mollys Zügel und führte sie in die gewaltige Festung und hinaus aus dem strömenden Regen. Erst als die Hobbits sicher in der riesigen Eingangshalle standen, begann Nori mit ihm zu sprechen. „Unser Meisterdieb ist endlich zurückgekehrt!“ jubelte Nori. „Siehst du, ich habe den anderen Mitgliedern unserer Gemeinschaft gesagt, dass du zurückkommen würdest. Eine lange Reise vom Auenland hierher, habe ich ihnen gesagt.“ „Das ist etwas untertrieben“, seufzte Bilbo. „Ich habe buchstäblich das letzte Jahr auf der Straße verbracht, nur drei Wochen im Auenland. Ich glaube, ich habe in ebenso vielen Monaten auch kein Spitzendeckchen mehr angerührt.“ Nori lachte dröhnend über den vertrauten Witz, erinnerte er sich doch noch allzu gut daran, wie kleinlich Bilbo gewesen war, als sie zum ersten Mal in seine Hobbithöhle gekommen waren. „Nun ich glaube nicht, dass du eines von diesen vornehmen Dingern hier finden wirst, aber… Ah! Und wer ist dieser kleine Kerl?“ „Das“, sagte Bilbo und hob Frodo auf seiner Hüfte ein wenig höher, „ist mein Neffe Frodo. Ich werde mich für den Rest seiner Jugend um ihn kümmern. Frodo, das ist einer der Zwerge aus der Gemeinschaft, von der ich dir erzählt habe. Sein Name ist Nori. Sag ‚hallo‘.“ Verstohlen schaute Frodo aus seinem Versteck in Bilbos Halsbeuge heraus, seine kleinen Hände hatte er noch immer tief im Kragen seines Onkels vergraben. „Hallo.“ Nori streckte eine Hand aus und wartete geduldig, bis der kleine Hobbit sie schüttelte. Als Frodo genügend Mut gefasst hatte, die viel größere Hand zu ergreifen, verbeugte Nori sich tief. „Sehr wohl getroffen, junger Hobbit. Mein Name ist Nori. Zu Diensten.“ Bilbos Neffe kicherte. „Er ist lustig.“ „Zwerge sind ein sehr lustiger Haufen“, stimmte Bilbo zu. „Sie bringen dich um Haus und Hof und dann singen und tanzen sie und werfen die Teller herum, wenn sie aufräumen. Eine sehr seltsame Angewohnheit.“ Nori lachte schallend und verpasste ihm einen kräftigen Schlag auf den Rücken. „Dein Onkel hat Recht, Kleiner. Wir sind ein mächtig lustiger Haufen, wir Zwerge, aber ich denke, du wirst uns mögen lernen. Schließlich haben wir recht viel Erfahrung mit Hobbits.“ „Ich bin der einzige Hobbit, den ihr kennt“, verbesserte Bilbo ihn. „Keine sehr beeindruckende Erfahrungsgeschichte, wenn du mich fragst.“ Nori sah empört aus. „Ich bin mit dem jungen Herrn Frodo hier befreundet und er ist der beste Hobbit von allen. Ich denke, das ist eine recht beeindruckende Erfahrungsgeschichte, wenn man bedenkt, was für ein feiner junger Hobbit dieser Junge ist.“ Bilbo schenkte seinem ehemaligen Weggefährten ein dankbares Lächeln. Er hatte sich Sorgen gemacht, dass Frodo sich wegen ihrer rauen Frechheit nicht leicht an die Zwerge gewöhnen würde, aber wie es schien, hatte er sich wieder einmal getäuscht. Noris scherzhafte Art trug viel dazu bei, dass sein Neffe sich entspannte seine ängstliche Haltung sich in den Armen seines Onkels löste. Der kleine Junge schien überhaupt keine Angst zu haben und schaute sich mit großen Augen und einem beunruhigenden Maß an Tuk’scher Neugier in der ganzen Halle um. Er winkte sogar einer besonders lauten Gruppe von Bergarbeitern zu, als sie an ihnen vorbeigingen. „Kann ich die Minen sehen?“ fragte Frodo plötzlich. „Oder die Große Halle?“ „Alles zu seiner Zeit, Kleiner“, versicherte Nori. „Aber ich denke, es gibt einige andere Leute, die du und dein Onkel zuerst sehen müssen. Wie den König.“ Frodos Augen weiteten sich und der Mund blieb ihm offen stehen. „Wir werden den König treffen? Einen richtigen König? Wie in den Märchen?“ Bilbo lächelte auf seinen Neffen hinunter und sagte: „Ja, das werden wir, Frodo. Einen richtigen König.“ „Wow“, murmelte der kleine Junge ehrfürchtig. „Wann?“ Nori grinste das nun aufgeregte Kind an. „Nun, ich bin mir ziemlich sicher, dass die Wachen Thorin bereits benachrichtigt haben, also sollte es nicht allzu…“ „BILBO!“ Der Hobbit hatte kaum Zeit sich darauf gefasst zu machen, als zwei Paar Arme ihn vom Boden hochhoben und Bilbo von ihnen in ihrer Aufregung unter Jubeln und Rufen von einer Seide zur anderen geschubst wurde. Erschreckt durch die Tollheit der zwergischen Begrüßungssitten klammerte sich mit Mühe und Not am Hals seines Onkels fest. Glücklicherweise verlor Nori keine Zeit, dem Knuddelangriff seiner Gefährten ein Ende zu bereiten, indem er jedem der beiden mit seiner gigantischen Keule einen Klaps auf den Kopf gab und sie anschließend dafür schalt, dass sie ein kleines Kind erschreckt hatten. „Wofür war das?!“ jammerte Kíli. Er ließ Bilbo los, um die neue Beule auf seinem hübschen Kopf zu betasten. „Das ist Bilbo! Er liebt es, wenn wir ihn umarmen. Und wovon redest du? Alle Kinder sind um diese Tageszeit im dritten Stock.“ „Falls es keiner von euch Idioten bemerkt hat“, sagte Nori, „Bilbos Arme sind im Moment ein bisschen voll.“ Während sie ihre schmerzenden Köpfe rieben, drehten Fíli und Kíli sich um, um den Hobbit anzusehen, den sie in den letzten Monaten so sehr vermisst hatten. Es dauerte ein paar Sekunden, bis ihnen klar wurde, dass Bilbo ein kleines Kind  - einen jungen Hobbit! – in seinen Armen hielt. Fíli reagierte zuerst… „Das ist ein Hobbitbaby!“ „Nun, er ist eigentlich schon ein paar Jahre aus das Babyalter heraus“, verbesserte ihn Bilbo. „Frodo, das sind Fíli und Kíli. Sie sind die Neffen des Königs. Und sehr alberne Kerle. Jungs, das hier ist mein eigener Neffe, Frodo.“ Er zwang den jungen Hobbit, den Klammergriff um seine Kehle zu lösen. „Sag ‚hallo‘ zu den albernen Zwergen, Frodo.“ Die Zwergenbrüder hüpften geradezu in ihren Stiefeln auf und ab, als sie darauf warteten, dass der junge Hobbit sie begrüßte. Anscheinend war die Aussicht, einem Hobbitkind zu begegnen, für sie sehr aufregend. Es dauerte etwa eine Minute, doch schließlich entschied sich Frodo, sein Versteck an Bilbos Hals zu verlassen und „Hallo“ zu sagen. „Ich bin Fíli…“ „Und ich bin Kíli…“ Beide Zwerge verbeugten sich tief. „Zu Diensten.“ Dieser letzte Teil schien Frodo sehr zu amüsieren, denn er kam ganz aus Bilbos Halsbeuge hervor und begann erneut, sich im Raum umzuschauen. Der kleine Junge starrte die beiden Zwerge an und blinzelte nicht einmal, als er sie eingehend betrachtete. Frodo zeigte auf Kíli. „Du siehst nicht wie ein Zwerg aus.“ Der braunhaarige Zwerg starrte den jungen Hobbit nur an, während sein Bruder und Nori erstaunt auflachten. „Wie bitte?“ „Deine Nase ist irgendwie klein. Und du siehst einfach nicht wie die anderen aus“, antwortete Frodo und fuchtelte mit beiden Händen im Raum herum. „Weniger haarig. Hast du ein Schwert? Oder einen Kampfhammer? Ist das nicht das, was Zwerge benutzen, Onkel Bilbo?“ „Manchmal, Frodo, aber Kíli ist mehr ein Bogenschütze als alles andere. Warge und Orks haben keine Chance gegen ihn.“ Jetzt lächelte der junge Zwerg  und warf sich, stolz über die Komplimente, in die Brust. „Aber du kannst dir ihre Waffen später ansehen. Einstweilen wird es das Beste sein, wenn wir uns trockene Kleidung anziehen.“ Die Brüder gaben Bilbo ein Zeichen, ihnen zu folgen, doch vorher wiesen sie mehrere Zwerge an, sich um Molly zu kümmern und ihre Habseligkeiten in den königlichen Flügel des Palastes zu bringen. „Hier entlang, meine Hobbit-Freunde. Trockene Kleidung und gutes Essen erwarten euch.“ .o°O°o. _____________________________ .o°O°o..O.o° °o.O¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯ O.o° °o.O.     Kapitel 2: Kapitel 2 -------------------- .o°O°o. _____________________________ .o°O°o..O.o° °o.O¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯ O.o° °o.O.   An Unexpected Addition – Unerwarteter Familienzuwachs   Teil 02   Autor:   karategal   Übersetzer:   Lady Gisborne   P16-slash   Inhalt:   [Autorisierte Übersetzung] Alle Zwerge überleben die Schlacht der fünf Heere, doch Bilbo muss ins Auenland zurückkehren, um sein altes Leben in Ordnung zu bringen und den Weg für ein neues Leben im Erebor zu ebnen. Ein Jahr später kehrt er mit einem vor kurzem verwaisten Frodo zum Einsamen Berg zurück. Thorin ist sich nicht ganz sicher, was er von diesem neuen, winzigen Zuwachs zu seiner Gemeinschaft halten soll.   Disclaimer:   Bei dieser Geschichte handelt es sich um eine autorisierte Übersetzung von karategals englischer Originalstory An Unexpected Addition. Die Charaktere und Orte gehören selbstverständlich Professor Tolkien bzw. seinen Erben und ich verdiene mit dieser Story bzw. Übersetzung kein Geld, sondern schreibe nur aus Spaß an der Freude. ^^   Link zur Originalstory: An Unexpected Addition   ♔~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ♥ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~♔   Die Hallen Erebors waren genauso groß und beeindruckend, wie Bilbo sie in Erinnerung hatte, jede kleine Ecke und jeder verborgene Winkel mit einer Kunstfertigkeit ausgeschmückt, die in Mittelerde ihresgleichen suchte. Frodo war genauso verzaubert und seine blauen Augen huschten nur so durch den Raum, während Fíli und Kíli sich bemühten, alle Fragen zu beantworten, die aus seinem Mund sprudelten. Das freundliche Wesen der Brüder hatte das Herz des kleinen Hobbits im Sturm erobert und mit jeder Halle oder jedem Gemach, an dem sie vorbeikamen, fachte seine freudige Erregung die ihre noch mehr an. Frodo fühlte sich noch immer nicht wohl genug, um an einem so fremden Ort selbst zu laufen, aber das Kind reagierte viel besser, als Bilbo bei ihrer Ankunft erwartet hatte. „Was ist ein Saphir?“ fragte Frodo, als Fíli begann, alle Juwelen und Steine aufzuzählen, die im Berg zu finden waren. „Und ein Sm…agd…“ „Ein Smaragd“, verbesserte Fíli. „Und das sind zwei Arten von Edelsteinen, die in mehr Blau- und Grüntönen vorkommen, als man jemals zu zählen hoffen könnte. In Erebors Minen gibt es die schönsten Smaragde und Saphire von ganz Mittelerde.“ „Wir können dich mit hinunter nehmen, damit du sie sehen kannst, wenn du erst…“ „Ohhhhh nein“, fuhr Bilbo ihn an. „Für diesen kleinen Hobbit gibt es keine Minen. Vielleicht einen sehr sicheren und sehr geschützten Blick von oben, aber keine echten Minen. Keine. Absolut keine. Und wage es nicht, auch nur zu versuchen, mit mir darüber zu diskutieren, Kíli.“ „Aber Onkel Bilbo…“ „Nein, ich will nichts davon hören“, sagte Bilbo entschieden. „Und das ist mein letztes Wort. Also, was sagtest du gerade über die neuen Tunnel, Fíli?“ Sich vor der elterlichen Wut hütend, die sie bei Bilbo auslösen könnten, war Fíli vernünftig genug, zu einem sichereren Thema überzugehen. "Was ist dein Lieblingsessen, Kleiner?“ „Hackfleischpastete!“ antwortete Frodo sofort. „Meine Mama hat immer…“ Als Bilbo ihm einen verzweifelten Blick zuwarf, sagte Fíli schnell: „Oh ja, das ist eine gute Wahl, Frodo! In Erebor gibt es einige der leckersten Hackfleischpasteten der ganzen Gegend.“ „Und Käsesorten!“ fügte Kíli hinzu und deutete mit den Händen einen runden Laib Käse an. „Wir werden dich so damit vollstopfen, dass dein armer Onkel dich eine Woche lang riechen kann. Der einfachste Weg, ein Kind aufzuspüren, wie wir Zwerge sagen.“ Das brachte Frodo ein wenig zum Kichern. „Das ist albern. Ich will nicht wie Käse riechen. Er ist stinkig.“ „Zufälligerweise schätzen wir Zwerge Stinkigkeit“, sagte Fíli schmollend. „Du solltest wissen, junger Hobbit, dass ich als kleiner Junge den „stinkigster Stinker der jemals stank“-Wettbewerb gewonnen habe. Und das obendrein durch einen Erdrutsch.“ „Oder einen Stinkrutsch“, fügte Kíli grinsend hinzu. „Unsere arme Mutter wollte ihn nicht in den Arm nehmen, so stinkig war er. Er roch wie Schimmelkäse.“ „Bääähhh“, machte Frodo. „Das ist eklig.“ „Du musstest dir kein Zimmer mit ihm teilen“, sagte Kíli. „Mein armer Riecher hat monatelang nicht richtig funktioniert. Kühe rochen wie Gänseblümchen, der Badezimmerausguss wie Apfelkuchen. Es war eine sehr schwere Zeit.“ Gerade als Fíli und Kíli anfingen, Frodo mit der Geschichte zu erfreuen, wie sie sich in einem unterirdischen Minenschacht verirrt hatten, erreichten sie die königlichen Gemächer. Da er an das Terrain Erebors dachte, war Bilbo über diese Geschichte nicht gerade erbaut, doch dank des plötzlichen Auftauchens der besagten Gemächer war sie zu Ende, bevor sie überhaupt angefangen hatte. Einen Moment später erschienen mehrere Zwerge hinter ihnen, mit einer enormen Anzahl von Kisten in ihren Armen. „Was ist das alles?“ fragte Bilbo. „Nur einige wichtige Dinge, von denen wir dachten, dass ihr sie brauchen würdet“, sagte Fíli grinsend. „Und das wird etwas von eurem eigenen Gepäck sein, vermute ich.“ Er deutete auf die letzten drei Männer in der Gepäckreihe. „Ein Bad wurde bereits eingelassen, also wascht euch und dann können wir euch zwei Hobbit mit guter Zwergenkochkunst vollstopfen. Wir warten in der Halle auf euch, also ruft uns, wenn ihr soweit seid.“ Die Brüder schoben Bilbo in das Zimmer und schlossen die Tür hinter ihm. Er schnaubte über die Aufdringlichkeit der Zwerge, bevor er sich eine Minute lang in dem Raum umschaute und als ihm bewusst wurde, wo genau sie wohnen würden, blieb ihm vor Schreck der Mund offen stehen. Wenn auch nicht so vornehm und kunstvoll wie seine vorherige Unterkunft in Bruchtal, war der Raum doch sehr groß und wundervoll eingerichtet. Alles war in dunkler Eiche, blauem Stoff und schwarzem Granit gehalten, wie es Bilbo noch nie zuvor in seinem Leben gesehen hatte. Es war schlicht und einfach ein Zimmer, das eines Königs würdig war. Oder zumindest eines Angehörigen der Königsfamilie und nicht zwei durchnässter Hobbits, die aus den einfachen Feldern des Augenlandes stammten. Selten zuvor in seinem Leben hatte Bilbo sich so unwichtig und fehl am Platze gefühlt. Allein das Himmelbett musste mehr als ganz Beutelsend zusammen gekostet haben. Und die Kommoden waren mit aufwendigen Schnitzereien verziert, die weit kunstvoller waren als alles, das er jemals im Auenland gesehen hatte. Und war das dort oben ein Rubin über dem Spiegel an der gegenüberliegenden Wand?! Das alles war viel zu glanzvoll und verschwenderisch für einen einfachen Hobbit wie ihn. „Schau mal, Onkel Bilbo!“ krähte Frodo, krabbelte aus den Armen des älteren Mannes und durch das Zimmer, um auf die Wand zu zeigen. „Das ist eine Karte von Mittelerde! Schau, sogar ein Teil des Auenlandes ist darauf, genau hier.“ Frodo zeigte auf ein kleines, von Hand gezeichnetes Bild neben der Karte. „Das ist Beutelsend. Von innen und außen.“ „Das ist es“, murmelte Bilbo als er näher trat und Frodo auf den Arm nahm. „Wir können es uns später genauer ansehen. Jetzt lass uns dich baden, Schätzchen.“ Das Bad verlief viel einfacher als sonst. Frodo war von der in den Boden eingelassenen Badewanne, mit der das Badezimmer versehen war, hingerissen und trat mit seinen kleinen Füßen nach den Blasen, die die Wasseroberfläche bedeckten. Bilbo ging zuerst hinein und bemerkte erleichtert, dass sich zur Sicherheit und zum einfachen Einsteigen Stufen an zwei Ecken der Wanne befanden. Sein Neffe schloss sich ihm nur zu gerne an und streckte wie üblich seine kleinen Arme in einer stummen Bitte um Hilfe aus. „Sie ist so groß“, grinste Frodo, der sicher in den Armen seines Onkels saß. Durch den Tod seiner Eltern war er Flüssen gegenüber sehr misstrauisch, doch das Badewasser schienkein neuer Grund zur Furcht zu sein. Angesichts dieser sehr willkommenen Enthüllung konnte Bilbo einen erleichterten Seufzer nicht unterdrücken. „Können wir sie behalten?“ „Vorläufig“, antwortete Bilbo. Noch bevor diese Nacht vorüber war, würde er mit Thorin über die lächerliche Pompösität ihrer Gemächer sprechen. Ein Hobbit brauchte wirklich keine so luxuriöse Behausung, besonders kein einfacher wie Bilbo Beutlin. „Jetzt hebe deine Arme, damit ich unter sie komme. Ja, beide. Nur die Valar wissen, was unter ihnen gewachsen ist.“ „Pilze!“ „Wag es nicht, auch nur zu versuchen, mit dem Thema Pilze anzufangen, Kleiner“, warnte ihn Bilbo mit einem scharfen Blick. „Ich habe von diesen fürchterlichen Dingern für den Rest meines Lebens genug. Kein Onkel sollte so etwas durchmachen müssen.“ „Aber sie sahen aus wie die, die Hamson Gamdschie immer gesammelt hat“, argumentierte Frodo mit einem übertriebenen Schmollen. „Und die haben immer so gut geschmeckt.“ „Und als ein Beutlin solltest du es besser wissen, als blind dem Beispiel eines Tucks zu folgen, mein Junge“, sagte Bilbo. Er nahm die Flasche Shampoo, die neben der Badewanne stand und goss sich etwas davon in die Hand. Es roch nach Lavendel. „Sie denken kaum jemals nach, bevor sie handeln. Närrische Tucks.“ „Aber ich..“, stotterte Frodo als sein Onkel begann, sein lockiges Haar einzuseifen. „Auuu, meine Augen! Es brennt! Und stinkt!“ Bilbo seufzte. Trotz Frodos Vorliebe für Badewasser schien der junge Hobbit das Baden noch immer sehr zu verabscheuen. Ohne das leiseste Zögern seifte er seinen Neffen ein und hörte erst auf, als er von Kopf bis Fuß mit Blasen bedeckt war. Wenn es nach Bilbo ginge, würde Frodo der sauberste kleine Hobbit sein, den die Zwerge jemals zu Gesicht bekommen würden. Bedingt durch das Wesen der Hobbits und die einsame Lage Erebors war es natürlich sehr wahrscheinlich, dass Frodo der sauberste, kleinste Halbling sein würde, den sie in ihrem Leben jemals sehen würden. Lächelnd betrachtete er das Ergebnis seiner Arbeit. „Das war doch gar nicht so schlimm, oder?“ Frodos wütender Blick sagte etwas anderes. „In Ordnung, sei ein lieber Hobbit und zieh die Sachen an, die ich für dich hingelegt habe, während ich fertig bade“, wies Bilbo ihn an, als er seinen Neffen aus der Wanne hob. „Es wäre sehr unhöflich, unsere Gastgeber länger als nötig warten zu lassen.“ Frodo gab keine Widerworte, sondern trocknete sich stattdessen ab und zog sich ohne viel Aufhebens an. Er war wirklich ein guter Junge, dachte Bilbo lächelnd. Trotz allem, was er in den letzten sechs Monaten hatte durchmachen müssen, war Frodo, besonders auf der Reise zum Erebor, erstaunlich nett gewesen. Natürlich hatte es Tage gegeben, an denen er quengelig oder schlecht gelaunt gewesen war, aber das war in seinem jungen Alter nur natürlich. Letzten Endes war der Junge jedoch sehr brav und ein begeisterter Leser - man brauchte Frodo nur ein gutes Märchen zu geben und das Hobbitkind konnte stundenlang still und leise sein. „Vergiss nicht, dich hinter den Ohren abzutrocknen“, sagte Bilbo, als er aus der Wanne stieg. „Auch wenn wir unter ihnen leben, will ich nicht, dass du wie ein Zwerg aussiehst.“ Er ging auf Nummer sicher und trocknete Frodos Haar gründlich ab, sobald er fertig angezogen war, denn er fürchtete immer, dass der kleine Halbling sich eine durch Kälte verursachte Krankheit einfangen könnte. „Jetzt trockne dich zwischen den Zehen ab. Guter Junge.“ Sobald sie abgetrocknet und angezogen waren, vergewisserte Bilbo sich, dass sein Neffe bereit war, einen Speisesaal voller wilder Zwerge zu betreten. Wenn er auch etwas nervös war, schien Frodo aufrichtig begeistert, noch ein anderes Volk kennenzulernen - die Tatsache, dass ihre zwergischen Gastgeber gute Freunde seines Onkels waren, machte alles noch besser. Als Bilbo bereit zum Aufbruch war, hüpfte er vor Ungeduld beinah auf und ab und wickelte sich die ausgefransten Säume seiner einfachen Hobbitkleidung um die Finger. „Komm schon, Onkel Bilbo, beeil dich“, drängte Frodo. „Ich habe Hunger.“ „Aus gutem Grund“, sagte Bilbo gedehnt. „Ich denke, die Zwerge sind mehr für deinen Tatendrang verantwortlich, als die Aussicht auf Essen.“ Bilbo ging hinüber und nahm seinen hüpfenden Neffen auf den Arm, kuschelte ihn dicht an sich und atmete den süßen Geruch des Kleinkindes, den er nach dem Waschen immer verströmte, tief ein. Auf ihrer Reise waren sie mehrmals in arge Bedrängnis geraten und so war es eine große Erleichterung, Frodo gesund und munter im Erebor zu haben. Er zeigte auf das Bett und fragte: „Möchtest du Rupert mitnehmen?“ Frodo überlegte einen Moment. „Nein, er kann das Zimmer bewachen, während wir weg sind. Dafür sorgen, dass Orks und Trolle draußen bleiben.“ „Eine kluge Entscheidung.“ Bilbo ging hinüber und setzte das beornähnliche Kuscheltier so hin, dass es zur Tür schaute. Primula hatte den Stoffbären kurz nach dessen Geburt für Frodo gemacht und war deshalb eines der kostbarsten Besitztümer seines Neffen. „Siehst du, nun kann Rupert das ganze Zimmer vor Eindringlingen bewachen. In Ordnung?“ „Ja.“ Ein lauter Knall, der Frodo veranlasste, erneut auf und ab zu hüpfen, kam von draußen auf dem Gang. „Können wir jetzt gehen? Bitte!“ „In Ordnung, in Ordnung“, lachte Bilbo leise. „So was von fordernd.“ Als sie aus der Tür traten, wurden die beiden Hobbits von mehreren vertrauten Gesichtern und lauten, aufgeregten Rufen begrüßt. Bilbo hatte kaum Zeit, einen Schritt zurückzutreten, bevor er von einem Paar dicker Arme umschlungen wurde. „Es ist schön, dich zu sehen, Junge“, krähte Dwalin. „Und das muss der kleine Hobbit sein, mit dem Fíli und Kíli so angegeben haben.“ Der Größte der Zwergengemeinschaft schenkte Frodo ein breites Lächeln und verbeugte sich tief. „Ich bin Dwalin, Kleiner. Und genau hinter mir stehen unsere ansässigen Bergarbeiter: Bofur, Bifur und Bombur.“ Sie alle winkten dem amüsierten Halbling vergnügt zu. „Zu Diensten.“ Frodo winkte zurück. „Hallo.“ „Du musst ein hungriger kleiner Hobbit sein“, sagte Bombur. Er tätschelte seinen dicken Bauch. „Eine lange Reise vom Auenland hieher, denke ich mir.“ Er gab dem Halbling ein paar Kekse, an denen er knabbern konnte. „Seid ihr bereit für etwas zwergische Kochkunst?“ Bilbos Neffe nickte, während er einen Keks zerbrach und sich eine Hälfte davon in den Mund steckte. Die andere Hälfte landete in Bilbos Mund. Als er gedankenverloren kaute, erkannte er bald den Geschmack von Walnüssen und zeigte Bombur seinen hochgestreckten Daumen. Es würde so schön werden, endlich wieder gekochtes Essen zu haben. Frodo und auch er selbst hatte in den vergangenen sechs Monaten von dürftigen Rationen gelebt, mit Bruchtal als ihrer einzigen kurzen Ruhepause. Er würde sich erst wieder daran gewöhnen müssen, sich nicht mehr um das Essen sorgen zu müssen. Bilbo räusperte sich, als Frodo versuchte, ihm einen weiteren Keks in den Mund zu schieben. „Also, was sagen wir, Frodo?“ Es dauerte eine Weile, bis der hungrige Halbling verstand. „Oh, ähm, danke, Herr Bombur. Sie sind wirklich gut.“ Der fröhliche Zwerg sah geradezu lächerlich erfreut aus. „Manieren sind für die Erziehung eines guten Hobbits notwendig“, sagte Bilbo, als Fíli, Kíli und Bofur anfingen zu kichern. „Nicht, dass Zwerge etwas von Manieren verstehen, deshalb werde ich meine Anstrengungen verdoppeln müssen, wie mir scheint.“ „Was hat er gesagt?“ fragte Frodo, als Bifur anfing, schnell in einer seltsamen Sprache mit seinen Vettern zu sprechen. „Onkel?“ „Bifur spricht Khuzdul, die Sprache der Zwerge“, erklärte er seinem ewig neugierigen Neffen. „Ich glaube, das Stück Axt dort in seinem Kopf hat mit den Jahren ein paar, äh, Probleme verursacht. Zumindest, was das Sprechen anderer Sprachen angeht.“ Frodo nickte und runzelte die Stirn. „Dann kann ich es auch lernen?“ „Nun, Frodo, ich glaube nicht, dass das…“ „Oh, oh, oh! Ich kann es ihm beibringen!“ rief Kíli und schubste seinen Bruder aus dem Weg, als er versuchte, das Privileg zu erringen, den Halbling zu unterrichten. Fíli ergriff sein langes Haar und zerrte Kíli mit sich hinunter auf den Boden. „Mein Khuzdul ist perfekt. Hey, was machst du da? Geh…von…mir…runter!“ Nun, das war ganz sicher nicht die Antwort oder Reaktion, die Bilbo von ihnen erwartet hatte. „Du bist in Khuzdul beinah durchgefallen, du Dummkopf!“ widersprach Fíli. „Ich habe viel bessere…“ „Nein, hast du nicht! Such dir deinen eigenen Hobbit!“ Bilbo seufzte nur und folgte den anderen den Gang hinunter, während die Brüder versuchten, einander im Würgegriff zu packen. „Ich weiß nicht, warum ich etwas anderes von ihnen erwartet habe. Das war sehr töricht von mir.“ „Ich denke, du solltest Balin den Unterricht überlassen“, sagte Dwalin. „Er hat Thorin alles beigebracht, was er weiß, also wird er eine ausgezeichnete Wahl für unseren kleinen Hobbit hier sein. Und er ist ein Naturtalent im Umgang mit kleinen Kindern.“ Bilbo nickte. „Wenn er dazu bereit ist, wäre ich sehr froh, wenn er Frodo unterrichten würde.“ „Ich werde später mit ihm darüber sprechen, wenn er mit Thorin von der Überprüfung der Minen zurückkommt“, versicherte Dwalin ihm. „Er hat in letzter Zeit zu hart gearbeitet, deshalb wird es für ihn eine schöne Abwechslung von Erebors Politik.“ Wärme durchströmte Bilbo angesichts dieser freundlichen Geste. „Danke, Dwalin. Das bedeutet mir sehr viel. Dass ihr Frodo so gut aufnehmt, meine ich.“ „Gern geschehen.“ .o°O°o. _____________________________ .o°O°o..O.o° °o.O¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯ O.o° °o.O.     Kapitel 3: Kapitel 3 -------------------- .o°O°o. _____________________________ .o°O°o..O.o° °o.O¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯ O.o° °o.O.   An Unexpected Addition – Unerwarteter Familienzuwachs   Teil 03   Autor:   karategal   Übersetzer:   Lady Gisborne   P16-slash   Inhalt:   [Autorisierte Übersetzung] Alle Zwerge überleben die Schlacht der fünf Heere, doch Bilbo muss ins Auenland zurückkehren, um sein altes Leben in Ordnung zu bringen und den Weg für ein neues Leben im Erebor zu ebnen. Ein Jahr später kehrt er mit einem vor kurzem verwaisten Frodo zum Einsamen Berg zurück. Thorin ist sich nicht ganz sicher, was er von diesem neuen, winzigen Zuwachs zu seiner Gemeinschaft halten soll.   Disclaimer:   Bei dieser Geschichte handelt es sich um eine autorisierte Übersetzung von karategals englischer Originalstory An Unexpected Addition. Die Charaktere und Orte gehören selbstverständlich Professor Tolkien bzw. seinen Erben und ich verdiene mit dieser Story bzw. Übersetzung kein Geld, sondern schreibe nur aus Spaß an der Freude. ^^   Link zur Originalstory: An Unexpected Addition   ♔~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ♥ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~♔ Die Zwergen waren genauso wild und unordentlich bei den Mahlzeiten, wie Bilbo in Erinnerung hatte: Äpfel, Gebäck und mit Butter bestrichene Brötchen flogen von einer Richtung in die andere, während sie darum stritten, wer die besten Stücke des glasierten Schinkens bekommen würde. Bilbo lehnte sich einfach zurück und beobachtete das Treiben; sein eigener Teller befand sich auf sicherem Abstand von den Zwergen am Kopf der Tafel. Frodo saß auf seinem Schoß, mit zwei kleinen Stücken Schinken sowie einigem an gesundem Gemüse auf seinem eigenen Teller. Zuerst hatten die Zwerge, die nichts Grünes kochen wollten, protestiert, aber Bilbo hatte ein Machtwort gesprochen und würde sich in dieser Angelegenheit nicht erweichen lassen. „Ich weiß nicht, wie es euch Zwergen geht, aber ein junger Hobbit braucht Gemüse, wenn er schön gesund heranwachsen will“, hatte Bilbo erklärt. „Nun, willst du, dass Frodo schlecht und ungesund ernährt wird, Bombur?“ Fünf Minuten später stellte der rundliche Zwerg eine Schüssel Mischgemüse auf den Tisch und das große Festmahl war in vollem Gange; verschiedene Esswaren flogen durch die Luft, wann immer etwas Bestimmtes verlangt wurde. Fíli und Kíli fingen schließlich an, „Fang-das-fliegende-Essen“ zu spielen, woraufhin Gebäck und kleine Käsestücke durch die Luft geworfen wurden, während jeder der am Tisch sitzenden Zwerge versuchte, sein Geschick zu beweisen. Frodo jubelte jedes Mal, wenn es einem von ihnen gelang, ein Stück Essen in ihren Mund zu bekommen und seine haarigen kleinen Füße baumelten im Rhythmus zu dem Poltern und Klatschen ihrer lärmenden Gefährten. „Bombur!“ rief Fíli, als der dicke Zwerg mit einigen weiteren Tabletts voller Essen zurückkam. Ein Stück Cheddar-Käse kam auf ihn zugeflogen. „Kommt!“ „Hab es!“ Der Käse flog direkt in seinen Mund und alle im Raum jubelten laut. Bombur verbeugte sich kurz, bevor er die Tabletts auf dem Tisch abstellte. Ein kleineres Tablett stellte er direkt neben die beiden Hobbits. „Und ein paar selbstgemachte Hackfleischpasteten für den Kleinen“, strahlte Bombur und schlug mit seiner treuen Suppenkelle auf jede Hand, die  versuchte, in die Nähe der Pasteten zu gelangen. „Ich würde sie aber noch ein paar Minuten abkühlen lassen.“ Frodo schaute die Blätterteigpasteten hungrig an. „Danke.“ Bombur tätschelte den Kopf des kleinen Jungen, bevor er zu seinem eigenen Platz am anderen Ende der Tafel zurückkehrte. „Gern geschehen, Kleiner. In Zukunft kannst du mein Geschmackstester sein. Nur wenige hier wissen gutes Essen zu schätzen.“ „Warum kriege ich keine, Bombur?“ jammerte Fíli. „Ich weiß gutes Essen zu schätzen. Ich liebe gutes Essen. Bei Mahal, ich habe mich schon vorher von dir vergiften lassen!“ „Weil du weder klein noch ein Hobbit bist. Deshalb.“ Fíli verschränkte die Arme und schmollte. „Also bekommen Hobbits hier eine Sonderbehandlung.“ „Selbstverständlich.“ Bilbo schaute die Zwerge um ihn herum lächelnd an. Kíli und Nori stritten sich um ein Stück Apfelpastete, während es Bombur irgendwie gelang, sich ein ganzes Drittel der besagten Pastete in den Mund zu stopfen. Fíli warf ein kleines Stück Fleisch hoch in die Luft, das Bofur laut jubelnd in seinem Mund auffing. Bifur und Dwalin schienen einen Trinkwettbewerb zu veranstalten und stürzten den Inhalt ihrer Bierkrüge begeistert und mit zurückgeworfenen Köpfen hinunter. Dori schien zu zählen, wer gewann und Fleisch, Käse und Beerentörtchen schienen der Preis für den Sieger zu sein. „Das habe ich vermisst.“ Frodo stürzte sich auf die Hackfleischpasteten, sobald ihm Bilbo die Erlaubnis dazu gab und seine kleinen Finger waren innerhalb von Sekunden mit Teig und Krümeln bedeckt. Sein Onkel versuchte, den Überblick über die Unordnung zu behalten, was jedoch immer schwieriger wurde, denn Frodo schien bereits die zwergische Art sich vollzustopfen nachzuahmen.  Seine klebrigen Finger waren sogar frech genug, Fílis Hand wegzuschlagen und ein schelmisches Lächeln erschien auf Frodos Gesicht, als der blonde Zwerg in gespieltem Schmerz keuchte. Bilbo gab ihm für derart ungezogenes Benehmen einen leichten Klaps auf den Oberschenkel; das Letzte, was er brauchte, war ein Zwerg wie Fíli, der zuviel Einfluss auf den jungen Hobbit ausübte. „Hör mal, Frodo, du weißt, dass ich nicht…“ Das laute Dröhnen eines Hornes unterbrach ihn. Alle Zwerge an der Tafel sprangen plötzlich auf und jeder von ihnen griff nach einer Waffe, als sie aus dem Raum eilten. Bilbo schaute sich nur um, hielt Frodo fest an seine Brust gedrückt und hatte das Essen vollkommen vergessen, als Bofur und Dori ihn an den Armen ergriffen. Gerade wollte der Hobbit nach der Bedeutung des Hornes fragen, als eine Stimme durch die Gänge schallte. „ORKS!“ Bilbo spürte, wie sich sein Neffe fester an seinen Hals klammerte, verängstigt durch die Schreie der Zwergenwächter. Und Frodo war nicht naiv, sondern wusste sehr wohl, was ein Ork war und welche Zerstörung sie über eine Siedlung bringen konnten. Während ihrer Reise zum Erebor hatten sie eine ganze Menge davon gesehen. „SIE KOMMEN VON DEN WESTLICHEN HÜGELN!“ Starke Hände führten Bilbo durch die Gänge, durch die zahlreiche voll bewaffnete Zwerge an ihnen vorbei zum Eingang der Festung stürmten. Fortwährend erklang das Horn laut und rau in der zuvor ruhigen Luft. Zwerge riefen einander Worte in Khuzdul zu, ihre Befehle sogar für einen fremden Zuhörer wie ihn selbst kurz und knapp. Bofur blieb die ganze Zeit dicht hinter ihnen, während Dori sie über die hohen Gehwege durch Erebors Haupthalle führte, direkt links neben dem Hauptweg, der aus der Festung hinausführte. Eine vertraute, voll bewaffnete Gestalt stand am vorderen Ende des Pfades, rief den versammelten Soldaten Befehle zu und führte sie zu mehreren verschiedenen Söllern und Eingängen. „Ist das Thorin?“ Bofur warf einen Blick zur Seite und nickte flüchtig. „Ja, das ist er. In all seiner königlichen Schroffheit. Er führt immer gemeinsam mit König Bard die Angriffe gegen die Orks an. Egal, wie oft wir sie zurückschlagen, die hässlichen Biester kommen einfach immer wieder zurück.“ Der Hobbit schaute besorgt hinüber. „Wird er nicht…ich meine, ist er gesund genug, um zu kämpfen? Als ich ihn das letzte Mal sah…“ „Seine Wunden sind gut verheilt“, versicherte ihm Bofur.  „Er hat so viele Narben wie ein alter Packesel, aber er ist so stark und gesund wie es sich ein Zwerg nur wünschen kann. Orks wie Butter in Scheiben zu schneiden scheint seit kurzem sein bevorzugter Zeitvertreib zu sein.“ „Ich dachte, die Orks wären aus dieser Gegend verschwunden“, sagte Bilbo. Nun konnte er Fíli und Kíli auf ihren Onkel zulaufen sehen. „Nach der Schlacht, meine ich.“ „Nicht alle. Sie haben immer noch ein paar Festungen in den Vorbergen im Nordwesten und ein paar entlang der nördlichen Ausläufer des Düsterwaldes. Thorin hat fast jeden Monat Kundschafter zur Aufklärung ausgesandt, aber wir sind immer noch zu wenige“, seufzte Bofur. „Es wird noch mindestens sechs Monate dauern, bis die nächste Karawane aus den Blauen Bergen eintrifft, also werden wir es bis dahin so schaffen müssen.“ Bilbo beobachtete wie sich die Zwerge zum Kampf bereitmachten. Fíli stand neben seinem Onkel und besprach offenbar etwas Wichtiges mit ihm. Leider konnte Bilbo aufgrund seiner, im Vergleich zu einem Durchschnittszwerg, geringen Größe kaum über die Seiten des Gehweges hinaussehen oder auch nur einen flüchtigen Blick hinüberwerfen. Er war jedoch groß genug, um durch einige der niedrigeren, mit Ornamenten dekorierten Abschnitte zu schauen und sah, wie Fíli auf seinen momentanen Standort zeigte. Als er spürte, wie sich Thorins intensiver Blick ihm zuwandte, winkte Bilbo flüchtig, bevor Bofur ihn in weiter in die Bergfestung hineinzog. „Wir haben einige sichere Räume, in denen wir die Kinder während eines Angriffs unterbringen“, erklärte Bofur. „Die Wände sind dicker als an irgendwo anders im Berg. Frodo und du werdet dort unten vollkommen sicher sein.“ Dori blieb stehen und schlug einen Moment später eine andere Richtung ein. "Und ich werde für alle Fälle bei euch bleiben.“ Der Hobbit nickte und folgte Bofur mehrere schmale Treppen hinunter, mit Frodo als beständiger Wärme an seiner Brust. Schließlich kamen sie in einen großen Raum, in dem bereits ungefähr ein Dutzend kleiner Kinder mit ihren Zwergenmüttern an der hinteren Wand saßen. Bilbo war überrascht, so viele Frauen zu sehen,  was vor allem an den verschiedenen Geschichten lag, die er auf der Reise zum Erebor gehört hatte. Viele von ihnen waren auf ihre eigene Weise recht hübsch, mit dekorativen Backenbärten und stämmigem Körperbau. Und natürlich trugen sie alle ihre eigenen Waffen und ihre Gesichter waren grimmig, als das Horn immer wieder über ihnen erklang. „Hast du diesen leuchtenden Brieföffner noch bei dir?“ fragte Bofur, während er Bilbo ein Zeichen gab, sich auf eine nahegelegene Kiste zu setzen. „Den aus der Höhle?“ „Oh, ähm, ja“, sagte Bilbo und fuhr mit den Fingern durch Frodos weiche Locken. „Aber ich habe ihn auf dem Nachttisch in unserem Gemach gelassen. Ich hätte nicht gedacht, dass ich ihn in der Stadt brauchen würde. Es besteht doch keine Gefahr, dass er gestohlen wird?“ „Die Orks sind niemals auch nur nah daran gewesen, in die Stadt zu gelangen, also gibt es keinen Grund zur Sorge“, versicherte ihm der Zwerg mit dem Schlapphut. „Aber es wäre klug, wenn du ihn in Zukunft bei dir tragen würdest, besonders wenn du die Umgebung zu erkunden willst. Dieses Leuchten…dass man sieht, wann immer ein Ork in der Nähe ist, könnte sich als nützlich erweisen. Zumindest bis die nächste Karawane eintrifft und wir ein paar hundert Wachen mehr in der Stadt haben.“ „Das werde ich tun“, sagte Bilbo mit einem knappen Nicken. „Möchtest du ein paar Geschichten hören, Frodo? Vielleicht die über den Braunen Zauberer?“ Frodo, der auf dem Schoß seines Onkels saß, nickte eifrig. Seine behaarten Füße baumelten nervös hin und her, was ein deutliches Zeichen war, dass Frodo sich in ihrer momentanen Situation unwohl fühlte. „Ja, die kenne ich“, gluckste Bofur mit einem wissenden Lächeln. „Radagast war schon ein seltsamer Zeitgenosse, sogar für einen Zauberer.“ Er lehnte sich hinunter auf Frodos Höhe und tätschelte den Arm des kleinen Hobbits. „Hey, wusstest du, dass Radagast ein ganz großes Rudel Warge mit nur einem Schlitten mit Kaninchen abgehängt hat?“ Bei diesen Worten sah Frodo ein wenig neugierig aus. „Kaninchen?“ „Rhosgobel-Kaninchen!“ sagte Bofur mit einer schwungvollen Geste. „Die schnellsten kleinen Kerle, die du jemals in deinem Leben zu sehen bekommen wirst. Die Warge hatten nicht die geringste Chance gegen diese Fellbälle! Und der Braune Zauberer flitzte ihnen direkt unter ihren Schnauzen hindurch, während wir...“ Wie sich herausstellte, war Bofur, wenn es um Kinder ging, ein meisterhafter Geschichtenerzähler, sodass alle kleinen Zwerge und die beiden Hobbits in der Mitte des Raumes zu seinen Füßen saßen. Bilbo beobachtete das Geschehen mit einem breiten Lächeln, belustigt von den Ausschmückungen, die Bofur in einige seiner Geschichten über die Reise zum Erebor einfließen ließ. Wenn die Zuhörer Bofurs Geschichten glaubten, musste Thorin der stärkste, zäheste und majestätischste König in der ganzen Geschichte von Mittelerde sein. Ganz zu schweigen von den zahlreichen Missetaten der Elben, die er als arrogante Baumliebhaber darstellte, besonders die Elben des Düsterwaldes. Bilbo versuchte, ein paar Berichtigungen hinsichtlich der bitter benötigten Hilfe einzuwerfen, die ihnen die Elben von Bruchtal hatten zuteilwerden lassen, doch das erwies sich als sinnloses Unterfangen, weil Frodo ihn jedes Mal zum Schweigen brachte. „Na schön, ich weiß, wo ich stehe“, murmelte Bilbo .„Was ist dann passiert?“ fragte ein kleiner blonder Zwerg neben Frodo. „Hat der Elb Seine Majestät eingesperrt?“ „Ahh, nun ja,  es sah aus als wäre das das…“ Im nächsten Moment wurde die Tür krachend aufgestoßen und ein unbekannter Zwerg spähte durch die Türöffnung, um allen zu sagen, dass die Schlacht nun vorbei und gewonnen war. Während sie über all die verlorene Arbeitszeit, sammelten die Zwergenmütter ihre Kinder ein und bedankten sich anschließend bei Bofur dafür, dass er die Kleinen so viele Stunden unterhalten hatte.  Anscheinend waren gute Geschichten und lebendige Erzählungen eines der wenigen Mittel, ein Zwergenkind über längere Zeit zu unterhalten und Bofurs Geschichtenerzählen war für die Mütter eine wunderbare Erholung gewesen. Als er ihren Worten von seinem Sitzplatz aus zuhörte, war Bilbo sehr dankbar, dass Frodo nicht jeden Tag solch ein tatkräftiges Energiebündel war. „Es sieht aus, als hätten die hätten die Wände sehr gut gehalten“, sagte Bofur mit einem stolzen Lächeln. „Ich könnte schwören, dass die Orks keinen Verstand haben, wenn sie versuchen, sich auf diese Weise in den Erebor zu schleichen. Aber leider ist unser Heim für sie einfach zu verlockend.“ Liebevoll tätschelte er den Steinboden. „Niemand wird den Erebor den Händen der Zwerge jemals wieder entreißen. Nicht mit einem Durin auf dem Thron.“ „Ja, genau!“ erwiderten die Zwergenfrauen. „Nun kommt, meine lieben Beutlin-Hobbits“, sagte Bofur. Er zog sie aus dem Raum hinaus auf den Gang und ging mit schnellen Schritten die Treppen hinauf. „Lasst uns sehen, wie es Thorin und dem Rest an diesem verregneten Abend gegen diese scheußlichen Orks ergangen ist.“ Bei dem vertrauten Namen spitzte Frodo seine Ohren. „Onkel! Onkel? Werden wir jetzt den  König treffen?“ „Ich glaube schon.“ Sie bogen öfter ab, als Bilbo zählen konnte, doch schließlich kamen sie in ein kleines Gemach, das  mit dem Thronsaal verbunden war. Bofur sagte, es wurde offiziell als „Königlicher Kriegsraum“ bezeichnet, aber die Gemeinschaft nannte es stattdessen gerne „Thorins Denkraum“. Bei dieser Erklärung entfuhr Bilbo ein Schnauben. Der Gedanke, dass Thorin, der sich selbst als Zwerg der Tat bezeichnete, in einem staubigen alten Zimmer saß, umgeben von überall verstreuten Urkunden, war für ihn nur schwer vorstellbar. Natürlich hatte Bilbo den König nur in Zeiten des Abenteuers und des Kampfes gekannt, deshalb gab es unter all der rauen und stolzen Männlichkeit vielleicht doch eine intellektuelle Seite. „Wir sind da“, verkündete Bofur laut. Alle im Raum wandten sich um und starrten sie an, sowohl Bekannte als auch Fremde. Der König und seine Neffen standen am Kopf des Tisches, der in der Mitte des Raumes stand. „Und unser Lieblingsdieb ist wieder da.“ „Also haben mich meine Augen und Ohren nicht getäuscht“, flüsterte der König. „Bilbo Beutlin…“   .o°O°o. _____________________________ .o°O°o..O.o° °o.O¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯ O.o° °o.O. Kapitel 4: Kapitel 4 -------------------- .o°O°o. _____________________________ .o°O°o..O.o° °o.O¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯ O.o° °o.O.   An Unexpected Addition – Unerwarteter Familienzuwachs   Teil 04   Autor:   karategal   Übersetzer:   Lady Gisborne   P16-slash   Inhalt:   [Autorisierte Übersetzung] Alle Zwerge überleben die Schlacht der fünf Heere, doch Bilbo muss ins Auenland zurückkehren, um sein altes Leben in Ordnung zu bringen und den Weg für ein neues Leben im Erebor zu ebnen. Ein Jahr später kehrt er mit einem vor kurzem verwaisten Frodo zum Einsamen Berg zurück. Thorin ist sich nicht ganz sicher, was er von diesem neuen, winzigen Zuwachs zu seiner Gemeinschaft halten soll.   Disclaimer:   Bei dieser Geschichte handelt es sich um eine autorisierte Übersetzung von karategals englischer Originalstory An Unexpected Addition. Die Charaktere und Orte gehören selbstverständlich Professor Tolkien bzw. seinen Erben und ich verdiene mit dieser Story bzw. Übersetzung kein Geld, sondern schreibe nur aus Spaß an der Freude. ^^   Link zur Originalstory: An Unexpected Addition   ♔~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ♥ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~♔ „Ich bin es.“ Als Bilbo sich umschaute, streifte sein Blick flüchtig die anderen zehn oder mehr Zwerge, die sich neben der königlichen Familie in dem Raum aufhielten. Sofort erkannte er Balin und Ori, die mit mehreren Blättern Papier in den Händen an der Seite ihres Königs standen. Óin, Glóin und Dwalin sowie fünf andere Zwerge, die er nicht kannte, waren Bilbo am nächsten. Alle außer Balin und Ori waren mit frischem und geronnenem Blut bedeckt, dessen kupferartiger Gestank selbst aus der Ferne sehr stark war. Der Hobbit hätte gut darauf verzichten können, etwas so Widerliches jemals wieder riechen zu müssen. „Also, wie es aussieht, ist die Schlacht…oder äh, … der Kampf gut ausgegangen“, sagte Bilbo. Unter den Blicken der fremden Zwerge wurde ihm sehr unbehaglich zumute. „Gut zu wissen, dass jemand die Orks zurückschlägt.“ „Das tun wir, Junge.“ Gesegnet sei Balin, der ihn vor weiterem Geschwätz bewahrte. „Viele Geschichten aus dem Westen sagen, dass sie ganze Städte überrannt haben. Aber ich glaube, du kennst die Wahrheit hinter diesen Gerüchten besser als wir, nicht wahr?“ „Unsere Reisegruppen gerieten in den Bergen mehr als einmal in einen Hinterhalt“, gestand Bilbo, wobei eine Hand instinktiv über die noch nicht verheilte Fleischwunde an seinem linken Oberschenkel fuhr. Er spürte, wie Frodo, den er abgesetzt hatte, bevor sie den Raum betreten hatten, sich von hinten an ihm festhielt. Der arme Junge war von diesem Vorfall noch immer erschüttert. „Aber sie scheinen sich meistens auf dem Land aufzuhalten, wo sie Farmen und alles Mögliche sonst angreifen.“ Thorin nickte und seine dunklen Augen blickten ernst, als er den Hobbit prüfend anschaute. „Es gibt wenig mehr, das wir gegen die Orks tun können, während wir noch so wenige sind. Haum, stellt heute Nacht drei Dutzend oder mehr zusätzliche Wachen entlang der Mauern und Eingänge auf. Lasst keinen Bereich unbewacht oder unbeobachtet. Für diese Nacht sind wir fertig.“ Die anderen Zwerge verließen das Gemach, offensichtlich erschöpft von einem langen Tag in den Minen und einem noch längeren bei der Verteidigung Erebors gegen die Orks. Ein paar von ihnen schauten die Hobbits neugierig an, doch die Meisten humpelten einfach vorbei, einem warmen Bad und gutem Essen entgegen. Bilbo nickte jedem von ihnen zu und war sich nicht ganz sicher, wie er sich Zwergenkriegern  außerhalb der Gemeinschaft gegenüber verhalten sollte. „So, der Hobbit ist endlich zurückgekehrt“, sagte Thorin langsam und ging um den Tisch herum auf Bofur und Bilbo zu, die in der Nähe der Tür standen. „Eine Zeitlang dachten viele von uns, dass es eine solche Rückkehr niemals geben würde.“ „Ich habe immer gesagt, er würde zurückkommen“, widersprach Kíli entrüstet. Er duckte sich etwas, als sein Onkel ihm einen stechenden Blick zuwarf.  „Ist doch wahr.“ „Warum hast du so lange gebraucht?“ fragte Thorin. Er stand nun direkt neben dem Hobbit, seine Haltung genauso stark und eindrucksvoll wie immer. Bilbo konnte die lodernde Wärme des Mannes, dessen Mantel und Pelze von ihrer erst kurz zurückliegenden Schlacht mit den Orks noch immer blutgetränkt waren, buchstäblich fühlen. Er sah von Kopf bis Fuß wie ein Kriegerkönig aus. „Es hätten…“ „Bäääh“, flüsterte ein zartes Stimmchen. „Er stinkt.“ Thorins Gesicht zeigte eine seltsame Mischung aus Verblüffung und Unmut, die ihn beinah so aussehen ließ, als würde er an Verstopfung leiden. „Was ist das für ein…Ding?“ „Das ist ein Hobbitbaby!“ rief Kíli. „Ist er nicht winzig?“ „Zum x-ten Mal, ihr beiden, er ist kein Baby“, seufzte Bilbo. „Und dieses Ding ist mein Neffe. Sein Name ist Frodo und ich werde mich von nun an um ihn kümmern.“ Er versuchte, den schüchternen Jungen hinter seinem Rücken hervorzulocken. „Komm schon, Frodo, alle hier sind gute Freunde von mir. Erinnerst du dich an die Geschichten, die ich dir über den König erzählt habe? Thorin Eichenschild? Nun, das ist er, Schätzchen.“ Frodo schaute verstohlen hinter den Beinen seines Onkels hervor. „Bist du sicher? Er hat keine Krone. Ich dachte, alle Könige hätten eine Krone?“ Der ältere Hobbit versuchte nicht einmal, sich das Lachen zu verkneifen. „Thorin hat eine Krone, Liebling, aber er trägt sie einfach nicht gern. Schließlich trägst du deine Unterhosen auch nicht gerne, oder?“ Frodo zog die Nase kraus. „Sie sind kratzig.“ „Siehst du, vielleicht geht es Thorin mit seiner Krone genauso“, schlussfolgerte Bilbo. „Nur weil Thorin sie nicht trägt, macht das keinen Nicht-König aus ihm. So wie es keinen Nicht-Hobbit aus dir macht, deine Unterhosen nicht zu tragen.“ Bilbo konnte hören, wie die Zwerge, besonders Fíli, Kíli und Bofur, sich halbtot lachten. Er wollte sich nicht einmal vorstellen, wie Thorins Gesicht gerade aussah. Der Hobbit wäre nicht überrascht, wenn der stoische Zwerg versuchen würde, ihn aus dem Erebor hinauszuwerfen, weil er so gleichgültig über die königliche Krone gesprochen hatte. Wenn es wirklich eine königliche Krone gab, denn in dieser besonderen Sache war sich Bilbo noch immer nicht so sicher. „Frodo?“ „Ich glaube schon“, räumte sein Neffe ein. Er kam ein klein wenig weiter hinter Bilbo hervor und winkte dem König Unter dem Berg zu. „Hallo.“ Und dann verschwand er sofort wieder hinter seinem Onkel. „Er ist voller Blut.“ Bilbo seufzte nur. „Ich arbeite an seiner Schüchternheit, aber es dauert eine ganze Zeit, bis er sie überwindet.“ Nun versuchte er sogar, Frodo hervorzuziehen. „Komm schon, Frodo, es ist alles in Ordnung. Niemand in dieser Halle wird dir wehtun, das verspreche ich dir. Thorin ist nicht annähernd so furchterregend, wie er aussieht.“ Bilbo beugte sich hinunter, um seinem Neffen zuzuflüstern: „Im Grunde hat er wirklich einen weichen Kern, genau wie Samweis‘ Ohm daheim im Auenland. Und schau, Fíli und Kíli sind gleich dort drüben.“ Beide Zwerge winkten dem kleinen Hobbit beruhigend zu. Das schien Frodo ein wenig munterer zu machen, denn er gab Bilbo mit seinen Armen ein Zeichen, ihn hochzuheben. Obwohl seine Arme von dem stundenlangen vorherigen Gebrauch schmerzten, schaffte es der ältere Hobbit, den winzigen Hobbit auf seiner rechten Hüfte zu halten und hielt den Jungen dicht an sich gedrückt, um ihn zu beruhigen. In den ersten Wochen, die sie zusammen verbracht hatten, war Frodo furchtbar schüchtern gewesen, aber seit Bruchtal hatte er sich sehr viel mehr geöffnet und Bilbo hoffte, dass diese Entwicklung im Erebor weitergehen würde. „Jetzt begrüße Thorin anständig, Frodo.“ Der kleine Junge schien einen Moment darüber nachzudenken, bevor er schließlich mit einem entschlossenen Gesichtsausdruck seine Hand ausstreckte. „Schön, Euch kennenzulernen, Herr König.“ Nun sah Thorin vollkommen verblüfft aus. „Ähm, Onkel“, flüsterte Kíli ihm zu. „Ich will nicht unhöflich sein oder so etwas, aber ich denke, du sollst dem Baby die Hand schütteln.“ Sein älterer Bruder versuchte nicht einmal, seine Belustigung zu verbergen. „Sofern Hobbits das nicht anders machen, natürlich.“ „Nein, tun wir nicht“, erwiderte Bilbo grinsend. „Komm schon, Thorin, du willst diesem kleinen Kind doch nicht wirklich einen einfachen Händedruck verwehren.“Der Zwergenkönig rollte mit den Augen. „Hobbits…“ Unendlich behutsam umfasste Thorins große, schwielige und blutige rechte Hand die winzige unter sich. Frodos milchweiße Haut bildete einen starken Kontrast zu Thorins wettergegerbten Tönen, nichts als babyhafte Weichheit und kleine Finger, während der Zwergenkönig behaart und von Narben bedeckt war. Vorsichtiger, als er seit der Geburt seiner Neffen mit irgendeiner Person umgegangen war, hielt Thorin die kleine Hobbithand in seiner eigenen, rauen und schüttelte sie ein paarmal zart. Als er einen Moment später aufschaute, sah er, wie Bilbo sie beide zufrieden anlächelte. „Das war doch nicht so schlimm, oder?“ fragte Bilbo seinen Neffen. Der kleine Junge nickte zur Antwort, bevor er sich wieder an der Seite seines Onkels verkroch, dieses Mal jedoch mit einer natürlichen Schüchternheit anstelle der zuvor aus Furcht geborenen. „Das ist viel besser gelaufen, als das Zusammentreffen mit den Elben, soviel ist sicher.“ Diese Worte ließen Thorin überheblich grinsen. Elbische Baum-Rammler zu beleidigen war ein zutiefst vertrautes Gebiet für ihn. „Das Kind scheint eine gute Charakterkenntnis zu besitzen. Bei einem Hobbit natürlich nicht überraschend.“ Bilbo lächelte ihn nur wissend an. „Sei nett zu den Elben, Thorin. Mir wäre es lieber, wenn Frodo nicht mit diesen schrecklichen Wörtern aufwächst, die ihr so gerne für sie benutzt.“ „Grasfresser ist ein guter Name“, wehrte Glóin ab. „Und Baum-Rammler.“ „Ich hätte wissen müssen, dass ihr in dieser Sache alle gegen mich arbeiten werdet“, sagte Bilbo. Er hob einen aufgeregten Frodo höher auf seiner Hüfte, während seine Arme davon schmerzten, dass er das Kind seit dem frühen Morgen getragen hatte. „Ähm, könnte ich mich vielleicht hinsetzen? Es ist ein recht langer Tag gewesen und dieser kleine Junge wird nicht leichter.“ Thorin schien sich für einen Moment zu fangen und deutete auf zwei Eichenstühle vor dem Kamin. „Ihr seid im Laufe dieses Tages angekommen?“ „Am späten Nachmittag“, antwortete Bilbo und seufzte erleichtert, als er endlich seine Füße  und Arme ausruhen konnte. „Wir wären vermutlich schon Ende letzter Woche angekommen, wenn die ständigen Platzregen nicht gewesen wären. Ich hatte zu große Angst, dass Frodo sich erkälten könnte, um mit ihm durch zu viele solcher Stürme zu reisen.“ Er fuhr mit den Fingern durch die widerspenstigen Locken seines Neffen und war unendlich dankbar, dass dem Kind während der Reise nichts zugestoßen war. „Die Orks waren an mehreren Orten ein Problem, aber nur die in der Nähe von Bruchtal erwiesen sich als wirklich gefährlich.“ Thorin stand plötzlich neben ihnen. „Was meinst du damit?“ Anstatt etwas zu sagen zog Bilbo einfach die obere rechte Seite seines Hemdes und seiner Jacke zur Seite, um eine schmerzhaft aussehende Pfeilwunde darunter zu enthüllen. Er berührte seinen linken Oberschenkel, wo ein weiterer Pfeil seine Haut aufschnitten hatte. „Wir gerieten in den Wäldern westlich von Bruchtal in einen Hinterhalt. Die Pfeile kamen zu schnell und es waren zu viele, um ihnen allen auszuweichen. Ich musste Frodo beschützen.“  Den letzten Satz sagte er mit absoluter Endgültigkeit. „Ein elbischer Spähtrupp kam etwa fünf Minuten später, aber zu diesem Zeitpunkt waren nur noch zwölf von uns übrig. Wir hätten den Erebor einen Monat früher erreicht, wenn dieser Angriff nicht gewesen wäre.“ Eine kleine Hand berührte die Wunde, Frodos blaue Augen schauten hinauf zu seinem Onkel und nicht einmal eine Sekunde später legte sich eine größere Hand über die winzige seines Neffen, als Thorin auf die beiden Hobbits hinunterschaute. Fíli und Kíli standen nicht weit hinter ihrem Onkel und murmelten beide, dass sie die Orks von vorhin langsamer hätten töten sollen, als würde das irgendwie helfen, die Pfeilwunden des Hobbits zu heilen. Sogar Óin und Glóin waren angesichts der halb verheilten Wunden ihres Meisterdiebes verärgert, eine Reaktion, die Bilbo überhaupt nicht erwartet hatte. „Aber ihr seid angekommen“, sagte Thorin und hielt seine dunkelblauen Augen fest auf Bilbos müdes Gesicht gerichtet. Der Gesichtsausdruck des Zwerges war finster, aber, dem kleinen Kind zuliebe, das auf Bilbos Schoß saß, auch sehr beherrscht. „Und das ist alles, was zählt.“ „Ja, genau“, stimmten die anderen Zwerge zu. „Es ist zweifellos schön, wieder auf etwas anderem als dem Boden oder einem Pony zu sitzen, das kann ich dir versichern“, sagte Bilbo und brachte Frodo in eine bequemere Position, sobald Thorin ein paar Schritte zurückgetreten war. „Und deine Neffen waren bisher außerordentlich hervorragende Gastgeber. Du kannst sehr stolz auf sie sein.“ Fíli und Kíli warfen sich bei diesem Kompliment stolz in die Brust. Der Hobbit hatte schon immer eine Schwäche für die Neffen des Königs gehabt und ihre ungestümen Persönlichkeiten waren ihm eine willkommene Erinnerung an alles Gute, das es in der Welt noch gab. Beide verehrten ihren königlichen Onkel und schauten zu ihm auf; doch dieser ließ, Bilbos Meinung nach, keinem der beiden Jungzwerge genug Lob oder Anerkennung für ihre heldenhaften Taten zuteil werden. Daher war Bilbo, im Geiste der Verbundenheit und der guten alten Zuneigung, nicht darüber erhaben, nach Komplimenten für sie zu fischen. „Wir haben ihnen das Blaue Gemach gegeben“, sagte Kíli mit einem verschlagenen Grinsen. „Wir dachten, es wäre das Beste, unsere Lieblingshobbits für alle Fälle in der Nähe zu behalten.“ „Habt ihr das?“, murmelte Thorin, dessen Augen sich argwöhnisch verengten. Zumindest sah es für Bilbo so aus, aber wer wusste schon wirklich, woran man bei Thorin war. Der Zwergenkönig war sogar an seinen ausdrucksstärksten Tagen sehr schwer zu durchschauen. „Dann wird es, denke ich, das Beste sein, die Hobbits zu ihren Gemächern zurückzubringen, damit sie ein wenig dringend benötigte Ruhe bekommen. Es hört sich an, als hätten sie eine recht anstrengende Reise hinter sich.“ „Ähm, wegen dieser Gemächer…“ Thorin wandte sich ab, um mit Balin zu sprechen, bevor Bilbo auch nur seinen Einwand vorbringen konnte. Der Hobbit wollte es noch einmal versuchen, doch dann standen die königlichen Neffen genau vor ihm. „Ich kann Frodo für dich tragen“, sagte Kíli mit einem hoffnungsvollen Lächeln. „Also, das heißt, wenn es dem Kleinen recht ist. Deine Arme müssen sich mittlerweile anfühlen, als wären sie aus Stein.“ „Ähm, vielleicht nächstes Mal, Kíli“, bestimmte Bilbo, doch sein Magen zog sich angesichts des niedergeschlagenen Ausdrucks auf dem Gesicht des Braunhaarigen schmerzhaft zusammen. „Wenn du nicht mit Blut bedeckt bist. Immerhin habe ich ihn gerade erst gebadet.“ „Oh!“ keuchte Kíli, als er an sich herunterschaute. „Ich glaube, ich sehe im Augenblick ziemlich unordentlich aus. Orkeingeweide und all das.“ „Du kannst ihn tragen, solange du willst, wenn du sauber bist“, versprach Bilbo. „Er scheint dich bereits zu mögen.“ Kíli strahlte geradezu vor Stolz. „Nun, ähm, wäre jemand so freundlich, mich zu unseren Gemächern zurückzubringen?“ fragte Bilbo. „Ich würde es allein versuchen, aber ich fürchte, ich würde mich hoffnungslos verlaufen.“ Er tätschelte den Kopf seines gähnenden Neffen. „Erebor ist riesig und dieser kleine Junge ist kurz davor, jeden Moment einzuschlafen.“ Thorin war der Erste, der antwortete. „Ich gehe in die gleiche Richtung, du kannst mir also folgen, wenn du willst.“ Bilbo lächelte ihn an. „Geh voran.“ „Onkel“, murmelte Frodo, dessen schlaftrunkene Augen Thorin ausgesprochen neugierig beobachteten, „ich dachte, Könige sollten nicht stinken.“ Der ältere Hobbit zuckte zusammen, als er sah, wie sich Thorins Rücken versteifte. Wenn das so weiterging, würden sie beide aus dem Erebor hinausgeworfen werden. Und dann von Orks gefressen werden. „Sei einfach still und schlaf.“ „Aber…“ „Nein. Kein aber. Schlaf jetzt.“ .o°O°o. _____________________________ .o°O°o..O.o° °o.O¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯ O.o° °o.O. Kapitel 5: Kapitel 5 -------------------- .o°O°o. _____________________________ .o°O°o..O.o° °o.O¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯ O.o° °o.O.   An Unexpected Addition – Unerwarteter Familienzuwachs   Teil 05   Autor:   karategal   Übersetzer:   Lady Gisborne   P16-slash   Inhalt:   [Autorisierte Übersetzung] Alle Zwerge überleben die Schlacht der fünf Heere, doch Bilbo muss ins Auenland zurückkehren, um sein altes Leben in Ordnung zu bringen und den Weg für ein neues Leben im Erebor zu ebnen. Ein Jahr später kehrt er mit einem vor kurzem verwaisten Frodo zum Einsamen Berg zurück. Thorin ist sich nicht ganz sicher, was er von diesem neuen, winzigen Zuwachs zu seiner Gemeinschaft halten soll.   Disclaimer:   Bei dieser Geschichte handelt es sich um eine autorisierte Übersetzung von karategals englischer Originalstory An Unexpected Addition. Die Charaktere und Orte gehören selbstverständlich Professor Tolkien bzw. seinen Erben und ich verdiene mit dieser Story bzw. Übersetzung kein Geld, sondern schreibe nur aus Spaß an der Freude. ^^   Link zur Originalstory: An Unexpected Addition   ♔~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ♥ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~♔ Bilbo folgte dem König Unter dem Berg die zahlreichen verschlungenen Gänge und Gehwege entlang, die anscheinend zum Königlichen Flügel zurückführten. Mehr als einmal warf der Hobbit einen Blick zurück und die kichernden Farbflecken, die jedes Mal hinter der nächstbesten Ecke verschwanden, machten ihn mehr als nur ein wenig misstrauisch. Doch Bilbo schüttelte nur belustigt den Kopf und nahm sich vor, mit diesen beiden Jungen ein wirklich ernstes Wort über Diskretion zu reden, denn sie stellten sich nicht sonderlich geschickt an. Vor allem ihr ständiges Schubsen und Kichern war allzu verräterisch. „Erebor sieht schon viel besser aus als das letzte Mal, das ich hier war“, versuchte Bilbo, ein Gespräch zu beginnen und auf diese Weise das Schweigen zu brechen. „Es sieht hier nicht mehr so…verbrannt aus. Und nun habt ihr sogar Teppiche. Ich bin beeindruckt.“ Der Zwergenkönig lachte leise auf. „Im Gegensatz zu dem, was die Mehrheit der anderen Völker über uns glaubt,  sind wir Zwerge keine vollkommenen Barbaren.  Viele unserer Frauen können mit einer Nadel umgehen, obwohl  der Umgang mit dem Schwert in diesen Zeiten genauso wichtig ist.“ Sein Neffe tätschelte mit einer Hand leicht Bilbos Kopf, während er sich nach vorne lehnte, um über den Rand eines Gehweges zu schauen. „Was ist das?“ „Entschuldige bitte“, sagte Bilbo, „warum schläfst du nicht?“ Frodo zeigte auf die gewaltige Halle, die sie umgab. „Viel zu interessant.“ „Das sind die Statuen meiner Vorväter“, erklärte Thorin geduldig. „Jede von ihnen stützt einen der zehn Eingänge in die Minen Erebors. Sie wurden von den größten Bildhauern und Schmieden ihrer Zeit erbaut. Links kannst du einige der Goldminen sehen und aus diesem Schacht dort kommt mindestens die Hälfte unseres derzeitigen Ertrages. Und die Rubinmine ist gleich dort drüben.“ Bilbo musste einige Male stehenbleiben, damit Frodo in die Minen hinuntersehen konnte und jedes Mal war kleines Gesicht wie verzaubert von den Edelsteinen, die in den verschiedensten Farben zahlreiche Wände in den steinernen Höhlen bedeckten. Thorin kam kaum dazu, eine Frage zu beantworten, bevor auch schon die nächste aus Frodos Mund geschossen kam, dessen nahezu ununterbrochenes Gähnen seiner Neugier keinerlei Abbruch tat. Glücklicherweise schienen all diese Fragen dem Zwergenkönig nichts auszumachen, der jede einzelne genauso beantwortete, wie er es bei einem Würdenträger, der zu Besuch kam oder jedem anderen Erwachsenen getan hätte. Bilbo hatte schnell herausgefunden, dass sein Neffe ein sehr intelligentes Kind war und begrüßte Thorins komplizierte Erklärungen deshalb mit einem ermutigenden Lächeln. „In Ordnung, das genügt fürs Erste“, sagte Bilbo, als sie den Königlichen Flügel erreichten, dessen aufwändig gearbeitete Gänge sich vom Rest der unterirdischen Stadt abhoben. „Thorin braucht seinen Schlaf genauso wie wir, also keine weiteren Fragen.“ Frodo schmollte, versuchte aber nicht, seinem Onkel zu widersprechen. Und obwohl sie nur einen Gang weitergehen mussten, war Frodo fest eingeschlafen und hatte sein kleines Gesicht in Bilbos Halsbeuge vergraben, als sie das Schlafzimmer der Hobbits erreichten. Er schenkte Thorin ein dankbares Lächeln, als dieser mit seiner großen Hand die Tür öffnete, während Bilbo selbst versuchte, Frodo auf seinem Arm in eine sicherere Position zu bringen. „Ich danke dir, Thorin“, sagte Bilbo. „Du hättest all das wirklich nicht für uns tun müssen. Und die Gemächer sind wirklich wundervoll, aber das alles ist weit mehr als ein einfacher Hobbit wie ich braucht. Und Frodo …“ „Du verdienst nicht nur das, sondern alles, das du dir jemals wünschen könntest“, unterbrach ihn Thorin mit einem so ernsten Gesichtsausdruck, wie ihn Bilbo kaum jemals zuvor gesehen hatte. „Ohne dich hätten wir Erebor niemals zurückerobert oder die Schlacht überlebt. Du allein, Bilbo Beutlin, bist dafür verantwortlich, dass mein Volk wieder eine Heimat hat. Was immer ich tun kann um dein Leben und auch das von Frodo behaglicher zu machen, soll getan werden. Solange du im Erebor leben willst, wird dies dein Gemach sein ein Nein als Antwort akzeptiere ich nicht.“ Für einen Moment sah Thorin fast ein wenig verloren aus. „Wenn du irgendetwas brauchst, dann zögere nicht, danach zu fragen. Meine Gemächer liegen gleich rechts neben den deinen. Ich werde dich jetzt schlafen lassen.“ Bilbo konnte kaum ein weiteres Mal „Danke“ sagen, bevor Thorin in seinen eigenen Gemächern, die sich etwas weiter hinten im Gang befanden, verschwunden war. Der Hobbit seufzte und fühlte sich fast wie ein Narr, weil er diese Angelegenheit überhaupt angesprochen hatte. Zwar hatten Thorins Worte freundlich geklungen, aber er war so schnell davongelaufen, dass Bilbo nicht umhin kam, sich zu fragen, ob er ihn beleidigt hatte. Thorin sollte sich nur nicht allein der Rolle wegen, die der ältere Hobbit bei der Rückeroberung Erebors vor zwei Jahren gespielt hatte, verpflichtet fühlen, Frodo und ihm zu helfen. „Zwerge sind wirklich ein seltsamer Haufen“, murmelte Bilbo seinem schlummernden Neffen zu, sobald sie in ihren Gemächern waren. „Ungeheuer wankelmütig. Von den allgemein bekannten Geschichten könnte man meinen, sie wären recht starrsinnige Zeitgenossen, aber sie sind ein mehr als launischer Haufen.“ Er ging zu dem riesigen Bett hinüber, legte Frodo darauf ab und zog ihm mit der Leichtigkeit eines frischgebackenen Elternteils sein Nachthemd an. Bilbo deckte den kleinen Jungen mit den dicken Decken zu, legte ihm Rupert in die Arme und bettet Frodos kleinen Kopf sanft auf ein weiches Kissen. Bilbo brauchte nur ein paar Minuten, um seinen eigenen Lieblingsschlafanzug anzuziehen, ein abscheuliches  Stück in Grün und Blau, das ihm seine Tante Myrtle zu seinem dreißigsten Geburtstag geschenkt hatte. Der Schlafanzug mochte zwar noch hässlicher sein als Azog, aber gleichzeitig war er auch das bequemste Kleidungsstück, das Bilbo jemals besessen hatte und da Hobbits bequeme Kleidung liebten, sagte das wirklich eine ganze Menge. „Niemals zuvor hat ein Bett schöner ausgesehen“, murmelte Bilbo, als er in das Bett kroch und sich an seinen schlummernden Neffen kuschelte. Der kleine Junge drehte sich in Bilbos Armen um, sodass Frodos flaumiger Kopf genau unter seinem Kinn ruhte. „Gute Nacht, mein Schatz.“ Ruhige Stunden verstrichen und Bilbo war tief im Land der Träume, als er plötzlich von dem Gefühl geweckt wurde, dass etwas wiederholt gegen seine rechte Schulter schlug. Von einem plötzlichen Schlag ins Gesicht aus dem Schlaf geschreckt, war der ältere Hobbit kaum in der Lage, sich im Bett aufzusetzen, bevor Frodo ein ohrenbetäubender Schrei entfuhr. Sofort begann Bilbo, auf den kleinen Jungen einzureden, sein Gesicht zu streicheln und ihn sachte zu schütteln, um den Albtraum zu verscheuchen, der seinen Neffen heimsuchte. Sein Herz krampfte sich schmerzhaft zusammen, als Frodo sich von ihm losriss, während ängstliche Schreie und furchtsames Wimmern aus seinem Mund drangen. Aber es war nicht Bilbo, der den kleinen Hobbit weckte, sondern die Schlafzimmertür, die krachend aufflog, als der Zwergenkönig und seine Neffen kampfbereit und mit erhobenen Schwertern hereingestürzt kamen. „Komm schon, Frodo, Schätzchen, es ist nur ein böser Traum“, sagte Bilbo immer und immer wieder zu seinem zitternden Neffen. „Tretet zurück! Er hat nur schlecht geträumt. Frodo, Liebling, Onkel Bilbo ist ja da, es ist alles gut. Ja, so ist es recht, schau mich an. Siehst du, es war nur ein ganz böser Traum, dir wird nichts geschehen.“ Obwohl er dem winzigen Jungen etwas Raum zum Atmen gab, wagte Bilbo nicht, sich weiter als einen Fußbreit zu entfernen, damit Frodo ihn weiterhin sehen konnte. Er hörte die leichten Schritte der zwergischen Königsfamilie, als sie näher kamen und alle drei blieben ein gutes Stück weit entfernt stehenblieben, um das verängstigte Hobbitkind nicht zu erschrecken. Bilbo beruhigte und besänftigte seinen Neffen und ermutigte den Halbling, seinen Tränen freien Lauf zu lassen und alle schlechten Gefühle herauszulassen. Nach ein paar Minuten hörte Frodo schließlich auf zu weinen und kuschelte sich einfach an Bilbos Brust, wobei er seine kleinen Arme fest um den Hals seines Onkels schlang. „Shhh, shhh, es ist alles gut“, flüsterte Bilbo beruhigend. „Ich bin hier. Und siehst du dort drüben? Das ist Thorin. Und Fíli und Kíli. Sie sind auch hier. Und so lange sie da sind, kann dir absolut gar nichts passieren. Richtig?“ Mit verweintem Gesicht schaute Frodo die Zwerge an, die mehrere Schritte vom Bett entfernt standen und ihre treuen Schwerter zu Boden gerichtet hatten. Nach einigen langen Augenblicken trat Thorin vor und steckte Orkrist langsam zurück in die Scheide, bevor er sich dicht neben die beiden Hobbits setzte. Zwei Stühle wurden von einem nahen Tisch herangezogen, auf die sich Fíli und Kíli ein Stück weit von der anderen Seite des Bettes entfernt setzten. „Manchmal träumt er von seinen Eltern“, flüsterte Bilbo und seine Stimme klang heiser und müde von der bewegenden Herausforderung, die Frodos nächtliches Grauen jedes Mal mit sich brachte. „Von Flüssen oder tiefen Teichen. Wie dem, der sie ihm nahm.“ Er wickelte Frodo in eine kleine Decke, die Thorin ihm reichte und bemühte sich weiterhin  verzweifelt, das Zittern zu beenden, das seinen Neffen nach jedem Albtraum überfiel. „Manchmal träumt er auch von mir. Von Pfeilen, die tiefer schneiden, als selbst ein Elb hoffen könnte zu heilen. Das macht ihm Angst.“ „Ich will nicht allein sein“, wimmerte Frodo. Zwei große Hände legten sich auf Bilbos Schulter und den Arm, den dieser um Frodos unteren Rücken geschlungen hatte. Da Thorin nur eine leichte Schlaftunika und Hose trug, erreichte die Wärme, die von ihm ausging, auch die kleineren Hobbits und seltsamerweise schien die beschützende Gegenwart des Königs Unter dem Berg die überreizten Nerven seines Neffen zu beruhigen, denn seine Muskeln und Glieder entspannten sich, als der Zwerg vorsichtig mit seinen Fingern über Frodos Rücken strich. Bilbo hielt den kleinen Jungen einfach weiter an sich gedrückt und versicherte ihm, dass niemand ihn mitnehmen oder ihm jemals wieder wehtun würde. „Das lassen wir nicht zu“, meldete sich Kíli zu Wort. „Du bist nun ein Hobbit Erebors, Kleiner und das bedeutet, dass sie eine ganze Stadt voller Zwerge durchqueren müssten, um zu dir zu gelangen. Und wenn du denkst, sie würden an Onkel Thorin vorbeikommen, ohne ihre Köpfe zu verlieren, dann befindest du dich geistig auf der Stufe eines Bergtrolls.“ „Siehst du das Schwert unseres Onkels?“ fragte Fíli und zog Thorins Waffe ein Stück aus ihrer Scheide. „Es wird Orkrist genannt, weil es die Fähigkeit besitzt, eine ganze Horde Orks mit einem einzigen Streich in Stücke zu schneiden. Kein Ork, Goblin oder Mensch hätte eine Chance gegen Onkel Thorins Klinge und das schließt alle ein, die versuchen könnten, dir wehzutun.“ Frodo schniefte. „Wirklich?“ „Wirklich“, sagte Thorin und streckte die Hand aus, um die kleine Hand des Halblings in seine zu nehmen und sie zu der vor kurzem polierten Klinge zu ziehen. Immer auf die scharfe Schneide achtend, erlaubte Thorin Frodo, seine Finger über die glatte Oberfläche des Elbenschwertes gleiten zu lassen, während seine schwielige Hand die winzige unter sich führte. „Diese Klinge wurde von den Elben der Altvorderenzeit geschmiedet und ihr Spitzname, der Orkspalter, erfüllt die Herzen unserer Feinde mit Furcht.“ Thorin streckte die Hand aus und hob Stich vom Nachttisch auf. „Und wie der Brieföffner deines Onkels hier, leuchtet meine Klinge, wann immer Orks in der Nähe sind. Leuchtet sie jetzt?“ „Nein.“ „Das bedeutet, dass keine Orks oder Goblins in der Nähe sind“, erklärte Thorin. „Während du hier im Erebor bist, werde ich, wann immer Orkrist leuchtet, zuerst dich suchen. Auf diese Weise kann ich dich und deinen Onkel vor Unheil beschützen, wenn ein hässlicher Ork oder Goblin jemals den Weg durch diese beinah undurchdringlichen Mauern findet. Verstanden?“ Frodo nickte, während seine Finger noch immer über die Gravuren auf der Klinge nachfuhren. Thorins eigene, dicke Finger blieben unaufhörlich um die des Hobbits geschlungen und führten den Jungen fort von der geschärften Schneide, wann immer er ihr zu nahe kam. Sein anderer Arm ruhte auf Bilbos Schulter, was seine beiden Neffen mit dem Anflug eines Lächelns bemerkten. Beruhigt, dass der kleine Hobbit nicht mehr allzu aufgeregt war, gingen die jungen Zwerge zu den weichen gepolsterten Sesseln hinüber, die vor dem Kamin des Schlafzimmers standen und begannen, es sich dort gemütlich zu machen. Bilbo schaute zu den Brüdern hinüber und fragte ihren Onkel: „Was machen die beiden?“ „Wir beschützen Frodo“, sagte Fíli, als wäre die Antwort offensichtlich. Der Zwerg zog eine dicke Decke über sich und legte sich in den großen Sessel, während er ein Kissen unter seinem Blondschopf zurechtklopfte. Wir können schließlich keinen dieser gemeinen Albträume in die Nähe unseres kleinen Lieblingshobbitbabys kommen lassen.“ „Ja, wir bleiben hier drüben und bewachen die Tür, während Onkel Thorin das Bett bewacht“, erklärte Kíli und drehte sich in seinem Sessel, um es sich bequemer zu machen. „Keine Sorge, Frodo, wir sind erfahren in solchen Dingen.“ Bilbo drehte sich zu Thorin um und sah überrascht, dass dieser weniger als fünf Zoll von ihm entfernt war. Der Zwergenkönig schien kaum mehr Worte zu finden, als er seinen beiden grinsenden Neffen  einen wütenden Blick aus seinen dunkelblauen Augen zuwarf und auch seine Finger zuckten, als wollte er sie beiden erwürgen. Frodo schien die plötzliche Spannung jedoch nicht zu bemerken, denn gleich darauf ließ ein gewaltiges Gähnen seinen ganzen Körper erzittern, während er sich in die Wärme seines Onkels kuschelte. „Bleibt er hier?“ flüsterte Frodo. Diese Frage schien Thorin noch mehr zu verunsichern, denn seine Augen weiteten sich auf eine beinah komische Weise, während der kleine Hobbit einfach nur erwartungsvoll zu ihm aufschaute. Bilbo zuckte mit den Schultern und war ungemein erfreut über die Tatsache, dass Frodo Thorin bereits so weit zu vertrauen schien, dass er  ihn in ihren Gemächern schlafen ließ. Vielleicht würden die beiden wichtigsten Personen in Bilbos Leben am Ende doch noch miteinander auskommen. „Ich, ähm…“, stotterte Thorin, während sich seine Neffen im Hintergrund über die ungewöhnliche Art, in der ihr sonst so stoischer Onkel die Frage beantwortete, halbtot lachten. Der Zwergenkönig schaute zu Bilbo hinüber und öffnete den Mund, bevor er ihn im nächsten Moment verwirrt wieder schloss. Bilbo lächelte ihn daraufhin nur verständnisvoll an. „Nun, ich…bin gleich hier unten.“ Thorin rutschte zum anderen Ende des Bettes hinunter, wo keiner der kleinen Hobbits nahe genug herankam, um ihn im Schlaf zu berühren. „Für den Fall eines erneuten Albtraumes oder eines plötzlichen…Orküberfalls.“ „Oh, Mahal“, kicherte Kíli von der anderen Seite des Zimmers. „Ich glaube, ich platze gleich vor Lachen…oder…oder mein Bauch, oh mein Bauch!“ „Haltet den Mund, ihr beiden Quälgeister!“ blaffte Thorin, bevor er einen nahestehenden…Gegenstand ergriff und ihn auf seine kichernden Neffen schleuderte. Fíli schrie auf und fiel mit einem lauten Plumps zu Boden. „Sowas von respektlos.“ Bilbo zog Frodo einfach mit zurück unter die Decken und hielt das kleine Kind fest, als Thorin sich ebenfalls eine Decke nahm und sich am unteren Ende des Bettes lang hinlegte. Frodo hob kurz den Kopf und schaute sich um, als wollte er sichergehen, dass Thorin und die königlichen Brüder noch da waren. Sobald er sich davon überzeugt hatte, kuschelte Frodo sich wieder mit Rupert in die Bettdecke, und schmiegte seinen winzigen Körper an Bilbos warmen. Dann kehrte Ruhe ein und das einzige Geräusch im Zimmer kam vom Knistern des Kaminfeuers. „Du hättest das nicht tun müssen, Thorin“, sagte Bilbo einige Minuten später. „Ich hätte Frodo auch alleine wieder zum Einschlafen bringen können. Immerhin habe ich das schon so oft getan.“ Thorin antwortete erst nach einigen Sekunden. „Als König Erebors ist es meine Pflicht, sicherzustellen, dass alle meine Untertanen vor dunklen Mächten beschützt werden.“ „Aus irgendeinem Grund“, flüsterte Bilbo, „glaube ich nicht, dass das auch für die Albträume eines jungen…“ „Sei einfach still und schlaf weiter, Meisterdieb.“ Bilbo lächelte. „Wie Ihr wünscht, Eure Schroffheit.“ „Hrmph.“ .o°O°o. _____________________________ .o°O°o..O.o° °o.O¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯ O.o° °o.O. Kapitel 6: Kapitel 6 -------------------- .o°O°o. _____________________________ .o°O°o..O.o° °o.O¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯ O.o° °o.O.   An Unexpected Addition – Unerwarteter Familienzuwachs   Teil 06   Autor:   karategal   Übersetzer:   Lady Gisborne   P16-slash   Inhalt:   [Autorisierte Übersetzung] Alle Zwerge überleben die Schlacht der fünf Heere, doch Bilbo muss ins Auenland zurückkehren, um sein altes Leben in Ordnung zu bringen und den Weg für ein neues Leben im Erebor zu ebnen. Ein Jahr später kehrt er mit einem vor kurzem verwaisten Frodo zum Einsamen Berg zurück. Thorin ist sich nicht ganz sicher, was er von diesem neuen, winzigen Zuwachs zu seiner Gemeinschaft halten soll.   Disclaimer:   Bei dieser Geschichte handelt es sich um eine autorisierte Übersetzung von karategals englischer Originalstory An Unexpected Addition. Die Charaktere und Orte gehören selbstverständlich Professor Tolkien bzw. seinen Erben und ich verdiene mit dieser Story bzw. Übersetzung kein Geld, sondern schreibe nur aus Spaß an der Freude. ^^   Link zur Originalstory:   An Unexpected Addition   ♔~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ♥ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~♔ „Auf gar keinen Fall.“ Bilbo saß am königlichen Tisch im Speisesaal und war gerade dabei, mit seiner Gabel eine große Kartoffel aufzuspießen, während er dem Zwergenkönig, der rechts neben ihm saß, mit einem wütenden Blick bedachte. Sein Neffe saß auf seinem Schoß und knabberte glücklich an einem Speckstreifen, von dem Bombur felsenfest behauptet hatte, er wäre das beste Stück Fleisch, das Erebor einem heranwachsenden Hobbit wie Frodo zu bieten hatte. Die übrigen Mitglieder der Zwergengemeinschaft war ebenfalls um sie herum versammelt und jeder von ihnen aß sich vor einem langen, arbeitsreichen Tag in den Minen oder mühseligen Verhandlungen über die Wiederaufbaupläne noch einmal richtig satt. Bilbo selbst beabsichtigte, seinen Tag unten in Erebors alter Bibliothek zu verbringen, für deren Instandsetzung zurzeit Ori zuständig war. Der Gedanke an so viele alte Bücher und Bände war viel zu verlockend für Bilbo, um sich eine solche Gelegenheit entgehen zu lassen, besonders da Thorin ihm bereits die Erlaubnis gegeben hatte, Ori bei seinem neuem Katalogisierungssystem zu helfen, so viel er wollte. „Diese Angelegenheit ist bereits beschlossen“, sagte der König und zerteilte mit den Fingern ein großes Stück Fleisch, das er in seinen Händen hielt. Sehr zu Bilbos Ärger schienen nicht einmal die Mitglieder der zwergischen Königsfamilie bei Tisch Gabeln zu benutzen. Viele Bereiche Erebors sind durch Smaugs Toben noch immer gefährlich und instabil. Es wird mindestens noch ein weiteres Jahr dauern, die wichtigsten Wege innerhalb des Stadtkerns zu säubern und wiederaufzubauen.“ „Ganz zu schweigen von den ganzen Misthaufen, die wir fortschaffen mussten“, brummte Fíli. „Manchen waren so hoch wie die verdammten Decken.“ „Und haben auch noch furchtbar gerochen“, fügte Nori hinzu. Bilbo erinnerte sich noch gut an diese Drachenmisthaufen und wie es schien, hatte seine Rückkehr ins Auenland, um die Angelegenheit mit Beutelsend und seiner versteigerungswütigen zu regeln, Bilbo davor bewahrt, sich an dieser schmutzigen Arbeit beteiligen zu müssen. „Das ist keine Antwort auf meine Frage, Thorin“, sagte Bilbo, wobei ein Hauch von Ärger begann, sich in seiner für gewöhnlich ruhigen Stimme bemerkbar zu machen. „Ich verstehe nur zu gut, warum Frodo einen Beschützer braucht, wenn niemand aus der Gemeinschaft oder ich selbst in der Nähe sind, aber ich sehe keinen vernünftigen Grund dafür, dass sie auch mich beschützen muss.“ Eine stämmige, rothaarige Zwergenfrau, die Glóin vor allem durch ihre Gesichtszüge und ihre Haarfarbe erstaunlich ähnlich sah, stand hinter dem König - sie hatte dem anderen Zwerg sogar einen Kopfstoß verpasst, als sie den Raum betreten hatte. Für Bilbo wäre es kein Problem damit gewesen, Frodo während seiner Abwesenheit in ihre Obhut zu geben, aber brauchte ein erwachsener Hobbit wie Bilbo selbst einen Beschützer? Nein. „Der Wiederaufbau Erebors wird ein langer und beschwerlicher Prozess“, sagte Thorin, wobei die Ungeduld in seiner Stimme nicht zu überhören war. „Aber wir Zwerge sind es gewohnt, unter solch gefährlichen Bedingungen zu leben, besonders diejenigen unter uns, die schon vor dem Angriff des Drachen im Erebor geboren wurden. Aber ein Hobbit wie du, der zuvor weder unter Tage noch an unsicheren Orten gelebt hat, ist hier in weitaus größerer Gefahr als meine anderen Untertanen. Glóril kann während unserer Abwesenheit sowohl für Frodos als auch deine eigene Sicherheit sorgen.“ Bilbo spürte, wie sein eigenes Temperament drohte, mit ihm durchzugehen,  doch der blonde Hobbit tat alles in seiner Macht stehende, um es zu zügeln. „Falls du es vergessen hast, es war ein mickriger Hobbit, der sich in den gefährlichen, unbewohnten Erebor geschlichen und den Drachen von seinem Goldschatz fortgelockt hat. Damals brauchte ich keinen Leibwächter, warum also sollte ich jetzt einen brauchen?“ Die übrigen Zwerge schienen tiefer in die Stühle zu sinken, denn sie alle waren mehr als unsicher, wie dieser Streit für den Hobbit oder den Zwergenkönig enden könnte. Sogar Frodo hatte die plötzliche Spannung gespürt und nun huschten seine blauen Augen zwischen den beiden finster dreinblicken Erwachsenen hin und her. Für seinen Onkel war es sehr, sehr ungewöhnlich, derart mit seinen Zähnen zu knirschen. „Ich kenne deine Fähigkeiten und würde sie deshalb auch niemals unterschätzen, mein Freund“, erklärte der König Unter dem Berg. „Aber im Augenblick ist Erebor sogar für uns Zwerge ein gefährlicher Ort. Außerdem gibt es vieleZwerge in diesen Mauern, denen ich nicht traue und zwar jene aus Gemeinschaften, die nicht mit meinem Volk verwandt sind. Sie würden Frodo, dich selbst und jedes Mitglied dieser Gemeinschaft nur zu gerne verwenden, um mir zu schaden.“ „Warum hat dann keiner von ihnen eine eigene Leibwache?“ wollte Bilbo wissen und deutete auf die übrigen an der Tafel sitzenden Zwerge. „Weder Fíli noch Kíli haben ihnen zugewiesene Wachen, soweit mir seit meiner Ankunft nichts Wesentliches entgangen ist. Sie sind deine Verwandten und die Erben dieses Königreiches. Wenn sie keine persönliche Leibwache brauchen, warum dann ich?“ „Zieh uns da nicht mit hinein!“ rief Kíli mit einem Mund voller Ei und Schinken. „Das ist ein häuslicher Streit, mit dem dieser Zwerg absolut nichts zu tun haben will.“ Fíli seufzte. „Ich fürchte, dass so etwas noch recht oft vorkommen wird, Bruder. Am besten gewöhnst du dich schon jetzt daran.“ „Ich will lieber gar nicht erst daran denken.“ „Alle Mitglieder der Gemeinschaft sind sich der gegenwärtigen Gefahr wohl bewusst und haben sich bereit erklärt, jederzeit in festen Zweiergruppen unterwegs zu sein“, stieß Thorin hervor. Er starrte seine Neffen, die sich untereinander über Kopfschmerzen und Kleiderschränke beklagten, wütend an, doch keiner der beiden beachtete ihn oder machte sich auch nur die Mühe, sich unter seinem zornigen Blick zu ducken. „Glóril wird eine perfekte Ansprechpartnerin für…“ „Ich will und brauche keinen Leibwächter“,  wandte Bilbo ein, während sein Neffe zur gleichen Zeit versuchte, unter den Tisch zu schlüpfen. „Was immer ihr Zwerge auch denken mögt, wir Hobbits sind keine vollkommen hilflosen Wesen.“ „Möchte irgendjemand noch etwas Tee?“ fragte Balin in einem verzweifelten Versuch, die steigende Spannung zu durchbrechen. „Oder vielleicht noch einen Pfannkuchen für den Kleinen?“ Bofur und Ori beschlossen, Frodos Beispiel zu folgen und unter den Tisch zu kriechen, solange es noch möglich war, denn keiner der beiden war begierig darauf, ein Donnerwetter zwischen ihrem König und dem eigensinnigen Hobbit aus nächster Nähe zu erleben. Alle anderen sanken aus Furcht vor dem unberechenbaren Temperament ihres Königs nur noch tiefer in ihre Stühle. Nur für Frodo schien es unglücklicherweise kein Entkommen aus dem festen Griff seines Onkels zu geben oder vor dem Streit, der genau über seinem Kopf ausgetragen wurde. „Du strapazierst meine Geduld, Hobbit“, sagte Thorin ärgerlich. „Du lebst nun in meinem Königreich und das bedeutet, dass du unter meinem Schutz stehst, weil das sowohl meine Pflicht als auch meine eigene Entscheidung ist.“ „Ich bin sehr wohl imstande, mich selbst zu verteidigen“, entgenete Bilbo und rümpfte die Nase, denn auch seine Geduld ließ angesichts des fehlenden Vertrauens, das Thorin in seine Fähigkeiten setzte, spürbar nach. „Oder hast du die Goblins, Orks, Elben, Warge und gefährlichen Kreaturen jeglicher Art vergessen, denen ich in mich den letzten drei Jahren stellen musste?“ Er hielt einen Moment inne, doch Thorins finstere Blicke schüchterten ihn nicht im Geringsten ein. „Oh, und natürlich der Drache. Vergiss den Drachen nicht.“ Thorin kaute auf einem zähen Stück Schinken herum. „Ich biete dir den größtmöglichen, besten Schutz an, Bilbo. Glórils Treue zu ihrem König und ihren Brüdern kennt keine Grenzen und deshalb ist sie auch Frodo und dir ebenso treu ergeben.“ Glóin und Óin bekundeten ihre Zustimmung mit einem Nicken.  „Ich könnte dir keinen besseren meiner Verwandten empfehlen, um Frodo vor einem unerwarteten Angriff oder einer Gefahr im Erebor zu beschützen.“ „Ich weiß deine Besorgnis zu schätzen, Thorin, das tue ich wirklich. Aber ich bin nur ein einfacher Hobbit und das ist in vielerlei Hinsicht für mich viel zu viel. Frodo und ich brauchen das alles nicht.“ Bilbo deutete auf die edle Einrichtung des Gemachs und die Vielfalt an Schmuck, die ihm an diesem Morgen überreicht worden waren. „Das ist alles wunderschön, aber Gold, Schmuck und riesige Hallen bedeuten uns Hobbits wenig. Ich brauche diese Dinge nicht, um glücklich und mich sicher zu fühlen. Und ich will auch nicht, dass Frodo in dem Glauben aufwächst, er bräuchte Leibwächter und Gold, um sicher und zufrieden zu sein.“ „Die unterirdischen Tunnel Erebors wurden nicht für Hobbits gebaut und ganz besonders nicht für Hobbits, die niemals zuvor außerhalb des Auenlandes gelebt haben.“ „Dann wäre es dir lieber, wenn ich mit Frodo in Thal wohnen würde?“ Vor Schreck weiteten sich Thorins Augen und er brachte stotternd hervor: „Natürlich nicht! Sei nicht albern. Eine Stadt der Menschen ist kein Ort für einen Hobbit. Sie würden euch ohne Zögern…“ „Aber anscheinend ist eine Stadt der Zwerge das auch nicht“, unterbrach Bilbo ihn. „Deinen Worten zufolge bin ich nicht in der Lage, irgendwo sicher alleine zu leben, obwohl ich zweimal durch Mittelerde gereist bin.“ „Du wurdest von Orks verwundet!“ hielt Thorin dagegen. Alle Anwesenden im Raum schauten mit großen Augen zwischen dem Zwergenkönig und dem Hobbit hin und her und warteten angespannt darauf, was als nächstes geschehen würde. Keiner von ihnen beneidete Frodo, der auf Bilbos Schoß zwischen den beiden festsaß. „Du wirst dich von Glóril beschützen lassen, das ist bereits beschlossene Sache“, sagte der König und fuhr fort zu essen, wobei er die Röte nicht bemerkte, die sich auf Bilbos Gesicht ausbreitete. „Der Wiederaufbau der westlichen Brücke wird…“ Abrupt erhob Bilbo sich von der Tafel, mit Frodo auf seine rechte Hüfte gestützt. Er würdigte Thorin keines Blickes mehr und ging stattdessen zielstrebig auf den Ausgang der Halle zu, während alle anderen ihm verblüfft und sprachlos hinterherstarrten. „Wohin gehst du?“ wollte Thorin wissen. „Fort von dir, Thorin Eichenschild, und von allen anderen, die nicht einmal das grundlegende Recht auf Privatsphäre respektieren können“, tobte Bilbo aufgebracht. Er war außer sich vor Wut über die nicht vorhandene Achtung, die Thorin ihm entgegenbrachte. „Und wage es nicht, mir jemanden hinterherzuschicken oder mir selbst zu folgen, denn wenn du das tust, werde ich für einen Monat verschwinden, das schwöre ich dir.“ Mit dem stillen, reglosen Frodo in seinen Armen stapfte Bilbo aus dem Speisesaal. Wäre so etwas möglich gewesen, wäre Rauch aus Bilbos spitzen Ohren gekommen und ein Pfeifen, das wie die Pumpen klang, die er in den Schmieden daheim gesehen hatte. Die bloße Dreistigkeit in Thorins Handeln regte ihn auf. Was Thorin getan hatte, war geradezu beleidigend. Wenn der Zwergenkönig ihn nur nach seiner Meinung gefragt hätte, wäre Bilbo längst nicht so wütend gewesen, aber natürlich machte sich dieser überhebliche Zwerg nicht einmal die Mühe, mit ihm darüber zu sprechen. „Es kümmert mich nicht, ob dieser Zwerg der König aller östlichen Lande ist“, knurrte Bilbo. „Er hat kein Recht, so über mein Leben zu bestimmen. Niemand hat das Recht dazu! Hat er wirklich geglaubt, ich würde eine solche Entscheidung einfach so hinnehmen? Oh, dann hat Thorin Eichenschild von Hobbits absolut keine Ahnung!“ „Onkel Bilbo“, flüsterte Frodo, „die Leute starren uns an.“ „Lass sie starren“, entgegnete der ältere Hobbit und die vier Zwerge, die an einem großen Loch in der Wand arbeiteten, taten genau das und starrten den schimpfenden Halbling an, als wäre er ein tollwütiger Hund. „Sie sollen ruhig sehen, wie ein wütender Hobbits aussieht, denn ich weigere mich, meine Persönlichkeit zu ändern, nur um sie und ihren König zufriedenzustellen.“ „Du führst dich auf wie ein Tuk, Onkel.“ „Ugh, ich weiß.“ Eine ganze Zeit lang wanderte Bilbo durch die Gänge, doch früher oder später würde er sich daran gewöhnen müssen, wie schwierig es war, die Zeit einzuschätzen, wenn er unter der Erde war. Natürlich nur, wenn Thorin ihn wegen seines kleinen Auftritts nicht aus Erebor hinauswarf. Dann wären Frodo und er in kürzester Zeit Orkfutter und der bloße Gedanke, dass sich Thorin von ihnen abwenden könnte bereitete Bilbo Bauchschmerzen und ließ seine Augen brennen, sodass sich seine Wut langsam in furchtsame Beklommenheit verwandelte. Wenn Thorin sie zwang, fortzugehen, wusste Bilbo nicht recht, wo sie leben sollten: das Auenland war natürlich eine Möglichkeit, da Beutelsend noch immer in Bilbos Besitz war, mit Frodo als Haupterben, doch es war eine sehr lange Reise denselben Weg zurück, den sie gekommen waren und Bilbo wusste nicht, ob er ihn ein drittes Mal lebend überstehen würde. Eine andere Möglichkeit wären die nahegelegenen Städte der Menschen, aber Bilbo hätte in keiner von ihnen besonders gerne mit einem kleinen Kind gewohnt. Da sie beide Hobbits waren und Frodo kaum mehr als ein Kleinkind, waren ihre Möglichkeiten letztendlich stark begrenzt. Plötzlich fing Frodo an zu zappeln. „Ich sehe Bücher. Dort drüben.“ Der ältere Hobbit blieb stehen und schaute nach links, wo zwei große Flügeltüren aus Granit offen standen und den Blick auf einen riesigen Raum voller Bücherregale, Tische und sanft leuchtender Laternen freigaben. „Das muss die Bibliothek sein, von der uns Ori erzählt hat, Frodo. Möchtest du hineingehen und dich darin umsehen?“ Sein Neffe nickte eifrig. „Also gut, dann wollen wir doch mal sehen, ob wir einige der alten elbischen Märchen und Gedichte finden, die du so gerne magst.“ .o°O°o. _____________________________ .o°O°o..O.o° °o.O¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯ O.o° °o.O. Kapitel 7: Kapitel 7 -------------------- .o°O°o. _____________________________ .o°O°o..O.o° °o.O¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯ O.o° °o.O.   An Unexpected Addition – Unerwarteter Familienzuwachs   Teil 07   Autor:   karategal   Übersetzer:   Lady Gisborne   P16-slash   Inhalt:   [Autorisierte Übersetzung] Alle Zwerge überleben die Schlacht der fünf Heere, doch Bilbo muss ins Auenland zurückkehren, um sein altes Leben in Ordnung zu bringen und den Weg für ein neues Leben im Erebor zu ebnen. Ein Jahr später kehrt er mit einem vor kurzem verwaisten Frodo zum Einsamen Berg zurück. Thorin ist sich nicht ganz sicher, was er von diesem neuen, winzigen Zuwachs zu seiner Gemeinschaft halten soll.   Disclaimer:   Bei dieser Geschichte handelt es sich um eine autorisierte Übersetzung von karategals englischer Originalstory An Unexpected Addition. Die Charaktere und Orte gehören selbstverständlich Professor Tolkien bzw. seinen Erben und ich verdiene mit dieser Story bzw. Übersetzung kein Geld, sondern schreibe nur aus Spaß an der Freude. ^^   Link zur Originalstory:   An Unexpected Addition   ♔~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ♥ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~♔ „Sieh dir das an, Onkel Bilbo. Ein Buch über Steinriesen.“ „Nun, es sieht jedenfalls so aus“, sagte der ältere Hobbit und beugte sich vor, um sich das Buch anzusehen, das sein Neffe las, wobei er einen flüchtigen Blick auf die inzwischen verblassten Zeichnungen warf. „In Wirklichkeit sahen sie aber doch um einiges größer aus.“ Frodo verzog den Mund. „Ich frage mich, was sie wohl essen. Steine?“ „Das weiß ich nicht“, erwiderte Bilbo, der gerade einen großen Stapel Bücher voller alter elbischer Karten durchsah, von denen Bilbo mit seinem begrenzten Wissen über alte elbische Schriften kein Wort lesen oder entziffern konnte. „Warum liest du nicht weiter und findest es heraus? Ich bin schon sehr gespannt auf die Antwort.“ Die beiden Hobbits hielten sich bereits eine ganze Weile in der Bibliothek auf, mit drei älteren Zwergen, die im vorderen Teil mehrere Dutzend riesiger Stapel staubiger zwergischer Bände katalogisierten, als einziger Gesellschaft. Die einzige Zwergenfrau, die sich ihnen als Dhola vorgestellt hatte, hatte die beiden sofort erkannt und hereingeführt. Sie war eine Großtante mütterlicherseits von Dori, Nori und Ori und letzterer hatte ihr bereits von der Ankunft der Hobbits und Bilbos leidenschaftlichem Interesse an alten Schriften erzählt. „Warum überrascht es mich nicht, dass alle elbischen Bücher in der hintersten Ecke versteckt wurden?“ murmelte Bilbo mit einem süffisanten Lächeln. „Thorins Kopf würde mit ziemlicher Sicherheit explodieren, wenn er wüsste, dass so viel elbische Literatur in seinem Heim zu finden ist.“ „In dem Buch steht nicht, was sie essen“, schmollte Frodo. „Oh, sie mal einer an, hier ist ein altes Buch über die ersten Elbenkönige“, frohlockte Bilbo und wischte mit den Fingern den Staub von dem alten Einband, der nicht aussah, als wäre er in den letzten Jahrhunderten auch nur berührt worden. „Diese Schriften sind angeblich vor langer Zeit verloren gegangen.“ Frodo hatte inzwischen die Stirn kraus gezogen. „Haben sie kein Gehirn?“ „Ich bin ernsthaft versucht, alle diese Bücher für den Rest meines Lebens an mich zu nehmen“, sagte Bilbo und durchblätterte aufgeregt Seiten über Seiten voller altertümlicher Notizen. „Thorin und die Zwerge des Erebor können ihr Gold behalten. Ich will diese Bücher haben. Sie sind Gold aus Papier.“ „Wie sie wohl denken?“ grübelte Frodo. „Mit Gehirnen aus Stein…“ Bilbo kicherte beinah, als er die Bücherregale durchsuchte. „Oh, was würden die Waldelben nicht für einige dieser Bücher geben. Thorin würde sicher nur zu gerne mit einem oder zwei dieser Werke vor Thranduils Gesicht herumwedeln und ihn damit verhöhnen.“ „Onkel Bilbo“, fragte Frodo, „warum ringen diese beiden Leute?“ „Oh, und hier ist noch eines…“ Bilbo hielt inne und runzelte die Stirn. „Ringen? Ich glaube nicht, dass sich Bücher über Leichtathletik in dieser Abteilung befinden.“ Der ältere Hobbit beugte sich hinunter, um einen näheren Blick darauf zu werfen und stolperte beinah über seine eigenen Füße, als ihm bewusst wurde, dass Frodo sich gerade ein elbisches Buch über Stellungen beim Geschlechtsverkehr anschaute. Wie hatten die Zwerge so etwas überhaupt in die Finger bekommen?! „Ja, ja, natürlich ringen sie! Genau das tun sie!“ stotterte Bilbo und riss seinem Neffen das Buch aus den Händen. „Aber es ist sehr schlecht gezeichnet, mein Junge. Nur schreckliche, schreckliche Abbildungen verschiedener…Stellungen. Ich weiß nicht einmal, warum dieses Buch zur Aufbewahrung hier unten ausgewählt wurde. Einfach...fürchterlich...“ Bilbo warf das Buch in eine weit entfernte Ecke und versuchte gleich darauf mit wild herumfuchtelnden  Armen, ein anderes, interessanteres Buch zu finden, das sein Neffe lesen konnte. Eines, das nicht zwei sehr bewegliche Elben darstellte, die in einer Besenkammer übereinander herfielen. Er konnte beim besten Willen nicht verstehen, warum die Zwerge ein solches Buch brauchten oder aufbewahren wollten. „Ähm, nun, lass mich mal sehen…ah! Hier ist ein schönes Buch über Ents!“ Sein Neffe hob es auf und begann, es durchzublättern. „Laufende Bäume?“ „Laufende und sprechende Bäume“, entgegnete Bilbo und tupfte sich den Schweiß von der Stirn. Es war harte Arbeit, ein Elternteil eines achtjährigen Hobbits zu sein. „Und schau mal! Hier gibt es eine ganze Abteilung über Ents! Sehr sicher für kleine Halblinge, von der Gesundheit meines Herzens ganz zu schweigen.“ Frodo warf ihm einen eigenartigen Blick zu. „Erwachsene sind verrückt.“ „Und darin stimme ich dir voll und ganz zu, Schätzchen.“ Bilbo warf einen wütenden Blick in die Ecke, in die er das Buch geworfen hatte und war sichtlich verstimmt durch die nervenaufreibenden Drehungen und Wendungen, die sein Tag bisher genommen hatte. „Die Großen und Erwachsenen dieser Welt sind alle ziemlich verrückt.“ „Ich wusste es.“ Erneut fuhr Bilbo fort, seinen Bücherstapel zu durchstöbern, hatte jedoch dieses Mal ein wachsames Auge darauf, was Frodo las, denn er war noch lange nicht bereit, dieses Gespräch mit seinem kleinen Neffen zu führen. Was diese besondere Angelegenheit betraf, hätte er zu gerne noch zehn Jahre oder sogar etwas länger Zeit. Glücklicherweise wurden seine Gedanken bald darauf durch das Geräusch von Schritten unterbrochen, die in dem ihnen gegenüberliegenden Gang kurz innehielten, was Bilbo mehr als ein wenig unruhig werden ließ. Er schob Frodo sanft hinter einen riesigen Stapel Bücher. „Du bleibst hier, Schätzchen“, flüsterte Bilbo, wobei seine Finger über das Heft von Stich glitten und sich vor Aufregung ein Knoten in seinem Magen zu bilden schien. Scheinbar war dies einfach nicht sein Tag. „Ich bin gleich wieder zurück. Kannst du Onkel Bilbo einen Gefallen tun und ganz still sein?“ Frodo, ganz der folgsame kleine Hobbit, nickte. „Guter Junge“, murmelte Bilbo. Er drückte Frodo schnell noch einen Kuss auf den Lockenkopf und schlich dann langsam den Gang hinunter, mit der rechten Hand ununterbrochen Stich umklammernd. Als  er mehrere Bücher zur Seite schob und verstohlen zwischen ihnen hindurchschaute, entdeckte er die hellgraue Tunika sowie das dunkelbraune Haar eines Zwerges. Und Letzteres hatte eine sehr auffällige Form… „…Nori?“ „Aha! Du hast mich um einiges schneller erkannt, als ich erwartet hätte, Bilbo“, lachte der Gauner der Gemeinschaft. Gleich darauf schob Nori sein Gesicht in die behelfsmäßige Luke. „Ich vermute, der Kleine ist bei dir dort drüben.“ „Natürlich.“ „Du wirst in Zukunft besser auf ihn aufpassen müssen, denn ich fürchte, meine Tante Dhola schmiedet bereits heimtückische Pläne, um ihn dir zu stehlen. Sie ist ganz angetan von den Locken und großen blauen Augen, die der Kleine hat. Aber vor allem hat sie von seinen Pausbacken gesprochen.“ „Dann werde ich es meiner Liste über verschrobene zwergische Gepflogenheiten, um die ich mir Sorgen machen muss hinzufügen.“ Nori kam zu ihnen in den Gang herübergeschlendert und als er die Stapel über Stapel alter Bücher zu Gesicht bekam, erschien ein Lächeln auf seinem Gesicht. Hinter dem Größten von ihnen schaut ein winziger Kopf hervor, der sofort in die Höhe schoss, als er das bekannte Gesicht sah, denn trotz seiner heftigen Auseinandersetzung mit Thorin hatte Bilbo Frodo sehr deutlich zu verstehen gegben, dass jeder Zwerg in der Gemeinschaft vollkommen vertrauenswürdig war und ihm niemals etwas zuleide tun würde. „Wie es scheint, war hier jemand ganz schön fleißig“, sagte Nori und hob eines der Bücher von Frodos Schoß auf. „Ents…hmm, sind das nicht diese sprechenden Bäume?“ „Wie hast du mich gefunden, Nori?“ Der Zwerg mit der dreigeteilten Frisur schmunzelte geheimnisvoll. „Ich habe meine Mittel und Wege.“ „Oh, ich habe einiges über deine Mittel und Wege gehört, Nori“, lachte Bilbo leise. „Und deinen Brüdern zufolge sind die meisten recht fragwürdig und sogar gesetzeswidrig.“ Nori hob die Schultern. „Trotzdem sind meine Informationen einwandfrei und nützlich obendrein.“ „Das bezweifle ich nicht“, gestand Bilbo, hob ein elbisches Buch auf und berührte den wächsernen Einband. „Ich vermute, Thorin hat dich geschickt?“ „Dieses Mal nicht“, versicherte ihm Nori. „Ich bin aus eigenem Antrieb hierhergekommen.“ Der Gaunerzwerg saß mittlerweile auf dem Boden und sah sich die verschiedenen Bilder von Ents und Backenhörnchen an, die ihm Frodo zeigte. Bilbo schnaubte leise und setzte sich neben die beiden. Er fragte sich wirklich, warum das Leben so kompliziert sein musste. „Wie verärgert ist er?“ Erneut zuckte Nori mit den Schultern. „So sehr, wie zu erwarten war. Unser teuerster König ist es nicht gewohnt, dass seine Anordnungen in Frage gestellt oder missachtet werden. Vermutlich war das ein sehr unsanftes Erwachen für ihn.“ „Er ist sogar noch sturer geworden“, seufzte Bilbo. „Ich hätte nicht gedacht, dass so etwas überhaupt möglich ist.“ „Oh, es ist möglich“, entgegnete Nori grinsend. „Du hättest unsere jährliche Ratsversammlung mit den Waldelben miterleben müssen. Ich bin davon überzeugt, dass unser großer König Thranduil den nackten Hintern gezeigt hätte, wenn er es hätte vermeiden können, als zwergisches Nadelkissen zu enden. Trotzdem wurde eine beeindruckende Anzahl unhöflicher Handzeichen ausgeführt.“ Bei denen, er ihm zu zeigen bereit war, blinzelte Bilbo nur und errötete heftig, als ihm bewusst wurde, was einige dieser Zeichen bedeuteten, da sie sogar für zwergische Maßstäbe recht anstößig waren. „Das letzte Zeichen hat er nicht benutzt“, behauptete Bilbo entschieden. „Das kann er nicht getan haben! Thranduil hätte ihn auf der Stelle mit Pfeilen spicken lassen!“ „Aber er hat es wirklich getan“, beteuerte der Zwerg, während er ein anderes Zeichen über Frodos Kopf hinweg machte und mit einem Stoß nach innen beendete. „Und das war das Handzeichen, das die Versammlung in einer mehrsprachigen Flut aus Flüchen enden ließ.“ „Du findest das natürlich lustig.“ Nori versuchte nicht einmal, es abzustreiten. „Was soll ich sagen, es ist doch schön, endlich eine Gefühlsregung bei den Baumrammlern zu sehen.“ „Musst du sie in Frodos Gegenwart so nennen?“ „Er wird in den Gängen und Thorins Thronsaal noch viel Schlimmeres hören“, sagte Nori. „In dieser Hinsicht hat sich nicht viel verändert, seit du fortgegangen bist. Sicherlich sind wir alle dankbar für die Hilfe, die sie unseren Verletzten nach der Schlacht zuteilwerden ließen, aber das haben sie nur getan, weil du fortwährend gebettelt und sie mehr als einmal darum gebeten hast. Außerdem gefiel es Thorin auch nicht gerade, wie sie dich in dieser Zeit behandelt haben.“ „Irgendjemand musste Vorräte aus den anderen Lagern beschaffen und es war sicherlich keine Aufgabe um die sich zu dieser Zeit alle gerissen haben“, hielt Bilbo dagegen. „Aber Erebors König und seine Erben sind noch am Leben, nicht wahr?“ Nori nickte stumm. „Und das ist alles, was zählt“, sagte Bilbo entschieden. „Ähm, du glaubst doch nicht, dass unsere…Auseinandersetzung sich darauf auswirken wird, wie willkommen wir hier sind, oder?“ „Auf keinen Fall“, antwortete Nori ohne zu zögern. „Thorin würde eher den Arkenstein mit seinen bloßen Händen zerstören, als euch beide aus Erebor zu verbannen. Ich darf behaupten, dass ich meinen König nach so vielen Jahren, die ich an seiner Seite verbracht habe, recht gut kenne und dass ich während unserer gesamten Reise viele Seiten seiner Persönlichkeit zu sehen bekommen habe. Trotzdem habe ich Thorin, so lange ich ihm diene, noch nie zuvor so aufrichtig erschüttert, vielleicht sogar ängstlich gesehen, wie nach deinem plötzlichen…Abgang.“ „Ich hatte nie die Absicht, Erebor zu verlassen“, hielt Bilbo dagegen. „Aber das weiß unser König nicht“, sagte Nori und entfernte behutsam Frodos neugierige Finger von seinem aufwändig geflochtenen Bart. „Die Gewohnheiten eines Hobbits sind für uns alle, aber vor allem für Thorin, noch immer recht seltsam. Er ist es gewohnt, dass man ihm ohne Widerworte gehorcht,  und das schließt sogar die Zwerge außerhalb unserer Gemeinschaft und Durins Linie mit ein. Außerdem glaube ich, dass Thorin aufgrund der kulturellen Unterschiede zwischen unseren Völkern auch gedacht haben könnte, dass du deine Drohung, Erebor dauerhaft zu verlassen, wahr machst.“ „Nichts dergleichen wäre passiert, wenn Thorin einfach zuerst mit mir darüber gesprochen hätte, dass ich einen Leibwächter brauche“, seufzte Bilbo. „Ich weigere mich, ihn Entscheidungen über Frodos oder meine eigenes Leben treffen zu lassen, ohne auch nur unsere Wünsche und unser Recht auf Privatsphäre in Betracht zu ziehen.“ Nori nickte verständnisvoll. „Ich verstehe deinen Kummer wirklich nur zu gut, Bilbo und ich bin auch der erste Zwerg, der offen zugibt, dass diese ganze Regelung, in Zweiergruppen unterwegs zu sein, ziemlich…erdrückend und geradeheraus gesagt nervig ist. Sie passt einfach nicht zu meinem Lebensstil, aber trotzdem hat Thorin sehr gute Gründe dafür. Im Augenblick wohnt eine nicht zu verachtende Minderheit im Erebor, der nichts lieber wäre, als Thorins Linie vernichtet zu sehen.“ „Ich dachte, der letzte Zug kam aus den Blauen Bergen. Haben die Zwerge dort nicht bereits seit sechs Jahrzehnten unter Thorins Herrschaft gelebt?“ „Die meisten, aber längst nicht alle“, erklärte Nori. „Einige wenige sind aus zahlreichen anderen Regionen eingetroffen und keiner von ihnen hat bislang seine Treue zu Thorin unter Beweis gestellt. Sie haben nicht für ihn gekämpft, wie es unsere Verwandten aus den Eisenbergen getan haben und im Augenblick können wir nur vermuten, dass sie hierhergekommen sind, um sich ein besseres Leben aufzubauen oder aber, um Thorins Stärke für ihre eigenen Anführer in ihrer Heimat auszuspionieren.“ „Ich wusste, dass es einen Grund dafür gibt, dass ich Politik nicht mag. Jeder versucht immer, den anderen umzubringen. Das ist deprimierend.“ „Meinem Netzwerk entgeht nichts“, sagte Nori mit einem rätselhaften Grinsen. „Wenn ein Anschlag geplant wird, um unsere Königliche Schroffheit oder seine reizenden Erben zu ermorden, dann werde ich davon erfahren und dasselbe gilt für dich und natürlich auch für Frodo.“ „Du bist ein sehr listiger Zwerg, Nori.“ „Ich weiß.“ Frodo lehnte sich nun mit einem großen Bilderbuch über Ents auf seinem Bauch auf Noris Schoß zurück, damit er leichter lesen konnte. Der Zwerg flocht geistesabwesend und mit einem nachdenklichen Gesichtsausdruck die Locken seines Neffen, während Bilbo es vorzog, nicht an die gesetzeswidrigen Dinge verschiedenster Art zu denken, die Nori regelmäßig durch den Kopf gingen. Wenn es einen Preis für ausweichendes Verhalten gäbe, dann wäre Nori zweifellos das Mitglied der Gemeinschaft, das ihn gewinnen würde. „Du musst mit ihm reden, Meister Hobbit.“ Bilbo spielte mit Frodos wackelnden Zehen, während ein altes Buch über Ringe und Amulette unbeachtet auf seinem Schoß lag. „Ich weiß.“ „Am besten noch heute.“ „Das werde ich tun.“ .o°O°o. _____________________________ .o°O°o..O.o° °o.O¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯ O.o° °o.O. Kapitel 8: Kapitel 8 -------------------- .o°O°o. _____________________________ .o°O°o..O.o° °o.O¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯ O.o° °o.O.   An Unexpected Addition – Unerwarteter Familienzuwachs   Teil 08   Autor:   karategal   Übersetzer:   Lady Gisborne   P16-slash   Inhalt:   [Autorisierte Übersetzung] Alle Zwerge überleben die Schlacht der fünf Heere, doch Bilbo muss ins Auenland zurückkehren, um sein altes Leben in Ordnung zu bringen und den Weg für ein neues Leben im Erebor zu ebnen. Ein Jahr später kehrt er mit einem vor kurzem verwaisten Frodo zum Einsamen Berg zurück. Thorin ist sich nicht ganz sicher, was er von diesem neuen, winzigen Zuwachs zu seiner Gemeinschaft halten soll.   Disclaimer:   Bei dieser Geschichte handelt es sich um eine autorisierte Übersetzung von karategals englischer Originalstory An Unexpected Addition. Die Charaktere und Orte gehören selbstverständlich Professor Tolkien bzw. seinen Erben und ich verdiene mit dieser Story bzw. Übersetzung kein Geld, sondern schreibe nur aus Spaß an der Freude. ^^   Link zur Originalstory:   An Unexpected Addition   ♔~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ♥ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~♔ „Mein Bauch tut weh.“ Wie sich herausstellte, konnte dieser Tag für Bilbo wirklich nicht mehr schlimmer werden. Er hatte gemeinsam mit Nori mehrere Stunden in der Bibliothek verbracht, wo sie sich über die politische Stimmung und sowohl den Wiederaufbau Erebors als auch der nahe gelegenen Menschenstadt Thal unterhalten hatten. Als er gerade wieder an die Aussprache mit Thorin dachte, die der nächste Punkt auf Bilbos Liste der Dinge war, die erledigt werden mussten, fing Frodo plötzlich an, über Bauchschmerzen und eine verstopfte Nase zu klagen. Der kleine Junge war bereits den ganzen Tag über ungewöhnlich still gewesen, was Bilbo jedoch lediglich darauf zurückgeführt hatte, dass der Streit am Morgen Frodo verunsichert hatte, doch unglücklicherweise schien das ganz und gar nicht der Fall zu sein. „Oh weh“, seufzte Bilbo, während er seine Hände auf beide Wangen und die Stirn seines Neffen legte und die zunehmende Wärme, die von dem kleinen Körper ausging, deutlich spüren konnte. „Anscheinend waren der Regen und die Kälte nicht so ungefährlich, wie ich dachte. Er hat Fieber.“ „Dann bringen wir ihn am besten sofort zu Óin“, schlug Nori vor. „Nach allem, was ich gehört habe, ist er in der Behandlung kleiner Kinder sehr erfahren.“ Bilbo nickte zustimmend. „Natürlich, sofort. Komm hoch, Frodo, ab in die Arme deines Onkels, guter Junge. Wir sorgen schon dafür, dass es dir bald wieder besser geht.“ „Möchtest du trotzdem noch ein paar von diesen Büchern mitnehmen, Frodo?“ Der kleine Hobbit schaute über die Schulter seines Onkels hinüber auf den kleinen Stapel Bücher in Noris Armen. Verschiedene Märchen und Zeichnungen von Tieren hatten Frodos unermüdliche Neugier geweckt, weshalb Bilbo mit dem Gedanken gespielt hatte, Dhola zu fragen, ob sie die betreffenden Bücher katalogisieren und für ein paar Tage ausleihen könnten. „Ja, bitte.“ Nori tätschelte den Kopf des kleinen Halblings. „Setz dich einfach mit ihm dort drüben hin, Bilbo, während ich mit Tante Dhola alles regle.“ „Danke, Nori.“ Nur wenige Minuten später kehrte der Zwerg zurück und seine Großtante eilte mit einem kleinen Stapel Bücher über Heilkräuter, Salben und Elixieren hinter ihm her, die allesamt alt, staubig und von namhaften elbischen Heilern geschrieben worden waren. „Diese hier gebe ich euch auch mit“, sagte Dhola und packte die Bücher in einen Rucksack, den sie ihrem Großneffen gab. „Ich habe sie gerade in einigen der neuen Regale dort drüben gefunden. Soweit ich sehen kann, enthalten sie gute Behandlungsmöglichkeiten.“ Bevor sie den Sack zuschnürte, hielt Dhola einen kurzen Moment inne und griff erneut mit einer Hand hinein, um ein dickes Buch aus der untersten Ecke herauszuholen. Dann zog sie ein kleines, zerrissenes Stück Papier aus ihrer Gesäßtasche und legte es zwischen zwei Seiten. Einen Moment lang strich sie mit den Fingern durch ihren Backenbart, bevor sie bald darauf auch ein zweites und drittes Bündel Buchseiten auf dieselbe Weise markierte. Bilbo, der darauf bedacht war, Frodo so schnell wie möglich in Óins Obhut zu bringen, warf Nori mit verengten Augen einen drängenden Blick zu, erhielt als Antwort jedoch nur ein verwundertes Schulterzucken. „Alle Seiten, die ich markiert habe“, sagte Dhola, als sie das Buch hochhielt, damit die beiden es sehen konnten, „enthalten Abschnitte, die kleine Kinder betreffen und besonders Kinder, die, wie Euer Neffe, kleiner sind als üblich. Am besten zeigt Ihr es Óin.“ „Seid Ihr Euch sicher, dass diese Behandlungen wirken?“ fragte Bilbo. „Die Elben mögen ein Haufen hochmütiger Grasfresser sein, aber ihre Heilungsmethoden und Behandlungen sind allen anderen in Mittelerde weit überlegen“, erklärte Dhola. „Wenn es in dieser Bibliothek irgendein nützliches Buch über Heilkunde gibt, dann ist es dieses. Und das dicke rote Buch dort links enthält einfache Rezepte für Flüssigkeiten. Für den Magen des Kleinen. Flüssigkeitsverlust hat schon zu viele Kinder auf dieser Welt das Leben gekostet.“ „Habt vielen Dank, Lady Dhola.“ „Oh, Nori, Liebling, hast du das gehört? Er hat mich als Lady bezeichnet“, gluckste die grauhaarige Zwergenfrau. „Ich mag deinen Hobbitfreund wirklich. Er ist einfach reizend. Und der Kleine hat so ein entzückendes Benehmen.“ Bilbo zog die Stirn in Falten und war sich nicht ganz sicher, ob er das als Kompliment betrachten sollte oder nicht, denn bei Zwergen war so etwas manchmal schwer zu sagen. „Und nun ab mit euch“, befahl Dhola. „Dieser herzige Kleine gehört ins Bett, mit einem warmen Kamin und einem Heiler in der Nähe. Husch, husch!“ Nun verloren die Gefährten keine Zeit mehr und kehrten unverzüglich in den Königlichen Flügel zurück, während ein sich sichtlich unwohl fühlender Frodo den ganzen Weg über in den Armen seines Onkels wimmerte und hustete. Auf einem der Gehwege entdeckte Nori einen heranwachsenden Zwerg und befahl ihm, Óin ausfindig zu machen, wobei er betonte, dass der Heiler so schnell wie möglich in das Blaue Gemach kommen sollte. Der dunkelhaarige Bergarbeiter nickte zur Bestätigung und lief ohne zu zögern los, denn er wagte es nicht, das Gesuch eines Zwerges aus König Thorins persönlicher Gemeinschaft abzulehnen. „Ich hole einen Eimer, nur für alle Fälle“, sagte Nori, als sie schließlich die Gemächer der Hobbits betraten. Er warf die Bücher achtlos auf einen in der Nähe stehenden Tisch und kroch anschließend unter das Bett. „Hier unten muss doch ein Eimer oder ein Kübel oder etwas Ähnliches sein.“ „Wir sind da, Frodo“, murmelte Bilbo und legte den kleinen Jungen sanft auf das Bett. „Hier ist eine schöne weiche Decke für dich, Schätzchen. Und schau, hier ist Rupert.“ Frodo griff nach dem abgenutzten Teddybären und hielt ihn fest an sich gedrückt. Unter diesen Umständen schien selbst die kleinste Bewegung den Halbling aufzuregen, daher holte Bilbo nur ein feuchtes Tuch aus dem Waschraum und tupfte Frodo die Schweißperlen von der Stirn. „Aha! Ich habe ihn gefunden!“ erklang Noris Stimme unter dem Bett. „Das verdammte Ding hatte sich in der hintersten Ecke versteckt. Ugh, ich sollte es wohl erst saubermachen.“ Angesichts der toten Käfer, die sich darin befanden, rümpfte Bilbo die Nase. „Ja, bitte tu das.“ „Ich bin mir ziemlich sicher, dass dieses Ding seit der Zeit vor der Plünderung nicht mehr gewaschen wurde“, sagte Nori, als er im Waschraum verschwand. „Hallo, ihr kleinen Spinnen. Sieht aus, als müssten wir ein neues Zuhause für euch finden.“ „Ich dachte, ich hätte hier drin Stimmen gehört.“ Als Bilbo kurz aufsah, fiel sein Blick auf Ori, der in der Tür stand. Der junge Zwerg trug einen großen Stapel Papiere, sein Gesicht war von Tinte verschmiert und hinter seinem Ohr klemmte eine Schreibfeder. Für einen kurzen Moment zögerte Ori, doch sobald er die verärgerten Flüche seines Bruders hörte und Frodo bemerkte, der wimmernd auf dem Bett lag, ließ er die Papiere sofort auf die am nächsten stehende Bank fallen und eilte herbei, um nachzusehen, wer sich verletzt hatte. „Was ist passiert?“ wollte Ori wissen, wobei er seine Hände zu Fäusten ballte und seine Finger sich in seine gestrickten Handschuhe gruben. „Ist jemand verletzt worden? Frodo?“ „Niemand wurde verletzt“, versicherte Bilbo ihm und streckte seine Hand aus, um den Arm des jungen Zwerges beruhigend zu tätscheln, denn er wusste nur zu gut um die innere Unruhe, die Ori befiel, wann immer er in Panik geriet. „Aber Frodo ist krank geworden. Ich vermute, es hängt mit der Kälte und dem Stress zusammen, denen er während unserer letzten Reise ausgesetzt war. Wir haben bereits einen Boten losgeschickt, der Óin hierher zu ihm bringen soll.“ Ori nickte, wobei er seine großen braunen Augen noch immer beharrlich auf Frodo gerichtet hielt. „Was macht Nori dort drüben?“ „Er bereitet einen Eimer für Frodo vor“, seufzte Bilbo und tupfte er seinem Neffen erneut die Stirn ab, auf der sich unentwegt jede halbe Minute frischer Schweiß bildete. „Ich denke, wir werden ihn schon bald brauchen.“ „Und da haben wir ihn auch schon“, freute sich Nori bei seiner Rückkehr. „Einen schönen sauberen Eimer.“ „Ori? Könntest du so lieb sein und anfangen, die Heilkundebücher durchzusehen, die eure Tante Dhola uns mitgegeben hat?“ bat Bilbo den jungen Zwerg. „Sie hat mehrere Abschnitte markiert, die recht hilfreich für Óin sein könnten, wenn er hier eintrifft.“ „Aber natürlich. Hat sie euch genau gesagt, wovon die einzelnen Abschnitte handeln?“ Der ältere Hobbit und Nori erklärten ihm, was Dhola ihnen über jeden von ihr markierten Abschnitt gesagt hatte und besonders über die, deren Schwerpunkt auf der Heilkunde für Kinder und Heranwachsende lag. Ori, der selbst an seinen schlechtesten Tagen ein herausragender Beobachter und Informationsbeschaffer war, bereitete es keinerlei Schwierigkeiten, alle heilkundlichen Rezepte zu finden, die seine Tante für nützlich hielt. Daher hatte Ori zu dem Zeitpunkt, als der zu ihrer Gemeinschaft gehörende Heiler eintraf, bereits eine lange Liste von Behandlungsmethoden und anderen hilfreichen Abschnitten für Óin zum Durchlesen vorbereitet. „Also gut, wer ist dieses Mal mit dem Kopf gegen eine Felswand geschlagen?“ wollte Óin bei seiner Ankunft wissen und sah sich suchend in dem Gemach um. „Bei Mahal, hat Nori etwa schon wieder einen der fremden Bergarbeiter bestohlen? Wenn dem so ist, dann weigere ich mich, ihn zu behandeln.“ „Frodo ist krank geworden!“ entgegnete Ori, wobei er seine Stimme hob, damit der schwerhörige Zwerg ihn verstehen konnte. „Er hat Fieber und hat außerdem über Magenschmerzen geklagt! Und er hat in den letzten Stunden einen sehr schlimmen Husten bekommen! Starker Schüttelfrost, verstopfte Nase, sehr wunder Hals und auch einen ziemlich heftigen Durchfall!“ Óin nickte mit ernster Miene. „Wie oft hat er sich bereits übergeben?“ „Bis jetzt überhaupt noch nicht“, antwortete Bilbo, der in diesem Augenblick bei Frodo im Bett lag, da er seinen zitternden Neffen möglichst nicht verlassen und ihn so der Wärme eines anderen Körpers berauben wollte. „Aber im Laufe der letzten Stunde war er einige Male sehr kurz davor.“ „Und wie oft hatte er Durchfall?“ „Einmal bis jetzt“, erwiderte Nori, der gerade mit einem frisch angefeuchteten Tuch aus dem Waschraum zurückkehrte. „Mahal sei Dank haben wir Innentoiletten, denn wenn diese Woche erst vorüber ist, werden wir vermutlich einen Klempner umarmen wollen.“ Mit einem schwachen Lächeln nahm Bilbo das Tuch entgegen. „Heute Morgen hatte er einen leichten Husten, aber da wir in der Bibliothek waren und es dort unten ziemlich  staubig ist, war ich deswegen nicht sonderlich beunruhigt. Aber vor ein paar Stunden begann es, immer schlimmer zu werden und jetzt, nun ja, jetzt sind wir hier…“ „Für gewöhnlich sind genau diese Symptome die Anzeichen der menschlichen Grippe“, sagte Óin, während er die Liste mit Frodos Beschwerden durchsah, die Ori für ihn angefertigt hatte. „Wir Zwerge erkranken nicht an denselben Grippearten wie die Menschen, aber ich weiß nicht, wie es bei euch Hobbits ist.“ „Ich selbst habe die Grippe nie gehabt“, gab Bilbo zurück. „Aber mehrere meiner Vettern und auch einige Kinder meiner Nachbarn haben in den letzten Jahren bereits an dieser Krankheit gelitten. Hobbits sind zwar ziemlich robust, aber es ist bekannt, dass ein enger Kontakt mit Menschen sowie Stress oder Kälte im Abstand von einigen Jahrzehnten immer wieder eine Grippeepidemie im Auenland verursachen.“ „Ihr ward erst vor kurzem in Begleitung einer Menschengruppe unterwegs, nicht wahr?“ Bilbo nickte zur Bestätigung. „Ja, einige Wochen lang. Kurz bevor wir die Seestadt erreichten, haben wir uns von ihnen getrennt. Einige andere von ihnen sind der Nebenstraße nach Thal gefolgt. Vor allem das Wetter war während unserer gesamten Reise fürchterlich und viele der Menschen in unserer Reisegruppe sind unterwegs krank geworden.“ Óin nickte zum Zeichen, dass er alles gehört hatte und tastete mit seinen breiten Fingern sanft Frodos rauen Hals und seine geschwollenen Drüsen ab. Der kleine Junge wimmerte und versuchte, sich der Berührung zu entziehen, doch der Heiler hielt ihn während der gesamten Untersuchung sanft aber bestimmt fest und nahm jede Stelle an Frodos Körper, die bei seiner Berührung schmerzte, sorgfältig in Augenschein. „Sicher bist du dir darüber im Klaren, dass du dir die Krankheit aller Wahrscheinlichkeit nach ebenfalls zuziehen wirst“, warnte Óin den älteren Hobbit. „Körperliche Nähe begünstigt ihre Verbreitung.“ „Dieses Risiko werde ich eingehen.“ Der ältere Zwerg schenkte Frodo ein schwaches Lächeln, doch der laute, keuchende Husten, den Frodo ausstieß, behagte ihm ganz und gar nicht. „Ich habe mir gedacht, dass du das sagen würdest. Nun mach deinen Mund ganz weit auf, Kleiner. Ich muss mir deinen Hals gründlich anschauen.“ Das gefiel Frodo nicht sonderlich, aber nach ein wenig gutem Zureden von Óin und seinem Onkel öffnete er schließlich den Mund. Eine Grimasse und ein Kopfschütteln von Óin ließen deutlich erkennen, dass der Hals des kleinen Hobbits gerade keinen schönen Anblick bot. „Sehr stark gerötet und entzündet“, seufzte Óin. „Er kann sich glücklich schätzen, wenn er morgen früh überhaupt noch Flüssigkeit hinunterschlucken kann. Aber ich glaube, ich habe ein paar Elixiere, die den Schmerz ein wenig lindern sollten und ich will vor allem nicht, dass er austrocknet.“ „Ich habe hier einige Rezepte, die Tante Dhola empfohlen hat“, warf Ori ein. „Die meisten dieser Bücher befassen sich hauptsächlich mit Kinderheilkunde. Sie stammen aus der Bibliothek.“ Er zeigte Óin einige der hilfreichsten Abschnitte. „Ich weiß, dass sie von den Elben geschrieben wurden, aber ich dachte, die Heilkunde der Elben wäre auch einigermaßen geeignet für Hobbits.“ „Vielleicht“, murmelte Óin, während er die einzelnen Seiten und Listen überflog. „Wir werden erfinderisch sein müssen, wenn es die Krankheit erforderlich macht.“ Bilbo versuchte, Frodo dazu zu bringen, etwas Wasser zu trinken, während der Heiler las und war frustriert darüber der Situation derart hilflos ausgeliefert zu sein. Der ältere Hobbit war so sehr darauf konzentriert, Flüssigkeit in den aufgeregten jüngeren  Halbling hineinzubekommen, dass er nicht einmal bemerkte, wie einige weitere Personen das Gemach betraten, denn Frodos lautes Husten und Keuchen erstickte das Geräusch eiliger Schritte und klirrender Rüstungen. „Was ist mit dem Halbling?“ verlangte Thorin zu wissen. „Er hat die Grippe“, antwortete Nori, der gerade mit einem weiteren angefeuchteten Tuch aus dem Waschraum trat und genau auf das Bett sprang, um sich neben die beiden Hobbits zu setzen. „Heute Nachmittag hat er einen schlimmen Husten bekommen und seitdem ging es bergab.“ „Er fühlt sich wieder wärmer an, Óin.“ Der Heiler beugte sich zu ihnen hinunter und legte eine erfahrene Hand auf Frodos Stirn. „Wir müssen seine Temperatur unter Kontrolle halten. Bruder, könntest du bitte im Kamin ein Feuer anzünden? Die Wärme in diesen Gemächern sollte am besten konstant bleiben. Körperwärme sollte kein Problem darstellen, da wir Zwerge für die menschlichen Grippearten nicht anfällig sind. Aber es ist sehr wahrscheinlich, dass unser Meisterdieb ebenfalls daran erkrankt.“ Im nächsten Augenblick stand Thorin mit zitternden Händen neben dem Bett und schaute auf die beiden Hobbits hinunter. Frodo war in mehrere Decken eingewickelt und hatte sich auf dem warmen Schoß seines Onkels zusammengerollt, während Óin seinen Hals ein weiteres Mal untersuchte. Gegen Orks und Goblins und Warge zu kämpfen war einfach und unkompliziert, doch einen unsichtbaren Feind wie die Grippe zu bekämpfen, war beleidigend und frustrierend für einen erfahrenen Krieger wie ihn. „Was braucht er?“ wollte der König wissen. Óin überreichte dem königlichen Zwerg eine Liste aller benötigten Zutaten. „Das alles brauche ich, nur für den Fall, dass er Anzeichen einer weiteren Krankheit zeigt oder Bilbo ebenfalls krank wird. Die Menschengrippe kann gut und gerne eine Woche andauern, deshalb wird es das Beste sein, wenn wir auf alles vorbereitet sind.“ Thorin nickte knapp, nahm die Liste entgegen und übergab sie, mit sehr strikten Anweisungen, alles, was darauf stand, so schnell wie möglich zu besorgen, an Balin, Dwalin und Dori. Seine Hobbits würden nicht nur die beste medizinische Versorgung bekommen, die Erebor zu bieten hatte, sondern darüber hinaus noch einiges mehr. Das Beste war gerade gut genug. „Geht nach Thal, wenn es sein muss, aber verliert keine Zeit“, warnte Thorin sie. Natürlich war diese Warnung unnötig, da alle drei das Gemach bereits verlassen hatten und sich auf dem Weg zum Markt befanden. Ori, der die Liste auswendig gelernt und auf diese Weise fest in seinem Gedächtnis verankert hatte, war ihnen dicht auf den Fersen. „Nori!“ rief Óin. „Ich brauche deine Hilfe hier drüben.“ Da sie nun mehr oder weniger allein waren, setzte Thorin sich auf das Bett und streckte die Hand aus, um mit den Fingern durch Frodos schweißnasse Locken zu streichen. Zuerst fuhr der kleine Junge zurück, doch schon nach wenigen Augenblicken öffnete er seine glasigen blauen Augen, um zu dem Zwergenkönig hinaufsah. Thorin schenkte dem blassen Kind ein kleines Lächeln und ließ seine schwieligen Finger auf dessen fieberheißer Stirn ruhen, bevor er ebenfalls aufschaute und sein Blick dem aus einem anderen, vertrauten Paar blauer Hobbitaugen begegnete. „Es wird ihm bald wieder besser gehen“, versprach Thorin Bilbo fest. „Dafür werden wir sorgen.“ .o°O°o. _____________________________ .o°O°o..O.o° °o.O¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯ O.o° °o.O.   Kapitel 9: Kapitel 9 -------------------- .o°O°o. _____________________________ .o°O°o..O.o° °o.O¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯ O.o° °o.O.   An Unexpected Addition – Unerwarteter Familienzuwachs   Teil 09   Autor:   karategal   Übersetzer:   Lady Gisborne   P16-slash   Inhalt:   [Autorisierte Übersetzung] Alle Zwerge überleben die Schlacht der fünf Heere, doch Bilbo muss ins Auenland zurückkehren, um sein altes Leben in Ordnung zu bringen und den Weg für ein neues Leben im Erebor zu ebnen. Ein Jahr später kehrt er mit einem vor kurzem verwaisten Frodo zum Einsamen Berg zurück. Thorin ist sich nicht ganz sicher, was er von diesem neuen, winzigen Zuwachs zu seiner Gemeinschaft halten soll.   Disclaimer:   Bei dieser Geschichte handelt es sich um eine autorisierte Übersetzung von karategals englischer Originalstory An Unexpected Addition. Die Charaktere und Orte gehören selbstverständlich Professor Tolkien bzw. seinen Erben und ich verdiene mit dieser Story bzw. Übersetzung kein Geld, sondern schreibe nur aus Spaß an der Freude. ^^   Link zur Originalstory: An Unexpected Addition   ♔~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ♥ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~♔ Frodo fühlte sich mehr als elend. Im Laufe der ersten Nacht hatte sich sein Zustand verschlechtert und nur wenige Stunden später waren auch bei Bilbo erste Anzeichen der Grippe zu erkennen gewesen. Glücklicherweise schien der ältere Hobbit jedoch lediglich unter starker Müdigkeit, Schüttelfrost, Fieber und anhaltenden Gliederschmerzen zu leiden, sodass sein Grippeanfall bislang nicht allzu unerträglich war. Der arme Frodo hingegen hatte jedes unangenehme Symptom durchmachen müssen, unter dem ein kleines, an Grippe erkranktes Kind nur leiden konnte und vor allem der Durchfall störte unaufhörlich den Schlaf des kleinen Jungen. „Ich muss mal“, wimmerte Frodo. „Sofort.“ Glóin stieß einen tiefen Seufzer aus, stand jedoch schweigend vom Bett auf, um zum ungezählten Male an diesem Morgen in den Waschraum zu stiefeln. Alle Zwerge hatten sich abwechselnd um die kränkelnden Hobbits gekümmert, aber diejenigen, die über wirkliche Erfahrung in der Kinderbetreuung verfügten, hatten ihre Dienste etwas häufiger angeboten. Der Rest von ihnen ging seinen gewohnten Tätigkeiten nach, denn der Wiederaufbau Erebors war für sie eine niemals versiegende Quelle der Arbeit. „Unter den gegebenen Umständen empfinde ich sehr viel mehr Respekt für meine Gemahlin“, sagte Glóin, als er mit einem hustenden Frodo zurückkehrte, der sich an seinen weichen Bart gekuschelt hatte. „Gimli war selten krank, aber wenn sie sich um ihn kümmerte, sah alles immer so einfach aus.“ „Kranke zu versorgen“, sagte Óin, „und besonders Kinder, ist alles andere als einfach, Bruder. Nun wollen wir ihn noch einmal abhorchen.“ Der Zwergenheiler beugte sich mit seinem Hörrohr vor, um den tiefsitzenden Husten zu untersuchen, den Frodo in den frühen Morgenstunden bekommen hatte. Wie es schien, waren die lange Reise und das grauenvolle Wetter nicht gut für den kleinen Jungen gewesen, denn er hatte sich von den Menschen in ihrer Reisegruppe mehr als eine recht unangenehme Krankheit eingefangen. Aber Óin hatte im Laufe seines Lebens oft ähnliches erlebt und war auch auf einen solchen Fall vorbereitet. Und mit allen übrigen Zwergen ihrer Gemeinschaft als Freiwilligen war es einfach gewesen, Vorräte von den Märkten und aus der umliegenden Wildnis zu beschaffen. „Sein Atem pfeift immer noch stark“, seufzte Óin. „Ich werde noch mehr von der Paste zusammenmischen, mit der wir die Brust des Kleinen einreiben, um die verstopften Atemwege freizubekommen. Und außerdem ein Elixier gegen die Halsschmerzen.“ Er schnitt eine Grimasse, als Frodo ihm direkt ins Gesicht hustete. „Hat er wenigstens etwas von der Suppe bei sich behalten?“ „Nun ja, sie ist nicht oben wieder herausgekommen, wenn es das ist, was du wissen willst“, erwiderte Glóin. „Aber einiges davon kam vor etwa zehn Minuten unten wieder heraus. Aber er hat immerhin etwas Wasser getrunken.“ „Bombur wird darüber ziemlich bestürzt sein.“ Der rundliche Zwerg hatte sich den ganzen Morgen in der Königlichen Küche abgemüht, fest entschlossen, irgendeine flüssige Kost zuzubereiten, die Frodo bei sich behalten konnte. Während Bilbo es geschafft hatte, eine halbe Schüssel davon zu sich zu nehmen, ohne sich zu übergeben, hatte der jüngere Hobbit weniger Glück gehabt, denn einen Großteil hatte er letzte Nacht auf Thorin erbrochen. Und kurz darauf hatte der Durchfall eingesetzt, der ihren sonst so stoischen König mehr als nur ein wenig erschreckt hatte, besonders nachdem Óin ihm erklärt hatte, wie gefährlich und sogar tödlich Flüssigkeitsverlust für kleine Kinder sein konnte. „Mein Bart ist voller Rotze“, seufzte Glóin, denn der Halbling hatte die Angewohnheit, sein Gesicht immer in Glóins flauschiger Gesichtsbehaarung zu vergraben, wenn sein Kopf allzu sehr zu schmerzen begann und nun hatte sich eine ansehnliche Menge Rotze darin angesammelt. „Dala würde sich kranklachen, wenn sie hier wäre und das sehen könnte.“ „Glóril kann für sie mitlachen“, antwortete Óin schmunzelnd. „Und sie wird in ein paar kurzen Monaten hier sein. Gimli muss ihr inzwischen den letzten Nerv rauben.“ Glóin lächelte liebevoll. „Ja, der Junge ging mir fast bis unter das Kinn, als ich ihn zuletzt...“ In diesem Moment nieste Frodo genau in seinen Bart. „Bei Mahal, Kleiner!“ „Nun, das ist etwas widerlich.“ „Also“, sagte Thorin gedehnt, als er das Gemach betrat, „wie es scheint, wurde bei der Verteilung von Rotze, Erbrochenem und allen anderen Flüssigkeiten keinerlei Unterschied gemacht.“ „Wenn sich ein Kind übergeben muss, dann übergibt es sich einfach“, erklärte Óin, während er zwei Handvoll Holunderbeeren zu einer Paste für seine Elixiere pürierte.  „Letztendlich läuft alles darauf hinaus, dass man zu einer sehr falschen Zeit an einem sehr falschen Ort ist. Genau wie Glóins Bart.“ „Ich kann ihn dir jetzt abnehmen“, bot Thorin an. Begierig darauf, seinen verrotzten Bart gründlich zu waschen, übergab Glóin den Halbling seinem König und zog sich in den Waschraum zurück, um ihn schnell auszuspülen. Thorin schnitt über dem Kopf des Kindes eine Grimasse, wobei er sich stets vor einem weiteren Schwall Erbrochenem in seinem Haar oder auf seinem Schoß in Acht nahm. Das war eine, gelinde gesagt, unangenehme Erfahrung gewesen. „Wie sieht das südliche Tor der Rubinmine aus?“ fragte Glóin. Thorin seufzte. „Anscheinend ist ein großer Teil der Konstruktion, aus der die oberen Stützpfeiler bestehen, durch das Toben des Drachen einsturzgefährdet. Wir werden die meisten von ihnen neu aufbauen müssen, bevor dort unten wieder sicher gearbeitet werden kann.“ „Ich dachte mir schon, dass es ziemlich heikel aussieht“, gab Glóin zu. „Und der linke Haupttunnel der Diamantminen scheint in einem ähnlichen Zustand zu sein.“ Als Antwort gab Thorin nur ein Grummeln von sich. „Hier“, sagte Óin und überreichte dem König ein kleines Gefäß. „Das wird helfen, das Fieber zu bekämpfen. Er muss jede Stunde zwei Teelöffel davon einnehmen.“ Thorin starrte die grüne Flüssigkeit einen Moment lang nur an. „Haben die Elben das hergestellt?“ „Nein, ich habe es hergestellt“, blaffte Óin ihn an. „Und selbst wenn es so wäre, würde es einen Unterschied machen? Es erfüllt nur den einen Zweck, das Fieber des Jungen zu senken.“ „Ich denke nicht“, stimmte Thorin ihm zu. „Ich werde es ihm jetzt geben.“ Der König unter dem Berg war nicht sonderlich begeistert gewesen, als er gesehen hatte, dass Óin einige elbische Bücher zu Rate zog, denn sein Hass auf die Elben war ein allgegenwärtiges Hindernis bei seinem Regierungsansatz und sogar bei medizinischen Behandlungen. Bilbo hatte Thorin diesbezüglich deutlich die Meinung gesagt und verlangt, dass Óin jedes verfügbare Mittel nutzte, um Frodos Krankheit zu behandeln. Seitdem war der Zwergenkönig nur noch eine stumme, immer gegenwärtige Gestalt gewesen und hatte sich nicht mehr zu den vielfältigen Medikamenten geäußert, die Óin anwandte, um Frodos Symptome zu bekämpfen. „Was ist mit seinem Fieber?“ fragte Bilbo, als Thorin sich auf das Bett setzte, wo Fíli ebenfalls neben dem älteren Hobbit saß. „Ist es immer noch so hoch?“ Thorin strich mit den Fingern über die erhitzte Stirn des Halblings. „Ja, aber Óin hat ein Elixier zusammengemischt, das helfen sollte, es zu senken.“ „Mein Bauch tut weh“, wimmerte Frodo. „Und ich muss mal. Sofort.“ Als er sah, mit welcher Geschwindigkeit Thorin in den Waschraum sprintete, fiel sein ältester Neffe beinah lachend zu Boden. Selbst die geringste Möglichkeit, dass Frodo erbrach, genügte, um einen zugegebenermaßen sturen Zwergenkönig zum Rennen zu bewegen, denn er war verzweifelt darauf bedacht, den verschnupften Jungen rechtzeitig auf das Klosett zu bekommen, um sich vor einem weiteren Angriff der Körperflüssigkeiten zu retten. Für Fíli und Kíli waren über das Benehmen ihres Onkel nicht allzu verwundert, erinnerten sie sich nur zu gut daran, dass er ihrer Mutter oft geholfen hatte, wenn sie als kleine Kinder krank gewesen waren. „Unser Onkel mochte spuckende Kinder noch nie“, kicherte Fíli. Bilbo schniefte. „Ich mir nicht vorstellen, dass irgendjemand das tut.“ „Nein, ich meine, dass unser Onkel schon reichlich Erfahrung mit kranken Kindern hat“, entgegnete Fíli. „Er hat sich oft um Kíli und mich gekümmert, als wir klein und krank waren, im Bemühen, unserer Mutter zu helfen. Und wenn mich recht an damals und an die Worte meiner Mutter erinnere, was ich immer tue, dann hat Erbrochenes unseren Onkel schon immer erschreckt. Glücklicherweise sind Zwerge nicht sehr anfällig für Brechanfälle oder…andere körperliche Ausscheidungen, selbst wenn sie sehr krank sind. Nur die Kleinstkinder haben solche Beschwerden.“ „Nun ja, zu euer aller Leidwesen können wir Hobbits recht…flüssig sein, wenn wir krank sind oder etwas essen, das uns nicht bekommt“, erwiderte Bilbo, dessen Nase von all seinem Schniefen und Schnauben seit der vergangenen Nacht feuerrot war. „Und nach allem, was ich im Laufe der Jahre gehört habe, ist Frodos Befinden typisch für ein krankes Hobbitkind.“ „Nicht schon wieder“, stöhnte Thorin im Waschraum. „Ich glaube, wenn diese Woche vorüber ist, wird Onkel Thorin für immer einen Bogen um Kinder machen“, sagte Fíli grinsend. „Nach Kíli, Frodo und mir wird er, denke ich, für den Rest seines Lebens genug von kleinen kackenden und heulenden Wesen haben.“ Bilbo schnäuzte in ein Taschentuch. „Aber braucht er denn keinen Erben?“ „Wir sind seine Erben“, sagte Fíli mit einem Seitenblick auf den Hobbit. „In einer Zwergengesellschaft haben die Schwestersöhne genauso viel Anrecht auf den Thron wie die leiblichen Kinder des Königs. Es ist gar nicht so ungewöhnlich, dass das geeignetste Kind einer königlichen Zwergenfamilie anstelle eines direkten oder älteren Erben den Thron besteigt.“ „Das“, sagte Bilbo mit einem weiteren Niesen, „ergibt sogar recht viel Sinn.“ „Und es hält unfähige Schwachköpfe vom Thron fern“, fügte Fíli hinzu. „Die Königreiche der Menschen täten gut daran, dieses System zu übernehmen. Erebor wäre dem Untergang geweiht, würde man unserem lieben Kíli freie Bahn lassen. Das wäre entsetzlich.“ „Wer hat während Thorins Abwesenheit in den Blauen Bergen regiert?“ Fíli lächelte voller Stolz. „Dís, unsere Mutter. Sie wird in sechs Monaten mit der nächsten Karawane im Erebor ankommen. Nicht einmal Onkel Thorin wagt es, ihr zu widersprechen.  Sie ist die zäheste Zwergenfrau in ganz Mittelerde.“ „Das ist eine Untertreibung.“ Frodos Gesicht war gerötet, als Thorin mit ihm zurückkehrte und der kleine Junge beklagte sich darüber, dass seine Augen durch das Licht schmerzten und die Medizin furchtbar schmeckte. Der König brummte nur und gab ein zustimmendes „hm“ von sich, während ein verdächtig nasser Fleck auf seiner Tunika verriet, dass sie es wieder einmal nicht ganz rechtzeitig auf das Klosett geschafft hatten. „Lass dich von ihm nicht zum Narren halten“, kicherte Fíli. „Unsere Mutter ist die wahre Macht hinter Erebors Thron. Onkel Thorin fürchtet sie.“ „Und das aus gutem Grund“, lachte Balin, der gerade mit seinem Bruder von einer Besichtigung der äußeren Wälle zurückgekehrt war. „Dís war alles andere als begeistert davon, dass Thorin ihre beiden Söhne auf die Reise zum Erebor mitgenommen hat. In dem Moment, in dem sie ihre Schlachtennarben sieht, wird für Erebor ein neues Zeitalter anbrechen.“ „Ja, dann haben wir unsere erste Königin auf dem Thron“, prustete Dwalin. Der Zwergenkönig machte sich nicht einmal die Mühe, zu antworten, sondern schenkte stattdessen seine ganze Aufmerksamkeit Frodo, den er dazu bewegen musste, noch etwas Medizin einzunehmen. Unglücklicherweise war ein leidender Halbling jedoch ein ernstzunehmender Gegner und Thorins gesellschaftliche Stellung als König unter dem Berg bedeutete einem kranken Frodo Beutlin herzlich wenig. „Nein, das schmeckt ekelhaft.“ Thorin verzog das Gesicht, versuchte aber weiterhin beharrlich, den Teelöffel in Frodos Mund zu bekommen, während alle anderen im Raum herzhaft über die beiden kicherten. Er war der König des Erebor und er würde den Hobbit dazu bringen, seine Medizin einzunehmen. Wenn Glóin und Bofur Frodo dazu überreden konnten, das meiste von diesem ekelhaften Zeug zu schlucken, dann gelang das Thorin Eichenschild ganz sicher auch. „Und du wirst dich sogar noch…ekelhafter fühlen, wenn du das nicht einnimmst, Kleiner“, sagte Thorin mit sehr viel mehr Geduld, als er in diesem Moment zu haben glaubte. „Jetzt mach den Mund auf und schluck das runter. Oder ich werde Dwalin befehlen, es an meiner Stelle zu tun. Ich glaube kaum, dass du das willst, oder?“ „Was?“ Der Kopf des großen Zwerges tauchte hinter einem der Lehnstühle auf, die vor dem Kamin standen. „Mach mich hier nicht zu einem Bösewicht.“ „Es liegt an den Tätowierungen“, erklärte Fíli, während Thorin Frodo den letzten Rest der ekelhaften grünen Medizin gab. „Sie verängstigen Hobbitkinder. Wusstest du das nicht?“ „Nein.“ Bilbo seufzte über die kindischen Späße des blonden Zwerges. „Fíli macht nur Spaß, Dwalin. Frodo findet deine Tätowierungen interessant. Aber natürlich habe ich ihm auch nicht erklärt, wie du sie bekommen hast.“ „Ich glaube nicht, dass du das wissen willst“, seufzte Balin. „Und im Laufe des letzten Jahres sind auch ein paar neue hinzugekommen.“ „Ihhhhhh!“ quietschte Frodo in diesem Moment. „Bäh, bäh, bäh!“ „Siehst du, so schlimm war das doch gar nicht, oder?“ sagte Thorin mit einem triumphierenden Lächeln. „Für das ganze Wimmern und Murren gab es gar keinen Grund.“ Frodos trotziges Gesicht bot einen unvergesslichen Anblick. „Ich mag dich nicht mehr.“ Der kleine Junge krabbelte von Thorins Schoß herunter und direkt in die Arme eines nichtsahnenden Balin, wo er sein Gesicht mit einem trockenen Husten in dem Bart des älteren Zwerges vergrub. Unsicher, was er von dieser Situation halten sollte, entfuhr Balin ein lautes, entnervtes Seufzen, bevor er seinem König ein entschuldigendes Lächeln zuwarf. „Wie mir scheint, ist der Junge im Moment ein klein wenig unglücklich.“ Er klopfte dem verdrossenen Zwerg leicht auf die Schulter. „Das geht bald wieder vorüber.“ Und damit sollte er Recht behalten, denn einige Stunden später war es tatsächlich wieder vorüber. Bilbo war kurz vor Mittag mit schmerzenden Gelenken eingeschlafen und auch sein Kopf hatte sich angefühlt, als wäre er mit einem Vorschlaghammer bearbeitet worden. Seine Träume waren verworren und unruhig, doch aufgrund des Fiebers konnte er sich an nichts mehr erinnern, als er schließlich am späten Abend, kurz nach Sonnenuntergang, wieder aufwachte. Sobald er seinen Kopf auf dem Kissen zur Seite wandte, fiel sein Blick auf Thorin, der nah an seiner linken Seite lag und auf Frodo, der sich genau zwischen ihnen beiden befand. „Fühlst du dich jetzt etwas besser?“ Als Bilbo einen Moment später nach rechts schaute, sah er, dass Kíli an ihn gekuschelt im Bett saß, mit einigen Holzstücken in verschiedenen Größen, die  über seinen zugedeckten Beinen auf dem Bett verstreut lagen. Der junge Zwerg hatte einen kleinen, geschnitzten Bären auf dem Schoß, der Beorn, wie für alle Mitglieder der Gemeinschaft unverkennbar war, verblüffend ähnlich sah. „Nicht wirklich“, gestand Bilbo. „Mein Kopf fühlt sich immer noch an, als hätte Glóin ihn mit seinem Hammer bearbeitet. Geht es Frodo gut?“ „Sein Fieber hat vor einer Weile seinen Höhepunkt erreicht“, antwortete Kíli. „Deshalb hat Onkel Thorin ihn neben sich eingewickelt. Aber er hat es geschafft, etwas von Bomburs Suppe bei sich zu behalten, ohne dass er in den Waschraum musste. Óin sagt, das wäre ein gutes Zeichen. Oh, und sei vorsichtig, wenn du deine Beine ausstreckst. Fíli schläft dort unten.“ Bilbo tastete behutsam nach dem schlafenden Zwerg, der in der Nähe seiner Füße lag und ein müdes Lächeln fand den Weg in sein Gesicht, als Fíli leise schniefte und sich etwas näher zu ihnen herüberrobbte. Obwohl Bilbo sich noch immer wie Trollmist fühlte, freute er sich darüber, die vier liebsten Personen, die ihm am wichtigsten waren, in seiner Nähe zu haben. Und mit einem flüchtigen Blick durch den Raum entdeckte der Hobbit gleich darauf Óin, Bifur, Bofur und Dori, die vor dem Kamin saßen und in ein Gespräch vertieft waren. Das leise Rascheln von Papier und Büchern außerhalb seines Blickfeldes verriet ihm nur einen Moment später, dass sich auch Ori in dem Gemach aufhielt. In Gedanken fügte er der Liste noch fünf weitere Namen hinzu. „Was meinst du?“ fragte Kíli und hielt den hölzernen Bären hoch, damit Bilbo ihn sich anschauen konnte und im Vergleich zu dem üblichen verschmitzten Grinsen, dass er für gewöhnlich zur Schau trug, sah er in diesem Moment ungewohnt schüchtern aus. „Fíli hat vorhin an einem kleinen Adler gearbeitet, der so aussah, wie die riesigen, die Gandalf gerufen hat, um uns zu retten. Ich glaube, ich habe den Bereich um die Schnauze herum ein bisschen zu kurz geschnitzt, aber…“ „Er sieht großartig aus, Kíli“, versicherte Bilbo ihm und hob eine Hand, um den Kopf des jungen Zwerges zu tätscheln. „Der schönste Bär, den ich jemals gesehen habe. Frodo wird ihn lieben.“ Der Braunhaarige schenkte ihm ein breites Lächeln und kuschelte sich wieder auf den kleinen Platz, neben Bilbo, den er sich ausgesucht hatte. Eine dicke Narbe, die über eine Seite seines Halses verlief, zeugte deutlich davon, wie knapp der jüngste Prinz an jenem schicksalhaften Tag dem Tod entronnen war. Ein heftiger Ansturm väterlichen Beschützerinstinkts für den unbekümmerten Zwerg erfüllte Bilbo und er streckte eine klamme Hand aus, um mit seinen Fingern durch das Haar des Brünetten zu streicheln, ein beruhigendes Ritual, das er sich in jenen Tagen angewöhnt hatte, in denen Kílis Schicksal ihm allzu dunkel erschienen war. In Zeiten wie diesen erinnerte sich Bilbo wieder daran, dass Kíli in Zwergenjahren noch kaum mehr als ein Kind war. „Du könntest es als nächstes mit einigen Honigbienen versuchen“, schlug Bilbo vor. „Wie die riesigen, die Beorn in seinem Garten gehalten hat. Die größten Bienen, die ich jemals in meinem Leben gesehen habe.“ „Oder die Kaninchen“, sagte Kíli und gab Bilbo noch etwas Medizin gegen seinen Husten und einen frischen Klecks des Einreibemittels für seine Atemwege. „Die, die Radagast vor seinen Schlitten gespannt hatte. Die schnellen kleinen Kerle sind den Wargen ohne große Probleme davongelaufen.“ „Und die Kühe, die waren auch ganz schön…“ Keiner der beiden bemerkte den Zwergenkönig zu ihrer Linken, der die anderen vier im Bett liegenden Personen mit einem liebevollen Lächeln anschaute. Heute Abend konnten seine königlichen Pflichten noch für einige wenige Stunden warten. .o°O°o. _____________________________ .o°O°o..O.o° °o.O¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯ O.o° °o.O. Kapitel 10: Kapitel 10 ---------------------- .o°O°o. _____________________________ .o°O°o..O.o° °o.O¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯ O.o° °o.O.   An Unexpected Addition – Unerwarteter Familienzuwachs   Teil 10   Autor:   karategal   Übersetzer:   Lady Gisborne   P16-slash   Inhalt:   [Autorisierte Übersetzung] Alle Zwerge überleben die Schlacht der fünf Heere, doch Bilbo muss ins Auenland zurückkehren, um sein altes Leben in Ordnung zu bringen und den Weg für ein neues Leben im Erebor zu ebnen. Ein Jahr später kehrt er mit einem vor kurzem verwaisten Frodo zum Einsamen Berg zurück. Thorin ist sich nicht ganz sicher, was er von diesem neuen, winzigen Zuwachs zu seiner Gemeinschaft halten soll.   Disclaimer:   Bei dieser Geschichte handelt es sich um eine autorisierte Übersetzung von karategals englischer Originalstory An Unexpected Addition. Die Charaktere und Orte gehören selbstverständlich Professor Tolkien bzw. seinen Erben und ich verdiene mit dieser Story bzw. Übersetzung kein Geld, sondern schreibe nur aus Spaß an der Freude. ^^   Link zur Originalstory:   An Unexpected Addition   ♔~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ♥ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~♔ „Du verwöhnst sie.“ Zwei Wochen später hatten die Hobbits ihre Krankheit überstanden, wobei Bilbo sich sehr viel schneller erholt hatte, als sein kleiner Neffe. Noch lange nachdem die übrigen Symptome abgeklungen waren, hatten Frodos trockener Husten und sein keuchender Atem angedauert und waren für den neugierigen kleinen Hobbit gewesen. Um eine vollständige Genesung zu gewährleisten, hatte Óin Bilbo jedoch geraten, dafür zu sorgen, dass Frodo, abgesehen von gelegentlichen Ausflügen auf die äußeren Wälle, damit er dort frische Luft schnappen konnte, ihr Schlafgemach und den Königlichen Flügel vorerst nich nicht verließ.  Da er schon immer ein einfallsreicher Hobbit gewesen war, hatte Bilbo kurzerhand beschlossen, die Zeit zwischen diesen Ausflügen zu nutzen, um die Bücher, die er aus der Bibliothek mitgenommen hatte, zu lesen und die Erinnerung an seine liebsten Koch- und Backrezepte aufzufrischen. „Sie verdienen es, ein wenig verwöhnt zu werden“, hielt Bilbo dagegen. „Nach allem, was sie in den letzten Jahren durchgemacht und wofür sie so lange gekämpft haben. Und sie sind gute Jungs. Also, willst du mir immer noch helfen oder soll ich mir einen anderen Freiwilligen suchen?“ „Also gut“, brummte Thorin, streckte die Hand aus und nahm sich einen Bissen von einer der Kirschtorten, an denen Bilbo den ganzen Nachmittag gearbeitet hatte. „Sie schmeckt…köstlich.“ „Ausgezeichnet“, rief Bilbo aus. „Ich bin auch schon fast mit den Vanilletörtchen fertig. Sobald ich sie glasiert habe, sind wir bereit für eine Halle voller hungriger Zwerge.“ „Fíli mochte die Kuchenglasur schon immer am liebsten“, sagte Thorin. Bilbo lachte leise auf. „Er hat die glasierten Plätzchen, die ich neulich gebacken habe, geradezu verschlungen. Deshalb gebe ich besonders viel Glasur auf diese Törtchen.“ „Und was ist mit dem Möhrenkuchen?“ „Oh, der ist für mich“, sagte Bilbo mit einem unbekümmerten Lächeln. „Ich habe Möhren schon immer geliebt und wenn niemand sonst davon essen will, dann bleibt umso mehr für mich übrig.“ Thorins ließ seinen Blick über die Tische schweifen, die mit warmem Essen und einer Vielzahl verschiedenster Backwaren gedeckt waren. „Wo hast du alle diese Zutaten nur herbekommen? Unsere Märkte sind gut bestückt, aber eine so vielfältige Auswahl gibt es dort sicherlich nicht.“ „Bombur kennt in Thal einen Händler aus dem Volk der Menschen“, erklärte Bilbo. „Anscheinend reist er regelmäßig in den Süden und wenn man ihn bei seiner Ankunft früh genug antrifft, hat er noch viele dieser Zutaten auf Lager. Ich habe ihn am ersten Tag aufgesucht.“ Thorin half Bilbo, alles von Bananenmuffins bis hin zu Auenlandpasteten, gefülltem Kürbis und Erdbeer-Käsekuchen auf den Tischen abzustellen. Die Kirschtorten und Vanilletörtchen wanderten, nachdem sie glasiert worden waren, an das linke Ende der Tafel und direkt daneben erhielten Bilbos persönlich zubereitete Orangenmarmelade und das Teegebäck ihren Platz. Mehrere Laibe Apfelbrot, die nach einem alten Rezept, das er von Belladonna Tuck geerbt hatte, gebacken wurden, rösteten noch in den Öfen. Danach kamen dampfende Platten und Schüsseln mit gebratenen Kartoffeln und Zwiebeln an die Reihe, gefolgt von einem Möhrenkuchen, einem warmen Topfkuchen und einem gemischten Salat für diejenigen, die sich nicht davor fürchteten, grünes Essen anzurühren. Auf dem Herd standen außerdem zwei große Töpfe mit cremiger Pilz- und Cheddarkäsesuppe. „Na bitte“, sagte Bilbo mit einem erleichterten Seufzen. „Alles fertig und bereit, von den Zwergen verzehrt zu werden. Haben wir auch Gabeln und Löffel?“ Thorin verdrehte die Augen und deutete auf eine Ecke des Tisches. „Ich kann nicht dafür garantieren, dass sie wirklich benutzt werden, aber immerhin liegen sie, um deinen Hobbitgewohnheiten Genüge zu tun, bereit.“ „Das hast du von Kíli, nicht wahr?“ neckte ihn Bilbo. „Wie der Onkel, so der Neffe. Ich werde die Augen nach seinen anderen…zwergischen Gepflogenheiten offenhalten müssen.“ Der Hobbit stand am Herd und begutachtete seine Pilzsuppe sorgfältig auf Unstimmigkeiten in der Konsistenz oder im allgemeinen Geschmack. Dabei bemerkte er kaum, wie sich ihm der Zwergenkönig näherte, denn er konzentrierte sich voll und ganz darauf, das schmackhafteste Festessen für seine Freunde und sein kleines Familienmitglied zuzubereiten. Deshalb kam das unerwartete Gefühl von Thorins großer Hand, die sich auf seinen unteren Rücken legte, mehr als ein wenig überraschend für Bilbo und führte dazu, dass ihm ein mitleiderregendes Piepsen entfuhr, worauf Thorin nur leise und belustigt lachte und es nicht für nötig hielt, sich auch nur das kleinste Stück zu bewegen. Röte breitete sich auf Bilbos ganzem Körper aus und auch die Spitzen seiner Ohren wurden feuerrot vor Verlegenheit und etwas anderem, dem der Hobbit lieber keinen Namen geben oder auf das er näher eingehen wollte. Schließlich war es töricht, derart lächerlichen Hirngespinsten zu erlauben, einen Schatten auf sein alltägliches Leben zu werfen. „Ich hätte dir einen Schlag mit der Suppenkelle verpassen können“, warnte Bilbo ihn. „Tod durch Cheddarkäsesuppe und einen Holzlöffel ist nicht die würdevollste Art für einen König, sein Ende zu finden. Besonders nicht, wenn obendrein noch die Hände eines Hobbits dafür verantwortlich sind.“ „Ich könnte mir schlimmere Arten zu sterben vorstellen“, murmelte Thorin. Sein Verhalten brachte Bilbo gründlich aus der Fassung und er versuchte, sich auf dieSuppen zu konzentrieren, was ihm jedoch nicht gelingen wollte. „Die Patrouillen sollten inzwischen längst beendet sein. Sobald meine Neffen von deinen Kochkünsten Wind bekommen, wird hier das Chaos ausbrechen. Brauchst du noch bei irgendetwas Hilfe?“ Bilbo bemühte sich redlich, nicht zu stottern oder sich vollkommen lächerlich zu machen. „Nun ja, diese Suppe hier muss noch ein wenig…“ „Was duftet hier so?!“ Kílis aufgeregte Stimme riss Bilbo aus seiner Erstarrung, in der er vor Verlegenheit  gefallen war und ließ ihn abrupt herumfahren, denn er war neugierig, wie der erste Anblick seines Festessens aufgenommen werden würde. Mit den Neffen des Königs kam Bilbo gut aus, denn in den Augen eines Hobbits waren ihre Gesichter offen und auch ihre Handlungsweise war unkompliziert. Thorin hingegen war ein verwirrendes Rätsel, das sich bei jedem beliebigen Thema sein Gesicht aus einer Laune heraus verändern konnte. Meistens hatte Bilbo dagegen nichts einzuwenden, denn tief in seinem Innersten fiel es ihm leicht, die stoische Persönlichkeit des Zwergenkönigs zu akzeptieren. Aber an einem Tag wie diesem, an dem Thorin recht viel Zeit in seiner unmittelbaren Nähe verbrachte, wurde es für ihn zunehmend schwieriger, bestimmte…Gefühle sicher hinter Schloss und Riegel zu verbergen. Seine Aufmerksamkeit und Nervosität nun auf Fíli und Kíli zu konzentrieren, war der perfekte Ausweg für den Hobbit. „Oh Mahal, wir sind gestorben!“ Die Neffen des Königs standen in der Tür zum Speisesaal und ihre verwirrten Gesichter wie auch ihre zuckenden Finger  zeugten mehr als deutlich davon, wie köstlich Bilbos Festessen aussah. Mit ihrer Reaktion höchst zufrieden schaute Bilbo nach rechts und war nicht wenig erstaunt, ein kleines, glückliches Lächeln in Thorins Gesicht zu sehen. „Nun steht dort nicht so herum“, schalt Thorin die beiden. „Kommt herein und bedankt euch bei Bilbo für das Festessen. Und hört vor allem auf, Fliegen zu fangen. Eure Mutter wäre über euer Benehmen entsetzt.“ Noch bevor ihr Onkel seine Moralpredigt beendet hatte, hatten die beiden heranwachsenden Zwerge hatten den Raum durchquert und umarmten Bilbo. Sie jauchzten, jubelten und beteuerten dem Hobbit, ihn auf der ganzen Welt am liebsten zu haben. Bilbo hielt sich einfach nur an ihnen fest, wobei er beinah an einer Flocke blonden Haares erstickte, die ihren Weg in seinen Mund gefunden hatte. „Ich rieche Käse“, meinte Kíli. „Ahhh, ja, das muss die Cheddarkäsesuppe sein“, stellte Bilbo fest, der noch immer von Fílis Armen umschlungen wurde. „Und wahrscheinlich auch der Topfkuchen dort drüben, denn in diesem Gericht ist auch einiges an Käse.“ „Das ist wundervoll“, rief Fíli aus und eilte zum Tisch hinüber, um sich ein Törtchen zu schnappen und es sich in den Mund zu stopfen. „Ich kann einfach nicht glauben, dass du…“ „Ah, ah, ah“, sagte Bilbo und griff nach dem glasierten Törtchen, um es zurück auf den Tisch zu legen. „Es gibt keinen Nachtisch, bevor ihr nicht wenigsten etwas vom Hauptgericht gegessen habt. Und das sind alle Gerichte, die dort drüben stehen.“ Kíli stupste eines davon mit seiner Fingerspitze an. „Das ist ein gefüllter Kürbis.“ „Er besitzt eine schnelle Auffassungsgabe, nicht wahr?“ sagte Bilbo zu Thorin. „Das muss wohl in der Familie liegen.“ „Hast du eine Ahnung.“ „Also, wenn es irgendetwas gibt, das ihr unbedingt essen wollt, dann nehmt es euch besser jetzt“, warnte Bilbo sie. „Die anderen müssten auch bald kommen und wenn Bombur das alles erst sieht… Nun, ich denke, ihr beiden könnte euch vorstellen, was dann passiert.“ „Er hat Bananenmuffins gebacken!“ „Oh, und er hat gebratene Kartoffeln gemacht! Die anderen müssen einfach…“ Bilbo lächelte und freute sich darüber, den beiden jungen Zwerge mit dem Festessen, mit dessen Vorbereitung er sich für sie abgemüht hatte, eine solche Freude bereitet zu haben. Während sie Thorin von ihren Patrouillen erzählten, tischte er ihnen einige Schüsseln mit herzhafter Suppe darin auf und tätschelte sanft ihre Wuschelköpfe, als er die einzelnen Schalen vor ihnen abstellte. Bilbo mochte, anders als viele der Zwerge Erebors kein Krieger, Schmied oder Bergarbeiter sein, aber der Hobbit konnte seine eigenen, besonderen Fähigkeiten auf andere Weise nutzen, um den anstrengenden Wiederaufbau zu unterstützen und die Gemeinschaft zu verköstigen oder einen Stapel alter Abschriften aufzustöbern der sicherste Weg war, dann würde Bilbo genau das tun. „Und das gewürzte Rindfleisch müsste genau jetzt fertig sein“, verkündete Bilbo, bevor er zum Ofen hinüberging und das Fleisch herauszog, wobei Fílis aufgeregtes Jauchzen wie Musik in seinen Ohren klang. „Ich habe das Beste für den Abschluss aufgehoben, meine lieben Jungs.“ „Was ist das für ein himmlischer Duft?“ Balin betrat mit Frodo an seiner Seite den Speisesaal, wobei der Junge einen weiteren Stapel Bücher und Märchen auf seinen kleinen Armen trug. Der ältere Zwerg hatte Frodo jeden Nachmittag in seine Obhut genommen,  um ihm die lange Geschichte Erebors beizubringen, ihm zu erklären, wie die Arbeit in den Minen vonstattenging und ihn sogar ein paar Worte Khuzdul zu lehren. Letzteres hatte Bilbo aufrichtig erstaunt, da er immer gehört hatte, dass in ganz Mittelerde bekannt war, wie eifersüchtig die Zwerge das Geheimnis ihrer Sprache hüteten. Als er Thorin darauf angesprochen hatte, hatte der König unter dem Berg jedoch lediglich geantwortet, dass sehr wenige Außenstehende jemals in Zwergenstädten lebten und deshalb wurde sehr wenigen Angehörigen anderer Völker jemals genug vertraut, um ihnen diese Sprache beizubringen. Anscheinend wurde bei Frodo und ihm eine äußerst seltene Ausnahme gemacht. „Bilbo hat uns ein Festessen zubereitet!“ rief Kíli. „Es schmeckt köstlich! Hey, hol dir deine eigenen Kartoffeln und  deinen eigenen Apfelmost, das gehört mir!“ Balin lachte leise auf und setzte sich an den Tisch. „Du verwöhnst uns wirklich, Meister Hobbit! Und ist das gewürztes Rindfleisch, das ich dort drüben sehe?“ „In der Tat“, bestätigte Bilbo und warf Thorin einen zufriedenen Blick zu. „Wie ich gehört habe, ist das eines deiner Lieblingsgerichte.  Und für Dwalin habe ich Kürbistörtchen gebacken.“ „Oh, darüber wird er sich mächtig freuen“, erwiderte Balin lächelnd. „Unsere Mutter hat früher, als er noch ein Kind war, einmal im Monat eine riesige Ladung davon für ihn gebacken. Ich würde sagen, es ist ungefähr acht Jahre her, seit er das letzte Mal welche gegessen hat.“ „Also gut, nun, da ich hier bin, wird er auf jeden Fall öfter welche bekommen“, sagte Bilbo, während er Balin etwas Suppe auftischte. „Irgendwie muss ich mich schließlich nützlich machen und ich habe schon mein Leben lang ein Talent zum Kochen gehabt, also warum nicht?“ Unerwartet wurde eine Hand auf seine Schulter gelegt. „Du bist auch ohne das alles sehr nützlich. Wir alle freuen uns einfach nur, unseren Meisterdieb  wiederzuhaben.“ Bilbo schaute zu Thorin auf und fühlte sich mehr als ein wenig hilflos, wusste nicht, was er dazu… „Gefüllter Kürbis!“ Sein Neffe stand auf einer der Sitzbänke und beugte sich vor, um sich ein Stück Möhre zu schnappen, das aus besagtem Kürbis herausgekleckert war. Bei diesem Anblick bäumte sich die Beutlin-Seite in Bilbo auf und ließ ihn an den Zwergen vorbeistürmen. „Frodo Beutlin, du kommst sofort von dieser Bank herunter!“ mahnte Bilbo. „Ich habe dir nicht beigebracht, dich am Abendbrottisch so ungehobelt zu benehmen. Und schau dir nur deine Hände an! So schmutzig habe ich sie nicht mehr gesehen, seit…“ Die beiden jüngeren Zwerge sahen Bilbo einfach nur zu, der über die fürchterliche Mischung aus Schmutz und Essen schimpfte, Frodos Gesicht sowie seine Gliedmaßen abschrubbte und ihn daran erinnerte, dass wohlerzogene Hobbitjungen sich nicht wie wilde, ungezähmte Hunde auf ihr Essen stürzten. Kíli schaute auf seine rechte Hand hinunter und bemerkte die ansehnliche Menge an Schmutz und Blut, die sich unter seinen Fingernägeln festgesetzt hatte. Er riskierte einen weiteren Blick zu Bilbo hinauf, der seinen Bruder und ihn selbst nun mit verschränkten Armen musterte, wobei seine Haltung die beiden sehr an ihre Mutter Dís erinnerte. „Ähm…“ Bilbo deutete auf das Spülbecken. „Geht dort hinüber und wascht euch. Ich werde nicht zulassen, dass Frodo herumläuft wie eines von Bauer Maggots preisgekrönten Schweinen, nur weil er versucht, einem von euch vor Dreck starrenden Zwergen nachzueifern. Und damit bist auch du gemeint, Dwalin.“ Der hochgewachsene Zwergenkrieger war gerade hinzugekommen und hatte kaum den Speisesaal betreten, als ihn Bilbo auch schon in Richtung des Spülbeckens schob. Verdutzt und mit weit aufgerissenen Augen leistete er nicht den geringsten Widerstand, denn er war zu sehr darauf bedacht, etwas von dem Essen zu bekommen, als dass er sich darum gekümmert hätte. „Wasch dich und dann kannst du etwas essen“, wies ihn Bilbo an, bevor er auch Thorin herüberschleifte. „Für dich habe ich ein Tablett mit Kürbistörtchen auf die Anrichte gestellt, Dwalin.“ „Wirklich?“ „Sie gehören alle dir“, bestätigte Bilbo. „Aber lass die Blaubeertorten, die daneben stehen, in Frieden. Die gebe ich Bifur, sobald er kommt.“ Frodo zupfte an der Hose seines Onkels und streckte ihm zur Überprüfung seine Arme entgegen. „Ist alles sauber?“ „Alles ist sauber.“ Er schob den kleinen Hobbit auf den Tisch zu. „Jetzt setz dich neben Thorin und er wird dir mit deinem Essen helfen.“ Der Zwergenkönig sah recht verblüfft aus, doch Bilbo vertraute ihm. „Hier hast du eine Serviette. Guten Appetit.“ Der Rest der Gemeinschaft strömte nun recht schnell herbei und jeder einzelne von ihnen hielt beim Betreten des Speisesaales seine Nase in die Luft, als wären sie ein Rudel Hunde. Bifur und Bombur waren am meisten erfreut und ersterer schloss Bilbo in eine ungestüme Umarmung, als dieser ihm die Blaubeertorten brachte. Auch Bombur freute sich natürlich sehr darüber, dass jemand anders als er selbst das Essen zubereitet hatte, nachdem er sich bereits den ganzen Tag lang in Erebors Hauptküchen abgemüht hatte. „Darf ich jetzt etwas Nachtisch haben?“ fragte Kíli nachdem er seine dritte Schüssel des Hauptgerichtes geleert hatte, denn kurz zuvor hatte er sich bereits einen Klaps mit einem Geschirrtuch eingefangen, weil er sich ein paar Totenstücke geschnappt hatte und unter diesen Umständen war der junge Zwerg dem Hobbit gegenüber mehr als ein nur wenig vorsichtig. „Siehst du, ich stehle nichts.“ „Natürlich, aber nimm deine Gabel.“ Der junge Zwerg schenkte ihm ein breites Lächeln, bevor er seine dunklen Augen über den Tisch schweifen ließ, um zu entscheiden, womit er sich als nächstes den Bauch vollschlagen wollte. Inzwischen saßen alle am Tisch, Bilbo selbst eingeschlossen, deshalb war es sehr eng, laut und ausgelassen, während alle Zwerge ihrem liebsten Zeitvertreib, dem Schlemmen, nachgingen. Sogar Thorin schien sich zu entspannen und aß ruhig seine große Schüssel voller Pilzsuppe, während sich Frodo auf seinem Schoß über ein Stück Kirschtorte hermachte. Wohl zum allerersten Mal sah der König unter dem Berg wirklich glücklich und zufrieden aus und das war etwas, das Bilbo in Zukunft noch öfter zu sehen hoffte. „Reich mir den Erdbeer-Käsekuchen! Hier herüber!“ „Mmmm, Kürbis…“ Und es war, wie Gandalf einst selbst in Beutelsend gesagt hatte, eine sehr muntere Versammlung. .o°O°o. _____________________________ .o°O°o..O.o° °o.O¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯ O.o° °o.O. Kapitel 11: Kapitel 11 ---------------------- .o°O°o. _____________________________ .o°O°o..O.o° °o.O¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯ O.o° °o.O.   An Unexpected Addition – Unerwarteter Familienzuwachs   Teil 11   Autor:   karategal   Übersetzer:   Lady Gisborne   P16-slash   Inhalt:   [Autorisierte Übersetzung] Alle Zwerge überleben die Schlacht der fünf Heere, doch Bilbo muss ins Auenland zurückkehren, um sein altes Leben in Ordnung zu bringen und den Weg für ein neues Leben im Erebor zu ebnen. Ein Jahr später kehrt er mit einem vor kurzem verwaisten Frodo zum Einsamen Berg zurück. Thorin ist sich nicht ganz sicher, was er von diesem neuen, winzigen Zuwachs zu seiner Gemeinschaft halten soll.   Disclaimer:   Bei dieser Geschichte handelt es sich um eine autorisierte Übersetzung von karategals englischer Originalstory An Unexpected Addition. Die Charaktere und Orte gehören selbstverständlich Professor Tolkien bzw. seinen Erben und ich verdiene mit dieser Story bzw. Übersetzung kein Geld, sondern schreibe nur aus Spaß an der Freude. ^^   Link zur Originalstory: An Unexpected Addition   ♔~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ♥ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~♔ „Stell deine Füße noch ein klein wenig weiter auseinander. Ja, genau so.“ Das Trainingsgelände Erebors war oberhalb der riesigen äußeren Wälle gebaut worden, wobei die langen Befestigungsanlagen waren mit kleinen Gras- und Schmutzflächen gesprenkelt waren, sodass die Zwerge die Stadt nicht verlassen mussten, um auf etwas anderem als hartem Stein zu trainieren. Bilbo hatte sich gerade auf eine Bank gesetzt, die neben einem dieser grasigen Flecken stand und hatte einen Stapel alter Entwürfe, die allesamt dringend einer Restaurierung bedurften, auf seinen Schoß sowie an seine rechte Seite gelegt. Schon daheim im Auenland hatte der Hobbit des Öfteren Dokumente restauriert, weshalb er mit dieser Tätigkeit, die wiederum den Arbeitern, die mit dem Wiederaufbau der Minen beschäftigt waren, von Nutzen sein würde, vertraut war. Augenscheinlich war auf diesen Plänen einer der ältesten und ergiebigsten Schächte im Einsamen Berg kartographiert worden und aus diesem Grund waren Thorin und Balin begeistert gewesen, als er ihnen sein Wissen zur Verfügung gestellt hatte, um alle diese Pläne ohne bleibende Schäden zu restaurieren. „Wenn du deine Knie durchstreckst, kann dein Feind gegen sie treten und dir dort die brechen“, erklärte Dwalin, der mit Frodo in der Mitte des Trainingsfeldes stand. „Halte sie also immer so gebeugt wie jetzt.“ Bilbo schaute lächelnd zu den beiden hinüber. „Ich glaube, Dwalin macht das wirklich gerne.“ „Er konnte schon immer gut mit Kindern umgehen“, bestätigte Balin. Der ältere Zwerg saß ein Stück weit rechts von Bilbo und trug vorsichtig einige Chemikalien auf, die er gekauft und gesammelt hatte, um mit ihnen die Pläne der Diamantmine zu restaurieren. „Aufgrund seines Aussehens und seines ruppigen Benehmens erwarten das nur wenige von ihm. Er hat Fíli und Kíli trainiert, musst du wissen.“ „Tatsächlich? Nun, das erklärt sicherlich, warum sie ihn so sehr bewundern“, erwiderte Bilbo mit seiner neuen Pfeife, die er in seinem Zimmer gefunden hatte, im Mund. Sie war in einem wunderschönen, einem Drachen nachempfundenen Muster gestaltet. „Es ergibt Sinn, dass vor allem er die beiden ausgebildet hat, wann immer Thorin nicht bei ihnen sein konnte.“ „Ja, und ich denke, Dwalin hat das vermisst, nachdem die Jungs nicht mehr jeden Tag trainieren mussten“, erklärte Balin. „Einen Palast in den Blauen Bergen zu bewachen kann innerhalb einiger Jahre recht eintönig und ermüdend werden, denn es gibt nur sehr wenig Abwechslung und wenn es etwas gibt, das meinem kleinen Bruder Freude bereitet, ist es Aufregung.“ „Also, falls irgendjemand jemals versuchen sollte, dich von hinten zu packen, dann greif nach einem Ohr und drehe einmal daran, so fest du kannst, dann sucht beinah jeder schreiend das Weite.“ Diese Feststellung ließ Bilbo zusammenfahren. „Nun, die letzten Jahre waren für uns voller Betriebsamkeit und ich persönliche finde die momentane Ruhepause recht angenehm.“ „Oder stich ihnen in die Augen! Das Volk oder die Größe spielt dabei keine Rolle. Wenn du mit deinem Finger oder einem Messer in ein Auge stichst, lassen sie sofort von dir ab.“ „Ich hoffe inständig, dass Frodo keinen dieser Ratschläge jemals anwenden muss“, seufzte Bilbo. „Es wäre wirklich schön, wenn er nicht in seinem eigenen Heim um sein Leben kämpfen müsste. Hobbits sind nicht zum Kämpfen gemacht, wie ich euch auf unserer Reise bereits mehr als deutlich bewiesen habe.“ „Aber du kannst dich sehr gut anschleichen“, hielt Balin dagegen. „Und bei allem, das mein Bruder dem Jungen beibringt, geht es um Verteidigung und Flucht und das ist eine Art zu kämpfen, die, wie ich glaube, für Hobbits wie euch beide recht nützlich sein kann.“ „Wenn wir es wollen, können wir beinah lautlos sein“, gab Bilbo grinsend zu. „Frodo hat eine ganze Woche lang Kílis Pfeile stibitzt und anscheinend kann dieser sie noch immer nicht finden.“ Diese Geschichte entlockte Balin ein Lachen. „Es ist schön zu sehen, dass dieser Bengel einmal seine eigene Medizin kosten muss. Ein würdiger Gegner für ihn, könnte man sagen.“ „Onkel! Sieh doch, sieh doch!“ „Du hast meine volle Aufmerksamkeit, Frodo. Was gibt es denn?“ Der kleine Hobbit stand mit konzentriertem Blick und mit zum Angriff bereiten Händen vor Dwalin. Bilbo konnte nur mit Mühe ein Lächeln unterdrücken, denn zu sehen, wie Frodo immer wieder zu Dwalin aufsah, um von ihm bestätigt zu bekommen, dass er die entsprechende Handlung oder Bewegung richtig ausführte, belustigte ihn zutiefst. „Es gibt fünf Schwerpunkte für einen Angriff“, sagte Frodo und deutete auf jede einzelne der betreffenden Stellen an Dwalins Körper. „Die Ohren verdrehen, in die Augen stechen,  gegen die Knie treten, in die Leisten schlagen und die Nase brechen. Und wenn das nicht wirkt, dann beißt man einfach zu.“ „Sehr schnell, wirkungsvoll und hobbitfreundlich“, fügte Dwalin hinzu. „Das ist großartig, Frodo.“ „Gute Arbeit, Junge.“ Frodo schenkte den beiden ein stolzes Lächeln, bevor er sich wieder Dwalin zuwandte und eine weitere Zweikampfrunde verlangte, um seine gerade erlernten Bewegungen zu üben. Sogar Zwergenkinder schinen kaum noch zu sehen zu sein, was eine direkte Folge der hohen Sterblichkeitsrate war, die die Zwergenstädte und ihre gesamte Bevölkerung in den letzten hundert Jahren heimgesucht hatte. Frodo war einer der wenigen Heranwachsenden, die es im Erebor überhaupt gab und die meisten anderen waren, gemeinsam mit ihren Zwergenmüttern, mit der letzten Karawane zum Einsamen Berg übergesiedelt. Und obwohl Bilbo von der Bevölkerung noch nicht sehr viel gesehen hatte, war nicht zu übersehen, dass die Männer im Vergleich zu den Frauen und Kindern weit in der Überzahl waren. Und das war bei keinem Volk ein gutes Zeichen. „Ich habe sie endlich fertig“, sagte eine vertraute Stimme links neben Bilbo. „Eine oder zwei herunter gefallene Maschen im linken Handschuh, aber die habe ich, denke ich, recht gut ausgebessert.“ „Sie sehen wundervoll aus, Ori.“ Der junge Zwerg hatte fleißig an mehreren Sätzen Strickkleidung für Frodo gearbeitet, von denen jeder ein einzigartiges Muster hatte und eigens auf den kleinen Hobbit zugeschnitten war. Bilbo hatte versucht, ihm zu erklären, dass soviel Pracht unnötig war, aber Ori hatte darauf bestanden. Um ihm seine Dankbarkeit zu zeigen, hatte Bilbo dem Zwerg einmal in der Woche sein Lieblingsteegebäck mit gemischten Beeren gebacken. Anscheinend hatte jedes Mitglied der Gemeinschaft ein bestimmtes Gebäck, das sie besonders liebten und daher Bilbo Gefallen daran gefunden, jedem von ihnen ihre Hilfe bei der Kinderbetreuung mit butterhaltigen Köstlichkeiten zu vergelten. „Auaa! Du hast mich erwischt!“ Bilbo schaute auf und sah Frodo dabei zu, wie er den Kriegerzwerg in die Leiste schlug. Natürlich war es nur eine Übung zur Verteidigung, doch selbst dieses Wissen trug wenig dazu bei, die reine Komik zu mindern, die darin lag, dass Dwalin von einem Hobbitkind verprügelt wurde. „Und nun ziel auf die Augen!“ Bislang enthielt seine Liste Kürbistörtchen für Dwalin, Vanilletörtchen mit viel Glasur für Fíli, Teegebäck mit gemischten Beeren für Ori, Blaubeertorte für Bifur, Blaubeermuffins für Óin, Honigkuchen für Dori, Himbeerschnecken für Nori, Erdbeer-Käsekuchen für Kíli, Kürbispastete für Balin, Sandwich-Kekse für Bofur, Apfeltörtchen für Bombur, Zitronenbaiser-Pastete für Glóin und schließlich Schokoladen-Himbeer-Creme für den König unter dem Berg höchstpersönlich. Zwerge waren anscheinend leidenschaftliche Beerenliebhaber und da sie im Laufe des Tages in seiner Küche ein- und ausgingen, konnte Bilbo seine Einmachgläser kaum voll halten. „Diese hier wird Frodo lieben“, sagte Bilbo, während er eines der blauen Handschuhpaare, die Ori für seinen Neffen angefertigt hatte, genauer betrachtete. „Sie sind wunderbar für den Winter.“ „Ich habe die Innenseiten dieser beiden als zusätzlichen Schutz vor Kälte ausgepolstert“, erklärte Ori. „Und diese hier, für den Herbst, lassen die Finger frei. Und ich arbeite außerdem an einer Decke.“ Der Zwerg griff in sein Bündel und holte eine wunderschöne, in Blau und Silber gestrickte Decke hervor, die für einen Hobbit genau die richtige Größe hatte und außerdem breit genug war, dass sowohl Onkel als auch Neffe in einer frostigen Nacht im Erebor darunter Platz hatten. Bilbo fuhr mit den Fingern über das komplizierte Muster auf dem dunkelblauen Garn und war über die Aufmerksamkeit des jungen Zwerges und seine erstaunliche Begabung für Feinheiten erstaunt. Ein kleiner Stapel gestrickter Hüte, Schals, Arm- und Beinwärmer, Pullover und Handschuhe lag zwischen ihnen auf dem Boden. Bilbo deutete auf das Muster auf der Vorderseite der Decke, denn er war neugierig und wollte wissen, warum die Hälfte der Kleidungsstücke damit geschmückt war. „Was bedeutet dieses Zeichen?“ „Das sind die Insignien der Linie Durins“, sagte Ori. „Ich dachte, es wäre unter den gegebenen Umständen eine schöne Geste.“ Der Hobbit blinzelte verwirrt. „Welchen Umständen?“ „Du wohnst im Königlichen Flügel“, erklärte Ori. „Im Gang gegenüber der beiden königlichen Prinzen und genau neben dem König selbst. In unserer Gesellschaft  macht dich das automatisch zu einem Ehrenmitglied der Familie Durins. So etwas geschieht natürlich sehr selten, da nicht einmal einem wichtigen Würdenträger oder einem königlichen Gast aus einem anderen Königreich gestattet werden würde, seinen Aufenthalt in einem derartigen Wohnsitz zu verbringen. Umstände wie diese werden üblicherweise angesehen als...“ Bilbo runzelte die Stirn, als der Zwerg verstummte. „Angesehen als was?“ „Nun ja, weißt du…“ Der Hobbit wandte sich Balin zu, der, verglichen mit seinem sonst so erklärfreudigen Wesen, auf einmal merkwürdig schweigsam war. Doch auf seinem Gesicht lag ein winziges Schmunzeln und das war etwas, das Bilbos Argwohn angesichts dieser Situation nur verstärkte. „Ich werde doch nicht aus dem Erebor hinausgeworfen, weil ich irgendeinen seltsamen zwergischen königlichen Kodex oder etwas in der Art verletzt habe?“ fragte Bilbo. „Denn wenn es so ist, würde ich es gerne rechtzeitig erfahren, damit ich mich schnell aus dem Staub machen kann.“ „Oh, ganz sicher nicht“, versicherte Balin ihm ohne zu zögern. „Ich habe Thorin und den Jungs zu erklären versucht, dass die Hobbits im Auenland solche Dinge ganz anders angehen, aber wir Zwerge können manchmal ein dickköpfiger Haufen sein.“ „Er ist es wirklich vollkommen falsch angegangen“, sagte Ori zu Balin. „Ich habe ihm einige Bücher angeboten, die ich über dieses Thema gefunden habe, aber er hat sie abgelehnt.“ „Ahhh, also deshalb sind Fíli und Kíli mit diesen staubigen alten Dingern hinter ihm hergerannt“, grübelte Balin. „Gewöhnlich würden sie sich die Zeit nicht mit Büchern vertreiben, deshalb hatte ich schon angefangen, mir Sorgen um ihren Geisteszustand zu machen.“ „Er hat die beiden gestern Abend aus dem Beratungszimmer geworfen“, seufzte Ori kopfschüttelnd. „Eine ziemlich traurige Angelegenheit, wenn du mich fragst.“ Balin nickte zustimmend. „Und wegen einer so einfachen Sache wie dieser.“ „Aber dennoch war es recht unterhaltsam, Fíli und Kíli dabei zuzusehen, wie sie versucht haben, eine Lösung zu finden“, gab Ori mit dem Anflug eines Grinsens zu. „Ich persönlich habe von Anfang an meine Zweifel an ihrem Vorhaben gehabt, aber in der vergangenen Woche sind sie wirklich zielstrebig geworden.“ „Nun, wenn die Sache nicht bald erledigt ist, bin ich mir sicher, dass sie ihre Mutter um noch mehr Ratschläge bitten werden“, versicherte Balin dem jüngeren Zwerg. „Schließlich war Dís schon immer der Verstand und die Vernunft  in der Linie Durins.“ „Wovon, um alles in Mittelerde, redet ihr beiden überhaupt?“ fragte Bilbo, der nicht imstande gewesen war, ihrem von Seufzen erfüllten Geplapper einen Sinn zu entnehmen. Die beiden Zwergen schauten einander lange an, bevor Balin schließlich sagte: „Also, weißt du, es handelt sich hier um eine missliche Angelegenheit, die recht…“ „Wenn du etwas zu sagen hast“, fauchte Dwalin, „dann schlage ich vor, dass du es mir ins Gesicht sagst, du dreckiger Elbenliebhaber!“ Die Köpfe der drei schnellten hoch und sie warfen überraschte und verwirrte Blicke auf den nun verlassenen Teil des Trainingsplatzes. Als sie sich ein wenig nach links wandten, entdeckten sie Dwalin, der einen anderen Zwerg gegen den äußeren Wall drückte und ihm ein Messer an die Kehle hielt. Im nächsten Moment erschien plötzlich Kíli von der nahegelegenen Bogenschießanlange,  schnappte sich Frodo und brachte ihn schnell fort von den beiden wütenden Zwergen. Der unbekannte Zwerg brüllte etwas auf Khuzdul, wobei vereinzelte Tropfen Speichel aus seinem Mund flogen und Dwalins Gesicht trafen. „Ich habe schon aufgrund weitaus geringerer Beleidigungen Kehlen aufgeschlitzt und Schädel eingeschlagen“, knurrte Dwalin und schlug den Kopf des anderen Zwerges mit seinen gewaltigen Händen gegen die Wand. „Solchem Abschaum wie dir hätte man nie erlauben sollen, diese Stadt jemals wieder zu betreten.“ „Was ist passiert?“ wollte Bilbo wissen, als Kíli schließlich vor ihnen stand. „Geht es ihm gut? Frodo? Schätzchen, bist du in Ordnung?“ Frodo sah mehr verwirrt aus als alles andere. „Mir geht es gut.“ „Was ist passiert?“ „Ich weiß es nicht“, antwortete Frodo, der beide Arme um Kílis Hals geschlungen hatte, während die Schreie auf Khuzdul immer lauter und aggressiver wurden. „Dwalin hat mir gezeigt, wie man sich aus einem Würgegriff herauswindet und herausbeißt, als ich plötzlich etwas gehört habe und dann ist er diesem anderen Zwerg einfach hinterhergestürmt. Warum ist er so wütend?“ Bilbo konnte nicht ein Wort von dem verstehen, das sie gerade sagten. „Ich weiß es nicht, Schätzchen. Ist es etwas ernstes, Kíli?“ „Soweit ich es von hier aus verstehen kann“, erwiderte der Prinz, „ist es sogar etwas sehr ernstes.“ „Mein Bruder nimmt es nicht auf die leichte Schulter, wenn irgendjemand den König beleidigt“, erklärte Balin und sein Gesicht verzog sich zu einer grimmigen Maske, als er zusah, wie Dwalin den anderen Zwerg zum Rand des Walls zerrte. Sämtliche Begleiter des Fremden sahen tatenlos zu, denn sie waren offensichtlich zu erschrocken und zu feige um auch nur zu versuchen, dem stärksten Krieger des Königs Widerstand zu leisten. „Und ein kleines Kind zu bedrohen, wird dir den Zorn eines jeden ehrbaren Zwerges eintragen, der seinen Bart wert ist. Dwalins Vergeltung liegt daher durchaus im Rahmen unserer Gesetze.“ Alle Blicke wandten sich dem Prinzen zu. Der Blick in seinen dunklen Augen war hart und sein Gesicht geradezu unheimlich grimmig, als Kíli das Wort ergriff: „Ich habe jedes Wort gehört, das er gesagt hat und ich habe nicht vor, mich in einer so eindeutigen Sache einzumischen. Dwalin soll Gerechtigkeit über ihn walten lassen.“ Ori und Balin nickten zustimmend. Keiner von ihnen sagte ein Wort, als Kíli, noch immer mit Frodo auf dem Arm, davonging, der Prinz nunmehr nur noch ein dunkler Schatten seines sonst so fröhlichen Selbst. Bilbo und Ori folgten ihm, blieben jedoch beide kurz vor dem Zugang zum Trainingsplatz stehen, als Dwalin erneut seine Stimme erhob. Balin schaute seinerseits weiterhin mit eiskalter Zustimmung zu. „Nenne mir einen guten Grund, warum ich solchen Abschaum wie dich nicht aus der Stadt werfen sollte?“ fragte Dwalin, während der andere Zwerg, von seinem Arm gehalten, hoch über dem Boden außerhalb der Wälle baumelte. „Du lebst hier unter dem Schutze König Thorins und des Hauses Durin und dennoch wagst du es, ihn in denselben Hallen zu verspotten, für die er beinah Leib und Leben gegeben hätte, um sie zurückzuerobern? Für eine solche Beleidigung sollte ich dir deine verräterische Zunge herausschneiden und sie an die Bussarde verfüttern!“ „Dieser Zwerg und seine Verwandten haben seit ihrer Ankunft vor acht Monaten nichts als Unfrieden in den Minen gestiftet“, erklärte Ori. „Welche Strafe er auch immer erhält, sie wird gerechtfertigt sein.“ Kurz darauf eilten noch mehrere andere Wachen zum Ort des Geschehens, denn der Zorn des des königlichen Hauptvollstreckers und eine offensichtliche Bedrohung von Thorins Leben waren eine ernste Angelegenheit, die viele aus der Stadt herauslockte. Die Heftigkeit, die in Dwalins Stimme mitschwang, war dem Hobbit fremd und eine solch uneingeschränkte Zurschaustellung von Zorn und Beschützerinstinkt etwas, das Bilbo noch nie zuvor bei dem großen Zwerg erlebt hatte. Es war selbst für jemanden wie Bilbo, der ohne jeden Zweifel unter Dwalins Schutz stand, ein überaus beängstigender Anblick. „Wollen wir einmal sehen, wieviele Beleidigungen und Drohungen du ohne Zunge ausstoßen kannst, oder nicht?“ Behutsam ergriff Ori Bilbos Arm. „Komm, mein Freund, ich muss dir noch einige der Strümpfe und Pullover zeigen, die ich für den kleinen Frodo gestrickt habe. Über ein paar von ihnen möchte ich gerne deine Meinung hören. Sie sind in meinen Gemächern.“ „Oh, ähm, natürlich.“ Bilbo versuchte, die  gedämpften Schreie zu ignorieren, als sie in die riesigen Hallen Erebors zurückgingen. .o°O°o. _____________________________ .o°O°o..O.o° °o.O¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯ O.o° °o.O. Kapitel 12: Kapitel 12 ---------------------- .o°O°o. _____________________________ .o°O°o..O.o° °o.O¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯ O.o° °o.O.     An Unexpected Addition – Unerwarteter Familienzuwachs   Teil 12   Autor:   karategal   Übersetzer:   Lady Gisborne   P16-slash   Inhalt:   [Autorisierte Übersetzung] Alle Zwerge überleben die Schlacht der fünf Heere, doch Bilbo muss ins Auenland zurückkehren, um sein altes Leben in Ordnung zu bringen und den Weg für ein neues Leben im Erebor zu ebnen. Ein Jahr später kehrt er mit einem vor kurzem verwaisten Frodo zum Einsamen Berg zurück. Thorin ist sich nicht ganz sicher, was er von diesem neuen, winzigen Zuwachs zu seiner Gemeinschaft halten soll.   Disclaimer:   Bei dieser Geschichte handelt es sich um eine autorisierte Übersetzung von karategals englischer Originalstory An Unexpected Addition. Die Charaktere und Orte gehören selbstverständlich Professor Tolkien bzw. seinen Erben und ich verdiene mit dieser Story bzw. Übersetzung kein Geld, sondern schreibe nur aus Spaß an der Freude. ^^   Link zur Originalstory:   An Unexpected Addition   ♔~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ♥ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~♔ „Grrr! Ich bin der mächtige Smaug! Verneigt euch vor mir, ihr dummen Zwerge!“ An diesem Abend erfüllte großer Lärm den königlichen Salon, da sich sämtliche Zwerge der Gemeinschaft in dem geräumigen Gemach eingefunden hatten und dort in kleinen Kreisen beisammen saßen. Bilbo saß in einem Plüschsessel vor dem lodernden Kaminfeuer, hatte eine der von Ori neu gestrickten Decken über seinem Schoß ausgebreitet und hielt eine Tasse mit warmem Apfelwein in der Hand. Sein Neffe hockte neben ihm auf dem mit Teppich bedeckten Boden und spielte mit einigen der zahlreichen Spielsachen, die Bofur, Bifur und die beiden Prinzen für ihn angefertigt hatten. Gerade wurde die ruhmreiche Schlacht von Bofur nacherzählt, der Smaugs furchtbare Rolle mit einem außergewöhnlich detailgetreuen Drachen spielte, den er selbst entworfen hatte. Bilbo hätte alle diese Spielsachen beinah abgelehnt, doch angesichts der begeisterten Gesichter der Zwerge hatte er seine Zunge in Zaum gehalten. Fíli und Kíli saßen nur deshalb nicht ebenfalls dort unten auf dem Boden und spielten selbst mit den Spielsachen, weil sie sich stattdessen in den Verliesen aufhielten, die es im Erebor wahrhaftig gab. Die beiden Prinzen hatten sehr grimmig ausgesehen, als Bilbo sie kurz vor dem Abendessen gesehen hatte und ihre Münder waren zu schmalen Linien zusammengepresst gewesen, während sie ihre Schinken- und Cheddaraufläufe gegessen, bevor sie aufgebrochen waren, um sich mit ihrem Onkel zu treffenFür Bilbo war es ein sehr beunruhigender Anblick gewesen, die Prinzen mit derart finsteren Gesichtern zu sehen. Selbst Bard wäre angesichts dieses Anblicks beeindruckt gewesen und das sagte eine ganze Menge, denn es gab kaum jemanden, der ernster dreinblicken konnte, als der König von Thal. Viel lieber wollte er die jungen Zwerge lächeln und lachen sehen, was viel besser zu ihrem Charakter passte als diese kalten, grausamen Blicke. Selbst die Tatsache, dass Fílis ernster Gesichtsausdruck seinen geflochtenen Schnurrbart wie eine Trauerweide aussehen ließ, war für ihn mehr als nur ein wenig deprimierend. „Nein! Du kannst ihn nicht fressen! Böser Drache! Du bist ein sehr böser Drache!“ Frodo krabbelte auf Bifur herum, im Bemühen, Bofurs fliegenden Drachen anzugreifen und seine Spielzeugausführung von Thorin versuchte, der lachenden Eidechse einen Schlag mit einer winzigen hölzernen Ausführung von Orkrist zu versetzen. Der ältere Hobbit war sehr erleichtert, dass Frodo das Drama, das sich zuvor ereignet hatte, ganz vergessen zu haben schien, während ihm selbst nach wie vor die Schreie des unbekannten Zwerges, dem Dwalin die Zunge herausgeschnitten hatte, in den Ohren widerhallten. Thorin hatte er bislang nur mehr als flüchtig gesehen, da ihm der Zwergenkönig lediglich Frodos Sicherheit geschworen hatte, bevor er, seine beiden Neffen im Gefolge, aus dem Thronsaal gestürmt war. Wenige Minuten später trat Balin neben ihn. Der betagte Zwerg setzte sich ihm gegenüber in den Sessel und schaute lächelnd auf das Belagerungsspiel hinunter, das auf dem Fußboden gespielt wurde. Eine seiner Hände hielt einen Krug Bier fest umklammert, was ein deutlicher Beweis dafür war, wie lang und zermürbend die vergangenen Stunden für den Berater des Königs gewesen waren. „Wie geht es dir, Junge?“ „Recht gut, nehme ich an“, erwiderte Bilbo und trank noch einen Schluck von seinem Apfelwein. „Ich bin immer von dem, was vorhin passiert ist, noch immer ziemlich verwirrt, aber Frodo scheint das bereits vollkommen vergessen zu haben und das, würde ich sagen, ist mir nur recht.“ „Ich schätze, nun wäre eine Erklärung angebracht“, meinte Balin und wartete bedächtig, bis Bofur und Bifur den jüngeren Hobbit in einen anderen Teil des Raumes gelockt hatten. „Besonders, wenn ich die Umstände bedenke, unter denen das alles geschehen ist. Mein Bruder hat um einiges heftiger reagiert als gewöhnlich, aber ich denke, du wirst seinen Zorn verstehen, sobald ich die Gelegenheit hatte, näher auf diesen Vorfall einzugehen.“ Bilbo winkte mit der Hand. „Also gut, dann gehe bitte näher darauf ein.“ „Der Zwerg, der  den Zorn meines Bruders auf sich gezogen hat, ist unter dem Namen Kozul bekannt. Er ist einer von mehreren Dutzend Zwergen, die vor ungefähr acht Monaten aus den Gegenden nordöstlich des Meeres von Rhûn nach Erebor gekommen sind. Und wenn du dich in der Geographie so gut auskennst, wie ich vermute, dann wirst du daraus den Schluss ziehen können, dass das Klima dort oben recht unwirtlich ist. Wir standen ihrer unerwarteten Ankunft recht misstrauisch gegenüber, und das umso mehr, da es während Thrórs Herrschaft kaum gute Beziehungen und nur sehr wenige Friedensverträge zwischen dem Erebor und den Zwergen des fernen Ostens gab. DochThorin war der Meinung, dass der Eindruck entstehen würde, dass sein Anspruch auf Erebor schwach wäre, wenn er sie abwies und aus diesem Grund hat er sie wenige Stunden nach ihrem Eintreffen als Bergarbeiter und Handwerker aufgenommen.“ „Haben sie noch einen König in ihrer Heimat?“ wollte Bilbo wissen. „Wir vermuteten, dass sie ein wenig wie Nori wären“, erklärte Balin lächelnd. „Eine Gruppe von Außenseitern oder Kleingaunern, die sich in ihren eigenen Königreichen nicht gut eingefügt haben. Es wird nicht schwer werden, sie wieder loszuwerden, wenn es nötig sein sollte. Mehrere von ihnen haben den Erebor innerhalb der ersten paar Wochen wieder verlassen, da sie anscheinend nicht allzu begeistert waren, wieder in einem Königreich mit strengen Gesetzen zu leben. Darauf waren wir gefasst, denn eine solche Gruppe bleibt kaum jemals lange bestehen und wird oft durch Verrat in den eigenen Reihen und durch Geschäftemacherei zerstört, lange bevor sie für starke außenstehende Mächte wie unseren König oder den Bogenschützen eine Bedrohung darstellt. Aber ein paar Dutzend sind hiergeblieben und sowohl Thorin als auch ich haben begonnen, den Verdacht zu hegen, dass irgendein Hintergedanke dafür der Grund sein könnte.“ „Kundschafter?“ riet Bilbo. „Wenn du mich fragst, würdest das mehr als nur ein wenig Sinn ergeben. Ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie Zwerge auf Gold reagieren, daher wäre es durchaus denkbar, dass ein verfeindetes Zwergenkönigreich den Erebor plündern und den neuen König ausnutzen wollen würde, solange die Bevölkerung noch nicht sehr zahlreich ist. Außerdem gibt es keinen Drachen mehr, der sie fernhält. Lediglich ein paar hundert übellaunige und starrköpfige Zwerge, die die ganze Arbeit gemacht haben, um den besagten Drachen zu töten und den Erebor selbst zurückzuerobern.“ Balin schenkte dem Hobbit ein gewitztes Lächeln. „Zwei Dumme, ein Gedanke, mein Junge. Wir haben ein Netzwerk treu ergebener Zwerge aus den Blauen Bergen, die sie  genau im Auge behalten. Und so sehr sich Dori auch über ihn beklagt, Noris Fähigkeiten sind in den letzten paar Monaten sehr hilfreich für uns gewesen.“ „Nori ist ein guter Zwerg in dem mehr als nur ein kleiner Gauner steckt“, erwiderte Bilbo mit einem liebevollen Lächeln. „Aber abgesehen von der scheußlichen Politik hinter alledem habe ich noch eine andere Frage. Was hat dieser andere Zwerg, Kozul, sagtest du, war sein Name, gesagt, das Dwalin derart zur Weißglut gebracht hat?“ Der ältere Zwerg lehnte sich weiter in seinem Sessel zurück. „Meinem Bruder zufolge hat er gesagt, das Hobbitkind sollte dem König als kalinak shul überreicht werden. Weder der Begriff noch das Ritual ist bei den Zwergen unseres Zeitalters in Gebrauch. Die meisten Zwerge und besonders unsere Frauen, die du danach fragen würdest, würden dir sagen, dass sie es vorziehen würden, dieses Wort einfach ganz und gar aus dem Khuzdul-Wortschatz zu streichen und im Sand der Zeit versickern zu lassen.“ „Dann ist es also wirklich sehr schlimm?“ „In alter Zeit im fernen Osten beinhaltete dieser Brauch die Folter und letztendlich die Enthauptung eines Kindes aus einer verfeindeten Sippe. Der Kopf des Kindes wurde dann auf einem Speer aufgespießt und seinem König geschickt, während die übrigen abgetrennten Körperteile in eine Truhe mit den königlichen Insignien gesteckt wurden.“ Bilbo erbleichte und schaute sich wie gehetzt in dem Gemach um. Gleich darauf entdeckte er Frodo neben dem an der linken Wand aufgestellten Zeichentisch, wo sein Beorn-Spielzeug gerade gegen Glóins Spielzeugausführung von sich selbst kämpfte. Wäre er von den Informationen, die er von soeben von Balin erhalten hatte, nicht so bestürzt gewesen, hätte die Verspieltheit seines Neffen Bilbo vermutlich ein Lächeln entlockt, doch  in diesem Moment konnte der ältere Hobbit nichts anderes sehen oder sich vorstellen, als Frodos Kopf, der Thorin auf einem blutbesudelten Speer überreicht wurde, während die Überreste seines winzigen Körpers in irgendeine widerliche Truhe gesteckt wurden. „Verstehst du nun den Grund für den Zorn meines Bruders?“ fragte Balin. „Eine Aussage wie jene von Kozul kommt in einer zwergischen Gesellschaft vorsätzlicher Entführung und Kindesmord gleich. Niemand spricht in der heutigen Zeit noch von kalinak shul, denn es ist der Ursprung großer Schande für unsere Sippe. Selbst im Geschichtsunterricht wurde es nur flüchtig erwähnt und auch das ist den vergangenen Jahrzehnten immer seltener vorgekommen.“ „Wie können sie nur über einen so furchtbaren Brauch Späße machen?“ Angesichts dieser Frage wurde Balins Gesichtsausdruck noch eine Spur grimmige, als er es zuvor bereits gewesen war. „Genau da liegt das Problem und auch der Hauptgrund für den Zorn meines Bruders. Zwar sind unsere Sprachen recht verschieden, doch ich kann, denke ich, mit Bestimmtheit sagen, dass viele Worte im Khuzdul weitaus seltener fehlgedeutet werden können, als in den meisten anderen gebräuchlichen Sprachen. Kein Zwerg, der auch nur rudimentäre Kenntnisse unserer Muttersprache besitzt, hätte die Worte, die Kozul gewählt hat, fälschlicherweise für einen Scherz halten können. Dwalin mag zwar beileibe kein Gelehrter sein, aber er hat die Absicht, die hinter jedem von Kozuls Worten steckte, gehört und gedeutet. Und dieser hat mit seiner Zunge dafür bezahlt.“ „Und Thorin?“ „Ich denke, er hat unseren König einen arroganten Mistkerl genannt“, erwiderte Balin mit einem kleinen Schmunzeln. „Aber vermutlich waren es die Worte über Thorin, der eine aus dem Fleisch unseres kleinen Hobbits gekochte Suppe serviert bekommen sollte, die bei meinem Bruder wirklich das Fass zum Überlaufen gebracht haben. Ich bin aufrichtig verwundert darüber, dass Dwalin sich zurückhalten konnte und diesen Rohling nicht auf der Stelle umgebracht hat.“ „Diese Ehre hat er mir überlassen.“ Der König unter dem Berg betrat, flankiert von seinen finster dreinblickenden Neffen, das Gemach durch die Seitentür. Dwalin war direkt hinter ihnen und rieb seine linke Hand mit einem rosa verfärbten Tuch ab. Nach ihrem Eintreten schauten sich alle vier flüchtig in dem Raum um, offensichtlich auf der Suche nach den beiden im Erebor wohnhaften Hobbits. „Sieh nur, Kíli, sieh nur!“ rief Frodo und kam herbeigekrabbelt, um den königlichen Zwergen sein neuestes Spielzeug zu zeigen. „Bofur hat einen Drachen für mich geschnitzt. Er hat dich aufgefressen.“ „Tatsächlich? Und das hast du zugelassen?!“ „Nun ja, ich konnte ihn nicht wirklich aufhalten“, verteidigte sich Frodo. Er schenkte dem jüngsten Prinzen sein ausdrucksstärkstes „Du-bist ein-Idiot“-Gesicht. „Er ist ein Drache. Sie fressen Leute. Und sie mögen Gold. Also musste er Thorin auch auffressen.“auf „Wie bitte?“ Frodo schaute sie alle an, als wären sievollkommene Trottel. „Er musste dich fressen, um an das Gold zu kommen. Aber er hat Bauchweh von dir bekommen und musste furzen, deshalb musste er dich wieder ausspucken. Siehst du, du liegst dort drüben.“ „Das heißt Magenverstimmung, Frodo und nicht furzen. Wir haben doch darüber gesprochen.“ „Onkel Rorimac musste immer furzen“, fuhr Frodo fort und schnitt eine Grimasse. „Aber besonders dann, wenn er ein paar Flaschen Wein getrunken hatte. Das hat Merry einmal auf einer Feier glatt umgehauen.“ „Das kann ich mir vorstellen. Fílis verdoppelt seine Fähigkeit, einen fahren zu lassen, mit jedem Krug Bier.“ „Aha, und das sagt der Zwerg, der…“ Die Brüder lockten Frodo zu seinem Spiel, den Drachen zu töten, zurück und gaben Thorin und Dwalin so die Möglichkeit, in den Sesseln zwischen Balin und Bilbo Platz zu nehmen. Einige Zeitsprach keiner von ihnen, da sie sichergehen wollten, dass der jüngste Hobbit ganz und gar außer Hörweite war, bevor sie anfingen, über den Vorfall zu sprechen, der sich kürzlich ereignet hatte. „Hier.“ Bilbo streckte seine Hände aus, um ein kleines Kästchen aus Thorins Händen entgegenzunehmen und runzelte verwirrt die Stirn, als der König kein Wort der Erklärung abgab. Das Kästchen war nicht größer als seine Hand und der Deckel war mithilfe einer Schnur befestigt worden. „Ähm, Thorin, bist du sicher, dass der Junge…“ „Valar!“ schrie Bilbo auf, während das Kästchen aus seinen Händen hinunter zu Boden fiel. „Sind das Finger?!“ Dwalin holte ein weiteres Kästchen aus seiner Westentasche hervor. „Ich habe die Zungen.“ „Zungen? Hat er gerade Zungen gesagt?!“ Der Zwergenkönig streckte die Hand aus, um die verstreuten Finger aufzuheben und war anscheinend durch die Tatsache, dass er abgetrennte Körperteile in seinen eigenen Händen hielt, nicht im Mindesten verstört . Bilbo hingegen starrte nur vollkommen bestürzt auf die…Dinge, die ihm der König gegeben hatte. Er hatte gewusst, dass Dwalin dem anderen Zwerg die Zunge herausgeschnitten hatte, aber seine Finger?! Außerdem hatte Dwalin Zungen gesagt, was bedeutete, dass es mehr als nur eine war. „Er hat damit gedroht, dein Kind zu töten“, sagte Thorin. „Deshalb bekommst du die Gliedmaßen, die ihm zur Strafe abgetrennt wurden.“ „Aber wenn ich nun keine dieser Gliedmaßen haben will?“ Bilbo wurde schlecht, wenn er nur daran dachte. „Und warum sind es mehr als nur eine?!“ „Er war nicht der Einzige, von dem ich diese Äußerungen gehört habe“, knurrte Dwalin, während er das Kästchen noch immer fest in den Händen hielt. „Die anderen Narren hätten es besser wissen und so etwas nicht in Hörweite meiner Ohren sagen sollen.“ Thorins Gesichtszüge wurden sanft und seine Stimme war nur noch ein Flüstern. „Balin hat dir die Bedeutung und den Grund für diese Bestrafung erklärt, nicht wahr?“ Bilbo nickte, während sein Blick wieder zu Frodo hinüberhuschte. „Ja, unmittelbar bevor ihr hereingekommen seid.“ „Dann verstehst du auch, warum ich das getan habe“, fuhr Thorin fort. „Es ist unser Gesetz und jeder Zwerg in diesem Königreich weiß das. Dafür habe ich gesorgt, als sie hier angekommen sind. Und als Elternteil des bedrohten Kindes hast du das Recht zu entscheiden, was mit diesen Gliedmaßen geschehen soll, die wir gemäß unseres Urteils entfernt haben.“ „Kannst du sie einfach ins Feuer werfen und es damit gut sein lassen?“ fragte Bilbo. „Ich bin wirklich nicht sehr angetan von…irgendetwas Abgetrenntem. Es ist nicht sehr… typisch für Hobbits.“ „Wenn es das ist, was du willst.“ Bilbo nickte und hielt den Blick auf Thorins Stiefel gerichtet, als der König und Dwalin die Finger und Zungen aus ihren jeweiligen Kästchen nahmen. Der Hobbit erschauderte, als er das Feuer um die hineingeworfenen Gliedmaßen herum knirschen und knacken hörte, während Dwalin brummte, dass man vielleicht ihre Füße oder Köpfe ebenfalls hineinwerfen sollte. „Gibt es noch mehr von ihnen?“ Thorin kniete sich vor Bilbo auf den Boden. „Noch mehr, die genauso denken wie Kozul? Ja. Ich habe sie schon seit einiger Zeit des Verrats verdächtigt.“ Er warf einen Blick hinüber zu Frodo. „Ich brauchte lediglich einen guten Grund und die nötigen Beweise, um entsprechend handeln zu können.“ „Werden sie versuchen, ihm etwas zuleide zu tun?“ „Das ist sehr wahrscheinlich“, gab Thorin zu. „Meine Neffen sind durchaus in der Lage, sich selbst zu verteidigen. Ich habe Bard bereits geraten, seine drei Kinder vorübergehend von diesem Berg fernzuhalten und sogar du bist aufgrund deines Alters und deiner Erfahrung ein schwierigeres Ziel. Frodo hingegen ist für sie ein einfacheres, verwundbareres Ziel.“ „Alle Kinder sind das“, grollte Dwalin. „Wir haben die Mütter bereits gewarnt. Sie werden jetzt ständig zu zweit oder in Gruppen unterwegs sein.“ „Wie willst du sie loswerden, ohne die Aufmerksamkeit ihres Königs auf dich zu ziehen?“ Thorin grinste und die Grausamkeit hinter diesem Grinsen war für den Hobbit ein ungewohnter Anblick. Anscheinend waren viele seiner zwergischen Gefährten zu Gewalttaten und Urteilen fähig, die Bilbo niemals zuvor in Erwägung gezogen, geschweige denn selbst miterlebt hatte. Doch eigenartigerweise war das Geräusch, das Dwalin verursachte, als er seine Messer säuberte und wetzte, beruhigend für Bilbos Ohren, war es doch ein Zeichen, dass Frodo und auch er selbst beschützt wurde. „Daran arbeitet Nori bereits für mich.“ Thorin lehnte sich vor und seine großen Hände ruhten auf Bilbos von der Decke eingehüllten Knien. „Aber ich habe trotzdem eine Bitte an dich, mein Freund.“ Bilbo schaute zu ihm hinauf, denn Thorins flehender Blick war zu eindringlich, als dass er ihm hätte widerstehen können. „Was immer du willst.“ „Erlaube Glóril, dich und Frodo zu begleiten, wann immer von uns niemand in der Nähe ist“, sagte er. „Sie ist ihren Brüdern und mir selbst unerschütterlich treu ergeben. Außerdem vermisst sie ihren jungen Neffen Gimli schmerzlich und deshalb wäre Frodos Gesellschaft für sie eine mehr als willkommene Abwechslung.“ Der Hobbit schwieg für einen kurzen Moment, bevor er schließlich einwilligte: „Also gut, ich bin einverstanden, aber ich bestehe dennoch auf meinem Bedürfnis nach Privatsphäre. Ihr Zwerge könnt neugieriger sein als die Sackheim-Beutlins, wenn ihr es euch in den Kopf gesetzt habt.“ Über diese Bemerkung musste der Zwergenkönig laut lachen. „Ich entschuldige mich hiermit für meine Neffen und ihre großen, unverbesserlichen Schnüffelnasen.“ „Ich sehe, von wem sie das haben“, entgegnete Bilbo und versetzte Thorins eigener, großer Nase einen Stups. „Aber mich stört ihre Neugier nicht. Sie ist sogar recht liebenswert, wenn man sich erst daran gewöhnt hat. Obwohl es schön wäre, wenn sie aufhören würden, die Törtchen zu klauen, bevor sie abgekühlt sind…“ Bilbo warf einen Blick nach rechts und entdeckte besagte Neffen, die gerade über einen in der Nähe stehenden Sessel spähten. Beide schauten mit weit aufgerissenen Augen zu, wobei ihre Zwergennasen auf dem oberen Rand des Möbelstücks ruhten. Kíli schnaubte, als er bemerkte, dass sie erwischt worden waren, zerrte seinen Bruder wieder zu Boden und gleich darauf flitzten sie davon, um irgendetwas anderes zu tun. Der Hobbit fragte sich, welchen unausgereiften Plan die beiden nun wieder ausgeheckt hatten. „Merkwürdige Jungen, deine Schwestersöhne.“ Thorin schenkte ihm ein kleines, an ihm selten sehehendes Lächeln. „Sie habe ihre Stärken. Auch wenn ich zugeben muss, dass es viel einfacher wäre, wenn Dís hier wäre. Auf sie hören die beiden aufs Wort.“ „Frodo vermisst seine Mutter schrecklich“, klagte Bilbo. „Ich habe versucht, sie zu ersetzen, aber das ist einfach nicht dasselbe. Ganz gleich, wie sehr ihr Zwerge euch über meine weibischen Gewohnheiten lustig gemacht habt, ich kann ihm nicht dieselbe Fürsorge zuteilwerden lassen, wie es eine Mutter tun würde. Und wenngleich ich das genaue Gegenteil von Drogo bin, ist seine Rolle viel einfacher auszufüllen, als Primulas.“ Bilbo hielt inne und schaute zu Frodo hinüber, der nun mit Bofur spielte. Das Spiel hatte sich inzwischen zu den Bücherregalen hinüberbewegt, die anscheinend Felswände darstellten, die Frodos Spielzeug erklimmen musste, um den Drachen auf dem Gipfel zu erreichen. „Und nun ist das alles passiert. Es ist sehr verwirrend für ihn. Das weiß ich genau.“ Der Hobbit spürte, wie eine viel größere Hand sein Kinn umfasste und ihn zwang, in Thorins trauriges Gesicht zu schauen. Beide konnten Frodo im Hintergrund hören, der Glóin und Dwalin mit dem Spielzeugdrachen angriff, den er Bofur zuvor entrissen hatte. Die beiden Prinzen lagen auf dem Boden und stellten sich tot. „Ich werde ihnen die Köpfe abschlagen, bevor sie einem von euch ein Leid zufügen“, sagte der Zwergenkönig. „Darauf gebe ich dir mein Wort.“ „Grrr! Jetzt bin ich der König unter dem Berg! Gebt mir das Gold!“ .o°O°o. _____________________________ .o°O°o..O.o° °o.O¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯ O.o° °o.O. Kapitel 13: Kapitel 13 ---------------------- .o°O°o. _____________________________ .o°O°o..O.o° °o.O¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯ O.o° °o.O.   An Unexpected Addition – Unerwarteter Familienzuwachs   Teil 13   Autor:   karategal   Übersetzer:   Lady Gisborne   P16-slash   Inhalt:   [Autorisierte Übersetzung] Alle Zwerge überleben die Schlacht der fünf Heere, doch Bilbo muss ins Auenland zurückkehren, um sein altes Leben in Ordnung zu bringen und den Weg für ein neues Leben im Erebor zu ebnen. Ein Jahr später kehrt er mit einem vor kurzem verwaisten Frodo zum Einsamen Berg zurück. Thorin ist sich nicht ganz sicher, was er von diesem neuen, winzigen Zuwachs zu seiner Gemeinschaft halten soll.   Disclaimer:   Bei dieser Geschichte handelt es sich um eine autorisierte Übersetzung von karategals englischer Originalstory An Unexpected Addition. Die Charaktere und Orte gehören selbstverständlich Professor Tolkien bzw. seinen Erben und ich verdiene mit dieser Story bzw. Übersetzung kein Geld, sondern schreibe nur aus Spaß an der Freude. ^^   Link zur Originalstory: An Unexpected Addition   Wie einige von euch vielleicht bemerken werden, habe ich mich bei der Übersetzung dieser Story ausdruckstechnisch etwas vom Original entfernt, was in diesem Fall aber beabsichtigt war. Zwar bemühe ich mich, wenn ich Geschichten übersetze, so nah wie möglich am Original zu bleiben, aber mir ist auch und vor allem wichtig, einen flüssigen und sinnvollen deutschen Text zu schreiben und die erwähnten Abweichungen habe ich in diesem Fall vorgenommen, weil ich hoffe, dass die Geschichte für euch dann „flüssiger“ ist und ihr mehr Spaß beim Lesen habt. ^^   ♔~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ♥ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~♔ „Darf ich mir die schönen Steine an dem Stand dort drüben ansehen, Onkel?“ In den Markthallen Erebors herrschte am Nachmittag reges Treiben, da viele Zwerge ihre Mittagspause dazu nutzten, ihre Vorräte für ihre Schmieden und ihr Heim aufzustocken. Bilbo, der eine lange Liste mit allen Dingen in der Hand hielt, die er kaufen musste, um seine Horde hungriger Zwerge satt zu bekommen, durchstöberte gerade in aller Ruhe einen Stand, an dem Backzutaten angeboten wurden. Zwar stellte das Geld keine Schwierigkeit dar, da drei der besgaten Münder der königlichen Familie angehörten, aber insgeheim fragte sich Bilbo, wie Glóril, Frodo, Dori und er das alles zurücktragen sollten. „Nicht jetzt, Schätzchen“, antwortete Bilbo, während er mit seinen blauen Augen die verschiedenen Sorten Mehl und Zucker überflog, die der Verkäufer anbot. „Hmmm, das würde Bifur bestimmt mögen…“ Frodo lehnte sich seufzend an den Stand und schaute sich in der weitläufigen Halle um. Auf der gegenüberliegenden Seite des Raumes sprach Dori gerade mit einer Zwergenfrau und hielt zwei Flaschen Wein in der Hand, während er die unterschiedlichen Aromen beurteilte. Noch vor einer Stunde waren ihm die Markthallen so interessant erschienen, aber dadurch, dass er an der Seite seines Onkels bleiben musste, wurden sie schrecklich langweilig. Jedes Mal wurde er von einem der Erwachsenen gepackt, sobald er sich auch nur zwölf Fuß weit von ihnen entfernt hatte. „Ich hasse es, einkaufen zu gehen“, murmelte eine Stimme neben ihm und als Frodo einen Blick nach links warf, entdeckte er einen rothaarigen Jungen, der etwas älter als er selbst zu sein schien. „Schließlich habe ich ja auch nicht das Geringste davon.“ „Ich weiß“, stimmte Frodo zu. „Wir sind nun schon eine Stunde hier und die Erwachsenen haben sich bisher nur Lebensmittel, Kleidung und noch mehr Lebensmittel angesehen. Oh, und Wein.“ Der andere Junge starrte ihn an. „Du siehst seltsam aus.“ „Nein, tue ich nicht“, gab Frodo zurück. „Ich sehe wie ein ganz normaler Hobbit aus. „Ihr Zwerge seid es, die seltsam aussehen. Überall zuviel Haar.“ „Hobbit?“ Nun sah der Zwergling nachdenklich aus. „Was ist ein Hobbit?“ „Wir sind Halblinge. Aus dem Auenland im Westen.“ „Oh, das kleine, dicke Volk aus den Löchern“, erwiderte der Zwergling und schlurfte näher, um Frodo genauer zu betrachten. „Auf unserer Reise von den Blauen Bergen hierher sind wir durch dieses Land gereist.“ „Wir gehen ziemlich in die Breite“, gab Frodo zu. „Mein Onkel Rorimac hat immerzu gegessen, ist aber kaum jemals aufgestanden, um irgendetwas zu tun. Auf einer Feier hat mein Vetter Merry einmal einen Kürbis einen Hügel hinuntergerollt, um herauszufinden, ob er ihm nachlaufen würde, aber er ist einfach sitzengeblieben.“ „Uns haben sie während unserer gesamten Durchreise nur finstere Blicke zugeworfen“, erzählte der andere Junge. „Meine Amad hat gesagt, ich sollte sie nicht beachten, aber sie sahen so griesgrämig aus. Doch die Apfelpasteten, die ich auf einem Fenstersims gefunden habe, wo sie abkühlen sollten, haben wirklich gut geschmeckt.“ Bei diesen Worten starrte ihn Frodo erstaunt an. „Du hast wirklich eine davon genommen?“ „Ja! Direkt vom Fensterbrett, als wir an einem dieser Höhlenhäuser vorbeigingen“, kicherte der Zwergling. „Die dicke Lady war so sehr damit beschäftig, meine Amad finster anzusehen, dass sie nicht einmal bemerkt hat, wie ich sie geklaut habe. An jenem Abend haben wir gut gegessen.“ „Dasselbe habe ich einmal bei meiner Tante Amaranth versucht, aber sie hat mich und Merry nur mit einem Besen davongejagt und meinem Vetter einen Schlag genau auf den Kopf verpasst.“ Frodo deutete mit seinen Armen einen weiten Bogen an, um die Wucht des Aufpralls zu verdeutlichen. „Eine Hobbitlady mit einem Besen ist genauso gefährlich, wie ein Zwerg mit einem Hammer. Sie können dir den Kopf einschlagen.“ „Meine Amad hat einen fiesen linken Haken mit ihrem Geschirrtuch“, stimmte der Junge zu. „Jeder Zwerg in meiner Familie geht ihr aus dem Weg, wenn sie wirklich richtig wütend ist. So wie jetzt.“ Er deutete auf die Frau, mit der Dori sich gerade am Weinstand unterhielt. „Mein Vater hat all den guten Wein ausgetrunken, den sie von zuhause mitgebracht hat und sie ist alles andere als begeistert darüber.“ „Was ist das für ein Gejammer?“ „Ugh, das sind meine dummen kleinen Schwestern“, stöhnte der Zwergling. „Sie haben schon den ganzen Morgen schlechte Laune, waren laut und haben geweint, aber niemand sagt etwas dagegen,  weil sie beide Mädchen und obendrein Zwillinge sind, was sie zu etwas besonderem macht.“ „Ich habe keine Geschwister“, erwiderte Frodo. „Meine Eltern sind tot.“ Bei diesen Worten starrte ihn der Zwergling aus großen braunen Augen an. „Das ist ganz schön…traurig. Meine Amad kann zwar manchmal furchteinflößend sein, aber lebendig ist mir doch lieber. Und meine Schwestern vielleicht auch.“ „Am Anfang war es wirklich schlimm“, erklärte Frodo, „aber dann ist mein Onkel Bilbo gekommen und hat mich aus dem Brandyschloss  geholt. Dort wollte mich niemand wirklich haben, aber nun habe ich meinen Onkel. Er hat mich adoptiert.  Außerdem habe ich noch Fíli und Kíli.“ „Die Prinzen?!“ „Jaha. Sie sind wirklich lustig.“ „Du lügst.“ „Nein“, beteuerte Frodo mit einem stolzen Grinsen. Hätte sich ein Hobbit wie eine Schleiereule aufplustern können, wäre Frodo die am meisten aufgeplusterte Hobbit-Eule des Waldes gewesen. „Mein Onkel hat ihnen geholfen, den Berg zurückzuerobern, deshalb darf ich mit ihnen spielen. Und neben dem König wohnen.“ „Das glaube ich dir nicht.“ Frodo antwortete ihm mit einem Seufzen. „Ich bin ein Hobbit. „Warum würde ich wohl sonst hier wohnen, wenn ich den König nicht kennen würde? Kaum ein Hobbit verlässt jemals das Auenland. Fast niemals.“ Inzwischen hatten sich die beiden neben einen großen Fleischstand gesetzt und keiner von ihnen achtete allzu sehr auf ihre Eltern, denn beide waren so begeistert darüber, sich mit jemandem in ihrem Alter unterhalten zu können, dass ihnen alles andere als unwichtig erschien. Dies galt besonders für Frodo, der mehrere Monate lang ununterbrochen in der Gesellschaft Erwachsener gewesen war, denn trotz aller Einsamkeit, die er empfunden hatte, als er auf dem Brandyschloss kaum beachtet worden war, fehlte es ihm, sich mit Merry und Pearl, einem seiner Vettern und einer seiner Cousinen, unterhalten und mit ihnen spielen zu können. „Und sieh mal.“ Frodo hob seine rechte Hand, um dem anderen Jungen die fingerlosen Handschuhe mit dem Symbol des Hauses Durin zu zeigen, die Ori für ihn angefertigt hatte. „Ich habe die hier.“ „Wow“, murmelte der Zwergling. „Wie ist er so?“ „Etwas griesgrämig“, antwortete Frodo nach reiflicher Überlegung. „Aber ich mag ihn. Er lässt mich im Thronsaal mit meinen Spielsachen spielen, denn für die Belagerung eines Drachen braucht man einen richtigen Thron. Das hier ist meine Kílifigur. Er ist der Bogenschütze.“ „Hast du auch den anderen Prinzen?“ Frodo nickte. „Jaha, Bofur hat sie für mich gemacht. Und einen Drachen auch. Hey, kannst du vielleicht irgendwann heraufkommen und mit ihnen spielen? Ich habe auch noch einige andere Spielsachen, zum Beispiel Beorn den Hautwechsler und Azog den Schänder. Er ist wirklich hässlich.“ „Dürfte ich das denn? Ich meine, es ist immerhin der Königliche Flügel.“ „Thorin wird es erlauben, wenn ich nur lange genug bettele und von meinem weinerlichen Blick Gebrauch mache“, behauptete Frodo, den die Aussicht, endlich einen Freund im Erebor zu finden, in helle Aufregung versetzte. „Aber vor allem bin ich Frodo Beutlin. Schön, dich kennenzulernen.“ „Donel, Sohn von Farór“, erwiderte der andere Junge mit einer leichten Verbeugung. „Zu deinen Diensten.“ „Glaubst du, deine Mutter würde dich heute zum Spielen heraufkommen lassen?“ fragte Frodo. „Mein Onkel wollte heute nämlich Muffins backen, wenn du die magst.“ „Wer mag keine Muffins?“ entgegnete Donel lächelnd. „Außerdem hat sie mit meinen Schwestern soviel zu tun, dass sie wahrscheinlich froh sein wird, mich los zu sein. Lass mich nur…“ „Was ist los?“ „Ich kann meine Mutter nirgends sehen.“ Bei diesen Worten stand Frodo auf, warf einen Blick um die Ecke des Fleischstandes und suchte die dichte Menge von Zwergen ab, die sie umgab, erkannte unter ihnen jedoch weder seinen Onkel noch Dori oder Glóril. „Und ich sehe meinen Onkel nicht. Oder seine Freunde.“ „Amad wird wütend sein.“ Erneut sah Donel sich um. „Nun ja, noch wütender. Am zornigsten ist sie nach wie vor auf Adad. Siehst du, genau deshalb hasse ich es, einkaufen zu gehen!“ „Das macht nichts, wir laufen einfach hier herum und wenn wir zuerst einen der anderen Erwachsenen sehen, können wir mit ihnen zusammen nach deiner Mutter suchen“, schlug Frodo vor. „Sie kann nicht mehr wütend auf dich bleiben, wenn du mit Freunden des Königs zusammen bist, nicht wahr? Und mein Onkel ist ein wirklich guter Freund von Thorin, also ist alles in Ordnung.“ Die beiden Jungen machten sich auf den Weg in die Menge, wobei sie es mehr als einmal nur um Haaresbreite vermeiden konnten, umgestoßen zu werden, da sie aufgrund ihrer geringen Größe von den älteren Marktbesuchern leicht übersehen werden konnten. Sie hielten den Ärmel des jeweils anderen fest umklammert, denn keiner von ihnen wollte in der Menge verloren gehen und anschließend allein unter sovielen Fremden sein. Frodo hielt unterdessen aufmerksam nach Bilbos beinah unverkennbarem Kleidungsstil Ausschau. Alle Zwerge kleideten sich seiner Meinung nach sehr ähnlich, deshalb würde er in der Menge am einfachsten zu entdecken sein. „Ich sehe keinen von ihnen“, gab Frodo kurz darauf zu. „Vielleicht sollten wir einfach an einem der Eingänge warten. Meine Mama hat mir früher immer gesagt, dass ich das tun sollte, wenn ich auf dem Markt in Bockland verloren gehe.“ „Meine Mutter sagt genau dasselbe.“ Sie liefen mit der Menge, bis sie schließlich einen der Markthalleneingänge erreichten und beide waren inzwischen sehr viel unruhiger, als sie es noch vor wenigen Augenblicken gewesen waren. Frodo war oft ohne Aufsicht im Brandyschloss herumgelaufen, doch das Auenland unterschied sich in vielerlei Hinsicht vom Erebor. Zwar hatten die Zwerge es vor ihm zu verbergen versucht, doch Frodo wusste, dass in diesem Berg irgendetwas nicht stimmte. Sowohl der König und Dwalin als auch die Prinzen hatten sich während der vergangenen Tage…seltsam benommen und waren entweder alle verschwunden gewesen oder ohne ein Wort davongestürmt. Das gefiel Frodo überhaupt nicht. „Ich kenne diesen Eingang“, sagte Donel, bevor er einige Schritte weit hinausging und die breiten Treppen betrachtete, die sich vor ihnen erstreckten. „Er führt zu den westlichen, nahe dem Zentrum gelegenen Minen. Mein Vater und meine Onkel arbeiten alle dort unten.“ „Wonach suchen sie?“ „Vor allem nach Rubinen und Saphiren, glaube ich. Zumindest spricht Amad immerzu davon. Sie sagt, dass diese Edelsteine es ihr leichter machen werden, Lebensmittel und Kleidung zu kaufen. Aber leider noch keine Spielsachen.“ „Das ist nicht so schlimm“, versicherte ihm Frodo, der sich inzwischen auf die oberste Treppenstufe gesetzt hatte. „Du kannst einfach solange mit meinen spielen, bis du von deiner Mama eigene bekommst. Dank Bifur und Bofur habe ich mehr als genug. Vor der Rückeroberung des Erebor waren sie Spielzeugmacher.“ „Wie groß ist deine Drachenfigur?“ Die beiden Jungen fuhren fort, sich über alle nur erdenklichen Szenarien und Spiele zu unterhalten, für die sie die verschiedenen Spielfiguren verwenden konnten, einschließlich der Elben, an denen er Bifur einige Abende zuvor hatte arbeiten sehen. Unglücklicherweise bemerkte keiner der beiden die drei Gestalten, die sich ihnen von hinten näherten, bis Frodo von einer großen Hand an der Kehle gepackt wurde. Der kleine Hobbit schrie aus Leibeskräften und sein Schrei hallte von den Wänden entlang der Treppen wider, bis hinein in die Markthallen hinter ihnen. „Lasst ihn los!“ rief Donel und zog etwas aus seiner Hosentasche, bevor er sich auf den älteren Zwerg stürzte. „Lasst ihn los, habe ich gesagt!“ Sein Angreifer schrie auf, als Donel ihm ein kurzes Messer in seinen linken Oberschenkel stieß, während Frodo dem sich windenden Zwerg einen Tritt ins Gesicht verpasste, als er zu Boden fiel. Kleine Hände packten Frodo an seiner Tunika und zogen ihn die Treppe hinunter in Richtung der Minen. Ein anderer Zwerg wollte die beiden packen, doch Frodo trat ihm gegen sein Knie, als er versuchte, Donel an seinen Zöpfen zurückzuziehen. Der kleine Hobbit knurrte frustriert und benutzte seine Kílifigur als provisorisches Messer, dass er immer wieder in die Lendengegend ihres Angreifers rammte, bevor er den Zwerg obendrein noch in die Hand biss. „Ihr kleinen Mistkerle!“ „Komm schon!“ rief Donel. „Wir müssen fliehen! Sofort!“ Beide rannten, so schnell sie ihre kurzen Beine trugen und schlüpften durch die schmalen Öffnungen im Treppengeländer, um schneller als ihre Verfolger hinunter zu den tiefer gelegenen Ebenen zu gelangen. Da die einstündige Nachmittagspause noch nicht vorüber war, waren die Minen noch immer verlassen, weshalb es beinah unmöglich war, dass ihnen dort ein Erwachsener helfen würde. „Hier herüber“, flüsterte Donel. „Ich glaube, dieser Gang führt hinunter in die alten Smaragdschächte. Mein Adad sagt, dass sie sehr eng sind. Dort können wir uns verstecken.“ „Das hoffe ich.“ Die Kurven und Biegungen der Minen wurden mit jedem Schritt, den sie vorangingen,  immer schmaler und dunkler und eine dumpfe Stille lag in der Luft, wie es sie in den neueren Ebenen nicht gab. Doch keiner der beiden Jungen verlangsamte seine Schritte, um auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden. Nach wie vor konnten sie hinter sich das Echo von Schritten und ihre kleinen Herzen rasten bei dem Gedanken daran, was ihre Verfolger ihnen antun würden, wenn sie sie erwischten. Ihr einziger Ausweg war nun, sich in der Finsternis im Inneren des Berges zu verstecken. „Halt, warte“, sagte Frodo schließlich. „Ich glaube, ich sehe etwas.“ In dem Tunnel, durch den sie liefen herrschte beinah undurchdringliche Dunkelheit, die nur von einem winzigen Lichtstreifen durchbrochen wurde, der von einer engen Biegung kam, die sie bereits vor einer Weile hinter sich gelassen hatten. Immer wieder tastete Frodo zwischen den Steinen herum, bis einige von ihnen nachgaben, als er mit seiner Hand etwas stärker gegen sie drückte. Bald darauf konnte er die Finger frei in dem dunklen Loch bewegen. „Hier ist ein Hohlraum“, flüsterte Frodo. „Jemand muss ihn mit diesem alten Hammer angelegt haben.“ „Ein illegaler Minenschacht“, hauchte Donel. „Passen wir dort hinein?“ Frodo schob die restlichen Felsbrocken aus dem Weg und dankte jeder Gottheit, die in den Märchen, die er gehört hatte, erwähnt wurde dafür, dass er das Licht bemerkt hatte, das auf den rostigen Hammer fiel und ihn aufblitzen ließ. Auf einmal erklangen in der Ferne Schreie und Flüche. „Ich glaube schon“, flüsterte Frodo zurück. „ Es fühlt sich an, als würde er breiter werden. Fast wie eine kleine Höhle. Eigentlich sollten wir beide hineinpassen.“ „Dann schlüpf schnell hinein“, drängte Donel, als die aufgebrachten Stimmen immer näher kamen. „Sie haben uns fast eingeholt.“ Frodo duckte sich, kroch in das Loch hinein und hielt erst an, als er das andere Ende der kleinen Höhle erreichte. Der Zwergling war direkt hinter ihm und wandte sich so schnell er konnte um, um die Felsbrocken zu ergreifen und sie wieder an ihren ursprünglichen Platz an der Außenwand zurückzuschieben. Auch wenn sie wieder aufeinandergestapelt lagen, würden die beiden noch genügend Luft bekommen, aber da Frodo  darauf bedacht gewesen war, auch den Hammer mit hineinzunehmen, würden ihre Verfolger nichts erkennen können. „Sei ganz ruhig“, flüsterte Donel. Die beiden Jungen kauerten sich in der winzigen Höhle zusammen und schlangen die Arme umeinander, während sie ängstlich auf das Geräusch der Schritte draußen im Tunnel lauschten. Frodo tastete nach seiner Kílifigur, war jedoch zutiefst bestürzt, als er bemerkte, dass sie verschwunden war. Von dieser Wendung der Ereignisse entsetzt presste Frodo eine schmutzige Hand über seinen Mund und versuchte, so leise wie nur möglich zu atmen. „Wo sind diese kleinen Bälger hingelaufen?“ knurrte eine keuchende Stimme und gleich darauf erklang ein dumpfer, lauter Schlag in einiger Entfernung im Tunnel. „Seid vorsichtig, ihr Dummköpfe! Es gibt einen Grund, warum in diesen Minen nicht mehr gearbeitet wird. Den Karten zufolge sind sie sehr instabil.“ Eine andere Stimme erwiderte etwas auf Khuzdul. „Denkst du, ich weiß das nicht?“ knurrte die keuchende Stimme daraufhin erneut. „Wir hätten uns die kleinen Mistkerle längst geschnappt haben und verschwunden sein sollen, aber dank unseres elbenliebenden Dummkopfes müssen wir sie nun hier unten suchen." Nach diesen Worten erklangen erneut einige Worte des Khuzdul-Sprechers. „Kozul und Gorin waren überhebliche Narren. Aber wenn wir die kleinen Bälger finden und noch vor Einbruch der Nacht verschwinden, wird Thorin viel zu beschäftigt sein, um sich Sorgen um sie zu machen. Dieser Dreckskerl kümmert sich viel zu sehr um sein Gold und seinen Schatz, um sich Gedanken über zwei Welpen von niederer Abstammung zu machen. Obwohl unser Plan dank des Aufruhrs, den ihr vor kurzem verursacht habt, wahrscheinlich ohnehin zum Scheitern verurteilt ist.“ Daraufhin erklang weiteres Khuzdul. „Halte einfach den Mund und mach dich nützlich“, fuhr ihn der keuchende Zwerg an. „Wir haben eine Aufgabe zu erledigen und du hältst uns auf. Bei all dem Lärm, den die Bälger veranstaltet haben, können wir von Glück reden, dass uns Thorin und sein tätowierter Jagdhund noch nicht gefunden haben. Willst du zehnmal von jedem der beiden gefoltert werden?“ Ein weiterer Wortschwall auf Zwergisch wurde ausgestoßen, dieses Mal jedoch von dem dritten Angreifer, der sich alles andere als glücklich anhörte. „Natürlich brauchen wir sie, Besonders jetzt, nachdem du alles vermasselt hast. Versuch nur ein einziges Mal, deinen Kopf zu benutzen. Nur weil sich Thorin einen Dreck darum schert, bedeutet das nicht, dass es auch keiner der anderen tun wird. Begleitschaden. Nur zur Sicherheit. Schließlich ist es weitaus schwieriger, jemanden für einige Papierfetzen umzubringen, wenn dieser jemand einem schreienden Kind ein Messer an die Kehle hält.“ Nun ertönte noch mehr Zwergisch. „Es ist mir egal, wie ihr es anstellt“, sagte der Zwerg mit der keuchenden Stimme, „aber findet sie!“ Die Stimmen verschwanden in den anderen Tunneln und verklangen schließlich ganz, als die Verräter versuchten, die Jungen in den besser beleuchteten Bereichen ausfindig zu machen.  Aus Vorsicht wagten die beiden einige Zeit nicht, sich zu regen, denn sie wollten sichergehen, dass sie wirklich alleine waren. Donel war der erste, der das Schweigen brach. „Sie haben Karten vom Erebor“, flüsterte der Zwergling. „Einer von ihnen hat auf Zwergisch gesagt, dass sie Karten haben, auf denen die Schwachstellen in den Festungsmauern eingezeichnet sind. Aus den Gemächern des König gestohlen, hat er gesagt.“ Erneut verfielen sie in Schweigen, als Stimmen am Ende des Tunnels erklangen. Einige Minuten lang hatten sie so große Angst, dass sie kaum zu atmen wagten. Schließlich verhallten die Stimmen in einem Seitenschacht, doch der Tritte gegen die Felsen war in ihrer momentanen Lage ein nervenaufreibendes Geräusch. Sollte einer ihrer Verfolger gegen die Felsbrocken genau außerhalb ihres Versteckes treten, bestand die Gefahr, dass sie die kleine Öffnung in der Wand entdeckten. „Wir müssen hier weg.“   ♔~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ♥ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~♔ amad = Mutter adad = Vater   .o°O°o. _____________________________ .o°O°o..O.o° °o.O¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯ O.o° °o.O. Kapitel 14: Kapitel 14 ---------------------- .o°O°o. _____________________________ .o°O°o..O.o° °o.O¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯ O.o° °o.O.   An Unexpected Addition – Unerwarteter Familienzuwachs   Teil 14   Autor:   karategal   Übersetzer:   Lady Gisborne   P16-slash   Inhalt:   [Autorisierte Übersetzung] Alle Zwerge überleben die Schlacht der fünf Heere, doch Bilbo muss ins Auenland zurückkehren, um sein altes Leben in Ordnung zu bringen und den Weg für ein neues Leben im Erebor zu ebnen. Ein Jahr später kehrt er mit einem vor kurzem verwaisten Frodo zum Einsamen Berg zurück. Thorin ist sich nicht ganz sicher, was er von diesem neuen, winzigen Zuwachs zu seiner Gemeinschaft halten soll.   Disclaimer:   Bei dieser Geschichte handelt es sich um eine autorisierte Übersetzung von karategals englischer Originalstory An Unexpected Addition. Die Charaktere und Orte gehören selbstverständlich Professor Tolkien bzw. seinen Erben und ich verdiene mit dieser Story bzw. Übersetzung kein Geld, sondern schreibe nur aus Spaß an der Freude. ^^   Link zur Originalstory:   An Unexpected Addition   Anmerkung:   Wie einige von euch vielleicht bemerken werden, habe ich mich bei der Übersetzung dieser Story ausdruckstechnisch etwas vom Original entfernt, was in diesem Fall aber beabsichtigt war. Zwar bemühe ich mich, wenn ich Geschichten übersetze, so nah wie möglich am Original zu bleiben, aber mir ist auch und vor allem wichtig, einen flüssigen und sinnvollen deutschen Text zu schreiben und die erwähnten Abweichungen habe ich in diesem Fall vorgenommen, weil ich hoffe, dass die Geschichte für euch dann „flüssiger“ ist und ihr mehr Spaß beim Lesen habt. ^^   ♔~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ♥ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~♔ „Wo ist er?!“ In den höher gelegenen Ebenen des Erebor herrschte große Aufregung, da mehrere unterschiedlich besorgte und gewaltbereite Zwergenmütter versuchten, ihre Kinder ausfindig zu machen. Bilbo war gerade dabei gewesen, die Backwarenstände zu durchstöbern, als er gehört hatte, wie eine Frau zu seiner Linken nach ihrem Sohn und ihrer Tochter rief und sichtlich beunruhigt darüber war, sie in der Menge aus den Augen verloren zu haben. Mit einem kurzen Blick zur Seite hatte er sich davon überzeugt, dass Frodo nach wie vor neben dem Stand saß und gelächelt, als er gesehen hatte, dass sich sein Neffe mit einem rothaarigen Zwergling unterhalten hatte. Leider war von diesem Moment an alles schief gegangen, denn gleich darauf war eine wutentbrannte Mutter aus einem anderen Gang zwischen den Marktständen hervorgekommen, um eine kleine Gruppe männlicher Zwerge anzuschreien und hatte die vier obendrein beschuldigt, etwas mit dem plötzlichen Verschwinden ihres Sohnes zu tun zu haben. Eine wogende Menge hatte Bilbo von dem Backwarenstand abgedrängt und auch Glórils zornige Stimme war einige Minuten lang in dem ohrenbetäubenden Lärm untergegangen. Irgendwann war er genau neben der besorgten Mutter zum Stehen gekommen und hatte mit weit aufgerissenen Augen gesehen, wie sie sich auf die Gruppe von Zwergen stürzte. Glóril, die einen kleinen Zwergling fest in ihren Armen hielt, war direkt hinter ihr. „Wo ist mein Sohn, du orkrammelnder Mistkerl?“ knurrte die Mutter, die ein gezacktes Messer in der Hand hielt. „Wenn du es mir nicht sagst, steche ich dir die Augen aus!“ „Und meine Tochter?!“ schrie eine andere Mutter. „Meinen Sohn haben sie auch entführt!“ beschuldigte sie die andere Zwergenmutter, die zuvor bereits gesprochen hatte. „Ich habe eines seiner Spielzeuge auf dem Boden gefunden. Er würde es niemals zurücklassen, wenn er nicht dazu gezwungen wurde. Was habt ihr dreckigen Mistkerle mit ihnen gemacht?!“ Das Flehen der Mutter ließ Bilbos Herz rasen, als er sich abwandte und durch die wachsende Menge drängte. Zwar dauerte es einige Minuten, aber schließlich fand er den Backwarenstand wieder und musste zu seinem grenzenlosen Entsetzen feststellen, dass weder Frodo noch der andere kleine Junge dort war. „Frodo? Wo bist du? Frodo?!“ „Donel?!“ Der Hobbit blickte ein Stück weit den Gang hinunter, der zwischen den Marktständen hindurchführte und als er eine Zwergenfrau entdeckte, die zwei weinende Babys auf ihrem Rücken festgebunden hatte, aufgeregt in jede Ecke schaute und dabei immer wieder an ihren roten Zöpfen zog, brauchte er nicht lange, um alle diese Teile im Geiste zu einem Bild zusammenzufügen. „Gehört zufällig ein kleiner Junge mit roten, geflochtenen Haaren zu Euch?“ fragte Bilbo, als er zu ihr trat. „Ein Junge, der noch nicht alt genug ist, um einen Bart zu haben? Der eine grüne Tunika trägt?“ „Oh ja, ja“, hauchte die Mutter erleichtert. „Habt Ihr ihn gesehen? Wo ist er? Ich hatte ihm doch verboten, einfach wegzulaufen!“ „Als ich ihn zuletzt gesehen habe, hat er zusammen mit meinem Neffen genau dort drüben gesessen“, antwortete Bilbo und sie zu dem Backwarenstand und dem Fleischstand hinüber. „Doch dann wurde ich von der Menge abgedrängt und wie es scheint, sind in den vergangenen Minuten auch noch einige andere Kinder verschwunden.“ Bei diesen Worten verhärtete sich das zuvor freundliche, rundliche Gesicht der Mutter. „Das waren diese verdammten Bergarbeiter aus Rhûn! Monatelang haben sie nur herumgeschnüffelt und mit den Vorarbeitern gestritten! Und nun haben sie meinen Donel entführt! Wo sind sie?“ „Gleich dort drüben.“ Keiner der beiden hatte mehr als ein paar Schritte zurückgelegt, als sie plötzlich einen ohrenbetäubenden Schrei hörten, der von einem der Markthalleneingänge kam. Bilbo spürte, wie Galle in ihm aufstieg, denn er erkannte sofort, dass diese hohe Stimme nur einem kleinen Kind gehören konnte. Laute Rufe drangen an sein Ohr und gleich darauf sah er Dori, der aus der Menge auftauchte und mit seinen beiden gezogenen Schwertern kampfbereit auf die Tore zulief. Mehrere weitere Schreie ertönten in der Menge und Bilbo erhaschte einen flüchtigen Blick auf Glóril, die gerade einem Zwerg ihr Messer in die Schulter rammte. Zwar wusste er nichts über die Identitäten dieser Zwerge, doch alle anderen Wesen schienen sehr wohl  zu wissen, wer sie waren und was sie den Kindern angetan haben könnten. „Sag mir, wo sie sind oder ich schneide dir jeden Finger einzeln ab!“ knurrte Glóril, während sie die Klinge ihres Messers über die Wange eines verwahrlost aussehenden Zwerges gleiten ließ. „Oh, du willst also nicht reden, was? Wie es aussieht, wird Meela dann heute Abend wohl eine Halskette aus Fingern bekommen.“ Der Zwerg schrie zwar aus Leibeskräften, sagte aber nach wie vor kein einziges Wort. „Vielleicht wäre es aber auch überzeugender, dir etwas anderes abzuschneiden“, schnurrte Glóril, während sie ihr Messer hinunter zum Bund seiner Hose gleiten ließ. „Wo sollte ich wohl am besten anfangen? Vielleicht ganz oben an der Spitze und mich dann nach unten vorarbeiten, bis ich dir deine…“ „Sie sind in den Minen!“ schrie er, als Glórils Messer durch den Stoff seiner Hose zu schneiden begann. „Alle! Wir haben versucht, sie zu den Toren zu locken, aber sie…ahhhh!“ „In welchen Minen?“ Sie drückte das Messer tiefer in sein Fleisch. „Raus damit!“ „Dort wollt ihr nicht hinuntergehen“, kicherte ein anderer Zwerg, dessen Zähne von dem Schlag ins Gesicht blutverschmiert waren, den ihm Glóril mit ihren Schlagringen verpasst hatte. „Nun ja, das heißt, wenn ihr nicht in Stücke gerissen werden wollt.“ Bilbo und die Mutter blieben wie erstarrt stehen und ihre Blicke blieben unaufhörlich auf den Eingang gerichtet, aus dem der Schrei gekommen war, doch nun, da der Zwerg aus Rhûn eine derart unheilverkündende Warnung ausgesprochen hatte, wusste keiner der beiden mehr, ob sie sich dem Tor weiter nähern sollten. „Wovon spricht er?“ wollte Bilbo wissen. „In Stücke gerissen werden?“ „Ich habe keine Ahnung“, erwiderte Glóril und gab den übrigen Zwergen und ihren Gefangenen ein Zeichen, ihr zu folgen. „Aber ich bin mir sicher, dass unser König das alles nur zu gerne erfahren würde.“ Sie zerrten die Zwerge aus Rhûn durch die Hallen des Berges bis zum Thronsaal, wo der König unter dem Berg gerade durch einen Boten, der vorausgeeilt war, über die Ereignisse in Kenntnis gesetzt wurde. Als er die Zornesfalten auf Thorins Gesicht sah, wäre Bilbo vor Angst beinah einen Schritt zurückgetreten, denn der Zwergenkönig sah aufgebrachter und bedrohlicher aus, als irgendjemand in seinem Leben aussehen können sollte. Dennoch war der Hobbit überrascht, als Thorin plötzlich Orkrist zur Hand nahm und ohne Vorwarnung einem der Zwerge in die Schulter rammte. „Ihr kommt in mein Königreich und bedroht unsere Kinder“, knurrte der König. „Und das wird euch eure Köpfe kosten. Aber wenn ihr mir jetzt sagt, wo die Kleinen sind, gewähre ich euch vielleicht einen schnellen und weitgehend schmerzlosen Tod. Wenn ihr euch weigert…nun, dann bin ich davon überzeugt, dass es viele in diesem Saal gibt, die sicher liebend gerne ein paar Wochen damit verbringen würden, eure halbtoten Leichname zu foltern. Und ich werde es ihnen gestatten. Bei Mahal, ich werde dieses Urteil selbst vollstrecken!“ „Wieviele wurden entführt?“ fragte Dwalin. Vier Frauen und ein Mann, von denen jeder einzelne zutiefst um die Sicherheit ihrer kleinen Kinder besorgt war, traten vor und jeder von ihnen nannte den Namen des jeweiligen, wobei sie ihre Hände zu Fäusten ballten, als sie die Zwerge musterten, die die Kleinen absichtlich von ihnen fortgelockt hatten. „Mein Sohn, Donel.“ Der männliche Zwerg war der nächste, der das Wort ergriff. „Meine Nichte, Farina.“ „Mein Neffe, Harak.“ „Mein Sohn, Ordin“, fuhr die erste verzweifelte Zwergenfrau fort. „Meine jüngste Tochter, Dwina.“ Bilbo war von allen der letzte, der sprach. „Und mein Neffe, Frodo.“ Bei diesen Worten schien jeder im Saal zusehen zu können, wie Thorin, dessen Augen sich vor Zorn verdunkelten, als er den Namen seines kleinen Hobbits hörte, die Beherrschung verlor. Ohne auch nur einen einzigen Laut von sich zu geben zog Thorin ein kurzes Messer aus der Armschiene seines Neffen und stieß es durch jeden einzelnen Finger an der linken Hand des Zwerges. Anschließend ging er zu dessen anderer Hand über, von der er zwei weitere Finger abschnitt und sie mit den anderen auf einen Haufen warf. „Sobald ich die Kinder gefunden habe“, knurrte Thorin, „hole ich mir deine Zunge und bis dahin werden sich ihre Eltern mit deinen Fingern begnügen müssen.“ Er überließ den schreienden und wimmernden Zwerg seinen Wachen und befahl ihnen, mit den anderen aus Rhûn ebenso zu verfahren. Neben Dwalin und den Eltern blieb er stehen und sah  zu, wie die Verräter aus dem Thronsaal gezerrt wurden. „Es ist mir gleich, was ihr tun müsst, aber bringt sie zum Sprechen“, befahl der König. „Ich will Antworten und ich werde sie bekommen.“ Nach diesen Worten wandte er sich den Eltern zu und gab jedem von ihnen einen Finger, was keinen von ihnen auch nur im Mindesten zu beunruhigen schien, denn Bilbo schreckte als einziger zurück, als Thorin ihm den Daumen des verstümmelten Zwerges überreichte. Große, blutverschmierte Finger umfassten für einen Augenblick seine kleinere Hand und Thorins ließ seinen Blick zum Kamin in der rechten hinteren Ecke des Saales hinüberschweifen. Nachdem sich der Zwergenkönig von ihm gelöst hatte, fiel Bilbo jedoch etwas Wichtiges auf. Thorin hatte einen der Finger für sich selbst behalten. Mehrere laute Schläge am Eingang des Thronsaales lenkten die ungeteilte Aufmerksamkeit der beiden auf die Tore, durch die zwei Gestalten mit einem sich heftig windenden und fluchenden Zwerg in ihrer Mitte in den Saal traten. Nori verpasste dem Verräter aus Rhûn einen Schlag auf den Kopf und zischte ihm einige Worte ins Ohr, die bewirkten, dass sich der andere Zwerg umso heftiger wehrte. Da Dori und Nori jedoch alles andere als Schwächlinge waren, schleppten sie ihn trotz seiner Gegenwehr ohne Probleme vor Thorins Füße. „Seht mal, was wir außerhalb der westlichen, nahe dem Zentrum gelegenen Minen gefunden haben“, verkündete Nori gedehnt und stieß den gefesselten Zwerg zu Boden, bevor er ihm vor Wut einen Tritt versetzte. „Und das hier lag direkt neben ihm.“ Er überreichte Thorin die Kílifigur, an der Frodo so sehr hing. Mit Zornesfalten auf der Stirn nahm der König nahm das kleine Spielzeug entgegen und umfasste mit seinen breiten Fingern behutsam das hölzerne Ebenbild seines jüngsten Neffen. „Was hast du herausgefunden, Nori?“ Unerschütterlich stand der Gauner der Gemeinschaft neben dem Verräter. „Ich habe ihre Geschäfte und Bewegungen während der vergangenen Wochen besonders wachsam im Auge behalten und es sieht alles danach aus, als hätten sie geplant, mit einem buchstäblichen Knall unterzugehen, wenn ihr meine Anspielung versteht. In ihren Gemächern habe ich mehrere Behälter mit Sprengstoff darin gefunden.“ Mit diesen Worten verpasste er dem Verräter einen weiteren Tritt. „Und das war der zerstörerischste Teil ihres Planes, wenn ihr mich fragt.“ „Sprengstoff?“ hauchte Bilbo, dem die aufkeimende Panik immer stärker die Kehle zuschnürte. „Wie die Feuerwerkskörper, die Gandalf benutzt? Aber dann würden…“ „Sie alle bei lebendigem Leibe verbrennen“, beendete Nori den Satz für ihn. „Und die Minentunnel zum Einsturz bringen. Ich habe einige Gerüchte über Sprengpulver aus dem Fernen Osten gehört, die gewaltige Explosionen auslösen, wenn sie mit Feuer in Berührung kommen. Beinah wie Gandalfs Feuerwerkskörper, aber sehr viel stärker und zerstörerischer.“ „Was wiederum Erebors Verteidigung außer Gefecht setzen und eine Invasion ermöglichen würde“, stellte Balin fest. „Und ich nehme an, dass sie die Kinder zweifellos als Geiseln benutzen wollten, für den Fall, dass keines ihrer Sprengpulver funktioniert hätte und sie deshalb schnell hätten fliehen müssen. Vielleicht sollten die Kleinen für sie aber auch eine zusätzliche Sicherheit sein, um zu verhindern, dass Thorin sie angreift, um sie an ihrer Flucht zu hindern. Außerdem kommt noch die Möglichkeit hinzu, dass die Explosionen auch die Schatzkammer zerstören könnten. Habe ich Recht, Junge?“ Der Zwerg schwieg und weigerte sich beharrlich den übrigen Anwesenden in die Augen zu sehen. Er schreckte zurück, als der König seinen langen Bart ergriff und seinen Kopf daran so weit nach oben zog, dass er gezwungen, jeden anzusehen, der sich in dem Saal aufhielt. Wutentbrannt war eine Beschreibung, die Thorins finsterem Gesichtsausdruck nicht einmal ansatzweise gerecht wurde. „Ihr habt Sprengpulver in meinen Tunneln angebracht, nicht wahr?“ fragte der König. „Redet endlich oder meine Neffen werden euch als Zielscheibe für ihre Schießübungen benutzen.“ Daraufhin bedachten ihn Fíli und Kíli mit einem düsteren Lächeln. „Meine Geduld ist schon längst am Ende“, warnte Thorin und hielt dem Zwerg sein Messer an die Finger, die er gleich darauf abzuschneiden begann. „Sag mir, wo der Sprengstoff ist oder ich werde dir sämtliche Glieder abschneiden, bis kein Blut mehr in deinen Adern fließt, das in meine Hallen tropfen kann.“ Als Antwort auf seine Drohung erhielt er jedoch lediglich ein schmerzerfülltes Stöhnen. „Finde einen Weg, ihn zum Sprechen zu bringen, Dwalin“, befahl der König. Er sah sich suchend in dem Saal um, bis er die Bergarbeiter der Gemeinschaft entdeckte. „Bifur! Bofur! Stellt eine Truppe eurer besten Vorarbeiter und Chemiekalienexperten zusammen. Ich will, dass jeder Eingang in die Minen ausgekundschaftet und so schnell wie möglich von dem Sprengstoff geräumt wird.“ Nur einen Moment später brach reges Treiben im Saal aus, als jeder der Anwesenden sich beeilte, die Befehle des Königs auszuführen und dafür zu sorgen, dass die Pläne der Verräter noch rechtzeitig vereitelt wurden. Bilbo blieb unterdessen stumm neben den anderen Eltern am Rande des Geschehens stehen und rang unruhig seine Hände, während Donels Mutter versuchte, ihre weinenden Zwillinge zu beruhigen. Vor banger Furcht schlug ihm das Herz bis zum Hals, denn er hatte schreckliche Angst, dass Frodo oder einem der anderen Kinder in den Minen möglicherweise etwas zustieß und über die Verräter, die zusammen mit ihnen dort unten waren, wollte er überhaupt nicht nachdenken. „Bilbo?“ Der Hobbit fuhr erschrocken zusammen, als er Thorins große Hand auf seiner Schulter spürte und der Schrecken, den dieser ihm versetzt hatte, ließ sein Herz rasen. Doch erst im nächsten Moment wurde Bilbo bewusst, dass seine rechte Hand etwas ungewöhnlich Kaltes umklammert hatte. „Das solltest du nicht tun, Thorin“, fuhr ihn der Hobbit an. „Ich hätte dich erstechen können. Nein, sieh mich nicht so an. Im Moment bin ich so nervös, so wütend und frustriert, dass es mich nicht einmal kümmern würde, sollte ich jemanden niederstechen.“ „Mir geht es ähnlich“, gestand Thorin. „Ihnen ihre Finger abzuhacken hat mein Verlangen, ihnen die Köpfe abzuschlagen, nicht einmal ansatzweise befriedigt. Und sobald ich zweifellos in Erfahrung gebracht habe, wer sie geschickt hat, um in mein Königreich einzudringen, wird ihr König ihre Kopfe bekommen.“ „Du hast einen der Finger behalten.“ Thorin versuchte nicht einmal, es abzustreiten. „Ich würde nur allzu gerne denken, dass ich unter den gegebenen Umständen ein Anrecht darauf habe, aber wenn dem  jetzt noch nicht so ist, dann hoffe ich, dass ich mir ein so großes Geschenk eines Tages verdient haben werde.“ Von allen Momenten, die sich Thorin hätte aussuchen können, um eine solche Bemerkung zu machen, musste es ausgerechnet der Tag sein, an dem Frodo verschwunden war und Bilbo sich am liebsten in Bullenrassler Tuck verwandelt hätte. Augenscheinlich besaß der Zwergenkönig ein schreckliches Zeitgefühl. „Du hast es dir schon längst verdient.“ Die Hoffnung stand Thorin deutlich ins Gesicht geschrieben, als er Bilbo eingehend betrachtete und darauf wartete, dass der Hobbit das kleinste Anzeichen des Zögerns oder der Unsicherheit zeigte. Bilbo hingegen war sich noch immer nicht ganz sicher, ob Thorin das andeutete, was Bilbo hoffte, das er andeutete, doch der Hobbit wäre ein hoffnungsloser Narr gewesen, wenn er die liebevolle Fürsorge und die beinah schüchterne Hingabe übersehen hätte, die der König Frodo hatte zuteilwerden lassen. Später würden sie noch Zeit und Gelegenheit genug haben, über die gerade angedeuteten…Möglichkeiten zu sprechen, aber nun waren sich beide einig, dass ihre Sorge vor allem dem kleinsten Hobbit galt. „Ich werde ihn zurückbringen“, versprach der Zwergenkönig, der nach wie vor die Kílifigur in seiner Hand hielt. „Und ich werde für jedes Haar, das dem kleinen Lockenkopf gekrümmt wurde, einen Arm oder ein Bein ausreißen.“ „Ich weiß.“ .o°O°o. _____________________________ .o°O°o..O.o° °o.O¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯ O.o° °o.O. Kapitel 15: Kapitel 15 ---------------------- .o°O°o. _____________________________ .o°O°o..O.o° °o.O¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯ O.o° °o.O.   An Unexpected Addition – Unerwarteter Familienzuwachs   Teil 15   Autor:   karategal   Übersetzer:   Lady Gisborne   P16-slash   Inhalt:   [Autorisierte Übersetzung] Alle Zwerge überleben die Schlacht der fünf Heere, doch Bilbo muss ins Auenland zurückkehren, um sein altes Leben in Ordnung zu bringen und den Weg für ein neues Leben im Erebor zu ebnen. Ein Jahr später kehrt er mit einem vor kurzem verwaisten Frodo zum Einsamen Berg zurück. Thorin ist sich nicht ganz sicher, was er von diesem neuen, winzigen Zuwachs zu seiner Gemeinschaft halten soll.   Disclaimer:   Bei dieser Geschichte handelt es sich um eine autorisierte Übersetzung von karategals englischer Originalstory An Unexpected Addition. Die Charaktere und Orte gehören selbstverständlich Professor Tolkien bzw. seinen Erben und ich verdiene mit dieser Story bzw. Übersetzung kein Geld, sondern schreibe nur aus Spaß an der Freude. ^^   Link zur Originalstory:   An Unexpected Addition   Wie einige von euch vielleicht bemerken werden, habe ich mich bei der Übersetzung dieser Story ausdruckstechnisch etwas vom Original entfernt, was in diesem Fall aber beabsichtigt war. Zwar bemühe ich mich, wenn ich Geschichten übersetze, so nah wie möglich am Original zu bleiben, aber mir ist auch und vor allem wichtig, einen flüssigen und sinnvollen deutschen Text zu schreiben und die erwähnten Abweichungen habe ich in diesem Fall vorgenommen, weil ich hoffe, dass die Geschichte für euch dann „flüssiger“ ist und ihr mehr Spaß beim Lesen habt. ^^   ♔~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ♥ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~♔ „Kannst du dich immer noch unsichtbar machen?“ Der Zwergenkönig hatte sich mit seinem Gefolge treuer Zwerge, die mit ihm hinunter in die Minen gehen würden, in der Haupteingangshalle eingefunden. Sie waren bereits in mehrere Gruppen aufgeteilt worden, von denen jeder einzelnen einer der zehn Haupteingänge in die Minen des Erebor zugewiesen worden war. Zwar vermuteten sie, dass beinah alle Kinder sowohl in die westlichen Minen, die nahe dem Zentrum lagen als auch die weiter entfernten geflohen waren, da diese den Marktplätzen am nächsten waren, aber Thorin bestand dennoch darauf, alle Zugänge und Tunnel außerdem nach Sprengstoffen abgesucht wurden. Darüber hinaus war es mehr als wahrscheinlich, dass sich die Verräter inzwischen auch an anderen Orten versteckt hatten. „Natürlich“, antwortete Bilbo, wobei seine Finger unbewusst über die Tasche seines Jacketts tasteten. „Und zur Sicherheit trage ich das Kettenhemd aus Mithril unter meiner Kleidung.“ Der König nickte zufrieden. „Du wirst Bofur und Bifur vorangehen, sobald sie die einzelnen Zugänge und Tunnel geräumt haben. Nori ist der Ansicht, dass die Sprengpulver ihre Wirkung nur an den größeren Eingängen entfalten können, deshalb solltest du in allen anderen Bereichen sicher sein, solange dich niemand sehen oder hören kann.“ „Wenn ich mich an einem feuerspeienden Drachen vorbeischleichen konnte, werden ein paar dumme Zwerge kein Problem für mich sein“, erwiderte Bilbo mit einem verschlagenen Grinsen. „Natürlich nichts für ungut.“ „Schon gut.“ „Ist Ori schon mit der Karte zurück?“ fragte Bilbo. „Wenngleich ich Bifurs und Bofurs Orientierungsvermögen vertraue, würde ich es dennoch vorziehen, mir einen Plan der Schächte und Tunnel anzusehen, bevor wir dort hinuntergehen.“ „Ich habe ihm auch die Schlüssel zu meinem Gemach gegeben, daher kann es etwas länger dauern, bis er alles geholt hat“ gab Thorin zurück. Als er den Hobbit anschaute, bemerkte er, dass dieser ein kleines Stück Papier las. „Was ist das?“ Eine Erkennungsliste für die Kinder“, erklärte Bilbo. „Selbst, wenn wir nach ihnen rufen, werden sie wahrscheinlich nicht aus ihren Verstecken kommen und außer Frodo sind keinem von ihnen eure Stimmen oder euer Aussehen vertraut, weshalb sie uns möglicherweise für Entführer halten, die versuchen, ihnen erneut wehzutun.“ „Aber das ist noch keine Erklärung für die Liste.“ Der Hobbit stieß ein leises, gequältes Seufzen aus. „Es ist eine Auflistung unbedeutender Stichworte, die ich von den Eltern der Kinder gesammelt habe. Mit Ausnahme der nächsten Familienmitglieder des jeweiligen Kindes kann absolut niemand etwas darüber wissen, besonders ihre Angreifer nicht. Sollte irgendeines der Kinder also an unserer Identität zweifeln oder überhaupt nicht hervorkommen, werde ich eines dieser Stichworte nennen und ihnen sagen, welches Familienmitglied mir die entsprechende Information gegeben hat. Ich habe auch allen übrigen Helfern eine solche Liste gegeben, also prägt sie euch alle gut ein.“ „Rupert der Stoffbär ist Frodos Stichwort?“ grübelte Thorin, sobald er seine Liste erhalten hatte. „Er liebt diesen kleinen Bären“, erklärte Bilbo. „Und außer dir, mir und den anderen Mitgliedern der Gemeinschaft weiß absolute niemand von ihm, was ihn zu einem perfekten Stichwort macht. Versuch aber trotzdem, dir auch die anderen zu merken, denn die übrigen Kinder werden nicht so sein wie Frodo, der auf dich zuläuft, sobald er deine Stimme hört.“ „Ich habe eines gefunden!“ Alle Anwesenden fuhren herum und starrten Ori an, der gerade aus einem der höher gelegenen Gänge aufgetaucht war und einen kleinen Zwergling fest in seinen Armen hielt. Da der kleine Junge dunkle Haare und blaue Augen hatte, erkannte Bilbo ihn sofort als Ordin erkannte, den Sohn jener Mutter, die versucht hatte, einem der Verräter die Augen auszustechen. Er war in eine gestrickte Decke eingewickelt und hielt einige der Karten in den Händen, die Ori mitgebracht hatte. „Er hatte sich in der Bibliothek versteckt“, berichtete ein atemloser Ori. „Er sagt, er wäre dorthin gerannt, nachdem ein gemeiner Zwerg ihn zu packen versucht hatte. Ich bin diesen recht unangenehmen Zeitgenossen selbst begegnet, als ich die Karten gesucht habe und kurz darauf habe ich Ordin unter einem Bücherstapel gefunden.“ „Sind sie entkommen?“ wollte der König wissen. „Selbstverständlich nicht“, antwortete Ori ein wenig empört. „Ich habe sie umgehauen und sie anschließend, fest an Händen und Füßen gefesselt, im hinteren Lagerraum eingesperrt.“ „Nun, dann können wir einen Zwergling von der Liste streichen“, stellte Bilbo mit großer Zufriedenheit fest. „Jetzt sind es nur noch fünf, die wir retten müssen.“ „Du…hast sie an ihren Händen und Füßen gefesselt?“ fragte Dori ungläubig. „Ganz allein?“ „Wie darf ich denn das verstehen?“ beklagte sich sein jüngerer Bruder. „Ich bin sehr wohl dazu imstande, …ein paar Dummköpfe zusammenzuschlagen, die nicht einmal ihre Bärte von ihren Hinterteilen unterscheiden können.“ Ori übergab den schweigenden Zwergling seiner Mutter, als diese um die Ecke gestolpert kam, wobei sie Dwalin und zwei der Bergarbeiter beiseite stieß, um zu ihrem Kind zu gelangen. Der herzerweichende Anblick des Elternteiles, dass seinen Sohn wiedergefunden hatte, verzehnfachte Bilbos ohnehin wilde Entschlossenheit, Frodo zu finden und auch auf dem Gesicht des Zwergenkönigs spiegelten sich ähnliche Empfindungen wider. „Und ihr solltet wissen, dass den Verrätern möglicherweise auch einige Augen fehlen“, fuhr Ori seinen Bruder an und versetzte ihm während seiner Schimpftirade mit einer zusammengerollten Karte einen Klaps auf den Hinterkopf. „Wahrscheinlich haben sie nähere Bekanntschaft mit den spitzen Enden meiner Stricknadeln gemacht.“ „Nun bin ich wirklich sprachlos“, gestand Fíli. „Ich auch.“ „Ich bin einfach nur stolz“, entgegnete Bilbo. „Schön für dich, Ori.“ Der gelehrte Zwerg schenkte ihm ein schüchternes Lächeln. „Ich habe auch alle Karten mitgebracht. Einige von ihnen hatten die Zwerge aus Rhûn gestohlen, aber macht euch keine Sorgen, ich habe darauf geachtet, dass sie nicht mit Blut in Berührung kommen.“ „Bist du dir sicher, dass sie festgebunden sind?“ fragte Thorin. „Oh ja“, kicherte Ori. „Tante Dhola hat ein wachsames Auge auf sie und sobald sie auch nur einen Laut von sich geben, verpasst sie ihnen mit ihrem Khuzdul-Grammatikbuch einen Schlag auf den Kopf. Sie findet das ganz schön lustig.“ „Das ist für sie wohl eher der Höhepunkt des Jahrhunderts“, fügte Nori hinzu. „Bofur!“ rief Thorin und verteilte die Karten auf die Gruppen, voller Ungeduld, hinunterzugehen und den feigen Abschaum aufzuspüren, der in sein Heim eingedrungen war. Zeige Bilbo den Weg, den du durch die Tunnel nimmst. Ich will nicht, dass er vollkommen im Dunkeln umhertappt, also sorge dafür, dass er halbwegs mit ihnen vertraut ist.“ „Ja, natürlich“, antwortete der Bergarbeiter mit dem Zopf. „Also gut, wir werden folgendes tun.“ Es dauerte einige Minuten, doch bald darauf war Bilbo sehr vertraut mit den tunneln, die sie auf ihren Weg durch die westlichen, nahe dem Zentrum gelegenen Minen durchqueren würden. Er wurde gewarnt, dass viele der nach links abzweigenden Schächte sehr eng und von illegalen Durchgängen durchzogen waren, die seit Jahrhunderten von keinem Zwerg mehr betreten worden waren. Unter diesen Bedingungen würde Bilbos geringe Größe den Helfern einen großen Vorteil verschaffen. „Also schön“, verkündete der Hobbit, „ich bin bereit.“ Thorin nickte und gab den übrigen Gruppen ein Zeichen, ihren Abstieg in die manipulierten und mit Verrätern gefüllten Minen zu beginnen. Bofur, Bifur und zwei zwergische Chemikalienexperten suchten bereits den Hauptzugang zu den westlichen, nahe dem Zentrum gelegenen Minen ab, wobei sie vorsichtig jedes Loch und jede Öffnung in den steinernen Skulpturen untersuchten, die den Eingang säumten. Sie bewegten sich so schnell voran, wie es ihnen ohne Gefahr möglich war und die Luft knisterte geradezu vor Spannung, als die zum ersten Mal das Zeichen gaben, die Minen zu betreten. Mit einem tiefen Atemzug ließ Bilbo den Ring auf seinen Finger gleiten und verschwand in jener schattenhaften Welt, die ein Teil von ihm war. „Wir sind direkt hinter dir“, flüsterte Thorin. Der Hobbit betrat den von Fackeln erleuchteten Tunnel, in dem glitzernde Kristalle die tiefer gelegenen Bereiche erhellten, die der Schein der Fackeln nicht erreichte. Seine Schritte waren leicht und behutsam und seine Augen und Ohren achteten auf das kleinste Zeichen, das darauf hinweisen konnte, dass sich Verräter in den abzweigenden Tunneln und Schächten aufhielten. Sobald sich Bilbo sicher war, dass niemand außer ihnen in dem Abschnitt war, ging er einige Schritte zurück und öffnete einen kleinen, mit Kieselsteinen gefüllten Beutel, den Bofur ihm gegeben hatte. Mit einer schnellen Drehung seines Handgelenkes warf Bilbo einen dieser Steine zum Eingang hinüber, um den anderen zu zeigen, dass in dem Tunnel alles in Ordnung war. „Ein Abschnitt ist geschafft“, murmelte Bofur, als er an ihm vorbeiging, um die folgenden Zugänge zu untersuchen, „und nun bleiben nur noch mehrere Dutzend andere.“ Mit jedem neuen Abschnitt, den sie erreichten, verstärkte Bilbo seinen Griff um Stich und war mehr als frustriert, dass sie bislang noch keinen einzigen der Verräter gefunden hatten. Während er darauf wartete, die nächsten Tunnel auskundschaften zu können, blieb er bei den Bergarbeitern und Chemikalienexperten, konnte jedoch von Zeit zu Zeit einen kurzen Blick auf Thorin, Dwalin und die königlichen Neffen hinter ihnen werfen. Sie alle vier sahen ebenso gereizt aus, wie Bilbo sich fühlte und sie hielten ihre jeweiligen Waffen unaufhörlich in den Händen, während die Minen auf Sprengstoffe überprüft wurden. Und auch Bilbo wünschte sich tief im Innersten, seines hobbittypischen Wesens zum Trotz, dass sie schon sehr bald etwas würden angreifen können. „Hier ist alles in Ordnung“, flüsterte Bofur. Als sie die nächste Reihe von tunneln betraten, bemerkte Bilbo, dass das Licht so schnell abnahm, dass er nicht einmal mehr zwei Fuß weit würde voraussehen können, wenn sie den nächsten Zugang erreichten. Und plötzlich hörte er etwas... „Wir hätten länger warten sollen“, sagte eine Stimme links von Bilbo. „Und diese verdammten Kinder haben alles nur noch schlimmer gemacht.“ Bilbo drückte sich dicht an die Wand und wich gerade noch rechtzeitig zwei Zwergen aus Rhûn aus, die in diesem Moment aus einem besonders schmalen Tunnel hervortraten. Während sie nicht dort herausgekommen, hatte er diesen Tunnel nicht einmal bemerkt, dessen war sich Bilbo beinah sicher. „Inzwischen sind sie wahrscheinlich in die alten, verlassenen Schächte gefallen“, fügte ein anderer Zwerg schleppend hinzu. „Diese Dinger sind überall in den Tunneln versteckt, in die sie hineingelaufen sind. Deshalb wäre ich sehr verwundert, wenn auch nur einer von ihnen noch am Leben wäre.“ „Aber wenn sie nun…“ „Jeder einzelne dieser Schächte ist dreißig Fuß tief oder sogar noch tiefer. Sie sind tot.“ „Was ich sagen wollte“, widersprach der erste Zwerg, „was ist, wenn keiner von ihnen in die tieferen Schächte gefallen ist?“ „Kodos glaubt, dass sie sich in diesen winzigen Seitentunneln versteckt haben, an denen wir vor kurzem vorbeigekommen sind. Wir sollten nur ein paar Sprengladungen brauchen, um sie all dort hinauszutreiben. Die Mistkerle werden nicht wissen, wie ihnen geschieht.“ „Und die anderen?“ „Der Sprengstoff wird ihnen den Rest geben“, fuhr ihn der zweite Zwerg an. „Und selbst wenn einer von ihnen schreit, wird Thorin nicht hier herunterkommen, denn der wird sich größere Sorgen um seinen Schatz machen, als um ein paar erbärmliche Welpen.“ „ich weiß  nicht, was geschieht, wenn er…“ „Wirst du wohl aufhören, dir Sorgen zu machen“, zischte der boshaftere Zwerg. „Und außerdem hast du alle Geschichten gehört, die es darüber zu hören gab, wie sich Thorin aufgeführt hat, nachdem er den Erebor zurückerobert hatte. Nur um sein geliebtes Gold ganz für sich allein behalten zu können hätte dieser Dreckskerl beinah einen Krieg begonnen.“ „Ich glaube, du hast Recht“, seufzte der erste. „Er ist ein selbstsüchtiger Mistkerl, der…“ Bilbo nahm zwei Kieselsteine aus dem Beutel, schlich zum Tunneleingang zurück und warf sie nacheinander im Abstand von genau fünf Sekunden in die Luft. Plötzlich blieben die beiden Zwerge aus Rhûn vor einem weiteren schmalen Schacht stehen, sodass Bilbo sich langsam hinter ihren Rücken vorbeischleichen konnte. „Hast du das gehört?“ Bevor einer der Zwerge auch nur ein weiteres Wort sagen konnte, stürmte Bilbo auf sie zu und stieß sie mit aller Kraft beiseite, die in seinem Hobbitkörper steckte. Im selben Moment, in dem sie überrascht aufschrien, flogen Pfeile durch die stickige Luft und trafen sie in die Brust. Ohne auch nur einen Moment lang zu zögern sprang Bilbo den boshaften Zwerg an und stopfte ihm einen alten Stofffetzen in den Mund, wobei die behaarten Füße des Hobbits die Schreie des anderen Zwerges erstickten, bis er auch in dessen Schlund eine ekelhaft stinkende Socke schieben konnte. „Ich habe sie.“ Der König und seine Neffen traten aus den Schatten hervor, mit den Chemikalienexperten direkt hinter ihnen, die weiter vorangingen, um die folgenden Abzweigungen auf Sprengpulver zu untersuchen. Dwalin packte die beiden Verräter und zerrte sie denselben Weg zurück, den sie gekommen waren, während Bilbo ihnen folgte, um sich die unvermeidliche Befragung anzusehen. „Ihr hättet eure Mäuler halten sollen“, knurrte Dwalin und warf die beiden Zwerge, sobald sie einen heller erleuchteten Gang erreicht hatten, brutal zu Boden. „Aber ich will mich nicht beklagen, denn das hier macht mir alles soviel leichter.“ „Wenn ihr unsere Fragen beantwortet, werden wir euch schnell töten“, sagte Thorin, während die Bergarbeiter die beiden Verräter an ihren Händen und Füßen fesselten. „Wenn ihr sie nicht beantwortet, werde ich den Eltern der Kinder erlauben, euch wochenlang zu foltern, wenn sie es wünschen sollten.“ Keiner der beiden antwortete auf irgendeine erkennbare Weise. „Bofur…“ Der freundlichste Zwerg der gesamten Gemeinschaft trat vor und ließ seine Spitzhacke mit einem ekelerregenden Krachen auf den rechten Fuß des boshaften Verräters niedersausen. Gedämpfte Schreie waren zu hören, als der Zwerg sich wand und Bofurs für gewöhnlich fröhliches Gesicht war zu einer steinernen Maske geworden, als er den Verräter mit finsteren Blicken bedachte. „Sagt uns, wo die Kleinen sind“, verlangte Bofur mit einem fiesen Grinsen, „oder ich jage meine alte Spitzhacke hier genau durch eure Oberschenkel und wenn ich richtig ziele, werdet ihr ganz langsam verbluten. Andererseits würde auch der Speerarm meines lieben Vetters gerne heute zum Einsatz kommen. Habe ich nicht Recht, Bifur?“ „Mahk nzuka-shah.“ „Seht ihr“, spottete Bofur in einem Tonfall, der angesichts der Situation, in der sie sich befanden, viel zu freundlich war. „Er will euch eure Eingeweide herausschneiden und sie anschließend an die Bussarde verfüttern.“ „Und ich will diese Dinger hier herausreißen und euch verbluten lassen“, ergänzte Kíli, während er einen Pfeil packte und ihn langsam herumdrehte, bis sich der Zwerg am Boden wand. „Aber das wäre recht sinnlos, nicht wahr?“ „Ja, das wäre es in der Tat, nadad.“ Bilbo trat an die Seite des Zwergenkönigs und versetzte ihm mit dem Ellenbogen einen ungeduldigen Stoß in den Bauch, denn je länger sie sich dort unten in den Tunneln aufhielten, desto stärker wurde der Wunsch des Hobbits, Frodo zu finden. Wenn Thorin keine Möglichkeit fand, weitere Informationen aus den Verrätern herauszubekommen, dann würde Bilbo das einfach selbst in die Hand nehmen müssen. „Genug davon“, sagte der König und drückte sanft den Arm des Hobbits, um ihm zu zeigen, dass dessen Botschaft deutlich und unmissverständlich bei ihm angekommen war. „Dwalin.“ „Mit Vergnügen.“ Der Kriegerzwerg ging in die Knie, schob seine Finger seitlich in den Mund des gefangenen Zwerges und sorgte auf diese äußerst wirksame Weise dafür, dass dieser nur noch gedämpfte Laute ausstoßen konnte. Auch ohne die abscheulich stinkenden Knebel konnte keiner der Verräter um Hilfe schreien, da die Waffen aller Anwesenden auf ihre Kehlen gerichtet worden waren. Der König unter dem Berg ließ die Spitze seines Messers um die Augen der beiden Zwerge kreisen. „Wo sind die Kinder?“   ♔~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ♥ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~♔ nadad = Bruder .o°O°o. _____________________________ .o°O°o..O.o° °o.O¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯ O.o° °o.O.   Kapitel 16: Kapitel 16 ---------------------- .o°O°o. _____________________________ .o°O°o..O.o° °o.O¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯ O.o° °o.O.   An Unexpected Addition – Unerwarteter Familienzuwachs   Teil 16   Autor:   karategal   Übersetzer:   Lady Gisborne   P16-slash   Inhalt:   [Autorisierte Übersetzung] Alle Zwerge überleben die Schlacht der fünf Heere, doch Bilbo muss ins Auenland zurückkehren, um sein altes Leben in Ordnung zu bringen und den Weg für ein neues Leben im Erebor zu ebnen. Ein Jahr später kehrt er mit einem vor kurzem verwaisten Frodo zum Einsamen Berg zurück. Thorin ist sich nicht ganz sicher, was er von diesem neuen, winzigen Zuwachs zu seiner Gemeinschaft halten soll.   Disclaimer:   Bei dieser Geschichte handelt es sich um eine autorisierte Übersetzung von karategals englischer Originalstory An Unexpected Addition. Die Charaktere und Orte gehören selbstverständlich Professor Tolkien bzw. seinen Erben und ich verdiene mit dieser Story bzw. Übersetzung kein Geld, sondern schreibe nur aus Spaß an der Freude. ^^   Link zur Originalstory:   An Unexpected Addition Anmerkung:   ♔~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ♥ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~♔ „Siehst du irgendetwas?“ Der König unter dem Berg machte seinem königlichen Titel gerade alle Ehre als er vorsichtig einige der tiefsten und ältesten Minen des Erebor durchquerte, auf der Suche nach den Verrätern, die sein Königreich bedrohten. Prüfend musterten seine Zwergenaugen die Dunkelheit, die die Minen auf diesen Ebenen zu beherrschen schien, doch die pechschwarze Düsternis war lediglich ein kleines Hindernis für jemanden, der einen großen Teil seines Lebens tief in den Eingeweiden der Erde verbracht hatte. Für Thorin waren die Schatten ein vertrauter und behaglicher Ort, eine willkommene Erinnerung an seine frühe Kindheit und die unzähligen Abenteuer, die er einst mit Frerin und Dís in den Minen des Erebor erlebt hatte. Endlich war Thorin zurück in dem Element seines Volkes. „Noch nicht“, flüsterte der König. Seine Neffen waren dicht hinter ihm und gingen so leise, wie es ihnen nur möglich war durch die unheimliche Dunkelheit der tiefer gelegenen Tunnel. Mittlerweile befanden sie sich in einem Abschnitten, in denen sich offene Schächte im Boden auftaten, von denen die meisten vor siebzehn Jahrzehnten von den entsetzten Bergarbeitern, die vor Smaugs Zorn geflohen waren, unbedeckt zurückgelassen worden waren. Der Hobbit ging ein kurzes Stück voraus, unsichtbar für all jene, die nichts von den magischen Kräften des Ringes wussten. „Wartet, wartet“, flüsterte Fíli. „Ich glaube, ich habe fier drüben etwas gehört.“ Mit langsamen und vorsichtigen Bewegungen folgte Thorin seinem ältesten Neffen hinüber auf die rechte Seite des Tunnels und war bereit, jeden Verräter, der erscheinen oder aus einem  verborgenen Schacht auftauchen sollte, mit Orkrist zu durchbohren. Thorin blieb vollkommen stil und konzentrierte sich ganz auf das leise Geräusch, das durch die Wand an sein Ohr drang. „Ist das Wasser?“ „Nun, ja, aber das ist nicht das Geräusch, das ich gehört habe“, erwiderte Fíli. „Es hörte sich mehr wie ein Schaben oder Kratzen an, verstehst du?“ Thorin schüttelte den Kopf. „Ich höre nichts außer rauschendem Wasser und dieses Geräusch kommt von den offenen Rinnen unter dem Boden.“ „Ich weiß, dass ich etwas gehört habe und zwar genau hier drüben.“ Der älteste Prinz kniete sich auf den Boden und streckte seine Hand aus, um an der Wand entlang zu tasten und die Ursache des Kratzens zu finden, dass er wenige Augenblicke zuvor gehört hatte. Sein Onkel seufzte, war er doch an die ungewöhnlich stark ausgeprägten Instinkte seines Neffen gewöhnt, mit denen er jedoch meistens richtig lag. „Hey, hier ist eine Öffnung“, verkündete Fíli. „Sie ist ziemlich klein, aber ich glaube…auuaa! Irgendetwas hat mich gebissen!“ Ohne auch nur einen Augenblick zu zögern griff der Prinz zurück in das Loch und zog eine kleines, sich heftig windendes Wesen heraus, das ihn anzischte und anknurrte. Fili hielt sie am Nacken fest und hob sie ein Stück weit hoch, damit sein Onkel und auch alle anderen sie begutachten konnten, während er insgeheim hoffte, dass sie nicht giftig oder etwas anderes in dieser Art war. „Das ist ein Zwergling“, sagte Bofur. Bifur murmelte einige Worte auf Khuzdul, worauf sich das kleine Mädchen, sobald es einen bestimmten Satz hörte, augenblicklich beruhigte. Schlaff hing sie in Fílis Griff und ihre braunen Augen musterten alle erwachsenen Zwerge misstrauisch. „Wer hat euch das verraten?“ verlangte das kleine Zwergenmädchen zu wissen. „Niemand darf das wissen oder darüber sprechen. Es ist ein Geheimnis.“ „Tur gëmil.“ Bifurs Worte ließen das kleine Mädchen innehalten. „Nun, ich glaube, das ergibt Sinn. Wo ist sie?“ Der Zwerg mit der Axt im Schädel erklärte dem kleinen Mädchen die Situation und versicherte ihr, dass alle guten Zwerge sich entweder auf den über der Oberfläche gelegenen Ebenen in Sicherheit befanden oder die Tunnel nach den Kindern absuchten. Auf diese letzte Aussage reagierte sie sofort. „Sie sind hinter mir.“ Diese Worte zogen die Aufmerksamkeit aller Anwesenden, einschließlich des Königs, auf sich. „Was? Wer?“ „Diese anderen Zwerglinge und der Junge mit den behaarten Füßen“, erklärte Dwina. „Wir hatten uns in diesen winzigen Tunneln versteckt, Harak und ich, als die Seite eines Tunnels plötzlich zu zittern anfing. Und als sie dann einfach einstürzte, sind sie auf uns gefallen.“ „Wie waren ihre Namen?“ fragte Fíli. „Erinnerst du dich noch daran?“ Das kleine Mädchen nickte. „Frodo hatte diese lustigen Füße und Donel ist ein Zwerg wie ich. Und Harak auch. Ich werde zurückgehen und sie holen.  Farina ist in eine der Rinnen gefallen und wir versuchen schon seit Stunden, sie dort herauszuholen.“ „Bei Mahal“, hauchte Bofur. „Weißt du, ob es ihr gut geht?“ Sie hat zu uns heraufgerufen, seit sie dort hineingefallen ist“, sagte der Zwergling. „Es klang nicht so, als wäre sie sehr schwer verletzt. Ich glaube, sie ist auf etwas weichem gelandet. Jetzt lasst mich runter.“ Dwina entwand sich dem Griff des Prinzen und verschwand erneut in dem winzigen Tunnel, während alle älteren Zwerge besorgt auf ihre Rückkehr warteten. Thorin stand direkt neben Fíli und ein Gefühl der Aufregung breitete sich in seinem Magen aus. Einige Minuten vergingen und der König glaubt bereits, vor lauter innerer Anspannung den Verstand zu verlieren, als Dwina endlich wieder herauskrabbelte. „Hier sind sie.“ Hinter ihr kroch ein weiterer Zwergling heraus, dessen braunes Haar und blaue Augen ihn als Harak, den jüngsten der verschwundenen Zwerglinge, zu erkennen gaben. Sofort wurde er von Bofur auf den Arm genommen, der seine Spitzhacke befestigte und das winzige Kind anschließend mit dem linken Arm an sich drückte, wobei er den kleinen Jungen sorgsam nach möglichen Verletzungen absuchte. „Ich mag deinen Schnurrbart.“ Bofur lachte leise und erfreut auf. „Nun, vielen Dank, Schätzchen.“ „Thorin!“ Der König stürmte vor und packte den kleinen Hobbit, sobald dieser aus dem Loch hervorgekommen war. Eine heftige Welle der Erleichterung erfasste seinen ganzen Körper in dem Moment, in dem er Frodo in seinen Armen hielt. Und gleich darauf krabbelte ein weiterer Zwergling über seine Füße, dessen leuchtend rotes Haar deutlich aus der Dunkelheit hervorstach, die die tiefer gelegenen Minen beherrschte. „Geht es dir gut?“ verlangte Thorin zu wissen. Der König tastete Frodos ganzen schmutzbedeckten Körper ab und spürte, wie Verzweiflung in ihm aufstieg, als seine Finger auf dem Kopf des Hobbits Blut ertasteten. „Ist das Blut, das ich fühle? Was ist passiert? Frodo?“ „Ich habe mir den Kopf gestoßen“, gab der kleine Junge zu. „Einer der bösen Zwerge hat uns in einer Höhle gefunden und dann ist plötzlich die Wand hinter uns eingestürzt. Als ich von ihnen weggekrochen bin, habe ich mir den Kopf gestoßen. Aber ich glaube, es ist schon besser geworden.“ Seine Worte beruhigten den König jedoch nicht im Geringsten. „Wir werden die Kinder zusammen mit den Chemikalienexperten zurückschicken und dann weiter nach dem kleinen Mädchen suchen“, befahl der Zwergenkönig. Sie hatten die beiden Chemikalienexperten in einem Abschnitt zurückgelassen, in dem es ein wenig mehr Licht gab, denn in der undurchdringlichen Schwärze waren ihre Dienste beinah nutzlos, eine Tatsache, die noch durch das Problem verstärkt wurde, dass sie in den noch nicht überprüften Bereichen unmöglich Feuer benutzen konnten. Da ihnen in den tiefen Tunneln nur Kristalle Licht spenden konnten, würden sie auf die über der Oberfläche gelegenen Ebenen zurückkehren müssen, um diese zu holen. „Bofur, gib Bilbo ein Zeichen, zurückzukommen und…“ „Wir haben Gesellschaft!“ rief ein gewisser Hobbit, der geradewegs an Thorins Seite eilte. „ich habe zwei von ihnen getötet, aber es kommen noch mehr.“ „Die Verräter? Wieviele sind es?“ „Mindestens ein Dutzend“, antwortete Bilbo. „Vielleicht auch zwei. Drei von ihnen habe ich mit meinem Schwert durchbohrt, als ich gesehen habe, wie sie die Seitentunnel durchsucht haben. Ähm, was ist das?“ „Ich bin es.“ „Bei den Valar“, keuchte Bilbo und streckte beide Hände nach dem kleinen Jungen aus. „Frodo!“ „Versteckt die Kinder hinter uns und haltet euch bereit“, befahl Thorin. „Es wird ein Kampf auf in der Dunkelheit und auf engem Raum werden, also bleibt ruhig und lauscht auf ihre Bewegungen. Ich bezweifle, dass sie sich unserer Anwesenheit voll und ganz bewusst sind, bis wir aufeinander treffen.“ Alle Erwachsenen nahmen in dem gesamten Tunnel sorgfältig gewählte Positionen ein, jeder von ihnen an einer bestimmten Stelle, damit sie nicht versehentlich von ihren Mitstreitern  getroffen wurden. Dori hielt sich mit den Kindern im Hintergrund, um mit seinem breiten Körper und seinen Schwertern als  wirksamer Schild für sie zu dienen. Thorin, Dwalin und die königlichen Neffen blieben in der vordersten Reihe, da ihre Übung und Erfahrung im Kampf in der Dunkelheit ihnen einen Vorteil den anderen gegenüber verschaffte. In der nächsten Reihe standen die Bergarbeiter der Gemeinschaft, mit Nori, Óin und Glóin direkt hinter ihnen, die wiederum als ein weiterer Schutz für die Kinder dienten. „Denkt immer an die Rinnen“, mahnte Thorin. Er horchte auf das Geräusch sich nähernder Schritte und lachte innerlich über das Ausmaß des Lärmes, den diese schwachsinnigen Verräter verursachten. „Da kommen sie. Fertig…“ Gleich darauf waren die Verräter bei ihnen und zwei von ihnen liefen direkt in die Klinge von Orkrist und in die treffsicheren Pfeile des jüngsten Prinzen hinein. Der Kampf war kurz und grausam, Thorins Klinge verarbeitete mindestens ein halbes Dutzend der Zwerge aus Rhûn zu Hackfleisch und seine Gemeinschaft trieb die übrigen ohne große Schwierigkeiten zurück. Spöttisch über ihre Torheit lachend verließ Thorin seine ursprüngliche Position und setzte jeden Gegner außer Gefecht, dem voranstürmenden Dwalin auszuweichen, doch auch alle anderen nutzten das Überraschungsmoment voll und ganz zu ihrem Vorteil aus. „Das ist ein Hinterhalt!“ schrie einer der Zwerge. „Sie warten auf uns! Entzündet das Sprengpulver! Entzündet es! Sofort!“ „Bringt ihn zum Schweigen!“ brüllte Thorin. Auch Dwalin stieß ein gewaltiges Brüllen aus und gleich darauf hallte ein widerliches, würgendes Geräusch durch den Tunnel, als der hochgewaschene Krieger jeden Feind niedermetzelte, der seinem Kriegshammer zu nahe kam. Eine Minute später kehrte Stille ein und scheinbar wie aus dem Nichts wurde der Tunnel plötzlich von einem Lichtschein erhellt. Keiner der Zwerge stellte den Einfallsreichtum des bei ihnen lebenden Hobbits infrage, hatte seine Fähigkeit, vorauszudenken, ihnen doch wieder einmal  einige Schwierigkeiten erspart. „Ich habe noch zwei davon“, sagte Bilbos gestaltlose Stimme. „Falls sie jemand haben möchte.“ „Die wirst du nicht brauchen“, keuchte eine Stimme irgendwo weiter hinten im Tunnel. „Weil ihr alle ohnehin bald tot sein werdet.“ Thorin sah, wie die schwachen Umrisse eines Hobbits neben ihm sichtbar wurden, der Stich mit einer Hand fest umklammerte, während die übrigen Zwerge den Neuankömmling anknurrten. Dieser versuchte nicht, sich ihnen weiter zu nähern und der herablassende Tonfall in seiner Stimme ließ Thorin sofort misstrauisch werden. „Du bist derjenige, der bald tot sein wird, würde ich sagen“, erwiderte Thorin gedehnt und gab Kíli mit einer schnellen Kopfbewegung ein Zeichen, den Feind zu erschießen. „Und der Anzahl der Toten nach zu urteilen sind mindestens zwei Drittel deiner Männer ebenfalls tot.“ Der andere Zwerg, dessen Name Kodos war, wenn sich Thorin recht erinnerte, brummte lediglich, als ihn Kílis Pfeil in die Brust traf. Noch immer lag jedoch das selbstgefällige Grinsen auf seinem Gesicht und Blut lief sein Kinn hinunter, als er in seinen Tasche griff und einen kleinen, dünnen Gegenstand hervorholte. Bilbos Augen weiteten sich. „Thorin…“ „In die Rinnen!“ schrie der König, als ihm bewusst wurde, was ihr Feind in seiner Hand hielt. „Greift euch jeder ein Kind und springt in die Rinnen! SOFORT!“ „Er hat ein Streichholz!“ Kíli fasste den älteren Hobbit um die Taille und sprang in die am  nächsten liegende Öffnung im Tunnelboden. Dwalin folgte ihm und seine massige Gestalt passte kaum in das enge Loch hinein, das von einem kleineren Bergarbeiter angelegt worden war. Hinter ihm war Thorins ältester Neffe, gefolgt von den beiden Bergarbeitern der Gemeinschaft, von denen jeder ein kleines Kind in den Armen hielt. Thorin packte den Halbling und Frodos Arme schlangen sich fest um seinen Hals, als der Zwergenkönig ihren Heiler die am weitesten entfernt liegende Rinne hinunterstieß. „Erebor wird uns gehören, Thorin!“ Im nächsten Moment war der Tunnel von Flammen erfüllt und der König ließ sich gerade noch rechtzeitig in den offenen Schacht fallen, bevor die Explosion über ihn hinwegfegte. Thorin hielt Frodo sicher an seine Brust gedrückt und seine Arme schützten den kleinen Jungen vor den scharfkantigen Felsen, mit denen die unebenen Kanten der Rinne übersät waren. Der König bereitete sich auf eine schmerzhafte Landung vor und auf einen Aufprall, der ihm entweder die Beine brechen oder ihn vielleicht sogar das Leben kosten würde. Anstatt auf harten Felsen aufzuschlagen, waren sie jedoch plötzlich von kaltem Wasser umgeben. Als er überrascht aufkeuchte, drang eiskaltes Wasser in Thorins Mund, sodass er sich vor Schreck beinah verschluckte. Doch das Gefühl kleiner Arme, die sich an ihm festhielten ließ den König seine Fassung zurückgewinnen und nach einigen Sekunden begann er, Wasser zu treten und durchbrach ohne große Schwierigkeiten die Oberfläche. Er hob Frodo mit seinem linken Arm ein Stück höher und erlaubte so dem kleinen Hobbit, tief Luft zu holen und sich anschließend an Thorins stämmigen Kopf zu lehnen. „Onkel!“ rief eine Stimme hinter ihm. „Hier drüben!“ Der König kämpfte gegen die Strömung an, bis es ihm gelang, sich umzudrehen und entdeckte eine Personengruppe, die einige Dutzend Schritte von ihm entfernt stand. Als ihm bewusst wurde, dass trockener Steinboden vor ihm lag, schlang Thorin seinen Arm noch fester um das Hobbitkind und begann, zu den rufenden Mitgliedern seiner Gemeinschaft hinüberzuschwimmen. Ein durchnässter Kíli und Dwalin waren die ersten Zwerge, die er erkannte und etwas, das wie ein zusammengebrochener Bilbo aussah, lag zwischen den beiden auf dem Boden. Zu seiner Verwunderung und Erleichterung konnte der König schon bald erkennen, dass der Hobbit lediglich den wunderbaren Boden umarmte und unaufhörlich auf der Hut vor der Neigung zum Ertrinken war, die alle Hobbits zu besitzen schienen. Und in diesem Moment fiel dem Zwergenkönig etwas sehr wichtiges ein. „Ich habe dich“, flüsterte Thorin in die nassen Locken des Hobbitkindes. „Solange ich da bin, wird niemand ertrinken, Kleiner. Sieh nur, dort drüben ist dein Onkel und betet den Boden an, auf dem er zusammengebrochen ist. Sprich mit mir, Frodo.“ „Das gefällt mir nicht“, wimmerte der kleine Junge. „Es hat mir Mama weggenommen.“ „Das weiß ich, aber jetzt bin ich da“, versicherte Thorin ihm. „Und ich war schon immer ein sehr, sehr guter Schwimmer. Natürlich bevorzuge ich wärmeres Wasser, aber wenn es sein muss, kann ich auch einiges an Kälte ertragen.“ „Mir gefällt es trotzdem nicht.“ „Nun, ich finde es auch nicht gerade großartig“, antwortete Thorin. „Aber immerhin habe ich uns ans Ufer gebracht, nicht wahr?“ Der kleine Hobbit warf einen hinunter und auf die nähere Umgebung und war überrascht, als er bemerkte, dass sie nicht mehr im Wasser waren. Nach wie vor wollte er Thorins Hals nicht loslassen, aber die größte Anspannung war aus seinen Gliedern gewichen, seit sie trockenen Boden unter ihren Füßen hatten. „Ich glaube, wir sind direkt im Fluss Eilend gelandet“, sagte Bofur, der mit Dwina auf dem Schoß auf dem Boden saß, japsend. „Und obendrein in einem seiner ruhigen, flachen Seitenarme. „Sieh dir nur all die schönen Kristalle an, Kleine.“ „Sind alle da?“ fragte Thorin. „Ja“, rief Dwalin, der mit Óin ein Stück weit entfernt stand, zu ihm hinüber. „Und anscheinend haben wir sogar noch einen weiteren Passagier aufgelesen.“ Der Zwergenheiler kniete über einem rothaarigen Zwergenmädchen, dessen Gesicht zu einer Grimasse verzogen war, während Óin ihr rechtes Bein untersuchte. Die meisten anderen hatten sich um sie herum versammelt und Spannung erfüllte die Luft, als sie darauf warteten, dass der Heiler eine Prognose über das kleine Mädchen abgab. Mit einem lauten Seufzer der Erleichterung eröffnete Óin ihnen, dass ein Bein gebrochen war, aber glücklicherweise war es ein glatter Bruch, den er selbst an Ort und Stelle schienen konnte. „Das ganze Ausmaß der Verletzung kann ich nicht sicher bestimmen, aber bis wir wieder an der Oberfläche sind, sollte alles in Ordnung sein“, versicherte Óin. „Bilbo, wärst du wohl so freundlich, mir beim Schienen zu helfen? Ich brauche hier noch ein Paar ruhige, halbwegs erfahrene Hände. Und bringt mir alles, das wir an Kleidung entbehren können. Das arme Kind ist von ihrem Bad im Fluss und dadurch, dass sie lange hier unten ist, vollkommen durchgefroren.“ Der ältere Hobbit hatte gerade die ersten Schritte hinüber zu Thorin und Frodo gemacht, wobei er immer wieder leicht mit den Füßen auf den Boden klopfte, um sicherzugehen, dass er nach da war. In seiner gewohnt pflichtbewussten Art änderte Bilbo jedoch, wenngleich mit einem nicht geringen Anflug von Bedauern, seine Richtung, um sich bei Farinas Behandlung nützlich zu machen. „Anscheinend wurde dieser Bereich einst für den Abbau von Kristallen genutzt“, sagte Dori. Donel, der Zwergling seiner Wahl, saß auf den Schultern des großen Zwerges und sein sommersprossiges Gesicht war mit Kratzern und Schrammen aus den Tunneln übersäht. „Sehr alt und vor langer Zeit aufgegeben, doch wir könnten hier genügend Vorräte finden, um zu entkommen.“ „Und was hast du mit diesen Vorräten vor?“ fragte Glóin von der Stelle, an der er mit Bifur und Harak saß. „Ein Boot bauen?“ „Genau.“ Alle anderen Zwerge schauten Dori sprachlos an und waren von der Antwort des gewöhnlich pessimistischen Zwerges auf Glóins sarkastische Frage maßlos erstaunt. Nori war der einzige, der überhaupt nicht schockiert aussah, da der aufmerksame Blick das mittleren Bruders bereits über die zurückgelassenen Kisten schweifte, die an den mit Kristallen durchzogenen Wanden aufgestapelt worden waren. „Dori hat Boote und die Technik, die hinter ihnen steckt, schon immer sehr gerne gemocht“, erklärte Nori. „Ihr tätet gut daran, ihm in dieser Angelegenheit zuzuhören, vor allem, da dieser Fluss unser einziger Weg nach draußen zu sein scheint, der nicht mit Einäscherung einhergeht.“ Der älteste Bruder schenkte Nori ein zaghaftes Lächeln und war sichtlich erfreut über das Kompliment, das er gerade von seinem schwierigsten Bruder bekommen hatte. Dann sah er seinen König an und wartete auf dessen Segen, während seine blauen Augen angesichts der Aussicht auf ein mögliches Entkommen voller Zuversicht strahlten. Thorin nickte ihm nur zustimmend zu, denn auch für ihn gab es ihn ihrer momentanen Situation keine andere durchführbare Möglichkeit. Die Vorstellung, ins Wasser zurückzukehren, gefiel ihm überhaupt nicht, doch auf Rettung von oben und einer anderen Seite konnten sie mit verletzten Kindern in ihrer Mitte nicht warten. „Was sollen wir tun, Dori?“ .o°O°o. _____________________________ .o°O°o..O.o° °o.O¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯ O.o° °o.O.   Kapitel 17: Kapitel 17 ---------------------- .o°O°o. _____________________________ .o°O°o..O.o° °o.O¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯ O.o° °o.O.   An Unexpected Addition – Unerwarteter Familienzuwachs   Teil 17   Autor:   karategal   Übersetzer:   Lady Gisborne   P16-slash   Inhalt:   [Autorisierte Übersetzung] Alle Zwerge überleben die Schlacht der fünf Heere, doch Bilbo muss ins Auenland zurückkehren, um sein altes Leben in Ordnung zu bringen und den Weg für ein neues Leben im Erebor zu ebnen. Ein Jahr später kehrt er mit einem vor kurzem verwaisten Frodo zum Einsamen Berg zurück. Thorin ist sich nicht ganz sicher, was er von diesem neuen, winzigen Zuwachs zu seiner Gemeinschaft halten soll.   Disclaimer:   Bei dieser Geschichte handelt es sich um eine autorisierte Übersetzung von karategals englischer Originalstory An Unexpected Addition. Die Charaktere und Orte gehören selbstverständlich Professor Tolkien bzw. seinen Erben und ich verdiene mit dieser Story bzw. Übersetzung kein Geld, sondern schreibe nur aus Spaß an der Freude. ^^   Link zur Originalstory:   An Unexpected Addition Anmerkung:   Wie einige von euch vielleicht bemerken werden, habe ich mich bei der Übersetzung dieser Story ausdruckstechnisch etwas vom Original entfernt, was in diesem Fall aber beabsichtigt war. Zwar bemühe ich mich, wenn ich Geschichten übersetze, so nah wie möglich am Original zu bleiben, aber mir ist auch und vor allem wichtig, einen flüssigen und sinnvollen deutschen Text zu schreiben und die erwähnten Abweichungen habe ich in diesem Fall vorgenommen, weil ich hoffe, dass die Geschichte für euch dann „flüssiger“ ist und ihr mehr Spaß beim Lesen habt. ^^   ♔~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ♥ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~♔ „Das ist kein Floß, sondern ein Holzklumpen.“ Unter Doris Anleitung hatten sich die Zwerge mehrere Stunden lang abgemüht und sehr langsam und voller Mühsal ein behelfsmäßiges Floß aus den alten Kisten und Holzvorräten gebaut, die nach Smaugs Angriff dort unten zurückgelassen worden waren. Bifur war mit den kleinen Kindern ein Stück weit entfernt geblieben und hatte an für den Floßbau unbrauchbaren Holzstücken herumgeschnitzt, um sie abzulenken und zu beruhigen, während die Erwachsenen arbeiteten. Farina, die von allen Zwerglingen am schwersten verletzt war, hatte sich an die übereinander geschlagenen Beine des Zwerges gelehnt, in dessen Schädel eine Axt steckte und war durch die Schmerzmittel, die Óin  ihr verabreicht hatte, in einen Halbschlaf gefallen. Farina zuliebe arbeiteten sie all so schnell sie nur konnten, gab ihnen doch ihr blasses Gesicht immer mehr Grund zur Sorge. „Ich finde überhaupt nicht, dass es so schrecklich aussieht“, entgegnete Bilbo und umrundete das Floß mit kritischen Blicken. „Vielleicht mit ein klein wenig mehr Seil…“ „Ich glaube, dass wir mit den Fischlein schwimmen werden.“ Bilbo kniff sich in den Nasenrücken und seufzte: „Bofur, wir haben doch über Galgenhumor gesprochen. Bitte nicht in Hörweite der Kinder und ganz besonders nicht in der von zwei Hobbits.“ „Ups, tut mir leid.“ „Ist schon gut, schließlich haben wir wohl alle einen langen Tag hinter uns“, erwiderte Bilbo mit einem nachsichtigen Lächeln. „Also, Dori, wie stehen die Chancen, dass ich die Fahrt auf deinem Floß überlebe?“ „Nun, scheinbar liegt der Wasserfall direkt hinter uns“, antwortete der älteste der drei Brüder. „Daher wird der übrige Teil des unterirdischen Flusses, was seine Befahrbarkeit betrifft, vermutlich recht zahm sein. Vor Felsen und scharfen Biegungen werden wir uns in Acht nehmen müssen, aber die Kristalle und das Licht, das sie spenden, sollten die Gefahr eines Zusammenpralls erheblich verringern. Doch wenn ich mich recht an die alten Karten aus meiner Kindheit erinnere, wird dieser besondere Flussarm in drei andere münden und anschließend an den Vordertoren der Stadt vorbei und hinaus ins Freie fließen.“ „Das ist alles schön und gut, aber wird dieses Ding überhaupt schwimmen?“ wollte Fíli wissen. „Immerhin sind mehr als nur ein paar Löcher darin?“ In diesem Moment ertönte ein weiterer Donnerschlag über ihren Köpfen. „Ich denke, ich werde das Risiko mit dem durchlöcherten Holzhaufen des Schicksals eingehen“; meinte Kíli, der den Kopf in den Nacken gelegt hatte und hinauf zur Decke schaute. „Das war nun bereits der achte Donnerschlag.“ „Diese verdammten Mistkerle zerstören meine Stadt“, knurrte Thorin. „Trotzdem würde ich lieber Schutt aufräumen, als Drachendreck“, schauderte Kíli und seine Zwergennase. „Meine Kleidung stinkt immer noch danach.“ „Nun, sobald wir hier herauskommen, kannst du sie doch einfach vernichten“, versprach Bilbo, als er den zornigen Blick bemerkte, den der König seinem jüngsten Neffen zuwarf. Der Hobbit sah es nicht gerne, wenn die Thorin die Jungen dafür schalt, dass sie die Wahrheit sagten, selbst wenn der König in ihm diese nicht hören wollte. „Ich bin mir sicher, dass Balin in den Tunneln einige Verräter gefangen genommen hat, mit denen du…spielen kannst. Oder die du vernichten kannst. Und ich bin davon überzeugt, dass dir auch die übrigen Eltern nur zu gerne dabei helfen werden.“ „Und was ist mit dir?“ „Ähm, ich glaube, diese…Angelegenheit werde ich dir und den Zwergen überlassen“, stotterte Bilbo, vor dessen geistigem Auge eine Reihe unerfreulicher Bilder aufstiegen. Wir Hobbits mögen derartige…Strafen nicht sonderlich. Es ist nicht gerade…typisch für Hobbits, sozusagen.“ Der König hob die Schultern. „Dann bleibt mir umso mehr Vergnügen.“ „Während wir ihnen sämtliche Glieder ausreißen, kannst du noch mehr von diesen köstlichen Kürbismuffins backen“, lachte Dwalin. „Jemanden zu foltern ist ermüdende Arbeit, mein Hobbitfreund und die Muffins werden für unsere Leistungsfähigkeit unentbehrlich sein.“ „Oh, oh, Dwalin nimmt den Mund ganz schön voll“ kicherte Nori. „Es muss ihn geradezu in den Fäusten jucken, ein paar Verrätern das Fell über die Ohren zu ziehen.“ „Oh, einen ganz besonderen Teil von ihnen werde ich mit Sicherheit häuten“, flüsterte Dwalin, wobei mühsam unterdrückte Angriffslust in seiner Stimme mitschwang. „Wir haben ohnehin nicht genug Kinder und dann greifen sie einfach sechs von ihnen an? Diese Mistkerle verdienen es, mit meinem Messer Bekanntschaft zu machen.“ „Wohin wirst du sie stechen?“ Dwalin sah an sich hinunter und war entsetzt, Frodo und drei der Zwerglinge zu seinen Füßen zu entdecken. "Nun, ähmm…“ „Sie haben fürchterliche Warzen“, unterbrach Bilbo ihn. „Überall auf ihren Gesichtern und Armen und sogar auf ihren Hinterteilen. Furchtbare Angelegenheit. So etwas habe ich noch niemals zuvor gesehen. Deshalb entfernt Dwalin ihnen als Abschieds…geschenk ihre Warzen. Alle diese riesigen, knollenartigen Warzen herauszuschneiden ist sehr schmerzhaft und es stinkt auch sehr.“ „Wäre es nicht leichter, sie einfach umzubringen?“ fragte Donel. Bilbo blinzelte überrascht und war angesichts der Unverblümtheit des kleinen Jungen sprachlos. „Nun, weißt du, das ist einfach nicht…“ Niemand kam ihm zu Hilfe. „Ugh, Zwerge…“ „Ich wollte nur sagen“, meinte Donel, „dass es sinnvoll wäre. Immerhin löst es das Problem.“ „Und auch alles andere ergibt nun einen perfekten Sinn“, sagte Bilbo und warf dem König einen Blick zu, der nichts Gutes verhieß. Schlag dem Problem einfach mit einer Axt den Kopf ab und plündere anschließend eine Speisekammer für das Abendessen. „Ohne jegliche Verhandlungen. Typisch.“ „Ich habe niemals behauptet, dass ich nicht gewillt wäre, zu verhandeln“, widersprach Thorin. „Aber nur in bestimmten…Angelegenheiten. Und nicht mit den Elben. Niemals.“ „Oh, mir fällt etwas ein, über das unser Onkel gerne verhandeln würde“, schnaubte Kíli, worauf ihm sein Bruder im nächsten Moment einen Klaps auf den Hinterkopf verpasste. „Auaa! Wirklich, warum wissen sie nicht…auaa! Hör auf damit!“ „Hör auf, deinen Bruder zu schlagen, Fíli“, tadelte ihn der Hobbit und grinst lediglich, als der jüngere daraufhin seine Zunge herausstreckte. „Sein Hirn ist schon zur Genüge geschädigt.“ „Hey! Das ist allein die Schuld unseres Onkels“, entgegnete Kíli anklagend. „Er hat mich fallengelassen, als ich noch ein Baby war. Dafür hat er auch die Fäuste unserer Mutter zu spüren bekommen.“ Fíli nickte. „Traurigerweise sagt er die Wahrheit.“ „Mir gefällt deine Schwester immer besser, je mehr ich von ihr höre“, merkte Bilbo an und schenkte dem König, der gequält das Gesicht verzogen hatte, ein neckendes Lächeln. Thorin Eichenschild Angst einzujagen und ihn auf Trab zu halten ist keine Kleinigkeit.“ Voller Stolz auf ihre Mutter warfen sich Fíli und Kíli in die Brust. „Besser bekomme ich es nicht hin, meine Freunde“, grummelte Dori, der gerade ein Loch in dem Floß gestopft hatte. „Unsere Vorräte sind zu Ende gegangen und das ist unsere einzige Hoffnung auf ein schnelles Entkommen.“ „Mit den Kindern und ohne Nahrung haben wir keine andere Wahl“, gab Thorin zu und betrachtete das Floß mit einem nicht geringen Anflug von Angst. „Also gut, lasst uns dieses verdammte Ding zu Wasser lassen. Bereitet die Kinder vor.“ „Fischchen, Fischchen, Fischchen, Fischlein…“ „Bofur!“ „Tut mir furchtbar leid. Ich habe mich wieder einmal vergessen.“ Die Zwerge schoben das hölzerne Floß an der ruhigsten Stelle ins Wasser und nahmen vorsichtig die Positionen darauf ein, die Dori ihnen zuwies. Jedes der Kinder erhielt zusammen mit einem Erwachsenen einen Platz in der Mitte oder am hinteren Ende, wobei Bilbo, aufgrund seiner für Hobbits typischen Neigung zum Ertrinken, Fílis Obhut anvertraut, denn nicht einmal Bilbos Proteste, dass er recht gut schwimmen konnte, vermochten Thorins Ängste zu besänftigen. Der Tod von Frodos Eltern war mehr als Grund genug, den König in dieser Angelegenheit unnachgiebig zu machen und sein zorniger Blick ließ die Klagen des Hobbits über die Abneigung der Auenländer vor Wasser bald verstummen. „Aber ich dachte, du könntest nicht schwimmen?“ beschwerte sich Kíli. „Nur weil ich schwimmen kann, bedeutet das nicht, dass ich gerne schwimme“, entgegnete Bilbo. „Hobbits neigen nach wie vor sehr viel stärker dazu, zu ertrinken, als andere Völker, aber nach Hobbitmaßstäben war ich schon immer eigenartig, nicht wahr?“ „Sind alle gesichert und bereit?“ rief Dori. „Aye, aye Kapitän Dori, Sir“, gab Bofur zurück, der die kleine Dwina ein Stück weit mit in sein Hemd gehüllt und mit einem Stück Seil vorne an seinem Körper festgebunden hatte. „Bereit zur Abfahrt, Sir!“ Kíli schnaubte. „Und da sagen sie, ich hätte mir zu oft den Kopf gestoßen…“ Thorin stemmte sich gegen sie Rückseite des Floßes und hielt sich mit beiden Händen an den Holzblöcken unter sich fest. Frodo steckte unter seiner Obertunika und wie Dwina war auch er mit einem Stück Seil an Thorins Brust festgebunden worden. Alle Zwerge hatten sämtliche Teile ihrer Rüstungen abgelegt, die sie entbehren konnten, denn sie wussten nur zu gut, wie leicht sie untergehen und ertrinken konnten, wenn sie nur ein paar Stofffetzen zuviel am Leibe trugen. „Haltet die Kristalle bereit!“ Und dann glitten sie hinein in den wässrigen Strom und tauchten durch die Öffnung eines Tunnels in die Tiefen des unterirdischen Flusses ein. Einige Wasserspritzer drangen durch die Löcher nach oben, doch das Floß hielt gut, als sie den ersten Abschnitt hinunterschwammen. Nach einer scharfen Biegung nach rechts wurde die Strömung ein wenig schneller und der Fluss schmaler und felsiger, sodass sie mit den kümmerlichen dünnen Holzbrettern, die ihnen als Paddel dienten, immer wieder herausragenden Felsen ausweichen mussten. Alle, an deren Brust ein Kind oder ein Hobbit festgebunden war, waren vom Paddeldienst ausgenommen, aber sobald sie einen Abschnitt erreichten, in dem das Wasser schnell floss, war es dennoch sehr mühselig, sich festzuhalten. „Juuuhuuuuuu!“ Thorin warf einen Blick zu Bifur hinüber und hob verwundert die Augenbrauen, als der Bergarbeiter seiner Begeisterung durch ein weiteres, lautes Jauchzen Ausdruck verlieh. Sie alle wussten, dass der Zwerg aufgrund der Orkaxt, die in seinem Schädel steckte, nicht ganz richtig im Kopf war, doch dies war zweifellos eine der seltsamsten Reaktionen, die der König jemals bei ihm gesehen hatte. Den kleinen Jun gen, der an Bifurs Brust festgebunden war, schien dies jedoch nicht zu stören, jauchzte er doch selbst jedes Mal kurz auf, wenn sie einen Abschnitt erreichten, der die Mägen aller Zwerge auf- und abhüpfen ließ. Sogar Frodo quietschte einige Male erstaunt, während sie die Stromschnellen hinunterrasten. „Er scheint seinen Spaß zu haben!“ rief Bilbo von seinem Platz an Fílis Brust. „Der spricht wohl du-weißt-schon-wer! Whoa!“ „Ich glaube, ich sehe Tageslicht!“ rief Dori vom vorderen Ende des Floßes. „Wir sind fast da! Die Kreuzung liegt direkt vor uns, also haltet euch fest!“ Der Weinkenner zog an den kläglichen Seilen, mit denen er zu steuern versuchte und rief den Zwergen an den Paddeln im Abstand von wenigen Sekunden Anweisungen zu, während sie sich den Flussarmen näherten. Inzwischen schauten nur noch Frodos Augen aus Thorins Tunika hervor und seine winzigen Hände klammerten sich in dem entblößten Brusthaar des Königs fest, wobei er immer wieder dicke Büschel davon herausriss. Sein ältester Neffe warf Thorin einen verwunderten Blick zu, als dieser zusammenzuckte und innerlich die seltsamen kahlen Stellen verfluchte, mit denen seine Brust nach dieser Qual zweifellos übersät sein würde. „Wir sind da!“ Von diesem Moment an schien alles schneller abzulaufen und der Fluss verwandelte sich in reißende Stromschnellen, die die Zwerge in dem Tunnel von einer Seite auf die andere warfen. Mit einem ohrenbetäubend laut gerufenen Befehl, dass sie sich rechts halten sollten, warfen sich alle auf die betreffende Seite, als sie Flussgabelung erreichten und rangen darum, in den richtigen Tunnel zu steuern, der sie hinaus ins Freie bringen würde. Thorin konnte sogar spüren, wie die Tunneldecke für einen kurzen Moment seinen Kopf streifte, bevor sich das Floß im Wasser ein kleines Stück weit absenkte und mit knapper Not in jene Richtung abbog, die ihnen als die richtige erschien. „Also gut, sobald wir hier herauskommen, müsst ihr nach rechts steuern und dann auf den auf dieser Seite liegenden Felsen springen!“ schrie Dori. „Schließlich wollen wir nicht die Wasserfälle hinunterstürzen, oder?“ „Wasserfälle?!“ „Das soll wohl ein Scherz sein“, stöhnte Dwalin. „Löst die Seile und macht euch bereit!“ rief Dori. „Wir sind fast da! Nur noch ein kleines Stück weiter! Und…jeeetzt!“ Nach einem schnellen Ausfallschritt stieß sich Thorin mit beiden Füßen von dem schwachen Floß ab und landete sicher auf dem Felsvorsprung, der sich, ein gutes Stück weit von der Flussmündung entfernt, mehrere Schritte entlang der Bergseite erstreckte. Er zuckte zusammen, als ein weiteres Büschel Haare von seinem rechtmäßigen Platz an seiner Brust ausgerissen wurde und der plötzliche Verlust der Schwerkraft führte dazu, dass sich Frodo verzweifelt an der bloßen haut des Königs festkrallte. Gleich darauf landete Thorin und war erleichtert, dass er überlebt hatte, um die übrigen Verräter an einem anderen Tag zu töten, beklagte jedoch zugleich die ungleichmäßigen kahlen Stellen, die nun große Bereiche seiner königlichen Brust überziehen würden. „Ist es vorbei?“ ertönte eine leise Stimme in seiner Tunika. „Sind wir draußen?“ „Ja, wir sind draußen, Kleiner.“ Frodos Lockenkopf schaute aus dem tiefen Ausschnitt hervor. „Kann ich jetzt herauskommen?“ „Es wäre wahrscheinlich das Beste, wenn du einfach dort drin bleiben würdest“, gestand Thorin mit einem Blick auf die beträchtliche Höhe, die sie würden hinunterklettern müssen. „Die Gefahr, dass ich dich fallen lasse, ist sehr viel geringer, wenn du buchstäblich an der Vorderseite meines Körpers festgebunden bist.“ „Das ist ein tiefer Fall“, keuchte Frodo, als er hinunterschaute. „Ich bleibe hier drin.“ „Eine weise Entscheidung.“ „Und alle sind durchgezählt und noch am Leben“, verkündete Dori mit einem stolzen Lächeln. „Ich kann nicht glauben, dass es wirklich funktioniert hat. Wer hätte das gedacht?“ „Ja, aber nun müssen wir hinunterklettern“, beklagte Glóin sich. Vorsichtig näherte sich Bilbo der Felskante. „Nun, es wird sicher nicht angenehm, aber ich denke, wir haben schon schlimmeres durchgemacht. Wie wäre es mit Steinriesen und Orks?“ Fíli fuhr zusammen. „Ugh, erinnere uns nicht daran.“ „Ich möchte zurück in meine Stadt und ein paar Verräter töten“, sagte Thorin. „Also los.“ „Warte, warte“, unterbrach ihn der Hobbit, wobei er die seltsamen Handzeichen der Zwerge ignorierte, das bedeutete, dass derjenige, der verlor, sich zuerst an den Abstieg machen musste. „Frodo? Ist mit dir da drin alles in Ordnung?“ Der kleinste Hobbit streckte seinen Kopf heraus. „Mir geht es gut. Es ist warm hier drin.“ „Ach wirklich?“ erwiderte Bilbo, wobei er verzweifelte versuchte, nicht über Thorins Gesichtsausdruck zu lachen. „Und hast du die Absicht, dort drin zu bleiben?“ Frodo legte den Kopf in den Nacken, um Thorin ansehen zu können. „Uh huh, er hat gesagt, ich darf das. Es ist viel sicherer hier drin.“ Nun schien Thorin für einen kurzen Moment unsicher zu sein. „Wäre es dir lieber, wenn ich nicht…“ „Oh, auf gar keinen Fall“, entgegnete Bilbo und streckte die Hand aus, um seinen Neffen noch ein wenig fester in Thorins Tunika zu hüllen. Sobald er mit seinem Werk zufrieden war, trat der ältere Hobbit zurück. „Es gibt für ihn keinen sichereren Ort auf der Welt.“ Thorins Gesichtsausdruck war auf seine gewohnt königliche Art selbstverliebt und stolz, zugleich aber auch auf seine nicht ganz so königliche Weise geradezu bemitleidenswert hoffnungsvoll. Bilbo schenkte ihm lediglich ein typisches Hobbitlächeln und bemerkte überhaupt nicht, was für eine Wirkung diese schlichten und doch sehr bedeutsamen Worte auf den Zwergenkönig hatten. Und keiner von ihnen bemerkte das begeisterte Augenpaar und die beiden Zwergennasen, die über einem nahegelegenen Felsen hervorschauten. „Ich vertraue ihn dir an.“ .o°O°o. _____________________________ .o°O°o..O.o° °o.O¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯ O.o° °o.O.   Kapitel 18: Kapitel 18 ---------------------- .o°O°o. _____________________________ .o°O°o..O.o° °o.O¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯ O.o° °o.O.   An Unexpected Addition – Unerwarteter Familienzuwachs   Teil 18   Autor:   karategal   Übersetzer:   Lady Gisborne   P16-slash   Inhalt:   [Autorisierte Übersetzung] Alle Zwerge überleben die Schlacht der fünf Heere, doch Bilbo muss ins Auenland zurückkehren, um sein altes Leben in Ordnung zu bringen und den Weg für ein neues Leben im Erebor zu ebnen. Ein Jahr später kehrt er mit einem vor kurzem verwaisten Frodo zum Einsamen Berg zurück. Thorin ist sich nicht ganz sicher, was er von diesem neuen, winzigen Zuwachs zu seiner Gemeinschaft halten soll.   Disclaimer:   Bei dieser Geschichte handelt es sich um eine autorisierte Übersetzung von karategals englischer Originalstory An Unexpected Addition. Die Charaktere und Orte gehören selbstverständlich Professor Tolkien bzw. seinen Erben und ich verdiene mit dieser Story bzw. Übersetzung kein Geld, sondern schreibe nur aus Spaß an der Freude. ^^   Link zur Originalstory:   An Unexpected Addition Anmerkung:   Wie einige von euch vielleicht bemerken werden, habe ich mich bei der Übersetzung dieser Story ausdruckstechnisch etwas vom Original entfernt, was in diesem Fall aber beabsichtigt war. Zwar bemühe ich mich, wenn ich Geschichten übersetze, so nah wie möglich am Original zu bleiben, aber mir ist auch und vor allem wichtig, einen flüssigen und sinnvollen deutschen Text zu schreiben und die erwähnten Abweichungen habe ich in diesem Fall vorgenommen, weil ich hoffe, dass die Geschichte für euch dann „flüssiger“ ist und ihr mehr Spaß beim Lesen habt. ^^   ♔~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ♥ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~♔ „Was um alles in der Welt macht ihr da?!“ Die Zwerge und ihr Hobbit waren die Bergflanke hinabgeklettert, ohne dass sich ein einziger von ihnen schwere Verletzungen zugezogen oder eine Gliedmaße gebrochen hatte und während des Abstiegs war jedes Kind sicher in das Hemd eines erwachsenen Zwerges gehüllt worden. Kaum hatten sie alle wieder festen Boden unter den Füßen, hatte Thorin den beiden Wachen ein schnelles Zeichen gegeben, damit sie ihnen Zutritt zur Stadt gewährten und seine Ungeduld war ihm deutlich anzumerken, als er gleich darauf durch die drei gigantischen Vordertore des Erebor stürmte. Erst als er die Haupteingangshalle erreichte, hielt der Zwergenkönig in seinem Ansturm inne und seine Augen weiteten sich angesichts des seltsamen Anblicks, der sich ihm bot. „Wir braten die Verräter“, antwortete Bombur. „Möchtet ihr sie auch einmal wenden?“ Erstaunt über den vertrauten Anblick begann Bilbo zu lachen.  Bombur, den wahrscheinlich sein rundlicher und stets hungriger Bauch zu diesem Einfall verleitet hatte, drehte gerade einige der Verräter zum wiederholten Male an einem riesigen Spieß herum, der in der Mitte der Halle errichtet worden war und sie alle ließen Beleidigungen auf den molligen Zwerg niederprasseln, während die heißen Flammen mit jeder Drehung der hölzernen Kurbel an ihren Hintern und Füßen leckten. Glóril und drei der Zwergenmütter brieten Würste über dem Feuer, wobei sie immer wieder mit einem spitzen Stab auf ihre Köpfe oder jedes andere entblößte Stück weichen Fleisches einstachen, das sich gerade in ihrer Reichweite befand. „Einfach brillant, Bombur!“ krähte Bofur voller Stolz. „Gebratene Rhûn-Zwerge!“ Der König stand nur stumm auf der Stelle und starrte ungläubig auf die Foltermethode, die einige zornige Mütter und Köche während seiner Abwesenheit ersonnen hatten. Und der Anblick von Ori, der einen Stapel Dokumente auf dem Arm trug, wies darauf hin, dass viele ihren Verrat teilweise gestanden oder zumindest geringfügige Einzelheiten über die Pläne ihres Anführers preisgegeben hatten. „Eines ist sicher“, murmelte Thorin und kniff sich in seinen Nasenrücken, „die ganze Stadt hat den Verstand verloren.“ Bilbo schüttelte über den Irrsinn der Zwerge lediglich den Kopf. „Ein Jammer, dass dein Vetter nicht hier ist. Ich könnte mir vorstellen, dass Dáin an dieser ganzen Katastrophe seinen Spaß gehabt hätte.“ „Onkel“, sagte Frodo, „ich habe Hunger.“ „Ich auch“, meldete sich Donel zu Wort. „Hey, bekommen wir trotz allem noch die Muffins?“ „Das weiß ich nicht.“ Donel schaute nachdenklich drein. „Ich sollte vielleicht zuerst mit Amad sprechen. Sie ist immer so streng, wenn es um Süßigkeiten und so etwas geht.“ „Onkel…“ „Warte einen Moment“, lachte Bilbo. „Ich möchte noch ein wenig hier bleiben, um dieses seltsam wehmütig anmutende Schauspiel zu würdigen.“ Mit einem verärgerten Brummen stapfte der Zwergenkönig wortlos davon, um Balin zu suchen, während seine Gedanken vor allem um Folter und Bestrafung kreisten. Einen Moment später strömten die Eltern in die Halle, um ihre Kinder wieder in die Arme zu schließen, wobei sie den Rettern überschwänglich dankten und den Abtrünnigen, die ihr Königreich angegriffen hatten, unerbittliche Rache schworen. Augenscheinlich hatten sich die Spione in westlichen Minen nahe dem Zentrum sowie den südwestlichen Minen, doch die von Balin zusammengestellten Gruppen waren mit letzteren mühelos fertiggeworden. Da diese Minen regelmäßig genutzt und bereits weitegehend wieder aufgebaut worden waren, war es sehr viel einfacher gewesen, die Verräter dort aufzuspüren und zu ergreifen, als für Thorins Gruppe in deren Tunneln. „Nun ja, sie sollen ruhig versuchen, fünf Zwerglinge ohne irgendeine Explosion zu finden“, brummte Dwalin. „Trotzdem habe ich Dutzende mehr getötet als…“ Die Zwerge begannen langsam, sich zu zerstreuen, denn Bifur, Bofur und Glóin gingen zwecks einer längst überfälligen Folter zum Feuer hinüber, während sich Dwalin und Nori dem König anschlossen, um das älteste Mitglied ihrer Gemeinschaft zu suchen. Óin sprach mit Farinas Onkel über die Behandlung, die das Mädchen in den kommenden Wochen brauchen würde und Dori stand gerade neben seinem jüngsten Bruder und überflog die Informationen, die sie bisher aus den Verrätern herausgefoltert hatten. Der einzige, den Bilbo nirgendwo ausmachen konnte, war Fíli, der sonst wohin verschwunden war, als Kíli beschlossen hatte, damit zu beginnen, einem der Verräter mit einem heißen Eisenstück in den Hintern zu stechen. „Schau dir nur dein Gesicht an“, schimpfte Donels Mutter. „Du hast mehr Kratzer als zwei unbeaufsichtigte Kater. Ich schwöre dir, wenn ich diese dreckigen Sch…“ „Ich denke, die beiden brauchen jetzt dringen ein heißes Bad und gutes Essen, meinst du nicht auch, Thana?“ fragte Bilbo mit einem müden Lächeln. „Um ehrlich zu sein glaube ich nicht, dass ich meinen Neffen jemals zuvor so schmutzig gesehen habe.“ „Leider kann ich von Donel nicht dasselbe behaupten“, seufzte Thana. „Was Sauberkeit betrifft, kommt er ganz nach seinem Vater. Dreckige Kerle, alle beide.“ Bei diesen Worten zog Donel einen Schmollmund. „Fara und Halla stinken die ganze Zeit und über sie beklagst du dich nicht.“ „Sie sind Babys und das weißt du ganz genau, junger Mann“, schalt ihn seine Mutter. „Und dieser niedliche kleine Kerl muss wohl Frodo sein, habe ich Recht?“ „Ja, das ist richtig“, erwiderte Bilbo mit einem stolzen Lächeln. „Und wie mir scheint haben unsere beiden Jungs…“ Der Hobbit verstummte, als er aus dem Augenwinkel etwas seltsames bemerkte und gleich darauf eine unbekannte Gestalt sah, die in einem der hohen Zugänge um die Ecke spähte. Als er unauffällig zu dem Neuankömmling hinüberblinzelte, wurde Bilbo schnell bewusst, dass sich dieser dem ältesten Prinzen näherte, der in der Nähe einer breiten Treppe stand und gerade in ein Gespräch mit einem älteren Zwerg vertieft war, wobei bedingt durch ihren Standort keiner der beiden Zwerge die Gestalt bemerkte, die auf sie zutrat. „Nein, nein, nein, nein…“ Plötzlich zog der Unbekannte ein langes, gezacktes Messer aus seinem Gürtel und beschleunigte seine Schritte, als er sich dem blonden Thronerben näherte. Bilbos Augen weiteten sich vor Entsetzen und sein Körper reagierte, ohne dass er darüber nachdenken musste, seine Füße hämmerten bei jedem Schritt laut gegen den Boden, als er versuchte, die Entfernung zwischen Fíli und sich selbst zu überwinden. Hinter ihm erklang ein Aufschrei, dem Bilbo jedoch keine Beachtung schenkte, während er rannte, so schnell er nur konnte und instinktiv Stich aus der Scheide zog, als die Gestalt im selben Moment einen weiteren Schritt näher an Thorins ältesten Neffen herantrat. Alles in ihm drängte Bilbo, immer schneller zu laufen und sagte ihm, dass er den Verräter erreichen musste, bevor dieser einem der beiden albernen Jungen, die er so liebgewonnen hatte, etwas zuleide tun konnte. „Der Prinz!“ schrie Thana. „Er greift den Prinzen an!“ Ein letztes Mal steigerte Bilbo seine Geschwindigkeit und überwand die letzten Schritte gerade in dem Moment, als die Gestalt den ersten Stich gegen Fíli führte. Von reinem Adrenalin, Zorn und Beschützerinstinkt getrieben warf sich Bilbo ohne zu zögern auf den Verräter und jagte Stich geradewegs in dessen Bauch. Der gequälte Aufschrei, der im nächsten Moment an die Ohren des Hobbits drang, gab ihm zusätzliche Kraft und ermöglichte es Bilbo, immer wieder auf die Gestalt einzustechen, während er seine andere Hand gegen das Gesicht des Verräters drückte und ihn so am Boden festhielt. Das einzige, das Bilbo schließlich dazu brachte, aufzuhören, waren zwei starke Hände, die ihn zurückzogen und ein ungewöhnlich heftiger Wortschwall, den er in seinem von Zorn vernebelten Verstand jedoch kaum wahrnahm. Der Drang, zu beschützen und zu vernichten war stärker, als jemals zuvor in seinem Leben. „Bilbo! Bilbo! Er ist tot! Du kannst jetzt aufhören!“ Vor Anstrengung keuchend und schnaufen ließ sich der Hobbit von dem blutüberströmten Körper, der unter ihm lag, hinunterziehen. In seinem Unterbewusstsein erkannte er die Stimme und wahrscheinlich schlug er allein aus diesem Grund nicht ebenfalls auf ihren Besitzer ein. Von Verrätern, die Kinder entführten und Prinzen ermordeten, hatte Bilbo für den Rest seines Lebens genug. „Fíli?“ „Der Stich hat seinen Oberschenkel getroffen“, stammelte Kíli, der im Bemühen, ihn zurückzuhalten, seine Arme um Bilbos Brust geschlungen hatte. „Die Wunde ist recht tief, aber er lebt. Ich glaube, dein Angriff hat das Messer von seinem ursprünglichen Kurs abgelenkt. Sonst hätte es wohl sein…Herz getroffen.“ „Lass mich zu ihm“, verlangte Bilbo. „Ich muss ihn sehen!“ Der jüngste Prinz versuchte nicht einmal, ihm zu widersprechen, sondern kroch stattdessen zu der leblosen Gestalt hinüber, die einige Fuß von ihnen entfernt auf dem Bauch lag. Óin war bereits an Fílis Seite und wies eine Handvoll Zwerge an, den Rest seiner Vorräte von der anderen Seite des Raumes herüberzuholen. Dori, der beide Hände auf die blutende Wunde drückte, sprach mit Fíli und verbot ihm unter allen Umständen, einzuschlafen. Ohne das Blut zu beachten, das die gesamte Vorderseite seines Körpers bedeckte, kroch Bilbo hinauf zu Fílis Kopf und tätschelte ganz vorsichtig seine blassen Wangen. „Du hast mir wieder einmal das Leben gerettet“, gluckste Fíli, wobei er jedoch ein Wimmern nicht unterdrücken konnte. „Wenn das so weitergeht, werde ich noch Komplexe bekommen, weil ich ständig von einem kleinen Hobbit gerettet werde.“ „Halte deine Beine still“, fuhr Óin ihn an. „Wo sind meine Verbände, ihr Narren?! Und die Trage?! Macht euch nützlich und bringt mir eine Trage!“ „Sieh dir das an“, meinte Bilbo tadelnd. „Du hast Óin ganz schön in Aufregung versetzt.“ „Und wenn das so weitergeht, werde ich obendrein bis zu meinem zweihundertsten Geburtstag an Herzversagen gestorben sein“, brummte der Heiler. „Wie es scheint, übersteht Durins Geschlecht kein einziges Jahr, ohne durchbohrt oder schlimm zugerichtet oder auf irgendeine Weise verstümmelt zu werden. Wo bleibt diese verdammte Trage?!“ „Mutter wird sich fürchterlich aufregen“, scherzte Fíli. „Das wird meine sechste Narbe, seit wir aufgebrochen sind und wenn sie sie sieht, wird sie mir niemals wieder erlauben, mein Bett oder meine Gemächer zu verlassen.“ „Ja, und ich glaube, ich werde dir denselben Befehl erteilen, deshalb nimmst du dir am besten vor, von nun an ein Einsiedler zu werden“, flüsterte Bilbo, dessen Finger durch die goldene Mähne des Prinzen strichen, als Óin begann, die Stichwunde zu säubern. „Und ich denke, dein Onkel würde mir in dieser Angelegenheit sogar zustimmen, auch wenn seine Meinung in diesem Falle überflüssig ist.“ „Wie sieht es aus?“ wollte Kíli wissen. „Ziemlich tief“, gestand Óin. „Aber das Messer scheint nicht durch allzu viele Muskeln, Sehnen oder anderes dichtes Gewebe gedrungen zu sein. Dennoch würde ich ihn lieber in einem richtigen Bett und unter besseren Lichtverhältnissen untersuchen.“ „Wurde eine Arterie verletzt?“ wollte Bilbo wissen. „Die Hauptader in den Beinen?“ „Nein, das glaube ich nicht“, erwiderte Óin bestimmt. „Wenn das der Fall wäre, dann wäre er bereits tot. Anscheinend hat das Messer sie um etwa einen halben Zoll verfehlt.“ Kíli fuhr zusammen, als er die Wunde endlich näher betrachten konnte. „Sie ist sehr lang.“ „Ungefähr sieben oder acht Zoll“, gab Óin zurück. „Außerdem sind die Wundränder von der gezackten Klinge ausgefranst und somit ist die Gefahr größer, dass die Wunde zu eitern beginnt. Bifur! Bring mir das Messer des Verräters! Ich muss das verfluchte Ding auf Gift untersuchen.“ „Was?!“ keuchte Bilbo. „Was für Gift?“ „Es ist durchaus eine Möglichkeit“, klagte der Heiler. „Meuchelmörder sind mehr als berüchtigt dafür, Gift bei ihren auserwählten Opfern zu verwenden. Nun halte still, mein Junge.“ Jedes Mal, wenn der Heiler die Wundränder säuberte oder zuviel Druck auf sie ausübte, fuhr Fíli zusammen und keuchte auf, doch ganz wie bei seinem Onkel drang kein Wort der Klage über die Lippen des älteren Prinzen. Kíli, der sich nur allzu bewusst war, welche furchtbaren Schmerzen Fíli durchlitt, fuhr unbeirrt fort, die Hand seines Bruders zu halten, während Bilbo beruhigend über seine Stirn und durch sein verschwitztes Haar strich. Als schließlich die Trage gebracht wurde, wurde Fíli bereits blasser und konnte sich immer weniger auf die Geschichten konzentrieren, die Bilbo ihm erzählte. „Nun hebt ihn ganz vorsichtig hoch“, befahl Óin. „Der Blutverlust hat endlich nachgelassen, aber allzu starke Erschütterungen könnten ihn wieder verstärken.“ „Hey, hey, bleib wach, mir zuliebe“, drängte Bilbo, der den Kopf des Prinzen mit beiden Händen stützte, während dieser auf die Trage gehoben wurde. „Fíli! Wenn du deine Augen nicht offenhältst und mich anschaust, backe ich dir keine Vanillemuffins mehr!“ „Aber das ist nicht fair“, jammerte der Prinz. „Das ist mir jetzt gleichgültig“, entgegnete Bilbo. „Dich wachzuhalten ist sehr viel wichtiger. Nun öffne deine Augen und sieh mich an, kleiner Löwe.“ „Hey, das ist mein alter Spitzname, den mir mein Onkel damals gegeben hat“, stöhnte Fíli. „Wie hast du den denn herausbekommen?“ Bilbo schaute lächelnd auf ihn hinunter. „Vielleicht habe ich, einige Tage bevor dieser ganze verrückte Unsinn begonnen hat, einen Brief von deiner Mutter bekommen. Eine sehr schlaue Lady, deine Mutter.“ „Das ist mir peinlich.“ „Nach einer mächtigen Bestie aus Harad benannt zu werden? Ich glaube, es war ein Kompliment, besonders von jemandem wie deinem Onkel.“ „Mutter hat damit angefangen.“ „Und dein Onkel hat diesen Spitznamen beibehalten“, betonte Bilbo. „Wenn die Bilder und Geschichten, die ich gesehen und gehört habe, der Wahrheit entsprechen, bist du das zwergische Ebenbild eines Löwen. Eine goldene Mähne, gepaart mit einem ungestümen Charakter.“ Fíli schenkte ihm ein schwaches Lächeln. „Danke, Bilbo.“ „Gerne geschehen“, erwiderte der Hobbit und streichelte ihn erneut liebevoll. „Ihr beiden Jungs verdient für alles, was ihr getan habt, die höchste Anerkennung. Und da euer Onkel zu starrköpfig ist, um sie euch in gerechtem Maße zuteilwerden zu lassen, sieht es so aus, als müsste ich diese Lücken an seiner Stelle ausfüllen.“ „Wir würden es zu schätzen wissen“, antwortete Fíli und bei diesen Worten vertiefte sich sein Lächeln ein wenig. „Er hinterlässt viele Lücken, die ausgefüllt werden können, aber es sind wirklich gute Lücken, verstehst du?“ „Gebt auf seine linke Seite acht, ihr Narren!“ knurrte Óin die Träger am unteren Ende an. „Ich schwöre es, von allen…“ Bilbo lachte leise auf. „Ja, ich weiß, aber jetzt musst du dich ausruhen, also sprich nicht mehr so viel und hör etwas öfter zu, kleiner Löwe. Bofur! Könntest du Frodo mitnehmen und ihn in unsere Gemächer bringen? Ich begleite Fíli von hier aus hinauf.“ „Das kann ich tun“, murmelte der Prinz. „Ich glaube, ich war schon immer ein guter Zuhörer. Wenigstens hat meine Mutter das gesagt, aber Kíli hört nie zu. Er ist zu geschwätzig.“ „Hey!“ „Sei still, du weißt, dass es stimmt.“ „Benehmt euch, alle beide“, wandte Bilbo ein und streichelte sanft mit einer Hand Fílis Kopf, während sie die Stufen erklommen. Obwohl er auf der Trage lag, spürte der Prinz die Erschütterungen nach wie vor, weshalb immer im Abstand weniger Sekunden ein Wimmern oder Keuchen erklang. „Habe ich dir schon einmal von Lobelia Sackheim-Beutlins schrecklichen Absichten erzählt?“ „Ist das nicht die Frau, die immer versucht, dir dein Silber zu stehlen?“ „Ha! Das ist noch weit untertrieben! Wusstest du, dass Lobelia und ihr Gemahl in Beutelsend eingezogen waren, als ich ins Auenland zurückgekehrt bin und dass sie versucht haben, viele meiner Habseligkeiten zu versteigern? Ich habe Wochen gebraucht, um alles wiederzufinden. Und erst die Blicke, die mir zugeworfen haben, als ich verkündet habe, dass ich in den Erebor ziehen würde, dass aber Ohm Gamdschie mit seiner Familie in Beutelsend leben und während meiner Abwesenheit darauf achtgeben sollte. Oh, der entsetzte Ausdruck auf ihren Gesichtern war ein mehr als sehenswerter Anblick.“ Fíli runzelte seine ohnehin bereits schmerzende Stirn. „Dann gehört Beutelsend also nicht mehr dir?“ „Doch, es gehört immer noch mir, aber der alte Ohm Gamdschie ist nun offiziell für das Anwesen verantwortlich, während ich gewissermaßen für eine längere Zeit…geschäftlich verreist bin. Und Frodo ist nun der rechtmäßige Erbe von Beutelsend, daher haben die Sackheim-Beutlins keinerlei Anspruch darauf. Außerdem vertraue ich meinem treuen Gärtner, dass er sich gut um Beutelsend kümmern wird, während ich hier bin. Eines Tages könnten wir sogar auf einen Besuch dorthin zurückkehren, wenn das Wetter und die Straßenverhältnisse es zulassen.“ „Es war recht malerisch“, gab Kíli zu. „Und das Essen war ausgezeichnet.“ Bei diesen Worten kniff Bilbo in das Ohr des jüngeren Bruders. „Ihr Jungs habt meine Speisekammer geplündert und die Rohrleitungen beinah vollständig zerstört. Ich glaube kaum, dass Beutelsend eine weitere von Durins Geschlecht veranstaltete Feier überstehen würde. So etwas wäre verheerend.“ „Oooch, das sagst du doch nur wegen deiner hobbittypischen Gewohnheiten“, neckte Kíli ihn, offensichtlich bemüht, die Stimmung aufzuheitern und seinen älteren Bruder abzulenken. „Aber du weißt, dass du uns liebst. Wir sind einfach viel zu unwiderstehlich, als dass du uns widerstehen könntest.“ Der Hobbit seufzte und betrachtete seine blutbesudelte Kleidung. Er hatte ein anderes Lebewesen grausam umgebracht und das war eine Tat, von der kein Hobbit im Auenland jemals behaupten würde, sie begangen zu haben oder von der er auch nur träumen würde. Doch wenn er ehrlich zu sich selbst war, konnte Bilbo sich sehr gut vorstellen, dieselbe Situation noch einmal zu durchleben. Der bloße Gedanke, dass irgendjemand Fíli und Kíli etwas zuleide tun könnte, genügte, um sowohl Bilbos Tuksches Blut als auch seinen väterlichen Instinkt zum Kochen zu bringen, waren ihre Überschwänglichkeit und ihr herzliches Wesen doch etwas, ohne das sich Bilbo sein Leben nicht mehr vorstellen konnte, denn inzwischen waren die beiden in seinem Leben so unentbehrlich wie Frodo geworden. „Das ist eindeutig wahr.“ Und um sie zu beschützen, würde er jederzeit wieder töten, daran bestand nicht der geringste Zweifel. „Wenn unser Onkel davon erfährt, wird sein Kopf explodieren“, stellte Kíli fest. „Ich glaube, alle übrigen Verräter sind nun offiziell tot. Ihr wisst schon, da er ihnen ohnehin die Köpfe abschlagen wird und all das.“ „Hey, sei vorsichtig und pass auf den Kopf deines Bruders auf, kleiner Vogel. Schließlich wollen wir nicht auf einer zerbrochenen Treppenstufe stürzen und den Thronfolger umbringen.“ „Och, das hat sie dir also auch erzählt.“   ♔~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ♥ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~♔ amad = Mutter .o°O°o. _____________________________ .o°O°o..O.o° °o.O¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯ O.o° °o.O. Kapitel 19: Kapitel 19 ---------------------- .o°O°o. _____________________________ .o°O°o..O.o° °o.O¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯ O.o° °o.O.   An Unexpected Addition – Unerwarteter Familienzuwachs   Teil 19   Autor:   karategal   Übersetzer:   Lady Gisborne   P16-slash   Inhalt:   [Autorisierte Übersetzung] Alle Zwerge überleben die Schlacht der fünf Heere, doch Bilbo muss ins Auenland zurückkehren, um sein altes Leben in Ordnung zu bringen und den Weg für ein neues Leben im Erebor zu ebnen. Ein Jahr später kehrt er mit einem vor kurzem verwaisten Frodo zum Einsamen Berg zurück. Thorin ist sich nicht ganz sicher, was er von diesem neuen, winzigen Zuwachs zu seiner Gemeinschaft halten soll.   Disclaimer:   Bei dieser Geschichte handelt es sich um eine autorisierte Übersetzung von karategals englischer Originalstory An Unexpected Addition. Die Charaktere und Orte gehören selbstverständlich Professor Tolkien bzw. seinen Erben und ich verdiene mit dieser Story bzw. Übersetzung kein Geld, sondern schreibe nur aus Spaß an der Freude. ^^   Link zur Originalstory:   An Unexpected Addition   Anmerkung:   Wie einige von euch vielleicht bemerken werden, habe ich mich bei der Übersetzung dieser Story ausdruckstechnisch etwas vom Original entfernt, was in diesem Fall aber beabsichtigt war. Zwar bemühe ich mich, wenn ich Geschichten übersetze, so nah wie möglich am Original zu bleiben, aber mir ist auch und vor allem wichtig, einen flüssigen und sinnvollen deutschen Text zu schreiben und die erwähnten Abweichungen habe ich in diesem Fall vorgenommen, weil ich hoffe, dass die Geschichte für euch dann „flüssiger“ ist und ihr mehr Spaß beim Lesen habt. ^^ ♔~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ♥ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~♔ „Auaaa! Was ist in diesem verdammten Zeug drin?“ Der älteste Prinz des Erebor war in sein Schlafgemach gebracht und bis auf eine dünne Unterhose vollständig entkleidet worden und so gut wie möglich medizinisch begutachtet worden. Sein jüngerer und Bilbo saßen an jeweils einer Seite seines Bettes und hielten Fílis zuckende Gliedmaßen fast während Óin mehrere seiner Salben auf die offene Wunde auftrug. Nachdem sie seine Gemächer erreicht hatten, war der arme Fíli sogar noch blasser geworden, seine Haut war klamm geworden und sein Herzschlag hatte sich beschleunigt, als die ersten Stadien einer Infektion eingesetzt hatten. Glücklicherweise war die Klinge des Verräters, entgegen Óins schlimmster Befürchtungen, nicht mit einem gefährlichen Wirkstoff vergiftet worden. „Habt ihr gesehen, wie rostig diese Klinge war?“ fragte Óin, der mithilfe einer Pinzette in dem stark geschädigten Gewebe herumstocherte. „Das war schlimmer, als manche Orkklinge und das Risiko, dass du den Wundstarrkrampf bekommst, ist sehr hoch, aber je schneller ich diese Wunde mit meinen Salben reinige, umso geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass die schlimmsten Symptome bei dir auftreten. Nun halte still, ich bin mit der Wundausschneidung fast fertig. Oder wäre es dir lieber, wenn ich die Maden dazu benutzen würde?“ Mit vor Entsetzen geweiteten Augen schüttelte Fíli den Kopf. „Nein, nein, ich mag Pinzetten. Sie winden sich nicht und sind nicht wurmartig oder madenähnlich und…“ „Hier, trink noch einen Schluck davon“, sagte Bilbo und hielt Fíli das Schmerztonikum an die Lippen. Nur ein kleines bisschen. Ja, genau so. Dass wird es wenigstens etwas erträglicher machen.“ „Warum konntet ihr mich nicht wieder bewusstlos schlagen?“ „Weil du für meinen Geschmack viel zuviel Blut verloren hast“, erwiderte Óin, der nun zwei widerwärtig aussehende Skalpelle in den Händen hielt. „Mir wäre es lieber, wenn du etwas essen oder etwas Warmes trinken würdest, bevor wir dich schlafen lassen. Das würde dir helfen, etwas von deiner verlorenen Kraft zurückzubekommen und die Infektion zu bekämpfen.“ „Fíli?!“ Der Zwergenkönig stürmte durch die Tür hinein in das Schlafgemach, wie er es in letzter Zeit immer öfter tat. Auf dem Flur waren die Stimmen einiger Mitglieder des Königlichen Rates zu hören, die allesamt klare Aussagen bezüglich der Beseitigung der Schäden, der Vergeltungsmaßnahmen und der Möglichkeit eines Krieges mit dem Heimatkönigreich der Verräter von dem gehetzten König verlangten. Mit einer schnellen Handbewegung knallte Balin die Tür zu und warf ihr anschließend einen beinah verächtlichen, finsteren Blick zu. „Sie sind allesamt wie ein Haufen plappernder Kleinkinder“, murmelte der ältere Zwerg. „Mahal bewahre uns alle vor angeborener Dummheit.“ „Was ist passiert?“ wollte Thorin wissen und blieb am Fuß des Bettes stehen, in dem sein Neffe lag, um die offene Wunde zu begutachten. Sie sah stark gerötet und geschwollen aus und Óin tat alles, was in seiner Macht stand um jegliches geschädigte Gewebe in der Wunde und auch um sie herum zu entfernen. „Wer hat ihm das angetan?!“ „Bilbo hat ihn wie einen wilden Eber aufgespießt!“ antwortete Kíli mit einem grausamen Lächeln. „Das war vielleicht ein Erlebnis, dabei zuzusehen, wie ein kleiner Hobbit einen ausgewachsenen Zwerg erstochen hat“, krähte Bofur bei seiner Ankunft. Er hielt Frodo an der Hand und dieser ging neben ihm her, frisch gewaschen, mit einem frischen Schlafanzug bekleidet und wie immer mit Rupert in seinen herabhängenden Armen. „Dennoch glaube ich nicht, dass so etwas noch einmal sehen werde und mir wäre es auch viel lieber, wenn unser Hobbit-Meisterdieb einfach so bleibt wie er sein will, ganz und gar väterlich, mit Gartenarbeit beschäftigt und der Meisterkoch des Erebor.“ „Muffins?“ „Für wenigstens ein paar Tage noch nicht, Fíli“, antwortete Bilbo, während er die Rasierklinge vorbereitete, um jegliche Behaarung von dem verletzten Oberschenkel des Prinzen zu entfernen. „Zuerst müssen wir etwas festere Nahrung und warme Getränke in dich hineinbekommen, aber danach kannst du alle glasierten Muffins essen, die dein kleines Zwergenherz begehrt.“ Óin schaute mit einem Nicken und voll grimmiger Zufriedenheit auf die gerötete Wunde hinab. „Ich habe soviel wie möglich von dem geschädigten Gewebe entfernt, aber eine Infektion ist nach wie vor möglich und deshalb müssen wir sichergehen, dass nichts in die Wunde hineingerät. Oh, du kannst jetzt anfangen, Bilbo.“ „Ich fühle mich jetzt schon kahl“, murrte Fíli. „Ein Zwerg ohne Beinbehaarung…“ „Reiß dich zusammen, du weinerlicher Welpe“, entgegnete der Heiler. „Er wird nur das Haar in unmittelbarer Nähe deiner Wunde abrasieren. Für die Mädchen wirst du immer noch hübsch aussehen, also hör mit deinem Gejammere auf. Ist die Kiste mit meinen Salben schon hier?“ „Glóin holt sie gerade“, versicherte ihm Bofur, der auf einem weichen Sofa vor dem Kamin saß, während Frodo dem Bergarbeiter schläfrig dabei zusah, wie dieser an einem weiteren Spielzeug für ihn schnitzte. Es war ein überaus herzerweichender Anblick für den älteren Hobbit. „Du wirst ihn hören, wenn er sich seinen Weg durch alle diese Graubärte dort draußen auf dem Gang bahnt.“ „In Ordnung. Thorin, Kíli?“ rief Óin und deutete auf die Gliedmaßen des Prinzen. „Ich brauche euch, um ihn festzuhalten, während ich die Wunde hiermit einreibe. Es wird ziemlich stark brennen, aber diese Salbe wirkt Wunder bei der Vorbeugung vor Wundstarrkrampf. Nun halte still…“ Die Wirkung trat sofort ein und ein gequälter Schrei entrang sich Fílis Kehle, als er versuchte vor der brennenden Salbe zurückzuzucken. Sein Onkel und sein Bruder hielten ihn fest, wobei sich die Muskeln in ihren Armen und Beinen sichtbar anspannten, als der älteste Prinz versuchte, die beiden von sich abzuschütteln. Bilbo ging beiseite und sein Blick wanderte von Fíli zu dem Sessel, in dem Bofur versuchte, Frodo von den Schmerzensschreien des Prinzen abzulenken. „Musstest du ihn hierherbringen?“ Mit einem traurigen Lächeln hob Bofur die Schultern. „Als er sein Schaumbad genommen hat, ging es ihm gut und auch, als ich seine Kopfwunde behandelt habe, aber er hat sich geweigert, ohne dich zu schlafen. Und als ich ihm dann versehentlich verraten habe, dass du und Thorin hier drüben seid, ist er einfach zur Tür hinausgelaufen und auch mitten durch die Ratsmitglieder hindurchgestürmt.“ „Oochh, mein armer kleiner Frodo“, säuselte Bilbo, hob den kleinen Jungen von Bofurs Schoß und kuschelte ihn mit einem Kuss auf den Kopf fest an sich. „Das war wirklich ein schrecklicher Tag, nicht wahr?“ Frodo stieß lediglich ein leises Grummeln aus. „Das war es zweifellos“, stimmte ihm Bofur zu und streckte vor Konzentration die Zunge heraus, als er ein kompliziertes Muster in seine Figur hineinschnitzte, die wie ein Olifant aussah. „Ich hoffe doch sehr, dass ein gewisser Bruder von mir nicht wirklich beschlossen hat, die Verräter wirklich zu braten und zu Eintopf zu verarbeiten, denn ich glaube kaum, dass die Bären, die in dieser Gegend leben, davon sonderlich begeistert wären.“ Bei diesen Worten blinzelte Bilbo entsetzt. „Warte, warte, Bombur will wirklich Eintopf aus ihnen machen? Das ist barbarisch!“ „Nun ja, wenn sie alles gestehen und die ganze Wahrheit ausspucken, wird er es nicht tun“, erwiderte Bofur mit erschreckender Gleichgültigkeit. „Danach wird sich Thorin um sie kümmern, aber vielleicht hätten die Bären und Wölfe wirklich gerne etwas zusätzliche Nahrung vor ihrem Winterschlaf, ganz gleich, wie widerwärtig sie schmecken mag.“ „Mögen mich die Valar vor wütenden, sadistischen Zwergen bewahren“, murmelte Bilbo und ging wieder zum Bett hinüber. „Den vergangenen…ich weiß nicht einmal mehr, ob es Stunden…oder Tagen waren, habe ich es zu verdanken, dass ich für den Rest meines Lebens Albträume haben werde.“ „Er hat das Bewusstsein verloren“, seufzte Óin. „Armer Junge.“ „Ist mit ihm alles in Ordnung? Ich meine, dass er nach dem Blutverlust obendrein noch bewusstlos ist?“ fragte Bilbo und verbarg Frodos Gesicht an seinem Hals, damit dieser die offene Wunde nicht sehen konnte. Ich habe viele schlimme Geschichten über Leute gehört, die nicht wieder aufgewacht sind.“ „Vor einer halben Stunde hätte ich mir große Sorgen gemacht“, erklärte der Heiler. „Aber im Augenblick ist es vielmehr ein Segen, dass Fíli ohnmächtig ist, sowohl für uns als auch für ihn selbst. Auf diese Weise kann ich die Wunde vollständig behandeln, ohne mir Sorgen darüber machen zu müssen, wie stark seine Schmerzen sind und sein Körper kann beginnen, die Infektion, die zwangsläufig einsetzen wird.“ Kíli stand neben ihnen und erzählte Thorin die ganze Geschichte des Attentats, wobei er ihm mit beeindruckenden Armbewegungen zeigte, was der Hobbit getan hatte, um seinen älteren Bruder zu beschützen und den Verräter zu töten. Als der junge Zwerg einige Einzelheiten dieses Zwischenfalls allzu sehr ausschmückte, versuchte Bilbo, sich einzumischen, doch Kíli wollte seine Einwände nicht hören und winkte jedes leugnende Wort, das der Hobbit hervorzubringen versuchte, mit einer dramatischen Geste ab. Bilbo stieß ein ärgerliches Seufzen aus und wünschte sich im Stillen, dass Kíli seine Taten nicht in derart brutalen, blutrünstigen Einzelheiten beschreiben würde. Enn er ehrlich zu sich selbst war, wäre der Hobbit froh gewesen, wenn er niemals wieder über den Angriff sprechen oder auch nur daran hätte denken müssen. „Er wollte Fíli etwas antun“, argumentierte Bilbo und errötete unter dem intensiven Blick, mit dem ihn Thorin bedachte. „Und…nun ja.. ich musste doch irgendetwas tun. Ehrlich gesagt bin ich nach wie vor überrascht, dass mein Schwert ihn tatsächlich…ähm, durchbohrt hat. Wie…ja, genau so. Vielen Dank für diese eindrucksvolle Demonstration, kleiner Vogel.“ „Hey!“ Thorins Augen wurden schmal. „Wie hast du das herausgefunden?“ „Nun ja, weißt du“, stotterte Bilbo, „ich bin selbst nicht ganz sicher, wie alles angefangen hat, aber…“ „Amad und er haben sich gegenseitig Briefe geschrieben“, unterbrach ihn Kíli, der mit einem breiten Grinsen zwischen die beiden getreten war. „Sie hat ihm obendrein sogar Fílis Spitznamen verraten und das ist ein sehr gutes Zeichen. Unsere Mutter kann den Charakter anderer Personen sehr gut beurteilen.“ Nach einem Brief?“ „Das hängt davon ab, was du als einen Brief bezeichnest“, antwortete der jüngste Prinz gedehnt. „Aber sie hat alle ihre Informationen von einer sehr glaubwürdigen Quelle. Sehr, sehr glaubwürdig.“ Bei diesen Worten zog sich der Dunkelhaarige Stück für Stück von seinem Onkel zurück. „Aber sie ist nicht gerade zufrieden mit dir.“ Der König sah empört aus. „Weswegen?“ „Aus verschiedenen…Gründen.“ „Wirklich“, erwiderte Thorin, verschränkte die Arme und hielt den Blick unablässig auf seinen Neffen gerichtet. „Und was für Gründe sollen das sein?“ „Das darf ich nicht verraten. Auf Befehl von Mutter.“ Bilbos Blick wanderte zwischen Onkel und Neffe hin und her und er war mehr als nur ein wenig neugierig, aus welchem Grund Thorins Schwester so enttäuscht von ihrem Bruder sein könnte. Mögliche Erklärungen waren natürlich, dass Thorins unnatürliche Besessenheit von diesem dämlichen Arkenstein beinah für den Tod ihrer beiden Söhne verantwortlich wäre und einen völkerübergreifenden Krieg zwischen Elben, Zwergen und Menschen heraufbeschworen hatte. Der Hobbit konnte ihren Zorn und auch ihre Enttäuschung angesichts dieser furchtbaren Ereignisse sehr gut verstehen, da auch Bilbo selbst noch immer ein wenig verärgert über diese Angelegenheit war. „Äh, ähm, nun, das werden wir sehen, wenn…“ „Fertig“, verkündete Óin von seinem Platz an Fílis Bett. „Die Wunde muss nun mindestens einmal alle zwei Stunden untersucht werden, aber mein Kräuterumschlag sollte gute Dienste leisten und die schlimmste Infektion abwehren. Komm her, Bilbo, ich zeige dir, wie die Umschläge richtig gemacht werden, falls ich in den kommenden Tagen aus irgendeinem Grund nicht zur Stelle sein kann.“ „Natürlich, ich bin gleich bei dir“, antwortete Bilbo. Er trat zu Thorin und überließ Frodo unendlich behutsam den Armen des verdutzten Zwergenkönigs, worauf der verschlafene Halbling nur für einen kurzen Moment seine Nase hochzog, bevor er wieder ruhiger wurde. „Nun sieh dir das an, er macht überhaupt kein Theater. Wahrscheinlich fühlt er sich bei dir sicherer als bei mir.“ „Ochh, siehst du, er mag dich wirklich, Onkel. Ich habe es dir doch gesagt.“ „Hör auf zu sticheln, Kíli und nimm ein Bad“, befahl Bilbo, als er wieder zum Bett zurückkehrte. „Hier drin riecht es nach Ruß und nach nassem Zwerg. Oder wäre es dir lieber, mit einem Schwamm gewaschen zu werden, wie dein älterer Bruder?“ Als Bilbo sich umwandte, war der junge Zwerg bereits im Waschraum verschwunden. Mit einem Nicken und einem zufriedenen Lächeln wandte der Hobbit seine Aufmerksamkeit wieder Óin und dem verwundeten Prinzen zu. Der König starrte ihn verwundert an. „Sie sind gute Jungs. Sie brauchen lediglich eine feste Hand und die richtigen Drohungen, das ist alles.“ „In letzter Zeit war die Unterhaltung hier einfach wundervoll“, flüsterte Balin ihm Hintergrund Bofur zu. „Und ich denke, unser junger Ori könnte sehr gut ein Buch darüber schreiben.“ „Tatsächlich ist er gerade dabei“, antwortete Bofur. Er kommt nur sehr langsam voran, aber es ist eine interessante Lektüre. Außerdem hat der Junge eingewilligt, es für Bifur auf Khuzdul zu übersetzen, sobald es fertig ist.“ „Thorin wird einen Anfall bekommen, wenn er davon erfährt. Einen sehr großen Anfall sogar.“ „Ja, das glaube ich auch.“ Bilbo verbrachte die nächste halbe Stunde gemeinsam mit Óin an Fílis Bett und ging mit ihm sorgfältig die verschiedenen Behandlungsmethoden durch, die sie bei dem ältesten Prinzen anwenden würden. Bei den Zwergen war Wundstarrkrampf recht selten, da die meisten von ihnen eine natürliche Widerstandsfähigkeit gegen diese Krankheit besaßen, die Menschen und Elben gleichermaßen plagte. Dennoch war es nicht unmöglich, dass eine außergewöhnlich schmutzige Wunde zu den heftigen Muskelkrämpfen führte, die charakteristisch für diese schreckliche Krankheit waren. Sie würden Fíli in den kommenden Tagen aufmerksam beobachten müssen. „Komm, Thorin, ich nehme dir Frodo ab“, meinte Bilbo, sobald der Heiler und er ihre Vorführungen und Diskussionen beendet hatten. „Kíli hat gerade sein Bad beendet und du hast Ruß und…und Blut in deinen Haaren. Bis Fíli aufwacht, können wir hier nichts mehr tun und ich bin sicher, dass die Gefangenen für diese Nacht sicher verwahrt sind.“ „Bilbo versuchte gerade, dir höflich zu sagen, dass du stinkst, Onkel kicherte Kíli, der am Fuß des großen Bettes saß, in dem sein Bruder lag. „Und du hast eine Klette in deinem linken Zopf.“ „Ich glaube, Kíli ist unbekümmert geworden“; murmelte Bilbo und legte Frodo behutsam neben den kichernden Zwerg, bevor er die beiden braunhaarigen Jungen mit einer gestrickten Decke zudeckte. Als er die beiden betrachtete, schlich sich ein warmes Lächeln in sein Gesicht. Könntest du für mich ein Auge auf ihn haben, kleiner Vogel? Ich fühle mich, als hätte mich erneut ein Troll als Taschentuch benutzt.“ „Nein, damals hast du widerlicher ausgesehen“, murmelte Kíli von seinem Platz unter der Decke. Ich passe auf den spitzohrigen Zwerg auf. Und auf Rupert. Es ist alles in Ordnung.“ „Balin?“ „Es ist alles erledigt, Junge“, versicherte der ältere Zwerg. „Die Verräter sind für diese Nacht sicher verwahrt, obwohl ein paar Löcher mehr in ihnen sein könnten, wenn der Morgen graut. Dennoch werden ein paar Stunden Schlaf nicht schaden. Und damit bist auch du gemeint, Thorin. Die Gefangenen können alle bis morgen auf ihre Strafen warten.“ Der König grummelte leise vor sich hin, als er in Fílis Waschraum verschwand. „Ich bin in ein paar Minuten wieder zurück“, versprach Bilbo und kam nicht umhin, über den Einfluss zu lächeln, den Balin auf den sturen König hatte. „Ich muss nur baden und meine Kleidung…“ „Keine Sorge, Junge“, unterbrach ihn Balin. „Bofur und ich werden die ganze Zeit hier bleiben und ob du es glaubst oder nicht, ich kenne diese beiden seit ihrer Geburt. Wie du gesagt hast, sie brauchen nur eine feste Hand.“ „Und gute Drohungen“, fügte Bofur hinzu. Bilbo hielt Wort und kehrte keine halbe Stunde später mit seinem Schlafanzug und seinem Lieblingsnachthemd bekleidet zurück und lachte im Stillen über den Anblick von fünf schlafenden Zwergen und einem kleinen Hobbit. Óin, Bofur und Balin schliefen allesamt fest auf den weichen Sofas vor dem Kamin und überall auf den an den Wänden aufgereihten Tischen lagen Papiere, Salben und Toniken verteilt. Bilbo holte noch ein paar zusätzliche Decken hervor, mit denen er die Zwerge zudeckte und ging anschließend zum Bett hinüber. „Shhh, ich bin es nur, Kíli“, flüsterte der Hobbit. Der jüngste Prinz schaute ihn aus schlaftrunkenen Augen an und ohne darüber nachzudenken streckte Bilbo eine Hand aus, um sein ungebändigtes Haar glattzustreichen. „Schlaf weiter. Ich passe nun auf deinen Bruder auf." Kíli zog lediglich seine Nase hoch und kuschelte sich wieder in die Decken. Im nächsten Moment schlang sich plötzlich ein starker Arm um Bilbos Brust. „Ich glaube nicht, dass ich dir jemals genug für alles danken kann, was du für die beiden getan hast. Wenn du nicht gewesen wärst, wären meine Neffen, meine Erben, nun nicht mehr am Leben.“ „Ich würde für sie sterben“, gestand Bilbo, während seine Hand liebevoll nach einem Zopf an Fílis geflochtenem Schnurrbart tastete. „Sie sind erstaunliche, alberne, wilde Jungs und dafür liebe ich sie. Dieser ganze Tag war so lang und furchtbar, dass ich einfach nicht…“ Thorins Griff verstärkte sich. „Erzähl es mir.“ „Ich bin ein Hobbit und kein Zwerg, Thorin. Wir Hobbits kämpfen nicht gegeneinander, schlagen uns nicht, schneiden keine Finger ab und drohen nicht damit, unsere Verbrecher zu Eintopf zu verarbeiten. So etwas tun wir im Auenland einfach nicht. Wir schätzen unsere Gärten, unser Essen und unsere Spitzendeckchen und wir würden niemals irgendetwas tun, das den Frieden stören könnte. Oh, und wir essen gerne sieben Mahlzeiten am Tag, was mir während der letzten Jahre beinah ständig gefehlt hat. Lobelia Sackheim-Beutlin hatte doch wahrhaftig den Nerv, mich dürre zu nennen, als wir uns das letzte Mal begegnet sind!“ „Bist du unglücklich?“ hauchte der Zwergenkönig. „Über die heutigen Ereignisse? Ja, sehr sogar“, erwiderte Bilbo, dessen Finger gerade einen Knoten in Fílis goldener Mähne bearbeiteten. „Aber allgemein unglücklich darüber, hier zu leben? Nein, das bin ich nicht. Ein Leben ohne euch alle hier kann ich mir überhaupt nicht mehr vorstellen. Natürlich vermisse ich Beutelsend, aber diese Hallen und diese beiden dummen Jungs hier würde ich noch mehr vermissen.“ Er verstummte für einen Moment, denn er war unsicher, wie er seine Gedanken in Worte fassen sollte. „Und ich würde dich vermissen.“ Sofern es möglich war, wurde Thorins Griff noch stärker und seine größere, stärker behaarte Hand gesellte sich zu Bilbos, die noch immer versuchte, Fílis schmutziges, verknotetes Haar zu entwirren. Sie mussten ihn wirklich bald gründlich mit einem Schwamm waschen. „Unmittelbar nachdem Frodo verschwunden war, habe ich fürchterlich reagiert. Ich war viel zu fassungslos, um irgendeinen der Verräter anzugreifen, wie es die Mütter getan haben“, gestand der Hobbit. „Aber als ich gesehen habe, wie…wie dieser Mistkerl Fíli mit diesem Messer hinterherstürmte? Das muss der Tropfen gewesen sein, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat. Um die Wahrheit zu sagen, kann ich mich nicht einmal mehr daran erinnern, ihn angegriffen zu haben.“ Die Wärme des Königs machte abhängig, entschied Bilbo im Stillen, denn er wäre ein geradezu absurd glücklicher Hobbit gewesen, wenn er für den Rest seines Lebens einfach dort hätte bleiben können. An seinem Rücken war Thorin warm wie ein Ofen, einen Arm hatte er um Bilbos Brust geschlungen, während er die andere ausstreckte, um über die sorgenvoll gerunzelte Stirn seines Neffen zu streicheln. Links neben ihnen war Frodos und Kílis leises Schnarchen zu hören und beide waren in eine von Oris selbstgestrickten Decken eingewickelt. Diese Vier betrachtete Bilbo nun als seine Familie. „Würdet ihr euch jetzt endlich küssen?“ Ein Paar blassblaue Augen beobachtete die beiden und Fílis raue Lippen verzogen sich angesichts der Erwachsenen über ihm zu einem kleinen Lächeln. Der älteste Prinz besaß sogar die Frechheit, zu kichern, als die Spitzen von Bilbos Ohren leuchtend rot anliefen und mit den Schmerztoniken im Blut, die ihm verabreicht worden waren, wollte Fíli ihnen sagen, wie er über diese ganze Liebesqual dachte und kümmerte sich nicht im geringsten um die Folgen. „Wir mögen ihn, Amad mag ihn und auch alle anderen mögen ihn. Nun ja, die Ratsmitglieder vielleicht ausgenommen, aber wen kümmert  es schon, was sie denken? Außerdem würde er einen großartigen, fantastischen, erstaunlichen, vanillemuffinbackenden Onkel abgeben“, verkündete Fíli und deutete auf sie beide, wobei sie ihn wahrscheinlich ernster hätten nehmen können, wenn der Prinz mehr als nur eine dünne Unterhose am Leib getragen hätte. „Und Onkel versucht noch schon seit Wochen, um dich zu werben, aber er hat es vollkommen falsch angefangen und er will dieses verdammte Buch über Hobbits nicht lesen, das wir für ihn ausgesucht haben und…und…“ Nach einer halben Minute schaute Bilbo zum König hinauf, doch Thorin schien sich nun in den allmählich trocknenden Locken des Hobbits verstecken zu wollen. Daraufhin beschloss Bilbo, dass er nun der erwachsenere von ihnen beiden sein musste, deshalb lehnte er sich ein Stück weit vor und ermutigte den jungen Zwerg behutsam: „Und was, Fíli?“ „Ich fühle mich nicht gut.“ Im nächsten Moment erbrach sich der älteste Prinz auf sie beide.   ♔~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ♥ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~♔ amad = Mutter .o°O°o. _____________________________ .o°O°o..O.o° °o.O¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯ O.o° °o.O. Kapitel 20: Kapitel 20 ---------------------- .o°O°o. _____________________________ .o°O°o..O.o° °o.O¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯ O.o° °o.O.   An Unexpected Addition – Unerwarteter Familienzuwachs   Teil 20   Autor:   karategal   Übersetzer:   Lady Gisborne   P16-slash   Inhalt:   [Autorisierte Übersetzung] Alle Zwerge überleben die Schlacht der fünf Heere, doch Bilbo muss ins Auenland zurückkehren, um sein altes Leben in Ordnung zu bringen und den Weg für ein neues Leben im Erebor zu ebnen. Ein Jahr später kehrt er mit einem vor kurzem verwaisten Frodo zum Einsamen Berg zurück. Thorin ist sich nicht ganz sicher, was er von diesem neuen, winzigen Zuwachs zu seiner Gemeinschaft halten soll.   Disclaimer:   Bei dieser Geschichte handelt es sich um eine autorisierte Übersetzung von karategals englischer Originalstory An Unexpected Addition. Die Charaktere und Orte gehören selbstverständlich Professor Tolkien bzw. seinen Erben und ich verdiene mit dieser Story bzw. Übersetzung kein Geld, sondern schreibe nur aus Spaß an der Freude. ^^   Link zur Originalstory:   An Unexpected Addition Anmerkung:   Wie einige von euch vielleicht bemerken werden, habe ich mich bei der Übersetzung dieser Story ausdruckstechnisch etwas vom Original entfernt, was in diesem Fall aber beabsichtigt war. Zwar bemühe ich mich, wenn ich Geschichten übersetze, so nah wie möglich am Original zu bleiben, aber mir ist auch und vor allem wichtig, einen flüssigen und sinnvollen deutschen Text zu schreiben und die erwähnten Abweichungen habe ich in diesem Fall vorgenommen, weil ich hoffe, dass die Geschichte für euch dann „flüssiger“ ist und ihr mehr Spaß beim Lesen habt. ^^   ♔~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ♥ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~♔ „Was genau hat Fíli damit gemeint, dass du…um mich wirbst?“ Der älteste Prinz war inzwischen gewaschen worden und schlief nun tief und fest unter einer dicken Steppdecke, die Bilbo aus seinen eigenen Gemächern geholt hatte, sein Onkel hatte sein goldenes Haar geflochten, während Bilbo einen frischen Kräuterumschlag für seinen verletzten Oberschenkel vorbereitete. Da die letzten Schmerztoniken dem Prinzen auf den Magen geschlagen waren, hatte der Hobbit Fíli eine Mischung gegeben und hoffte, dass die Brühe, die er dem jungen Zwerg gerade eingeflößt hatte, dieses Mal wirklich drin bleiben würde. Bilbo hatte bereits die ersten Anzeichen eines schweren Fiebers erkannt, denn Fílis Stirn fühlte sich heiß an und auch seine tiefe Wunde sah sehr viel stärker entzündet aus, als bei der letzten Untersuchung. Bislang war jedoch noch keinerlei Eiter oder Ausfluss zu sehen, wie Bilbo in diesem Augenblick nicht ohne Zuversicht bemerkte. „Genau das, was er gesagt hat“, erwiderte Thorin, wobei seine Worte abgehackt und unnahbar klangen. „Ich hatte lediglich angenommen, dass meine Zuneigung nicht erwidert wird, aber wie gewöhnlich haben es sich meine Neffen zur ihrer Aufgabe gemacht, sich in meine persönlichen Angelegenheiten einzumischen. Obwohl dieses Mal, da sie dich mögen, keine Pfeile in irgendjemandes Fuß oder Hintern geschossen wurden.“ „Sie haben mit was geschossen?!“ keuchte Bilbo auf und seine Hand verharrte auf Fílis zerfurchter Stirn. „In den Hintern? Das erscheint mir ein wenig…übertrieben. Hat Kíli das getan?“ „Natürlich. Trotzdem bin ich mir sicher, dass auch sein Bruder davon wusste“, antwortete der König und strich mit einem Finger behutsam das Haar des jungen Zwerges beiseite, worauf Kíli die Nase hochzog, bevor er sich auf die andere Seite drehte. „Keiner der beiden mochte sie sonderlich gern und Kíli begann nach zwei Wochen, auf sie zu schießen. Dís könnte die beiden ebenfalls dazu ermutigt haben.“ „Was hat sie gesagt, dass sie eine solche Abneigung gegen sie hatten?“ fragte Bilbo vorsichtig. „Es erscheint mir einfach mehr als seltsam, dass die beiden sich so benehmen. So boshaft, meine ich. Töricht und ungehobelt, das kann ich glauben, aber dass sie tatsächlich mit Pfeilen schießen?“ Thorin tastete behutsam nach einigen Haarsträhnen seines Neffen. „Ich hatte mehr als einmal bemerkt, dass sie nicht gerne in Kílis Nähe war, doch ich nahm an, dass sein lautes und ausgelassenes Benehmen der Grund dafür war. Wie Fíli jedoch bald darauf zufällig mitanhörte, als er Botengänge für mich erledigte, hatte sie Kílis Aussehen anderen Zwergen gegenüber als elbisch bezeichnet und wie du dir sicher denken kannst, gingen die Dinge  von diesem Moment an sehr schnell bergab. Schlussendlich hat es Fíli geschafft, sieben ihrer Zöpfe abzuhacken und das ist in unserer Gesellschaft eine sehr tiefe Beleidigung.“ „Nun, das erklärt zweifellos ihr seltsames Verhalten“, antwortete Bilbo. „Warum hat Fíli sie nicht einfach alle abgehackt?“ „Spüre ich da so etwas wie Rachsucht, Meister Beutlin?“ Bilbo machte sich nicht einmal die Mühe, es abzustreiten. „Ich persönlich würde es zwar nicht als Beleidigung ansehen, aber dennoch weiß ich um die starke…Abneigung zwischen Elben und Zwergen und da ein derartiger Vergleich zweifellos Kílis Gefühle verletzt hat, bedaure ich leidglich, dass Fíli ihr nicht den gesamten Kopf kahlrasiert hat. Das wäre ihr nur recht geschehen, nachdem sie so über ein kleines Kind getratscht und es beleidigt hat.“ "Bislang war sie die einzige Person, um die ich jemals in meinem Leben zu werben versucht habe“, fuhr Thorin fort. „Und durch die Art, wie sie meinen jüngsten Neffen behandelt hat, dauerte es nur eine kurze Zeit an. Seitdem habe es für mich niemanden, abgesehen von sehr kurzen…Liebeleien und besonders nicht, als der Zeitpunkt der Abreise nahte und die Vorbereitungen dafür mein Leben bestimmt haben.“ „Wenn Hobbits um jemanden werben wollen, tun sie das gewöhnlich mit anständigen Tätigkeiten wie tanzen, essen im Kreise der Familie oder gemeinsamen Spaziergängen. Und dann sind da noch die verschiedenen Geschenke, mit denen wir umeinander werben, wie Blumen, Gebäck, bestickte Taschentücher, Schaukelstühle, eine neue Pfeife oder…“ „Nun, wie es aussieht, habe unsere Völker ein Geschenk gemeinsam, das wir einander machen“ stellte der König mit einem kleinen Lächeln auf seinem majestätischen Gesicht fest. „Auch wenn ich hoffe, dass der Austausch von Gebäck auch noch andere Bedeutungen hat, da ich andernfalls vielleicht die ganze Gemeinschaft abwehren muss. Nur sehr wenige Dinge sind für Zwerge verlockender als gutes, hausgemachtes Essen.“ „Natürlich nicht“, gab Bilbo zurück, dem bei diesem Gedanken eine leichte Röte über die Wangen schlich. „Für unsere Familien und Freunde zu backen ist im Auenland das am weitesten verbreitete Geschenk. Gerichte, mit denen wir um jemanden werben, sind nur ein winziger Teil der Geschenke, die wir üblicherweise austauschen.“ „Käsekuchen…“ „Bei allen Valar“, seufzte Bilbo. „Hier hat man wirklich keine Privatsphäre.“ „Die hat man mit diesen beiden, die sich überall herumtreiben, wahrhaftig nicht“, stimmte Thorin ihm zu. „Aber wenn ein gewisser Zwerg seine Meinung und seine Ohren nicht bei sich behält, werden wir uns sehr bald nur noch wegen eines Herumtreibers Sorgen machen müssen.“ „Wenn du einfach nur das Buch gelesen hättest, das wir dir gegeben haben“, sagte Kíli von seinem Platz unter den Decken, „dann würde inzwischen alles glänzend laufen. Aber nein, beachte deine Neffen einfach nicht. Wir haben nicht die geringste Ahnung.“ Bilbo verpasste Kíli mit einem nassen Tuch einen Klaps auf den Hintern. „Schlaf wieder ein, du kleiner Racker. Wir führen gerade ein Erwachsenengespräch.“ „Ich bin erwachsen.“ „Rede dir das nur weiter ein“, murmelte der König und streckte eine Hand aus, um mit seinen Fingern durch das unordentliche Haar des jungen Zwerges zu streichen. „Schlaf jetzt, kleiner Vogel. Dein Körper braucht die Ruhe.“ Kíli schnaubte. „Ihr wollt euch nur gegenseitig anschmachten. Und es wird auch langsam Zeit. Habt ihr überhaupt…eine Ahnung, wie nervtötend…es war, zu…“ „Wow, das ist wirklich ein schlauer Trick.“ „Kílis schläft sofort ein, wenn man sein Haar und seine Kopfhaut massiert“, erklärte Thorin wenige Minuten später. „Das haben seine Eltern und ich kurz nach seinem vierten Geburtstag herausgefunden. Meistens funktioniert das wie ein Zauberspruch.“ „Ähmm, ähh“, stotterte Bilbo, der sich nicht sicher war, wie er Thorin diese Frage stellen oder auch nur mit ihm über die ganze Angelegenheit des Werbens sprechen sollte. „Dann war die wie ein Drache geschnitzte Pfeife, die ich in meinem Gemach gefunden habe…“ „Ein Geschenk, mit dem ich um dich geworben habe“, bestätigte der König. „Danach hatte ich erwartet, dass meine Absichten recht eindeutig waren, aber du hast nach wie vor nicht reagiert, daher nahm ich an, dass du meinen Annäherungsversuchen entweder nicht zugeneigt warst oder dass ich in meiner Vorgehensweise vielleicht etwas unaufdringlicher sein sollte. Ich weiß nicht sonderlich viel über Hobbits, doch bei uns Zwergen ist die Zeit des Werbens, abhängig von der jeweiligen Familie, oft sehr lang und ausgedehnt.“ „Nach den Maßstäben der Menschen neigen wir Hobbits dazu, in dieser Angelegenheit sehr langsam vorzugehen und für gewöhnlich umwerben wir einander ein oder zwei Jahre“, erklärte Bilbo. „Im Auenland glaubt jeder, dass eine lange und ausgedehnte Verlobungszeit eine bessere Garantie für eine glückliche, vertrauensvolle Ehe ist.  Aber natürlich ist eine Beziehung zwischen zwei…Männern nicht gerade üblich. Oder allgemein akzeptiert. Nicht im Geringsten. Im Gegensatz zu vielen Menschen sind sie nicht wirklich in Gefahr, aber eine Ehe und ehrbare Hobbits sollen Kinder hervorbringen. So ist es nun einmal.“ „Kinder zu bekommen ist bei uns Zwergen etwas schwieriger“, gestand der König. „Nur ein Drittel unseres Volkes sind Frauen und nicht alle von ihnen wollen heiraten oder Mütter werden. Aus diesem Grund sind Kinder für uns äußerst kostbar, aber dem Volk der Zwerge ist schon vor langer Zeit bewusst geworden, dass strickte Vermählungen zwischen Männern und Frauen nicht immer möglich sind. Und wenn sich ein Zwerg einmal vermählt, dann für das ganze Leben, im Gegensatz zu vielen anderen Völkern. Sobald wir diese eine, richtige Person finden, lieben wir sie unser ganzes Leben lang ausschließlich und leidenschaftlich.“ „Als Mann bei einem anderen Mann zu liegen ist in der zwergischen Gesellschaft also nicht…“ „Es ist nicht gerade üblich“, entgegnete Thorin. „Aber es wird bei weitem nicht so sehr missbilligt, wie in den Königreichen der Elben und Menschen. Oder bei den Hobbits, wie es scheint. Die sehr unterschiedliche Anzahl unserer Geschlechter führt zuweilen zu recht ungewöhnlichen Verbindungen, die längst nicht alle intimer oder auch nur romantischer Natur sein müssen. Aus diesem Grund kommen Vermählungszeremonien bei uns Zwergen nicht so häufig vor wie bei anderen Völkern, wenn wir uns vermählen, dann fürs Leben und unsere Liebe schwindet niemals. Noch nicht einmal, wenn der Tod uns nimmt.“ „Ich bin lediglich überrascht, dass Zwerge im Vergleich zu anderen Völkern so…offen mit diesen Dingen umgehen. Obwohl es durchaus Sinn ergibt, wenn man die Umstände mit beiden Geschlechtern bedenkt“, gab Bilbo zu. „Anscheinend habe ich dich und dein Volk so viele Male falsch eingeschätzt.“ „Das Volk der Zwerge geht offener mit diesem Thema um, weil es notwendig ist“, erklärte Thorin und gleich darauf verzog sich sein Gesicht vor Abscheu zu einer Grimasse. „Was jedoch Kílis Interesse an dieser Elbenwächterin betrifft…“ „Natürlich“, murmelte Bilbo und verdrehte die Augen. Bilbo saß links neben Fíli und seine schmalen Finger spielten einmal mehr mit dem geflochtenen Haar des jungen Zwerges. Der Zwergenkönig befand sich ihm genau gegenüber auf der anderen Seite des Bettes, sodass sie beide unbewusst einen Schutzwall um den verwundeten Prinzen herum bildeten, während dieser schlummerte. Am Fuß des Bettes und vor dem Kamin war leises Schnarchen zu hören und sowohl ihre jungen Schützlinge als auch ihre übrigen Gefährten ahnten nicht einmal, dass unmittelbar in ihrer Nähe ein ernstes Gespräch geführt wurde. „Aber musst du nicht dennoch eine Gemahlin haben, um, du weißt schon, Erben zu zeugen? So wird es doch für gewöhnlich von Königen erwartet, nicht wahr?“ „Bei den Elben und Menschen mögen derart unmittelbare Blutsverwandte in den Augen des Volkes notwendig sein, aber nicht bei den Zwergen“, versicherte ihm Thorin. „Meinen Untertanen wird es vollkommen recht sein, dass meine Schwestersöhne den Thron besteigen. Dís stammt aus demselben Geschlecht und weist genau dasselbe Blut auf wie ich und deshalb haben Fíli und Kíli ebenso viel Anrecht auf den Thron jedes Kind, das ich zeugen könnte. Und für mich persönlich war es mehr als genug Arbeit, diese beiden Zwerglinge nach dem Tod ihres Vaters großzuziehen.“ Mit einer Hand strich der König liebevoll über das verwundete Bein seines Erben und der Blick in seinen dunkelblauen Augen war sanfter, als ihn Bilbo jemals zuvor gesehen hatte. Sollte jemals irgendjemand an der Rechtschaffenheit und Güte des Königs unter dem Berg zweifeln, musste er lediglich, mussten sie nur die unterschwellige Liebe sehen, die Thorin seinen Neffen zuteilwerden ließ. „Eines Tages möchte ich Fíli auf dem Thron sehen“, sagte der König. „Er ist schon immer der wundervollste Neffe gewesen, den ich mir jemals hätte wünschen können und er tut alles, um sich zu beweisen. Fíli wird ein guter König werden, das spüre ich.“ „Das wird er“, stimmte Bilbo zu. „Was bedeuten die Zöpfe? Oder dienen sie wie bei uns nur dazu, euer Haar zusammenzubinden?“ „Sie haben nur dann eine Bedeutung, wenn sie eine haben sollen“, erklärte Thorin. „Zwerge schenken einander oft Schmuck für unser Haar und unsere Bärte, vor allem innerhalb unserer Familien oder während der Zeit des Werbens. Die Spangen hier an meinen Zöpfen“, sagte er und deutete auf die beiden Zöpfen, die er immer an beiden Seiten seines Kopfes trug, „wurden mir beide von Fíli und Kíli geschenkt, als sie erwachsen wurden.  Das erste Schmuckstück für die Haare oder den Bart anzufertigen gilt al zwergisches Übergangsritual vom Kindes- zum Erwachsenenalter und deshalb werden sie üblicherweise den Eltern des jungen Zwerges überreicht. Und da ihr Vater bereits vor vielen Jahren gestorben ist, bekamen Dís und ich diese beiden.“ Bilbo beugte sich vor, um sie näher zu betrachten. „Die Smaragde und Pfeile stehen für Kíli. Der goldene Topas und die Schwerter stehen für Fíli. Richtig?“ „Zwar hat es in den Augen der Zwerge keine große Bedeutung, wo sich meine Zöpfe befinden, doch jeder würde in diesen Spangen ein Geschenk eines gerade erwachsen gewordenen Zwerges erkennen“, fuhr Thorin fort. „Deshalb haben bereits viele angenommen, dass Fíli und Kíli meine leiblichen Söhne wären. Aber es ist durchaus angemessen für Onkel und Tanten, die Spangen der Kinder zu tragen, die sie großgezogen haben.“ „Und Fílis?“ wollte Bilbo wissen. „Den Schmuck an seinem Schnurrbart hat er von seiner Mutter geschenkt bekommen, als er erwachsen wurde und die Spangen in seinem Haar waren von mir. Die Gravuren auf ihnen symbolisieren bedeutende Ereignisse oder Momente in Fílis Leben. Und die dritte Spange hier war ein Geschenk von Kíli.“ Lächelnd blickte der König auf die beiden hinab. „Wie es scheint, hat er eine ungewöhnliche Vorliebe für Pfeile. Wahrscheinlich kannst du in naher Zukunft mit einem ähnlichen Geschenk rechnen.“ „Warum?“ „Du hast es vielleicht noch nicht bemerkt, aber meine Neffen haben beherzt versuch, für ein etwas…offeneres Werben zwischen uns beiden zu sorgen“, erklärte Thorin, dessen Haltung mehr als ein wenig Unbehagen ausdrückte, während er es beharrlich vermied, Bilbo anzusehen. „Auf recht schamlose Weise, nach zwergischen Maßstäben.“ „Ah, das erklärt auch all ihr Kichern und Herumschnüffeln und ihre Nachstellungen. Und auch all diese außergewöhnlichen Kisten voller, wie Fíli sich ausgedrückt hat, lebensnotwendiger Dinge.“ Diese Worte ließen Thorin regungslos verharren. „Oder hast du ihm aufgetragen, sie mir zu bringen?“ fragte Bilbo daraufhin. „Ehrlich gesagt verwundert mich nämlich der Gedanke ein wenig, dass diese beiden Jungs den Marktplatz nach Seife, Haarwaschmittel, Pergament, Stoffen, Koch- und Backzutaten und all den anderen Dingen absuchen, die in diesen Kisten waren. Wie ich sie kenne, hätten sie stattdessen wahrscheinlich eine ganze Wagenladung Süßigkeiten oder Waffen gekauft.“ „Ich hatte bereits vor deiner Ankunft einige…Geschenke vorbereitet“, wobei Thorin zu, wobei seine dunklen Augen weiterhin unablässig im Raum umherblickten. „Trotzdem waren meine Neffen bei der Überbringung ein wenig übereifrig, denn als sie sie dir überreichten, wusste ich selbst noch nichts von deiner Rückkehr. Auch deine Gemächer sollten ein Geschenk sein und Fíli muss mit angehört haben, wie ich mit Balin darüber gesprochen habe. Wie due gesagt hast, hier gibt es absolut keine Privatsphäre.“ „Die Pfeife war unheimlich schön“, erwiderte Bilbo mit einem schüchternen Lächeln. „Und Frodo liebt ein schönes Schaumbad, also war das zugegebenermaßen eine sehr angenehme Überraschung. Trotzdem hätte ich nie gedacht, dass du mit einem dieser Geschenke…um mich wirbst.“ Bei diesen Worten schien der König etwas von seiner Zuversicht zurückzugewinnen. „Eine alte Skulptur unten in den Schatzkammern diente mir als Vorlage für das Muster der Pfeife. Und die Blauen Gemächer sind für gewöhnlich ausdrücklich dem…Auserwählten des Königs vorbehalten.“ „Oh, nun ja, das…“ Im nächsten Moment weiteten sich Bilbos Augen. „Ohhhhh…“ Meine Neffen haben für deine Unterbringung dort gesorgt, noch bevor ich es tun konnte“, fuhr Thorin mit einem kleinen Lächeln fort. „Sie sind wild entschlossen, dich offiziell zu dem Onkel zu machen, den sie nie hatten und nun scheint auch meine Schwester an dieser Sache beteiligt zu sein.“ „Es war nur ein einziger Brief“, entgegnete Bilbo, wobei seine unruhigen Finger erneut mit Fílis Zöpfen spielten. „Und der wurde mir plötzlich letzte Woche draußen auf dem Balkon von einem Raben überbracht. Ich bin mir nicht einmal sicher, woher sie überhaupt wusste, dass ich hier bin.“ Sanft stupste Thorin die große Nase seines ältesten Neffen mit der Fingerspitze an. „Er hier hat seit deiner Ankunft jede Woche mehrere Raben ausgeschickt und beide haben sich seit deiner Rückkehr viel zu sehr wie Zwerglinge benommen, als dass ich Absichten nicht erahnt hätte.“ „Nun, immerhin haben sie nicht mit Pfeilen auf mich geschossen“, lachte Bilbo. „Ihr Herumschnüffeln und ihr flegelhaftes Benehmen ziehe ich jederzeit vor. Mein Hintern ist einfach nicht dafür geschaffen, dass Pfeile in ihm stecken. Und mein Fuß ebenfalls nicht.“ Thorin murmelte schmunzelnd etwas in seinen Bart. „Was hast du gerade gesagt?“ wollte der Hobbit wissen. „Nein, schüttle nicht so deinen Kopf und streite es nicht ab. Ich habe genau gehört, dass du etwas gesagt hast. Du hast mich gerade beleidigt, nicht wahr?“ „Ich glaube, du wirst paranoid, Meister Beutlin.“ „Nun ja, kannst du mir das in Anbetracht des Tages, den ich hinter mir habe, verdenken? Erst wird Frodo direkt vor meiner Nase entführt und dann durchsuchen wir die Minen, fast ohne zu wissen, was…“ Im nächsten Moment wurden Bilbos bartlose Wangen von zwei großen Händen umfangen, bevor warme Lippen und ein rauer Bart sich gegen den Mund des Hobbits drückten. Im ersten Moment war Bilbo überwältigt und spürte nur, wie ihm eine heftige Röte in die Wangen stieg, als der König seinen Kopf schieflegte und den Kuss unendlich sanft vertiefte, bis der Hobbit unter ihm geradezu dahinschmolz. Er mochte nur wenige Augenblicke angedauert haben, doch es war mehr, als Bilbo seit vielen Jahren erlebt hatte und darüber hinaus war es das erste Mal, dass er Zärtlichkeiten mit jemandem austauschte, der nicht seinem eigenen Volk angehörte. Als er versuchte, den Abstand zwischen sich und Thorin ein wenig zu verringern, landete Bilbos Hand jedoch unglücklicherweise auf dem Bauch des schlafenden Prinzen. „Wie ich bereits sagte, hier gibt es kein bisschen Privatsphäre“, hauchte Thorin, als er sich von ihm löste. Der Zwergenkönig fuhr mit seiner großen Hand durch Bilbos lockiges Haar und an seiner geröteten Wange hinunter. „Sind meine Absichten nun klar, mein Meisterdieb?“ Bilbo nickte und war von dieser Enthüllung nach wie vor überwältigt. Deshalb merkte der Hobbit auch erst einige Augenblicke später, dass Thorin einige Strähnen seines lockigen Haares miteinander verwob. Kurz darauf wurde eine kleine, feingearbeitet Spange vor Bilbos Gesicht gehalten und die kleinen Saphire, die einen in das Schmuck eingravierten Adler umrahmten, funkelten im Schein der Kerzen. In das Auge des Adlers war ein winziger, strahlender Edelstein eingefügt worden, dessen Glanz nur einem anderen Stein im Erebor gleichkam. „Ist das der Arkenstein?“ hauchte Bilbo. Thorin nickte wortlos und befestigte die wunderschöne Spange am unteren Ende des Zopfes, den er in die rechte Seite von Bilbos schmutzigem Blondschopf geflochten hatte. Als er sein Werk vollendet hatte, lehnte sich der König zurück, um seinen Hobbit zu bewundern und war sichtlich erfreut über den neuen Schmuck an Bilbo und über den hellen Glanz, den die Spange ausstrahlte, mit der er um den Hobbit warb. „Wenn es irgendjemanden gibt, der es verdient, einen Splitter des Arkensteins zu tragen“, antwortete Thorin, „dann ist es der Hobbit, der Durins Volk wieder nach Hause zum Einsamen Berg gebracht hat. Du hast uns eine Heimat gegeben und trotz meines dummen Stolzes von damals, mein Hobbit, ist das weitaus mehr wert als irgendein Edelstein in diesem Berg. Sogar mehr, als sein Herz.“ Der König unter dem Berg beugte sich vor und gab Bilbo einen weiteren liebevollen Kuss, wobei seine Finger über die Spange strichen, während sich der Hobbit ein weiteres Mal in seiner Umarmung entspannte. Eine halbe Minute später löst sich Thorin wieder von ihm und als der Hobbit ihm ein verträumtes Lächeln schenkte, stupste er Bilbos Stirn behutsam mit der seinen an. „Endlich…“ „Und du solltest schlafen“, tadelte Bilbo, dessen Gesicht stärker gerötet war, als jemals zuvor in seinem Leben. „Bei allen Valar, wenn das so weitergeht, wird dieses verfluchte Bein niemals heilen. Und auch wenn es sie nicht wirklich gibt, wüsste ich ein wenig Privatsphäre sehr zu schätzen. Du bist nun mehr als alt genug, um das zu verstehen.“ „Ich musste doch sichergehen, dass unser Onkel alles richtig macht, selbst wenn es mich traumatisiert“, erwiderte Fíli mit einem unverfrorenen Lächeln auf seinem vom Fieber geröteten Gesicht. „Hat er alles richtig gemacht?“ „Ja“, lachte Bilbo leise. „Ja, das hat er.“ .o°O°o. _____________________________ .o°O°o..O.o° °o.O¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯ O.o° °o.O. Kapitel 21: Kapitel 21 ---------------------- .o°O°o. _____________________________ .o°O°o..O.o° °o.O¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯ O.o° °o.O.   An Unexpected Addition – Unerwarteter Familienzuwachs   Teil 21   Autor:   karategal   Übersetzer:   Lady Gisborne   P16-slash   Inhalt:   [Autorisierte Übersetzung] Alle Zwerge überleben die Schlacht der fünf Heere, doch Bilbo muss ins Auenland zurückkehren, um sein altes Leben in Ordnung zu bringen und den Weg für ein neues Leben im Erebor zu ebnen. Ein Jahr später kehrt er mit einem vor kurzem verwaisten Frodo zum Einsamen Berg zurück. Thorin ist sich nicht ganz sicher, was er von diesem neuen, winzigen Zuwachs zu seiner Gemeinschaft halten soll.   Disclaimer:   Bei dieser Geschichte handelt es sich um eine autorisierte Übersetzung von karategals englischer Originalstory An Unexpected Addition. Die Charaktere und Orte gehören selbstverständlich Professor Tolkien bzw. seinen Erben und ich verdiene mit dieser Story bzw. Übersetzung kein Geld, sondern schreibe nur aus Spaß an der Freude. ^^   Link zur Originalstory:   An Unexpected Addition Anmerkung:   Wie einige von euch vielleicht bemerken werden, habe ich mich bei der Übersetzung dieser Story ausdruckstechnisch etwas vom Original entfernt, was in diesem Fall aber beabsichtigt war. Zwar bemühe ich mich, wenn ich Geschichten übersetze, so nah wie möglich am Original zu bleiben, aber mir ist auch und vor allem wichtig, einen flüssigen und sinnvollen deutschen Text zu schreiben und die erwähnten Abweichungen habe ich in diesem Fall vorgenommen, weil ich hoffe, dass die Geschichte für euch dann „flüssiger“ ist und ihr mehr Spaß beim Lesen habt. ^^   ♔~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ♥ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~♔ „Nun halte schon still, Fíli. Ich bin fast fertig.“ Während der vergangenen Woche hatte der Hobbit jeden einzelnen seiner wachen Augenblicke damit verbracht, sich um den ältesten Prinzen des Erebor zu kümmern und die Infektion, die sich in der Wunde in Fílis Oberschenkel eingenistet hatte. Glóin, Dori und Bombur waren ihm dabei eine sehr große Hilfe gewesen, denn die drei hatten entweder auf Frodo aufgepasst oder die Mahlzeiten zubereitet und die Zutaten dafür zu besorgen, während sich Bilbo und Óin mit Fíli beschäftigt waren. Alle übrigen Mitglieder der Gemeinschaft kümmerten sich gemeinsam mit Thorin um die Verräter, doch Bilbo selbst wollte mit dieser heiklen Angelegenheit nichts mehr zu tun haben, da sie nur die Zwerge betraf und keiner der anderen erhob Einwände dagegen, dass sich Bilbo lieber davon zurückzog. „So, damit wäre ein frischer Kräuterumschlag einsatzbereit“, meinte der Hobbit mit einem schwachen Grinsen. „Und die Röte und Entzündung fangen auch an, ein wenig abzuklingen. Óin wird sehr erfreut sein, wenn er heute Abend zurückkommt.“ „Ich höre die Kleinen nicht mehr“, murmelte Fíli. „Wo sind sie hin?“ Bilbo kroch zur Kante des großen Bettes hinüber und als er um den an einem Bettpfosten befestigten Vorhang herumspähte, wurde er bald auf ein leises Stimmengewirr aufmerksam, dass von der gegenüberliegenden Seite des Gemachs kam. Frodo und Donel hatten sich mit Dutzenden von Spielsachen, die überall verstreut lagen, in die Nähe eines etwas abseits stehenden Bücherregals verkrochen und besiegten gerade eine Figur des Dunklen Herrschers, die Bifur vor Kurzem geschnitzt hatte. In der kleinen Küche des Prinzen konnte der Hobbit Dwinas Stimme hören, denn Bomburs  köstliches Essen lockte das kleine Zwergenmädchen unfehlbar von ihren Freunden fort. Zwar hatte es mehrere Tage gedauert, bis sich die Kinder sicher genug gefühlt hatten, um ihren Eltern von der Seite zu weichen, doch sie alle schienen sich recht gut von ihrer beängstigenden Tortur zu erholen und keinen allzu großen bleibenden Schaden davongetragen zu haben. „Die Jungs führen dort in der Ecke Krieg und Dwina scheint Bombur in der Küche zu helfen“ erwiderte Bilbo. „Wie es aussieht, haben wir wohl eine angehende Küchenchefin am Hals.“ „Bombur wird sich freuen“, murmelte Fíli, dessen Augen erneut vor Müdigkeit zufielen. „Er mag Kinder wirklich sehr und Dwina würde einen guten Lehrling für ihn abgeben. Außerdem wäre das sehr lustig.“ „Warum?“ „Hast du gesehen, wie herrschsüchtig dieses kleine Mädchen ist?“ fragte Fíli und wimmerte leise, als Bilbo die Ränder des Kräuterumschlags miteinander verknotete. „Der arme Bombur wird keine Chance gegen sie haben und in weniger als einem Jahrzehnt wird sie über die Küchen des Erebors herrschen.“ Bilbo lachte. „Damit könntest du Recht haben. Nun sollte das Schmerztonikum bald anfangen zu wirken, also denke ich, du solltest jetzt ein wenig schlafen.“ „Bäh, ich habe nichts anderes getan, als zu schlafen. Das ist langweilig.“ „Das mag sein“, räumte Bilbo ein.  „Aber deine Infektion klingt langsam nach und Schlaf wird sie schneller bekämpfen, als alles andere. Außerdem hast du immer noch etwas Fieber, das während eines ausgiebigen Nickerchens brechen könnte. Und sobald du ausgeschlafen hast, sollte Bombur das Abendessen ohnehin fertig haben. Muffins gibt es aber noch nicht.“ „Ochhh, das ist nicht fair…“ Bilbo packte Fíli fest in die Steppdecken ein und sammelte anschließend das Verbandsmaterial ein, das er auf dem gesamten Bett verstreut hatte. Der Hobbit legte sie auf einen in der Nähe stehenden Tisch, bevor er in die winzige Küche hinüberging, in der sich Bombur vergnügt abmühte. Dem Geruch nach zu urteilen bereitete der mollige Zwerg gerade eine köstliche Gemüsesuppe mit Huhn zu, die Fílis Magen nicht zu sehr belasten und gleichzeitig die heißhungrigen Bäuche der Kinder und der übrigen Gemeinschaft füllen würden. „Das duftet herrlich, Bombur! Rieche ich da einen Hauch von Petersilie?“ „Ja, genau“, antwortete der große Zwerg mit einem erfreuten Lächeln. „Ich wollte der Brühe ein wenig mehr Geschmack verleihen, ohne Fílis Magen erneut zu belasten, daher waren Petersilie und etwas Thymian  das einzige, das mir eingefallen ist. Möchtest du sie probieren?“ „Gerne. Dann wollen wir einmal sehen“, murmelte Bilbo, während aus der riesigen Schöpfkelle des Zwerges etwas Brühe kostete. „Sie ist vorzüglich wie immer, Bombur. Und Fílis Magen sollte die Nudeln recht gut vertragen. Hmmm, ich liebe diese Nudeln.“ „Ich habe sie nach einem alten Rezept meiner Mutter zubereitet“, erwiderte Bombur, dessen schüchternes Auftreten der Hobbit immer wieder aufs Neue liebenswert fand. „Sie hat diese Nudeln früher immer für Bofur und mich gemacht, wenn wir als Zwerglinge krank waren oder uns die Knie aufgeschrammt hatten.“ „Nun, wenn das so ist bin ich überzeugt, dass die anderen alle staunen werden“, versicherte Bilbo ihm mit einem breiten Lächeln. „Und wie es aussieht, hast du hier auch eine kleine Helferin, nicht wahr?“ „Ich habe das Gemüse geschnitten!“ verkündete Dwina. „Und den Teig geschlagen.“ „Und das hast du sehr gut gemacht. Möchtest du mir mit dem Nachtisch helfen? Ich habe Appetit auf Apfelpastete und Teegebäck mit Honig und davon schicken wir später auch etwas für deine Eltern und deine Schwester zu dir nach Hause. Was hältst du davon?“ Dwina nickte. „Das habe ich noch nie probiert, aber es hört sich wirklich lecker an.“ Schon nach wenigen Tagen war Bilbo bewusst geworden, dass sowohl Donel als auch die kleine Dwina aus Bergarbeiter- und Kesselflickerfamilien stammten, die seit siebzehn Jahrzehnten in beinah ständiger Armut und nomadischem Elend gelebt hatten. Auch jetzt schienen beide Familien noch immer darum zu kämpfen, sich genügend Nahrung für ihre Kinder leisten zu können, was unmittelbar auf den langsamen und qualvollen Wiederaufbau des Erebor zurückzuführen war. Aus diesem Grund hatte Bilbo begonnen, die beiden zu beköstigen und darüber hinaus auch ihren Familien zusätzliche Nahrung zu schicken, wann immer sich die Gelegenheit bot. Alle Mitglieder der Gemeinschaft besaßen mehr als genug Schätze für sich selbst, weshalb der Hobbit nicht zögerte, einen Teil des Goldes für einen guten Zweck zu verwenden und das Wohlergehen von Frodos neuen Freunden war in der Tat ein sehr guter Zweck. Bilbo Beutlin würde auf keinen Fall mit einer verfluchten Arkenstein-Spange in seinem Haar herumlaufen, während Familien mit Kindern hungrig zu Bett gingen. Kein guter Hobbit, der seinem Namen Ehre machte, würde untätig danebenstehen und jene übergehen, die Nahrung und warme Mahlzeiten brauchten. Und seinen seltsamen Angewohnheiten zum Trotz war Bilbo ein guter Hobbit, was diese besondere Angelegenheit betraf und besonders, wenn es um Kindermägen ging. „Also, wir sollten mit der Kruste anfangen und…“ Dwina half dem älteren Hobbit, zwei Apfelpasteten und mehrere Ladungen Teegebäck mit Honig zu backen, indem sie mit ihren kleinen Fingern den Teig schlug und lustige Muster in die Ränder der Pastetenkruste  ritzte. Und während sich Dwina mit dem Teig amüsierte, behielt Bilbo das Teegebäck im Auge, die bereits im Ofen waren und lauschte mit halbem Ohr immer nach den anderen beiden Kindern draußen im Hauptschlafgemach. „Übrigens, Bombur, ich habe von einem gewissen, spielzeugmachenden Bergarbeiter gehört, dass du ein Auge auf ein hübsches Mädchen in den Küchen geworfen hast“, erkundigte sich Bilbo und als er sah, wie Röte in Bomburs Wangen stieg, verzogen sich seine Lippen zu einem Lächeln. „Möglicherweise hat er auch eine Schale voller köstlicher Apfelchips erwähnt haben. Oder habe ich falsch gehört?“ „Ähm, nein, du…hast richtig gehört“, stotterte Bombur. „Sie heißt Hania und sie ist wirklich ein überaus prächtiges Mädchen. Wir arbeiten nun seit über einem Jahr zusammen in den Hauptküchen gearbeitet. Im vergangenen Monat beschloss ich, ihr..ähm, einige meiner Kürbisstrudel-Brownies zu schenken, du weißt schon, nur um vorzufühlen und zu sehen, ob sie meine Gefühle überhaupt erwidert.“ Nach diesen Worten verstummte der Zwerg, was Bilbo dazu brachte, nachzufragen: „Und?“ „Nun ja, während der vergangenen Wochen habe ich sie nur selten sehen können und ich nahm an, dass sie nicht, ähm…an mir interessiert war, denn seit ich ihr diese Brownies geschenkt habe, hat sie nicht mehr mit mir gesprochen. Aber neulich kam sie einfach auf mich zu und hat mir eine Schale voller süßer Apfelchips gegeben! Und an einer Seite dieser Schale hing eine Spange! Eine Spange!“ „Das klingt nach einer wirklich reizenden Frau“, sagte Bilbo und sein Lächeln wurde noch ein wenig breiter, als er die Aufregung in der Stimme seines schüchternen Freundes hörte. „Warum erzählst du uns nicht mehr von ihr, während wir darauf warten, dass das Teegebäck fertig ist? Ich bin mir sicher, dass Dwina dir einige gute Ratschläge geben könnte, mit welchen Geschenken eine Frau gerne umworben werden würde.“ „Muffins!“ schlug das kleine Mädchen vor. „Und Rubine. Wir lieben Rubine. Und einen Saphir, wie der, den meine Mama von meinem Papa geschenkt bekommen hat, bevor sie geheiratet haben. Der ist so schön.“ Lächelnd schaute Bombur auf die beiden hinab. „Sie hat den schönsten Bart, er ist vielleicht sogar so schön, wie der Bart von Glóins Gemahlin und Saphirspangen würden wunderschön darin aussehen. Mit Silber als Basismetall, um…“ Noch weitere zwei Stunden vergingen, bevor einige der übrigen Mitglieder der Gemeinschaft einer nach dem anderen in Fílis Gemächer kamen und sie alle waren und erschöpft von einem langen Tag des Wiederaufbaus und davon, mit den Schäden fertigzuwerden, die die Verräter angerichtet hatten.  Die Mitglieder der Königsfamilie erschienen zuletzt und waren beide nicht wenig bestürzt, als Bilbo ihnen Schweigen gebot und sie zum anderen Ende des Gemachs hinüberschleifte. Als er jedoch den Kopf ein wenig schieflegte, entdeckte er gleich darauf, warum sein Auserwählter jedem Zwerg, der Fílis Schlafgemach betrat so energisch gegenübertrat. „Sie sind vor etwa einer Stunde eingeschlafen“, flüsterte Bilbo mit einem sanften Lächeln in seinem Gesicht, während er zu dem überfüllten Bett des Prinzen hinüberschaute. „Ich habe die beiden Jungs neben Fíli gelegt und kurz darauf fing auch Dwina an, schläfrig zu werden, deshalb haben wir hier nun einen Haufen aus Zwerglingen.“ Ori saß neben dem Bett auf einem Stuhl und zeichnete auf Bilbos Wunsch fleißig die rührende Szene mit einem Kreidestift. In ansehbarer Zeit würde der Hobbit sich die Fähigkeiten des jüngsten Zwerges recht oft zunutze machen. „Ist sein Fieber schon gebrochen?“ fragte Thorin und gab seinem jüngeren Neffen einen Klaps auf den Hinterkopf, als er zu laut lachte. „Ich fachte, eine so geringe Infektion müsste inzwischen überstanden sein. Immerhin ist nun fast eine Woche vergangen.“ Mit einer Hand strich Bilbo liebevoll über Thorins Unterarm. „Sein Fieber ist um einiges gesunken und er hat heute Nachmittag nicht gerade wenig geschwitzt. Ich habe den Verdacht, dass es bereits gebrochen sein könnte, aber bevor er aufwacht, kann ich es nicht mit Sicherheit sagen. Und Óin vermutet dasselbe wie ich.“ Der Zwergenkönig sah aus, als wollte er zu dem Bett hinübermarschieren und sich selbst vom Zustand seines Neffen überzeugen, doch an der Art, wie Thorin seine Kiefer aufeinanderpresste und wie seine Finger zuckten, konnte Bilbo erkennen, dass er jenen Beschützerinstinkt unterdrückte, der allen Zwergeneltern zu eigen war. Bilbo verflocht ihre Finger miteinander und strich mit seinen viel kleineren Fingern über die rauen seines Auserwählten, bis sie sich unter dieser beruhigenden Geste langsam entspannten. Beide ignorierten Kílis aufgeregtes, erfreutes und sehr männliches Kichern, doch dass offenkundige Vergnügen des jungen Zwerges an der Zuneigung, die sein Onkel ihrem Meisterdieb endlich zeigte, war ein ständiger Quell des Ärgernisses für den älteren Zwerg. „Fíli wird wieder gesund, Thorin“, versicherte Bilbo ihm. „Du hättest mich nicht einmal mit Gewalt dazu bringen können, von seiner Seite zu weichen, wenn ich eine Veränderung zum Schlimmsten für möglich gehalten hätte.“ Thorin nickte und sah ein wenig beschämt aus, weil er Bilbos Hingabe an seine Neffen angezweifelt hatte, besonders nachdem er selbst Zeuge der hingebungsvollen Fürsorge geworden war, die Bilbo Fíli während der vergangenen Woche hatte zuteilwerden lassen. Er hatte sich so sehr daran gewöhnt, die einzige Vaterfigur im eben der Jungs zu sein, dass er sich in der Gegenwart ihrer Gefährten manchmal selbst vergaß und auch Balin, Dwalin und eben jener Hobbit, um den er warb, bildeten keine Ausnahme. Wäre Dís dabei gewesen, hätte sie ihm vermutlich einen Klaps auf den Hinterkopf dafür verpasst, dass er die Absichten der Personen in Frage stellte, die ihnen so nahe standen und so viel bedeuteten. „Ich weiß“, flüsterte der König. Gleich darauf drang ein müdes, aber glückliches Lachen aus der Küche an sein Ohr und ihre Gefährten bereiteten sich auf ein gutes Abendessen vor. „Ich bin nur nicht daran gewöhnt, dass…“ „Sieh nur, sieh nur!“ Thorin sah hinunter und entdeckte Frodo vor seinen Füßen. Der kleine Hobbit grinste zu ihm hinauf und entblößte dabei eine neue und deutlich sichtbare Lücke zwischen seinen Vorderzähnen. Wie immer, wenn das Kind in der Nähe war, setzte Thorin seine Kraft sehr behutsam ein, als er sich hinunterbeugte, um den kleinen Jungen hochzuheben und seine große Hand nahm den Zahn entgegen, den Frodo ihm überreichte. „Ich habe einen Zahn verloren“, sagte Frodo. „Siehst du, genau hier oben.“ „Das hast du in der Tat“, verkündete Thorin und hielt den winzigen Zahn hoch, damit Bilbo und Kíli ihn betrachten konnten. „Weißt du, was Zwerglinge tun, wenn sie ihre Milchzähne verlieren? Sie bekommen eine zusätzliche Portion Nachtisch und dann machen sie aus den alten Zähnen eine Halskette. Ich glaube, meine Schwester hat Fílis und Kílis Milchzahnhalsketten immer noch.“ „Bekomme ich auch eine?“ „Dein Onkel würde sich, glaube ich, sehr darüber freuen“, erwiderte der König. „Sie symbolisieren für Eltern und Kind eine bedeutende Veränderung. Aber du musst mir alle geben, sobald du sie verlierst, denn sonst haben wir nicht genug für eine Halskette. Verstanden?“ Der Halbling nickte eifrig. „Ein anderer Zahn von mir wackelt auch schon. Siehst du? Ich habe versucht, ihn herauszuziehen, aber er steckt noch ziemlich fest.“ „Du musst ihn nicht herausziehen, Kleiner. Er wird herausfallen, wenn es an der Zeit dafür ist und dann können wir ihn auf die Kette auffädeln.“ „Ich wusste nicht einmal, dass einige seiner Zähne bereits wackeln“, seufzte Bilbo, worauf der Zwergenkönig mit seiner freien Hand sanft über seinen unteren Rücken strichen. „So früh schon…“ Plötzlich knabberte Kíli an Frodos Hand, was dem kleinen Hobbit einen überraschten Aufschrei entlockte und dazu führte, dass er dem bartlosen Zwerg einen Klaps auf die Nase verpasste. Mit einem albernen Jaulen ergriff Kíli den Halbling und rannte mit ihm davon, wobei er wieder und wieder lachte, dass er ein paar Zähne mehr für die Halskette besorgen würde und vielleicht auch ein paar für ein Armband. „Ich denke, nun ist ein Überfall auf den Prinzen fällig“, schlug Bilbo vor und warf den beiden Zwerglingen ein verschlagenes Lächeln zu. „Ist der König damit einverstanden?“ Thorin schaute in zwei vor Abenteuerlust blitzende Augenpaare. „Der König ist einverstanden. Schnappt in euch.“ Frisch und ausgeruht sprangen Dwina und Donel vom Bett herunter, um einem lachenden Prinzen und einem kreischenden Halbling hinterher zu jagen. Sie sprinteten geradewegs zwischen Bifurs gestreckten Beinen hindurch und der Zwerg schaute den Kindern überrascht hinterher, als sie aus den Gemächern rannten und in einem der Seitengänge des königlichen Flügels verschwanden. „Ausgerechnet vor dem Abendessen musste er sie ärgern“, seufzte Bilbo und ging zum Bett hinüber, um nach Fíli zu sehen, der inzwischen aufgewacht war. „Man könnte wirklich meinen, dass Kíli selbst noch ein kleines Kind wäre, so wie er sich manchmal benimmt.“ „Dafür kannst du unserer Mutter die Schuld geben“, erwiderte Fíli, der von Kissen gestützt aufrecht im Bett saß. „Sie hat ihn immer verwöhnt, weil er der Jüngste in unserer Familie ist.“ „Warum überrascht mich das nicht?“ murmelte der Hobbit. „Und nun lass mich eine Hand auf deine Stirn legen und nachsehen, wie das…ah! Du bist nassgeschwitzt! Das ist großartig! Thorin, sein Fieber ist endlich gebrochen!“ Im nächsten Moment  war der König bei ihnen und strich mit seinen schwieligen Händen über Fílis kühle Stirn, während Bilbo den alten Kräuterumschlag durch einen frischen ersetzte. Auch Óin erschien wenige Augenblicke nachdem er Neuigkeit erfahren hatte und sprach mit Bilbo über das Aussehen der Wunde und darüber, wie die weitere Behandlung des Prinzen aussehen sollte. Keiner der beiden schenkte Kíli und den Kindern, die erneut in den Gemächern herumtobten, auch nur die geringste Beachtung. „Wir werden ihm die Kräuterumschläge und Toniken noch mindestens eine weitere Woche verabreichen“, beschloss der Heiler. Er betastete die Wunde des Prinzen und drückte auf ihr herum, achtete dabei jedoch auf die Nähte, die er erst vor wenigen Tagen erneuert hatte. „Ich möchte in dieser Sache lieber ganz sicher gehen, denn ein Rückfall wäre das schlimmste, das passieren könnte.“ „Kann ich jetzt ein paar Muffins haben?“ „Bei Mahal, man könnte meinen, dass deine Mutter und ich dir nie etwas zu essen gegeben hätten, weil du ständig von diesen Muffins anfängst“, meinte Thorin und verzog das Gesicht zu einer Grimasse. Im nächsten Moment hörten sie ein lautes Krachen und einen Schrei hinter sich. „Außerdem bleibt abzuwarten, ob dein Bruder schon zu alt ist, um von mir übers Knie gelegt zu werden und eine lange verdiente Tracht Prügel zu bekommen. Kíli!“ „Ich war es nicht!“ „Das sagt er jedes Mal“, klagte sein Onkel. „Morgen back ich dir eine ganze Ladung davon, Fíli“, versprach Bilbo und half dem Prinzen behutsam, sich auf die Bettkante zu setzen. „Könntest du ihm aufhelfen, Thorin? Es wird seinen Muskeln und seiner Seele guttun, aus diesem Bett herauszukommen und an einem richtigen Tisch zu sitzen. Nicht wahr, Óin?“ Der Heiler nickte. „Achtet nur darauf, den größten Teil seines Gewichtes zu stützen und seid vorsichtig mit seinem Bein. Es wird noch ein paar Wochen dauern, bis Fíli wieder ohne fremde Hilfe laufen kann und ich habe von einem Schmied in den unteren Hallen bereits Krücken anfertigen lassen.“ Nachdem Fíli auf einen Stuhl gesetzt worden war und von Bombur einen Teller Suppe bekommen hatte, ging der Hobbit zu dem großen Balkon hinüber und öffnete die gläsernen Doppeltüren, um etwas von der frischen Herbstluft in die vom Kaminfeuer erwärmten Gemächer zu lassen. Nur einen Moment später bemerkte Bilbo, wie sich irgendetwas den Vordertoren des Erebor näherte. „Thorin?“ Sofort stand der König neben ihm und schlang einen seiner starken Arme um Bilbos Schultern, während der Hobbit versuchte, die Gestalten in der Ferne zu erkennen. Mit einem verwunderten Brummen beugte sich der König noch ein Stück weiter vor und gleich darauf verschwand sein sonst so verhaltener Gesichtsausdruck, um von einem erleichterten Lächeln abgelöst zu werden. „Meine Schwester ist endlich eingetroffen.“ .o°O°o. _____________________________ .o°O°o..O.o° °o.O¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯ O.o° °o.O.   Kapitel 22: Kapitel 22 ---------------------- .o°O°o. _____________________________ .o°O°o..O.o° °o.O¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯ O.o° °o.O.   An Unexpected Addition – Unerwarteter Familienzuwachs   Teil 22   Autor:   karategal   Übersetzer:   Lady Gisborne   P16-slash   Inhalt:   [Autorisierte Übersetzung] Alle Zwerge überleben die Schlacht der fünf Heere, doch Bilbo muss ins Auenland zurückkehren, um sein altes Leben in Ordnung zu bringen und den Weg für ein neues Leben im Erebor zu ebnen. Ein Jahr später kehrt er mit einem vor kurzem verwaisten Frodo zum Einsamen Berg zurück. Thorin ist sich nicht ganz sicher, was er von diesem neuen, winzigen Zuwachs zu seiner Gemeinschaft halten soll.   Disclaimer:   Bei dieser Geschichte handelt es sich um eine autorisierte Übersetzung von karategals englischer Originalstory An Unexpected Addition. Die Charaktere und Orte gehören selbstverständlich Professor Tolkien bzw. seinen Erben und ich verdiene mit dieser Story bzw. Übersetzung kein Geld, sondern schreibe nur aus Spaß an der Freude. ^^   Link zur Originalstory:   An Unexpected Addition Anmerkung:   Wie einige von euch vielleicht bemerken werden, habe ich mich bei der Übersetzung dieser Story ausdruckstechnisch etwas vom Original entfernt, was in diesem Fall aber beabsichtigt war. Zwar bemühe ich mich, wenn ich Geschichten übersetze, so nah wie möglich am Original zu bleiben, aber mir ist auch und vor allem wichtig, einen flüssigen und sinnvollen deutschen Text zu schreiben und die erwähnten Abweichungen habe ich in diesem Fall vorgenommen, weil ich hoffe, dass die Geschichte für euch dann „flüssiger“ ist und ihr mehr Spaß beim Lesen habt. ^^   ♔~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ♥ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~♔ „Frodo, mein Junge, würdest du für einen Moment hier herüberkommen?“ Die Karawane aus den Blauen Bergen war am späten Abend eingetroffen und nun eilten Hunderte von Zwergen samt ihren Familien aufgeregt und geschäftig in der Eingangshalle umher. Bilbo blieb unterdessen mit Fíli und den Kindern im Königlichen Flügel, denn er war sich der Tatsache nur allzu bewusst, dass die gerade angereisten Zwerge unter Umständen nicht sonderlich erfreut über zwei Hobbits sein könnten, die im Einsamen Berg lebten. Alle Zwerge, die bereits seit mehreren Monaten im Berg lebten, hatten sich inzwischen an Bilbos Gegenwart gewöhnt, was sowohl unmittelbar auf seine Taten während der vergangenen Wochen zurückzuführen war, als auch auf die Gemeinschaft, die unmissverständlich deutlich machte, dass der Erebor niemals zurückerobert worden wäre, wenn der Hobbit nicht gewesen wäre. Niemand hatte sich ihm gegenüber unhöflich oder gar feindselig verhalten, noch nicht einmal, als Bilbo vor kurzem in die Küchen hinuntergegangen und seine Spange als Zeichen des Werbens unübersehbar gewesen war. Dennoch war nicht sicher, ob die Neuankömmlinge, deren Treue zu Thorin und den Prinzen weitaus fraglicher war, als die der Zwerge, die als allererste  freiwillig übergesiedelt waren, diese Einstellung teilen würden. „Ja?“ Frodo hatte die vergangene Stunde gemeinsam mit Fíli und den übrigen Zwerglingen in einem Bett verbracht und der verwundete Prinz hatte mit den drei Kindern über Khuzdulrunen und die Grundgrammatik der Sprache gesprochen. Und Bilbo war sehr überrascht, dass Fíli augenscheinlich ein ausgezeichneter Lehrer war, denn seine Stimme und auch sein Verhalten den Kindern gegenüber war sanft, als er mit ihnen arbeitete. „Möchtest du noch einen Faden in das Armband hineinflechten?“ fragte Bilbo und hatte kaum das letzte Wort ausgesprochen, als Frodo bereits auf seinen Schoß krabbelte. „Schon gut, schon gut, gib Acht auf deine Knie und deine Füße, mein Junge. Nun, welche Farbe hättest du gerne?“ „Hellblau“, antwortete Frodo. „Er mag Blau wirklich, nicht wahr?“ „Ja, das tut er“, versicherte ihm der ältere Hobbit. „Jetzt streck deine Finger aus und dann fangen wir genau hier an, indem wir die Fäden so miteinander verflechten und…“ Die folgenden zehn Minuten verbrachte Bilbo damit, gemeinsam mit seinem Neffen ein buntes Armband zu flechten, das er als Geschenk für Thorin anfertigte, um damit um ihn zu werben. Hobbits flochten oft für ihre Auserwählten ein breites und buntes Armband und der Empfänger dieses Geschenkes sollte es niemals abnehmen, solange der Gemahl oder die Gemahlin lebte.  Soweit sich Bilbo zurückerinnern konnte, hatten seine Eltern ein Armband mit jeweils umgekehrt geflochtenen Mustern getragen, das schließlich abgenommen worden war, als Bungo krank geworden und vor zwei Jahrzehnten gestorben war. Obwohl sein Geschenk nicht annähernd so  prachtvoll war, wie das, das ihm der Zwergenkönig gemacht hatte, hoffte Bilbo, dass Thorin  die Zuneigung und die Liebe zu schätzen wissen würde, die in die Geschenke einfloss, mit denen Hobbits umeinander warben. „Jetzt genau durch dieses Loch. Ah, geschafft! Ein hervorragender Stolzfuß-Knoten, mein Junge.“ Trotz seiner neuentdeckten Liebe zum Erebor wäre es dennoch schön, das Auenland alle paar Jahre zu besuchen. Sobald Frodo etwas älter war, würde die Reise um einiges einfacher sein und außerdem hegte Bilbo den tiefen Wunsch, dass sein Neffe auch mit seiner Heimat und deren Gepflogenheiten vertraut bleiben sollte. Immerhin hatten sie nach wie vor Beutelsend, in das sie für längere Aufenthalte zurückkehren konnten und Ohm Gamdschie und seine Familie waren immer treue Freunde der Familie Beutlin gewesen. Außerdem würde es Frodo guttun, sich unter seine toleranteren und abenteuerlustigeren Vettern unter den Tuks und Brandybocks zu mischen und eine Beziehung zu ihnen aufzubauen, wie sie alle jungen Hobbits irgendwann in ihrem Leben einmal brauchten. Ganz zu schweigen davon würde das auch eine angenehme Erholung von dem manchmal gefährlichen politischen Klima des Erebor darstellen. „Fast fertig“, verkündete Bilbo und streckte eine Hand nach dem kleinen Behälter aus, in den Thorin den Zahn, den Frodo verloren hatte, hineingetan hatte. „Nur noch der letzte Schliff.“ „Mein Zahn?“ „Ja, als kleines Andenken für ihn“, erwiderte Bilbo, während er den winzigen Zahn so vorsichtig, wie er nur konnte, mit einem kleinen Bohrer durchstach, den ihm Bifur gegeben hatte. „Die Armbänder meiner Eltern wurden eigens für sie entworfen und angefertigt, aber ich glaube, das ist auch recht gelungen.“ „Darf ich es ihm geben?“ Bilbo fädelte einen Strang aus mehreren stabilen Fäden durch das Loch und verwob den Zahn langsam mit den ersten Fäden des Armbandes. Der winzige weiße Zahn passte sehr gut zu den Blau-, Schwarz- und dunklen Violetttönen, die Bilbo ausgewählt hatte, um sein Geschenk zu basteln und nachdem er ein letztes Mal behutsam an den Fäden gezogen hatte, sah es aus, als wäre das Armband fertig und bereit, dem König überreicht zu werden. „Wie wäre es, wenn wir es ihm beide schenken würden?“ fragte Bilbo und war überglücklich, dass sein Neffe Thorin so sehr mochte. Vor kurzem hatte der kleine Junge sie beim Küssen ertappt und angesichts der Aussicht, dass sein Onkel von einem mürrischen, aber wirklich netten und außerdem sehr stark behaarten Zwergenkönig umworben wurde, große Augen bekommen. „Dann können wir ihm auch gleich deine hervorragende Flechtarbeit zeigen.“ „Und meinen Zahn?“ Bilbo strich seinem Neffen durch die Locken. „Und deinen Zahn.“ Das Geräusch der Tür, die geöffnet wurde, zog sofort ihre Aufmerksamkeit auf sich und Frodo grinste, als er Thorins vertraute Gestalt im Türrahmen stehen sah. Begierig darauf, mit seinem Werk zu prahlen, rannte der Halbling zum König hinüber und verlangte mit einem Zupfen an seinem pelzbesetzten Mantel, dass Thorin in hochhob und mit zum Schreibtisch hinüberkam. Thorin hob den kleinen Jungen auf seine Arme und trat aus der Tür, durch die der Klang mehrerer Stimmen hinter ihm in den Raum drang. „Komm schon, hier herüber! Ich habe dabei geholfen, dieses wirklich schöne…“ Nach diesen Worten verstummte Frodo und seine hellblauen Augen verengten sich, als er den Zwerg, der ihn auf dem Arm trug, genauer betrachtete. Gleich darauf entfuhr ihm ein ohrenbetäubender Schrei und er schlug mit seinen Armen auf das Gesicht des Zwergenkönigs ein, während er gleichzeitig versuchte, von ihm fortzukrabbeln. „Du bist nicht Thorin!“ schrie Frodo, versteckte sich hinter Bilbos Beinen und deutete mit einem Finger auf den königlichen Hochstapler. „Onkel! Er hat Thorins Haut gestohlen!“ „Oh, du meine Güte, er ist wirklich entzückend“, meinte der Hochstapler. „Und sogar noch winziger, als ihn Kíli in seinen Briefen beschrieben hat. Außerdem hat er einen ziemlich kräftigen rechten Haken.“ Bilbo starrte die rätselhafte Gestalt einfach nur an und war erstaunt zu sehen, dass Thorins Gesichtszüge beinah überhaupt nicht von denen jener Person in der Tür zu unterscheiden waren.  Und als der Zwergenkönig nur einen Moment später durch die Tür trat, weiteten sich Bilbos Augen noch mehr, da er die beiden nicht ohne eine genauere Betrachtung voneinander unterscheiden konnte. Fílis aufgeregte Rufe sagten ihm jedoch alles, was er über den Hochstapler wissen musste. „Das also ist Bilbo Beutlin. Ich habe schon viel von Euch gehört.“ Die Schwester von Thorin Eichenschild war ein beeindruckende Erscheinung, vor allem, da sie in diesem Augenblick ihrem Bruder in beinah jeder Hinsicht bis aufs Haar glich. Von ihrem kurzen Bart über ihre beiden Zöpfe und Spangen bis zu ihrer Rüstung, Kleidung und ihren zwergischen Waffen sah Dís wie das genaue Ebenbild eines gewissen Zwergenkönigs aus, der einen wohlverdienten Tadel und obendrein Himbeertörtchenentzug dafür zu erwarten hatte, dass er den armen Frodo beinah zu Tode erschreckt hatte. Wenn Bilbo jedoch ihre Wangen und ihre Statur etwas eingehender betrachtete, wurden die leichten Unterscheide zwischen Bruder und Schwester ein wenig deutlicher für den Hobbit. „Dís. Zu Euren Diensten.“ Schnell schloss Bilbo seinen offenstehenden Mund. „Und der Zwilling, den Thorin niemals erwähnt hat. Warum hast du niemals zuvor erwähnt, dass sie dein Zwilling ist?!“ „Eigentlich bin ich vierzehn Jahre jünger als er“, lachte Dís. „Obwohl die große Ähnlichkeit innerhalb der Familie immer sehr nützlich ist, wenn eine törichte Schlägerei so schnell wie möglich beendet werden muss. Thorin zu sein wirkt jedes Mal wie ein Zauberspruch und ich glaube, ich habe einmal einen besonders flegelhaften Zwerg soweit gebracht, dass er sich in die Hose gemacht hat. Das war der Höhepunkt des Jahrzehnts.“ „Oh ja, Ihr seid ohne jeden Zweifel Fílis und Kílis Mutter“, gab der Hobbit zu und beugte sich hinunter, um einen nach wie vor verängstigten Frodo hochzuheben. „Die Ähnlichkeit ist geradezu unheimlich. Nun ja, zumindest mit Kíli.“ „Hey! Ich sehe aus wie meine Mutter!“ rief Fíli vom Bett aus. „Ich habe ihre Wangenknochen und ihren entschlossenen Gang! Was ich dir beweisen würde…wenn ich laufen könnte. Aber nein, das ist nicht erlaubt, sagt der herrschsüchtige Hobbit.“ „Ah, und das ist mein ältester Junge!“ sagte Dís mit einem breiten Lächeln. Bilbo ging hinüber zum König und stellte sich neben ihn, mehr als nur ein wenig belustigt über Thorins ängstliche Haltung und sein übermäßige Schweigsamkeit. Da er selbst ein Einzelkind war, gab Bilbo nur zu gerne zu, dass er mit der komplizierten Beziehung zwischen Geschwistern nicht sonderlich vertraut war und besonders nicht, wenn die Familie, wie in Thorins Fall, mehr als zwei Kinder hatte. Aufgrund seiner Erfahrungen mit Aberdutzenden von Vettern fühlte sich der Hobbit jedoch recht sicher in seiner Fähigkeit, einen unangenehmen Streit zwischen Geschwistern zu erkennen, wenn er ihn sah. „Wie mir scheint, hat jemand gerade Angst vor seiner Schwester“, meinte Bilbo und strich mit seiner linken Hand liebevoll über Thorins geballte Faust. „Willst du mir erzählen, warum? Oder würde das einer Verletzung der Königswürde oder etwas ähnlich albernem gleichkommen?“ Thorin machte sich nicht die Mühe, ihn anzusehen, sondern murmelte stattdessen etwas nahezu unverständliches, während er einem noch immer erschrockenen Frodo den Kopf tätschelte. Der kleinste Hobbit strich mit seinen Händen über den vertrauten Bart und die vertraute Nase, bis er schließlich überzeugt war und die Hände nach Thorin ausstreckte und so verlangte, dass der verstimmte Zwerg ihn hielt. Frodo verkroch sich am Hals des Königs, denn er misstraute dem neuen Fremden auf der gegenüberliegenden Seite des Gemachs noch immer. Bilbo lächelte und machte sich ihm Stillen eine Notiz, Ori in naher Zukunft erneut um seine Zeichenkünste zu bitten. „Wie war das?“ „Sie hat mir einen Klaps auf den Hinterkopf verpasst“, brummte der König. „Und sie hat mich angeschrien, bis ich fast taub war, als sie von Fílis neuesten Verletzungen erfahren hat. Ich glaube, sie hat vor, mich im Schlaf zu ermorden und den Thron an sich zu reißen.“ „Ich denke, das könnte ihr auch gelingen.“ „das kommt daher, dass sich unsere Frauen immer als ihre männlichen Verwandten ausgeben, wenn ein Abenteuer oder eine Reise es verlangt“, erwiderte Thorin, der  zu schielen begann, als Frodo sich vorbeugte, um sein Gesicht besonders eingehend zu betrachten. „Deshalb denken Außenstehende häufig, dass es keine Zwergenfrauen gibt. Es gibt ihnen viel mehr Freiheit und Sicherheit, sich als Männer auszugeben, wenn sie sich in die Außenwelt hinauswagen. Aber innerhalb der sicheren Mauern des Erebor können sich unsere Frauen kleiden, wie es ihnen beliebt, wie du bei den Zwergenmüttern bereits gesehen hast.“ „Es wird eine Wohltat sein, wieder bequeme Kleidung anstelle einer schweren Rüstung zu tragen“, stellte die Schwester des Königs fest. Mit Donel und Dwina an ihrer Seite trat sie auf die beiden zu, wobei die Zwerglinge die Prinzessin voller Ehrfurcht betrachteten. „Ich schätze die Freiheit, zu kommen und zu gehen wie es mir beliebt so sehr, wie jeder andere Zwerg auch, aber die Rüstungen der Männer sind furchtbar schwer und ungeeignet für weibliche Körperformen.“ Bilbo nickte mitfühlend. „Das kann ich mir vorstellen. Mein Panzerhemd aus Mithril hat mich jedes Mal, das ich es bisher getragen habe, beinahe umgebracht. Doch andererseits hat es Frodo das Leben gerettet, daher kann ich mich nicht beklagen.“ „Ah, Mithril“, murmelte Dís mit einem verschmitzten Lächeln. „Das ist ein recht auserlesenes Geschenk. Äußerst selten, aber der perfekte Schutz. Wie überaus standesgemäß, Bruder.“ „Es hat seinen Zweck erfüllt.“ Bei diesen Worten wurde Dís‘ Lächeln noch ein wenig breiter. „Oh, das sehe ich nur allzu gut. Als Beweis dafür hast du zwei bezaubernde und geistreiche Hobbits. Ich bin beeindruckt.“ Ihr Blick schweifte von Frodo zu Bilbos Haupt. „Und sehr erfreut. Ist das der Arkenstein?“ Abrupt griff Bilbo mit beiden Händen an die Spange in seinem Haar. „Nun ja, ähmm…“ „In der Tat.“ „Dann wurde für diesen verfluchten Steinklumpen schließlich doch noch eine gute Verwendung gefunden“, schnaubte Dís und verdrehte die Augen. „Wo befindet sich das eigentliche Juwel jetzt?“ „In den Gräbern unserer Vorväter.“ „Und ich hoffe inständig, dass es dort bleibt“, meinte Dís mit einem strengen Blick. „Dieser Felsbrocken hat im Laufe der vergangenen Jahrhunderte viel zuviele Probleme verursacht. Ich sage, lass ihn in der Erde vergraben, wo er hingehört.“ „Der Arkenstein wird dort bleiben, solange…“ „Ich will erleben, wie meine Jungs alt werden und mir Enkelkinder schenken, Thorin“, warnte Dís mit verschränkten Armen. „Alles andere ist unannehmbar.“ „Ich bin voll und ganz ihrer Meinung“, fügte Bilbo hinzu. Die Geschwister warfen einander einen vielsagenden Blick zu, wobei sich Thorin unter dem standhaften Blick seiner Schwester, aus dem Belustigung und Verhängnis zugleich sprachen, zu ducken schien. Bilbo konnte nur mit Mühe ein Lächeln unterdrücken, als ihm bewusst wurde, dass Thorin in dieser Beziehung offensichtlich nicht das Sagen hatte, denn es war unverkennbar, dass seine Schwester eine ernstzunehmende Gegnerin war. „Immerhin haben wir nun noch eine weitere vernünftige Person in dieser Familie“, meinte Dís. „Doch nun erzählt mir, Meister Beutlin, welcher Teil des Erebor Euch bislang am besten gefällt.“ Bilbo erstarrte, als er unvermittelt im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stand, denn der tiefen Liebe zum Trotz, die er für jedes Mitglied der Durinfamilie empfand, wollte er nicht in einen Geschwisterstreit oder eine Unterhaltung über die harte Politik der Zwerge hineingezogen werden. Nicht im Geringsten. „Nun, von allem, das ich mir bislang ansehen konnte, finde ich die Bibliothek einfach großartig. Ich würde zu gerne ein paar Stunden dort verbringen, um sie richtig zu erkunden. Selbstverständlich dann, wenn ich genügend Zeit dazu habe. In letzter Zeit war es hier ein wenig hektisch.“ „Davon habe ich gehört“, murmelte die Prinzessin. „Die Bibliothek war auch immer mein liebster Ort in der Stadt. Für gewöhnlich neigen Zwergenfrauen dazu, um einiges…intellektueller zu sein, als ihre männlichen Gegenstücke. Habt Ihr schon etwas gefunden, das Euch interessiert?“ „Oh ja, sogar einiges“, gab Bilbo mit einem begeisterten Lächeln zu. „Leider konnte ich noch nicht allzu viel Zeit dort unten verbringen, aber ich habe mehrere faszinierende Landkarten der Reiche im Osten gefunden und auch von anderen Orten, die Ered Harmal, Daldunair und Lygar Kraw heißen. Ich habe nicht die leiseste Ahnung, wo genau sie sich befinden, aber ich bin sicher, dass es in diesen riesigen Stapeln und zahllosen Hinterzimmern noch weitere Landkarten und andere bildliche Darstellungen gibt, die nur darauf warten, wiederentdeckt zu werden.“ „Die gibt es in der Tat“, versicherte Dís ihm. „Da ich damals noch sehr jung war, sind meine Erinnerungen nur sehr undeutlich, doch ich bin mir sicher, dass sich im Erebor weitaus mehr Landkarten der Reiche von Mittelerde befinden, als die Bibliotheken im Westen von sich behaupten können. Ich erinnere mich daran, dass sich in den tiefer gelegenen Archiven einige Karten der Nördlichen Halbinsel und der Zwergenstämme befinden, die in dieser Region leben. Diese Archive liegen genau unter der heutigen eigentlichen Bibliothek, wenn ich mich nicht täusche.“ „Wirklich?“ „Ja, dort werden die meisten altertümlichen Texte und Landkarten sicher verwahrt, was sie hoffentlich auch davor geschützt hat, Smaugs Zorn zum Opfer zu fallen“, erklärte Dís. „Dort unten wird es auch mehrere Texte über die Schwarzlocken und die Starrbärte, unsere entfernten Verwandten im Nordosten, geben.“ Bilbo schenkte ihr ein schüchternes Lächeln. „Ich würde zu gerne eine große Landkarte aller Reiche zusammenstellen, die weit entfernt liegen, wenn ich genug kleinere Karten finden kann, um sie ausreichend zu untermauern. Und auch Frodo ist sehr davon angetan, Landkarten zu lesen. Außerdem könnte es unter Umständen auch dem Erebor helfen. Irgendwie zumindest.“ Wenn es möglich war, wurde Dís‘ Lächeln bei diesen Worten sogar noch etwas breiter. „Ich mag ihn, Thorin. Er ist viel besser als dieses eingebildete Weibsstück, das du mir zuletzt vorgestellt hast.“ Kíli hatte sich irgendwann im Laufe der Unterhaltung an seine Mutter herangeschlichen und schaute nun zwischen den dreien hin und her, während er grinste wie ein aufgeregter Welpe, der einen besonders großen Knochen geschenkt bekommen hatte. Hätte der junge Zwerg einen Schwanz gehabt, hätte er nun zweifellos damit gewedelt. „Und ich muss nicht auf ihn schießen.“ „Oder sein Haar abhacken“, fügte Fíli von der Bettkante aus hinzu. „Bilbos neuester Zopf gibt doch ein eindrucksvolles Bild ab, nicht wahr, Amad?“ „Ja, ich finde, dass er seine spitzen Ohren recht gut zur Geltung bringt“, stimmte Dís zu und entschied die Angelegenheit mit einem Nicken. „Findest du nicht auch, Thorin? Und mit einem zweiten könnte man auch das andere Ohr zur Geltung bringen.“ „Mit einem dazu passenden Saphir“, fügte Dwina hinzu. „Das würde schön aussehen.“ Thorin seufzte und blickte auf den schlafenden Hobbit in seinen Armen hinunter. „Nun habe ich wirklich keine Chance mehr, nicht wahr?“ „Nein“, gähnte das Hobbitkind. „Du bist…in der Unterzahl…“ Der Zwergenkönig drückte den Hobbit an seinen Hals und Frodo kuschelte sich instinktiv in die glühende Wärme, die von Thorins Körper ausging. Er beobachtete, wie sich Bilbo fröhlich mit seiner Schwester über die Archive und Bibliotheken unterhielt und der Hobbit bei der Aussicht darauf, so viele altertümliche Manuskripte zu lesen, vor Aufregung geradezu bebte. Trotz der Erschöpfung, die bei ihnen allen deutlich zu spüren war, war Thorin sehr erleichtert, endlich seine ganze Familie an ein und demselben Ort versammelt zu haben. Und um zwei weitere Zwerglinge reicher, wie Dís voller Entzücken bemerkte, als Dwina und Donel sie mit Fragen überhäuften, bis ihre Väter kamen, um sie abzuholen. „Oh, du meine Güte, wie überaus unhöflich von mir“, keuchte Bilbo. „Ihr habt die ganze Zeit stehen müssen, nachdem Ihr gerade eine lange, ermüdende Reise hinter Euch habt und ich habe Euch noch nicht einmal etwas zu essen oder zu trinken angeboten. Meine Mutter wäre schlichtweg…“ „Er kocht auch?“ Thorin kam nicht einmal dazu, seinen Mund aufzumachen, bevor seine Neffen überschwänglich von den zahlreichen Nachspeisen und auch allen übrigen Mahlzeiten schwärmten, die Bilbo für sie zubereitet hatte. Von einem winzigen Hobbit abgesehen, den er erneut in sein Hemd eingehüllt hatte, war der Zwergenkönig erleichtert, dass seine Schwester zwei Söhne hatte, die ihre Aufmerksamkeit von ihm selbst ablenkten. „Es gibt wirklich nichts Besseres auf der Welt als einen Mann, der eine gute Mahlzeit zubereiten kann“, meinte Dís. „Und es ist schön, endlich jemanden außer mir selbst zu haben, der hier kocht. Euch Jungs satt zu bekommen war anstrengend.“ „Seine Muffins, Amad. Oh, diese Muffins. Hobbits sind einfach erstaunlich. Ich schwöre dir, es muss eines ihrer Geheimnisse oder etwas ähnliches sein.“ „Vielleicht liegt es an den Füßen. Außergewöhnlich, diese Füße.“ „Ich will einfach nur Muffins.“   ♔~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ♥ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~♔ amad = Mutter   .o°O°o. _____________________________ .o°O°o..O.o° °o.O¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯ O.o° °o.O.   Kapitel 23: Kapitel 23 ---------------------- .o°O°o. _____________________________ .o°O°o..O.o° °o.O¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯ O.o° °o.O.   An Unexpected Addition – Unerwarteter Familienzuwachs   Teil 23   Autor:   karategal   Übersetzer:   Lady Gisborne   P16-slash   Inhalt:   [Autorisierte Übersetzung] Alle Zwerge überleben die Schlacht der fünf Heere, doch Bilbo muss ins Auenland zurückkehren, um sein altes Leben in Ordnung zu bringen und den Weg für ein neues Leben im Erebor zu ebnen. Ein Jahr später kehrt er mit einem vor kurzem verwaisten Frodo zum Einsamen Berg zurück. Thorin ist sich nicht ganz sicher, was er von diesem neuen, winzigen Zuwachs zu seiner Gemeinschaft halten soll.   Disclaimer:   Bei dieser Geschichte handelt es sich um eine autorisierte Übersetzung von karategals englischer Originalstory An Unexpected Addition. Die Charaktere und Orte gehören selbstverständlich Professor Tolkien bzw. seinen Erben und ich verdiene mit dieser Story bzw. Übersetzung kein Geld, sondern schreibe nur aus Spaß an der Freude. ^^   Link zur Originalstory:   An Unexpected Addition Anmerkung:   Wie einige von euch vielleicht bemerken werden, habe ich mich bei der Übersetzung dieser Story ausdruckstechnisch etwas vom Original entfernt, was in diesem Fall aber beabsichtigt war. Zwar bemühe ich mich, wenn ich Geschichten übersetze, so nah wie möglich am Original zu bleiben, aber mir ist auch und vor allem wichtig, einen flüssigen und sinnvollen deutschen Text zu schreiben und die erwähnten Abweichungen habe ich in diesem Fall vorgenommen, weil ich hoffe, dass die Geschichte für euch dann „flüssiger“ ist und ihr mehr Spaß beim Lesen habt. ^^   ♔~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ♥ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~♔ „Gib Acht, dass du keine Tinte auf dem Boden verschüttest, Frodo.“ Die beiden Hobbits saßen gerade im Herzen der riesigen Bibliothek des Erebor und wurden von einem prasselnden Feuer aus dem Kamin in der Ostmauer gewärmt. Bilbo selbst war seit dem frühen Morgen damit beschäftigt, zahlreiche riesige Manuskriptstapel zu registrieren und zu katalogisieren, wobei er einige Male in den vorderen Bereich zurückgekehrt war, um Ori und Dhola mit einem besonders verwirrenden Haufen von Landkarten der fernöstlichen Reiche zu helfen. Sein Neffe hatte die meiste Zeit des Tages mit Donel und Nori verbracht, von denen der Letztere sich freiwillig bereiterklärt hatte, die beiden Jungen für den Nachmittag zu beaufsichtigen. Da nun jedoch bald Zeit zum Abendessen war, würde sich Bilbo leider von den faszinierenden Schaubildern eines fernen Dschungels losreißen müssen, um sich stattdessen einer Horde hungriger Zwerge zu stellen. Offen gestanden versuchte der Hobbit herauszufinden, ob einige von ihnen hohle Beine oder einen zweiten Magen hatten, da Fíli und Bofur nicht bei einer einzigen Mahlzeit so viel essen können sollten. „Ich bin fast fertig“, verkündete Frodo, der seine rosige Zunge vor Konzentration herausgestreckt hatte. „Muss ich am Ende Merrys langen Namen schreiben?“ „Nein, sein normaler Name reicht vollkommen aus“, antwortete sein Onkel. „Pass nur auf, dass du ihn richtig schreibst, sonst könnte dein Brief in die Hände eines anderen Verwandten fallen, der denselben Namen trägt. Die Valar wissen, dass wir genug solcher Verwandten haben.“ „Geht in Ordnung.“ Die darauffolgenden Minuten verstrichen in relativem Schweigen, wobei des Rascheln von Papier und die leise Stimme von Ori, der mit seiner Tante plauderte, wie ein beruhigender Balsam auf Bilbos aufgeregte Gedanken wirkten. Seit Wochen hatte es ihn nun gedrängt, die Archive zu erkunden,  weshalb die vergangenen drei Tage für den bücherliebenden Hobbit geradezu paradiesisch gewesen waren und sowohl Landkarten als auch Bücher still und leise seine Gemächer und sogar einen ungenutzten Winkel von Fílis Schlafgemach eingenommen hatten. Thorin und seine Schwester hatten einen der Durchgänge geöffnet, der von dieser Ebene hinunter in die tiefgelegenen Archive führte und so zwängte sich Bilbo mit Leichtigkeit  durch die dunklen Räume unter der Bibliothek. Und nachdem Nori die Jungen zurückgebracht hatte, hatte der mutige kleine Donel angeboten, sich in die engeren Bereiche am hinteren Ende zu zwängen und holte daraufhin Dutzende von Landkarten und Büchern aus den staubigsten Winkeln der Archive. „Ich habe noch eine“, verkündete Donel und gab dem älteren Hobbit ein Zeichen, ihm die Leiter hinauf zu helfen. „Aber sie sieht wirklich seltsam aus. Was steht da?“ Bilbo setzte den kleinen Jungen neben sich auf dem Boden ab und befreite die altertümliche Landkarte von dem Faden und den Klammern, die sie zusammenhielten. Die lange Zeit, die sie nicht in Gebrauch gewesen war, hatte sie so sehr vergilben lassen, dass ihre gesamte linke Hälfte wohl nur durch ein Wunder restauriert werden konnte, aber dennoch gelang es Bilbo, in ihrer rechten oberen Ecke zahlreiche Runen und elbische Schriftzeichen zu entziffern, die dem Hobbit jedoch unglücklicherweise nicht vertraut waren. „Ich bin mir nicht sicher“, gestand Bilbo. „Aber dieses Wort hier oben wurde unterstrichen und deshalb hege ich den starken Verdacht, dass dies der Name der Region ist. Ich glaube, sie heißt Desdursyton. Was für ein seltsamer Name, wenn es stimmt.“ „Und diese hier habe ich auch gefunden“, fügte Donel mit einem stolzen Grinsen hinzu. „Sie waren hinter die Regale gefallen und bei dem Versuch, an sie heranzukommen, habe ich einen Splitter abbekommen.“ „Komm, lass mich einmal sehen. Ah, er steckt nicht allzu tief. Mit ein wenig Druck sollte ich ihn herausbekommen“, beruhigte Bilbo ihn, während er mit seinen Nägeln behutsam die gereizte Haut an Donels linkem Daumen bearbeitete. „Wir Hobbits bekommen ständig Splitter ab, wenn wir draußen in unseren Gärten arbeiten und auch ich selbst habe die unglückselige Angewohnheit, sie mir zuzuziehen, besonders an dieser einen kleinen Stelle an meinem rechten Fuß, genau zwischen meinen beiden größten Zehen. Wahrscheinlich habe ich dort einfach nie genügend Hornhaut entwickelt. Eine unangenehme, missliche Lage für einen Hobbit, wie du mir sicherlich glauben wirst und auch ziemlich…ah! Da haben wir ihn! Der Splitter ist draußen.“ Donel hatte seine Augen irgendwann während dieses Eingriffes geschlossen und sein Gesicht zu einer schmerzerfüllten Grimasse verzogen, als Bilbo den dünnen Holzsplitter aus seinem empfindlichen Finger entfernte, aber Bilbos Meinung nach war Donel ein wahrer Krieger. Der rothaarige Zwergling gab während der gesamten Tortur keinen einzigen Klagelaut und nicht einmal das leiseste Wimmern von sich und Bilbo wusste, dass ihm so etwas nicht gelungen war, wenn Belladonna ihm einen Splitter herausgezogen hatte. „Und es war obendrein ein sehr fieser“, verkündete Bilbo und bekräftigte seine Worte mit einem entschlossenen Nicken. „Deine Mutter wird sich das später noch einmal gut ansehen müssen. Wir zeigen ihr, wie tapfer du mit diesem schrecklichen Ding in deinem Finger all meine Landkarten herbeigeholt hast.“ Donel nickte und lächelte erneut stolz. „Ich hasse Splitter. Sie sind wirklich fies. Müssen wir noch irgendetwas anderes suchen?“ „Nein, ich denke, das ist mehr als genug für heute“, entgegnete Bilbo. „In einer oder zwei Stunden ist es Zeit zum Abendessen und ich muss immer noch alle diese Landkarten ordnen. Frodo, bist du mit deinem Brief schon fertig?“ „Ja. Und ich habe Merrys Namen richtig geschrieben.“ Bilbo nahm das Blatt Papier entgegen, das sein Neffe ihm reichte und überflog schnell die unordentlichen Zeilen, wobei seine scharfen Augen nach irgendwelchen schlimmen Schreib- oder Ausdrucksfehlern suchten, doch Frodos schriftliche Ausdrucksfähigkeit war wie immer hervorragend für sein junges Alter und Bilbo musste keinerlei Verbesserungen vornehmen. „Was ist auf diesen Karten?“ fragte Donel. „Nun, bei diesen hier bin ich mir auch nicht ganz sicher“, antwortete der ältere Hobbit. „Auf beiden scheint irgendetwas in elbischer Sprache an den oberen Rand geschrieben worden zu sein, aber es ist mir unbekannt. Trotzdem glaube ich, dass es sich bei den unterstrichenen Worten um die Namen der jeweiligen Regionen handelt. Diese Karte hier scheint irgendeinen Ort zu zeigen, der…Lú Tyr Sû heißt… Ein überaus seltsamer Name. Und diese Gebirgsregion dort wird anscheinend…Orocarni genannt? Ich habe auch nicht die geringste Ahnung, was das bedeutet. Vielleicht ist es die Bezeichnung des Gebirgszuges in der Sprache dieser Region. Hmmm, Karn Ord…“ „och, nun sieh nur, was du angerichtet hast“, stöhnte Frodo. „Er fängt schon wieder damit an. Nun gibt es keine Hoffnung mehr, dass wir ihn von hier fort bekommen.“ „Das würde ich nicht sagen.“ Als die drei aufschauten, entdeckten sie Kíli, dessen Kopf hinter einem Bücherregal hervorschaute und der mit einem breiten Grinsen auf seinem bartlosen Gesicht die wahllos auf dem Boden aufgehäuften Landkarten betrachtete. Mit einem doppeldeutigen Pfiff trat der jüngste Prinz zu ihnen in die Nähe des Kamins und versuchte, so unschuldig wie möglich dreinzuschauen, wobei er jedoch kläglich versagte. „Was willst du, Kíli?“ „Oh, ich dachte nur, dass unser goldiger kleiner Hobbit und unser ebenso goldiger kleiner Zwergling gerne wissen würden, dass sich seit der Mittagsstunde etwas sehr Bedeutsames ereignet hat“, erwiderte der Prinz gedehnt und stocherte dabei lässig unter seinen schmutzigen Fingernägeln herum. „Aber leider scheint ihr alle drei sehr beschäftigt zu sein. Das ist wirklich äußerst bedauerlich.“ „Was ist passiert?“ wollte Frodo wissen, denn der Tonfall in der Stimme des Prinzen hatte seine Neugier geweckt. „Hat es eine Explosion gegeben? Sind Elben hier?“ Für einen kurzen Augenblick sah der Prinz verwirrt aus. „Ähm, was? Nein, nein! Es sind keine Elben hier eingetroffen. Unser Onkel ist immer noch viel zu paranoid, um auch nur Menschen, die nicht in Thal oder in der Seestadt leben, in die Stadt zu lassen, von einem Haufen dieser zimperlichen Baumrammler ganz zu schweigen.“ „Kíli!“ „Tut mir leid, tut mir leid, ich hatte vergessen, dass du solche Bezeichnungen nicht magst“, jammerte der Prinz. „Aber ich kenne auch ein paar nettere Namen. Wie wäre es mit…‘spitzohrige Bastarde‘?“ „Nein! Auf keinen Fall!“ „‘Unkrautfresser‘? Das klingt ziemlich gut, wenn du mich fragst. Sogar Tauriel fand es lustig.“ „Ohh, warum mache ich mir überhaupt die Mühe“, murmelte Bilbo. „Niemals hören diese sturen Zwerge auf irgendjemanden, außer auf sich selbst.“ Er rollte die Landkarten wieder zusammen und gab Kíli mit einer von ihnen einen liebevollen Klaps auf den Kopf. „Nun, warum bist du hier heruntergekommen, kleiner Vogel? Ich würde das alles hier gerne noch vor dem Abendessen katalogisieren, also spuck es aus.“ „Es schneit!“ Bei diesen Worten verschwand augenblicklich alles aus dem Raum, das auch nur entfernt an Ruhe erinnerte, da sowohl Frodo als auch Donel den älteren Hobbit beinah umwarfen, als sie verlangten, dass sie sich sofort aufmachten, um im Schnee zu spielen. Der Schlinger, der all die Unruhe verursacht hatte, bettelte ebenso schamlos und betonte, dass kleine Hobbits sehr viel frische Luft, Schneeballschlachten, Schneemänner und fruchtige Eiscreme brauchten, um groß und stark zu werden und nicht in den dunklen Tunneln des Erebor zu verkümmern. Mehr als nur einem von ihnen versuchte Bilbo vorzuwerfen, dass sie mit unfairen Mitteln kämpften, doch als er von zwei ausgelassenen Kindern gepackt und umarmt wurde, auf deren Seite Kíli fünfundsiebzig Prozent der Zeit war, fiel es ihm sehr schwer, auch nur zu versuchen, ihnen zu widerstehen. „Bitte, Onkel Bilbo, bitte“, quengelte Frodo. „Im Auenland hat es die letzten Jahre kaum geschneit. Ich verspreche dir auch, dass ich dir einen wunderschönen Schneehobbit baue, mit großen Ästen als Arme und einer Karotte…“ „Ja, wir werden einen wunderbaren Schneehobbit bauen, Onkel Bilbo“, flehte Kíli, schlang seine Arme um den älteren Hobbit und schaute ihn so treuherzig an, wie er nur konnte. „Und wir werden ihm eine hübsch verzierte rote Weste anziehen, ihm einige krause Blätter auf den Kopf setzen und ihm eine schön geschnitzte Pfeife in den Mund stecken, um…“ „Und die Eisrampen“, fügte Donel hinzu. „Meine amad hat mir erzähl, dass die Treppe immer mit viel Wasser übergossen wurde und sie dann hinuntergerutscht sind wie…“ „Genug!“ rief Bilbo aus und schob sie alle drei behutsam zu Boden. „Helft mir, diese Stapel zu ordnen und sie auf den Tisch dort drüben zu legen, dann gehen wir hinauf in unsere Gemächer und kleiden uns um. Habt ihr verstanden? Dann an die Arbeit.“ Niemals zuvor in seinem Leben hatte Bilbo Beutlin gesehen, dass sich zwei Jungen und das zwergische Gegenstück eines halbwüchsigen Hobbits so schnell bewegten. In nicht einmal zwölf Minuten lagen die Stapel ordentlich auf den Tischen aufgereiht und alle vier marschierten hinauf in den königlichen Flügel, um sich so schnell wie möglich warme anzukleiden. Zu diesem Zweck ging der Prinz von dort aus zu seinen eigenen Gemächern, während Bilbo die Aufgabe übernahm, Frodo und Donel in die Winterkleidung zu hüllen, die Ori eigens für sie angefertigt hatte. Er packte Donel warm in die zweite Garnitur seines Neffen ein, die aus einer langen Unterhose, einer Hose, Stiefeln, Mantel, Hut und Handschuhen ein, wobei er sich heimlich vornahm, jeweils eines dieser Kleidungsstücke für den verschmitzten Zwergling zu bestellen, sobald er Ori das nächste Mal sah oder zum Markt ging. Thana und ihr Gemahl würden diese Geschenke nicht ablehnen können, wenn Bilbo sie als ein frühes Geschenk zur Wintersonnenwende ausgab und sie obendrein von der Familie Durins kamen. Wer hatte jemals behauptet, dass Hobbits nicht hinterlistig sein konnten, wenn es die Situation erforderte? „Also gut, seid ihr alle bereit zum Aufbruch?“ fragte Bilbo, sobald sie draußen auf dem Gang waren. „Sind eure Ohren bedeckt? Sitzt auf jeder Hand ein Handschuh? Habt ihr eure Stiefel fest geschnürt?“ „Jawohl.“ „Kommst du auch mit, Fíli?“ erkundigte sich Bilbo, als er den älteren Prinzen entdeckte, der ebenfalls warm eingepackt war und sich auf seine Krücken stützte. „Wenn du es tust, werde ich dich mit deinem verletzten Bein nicht aus den Augen lassen und du wirst neben mir sitzen.“ „Es würde mir nicht einmal im Traum einfallen, irgendetwas anderes zu tun, Onkel Bilbo“, erwiderte der ältere Prinz mit einem frechen Grinsen. „Ich liebe deine Gesellschaft.“ „Ihr beide haltet euch wohl für unglaublich niedlich, nicht wahr?“ fragte der Hobbit seufzend. Seit einer Woche nannten sie ihn nun ihren Onkel und Bilbo konnte sich des Gefühls nicht erwehren, dass ihre Mutter dahinter steckte. „Was rede ich da, natürlich tut ihr das, aber anders als bei eurem Onkel und eurer Mutter sind eure treuherzigen Welpenblicke bei mir wirkungslos. Also benehmt euch, sonst…“ Er versetzte den beiden einen liebevollen Stupser auf ihre großen Zwergennasen, wobei diese Bezeichnung nicht für Kílis Nase galt, die für die Nase eines Zwerges ungewöhnlich klein war. Trotzdem reagierte sie jedoch ebenso empfindlich auf einen kleinen aber kräftigen Klaps, was Bilbo stets zu seinem Vorteil ausnutzte, wann immer es die Situation erforderte. „Keine Muffins mehr. Und auch kein Käsekuchen. Habt ihr mich verstanden?“ Die beiden Prinzen starten ihn ungläubig an und Kíli wimmerte: „Du bist ein grausamer Hobbit, Onkel Bilbo. Sehr, sehr grausam.“ „Schon wieder diese Welpenaugen? Die wirken bei mir nicht. Aber nun lasst uns endlich gehen und den Schnee genießen, Leute. Nein, nein, du bleibst bei mir, Fíli.“ Nur fünf Minuten später erreichten sie die vorderen Tore des Erebor und der Schnee fiel in dichten Flocken aus dem weißen Himmel über dem Berg. Bilbo überprüfte noch einmal sorgfältig die Mäntel, Stiefel und Handschuhe der Jungen, bevor er sie auf den Hang entließ, wies sie jedoch vorher an, immer in seinem Blickfeld zu bleiben. Anschließend ließ Kíli und seinem Bruder genau dieselbe Behandlung zuteilwerden und freute sich über die empörten Schreie der Prinzen, als er an ihren gestrickten Wintermützen herumzupfte. „Wenn ihr beuch wie Kinder benehmt, werde ich euch auch wie Kinder behandeln“, erklärte Bilbo ruhig. „Ich bleibe hier am oberen Ende der Treppe wirst dich neben mich setzen, Fíli. Würdest du die Jungs für mich im Auge behalten, kleiner Vogel?“ Als Antwort auf diese Frage schenkte Kíli ihm einen frechen Salut. „Wie ein Adler Manwës, liebster Onkel.“ Im nächsten Moment sprang er jauchzend die Stufen hinunter. „Wer ist bereit für eine Schneeballschlacht?! Ich bin in Frodos und Donels Team!“ „Er wird wohl niemals damit aufhören, nicht wahr?“ „Nein.“ Die Kinder liefen überall herum und tobten jauchzend und kreischend durch den Schnee, der nach wie vor auf sie hinunterschwebte. Vereinzelt waren Erwachsene zu sehen, von denen einige mit ihrem Nachwuchs Schneemänner bauten, während andere die langen Eisrampen hinunterrutschten, die zwei gewisse alberne Bergarbeiter mithilfe mehrerer Eimer voll kaltem Wasser gebaut hatten. Bilbo selbst begnügte sich damit, einfach am oberen Ende der Eingangstreppe zu sitzen und seine schöne, drachenförmig geschnitzte Pfeife zu rauchen. Wie die meisten Hobbits zog er es vor, den Schnee aus einiger Entfernung zu betrachten, wo er vor den eisigen Schneebällen und dem ausgelassenen Toben seiner Tuk-Vettern in Sicherheit war – oder, in dieser bestimmten Situation und in diesem besonderen Fall, weit weg von Kíli, Bofur und einem ungewöhnlich lebhaften und schneeliebenden Bifur. „Anscheinend sind wir genau zum richtigen Zeitpunkt hier eingetroffen“, meinte eine Stimme zu seiner Linken. „Bei Schneefall zu reisen ist immer eine furchtbare Angelegenheit.“ „Das kann ich mir vorstellen“, gab Bilbo zurück, nachdem er eine große Rauchwolke ausgestoßen hatte. „Uns ist es während unserer Reise gelungen, den Winter zu meiden und das sogar beide Male. Um ehrlich zu sein weiß ich nicht, ob meine Füße das überstanden hätten.“ Dís schaute lächelnd auf ihn hinunter. „Das sind wundervolle Stiefel.“ „Schnee ist eines der wenigen Dinge, die die Füße eines Hobbits angreifen oder  ihnen schaden können“, erklärte Bilbo. „Dwinas Vater war so freundlich, jeweils ein Paar für Frodo und für mich selbst anzufertigen. Um ehrlich zu sein, habe ich zuvor nicht sonderlich viele Gedanken an das Klima des Erebor verschwendet.“ „Dadurch, dass wir im Inneren des Berges leben, ist es nicht so schlimm“, erwiderte Dís. „Die Einwohner von Thal trifft es viel schlimmer als uns, weil die Stadt so ungeschützt gelegen ist. Aber die Menschen und die Zwerge des Nordens sind an derart schlimmes Wetter gewöhnt und bringen früh ihre Ernte ein und schützen ihre Häuser mit robusten Steinen und Holzbalken. Solange wir genügend Nahrungsvorräte für die Wintermonate haben, sollte es innerhalb der Mauern des Erebor und auch in den umliegenden Siedlungen recht behaglich werden. Falls König Bard unsere Unterstützung braucht, wird er sie bekommen.“ „Das hoffe ich“, murmelte Bilbo, wobei seinem Mund eine weitere Rauchwolke entwich. „Es gibt immer noch viel zu tun. Die Bibliothek neu zu organisieren und zu katalogisieren wird mindestens einige Jahre dauern und ich kann nicht einmal die Hälfte der Dinge, die sich dort befinden lesen.“ „Mit der Zeit wirst du lernen, einiges davon zu lesen“, versicherte ihm die Prinzessin. „Meine Güte, das ist eine wirklich außergewöhnliche Pfeife, die du da hast. Die Schnitzereien sind hervorragend.“ Bilbo errötete bis zu den Spitzen seiner Ohren. „Nun, ähmm…“ „Onkel Thorin hat sie für ihn angefertigt“, verkündete Fíli, der neben dem Hobbit saß. „Wochenlang hat er Nacht für Nacht in seinen Gemächern daran geschnitzt. Er war höchst konzentriert bei der Sache. Und siehst du das hier unten, auf der rechten Seite? Das ist Malachit und Aquamarin. Perfekt für die Augen und Schuppen des Drachen entlang des Pfeifenkörpers.“ „Äußerst prachtvolle Steine“, lächelte Dís. „Und nun, möchte irgendjemand…“ In diesem Moment traf ein Schneeball die Prinzessin seitlich am Kopf. Mit vor Argwohn verengten Augen schaute Dís zu einem Damm aus Schiefergestein hinüber und deutete mit einem Finger drohend auf ihren jüngsten Sohn. Kíli stieß ein heiteres, unmännliches Kichern aus, bevor er einen weiteren großen Schneeball auf seine Mutter warf und anschließend den Hang hinunterlief. „Ich habe dich auf die Welt gebracht, kleiner Vogel“, flötete Dís, „und ich kann dich ebenso leicht wieder aus dieser Welt herausbefördern. Sagt Thorin, er soll nicht auf mich warten, in Ordnung?“ „Das ist Kílis Ende.“ „Thorin? Was hat sie damit gemeint, dass er nicht auf…“ „Ich bin hier“, brummte eine tiefe Stimme in Bilbos Ohr, bevor eine große Hand Bilbos von einem Hut bedeckten Kopf berührte und die Finger des Königs über die verhüllte Spitze seines Ohres strichen. „Meine Schwester hat gehört, dass es schneit und darauf bestanden, hinauszugehen, um den Schnee zu sehen. Sie liebt den Winter wirklich sehr, also mach dich auf ihre Dekorationen gefasst und auch auf ihr ausgelassenes Benehmen, wenn die Wintersonnenwende naht.“ Bilbo lehnte sich mit dem Rücken gegen die Beine des Königs und verschränkte seine Finger mit den größeren seines Auserwählten, während Dís in der Ferne ihren kreischenden Sohn zu Boden drückte. „Ich glaube, in dieser Hinsicht werden wir hervorragend miteinander auskommen. Nun, was hast du den ganzen Tag lang gemacht?“ „Hinrichtungen.“ Neben ihnen stieß Fíli ein Schnauben aus. „Das war ein wirklich großartiger Stimmungskiller, Onkel Thorin. Auf der Skala unromantischer Äußerungen würde ich ihn mit neun von zehn Punkten bewerten.“ Der Hobbit konnte spüren, wie der Körper seines Auserwählten sich hinter ihm anspannte und tat deshalb aus einem Impuls heraus etwas, das er seit bereits einer Woche hatte tun wollen. Vor Aufregung schien sich ein Knoten in seinem Magen zu bilden, als er in eine Seitentasche seines Mantels griff und das Verlobungsarmband herauszog, das er vor einigen Tagen angefertigt hatte. Er ergriff das linke Handgelenk des Königs, knotete das Armband dort auf Thorins von Narben durchzogener Haut fest und bevor sich der Zwergenkönig ihm entziehen konnte, gab er ihm noch einen schnellen, scheuen Kuss. Der König unter dem Berg starrte sein neu geschmücktes Handgelenk einen Augenblick lang einfach nur staunend an. „Was bedeutet das bei Hob…“ „Thorin!“ Im nächsten Moment traf ein Schneeball den König mitten ins Gesicht und Frodo sprang kichernd die Eisrampe hinunter, bevor er in die Schneefestungen verschwand, die inzwischen die Hügel säumten, die den Eingang des Palastes umgaben. Bilbo und Fíli konnten sich nicht beherrschen und brachen beim Anblick des von Schnee bedeckten Thorin in lautes Gelächter aus, dessen Gesicht hingegen eine Maske aus scheinbarer Gleichgültigkeit über den Schneeball zeigte, der soeben gegen seine große Zwergennase geprallt war – bis er die ersten Stufen hinunterging… „Dieses Spiel kann man auch zu zweit spielen, kleiner Hobbit.“ Der ältere Hobbit und der verwundete Prinz versuchten nicht einmal, ihr Lachen zu unterdrücken, sondern schauten einfach nur zu, wie Thorin durch die Schneefestungen und Schneehügel stapfte, als wäre er ein riesiges Raubtier. Keiner der anderen Zwerglinge wagte es, während ihrer Schneeballschlachten den König anzugreifen, sondern kümmerten sich stattdessen um ihre eignen Angelegenheiten, ohne ihrem Anführer mehr als einen flüchtigen Blick zuzuwerfen. Plötzlich bog Thorin abrupt in eine der Schneefestungen ab und erschien etwa eine halbe Minute später mit einem kreischenden Donel und einem ebenfalls kreischenden Frodo, die er mit ausgestreckten Armen vor sich hertrug. „Oochh, er hat sie erwischt“, lachte Fíli. „Die armen Schlingel haben nicht die geringste Ahnung, wie gemein Onkel Thorin bei solchen Spielen sein kann. Und da haben wir es schon! Er schaufelt ihnen hinten Schnee in ihre Hemden! Der arme Kíli bekommt von Amad gerade dieselbe Behandlung verpasst!“ Frodo hatte sich von hinten an Thorins schwarzer Haarmähne festgeklammert und ließ eine Handvoll Schnee auf den unbedeckten Kopf des Königs fallen, während Donel von seiner Position auf Thorins unterem Rücken für Verstärkung sorgte. Zu ihrer Rechten hielten Dís und einige andere Zwergenfrauen Kíli, Bofur, Glóins Sohn und ein halbes Dutzend weiterer Bergarbeiter ohne Hoffnung auf Entkommen am unteren Ende eines Hanges fest. Doch es war das glückliche Lächeln auf Thorins Gesicht, das die meiste Wärme in Bilbo aufsteigen ließ und der Glanz dieses Lächelns war etwas, das der Einsame Berg und Durins Volk seit vielen, vielen Jahrzehnten nicht mehr gesehen hatten. Könnte mir bitte irgendjemand den Gefallen tun und Ori hierher holen? Ich brauche jetzt sofort eine Zeichnung davon.“   ♔~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ♥ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~♔ amad = Mutter   .o°O°o. _____________________________ .o°O°o..O.o° °o.O¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯ O.o° °o.O. Kapitel 24: Kapitel 24 ---------------------- .o°O°o. _____________________________ .o°O°o..O.o° °o.O¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯ O.o° °o.O.   An Unexpected Addition – Unerwarteter Familienzuwachs   Teil 24   Autor:   karategal   Übersetzer:   Lady Gisborne   P16-slash   Inhalt:   [Autorisierte Übersetzung] Alle Zwerge überleben die Schlacht der fünf Heere, doch Bilbo muss ins Auenland zurückkehren, um sein altes Leben in Ordnung zu bringen und den Weg für ein neues Leben im Erebor zu ebnen. Ein Jahr später kehrt er mit einem vor kurzem verwaisten Frodo zum Einsamen Berg zurück. Thorin ist sich nicht ganz sicher, was er von diesem neuen, winzigen Zuwachs zu seiner Gemeinschaft halten soll.   Disclaimer:   Bei dieser Geschichte handelt es sich um eine autorisierte Übersetzung von karategals englischer Originalstory An Unexpected Addition. Die Charaktere und Orte gehören selbstverständlich Professor Tolkien bzw. seinen Erben und ich verdiene mit dieser Story bzw. Übersetzung kein Geld, sondern schreibe nur aus Spaß an der Freude. ^^   Link zur Originalstory:   An Unexpected Addition Anmerkung:   Wie einige von euch vielleicht bemerken werden, habe ich mich bei der Übersetzung dieser Story ausdruckstechnisch etwas vom Original entfernt, was in diesem Fall aber beabsichtigt war. Zwar bemühe ich mich, wenn ich Geschichten übersetze, so nah wie möglich am Original zu bleiben, aber mir ist auch und vor allem wichtig, einen flüssigen und sinnvollen deutschen Text zu schreiben und die erwähnten Abweichungen habe ich in diesem Fall vorgenommen, weil ich hoffe, dass die Geschichte für euch dann „flüssiger“ ist und ihr mehr Spaß beim Lesen habt. ^^   ♔~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ♥ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~♔ „In Ordnung, ich habe mir alle Äpfel geschnappt, die ich tragen konnte. Haben wir alles andere?“ Bis in den folgenden Tag hinein hatte es geschneit, was die Zwerge dazu veranlasst hatte, die Vordertore zu schließen und sich auf den ersten Wintereinbruch aus den nördlichen Ödlanden vorzubereiten. Die Aussicht, mehrere Monate lang ununterbrochen in einem Berg festzusitzen, war noch nicht wirklich zu dem Hobbit durchgedrungen, aber dennoch hatte Bilbo das Gefühl, dass es in einem oder zwei Monaten eine überaus willkommene Abwechslung sein würde, der eisigen Kälte wenigstens für ein paar kurze Augenblicke zu trotzen. Anders als Zwerge mochten Hobbits es nicht, das Licht der Sonne für eine lange Zeit nicht zu sehen und Óin hatte ausdrücklich darauf hingewiesen, dass sowohl Bilbo als auch Frodo wahrscheinlich Rachitis oder irgendeine andere Knochenkrankheit bekommen würden, wenn sie sich nicht mehrere Stunden am Tag auf ihrem verschneiten und windigen Balkon dem Sonnenlicht aussetzen würden. In dem Bemühen, dieses Problem zu bekämpfen hatte der Heiler der Gemeinschaft deshalb den ganzen Nachmittag damit verbracht, die Bibliothek zu durchstöbern und eine Liste mit Ersatznahrungsquellen zusammenzustellen. „Ich habe schon mit den gebratenen Kartoffeln und Zwiebeln angefangen“, verkündete Bombur, der mit seinen Fingern gerade einen Teigklumpen, der auf der Arbeitsfläche lag, durchzuklopfen und durchzukneten. „Und die Bohnen und der Speck sind in dem Topf dort drüben und werden gerade warm. Aber die Karotten müssen noch in kleine Stücke geschnitten werden.“ „Das mache ich sofort“, erwiderte Bilbo. „Wieviele Kürbisse haben wir noch?“ Bombur hielt im Teigkneten inne. „Mindestens zwei von ihnen sollten noch da sein, wenn ich mich recht erinnere. Dank der Anweisungen, die dein Gärtner dir vor deiner Abreise erteilt hat, war die Ernte dieses Jahr sehr gut und deshalb haben alle Bauernhöfe der Menschen rund um Thal einen erstaunlich großen Anteil bekommen.“ „Unterschätze niemals den grünen Daumen von Hamfast Gamdschie“, gluckste Bilbo. „Mir ist niemals in meinem Leben ein kenntnisreicherer oder geschickterer Bauer als dieser Hobbit begegnet. Die Auswahl in Thal hat mich im vergangenen Monat aufrichtig überrascht, vor allem, da die beiden Städte erst vor Kurzem zurückerobert wurden, Hamfast wird sich freuen, zu hören, dass seine Briefe für Bard und die Zwerge des Erebor so hilfreich waren.“ „Briefe nennst du das?“ lachte Bombur ungläubig. „Dieses Ding war beinah so groß, wie Oris Tagebuch! Ganze zwölf Seiten nur über Kartoffeln. Der arme Rabe konnte damit kaum fliegen.“ Bilbo hob die Schultern. „Was soll ich sagen? Wir Hobbits lieben unser Essen.“ „Und dafür lieben wir Zwerge dich innig!“ rief Fíli von seinem Platz auf dem Plüschsofa im Zeichensaal zu ihnen herüber. „Mmmm, Muffins…“ „Ugh, er wehrt sich noch immer gegen das Schmerztonikum“, seufzte Bilbo. „Diese tiefe Schnittwunde wird niemals richtig verheilen, wenn er sich nicht ausruht und sein Bein schont.“ Bilbo warf einen vorsichtigen Blick durch die Küchentüren und sah den ältesten Prinzen mit zu Schlitzen verengten Augen an, denn er war mehr als nur ein wenig besorgt darüber, wie träge Fíli ihm zuwinkte. Vor vier Stunden hatte der blonde Zwerg zwei Fäden zerrissen und war deshalb auf das Sofa verbannt worden, während seine Mutter, sein Bruder und sein Onkel an einem Tisch am gegenüberliegenden Ende des Saales saßen und über den Wiederaufbau der östlichen Tunnel berieten. Bestürzt darüber, dass er von den Beratungen ausgeschlossen wurde und ein weiteres Schmerztonikum einnehmen musste, hatte der Prinz nun über eine Stunde verschlafen gegen das Unvermeidliche angekämpft. Wenn er ehrlich war, war Bilbo lediglich überrascht, dass Dís ihm noch keinen Schlag auf den Kopf verpasst hatte. „Wenn ich dir ein paar Muffins gebe, wirst du dann Ruhe geben und einschlafen?“ Fíli nickte mit einem benommenen Lächeln. „Also gut, gib mir eine Minute“, seufzte Bilbo und ging zurück in die Küche, um eine gewöhnlich aussehende Schüssel aus dem Kartoffelschrank zu holen. Darin hatte Bilbo ein Dutzend Vanillemuffins mit einer Glasur aus Himbeerbuttercreme versteckt, der Rest der vier Ladungen, die er am Vortag gebacken hatte. „In Ordnung, aber du bekommst nicht mehr als drei, junger Herr. Ich möchte lieber nicht das Risiko eingehen, dass sie dir gleich wieder hochkommen.“ „Du bist mein Lieblingsonkel“, verkündete Fíli und stopfte sich sofort einen Muffin mitsamt der Glasur in Form eines Sahnehäubchens in den Mund. „Ohhh, mein Muffin-Onkel…“ Und nicht einmal fünf Minuten später war Fíli unter einem Haufen Decken fest eingeschlafen, denn das Schmerztonikum und ein voller Magen hatten ihn endlich umgehauen. Es hatte nicht lange gedauert, bis Bilbo bewusst geworden war, dass es für die beiden Prinzen eine große Belastung war und sie sehr unter Druck standen, um den Rollen gerecht zu werden, die ihnen vorbestimmt waren. Fíli trug die Hauptlast, da er Thorins künftiger Erbe war, aber ein unangenehmer Teil dieser Last fiel auch auf Kíli ab. Und da Bilbo die Brüder für gewöhnlich nur bei privaten Zusammenkünften sah, war der ältere Hobbit sehr überrascht gewesen, als er ihre strengen und aufmerksamen Gesichter während einer Ratssitzung gesehen hatte. Es war eine, gelinde gesagt, ernüchternder Augenblick für ihn gewesen. „Was ist mit dem tiefer gelegenen Gang? Mit diesem hier?“ erklang Kílis Stimme vom Tisch am gegenüberliegenden Ende des Saales. „Den Markierungen von Dekors Gruppen zufolge wurden die Decken und der umliegende Tunnel dort nur geringfügig beschädigt. Alle alten Entwürfe zeigen, dass es in diesen Minen reiche Amethyst- und Beryllvorkommen gibt, die eine hervorragende Einnahmequelle wären, bis die Minen im Norden wieder geöffnet werden können.“ „Ja, der Junge hat möglicherweise eine gute Idee“, stimmte Bofur zu. „Aus unterschiedlichen Gründen ist bislang noch keine meiner Gruppen in diesem Gebiet gewesen, aber nach dem wenigen zu urteilen, das ich bisher gesehen habe, scheint es dort nur sehr wenige Trümmer und eingestürzte Säulen zu geben.“ „Die Aussicht, dass mehr Edelsteine im Berg geschürft werden, könnte noch eine Reihe Karawanen aus dem Süden nach Thal locken“, meinte Dís nachdenklich, während sie sich gegen die Schulter ihres Bruders lehnte, um einen genaueren Blick auf die Pläne werfen zu können. „Unsere Nahrungsvorräte, die wir von Bard bekommen haben, scheinen für den Winter auszureichen, aber es wäre sehr schön, wenn wir damit beginnen könnten, die Korn- und Vorratskammern für den künftigen Gebrauch aufzufüllen. Schließlich ist ein Angriff aus dem Osten jederzeit möglich und es wäre weise, einen Vorrat für Notfälle anzulegen, um den Schutz der Bürger von Thal und der ansässigen Bauern im Falle einer unerwarteten Belagerung zu gewährleisten. Wieviele der tiefer gelegenen Straßen sind inzwischen wiederentdeckt worden?“ „Meine Jungs und meines Mädchen arbeiten daran“, antwortete Nori. Er trat vor und fuhr mit seinen Fingern über mehrere nicht markierte Abschnitte auf den Plänen. „Niemand wird sich in diesen Berg hinein- oder wieder aus ihm hinausschleichen, ohne dass ich davon erfahre.“ Jedes Mitglied von Thorins Gemeinschaft hatte als Belohnung für ihre Treue, ihren Mut und ihre Entschlossenheit bei der Rückeroberung des Erebor eine hochrangige Position im Berg verliehen bekommen, auch diejenigen von einfacher, nichtadliger Herkunft oder mit fragwürdigem Hintergrund. Der Liste zufolge, die Bilbo zusammengestellt hatte, war Nori die Stellung des obersten Agenten verliehen worden, Bofur war zum leitenden Bauführer der Minen im Zentrum des Berges ernannt worden, Bombur zum Oberhaupt der Küchen, Kíli zum Befehlshaber der Bogenschützentruppe, Dwalin zum Hauptmann der königlichen Wache, Óin zum königlichen Heiler, Bifur zum leitenden Bauführer der Minen im Westen des Berges, Dori zum obersten Ratsherren, Glóin zum obersten Schatzmeister und Befehlshaber des ersten Heeres, Ori zum königlichen Schreiber und Archivar, Balin zum obersten Berater und Privatlehrer, Dís zur Lady unter dem Berg und Fíli zum Erben unter dem Berg. Gleich darauf runzelte Bilbo die Stirn, als ihm bewusst wurde, dass er sich noch nicht recht sicher war, welche gesellschaftliche Stellung er selbst im Berg innehatte. „Und dann verwandelten sie sich bei Anbruch der Morgendämmerung in Stein!“ Bilbo warf einen Blick in die hintere linke Ecke des Saales und lächelte beim Anblick von Ori, der einen sichtlich gebannten Frodo, sowie Donel und Dwina mit verschiedenen Geschichten aus seinem persönlichen Bericht über die Reise zum Erebor unterhielt. Alle drei keuchten auf und redeten aufgeregt durcheinander, wobei sie ihre Augen vor Freude Ehrfurcht vor den erzählerischen Fähigkeiten des Schreibers weit aufrissen. Die Geschichte von den Trollen war offensichtlich eine besondere Lieblingsgeschichte dieser Kinder. „Bäähh! Onkel Bilbo war voller Trollschnodder!“ „Es war außerordentlich furchtbar“, stimmte Ori mit einem dramatischen Schaudern zu. „Seine Jacke hat sich von diesem schmutzigen Zwischenfall wahrscheinlich nie wieder ganz erholt.“ „Was ist mit den Trollen?“ fragte Dwina mit vor Staunen geweiteten Augen. „Sind sie immer noch dort? In Stein verwandelt, meine ich.“ „Da bin ich mir sehr sicher“, erwiderte Ori und blätterte durch die Seiten, auf denen sich zweifellos einige seiner Skizzen befanden. „Mächtig große Viecher waren sie, diese Trolle. Sie ragten so hoch auf, dass sie groß wie eine alte Eiche zu sein schienen. Dieser hier hat mich erwischt und ich kann euch versichern, dass diese Angelegenheit alles andere als angenehm war.“ „Wer hat dich wieder heruntergeholt?“ fragte Donel. Seinen Fragen während ihrer Geschichten nach zu urteilen hatte der Junge ein gutes Gedächtnis für Kampftaktiken und –strategien. „Es wäre schwer von ebenem Boden aus so weit hinaufzukommen. Ich habe es versucht und mir dabei an meinem Hintern wehgetan.“ „Ah! Seht euch diese Skizze hier an.“ Ori blätterte einige Seiten weiter. „Als er mich gepackt hat, ist Herr Dwalin mit einem Salto über den heißen Topf hinweggesprungen und genau dort drüben gelandet. Und dann ist König Thorin von seinem Rücken abgesprungen, als wäre er ein Trittstein und dem Biest mit Todlos eine Schnittwunde am Arm zugefügt, worauf es mich auf meinen armen Hintern fallen ließ.“ Bilbo lächelte, als er hörte, wie die Kinder, die alle drei den Zwergenkönig und den Hauptmann der Wache voll ungläubigem Staunen ansahen, beeindruckten nach Luft schnappten. Da die linke Hälfte des königlichen Zeichensaales auf Thorins Wunsch in eine Spielecke umgewandelt worden war, saßen sie nun inmitten von geschnitzten Spielsachen, Bücherregalen und mehreren hölzernen Waffen auf dicken Teppichen aus Wargfell. Kisten voller zwergischer Spiele waren auf einem Tisch aufgestapelt worden, in dessen Oberfläche ein kompliziert aussehendes Puzzle geschnitzt worden war. Wie die beiden Prinzen und Bifur erklärt hatten, bestand das Spiel darin, alle Schubladen an der Seite des Tisches aufzuschließen und war seit Jahrhunderten als Inspiration für die Gedanken kluger Zwerglinge genutzt worden. Im Grunde  waren Thorin und der Rest der Gemeinschaft sehr gut darin, seinen Neffen nach Strich und Faden zu verwöhnen. „Und die Orks?“ fragte Frodo. „Erzähl uns die Geschichte über die Orks!“ „Oh, ich weiß nicht recht“, erwiderte Ori mit einem verschwörerischen Lächeln. Der Schreiber war bei Weitem das schüchternste Mitglied der Gemeinschaft, doch sobald es an der Zeit war, irgendeinem der Kinder Geschichten zu erzählen, schien Ori vor neu gefundenem Selbstbewusstsein regelrecht zu strotzen. „Das wäre für Herrn Donel und Fräulein Dwina vielleicht ein bisschen zuviel.“ Dwinas zorniger Blick, der ihn bei diesen Worten traf, war ein wahrhaft sehenswerter Anblick. „Überhaupt nicht! Ich werde sehr wohl mit einer gewöhnlichen Geschichte über Orks fertig! Sie sind nichts weiter als dumme, stinkende, furzköpfige Warzenlecker!“ „Ich auch!“ „In Ordnung, in Ordnung, ich nehme an, ihr seid alle alt genug, um diese Geschichte zu hören“, seufzte Ori betont dramatisch. „Also, alles begann, als wir Bruchtal verließen und…“ Mit einem liebevollen Kopfschütteln kehrte Bilbo in die Küche zurück und war belustigt, als er Glóins Sohn auf dem anderen Sofa sitzen sah. Er lauschte unauffällig den Geschichten, die Ori erzählte, wobei er hin und wieder nickte und gleichzeitig das Gespräch zwischen seiner Mutter und Dori mit einem leisen Summen begleitete. Laut Dís war der junge Gimli nun in einem Alter, in dem er von den Erwachsenen in seinem Umfeld nicht mehr als Kind betrachtet oder behandelt werden wollte. Um seine augenscheinliche Reife zu zeigen, konnte er sich deshalb nicht länger an kindischen zweitvertreiben wie Geschichtenerzählen, Verstecken spielen oder einem schönen Spiel im Kastanienwerfen vor dem Nachmittagstee beteiligen. Anscheinend verloren junge Zwerge an ihrem sechzigsten Geburtstag vorübergehend jeglichen Sinn für Spaß und Heiterkeit, den sie dann jedoch an ihrem siebzigsten Geburtstag wiederfanden, sobald das neuartige und fremde Gefühl, beinah erwachsen zu sein, nachließ. Den Zwergen gelang es immer wieder, ihn in Erstaunen zu versetzen. „Es riecht wundervoll hier drin, Bombur“, lobte der Hobbit. „Hania und ihre Familie werden umfallen, wenn sie das alles sehen. Oh, diese Kartoffeln duften wirklich herrlich. Brauchst du Hilfe bei den Pasteten?“ „Nein, danke“, lächelte der rundliche Zwerg. „Sie sind nun fast soweit, dass sie in den Ofen geschoben werden können. Was hast du denn mit den beiden Kürbissen vor, wenn ich mir die Frage erlauben darf?“ „Meine Mutter hat früher, als ich noch ein kleines Hobbitkind war, die köstlichsten Kürbis-Zimt-Rollen gemacht“, erklärte Bilbo, während er die Innereien aus einem der Kürbisse herausschnitt. „Und ich habe bei meinem letzten Besuch in Thal einige Gefäße voller Zimt gekauft, also haben wir mehr als genug übrig für ein großes Ereignis wie dieses.“ Bombur errötete, als Bilbo ihm zuzwinkerte und seine Finger zitterten ein wenig, als er begann, alles für das Hauptgericht vorzubereiten, das aus gewürztem Rindfleisch mit einer warmen, geschmorten Pfeffersteaksoße bestand, der arme Zwerg konnte kaum nervöser sein, zupfte alle paar Minuten an seiner Kleidung und hantierte in der Küche herum, sobald er seine unruhigen Hände nicht anderweitig beschäftigen konnte. Und da sein Bruder, sein Vetter und alle übrigen Mitglieder der Gemeinschaft gerade in eine Debatte darüber vertieft waren, was oder vielmehr wann etwas wegen der westlichen Tunnel unternommen werden sollte, hatte Bilbo die Aufgabe übernommen, Bombur dabei zu helfen, ein Abendessen zuzubereiten, mit dem er um Hania werben und das sie und die Mitglieder ihrer Familie umwerfen würde. „Na bitte“, verkündete Bilbo ungefähr eine Stunde später. „Wenn ich diese Liste richtig gelesen habe, ist fast alles fertig. Dann decken wir jetzt den Tisch.“ Der Hobbit eilte hinüber in den angrenzenden Speisesaal, der gewöhnlich nur genutzt wurde, wenn Thorin Würdenträger zu Gast hatte, die er bewirten musste oder wenn er an Feiertagen Festlichkeiten ausrichtete. Und da sein Auserwählter nicht gerade sonderlich gesellig oder gastfreundlich war, hielt sich nur äußerst selten irgendjemand in dem königlichen Speisesaal auf. Für etwas, das so wichtig war, wie Bomburs offizielles Brautwerbeabendessen hatten jedoch sowohl Dís als auch Bilbo darauf bestanden, diesen Saal zu nutzen, um Hanias Familie zu zeigen, wie bedeutend Bombur für den König und seine Gemeinschaft hochgeachteter Helden war. „In Ordnung, alle miteinander, ihr habt für einen Abend lange genug debattiert!“ meinte Bilbo, der gerade das Silberbesteck zusammensuchte. „Das ganze Essen muss auf den Tisch, aber bitte schön ordentlich. Wir wollen einen guten ersten Eindruck machen.“ Kíli zwinkerte ihm zu. „Ist dir bewusst, dass unser Onkel der König unter dem Berg ist? Wenn es sie nicht beeindruckt, dass der König persönlich Bombur hoch schätzt, denn glaube ich nicht, dass es überhaupt möglich ist, einen besseren Eindruck zu machen.“ „Da bin ich anderer Meinung“, entgegnete Bilbo gedehnt und untersuchte die Teller vor sich sorgfältig auf Seifenspuren. „Als wir uns in Beutelsend zum ersten Mal begegnet sind, war dein Onkel ausgesprochen grob und unhöflich. Nicht gerade der beste erste Eindruck, das kann ich dir versichern.“ Bei diesen Worten sah Thorin, der gerade mit einer riesigen Schüssel zu ihm herüberkam, aus, als wäre ein übergroßer Felsbrocken auf ihn heruntergefallen und hätten wütende Blicke töten können, wäre der König nur noch ein rauchender Haufen Asche vor den Füßen seiner Schwester gewesen. „Warum überrascht mich das nicht?“ murmelte die Prinzessin. „Er war schon immer so charmant wie ein brünstiger Dachs. Alles nur Aussehen und Muskelkraft, aber absolut keine Manieren.“ „Oh, er hat auch seine Vorzüge“, erwiderte Bilbo mit einem liebevollen Lächeln. „Man muss nur ein wenig graben, um sie ans Licht zu bringen, denn sie sind unter mehreren Schichten aus Gleichmut, Nachdenklichkeit und Sturheit verborgen, was die Arbeit zugegebenermaßen recht beschwerlich macht.“ Er schritt an dem Zwergenkönig vorbei und zupfte an seinem Verlobungsarmband. „Aber es lohnt sich.“ „Bitte, nicht vor den Kindern“, jammerte Kíli. „Und das schließt auch mich ein. Ich bin ein sehr leicht zu beeindruckender Zwerg und außerdem leicht zu erschrecken. Und im Augenblick brauche ich wahrlich keine weiteren Schrecken mehr.“ „Erinnere mich nicht daran“, knurrte seine Mutter. Der zornige Blick, den ihm seine Schwester wieder einmal zuwarf, ließ Thorin erschauern. Alle waren aufrichtig überrascht, dass Dís nicht augenblicklich versucht hatte, ihn umzubringen, nachdem sie die furchtbaren Narben gesehen hatte von denen ihre Söhne am ganzen Körper übersäht waren. Kílis Brust und sein linker Oberschenkel sahen aus, als wäre er bei Bogenschießübungen als Zielscheibe benutzt worden, während der Rumpf und eine Wade seines älteren Bruders zahllose lange, gezackte narben aufwiesen. Außerdem hatten beide kleinere Narben auf ihren Gesichtern und an ihren Händen davongetragen, die bewiesen, wie nahe sie dem Tod gewesen waren. Wenn Bilbo nicht plötzlich auf dem Rabenberg aufgetaucht wäre und letztendlich um Thranduils überragende Heilkünste gefleht hätte, hätte die stolze Linie Durins diesen schicksalhaften Tag nicht überlebt. „Also ist er wie eine Zwiebel!“ Die lange, aus wandernden Speisen bestehende Reihe hielt für einen Augenblick inne und alle schauten auf den kleinen Frodo hinunter, der verschlagen lächelte. Natürlich machte die Tatsache, dass Thorin die Schüssel mit den gebratenen Kartoffeln und Zwiebeln trug, diese Feststellung nur noch lustiger, was auch dem Halbling nicht entging. „Sie haben viele Schichten und stinken manchmal auch ganz schön. Und man kann lustige Gesichter auf ihnen zeichnen, wie mit der Tinte, mit der er überall beschmiert ist.“ „Ach du meine Güte“, lachte Bilbo leise und berührte mit einer Hand die Zöpfe seines Auserwählten. „Ich glaube, du hast ihn kleingekriegt, mein Junge.“ „Uups. Tut mir leid.“ Gleich darauf hörten sie, wie die Wachen im königlichen Flügel ihnen durch eine Reihe lauter Schläge an die Tür des Zeichensaales zu verstehen gaben, dass Hania und ihre Familie eingetroffen waren. Bombur würde sie gemeinsam mit den verbleibenden Mitgliedern seiner Familie begrüßen müssen und alle anderen würden im Zeichensaal bleiben, während das eigentliche Mahl stattfand. Nori versicherte ihnen allen, dass sie alles durch strategisch in die Wand eingebaute Löcher mitanhören konnten und diese Information war anscheinend selbst für den Zwergenkönig neu. „In wievielen Gemächern hier sind Löcher in den Wänden, Nori?“ Der oberste Agent hob die Schultern. „Genug, damit ich von einem Meuchelmörder erfahre und zwar lange bevor er jemals in die Nähe einer eurer Kehlen gelangt. Leider ein notwendiges Übel.“ „Darüber unterhalten wir uns später“, warnte ihn der König. „Das kann ich dir versichern.“ „Das dachte ich mir.“ Bilbo unterbrach die beiden, bevor der Zorn in ihren Blicken allzu heftig werden konnte. „In Ordnung, wir haben die beiden Apfelpasteten, die gebratenen Kartoffeln und Zwiebeln, die Bohnen und den Speck, die Pilzsuppe, das in Buttermilch gebratene Huhn, das gewürzte Rindfleisch und die Kürbis-Zimt-Rollen. Und als besonderen Höhepunkt habe ich für den Nachtisch etwas Vanillepudding mit gerösteten Blaubeeren verrührt. Keine Sorge, ich habe genug davon für alle gemacht. Hört auf, euch diese verfluchten wütenden Blicke zuzuwerfen!“ „Ich glaube, ich werde ohnmächtig“, murmelte Bombur. „Nein, das wirst du nicht“, versicherte ihm Bofur, während er wahrscheinlich schon zum zehnten Mal die Kleidung seines Bruders zurechtrückte. „Das ist die Aufgabe unseres Meisterdiebes, erinnerst du dich? Aber deine Aufgabe ist es, heute Abend ein Gentlezwerg zu sein und mir eine Schwägerin zu schenken. Noch bevor dieses Jahrzehnt vorüber ist, will ich eine Nicht oder einen Neffen. Verstanden?“ Bombur nickte ihm zittrig zu und sah der Reihe nach in all die freundlichen Gesichter, die seinen Blick erwiderten und ihn anlächelten. Da Bombur schon immer schüchtern gewesen war, lief er angesichts der Tatsache, dass so viele bedeutende Leute hinter ihm standen, knallrot an. Sogar der König unter dem Berg nickte ihm zustimmend und ermutigend zu. Das alles war für einen Zwerg von derart bescheidener und einfacher Herkunft mehr als überwältigend. „Du wirst genau das Richtige tun, Bombur“, meinte der Hobbit. „Sei einfach du selbst und lass nicht zu, dass dein Bruder anfängt, ein Lied über Messer und Gabeln zu singen, dann werden sie dich alle lieben.“ Mit einem tiefen Atemzug nickte Bombur und ging auf die Tür zu, dicht gefolgt von seinem Vetter und seinem Bruder. „Also gut, lasst uns diese Angelegenheit mit dem vornehmen Abendessen angehen. Ich bekomme allmählich Hunger.“   .o°O°o. _____________________________ .o°O°o..O.o° °o.O¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯ O.o° °o.O. Kapitel 25: Kapitel 25 ---------------------- .o°O°o. _____________________________ .o°O°o..O.o° °o.O¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯ O.o° °o.O.   An Unexpected Addition – Unerwarteter Familienzuwachs   Teil 25   Autor:   karategal   Übersetzer:   Lady Gisborne   P16-slash   Inhalt:   [Autorisierte Übersetzung] Alle Zwerge überleben die Schlacht der fünf Heere, doch Bilbo muss ins Auenland zurückkehren, um sein altes Leben in Ordnung zu bringen und den Weg für ein neues Leben im Erebor zu ebnen. Ein Jahr später kehrt er mit einem vor kurzem verwaisten Frodo zum Einsamen Berg zurück. Thorin ist sich nicht ganz sicher, was er von diesem neuen, winzigen Zuwachs zu seiner Gemeinschaft halten soll.   Disclaimer:   Bei dieser Geschichte handelt es sich um eine autorisierte Übersetzung von karategals englischer Originalstory An Unexpected Addition. Die Charaktere und Orte gehören selbstverständlich Professor Tolkien bzw. seinen Erben und ich verdiene mit dieser Story bzw. Übersetzung kein Geld, sondern schreibe nur aus Spaß an der Freude. ^^   Link zur Originalstory:   An Unexpected Addition   Anmerkung:   Wie einige von euch vielleicht bemerken werden, habe ich mich bei der Übersetzung dieser Story ausdruckstechnisch etwas vom Original entfernt, was in diesem Fall aber beabsichtigt war. Zwar bemühe ich mich, wenn ich Geschichten übersetze, so nah wie möglich am Original zu bleiben, aber mir ist auch und vor allem wichtig, einen flüssigen und sinnvollen deutschen Text zu schreiben und die erwähnten Abweichungen habe ich in diesem Fall vorgenommen, weil ich hoffe, dass die Geschichte für euch dann „flüssiger“ ist und ihr mehr Spaß beim Lesen habt. ^^   ♔~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ♥ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~♔ „Das wird eine Wiederholung der Ereignisse in Beutelsend. Ich sehe es jetzt schon.“ Die gesamte Gemeinschaft, lehnte an den Türen zum Speisesaal und an jenen Abschnitten der Wand, in die Gucklöcher eingebaut worden waren. Bilbo, Thorin und die Frauen aus ihrer seltsamen Patchworkfamilie saßen auf den freien Sofas und Sesseln und sahen belustigt zu, wie alle ihre Gefährten versuchten, das Abendessen zu belauschen, mit dem Bombur um Hania warb. Die Kinder waren zu sehr damit beschäftigt, Muffins zu verspeisen und mit einem Puzzle zu spielen, um sich um dem sonderbaren Abendessen im angrenzenden Raum zu kümmern. Beinah eine Stunde war seit Hanias vergangen und die Unruhe der Gemeinschaft stieg inzwischen mit jeder Minute. „Wenigstens wird Bombur dieses Mal niemanden zerquetschen“, meinte Thorin grinsend. Er betrachtete nach wie vor die Entwürfe der östlichen Minen. „Und bislang waren auch noch keine Schreie und kein Krachen zu hören. Das ist immer ein gutes Zeichen.“ „Thorin hat versucht, meinen Gemahl von einem Ohr zum anderen aufzuschlitzen“, seufzte Dís. „Das war wirklich furchtbar, wenn man die Umstände bedenkt. Er hätte beinah mein Kleid ruiniert. Überaus ärgerlich.“ „Was hat er angestellt, um so etwas zu verdienen?“ „Ich kann mich nicht einmal mehr daran erinnern“, gestand die Prinzessin und warf ihrem Bruder, der halb belustig und halb verärgert war, einen zornigen Blick zu. „Zu diesem Zeitpunkt hatte es ihn bereits monatelang gereizt, Víli windelweich zu prügeln. Thorin hat nicht geglaubt, dass es irgendjemanden gab, der gut genug für mich ist.“ Schamlos zuckte Thorin mit den Schultern. „Keiner von ihnen war es, so einfach ist das.“ „Nun, ohne diesen riesigen Brocken blonder Dummheit, als den du Víli an seinen besseren Tagen gerne bezeichnet hast, hättest du Fíli und Kíli nicht“, entgegnete Dís. „Wenn ich nur daran denke, dass zwei erwachsene Zwerge sich dem jeweils anderen gegenüber derart unreif benehmen konnten. Oh, sieh mich nicht so an. Bis Fíli geboren wurde, hast du nicht einmal versucht, deine Abneigung zu verbergen und dann konnte ich dich nicht mehr dazu bewegen, mir meinen eigenen Sohn zurückzugeben!“ „Es ist für einen König vollkommen annehmbar, stolz seinen Erben zu zeigen“, schnaubte Thorin. „Und er war ein sehr kräftiges Baby, wenn du dich erinnerst.“ „Oh, ich erinnere mich äußerst lebhaft daran“, knurrte die Prinzessin. „Immerhin war ich es, die den großen Kopf unseres lieben Fíli aus ihrem überdehnten Körper gepresst hat und nicht du. Wirklich, Männer sind selbst zu ihren besten Zeiten nur ein Haufen Jammerlappen.“ Glóins Gemahlin nickte voller Mitgefühl. „Ja, ja. Ich habe beinah zwei ganze Tage gebraucht, um Gimli herauszupressen und dann hatte sein verdammter Vater die Nerven, einfach mit ihm davonzulaufen. Einer ist mir mehr als genug und wenn Glóin noch mehr Kinder will, wird er einen Weg finden müssen, das alles selbst zu machen. Vielleicht kann ihm dieser Zauberer dabei irgendwie helfen.“ „Kein Mann, der bei Verstand ist, würde das jemals tun“, meinte Bilbo, während er an sich hinuntersah. Der bloße Gedanke an eine Geburt genügte, um ihm Übelkeit zu verursachen und Bilbo war überaus erleichtert, dass er mit dem männlichen Geschlecht geboren worden war. „Ich habe meine Tanten und Cousinen niemals verstanden. Einige von ihnen haben mehr als zehn Kinder!“ Die beiden Frauen stöhnten auf, denn sie wussten, was das bedeutete. „Diese tapferen, tapferen Seelen. Gimli hat monatelang auf meiner Wirbelsäule gelegen. Und  dann erst seinen dicken Kopf herauszupressen…“ „Amad!“ „Was? Das war eine äußerst schwere Aufgabe“, erklärte Dala. „Und außerdem war nur ein wenig kleiner und leichter als ein Menschenbaby. Natürlich war er überaus gesund, aber ihn auf die Welt zu bringen, war eine Qual.“ „Und darum bin ich sehr erleichtert darüber, dass ich mit einem Glied geboren wurde“, meinte Fíli, der auf dem anderen Sofa saß. „Wir sind ein schlichter und offener Haufen, wir Männer. Weitaus weniger…schmerzgepeinigt, wenn ihr mich fragt.“ Thorin brummte nachdenklich. „Ich hätte nichts gegen eine Nichte einzuwenden gehabt…“ „Dann solltest du besser eine mysteriöse, lange verlorene Schwester finden, die diese ganze Arbeit für dich übernimmt“, erwiderte Dís und rümpfte würdevoll die Nase. „Oder einen anderen Halbling in Bilbos Familie, den du adoptieren kannst. Drei Jungen sollten mehr als genug für dich sein, teurer Bruder.“ „Ähm, nein, Frodo ist mehr als genug“, erwiderte Bilbo ohne zu zögern. „Und im Auenland kommt es nur sehr selten vor, dass kleine Hobbits zu Waisenkindern werden. Nein, Frodo wird sich wohl mit Fíli, Kíli und Gimli begnügen müssen. Und wie mir scheint, wird es ihm an Spielkameraden ohnehin nicht fehlen, bis die nächste Ladung Zwerglinge hinzukommt.“ „Onkel, sieh nur! Sieh nur! Donel hat mich tätowiert!“ Die Erwachsenen warfen einen Blick hinter das Sofa und ihre Augen weiteten sich, als sie sahen, dass alle drei Kinder mit schwarzer Holzkohle beschmiert waren. Jedes Stück entblößter Haut auf ihren Armen, Wangen, Händen und Füßen war mit Zeichnungen bedeckt, doch meisten dieser Skizzen waren zu verworren und kindlich, um in den Augen der Erwachsenen einen Sinn zu ergeben. Sie hatten die drei kaum eine Minute aus den Augen gelassen, doch das war offensichtlich mehr als genug Zeit für den Haufen kleiner Bengel gewesen, um die Holzkohle zu stehlen und sich selbst in kleine Dwalins zu verwandeln und dieselben Tätowierungen, die er auf dem Kopf trug, hatten sie nun auch alle auf der Stirn. „Jetzt sind wir wie Herr Dwalin“, verkündete Dwina mit einem stolzen Lächeln. „Aber ich glaube, die Tätowierung an Donels Finger ist falsch. Die Runen sehen irgendwie seltsam aus.“ „Immerhin habe ich es versucht“, verteidigte sich der Zwergling. „Deine waren sogar noch falscher. Und siehst du, sie sind genau wie die von Herrn Dwalin, nur die hier sind kleiner.“ Der kleine Junge lief zu der Stelle, an der die anderen Zwerge das Abendessen belauschten, mit dem Bombur um Hania warb, ergriff Dwalins Hände, die viel größer als seine eigenen waren und verglich die Finger des tätowierten Kriegers mit seinen eigenen, mit Holzkohle beschmierten Fingern. Von dem plötzlichen Auftauchen des winzigen Zwerges überrascht hob Dwalin den Jungen am Kragen seiner Tunika hoch und ließ ihn vor seinem Gesicht baumeln, um ihn näher betrachten zu können. Donel grinste ihn nur an, wobei er alle seine Zähne zeigte und streckte eifrig seine Arme aus, damit das Mitglied der königlichen Wache sie begutachten konnte. „Oh, du meine Güte, was hat er nun wieder angestellt?“ Donels Mutter stand in der Tür zum Zeichensaal und hatte die Hände in die Hüften gestemmt, während sie ihr ältestes Kind betrachtete, das nach wie vor in der Luft baumelte. Da sie eine scharfe Zunge hatte und außerordentlich vernünftig war, war Thana Im Laufe der vergangenen Wochen eine wertvolle Verbündete und offene Unterstützerin der Hobbits geworden und das besonders seit die Karawane aus den Blauen Bergen eingetroffen war. Obwohl sie den größten Teil ihres Lebens in Armut gelebt hatte, hatte Bilbo, als sich ihre Kinder eines Tages zum Spielen getroffen hatten, bemerkt, dass Thana eine fähige und sehr begabte Sprachgelehrte war. Anscheinend hatte sie sich als fahrende Händlerin und Handwerkerin auf den Ebenen im Osten  mit zahlreichen Sprachen vertraut gemacht, darunter Sindarin, Tyran, Ulgathig und Ioradja. Aufgrund ihrer obendrein makellosen Kenntnisse in Westron und Khuzdul hatte Bilbo nicht lange gebraucht, um den Zwergenkönig zu überzeugen, dass Thana sich als eine äußerst nützliche Beraterin erweisen würde. „Wie es scheint, habe sich unsere Kleinen im Tätowieren versucht“, meinte Bilbo und rieb mit seinen Fingern über das heillose Durcheinander auf Frodos Gesicht. „Glücklicherweise war es dieses Mal nur Oris Holzkohle, die ihre Haut abbekommen hat. Ugh, sie wird ganz rußig…“ „Donel, du weißt, dass du so etwas nicht tun solltest“, stöhnte die Mutter des Zwerglings. „Du wirst jetzt ein Bad nehmen müssen, bevor du zu Bett gehst. Und das Zeug ist sogar in deinen Ohren!“ „Nein, ich brauche kein Bad!“ „Nun, du bekommst eines, ob es dir gefällt oder nicht“, entgegnete Thana, nahm Dwina an die Hand und legte einen Stapel Papiere auf den Tisch. „Oh, hier sind sie, Eure Majestät. Ich bin heute Nachmittag mit der Übersetzung dieser Briefe fertiggeworden. Der Dialekt von Linerin ist sehr übersichtlich und einfach und deshalb würde ich ihn der Region Daldunair von Endor. Selbstverständlich sagt dieses Schreiben dasselbe.“ „Was steht sonst noch darin?“ fragte Thorin. „Ich selbst bin noch nie in Daldunair gewesen, aber ich weiß, dass der See dieser Region an einer sehr wichtigen Stelle liegt. Er befindet sich an einer der am meisten bereisten Handelsrouten Endors, östlich von Rycolis und meine Gemahl und ich sind bereits geschäftlich dorthin gereist. Das Schreiben scheint ein Interesse daran zu äußern, mit dem Erebor eine Handelsroute über Land zu gründen, aber es ist mir noch nicht gelungen, eine der genaueren Bedingungen herauszufinden. Doch wenn ich einige Morgen die Archive durchsuche, sollte ich bis zum Ende der Woche einige Resultate zutage fördern. Leider ist mein Linerin nicht mehr das, was es einmal war.“ „Du warst eine erstaunlich große Hilfe, Thana“, erwiderte der König, der vollauf damit beschäftigt war, einen aufgedrehten Frodo davon abzuhalten, seine eigenen Tätowierungen eingehend zu untersuchen. „Diese Briefe waren monatelang nichts als Staubfänger, da mir niemand einfiel, der in der Lage war, sie zu lesen. Balin war sehr erfreut darüber, dass wir endlichen einen Sprachgelehrten unter uns haben.“ Der älteste Zwerg, der nach wie vor an seinem Guckloch stand, hielt zustimmend seinen Daumen hoch. Sogar Dwalin war an seinen Platz zurückgekehrt, während Donel, mit einem resignierten Schmollen auf seinem mit Sommersprossen übersäten Gesicht, noch immer in seinem Griff baumelte. Alle Zwerge der Gemeinschaft hatten sich inzwischen an die drei winzigen Wesen gewöhnt, die ihnen in den vergangenen Tagen um die Füße gelaufen waren, deshalb war es zu einer allabendlichen Übung für sie geworden, den umherflitzenden kleinen Körpern auszuweichen. „Ich bin nur glücklich, dass ich mich nützlich machen kann, Eure Majestät“, antwortete Thana. „Nun muss ich mich um zwei schmutzige Zwerglinge kümmern und draußen wartet Dwinas Mutter auf uns. Donel! Hör auf, dort herumzubaumeln und lass Herrn Dwalin in Frieden. Überhaupt keine Manieren.“ „Warte nur noch einen kurzen Moment, Thana. Ich habe noch etwas für dich.“ Ein paar Minuten später beobachtete Bilbo, wie die rothaarige Zwergenfrau Dwina und Donel aus dem Saal führte und in ihren Armen zwei Apfelpasteten trug, die er früher an diesem Tag für die beiden Familien gebacken hatte. Dann wandte er sich wieder seiner eigenen Familie zu und lächelte beim Anblick von Frodo, der unaufhörlich auf den Zwergenkönig einredete. „Tut es weh, sich so etwas machen zu lassen?“ fragte der kleine Hobbit. „Donel hat nämlich gesagt, dass sein Papa letzte Woche eine neue Tätowierung bekommen hat, die ein paar Tage lang sehr rot und entzündet aussah. Wenn ich an seiner Stelle wäre, würde ich nicht wollen, dass es wehtut.“ „Das wird kein Problem werden“, entgegnete Bilbo, „weil dieses kleine Hobbitkind niemals irgendeine Tätowierung oder irgendein Piercing bekommen wird. Bei uns wird so etwas einfach nicht gemacht. Überhaupt nicht.“ Einige Tage zuvor hatte Frodo einen ganzen Nachmittag und einen ganzen Abend mit dem König verbracht, während Bilbo unten in der Bibliothek gemeinsam mit Dhola und Ori an ihren neuesten Landkartenprojekten gearbeitet hatte. Einen Teil dieses Abends hatte ein Bad eingenommen, in dessen Verlauf Frodo sämtliche Piercings und Tätowierungen zu sehen bekommen hatte, die für die Zwerge ein Teil ihrer Kultur waren. Als normales Hobbitkind aus dem Auenland hatte Frodo niemals zuvor in seinem Leben einen derartigen Körperschmuck gesehen und die unmittelbare Folge war gewesen, dass der Halbling von den kompliziert aussehenden Kunstwerken und Metallgebilden fasziniert gewesen war, die die Körper der Zwerge schmückten und hatte jedes einzelne Mitglied der Gemeinschaft gebeten, ihm ihren Körperschmuck zu zeigen und ihm dessen Bedeutung zu erklären. Natürlich waren einige dieser …Dinge nicht für die Augen eines Hobbitkindes bestimmt, weshalb Bilbo ein Machtwort gesprochen und seinem Neffen gesagt hatte, dass er die älteren Zwerge mit diesem Thema in Ruhe lassen sollte. „Das kommt darauf an“, erwiderte der König. Bislang hatte er Bilbos hobbittypische Entrüstung in dieser Angelegenheit ignoriert und jede Frage, die Frodo ihm stellte, eingehend beantwortet. „Bei einigen vergeht der Schmerz schnell, aber bei anderen kann er wochenlang andauern. Diejenigen, die sich am weitesten unten befinden, neigen dazu, sich am schlimmsten anzufühlen. Nicht wahr, Dwalin?“ „König oder nicht, ich werde dich von der Mauer stoßen, wenn du…“ Doch Thorin grinste seinen ältesten Freund nur an. „Siehst du, er grämt sich noch immer darüber. Er hat gewimmert wie ein Baby und noch wochenlang, nachdem er sein…“ „Thorin!“ In dem Blick, den sein Auserwählter ihm zuwarf, war nicht das geringste Bedauern zu erkennen und Bilbo wusste, dass er mit seinem haarigen Fuß noch kräftiger würde auftreten müssen, um Thorin in dieser Angelegenheit zur Vernunft zu bringen. Bilbo hatte nichts dagegen, dass Frodo in viele Aspekte der zwergischen Kultur mit eingebunden wurde, doch ihre Vorliebe für Tätowierungen und Piercings war eine Sache, an der Bilbo Frodo unter keinen Umständen erlauben würde, teilzunehmen. Thorin und seine Gefährten konnten mit ihren tätowierten Körpern und gepiercten…Körperteilen herumstolzieren, aber Hobbits taten so etwas einfach nicht. Zwar ließen sich einige der Hobbitdamen aus guter Familie in den Zwiensjahren ihre Ohrläppchen piercen, doch alles, das über zwei schlichte Ohrstecker hinausging, war im Auenland sehr, sehr skandalös. „Wusstest du, dass auch wir Zwergendamen tätowiert sind, Frodo?“ fragte Dís. „Wenn auch nicht auf dieselbe Art, wie unsere Männer. Wir bekommen unsere Tätowierungen an einer bestimmten Stelle unseres Körpers, um die Bedeutsamkeit unserer Familien zu symbolisieren.“ „Wirklich?“ fragte Frodo, der inzwischen auf Thorins linker Schulter saß und die auf dem oberen Rücken des Königs eintätowierten Runen mit dem Finger nachfuhr. „Und wo sind sie?“ „Wir bekommen sie an unserer Wirbelsäule entlang“, erklärte Dís und zog den kleinen Hobbit unter Thorins Hemd hervor, in das er sich einmal mehr halb verkrochen hatte. „Eine komplizierte Rune, die alle Namen unserer engsten Verwandten darstellt. Das ist viel schöner, als die Tätowierungen, die ein männlicher Zwerg im Laufe seines Lebens bekommt. Qualität geht über Quantität, könnte man sagen. Außerdem haben wir weniger Haare auf dem Rücken und deshalb kann man sie auch wirklich sehen.“ Diese Erklärung faszinierte Bilbo ein wenig. „Das wusste ich überhaupt nicht, aber ich vermute, es ergibt Sinn, dass ihr ebenfalls Tätowierungen bekommt. Sind es nur eure Familiennamen?“ Dís nickte. „Immer. Es ist ein Ausdruck unserer Liebe zu ihnen.“ „Darf ich sie sehen?“ fragte Frodo, der im Laufe der vergangenen Wochen in der Nähe von Thorins Schwester sehr viel entspannter geworden war, was vor allem daran lag, dass sich Dís all nur erdenkliche Mühe gegeben hatte,  sich dem kleinen Hobbit nach dem furchtbaren Schrecken, den sie ihm eingejagt hatte, anzunähern. „Sind sie auch schwarz, so wie die anderen?“ „Wenn du die Tätowierungen meines Bruders und die von Dwalin meinst, dann sind sie schwarz mit ein wenig roter Farbe darin“, erklärte Dís. Sie gab Bilbo durch ein Zeichen zu verstehen, dass er ihr folgen sollte, bevor sie zur Tür des Zeichensaales hinüberging und auf den Gang verschwand. „Ich glaube, nun brauche ich wirklich ein Bad. Möchtest du sie jetzt sehen?“ Frodo nickte und fuhr fort, weiterhin eifrig über alles zu reden, was ihm in den Sinn kam Es war sehr lustig anzusehen, wie einfach der kleine Junge zu manipulieren war, wenn seine Neugier erst einmal geweckt war und Bilbo hatte dies zu seinem Vorteil ausgenutzt, wenn um das Baden, um Mahlzeiten und Schlafenszeiten ging. Und wie es schien, war die Prinzessin ebenfalls recht erfahren in der Kunst, Kinder auf diese Weise zu führen. Immerhin war es die Mutter von Fíli und Kíli, über die er hier sprach. „Würdest du die Schlafbekleidung für ihn bereitlegen?“ fragte Dís, als sie Bilbos Gemächer erreichten. „Um alles andere kümmere ich mich, damit du zu den anderen zurückkehren und dich für den Rest des Abends ausruhen kannst. Erfreue dich an den Geschichten über Bomburs Werbeabendessen.“ „Danke“, erwiderte der Hobbit mit einem erleichterten Lächeln. Er gab Frodo einen kurzen Kuss auf jede seiner verschmierten Wangen und begleitete Dís anschließend in den Waschraum. „Sein gesamtes Badespielzeug und der Badeschaum stehen am linken Rand der Wanne. Im Laufe der letzten Wochen haben wir auch an seinem Hundepaddeln gearbeitet, weil wir einen Fluss in der Nähe haben und so weiter.“ „Eine sehr kluge Idee“, stimmte ihm die Prinzessin zu. „Nun, mein Kleiner, wollen wir doch einmal sehen, welche Fortschritte du bei deinen Lehrstunden in Khuzdul gemacht hast. Alle meine Tätowierungen sind darin geschrieben…“ Bilbo suchte einen warmen Schlafanzug für den Winter heraus, den Ori einige Tage zuvor für Frodo angefertigt hatte, als sich das Hobbitkind über die kalte Luft im königlichen Flügel beklagt hatte. Seitdem hatte jeden Morgen neue Winterkleidung auf Bilbos Bett gelegen und jedes einzelne Stück war eigens für den winzigen Körper des Hobbits entworfen worden. Er legte das mit Stickereien verzierte Nachthemd zusammen mit der Hose auf einen Tisch vor der Tür des Waschraumes und kehrte anschließend in den Zeichensaal zurück, wo alle Freunde ungeduldig auf Neuigkeiten von Bombur warteten. Anscheinend war das Abendessen während Bilbos kurzer Abwesenheit zu Ende gegangen, denn Bofur prahlte bereits laut mit einer großen Zukunft voller Nichten und Neffen, die vor ihm lag. „Demnach ist das Abendessen gut verlaufen?“ fragte Bilbo und setzte sich neben Thorin und Fíli auf das gegenüberliegende Sofa. „Wo ist Bombur?“ „Dem Klang von Bofurs und Bifurs Prahlerei nach zu urteilen, ist es ehr gut verlaufen“, antwortete Thorin und legte einen Arm um seinen Hobbit. „Ihre Familie ist von Bombur und seinem Rang innerhalb der Gemeinschaft sehr beeindruckt. Natürlich war der persönliche Segen des Königs unter dem Bergen und seiner Erben wahrscheinlich ebenfalls hilfreich.“ „Ah, deswegen siehst du also so selbstzufrieden aus“, meinte Bilbo und als Thorin seine Nase sanft mit der seinen anstupste, erwiderte er die Geste glücklich. Neben ihnen gab Fíli ein würgendes Geräusch von sich. „Ohhh, hör auf damit, kleiner Löwe. Immerhin hast du deinen Teil hierzu beigetragen.“ Inzwischen hatte der Hobbit gelernt, dass es in der Kultur der Zwerge weitaus üblicher war, in der Öffentlichkeit Zuneigung zu bekunden, indem man die Nasen aneinander rieb, als dass man einander auf den Mund küsste. Wie es schien, wurden Küsse beinah ausschließlich für intime Momente aufbewahrt, was vor allem an den Spangen und den Verzierungen lag, die in sie eingearbeitet waren. Laut Thorin war es bereits vielen Zwergenpaaren passiert, dass sich ihre Spangen ineinander verhakt hatten, was für jeden erwachsenen Zwerg eine äußerst unangenehme Situation war. Doch der König hatte ebenso schnell beteuert, dass so etwas für sie kein Problem darstellte. „Ich weiß“, stöhnte der älteste Prinz. Nach wie vor schläfrig und träge durch die Wirkung des Schmerztonikums lehnte sich Fíli an seinen Onkel. „Aber es wirklich mit eigenen Augen zu sehen ist trotzdem angsteinflößend. Immerhin bin ich ein leicht zu verstörender Zwerg.“ Bilbo lachte. „Bist du dir sicher, dass er und Kíli keine Zwillinge sind?“ „Ganz sicher sogar“, versicherte ihm der König. „Ich habe äußerst lebhafte Erinnerungen daran, wie meine Schwester bei zwei vollkommen unterschiedlichen Gelegenheiten versucht hat, mir die Finger zu brechen.“ „Das ist sehr oft.“ „Die jeweilige Situation hat es erforderlich gemacht“, entgegnete Thorin mit einem entschlossenen Nicken. „Und dieser Dummkopf hier unten hat mich bei seiner Geburt fast das Leben gekostet. Meine arme Hand war…“ „Eure Majestät!“ Alle Anwesenden verstummten, als einer von Noris Männern in den Saal eilte, ohne auch nur anzuklopfen und dicht gefolgt von mehreren königlichen Wachen. Er verbeugte sich tief und erklärte sich gleich darauf schnell dem gerade noch überglücklichen Haufen Zwerge. „Die Hautwechsler stehen vor dem Haupttor. Ich fürchte, es ist dringend.“   .o°O°o. _____________________________ .o°O°o..O.o° °o.O¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯ O.o° °o.O. Kapitel 26: Kapitel 26 ---------------------- .o°O°o. _____________________________ .o°O°o..O.o° °o.O¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯ O.o° °o.O.   An Unexpected Addition – Unerwarteter Familienzuwachs   Teil 27   Autor:   karategal   Übersetzer:   Lady Gisborne   P16-slash   Inhalt:   [Autorisierte Übersetzung] Alle Zwerge überleben die Schlacht der fünf Heere, doch Bilbo muss ins Auenland zurückkehren, um sein altes Leben in Ordnung zu bringen und den Weg für ein neues Leben im Erebor zu ebnen. Ein Jahr später kehrt er mit einem vor kurzem verwaisten Frodo zum Einsamen Berg zurück. Thorin ist sich nicht ganz sicher, was er von diesem neuen, winzigen Zuwachs zu seiner Gemeinschaft halten soll.   Disclaimer:   Bei dieser Geschichte handelt es sich um eine autorisierte Übersetzung von karategals englischer Originalstory An Unexpected Addition. Die Charaktere und Orte gehören selbstverständlich Professor Tolkien bzw. seinen Erben und ich verdiene mit dieser Story bzw. Übersetzung kein Geld, sondern schreibe nur aus Spaß an der Freude. ^^   Link zur Originalstory:   An Unexpected Addition Anmerkung:   Wie einige von euch vielleicht bemerken werden, habe ich mich bei der Übersetzung dieser Story ausdruckstechnisch etwas vom Original entfernt, was in diesem Fall aber beabsichtigt war. Zwar bemühe ich mich, wenn ich Geschichten übersetze, so nah wie möglich am Original zu bleiben, aber mir ist auch und vor allem wichtig, einen flüssigen und sinnvollen deutschen Text zu schreiben und die erwähnten Abweichungen habe ich in diesem Fall vorgenommen, weil ich hoffe, dass die Geschichte für euch dann „flüssiger“ ist und ihr mehr Spaß beim Lesen habt. ^^   ♔~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ♥ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~♔ „Jetzt ziehst du die linke Strähne über die obere Strähne. Siehst du, das war es schon.“ Die Mitglieder der Gemeinschaft waren alle ihrer eigenen Wege gegangen, sobald die Angelegenheit mit den eiligen, von Raben gesendeten Botschaften, den nackten Hautwechslern und einer geradezu lächerlichen Anzahl gefangengenommener Verräter zu Thorins Zufriedenheit geregelt worden war. Bilbo hatte beinah eine Stunde damit verbracht, Dís dabei zu helfen, ihren ältesten Sohn zurück in seine Gemächer zu befördern, wobei dessen Krücken jedoch ständig an Teppichkanten und winzigen Geröllstückchen hängengeblieben waren, die bei der Grundreinigung der Haupthallen des Erebor übersehen worden waren. In der Stadt gab es nach wie vor sehr viel Arbeit, denn unter anderem war der Wiederaufbau der Gehwege, der unteren Gänge und der in der Mitte gelegenen Böden war sehr aufwändig. Es würden noch mindestens einige weitere Jahrzehnte sorgfältiger, ununterbrochener Arbeit vonnöten sein, um dem Einsamen Berg wieder zu seiner einstigen Pracht zu verhelfen. „Zieh die Strähne hier unten über die Strähne in deiner anderen Hand“, erklärte Thorin und in seiner Stimme schwang eine Geduld mit, die er selbst in seinem Privatleben selten an den Tag legte. „Zieh sie an den Enden etwas fester, um sie straff zu halten und binde sie dann hiermit fest.“ „Du hast zuviele Haare“, meinte Frodo. „Wie ein Bär. Oder wie Bauer Maggots Bluthunde, wenn sie gebadet wurden. Das macht sie irgendwie struppig. Ah!“ „Hier, versuch es noch einmal. Aber halte die Enden dieses Mal sehr gut fest, in Ordnung?“ „Ich glaube, dein Haar mag mich nicht.“ Thorin lachte. „Das ist in Ordnung, ich glaube, mich mag es die Hälfte der Zeit auch nicht. Oder Fíli und Kíli. Meinen jüngeren Bruder und meine Schwester auch nicht. Als sie versucht haben, es zu kämmen und zu flechten, haben sie allesamt verknotete Büschel herausgerissen. Aber Kíli ist der schlimmste von allen. Weißt du, er hat einen sehr, sehr guten Grund dafür, sein Haar immer ungeflochten zu tragen.“ „Ich habe einmal Marmelade in meinen Haaren gehabt“, erzählte Frodo und streckte vor Konzentration seine rosige Zunge heraus, während er versuchte, Thorins Haar zu flechten. „Mama hat es abgeschnitten, weil sie das klebrige Zeug nicht herausbekommen konnte. Aber ich fand, dass es lecker gerochen hat.“ „Es ist nicht gesund, deine Haare zu essen, Kleiner.“ Thorin beugte sich vor, damit der kleine Hobbit die Haare hinter seinen runden Ohren erreichen konnte und seine großen Hände stützten Frodo, als dieser die Brust des Königs förmlich hinaufkrabbelte. „Ich kann mir vorstellen, dass es außerdem einige unangenehme Verdauungsstörungen hervorrufen würde und ich versichere dir, dass in dieser Gemeinschaft viele Verdauungsbeschwerden umgehen, besonders, wenn Bombur im Raum ist.“ „Und Glóin“, kicherte Frodo und breitete seine Arme aus, um Thorin zu zeigen, wie groß ihm der Pups erschienen war. „Letzte Woche hat er einen riesigen, stinkenden Pups fahren lassen. Er hat gerochen wie Onkel Rory, nachdem er Tante Menegildas Bohnensuppe gegessen hat. Ekelhaft.“ „Warum überrascht mich das nicht?“ grübelte der König. „Ah, ah, sei vorsichtig mit dem Bart. Er ist ziemlich empfindlich, bis er ein paar Zentimeter gewachsen ist. Komm, schau mir zu, wie ich es mache. Die Strähnen müssen viel kleiner sein, bis er ein wenig länger geworden ist, aber mir ist es an den letzten paar Abenden gelungen, einen kleinen Zopf zu flechten. Aber er ist recht erbärmlich im Vergleich im Vergleich zu dem geflochtenen Bart, den ich vor Smaugs Angriff getragen habe.“ „Ich mag deinen Bart, wie er jetzt ist“, entgegnete Frodo. „Er ist ganz flauschig. Wie ein Pfirsich.“ Bilbo, der gerade in der Tür zum Waschraum stand und das Geschehen von dort aus heimlich beobachtete, konnte sein Lachen kaum unterdrücken. Bereits vor einer halben Stunde hatte der Hobbit sein Bad beendet, doch der Anblick von Thorin, der auf seinem Bett lag und einen neugierigen und zugleich schläfrigen Frodo auf seinem Schoß hatte, war für Bilbo zu schön gewesen, um diesen Moment zu unterbrechen. Frodo hatte es sich auf Thorins breiten Oberschenkeln gemütlich gemacht und flocht nun aufmerksam die schwarze Haarmähne des Zwergenkönigs, während Thorin ihm genau erklärte, was ein Hautwechsler war und wie sie dem Erebor auf lange Sicht nützlich sein konnten. Intelligent und aufmerksam wie immer stellte Bilbos Neffe genau die richtigen Fragen zu genau der richtigen Zeit und bestätigte damit ganz und gar den Verdacht des älteren Hobbits über die Schläue, die sich hinter diesen unschuldigen, babyblauen Augen verbarg. Er würde in Zukunft sehr gut auf den kleinen Jungen aufpassen müssen, wenn sich dieser in Noris Nähe aufhielt. „Wie ein Pfirsich? Also, das ist einfach grausam“, erwiderte Thorin anklagend und trotz des scherzenden Tonfalls in seiner Stimme war sein Gesichtsausdruck immer noch genauso gleichmütig wie immer. „Wir Zwerge sind mehr wie…“ „Zwiebeln! Du bist eine großartige Zwiebel.“ Der Zwergenkönig hatte offensichtlich genug von diesen Beleidigungen, denn er krümmte drohend seine dicken Finger, bevor er mit ihnen die empfindlichen Seiten des Hobbitkindes angriff. Frodo keuchte erschrocken auf und fuchtelte mit den Händen in der Luft herum, bis sie schließlich auf Thorins großer Nase trafen und sich anschließend weigerten, sie wieder loszulassen, bis der Kitzelangriff aufhörte. Thorin, der niemals einen Kampf aufgab, beugte sich hinunter und pustete auf Frodos weichen Bauch, worauf der kleine Junge schrill aufheulte und kicherte und dem König mit seiner winzigen Faust einen Schlag genau auf den Kopf verpasste. Und dann traf er mit seinen haarigen Füßen jeweils eines von Thorins Ohren, worauf der Zwerg vor Überraschung seitwärts vom Bett fiel und sich im Fallen auf den Rücken drehte, um Frodo davor zu bewahren, auf dem Boden aufzuprallen. „Störe ich euch bei irgendetwas?“ Der Zwerg und das Hobbitkind sahen von Boden aus kopfüber zu Bilbo hinauf und ihre Augen weiteten sich erstaunt, dass sie von einem frisch gebadeten Hobbit in einem karierten Bademantel auf frischer Tat ertappt worden waren. Thorin reagierte als erster und als er Frodo auf das Bett setzte und sich anschließend neben ihn stellte, schlich ein Hauch von Schamesröte über seine Wangen. Natürlich hielt diese Stimmung nicht lange an, denn der kleine Junge stürzte sich sofort wieder in Thorins Arme und kletterte an dem schroffen König empor, wie er es mit einer Eiche getan hätte, die am Ufer des Flusses Brandywein wuchs. „Du bleibst heute Nacht hier, nicht wahr?“ fragte Frodo, der sich an den Zwerg geklammert hatte wie ein Faultier und sich in dem dichten Haar des Königs regelrecht vergraben hatte. „Ich bin auch artig, wenn du hierbleibst. Onkel Bilbo freut sich immer, wenn du hierbleibst. Und Rupert auch.“ Thorin blinzelte ihn nur stumm an. „Und ich werde dieses Mal nicht deine Haare durcheinanderbringen“, versprach der kleine Hobbit und schien sich bei diesen Worten sogar noch fester an Thorins Hals zu klammern. „Oder dir wieder einen Schlag auf dein Auge verpassen. Oder auf die Nase. Ich verspreche es. Und Rupert auch.“ Thorin starrte ihn weiterhin nur stumm an. „Ehrlich gesagt, bin ich überrascht, dass du immer noch stehst“, lachte Bilbo und trat vor, um seine Nase an Thorins rauen Wangen zu reiben. „Ich meine, können diese Augen auch nur noch ein Stückchen größer werden? Ich glaube wirklich nicht, dass die Welt das ertragen könnte.“ „Welche Augen?“ „Oh, wage es nicht, auch nur zu versuchen, dich in dieser Hinsicht dumm zu stellen“, schnaubte Bilbo und drohte mit dem Finger. Er hatte sich inzwischen eng an seinen Auserwählten geschmiegt und nahm zufrieden etwas von der intensiven Wärme auf, die von Thorins Körper ausging, der so heiß wie eine Schmiede war. „Du weißt genau, was du mit diesen Rehaugen erreichen kannst, mein Junge.“ „Du bist verrückt, Onkel.“ „Nun, die Mehrheit des Auenlandes würde dir zustimmen.“ Mit diesen Worten beugte sich Bilbo weiter vor, um etwas in Thorins rundes Ohr zu flüstern. „Er schläft besser, wenn du in der Nähe bist, denn er glaubt nicht, dass ihn die Zwerge aus Rhûn erwischen können, wenn du in demselben Raum wie er bist. Und kein weinendes Kind mehr um mich zu haben, hat während der letzte Woche wahre Wunder für meine geistige Gesundheit bewirkt.“ „Ich sehe keinen Grund, warum ich nicht bleiben sollte, wenn es das ist, was du willst…“ Nach dem Zwischenfall mit der Entführung war Frodo sehr anhänglich geworden und hatte hartnäckig darauf bestanden, dass immer ein Mitglied der Gemeinschaft in Sichtweite war oder dass er am Nachmittag auf Bombur ein Nickerchen machte. Bilbo konnte ihm deswegen keinen Vorwurf machen, sah Bomburs riesiger Bauch doch recht gemütlich aus. Aber die dunkleren Stunden waren die schlimmsten gewesen und Frodos Albträume waren mit aller Macht zurückgekehrt, als er endlich gerade begonnen hatte, darüber hinwegzukommen, dass Drogo und Primula ertrunken waren. Und Bilbo hatte Thorin einige Tage zuvor erklärt, dass dies ein normales Verhalten für ein traumatisiertes Hobbitkind war und besonders für ein so junges wie Frodo. Hobbits waren ein robustes Volk, doch sie waren weder dafür geschaffen noch fühlten sie sich geneigt, den harten Lebensstil zu leben, der unter den Zwergen an der Tagesordnung zu sein schien. Deshalb hatte Bilbo den Zwergen deutlich zu verstehen gegeben, dass Frodo kein Zwergling war und ein wenig zusätzliche Fürsorge brauchen könnte, wann immer sich etwas besonders hobbituntypisches in der Stadt abspielte. „Also, dann wäre das geregelt“, sagte Bilbo, bevor er die Decken zurückschlug und auf das große Himmelbett sprang. „Nun, Frodo hätte schon seit einer Stunde im Bett sein sollen und ich würde ihn wirklich gerne wieder an unseren Tagesablauf gewöhnen. Also beeilt euch.“ „Darf ich vorher eine Gutenachtgeschichte hören?“ bettelte Frodo. Thorin kroch mit Frodo in seiner rechten Armbeuge unter die Decken und legte den kleinen Hobbit zwischen in ihre Mitte, um ihn noch mehr gegen die Dunkelheit zu schützen. Die Rücksichtnahme seines Auserwählten entlockte Bilbo ein Lächeln, denn sie erinnerte ihn einmal mehr daran, dass Thorin nun seit bereits mehreren Jahrzehnten die Rolle des Onkels mütterlicherseits und die der Vaterfigur für seine Neffen übernahm. Der kleine Hobbit kuschelte sich an den warmen Körper des Königs und nahm glücklich seinen ausgestopften Bären von Bilbo entgegen, bevor er sich gänzlich in Thorins aufgeknöpftem Hemd verkroch. Und dann, wie es zu ihrem abendlichen Ritual geworden war, lehnte sich Bilbo mit dem Rücken gegen die Kissen, um mit der Märchenstunde zu beginnen. „Welche Geschichte möchtest du heute Abend gerne hören?“ Obwohl er immer und immer wieder wie ein verstimmter Babyotter gähnte, besaß Frodo nach wie vor die Dreistigkeit, den Zwergenkönig hinterlistig anzugrinsen. „Die über den Elbenkönig und eure Flucht in den Fässern. Das ist eine meiner Lieblingsgeschichten.“ „Er ist ein fieses Kind, Bilbo.“ „Das hast du erst jetzt bemerkt?“ lachte der ältere Hobbit. „Er manipuliert euch alle nun schon seit Monaten, aber ihr seid einfach zu leichtgläubig gewesen, um es zu bemerken. Gimli ist fest davon überzeugt, dass ihr allesamt unter einem bösen Zauberbann steht oder hypnotisiert wurdet. Er murmelt immer wieder irgendetwas über magische Füße und was nicht noch alles, der arme Junge.“ „Gimli kann wirklich gut furzen“, schnaubte Frodo. „Es stinkt ekelhaft.“ „Nun, das, ähm, ist gut zu wissen“, gab Bilbo mit einem gequälten Lächeln zurück. Thorin versuchte nicht einmal, sein leises, tiefes Lachen vor dem kleinen Hobbit zu verbergen. „Ich vermute, es ergibt Sinn, dass…noch etwas anderes als rotes Haar, ein feuriges Temperament und eine ausgeprägte Liebe zum Geld in dieser Familie liegt. Diese Brüder waren schon immer sehr gasig.“ „Dwalin hat auch seine Momente.“ Bei diesen Worten lachte Bilbo, erstaunt über ihr Gesprächsthema. „Also, das finde ich schwer zu glauben, andererseits aber auch sehr glaubwürdig. Wie hast du das herausgefunden?“ Ich habe mir mehrere Dutzend Jahre lang ein Zelt oder ein Zimmer in einem Gasthaus mit ihm geteilt“, erwiderte Thorin mit einem übertriebenen Schaudern. Frodo kicherte in seine Halsbeuge und stupst die halbkahlen Stellen an, mit denen die Brust des Zwerges nach wie vor übersäht war. „Dank Balins Einfluss ist er normalerweise recht gesittet, aber sobald er eine oder zwei Stunden lang Met getrunken hat, kannst du dich glücklich schätzen, wenn du dich mit ihm im selben Raum aufhältst und mit vollkommen unversehrten Nasenhaaren davonkommst.“ „Dann werde ich dafür sorgen, dass ich zwergische Tavernen und die Trinkspiele der Gemeinschaft von nun an meide“, gab der Hobbit zurück. „Auf unserer Reise habe ich das eine oder andere über das Verdauungssystem von Zwergen gelernt und ich würde es vorziehen, nicht noch mehr darüber zu lernen, vielen Dank.“ „Du lebst mit Fíli und Kíli zusammen“, erinnerte der König ihn. „Es gibt kein Entkommen vor den stinkenden und ungehobelten Aspekten der Zwergenkultur, wenn sie in der Nähe sind und man ihnen zusehen muss. Trotzdem haben sie sich im Laufe des letzten Jahres ein wenig gebessert.“ „Nicht im Privatleben.“ Thorin lächelte und beugte sich vor, um seine Nase an Bilbos zu reiben. „Nein, das nicht. Aber alle ihre kindischen Eskapaden zeigen nur, wie sehr sie dir zu vertrauen und dich zu lieben begonnen haben. Sowohl die Reise als auch die Lebensumstände im Erebor haben sie in der Öffentlichkeit sehr viel zurückhaltender gemacht, besonders, wenn es um den Rat oder um Neuankömmlinge geht. Du würdest sie kaum wiedererkennen.“ „Ich hoffe, sie werden niemals das Bedürfnis haben, sich mir gegenüber wie biedere Erwachsene zu benehmen“, gab der Hobbit mit einem schuldbewussten Lächeln zu. „Mir sind ihre Albernheiten und ihre eigentümlichen Persönlichkeiten viel lieber, als das, was Politik und Intrigen in Zukunft unweigerlich aus ihnen machen werden. Das Auenland und die Unschuld, die es verkörpert, werde ich wohl scheinbar nie ganz loswerden.“ „Und ich hoffe, dass das niemals geschehen wird“, erwiderte Thorin und beugte sich vor, um Bilbo innig auf den Mund zu küssen. „Ich habe mich in Bilbo Beutlin aus Beutelsend und dem Auenland verliebt und nicht in irgendeinen Zwerg aus den Ered Luin, der Gold oder Edelsteine liebt. Meine Neffen lieben dich dafür. Die Gemeinschaft liebt dich dafür. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass meine Schwester dich dafür wenigstens mag. Aber das ist bei ihr manchmal wirklich schwer zu sagen, wenn es um solche Dinge geht.“ „Sie scheint Frodo ohne jeden Zweifel zu mögen.“ Beide sahen auf das kleine Kind hinunter, das irgendwann zwischen ihrem Gespräch über die Pupsgewohnheiten der Gemeinschaften und dem ernsteren, in das sie im Augenblick verwickelt waren, eingeschlafen war. Frodo hatte sich an Thorins breiter Brust zu einem kleinen Ball zusammengerollt und seinen rechten Arm um Rupert geschlungen, während sich die andere in dem dichten Nest aus Haaren vergraben hatte, das Thorins Brustkorb bedeckte. Ein ebenso haariger Bizeps lag als notdürftiges Kissen unter Frodos Lockenkopf und die eisige Winterkälte in den Tunneln des Berges wurde von seiner persönlichen Zwergenheizung bis an die Kanten des Bettes vertrieben. Und dem sentimentalen Lächeln nach zu urteilen, dass sich über Thorins strenges Gesicht ausbreitete, schien der Zwergenkönig die unterschiedlichen Verpflichtungen, die eine solche Stellung mit sich brachte, voll und ganz anzunehmen. „Ich glaube, sie könnte versuchen, ihn zu entführen“, warnte Thorin ihn. „All ihrer sturen Schroffheit zum Trotz hegte meine Schwester schon immer eine tiefe Zuneigung zu Kindern. Ich habe den Verdacht, dass sie sogar ein Elbenkind aufnehmen würde, wenn es nötig wäre.“ „Solange sie ihn mir irgendwann zurückgibt, darf deine Schwester dieses kleine Hobbitkind nach Herzenslust entführen“, meinte Bilbo. „Ich hatte nie die Absicht, Vater zu werden, deshalb ist es sehr gut, endlich jemanden mit wirklicher Erfahrung darin zu haben, wie man Kinder aufzieht. Außer dir und Glóin jedenfalls, aber  es nicht gerade ein Erziehungsgrundsatz bei Hobbits, ungezogene Kinder mit Steinen zu bewerfen.“ Thorin zuckte mit den Schultern. „Bei Kíli hat es immer funktioniert.“ „Siehst du, genau diese Äußerung ist der Grund, warum ich Frodo immer in Doris oder Bofurs Obhut gebe, wenn ich in den Archiven beschäftigt bin“, entgegnete Bilbo. „Zwerglinge haben harte Schädel, kleine Hobbits haben weiche Bäuche und Köpfe und… was tust du da?“ „Ich befestige deine zweite Verlobungsspange“, antwortete Thorin und hielt eine kleine, runde Silberspange hoch, in die auf jeweils einer Seite die komplizierten Umrisse einer Landkarte und eines alten Zwergenbuches eingraviert waren. Die runenähnliche Schrift, die sich um die beiden Abbildungen schlängelte, war mit Splittern des Arkensteins geschmückt, die in dem warmen Kerzenlicht auf dem Nachttisch glitzerten und funkelten. „Ich habe Mithril, Silber und Platin  verwendet, um sie zu schmieden.  Die Splitter stammen aus der Zeit, in der der Arkenstein zum ersten Mal auf dem persönlichen Schnitztisch meines Großvaters geschliffen wurde. Der Gemahl des Königs unter dem Berge verdient nur die besten Steine, die ihm der Erebor zu bieten hat.“ Bilbo blinzelte. „Warte, hast du gerade Gemahl gesagt?! Ich meine, nun, äh, müsste ich nicht ein richtiger Zwerg sein, um den Gemahl zu werden? Oh weh, ein Hobbit als königlicher Gemahl?! Das ist einfach nicht möglich! Ich habe keine Ahnung, was ich zu tun habe und würde wahrscheinlich irgendjemanden mit einer Bemerkung über seinen Bart beleidigen, wie es Prinz Legolas bei Glóins Gemahlin passiert ist und dann würde ich ein Messer in den Rücken bekommen, weil ich nicht…“ Mit einem Kuss brachte Thorin den Redeschwall seines Hobbits zum Verstummen. „Nachdem wir die Heimat unserer Vorväter zurückerobert haben, könnte ich verkündeten, dass mein auserwählter Gemahl der Esel eines Bauern ist und keiner von Durins Volk würde sich deshalb gekränkt fühlen. Nun ja, zumindest nicht öffentlich. Und selbst wenn es bezüglich deines Volkes Missbilligung geäußert werden sollte, hat meine Schwester bereits dafür gesorgt, dass ich Thronerben habe und ein weiblicher Zwerg neben dem Thron sitzen wird, bis der Tod mich nimmt. Niemand von Durins Volk würde den Erebor wieder seine Heimat nennen, wenn deine furchtlosen Taten gegenüber Smaug und meiner eigenen, goldbesessenen Dummheit nicht gewesen wären.“ „Oh, es war eine ganze Menge Furcht im Spiel“, widersprach  Bilbo und nahm glücklich jeden einzelnen Nasenstupser und Kuss an, die Thorin ihm gab. „Aber während dieser letzten paar Tage warst du ziemlich unerträglich, das kann ich dir versichern.“ „Und was das Erdolchen betrifft“, fuhr Thorin fort, „ich bin mir ziemlich sicher, dass Nori und sein Netzwerk von Gehilfen jedem Verräter ein Messer in den Rücken gerammt und anschließend gedreht hätten, bevor sie auch nur in den Raum gelangen könnten, in dem du dich aufhältst.“ „Und Dori heißt das gut?“ „Ich glaube, es war Dori, der ihm die Messer besorgt hat. Und Óin die verschiedenen Giftarten. Dwalin hat in letzter Zeit sogar mit ihm zusammengearbeitet. Unterschätze niemals den Beschützerinstinkt eines Zwerges, mein lieber Hobbit.“ „Das habe ich gesehen.“ Frodo schniefte, schlug leicht gegen Thorins Hals und vergrub sich geradezu an der Brust des Königs, als dieser seinen gebeugten Arm ein wenig bewegte. Bilbo hatte nicht lange gebraucht, um zu bemerken, dass Frodo zu jenen Schläfern gehörte, die darauf bestanden, sich in ihrem Schlummer an irgendjemanden oder irgendetwas zu klammern. Wenn man in der Nähe seines Neffen schlief, wachte man daher am kommenden Morgen zweifellos Frodo im Arm halten. Und so haarig und warm, wie Thorin war, freute sich Bilbo insgeheim über die Aussicht, eine Nacht in der Woche nicht umklammert zu werden. „Ich würde sie einflechten, aber mein Arm scheint als Geisel genommen worden zu sein“, meinte der Zwergenkönig. „Vielleicht wenn wir ihn ein wenig zur…“ Klopf. Klopf. „Bilbo!“ Klopf. Klopf. „Bilbo!“ Klopf. Klopf. „Bilbo!“ „Und das ist dein reizender Neffe“, lachte der Hobbit leise. „Du musst wirklich mit ihm über majestätische, königliche Auftritte sprechen, denn ich glaube nicht, dass er es richtig macht. Was willst du, Kíli?!“ „Darf ich reinkommen?“ „Warum?“ „Die Dachse versuchen, mich zu fressen!“ „Oh weh.“ Bilbo griff nach einer Dose, die auf seinem Nachttisch stand. „Er hat meine Honigkuchen geklaut.“ „Nun ja, er ist der Ersatz…“ „Thorin!“   .o°O°o. _____________________________ .o°O°o..O.o° °o.O¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯ O.o° °o.O. Kapitel 27: Kapitel 27 ---------------------- .o°O°o. _____________________________ .o°O°o..O.o° °o.O¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯ O.o° °o.O.   An Unexpected Addition – Unerwarteter Familienzuwachs   Teil 27   Autor:   karategal   Übersetzer:   Lady Gisborne   P16-slash   Inhalt:   [Autorisierte Übersetzung] Alle Zwerge überleben die Schlacht der fünf Heere, doch Bilbo muss ins Auenland zurückkehren, um sein altes Leben in Ordnung zu bringen und den Weg für ein neues Leben im Erebor zu ebnen. Ein Jahr später kehrt er mit einem vor kurzem verwaisten Frodo zum Einsamen Berg zurück. Thorin ist sich nicht ganz sicher, was er von diesem neuen, winzigen Zuwachs zu seiner Gemeinschaft halten soll.   Disclaimer:   Bei dieser Geschichte handelt es sich um eine autorisierte Übersetzung von karategals englischer Originalstory An Unexpected Addition. Die Charaktere und Orte gehören selbstverständlich Professor Tolkien bzw. seinen Erben und ich verdiene mit dieser Story bzw. Übersetzung kein Geld, sondern schreibe nur aus Spaß an der Freude. ^^   Link zur Originalstory:   An Unexpected Addition   Anmerkung:   Wie einige von euch vielleicht bemerken werden, habe ich mich bei der Übersetzung dieser Story ausdruckstechnisch etwas vom Original entfernt, was in diesem Fall aber beabsichtigt war. Zwar bemühe ich mich, wenn ich Geschichten übersetze, so nah wie möglich am Original zu bleiben, aber mir ist auch und vor allem wichtig, einen flüssigen und sinnvollen deutschen Text zu schreiben und die erwähnten Abweichungen habe ich in diesem Fall vorgenommen, weil ich hoffe, dass die Geschichte für euch dann „flüssiger“ ist und ihr mehr Spaß beim Lesen habt. ^^   ♔~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ♥ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~♔ „Jetzt ziehst du die linke Strähne über die obere Strähne. Siehst du, das war es schon.“ Die Mitglieder der Gemeinschaft waren alle ihrer eigenen Wege gegangen, sobald die Angelegenheit mit den eiligen, von Raben gesendeten Botschaften, den nackten Hautwechslern und einer geradezu lächerlichen Anzahl gefangengenommener Verräter zu Thorins Zufriedenheit geregelt worden war. Bilbo hatte beinah eine Stunde damit verbracht, Dís dabei zu helfen, ihren ältesten Sohn zurück in seine Gemächer zu befördern, wobei dessen Krücken jedoch ständig an Teppichkanten und winzigen Geröllstückchen hängengeblieben waren, die bei der Grundreinigung der Haupthallen des Erebor übersehen worden waren. In der Stadt gab es nach wie vor sehr viel Arbeit, denn unter anderem war der Wiederaufbau der Gehwege, der unteren Gänge und der in der Mitte gelegenen Böden war sehr aufwändig. Es würden noch mindestens einige weitere Jahrzehnte sorgfältiger, ununterbrochener Arbeit vonnöten sein, um dem Einsamen Berg wieder zu seiner einstigen Pracht zu verhelfen. „Zieh die Strähne hier unten über die Strähne in deiner anderen Hand“, erklärte Thorin und in seiner Stimme schwang eine Geduld mit, die er selbst in seinem Privatleben selten an den Tag legte. „Zieh sie an den Enden etwas fester, um sie straff zu halten und binde sie dann hiermit fest.“ „Du hast zuviele Haare“, meinte Frodo. „Wie ein Bär. Oder wie Bauer Maggots Bluthunde, wenn sie gebadet wurden. Das macht sie irgendwie struppig. Ah!“ „Hier, versuch es noch einmal. Aber halte die Enden dieses Mal sehr gut fest, in Ordnung?“ „Ich glaube, dein Haar mag mich nicht.“ Thorin lachte. „Das ist in Ordnung, ich glaube, mich mag es die Hälfte der Zeit auch nicht. Oder Fíli und Kíli. Meinen jüngeren Bruder und meine Schwester auch nicht. Als sie versucht haben, es zu kämmen und zu flechten, haben sie allesamt verknotete Büschel herausgerissen. Aber Kíli ist der schlimmste von allen. Weißt du, er hat einen sehr, sehr guten Grund dafür, sein Haar immer ungeflochten zu tragen.“ „Ich habe einmal Marmelade in meinen Haaren gehabt“, erzählte Frodo und streckte vor Konzentration seine rosige Zunge heraus, während er versuchte, Thorins Haar zu flechten. „Mama hat es abgeschnitten, weil sie das klebrige Zeug nicht herausbekommen konnte. Aber ich fand, dass es lecker gerochen hat.“ „Es ist nicht gesund, deine Haare zu essen, Kleiner.“ Thorin beugte sich vor, damit der kleine Hobbit die Haare hinter seinen runden Ohren erreichen konnte und seine großen Hände stützten Frodo, als dieser die Brust des Königs förmlich hinaufkrabbelte. „Ich kann mir vorstellen, dass es außerdem einige unangenehme Verdauungsstörungen hervorrufen würde und ich versichere dir, dass in dieser Gemeinschaft viele Verdauungsbeschwerden umgehen, besonders, wenn Bombur im Raum ist.“ „Und Glóin“, kicherte Frodo und breitete seine Arme aus, um Thorin zu zeigen, wie groß ihm der Pups erschienen war. „Letzte Woche hat er einen riesigen, stinkenden Pups fahren lassen. Er hat gerochen wie Onkel Rory, nachdem er Tante Menegildas Bohnensuppe gegessen hat. Ekelhaft.“ „Warum überrascht mich das nicht?“ grübelte der König. „Ah, ah, sei vorsichtig mit dem Bart. Er ist ziemlich empfindlich, bis er ein paar Zentimeter gewachsen ist. Komm, schau mir zu, wie ich es mache. Die Strähnen müssen viel kleiner sein, bis er ein wenig länger geworden ist, aber mir ist es an den letzten paar Abenden gelungen, einen kleinen Zopf zu flechten. Aber er ist recht erbärmlich im Vergleich im Vergleich zu dem geflochtenen Bart, den ich vor Smaugs Angriff getragen habe.“ „Ich mag deinen Bart, wie er jetzt ist“, entgegnete Frodo. „Er ist ganz flauschig. Wie ein Pfirsich.“ Bilbo, der gerade in der Tür zum Waschraum stand und das Geschehen von dort aus heimlich beobachtete, konnte sein Lachen kaum unterdrücken. Bereits vor einer halben Stunde hatte der Hobbit sein Bad beendet, doch der Anblick von Thorin, der auf seinem Bett lag und einen neugierigen und zugleich schläfrigen Frodo auf seinem Schoß hatte, war für Bilbo zu schön gewesen, um diesen Moment zu unterbrechen. Frodo hatte es sich auf Thorins breiten Oberschenkeln gemütlich gemacht und flocht nun aufmerksam die schwarze Haarmähne des Zwergenkönigs, während Thorin ihm genau erklärte, was ein Hautwechsler war und wie sie dem Erebor auf lange Sicht nützlich sein konnten. Intelligent und aufmerksam wie immer stellte Bilbos Neffe genau die richtigen Fragen zu genau der richtigen Zeit und bestätigte damit ganz und gar den Verdacht des älteren Hobbits über die Schläue, die sich hinter diesen unschuldigen, babyblauen Augen verbarg. Er würde in Zukunft sehr gut auf den kleinen Jungen aufpassen müssen, wenn sich dieser in Noris Nähe aufhielt. „Wie ein Pfirsich? Also, das ist einfach grausam“, erwiderte Thorin anklagend und trotz des scherzenden Tonfalls in seiner Stimme war sein Gesichtsausdruck immer noch genauso gleichmütig wie immer. „Wir Zwerge sind mehr wie…“ „Zwiebeln! Du bist eine großartige Zwiebel.“ Der Zwergenkönig hatte offensichtlich genug von diesen Beleidigungen, denn er krümmte drohend seine dicken Finger, bevor er mit ihnen die empfindlichen Seiten des Hobbitkindes angriff. Frodo keuchte erschrocken auf und fuchtelte mit den Händen in der Luft herum, bis sie schließlich auf Thorins großer Nase trafen und sich anschließend weigerten, sie wieder loszulassen, bis der Kitzelangriff aufhörte. Thorin, der niemals einen Kampf aufgab, beugte sich hinunter und pustete auf Frodos weichen Bauch, worauf der kleine Junge schrill aufheulte und kicherte und dem König mit seiner winzigen Faust einen Schlag genau auf den Kopf verpasste. Und dann traf er mit seinen haarigen Füßen jeweils eines von Thorins Ohren, worauf der Zwerg vor Überraschung seitwärts vom Bett fiel und sich im Fallen auf den Rücken drehte, um Frodo davor zu bewahren, auf dem Boden aufzuprallen. „Störe ich euch bei irgendetwas?“ Der Zwerg und das Hobbitkind sahen von Boden aus kopfüber zu Bilbo hinauf und ihre Augen weiteten sich erstaunt, dass sie von einem frisch gebadeten Hobbit in einem karierten Bademantel auf frischer Tat ertappt worden waren. Thorin reagierte als erster und als er Frodo auf das Bett setzte und sich anschließend neben ihn stellte, schlich ein Hauch von Schamesröte über seine Wangen. Natürlich hielt diese Stimmung nicht lange an, denn der kleine Junge stürzte sich sofort wieder in Thorins Arme und kletterte an dem schroffen König empor, wie er es mit einer Eiche getan hätte, die am Ufer des Flusses Brandywein wuchs. „Du bleibst heute Nacht hier, nicht wahr?“ fragte Frodo, der sich an den Zwerg geklammert hatte wie ein Faultier und sich in dem dichten Haar des Königs regelrecht vergraben hatte. „Ich bin auch artig, wenn du hierbleibst. Onkel Bilbo freut sich immer, wenn du hierbleibst. Und Rupert auch.“ Thorin blinzelte ihn nur stumm an. „Und ich werde dieses Mal nicht deine Haare durcheinanderbringen“, versprach der kleine Hobbit und schien sich bei diesen Worten sogar noch fester an Thorins Hals zu klammern. „Oder dir wieder einen Schlag auf dein Auge verpassen. Oder auf die Nase. Ich verspreche es. Und Rupert auch.“ Thorin starrte ihn weiterhin nur stumm an. „Ehrlich gesagt, bin ich überrascht, dass du immer noch stehst“, lachte Bilbo und trat vor, um seine Nase an Thorins rauen Wangen zu reiben. „Ich meine, können diese Augen auch nur noch ein Stückchen größer werden? Ich glaube wirklich nicht, dass die Welt das ertragen könnte.“ „Welche Augen?“ „Oh, wage es nicht, auch nur zu versuchen, dich in dieser Hinsicht dumm zu stellen“, schnaubte Bilbo und drohte mit dem Finger. Er hatte sich inzwischen eng an seinen Auserwählten geschmiegt und nahm zufrieden etwas von der intensiven Wärme auf, die von Thorins Körper ausging, der so heiß wie eine Schmiede war. „Du weißt genau, was du mit diesen Rehaugen erreichen kannst, mein Junge.“ „Du bist verrückt, Onkel.“ „Nun, die Mehrheit des Auenlandes würde dir zustimmen.“ Mit diesen Worten beugte sich Bilbo weiter vor, um etwas in Thorins rundes Ohr zu flüstern. „Er schläft besser, wenn du in der Nähe bist, denn er glaubt nicht, dass ihn die Zwerge aus Rhûn erwischen können, wenn du in demselben Raum wie er bist. Und kein weinendes Kind mehr um mich zu haben, hat während der letzte Woche wahre Wunder für meine geistige Gesundheit bewirkt.“ „Ich sehe keinen Grund, warum ich nicht bleiben sollte, wenn es das ist, was du willst…“ Nach dem Zwischenfall mit der Entführung war Frodo sehr anhänglich geworden und hatte hartnäckig darauf bestanden, dass immer ein Mitglied der Gemeinschaft in Sichtweite war oder dass er am Nachmittag auf Bombur ein Nickerchen machte. Bilbo konnte ihm deswegen keinen Vorwurf machen, sah Bomburs riesiger Bauch doch recht gemütlich aus. Aber die dunkleren Stunden waren die schlimmsten gewesen und Frodos Albträume waren mit aller Macht zurückgekehrt, als er endlich gerade begonnen hatte, darüber hinwegzukommen, dass Drogo und Primula ertrunken waren. Und Bilbo hatte Thorin einige Tage zuvor erklärt, dass dies ein normales Verhalten für ein traumatisiertes Hobbitkind war und besonders für ein so junges wie Frodo. Hobbits waren ein robustes Volk, doch sie waren weder dafür geschaffen noch fühlten sie sich geneigt, den harten Lebensstil zu leben, der unter den Zwergen an der Tagesordnung zu sein schien. Deshalb hatte Bilbo den Zwergen deutlich zu verstehen gegeben, dass Frodo kein Zwergling war und ein wenig zusätzliche Fürsorge brauchen könnte, wann immer sich etwas besonders hobbituntypisches in der Stadt abspielte. „Also, dann wäre das geregelt“, sagte Bilbo, bevor er die Decken zurückschlug und auf das große Himmelbett sprang. „Nun, Frodo hätte schon seit einer Stunde im Bett sein sollen und ich würde ihn wirklich gerne wieder an unseren Tagesablauf gewöhnen. Also beeilt euch.“ „Darf ich vorher eine Gutenachtgeschichte hören?“ bettelte Frodo. Thorin kroch mit Frodo in seiner rechten Armbeuge unter die Decken und legte den kleinen Hobbit zwischen in ihre Mitte, um ihn noch mehr gegen die Dunkelheit zu schützen. Die Rücksichtnahme seines Auserwählten entlockte Bilbo ein Lächeln, denn sie erinnerte ihn einmal mehr daran, dass Thorin nun seit bereits mehreren Jahrzehnten die Rolle des Onkels mütterlicherseits und die der Vaterfigur für seine Neffen übernahm. Der kleine Hobbit kuschelte sich an den warmen Körper des Königs und nahm glücklich seinen ausgestopften Bären von Bilbo entgegen, bevor er sich gänzlich in Thorins aufgeknöpftem Hemd verkroch. Und dann, wie es zu ihrem abendlichen Ritual geworden war, lehnte sich Bilbo mit dem Rücken gegen die Kissen, um mit der Märchenstunde zu beginnen. „Welche Geschichte möchtest du heute Abend gerne hören?“ Obwohl er immer und immer wieder wie ein verstimmter Babyotter gähnte, besaß Frodo nach wie vor die Dreistigkeit, den Zwergenkönig hinterlistig anzugrinsen. „Die über den Elbenkönig und eure Flucht in den Fässern. Das ist eine meiner Lieblingsgeschichten.“ „Er ist ein fieses Kind, Bilbo.“ „Das hast du erst jetzt bemerkt?“ lachte der ältere Hobbit. „Er manipuliert euch alle nun schon seit Monaten, aber ihr seid einfach zu leichtgläubig gewesen, um es zu bemerken. Gimli ist fest davon überzeugt, dass ihr allesamt unter einem bösen Zauberbann steht oder hypnotisiert wurdet. Er murmelt immer wieder irgendetwas über magische Füße und was nicht noch alles, der arme Junge.“ „Gimli kann wirklich gut furzen“, schnaubte Frodo. „Es stinkt ekelhaft.“ „Nun, das, ähm, ist gut zu wissen“, gab Bilbo mit einem gequälten Lächeln zurück. Thorin versuchte nicht einmal, sein leises, tiefes Lachen vor dem kleinen Hobbit zu verbergen. „Ich vermute, es ergibt Sinn, dass…noch etwas anderes als rotes Haar, ein feuriges Temperament und eine ausgeprägte Liebe zum Geld in dieser Familie liegt. Diese Brüder waren schon immer sehr gasig.“ „Dwalin hat auch seine Momente.“ Bei diesen Worten lachte Bilbo, erstaunt über ihr Gesprächsthema. „Also, das finde ich schwer zu glauben, andererseits aber auch sehr glaubwürdig. Wie hast du das herausgefunden?“ Ich habe mir mehrere Dutzend Jahre lang ein Zelt oder ein Zimmer in einem Gasthaus mit ihm geteilt“, erwiderte Thorin mit einem übertriebenen Schaudern. Frodo kicherte in seine Halsbeuge und stupst die halbkahlen Stellen an, mit denen die Brust des Zwerges nach wie vor übersäht war. „Dank Balins Einfluss ist er normalerweise recht gesittet, aber sobald er eine oder zwei Stunden lang Met getrunken hat, kannst du dich glücklich schätzen, wenn du dich mit ihm im selben Raum aufhältst und mit vollkommen unversehrten Nasenhaaren davonkommst.“ „Dann werde ich dafür sorgen, dass ich zwergische Tavernen und die Trinkspiele der Gemeinschaft von nun an meide“, gab der Hobbit zurück. „Auf unserer Reise habe ich das eine oder andere über das Verdauungssystem von Zwergen gelernt und ich würde es vorziehen, nicht noch mehr darüber zu lernen, vielen Dank.“ „Du lebst mit Fíli und Kíli zusammen“, erinnerte der König ihn. „Es gibt kein Entkommen vor den stinkenden und ungehobelten Aspekten der Zwergenkultur, wenn sie in der Nähe sind und man ihnen zusehen muss. Trotzdem haben sie sich im Laufe des letzten Jahres ein wenig gebessert.“ „Nicht im Privatleben.“ Thorin lächelte und beugte sich vor, um seine Nase an Bilbos zu reiben. „Nein, das nicht. Aber alle ihre kindischen Eskapaden zeigen nur, wie sehr sie dir zu vertrauen und dich zu lieben begonnen haben. Sowohl die Reise als auch die Lebensumstände im Erebor haben sie in der Öffentlichkeit sehr viel zurückhaltender gemacht, besonders, wenn es um den Rat oder um Neuankömmlinge geht. Du würdest sie kaum wiedererkennen.“ „Ich hoffe, sie werden niemals das Bedürfnis haben, sich mir gegenüber wie biedere Erwachsene zu benehmen“, gab der Hobbit mit einem schuldbewussten Lächeln zu. „Mir sind ihre Albernheiten und ihre eigentümlichen Persönlichkeiten viel lieber, als das, was Politik und Intrigen in Zukunft unweigerlich aus ihnen machen werden. Das Auenland und die Unschuld, die es verkörpert, werde ich wohl scheinbar nie ganz loswerden.“ „Und ich hoffe, dass das niemals geschehen wird“, erwiderte Thorin und beugte sich vor, um Bilbo innig auf den Mund zu küssen. „Ich habe mich in Bilbo Beutlin aus Beutelsend und dem Auenland verliebt und nicht in irgendeinen Zwerg aus den Ered Luin, der Gold oder Edelsteine liebt. Meine Neffen lieben dich dafür. Die Gemeinschaft liebt dich dafür. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass meine Schwester dich dafür wenigstens mag. Aber das ist bei ihr manchmal wirklich schwer zu sagen, wenn es um solche Dinge geht.“ „Sie scheint Frodo ohne jeden Zweifel zu mögen.“ Beide sahen auf das kleine Kind hinunter, das irgendwann zwischen ihrem Gespräch über die Pupsgewohnheiten der Gemeinschaften und dem ernsteren, in das sie im Augenblick verwickelt waren, eingeschlafen war. Frodo hatte sich an Thorins breiter Brust zu einem kleinen Ball zusammengerollt und seinen rechten Arm um Rupert geschlungen, während sich die andere in dem dichten Nest aus Haaren vergraben hatte, das Thorins Brustkorb bedeckte. Ein ebenso haariger Bizeps lag als notdürftiges Kissen unter Frodos Lockenkopf und die eisige Winterkälte in den Tunneln des Berges wurde von seiner persönlichen Zwergenheizung bis an die Kanten des Bettes vertrieben. Und dem sentimentalen Lächeln nach zu urteilen, dass sich über Thorins strenges Gesicht ausbreitete, schien der Zwergenkönig die unterschiedlichen Verpflichtungen, die eine solche Stellung mit sich brachte, voll und ganz anzunehmen. „Ich glaube, sie könnte versuchen, ihn zu entführen“, warnte Thorin ihn. „All ihrer sturen Schroffheit zum Trotz hegte meine Schwester schon immer eine tiefe Zuneigung zu Kindern. Ich habe den Verdacht, dass sie sogar ein Elbenkind aufnehmen würde, wenn es nötig wäre.“ „Solange sie ihn mir irgendwann zurückgibt, darf deine Schwester dieses kleine Hobbitkind nach Herzenslust entführen“, meinte Bilbo. „Ich hatte nie die Absicht, Vater zu werden, deshalb ist es sehr gut, endlich jemanden mit wirklicher Erfahrung darin zu haben, wie man Kinder aufzieht. Außer dir und Glóin jedenfalls, aber  es nicht gerade ein Erziehungsgrundsatz bei Hobbits, ungezogene Kinder mit Steinen zu bewerfen.“ Thorin zuckte mit den Schultern. „Bei Kíli hat es immer funktioniert.“ „Siehst du, genau diese Äußerung ist der Grund, warum ich Frodo immer in Doris oder Bofurs Obhut gebe, wenn ich in den Archiven beschäftigt bin“, entgegnete Bilbo. „Zwerglinge haben harte Schädel, kleine Hobbits haben weiche Bäuche und Köpfe und… was tust du da?“ „Ich befestige deine zweite Verlobungsspange“, antwortete Thorin und hielt eine kleine, runde Silberspange hoch, in die auf jeweils einer Seite die komplizierten Umrisse einer Landkarte und eines alten Zwergenbuches eingraviert waren. Die runenähnliche Schrift, die sich um die beiden Abbildungen schlängelte, war mit Splittern des Arkensteins geschmückt, die in dem warmen Kerzenlicht auf dem Nachttisch glitzerten und funkelten. „Ich habe Mithril, Silber und Platin  verwendet, um sie zu schmieden.  Die Splitter stammen aus der Zeit, in der der Arkenstein zum ersten Mal auf dem persönlichen Schnitztisch meines Großvaters geschliffen wurde. Der Gemahl des Königs unter dem Berge verdient nur die besten Steine, die ihm der Erebor zu bieten hat.“ Bilbo blinzelte. „Warte, hast du gerade Gemahl gesagt?! Ich meine, nun, äh, müsste ich nicht ein richtiger Zwerg sein, um den Gemahl zu werden? Oh weh, ein Hobbit als königlicher Gemahl?! Das ist einfach nicht möglich! Ich habe keine Ahnung, was ich zu tun habe und würde wahrscheinlich irgendjemanden mit einer Bemerkung über seinen Bart beleidigen, wie es Prinz Legolas bei Glóins Gemahlin passiert ist und dann würde ich ein Messer in den Rücken bekommen, weil ich nicht…“ Mit einem Kuss brachte Thorin den Redeschwall seines Hobbits zum Verstummen. „Nachdem wir die Heimat unserer Vorväter zurückerobert haben, könnte ich verkündeten, dass mein auserwählter Gemahl der Esel eines Bauern ist und keiner von Durins Volk würde sich deshalb gekränkt fühlen. Nun ja, zumindest nicht öffentlich. Und selbst wenn es bezüglich deines Volkes Missbilligung geäußert werden sollte, hat meine Schwester bereits dafür gesorgt, dass ich Thronerben habe und ein weiblicher Zwerg neben dem Thron sitzen wird, bis der Tod mich nimmt. Niemand von Durins Volk würde den Erebor wieder seine Heimat nennen, wenn deine furchtlosen Taten gegenüber Smaug und meiner eigenen, goldbesessenen Dummheit nicht gewesen wären.“ „Oh, es war eine ganze Menge Furcht im Spiel“, widersprach  Bilbo und nahm glücklich jeden einzelnen Nasenstupser und Kuss an, die Thorin ihm gab. „Aber während dieser letzten paar Tage warst du ziemlich unerträglich, das kann ich dir versichern.“ „Und was das Erdolchen betrifft“, fuhr Thorin fort, „ich bin mir ziemlich sicher, dass Nori und sein Netzwerk von Gehilfen jedem Verräter ein Messer in den Rücken gerammt und anschließend gedreht hätten, bevor sie auch nur in den Raum gelangen könnten, in dem du dich aufhältst.“ „Und Dori heißt das gut?“ „Ich glaube, es war Dori, der ihm die Messer besorgt hat. Und Óin die verschiedenen Giftarten. Dwalin hat in letzter Zeit sogar mit ihm zusammengearbeitet. Unterschätze niemals den Beschützerinstinkt eines Zwerges, mein lieber Hobbit.“ „Das habe ich gesehen.“ Frodo schniefte, schlug leicht gegen Thorins Hals und vergrub sich geradezu an der Brust des Königs, als dieser seinen gebeugten Arm ein wenig bewegte. Bilbo hatte nicht lange gebraucht, um zu bemerken, dass Frodo zu jenen Schläfern gehörte, die darauf bestanden, sich in ihrem Schlummer an irgendjemanden oder irgendetwas zu klammern. Wenn man in der Nähe seines Neffen schlief, wachte man daher am kommenden Morgen zweifellos Frodo im Arm halten. Und so haarig und warm, wie Thorin war, freute sich Bilbo insgeheim über die Aussicht, eine Nacht in der Woche nicht umklammert zu werden. „Ich würde sie einflechten, aber mein Arm scheint als Geisel genommen worden zu sein“, meinte der Zwergenkönig. „Vielleicht wenn wir ihn ein wenig zur…“ Klopf. Klopf. „Bilbo!“ Klopf. Klopf. „Bilbo!“ Klopf. Klopf. „Bilbo!“ „Und das ist dein reizender Neffe“, lachte der Hobbit leise. „Du musst wirklich mit ihm über majestätische, königliche Auftritte sprechen, denn ich glaube nicht, dass er es richtig macht. Was willst du, Kíli?!“ „Darf ich reinkommen?“ „Warum?“ „Die Dachse versuchen, mich zu fressen!“ „Oh weh.“ Bilbo griff nach einer Dose, die auf seinem Nachttisch stand. „Er hat meine Honigkuchen geklaut.“ „Nun ja, er ist der Ersatz…“ „Thorin!“   .o°O°o. _____________________________ .o°O°o..O.o° °o.O¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯ O.o° °o.O. Kapitel 28: Kapitel 28 ---------------------- .o°O°o. _____________________________ .o°O°o..O.o° °o.O¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯ O.o° °o.O.   An Unexpected Addition – Unerwarteter Familienzuwachs   Teil 28   Autor:   karategal   Übersetzer:   Lady Gisborne   P16-slash   Inhalt:   [Autorisierte Übersetzung] Alle Zwerge überleben die Schlacht der fünf Heere, doch Bilbo muss ins Auenland zurückkehren, um sein altes Leben in Ordnung zu bringen und den Weg für ein neues Leben im Erebor zu ebnen. Ein Jahr später kehrt er mit einem vor kurzem verwaisten Frodo zum Einsamen Berg zurück. Thorin ist sich nicht ganz sicher, was er von diesem neuen, winzigen Zuwachs zu seiner Gemeinschaft halten soll.   Disclaimer:   Bei dieser Geschichte handelt es sich um eine autorisierte Übersetzung von karategals englischer Originalstory An Unexpected Addition. Die Charaktere und Orte gehören selbstverständlich Professor Tolkien bzw. seinen Erben und ich verdiene mit dieser Story bzw. Übersetzung kein Geld, sondern schreibe nur aus Spaß an der Freude. ^^   Link zur Originalstory:   An Unexpected Addition Anmerkung:   Wie einige von euch vielleicht bemerken werden, habe ich mich bei der Übersetzung dieser Story ausdruckstechnisch etwas vom Original entfernt, was in diesem Fall aber beabsichtigt war. Zwar bemühe ich mich, wenn ich Geschichten übersetze, so nah wie möglich am Original zu bleiben, aber mir ist auch und vor allem wichtig, einen flüssigen und sinnvollen deutschen Text zu schreiben und die erwähnten Abweichungen habe ich in diesem Fall vorgenommen, weil ich hoffe, dass die Geschichte für euch dann „flüssiger“ ist und ihr mehr Spaß beim Lesen habt. ^^ ♔~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ♥ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~♔ „Bitte sag mir, dass ich nicht das gehört habe, was ich gerade gehört zu haben glaube?“ Das Problem mit den Dachsen in der vergangenen Nacht war einfach zu lösen gewesen, indem die Honigkuchen aus Kílis Taschen genommen und den honigliebenden Wesen gegeben worden waren. Wie sie alle erfahren hatten, hatten die Honigdachse und ihre Vettern ihre Spitznamen und ihren berüchtigten Ruf aus sehr gutem Grund erhalten. Currin zufolge war selbst der schwächste Geruch nach Honig mehr als genug, um ihre Gefährten in Raserei verfallen zu lassen und dazu führten, dass ihre natürliche Bedürfnisse und ihr maßloses Verlangen nach Honig den grundlegenden Anstand und den gesunden Verstand überwältigten. Es war keinerlei Schaden oder sonstiges Unheil angerichtet worden, aber Bilbo hegte den starken Verdacht, dass sich der jüngste Prinz in der nächsten Zeit von allem fernhalten würde, das Honig enthielt und hatte an diesem Morgen nur für alle Fälle die Honigtöpfe in der hintersten Ecke des Küchenschrankes gestellt, wo sie hinter dem süßen Geruch von Äpfeln und einer ungewöhnlich großen Kartoffel versteckt waren. „Hä? Was hast du gesagt?“ Bilbo blinzelte und seufzte im Stillen über das Hörrohr, das nun über den Tisch hinweg auf sein Gesicht gerichtet war. Im Privatleben war das Gehör des älteren Zwerges viel schärfer, doch in einer lauten Umgebung, wie dem westlichen Speisesaal des Erebor, war der Heiler taub für alle um ihn herum. „Hör mal. Am Tisch hinter mir.“ Der königliche Heiler hielt inne und seine dunklen Augen verengten sich, als er sich auf die Gruppe von Bergarbeitern und Schmieden konzentrierte, die genau hinter dem Hobbit saß. Einige Sekunden vergingen, ohne dass Bilbo oder Óin irgendetwas hören konnten, doch dann brach die Gruppe in lautes Kichern aus und der stämmigste der Zwerge deutete auf die Schlange an der Essensausgabe. Und obwohl sein Mund mit Essen vollgestopft war, konnte Bilbo noch immer jedes Wort verstehen, das aus seinem großen, fetten, ungehobelten Mund kam. „Der Wicht ist immer noch so kahl wie der Hintern eines Babys.“ „Das ist eine Schande für die gesamte Linie Durins. Meine zwanzig Jahre alte Tochter hat einen dichteren Bart als er.“ „Er sieht mehr wie ein Elb als wie ein Zwerg aus.“ „Er sieht auch seinem Vater, der von den Feuerbärten abstammt, kein bisschen ähnlich. Viel zu zart gebaut. Wenn der Junge nicht so dunkle Haare hätte, würde man niemals vermuten, dass er mit der Prinzessin und seinen beiden Onkeln verwandt ist. Äußerst seltsam.“ „Die anderen Bogenschützen haben wenigstens Backbärte.“ „Diese Feuerbärte waren den Elben und den ansässigen Menschen schon immer merkwürdig freundlich gesonnen. Es würde mich nicht überraschen, wenn dieser Junge ein Mischling ist.“ „Ja, es ist viel zu eigenartig, dass er in diesem Alter immer noch so kahl ist.“ „Das muss der Grund dafür sein, dass der König ihm die Osttunnel zugewiesen hat. Aus den Augen, aus dem Sinn. Schreckliche Geschichte.“ „Wenn ich es nicht besser gewusst hätte, hätte ich ihn für ein Mädchen gehalten…“ Der Hobbit streckte seine Hand aus, um Óin an der Schulter zu packen und sein kurzer Arm spannte sich an, als der ältere Zwerg Anstalten machte, von seinem Stuhl aufzustehen und sein Hörrohr, das er in der Hand hielt, dabei wie eine tödliche Waffe schwang. Zähneknirschend und mit geblähten Nasenflügeln sah Óin aus, als wäre er bereit, die respektlosen Zwerge zu erwürgen, die den jüngsten Prinzen des Erebor beleidigt hatten. „Warte, Óin! Warte!“ zischte Bilbo. „Wir müssen diese Sache gut durchdenken. Mögen mich die Valar vor der Unbesonnenheit der Zwerge bewahren. Setz dich wieder hin!“ „Aber du hast doch gehört, was sie gesagt haben! Das ist ausgesprochen...“ „Ja, ja, ich weiß, ich weiß“, versicherte Bilbo ihm. „Aber es würde nicht gut für uns aussehen, wenn wir sie sofort angreifen, nicht wahr? Nein, sieh mich nicht so an. Es ist mir gleich, wie ihr Zwerge gegen Beleidigungen und was nicht noch alles vorgeht. Ich habe eine bessere Idee.“ „Wirklich?“ „Natürlich, wir Hobbits können ganz schön listig sein, wenn wir es wollen“, erwiderte Bilbo und rümpfte hochmütig die Nase. Er warf einen Blick über seine Schulter und seine blauen Augen verengten sich, als er die kichernde Zwergengruppe hinter sich sah. „Und ich verspüre den starken Drang, diese Listigkeit genau jetzt einzusetzen. Sie werden nicht wissen, wie ihnen geschieht.“ Óin schnaubte. „Also, was hast du im Sinn, Junge?“ Der Hobbit schenkte ihm ein boshaftes Lächeln. Bilbo hatte nicht lange gebraucht, um zu bemerken, dass Kílis nicht vorhandene Gesichtsbehaarung eine Quelle großer Verlegenheit und Scham für den jüngeren Prinzen war. Selbst Gimli und der kleine Donel  hatten mehr Gesichtsbehaarung als Kíli und diese Tatsache schien die Selbstachtung des Prinzen ständig in winzige Stücke zu zerschlagen. Bilbo hegte den Verdacht, dass bedauerlich viele Schikanen das unmittelbare Ergebnis von Kílis weicheren Gesichtszügen und Kílis nicht vorhandenem Bart, Schnurrbart oder Backenbart gewesen waren. Und dem Klang des Kicherns hinter ihm verriet Bilbo, dass es nicht nur Kílis Altersgenossen waren, die wahrscheinlich jahrzehntelang auf ihm herumgehackt hatten. „Hast du immer noch alle Medikamente von Fíli bei dir?“ „Natürlich.“ „Dann weiß ich eine perfekte Möglichkeit, damit sie ihre Worte zurücknehmen. Und dabei zuzusehen, wird auch ein riesiger Spaß werden.“ Bilbo schnaubte voller Verachtung. „Auf der anderen Seite ist es sehr bedauerlich, dass Ori nicht hier sein wird, um es zu zeichnen.“ „Ich habe gerade keinerlei Gift bei mir, Bilbo.“ „Oh, das werden wir auch nicht brauchen, mein Freund. Ich habe eine viel bessere Idee.“ „Rachsüchtiger Hobbit…“ „Nein, das wäre Lobelia Sackheim-Beutlin. Ein schreckliches Frauenzimmer ist das.“ „Grimmiger Hobbit…“ „Wenn es um die Jungs geht? Oh ja. Äußerst grimmig.“ „Das wird mir allmählich bewusst.“ „Nun ja, mit einem wahnsinnigen Skelett um die Wette zu rätseln und mit einem feuerspeienden Drachen zu spielen kann die Risikobereitschaft einer Person auf merkwürdige Weise verändern. Jetzt gib mir die Tasche. Ich möchte meine Rache bitte noch irgendwann heute bekommen.“ „Kein Wunder, dass du dich mit Dís so gut verstehst. Ihr seid alle beide vollkommen mitleidlos und blutdurstig. Armer, armer Thorin…“ „Das betrachte ich als Kompliment.“ Die nächsten paar Minuten verbrachte Bilbo damit, Óins Medizintasche zu durchwühlen und war so in seine Suche vertieft, dass er nicht einmal bemerkte, wie Kíli und Bifur sich neben ihn setzten. Sein Abendessen, das aus  gebratenen Kartoffeln, Schweinefleisch und gemischtem Gemüse bestand, lag vergessen auf seinem Teller und fiel schnell Kílis flinken Fingern und hungrigem Magen zum Opfer. Bilbo, der wegen der Dummköpfe, die auf dem jungen Zwerg herumgehackt hatten, bereits schlechte Laune hatte, hatte keinerlei Bedenken, den Jungen an diesem Tag zu verwöhnen und ein Korb voller Himbeerscones sowie Kílis erfreutes Aufkeuchen waren genau das, was Bilbo brauchte, um für den Augenblick seine Vernunft zu bewahren. „Wann hast du die gebacken?“ fragte Kíli mit vollem Mund. „Ganz früh heute Morgen“, murmelte der Hobbit. Mit einem listigen Lächeln betrachtete er eine Flasche, in der sich ein Tonikum befand und steckte sie dann in einer seiner Westentaschen, bevor er die Medizintasche über den Tisch wieder Óin zuschob. „Ich musste die Himbeeren, die dein Onkel mir besorgt hat, in dieser Woche aufbrauchen, bevor sie verfaulen. Ich fürchte, wir werden die Desserts mit Beeren und Obst bis zum Frühling rationieren müssen.“ Bilbo tätschelte Kílis Wange, als dieser einen Schmollmund zog. „Aber Bombur hat versprochen, alles, das ich nicht verbrauche, in wundervolle Marmelade und Grütze zu verwandeln, deshalb wird es nicht allzu schlimm werden. Du lebst nun mit einem Hobbit zusammen, kleiner Vogel und wir lieben unser Essen.“ „Mûkh khâli ma.“ „Danke, Bifur. Ich dachte mir, dass du den Zimtgeschmack mögen würdest. Es ist nur eine Prise, aber zusammen mit den Himbeeren entwickelt er einen äußerst unverkennbaren Geschmack, nicht wahr?“ Er beugte sich näher zu Kílis Ohr. „Was hat er gerade wirklich gesagt?“ Kíli zuckte mit den Schultern. „Deine Schätzung ist so genau wie meine. Sein Iglishmêk ist recht einfach zu deuten, aber ich spreche oder verstehe das alte Khuzdul nicht. Und das war wirklich altes Khuzdul. Oder wenigstens glaube ich das. Bei Bifur ist das schwer zu sagen.“ „Bist du für heute fertig?“ Kíli nickte. „Wegen des Schnees und des Windes mussten wir drinnen üben. Als wir versucht haben, die Schießanlage im Freien zu benutzen, wurden mehrere Pfeile von den Wällen hinuntergeweht. Es ist ein Jammer, das die Anlage hier drin noch immer so verfallen ist. Genau in ihrer Mitte liegt ein riesiger Felsbrocken.“ „Nun, im Gegensatz zu dem armen Bard habt ihr wenigstens etwas, womit ihr arbeiten könnt.“ Bilbo warf einen Blick hinüber zu Bifur, der mit den Armen in der Luft herumfuchtelte. „Und Bifur hat Recht. Ich bin sicher, dass das Training im Schießen auf große Entfernung den Lehrlingen gute Dienste leisten wird. Das Gelände des Erebor ist alles andere als eben und flach.“ „So habe ich das noch nie betrachtet“, gestand der Prinz. „Hey, wo ist Frodo? Ist er nicht mit dir in die Bibliothek gegangen?“ „Heute nicht“, antwortete Bilbo. „Wir hatten zuviel mit den zahlreichen anderen Problemen zu tun, die die verschiedenen Zwergenstämme miteinander zu haben scheinen. Er ist gerade bei Dori und wird wahrscheinlich so sehr bemuttert, wie ich es niemals im Leben tun könnte.“ „Ich wette, Ori ist froh, dass er ein neues Opfer gefunden hat“, lachte Kíli. „Dem armen Kind wurde jahrzehntelang nicht erlaubt, auch nur ein bisschen Spaß zu haben. Hmmm, die sind gut!“ Der Heiler starrte Bilbo unterdessen nur stumm an und sein Gesichtsausdruck zeigte deutlich, dass er wusste, welche Flasche der Hobbit aus seiner Medizintasche genommen hatte. Er wartete, bis Kíli und Bifur vollkommen mit ihrer Mahlzeit beschäftigt waren und folgte dann Bilbos zwielichtigem Blick durch den Raum zu der Stelle, an der die Hautwechsler ihr eigenes Abendessen zu sich nahmen. Wenn es irgendjemanden in der Gemeinschaft gab, dem es gelang, griesgrämig und misstrauische dreinzuschauen, dann war es Óin. „Was hast du damit vor, Bilbo?“ Der Hobbit schenkte Óin ein unschuldiges Lächeln und tätschelte Kíli geistesabwesend den Kopf, während dieser die Scones verschlang, die vor ihm standen. Nach wie vor konnte Bilbo die gedämpften Gespräche genau hinter sich hören und seine empfindlichen Ohren nahmen ihr deutliches Murmeln über Halblinge und die Kahlheit eines gewissen Prinzen wahr. Eine deutlich ausgeprägte, rachsüchtige Ader durchströmte den Hobbit in diesem Moment und er klopfte mit den Fingern seiner freien Hand gehässig auf die grüne Flasche. Was die Zwerge über ihn selbst sagten, kümmerte Bilbo nicht, da er für die meisten von ihnen ein Fremder und ein recht seltsamer Außenseiter war. Aber grausame Bemerkungen über Kíli? Das konnte er nicht hinnehmen. „Ich habe die Absicht, mich danebenzubenehmen.“ Und mit einem letzten leichten Klaps auf Kílis struppigen Kopf machte sich Bilbo auf den Weg in die Küche und betrat ohne zu zögern die vertraute Domäne der wunderbaren Gerüche. Seit seiner Ankunft hatte er Bombur gelegentlich unterstützt, deshalb waren die meisten Köche und Küchengehilfen es gewohnt, dass Bilbo zu allen möglichen Zeiten die Essenshallen betrat und wieder verließ. Und Bilbo brauchte nicht länger als eine Minute, um die Zwergin zu entdecken, die er suchte. Sie stand mit dem Rücken zu ihm und rührte in mehreren großen, mit Rindfleischeintopf gefüllten Töpfen. „Guten Abend, Hania.“ „Oh, hallo, Meister Beutlin“, erwiderte die Zwergin mit einem breiten Lächeln. Drei glänzende Spangen waren in ihren Bart geflochten, wie Bilbo mit einem glücklichen, innerlichen Aufjubeln für Bombur bemerkte. "Was kann ich heute Abend für Euch tun? Hat Euch das Gemüse geschmeckt? Ich habe versucht, es für Frodo und Euch selbst so frisch wie möglich zu halten, aber ich habe damit nur sehr wenig Erfahrung.“ „Es war köstlich, Hania. Ich glaube, Bombur hat eine Rivalin gefunden, wenn es um die Zubereitung von Speisen mit Gemüse geht“, lobte sie der Hobbit. „Aber im Augenblick habe ich ein kleines Problem, bei dem ich deine Hilfe gebrauchen könnte…“ Bilbo erklärte Bomburs Auserwählter mit sehr knappen Worten die Situation und die Zwergin sah angesichts des ungehobelten Benehmens ihrer großmäuligen und gemeinen Verwandten finster drein. Hanias Reaktion ließ große Erleichterung in Bilbo aufsteigen, zeigte sie ihm doch deutlich, dass nicht alle so fies in ihrer Einstellung gegenüber Kílis ungewöhnlicher Erscheinung waren. Die traurige Geschichte, die hinter Kílis Entscheidung stand, keine Zöpfe zu tragen, hatte Bilbos hohe Meinung von den Zwergen mehr als nur ein wenig erschüttert und Thorins zorniger und finsterer Gesichtsausdruck, als der  Zwergenkönig ihm von den drei Raufbolden erzählt hatte, die einem dreißig Jahre alten Kíli die Zöpfe abgeschnitten hatten, war Bilbo nach wie vor in lebhafter Erinnerung. Thorin hatte alle Missetäter persönlich bestraft, mit der Hilfe eines ebenso zornigen Dwalin und einer ebenso zornigen Dís, doch der arme Kíli hatte sich seit diesem schicksalhaften Tag geweigert, Zöpfe zu tragen. „Ich erinnere mich daran, was diese Mistkerle dem Prinzen in den Ered Luin angetan haben“, antwortete Hania und ein wütender, finsterer Ausdruck überschattete ihr rundliches Gesicht. §Es war schändlich, ein kleines Kind auf diese Weise anzugreifen. Verbannung und Schur waren meiner Meinung nach eine zu milde Strafe für diese vorschnell urteilenden Welpen. Und wenn derartige Verleumdungen die Runde machen, wird es das Beste sein, sie so schnell wie möglich im Keim zu ersticken, sage ich.“ „Aber kannst du das tun?“ Bei dieser Frage entfuhr Hania ein ungläubiges Schnauben. „Selbstverständlich! Was wäre ich für eine Küchenchefin, wenn ich nicht dafür sorgen konnte, dass ein paar großmäulige Dummköpfe von ihrem Abendessen Durchfall bekommen. Gebt mir einfach die Flasche und sagt mir, an welchem Tisch sie sitzen und ich werde dafür sorgen, dass sie sich bis Sonnenuntergang in die Hosen machen. Wie es sich anhört, haben diese Narren außerdem keinen gesunden Verstand und eine dringend notwendige Lektion in Sachen Anstand wird ihnen gut tun. So über den jungen Prinzen zu sprechen.  Respektlosigkeit erlebt hätte! Das ist eine Schande für die gesamte Linie der Langbärte.“ „Sorge nur dafür, dass du es ihnen gibt’s, bevor sie die Halle verlassen“, erinnerte Bilbo sie. „Und lass sie nicht wissen, dass irgendetwas darin…“ „Keine Sorge, Meister Beutlin. Sie werden überhaupt keinen Verdacht schöpfen“, versicherte Hania ihm und bereitete mit ihren Händen bereits einen ganzen Haufen mit Abführmitteln versetzter Törtchen für die unflätigen Zwerge zu. „Bereitet Ihr inzwischen den zweiten Streich vor, den Ihr erwähnt habt und dann lehnt Euch zurück und genießt die Vorstellung. Diese Dosierung ist vollkommen sicher, aber sie werden sie innerhalb weniger Minuten spüren.“ Bilbo schenkte ihr ein breites Lächeln. „Danke, Hania. Ich stehe in deiner Schuld.“ „Bereitet mir einige von diesen wunderbaren Apfelchips zu, mit denen Bombur letzte Woche geprahlt hat und ich sage, wir sind quitt“, erwiderte Hania augenzwinkernd. „Nun lasst mich zaubern. Zwergen Durchfall zu verpassen ist keine ganz einfache Aufgabe. Mägen aus Eisen und so weiter.“ „Das kann ich mir vorstellen“, lachte Bilbo. „Sie sitzen genau hinter Kíli und Bifur. Bis du hier fertig bist, sollte ich wieder zurück sein.“ „Kein Problem.“ Bevor er ging, durchsuchte Bilbo einen Schrank in der Nähe und steckte für den zweiten Teil seines Racheplanes einen Topf mit Honig in seine Tasche. Dann kehrte Bilbo in den Hauptspeisesaal zurück, wandte sich nach rechts und ging auf den Tisch zu, an dem die Hautwechsler ihr Abendessen verzehrten. Es dauerte nur ein paar Sekunden, bis die Anführerin ihm ein Zeichen gab, dass er sich setzen sollte und einer ihrer Kameraden zur Seite rutschte, um ihm Platz zu machen. Im Augenblick aßen nur zwei von ihnen, während der dritte Wolf sich mit derselben unverhohlenen Neugier, die auch den Rest der Gruppe zu erfüllen schien, in dem großen Saal umsah. Ein seltsamer Haufen mit seltsamen Angewohnheiten, war am vergangenen Abend Balins sehr zutreffende Beschreibung von ihnen gewesen. „Kann ich Euch behilflich sein, Meister Hobbit?“ Anders als in jener Nacht, waren nun alle Hautwechsler mit weiten Hosen und Tuniken bekleidet, doch ihre Füße waren nach wie vor nackt, weil sie es zum einen bevorzugten und weil es zum anderen für ihre nächste Verwandlung notwendig war. Currins Mähne aus Locken und ihre scharfen Nägel sahen nun wenigstens sauber aus, was eine merkliche Verbesserung zu dem Zustand war, in dem sie und die anderen angekommen waren. Zusammengekauert, um an Tischen essen zu können, die für ihre hochaufragenden Gestalten viel zu niedrig waren, sahen die Hautwechsler nicht annähernd so bedrohlich aus, wie bei ihrem Eintreffen in der Stadt. Und wenn Currins an die Dachse gerichteter Tadel irgendetwas zu bedeuten hatte, schienen die Hautwechsler nicht annähernd so wild oder tierähnlich zu sein, wie Bilbo im Thronsaal vermutet hatte. „Vielleicht. Ich habe mich gefragt, ob es in Ordnung wäre, wenn ich die… Dachse in Eurer Verwandtschaft für einen kurzen Moment entführen würde?“ Er stellte den Topf mit dem Honig auf den Tisch. „Sie werden für ihre Hilfe belohnt werden, das versichere ich Euch.“ Die Wölfin starrte ihn an und versuchte mit hellen, goldenen Augen und leicht gespitzten Ohren zu ergründe, ob das kleinere Wesen boshafte Absichten gegenüber ihren Verwandten hegte. Als Currin jedoch nichts dergleichen zu spüren schien, , schenkte sie Bilbo ein Lächeln, bei dem sie ihre Zähne zeigte und das zu gleichen Teilen schön und furchteinflößend. Ihr Kinn ruhte auf ihren ineinander verschränkten Fingern, während ihre Kameraden vor Belustigung schnauften. In diesem Moment sahen sie alle drei wie zu groß geratene Hundewelpen aus. „Ich höre.“ Die bloße Erwähnung, dass ein Kind schikaniert wurde, reichte aus, damit Currin einwilligte, dass er ihre Dachsverwandten entführte. Die einzigen Bedingungen, die Bilbo für Currin erfüllen musste, war die Zusicherung, dass Thorin mit diesem Streich einverstanden sein würde und dass die im Saal postierten Wachen nicht versuchen würden, ihre Verwandten währenddessen aufzuspießen. Anscheinend saß den Hautwechslern doch ein wenig der Schalk im Nacken. „Ratet den Wachen, nicht einzugreifen, dann bereitet alles vor und ich bin in fünf Minuten wieder zurück“, sagte Currin und ihre Verwandten kicherten angesichts der Vorstellung, die ihnen an diesem Tag geboten werden würde. „Oh und sag dem Prinzchen, dass er ihnen dieses Mal aus dem Weg bleiben soll, in Ordnung? Sich zwischen einen Dachs und seinen Honig zu stellen ist eine gute Möglichkeit, einen Arm oder ein Bein zu verlieren – oder das Glied, im Falle eines Mannes.“ Bei diesen Worten knurrten die übrigen Hautwechsler und Bilbo ergriff daraufhin die Gelegenheit, sich von dem Tisch voller pelziger Wahnsinniger zu entfernen. Er ging mit schnellen Schritten um den Speisesaal herum und sprach mit den Wachen, wobei er absichtlich seine Stellung als Auserwählter des Königs, wichtiges Mitglied der Gemeinschaft und enger Freund von Dwalin einsetzte, um sie auf ihren Posten zu halten, während seine Streiche ausgeführt wurden. Keiner von ihnen erhob einen Einwand gegen Bilbos Wünsche und besonders nicht, als er erwähnte, dass die Ehre eines gewissen Mitgliedes der königlichen Familie der Grund für diesen ganzen Aufruhr war. „Was hast du gemacht?“ fragte Kíli. „Oh, nicht viel“, antwortete Bilbo, als er sich wieder zu seinen Freunden setzte. Er bemerkte, dass Kíli nun viel bedrückter war und seine Schultern jedes Mal zusammenzuckten, wenn von dem Tisch der anderen Zwerge ein Lachen ertönte. Der Anblick brachte Bilbos Tukblut vor Zorn zum Kochen. „Hast du alle meine Scones aufgegessen, kleiner Vogel?“ „Nein, das war Bifur.“ „Ut kâhl!“ „Ja, ja, das sagen sie alle, Bifur.“ „Kíli…“ „Was? Ich hatte Hunger.“ Während dieser gesamten Unterhaltung bestrich Bilbo heimlich einen kleinen Löffel mit einer dicken Honigschicht und warf ihn dann leise unter den Tisch. Mehrere Honigtröpfchen landeten auf den Waden aller Zwerge, die an dem Tisch hinter ihnen saßen. Mit einer leichten Drehung seines Handgelenkes rollte Bilbo auch den nun leeren Honigtopf rückwärts über den Boden und grinste im Stillen hämisch, als er hinter sich von Zeit zu Zeit ein Stöhnen oder Murren vernahm. „Hania hat gerade ein paar wundervolle Törtchen hereingebracht“, meinte Óin und als er Bilbo davon erzählte, lag ein wissendes Lächeln auf seinem Gesicht. „Es sind genug für fast jeden im Saal. Desserts wie diese werden während der langen Wintermonate nur noch schwer aufzutreiben sein.“ „Oh, da bin ich mir sicher.“ An dem anderen Tisch erklang ein lauter Pups. Kíli kicherte. Und dann durchbrach ein noch feuchterer und lauterer die Luft. Bifur verschluckte sich beinah an seiner Suppe. Der Heiler reagierte mit einem tiefen Seufzen. „Oha“, rief Kíli und hustete. „Also, das ist ganz schön starkes Gas dort drüben.“ „Ich glaube, das könnte Glóin Konkurrenz machen.“ „Ich hätte nie gedacht, dass so etwas möglich ist“, meinte Kili. „Verdammt, das ist wirklich…“ Ein weiterer dröhnender Pups und ein Stöhnen kamen von dem Zwerg direkt hinter Bilbo und der Hobbit lachte innerlich über den bislang grandiosen Erfolg seines genialen Streiches. Er konnte das üble Grummeln der Zwergenmägen hören und wie das unbehagliche und leidvolle Ächzen und Stöhnen der Zwerge immer lauter wurde, während die Minuten vergingen. „Was ist das für ein Geruch?“ kreischte eine Stimme an einem anderen Tisch. „Hat Malors Köter schon wieder den Kadaver irgendeines toten Tieres in den Saal gezerrt?!“ „Bei Mahâl, ich glaube, der Gestank ist schon in meinem Mund!“ Gleich darauf kehrte Currin in Begleitung der Dachse zurück und ihr Gesicht blieb ausdruckslos, als deren Nasen plötzlich in die Luft schossen und am Eingang herumzuschnüffeln begannen. Die beiden wandten sich um und gingen auf den Tisch zu, an dem die leidenden Zwerge saßen. Bilbo musste die ganze Zeit über ein schadenfrohes, tuksches Kichern unterdrücken. „Was zum…“ „Lass mein Bein los, du elender Fellball!“ „Ah! Er leckt mich ab!“ „Geht mir aus dem Weg! Wo ist der nächste Waschraum?!“ Bilbo beobachtete alles mit einem zufriedenen Lächeln und schämte sich nicht im Geringsten für die Belustigung, die ihm der Höhepunkt seines Streiches bereitete. Auf die ungesunden Dämpfe hätte er natürlich verzichten können, doch sie waren nun einmal unentbehrlich, damit diese Zwerge verstanden, dass es einfach nicht richtig war, einen anderen schonungslos zu quälen und zu schikanieren. Als sich einer der unflätigen Zwerge umwandte, zögerte Bilbo deshalb nicht, dem ungehobelten Bergarbeiter ein boshaftes, höhnisches Grinsen zu schenken. Niemand legte sich mit seinen Jungs an und kam ungeschoren davon.   .o°O°o. _____________________________ .o°O°o..O.o° °o.O¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯ O.o° °o.O. Kapitel 29: Kapitel 29 ---------------------- .o°O°o. _____________________________ .o°O°o..O.o° °o.O¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯ O.o° °o.O.   An Unexpected Addition – Unerwarteter Familienzuwachs   Teil 29   Autor:   karategal   Übersetzer:   Lady Gisborne   P16-slash   Inhalt:   [Autorisierte Übersetzung] Alle Zwerge überleben die Schlacht der fünf Heere, doch Bilbo muss ins Auenland zurückkehren, um sein altes Leben in Ordnung zu bringen und den Weg für ein neues Leben im Erebor zu ebnen. Ein Jahr später kehrt er mit einem vor kurzem verwaisten Frodo zum Einsamen Berg zurück. Thorin ist sich nicht ganz sicher, was er von diesem neuen, winzigen Zuwachs zu seiner Gemeinschaft halten soll.   Disclaimer:   Bei dieser Geschichte handelt es sich um eine autorisierte Übersetzung von karategals englischer Originalstory An Unexpected Addition. Die Charaktere und Orte gehören selbstverständlich Professor Tolkien bzw. seinen Erben und ich verdiene mit dieser Story bzw. Übersetzung kein Geld, sondern schreibe nur aus Spaß an der Freude. ^^   Link zur Originalstory:   An Unexpected Addition   Anmerkung:   Wie einige von euch vielleicht bemerken werden, habe ich mich bei der Übersetzung dieser Story ausdruckstechnisch etwas vom Original entfernt, was in diesem Fall aber beabsichtigt war. Zwar bemühe ich mich, wenn ich Geschichten übersetze, so nah wie möglich am Original zu bleiben, aber mir ist auch und vor allem wichtig, einen flüssigen und sinnvollen deutschen Text zu schreiben und die erwähnten Abweichungen habe ich in diesem Fall vorgenommen, weil ich hoffe, dass die Geschichte für euch dann „flüssiger“ ist und ihr mehr Spaß beim Lesen habt. ^^   ♔~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ♥ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~♔ „Nun, wann findet die Khalâk-Zeremonie statt?“ Die Hautwechsler waren zweifellos die seltsamsten Wesen, denen Bilbo in seinem zugegebenermaßen behüteten Leben jemals begegnet war. Nun war er nicht mehr so behütet wie einst, aber jeder einzelne der Hautwechsler benahm sich auf eine Art, die ihn von den anderen zivilisierten Völkern von Mittelerde unterschieden. Die Dachse waren natürlich die schlimmsten von ihnen, doch die vier Wölfe legten ebenfalls ein ungewöhnliches Verhalten an den Tag. Sie versuchten, an allem zu schnüffeln und zu riechen, das sich in einem Umkreis von zwanzig Fuß befand und das war eine Angewohnheit, die den meisten Zwergen auf die Nerven ging und dazu führte, dass ihnen zahlreiche verwirrte Blicke zugeworfen wurden. Und die Hautwechsler schienen die verwunderten Reaktionen ihrer stämmiger gebauten Gastgeber zu genießen. „Wie bitte?“ Currin lächelte ihn als Antwort nur an. „Ah, also haben sie es dir noch nicht erzählt.“ „Denkt an Eure Manieren“, warnte Balin, der auf der gegenüberliegenden Seite des mit Landkarten bedeckten Tisches saß. „Der König und Meister Beutlin haben aufgrund ihrer unterschiedlichen kulturellen Sitten und Bräuche vieles in ihrer Beziehung zu klären. Ihr solltet eine solche Angelegenheit besser verstehen, als irgendjemand sonst, Schwester Currin.“ „Ah, Ihr wisst von meiner Abstammung“, stellte die Wölfin fest. „Oder habt Ihr nur eine Vermutung angestellt, wie so viele andere zuvor?“ „Ein Elternteil von Euch war ein Mensch“, antwortete Balin und platzierte sorgfältig mehrere Steine auf der Karte, um die wahrscheinlichsten Reiserouten der Eisenfäuste zu kennzeichnen. „Ihr verhaltet Euch in der Gegenwart von Außenstehenden viel ruhiger und zurückhaltender, als die echten Hautwechsler, wie die Dachse und die dunklen Wölfe in Eurer Gemeinschaft. Und Euer jüngerer Bruder ist anscheinend genauso. Diese Art der Zurückhaltung ist für gewöhnlich nur bei Hautwechslern von gemischter Abstammung zu sehen oder bei jenen, die ständigen Umgang mit Außenstehenden pflegen. Für jeden Eurer Verwandten ist die erste Möglichkeit sehr viel wahrscheinlicher, als die zweite.“ Die Wölfin antwortete mit einem Schnauben. „Ich mag diesen Zwerg. Er ist schlau.“ „Weil es notwendig ist, Mylady.“ „Es ist wirklich schade, dass Ihr und der Seesternkopf keine guten Nasen oder Ohren habt. Es wäre unmöglich, Euch beide aus dem Hinterhalt zu überfallen oder zu überlisten.“ „Ich werde Nori Euer Kompliment ausrichten. Er wird sich geschmeichelt fühlen.“ Bilbo war über das Ausmaß der Nachsicht und Freiheit überrascht gewesen, das die Zwerge den Hautwechslern gewährt hatten, besonders, da sie außer Bard und seinen Bürgern noch keine Menschen den Berg betreten lassen wollten. Als er Balin schließlich danach gefragt hatte, hatte der betagte Berater ihm erklärt, dass Mutter Nymerias Rudel Durins Volk nach Smaugs Angriff auf den Erebor zur Hilfe gekommen war und den heimatlosen Zwergen alles zukommen lassen, was es an Nahrung, Kleidung oder sonstigen Vorräten entbehren konnte. Es war zwar nicht viel gewesen, doch die Hautwechsler hatten ihr Bestes getan, um einem langjährigen Verbündeten zu helfen und Durins Volk hatte es nicht vergessen. „Balin?“ Der ältere Zwerg schenkte ihnen ein Lächeln, bevor er sich auf den Weg machte, um seinem König zu helfen, der nun seit den vergangenen fünf Stunden über einem weiteren Haufen Landkarten, geologischen Schaubildern und verschiedenen dicken Büchern brütete. Und wenn Bilbo seinen Auserwählten so gut kannte, wie er inzwischen gerne glauben wollte, dann würde der Zwergenkönig bald vor Frustration einen heftigen Wutanfall bekommen und davonstapfen, um Dwalin in der Trainingshalle zu verprügeln. Den beiden schien es Spaß zu machen, sich gegenseitig jede Woche windelweich zu prügeln, eine Angewohnheit, die Bilbo nach wie vor verunsicherte, obwohl Dís beteuert hatte, dass es vollkommen sicher und notwendig war. Ganz gleich, wie lange Bilbo im Erebor lebte, die brutaleren Gepflogenheiten der Zwerge würden ihn immer verwirren. „Hmmmm“, knurrte Currin und prüfte mit ihrer Nase die Luft um sie herum. „Anscheinend will sich der König mit dem Hobbit paaren. Genau, wie ich vermutet habe.“ Bilbo fiel vor Überraschung beinah von seinem Stuhl. „Diese Dinge sagt man nicht in vornehmer Gesellschaft, Schwester Currin“, seufzte Balin, während er gleichzeitig versuchte, einen gereizten Thorin auf seinem Stuhl zu halten. „Bei Mahâls Bart, ihr Hautwechsler seid genauso offen, wie ich es in Erinnerung habe. Das muss an den Nasen liegen.“ „Ich sage nur, was ich rieche.“ Dann verstummte die junge Frau und neigte den Kopf zur Seite, während ihre spitzen Ohren vor Konzentration zuckten. Als sie sich nun zu ihrer vollen Größe aufrichtete, fühlte sich Bilbo neben der hochaufragenden Wölfin sehr klein und er war sich sicher, dass es vielen der Zwerge ebenso ergangen war. Wie Beorn vor ihnen, waren Currin und ihre Verwandten sowohl körperlich als auch geistig beeindruckend und verhielten sich wie eine seltsame Mischung aus Tier und Mensch, was die Einwohner des Erebor unendlich zu verwirren schien. „Ich kann deinen Kleinen hören“, meinte Currin. „Draußen auf dem Gang. Er weint.“ „Oh je...“ Innerhalb weniger Sekunden war Bilbo aus dem Kriegsraum verschwunden, Thorins Rufe ignorierend und lief schnell durch die Gänge zum königlichen Zeichensaal. Lange bevor er durch die Tür trat, die von irgendjemandem, der sich bereits dort aufhielt, ein Stück offen gelassen worden war, konnte er den Klang von Frodos Weinen hören. Dori, Óin, Dís und Dala standen um die Tische in der Mitte des Raumes herum und in ihren Armen zappelten zwei schreiende Kinder, wann immer der königliche Heiler versuchte, die Platzwunden und Kratzer zu behandeln, mit denen ihre Gesichter bedeckt waren. Die arme Dís ließ Donel beinah fallen, als ein mit Desinfektionsmittel getränktes Tuch auf sein blutiges Knie und seine geschwollene Nase gedrückt wurde und ein weiterer Schmerzensschrei aus der Kehle des kleinen Jungen ertönte. „Was ist passiert?“ „Eine der Stufen in der Eingangshalle ist unter Donels Füßen abgebrochen“, erklärte Dori, dessen gewöhnlich makelloser Bart durch Frodos ständiges Zappeln zerzaust worden war. „Er ist hinunter gestürzt und gegen Frodo geprallt und dann sind sie beide bis an das untere Ende der Treppe gerollt. Ich habe versucht, sie zu schnappen, aber sie sind in einer solchen Geschwindigkeit hinuntergestürzt, dass ich nicht hinterherkam und…“ „Es ist schon gut, Dori“, versicherte Bilbo ihm. „Solche Dinge passieren manchmal, wenn kleine Hände und Füße im Spiel sind. Und wie es aussieht, sind sie beide noch in einem Stück. Es ist nichts gebrochen, nicht wahr, Óin?“ „Frodo hat eine ziemlich große Beule am Kopf und ihm fehlen einige Zähne, aber keiner der beiden scheint sich etwas gebrochen zu haben“, erwiderte der Heiler. „Doch sie haben eine Menge Schnittwunden und Blutergüsse.“ „Ich habe meine Zähne verloren, Onkel.“ Sanft strich Bilbo mit einer Hand über Frodos zerschrammte Wange. „Es ist schon gut, Liebling. Bevor das Jahr vorüber ist, werden deine neuen Zähne nachwachsen und außerdem können wir sie für deine Milchzahnkette verwenden.“ „Aber sie sind fort“, jammerte Frodo. „Sie sind abgefallen.“ „Fort?“ Dori umschlang Frodo noch fester mit seinen Armen und fuhr mit seinen dicken Fingern am Rücken des Jungen hinauf und hinunter, während Óin seine blutigen Augenbrauen, Wangen, Kinn und Hände abtupfte. Die Gesichtszüge des kleingewachsenen Zwerges hatten eine grüne Farbe angenommen, wie Bilbo sie bei ihm bislang nur gesehen hatte, wenn sich ein Mitglied der Gemeinschaft wie ein ungehobelter Dummkopf benahm oder einer seiner Brüder während der Reise verletzt wurde. Es war, gelinde gesagt, ein nervenaufreibender Anblick und Frodo schien den Vermutungen des älteren Hobbits zuzustimmen, denn er streckte seine kleinen Arme nach oben und legte sie über Doris steife Schultern. „Es ist in Ordnung, Dori. Ich habe noch mehr davon. Siehst du…“ „Oh, ich weiß, Kleiner. Und was für schöne, perlweiße Zähne das sind“, gab Dori zurück. Er hielt Frodo regelrecht umklammert, was ein deutliches Zeichen dafür war, dass Bilbo nach wie vor wesentliche Teile des Puzzles fehlten, das diesen Treppensturz betraf. „Aber ich glaube, es wird das Beste sein, sie in Zukunft von harten Oberflächen fernzuhalten.“ Frodo nickte und verzog das Gesicht, als Óin erneut sein Kinn abtupfte. „Was hast du damit gemeint, dass sie hinuntergefallen sind?“ fragte Bilbo, als die beiden Jungen durch Óins weitere Behandlung abgelenkt waren. Die Anhänglichkeit seines Freundes fing allmählich an, ihn zu verunsichern. „Dori? Was ist passiert?“ „Sie wären beinah hinuntergefallen, Bilbo“, flüsterte der Zwerg. „Ich habe ihnen nur erlaubt, ein paar Schritte vor mir zu gehen, aber dann ist Donel plötzlich gestolpert und die beiden wären beinah über die Kante des Steges gestürzt. Es war einer der Bereiche, in denen Smaug in seinem Zorn die Geländer zertrümmert hat. Ich würde die Kinder niemals auch nur in die Nähe der Stege ohne Geländer mitnehmen, das schwöre ich. Aber es war längst Zeit für ihr Abendessen und an diesem Steg fehlten nur auf der linken Seite ein paar Teile des Geländers, deshalb beschloss ich, mit ihnen eine Abkürzung zu nehmen.“ Doris Finger massierten in sanft kreisenden Bewegungen Frodos Seite in einem offensichtlichen Versuch, sowohl sich selbst, als auch den verletzten Jungen zu trösten. Es hatte Dori zutiefst erschreckt, dass dieser Zwischenfall so einfach und schnell passiert war. Es waren nur eine Sekunde und ein brechender Steinbrocken nötig gewesen, um zwei Kinder in die Abgründe der Minen des Erebor stürzen zu lassen. Und Dori war vor nicht einmal zwanzig Minuten beinah einer solchen Tragödie zum Opfer gefallen. „Und dann ist Donel vorwärts gestolpert und ich konnte die beiden nicht mehr rechtzeitig auffangen“, berichtete Dori und sein Gesicht wurde blass, als er den Vorfall schilderte. „Sie sind nur wenige Zoll von der Kante entfernt gelandet, Bilbo und es gab nichts, das ich hätte tun können, um sie zu schnappen, bevor…“ „Du wärst beinah selbst hinuntergestürzt, Dori“, tröstete ihn Glóins Gemahlin. „Ich habe von der Ebene unter dir alles mitangesehen. Der gesamte Hauptflügel ist eine Gefahr für die Kinder des Erebor und für einen großen Teil unserer Erwachsenen ebenfalls.“ „Dieser dreimal verfluchte Drache hat soviel Schaden angerichtet“, knurrte Dís. „Selbst nach seinem Tod verfolgt sein Geist nach wie vor die Schritte unserer Kinder.“ „Auuu!“ Es dauerte über eine halbe Stunde, bis Óin damit fertig war, die Jungen zu versorgen und ihnen anschließend die Schmerztoniken zu verabreichen, die es ihnen ermögliche würden, die Nacht durchzuschlafen. Beide hatten schlimm aussehende Schnittwunden an ihren Wangen, ihrer Stirn, ihrem Kinn und ihren Händen und eine geschwollene Nase und zahlreiche Blutergüsse bedeckten jeden Teil ihrer kleinen Körper. Donel hatte sich bei dem Sturz seinen rechten Knöchel verstaucht und Óin hatte ihn vorerst fest in eine weiche Schiene gewickelt. Der arme Frodo hingegen hatte sich auf dem Weg nach unten den Kopf gestoßen und sich außerdem seine unteren Waden aufgeschürft, was eine äußerst unglückliche Folge der traditionellen Hobbitkleidung des Jungen war. Und wie es aussah, hatte er auch fünf weitere Zähne verloren. „Der arme kleine Kerl wird sein Essen wochenlang mit dem Zahnfleisch kauen“, klagte Dís. „Frerin hat damals in weniger als einem Monat die Hälfte seiner Zähne verloren, wenn ich mich recht erinnere. Er hat jedes Mal wie ein kranker Warg ausgesehen, wenn er versucht hat, sein Fleisch zu kauen.“ „Inwiefern unterscheidet sich das von den normalen Mahlzeiten der Zwerge?“ „Das Essen fiel ihm buchstäblich aus dem Mund“, erzählte Dís und lachte leise. „Das siehst du bei gewöhnlichen Zwergenmahlzeiten nicht. Unsere Männer fangen förmlich an zu wimmern und zu heulen, wenn sie es nicht schaffen, etwas in ihren Mund zu bekommen. Bei Frerin war das zweifellos der Fall.“ „Dann erklärt das ohne Zweifel einiges über Fíli.“ Die Lady des Erebor saß mit einem schlummernden Donel auf dem Schoß auf dem Sofa und kämmte mit ihren Händen sanft sein unordentliches rotes Haar, damit sie es später annähernd ordentlich flechten konnte. Bilbo saß ihr auf demselben Sofa gegenüber, über die Beine der beiden war eine große Strickdecke gelegt worden und jeder von ihnen hatte ein schläfriges Kind auf dem Schoß. Frodo zerkratztes Gesicht war zu einem unschönen Stirnrunzeln verzogen und seine verbundenen Hände zuckten jedes Mal unbehaglich, wenn er versuchte, sich im Schlaf zu bewegen. Alles in allem sahen die beiden Jungen aus, als hätten sie drei Runden mit Dwalin in der Arena an einem Freitagmorgen hinter sich. „Hier ist etwas Tee für euch beide“, sagte Dori, als er aus den nahegelegenen königlichen Küchen zurückkehrte. „Das ist meine Lieblingskamillemischung. Sie wirkt Wunder zum Schlafen und gegen Anfälle von Rückenschmerzen.“ „Danke Dori. Jetzt setz dich hierher.“ Bilbo klopfte auf den Sessel, der direkt neben dem Sofa im Zeichensaal stand. „Du siehst aus wie der wandelnde Tod, mein Freund. Ruh dich einfach etwas aus, in Ordnung?“ „Ja und meine Füße fühlen sich an wie Granit. Ein entsetzlicher Abend.“ „Ich habe Donels Mutter über das benachrichtigt, was geschehen ist“, meinte Dala ein paar Minuten später. Thorin, Óin und Balin betraten nach ihr den Zeichensaal. „Ich habe ihr versichert, dass alles in Ordnung ist, aber ich dachte, dass sie es trotzdem gerne wissen würde.“ „Danke, Dala. Daran habe ich noch nicht einmal gedacht“, gestand Bilbo. „Es würde dem Jungen wahrscheinlich gut tun, sie zu sehen und sei es nur für eine kurze Weile.“ Die arme Thana war während der letzten paar Tage sehr erschöpft gewesen, denn die Zwillinge hatten ihre ersten Zähne bekommen und deshalb hatte Bilbo ihr angeboten, für einige Nächte auf Donel aufzupassen oder wenigstens so lange, bis Thana und Farór nicht mehr aussahen, als würden sie jeden Moment ohnmächtig werden oder selbst eine Treppe hinunterstürzen. Donal war mehr als erfreut gewesen, dem lauten Weinen seiner kleinen Schwestern zu entgehen und hatte es sich bereitwillig in Frodos Schlafgemach, Spielecke und seinem poolähnlichen Waschraum gemütlich gemacht. „Ist mit ihnen alles in Ordnung?“ wollte Thorin wissen. „Nur zerschrammt, geprellt und aufgeschürft“, berichtete Óin, der sich mit einem Ächzen in einen der Sessel sinken ließ, die an der Seite des Raumes standen. „Alle ihre Schnittwunden sind nur oberflächlich und deshalb erwarte ich, dass die beiden morgen früh wieder auf den Beinen sind und spielen. Aber es könnte ein paar Tage länger dauern, bis Donels Knöchel verheilt ist.“ „Ich habe bereits mit dem Bauführer gesprochen, der verantwortlich ist für die Erneuerung der…“ „Khan kâknith munza lâhk!“ Dala seufzte. Ich werde niemals auch nur die Hälfte von dem verstehen, was dieser reizende Junge sagt. Er spricht den undeutlichsten Dialekt.“ „Ich habe versucht, etwas darüber nachzulesen“, flüsterte Dís. „Aber ich habe ihn auch noch nicht gefunden.“ „Ich auch nicht“, fügte Dori hinzu. „Oh, hallo, Bifur“, sagte Bilbo, als der Spielzeugmacher zur Tür hereinkam. „Wie es aussieht, ist deine Reise nach Thal gut verlaufen. „Was hast du da?“ „Mûhk al-“ „Iglishmêk, mein lieber Vetter“, unterbrach ihn Bofur, der mit einem großen Stapel Kisten auf dem Arm in den Raum eilte. „Iglishmêk. Und wirf währenddessen nicht den Korb durch die Luft! Das wäre zweifellos eine traumatisierende Situation.“ „Bifur?“ Ich habe etwas für die Jungs, sagte der Zwerg in Zeichensprache. Ein frühes Geschenk zum Mittwinter, falls noch mehr Schnee von Norden kommt. Der Zwerg mit der Axt im Schädel hüpfte regelrecht auf der Stelle auf und ab, wobei er mit beiden Händen einen mit einem Tuch bedeckten Korb umklammerte, den er vor der Brust trug. Bifur neigte dazu, sich leicht aufzuregen und manchmal sogar in Raserei zu verfallen, doch dies war eine ganz neue Art der Energie, die Bilbo kaum jemals zuvor gesehen hatte. Es sah fast so aus, als würde der Zwerg wie einer von Gandalfs Feuerwerkskörpern explodieren, wenn er nicht bald sein Geschenk überreichte. „Endlich! Ein paar gute Nachrichten“, stellte Dori mit einem lauten Seufzen fest. „Genau das, was wir jetzt brauchen. Sehr, sehr dringend.“ „Das war äußerst aufmerksam von dir, Bifur“, meinte der Hobbit lächelnd. „Gib Dís und mir nur ein paar Augenblicke, um die Jungs aufzuwecken, in Ordnung?“ Doch Bifur hüpfte weiterhin auf und ab. Sie brauchten nicht lange, um die beiden Jungen aus ihrem durch das Tonikum herbeigeführten Schlummer zu wecken und ein mehrmaliges, beinah zahnloses Gähnen von Frodo zeigte deutlich, wieviele Zähne er am heutigen Tag bei seinen gefährlichen Eskapaden in der Eingangshalle verloren hatte. Doch die Erwähnung von Geschenken genügte, um beide Kinder innerhalb einer Sekunde aufzuwecken. „Geschenke?!“ „Nun, das hat zweifellos ihre Aufmerksamkeit erregt“, meinte Balin lachend. „Nichts weckt ein Kind schneller auf, als der Klang von Geschenkkartons und zerreißendem Papier. Ah, ah, Vorsicht mit den Verbänden, Jungs.“ „Balin hat Recht, Jungs“, tadelte Bilbo die beiden. „Ihr habt bereits mehr als genug Schnitte und Kratzer für diesen Monat. Langsamer. Thorin.“ Der Zwergenkönig streckte die Arme aus, schnappte sich einen zappelnden Frodo und nickte seiner Schwester zu, die den Zwergling fest im Griff hatte. Die beiden gingen zu Bifur hinüber, jeder mit einem ungeduldigen Kind auf dem Arm, das nach vorne drängte, um zu sehen, was sich in dem Korb befand. In Anbetracht ihrer langen und anstrengenden Vergangenheit im Umgang mit zwei anderen zappeligen Zwerglingen bereitete es natürlich keinem der königlichen Geschwister Probleme, die Situation unter Kontrolle zu bekommen. „Jetzt haltet still und denkt an eure Manieren“, brummte Thorin. „Quengelige kleine Jungen bekommen keine Geschenke, bis sie still sind und sich bei dem Schenkenden bedanken. Nun…“ „Danke, Bifur!“ riefen beide Jungen im Chor. Nachdem das erledigt war, zog der ungeduldige Zwerg das Tuch beiseite und gestattete ihnen allen zu sehen, was genau er und Bofur gekauft hatten, als sie durch den Schnee nach Thal gestapft waren. Und ein freudiger, kindlicher Aufschrei zeigte deutlich, dass keines der Kinder und keiner der Erwachsenen im Raum von dem Geschenk enttäuscht war. „Kätzchen!“ Innerhalb weniger Sekunden streckten Frodo und Donel ihre Hände nach dem Korb aus und die beiden Mitglieder der königlichen Familie beugten sich vor, um ihre verletzten Schützlinge  nicht fallenzulassen. Bilbo, der Tiere schon immer gern gemocht hatte, ging zu dem Korb hinüber und spähte auf die drei schlafenden Kätzchen hinunter, von denen zwei dunkelgraues und das größte dunkelorangefarbenes Fell hatte. Die begeisterten Ausrufe der Kinder schienen sie alle drei aufgeweckt zu haben. „Seid nur sanft, Jungs“, warnte Dís die beiden. „Und Vorsicht mit euren Verbänden. Wir werden sie baden müssen, Thorin. Falls sie Flöhe haben.“ Thorins Augenbrauen schossen nach oben. „Du willst sie behalten?“ „Ich habe sicher nicht vor, nein zu ihnen zu sagen“, erwiderte Dís mit ihrem patentierten Du-bist-so-ein-Idiot-lieber-Bruder-Blick. „Die Jungs oder die Kätzchen. Hast du ihre Augen gesehen? Ich weigere mich, der Fiesling in dieser Geschichte zu sein.“ „Und stattdessen erwartest du, dass ich es bin?“ „Nun, wenn du deinen Auserwählten, deine Schwester, deine Neffen und die Kinder verärgern willst, dann verbiete doch, dass im königlichen Flügel Haustiere gehalten werden. Aber ich werde dich nicht verteidigen, wenn einige Hobbits und Zwerglinge beschließen, dich in deinen königlichen Hintern zu treten.“ „Du bist eine grausame Frau.“ „Mag sein“, erwiderte Dís schulterzuckend. „Obwohl ich nicht diejenige bin, die zögert, meinem Kind ein Kätzchen als Haustier zu schenken. Wirklich, Thorin…“ „Du weißt, dass ich Katzen noch nie mochte. Er hätte den Jungs irgendeinen Mischlingshund oder Jagdhund besorgen sollen, der sich gut eignet für...“ „Klunk!“ Plötzlich hatte Thorin ein pelziges, orangefarbenes Kätzchen im Gesicht und auch einen zahnlosen, überschwänglichen und zerkratzten kleinen Hobbit. Wenn es noch irgendeinen Zweifel gegeben hätte, dass Thorins königliche Haltung von den Kindern in seinem Leben in Fetzen gerissen wurde, dann wären diese allesamt von Frodos fröhlichem Lächeln in winzigkleine Stücke zerbröckelt worden. „Er läuft immer wieder gegen den Tisch“, erklärte Frodo. „Deshalb habe ich ihn Klunk genannt. Und das hier ist Bumpy. Und das ist Zuzu. Seine Streifen sehen wie ein Z aus.“ „Das sind…sehr schöne Namen.“ Bilbo kuschelte mit dem graugestreiften Kätzchen namens Zuzu und plauderte dabei ununterbrochen mit Balin über den alten Kater, den er als kleines Hobbitkind in Beutelsend gehabt hatte. Die zweite graue Katze, Bumpy, rollte auf dem Boden herum und schlug nach den losen Enden von Donels Verbänden. Alle übrigen Zwerge kümmerten sich ebenfalls um die winzigen Wesen. „Dürfen wir sie behalten? Bitte, bitte, bitte, bitte, bitte?“ „Nun wir werden…“ Im nächsten Moment erklang ein ganzer Schwall von Bellen, Knallen und Fluchen aus der nahegelegenen Küche und Bofur stolperte mit vier kleinen, glatten Flaumbällen in den Raum, die um seine bestiefelten Füße herumliefen. Einer von ihnen trug ein hölzernes Spielzeug im Maul, was offensichtlich gegen die Regeln verstieß, wenn man Bofurs scharfen Tadel hörte. Bifur und den Kindern entfuhren begeisterte Schreie, als die Welpen erschienen, während alle anderen Zwerge im Raum staunten und angesichts dieser neuen Wendung der Ereignisse schockiert waren. „Ihr habt auch Welpen?“ japste Bilbo. Hirschhunde. Zukünftige Jagdhunde, erklärte Bifur in Zeichensprache. Jetzt gibt es in der ganzen Stadt nur noch fünf von ihnen. Sie alle gehören Mallor. Wir brauchen mehr für die Jagdsaison. „Welpen!“ kreischte eine Stimme von der Tür. „Endlich!“ Innerhalb von Sekunden hatte Kíli den Raum durchquert, hob die zappelnden Welpen auf und bedachte sie gurrend mit Küssen und Liebkosungen. Sein Bruder war auf wackligen Krücken dicht hinter ihm und seine blauen Augen strahlten heller, als sie es seit Bilbos Ankunft getan hatten. Zu sagen, dass die beiden Prinzen entzückt waren, wäre eine Untertreibung. „Ich werde dich Granite nennen!“ verkündete Kíli. „Und du wirst Japser heißen. Und du Onyx. Und du…ähm, ups, das hier ist ein Mädchen. Nun, hmmm, du kannst Beryl heißen! Ein schöner, starker Name für ein schönes, starkes Mädchen.“ „Wie kommst es, dass du ihnen einen Namen geben darfst?“ verlangte Fíli zu wissen. „Weil ich diese Namen seit mehr als siebzig Jahren auf meiner Warteliste hatte“, antwortete Kíli mit zur Decke gewandter Nase. „Wer zuerst kommt, gibt zuerst die Namen.“ „Rotzbengel.“ „Nun, damit ist ein Traum wahr geworden“, stellte Dís mit einem erfreuten Lächeln fest. „Sie haben jahrzehntelang um einen Welpen gebettelt. Danke, Bifur.“ „Und ich muss dir auch danken“, fügte Dala hinzu, die beobachtete, wie Gimli einen der Welpen liebkoste. „Gimli hat in den letzten Jahren einen ähnlichen Wunsch geäußert. Vielleicht wird es den Erebor für die Kleinen etwas…gastfreundlicher machen, wenn sie ein paar Haustiere haben.“ „Ich bin geneigt, dir zuzustimmen“, erwiderte Bilbo, der auf dem Boden saß. Eines der Kätzchen attackierte das Haar auf seinen Füßen. „Und Bifur hat hier einen hübschen Haufen ausgesucht.“ „Er konnte schon immer  gut mit Tieren umgehen“, sagte Bofur, der dem Stapel Welpen endlich entkommen war und zu dem Stapel Kätzchen hinübergewandert war. „Früher hat er sich um jeden Streuner gekümmert, den er während unserer Reisen von Dorf zu Dorf aufgelesen hat. Er hat mehr als ein paar von ihnen gerettet. Ich glaube, sie sind einer der Gründe, warum er immer noch unter uns ist. Sie haben dabei geholfen, ihn aus der anderen Welt zurückzuholen, als Azanulbizar und die Axtwunde zuviel für ihn wurden. Er wäre für uns verloren gewesen, wenn alle diese Hunde, Katzen, Ziegen, Kühe, Ponies und so weiter nicht gewesen wären. Sie alle haben ihn in unsere Welt zurückgeholt.“ „Und jetzt?“ fragte Bilbo in besorgtem Tonfall. „Werden diese Tiere Bifur helfen?“ Bofur nickte. „Ja, ich denke, das werden sie. Mein Bruder und ich glauben, dass sie dabei helfen werden, ihn in dieser Welt zu halten. Außerdem helfen sie ihm vielleicht auch im Umgang mit den Jungs. Er hat wirklich eine Schwäche für sie alle, aber es ist schwierig für ihn sich mit ihnen zu verständigen. Selbst mit jenen, die unvoreingenommen sind, wie Frodo und die Prinzen. Aber ich hoffe, dass diese Tiere ihm helfen können.“ Dem konnte Thorin nicht widersprechen. Oder nein dazu sagen. Und wenn er ehrlich war, wollte er das auch nicht.   .o°O°o. _____________________________ .o°O°o..O.o° °o.O¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯ O.o° °o.O. Kapitel 30: Kapitel 30 ---------------------- .o°O°o. _____________________________ .o°O°o..O.o° °o.O¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯ O.o° °o.O.   An Unexpected Addition – Unerwarteter Familienzuwachs   Teil 30   Autor:   karategal   Übersetzer:   Lady Gisborne   P16-slash   Inhalt:   [Autorisierte Übersetzung] Alle Zwerge überleben die Schlacht der fünf Heere, doch Bilbo muss ins Auenland zurückkehren, um sein altes Leben in Ordnung zu bringen und den Weg für ein neues Leben im Erebor zu ebnen. Ein Jahr später kehrt er mit einem vor kurzem verwaisten Frodo zum Einsamen Berg zurück. Thorin ist sich nicht ganz sicher, was er von diesem neuen, winzigen Zuwachs zu seiner Gemeinschaft halten soll.   Disclaimer:   Bei dieser Geschichte handelt es sich um eine autorisierte Übersetzung von karategals englischer Originalstory An Unexpected Addition. Die Charaktere und Orte gehören selbstverständlich Professor Tolkien bzw. seinen Erben und ich verdiene mit dieser Story bzw. Übersetzung kein Geld, sondern schreibe nur aus Spaß an der Freude. ^^   Link zur Originalstory:   An Unexpected Addition   Anmerkung:   Wie einige von euch vielleicht bemerken werden, habe ich mich bei der Übersetzung dieser Story ausdruckstechnisch etwas vom Original entfernt, was in diesem Fall aber beabsichtigt war. Zwar bemühe ich mich, wenn ich Geschichten übersetze, so nah wie möglich am Original zu bleiben, aber mir ist auch und vor allem wichtig, einen flüssigen und sinnvollen deutschen Text zu schreiben und die erwähnten Abweichungen habe ich in diesem Fall vorgenommen, weil ich hoffe, dass die Geschichte für euch dann „flüssiger“ ist und ihr mehr Spaß beim Lesen habt. ^^ ♔~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ♥ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~♔ „Es macht dir Spaß, dich so geheimnisvoll und grüblerisch zu benehmen, nicht wahr?“ Die vergangenen Wochen im Berg waren voller Hektik gewesen. Einer der Bergarbeiter aus Bofurs Mannschaft hatte zwei Dutzend weitere Minen voller Edelmetalle freigelegt, die Thorin und der Rat nach Smaugs Toben vollkommen eingestürzt geglaubt hatten. Doch wie sich herausstellte, waren sie noch allesamt intakt und sie benötigten nur wenig Ausgrabungszeit in der Gegend der Haupt- und Seiteneingänge, bis der Bergbau in diesen Minen wieder aufgenommen werden konnte. Infolgedessen waren die meisten Mitglieder der Gemeinschaft äußerst beschäftigt gewesen und Bilbo hatte deshalb in den letzten Wochen nur wenig von Thorin, den Prinzen und allen anderen gesehen. Im Laufe der Tagesstunden hatten überwiegend Ori, Dhola, die Kinder und ein unbändiger Haufen von Jungtieren Bilbo Gesellschaft geleistet und über diese Tatsache hatte er sich in der vergangenen Nacht bei Thorin beklagt. „Und du bist ein neugieriger Hobbit, der seine Fragen nicht für sich behalten kann“, antwortete der König. Seine Hände führten Bilbo sanft eine Reihe von Tunneln entlang, die von den Seitengängen des königlichen Flügels abzweigten. „Nun schließ deine Augen und hör auf, um Informationen zu betteln. Ich werde in dieser Angelegenheit nicht so leicht nachgeben.“ „Das merke ich zweifellos“, gab Bilbo zurück. „Irgendjemand ist heute recht unverschämt“, lachte Thorin leise. „Bringt meine grüblerische und geheimnisvolle Gegenwart oft eine so verlockende Streitsucht zum Vorschein, Meister Beutlin? Oder hast du sie nur die ganze Zeit vor mir verborgen?“ „Ich glaube, du unterschätzt, wie oft ich dich in den letzten Jahren gescholten habe“, kicherte der Hobbit. „Aber wenn du mich absichtlich gegen eine Wand oder eine Tür laufen lässt, kann ich dir garantieren, dass meine sogenannte Frechheit mehrere Tage voller Verdauungsstörungen, unangenehmem Stuhlgang und stinkender Blähungen für dich zur Folge haben wird, Meister Zwerg. Wir Hobbits sind nicht so naiv, wie alle denken, das kann ich dir versichern.“ „Oh, darauf wette ich“, grollte der Zwerg. „Thorin! Benimm dich“, fuhr Bilbo ihn an, als er spürte, wie eine Hand etwas zu weit an seinem Hinterteil hinabwanderte. „Wir befinden uns immer noch in der Öffentlichkeit, du verdorbener Zwerg. Es könnte jeden Moment irgendjemand an uns vorbeigehen und sehen, wie du mich begrapscht.“ „Keine Sorge, mein lieber Hobbit. Die Tunnel sind nach wie vor vom Rest der Stadt abgetrennt“, versicherte ihm der König. „Der Eingang zum königlichen Flügel ist der einzige Zugang, der nicht eingestürzt ist, während Smaug in den mittleren Ebenen gewütet hat. Wir werden die einzigen sein, die in diesen Tunneln ein- und ausgehen oder in ihre Nähe gelangen, deshalb gibt für dich keinen Grund, dir Sorgen zu machen, dass ein Fremder und sieht.“ „Und die Jungs?“ „Sie sollten nicht.. Nun ja, also gut, vielleicht sind sie immer ein Problem“, gab der König mit einem lauten Seufzen zu. „Aber sie wissen es besser, als allzu unverschämt zu werden. Ich würde mit der Außenarbeit beauftragen, wenn sie dennoch beschließen sollten, es zu weit zu treiben.“ „Nein, das würdest du nicht tun.“ Der Griff von Thorins Fingern um seine Schulter verstärkte sich. „Oh, tatsächlich? Und woher weißt du das?“ „Ich muss mit diesen Schlingeln zusammenleben“, erwiderte Bilbo. „Und dass einer der beiden eine schlimme Erkältung bekommt, ist das letzte, das irgendjemand braucht. Die Wunde an Fílis Oberschenkel ist beinah verheilt und die Prellung, die sich Kíli bei dem Einsturz letzte Woche zugezogen hat, sieht auch nicht mehr ganz so schlimm aus. Aber wenn eine unnötige Runde Wachdienst im Freien zu noch mehr Jammern und Klagen von zwei gewissen Jungs führt, die an dieser Stelle nicht genannt werden sollen, denn werde ich nicht für ein plötzliches Fehlen königlicher Erben für den Thron verantwortlich sein.“ „Du verwöhnst sie.“ „Weil ich mich weigere, ihnen Felsbrocken an den Kopf zu werfen oder sie nach draußen in den Schnee zu schicken, wenn sie sich wie ein Haufen kurzsichtiger Einfallspinsel benommen haben? Wenn das der Fall ist, ja, dann verwöhne ich sie nach Strich und Faden.“ „Sie müssen darauf vorbereitet werden, den Erebor zu regieren, wenn die Zeit…“ „Hast du vor, in nächster Zeit zu sterben? Denn wenn dem so ist, würde ich das wirklich gerne wissen, denn ich weiß nicht, ob ich mit einem Todessehnsüchtigen vermählt sein will. Aus naheliegenden Gründen ziehe ich es vor, meinen Gemahl lebendig und einigermaßen gesund zu sehen.“ „Selbstverständlich nicht!“ „Dann gibt es auch keinen Grund, die Jungs bis an ihre Belastungsgrenzen zu treiben. Ich habe genug gelesen und mich oft genug mit Dhola in der Bibliothek unterhalten, um zu wissen, dass darüber hinaus noch keiner der beiden in der zwergischen Gesellschaft als vollwertiger Erwachsener betrachtet wird. Und da du nicht die Absicht hast, in nächster Zeit zu sterben oder abzudanken, sehe ich keinen Grund, warum ich sie nicht verwöhnen sollte, wann immer mir danach zumute ist und das Urbild eines vernarrten Onkels zu spielen. Was recht oft der Fall ist, wie ich zugeben muss, wenn es nach Kíli geht. Er ist ein schlimmes Kind.“ „Ich glaube, ich fange endlich an zu verstehen, warum andere Völker das Auenland meiden. Ihr Hobbits seid ein unglaublich herrischer Haufen.“ „Ha! Wie sollten wir wohl sonst die ganze Zeit solche prachtvollen Feste geben? Irgendjemand muss den Oberbefehlt übernehmen und Ordnungssinn beweisen. Jeder Hobbit, der etwas auf sich hält, muss in der Lage sein, auf Geburtstagsfeiern seine gesamte Familie unter Kontrolle zu haben. Also, wo genau führst du mich hin, mein lieber Zwerg?“ „Nur noch ein paar Augenblicke“, versicherte Thorin ihm. Bilbo erlaubte seinem Auserwählten ohne zu zögern, ihn sanft durch die verschlungenen Gänge des Erebor zu manövrieren, denn er vertraute dem Zwergenkönig voll und ganz, dass dieser ihn davor bewahren würde, auf dieser blinden Reise mit einer Tür, Säule oder Wand zusammenzustoßen. Obwohl seine Augen fest geschlossen waren, konnte Bilbo die Aufregung deutlich spüren, die Thorins zuckende Finger und sein zittriger, unregelmäßiger Atem verrieten. Sie war unglaublich liebenswert und Bilbo konnte es kaum erwarten zu sehen, was sich sein Zwerg für ihn ausgedacht hatte. „Also gut, wir sind da“, flüsterte Thorin. „Öffne deine Augen. Jetzt.“ Der Hobbit tat, wie ihm geheißen und öffnete langsam die Augen, um den Ort zu betrachten, den Thorin während der vergangenen Stunde mit soviel Mühe vor ihm verborgen hatte. Und was für ein erstaunlicher und wunderbarer Ort das war! „Sind das alles Kristalle?“ keuchte Bilbo auf. „Sie sind überall!“ „Die Halle der Lichter hat seit der Gründung des Erebor existiert“, erklärte Thorin. „Sie stellt die größte Schönheit dar, die in Fels und Stein zu finden ist. Meine Großmutter väterlicherseits, eine große, sehr begabte Kristallschnitzerin, hat einst jeden Tage mehrere Stunden lang in diesen Kammern verbracht. Ihr Kristallgarten befindet sich dort drüben.“ „In den Orkhöhlen habe ich Kristalle gesehen, aber…“, begann Bilbo langsam, als er sich umwandte, um die riesigen weißen Kristalle näher zu betrachten, die in der Mitte der gewaltigen Höhle aufragten, „sie waren nicht annähernd wie diese.“ „Sie geben ihr ganz eigenes Licht ab“, erwiderte Thorin und führte Bilbo behutsam zu den kleinen Kristallgärten hinüber, die die Höhlenwände säumten. „Jede Familie im Erebor hat hier einst sowohl Gärten mit Kristallen als auch mit Pflanzen besessen und gepflegt. Als ich noch ein kleines Kind war, hatte meine Mutter neben ihrem Kristallgarten ein wundervolles Pilzbeet. Wenn sie wollte, war sie eine richtige Meisterköchin.“ „Pilze?“ Bilbos begeisterte Stimme entlockte Thorin ein Lachen. „Ich habe geahnt, dass du dich an diese kleine Information klammern würdest. Aber ja, die Gärten können eine große Vielfalt essbarer Pilze hervorbringen, wenn sie richtig gehegt und gepflegt werden. Dori und Bombur kümmern sich nun schon seit einigen Monaten um eine Handvoll Beete. Ich glaube, Nori hat hier auch irgendwo ein Beet, aber was darin wächst, ist definitiv nicht essbar, das kann ich dir versichern.“ „Warum überrascht mich das nicht?“ meinte Bilbo mit einem wissenden Lächeln. „Doch giftige Pilze klingen ganz nach Noris Geschmack, wenn du mich fragst. Aber Dori ist darüber wahrscheinlich nicht allzu erfreut.“ „Es scheint ihn nicht allzu sehr zu kümmern, da Nori nun eine richtige Arbeit hat, durch die er nicht mehr in Kerkerzellen landet. Dwalin hingegen versucht nun schon seit Wochen, eines der Beete zu finden“, sagte Thorin und lachte leise. „Ah, siehst du das Beet dort drüben? Das mit dem Rand aus runden Steinen? Das ist eines der Beete, um die sich Dori kümmert. Die anderen sind in den Jahren von Smaugs Herrschaft verwildert, aber ungefähr im Laufe der nächsten Jahreszeit sollte es uns gelingen, einige dieser Beete abzuernten.“ „Wieviele Beete gibt es?“ „Tausende kleine wie dieses und mehrere hundert größere am Ende der Haupthöhle“, erklärte der Zwergenkönig. „Außerdem gibt es Dutzende Schächte, Tunnel und Rohre, die in kleinere Höhlen führen, die alle um diese hier herum angeordnet sind. Meine Familie besitzt eine ganze Höhle, nur um Pilze anzubauen. Sie liegt dort drüben.“ „Du meine Güte, das ist einfach…“ Ohne Vorwarnung zog der Hobbit Thorin an seinen Zöpfen zu sich herunter und küsste ihn glücklich auf den Mund. Tief in der Brust des König erklang ein erfreutes Stöhnen und seine großen Hände ergriffen instinktiv Bilbos Hüften, als der Hobbit sich auf seine Zehenspitzen stellte und seinen Mund für weitere Erkundungen öffnete. Thorin verlor keine Zeit damit, den Mund seines Hobbits zu plündern und war begierig darauf, die betörende Süße zu schmecken, die ihm während der letzten Monate verwehrt geblieben war. Einige Sekunden später entfuhr Bilbo ein überraschtes Quieken und seine kleinen Finger krallten sich jedes Mal in Thorins Haar, wenn der Zwergenkönig seinen empfindlichen Hintern drückte oder kniff. Um sich dafür zu rächen, schob Bilbo seine eigenen Hüften vor und rang dem Zwerg, der größer war als er, ein weiteres lautes Stöhnen ab. „Anscheinend muss ich dir öfter Geschenke machen, die etwas mit Essen zu tun haben“, keuchte Thorin, „wenn das die Reaktion ist, die ich dafür bekomme.“ Bilbo kicherte. „Nun ja, wir Hobbits lieben unser Essen.“ „Das sehe ich“, gab der Zwerg zurück, während er liebevoll über Bilbos rundlichen Bauch strich. „Dafür zu sorgen, dass ein hungriger Hobbit wie du wohlgenährt und zufrieden ist, wird keine leichte Aufgabe, fürchte ich.“ „Spüre ich da etwa Besorgnis, mein König?“ „Nur um die Lebensmittelvorräte und Getreidespeicher meines Königreiches, mein Gemahl.“ Thorin war inzwischen dazu übergegangen, die spitzen Ohren des Hobbits zu lecken. „Aber ich bin sicher, dass wir andere Wege finden können, um deinen Heißhunger zu stillen.“ „Thorin! Benimm dich!“ „Du hast den schönsten Hintern, mein liebster Meisterdieb. Er ist so überaus füllig und weich und…“ „Hey! Hör auf damit!“ „Ich bin nur sehr glücklich, dich zu sehen, mein schöner Halbling.“ „Oh je…“ Die nächste halbe Stunde verbrachte Bilbo damit, Thorins lüsterne Finger wegzuschlagen und die schöne Höhle zu erkunden, beeindruckt von all den verschiedenen Farben der Kristalle und davon, wie sie über Jahrzehnte und Jahrhunderte gepflegt werden konnten, um die herrlichsten Lichtstrahlen zu verströmen. Die Pilze waren für Bilbo von besonderem Interesse, während er durch die Seitenhöhlen schlenderte und jede Art sorgfältig begutachtete, um herauszufinden, on sie essbar war oder nicht. Er entdeckte mehrere Arten von Champignons, die von sechs Familien in Hobbingen das ganze Jahr über angebaut wurden, doch viele dieser Pilze waren in Bilbos innerem Pilzverzeichnis überhaupt nicht vorhanden. „Ich werde morgen nach Büchern über diese Pilze hier suchen müssen“, meinte Bilbo, während er ein paar Pilze in die Tasche steckte, die entlang der Wände wuchsen. „Oh, ich kann es nicht erwarten, einige von ihnen in meinen Gerichten zu verwenden. Kennst du irgendeinen Pilzexperten? Bombur?“ „Du wirst dich umhören müssen“, brummte Thorin, der hinter Bilbos Rücken Stellung bezogen hatte. „Ich gebe zu, dass ich die Chefköche nie sonderlich beachtet habe, aber wie ich Bombur kenne, hat er vielleicht eine gute Idee, an wen du dich wenden könntest.“ „Natürlich“, erwiderte Bilbo. Der Hobbit lehnte sich zurück an den größeren Körper seines Auserwählten und genoss die Wärme, die immer in sanften Wellen von Thorin ausging. Sie befanden sich in zwischen tief im Herzen des Winters und wenn die Kalender stimmten, war in ein paar Tagen das Julfest. Die Zeiten waren nach wie vor hart und mager, sowohl im Erebor als auch in Thal, doch er hatte bereits für jedes Mitglied der Gemeinschaft mindestens ein Julgeschenk besorgt und noch einige weitere Geschenke von sentimentalem Wert für seine nächsten Familienmitglieder. „Hat Onkel Bilbo sein Verlobungsgeschenk gefallen?“ Wo er gerade von Familie sprach… „Ja, das hat es“, antwortete der Hobbit. „Onkel Bilbo hat Onkel Thorins Verlobungsgeschenk sogar sehr gefallen. Obwohl es sogar noch schöner gewesen wäre, wenn nicht zwei ganz bestimmte, neugierige Zwerge unaufgefordert hereingeplatzt wären.“ „Och, wir haben lediglich bis zur Khalâk-Zeremonie deine Tugend bewahrt, Onkel Bilbo“, gab Kíli mit einem unverschämten Grinsen zurück. Irgendwie war es ihm gelungen, auf einen großen Kristall zu klettern und nun ließ er seine Beine und Arme in der Luft baumeln. „Habe ich nicht Recht, Onkel Thorin?“ „Ja, keine Sorge, Onkel Bilbo“, lachte Fíli, der auf einem anderen Kristall saß. „In ein paar Tagen wirst du keine Spur von Tugend mehr haben. Dafür wird Onkel Thorin schon sorgen.“ „Es ist mir egal, was Dís sagt. Ich bringe sie um.“ „Fíli! Schwing deinen haarigen Zwergenhintern sofort hier herunter!“ schrie Bilbo mit feuerroten Wangen. „Dein Bein ist noch nicht verheilt!“ „Uh uh, ich komme nicht herunter“, entgegnete der ältere Prinz. „Onkel Thorin wird mich umbringen.“ „Offensichtlich muss ich meine Lebenseinstellung noch einmal überdenken“, murmelte Bilbo zu sich selbst. Dann hörte er neben sich einen erschrockenen Aufschrei, der offensichtlich bedeutete, dass Thorin erneut irgendetwas nach Kíli geworfen hatte. „Denn irgendetwas ist mit diesen Zwergen wirklich nicht ganz in Ordnung. Vielleicht liegt es am Wasser oder an den…“ „Och, komm schon, Onkel Thorin“, kicherte Fíli auf seinem strahlenden Hochsitz. „Irgendjemand muss Onkel Bilbo doch vor den zwergischen Sitten warnen. Und es ist nicht so, als ob wir das überhaupt wollen. Ihm diese Dinge zu erzählen, fühlt sich an, als müssten mir dieses Gespräch noch einmal führen.“ „Ohhhhh, Pilze…“ Klonk! Thunk! Im nächsten Moment traf ein kleiner Stein Kíli seitlich am Kopf und hielt ihn erfolgreich davon ab, die knopfförmigen Pilze zu essen, die an den Wänden der Höhle wuchsen. Der König, der Thronanwärter und der jüngere Prinz starrten ihren Hobbit allesamt schockiert an und beobachteten, wie er mit schnellen Schritten auf den Kristall zuging und sie alle zornig ansah. In Bilbos Hand lag ein weiterer kleiner Stein, der ganz und gar bereit war, einen weiteren Zwergenschädel zu treffen, falls sie beschließen sollten, noch einmal etwas Dummes zu tun. „Wage es nicht, die in deinen Mund zu stecken! Sie könnten giftig sein!“ Der Klang von Bilbos lautem, berechtigtem Schrei genügte, um alle drei Zwerge vor Schreck erstarren und verstummen zu lassen. Sogar Thorin erstarrte mitten in dem Versuch, nach Kílis baumelndem Fuß zu greifen. Wenn Bilbo nicht so entsetzt gewesen wäre, weil Kíli möglicherweise beinah giftige Pilze gegessen hätte, dann hätte er wahrscheinlich über den vollkommenen Irrsinn und die fehlende Vernunft gelacht, die die Linie Durins umgaben. Dís hatte Recht. Die Männer in ihrer Familie waren allesamt Schwachköpfe und vom Gold verdorbene Narren. „Ich nehme alles zurück, was ich über die Steine gesagt habe“, klagte Bilbo. „Ich schwöre, dass es genau dasselbe ist, wie mit den Ponys. Warum um alles in der Welt sind diese beiden überhaupt noch am Leben? Über diese Tatsache bin ich über alle Maßen erstaunt.“ „Ich habe genauso wenig eine Ahnung wie du“, gestand Thorin. „Nun, wenn dem so ist, dann schwing deinen kindischen Hintern hier herunter, Kíli. Lass mich einen Blick auf deinen Dickschädel werfen. Und du kannst jetzt herauskommen, Frodo! Ich weiß, dass du hier bist und dich irgendwo zwischen den Kristallen versteckst.“ Keiner der beiden Prinzen leistete auch nur den geringsten Widerstand, sondern glitten von ihren Hochsitzen herunter, damit ihr frischgebackener Onkel ihre noch nicht verheilten Wunden begutachten konnte. Wenige Sekunden später tauchte Frodo aus einer großen Ansammlung von Kristallen auf und lächelte die Erwachsenen, die ihn erneut ertappt hatten, kleinlaut an. Es war viel schwieriger, Bilbo auszutricksen, als seine Brandybock-Verwandten, wie er im Laufe der vergangenen Monate mehrmals bemerkt hatte. Fíli und Kíli waren gute Komplizen, doch sie neigten auch dazu, sich durch törichte Fehler zu verraten, für die sie seine Vettern Pippin und Merry ausgelacht hätten, wenn sie dabei wären. „Was ist das, Kíli?“ Bilbo beugte sich vor, um die linke Schulter des Prinzen zu betrachten, die von einer Reihe dunkler Blutergüsse übersät war, die nicht von dem Einsturz während der vergangenen Woche stammten. Wahrscheinlich hatte er sie sich während des Schlag- und Bodenkampftrainings zugezogen, zu dem Thorin seinen Neffen am Beginn dieses Monats angemeldet hatte. Bilbo würde mit Dís und Óin so bald wie möglich ein Gespräch darüber führen müssen, wie überarbeitet die Prinzen waren. Irgendjemand musste dafür sorgen, dass Thorin sie nicht erneut überforderte. „Oh, ja, Náli ist gestern während des Trainings auf meiner Schulter gelandet“, erklärte Kíli mit einem vorsichtigen Schulterzucken. Er zuckte zusammen, als Bilbo ihm einen wissenden Blick zuwarf. „Und ich, ähm, hatte nicht die Gelegenheit, Óin deswegen aufzusuchen. Noch nicht.“ „Und trotzdem hattest du genug Zeit, hierher zu kommen“, entgegnete Bilbo mit einem lauten Seufzen. „Also gut, bringen wir dich zu einem Heiler, bevor deine Mutter das sieht. Thorin?“ Kaum hatte der Zwergenkönig sich umgewandt, um zu sehen, was sein Asuerwählter von ihm wollte, als Bilbo ihm einen innigen Kuss auf die Lippen gab. Frodo, den Thorin gerade auf dem Arm hatte, gab einen würgenden Laut von sich und ein Hirschhundwelpe sprang um die Füße des Königs herum. Wahrscheinlich handelte es sich um Jasper, wenn man den herabhängenden Schwanz und die überaus schlaffen Ohren betrachtete. Bilbo löste sich von ihm und lächelte über Thorins benommenen Gesichtsausdruck, nach wie vor mehr als nur ein wenig erstaunt über die Tatsache, dass dieser starke, mutige, törichte und sture Zwerg in nur ein paar kurzen, nervenaufreibenden Tagen sein Gemahl sein würde. „Danke für dieses erstaunliche Geschenk, Thorin. Aus der ersten Ernte, die mein Garten hervorbringt, werde ich eine Pilzsuppe kochen. Und nein, Jungs, ihr dürft nicht alle anderen durchkämmen, um jetzt nach ihnen zu suchen. Ab zu den Heilern. Sofort!“ „Also gefällt es dir wirklich?“ fragte Thorin, als sie sich auf den Weg machten. „Es ist einer der schönsten Orte, die ich jemals in meinem Leben gesehen habe, Thorin. Natürlich, ich liebe es. Und hier kann ich auch Pilze anbauen! Nichts macht einen Hobbit glücklicher, als wenn man ihm etwas zu essen schenkt, mein König“, gab Bilbo zurück und drückte einen weiteren Kuss auf Thorins bärtige Wange. „Und ich muss zugeben, dass ich, obwohl ich den Verlobungsdolch und die Axt liebe, wirklich weiß, was ich mit diesem Geschenk machen werde. Ein Topf Pilzsuppe und würziger Speck, verfeinert mit Morcheln. Hmmmmm.“ „Hobbits. Sie denken immer mit ihren Mägen.“ „Bäh, könntet ihr beiden bitte aufhören, euch so oft zu küssen? Ihr werdet Frodo fürs Leben traumatisieren. Wäh! Hört auf!“ „Sie haben Läuse.“ „Du kannst nur von Mädchen Läuse bekommen, Frodo.“ „Äh, äh, das kannst du auch von Zwergen.“ „Das bedeutet dann, dass du von uns allen Läuse bekommen hast, Frodo.“ „Ah! Ihr habt mich angesteckt!“ „Zwing mich nicht dazu, diesen Stein zu benutzen, Kíli.“ „Thorin!“   .o°O°o. _____________________________ .o°O°o..O.o° °o.O¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯ O.o° °o.O. Kapitel 31: Kapitel 31 ---------------------- .o°O°o. _____________________________ .o°O°o..O.o° °o.O¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯ O.o° °o.O.   An Unexpected Addition – Unerwarteter Familienzuwachs   Teil 31   Autor:   karategal   Übersetzer:   Lady Gisborne   P16-slash   Inhalt:   [Autorisierte Übersetzung] Alle Zwerge überleben die Schlacht der fünf Heere, doch Bilbo muss ins Auenland zurückkehren, um sein altes Leben in Ordnung zu bringen und den Weg für ein neues Leben im Erebor zu ebnen. Ein Jahr später kehrt er mit einem vor kurzem verwaisten Frodo zum Einsamen Berg zurück. Thorin ist sich nicht ganz sicher, was er von diesem neuen, winzigen Zuwachs zu seiner Gemeinschaft halten soll.   Disclaimer:   Bei dieser Geschichte handelt es sich um eine autorisierte Übersetzung von karategals englischer Originalstory An Unexpected Addition. Die Charaktere und Orte gehören selbstverständlich Professor Tolkien bzw. seinen Erben und ich verdiene mit dieser Story bzw. Übersetzung kein Geld, sondern schreibe nur aus Spaß an der Freude. ^^   Link zur Originalstory:   An Unexpected Addition   Anmerkung:   Wie einige von euch vielleicht bemerken werden, habe ich mich bei der Übersetzung dieser Story ausdruckstechnisch etwas vom Original entfernt, was in diesem Fall aber beabsichtigt war. Zwar bemühe ich mich, wenn ich Geschichten übersetze, so nah wie möglich am Original zu bleiben, aber mir ist auch und vor allem wichtig, einen flüssigen und sinnvollen deutschen Text zu schreiben und die erwähnten Abweichungen habe ich in diesem Fall vorgenommen, weil ich hoffe, dass die Geschichte für euch dann „flüssiger“ ist und ihr mehr Spaß beim Lesen habt. ^^   ♔~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ♥ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~♔ „Seid ihr sicher, dass ich das alles brauche?“ Die erste Julnacht war weitaus schneller angebrochen, als Bilbo erwartet hatte. Sie hatte sich an ihn herangeschlichen, während die restlichen Einwohner der Stadt geschäftig umhergelaufen waren und sich auf die Khalâk-Zeremonie vorbereitet hatten, die am Julabend abgehalten werden sollte. Im Gegensatz zu Hobbits, Elben und Menschen, die ihre Heiratszeremonien alle auf eine recht ähnliche Weise abhielten, führten die Zwerge ihre Hochzeiten oder Vermählungsrituale auf eine Art und Weise durch, die weder Bilbo noch den anderen Völkern von Mittelerde auch nur im Geringsten vertraut war. Die zwergische Gesellschaft hielt jedes Jahr an den Sonnenwenden und Tag-und-Nacht-Gleichen  große Zeremonien ab, in denen sie den wachsenden Wohlstand ihrer Städte und die neuen Vermählungen feierten, die in dieser Nacht vollzogen werden sollten. Wie Bilbo von Balin erfahren hatte, heirateten Zwerge nur an besonderen Tagen im Jahr, wie an den Sonnenwenden und an den Tag-und-Nacht-Gleichen und zu besonderen Tageszeiten, wie bei Sonnenunter- oder Sonnenaufgang. Manche Bräuche waren von Sippe zu Sippe unterschiedlich, doch diese himmlischen Einschränkungen blieben bei allen Zwergen gleich. „Natürlich!“ flötete Kíli. „Wir müssen doch dafür sorgen, dass du heute Abend gut aussiehst.“ „Und da du nicht an dem eigentlichen Khalâk-Wettstreit teilnehmen wirst, ist ein wenig mehr Pracht notwendig, damit du für das zwergische Auge sogar noch verführerischer aussiehst“, fügte Dís hinzu. Ihre Finger flochten mit schnellen Bewegungen Bilbos Haar und verwoben die kurzen Strähnen meisterhaft zu seinem ersten Hochzeitszopf. „Mein Bruder wird am Ende wahrscheinlich vollkommen verschwitzt und zerschrammt sein, aber bei dir wird meine harte Arbeit nicht vergebens sein, nicht wahr?“ Sobald Dís die Hochzeitsspangen befestigt hatte, schüttelte Bilbo den Kopf. „Es ergibt Sinn, dass ihr Zwerge eure Vermählungszeremonien mit Kämpfen und Gefechten in der Arena verbindet.“ „Ich habe mein khalâk shah-âi gewonnen“, erzählte Dís mit einem verschmitzten Lächeln. „Natürlich geschieht alles im Guten, aber es macht trotzdem immer ziemlichen Spaß, ein paar andere Zwerge zu verprügeln. Aber Víli wurde in der dritten Runde bewusstlos geschlagen.“ „Onkel Thorin ist in dem khalâk shah-âi heute Abend der stärkste Krieger“, prahlte Fíli, der eine mit Edelsteinen gefüllte Kiste in den Händen hielt, mit denen Bilbo geschmückt werden würde. „Kíli und mir ist es nicht erlaubt, den eigentlichen khalâk mit ihm zu kämpfen, da wir noch immer als minderjährig betrachtet werden, aber der Rest der Gemeinschaft wird dabei sein.“ „Kriegstänze, Kampfwettstreits und riesige gemeinschaftshochzeiten“, flüsterte Bilbo zu sich selbst. „Ich bin wirklich nicht mehr im Auenland.“ „Die Jungs werden die ganze Zeit neben dir sitzen“, versicherte Dís ihm, als sie die mit Juwelen geschmückten Spangen an seinen Ohren befestigte. „Da du ein Hobbit bist, wird von dir nicht erwartet, dass du an irgendetwas teilnimmst, außer der khalâk maza oder der Gelöbniszeremonie und deshalb ist es deinen Neffen gestattet, bis ganz zum Schluss bei dir zu bleiben.“ „Hast du das gehört, Onkel Bilbo?“ kicherte Kíli. „Nun sind wir offiziell deine Neffen!“ „Mögen die Valar mir beistehen.“ „Genau dieseleben Worte, die wir bereits seit Jahrzehnten sagen“, erwiderte Balin, als er das Blaue Gemach betrat. „Verläuft alles gut, Mylady?“ „Er war bei den Juwelen und der Festkleidung sehr wählerisch“, antwortete Dís, deren Finger mit blauer Farbe bedeckt waren, die sie nun sorgfältig um Bilbos Augen herum und auf der oberen Hälfte seiner Wangen zu verteilen begann. „Thorin hingegen ist nicht allzu schwierig, nicht wahr? Dieser Narr hat darauf bestanden, sein furchtbares, kiltähnliches Ding zu dem khalâk shah-âi zu tragen.“ Bei diesen Worten lachte Balin leise. „So ist es Tradition, Mylady.“ „Und es ist hässlich.“ „Wenn ich mich recht erinnere“, sagte Balin langsam, „haben sowohl Euer Vater als auch Eure beiden Großväter ebendieses Kleidungsstück zu ihrem khalâk getragen. Auch alle anderen Anwesenden werden die Farben ihrer Familie tragen.“ „Das bedeutet nicht, dass sie deshalb weniger hässlich sind“, entgegneten Dís mit einem abschließenden Schnauben. „Víli musste so etwas nicht tragen und er sah sehr gut aus.“ Kíli kicherte in sich hinein. „Vielleicht haben die Langbärte einfach gern eine leichte Brise um ihr Gemächte!“ „Und ihr Zwerge sagt, dass wir Hobbits seltsam sind“, murmelte Bilbo und stupste mit einem Finger gegen die Goldstickerei, die sich die Ärmel seines prachtvollen zwergischen Gewandes hinaufschlängelte. Er staunte über die zahlreichen Möglichkeiten, auf die Zwerge Gold, Mithril und kostbare Edelsteine in ihre Kleidung einarbeiten konnten. „Wo ist Frodo?“ „Gerade passt Dori auf ihn auf“, erwiderte Balin. „Der Junge ist heute ein wahres kleines Energiebündel.“ „Natürlich ist er das! Es ist nicht nur Jul, sondern unsere Familie feiert heute Abend obendrein ein khalâk“, erklärte Kíli. „Wie soll ein kleiner Junge da nicht aufgeregt sein?“ „Nun, das erklärt zweifellos, warum du heute Nachmittag im gesamten königlichen Flügel herumgesprungen bist“, meinte Dís und schnaubte. „Fíli, mach dich nützlich und hol mir eine Rolle dunkelblauen Faden. Sie ist in dem Schreibtisch in meinem Schlafgemach, in der zweiten Schublade von unten. Und beeil dich damit. Es ist bald Zeit.“ „Oh, du meine Güte…“ „Du hast keinen Grund, nervös zu sein, Bilbo“, versicherte Balin ihm. „Eigentlich ist Thorin derjenige, der heute Abend beeindruckend sein muss. Seine Königswürde und seine ruhmreichen Abenteuer haben dazu geführt, dass viele Angehörige unseres Volkes ihn auf ein sehr, sehr hohes Podest gestellt haben. Die Zugehörigkeit zu deinem Volk schließt dich automatisch von solch hohen Erwartungen fern, aber Thorin muss bei dem khalâk shah-âi heute Abend gut abschneiden, damit sein Volk nicht von seinem König enttäuscht ist.“ „Das klingst alles so furchtbar anstrengend“, klagte der Hobbit. „Sogar die Tänze sehen aus wie Kriegstänze. Aber es wird etwas zu essen geben, richtig?“ Balin lachte. „Ja, sobald die Zeremonien vorüber sind, wird es reichlich zu essen geben und du wirst nicht einen Bissen davon selbst zubereiten müssen.“ „Es wird wirklich schön sein, eine große Mahlzeit zu bekommen, die von jemand anderem als von mir selbst zubereitet wurde“, gab Bilbo zu. „Es ist harte Arbeit, euch alle satt zu bekommen. Eru sei Dank habe ich Bombur, der mir zur Hand geht.“ „Aber Bombur isst die Hälfte davon!“ „Danke, Fíli.“ Die Prinzessin ging um Bilbo herum, bis sie schließlich vor ihm stand. „Ich werde deine Ärmel ein wenig enger machen müssen, es sei denn, wir wollen, dass du deinen Mêinel-Ring in ihnen verlierst. Jetzt halte still…“ Dís befestigte die Ärmel an Bilbos Tunika, während die Jungs mit Balin über die Festlichkeiten des Abends sprachen und beide hüpften vor Aufregungen regelrecht auf und ab, während der ältere Zwerg ihnen die Einzelheiten der traditionellen Khalâk-Zeremonien erklärte. Balin zufolge wurden Khalâk-Zeremonien für gewöhnlich immer in einem riesigen Saal abgehalten, der an der westlichen oder östlichen Seite eines Berges gebaut worden war. Dies war von Sippe zu Sippe unterschiedlich und hing davon ab, zu welcher Tageszeit sie ihre Zeremonien bevorzugt abhielten. Durins Volk hielt ein khalâk immer in der Dämmerung ab und deshalb lag der Zeremoniensaal des Erebor unter den westlichen Hängen des Einsamen Berges, damit die letzten Strahlen der untergehenden Sonne durch eigens hierfür angelegte Öffnungen in der Decke hereinscheinen konnten. Seit mehr als siebzehn Jahrzehnten war im Einsamen Berg keine Khalâk-Zeremonie mehr abgehalten worden und deshalb war dieser Abend ein äußerst wichtiges und symbolisches Ereignis für die Zwerge von Durins Volk. Für viele von ihnen würde dies die erste traditionelle Khalâk-Zeremonie sein, an der sie jemals teilgenommen oder die sie in ihrem Leben gesehen hatten. Bilbo hatte gehört, wie einige der älteren Zwerge miteinander gesprochen und sich an die Zeremonien vor Smaugs Angriff erinnert hatten. Mehrere von ihnen hatten sich mit ihrem eigenen khalâk gebrüstet und damit, wie wundervoll ihre Ehepartner in ihren Festgewändern in der Dämmerungen ausgesehen hatten. Einmal mehr wurde Bilbo daran erinnert, wie hart das nomadenhafte Leben nach dem Untergang des Erebor für Thorin und sein Volk gewesen war. „Also sind es im Grunde kriegsähnliche Tänze, Wettkämpfe, Gelöbnisse, Schlemmereien, Trinken und Feiern“, meinte Bilbo nach ein paar Minuten. „Alle Grundfesten der zwergischen Kultur. Huh. Ich hätte es wirklich ahnen müssen.“ „Nun, der Rest von uns wird feiern“, erwiderte Fíli und wackelte mit den Augenbrauen. „Du und Onkel Thorin werden hier damit beschäftigt sein, etwas… Anstrengenderes zu tun.“ Dís verpasste ihm mit der Bürste einen Schlag auf den Kopf. „Pass auf, was du sagst, junger Zwerg. Mir steht es ungefähr bis hier oben mit all euren Streichen während der letzten Wochen. Heute Abend ist ein wichtiger Abend für euren Onkel und Bilbo, also zeigt euch lieber von eurer besten Seite. Sonst…“ Fíli und Kíli legten jeweils beide Hände an ihren Hintern. „Ja, das habe ich mir gedacht“, meinte Dís. „Wirklich, was ist in diesem Alter nur los? Sie glauben alle, sie wären unbesiegbar und könnten durch nichts ihren Kopf verlieren. Und je ungehobelter ihre Worte sind, desto besser. Ja, ich meine euch beide! Jetzt hört auf, dort herumzusitzen wie ein Haufen Lumpen und holt euren kleinen Vetter. Er wird die ganze Zeit bei euch bleiben, also behaltet ihn besonders gut im Auge. Habt ihr mich verstanden?“ „Laut und deutlich“, antwortete Kíli und salutierte. Die Prinzen verließen das Blaue Gemach und gingen in Richtung der Stimmen, die am Ende des Ganges zu hören waren. Den ganzen Weg über lachten sie, stießen einander an und schubsten einander, unterhielten sich wieder und wieder über den Wettkampf und darüber, wer wen in dem khalâk shah-âi besiegen würde. Bilbo konnte nicht anders, als zu lächeln, als beide zu dem Schluss kamen, dass Thorin mit jedem der anderen Teilnehmer den Boden wischen würde. „Manchmal wundere ich mich wirklich über diese Jungs“, seufzte die Prinzessin. „Ich schwöre, das haben sie von Thorin und von ihrem Vater. Ein Haufen von Schwachköpfe und Lebensmüden. Bist du sicher, dass du in den Wahnsinn der Linie Durins einheiraten willst, Meister Beutlin?“ Auf dem Gang hörte Bilbo ein Krachen, dem ein Aufschrei folgte. Wahrscheinlich hatte Kíli wieder einmal zu oft gegen Dwalins halb abgebissenes Ohr geschnippt. „Äh, ich denke, ich werde mit ihnen fertig.“ „Wenn du das sagst. Nun steh auf und lass dich anschauen“, befahl Dís. Bilbo, der sich davor hütete, seiner zukünftigen Schwägerin zu widersprechen, stand auf und drehte sich einmal ganz um sich selbst, damit Dís seine Festtagskleidung von jedem Winkel aus begutachten konnte. Nach den Maßstäben der Hobbits sah er wie ein wandelnder und sprechender Edelstein aus, der von Kopf bis Fuß in prächtige blaue, mit Goldstickereien verzierte Stoffe gekleidet und mit genügend Schmuck behangen war, um Beutelsend fünfzehnmal kaufen zu können. Lobelia Sackheim-Beutlin hätte ihn wahrscheinlich bewusstlos geschlagen, ihm sämtliche Wertsachen abgenommen und ihn dann in einen Graben gestoßen, wenn sie die Gelegenheit gehabt hätte. Bilbo sah aus, als wäre er in die königliche Schatzkammer eingebrochen! „Es ist perfekt!“ rief Dís aus und klatschte in die Hände. „Thorin wird über seine eigenen Füße stolpern und sich an seiner eigenen Zunge verschlucken, wenn er dich sieht. Sieht er nicht wunderschön aus, Balin?“ „Ihr habt hervorragende Arbeit geleistet, Mylady“, erwiderte der Berater mit einem breiten Lächeln. „Das geflochtene Haar an seinen Füßen und die Spangen sind eine wundervolle Ergänzung.“ Mit einem düsteren, verärgerten Blick wackelte Bilbo mit seinen Zehen. Er hatte versucht, Dís auszureden, das Haar an seinen Füßen zu flechten, doch die Prinzessin hatte darauf bestanden und es war eine ermüdende Angelegenheit, mit Dís zu streiten. Immerhin war es nur für einen Abend und deshalb war Bilbo gewillt, seinen Stolz hinunterzuschlucken und Thorin zuliebe an diesem Abend mit dem Strom zu schwimmen. Durch das Übermaß an Juwelen, sonstigem Beiwerk und Goldleinen fühlte sich Bilbo jedoch mehrere Pfund schwerer. „Also gut, ich glaube, wir sind bereit zum Aufbruch“, verkündete Dís mit einem entschlossenen Nicken. „Als Thorins Schwester werde ich dich bis zum Festsaal begleiten, aber sobald wir dort sind, werde ich dich verlassen müssen und den Rest des Abends mit Thorin verbringen. Irgendjemand muss ihn schließlich im Auge behalten. Die Jungs werden bei den Thronen auf dich warten und die ganze Zeit bei dir bleiben, abgesehen von der Gelöbniszeremonie.“ „Throne?“ „Wo hast du gedacht, würdest du sonst sitzen?“ fragte Dís lachend. „Das khalâk wird immer vom König und seiner Familie geleitet, aber heute Abend werden Dáin, sein Sohn, die Jungs und du die einzigen dort oben sein. Aufgrund unserer langen Lebensspanne und unserer monogamen Natur findet ein königliches khalâk nur selten statt, aber es ist immer ein sehr großes Ereignis. Thorin und ich selbst werden den größten Teil des Abends entweder in der Arena selbst oder in ihrer Nähe sein.“ „Also eigentlich“, meinte Bilbo und erschauerte, „muss ich nur dort sitzen und hübsch aussehen.“ „Das ist alles.“ Dís und Balin gingen an jeweils einer Seite von ihm und führten Bilbo behutsam durch die gewaltigen Gänge und Schluchten und über die Gehwege und durch die Flure, aus denen der Erebor zum größten Teil bestand. In den vergangenen Wochen war Bilbo sehr viel besser darin geworden sich in den Hauptabschnitten der Stadtzurechtzufinden, doch in den Seitentunneln verirrte er sich nach wie vor auf Schritt und Tritt. Und in den langen Robin, in die Dís ihn gehüllt hatte, würde er sich sehr, sehr wahrscheinlich schon auf der kleinsten Treppe den Hals brechen, weshalb Bilbo die zusätzliche Hilfe zu diesem Zeitpunkt sehr zu schätzen wusste. „Öffentlich Einwände sind bei einem khalâk erlaubt, aber ich habe Dáin und allen unseren Prinzen bereits gesagt, dass sie auf jeden, der an dir vorbeigeht, besonders einschüchternd wirken sollen“, erklärte Dís. „Kümmere dich also nicht um die Kriegshämmer oder Kampfäxte, die auf ihrem Schoß liegen werden. Das ist alles vollkommen zulässig.“ Bilbo nickte und versuchte verzweifelt, alles in sich aufzunehmen, was die beiden ihm erzählten. „Besteht denn wirklich die Möglichkeit, dass irgendjemand Einspruch erhebt?“ „Dier Möglichkeit besteht immer, aber die Wahrscheinlichkeit ist sehr viel größer, wenn ein Angehöriger eines anderen Volkes an einem khalâk beteiligt ist“, erwiderte Balin. „Viele Zwergen sind den Angehörigen anderer Sippen recht feindlich gesonnen, von den Angehörigen anderer Völker ganz zu schweigen. Aber deine Stellung innerhalb der Gemeinschaft und deine Mitwirkung bei der Rückeroberung des Einsamen Berges sollte die meisten Zungen in Zaum halten. Und wenn das nicht der Fall ist, nun ja, dann bin ich sicher, dass Dáin und die Jungs ihnen, was das betrifft, den Kopf zurechtrücken werden.“ „Ah, wir sind da!“ Bevor Bilbo noch irgendeine Frage stellen konnte, wurde er in den riesigen Saal geleitet, in dem im Erebor traditionell die Khalâk-Zeremonien abgehalten wurden. An der hochaufragenden Decke verliefen riesige Kristalle, die genügend Licht verbreiteten. Zwischen diesen Kristallen waren mehrere kleine, runde Öffnungen in die wichtigen Teile der Bergflanke geschlagen worden, die es den Sonnenstrahlen ermöglichten, die dicken Granitwände zu durchdringen. Die Mitte des Saales wurde von Gruben eingenommen, die mit Sand und Erde gefüllt waren und die alle für die bevorstehenden Wettkämpfe vorbereitet worden waren. Entlang der Wände und auf den übrigen freien Flächen waren lange Tische zum Essen und für Gespräche aufgestellt worden und an mehreren von ihnen hatten sich bereits große Gruppen von Zwergen eingefunden. „Die Throne befinden sich genau dort oben“, erklärte Dis, während sie Bilbo zur gegenüberliegenden Seite des Saales führte. „Und wie es aussieht, haben meine teuren, lieben Söhne es sich dort auch bereits gemütlich gemacht.“ „Amad! Sieh nur, wie hübsch der kleine Frodo aussieht!“ Fíli und Kíli saßen beide auf ihrem jeweiligen Thron und waren in voller, königlicher  Festtagskleidung herausgeputzt. Frodo saß auf Kílis Schoß und beobachtete mit seinen blauen Augen alle Vorgänge im Saal mit großem Interesse. Der kleine Junge war bescheidener gekleidet, als die anderen Mitglieder der königlichen Familie, aber Bilbo hatte das Gefühl, dass die überaus lauten Proteste seines Neffen der Grund dafür waren. „Dáin, wenn sie außer Kontrolle geraten, hast du meine Erlaubnis, ihnen eins überzuziehen“, sagte Dís. Sie beugte sich hinunter, gab Frodo einen Kuss auf die Wange und sagte dem kleinen Jungen, wie unglaublich hübsch er in seinen neuen Kleidern aussah. „Und du darfst jedem den Kopf abschlagen, der es wagen sollte, Einspruch zu erheben. Sonst könnte Thorin ihnen die Zunge herausschneiden.“ „Du wirst kein Wort von ihnen hören“, versprach der Herr der Eisenberge. „Ich habe bereits dafür gesorgt, dass mein Thorin sich irgendwelchen Anzeichen von Feindseligkeit in der Menge umsieht.“ Bilbo blinzelte verwirrt, bevor er sich erinnerte, dass Dáins Sohn ebenfalls Thorin hieß – Thorin III., um genau zu sein. Der Junge war ungefähr in Kílis Alter und hatte eine ähnliche Haarfarbe, doch das war die einzige Ähnlichkeit zwischen den beiden. Wie sein Vater hatte Thorin III. bereits einen sehr beachtlichen Bart, eine breite Statur und einen unangenehmen, zornigen Blick, der selbst den verwegensten Säufer dazu bringen konnte, um sein Leben zu laufen. Doch Bilbo merkte, dass er im Großen und Ganzen ein sehr netter Junge war, wenn auch von der lauteren und rauflustigeren Sorte. „Ich wusste schon immer, dass diese Angewohnheit von ihm nützlich werden würde“, lachte Dís, die offensichtlich einen privaten Scherz mit ihrem ebenso belustigten Vetter teilte. „Jetzt bleib einfach hier sitzen, Bilbo und genieße die Vorstellung. Thorin wird währenddessen eine Zeitlang kein Hemd tragen.“ „Diese Frau wird eines Tages die Welt regieren“, meinte Dáin. Alle anderen nickten zustimmend. Innerhalb von Sekunden landete Frodo auf dem Schoß seines Onkels und kuschelte sich glücklich an den rundlichen Bauch des älteren Hobbits. Die vergangenen Tage waren für Bilbo und Thorin sehr stressig gewesen und deshalb war der arme Frodo meistens zu den anderen Mitgliedern der Gemeinschaft geschickt worden. Zum x-ten Mal an diesem Tag überkam Bilbo eine Welle der Erleichterung darüber, dass er an den meisten Zeremonien nicht teilnehmen musste. Stattdessen konnte er die meiste Zeit auf seinem Hobbithintern sitzen, außer während der eigentlichen Gelöbnisse und mit seinem Neffen kuscheln, der solange der elterlichen Aufmerksamkeit beraubt worden war. „Die Hochzeiten hier sind wirklich seltsam, Onkel Bilbo. Sie haben überhaupt keine Blumen.“ „Ich glaube nicht, dass Zwerge, Blumen, richtige Tänze, Spitzendeckchen oder Silberlöffel sonderlich mögen, mein Junge. Nun ja, diesen Teil, dass sie das Silber nicht mögen, nehme ich zurück, aber ich glaube, du verstehst, was ich meine.“ Die nächste halbe Stunde verging damit, dass Frodo alle Einzelheiten der Zwergen – und Hobbithochzeiten miteinander verglich und jedes Mal, wenn er Dáin oder die Prinzen etwas fragen wollte, das ihm noch nicht erzählt worden war, gruben sich seine kleinen Füße in Bilbos mit Saphiren besetzten Gürtel. Keiner der Zwerge schien sich daran zu stören und sie beantworteten geduldig jede von Frodos Fragen, wenn die Neugier des kleinen Jungen die Oberhand gewann. Er eine Stunde später kehrte in dem überfüllten Saal schließlich Ruhe ein und ungefähr ein Dutzend verschiedene Gruppen traten vor und stellten sich in jeweils eine der großen Erdgruben, die in dem Saal verteilt waren. Thorin, Dís und mehrere andere Mitglieder der Gemeinschaft standen in der Mitte des Saales und mit Ausnahme der Frauen trug sie alle keine Hemden und waren mit Farbmustern bedeckt. Da die Gemeinschaft keinerlei Skrupel gehabt hatte, während ihrer Reise nackt in Flüssen oder Teichen umherzutollen, erkannte Bilbo den größten Teil dieser Körperkunst, doch einige von ihnen hatten auch neue Tätowierungen, die der Hobbit noch niemals zuvor gesehen hatte. Dwalin war mit ihnen nun beinah vollständig bedeckt. „Das khalâk beginnt mit den zeremoniellen Tänzen“, flüsterte Daín, der an Bilbos linker Seite saß, ihm zu. „Gewöhnlich nehmen nur Blutsverwandte daran teil, da jede Familie ihre eigenen, speziellen Bewegungsabläufe hat. Da Thorin jedoch ein Mitglied der königlichen Familie und außerdem der Stellvertreter aller Langbärte ist, kann er aus der Linie Durins jeden auswählen, um mit ihm daran teilzunehmen.“ Bilbo nickte und beobachtete, wie Dwalin, Glóin, Dori, Bofur, Nori, Glóril. Bifur, Dís und mehrere weitere Mitglieder von Thorins Leibwache den Zwergenkönig umkreisten. Überall im Saal ertönten laute Schreie auf Khuzdul und eine der anderen Gruppen begann mit dem ersten khalâk an diesem Abend. Als die sechste Gruppe ihre scharfen, von Rufen begleiteten Bewegungen vollführte, war Bilbo nach wie vor überzeugt, dass das khalâk ein Kriegstanz war, ganz gleich, ob Balin das Gegenteil behauptete. Er hatte ohne jeden Zweifel noch niemals zuvor im Auenland oder den nahegelegenen Dörfern der Menschen eine derart aggressive tänzerische Darbietung gesehen! „Dwalin sieht lustig aus“, kicherte Frodo, als Thorins Gruppe mit ihrem khalâk begann. „Hat er in eine Zitrone gebissen?“ „Nein, mein Junge, er hat nicht in eine Zitrone gebissen“, flüsterte Bilbo und lachte leise. Thorins Rufe erklangen nun im selben Rhythmus wie das Fußstampfen der Gruppe und er schlug sich auf die Oberschenkel, bevor er mit einem lauten Ruf an Mahâl um Führung und Wohlwollen die Arme himmelwärts streckte. „Ich glaube, die lustigen Gesichter und Rufe sind ein Teil des khalâk.“ Jeder einzelne Teil des khalâk war laut, scharf, aggressiv und zeitlich perfekt abgestimmt und die ganze Gruppe bewegte sich als eine Einheit, wobei sie vollkommen synchron zu Thorins kehligen Gesängen blieb. Insgeheim dachte Bilbo, dass auf diese Weise eine schöne Symmetrie geschaffen wurde, die vielen der lockeren und zwangloseren Tänze im Auenland sehr fehlte. Thorin beendete das khalâk, indem er sich mit einem kleinen Dolch, den Bilbo vor einigen Wochen in Auftrag gegeben hatte, in beide Wangen schnitt. Dann wischte der Zwergenkönig das Blut von der Klinge auf den Boden zu seinen Füßen und bat somit Mahâl und seinem baldigen Gemahl für alle Ewigkeit einen Teil von sich selbst dar. Bilbo konnte nicht aufhören zu lächeln und wie ein Kind am Mittjahrstag zu erröten. „Fangen sie jetzt an zu kämpfen?“ wollte Frodo wissen und hüpfte auf Bilbos Schoß aufgeregt auf und ab. „Wann fängt der Wettkampf an? Jetzt sofort? Gegen wen kämpft Onkel Thorin zuerst?“ „Ich weiß es nicht, Liebling. Wir werden einfach abwarten müssen, in Ordnung?“ Und kurz darauf begann der Wettkampf, für den sich die Zwerge paarweise mit den freiwilligen Partnern auf, die sie ausgewählt hatten. Bilbo bemerkte, dass beinah alle zukünftigen Ehepartnerinnen ebenfalls daran teilnahmen, was ihn jedoch nicht hätte überraschen sollen, wenn er die bemerkenswerte Robustheit der Zwergendamen in Betracht zog, denen er bislang begegnet war. Selbstverständlich war Dwalin während der Kämpfe Thorins Partner. Der Riese von einem Zwerg hatte versucht, ihm die verschiedenen Traditionen und Gedanken zu erklären, die hinter dem khalâk standen, doch Bilbo dachte nach wie vor, dass es für die Zwerge nur eine weitere Gelegenheit war, sich zu versammeln und sich nur aus Spaß an der Freude die Seele aus dem Leib zu prügeln. „Ich glaube, Dwalin wird seinen Spaß haben“, meinte Dáin grinsend. Wie sich herausstellte, hatte der Herr der Eisenberge vollkommen Recht. Thorin und Dwalin mähten mit Leichtigkeit jeden Gegner nieder, auf den sie trafen und ihre Bewegungen waren flüssig und perfekt aufeinander abgestimmt, während sie jedes Paar in die Enge trieben und besiegten, gegen das sie zu kämpfen begannen. Fíli, Kíli und Thorin III. jubelten laut und rau auf ihren Plätzen und beschrieben Bilbo und Frodo jede Einzelheit der Kämpfe, die sich gerade abspielten und er kümmerte keinen von ihnen, dass die Hobbits alles mit eigenen Augen sehen konnten. Aber Bilbo war an die laute Natur junger Zwerge gewöhnt und machte sich deshalb nicht die Mühe, Einwände zu erheben, wenn ihm die Jungs einen sehr offensichtlichen Zug oder einfache Angriffsmethoden aufzeigten. Und manchmal war das sogar hilfreich, da es ihn, nun ja, sehr ablenken konnte, Thorin beim Kampf zuzusehen. „Onkel Thorin versucht, heute Abend besonders beeindruckend zu sein“; lachte Fíli leise. „Ich glaube, dieser Zwerg ist mehr als fünfzehn Fuß weit geflogen!“ Mit einem stolzen Schnauben warf sich Kíli in die Brust. „Hast du irgendetwas anderes erwartet?“ „Natürlich nicht“, erwiderte Fíli und verdrehte die Augen. Dann streckte er die Arme aus und hob Frodo vom Schoß seines Onkels. „Ich nehme den kleinen Schlingel jetzt, Onkel Bilbo. Du solltest dich am besten für deinen Schwur bereitmachen.“ „Ach du meine Güte“, erwiderte der Hobbit aufgeregt. „Es ist fast Zeit, nicht wahr?“ „Ich werde dich zu den Gelöbnissteinen hinübergeleiten“, erklärte Dáin mit einem freundlichen Lächeln. Wie sein älterer Vetter brachte er es fertig, sein Gesicht mit dem dichten Bart selbst dann noch schroff und mürrisch aussehen zu lassen, wenn er entspannt oder von vertrauten Familienmitgliedern umgeben war. Bilbo vermutete, dass dies eine Eigenschaft sein musste, die in der Linie Durins vererbt zu werden schien, obwohl Fíli und Kíli die Ausnahme von der Regel zu sein schienen. „Und das khalâk shah.âi scheint nun beinah vorüber zu sein. Es wäre besser, Thorin nicht warten zu lassen, nicht wahr?“ Bilbo nickte und ließ sich von Dáin behutsam am Ellenbogen führen, denn seine Hände waren feucht und seine Kehle zog sich vor Angst vor dem unmittelbar bevorstehenden Ereignis zusammen. Bilbo Beutlin, der ewige Junggeselle von Beutelsend und einst ein ehrbarer Hobbit des Auenlandes wurde mit einem Zwerg vermählt oder verschworen oder khalâked oder wie auch immer es die verrückten, kampflustigen Zwerge nannten. Und das obendrein mit dem König unter dem Berge! Belladonna wäre sehr stolz gewesen und Bungo wäre in Ohnmacht gefallen. „Keine Sorge, Meister Hobbit. Der schwierigste Teil des Abends ist beinah vorüber“, versicherte Dáin ihm, als sie sich mehreren großen, steinernen Plattformen näherten, auf die das Mondlicht direkt hinunterschien. „Von jetzt an noch zehn Minuten, dann wirst du feiern, trinken und lachen und recht schnell zum Liebesspiel davoneilen.“ Bei diesen Worten stolperte der Hobbit beinah. „Ähm, äh, danke. Für die Beruhigung, Fürst Dáin.“ „Nun fang nicht mit diesem förmlichen Unsinn an, Junge. Ich weiß nicht viel darüber, wie ihr Halblinge solche Dinge bei euch im Auenland macht, aber wir Zwerge verwenden keine Titel, wenn wir mit unseren Verwandten sprechen. Das ist bedeutungsloses Gewäsch. Im engen Familienkreis wirst du zahlreiche peinliche und unfürstliche Dinge miterleben, das kann ich dir versichern.“ „Gut zu wissen.“ „Ich dachte mir, dass du eine Vorwarnung sehr zu schätzen wüsstest“, meinte Dáin und lachte leise. „Meine liebe Gemahlin hätte eine Vorwarnung von Thorin oder Dís sicherlich zu schätzen gewusst, da bin ich mir sicher.“ „Erzählst du jetzt schon schreckliche Geschichten über mich, lieber Vetter?“ „Verfolgungswahn steht deinem bezaubernden Gesicht nicht, mein König“, lachte der Zwergenfürst leise. „Und ich glaube, unser Hobbitfreund würde mir in dieser Angelegenheit ebenfalls zustimmen. Muhudel ukrat, Meister Beutlin.“ Mit einem nervösen Lächeln trat Bilbo auf den Stein, stellte sich neben Thorin und ließ seinen Blick über jedes der anderen Paare schweifen, die um sie herum versammelt waren. Er konnte Thorins Wärme an der Stelle spüren, an der sich ihre Schultern gestreift hatten und diese Vertrautheit war eine Beruhigung, die Bilbo in diesem Moment dringend brauchte. Gleich darauf ertönte hinter ihnen eine sogar noch vertrautere Stimme. „Bilbo Beutlin. Wie es scheint, warst du in den letzten paar Jahren sehr beschäftigt, mein Freund. Das Auenland wird in heller Aufregung sein, wenn bekannt wird, dass ein Hobbit in das zwergische Königshaus eingeheiratet hat.“ „Gandalf!“ „Eine gewisse Prinzessin und ihre Söhne haben vor ein paar Wochen nach mir geschickt“, erklärte der Zauberer, als er vor den versammelten Zwergenpaaren zum Stehen kam. „Ihr Brief sprach von Liebeswerben, politischen Intrigen, Unstimmigkeiten innerhalb der Sippe und der großen Wahrscheinlichkeit einer königlichen Hochzeit. Diese letzte kleine Information hat mein Interesse geweckt, wie ihr sicher verstehen könnt. Besonders, das sie erwähnt hat, dass ein Hobbit an alledem beteiligt war und als stolzer Hobbitexperte wusste ich sofort, dass meine Anwesenheit bei einem solchen Ereignis absolut notwendig ist.“ „Nein, das ist es nicht.“ Der Zauberer schenkte Thorin keinerlei Beachtung. „Nun, halten alle ihre Ringe bereit? Das Mondlicht ist im Augenblick wundervoll und ich würde eine so ausgezeichnete Gelegenheit, die Edelsteine glänzen und strahlen zu lassen, nicht versäumen wollen. Ja, ich denke, es wird wunderschön wirken. Also gut, sagt euer auserwähltes Gelöbnis auf, meine Freunde.“ Von allen Paaren wurden leise Worte auf Khuzdul ausgetauscht und Bilbo stolperte bei der Aussprache in der rauen Sprache der Zwerge nur über ein paar der schwierigsten Sätze. Thorin trug jeden einzelnen Vers mit Entschlossenheit und Perfektion vor, doch darüber hinaus stellte der Zwergenkönig ebenfalls sicher, dass er seinem Geliebten jedes Mal ein sanftes Lächeln schenkte, wenn dieser ein Wort auf Khuzdul nicht ganz richtig herausbekam. Sobald dieser Teil des Gelöbnisses vollendet war, zog Thorin den kleinen Dolch hervor, mit dem er sich selbst zuvor während der Khalâk-Zeremonie geschnitten hatte. „Das wird nur einen kurzen Augenblick wehtun, âzyungel“, sagte Thorin. „Und ich schwöre, dass ich, solange ich lebe, niemals wieder einen Tropfen deines Blutes vergießen werde, weder in dieser Welt noch in der nächsten, sanghivasha.“ So schnell und schmerzlos wie möglich schnitt Thorin eine winzige Linie in den Ringfinger von Bilbos linker Hand. Bilbo, der bei dem scharfen Schmerz leicht zusammenzuckte, streckte die Hand aus und verteilte das Blut, das sich auf seinem Finger angesammelt hatte, auf Thorins Nase, als eine symbolische Geste, die zeigen sollte, dass Blut für Thorins Lebens nun ebenso wichtig war, wie sein eigenes. Ein paar Sekunden später erwiderte der Zwergenkönig die Geste und bedeckt die Nase seines Geliebten leicht mit dem Blut aus seinem linken Ringfinger. „Da nun der Austausch des Blutes vollzogen ist“, verkündete Gandalf, „könnte ihr die Ringe tauschen und das khalâk mêinel besiegeln. Muhudel, meine Freunde!“ Bilbo war kaum in der Lage, den aus Mithril und Saphiren gefertigten Mêinel-Ring, den er mit Hilfe der jungen Prinzen in Auftrag gegeben hatte, über Thorins Finger zu streifen, bevor der Zwergenkönig seinerseits verzweifelt versuchte, seinen eigenen, wunderschönen und handgefertigten Ring auf Bilbos Finger zu streifen. Bilbo, der bei dieser Grobheit zusammenzuckte, wollte seinen frisch angetrauten Gemahl gerade schelten, als Thorin beide Hände an seine Wangen legte und Bilbo den sehr wahrscheinlich leidenschaftlichsten Kuss seines Lebens gab. „Das wollte ich schon die ganze Woche lang tun“, gestand Thorin, als sie sich schließlich voneinander lösten. Bilbo fühlte sich, als könnte er nicht mehr atmen oder auch nur denken. Es war wirklich nicht gerecht, dass Thorin so reizvoll war. „Die Keuschheit und die Einschränkungen des zwergischen Liebeswerbens sind die reinste Folter.“ „Nun, jetzt müssen wir nicht länger warten“, erwiderte Bilbo und errötete. „Nicht wahr?“ „Ganz und gar nicht.“ Der Hobbit kicherte vor Freude und beugte sich vor, um seinen frischgebackenen Gemahl seinerseits zum allerersten Mal zu umarmen, zu küssen und zu genießen. Allen anderen Zwergen schien es genauso zu ergehen und sie waren viel zu sehr miteinander beschäftigt, um sich um irgendjemanden sonst im Festsaal zu kümmern. Bilbo kehrte erst wieder in die Wirklichkeit zurück, als genau neben Thorin und ihm selbst zwei Gestalten erschienen. „Es tut mir sehr leid, diesen atemberaubenden Moment zu unterbrechen“, meinte Dís mit einem wissenden Lächeln, „aber wir müssen unseren neuen Gemahl unter dem Berge krönen, mein lieber König.“ „Natürlich, natürlich.“ Die Prinzessin überreicht ihm eine wunderschöne, elegante und zugleich recht schlichte Krone aus Mithril, die mit Saphiren, Diamanten und kleinen Splittern des Arkensteins besetzt war. Sie war offensichtlich mit dem Gedanken an einen Hobbit angefertigt worden, denn die Hände eines Experten hatten winzige Vergissmeinnicht-  und Belladonnablüten in das Mithril geschnitzt. Mit einem strahlenden Lächeln nahm Thorin die Krone entgegen und ignorierte seine Schwester und Gandalf zugunsten seines frisch angetrauten Gemahls. „Nun wird jeder genau wissen, wie wichtig und geachtet du wirklich bist, âzyungel.“ Thorin setzte die Krone auf den Lockenkopf seines Geliebten und zog ihn dann in einen weiteren innigen Kuss. „Nun bist du Bilbo Beutlin, ein Hobbit aus dem Auenland und der Gemahl unter dem Einsamen Berge.“ „Und ich könnte nicht glücklicher darüber sein“, erwiderte Bilbo mit einem breiten Lächeln und beugte sich zu einem weiteren Kuss vor, bevor er sich umwandte, um den Rest des Saales zu betrachten. „Also, da ich nun vermählt und gekrönt bin, wo ist das prachtvolle Festmahl, das mir versprochen wurde? Es war ein sehr langer Abend und wir Hobbits brauchen unser Abendessen, um glücklich und gesund zu bleiben, falls du das nicht bemerkt hast, mein König.“ Thorin lachte nur und küsste ihn erneut.   .o°O°o. _____________________________ .o°O°o..O.o° °o.O¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯ O.o° °o.O. Epilog: Epilog -------------- .o°O°o. _____________________________ .o°O°o..O.o° °o.O¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯ O.o° °o.O.   An Unexpected Addition – Unerwarteter Familienzuwachs   Epilog   Teil 32   Autor:   karategal   Übersetzer:   Lady Gisborne   P16-slash   Inhalt:   [Autorisierte Übersetzung] Alle Zwerge überleben die Schlacht der fünf Heere, doch Bilbo muss ins Auenland zurückkehren, um sein altes Leben in Ordnung zu bringen und den Weg für ein neues Leben im Erebor zu ebnen. Ein Jahr später kehrt er mit einem vor kurzem verwaisten Frodo zum Einsamen Berg zurück. Thorin ist sich nicht ganz sicher, was er von diesem neuen, winzigen Zuwachs zu seiner Gemeinschaft halten soll.   Disclaimer:   Bei dieser Geschichte handelt es sich um eine autorisierte Übersetzung von karategals englischer Originalstory An Unexpected Addition. Die Charaktere und Orte gehören selbstverständlich Professor Tolkien bzw. seinen Erben und ich verdiene mit dieser Story bzw. Übersetzung kein Geld, sondern schreibe nur aus Spaß an der Freude. ^^   Link zur Originalstory:   An Unexpected Addition Anmerkung:   Wie einige von euch vielleicht bemerken werden, habe ich mich bei der Übersetzung dieser Story ausdruckstechnisch etwas vom Original entfernt, was in diesem Fall aber beabsichtigt war. Zwar bemühe ich mich, wenn ich Geschichten übersetze, so nah wie möglich am Original zu bleiben, aber mir ist auch und vor allem wichtig, einen flüssigen und sinnvollen deutschen Text zu schreiben und die erwähnten Abweichungen habe ich in diesem Fall vorgenommen, weil ich hoffe, dass die Geschichte für euch dann „flüssiger“ ist und ihr mehr Spaß beim Lesen habt. ^^ ♔~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ♥ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~♔ Bilbo Beutlin hatte ein langes Leben gelebt. Nur wenige Hobbits konnten behaupten, auch nur ein paar Meilen über Bree hinaus gereist zu sein, ganz zu schweigen davon, einen großen Teil von Mittelerde bereist zu haben. Der Düsterwald jagte ihm keine Angst mehr ein, die Wasserfälle von Bruchtal raubten ihm nicht länger den Atem und die unendlich tiefen Abgründe des Erebor schienen ihn nicht mehr verschlucken zu wollen, sobald er auch nur den winzigsten Schritt nach links oder rechts machte. Acht Jahrzehnte lang mit einem Haufen verrückter Zwerge zusammenzuleben, konnte einen Hobbit wirklich verändern. Doch zum Besseren verändern, wie Bilbo aufrichtig hoffte. In den Jahren, seit Bilbo der Gemahl unter dem Berge geworden war, hatte ein Schatten begonnen, sich über Mittelerde auszubreiten. Im Nebelgebirge waren die Orks, Goblins und Warge immer zahlreicher geworden. Spinnen überrannten große Teile des einst schönen Düsterwaldes und zwangen Thranduil und sein Volk innerhalb als auch direkt außerhalb des Waldes in einen ständigen Kriegszustand. Die Spannungen zwischen den Ostlingen und den Einwohnern von Thal und Esgaroth nahmen zu und mit jedem Jahr, das verging, brachen immer öfter kleinere Gefechte aus. Geschichten von Mordor und seiner heraufziehenden Bedrohung kamen den Anduin und den Carnen herauf aus den Königreichen der Menschen wie Gondor, Rohan und Dorwinion. Bilbos Reisen ins Auenland, die während der ersten vier Jahrzehnte, die er im Erebor gelebt hatte, alle fünf Jahre stattgefunden hatten, kamen für einige Zeit zum Erliegen. Während seiner gesamten Herrschaft über den Einsamen Berg blieben die Eisenfäuste für Thorin weiterhin ein großes Problem. Die Zwerge waren den Elben nicht unähnlich, wenn es um Unstimmigkeiten, Fehden und eine angeborene Neigung zu langer, ausgedehnter Kriegsführung ging. Bilbo war während der ersten Jahre, die er im Erebor gelebt hatte, ständig auf der Hut gewesen, hatte gewartet und Ausschau nach dem nächsten Schlag gehalten, den die Eisenfäuste gegen seine Familie und ihn selbst führen würden. Sie hatten Frodo bereits entführt und versucht, Erebors Hauptquelle des Wohlstandes zu sprengen. Warum also sollten sie nicht angreifen, solange die Gelegenheit günstig war? Wie sich herausstellte, war es keine Seltenheit, dass wenn Zwerge gegen andere zwergische Sippen Krieg führten, dieser Streit Jahrhunderte andauerte. Obwohl Zwerge für gewöhnlich nicht sonderlich gut darin waren, selbst bei den vernünftigsten Dingen ihre Zeit abzuwarten, waren der Krieg zwischen zwei Sippen und innenpolitische Unstimmigkeiten deshalb eine Ausnahme von der Regel. In ganz Mittelerde verbarrikadierten sich die Zwerge zum größten Teil in ihren Bergfestungen und  schenkten dem Treiben der Menschen und Elben in der Welt über Tage keine Beachtung. Die unmittelbare Nähe von Thal zum Einsamen Berg ermöglichte regen Handel und eine offenere Beziehung zwischen den Menschen des Nordens und den Zwergen, als normalerweise üblich war, doch selbst Thorin wahrte einen sorgsamen und zugleich friedlichen Abstand zwischen seinem Volk und ihren über Tage lebenden Nachbarn. Dennoch gab es während Thorins gesamter Herrschaft einen stabilen Frieden zwischen den Zwergen, Elben, Hautwechslern und Menschen des Nordens, den die Gemeinden in unmittelbarer Nähe des Erebor dringend brauchten, nachdem sie soviele Jahre in Smaugs Schatten gelebt hatten. Beziehungen zwischen den einzelnen Sippen hingegen, wie jene zwischen den Langbärten und den Eisenfäusten…das war eine vollkommen andere Geschichte. Und diese bedeutete außerdem eine gigantische Migräne. Die Zwerge mussten wirklich das sturste, dickköpfigste und streitlustigste Volk in Mittelerde sein, dessen war sich Bilbo sicher. Und während all dieser Ereignisse blieb der Ring in Bilbos Westentasche eingebettet oder in einem kleinen Umschlag auf dem Kaminsims in seinem Schlafgemach verborgen. Im Laufe der Jahre dachte Bilbo nicht allzu oft an seinen hübschen kleinen Ring und benutzte ihn nur, wenn die Zeiten dunkler wurden und Nori die Unterstützung eines richtigen Meisterdiebes brauchte, um mit Attentätern oder aufständischen Betrügern im Berg fertigzuwerden. Eine schlichte kleine Kugel, auch wenn sie magische Kräfte besaß, hatte in Bilbos Kopf kein einziges Mal die Alarmglocken schrillen lassen. Immerhin lebte er im reichsten Zwergenkönigreich von Mittelerde. Warum also sollte ein schmuckloser goldener Ring irgendeinen Verdacht oder zusätzliche Aufmerksamkeit von seiner Seite erregen? Die Ankunft der Ringgeister hatte alles verändert. Bilbo hatte sich zu dieser Zeit in Bruchtal aufgehalten, denn er hatte sich auf den langen Weg gemacht, um zum ersten Mal seit über einem Jahrzehnt sein Heimatland zu besuchen. Wie sich herausstellte, waren Reisen über große Entfernungen für einen Hobbit viel beschwerlicher, sobald sie das erste Jahrhundert ihres Lebens vollendet hatten. Nachdem er das Nebelgebirge überquert hatte. drängte Bilbo müde und erschöpft Frodo und die Karawane von Zwergen, die sie begleitet hatten, zu ihrem Ziel weiterzureisen und versicherte den besorgten Wachen, dass er in den nächsten Wochen eine Elbeneskorte finden würde, die ihn den Rest des Weges nach Beutelsend begleiten würde. Fünf seiner persönlichen Wachen waren zurückgeblieben, während der Rest in die Ered Luin weitergezogen war und Frodo mit ihnen ins Auenland weitergereist war. Bilbo hatte bedacht, dass ein paar Monate bei den Gamdschies, Tuks und Brandybocks würden dem sanften jungen Hobbit guttun würden. Bei Mahâl, wenn Bilbo nun daran zurückdachte, wurde ihm bewusst, wie sehr er sich getäuscht hatte. Bilbo hatte sich bereits fünf Monate in Bruchtal aufgehalten und mehrere Dutzend Seiten in seinem neusten Buch über die Reise zum Erebor geschrieben, als ein Rabe vom Einsamen Berg eingetroffen war. Im Gegensatz zu allen anderen Botschaften, die Thorin während Bilbos und Frodos Reise ins Auenland geschickt hatte, hatte diese das Dringlichkeitssiegel des Hohen Rates des Erebor getragen und das war etwas, das Thorin für einen persönlichen Brief an seine Familie niemals benutzte. Der Inhalt dieses Briefes führte dazu, dass Bilbos Beine unter ihm nachgaben und nur Glóins schnelle Reflexe ihn davor bewahrten, mit dem Kopf auf dem Tisch im Speisesaal aufzuschlagen. Danach hatte Bilbo fieberhaft nach diesem verfluchten Ring gesucht und seine Hände hatten angefangen zu zittern, als ihm schließlich bewusst wurde, dass er in eine der Kisten oder Taschen gepackt worden sein musste, die Frodo nach Beutelsend mitgenommen hatte. Bilbo hatte noch nie zuvor solche Angst gehabt, wie in diesem Augenblick. Sein Frodo, sein lieber, süßer Frodo würde von jenen Abscheulichkeiten gejagt werden, die Thorin in seinem Brief beschrieben hatte. Nicht einmal ein Schwertstreich von Orkrist direkt ins Gesicht oder ein brutaler Hieb von Greifer und Halter hatte den Boten aus Mordor getötet. Ein halbes Dutzend weitere Raben trafen in ebenso vielen Tagen ein und Thorins Sorge und wachsende Angst um seine Hobbits waren in jedem Wort, das er schrieb, deutlich zu spüren. Die Briefe von Fíli, Kíli, Dís, Frodos Freunden und dem Rest der Gemeinschaft klangen nicht besser, denn sie alle waren außer sich vor Sorge um die reisenden Hobbits. „Ich habe einen Waldläufer aus dem Norden geschickt, um ihn zu holen“, hatte Elrond versichert. „Estel wird ihn beschützen und führen.“ Wie sich jedoch herausstellte, hatte Aragorns Schutz nicht ausgereicht. Bilbo hatte mitansehen müssen, wie sich sein Neffe gewunden und vor Schmerzen geschrien hatte und wie der Schatten des Ringgeistes durch die schreckliche Wunde in seiner Brust ständig an Frodo gezehrt hatte. Sogar Glóril war bei diesem Anblick tief erschüttert gewesen. Während die Nächte vergangen waren, hatte Frodos langsam fortschreitende Genesung Bilbo wahrscheinlich noch mehr erschöpft und noch misstrauischer gemacht, als er zuvor gewesen war und die schmerzlich spürbare Abwesenheit von Thorin hatte diese Gefühle nur noch verzehnfacht. Bilbo wurde sich der unangenehmen Wahrheit bewusst, dass er nicht mehr der junge, abenteuerlustige Hobbit von einst war. Frodos von Albträumen beherrschtes Flehen nach Onkel Thorin hatte dem betagten Hobbit das Herz gebrochen und seine Schrei nach Fíli und Kíli und allen anderen Mitgliedern ihrer seltsamen Patchworkfamilie hatten es schließlich in kleine Bruchstücke zersplittern lassen. Die Ankunft von Glóin, Gimli, Thorin III. und einigen anderen Zwergen hatte Bilbo ungeheuer erleichtert und das umso mehr, als sich alle Gerüchte der Elben und der sich versammelnden Menschen als wahr herausstellten. Bilbo hatte sein halbes Leben damit verbracht, Saurons Einen Ring in seiner Westentasche mit sich herumzutragen. Der arme Glóin war beinah explodiert, als er es herausgefunden hatte und sein Gesicht war feuerrot gewesen, als er jede Gelegenheit verflucht hatte bei sie dieses verderbte Ding während der letzten Jahrzehnte benutzt hatten. Alle waren überaus froh darüber, dass Nori nicht dabei war. „Wache über ihn und beschütze ihn, mein Sohn“, hatte Glóin in jener Nacht gesagt, nachdem die Gemeinschaft des Ringes ins Leben gerufen worden war. „Mache Fíli und Kíli stolz, Gimli. Und wenn du schon dabei bist, zeige es auch der Brut dieses spitzohrigen Mistkerls.“ Bei diesen Worten hatte Bilbo gelächelt, wie immer belustigt von den Beleidigungen, die Zwerge und Elben so gerne untereinander austauschten. Legolas war eine intelligente und freundliche Seele, doch Bilbo wusste aus Erfahrung, dass Gimli bei jeder Gelegenheit versuchen würde, den Elbenprinzen zu reizen. Und aus diesem Grund hatte Bilbo vor dem Aufbruch der Gefährten ein langes Gespräch mit dem Zwerg geführt. Bilbos eigener Beinah-Angriff auf seinen Neffen wegen dieses verdammten Ringes hatte den betagten Hobbit sogar noch mehr um Frodos Sicherheit fürchten lassen und Gimli hatte dies ohne jede Schwierigkeit bemerkt. „Ich werde alles tun, was in meiner Macht steht, um ihn zu dir zurückzubringen, Onkel Bilbo. Ich verspreche dir beim Grab meines Großvaters, dass ich Frodo zum Einsamen Berg zurückbringen werde. Nur der Tod könnte mich davon abhalten.“ Gimli hatte die Arme ausgestreckt und mit seiner Stirn sanft die des Hobbits angestupst, der nun seit vielen Jahren ein ständiger Begleiter in seinem Leben gewesen war. „Du hast mein Wort.“ Und Gimli hatte Frodo zu ihm zurückgebracht, doch der Ringkrieg hatte beinah alles zerstört, das Bilbo in Mittelerde einst gekannt und geliebt hatte. Kurz nachdem Bilbo mit Glóin und einer großen Gruppe Waldelben zum Erebor zurückgekehrt war, waren die Ostlinge aus Rhûn mit einer Horde von Soldaten über den Fluss Carnen ausgeschwärmt und  hatten eine zweite Front gegründet, die den nördliche Arm des Ringkrieges bildete. Die reine Stärke der Ostlinge hatte die Menschen von Thal innerhalb weniger Tage zerschlagen und sie gezwungen, sich in den Schutz des Einsamen Berges zurückzuziehen. Die Zwerge und Menschen hatten lange gegen die Eindringlinge gekämpft und die unbezwingbaren Tore des Einsamen Berges hatten den technisch weiter fortgeschrittenen Belagerungsmaschinen der Ostlinge mit Leichtigkeit widerstanden. Der Einsame Berg war seinen Verteidigern von großem taktischem Nutzen gegen die Ostlinge, denn Kílis Einheit von Bogenschützen ließ einen Pfeilhagel die Mauern hinunterregnen und warf zur Vergeltung große Steine hinunter. Alle Jahrzehnte, die Thorin investiert hatte, um die Verteidigung des Einsamen Berges gegen die Eisenfäuste zu verbessern, hatten sich als  nützlich erwiesen und die Verteidiger hatten die Belagerung der Ostlinge überdauert. Am Ende waren die Ostlinge gezwungen gewesen, sich zurückzuziehen und hatten im Vergleich zu den Zwergen und den Menschen des Nordens eine ungleich größere Zahl an Opfern zu beklagen. Aber auch der Erebor war nicht ohne Opfer geblieben. Dáin II. Eisenfuß, der Herr der Eisenberge und geliebter Vetter von Thorin, war gefallen, als er den Leichnam von König Brand von Thal vor den Toren des Einsamen Berges verteidigt hatte. Thorin hatte mit eigenen Augen gesehen, wie er erschlagen worden war und seine von Trauer und Zorn erfüllten Schreie hatten die Hallen des Erebor erfüllt, als er, unmittelbar bevor die Tore endgültig geschlossen wurden, einen Verteidigungsangriff gegen die Ostlinge angeführt hatte. Dieser letzte Angriff hatte Thorin sein linkes Auge und eine Menge Blut gekostet, darunter Fílis rechten Arm und das Leben von Bifur, Glóril, Donels Vater und zahlreichen weiteren Zwergen und Hautwechslern. Einer dieser Hautwechsler war Mutter Nymeria gewesen, die betagte Großmutter von Currin und treueste Verbündete in der jüngsten Geschichte des Erebor. Auch zwei wohlbekannte weibliche Dachse waren unter den Gefallenen. Nicht einmal Kíli, der seit fünf Jahrzehnten mit Currin verheiratet war, hatte die todunglückliche Wölfin trösten können. „Unsere Zeit in dieser Welt nähert sich ihrem Ende, âzyungel“, hatte Thorin am letzten Abend der Belagerung gesagt. „Und ich glaube nicht, dass meine Wunden dieses Mal ebenso leicht heilen werden.“ „Sag so etwas nicht“, hatte Bilbo weinend entgegnet. „Du bist zu stur und dickköpfig, um etwas so Furchtbares zu sagen.“ Thorin hatte seinen Gemahl nur traurig angelächelt. „Warum liest du mir nicht ein paar Seiten aus deinem neusten Buch vor? Der Teil mit den Fässern klingt besonders interessant.“ „Ich dachte, du magst das Buch mit den Bildern darin?“ Thorin hatte genickt und die Tränen in seinem verbliebenen Auge fortgeblinzelt. „Das würde ich auch sehr gerne sehen. Oris Zeichnungen von den Jungs und dir zu betrachten, ist immer eine Freude.“ „Wenigstens gibt es hier noch etwas, dass es Freude macht, anzusehen.“ „Sag so etwas nicht“, hatte Thorin seine Worte mit einem liebevollen Lächeln wiederholt. Er hatte mit seinen Fingern sanft Bilbos dünner werdendes Haar gekämmt und sein schnell alterndes Gesicht gestreichelt. „Du siehst immer noch genauso gut und atemberaubend aus, wie in jener ersten Sommernacht, als ich dich in Beutelsend kennengelernt habe. Ein Schatz, der alle anderen Schätze überstrahlt, âzyungel. Mein eigener lebender und atmender Arkenstein.“ „Heute Abend fühlt sich jemand rührselig.“ „Und da ist wieder diese wundervolle Keckheit, in die ich mich verliebt habe“, hatte Thorin lächelnd erwidert. „Nun würde ich es zu schätzen wissen, ein wenig weiterzulesen, sanghivasha. Dís wird bei Sonnenuntergang kommen, um mich mit ihrem fürchterlichen Tonikum einzuschläfern.“ Sieben Tage nach dem Ende der Belagerung war Thorin II. Eichenschild, König unter dem Berge, an den Wunden gestorben, die er bei der Verteidigung seiner Stadt, seines Volkes und seiner geliebten Familie erlitten hatte. In dem Augenblick, in dem Thorin seinen letzten Atemzug getan hatte, hatte Bilbo gewusst, dass auch seine Seele nicht mehr viel länger für diese Welt bestimmt war. Nachdem Gimli mehrere Wochen später mit den offiziellen Nachrichten von Saurons Untergang und dem Tod von Balin, Ori und Óin in Moria zurückgekehrt war, hatte dies Bilbo in seiner endgültigen Entscheidung nur noch bestärkt. „Ich werde ins Auenland zurückkehren“, hatte Bilbo den Familienmitgliedern verkündet, die ihm geblieben waren. „Ich möchte die letzten Tage meines Lebens mit Frodo und in den wogenden Hügeln meiner Heimat verbringen. Ich habe vor dem Ende kurz mit Thorin darüber gesprochen und er hat mir in dieser Angelegenheit zugestimmt.“ Fíli und Kíli hatten am lautesten protestiert, denn sie waren bereits untröstlich über Thorins Tod und ihre Trennung von Frodo und deshalb war die Aussicht, plötzlich auch noch Bilbo zu verlieren, einfach zuviel für sie. Doch Bilbo war bei seiner letztendlichen Entscheidung geblieben, denn er wusste tief im Innersten, dass ihm in dieser Welt nicht mehr viel Zeit blieb. Die Jungs im Erebor zurückzulassen, war herzzerreißend, doch letztendlich notwendig gewesen. Sie waren nun erwachsene, verantwortungsbewusste Zwerge, Ehemänner, Väter und sie waren beide Könige und alle vier dieser Stellungen waren weitaus wichtiger, als einen verwitweten Gemahl zurück in sein Heimatland zu begleiten. Doch in der für einen Durin typischen Sturheit hatten seine beiden Jungs beschlossen, Thorin III. Steinhelm und Dís während ihrer vorübergehenden Abwesenheit zu ihren Stellvertretern zu ernennen. „Wir wollen Frodo sehen“, hatten beide gesagt. „Und du kannst uns nicht aufhalten.“ Wie hätte ein Hobbit da widersprechen können? Und selbst Bilbo musste zugeben, dass ihm Fílis und Kílis Gesellschaft auf dem Weg zurück ins Auenland ein ungeheurer Trost war. Die beiden waren zu gutaussehenden und fürsorglichen Zwergen herangewachsen und ihre Ähnlichkeit mit Thorin war an Kílis Haarfarbe und an Fílis ausgeprägten Gesichtszügen am deutlichsten zu erkennen. Nicht einmal der Verlust von Fílis rechtem Arm schien ihre Lebensfreude zu mindern. Bilbo war unglaublich stolz auf sie. „Ihr seid alle gekommen“, hatte Frodo gerufen, sobald  er sie gesehen hatte. „Es ist so lange her und…“ „Natürlich sind wir gekommen, Junge“, hatte Dwalin erwidert und seine starken Arme fest um den Hobbit geschlungen, der für ihn wie ein Sohn geworden war. Er hatte Thorin auf dem Sterbebett versprochen, auf den Jungen aufzupassen. „Immerhin hat es uns überhaupt erst in diesen Schlamassel gebracht, deinen Onkel allein in ein Abenteuer ziehen zu lassen.“ „Ihr wisst noch nicht einmal die Hälfte“, hatte Frodo mit heiserer Stimme gesagt, bevor er einfach nur mehrere Momente fest in Dwalins Schulter gekuschelt stand. „Onkel Thorin?“ Dwalin hatte nur den Kopf geschüttelt und Frodo noch fester umarmt, als der junge Hobbit ernsthaft zu schluchzen angefangen hatte. Auf dem Hügel ein kleines Stück entfernt hatte Bilbo drei vertraute Gestalten erkennen können, die unter einem Baum standen und die Vorgänge während des Wiedersehens mit skeptischen, wachsamen Blicken beobachteten. Donel und Dwina hatten sie alle ins Auenland begleitet, aber es war trotzdem sehr schön zu wissen, dass Frodos Hobbitfreunde ebenfalls für ihn da waren. Bilbo hatte einen Blick nach Westen geworfen, in Richtung des Meeres und gewusst, dass seine Zeit mit jedem Tag, der verging, immer kürzer und kürzer wurde. Da der Ring nun vernichtet war, war es nur eine Frage von Monaten oder ein paar sehr kurzen Jahren, bis der Tod ihn holen würde. Und Bilbo würde ihn begrüßen. Thorin hatte ihn bereits angenommen und so gab es wirklich nichts, das Bilbo nun noch an Mittelerde band. Und ein Jahr später, am 29. September 3021 segelte Bilbo Beutlin von den Grauen Anfurten aus in die Unsterblichen Lande von Valinor, mit Gandalf, Elrond, Galadriel und seinem geliebten Neffen an seiner Seite. Unter dem Sternenhimmel des Meeres träumte Bilbo von dunkelblauen Augen, schwarzem Haar und einem tiefen, kehligen Lachen, das sein Herz jedes Mal schneller schlagen ließ. Es war ein wunderschöner Traum. Bilbo lächelte. Er war bereit für ein letztes Abenteuer.   Ende   .o°O°o. _____________________________ .o°O°o..O.o° °o.O¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯ O.o° °o.O. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)