Zum Inhalt der Seite

Unerwarteter Familienzuwachs

An Unexpected Addition
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Kapitel 22


 

.o°O°o. _____________________________ .o°O°o..O.o° °o.O¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯ O.o° °o.O.

 

An Unexpected Addition – Unerwarteter Familienzuwachs

 

Teil 22

 

Autor:

 

karategal

 

Übersetzer:

 

Lady Gisborne

 

P16-slash

 

Inhalt:

 

[Autorisierte Übersetzung] Alle Zwerge überleben die Schlacht der fünf Heere, doch Bilbo muss ins Auenland zurückkehren, um sein altes Leben in Ordnung zu bringen und den Weg für ein neues Leben im Erebor zu ebnen. Ein Jahr später kehrt er mit einem vor kurzem verwaisten Frodo zum Einsamen Berg zurück. Thorin ist sich nicht ganz sicher, was er von diesem neuen, winzigen Zuwachs zu seiner Gemeinschaft halten soll.

 

Disclaimer:

 

Bei dieser Geschichte handelt es sich um eine autorisierte Übersetzung von karategals englischer Originalstory An Unexpected Addition. Die Charaktere und Orte gehören selbstverständlich Professor Tolkien bzw. seinen Erben und ich verdiene mit dieser Story bzw. Übersetzung kein Geld, sondern schreibe nur aus Spaß an der Freude. ^^

 

Link zur Originalstory:

 

An Unexpected Addition
 

Anmerkung:

 

Wie einige von euch vielleicht bemerken werden, habe ich mich bei der Übersetzung dieser Story ausdruckstechnisch etwas vom Original entfernt, was in diesem Fall aber beabsichtigt war. Zwar bemühe ich mich, wenn ich Geschichten übersetze, so nah wie möglich am Original zu bleiben, aber mir ist auch und vor allem wichtig, einen flüssigen und sinnvollen deutschen Text zu schreiben und die erwähnten Abweichungen habe ich in diesem Fall vorgenommen, weil ich hoffe, dass die Geschichte für euch dann „flüssiger“ ist und ihr mehr Spaß beim Lesen habt. ^^

 

♔~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ♥ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~♔
 

„Frodo, mein Junge, würdest du für einen Moment hier herüberkommen?“
 

Die Karawane aus den Blauen Bergen war am späten Abend eingetroffen und nun eilten Hunderte von Zwergen samt ihren Familien aufgeregt und geschäftig in der Eingangshalle umher. Bilbo blieb unterdessen mit Fíli und den Kindern im Königlichen Flügel, denn er war sich der Tatsache nur allzu bewusst, dass die gerade angereisten Zwerge unter Umständen nicht sonderlich erfreut über zwei Hobbits sein könnten, die im Einsamen Berg lebten. Alle Zwerge, die bereits seit mehreren Monaten im Berg lebten, hatten sich inzwischen an Bilbos Gegenwart gewöhnt, was sowohl unmittelbar auf seine Taten während der vergangenen Wochen zurückzuführen war, als auch auf die Gemeinschaft, die unmissverständlich deutlich machte, dass der Erebor niemals zurückerobert worden wäre, wenn der Hobbit nicht gewesen wäre. Niemand hatte sich ihm gegenüber unhöflich oder gar feindselig verhalten, noch nicht einmal, als Bilbo vor kurzem in die Küchen hinuntergegangen und seine Spange als Zeichen des Werbens unübersehbar gewesen war. Dennoch war nicht sicher, ob die Neuankömmlinge, deren Treue zu Thorin und den Prinzen weitaus fraglicher war, als die der Zwerge, die als allererste  freiwillig übergesiedelt waren, diese Einstellung teilen würden.
 

„Ja?“
 

Frodo hatte die vergangene Stunde gemeinsam mit Fíli und den übrigen Zwerglingen in einem Bett verbracht und der verwundete Prinz hatte mit den drei Kindern über Khuzdulrunen und die Grundgrammatik der Sprache gesprochen. Und Bilbo war sehr überrascht, dass Fíli augenscheinlich ein ausgezeichneter Lehrer war, denn seine Stimme und auch sein Verhalten den Kindern gegenüber war sanft, als er mit ihnen arbeitete.
 

„Möchtest du noch einen Faden in das Armband hineinflechten?“ fragte Bilbo und hatte kaum das letzte Wort ausgesprochen, als Frodo bereits auf seinen Schoß krabbelte. „Schon gut, schon gut, gib Acht auf deine Knie und deine Füße, mein Junge. Nun, welche Farbe hättest du gerne?“
 

„Hellblau“, antwortete Frodo. „Er mag Blau wirklich, nicht wahr?“
 

„Ja, das tut er“, versicherte ihm der ältere Hobbit. „Jetzt streck deine Finger aus und dann fangen wir genau hier an, indem wir die Fäden so miteinander verflechten und…“
 

Die folgenden zehn Minuten verbrachte Bilbo damit, gemeinsam mit seinem Neffen ein buntes Armband zu flechten, das er als Geschenk für Thorin anfertigte, um damit um ihn zu werben. Hobbits flochten oft für ihre Auserwählten ein breites und buntes Armband und der Empfänger dieses Geschenkes sollte es niemals abnehmen, solange der Gemahl oder die Gemahlin lebte.  Soweit sich Bilbo zurückerinnern konnte, hatten seine Eltern ein Armband mit jeweils umgekehrt geflochtenen Mustern getragen, das schließlich abgenommen worden war, als Bungo krank geworden und vor zwei Jahrzehnten gestorben war. Obwohl sein Geschenk nicht annähernd so  prachtvoll war, wie das, das ihm der Zwergenkönig gemacht hatte, hoffte Bilbo, dass Thorin  die Zuneigung und die Liebe zu schätzen wissen würde, die in die Geschenke einfloss, mit denen Hobbits umeinander warben.
 

„Jetzt genau durch dieses Loch. Ah, geschafft! Ein hervorragender Stolzfuß-Knoten, mein Junge.“
 

Trotz seiner neuentdeckten Liebe zum Erebor wäre es dennoch schön, das Auenland alle paar Jahre zu besuchen. Sobald Frodo etwas älter war, würde die Reise um einiges einfacher sein und außerdem hegte Bilbo den tiefen Wunsch, dass sein Neffe auch mit seiner Heimat und deren Gepflogenheiten vertraut bleiben sollte. Immerhin hatten sie nach wie vor Beutelsend, in das sie für längere Aufenthalte zurückkehren konnten und Ohm Gamdschie und seine Familie waren immer treue Freunde der Familie Beutlin gewesen. Außerdem würde es Frodo guttun, sich unter seine toleranteren und abenteuerlustigeren Vettern unter den Tuks und Brandybocks zu mischen und eine Beziehung zu ihnen aufzubauen, wie sie alle jungen Hobbits irgendwann in ihrem Leben einmal brauchten. Ganz zu schweigen davon würde das auch eine angenehme Erholung von dem manchmal gefährlichen politischen Klima des Erebor darstellen.
 

„Fast fertig“, verkündete Bilbo und streckte eine Hand nach dem kleinen Behälter aus, in den Thorin den Zahn, den Frodo verloren hatte, hineingetan hatte. „Nur noch der letzte Schliff.“
 

„Mein Zahn?“
 

„Ja, als kleines Andenken für ihn“, erwiderte Bilbo, während er den winzigen Zahn so vorsichtig, wie er nur konnte, mit einem kleinen Bohrer durchstach, den ihm Bifur gegeben hatte. „Die Armbänder meiner Eltern wurden eigens für sie entworfen und angefertigt, aber ich glaube, das ist auch recht gelungen.“
 

„Darf ich es ihm geben?“
 

Bilbo fädelte einen Strang aus mehreren stabilen Fäden durch das Loch und verwob den Zahn langsam mit den ersten Fäden des Armbandes. Der winzige weiße Zahn passte sehr gut zu den Blau-, Schwarz- und dunklen Violetttönen, die Bilbo ausgewählt hatte, um sein Geschenk zu basteln und nachdem er ein letztes Mal behutsam an den Fäden gezogen hatte, sah es aus, als wäre das Armband fertig und bereit, dem König überreicht zu werden.
 

„Wie wäre es, wenn wir es ihm beide schenken würden?“ fragte Bilbo und war überglücklich, dass sein Neffe Thorin so sehr mochte. Vor kurzem hatte der kleine Junge sie beim Küssen ertappt und angesichts der Aussicht, dass sein Onkel von einem mürrischen, aber wirklich netten und außerdem sehr stark behaarten Zwergenkönig umworben wurde, große Augen bekommen. „Dann können wir ihm auch gleich deine hervorragende Flechtarbeit zeigen.“
 

„Und meinen Zahn?“
 

Bilbo strich seinem Neffen durch die Locken. „Und deinen Zahn.“
 

Das Geräusch der Tür, die geöffnet wurde, zog sofort ihre Aufmerksamkeit auf sich und Frodo grinste, als er Thorins vertraute Gestalt im Türrahmen stehen sah. Begierig darauf, mit seinem Werk zu prahlen, rannte der Halbling zum König hinüber und verlangte mit einem Zupfen an seinem pelzbesetzten Mantel, dass Thorin in hochhob und mit zum Schreibtisch hinüberkam. Thorin hob den kleinen Jungen auf seine Arme und trat aus der Tür, durch die der Klang mehrerer Stimmen hinter ihm in den Raum drang.
 

„Komm schon, hier herüber! Ich habe dabei geholfen, dieses wirklich schöne…“
 

Nach diesen Worten verstummte Frodo und seine hellblauen Augen verengten sich, als er den Zwerg, der ihn auf dem Arm trug, genauer betrachtete. Gleich darauf entfuhr ihm ein ohrenbetäubender Schrei und er schlug mit seinen Armen auf das Gesicht des Zwergenkönigs ein, während er gleichzeitig versuchte, von ihm fortzukrabbeln.
 

„Du bist nicht Thorin!“ schrie Frodo, versteckte sich hinter Bilbos Beinen und deutete mit einem Finger auf den königlichen Hochstapler. „Onkel! Er hat Thorins Haut gestohlen!“
 

„Oh, du meine Güte, er ist wirklich entzückend“, meinte der Hochstapler. „Und sogar noch winziger, als ihn Kíli in seinen Briefen beschrieben hat. Außerdem hat er einen ziemlich kräftigen rechten Haken.“
 

Bilbo starrte die rätselhafte Gestalt einfach nur an und war erstaunt zu sehen, dass Thorins Gesichtszüge beinah überhaupt nicht von denen jener Person in der Tür zu unterscheiden waren.  Und als der Zwergenkönig nur einen Moment später durch die Tür trat, weiteten sich Bilbos Augen noch mehr, da er die beiden nicht ohne eine genauere Betrachtung voneinander unterscheiden konnte. Fílis aufgeregte Rufe sagten ihm jedoch alles, was er über den Hochstapler wissen musste.
 

„Das also ist Bilbo Beutlin. Ich habe schon viel von Euch gehört.“
 

Die Schwester von Thorin Eichenschild war ein beeindruckende Erscheinung, vor allem, da sie in diesem Augenblick ihrem Bruder in beinah jeder Hinsicht bis aufs Haar glich. Von ihrem kurzen Bart über ihre beiden Zöpfe und Spangen bis zu ihrer Rüstung, Kleidung und ihren zwergischen Waffen sah Dís wie das genaue Ebenbild eines gewissen Zwergenkönigs aus, der einen wohlverdienten Tadel und obendrein Himbeertörtchenentzug dafür zu erwarten hatte, dass er den armen Frodo beinah zu Tode erschreckt hatte. Wenn Bilbo jedoch ihre Wangen und ihre Statur etwas eingehender betrachtete, wurden die leichten Unterscheide zwischen Bruder und Schwester ein wenig deutlicher für den Hobbit.
 

„Dís. Zu Euren Diensten.“
 

Schnell schloss Bilbo seinen offenstehenden Mund. „Und der Zwilling, den Thorin niemals erwähnt hat. Warum hast du niemals zuvor erwähnt, dass sie dein Zwilling ist?!“
 

„Eigentlich bin ich vierzehn Jahre jünger als er“, lachte Dís. „Obwohl die große Ähnlichkeit innerhalb der Familie immer sehr nützlich ist, wenn eine törichte Schlägerei so schnell wie möglich beendet werden muss. Thorin zu sein wirkt jedes Mal wie ein Zauberspruch und ich glaube, ich habe einmal einen besonders flegelhaften Zwerg soweit gebracht, dass er sich in die Hose gemacht hat. Das war der Höhepunkt des Jahrzehnts.“
 

„Oh ja, Ihr seid ohne jeden Zweifel Fílis und Kílis Mutter“, gab der Hobbit zu und beugte sich hinunter, um einen nach wie vor verängstigten Frodo hochzuheben. „Die Ähnlichkeit ist geradezu unheimlich. Nun ja, zumindest mit Kíli.“
 

„Hey! Ich sehe aus wie meine Mutter!“ rief Fíli vom Bett aus. „Ich habe ihre Wangenknochen und ihren entschlossenen Gang! Was ich dir beweisen würde…wenn ich laufen könnte. Aber nein, das ist nicht erlaubt, sagt der herrschsüchtige Hobbit.“
 

„Ah, und das ist mein ältester Junge!“ sagte Dís mit einem breiten Lächeln.
 

Bilbo ging hinüber zum König und stellte sich neben ihn, mehr als nur ein wenig belustigt über Thorins ängstliche Haltung und sein übermäßige Schweigsamkeit. Da er selbst ein Einzelkind war, gab Bilbo nur zu gerne zu, dass er mit der komplizierten Beziehung zwischen Geschwistern nicht sonderlich vertraut war und besonders nicht, wenn die Familie, wie in Thorins Fall, mehr als zwei Kinder hatte. Aufgrund seiner Erfahrungen mit Aberdutzenden von Vettern fühlte sich der Hobbit jedoch recht sicher in seiner Fähigkeit, einen unangenehmen Streit zwischen Geschwistern zu erkennen, wenn er ihn sah.
 

„Wie mir scheint, hat jemand gerade Angst vor seiner Schwester“, meinte Bilbo und strich mit seiner linken Hand liebevoll über Thorins geballte Faust. „Willst du mir erzählen, warum? Oder würde das einer Verletzung der Königswürde oder etwas ähnlich albernem gleichkommen?“
 

Thorin machte sich nicht die Mühe, ihn anzusehen, sondern murmelte stattdessen etwas nahezu unverständliches, während er einem noch immer erschrockenen Frodo den Kopf tätschelte. Der kleinste Hobbit strich mit seinen Händen über den vertrauten Bart und die vertraute Nase, bis er schließlich überzeugt war und die Hände nach Thorin ausstreckte und so verlangte, dass der verstimmte Zwerg ihn hielt. Frodo verkroch sich am Hals des Königs, denn er misstraute dem neuen Fremden auf der gegenüberliegenden Seite des Gemachs noch immer. Bilbo lächelte und machte sich ihm Stillen eine Notiz, Ori in naher Zukunft erneut um seine Zeichenkünste zu bitten.
 

„Wie war das?“
 

„Sie hat mir einen Klaps auf den Hinterkopf verpasst“, brummte der König. „Und sie hat mich angeschrien, bis ich fast taub war, als sie von Fílis neuesten Verletzungen erfahren hat. Ich glaube, sie hat vor, mich im Schlaf zu ermorden und den Thron an sich zu reißen.“
 

„Ich denke, das könnte ihr auch gelingen.“
 

„das kommt daher, dass sich unsere Frauen immer als ihre männlichen Verwandten ausgeben, wenn ein Abenteuer oder eine Reise es verlangt“, erwiderte Thorin, der  zu schielen begann, als Frodo sich vorbeugte, um sein Gesicht besonders eingehend zu betrachten. „Deshalb denken Außenstehende häufig, dass es keine Zwergenfrauen gibt. Es gibt ihnen viel mehr Freiheit und Sicherheit, sich als Männer auszugeben, wenn sie sich in die Außenwelt hinauswagen. Aber innerhalb der sicheren Mauern des Erebor können sich unsere Frauen kleiden, wie es ihnen beliebt, wie du bei den Zwergenmüttern bereits gesehen hast.“
 

„Es wird eine Wohltat sein, wieder bequeme Kleidung anstelle einer schweren Rüstung zu tragen“, stellte die Schwester des Königs fest. Mit Donel und Dwina an ihrer Seite trat sie auf die beiden zu, wobei die Zwerglinge die Prinzessin voller Ehrfurcht betrachteten. „Ich schätze die Freiheit, zu kommen und zu gehen wie es mir beliebt so sehr, wie jeder andere Zwerg auch, aber die Rüstungen der Männer sind furchtbar schwer und ungeeignet für weibliche Körperformen.“
 

Bilbo nickte mitfühlend. „Das kann ich mir vorstellen. Mein Panzerhemd aus Mithril hat mich jedes Mal, das ich es bisher getragen habe, beinahe umgebracht. Doch andererseits hat es Frodo das Leben gerettet, daher kann ich mich nicht beklagen.“
 

„Ah, Mithril“, murmelte Dís mit einem verschmitzten Lächeln. „Das ist ein recht auserlesenes Geschenk. Äußerst selten, aber der perfekte Schutz. Wie überaus standesgemäß, Bruder.“
 

„Es hat seinen Zweck erfüllt.“
 

Bei diesen Worten wurde Dís‘ Lächeln noch ein wenig breiter. „Oh, das sehe ich nur allzu gut. Als Beweis dafür hast du zwei bezaubernde und geistreiche Hobbits. Ich bin beeindruckt.“ Ihr Blick schweifte von Frodo zu Bilbos Haupt. „Und sehr erfreut. Ist das der Arkenstein?“
 

Abrupt griff Bilbo mit beiden Händen an die Spange in seinem Haar. „Nun ja, ähmm…“
 

„In der Tat.“
 

„Dann wurde für diesen verfluchten Steinklumpen schließlich doch noch eine gute Verwendung gefunden“, schnaubte Dís und verdrehte die Augen. „Wo befindet sich das eigentliche Juwel jetzt?“
 

„In den Gräbern unserer Vorväter.“
 

„Und ich hoffe inständig, dass es dort bleibt“, meinte Dís mit einem strengen Blick. „Dieser Felsbrocken hat im Laufe der vergangenen Jahrhunderte viel zuviele Probleme verursacht. Ich sage, lass ihn in der Erde vergraben, wo er hingehört.“
 

„Der Arkenstein wird dort bleiben, solange…“
 

„Ich will erleben, wie meine Jungs alt werden und mir Enkelkinder schenken, Thorin“, warnte Dís mit verschränkten Armen. „Alles andere ist unannehmbar.“
 

„Ich bin voll und ganz ihrer Meinung“, fügte Bilbo hinzu.
 

Die Geschwister warfen einander einen vielsagenden Blick zu, wobei sich Thorin unter dem standhaften Blick seiner Schwester, aus dem Belustigung und Verhängnis zugleich sprachen, zu ducken schien. Bilbo konnte nur mit Mühe ein Lächeln unterdrücken, als ihm bewusst wurde, dass Thorin in dieser Beziehung offensichtlich nicht das Sagen hatte, denn es war unverkennbar, dass seine Schwester eine ernstzunehmende Gegnerin war.
 

„Immerhin haben wir nun noch eine weitere vernünftige Person in dieser Familie“, meinte Dís. „Doch nun erzählt mir, Meister Beutlin, welcher Teil des Erebor Euch bislang am besten gefällt.“
 

Bilbo erstarrte, als er unvermittelt im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stand, denn der tiefen Liebe zum Trotz, die er für jedes Mitglied der Durinfamilie empfand, wollte er nicht in einen Geschwisterstreit oder eine Unterhaltung über die harte Politik der Zwerge hineingezogen werden. Nicht im Geringsten.
 

„Nun, von allem, das ich mir bislang ansehen konnte, finde ich die Bibliothek einfach großartig. Ich würde zu gerne ein paar Stunden dort verbringen, um sie richtig zu erkunden. Selbstverständlich dann, wenn ich genügend Zeit dazu habe. In letzter Zeit war es hier ein wenig hektisch.“
 

„Davon habe ich gehört“, murmelte die Prinzessin. „Die Bibliothek war auch immer mein liebster Ort in der Stadt. Für gewöhnlich neigen Zwergenfrauen dazu, um einiges…intellektueller zu sein, als ihre männlichen Gegenstücke. Habt Ihr schon etwas gefunden, das Euch interessiert?“
 

„Oh ja, sogar einiges“, gab Bilbo mit einem begeisterten Lächeln zu. „Leider konnte ich noch nicht allzu viel Zeit dort unten verbringen, aber ich habe mehrere faszinierende Landkarten der Reiche im Osten gefunden und auch von anderen Orten, die Ered Harmal, Daldunair und Lygar Kraw heißen. Ich habe nicht die leiseste Ahnung, wo genau sie sich befinden, aber ich bin sicher, dass es in diesen riesigen Stapeln und zahllosen Hinterzimmern noch weitere Landkarten und andere bildliche Darstellungen gibt, die nur darauf warten, wiederentdeckt zu werden.“
 

„Die gibt es in der Tat“, versicherte Dís ihm. „Da ich damals noch sehr jung war, sind meine Erinnerungen nur sehr undeutlich, doch ich bin mir sicher, dass sich im Erebor weitaus mehr Landkarten der Reiche von Mittelerde befinden, als die Bibliotheken im Westen von sich behaupten können. Ich erinnere mich daran, dass sich in den tiefer gelegenen Archiven einige Karten der Nördlichen Halbinsel und der Zwergenstämme befinden, die in dieser Region leben. Diese Archive liegen genau unter der heutigen eigentlichen Bibliothek, wenn ich mich nicht täusche.“
 

„Wirklich?“
 

„Ja, dort werden die meisten altertümlichen Texte und Landkarten sicher verwahrt, was sie hoffentlich auch davor geschützt hat, Smaugs Zorn zum Opfer zu fallen“, erklärte Dís. „Dort unten wird es auch mehrere Texte über die Schwarzlocken und die Starrbärte, unsere entfernten Verwandten im Nordosten, geben.“
 

Bilbo schenkte ihr ein schüchternes Lächeln. „Ich würde zu gerne eine große Landkarte aller Reiche zusammenstellen, die weit entfernt liegen, wenn ich genug kleinere Karten finden kann, um sie ausreichend zu untermauern. Und auch Frodo ist sehr davon angetan, Landkarten zu lesen. Außerdem könnte es unter Umständen auch dem Erebor helfen. Irgendwie zumindest.“
 

Wenn es möglich war, wurde Dís‘ Lächeln bei diesen Worten sogar noch etwas breiter. „Ich mag ihn, Thorin. Er ist viel besser als dieses eingebildete Weibsstück, das du mir zuletzt vorgestellt hast.“
 

Kíli hatte sich irgendwann im Laufe der Unterhaltung an seine Mutter herangeschlichen und schaute nun zwischen den dreien hin und her, während er grinste wie ein aufgeregter Welpe, der einen besonders großen Knochen geschenkt bekommen hatte. Hätte der junge Zwerg einen Schwanz gehabt, hätte er nun zweifellos damit gewedelt.
 

„Und ich muss nicht auf ihn schießen.“
 

„Oder sein Haar abhacken“, fügte Fíli von der Bettkante aus hinzu. „Bilbos neuester Zopf gibt doch ein eindrucksvolles Bild ab, nicht wahr, Amad?“
 

„Ja, ich finde, dass er seine spitzen Ohren recht gut zur Geltung bringt“, stimmte Dís zu und entschied die Angelegenheit mit einem Nicken. „Findest du nicht auch, Thorin? Und mit einem zweiten könnte man auch das andere Ohr zur Geltung bringen.“
 

„Mit einem dazu passenden Saphir“, fügte Dwina hinzu. „Das würde schön aussehen.“
 

Thorin seufzte und blickte auf den schlafenden Hobbit in seinen Armen hinunter. „Nun habe ich wirklich keine Chance mehr, nicht wahr?“
 

„Nein“, gähnte das Hobbitkind. „Du bist…in der Unterzahl…“
 

Der Zwergenkönig drückte den Hobbit an seinen Hals und Frodo kuschelte sich instinktiv in die glühende Wärme, die von Thorins Körper ausging. Er beobachtete, wie sich Bilbo fröhlich mit seiner Schwester über die Archive und Bibliotheken unterhielt und der Hobbit bei der Aussicht darauf, so viele altertümliche Manuskripte zu lesen, vor Aufregung geradezu bebte. Trotz der Erschöpfung, die bei ihnen allen deutlich zu spüren war, war Thorin sehr erleichtert, endlich seine ganze Familie an ein und demselben Ort versammelt zu haben. Und um zwei weitere Zwerglinge reicher, wie Dís voller Entzücken bemerkte, als Dwina und Donel sie mit Fragen überhäuften, bis ihre Väter kamen, um sie abzuholen.
 

„Oh, du meine Güte, wie überaus unhöflich von mir“, keuchte Bilbo. „Ihr habt die ganze Zeit stehen müssen, nachdem Ihr gerade eine lange, ermüdende Reise hinter Euch habt und ich habe Euch noch nicht einmal etwas zu essen oder zu trinken angeboten. Meine Mutter wäre schlichtweg…“
 

„Er kocht auch?“
 

Thorin kam nicht einmal dazu, seinen Mund aufzumachen, bevor seine Neffen überschwänglich von den zahlreichen Nachspeisen und auch allen übrigen Mahlzeiten schwärmten, die Bilbo für sie zubereitet hatte. Von einem winzigen Hobbit abgesehen, den er erneut in sein Hemd eingehüllt hatte, war der Zwergenkönig erleichtert, dass seine Schwester zwei Söhne hatte, die ihre Aufmerksamkeit von ihm selbst ablenkten.
 

„Es gibt wirklich nichts Besseres auf der Welt als einen Mann, der eine gute Mahlzeit zubereiten kann“, meinte Dís. „Und es ist schön, endlich jemanden außer mir selbst zu haben, der hier kocht. Euch Jungs satt zu bekommen war anstrengend.“
 

„Seine Muffins, Amad. Oh, diese Muffins. Hobbits sind einfach erstaunlich. Ich schwöre dir, es muss eines ihrer Geheimnisse oder etwas ähnliches sein.“
 

„Vielleicht liegt es an den Füßen. Außergewöhnlich, diese Füße.“
 

„Ich will einfach nur Muffins.“

 

♔~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ♥ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~♔
 

amad = Mutter

 

.o°O°o. _____________________________ .o°O°o..O.o° °o.O¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯ O.o° °o.O.

 


 



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück