Unerwarteter Familienzuwachs von Traumschreiberin (An Unexpected Addition) ================================================================================ Kapitel 20: Kapitel 20 ---------------------- .o°O°o. _____________________________ .o°O°o..O.o° °o.O¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯ O.o° °o.O.   An Unexpected Addition – Unerwarteter Familienzuwachs   Teil 20   Autor:   karategal   Übersetzer:   Lady Gisborne   P16-slash   Inhalt:   [Autorisierte Übersetzung] Alle Zwerge überleben die Schlacht der fünf Heere, doch Bilbo muss ins Auenland zurückkehren, um sein altes Leben in Ordnung zu bringen und den Weg für ein neues Leben im Erebor zu ebnen. Ein Jahr später kehrt er mit einem vor kurzem verwaisten Frodo zum Einsamen Berg zurück. Thorin ist sich nicht ganz sicher, was er von diesem neuen, winzigen Zuwachs zu seiner Gemeinschaft halten soll.   Disclaimer:   Bei dieser Geschichte handelt es sich um eine autorisierte Übersetzung von karategals englischer Originalstory An Unexpected Addition. Die Charaktere und Orte gehören selbstverständlich Professor Tolkien bzw. seinen Erben und ich verdiene mit dieser Story bzw. Übersetzung kein Geld, sondern schreibe nur aus Spaß an der Freude. ^^   Link zur Originalstory:   An Unexpected Addition Anmerkung:   Wie einige von euch vielleicht bemerken werden, habe ich mich bei der Übersetzung dieser Story ausdruckstechnisch etwas vom Original entfernt, was in diesem Fall aber beabsichtigt war. Zwar bemühe ich mich, wenn ich Geschichten übersetze, so nah wie möglich am Original zu bleiben, aber mir ist auch und vor allem wichtig, einen flüssigen und sinnvollen deutschen Text zu schreiben und die erwähnten Abweichungen habe ich in diesem Fall vorgenommen, weil ich hoffe, dass die Geschichte für euch dann „flüssiger“ ist und ihr mehr Spaß beim Lesen habt. ^^   ♔~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ♥ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~♔ „Was genau hat Fíli damit gemeint, dass du…um mich wirbst?“ Der älteste Prinz war inzwischen gewaschen worden und schlief nun tief und fest unter einer dicken Steppdecke, die Bilbo aus seinen eigenen Gemächern geholt hatte, sein Onkel hatte sein goldenes Haar geflochten, während Bilbo einen frischen Kräuterumschlag für seinen verletzten Oberschenkel vorbereitete. Da die letzten Schmerztoniken dem Prinzen auf den Magen geschlagen waren, hatte der Hobbit Fíli eine Mischung gegeben und hoffte, dass die Brühe, die er dem jungen Zwerg gerade eingeflößt hatte, dieses Mal wirklich drin bleiben würde. Bilbo hatte bereits die ersten Anzeichen eines schweren Fiebers erkannt, denn Fílis Stirn fühlte sich heiß an und auch seine tiefe Wunde sah sehr viel stärker entzündet aus, als bei der letzten Untersuchung. Bislang war jedoch noch keinerlei Eiter oder Ausfluss zu sehen, wie Bilbo in diesem Augenblick nicht ohne Zuversicht bemerkte. „Genau das, was er gesagt hat“, erwiderte Thorin, wobei seine Worte abgehackt und unnahbar klangen. „Ich hatte lediglich angenommen, dass meine Zuneigung nicht erwidert wird, aber wie gewöhnlich haben es sich meine Neffen zur ihrer Aufgabe gemacht, sich in meine persönlichen Angelegenheiten einzumischen. Obwohl dieses Mal, da sie dich mögen, keine Pfeile in irgendjemandes Fuß oder Hintern geschossen wurden.“ „Sie haben mit was geschossen?!“ keuchte Bilbo auf und seine Hand verharrte auf Fílis zerfurchter Stirn. „In den Hintern? Das erscheint mir ein wenig…übertrieben. Hat Kíli das getan?“ „Natürlich. Trotzdem bin ich mir sicher, dass auch sein Bruder davon wusste“, antwortete der König und strich mit einem Finger behutsam das Haar des jungen Zwerges beiseite, worauf Kíli die Nase hochzog, bevor er sich auf die andere Seite drehte. „Keiner der beiden mochte sie sonderlich gern und Kíli begann nach zwei Wochen, auf sie zu schießen. Dís könnte die beiden ebenfalls dazu ermutigt haben.“ „Was hat sie gesagt, dass sie eine solche Abneigung gegen sie hatten?“ fragte Bilbo vorsichtig. „Es erscheint mir einfach mehr als seltsam, dass die beiden sich so benehmen. So boshaft, meine ich. Töricht und ungehobelt, das kann ich glauben, aber dass sie tatsächlich mit Pfeilen schießen?“ Thorin tastete behutsam nach einigen Haarsträhnen seines Neffen. „Ich hatte mehr als einmal bemerkt, dass sie nicht gerne in Kílis Nähe war, doch ich nahm an, dass sein lautes und ausgelassenes Benehmen der Grund dafür war. Wie Fíli jedoch bald darauf zufällig mitanhörte, als er Botengänge für mich erledigte, hatte sie Kílis Aussehen anderen Zwergen gegenüber als elbisch bezeichnet und wie du dir sicher denken kannst, gingen die Dinge  von diesem Moment an sehr schnell bergab. Schlussendlich hat es Fíli geschafft, sieben ihrer Zöpfe abzuhacken und das ist in unserer Gesellschaft eine sehr tiefe Beleidigung.“ „Nun, das erklärt zweifellos ihr seltsames Verhalten“, antwortete Bilbo. „Warum hat Fíli sie nicht einfach alle abgehackt?“ „Spüre ich da so etwas wie Rachsucht, Meister Beutlin?“ Bilbo machte sich nicht einmal die Mühe, es abzustreiten. „Ich persönlich würde es zwar nicht als Beleidigung ansehen, aber dennoch weiß ich um die starke…Abneigung zwischen Elben und Zwergen und da ein derartiger Vergleich zweifellos Kílis Gefühle verletzt hat, bedaure ich leidglich, dass Fíli ihr nicht den gesamten Kopf kahlrasiert hat. Das wäre ihr nur recht geschehen, nachdem sie so über ein kleines Kind getratscht und es beleidigt hat.“ "Bislang war sie die einzige Person, um die ich jemals in meinem Leben zu werben versucht habe“, fuhr Thorin fort. „Und durch die Art, wie sie meinen jüngsten Neffen behandelt hat, dauerte es nur eine kurze Zeit an. Seitdem habe es für mich niemanden, abgesehen von sehr kurzen…Liebeleien und besonders nicht, als der Zeitpunkt der Abreise nahte und die Vorbereitungen dafür mein Leben bestimmt haben.“ „Wenn Hobbits um jemanden werben wollen, tun sie das gewöhnlich mit anständigen Tätigkeiten wie tanzen, essen im Kreise der Familie oder gemeinsamen Spaziergängen. Und dann sind da noch die verschiedenen Geschenke, mit denen wir umeinander werben, wie Blumen, Gebäck, bestickte Taschentücher, Schaukelstühle, eine neue Pfeife oder…“ „Nun, wie es aussieht, habe unsere Völker ein Geschenk gemeinsam, das wir einander machen“ stellte der König mit einem kleinen Lächeln auf seinem majestätischen Gesicht fest. „Auch wenn ich hoffe, dass der Austausch von Gebäck auch noch andere Bedeutungen hat, da ich andernfalls vielleicht die ganze Gemeinschaft abwehren muss. Nur sehr wenige Dinge sind für Zwerge verlockender als gutes, hausgemachtes Essen.“ „Natürlich nicht“, gab Bilbo zurück, dem bei diesem Gedanken eine leichte Röte über die Wangen schlich. „Für unsere Familien und Freunde zu backen ist im Auenland das am weitesten verbreitete Geschenk. Gerichte, mit denen wir um jemanden werben, sind nur ein winziger Teil der Geschenke, die wir üblicherweise austauschen.“ „Käsekuchen…“ „Bei allen Valar“, seufzte Bilbo. „Hier hat man wirklich keine Privatsphäre.“ „Die hat man mit diesen beiden, die sich überall herumtreiben, wahrhaftig nicht“, stimmte Thorin ihm zu. „Aber wenn ein gewisser Zwerg seine Meinung und seine Ohren nicht bei sich behält, werden wir uns sehr bald nur noch wegen eines Herumtreibers Sorgen machen müssen.“ „Wenn du einfach nur das Buch gelesen hättest, das wir dir gegeben haben“, sagte Kíli von seinem Platz unter den Decken, „dann würde inzwischen alles glänzend laufen. Aber nein, beachte deine Neffen einfach nicht. Wir haben nicht die geringste Ahnung.“ Bilbo verpasste Kíli mit einem nassen Tuch einen Klaps auf den Hintern. „Schlaf wieder ein, du kleiner Racker. Wir führen gerade ein Erwachsenengespräch.“ „Ich bin erwachsen.“ „Rede dir das nur weiter ein“, murmelte der König und streckte eine Hand aus, um mit seinen Fingern durch das unordentliche Haar des jungen Zwerges zu streichen. „Schlaf jetzt, kleiner Vogel. Dein Körper braucht die Ruhe.“ Kíli schnaubte. „Ihr wollt euch nur gegenseitig anschmachten. Und es wird auch langsam Zeit. Habt ihr überhaupt…eine Ahnung, wie nervtötend…es war, zu…“ „Wow, das ist wirklich ein schlauer Trick.“ „Kílis schläft sofort ein, wenn man sein Haar und seine Kopfhaut massiert“, erklärte Thorin wenige Minuten später. „Das haben seine Eltern und ich kurz nach seinem vierten Geburtstag herausgefunden. Meistens funktioniert das wie ein Zauberspruch.“ „Ähmm, ähh“, stotterte Bilbo, der sich nicht sicher war, wie er Thorin diese Frage stellen oder auch nur mit ihm über die ganze Angelegenheit des Werbens sprechen sollte. „Dann war die wie ein Drache geschnitzte Pfeife, die ich in meinem Gemach gefunden habe…“ „Ein Geschenk, mit dem ich um dich geworben habe“, bestätigte der König. „Danach hatte ich erwartet, dass meine Absichten recht eindeutig waren, aber du hast nach wie vor nicht reagiert, daher nahm ich an, dass du meinen Annäherungsversuchen entweder nicht zugeneigt warst oder dass ich in meiner Vorgehensweise vielleicht etwas unaufdringlicher sein sollte. Ich weiß nicht sonderlich viel über Hobbits, doch bei uns Zwergen ist die Zeit des Werbens, abhängig von der jeweiligen Familie, oft sehr lang und ausgedehnt.“ „Nach den Maßstäben der Menschen neigen wir Hobbits dazu, in dieser Angelegenheit sehr langsam vorzugehen und für gewöhnlich umwerben wir einander ein oder zwei Jahre“, erklärte Bilbo. „Im Auenland glaubt jeder, dass eine lange und ausgedehnte Verlobungszeit eine bessere Garantie für eine glückliche, vertrauensvolle Ehe ist.  Aber natürlich ist eine Beziehung zwischen zwei…Männern nicht gerade üblich. Oder allgemein akzeptiert. Nicht im Geringsten. Im Gegensatz zu vielen Menschen sind sie nicht wirklich in Gefahr, aber eine Ehe und ehrbare Hobbits sollen Kinder hervorbringen. So ist es nun einmal.“ „Kinder zu bekommen ist bei uns Zwergen etwas schwieriger“, gestand der König. „Nur ein Drittel unseres Volkes sind Frauen und nicht alle von ihnen wollen heiraten oder Mütter werden. Aus diesem Grund sind Kinder für uns äußerst kostbar, aber dem Volk der Zwerge ist schon vor langer Zeit bewusst geworden, dass strickte Vermählungen zwischen Männern und Frauen nicht immer möglich sind. Und wenn sich ein Zwerg einmal vermählt, dann für das ganze Leben, im Gegensatz zu vielen anderen Völkern. Sobald wir diese eine, richtige Person finden, lieben wir sie unser ganzes Leben lang ausschließlich und leidenschaftlich.“ „Als Mann bei einem anderen Mann zu liegen ist in der zwergischen Gesellschaft also nicht…“ „Es ist nicht gerade üblich“, entgegnete Thorin. „Aber es wird bei weitem nicht so sehr missbilligt, wie in den Königreichen der Elben und Menschen. Oder bei den Hobbits, wie es scheint. Die sehr unterschiedliche Anzahl unserer Geschlechter führt zuweilen zu recht ungewöhnlichen Verbindungen, die längst nicht alle intimer oder auch nur romantischer Natur sein müssen. Aus diesem Grund kommen Vermählungszeremonien bei uns Zwergen nicht so häufig vor wie bei anderen Völkern, wenn wir uns vermählen, dann fürs Leben und unsere Liebe schwindet niemals. Noch nicht einmal, wenn der Tod uns nimmt.“ „Ich bin lediglich überrascht, dass Zwerge im Vergleich zu anderen Völkern so…offen mit diesen Dingen umgehen. Obwohl es durchaus Sinn ergibt, wenn man die Umstände mit beiden Geschlechtern bedenkt“, gab Bilbo zu. „Anscheinend habe ich dich und dein Volk so viele Male falsch eingeschätzt.“ „Das Volk der Zwerge geht offener mit diesem Thema um, weil es notwendig ist“, erklärte Thorin und gleich darauf verzog sich sein Gesicht vor Abscheu zu einer Grimasse. „Was jedoch Kílis Interesse an dieser Elbenwächterin betrifft…“ „Natürlich“, murmelte Bilbo und verdrehte die Augen. Bilbo saß links neben Fíli und seine schmalen Finger spielten einmal mehr mit dem geflochtenen Haar des jungen Zwerges. Der Zwergenkönig befand sich ihm genau gegenüber auf der anderen Seite des Bettes, sodass sie beide unbewusst einen Schutzwall um den verwundeten Prinzen herum bildeten, während dieser schlummerte. Am Fuß des Bettes und vor dem Kamin war leises Schnarchen zu hören und sowohl ihre jungen Schützlinge als auch ihre übrigen Gefährten ahnten nicht einmal, dass unmittelbar in ihrer Nähe ein ernstes Gespräch geführt wurde. „Aber musst du nicht dennoch eine Gemahlin haben, um, du weißt schon, Erben zu zeugen? So wird es doch für gewöhnlich von Königen erwartet, nicht wahr?“ „Bei den Elben und Menschen mögen derart unmittelbare Blutsverwandte in den Augen des Volkes notwendig sein, aber nicht bei den Zwergen“, versicherte ihm Thorin. „Meinen Untertanen wird es vollkommen recht sein, dass meine Schwestersöhne den Thron besteigen. Dís stammt aus demselben Geschlecht und weist genau dasselbe Blut auf wie ich und deshalb haben Fíli und Kíli ebenso viel Anrecht auf den Thron jedes Kind, das ich zeugen könnte. Und für mich persönlich war es mehr als genug Arbeit, diese beiden Zwerglinge nach dem Tod ihres Vaters großzuziehen.“ Mit einer Hand strich der König liebevoll über das verwundete Bein seines Erben und der Blick in seinen dunkelblauen Augen war sanfter, als ihn Bilbo jemals zuvor gesehen hatte. Sollte jemals irgendjemand an der Rechtschaffenheit und Güte des Königs unter dem Berg zweifeln, musste er lediglich, mussten sie nur die unterschwellige Liebe sehen, die Thorin seinen Neffen zuteilwerden ließ. „Eines Tages möchte ich Fíli auf dem Thron sehen“, sagte der König. „Er ist schon immer der wundervollste Neffe gewesen, den ich mir jemals hätte wünschen können und er tut alles, um sich zu beweisen. Fíli wird ein guter König werden, das spüre ich.“ „Das wird er“, stimmte Bilbo zu. „Was bedeuten die Zöpfe? Oder dienen sie wie bei uns nur dazu, euer Haar zusammenzubinden?“ „Sie haben nur dann eine Bedeutung, wenn sie eine haben sollen“, erklärte Thorin. „Zwerge schenken einander oft Schmuck für unser Haar und unsere Bärte, vor allem innerhalb unserer Familien oder während der Zeit des Werbens. Die Spangen hier an meinen Zöpfen“, sagte er und deutete auf die beiden Zöpfen, die er immer an beiden Seiten seines Kopfes trug, „wurden mir beide von Fíli und Kíli geschenkt, als sie erwachsen wurden.  Das erste Schmuckstück für die Haare oder den Bart anzufertigen gilt al zwergisches Übergangsritual vom Kindes- zum Erwachsenenalter und deshalb werden sie üblicherweise den Eltern des jungen Zwerges überreicht. Und da ihr Vater bereits vor vielen Jahren gestorben ist, bekamen Dís und ich diese beiden.“ Bilbo beugte sich vor, um sie näher zu betrachten. „Die Smaragde und Pfeile stehen für Kíli. Der goldene Topas und die Schwerter stehen für Fíli. Richtig?“ „Zwar hat es in den Augen der Zwerge keine große Bedeutung, wo sich meine Zöpfe befinden, doch jeder würde in diesen Spangen ein Geschenk eines gerade erwachsen gewordenen Zwerges erkennen“, fuhr Thorin fort. „Deshalb haben bereits viele angenommen, dass Fíli und Kíli meine leiblichen Söhne wären. Aber es ist durchaus angemessen für Onkel und Tanten, die Spangen der Kinder zu tragen, die sie großgezogen haben.“ „Und Fílis?“ wollte Bilbo wissen. „Den Schmuck an seinem Schnurrbart hat er von seiner Mutter geschenkt bekommen, als er erwachsen wurde und die Spangen in seinem Haar waren von mir. Die Gravuren auf ihnen symbolisieren bedeutende Ereignisse oder Momente in Fílis Leben. Und die dritte Spange hier war ein Geschenk von Kíli.“ Lächelnd blickte der König auf die beiden hinab. „Wie es scheint, hat er eine ungewöhnliche Vorliebe für Pfeile. Wahrscheinlich kannst du in naher Zukunft mit einem ähnlichen Geschenk rechnen.“ „Warum?“ „Du hast es vielleicht noch nicht bemerkt, aber meine Neffen haben beherzt versuch, für ein etwas…offeneres Werben zwischen uns beiden zu sorgen“, erklärte Thorin, dessen Haltung mehr als ein wenig Unbehagen ausdrückte, während er es beharrlich vermied, Bilbo anzusehen. „Auf recht schamlose Weise, nach zwergischen Maßstäben.“ „Ah, das erklärt auch all ihr Kichern und Herumschnüffeln und ihre Nachstellungen. Und auch all diese außergewöhnlichen Kisten voller, wie Fíli sich ausgedrückt hat, lebensnotwendiger Dinge.“ Diese Worte ließen Thorin regungslos verharren. „Oder hast du ihm aufgetragen, sie mir zu bringen?“ fragte Bilbo daraufhin. „Ehrlich gesagt verwundert mich nämlich der Gedanke ein wenig, dass diese beiden Jungs den Marktplatz nach Seife, Haarwaschmittel, Pergament, Stoffen, Koch- und Backzutaten und all den anderen Dingen absuchen, die in diesen Kisten waren. Wie ich sie kenne, hätten sie stattdessen wahrscheinlich eine ganze Wagenladung Süßigkeiten oder Waffen gekauft.“ „Ich hatte bereits vor deiner Ankunft einige…Geschenke vorbereitet“, wobei Thorin zu, wobei seine dunklen Augen weiterhin unablässig im Raum umherblickten. „Trotzdem waren meine Neffen bei der Überbringung ein wenig übereifrig, denn als sie sie dir überreichten, wusste ich selbst noch nichts von deiner Rückkehr. Auch deine Gemächer sollten ein Geschenk sein und Fíli muss mit angehört haben, wie ich mit Balin darüber gesprochen habe. Wie due gesagt hast, hier gibt es absolut keine Privatsphäre.“ „Die Pfeife war unheimlich schön“, erwiderte Bilbo mit einem schüchternen Lächeln. „Und Frodo liebt ein schönes Schaumbad, also war das zugegebenermaßen eine sehr angenehme Überraschung. Trotzdem hätte ich nie gedacht, dass du mit einem dieser Geschenke…um mich wirbst.“ Bei diesen Worten schien der König etwas von seiner Zuversicht zurückzugewinnen. „Eine alte Skulptur unten in den Schatzkammern diente mir als Vorlage für das Muster der Pfeife. Und die Blauen Gemächer sind für gewöhnlich ausdrücklich dem…Auserwählten des Königs vorbehalten.“ „Oh, nun ja, das…“ Im nächsten Moment weiteten sich Bilbos Augen. „Ohhhhh…“ Meine Neffen haben für deine Unterbringung dort gesorgt, noch bevor ich es tun konnte“, fuhr Thorin mit einem kleinen Lächeln fort. „Sie sind wild entschlossen, dich offiziell zu dem Onkel zu machen, den sie nie hatten und nun scheint auch meine Schwester an dieser Sache beteiligt zu sein.“ „Es war nur ein einziger Brief“, entgegnete Bilbo, wobei seine unruhigen Finger erneut mit Fílis Zöpfen spielten. „Und der wurde mir plötzlich letzte Woche draußen auf dem Balkon von einem Raben überbracht. Ich bin mir nicht einmal sicher, woher sie überhaupt wusste, dass ich hier bin.“ Sanft stupste Thorin die große Nase seines ältesten Neffen mit der Fingerspitze an. „Er hier hat seit deiner Ankunft jede Woche mehrere Raben ausgeschickt und beide haben sich seit deiner Rückkehr viel zu sehr wie Zwerglinge benommen, als dass ich Absichten nicht erahnt hätte.“ „Nun, immerhin haben sie nicht mit Pfeilen auf mich geschossen“, lachte Bilbo. „Ihr Herumschnüffeln und ihr flegelhaftes Benehmen ziehe ich jederzeit vor. Mein Hintern ist einfach nicht dafür geschaffen, dass Pfeile in ihm stecken. Und mein Fuß ebenfalls nicht.“ Thorin murmelte schmunzelnd etwas in seinen Bart. „Was hast du gerade gesagt?“ wollte der Hobbit wissen. „Nein, schüttle nicht so deinen Kopf und streite es nicht ab. Ich habe genau gehört, dass du etwas gesagt hast. Du hast mich gerade beleidigt, nicht wahr?“ „Ich glaube, du wirst paranoid, Meister Beutlin.“ „Nun ja, kannst du mir das in Anbetracht des Tages, den ich hinter mir habe, verdenken? Erst wird Frodo direkt vor meiner Nase entführt und dann durchsuchen wir die Minen, fast ohne zu wissen, was…“ Im nächsten Moment wurden Bilbos bartlose Wangen von zwei großen Händen umfangen, bevor warme Lippen und ein rauer Bart sich gegen den Mund des Hobbits drückten. Im ersten Moment war Bilbo überwältigt und spürte nur, wie ihm eine heftige Röte in die Wangen stieg, als der König seinen Kopf schieflegte und den Kuss unendlich sanft vertiefte, bis der Hobbit unter ihm geradezu dahinschmolz. Er mochte nur wenige Augenblicke angedauert haben, doch es war mehr, als Bilbo seit vielen Jahren erlebt hatte und darüber hinaus war es das erste Mal, dass er Zärtlichkeiten mit jemandem austauschte, der nicht seinem eigenen Volk angehörte. Als er versuchte, den Abstand zwischen sich und Thorin ein wenig zu verringern, landete Bilbos Hand jedoch unglücklicherweise auf dem Bauch des schlafenden Prinzen. „Wie ich bereits sagte, hier gibt es kein bisschen Privatsphäre“, hauchte Thorin, als er sich von ihm löste. Der Zwergenkönig fuhr mit seiner großen Hand durch Bilbos lockiges Haar und an seiner geröteten Wange hinunter. „Sind meine Absichten nun klar, mein Meisterdieb?“ Bilbo nickte und war von dieser Enthüllung nach wie vor überwältigt. Deshalb merkte der Hobbit auch erst einige Augenblicke später, dass Thorin einige Strähnen seines lockigen Haares miteinander verwob. Kurz darauf wurde eine kleine, feingearbeitet Spange vor Bilbos Gesicht gehalten und die kleinen Saphire, die einen in das Schmuck eingravierten Adler umrahmten, funkelten im Schein der Kerzen. In das Auge des Adlers war ein winziger, strahlender Edelstein eingefügt worden, dessen Glanz nur einem anderen Stein im Erebor gleichkam. „Ist das der Arkenstein?“ hauchte Bilbo. Thorin nickte wortlos und befestigte die wunderschöne Spange am unteren Ende des Zopfes, den er in die rechte Seite von Bilbos schmutzigem Blondschopf geflochten hatte. Als er sein Werk vollendet hatte, lehnte sich der König zurück, um seinen Hobbit zu bewundern und war sichtlich erfreut über den neuen Schmuck an Bilbo und über den hellen Glanz, den die Spange ausstrahlte, mit der er um den Hobbit warb. „Wenn es irgendjemanden gibt, der es verdient, einen Splitter des Arkensteins zu tragen“, antwortete Thorin, „dann ist es der Hobbit, der Durins Volk wieder nach Hause zum Einsamen Berg gebracht hat. Du hast uns eine Heimat gegeben und trotz meines dummen Stolzes von damals, mein Hobbit, ist das weitaus mehr wert als irgendein Edelstein in diesem Berg. Sogar mehr, als sein Herz.“ Der König unter dem Berg beugte sich vor und gab Bilbo einen weiteren liebevollen Kuss, wobei seine Finger über die Spange strichen, während sich der Hobbit ein weiteres Mal in seiner Umarmung entspannte. Eine halbe Minute später löst sich Thorin wieder von ihm und als der Hobbit ihm ein verträumtes Lächeln schenkte, stupste er Bilbos Stirn behutsam mit der seinen an. „Endlich…“ „Und du solltest schlafen“, tadelte Bilbo, dessen Gesicht stärker gerötet war, als jemals zuvor in seinem Leben. „Bei allen Valar, wenn das so weitergeht, wird dieses verfluchte Bein niemals heilen. Und auch wenn es sie nicht wirklich gibt, wüsste ich ein wenig Privatsphäre sehr zu schätzen. Du bist nun mehr als alt genug, um das zu verstehen.“ „Ich musste doch sichergehen, dass unser Onkel alles richtig macht, selbst wenn es mich traumatisiert“, erwiderte Fíli mit einem unverfrorenen Lächeln auf seinem vom Fieber geröteten Gesicht. „Hat er alles richtig gemacht?“ „Ja“, lachte Bilbo leise. „Ja, das hat er.“ .o°O°o. _____________________________ .o°O°o..O.o° °o.O¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯ O.o° °o.O. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)