Zum Inhalt der Seite

Unerwarteter Familienzuwachs

An Unexpected Addition
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Kapitel 12


 

.o°O°o. _____________________________ .o°O°o..O.o° °o.O¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯ O.o° °o.O.

 

 

An Unexpected Addition – Unerwarteter Familienzuwachs

 

Teil 12

 

Autor:

 

karategal

 

Übersetzer:

 

Lady Gisborne

 

P16-slash

 

Inhalt:

 

[Autorisierte Übersetzung] Alle Zwerge überleben die Schlacht der fünf Heere, doch Bilbo muss ins Auenland zurückkehren, um sein altes Leben in Ordnung zu bringen und den Weg für ein neues Leben im Erebor zu ebnen. Ein Jahr später kehrt er mit einem vor kurzem verwaisten Frodo zum Einsamen Berg zurück. Thorin ist sich nicht ganz sicher, was er von diesem neuen, winzigen Zuwachs zu seiner Gemeinschaft halten soll.

 

Disclaimer:

 

Bei dieser Geschichte handelt es sich um eine autorisierte Übersetzung von karategals englischer Originalstory An Unexpected Addition. Die Charaktere und Orte gehören selbstverständlich Professor Tolkien bzw. seinen Erben und ich verdiene mit dieser Story bzw. Übersetzung kein Geld, sondern schreibe nur aus Spaß an der Freude. ^^

 

Link zur Originalstory:

 

An Unexpected Addition

 

♔~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ♥ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~♔
 

„Grrr! Ich bin der mächtige Smaug! Verneigt euch vor mir, ihr dummen Zwerge!“
 

An diesem Abend erfüllte großer Lärm den königlichen Salon, da sich sämtliche Zwerge der Gemeinschaft in dem geräumigen Gemach eingefunden hatten und dort in kleinen Kreisen beisammen saßen. Bilbo saß in einem Plüschsessel vor dem lodernden Kaminfeuer, hatte eine der von Ori neu gestrickten Decken über seinem Schoß ausgebreitet und hielt eine Tasse mit warmem Apfelwein in der Hand. Sein Neffe hockte neben ihm auf dem mit Teppich bedeckten Boden und spielte mit einigen der zahlreichen Spielsachen, die Bofur, Bifur und die beiden Prinzen für ihn angefertigt hatten. Gerade wurde die ruhmreiche Schlacht von Bofur nacherzählt, der Smaugs furchtbare Rolle mit einem außergewöhnlich detailgetreuen Drachen spielte, den er selbst entworfen hatte.
 

Bilbo hätte alle diese Spielsachen beinah abgelehnt, doch angesichts der begeisterten Gesichter der Zwerge hatte er seine Zunge in Zaum gehalten. Fíli und Kíli saßen nur deshalb nicht ebenfalls dort unten auf dem Boden und spielten selbst mit den Spielsachen, weil sie sich stattdessen in den Verliesen aufhielten, die es im Erebor wahrhaftig gab. Die beiden Prinzen hatten sehr grimmig ausgesehen, als Bilbo sie kurz vor dem Abendessen gesehen hatte und ihre Münder waren zu schmalen Linien zusammengepresst gewesen, während sie ihre Schinken- und Cheddaraufläufe gegessen, bevor sie aufgebrochen waren, um sich mit ihrem Onkel zu treffenFür Bilbo war es ein sehr beunruhigender Anblick gewesen, die Prinzen mit derart finsteren Gesichtern zu sehen.
 

Selbst Bard wäre angesichts dieses Anblicks beeindruckt gewesen und das sagte eine ganze Menge, denn es gab kaum jemanden, der ernster dreinblicken konnte, als der König von Thal.
 

Viel lieber wollte er die jungen Zwerge lächeln und lachen sehen, was viel besser zu ihrem Charakter passte als diese kalten, grausamen Blicke. Selbst die Tatsache, dass Fílis ernster Gesichtsausdruck seinen geflochtenen Schnurrbart wie eine Trauerweide aussehen ließ, war für ihn mehr als nur ein wenig deprimierend.
 

„Nein! Du kannst ihn nicht fressen! Böser Drache! Du bist ein sehr böser Drache!“
 

Frodo krabbelte auf Bifur herum, im Bemühen, Bofurs fliegenden Drachen anzugreifen und seine Spielzeugausführung von Thorin versuchte, der lachenden Eidechse einen Schlag mit einer winzigen hölzernen Ausführung von Orkrist zu versetzen. Der ältere Hobbit war sehr erleichtert, dass Frodo das Drama, das sich zuvor ereignet hatte, ganz vergessen zu haben schien, während ihm selbst nach wie vor die Schreie des unbekannten Zwerges, dem Dwalin die Zunge herausgeschnitten hatte, in den Ohren widerhallten. Thorin hatte er bislang nur mehr als flüchtig gesehen, da ihm der Zwergenkönig lediglich Frodos Sicherheit geschworen hatte, bevor er, seine beiden Neffen im Gefolge, aus dem Thronsaal gestürmt war.
 

Wenige Minuten später trat Balin neben ihn. Der betagte Zwerg setzte sich ihm gegenüber in den Sessel und schaute lächelnd auf das Belagerungsspiel hinunter, das auf dem Fußboden gespielt wurde. Eine seiner Hände hielt einen Krug Bier fest umklammert, was ein deutlicher Beweis dafür war, wie lang und zermürbend die vergangenen Stunden für den Berater des Königs gewesen waren.
 

„Wie geht es dir, Junge?“
 

„Recht gut, nehme ich an“, erwiderte Bilbo und trank noch einen Schluck von seinem Apfelwein. „Ich bin immer von dem, was vorhin passiert ist, noch immer ziemlich verwirrt, aber Frodo scheint das bereits vollkommen vergessen zu haben und das, würde ich sagen, ist mir nur recht.“
 

„Ich schätze, nun wäre eine Erklärung angebracht“, meinte Balin und wartete bedächtig, bis Bofur und Bifur den jüngeren Hobbit in einen anderen Teil des Raumes gelockt hatten. „Besonders, wenn ich die Umstände bedenke, unter denen das alles geschehen ist. Mein Bruder hat um einiges heftiger reagiert als gewöhnlich, aber ich denke, du wirst seinen Zorn verstehen, sobald ich die Gelegenheit hatte, näher auf diesen Vorfall einzugehen.“
 

Bilbo winkte mit der Hand. „Also gut, dann gehe bitte näher darauf ein.“
 

„Der Zwerg, der  den Zorn meines Bruders auf sich gezogen hat, ist unter dem Namen Kozul bekannt. Er ist einer von mehreren Dutzend Zwergen, die vor ungefähr acht Monaten aus den Gegenden nordöstlich des Meeres von Rhûn nach Erebor gekommen sind. Und wenn du dich in der Geographie so gut auskennst, wie ich vermute, dann wirst du daraus den Schluss ziehen können, dass das Klima dort oben recht unwirtlich ist. Wir standen ihrer unerwarteten Ankunft recht misstrauisch gegenüber, und das umso mehr, da es während Thrórs Herrschaft kaum gute Beziehungen und nur sehr wenige Friedensverträge zwischen dem Erebor und den Zwergen des fernen Ostens gab. DochThorin war der Meinung, dass der Eindruck entstehen würde, dass sein Anspruch auf Erebor schwach wäre, wenn er sie abwies und aus diesem Grund hat er sie wenige Stunden nach ihrem Eintreffen als Bergarbeiter und Handwerker aufgenommen.“
 

„Haben sie noch einen König in ihrer Heimat?“ wollte Bilbo wissen.
 

„Wir vermuteten, dass sie ein wenig wie Nori wären“, erklärte Balin lächelnd. „Eine Gruppe von Außenseitern oder Kleingaunern, die sich in ihren eigenen Königreichen nicht gut eingefügt haben. Es wird nicht schwer werden, sie wieder loszuwerden, wenn es nötig sein sollte. Mehrere von ihnen haben den Erebor innerhalb der ersten paar Wochen wieder verlassen, da sie anscheinend nicht allzu begeistert waren, wieder in einem Königreich mit strengen Gesetzen zu leben. Darauf waren wir gefasst, denn eine solche Gruppe bleibt kaum jemals lange bestehen und wird oft durch Verrat in den eigenen Reihen und durch Geschäftemacherei zerstört, lange bevor sie für starke außenstehende Mächte wie unseren König oder den Bogenschützen eine Bedrohung darstellt. Aber ein paar Dutzend sind hiergeblieben und sowohl Thorin als auch ich haben begonnen, den Verdacht zu hegen, dass irgendein Hintergedanke dafür der Grund sein könnte.“
 

„Kundschafter?“ riet Bilbo. „Wenn du mich fragst, würdest das mehr als nur ein wenig Sinn ergeben. Ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie Zwerge auf Gold reagieren, daher wäre es durchaus denkbar, dass ein verfeindetes Zwergenkönigreich den Erebor plündern und den neuen König ausnutzen wollen würde, solange die Bevölkerung noch nicht sehr zahlreich ist. Außerdem gibt es keinen Drachen mehr, der sie fernhält. Lediglich ein paar hundert übellaunige und starrköpfige Zwerge, die die ganze Arbeit gemacht haben, um den besagten Drachen zu töten und den Erebor selbst zurückzuerobern.“
 

Balin schenkte dem Hobbit ein gewitztes Lächeln. „Zwei Dumme, ein Gedanke, mein Junge. Wir haben ein Netzwerk treu ergebener Zwerge aus den Blauen Bergen, die sie  genau im Auge behalten. Und so sehr sich Dori auch über ihn beklagt, Noris Fähigkeiten sind in den letzten paar Monaten sehr hilfreich für uns gewesen.“
 

„Nori ist ein guter Zwerg in dem mehr als nur ein kleiner Gauner steckt“, erwiderte Bilbo mit einem liebevollen Lächeln. „Aber abgesehen von der scheußlichen Politik hinter alledem habe ich noch eine andere Frage. Was hat dieser andere Zwerg, Kozul, sagtest du, war sein Name, gesagt, das Dwalin derart zur Weißglut gebracht hat?“
 

Der ältere Zwerg lehnte sich weiter in seinem Sessel zurück. „Meinem Bruder zufolge hat er gesagt, das Hobbitkind sollte dem König als kalinak shul überreicht werden. Weder der Begriff noch das Ritual ist bei den Zwergen unseres Zeitalters in Gebrauch. Die meisten Zwerge und besonders unsere Frauen, die du danach fragen würdest, würden dir sagen, dass sie es vorziehen würden, dieses Wort einfach ganz und gar aus dem Khuzdul-Wortschatz zu streichen und im Sand der Zeit versickern zu lassen.“
 

„Dann ist es also wirklich sehr schlimm?“
 

„In alter Zeit im fernen Osten beinhaltete dieser Brauch die Folter und letztendlich die Enthauptung eines Kindes aus einer verfeindeten Sippe. Der Kopf des Kindes wurde dann auf einem Speer aufgespießt und seinem König geschickt, während die übrigen abgetrennten Körperteile in eine Truhe mit den königlichen Insignien gesteckt wurden.“
 

Bilbo erbleichte und schaute sich wie gehetzt in dem Gemach um. Gleich darauf entdeckte er Frodo neben dem an der linken Wand aufgestellten Zeichentisch, wo sein Beorn-Spielzeug gerade gegen Glóins Spielzeugausführung von sich selbst kämpfte. Wäre er von den Informationen, die er von soeben von Balin erhalten hatte, nicht so bestürzt gewesen, hätte die Verspieltheit seines Neffen Bilbo vermutlich ein Lächeln entlockt, doch  in diesem Moment konnte der ältere Hobbit nichts anderes sehen oder sich vorstellen, als Frodos Kopf, der Thorin auf einem blutbesudelten Speer überreicht wurde, während die Überreste seines winzigen Körpers in irgendeine widerliche Truhe gesteckt wurden.
 

„Verstehst du nun den Grund für den Zorn meines Bruders?“ fragte Balin. „Eine Aussage wie jene von Kozul kommt in einer zwergischen Gesellschaft vorsätzlicher Entführung und Kindesmord gleich. Niemand spricht in der heutigen Zeit noch von kalinak shul, denn es ist der Ursprung großer Schande für unsere Sippe. Selbst im Geschichtsunterricht wurde es nur flüchtig erwähnt und auch das ist den vergangenen Jahrzehnten immer seltener vorgekommen.“
 

„Wie können sie nur über einen so furchtbaren Brauch Späße machen?“
 

Angesichts dieser Frage wurde Balins Gesichtsausdruck noch eine Spur grimmige, als er es zuvor bereits gewesen war. „Genau da liegt das Problem und auch der Hauptgrund für den Zorn meines Bruders. Zwar sind unsere Sprachen recht verschieden, doch ich kann, denke ich, mit Bestimmtheit sagen, dass viele Worte im Khuzdul weitaus seltener fehlgedeutet werden können, als in den meisten anderen gebräuchlichen Sprachen. Kein Zwerg, der auch nur rudimentäre Kenntnisse unserer Muttersprache besitzt, hätte die Worte, die Kozul gewählt hat, fälschlicherweise für einen Scherz halten können. Dwalin mag zwar beileibe kein Gelehrter sein, aber er hat die Absicht, die hinter jedem von Kozuls Worten steckte, gehört und gedeutet. Und dieser hat mit seiner Zunge dafür bezahlt.“
 

„Und Thorin?“
 

„Ich denke, er hat unseren König einen arroganten Mistkerl genannt“, erwiderte Balin mit einem kleinen Schmunzeln. „Aber vermutlich waren es die Worte über Thorin, der eine aus dem Fleisch unseres kleinen Hobbits gekochte Suppe serviert bekommen sollte, die bei meinem Bruder wirklich das Fass zum Überlaufen gebracht haben. Ich bin aufrichtig verwundert darüber, dass Dwalin sich zurückhalten konnte und diesen Rohling nicht auf der Stelle umgebracht hat.“
 

„Diese Ehre hat er mir überlassen.“
 

Der König unter dem Berg betrat, flankiert von seinen finster dreinblickenden Neffen, das Gemach durch die Seitentür. Dwalin war direkt hinter ihnen und rieb seine linke Hand mit einem rosa verfärbten Tuch ab. Nach ihrem Eintreten schauten sich alle vier flüchtig in dem Raum um, offensichtlich auf der Suche nach den beiden im Erebor wohnhaften Hobbits.
 

„Sieh nur, Kíli, sieh nur!“ rief Frodo und kam herbeigekrabbelt, um den königlichen Zwergen sein neuestes Spielzeug zu zeigen. „Bofur hat einen Drachen für mich geschnitzt. Er hat dich aufgefressen.“
 

„Tatsächlich? Und das hast du zugelassen?!“
 

„Nun ja, ich konnte ihn nicht wirklich aufhalten“, verteidigte sich Frodo. Er schenkte dem jüngsten Prinzen sein ausdrucksstärkstes „Du-bist ein-Idiot“-Gesicht. „Er ist ein Drache. Sie fressen Leute. Und sie mögen Gold. Also musste er Thorin auch auffressen.“auf
 

„Wie bitte?“
 

Frodo schaute sie alle an, als wären sievollkommene Trottel. „Er musste dich fressen, um an das Gold zu kommen. Aber er hat Bauchweh von dir bekommen und musste furzen, deshalb musste er dich wieder ausspucken. Siehst du, du liegst dort drüben.“
 

„Das heißt Magenverstimmung, Frodo und nicht furzen. Wir haben doch darüber gesprochen.“
 

„Onkel Rorimac musste immer furzen“, fuhr Frodo fort und schnitt eine Grimasse. „Aber besonders dann, wenn er ein paar Flaschen Wein getrunken hatte. Das hat Merry einmal auf einer Feier glatt umgehauen.“
 

„Das kann ich mir vorstellen. Fílis verdoppelt seine Fähigkeit, einen fahren zu lassen, mit jedem Krug Bier.“
 

„Aha, und das sagt der Zwerg, der…“
 

Die Brüder lockten Frodo zu seinem Spiel, den Drachen zu töten, zurück und gaben Thorin und Dwalin so die Möglichkeit, in den Sesseln zwischen Balin und Bilbo Platz zu nehmen. Einige Zeitsprach keiner von ihnen, da sie sichergehen wollten, dass der jüngste Hobbit ganz und gar außer Hörweite war, bevor sie anfingen, über den Vorfall zu sprechen, der sich kürzlich ereignet hatte.
 

„Hier.“
 

Bilbo streckte seine Hände aus, um ein kleines Kästchen aus Thorins Händen entgegenzunehmen und runzelte verwirrt die Stirn, als der König kein Wort der Erklärung abgab. Das Kästchen war nicht größer als seine Hand und der Deckel war mithilfe einer Schnur befestigt worden.
 

„Ähm, Thorin, bist du sicher, dass der Junge…“
 

„Valar!“ schrie Bilbo auf, während das Kästchen aus seinen Händen hinunter zu Boden fiel. „Sind das Finger?!“
 

Dwalin holte ein weiteres Kästchen aus seiner Westentasche hervor. „Ich habe die Zungen.“
 

„Zungen? Hat er gerade Zungen gesagt?!“
 

Der Zwergenkönig streckte die Hand aus, um die verstreuten Finger aufzuheben und war anscheinend durch die Tatsache, dass er abgetrennte Körperteile in seinen eigenen Händen hielt, nicht im Mindesten verstört . Bilbo hingegen starrte nur vollkommen bestürzt auf die…Dinge, die ihm der König gegeben hatte. Er hatte gewusst, dass Dwalin dem anderen Zwerg die Zunge herausgeschnitten hatte, aber seine Finger?! Außerdem hatte Dwalin Zungen gesagt, was bedeutete, dass es mehr als nur eine war.
 

„Er hat damit gedroht, dein Kind zu töten“, sagte Thorin. „Deshalb bekommst du die Gliedmaßen, die ihm zur Strafe abgetrennt wurden.“
 

„Aber wenn ich nun keine dieser Gliedmaßen haben will?“ Bilbo wurde schlecht, wenn er nur daran dachte. „Und warum sind es mehr als nur eine?!“
 

„Er war nicht der Einzige, von dem ich diese Äußerungen gehört habe“, knurrte Dwalin, während er das Kästchen noch immer fest in den Händen hielt. „Die anderen Narren hätten es besser wissen und so etwas nicht in Hörweite meiner Ohren sagen sollen.“
 

Thorins Gesichtszüge wurden sanft und seine Stimme war nur noch ein Flüstern. „Balin hat dir die Bedeutung und den Grund für diese Bestrafung erklärt, nicht wahr?“
 

Bilbo nickte, während sein Blick wieder zu Frodo hinüberhuschte. „Ja, unmittelbar bevor ihr hereingekommen seid.“
 

„Dann verstehst du auch, warum ich das getan habe“, fuhr Thorin fort. „Es ist unser Gesetz und jeder Zwerg in diesem Königreich weiß das. Dafür habe ich gesorgt, als sie hier angekommen sind. Und als Elternteil des bedrohten Kindes hast du das Recht zu entscheiden, was mit diesen Gliedmaßen geschehen soll, die wir gemäß unseres Urteils entfernt haben.“
 

„Kannst du sie einfach ins Feuer werfen und es damit gut sein lassen?“ fragte Bilbo. „Ich bin wirklich nicht sehr angetan von…irgendetwas Abgetrenntem. Es ist nicht sehr… typisch für Hobbits.“
 

„Wenn es das ist, was du willst.“
 

Bilbo nickte und hielt den Blick auf Thorins Stiefel gerichtet, als der König und Dwalin die Finger und Zungen aus ihren jeweiligen Kästchen nahmen. Der Hobbit erschauderte, als er das Feuer um die hineingeworfenen Gliedmaßen herum knirschen und knacken hörte, während Dwalin brummte, dass man vielleicht ihre Füße oder Köpfe ebenfalls hineinwerfen sollte.
 

„Gibt es noch mehr von ihnen?“
 

Thorin kniete sich vor Bilbo auf den Boden. „Noch mehr, die genauso denken wie Kozul? Ja. Ich habe sie schon seit einiger Zeit des Verrats verdächtigt.“ Er warf einen Blick hinüber zu Frodo. „Ich brauchte lediglich einen guten Grund und die nötigen Beweise, um entsprechend handeln zu können.“
 

„Werden sie versuchen, ihm etwas zuleide zu tun?“
 

„Das ist sehr wahrscheinlich“, gab Thorin zu. „Meine Neffen sind durchaus in der Lage, sich selbst zu verteidigen. Ich habe Bard bereits geraten, seine drei Kinder vorübergehend von diesem Berg fernzuhalten und sogar du bist aufgrund deines Alters und deiner Erfahrung ein schwierigeres Ziel. Frodo hingegen ist für sie ein einfacheres, verwundbareres Ziel.“
 

„Alle Kinder sind das“, grollte Dwalin. „Wir haben die Mütter bereits gewarnt. Sie werden jetzt ständig zu zweit oder in Gruppen unterwegs sein.“
 

„Wie willst du sie loswerden, ohne die Aufmerksamkeit ihres Königs auf dich zu ziehen?“
 

Thorin grinste und die Grausamkeit hinter diesem Grinsen war für den Hobbit ein ungewohnter Anblick. Anscheinend waren viele seiner zwergischen Gefährten zu Gewalttaten und Urteilen fähig, die Bilbo niemals zuvor in Erwägung gezogen, geschweige denn selbst miterlebt hatte. Doch eigenartigerweise war das Geräusch, das Dwalin verursachte, als er seine Messer säuberte und wetzte, beruhigend für Bilbos Ohren, war es doch ein Zeichen, dass Frodo und auch er selbst beschützt wurde.
 

„Daran arbeitet Nori bereits für mich.“ Thorin lehnte sich vor und seine großen Hände ruhten auf Bilbos von der Decke eingehüllten Knien. „Aber ich habe trotzdem eine Bitte an dich, mein Freund.“
 

Bilbo schaute zu ihm hinauf, denn Thorins flehender Blick war zu eindringlich, als dass er ihm hätte widerstehen können. „Was immer du willst.“
 

„Erlaube Glóril, dich und Frodo zu begleiten, wann immer von uns niemand in der Nähe ist“, sagte er. „Sie ist ihren Brüdern und mir selbst unerschütterlich treu ergeben. Außerdem vermisst sie ihren jungen Neffen Gimli schmerzlich und deshalb wäre Frodos Gesellschaft für sie eine mehr als willkommene Abwechslung.“
 

Der Hobbit schwieg für einen kurzen Moment, bevor er schließlich einwilligte: „Also gut, ich bin einverstanden, aber ich bestehe dennoch auf meinem Bedürfnis nach Privatsphäre. Ihr Zwerge könnt neugieriger sein als die Sackheim-Beutlins, wenn ihr es euch in den Kopf gesetzt habt.“
 

Über diese Bemerkung musste der Zwergenkönig laut lachen. „Ich entschuldige mich hiermit für meine Neffen und ihre großen, unverbesserlichen Schnüffelnasen.“
 

„Ich sehe, von wem sie das haben“, entgegnete Bilbo und versetzte Thorins eigener, großer Nase einen Stups. „Aber mich stört ihre Neugier nicht. Sie ist sogar recht liebenswert, wenn man sich erst daran gewöhnt hat. Obwohl es schön wäre, wenn sie aufhören würden, die Törtchen zu klauen, bevor sie abgekühlt sind…“
 

Bilbo warf einen Blick nach rechts und entdeckte besagte Neffen, die gerade über einen in der Nähe stehenden Sessel spähten. Beide schauten mit weit aufgerissenen Augen zu, wobei ihre Zwergennasen auf dem oberen Rand des Möbelstücks ruhten. Kíli schnaubte, als er bemerkte, dass sie erwischt worden waren, zerrte seinen Bruder wieder zu Boden und gleich darauf flitzten sie davon, um irgendetwas anderes zu tun. Der Hobbit fragte sich, welchen unausgereiften Plan die beiden nun wieder ausgeheckt hatten.
 

„Merkwürdige Jungen, deine Schwestersöhne.“
 

Thorin schenkte ihm ein kleines, an ihm selten sehehendes Lächeln. „Sie habe ihre Stärken. Auch wenn ich zugeben muss, dass es viel einfacher wäre, wenn Dís hier wäre. Auf sie hören die beiden aufs Wort.“
 

„Frodo vermisst seine Mutter schrecklich“, klagte Bilbo. „Ich habe versucht, sie zu ersetzen, aber das ist einfach nicht dasselbe. Ganz gleich, wie sehr ihr Zwerge euch über meine weibischen Gewohnheiten lustig gemacht habt, ich kann ihm nicht dieselbe Fürsorge zuteilwerden lassen, wie es eine Mutter tun würde. Und wenngleich ich das genaue Gegenteil von Drogo bin, ist seine Rolle viel einfacher auszufüllen, als Primulas.“
 

Bilbo hielt inne und schaute zu Frodo hinüber, der nun mit Bofur spielte. Das Spiel hatte sich inzwischen zu den Bücherregalen hinüberbewegt, die anscheinend Felswände darstellten, die Frodos Spielzeug erklimmen musste, um den Drachen auf dem Gipfel zu erreichen.
 

„Und nun ist das alles passiert. Es ist sehr verwirrend für ihn. Das weiß ich genau.“
 

Der Hobbit spürte, wie eine viel größere Hand sein Kinn umfasste und ihn zwang, in Thorins trauriges Gesicht zu schauen. Beide konnten Frodo im Hintergrund hören, der Glóin und Dwalin mit dem Spielzeugdrachen angriff, den er Bofur zuvor entrissen hatte. Die beiden Prinzen lagen auf dem Boden und stellten sich tot.
 

„Ich werde ihnen die Köpfe abschlagen, bevor sie einem von euch ein Leid zufügen“, sagte der Zwergenkönig. „Darauf gebe ich dir mein Wort.“
 

„Grrr! Jetzt bin ich der König unter dem Berg! Gebt mir das Gold!“
 

.o°O°o. _____________________________ .o°O°o..O.o° °o.O¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯ O.o° °o.O.


 



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück