Zum Inhalt der Seite

Unerwarteter Familienzuwachs

An Unexpected Addition
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Kapitel 9


 

.o°O°o. _____________________________ .o°O°o..O.o° °o.O¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯ O.o° °o.O.

 

An Unexpected Addition – Unerwarteter Familienzuwachs

 

Teil 09

 

Autor:

 

karategal

 

Übersetzer:

 

Lady Gisborne

 

P16-slash

 

Inhalt:

 

[Autorisierte Übersetzung] Alle Zwerge überleben die Schlacht der fünf Heere, doch Bilbo muss ins Auenland zurückkehren, um sein altes Leben in Ordnung zu bringen und den Weg für ein neues Leben im Erebor zu ebnen. Ein Jahr später kehrt er mit einem vor kurzem verwaisten Frodo zum Einsamen Berg zurück. Thorin ist sich nicht ganz sicher, was er von diesem neuen, winzigen Zuwachs zu seiner Gemeinschaft halten soll.

 

Disclaimer:

 

Bei dieser Geschichte handelt es sich um eine autorisierte Übersetzung von karategals englischer Originalstory An Unexpected Addition. Die Charaktere und Orte gehören selbstverständlich Professor Tolkien bzw. seinen Erben und ich verdiene mit dieser Story bzw. Übersetzung kein Geld, sondern schreibe nur aus Spaß an der Freude. ^^

 

Link zur Originalstory:
 

An Unexpected Addition

 

♔~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ♥ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~♔
 

Frodo fühlte sich mehr als elend.
 

Im Laufe der ersten Nacht hatte sich sein Zustand verschlechtert und nur wenige Stunden später waren auch bei Bilbo erste Anzeichen der Grippe zu erkennen gewesen. Glücklicherweise schien der ältere Hobbit jedoch lediglich unter starker Müdigkeit, Schüttelfrost, Fieber und anhaltenden Gliederschmerzen zu leiden, sodass sein Grippeanfall bislang nicht allzu unerträglich war. Der arme Frodo hingegen hatte jedes unangenehme Symptom durchmachen müssen, unter dem ein kleines, an Grippe erkranktes Kind nur leiden konnte und vor allem der Durchfall störte unaufhörlich den Schlaf des kleinen Jungen.
 

„Ich muss mal“, wimmerte Frodo. „Sofort.“
 

Glóin stieß einen tiefen Seufzer aus, stand jedoch schweigend vom Bett auf, um zum ungezählten Male an diesem Morgen in den Waschraum zu stiefeln. Alle Zwerge hatten sich abwechselnd um die kränkelnden Hobbits gekümmert, aber diejenigen, die über wirkliche Erfahrung in der Kinderbetreuung verfügten, hatten ihre Dienste etwas häufiger angeboten. Der Rest von ihnen ging seinen gewohnten Tätigkeiten nach, denn der Wiederaufbau Erebors war für sie eine niemals versiegende Quelle der Arbeit.
 

„Unter den gegebenen Umständen empfinde ich sehr viel mehr Respekt für meine Gemahlin“, sagte Glóin, als er mit einem hustenden Frodo zurückkehrte, der sich an seinen weichen Bart gekuschelt hatte. „Gimli war selten krank, aber wenn sie sich um ihn kümmerte, sah alles immer so einfach aus.“
 

„Kranke zu versorgen“, sagte Óin, „und besonders Kinder, ist alles andere als einfach, Bruder. Nun wollen wir ihn noch einmal abhorchen.“
 

Der Zwergenheiler beugte sich mit seinem Hörrohr vor, um den tiefsitzenden Husten zu untersuchen, den Frodo in den frühen Morgenstunden bekommen hatte. Wie es schien, waren die lange Reise und das grauenvolle Wetter nicht gut für den kleinen Jungen gewesen, denn er hatte sich von den Menschen in ihrer Reisegruppe mehr als eine recht unangenehme Krankheit eingefangen. Aber Óin hatte im Laufe seines Lebens oft ähnliches erlebt und war auch auf einen solchen Fall vorbereitet. Und mit allen übrigen Zwergen ihrer Gemeinschaft als Freiwilligen war es einfach gewesen, Vorräte von den Märkten und aus der umliegenden Wildnis zu beschaffen.
 

„Sein Atem pfeift immer noch stark“, seufzte Óin. „Ich werde noch mehr von der Paste zusammenmischen, mit der wir die Brust des Kleinen einreiben, um die verstopften Atemwege freizubekommen. Und außerdem ein Elixier gegen die Halsschmerzen.“ Er schnitt eine Grimasse, als Frodo ihm direkt ins Gesicht hustete. „Hat er wenigstens etwas von der Suppe bei sich behalten?“
 

„Nun ja, sie ist nicht oben wieder herausgekommen, wenn es das ist, was du wissen willst“, erwiderte Glóin. „Aber einiges davon kam vor etwa zehn Minuten unten wieder heraus. Aber er hat immerhin etwas Wasser getrunken.“
 

„Bombur wird darüber ziemlich bestürzt sein.“
 

Der rundliche Zwerg hatte sich den ganzen Morgen in der Königlichen Küche abgemüht, fest entschlossen, irgendeine flüssige Kost zuzubereiten, die Frodo bei sich behalten konnte. Während Bilbo es geschafft hatte, eine halbe Schüssel davon zu sich zu nehmen, ohne sich zu übergeben, hatte der jüngere Hobbit weniger Glück gehabt, denn einen Großteil hatte er letzte Nacht auf Thorin erbrochen. Und kurz darauf hatte der Durchfall eingesetzt, der ihren sonst so stoischen König mehr als nur ein wenig erschreckt hatte, besonders nachdem Óin ihm erklärt hatte, wie gefährlich und sogar tödlich Flüssigkeitsverlust für kleine Kinder sein konnte.
 

„Mein Bart ist voller Rotze“, seufzte Glóin, denn der Halbling hatte die Angewohnheit, sein Gesicht immer in Glóins flauschiger Gesichtsbehaarung zu vergraben, wenn sein Kopf allzu sehr zu schmerzen begann und nun hatte sich eine ansehnliche Menge Rotze darin angesammelt. „Dala würde sich kranklachen, wenn sie hier wäre und das sehen könnte.“
 

„Glóril kann für sie mitlachen“, antwortete Óin schmunzelnd. „Und sie wird in ein paar kurzen Monaten hier sein. Gimli muss ihr inzwischen den letzten Nerv rauben.“
 

Glóin lächelte liebevoll. „Ja, der Junge ging mir fast bis unter das Kinn, als ich ihn zuletzt...“ In diesem Moment nieste Frodo genau in seinen Bart. „Bei Mahal, Kleiner!“
 

„Nun, das ist etwas widerlich.“
 

„Also“, sagte Thorin gedehnt, als er das Gemach betrat, „wie es scheint, wurde bei der Verteilung von Rotze, Erbrochenem und allen anderen Flüssigkeiten keinerlei Unterschied gemacht.“
 

„Wenn sich ein Kind übergeben muss, dann übergibt es sich einfach“, erklärte Óin, während er zwei Handvoll Holunderbeeren zu einer Paste für seine Elixiere pürierte.  „Letztendlich läuft alles darauf hinaus, dass man zu einer sehr falschen Zeit an einem sehr falschen Ort ist. Genau wie Glóins Bart.“
 

„Ich kann ihn dir jetzt abnehmen“, bot Thorin an.
 

Begierig darauf, seinen verrotzten Bart gründlich zu waschen, übergab Glóin den Halbling seinem König und zog sich in den Waschraum zurück, um ihn schnell auszuspülen. Thorin schnitt über dem Kopf des Kindes eine Grimasse, wobei er sich stets vor einem weiteren Schwall Erbrochenem in seinem Haar oder auf seinem Schoß in Acht nahm. Das war eine, gelinde gesagt, unangenehme Erfahrung gewesen.
 

„Wie sieht das südliche Tor der Rubinmine aus?“ fragte Glóin.
 

Thorin seufzte. „Anscheinend ist ein großer Teil der Konstruktion, aus der die oberen Stützpfeiler bestehen, durch das Toben des Drachen einsturzgefährdet. Wir werden die meisten von ihnen neu aufbauen müssen, bevor dort unten wieder sicher gearbeitet werden kann.“
 

„Ich dachte mir schon, dass es ziemlich heikel aussieht“, gab Glóin zu. „Und der linke Haupttunnel der Diamantminen scheint in einem ähnlichen Zustand zu sein.“
 

Als Antwort gab Thorin nur ein Grummeln von sich.
 

„Hier“, sagte Óin und überreichte dem König ein kleines Gefäß. „Das wird helfen, das Fieber zu bekämpfen. Er muss jede Stunde zwei Teelöffel davon einnehmen.“
 

Thorin starrte die grüne Flüssigkeit einen Moment lang nur an. „Haben die Elben das hergestellt?“
 

„Nein, ich habe es hergestellt“, blaffte Óin ihn an. „Und selbst wenn es so wäre, würde es einen Unterschied machen? Es erfüllt nur den einen Zweck, das Fieber des Jungen zu senken.“
 

„Ich denke nicht“, stimmte Thorin ihm zu. „Ich werde es ihm jetzt geben.“
 

Der König unter dem Berg war nicht sonderlich begeistert gewesen, als er gesehen hatte, dass Óin einige elbische Bücher zu Rate zog, denn sein Hass auf die Elben war ein allgegenwärtiges Hindernis bei seinem Regierungsansatz und sogar bei medizinischen Behandlungen. Bilbo hatte Thorin diesbezüglich deutlich die Meinung gesagt und verlangt, dass Óin jedes verfügbare Mittel nutzte, um Frodos Krankheit zu behandeln. Seitdem war der Zwergenkönig nur noch eine stumme, immer gegenwärtige Gestalt gewesen und hatte sich nicht mehr zu den vielfältigen Medikamenten geäußert, die Óin anwandte, um Frodos Symptome zu bekämpfen.
 

„Was ist mit seinem Fieber?“ fragte Bilbo, als Thorin sich auf das Bett setzte, wo Fíli ebenfalls neben dem älteren Hobbit saß. „Ist es immer noch so hoch?“
 

Thorin strich mit den Fingern über die erhitzte Stirn des Halblings. „Ja, aber Óin hat ein Elixier zusammengemischt, das helfen sollte, es zu senken.“
 

„Mein Bauch tut weh“, wimmerte Frodo. „Und ich muss mal. Sofort.“
 

Als er sah, mit welcher Geschwindigkeit Thorin in den Waschraum sprintete, fiel sein ältester Neffe beinah lachend zu Boden. Selbst die geringste Möglichkeit, dass Frodo erbrach, genügte, um einen zugegebenermaßen sturen Zwergenkönig zum Rennen zu bewegen, denn er war verzweifelt darauf bedacht, den verschnupften Jungen rechtzeitig auf das Klosett zu bekommen, um sich vor einem weiteren Angriff der Körperflüssigkeiten zu retten. Für Fíli und Kíli waren über das Benehmen ihres Onkel nicht allzu verwundert, erinnerten sie sich nur zu gut daran, dass er ihrer Mutter oft geholfen hatte, wenn sie als kleine Kinder krank gewesen waren.
 

„Unser Onkel mochte spuckende Kinder noch nie“, kicherte Fíli.
 

Bilbo schniefte. „Ich mir nicht vorstellen, dass irgendjemand das tut.“
 

„Nein, ich meine, dass unser Onkel schon reichlich Erfahrung mit kranken Kindern hat“, entgegnete Fíli. „Er hat sich oft um Kíli und mich gekümmert, als wir klein und krank waren, im Bemühen, unserer Mutter zu helfen. Und wenn mich recht an damals und an die Worte meiner Mutter erinnere, was ich immer tue, dann hat Erbrochenes unseren Onkel schon immer erschreckt. Glücklicherweise sind Zwerge nicht sehr anfällig für Brechanfälle oder…andere körperliche Ausscheidungen, selbst wenn sie sehr krank sind. Nur die Kleinstkinder haben solche Beschwerden.“
 

„Nun ja, zu euer aller Leidwesen können wir Hobbits recht…flüssig sein, wenn wir krank sind oder etwas essen, das uns nicht bekommt“, erwiderte Bilbo, dessen Nase von all seinem Schniefen und Schnauben seit der vergangenen Nacht feuerrot war. „Und nach allem, was ich im Laufe der Jahre gehört habe, ist Frodos Befinden typisch für ein krankes Hobbitkind.“
 

„Nicht schon wieder“, stöhnte Thorin im Waschraum.
 

„Ich glaube, wenn diese Woche vorüber ist, wird Onkel Thorin für immer einen Bogen um Kinder machen“, sagte Fíli grinsend. „Nach Kíli, Frodo und mir wird er, denke ich, für den Rest seines Lebens genug von kleinen kackenden und heulenden Wesen haben.“
 

Bilbo schnäuzte in ein Taschentuch. „Aber braucht er denn keinen Erben?“
 

„Wir sind seine Erben“, sagte Fíli mit einem Seitenblick auf den Hobbit. „In einer Zwergengesellschaft haben die Schwestersöhne genauso viel Anrecht auf den Thron wie die leiblichen Kinder des Königs. Es ist gar nicht so ungewöhnlich, dass das geeignetste Kind einer königlichen Zwergenfamilie anstelle eines direkten oder älteren Erben den Thron besteigt.“
 

„Das“, sagte Bilbo mit einem weiteren Niesen, „ergibt sogar recht viel Sinn.“
 

„Und es hält unfähige Schwachköpfe vom Thron fern“, fügte Fíli hinzu. „Die Königreiche der Menschen täten gut daran, dieses System zu übernehmen. Erebor wäre dem Untergang geweiht, würde man unserem lieben Kíli freie Bahn lassen. Das wäre entsetzlich.“
 

„Wer hat während Thorins Abwesenheit in den Blauen Bergen regiert?“
 

Fíli lächelte voller Stolz. „Dís, unsere Mutter. Sie wird in sechs Monaten mit der nächsten Karawane im Erebor ankommen. Nicht einmal Onkel Thorin wagt es, ihr zu widersprechen.  Sie ist die zäheste Zwergenfrau in ganz Mittelerde.“
 

„Das ist eine Untertreibung.“
 

Frodos Gesicht war gerötet, als Thorin mit ihm zurückkehrte und der kleine Junge beklagte sich darüber, dass seine Augen durch das Licht schmerzten und die Medizin furchtbar schmeckte. Der König brummte nur und gab ein zustimmendes „hm“ von sich, während ein verdächtig nasser Fleck auf seiner Tunika verriet, dass sie es wieder einmal nicht ganz rechtzeitig auf das Klosett geschafft hatten.
 

„Lass dich von ihm nicht zum Narren halten“, kicherte Fíli. „Unsere Mutter ist die wahre Macht hinter Erebors Thron. Onkel Thorin fürchtet sie.“
 

„Und das aus gutem Grund“, lachte Balin, der gerade mit seinem Bruder von einer Besichtigung der äußeren Wälle zurückgekehrt war. „Dís war alles andere als begeistert davon, dass Thorin ihre beiden Söhne auf die Reise zum Erebor mitgenommen hat. In dem Moment, in dem sie ihre Schlachtennarben sieht, wird für Erebor ein neues Zeitalter anbrechen.“
 

„Ja, dann haben wir unsere erste Königin auf dem Thron“, prustete Dwalin.
 

Der Zwergenkönig machte sich nicht einmal die Mühe, zu antworten, sondern schenkte stattdessen seine ganze Aufmerksamkeit Frodo, den er dazu bewegen musste, noch etwas Medizin einzunehmen. Unglücklicherweise war ein leidender Halbling jedoch ein ernstzunehmender Gegner und Thorins gesellschaftliche Stellung als König unter dem Berg bedeutete einem kranken Frodo Beutlin herzlich wenig.
 

„Nein, das schmeckt ekelhaft.“
 

Thorin verzog das Gesicht, versuchte aber weiterhin beharrlich, den Teelöffel in Frodos Mund zu bekommen, während alle anderen im Raum herzhaft über die beiden kicherten. Er war der König des Erebor und er würde den Hobbit dazu bringen, seine Medizin einzunehmen. Wenn Glóin und Bofur Frodo dazu überreden konnten, das meiste von diesem ekelhaften Zeug zu schlucken, dann gelang das Thorin Eichenschild ganz sicher auch.
 

„Und du wirst dich sogar noch…ekelhafter fühlen, wenn du das nicht einnimmst, Kleiner“, sagte Thorin mit sehr viel mehr Geduld, als er in diesem Moment zu haben glaubte. „Jetzt mach den Mund auf und schluck das runter. Oder ich werde Dwalin befehlen, es an meiner Stelle zu tun. Ich glaube kaum, dass du das willst, oder?“
 

„Was?“ Der Kopf des großen Zwerges tauchte hinter einem der Lehnstühle auf, die vor dem Kamin standen. „Mach mich hier nicht zu einem Bösewicht.“
 

„Es liegt an den Tätowierungen“, erklärte Fíli, während Thorin Frodo den letzten Rest der ekelhaften grünen Medizin gab. „Sie verängstigen Hobbitkinder. Wusstest du das nicht?“
 

„Nein.“
 

Bilbo seufzte über die kindischen Späße des blonden Zwerges. „Fíli macht nur Spaß, Dwalin. Frodo findet deine Tätowierungen interessant. Aber natürlich habe ich ihm auch nicht erklärt, wie du sie bekommen hast.“
 

„Ich glaube nicht, dass du das wissen willst“, seufzte Balin. „Und im Laufe des letzten Jahres sind auch ein paar neue hinzugekommen.“
 

„Ihhhhhh!“ quietschte Frodo in diesem Moment. „Bäh, bäh, bäh!“
 

„Siehst du, so schlimm war das doch gar nicht, oder?“ sagte Thorin mit einem triumphierenden Lächeln. „Für das ganze Wimmern und Murren gab es gar keinen Grund.“
 

Frodos trotziges Gesicht bot einen unvergesslichen Anblick. „Ich mag dich nicht mehr.“
 

Der kleine Junge krabbelte von Thorins Schoß herunter und direkt in die Arme eines nichtsahnenden Balin, wo er sein Gesicht mit einem trockenen Husten in dem Bart des älteren Zwerges vergrub. Unsicher, was er von dieser Situation halten sollte, entfuhr Balin ein lautes, entnervtes Seufzen, bevor er seinem König ein entschuldigendes Lächeln zuwarf.
 

„Wie mir scheint, ist der Junge im Moment ein klein wenig unglücklich.“ Er klopfte dem verdrossenen Zwerg leicht auf die Schulter. „Das geht bald wieder vorüber.“
 

Und damit sollte er Recht behalten, denn einige Stunden später war es tatsächlich wieder vorüber. Bilbo war kurz vor Mittag mit schmerzenden Gelenken eingeschlafen und auch sein Kopf hatte sich angefühlt, als wäre er mit einem Vorschlaghammer bearbeitet worden. Seine Träume waren verworren und unruhig, doch aufgrund des Fiebers konnte er sich an nichts mehr erinnern, als er schließlich am späten Abend, kurz nach Sonnenuntergang, wieder aufwachte. Sobald er seinen Kopf auf dem Kissen zur Seite wandte, fiel sein Blick auf Thorin, der nah an seiner linken Seite lag und auf Frodo, der sich genau zwischen ihnen beiden befand.
 

„Fühlst du dich jetzt etwas besser?“
 

Als Bilbo einen Moment später nach rechts schaute, sah er, dass Kíli an ihn gekuschelt im Bett saß, mit einigen Holzstücken in verschiedenen Größen, die  über seinen zugedeckten Beinen auf dem Bett verstreut lagen. Der junge Zwerg hatte einen kleinen, geschnitzten Bären auf dem Schoß, der Beorn, wie für alle Mitglieder der Gemeinschaft unverkennbar war, verblüffend ähnlich sah.
 

„Nicht wirklich“, gestand Bilbo. „Mein Kopf fühlt sich immer noch an, als hätte Glóin ihn mit seinem Hammer bearbeitet. Geht es Frodo gut?“
 

„Sein Fieber hat vor einer Weile seinen Höhepunkt erreicht“, antwortete Kíli. „Deshalb hat Onkel Thorin ihn neben sich eingewickelt. Aber er hat es geschafft, etwas von Bomburs Suppe bei sich zu behalten, ohne dass er in den Waschraum musste. Óin sagt, das wäre ein gutes Zeichen. Oh, und sei vorsichtig, wenn du deine Beine ausstreckst. Fíli schläft dort unten.“
 

Bilbo tastete behutsam nach dem schlafenden Zwerg, der in der Nähe seiner Füße lag und ein müdes Lächeln fand den Weg in sein Gesicht, als Fíli leise schniefte und sich etwas näher zu ihnen herüberrobbte. Obwohl Bilbo sich noch immer wie Trollmist fühlte, freute er sich darüber, die vier liebsten Personen, die ihm am wichtigsten waren, in seiner Nähe zu haben. Und mit einem flüchtigen Blick durch den Raum entdeckte der Hobbit gleich darauf Óin, Bifur, Bofur und Dori, die vor dem Kamin saßen und in ein Gespräch vertieft waren. Das leise Rascheln von Papier und Büchern außerhalb seines Blickfeldes verriet ihm nur einen Moment später, dass sich auch Ori in dem Gemach aufhielt.
 

In Gedanken fügte er der Liste noch fünf weitere Namen hinzu.
 

„Was meinst du?“ fragte Kíli und hielt den hölzernen Bären hoch, damit Bilbo ihn sich anschauen konnte und im Vergleich zu dem üblichen verschmitzten Grinsen, dass er für gewöhnlich zur Schau trug, sah er in diesem Moment ungewohnt schüchtern aus. „Fíli hat vorhin an einem kleinen Adler gearbeitet, der so aussah, wie die riesigen, die Gandalf gerufen hat, um uns zu retten. Ich glaube, ich habe den Bereich um die Schnauze herum ein bisschen zu kurz geschnitzt, aber…“
 

„Er sieht großartig aus, Kíli“, versicherte Bilbo ihm und hob eine Hand, um den Kopf des jungen Zwerges zu tätscheln. „Der schönste Bär, den ich jemals gesehen habe. Frodo wird ihn lieben.“
 

Der Braunhaarige schenkte ihm ein breites Lächeln und kuschelte sich wieder auf den kleinen Platz, neben Bilbo, den er sich ausgesucht hatte. Eine dicke Narbe, die über eine Seite seines Halses verlief, zeugte deutlich davon, wie knapp der jüngste Prinz an jenem schicksalhaften Tag dem Tod entronnen war. Ein heftiger Ansturm väterlichen Beschützerinstinkts für den unbekümmerten Zwerg erfüllte Bilbo und er streckte eine klamme Hand aus, um mit seinen Fingern durch das Haar des Brünetten zu streicheln, ein beruhigendes Ritual, das er sich in jenen Tagen angewöhnt hatte, in denen Kílis Schicksal ihm allzu dunkel erschienen war. In Zeiten wie diesen erinnerte sich Bilbo wieder daran, dass Kíli in Zwergenjahren noch kaum mehr als ein Kind war.
 

„Du könntest es als nächstes mit einigen Honigbienen versuchen“, schlug Bilbo vor. „Wie die riesigen, die Beorn in seinem Garten gehalten hat. Die größten Bienen, die ich jemals in meinem Leben gesehen habe.“
 

„Oder die Kaninchen“, sagte Kíli und gab Bilbo noch etwas Medizin gegen seinen Husten und einen frischen Klecks des Einreibemittels für seine Atemwege. „Die, die Radagast vor seinen Schlitten gespannt hatte. Die schnellen kleinen Kerle sind den Wargen ohne große Probleme davongelaufen.“
 

„Und die Kühe, die waren auch ganz schön…“
 

Keiner der beiden bemerkte den Zwergenkönig zu ihrer Linken, der die anderen vier im Bett liegenden Personen mit einem liebevollen Lächeln anschaute. Heute Abend konnten seine königlichen Pflichten noch für einige wenige Stunden warten.
 

.o°O°o. _____________________________ .o°O°o..O.o° °o.O¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯ O.o° °o.O.


 



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück