Was bedeutet das Schicksal? von REB ================================================================================ Kapitel 21: Eine Reise ins Abenteuer ------------------------------------ 21. Eine Reise ins Abenteuer Als dann der Winter vergangen war begann meine Reise an Thorins Seite nach Moria. Da Frauen nicht mitreisen durften kam ich, als Mann getarnt, mit. Von meinen Vettern kamen Farel und sein zehn Jahre jüngerer Bruder Glorel mit. Zwar wollte auch Morin dabei sein doch dieser musste zu hause bleiben. Genau wie Garel. Nur verbot es seine Frau. Diese wollte nicht so schnell eine alleinerziehende Mutter sein. Ihr gefiel auch der Gedanke überhaupt nicht schon Witwe zu werden. Ein Punkt den ich sehr gut nachvollziehen konnte. Wenn es nach mir ginge, sollten sie alle daheim bleiben. Besonders daher weil ich sie nicht in meine Angelegenheiten mit hinein ziehen wollte. Diesmal kamen wesentlich weniger Krieger mit als beim letzten Eroberungszug. Das lag wahrscheinlich daran weil niemand sich freiwillig mit einem Balrog anlegt. Allein die Vorstellung diesem Dämonen entgegen zu treten bereitete mir eine starke Gänsehaut. Als Thorins persönliche Wache musste ich immer an dessen Seite sein und konnte nicht wie meine beiden Vettern irgendwo abseits sitzen. Als wir eine Rast einlegten und am Feuer saßen nahm ich mir die Zeit zu schauen wer alles mitgekommen war. Ich erkannte im Licht der Flammen Balin, Ori, Nori, Gimli und Kíli. Diese kamen vor einigen Tagen aus den Erebor, offenkundig mit dem Ziel den jungen Prinzen von dessen Ideen abzubringen. Interessiert schaut ich zu wie Ori in einem Buch hinein schrieb. Er wirkte dabei sehr konzentriert. „Bist du dir sicher es diesmal zu schaffen, Thorin?“, erkundigte sich Balin besorgt beim Anführer unserer Gemeinschaft. „Mir wird dieses Unterfangen schon gelingen“, versicherte er allen. Der alte Zwerg seufzte deutlich. „Sieh mich nicht wieder so an, Balin. Auch die anderen unseres Volkes verlangen nach den Schätzen des Berges“, verteidigte er sich und grölte dann laut. „Diesmal werden wir es schaffen dieser Bestie ein Ende zu bereiten.“ „Hört… hört!“, riefen alle und genossen das Zusammensein. Mein Blick wurde sehnsuchtsvoll. Damals hätte ich an ihrer Seite gesessen aber nun stand ich hier am Rand und fühlte mich wie eine Fremde. Eine die nicht zu ihnen gehörte. Meine Hand fuhr zu dem Ring an meiner Kette. Auf den halben Weg zum Hals stoppte ich die Hand und zwang sie stattdessen auf den Griff meines Schwertes zu legen. Thorin sollte nun eine kleine Geschichte erzählen. Man schlug ihm einige vor, welche er erzählen könnte. „Aber nicht unbedingt von Dornröschen. Die hast du schon oft genug erzählt“, beklagte sich Gimli. „Dem stimme ich zu“, bekräftigte ein anderer. Nun mischte ich mich ein. „Aber kennt ihr die ursprüngliche Version der Geschichte?“, erkundigte ich mich bei ihnen und verstellte meine Stimme etwas sodass sie männlicher klang. „Wie meint ihr das?“, fragte Ori interessiert. „Nun, es ist so. Vor langer reisten die Gebrüder Grimm, durch das Menschenreich. Dort schrieben sie alle Geschichten nieder, welche von den alten Leuten erzählt wurden. Viele Jahre später gab es jedoch, jene welche die Erzählungen Kinder- gerechter machten. Daraus entstand das was ihr kennt“, erläuterte ich ihnen ruhig. „Und wie geht die wahre Geschichte?“, forderte Gimli mich auf. „Wie in der ursprünglichen Version wurde auch hier die Prinzessin verflucht und auch hier verfiel sie in einen tiefen Schlaf. Nur kam kein Prinz welcher sie wach küsste“, erzählte ich und bemerkte wie meine Zuhörer mir verwundert zuhörten. „Wer kam dann?“, hakte Thorin nach. „In Wirklichkeit kam ein verheirateter König aus einem Nachbarreich, welcher sich an sie verging. Alsdann neun Monate verstrichen gebar sie zwei Kinder. Es war ein Mädchen und ein Junge. Trotz der Geburt erwachte sie nicht aus den Schlaf. Erst als der Sohn nicht mehr an ihrer Brust nuckelte und stattdessen am Finger geschah das Wunder. Der vergiftete Dorn aus ihren Finger ging raus und sie erwachte.“ Ich hielt inne und atmete tief durch. „So war die arme Prinzessin nicht nur durch den bösen König ihres Reiches beraubt worden, sondern musste sich auch ganz alleine um die Kinder kümmern da der Vater die Kinder nicht anerkannte.“ „Das ist eine schreckliche Geschichte“, bemerkte Ori. „Das kann man so sagen“, stimmte ich ihm zu. „Das ist auch der Grund weshalb die andere Version der Geschichte beliebter ist.“ Man beschloss einige Lieder zu singen. Statt mitzumachen hörte ich ihnen einfach nur zu. Schmunzelnd musste ich dabei an meinen verstorbenen Mann denken. Diesen musste man immer dazu zwingen mit zu machen. Aber wenn es um den Musikgeschmack ging teilten wir ihn größtenteils. So hörten wir während unserer Arbeit stundenlang Soundtracks zu unseren Lieblingsfilmen an. Er als Autor und ich als seine Buchillustratorin. Nach einer ganzen Weile erhob sich Thorin und begab sich in sein Zelt. Ich folgte ihm. „Wir kommen gut voran“, stellte er fest und wirkte sehr zufrieden mit sich und der Welt. „Das tun wir“, pflichtete ich ihm bei und legte meinen Helm ab was eine Wohltat war. Nach einigen Stunden des Tragen war es nicht mehr so angenehm und der Helm schien immer schwerer zu werden. „Morgen werden wir den Erebor betreten. Wenn wir da angekommen sind wirst du auch weiterhin an meiner Seite sein“, unterwies er mich und hantierte an seinem Gepäck. Der Gedanke, den Berg zu betreten, gefiel mir überhaupt nicht doch ich getraute mir nicht ihm dies zu gestehen. „Geh jetzt. Wir müssen früh raus“, schickte er mich raus. Als ich nicht gleich reagierte meinte er. „Du kannst natürlich auch die Nacht hier verbringen, wenn du magst“, schlug er mir vor. „Das ist nicht nötig. Ich schlafe viel lieber unter freiem Himmel“, flunkerte ich und verließ das Zelt. Dort atmete ich die kühle und frische Luft ein. Meine beiden Vettern erkundigten sich besorgt bei mir was er von mir wollte und ob es mir gut ginge. „Macht euch keine Sorgen. Mir geht es gut. Zudem kann ich mich, dank euch, gut verteidigen“, wehrte ich ihre Hilfe dankend ab. Als die Sonne am nächsten Tag aufging packte ich meine Sachen und überprüfte meine Waffen. Sie waren noch alle in Ordnung. Auch meine Elbenwaffen welche ich an meinem Pony schnallte. Wir erreichten nach einem etwas längeren Fußmarsch den Erebor. Dort angekommen wollte ich gerade mein Gepäck abmachen als Thorin meinte dass die Diener es weg räumen würden. So übergab ich meines an einen von ihnen. Wir wurden zum Thronsaal geführt. Dieser war gigantisch. Die Bauten der Zwerge erstaunte mich immer wieder von neuem. Links und rechts säumten riesige Stauen von ehemaligen Königen den Thronsaal. Jeder von denen trug eine steinerne Waffe. Man merkte ihnen schnell an, dass sie alles Krieger waren. „Schön dich wieder zu sehen Thorin. Du kommst gerade rechtzeitig zum Mittagsmahl“, hieß König Fíli ihn herzlich Willkommen. „Das freut mich“, frohlockte der junge Prinz und begab sich zur großen Halle wo die Tafeln schon alle festlich aufgedeckt worden waren. „Geh und iss mit den anderen. Ich brauche dich jetzt nicht“, wandte sich der junge Thorin an mich. Unsicher trat ich zu einer der Tafeln in der Halle. Jene waren reich mit Speisen beladen. Scheinbar ging es dem Zwergenvolk hier ausgesprochen gut. Trotz eines gewissen Lärmpegeln konnte ich Thorins kräftige Stimme vernehmen. Zögerlich nahm ich etwas zu mir. Während des Essen schaute ich zu der Königlichen Familie hin. Ich erkannte viele bekannte Gesichter. Zum einen Fíli mit seiner Frau. Der alte Thorin mit einer mir unbekannten grauhaarigen Zwergin und Kíli mit dessen Familie. Nun musste ich schmunzeln als ich Bombur erblickte. Jener hatte seit ich ihn das letzte Mal gehen habe um einiges zugenommen. Aus diesem Grund wunderte es mich nicht, als ein paar kräftige junge Zwerge kamen um ihm beim Aufstehen zu helfen. Wenn ich das richtig einschätzte, handelte es sich bei denen um ein paar seiner Söhne. Er besaß um die 13 Kinder beiderlei Geschlechtes. Nach dem Mahl, sprach mich Prinz Thorin an. „Ich habe ein spezielles Zimmer wo du unterkommen kannst. Es ist gleich neben meines damit du immer da sein kannst sollte etwas sein“, informierte er mich. „Wie kommt es dass du so nett bist?“ „Ist das verboten?“, verteidigte er sich sogleich. „Nein, es freut mich nur“, beruhigte ich ihn und lächelte sanft. „Dann komm mit.“ Ich deutete an ihm zu folgen und er ging voran. Wir erreichten einen Raum. In diesem gab es ein Bett sowie eine Kleidertruhe und einen Tisch. „Es ist eine Kammer wo du bis morgen ruhen kannst. Wir werden sobald wie möglich weiter reisen.“ Mit diesen Worten war er weg. Ich setzte mich auf das Bett und schaute mich um. In der Ecke entdeckte ich mein Gepäck. Wie es aussah war alles komplett. So ganz alleine im Raum fühlte ich mich plötzlich richtig verloren. Ich legte meine Rüstung ab und trat aus den Raum um eine Toilette zu suchen. Nur für den Fall dass ich später mal muss. Bei dieser Aktion wäre ich fast in jemanden hinein gelaufen. Es war ein Zwerg mit dunkelblonden Haaren. „Es tut mir leid. Das war keine Absicht“, entschuldigte ich mich gleich. „Es ist ja nichts passiert“, kam mein Gegenüber mir freundlich entgegen. Als er mich so betrachtete wurden seine ganz Augen groß. Genau wie bei mir. Denn bei meinem gegenüber handelte es sich um Fíli. „Bist du es, Morga?“, flüsterte er verblüfft. Da ich damit nicht gerechnet hatte war ich zu keiner Antwort fähig. „Du bist es“, frohlockte er und nahm mich in den Arm. „Aber wie kommt es, dass du mich erkannt hast aber Thorin nicht?“, stotterte ich perplex und löste mich von seiner Umarmung. „Das ist einfach. Im Vergleich zu ihm habe ich dich regelmäßig besucht als du im Koma warst. Er hingegen besuchte dich zwar die ersten Zehn Jahre fast jeden Tag aber mit der Zeit konnte er den Anblick ertragen nicht mehr ertragen, wie du mit jeden Tag schwächer wurdest. Das gestand dieser mir vor einigen Jahren“, beantwortete er meine Frage. Fíli sah sich um und zog mich in mein Zimmer. „Wie kommt es dass du hier bist, Morga und wo warst du die ganze Zeit?“, verlangte er zu wissen. Noch zu verdutzt von dem Ganzen brauchte ich einige Minuten bevor ich bereit war ihm alles zu berichten. Dieser hörte mir aufmerksam zu. „Jetzt wird mir einiges klar“, sprach er nachdenklich. „Und nun willst du ihn begleiten Morga aber ich rate dir lieber hier zu bleiben.“ „Aber diese Verbannung“, wisperte ich unsicher. „Vergiss sie. Jene wurde schon vor langer Zeit von deinem Halbbruder Thorin aufgehoben. Er meinte, dass auch ein König einen Fehler begehen kann und damit wollte er ihn einigermaßen bereinigen.“ Diese Aussage erleichterte mich unglaublich. Wie es aussah hatte er mir vergeben diesen Schatz ihm vorenthalten zu haben. „Da hat sich ja einiges geändert“, stellte ich erfreut fest. „Da stimme ich dir zu“, bekräftige er es. „Das, was du und dein Onkel aus diesem Ort gemacht habt, ist erstaunlich“, lobte ich. „Es ist eher das ganze Zwergenvolk, welches Hand angelegt hat um diesen Berg wieder herzurichten“, korrigierte er mich bescheiden und machte eine ausladende Handbewegung. „Da hast du vollkommen recht, Fíli. Dennoch, ohne euren Mut wäre das nie zustande gekommen. Nur ihr habt es gewagt gegen Smaug den Drachen zu kämpfen“, konterte ich. „Du hast auch einiges bewirkt Morga, die Leichtsinnige“, erinnerte er mich daran. Eine leichte röte zierte meine Wange. Mir war der Name irgendwie peinlich auch wenn er mich gut beschrieb. Damals handelte ich wahrlich leichtsinnig. „Ich habe gehört, dass du geheiratet und einen sehr aufgeweckten Sohn bekommen hast, Fíli“, lenkte ich das Gesprächsthema auf ihn ab. Er lachte und fuhr sich mit der Hand durch sein Haar. „Ja, das ist wahr. Nun wieder zu dir. Was ist mit dir und der Liebe? Du hast dieses Thema ausgelassen.“ Machte er mich darauf aufmerksam. Wehmütig dachte ich an meinen verstorbenen Mann und an unsere Kinder, welche längst erwachen waren und ihren eigene Wege gingen. Entschlossen schüttelte ich den Kopf. Es war Vergangenheit und gehörte nicht in die Gegenwart. „Ich möchte darüber nicht reden“, blockte ich ab und wischte verstohlen eine Träne weg. „Dáins Sohn scheint ja immer noch Interesse für dich zu hegen so wie er dich die ganze Zeit im Auge behalten hat“, merkte er an. „Das glaube ich eher weniger. Immerhin geht er mit jeder aus“, machte ich ihm klar und Ärger baute sich in mir auf. „Ich verstehe deinen Punkt, aber...“ „Kein aber Fíli“, unterbrach ich ihn harsch. „Klar hat er seine positiven Seiten. Doch letztendlich kann ich mich nicht auf ihn verlassen. Er ist nur ein Prahler wo nichts dahinter steckt“, sprach ich meine Gedanken aus. „Denkst du wirklich so über ihn?“, hakte er nach und trat auf mich zu. „Warum begleitest du ihn, wenn er dir nichts bedeutet?“, bohrte er weiter. Langsam merkte ich, dass Fíli nicht mehr der von früher war. Er schien in der Aufgabe als König innerlich gewachsen zu sein. „Du hast ja recht. Er bedeutet mir wirklich etwas“, gestand ich ihm. „Aber nicht genug, dass du dich ihm offenbaren möchtest“, stellte dieser fest. Ich senke meinen Kopf. Mit sanfter Druck zwang er mich ihn anzusehen. „Es ist nicht so einfach wie du denkst, Fíli. Ich...“ Nach nur einem kurzen klopfen platzte Thorin herein. Als er uns so dicht beieinander stehen sah blitzte Wut in seinen Augen auf. „Es liegt Arbeit an. Mein Reiseumhang muss gereinigt werden“, meckerte der rothaarige Prinz herum und stapfte in meine Kammer rein. „Am besten lasse ich euch alleine. Ihr seid sicher von eurer Reise erschöpft“, verabschiedete sich Fíli und trat nach draußen. „Was wollte er hier?“, forschte der junge Prinz nach als dieser nicht mehr zu sehen war. „Er wollte nichts Besonderes“, behauptete ich und meine Wangen brannten vor Verlegenheit. Das Zimmer des rothaarigen Prinzen war um einiges prachtvoller. Aber das war kein Wunder. Immerhin handelte es sich nicht um eine Dienerkammer. Der Reiseumhang war weniger staubiger als gedacht, sodass die Arbeit schnell vonstatten ging. „Wie es aussieht werden wir noch einige Tage hier verweilen ehe es weiter geht“, murrte er schlecht gelaunt und tigerte hin und her. „Ich würde mich gerne schlafen legen da ich von der Reise erschöpft bin“, wandte ich mich an ihn. „Mach das“, sprach er gedankenverloren und schickte mich weg. In dieser Nacht schlief ich relativ unruhig. Meine Gedanken drehten sich hauptsächlich um Fíli und darüber ob er mich den anderen offenbaren würde. Am morgen wurde ich von Thorin geweckt. Wie am Tag zuvor suchten wir gemeinsam die große Halle auf um dort zu speisen. Dort trennten sich wieder unsere Wege. „Guten Morgen“, begrüßte mich jemand. Es war Farel, welcher sich neben mich setzte. Weil ich damit nicht gerechnet hatte hätte ich fast mein Getränk verschüttet. „Auch dir einen guten Morgen“, grüßte ich zurück und wandte mich wieder zur königlichen Tafel zu. „Wie war die Nacht?“, fragte er mich. „Sie war nicht schlecht und keine Sorge, ich war alleine“, beruhigte ich ihn. „Denk dran. Wenn er aufdringlich wird sind wir für dich da“, versicherte er mir was ein Schmunzeln auf meinen Lippen verursachte. „Das wird sicher nicht nötig sein, aber danke für dein Angebot“, bedankte ich mich bei ihm und nahm mir eine Scheibe Brot. „Wegen der Verbannung. Mach dir da keine Sorgen. Sie wurde aufgehoben“, flüsterte ich ihm zu. Statt wie erwartet überrascht zu sein äußerte er: „Das ist uns bewusst. Wir haben es dir nur nicht gesagt damit du nicht einfach zu den anderen hingehst“, klärte er mich auf. Okay, diese Aussage irritierte mich. Klar besaß die andere Familie mehr Geld, Einfluss und Macht. Doch in meinen Augen zählte etwas anderes. Im Laufe meines langen Lebens hatte ich die wahren Werte des Lebens kennen und schätzen gelernt. Ich wusste wo mein echter Platz im neuen Leben war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)