In the spider's web von Mizuki18 ================================================================================ Kapitel 10: In the depths of the night -------------------------------------- Mein Herz schlug viel schneller, als es der Fall sein sollte. Ich dürfte mich jetzt nicht so fühlen. Meine Atmung dürfte auf keinen Fall so schnell gehen und meine Hände sollten nicht so zittern. Doch ich konnte nichts dagegen machen. Ich war diesen Emotionen schutzlos ausgeliefert. "M-Mein Herr, geht es Euch nicht gut?", fragte ich und verfluchte mich im Stillen dafür, dass meine Stimme so wackelig klang. "Ich kann nicht schlafen.", murmelte Alois, der so verloren in dem viel zu großen Nachthemd wirkte. "Oh und warum nicht, Euer Hoheit?", erkundigte ich mich und hoffte, dass Alois nicht bemerkte wie schrecklich nervös ich gerade war. Dass er es war, der mich zu einem schlotternden Nervenbündel werden ließ. "Ich...hatte einen Albtraum. Und als ich aufgewacht bin, war es dunkel in meinem Zimmer.", erklärte Alois leise und fuhr sich dabei unbewusst mit dem Ärmel des weißen Hemdes übers das Gesicht. Gerade so, als wolle er Tränen weg wischen, die er vergossen hatte, ich aber nicht sehen durfte. "Ich verstehe. Soll ich..." Ich brach mitten im Satz ab. Was sollte ich denn machen? Alois hatte einen Albtraum gehabt und stand jetzt bei mir im Zimmer. Dafür musste es doch einen Grund geben. "Warum seid Ihr zu mir gekommen?", wollte ich wissen. Alois biss sich auf die Unterlippe. "Stell nicht solche dummen Fragen." Ich nickte schnell. "Natürlich, verzeiht mir. Darf ich fragen was Ihr geträumt habt, Euer Hoheit?" "Ich...es war das erste Mal seit langem, dass ich überhaupt wieder geträumt habe.", sagte Alois. "Und da war ein Schmetterling. Er war in einem Spinnennetz gefangen. Er hatte keine Flügel. Und dieser Schmetterling...war ich." Ich starrte ihn an. Eine ausgebildete Ärztin war ich zwar nicht, aber mir war klar, dass dieser Traum definitiv etwas zu bedeuten hatte. Trotzdem sprach ich die folgenden Worte. "Es war nur ein Traum, Hoheit. Denkt nicht weiter darüber nach." "Wenn ich das könnte, wäre ich nicht hier.", erwiderte Alois ungehalten. "U-Und was soll ich..." "Du sollst gar nichts!", unterbrach Alois mich laut und ich zuckte doch tatsächlich zusammen. "Aber irgendwas müsst Ihr doch von mir wollen. Sonst wärt Ihr nicht hier.", warf ich ein. "Stimmt, du hast recht. Ich will etwas von dir.", bestätigte Alois und hob das Kinn. "Und...was wäre das?", hakte ich nach. Alois sah mich an. Verständlicherweise ließ sich die Hoheit nicht dazu herab mir eine logische Antwort zu geben, aber mit dem was er dann tat, hatte ich dennoch nicht gerechnet. Alois beugte sich in einer einzigen, fließenden Bewegung zu mir herunter und verschloss meine Lippen mit seinen. Ich war so perplex, dass ich für den Moment sogar vergaß zu atmen. Da war nur noch dieses eigenartige Gefühl, das mich plötzlich durchflutete. Alois' Lippen waren so weich und so unschuldig. Ob das hier sein erster Kuss war? Wenn ja, warum verschwendete er ihn an sein Dienstmädchen? Herrgott, dieser Junge! Ich würde wohl nie verstehen was in ihm vorging. Aber wahrscheinlich war das auch gar nicht notwendig. "Genevieve..." Alois löste sich für einen kurzen Augenblick von mir und kletterte aufs Bett, sodass er nun über mir kniete. Ich sagte nichts. Ich ließ einfach nur zu, dass er mich ein zweites Mal küsste, nach meinen Händen tastete und meine Finger mit seinen verschränkte. Alois suchte nach Halt, nach jemandem, der ihn festhielt und auffing, sollte er einmal fallen. Er hoffte diesen jemand in Claude zu finden, doch unterbewusst war ihm sicherlich schon längst bewusst, dass der schwarz gekleidete Butler niemals diese Person sein würde. Ich wusste nicht, ob er deswegen jetzt beschlossen hatte mich zu dieser Person zu machen oder ob er das hier nur tat, um seinen Albtraum zu vergessen und sich ein wenig abzulenken. Letztendlich war diese Frage aber völlig irrelevant. Alles war zählte, dass es Alois war. Mein Herr. Und, dass er von seinem Hausmädchen erwartete, dass es selbst in Situationen wie diesen seinen Job machte. Aus diesem Grund erwiderte ich den Kuss nun endlich, bewegte meine Lippen gegen die von Alois und kam ihm ein Stück entgegen. Alois begrüßte mein Mitwirken, lächelte in den Kuss hinein und leckte mit der Zunge über meine Unterlippe. Ich hätte natürlich zurückzucken können, aber ich hatte schon mit so etwas in der Art gerechnet, denn das hier war immer noch Alois Trancy. Und ich kannte ihn inzwischen gut genug um zu wissen, dass er solche Dinge gerne tat, wenn niemand anderes damit rechnete. Niemand außer mir. Alois ließ meine eine Hand los und schob damit die Bettdecke beiseite. Der Gedanke wie weit er bereit war zu gehen, hatte sich schon längst erübrigt. Und eigentlich ging es mich auch nichts an. Ich war seine Bedienstete und er mein Herr. Ich hatte zu gehorchen, egal um welche Art von Befehl es sich handelte. Weil ich nicht wusste wohin mit der Hand, die Alois bis eben noch festgehalten hatte, erlaubte ich es mir sie an seine Wange zu legen. Kein Protest seinerseits, weshalb ich sie dort ließ. Alois küsste mich weiter, verlor sich sichtlich darin und ließ sich auf meiner Hüfte nieder. Instinktiv drückte ich ihm mein Becken entgegen. Ein gehauchtes, leicht zu überhörendes Stöhnen erklang und Alois unterbrach den Kuss. Er drehte den Kopf weg und wich meinem fragenden Blick aus. Schämte er sich etwa? "Euer Hoheit? Ist alles in Ordnung?" "Nenn mich nicht so.", murmelte Alois. Ich runzelte die Stirn. "Wie soll ich Euch dann nennen?" "Ist mir egal.", murrte mein Gegenüber und verschränkte die Arme vor der Brust. Er schmollte doch nicht ernsthaft oder? "Na schön, ganz wie Ihr wollt. Alois." Ich beschloss die Initiative zu ergreifen, legte beide Hände an sein Gesicht und küsste ihn. Weil er offenbar nicht damit gerechnet hatte, verlor Alois das Gleichgewicht und fiel nach hinten, sodass ich nun über ihm lag. Ich war keine unbedarfte Jungfrau solche Dinge betreffend. Ich hatte mein alten Herrn oft genug auf diese Art und Weise zu diensten sein müssen und wenn es das war, was Alois wollte, dann sollte er auch nichts anderes bekommen. Ich schob mein Knie zwischen seine Beine und ignorierte, dass Alois versuchte sich unter mir zu winden. Er hatte es so gewollt und ich wusste, wenn ich jetzt aufhören und mich demütig zurückziehen würde, würde das Konsequenzen haben. Konsequenzen, die ich lieber vermeiden würde. Meine rechte Hand tastete sich von Alois' Wange nach unten und fand innerhalb weniger Sekunden ihren Weg unter das weiße Nachthemd. "Warte!", keuchte Alois plötzlich. Ich hielt inne. "Nicht...nicht so schnell...", japste er und rang nach Atem. "Alles in Ordnung?", fragte ich. "Ja, es ist nur...ich will nicht, dass es so schnell geht.", antwortete Alois und schaute mich aus seinen eisblauen Augen an. Ich schenkte ihm ein Lächeln. "Alles was Ihr wollt.", flüsterte ich und platzierte einen federleichten Kuss auf seinen bebenden Lippen. Meine rechte Hand ruhte direkt über Alois' Herz und ich konnte spüren wie heftig es pochte. Ich machte weiter, gab nach, als Alois an meinem Kleid zu zerren begann und wurde es äußerst umständlich los. Er wusste ja schon wie ich nackt aussah und anders herum. Allerdings fiel mir wiederholt auf wie zerbrechlich Alois in dem fahlen Mondlicht aussah, dass durch das Fenster in meinem Zimmer drang. Seine blonden Engelshaare wirkten noch heller, seine Augen leuchtete förmlich. "Starr mich nicht so an, kleine Rose." Alois lag auf mir, hatte meine Arme gegen das Kopfteil des Bettes gepinnt und sah einfach...unmenschlich schön aus. Ich hasste mich zwar für diesen Gedanken, aber ich konnte es nicht ändern. Jede andere Beschreibung wäre dem einfach nicht gerecht geworden. "Verzeiht, ich wollte nicht, dass Ihr Euch unwohl fühlt.", sagte ich. "Ich fühl mich nicht unwohl.", erwiderte Alois. "Ich...mag es, wenn du mich so ansiehst. Als wäre ich das Einzige, das du in dieser Welt begehrst. Als wäre ich alles, um das du dir Sorgen machst." Er beugte sich nach vorn, stoppte aber und vergrub sein Gesicht stattdessen in meinen Haaren, die das Kopfkissen bedeckten. Herrje, Alois zerriss mich innerlich. Ich wusste wirklich nicht was ich nun für ihn empfinden sollte. Hass? Abneigung? Oder doch...Zuneigung? Er machte es mir wirklich nicht leicht mich auf eine Emotion festzulegen. Aber in solchen Momenten wie diesen, wollte ich ihn einfach nur festhalten und für ihn da sein. Zumal ich es nicht länger abstreiten konnte. Mir gefielen die Küsse, die er mir schenkte. Diese weichen, zarten Lippen. Und die Berührungen, die viel sanfter waren als erwartet. Doch wahrscheinlich war Alois in seinem Inneren nicht so, wie er sich nach außen hin immer gab. Vielleicht war das einfach nur seine Art sich davor zu schützen, dass andere Menschen ihn verletzten. Weil irgendwann mal etwas passiert war, dass ihn für den Rest seines Lebens geprägt hatte und ich wollte unbedingt wissen was das war. "Ihr seit das Einzige, das für mich zählt.", flüsterte ich und strich langsam Alois' Rücken auf und ab. Er bekam eine Gänsehaut. "Wirklich?" Er klammerte sich an mich und mein Herz krampfte. "Selbstverständlich. Ihr seid meine Hoheit." Ich küsste mich Alois' Schlüsselbein entlang, ganz vorsichtig. Als wäre er eine Porzellanpuppe, die bei zu großem Druck zerbrach. "Du darfst mich nie verlassen, kleine Rose. Niemals.", nuschelte Alois, der noch immer an mir hing und plötzlich lief etwas Nasses meinen Hals hinab. Er weinte. Oh Gott, bitte nicht. Ich konnte ihn nicht weinen sehen. "Hört auf." Ich drückte Alois ein kleines Stück von mir weg und trocknete die Tränen mit dem Zipfel der Bettdecke, die zusammengeknüllt neben mir lag. "Ihr müsst nicht weinen. Ich werde Euch nie allein lassen, das verspreche ich. Ich werde immer bei Euch bleiben.", versprach ich und zauberte Alois somit ein Lächeln ins Gesicht, dass vermutlich jeder noch so gefühlskalten Person das Herz erwärmt hätte. "Gut, das ist gut." Alois schloss die Augen und ich ebenfalls. Ich brauchte nichts zu sehen, um zu wissen, was ich tun musste. Es geschah alles instinktiv und dennoch war es vollkommen anders, als bei meinem alten Herrn. Das lag zum einen natürlich daran, dass Alois in meinem Alter war, aber zu anderen auch daran, dass er...mich nicht einfach nur benutzen wollte, um seine Bedürfnisse zu befriedigen. Zumindest fühlte es sich so an. Ich wusste nicht viel Zeit genau verging, aber das war auch nicht wichtig. Allerdings war es immer noch dunkel, als Alois sich schließlich neben mich legte und begann mit meinen Haaren zu spielen. Es war so eigenartig. Wenn er sich einfach nur hätte ablenken wollen oder was auch immer, dann hätte er mich einfach nur nehmen müssen. Er hätte nicht einmal um Erlaubnis fragen müssen. Die Küsse und das alles wäre gar nicht nötig gewesen, dennoch hatte er es getan. "Alois?" "Hm?" "Warum seid Ihr zu mir gekommen? Warum habt Ihr..." "Ich weiß es nicht, also frag nicht.", unterbrach Alois mich. "Ich wollte einfach nur nicht allein sein." "Aber warum ich? Warum nicht Claude oder einer der anderen?", wollte ich wissen. Alois wickelte eine Haarsträhne um seinen Finger und zuckte mit den Schultern. "Keine Ahnung. Ich finde dich interessant, du hättest nicht nein sagen können, egal ob du es gewollt hättest oder nicht und..." Er biss sich auf die Unterlippe. "Und?", hakte ich nach. "Das geht dich überhaupt nichts an. Halt die Klappe.", fauchte Alois, zerrte an meinen Haaren und ließ sie dann los. "Na schön, ist es mir dann erlaubt eine andere Frage zu stellen?" Alois zog einen Flunsch. "Wenn es denn unbedingt sein muss." "Claude, Euer Butler er...er hat ein Pentagramm auf seiner linken Hand und...die Dinge, die er tut..." "Ist er dir unheimlich?", funkte Alois zwischen mein Gestammel, richtete sich halb auf und grinste mich an. "Nun, er ist...ja, er macht mir Angst.", gestand ich. "Das sollte er auch. Claude ist nämlich nicht nur ein einfacher Butler.", erklärte Alois. Ich hob eine Augenbraue. "Was meint Ihr?" "Ich meine, dass du dein hübsches Köpfchen mal anstrengen solltest. Komm schon, kleine Rose. Jemand, der so unglaubliche Dinge tut, kann doch unmöglich...ein Mensch sein.", raunte Alois und legte ein Bein quer über meinen Oberkörper. Ich verkrampfte mich. Claude sollte kein Mensch sein? Das konnte doch nicht Alois' Ernst sein. Ich meine ja, es war mir ein Rätsel wie Claude es geschafft hatte das Haus innerhalb kürzester Zeit komplett umzugestalten und die Veränderung seiner Augenfarbe war mir auch nicht ganz geheuer und seit ich das Pentagramm gesehen hatte, fand ich ihn noch gruseliger als vorher, aber machte ihn das gleich zu einem übernatürlichen Wesen? "Du weißt es, ich seh's dir doch an kleine Rose.", flüsterte Alois und rückte noch näher an mich heran. "Claude ist kein Mensch, nein. Mein Butler ist ein Teufel. Ein Teufel, dem ich meine Seele verkauft habe." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)