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In the spider's web

von

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A crown of blue roses

"Hübsch."
 

Alois stand von seinem Stuhl auf, ging vor mir in die Hocke und betrachtete meine geschundenen Hände. "Setz ihn auf.", befahl er und ohne zu zögern platzierte ich den Rosenkranz auf meinem Kopf.
 

Ein Blutstropfen löste sich von einem Blütenblatt und landete auf meiner Wange. Alois hob eine Augenbraue, schob die Unterlippe leicht vor und verschmierte das Blut mit dem Daumen.
 

"Hannah, du kannst das Frühstück wegräumen. Ich bin satt.", sagte er, ohne das Hausmädchen dabei anzuschauen. "Jawohl, Euer Hoheit.", erwiderte Hannah und as Geklapper von Geschirr ertönte. Ich traute mich nicht hinzusehen, der Blick von Alois' eisblauen Augen hielt mich gefangen.
 

"Ich hab heute nichts zu tun, kleine Rose. Was hältst du davon, wenn wir zwei uns ein wenig die Zeit vertreiben, hm?", fragte er. Nein. Alles nur das nicht. Wer weiß auf was für kranke Ideen dieser Junge noch kam. "Eine hervorragende Idee, Euer Hoheit.", antwortete ich.
 

"Großartig."
 

Alois stand wieder auf und marschierte davon, ich beeilte mich ihm zu folgen. Als wir das Anwesen betraten, blieben wir beide wie angewurzelt stehen. Das satte Rot und das protzige Gold waren verschwunden. Stattdessen zierte mitternachtsblau die Wände. Alles wirkte viel leichter, nicht so überladen und...es passte zu Alois.
 

Aber das war nicht, das einzige was mich dazu veranlasste wie blöd durch die Gegend zu starren. Wie um alles in der Welt hatte Claude das geschafft?! Das war doch vollkommen unmöglich! Das Frühstück im Garten hatte allerhöchstens eine halbe Stunde gedauert und jetzt war er schon mit der Umdekorierung fertig? Das konnte doch keinesfalls mit rechten Dingen zu gehen.
 

"Ist alles wie gewünscht. Euer Hoheit?", ertönte plötzlich die Stimme des besagten Butlers und Alois und ich fuhren herum. "Ja, es sieht so viel besser aus.", meinte Alois, der sich offenbar schneller gefangen hatte, als ich. "Gut gemacht."
 

Er tänzelte auf Claude zu, tätschelte seine Wange und drehte sich dann wieder um. "Guck nicht so blöd. Los, komm mit." Alois winkte mich zu sich und ich setzte mich wieder in Bewegung.
 

Dennoch bedachte ich Claude mit einem äußerst misstrauischen Blick und...nein! Hatte ich mir das gerade eingebildet oder hatten seine Augen für einen kurzen Moment rot aufgeleuchtet?!
 

"Wo bleibst du denn?!", fauchte Alois, der bereits am Fuß der Treppe stand und ungeduldig mit den Finger auf dem Gelände trommelte. "Verzeiht, ich komme.", nuschelte ich, kehrte Claude den Rücken zu und folgte meinem Herrn.
 

Wie zu erwarten, führte er mich in sein Schlafgemach, wo er sich mit einem lauten Seufzen auf sein Bett fallen ließ. "Kann es sein, dass du meinen Butler interessanter findest, als mich?", wollte Alois plötzlich wissen und ich blinzelte verwirrt.
 

"I-Ich fürchte ich verstehe nicht, Euer Hoheit.", stammelte ich. "Du konntest dich doch gerade kaum von seinem Anblick lösen. Also, sag schon. Findest du Claude interessanter als mich?", wiederholte Alois seine Frage, stützte sich auf seinen Unterarmen ab und musterte mich durchdringend.
 

"Natürlich nicht, Euer Hoheit. Ich war nur so verblüfft, dass er Euren Wunsch in so kurzer Zeit umsetzen konnte.", erklärte ich. "Also findest du mich interessant.", erwiderte Alois. "Selbstverständlich.", entgegnete ich. "Gut...das ist gut.", murmelte Alois, sprang auf und begann in seinem Zimmer auf und ab zu laufen.
 

"Du musst wissen, ich dulde nur Leute in meinem Haus, die ich interessant finde oder die nützlich für mich sind." Er machte eine kleine Pause, blieb stehen und sah mich an. "Du bist glücklicherweise beides."
 

"Vielen Dank, Euer Hoheit.", sagte ich und senkte den Kopf. "Jaja, pass nur auf, dass du nicht langweilig wirst. Ich hasse Langeweile.", meinte Alois und klatsche in die Hände. "So, haben wir ein bisschen Spaß!"
 

Oh lieber Gott, bitte nicht.
 

"Los, zieh dich aus." Na klar. Warum konnte Alois nicht normal sein und mit mir Schach spielen oder Verstecken oder Fangen? "Ich hab gesagt du sollst dich ausziehen!", rief Alois und gehorsam wie ich war, tat ich was mein junger Herr verlangte.
 

Da ich unter dem kurzen Kleid nichts trug (offenbar hatte mir eine nicht näher genannte Person die gesamte Unterwäsche geklaut), stand ich sofort nackt vor Alois. Mal abgesehen von den Schuhen, die ich auf ein Kopfnicken hin aber auch auszog. Tja und jetzt stand ich hier. Splitterfasernackt und ließ mich von Alois begutachten.
 

Ich hatte keine Ahnung was er mit mir vorhatte. Ob er auch spezielle Vorlieben hatte, mich einfach nur anschauen wollte oder es ihm einfach nur darum ging mich zu demütigen. Ich wusste es nicht. Aber es war mir auch egal. Ich würde jeden seiner Befehle widerstandslos befolgen.
 

"Ist dir das nicht unangenehm? Ich kann schließlich alles sehen. Alles." Alois trat näher an mich heran und begann mich zum umkreisen. Ich schüttelte den Kopf. "Nein, Euer Hoheit." "Nein?" Alois' Fingerspitzen glitten über meinen nackten Rücken, Arme und Bauch. Dann blieb er direkt vor mir stehen und schaute mir in die Augen.
 

"Du wirst schon noch schreien, keine Sorge. Du hast vielleicht Dornen, aber Rosen sind dennoch schrecklich schwach und zerbrechlich. Und du bist meine Rose." Ohne, dass ich es hätte kommen sehen können, beugte Alois sich vor und leckte das Blut von meiner Wange, das vorhin von dem Blumenkranz getropft war.
 

Ich zuckte zusammen und merkte schon wie sich ein erschreckter Laut meine Kehle empor kämpfen wollte, aber ich ließ es nicht zu. Sollte Alois sich doch auf den Kopf stellen, ich würde nicht schreien.
 

Er schien wohl denselben Gedanken zu haben, denn er schnaufte beleidigt und trat einen guten Meter von mir zurück. "Zieh dich wieder an und lass dir von Claude ein anderes Kleid geben.", murrte er und wirkte wie ein beleidigtes Kind, das eingeschnappt war, weil es seinen Willen nicht bekommen hatte.
 

"Wie Ihr wünscht, Euer Hoheit." Ich zog mir das Kleid wieder an und wollte schon das Zimmer verlassen, als Alois noch einmal das Wort ergriff. "Heute Abend wirst du mich bettfertig machen, verstanden?" "Ja, Euer Hoheit." Ich drückte die Türklinke nach unten und rang förmlich nach Atem, als ich ihm Flur stand.
 

Himmel, das war ja richtig unheimlich gewesen, wie er jeden Zentimeter meines Körper gemustert hatte. Gerade so, als wollte er herausfinden wer ich wirklich war.
 

Ohne das ganze Zeug, das den Eindruck möglicherweise trüben könnte. Als wolle er entscheiden was für eine Art Mensch ich war, ob er mir vertrauen konnte, ob ich sein Interesse wirklich wert war.
 

Hm, Alois Trancy. Vielleicht doch mehr, als nur ein verzogenes, arrogantes und sadistisches Kind? Vielleicht. Ich würde es sicherlich noch herausfinden.
 

Jetzt musste ich erst einmal Claude finden. Was erstaunlich gut funktioniert, denn als ich um die nächste Ecke bog, rannte ich ihn beinahe über den Haufen, was der Butler mit einem mörderischen Knurren quittierte.
 

"Der Herr wünscht, das ich ein anderes Kleid trage.", sagte ich und versuchte so neutral wie möglich klingen. Ich wollte mich auf keinen Fall dazu herablassen müssen Claude wegen irgendwas anbetteln zu müssen.
 

"Ein anderes Kleid?", hakte Claude nach. "Ja, und Unterwäsche.", ergänzte ich. Das entsprach zwar nicht ganz der Wahrheit, aber ich würde mich deutlich wohler fühlen, als wenn ich nur einen Hauch von Nichts trug.
 

"Wenn es der Wunsch des jungen Herrn ist.", meinte Claude, rückte seine Brille zurecht (war das ein Tick oder so?!) und ging voraus. "Ach ja und ich soll ihn heute Abend ins Bett bringen.", fiel es mir dann wieder ein und Claude blieb abrupt stehen.
 

"Sie? Ganz sicher, dass sie sich nicht verhört haben, Miss Delafontaine?" Es klang fast schon wie eine Drohung. Beinahe so, als würde es Claude missfallen, dass er heute Abend nicht derjenige sein würde, der die Ehre hatte Alois' miese Zubettgehlaune ertragen musste.
 

"Nein, ich habe mich nicht verhört.", sagte ich und Claude's Kiefer mahlten. Er sprach dann auch kein einziges Wort mehr. Nicht, als er im Ankleidezimmer nach etwas Passendem für mich suchte und auch nicht, als ich mich direkt vor seinen Augen umziehen musste.
 

Offenbar war er eingeschnappt. Und da ich es nicht als meine Pflicht ansah, mich für irgendwas bei Claude zu entschuldigen, beschloss ich ins Bad zu gehen und erstmal die Wunden an meinen Händen zu reinigen.
 

Das kalte Wasser tat gut und zum Glück waren die vielen, kleinen Schnitte nicht sonderlich tief. Es brannte nur sehr stark und es würde dauern, bis alles verheilt war.
 

Mit einem Seufzen stützte ich mich auf dem Rand des Waschbeckens ab und blickte in den Spiegel. Der Kranz aus blauen, mit Blut besudelten Rosen saß noch immer auf meinem Kopf. Meine braunen Haare waren etwas unordentlich und einige Strähnen hingen mir wirr ins Gesicht. Aber immerhin das Kleid saß tadellos und warf keine einzige Falte.
 

Es hatte mich nicht gewundert, dass Claude eines in dunkelblau ausgewählt hatte. Anscheinend war blau Alois' Lieblingsfarbe und er hatte mir ja bereits am ersten Tag erklärt, dass man als Bediensteter in diesem Haus nur Dinge tat, die den jungen Herrn auch erfreuten.
 

"Gen! Hier bist du! Ich hab dich schon überall gesucht!" Ich zuckte zusammen und riss den Kopf hoch. Hannah stand, etwas außer Atem, im Türrahmen. "Mich gesucht? Warum denn?", fragte ich und hätte mir eigentlich selbst antworten können.
 

"Der junge Herr verlangt nach dir. Er will beschäftigt werden, in der Zeit, in der wir das Mittagessen zubereiten.", erklärte Hannah. Ich atmete tief durch und ließ die Schultern hängen. "Verstehe. Wo ist er?"
 

"In der Eingangshalle. Er erwartet dich bereits." Hannah trat beiseite, sodass ich an ihr vorbei konnte. "Du musst stark bleiben. Es zahlt sich irgendwann aus.", rief sie mir noch hinterher. Allerdings bezweifelte ich das.
 

Laut Alois lag sein Bestreben ja darin mich zu brechen. Meine Stärke und mein Durchhaltevermögen würde mein Leiden also nur wesentlich verlängern. Dennoch würde ich nicht aufgeben. Diese Genugtuung würde Alois nicht von mir bekommen.
 

"Ah, da bist du ja. Oh, ich sehe Claude hat getan, worum du ihn gebeten hast." Alois stand in der Mitte der großen Eingangshalle, breitbeinig und mit vor der Brust verschränkten Armen.
 

"Gefällt es Euch, Euer Hoheit?", wollte ich wissen und überlegte noch einen Knicks oben drauf zu setzen. "Hm, es geht schon. Jetzt stell dich hier hin." Er deutete neben sich und mich meinem Schicksal ergebend, trottete ich auf ihn zu.
 

"Wundervoll. Hannah und die anderen sind gerade in die Küche und mir war langweilig. Aber dann ist mir ja eingefallen, dass ich jetzt ein neues Spielzeug habe."
 

Alois tippte mit seinem Zeigefinger meine Nasenspitze an, hopste dann zu einer Kommode, die an der Wand stand und holte etwas von ihr herunter. Und dieses etwas ließ mein Herz schneller schlagen.
 

"Ich muss üben, sagt Claude. Er ist der Meinung, das jeder Junge von Adel wissen muss wie man mit einem Schwert umgeht.", deklamierte Alois und richtete das spitze Ende der stählernen Waffe in meine Richtung.
 

"Keine Sorge, du wirst nicht gegen mich kämpfen müssen, kleine Rose. Aber du wirst als...na ja Übungsobjekt herhalten. Verstanden?" Ich nickte. Oh Gott, hoffentlich war Alois halbwegs talentiert mit diesem Ding. Sonst war mein Leben schneller vorbei, als gedacht.
 

"Gut, fangen wir an!" Ziemlich übermütig rannte Alois auf mich zu, ich schloss die Augen und hielt den Atem an. Aber der Schmerz blieb aus.
 

Zum Glück.
 

Und als ich mich dann traute durch meine dichten Wimpern zu gucken, erkannte ich, dass Alois lediglich ausholte, mit aber nicht mit dem Schwert berührte. Er übte tatsächlich nur bestimmte Handgriffe.
 

Zwar stoppte die Schwertscheide das ein oder andere Mal nur knapp vor meinem Hals oder meiner Brust, doch er verletzte mich nicht.
 

Außerdem schien er das hier tatsächlich ernst zu nehmen, denn er sagte nichts, lachte nicht, schaute nur etwas verbissen drein und schien sich zu konzentrieren.
 

Dabei drängte sich mir jedoch der Gedanke auf, warum er so hart trainierte? Bereitete er sich auf einen Kampf vor? Oder ging es nur darum im Falle des Falles gewappnet zu sein? Oder war es doch nur etwas, das er tat, weil die Etikette es so verlangte?
 

Nun, durch fragen oder bloßes Nachdenken würde ich die Antwort sicher nicht erhalten, aber vielleicht fand Alois irgendwann so großen Gefallen an seinem Spielzeug, dass er ihm auch seine Ängste und seine düstersten Geheimnisse und Wünsche anvertraute.
 

"Aufgepasst!"
 

Bevor ich reagieren konnte, zog Alois mir ein Bein weg und ich verlor den Halt. Sofort war er über mir, drückte die flache Seite der Schwertscheide gegen meinen Hals und fixierte mich.
 

"Du musst aufpassen, kleine Rose. Sonst ist der Kopf ab."



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Ookami-no-Tenshi
2017-09-13T10:40:37+00:00 13.09.2017 12:40
Als Alois gesagt hat, sie soll als Übungsobjekt herhalten, habe ich zuerst gedacht, er würde sie gleich einfach zerstückeln. XD
Zum Glück war das nicht der Fall, aber ich bin gespannt, was noch so passieren wird, denn ich glaube kaum, dass es immer so ruhig bleibt.
Besonders nicht, wenn es um Alois geht. Vielleicht tauchen sogar Ciel und Sebastian auf.
Auf jeden Fall bin ich gespannt ^-^

Lg. Ookami-chan


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