Verliebte,Freunde,was auch immer! von RinRainbow ================================================================================ Kapitel 23: Idioten oder ich fühle es ------------------------------------- Sie fühlte nichts. Nicht einmal die eisige Kälte - sie hatte in all der Eile ihre Mütze und die Handschuhe vergessen.  Sie fühlte nichts. Mit schnellen Schritten bahnte sie sich ihren Weg durch die Passanten, rempelte hier und da jemanden an, murmelte immer wieder kurze Entschuldigungen.  Sie fühlte nichts. Da hörte sie plötzlich einen empörten Schrei und blieb abrupt stehen. ,,Koushiro!" Eine junge Mutter kniete vor einem kleinen Jungen und versuchte ihm gerade ein Paar Fäustlinge anzuziehen. ,,Na komm, zieh die an, sonst wirst du noch krank!"  ,,Ich will nicht!"  ,,Koushiro, bitte. Mach kein so Theater. Schau ich habe doch auch welche  an." Sie hielt ihm ihre Hände, die in hübschen rosa Strickhandschuhen steckten, vor die Nase. ,,Alle tragen bei dem Wetter Handschuhe!" Der Junge, Koushiro, sah an seiner Mutter vorbei, direkt in das Gesicht des Mädchens welches die Szene stumm beobachtete.  ,,Aber Mama", sagte er mit seiner kindlichen Stimme. ,,Sie trägt doch auch keine."  Seine Mutter seufzte genervt und folgte den Blick ihres Sohnes.   Ertappt zuckte das Mädchen zusammen. ,,Ich..ich...." Sie brach überfordert ab. ,,Hör auf deine Mutter", murmelte sie dann, ehe sie ihren Weg weiter fortsetzte.  Sie blieb erst wieder stehen als sie ihr Ziel erreicht hatte. Und da, plötzlich, auf einen Schlag, wurde ihr klar, wie dumm sie war. Was wollte sie hier? Was hatte sie sich dabei nur gedacht? Was sollte das bringen?  Warum hatte sie nicht einfach Kari angerufen, oder Mimi oder Sora? Und überhaupt, wahrscheinlich war er gar nicht mehr hier...   Als Kanna ihre E-Mails checkte blieb ihr Blick sofort an dieser einen hängen. Augenblicklich begann ihr Herz schneller zu schlagen. Teshi. Seit ihrem Umzug hatte sie nichts mehr von ihm gehört, was allerdings daran lag, dass sie ihm darum gebeten hatte ihr etwas Ruhe zu lassen. Sie wollte nicht an ihre Zeit in Osaka erinnert werden, viel zu viel Schmerz bereitete es ihr. Der Bruch mit Ayaka, das Aufgeben ihres Traumes, der Weggang ihrer Mutter und der Tod von Shuu.  Aber jetzt, Monate später hatte Teshi ihr geschrieben. Sie zögerte. Sollte sie die Mail wirklich öffnen? Ihre Hand, die die Maus fest umschloss zitterte als sie die E-Mail schließlich doch anklickte. Teshi war immerhin ihr Freund, er war für sie da gewesen und hatte ihr soviel geholfen. Allein der Anstand verlangte, dass sie seine Mail las. Natürlich war das nicht der einzige Grund. Kanna vermisste ihn. Sicher hatte sie hier schnell und dank Koushiro Freunde gefunden, aber mit Teshi war es anders. Bei ihm war sie immer sie selbst gewesen, er kannte die  wahre Kanna. Sie schüttelte den Kopf über diesen komischen Gedanken und begann stattdessen zu lesen.   Liebe Kanna, Ich hoffe es geht dir gut und du hast dich inzwischen  in deinem neuen zu Hause eingelebt.  Hier bei uns ist alles wie immer, allerdings ist der Computerclub ohne dich nicht mehr  das Gleiche (und das schreibe ich nicht nur weil du unser einziges weibliches Mitglied warst) Kommst du mit deinem Computer voran?  Ich weiß, du wolltest etwa Abstand von deinem alten Leben, und normalerweise hätte ich dir auch nicht geschrieben, aber es ist etwas passiert das du wissen solltest. Ayaka und die Anderen haben ein neues Mitglied für den Schwimmclub gefunden.  Die Schulmeisterschaft ist natürlich schon vorbei, aber sie haben es geschafft das Gewinnerteam zu einem Freundschafts Schwimmen zu überreden. Du fragst dich jetzt sicher warum ich dir das alles schreibe. Tatsächlich halte ich diesen Wettkampf für eine gute Gelegenheit für euch. Ich bin mir sicher, dass Ayaka dich vermisst und es dir auch nicht anders geht. Es gibt zwar noch keinen genauen Termin,  aber ich würde mir wünschen, dass du kommen würdest. Nicht nur für Ayaka, auch für die Anderen- allem voran für mich- die dich wirklich vermissen. Denk bitte  darüber nach. Liebe Grüße Dein Teshi   Kanna saß regungslos vor ihrem Laptop. Sie hatten also jemanden gefunden. Ein neues Mitglied. Einen Ersatz für sie. Sie ärgerte sich darüber, dass es sie verletzte. Sie war  doch aus dem Team ausgestiegen und sogar weggezogen, was hatte sie denn erwartet? Aber trotzdem... Die Türklingel riss sie aus ihren Gedanken. Dankbar für die Ablenkung ging sie den Flur entlang und öffnete die Tür.  ,,Hallo Kanna.." ,,Koushiro. Hallo, komm doch rein." Lächelnd trat sie zur Seite. ,,Wollten wir heute an dem PC weiterbauen? Tut mir leid, dass habe ich ganz vergessen.." Unsicher trat Koushiro von einem Bein auf das Andere. ,,Nein...das..das ist es nicht." ,,Wie?" Überrascht sah Kanna ihn an.  Er erwiderte ihren Blick unsicher. ,,Das..das ist nicht der Grund warum ich hier bin." ,,Okay..", sagte sie langsam. ,,Gehen wir in die Küche, ich mache uns einen Tee und dann erzählst du was los ist." Koushiro nickte stumm, und so saßen die Beiden ein paar Minuten später vor ihrem dampfenden Teetassen am Küchentisch. Sein Schweigen beunruhigte Kanna und sie begann sich zu fragen warum er wirklich hier war. ,,Also...?", versuchte sie ein Gespräch in Gang zu bekommen.  Koushiro, der gerade konzentriert in seine Tasse gestarrt hatte schreckte hoch. Kanna musterte ihn besorgt. ,,Was ist los?" ,,Ich..ich..", stotterte er und wurde rot. Dann seufzte er, fuhr sich nervös durch die Haare und murmelte leise. ,,Es geht um das...was du mir damals gesagt hast." ,,Was?" Sie wusste im ersten Moment wirklich nicht wovon er sprach.  ,,Na das du...das du mich..." Er wurde noch röter, soweit das irgendwie möglich war. Und da verstand sie endlich worauf er anspielte.  ,,Oh", sagte sie und senkte schnell den Blick. ,,Das..." Die paar Sekunden bis Koushiro weitersprach kamen ihr ewig vor. Es war einfach eine schrecklich unangenehme Situation. So wie es einem oft beim Fernsehen ging, wenn eine Sendung so peinlich wurde, dass man einfach wegschalten wollte, aber es nicht konnte. Ja, dieser Vergleich kam ihr wirklich passend vor.  ,,Genau, das", sagte Koushiro gerade. ,,Und als Erstes...wollte ich mich entschuldigen. Dafür, dass ich solange für eine Antwort gebraucht habe. Aber jetzt.." Seine Schultern strafften sich und seine Stimme wurde lauter und fester. ,,Aber jetzt weiß ich es." Mit großen Augen sah Kanna ihn an. Ihr Herz klopfte so schnell, dass sie das Gefühl hatte es würde explodieren. Sie hatte jeden Tag, jede Minute, auf eine Antwort von ihm gehofft. Jedes Mal, wenn er zu ihr gekommen war um ihr mit dem PC zu helfen. Aber es passierte nichts und so hatte sie die Hoffnung schon fast aufgegeben. Trotzdem,obwohl sie sich so sehr nach einer Antwort gesehnt hatte, hatte sie jetzt auf einmal Angst davor, was er sagen würde. Was, wenn er... ,,Es ist so", unterbrach Koushiro ihre Gedanken. ,,Ich bin wirklich nicht gut in solchen Dingen. Ich meine, ich hatte noch nie eine Freundin und ich weiß ehrlich gesagt auch nicht  was es heißt verliebt zu sein." Bei seinem letzten Satz hatte Kanna das Gefühl, als würde ihr der Boden unter den Füßen weggezogen. Er wusste nicht was es hieß verliebt zu sein?  Aber..aber das konnte ja nur eines bedeuten....Ihr Herz setzte für einen Moment aus und mit einem Schlag fühlte sie sich unglaublich leer. Sie wusste nicht was sie erwartet hatte, aber sie hatte gehofft. So sehr. Und jetzt schien alles umsonst gewesen zu sein...  ,,Schon gut", presste sie schließlich hervor  und vermied es ihn dabei anzusehen. ,,Es ist okay..ich...ich..." Kanna spürte wie ihr Tränen in die Augen stiegen und brach hilflos ab. Das wars dann also... Davis balancierte konzentriert den Fußball auf seinem Fuß. Tai hatte sich vor einer halben Stunden verabschiedet, und eigentlich hatte auch er gehen wollen. Aber jetzt stand er immer noch hier, alleine in der Kälte, tief in Gedanken versunken. Da ließ ihn ein plötzliches Geräusch direkt neben ihn aufschrecken. Überrascht hob er den Kopf. Der Fußball fiel mit einem leisen Geräusch zu Boden und rollte ein paar Meter zur Seite.  ,,Yolei." Seine Stimme war nur ein leises Flüstern. Noch bevor er in ihr Gesicht sah, wusste er was ihr Erscheinen hier zu bedeuten hatte. ,,Woher wusstest du das ich hier bin?" Sie versuchte so etwas wie ein leichtes Lächeln, scheiterte aber kläglich. Langsam ging sie ein paar Schritte auf ihn zu. ,,Ich habe bei dir zu Hause angerufen. Und Yun meinte du seist mit Tai zum Training gegangen.." ,,Achso.." Sie stand jetzt direkt vor ihm. Einen Moment lang sahen sie sich stumm an, ehe Yolei sich ohne Vorwarnung in seine Arme warf.  ,,Warum..", schluchzte sie an seiner Schulter. ,,Warum...?" Davis schoss die Augen während er Yolei sanft über den Rücken strich. Er hatte es befürchtet.  ,,Weißt du", schniefte Yolei. ,,In jedem Film, in jedem Buch, überall! Überall wird einem erzählt, dass es richtig ist zu seinen Gefühlen zu stehen. Dass es einem danach besser geht, auch wenn die Gefühle nicht erwidert werden." Sie löste sich von Davis und sah ihn unter Tränen an. ,,Aber soll ich dir was sagen?  Das ist Blödsinn!" Davis schwieg. ,,Es ist Blödsinn! Absoluter Blödsinn!" Sie begann mit ihren Fäusten gegen seine Brust zu schlagen. ,,Blödsinn!" Immer wieder wiederholte sie dieses Wort.  Geduldig wartete Davis bis sie sich etwas beruhigt hatte, dann sagte er mit sanfter Stimme:,, Ich weiß." Yolei sah ihn mit großen Augen an. ,,Ich weiß", wiederholte Davis. ,,Ich weiß, wie es sich anfühlt jemanden sein Innerstes zu offenbaren und dann zurückgewiesen zu werden." Die Brillenträgerin dachte einen Moment lang nach, dann hauchte sie:,,Kari..." Davis nickte. ,,Genau. Ich meine gut, jeder - einschließlich mir - wusste, dass Kari Gefühle für T.K hat, aber.." Ein trauriges Lächeln umspielte seinen Lippen. ,,Ich dachte ich muss es wenigstens versuchen. Und wenn ich ehrlich bin hatte ich tatsächlich ein kleines Fünkchen Hoffnung in mir, dass sie mich auch mag."  ,,Wirklich?" Yolei sah ihn überrascht an. ,,Ja.." ,,Ganz schön dumm..." Davis zog eine Grimasse. ,,Na vielen Dank..." ,,Aber..", Yolei sah verlegen zu Boden. ,,Mir ging es genauso. Ich wusste das Izzy nicht so für mich empfindet, aber trotzdem..trotzdem habe ich gehofft." Der Braunhaarige musterte sie ungläubig. ,,Ehrlich?" Yolei nickte und lächelte ihn an. Diesmal gelang es ihr sogar, es war ein ehrliches, trauriges und trotzdem wunderschönes Lächeln.  ,,Wir sind schon zwei ziemliche Idioten oder?" ,,Ja", stimmte Davis ihr zu und grinste ebenfalls. ,,Ja, das sind wir..."   ,,Kanna."  Sie hatte nicht mitbekommen wie er aufgestanden war, aber plötzlich stand Koushiro vor ihr, griff nach ihren Händen und zog sie von ihrem Stuhl hoch.  Sie waren sich auf einmal so nah, viel zu nah. Kanna wollte zurückweichen, doch er hielt sie zurück. ,,Was..warum?" Sie verstand es nicht. Was sollte das jetzt wieder? Seine Hände schwitzen, seine Wangen waren gerötete und seine Augen schafften es nicht ihren Blick stand zuhalten. Aber trotzdem klang seine Stimme ruhig als er sagte:,,Ich weiß nicht was es heißt verliebt zu sein, obwohl ich solange darüber nachgedacht habe. Aber wenn ich...wenn ich aufhöre darüber nachzudenken, merke ich wie mein Herz schneller schlägt wenn ich bei dir bin. Wie ich jedes Mal lächeln muss wenn ich an dich denke. Wie nervös ich in deiner Gegenwart werde." Er lächelte sie unsicher an, ließ ihre linke Hand los und wischte ihr sanft eine Träne von der Wange. ,,Ich kann es vielleicht nicht erklären, das Verliebt sein, aber ich kann es..ich kann es fühlen. Ich fühle es. Mit dir."  Kanna hatte jedes seiner Worte gehört, förmlich in sich aufgesogen, aber trotzdem,sie konnte es nicht glauben.  ,,Ich..." Sie wusste ganz egal, was sie jetzt sagen würde, es könnte dem was Koushiro ihr gerade gesagt hatte niemals gerecht werden. Also ließ sie es lieber gleich bleiben, beugte sich stattdessen vor und küsste ihn. Zuerst ganz vorsichtig, ganz sanft, ganz unsicher. Dann, als sie merkte wie er sie fester an sich drückte, stärker, leidenschaftlicher. Als sie sich schließlich voneinander lösten sahen sie sich etwas verlegen an.  ,,Ich..."  ,,Koushiro", unterbrach Kanna ihn, als ihr plötzich ein Gedanke kam. ,,Was..was ist mit Yolei?"  Er zuckte zusammen als sie ihren Namen aussprach. Es war im Moment vielleicht nicht das passendste Thema, aber sie musste es wissen.  ,,Das ist okay." Leider klang seine Stimme so als wäre es ganz und gar nicht okay. ,,Ich habe mit ihr gesprochen. Sie...sie versteht es."  ,,Aber..." Er schüttelte den Kopf und nahm sie in den Arm. ,,Es ist okay.." Sie schmiegte ihren Kopf an ihn. Sie hoffte so sehr das er Recht hatte.... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)