Follow your Heart von Linchen-86 ================================================================================ Kapitel 51: Frühlingserwachen ----------------------------- April 05.04.2012 Mimi befand sich im zweiten Semester ihres Ernäherungswissenschaftsstudiums und fühlte sich mittlerweile wirklich sehr wohl hier. Mit Grace, ihrer Mitbewohnerin, verstand sie sich auch immer besser, sodass das Zusammenleben einigermaßen harmonisch war. Nicole und Logan waren seit einem halben Jahr ein Paar und turtelten sehr viel herum, was Mimi ein Stückweit wahnsinnig machte. Etwas neidisch war sie hin und wieder schon, das musste sie zugeben, aber sie gönnte Nicole ihr Glück. Es war ja nicht so, als würden sich nicht auch Jungs für sie interessieren. Besonders ein ganz bestimmter Braunhaariger versuchte immer mal wieder sein Glück bei der Brünetten. Ethan. Mimi und Nicole gönnten sich heute eine Auszeit vom Unileben und waren gerade am Strand. „Ah, es ist einfach herrlich hier. Ich glaube, ich bleibe auch nach dem Abschluss in Orlando“, sagte Nicole und trug noch etwas Sonnencreme auf ihre Arme und ihren Bauch auf. „Hmm… das weißt du jetzt schon?“, fragte Mimi nach. „Joah. Ich meine, Logan ist hier im Schwimmteam und je nachdem wie sich das Ganze entwickelt, wäre es wirklich schön hier für uns. Seine Familie lebt in San Fransisco, das ist nicht ganz so weit weg und wenn alles richtig gut klappt, könnte ich später sogar seine Managerin werden. Ach, das wäre ein Traum.“ Mimi war beeindruckt Nicole hatte die nächsten vier Jahre ihres Lebens schon ziemlich genau verplant. Sie selbst hingegen machte sich noch gar keine Gedanken darum, was nach dem Uniabschluss geschehen würde. Das Leben hatte ihr gezeigt, dass ohnehin alles anders kam, wie man es vorher plante. „Ich wünsche es dir“, erwiderte sie daher nur und drehte sich auf ihren Bauch, damit der Rücken auch etwas Farbe abbekam. „Und du?“ „Was soll mit mir sein?“ „Wo möchtest du danach hin?“ „Keine Ahnung… da wo ich ein gutes Angebot bekomme“, murmelte die Brünette. „Mit oder ohne Ethan?“ „Ohne… Was soll das? Du weißt doch, dass Ethan und ich nur Freunde sind.“ „Ja, aber wenn es nach Ethan gehen würde, dann nicht. Meine Güte, der Kerl hat sich fast ein Bein ausgerissen, um dir zu imponieren und du lässt ihn immer wieder abblitzen.“ „Schon möglich. Ich bin einfach noch nicht so weit.“ „Mimi, das ist alles doch schon so lange her. Zur Therapie bist du die letzten zwei Wochen auch nicht mehr gegangen“, erwiderte Nicole und drehte sich ebenfalls auf den Bauch. „Weil es mir gut geht“, wehrte Mimi ab. „Warum lässt du dich dann nicht auf Ethan ein?“ „Was hat das eine mit dem anderen zu tun?“, stellte Mimi die Gegenfrage, anstatt auf Nicoles Frage zu antworten. „Eine ganze Menge. Dir fällt es immer noch schwer, anderen zu vertrauen. Ich meine immer, wenn Ethan dir näher kommt oder er nur den Versuch wagt, flüchtest du. Nenne mich verrückt, aber normal ist dieses Verhalten ganz sicher nicht.“ Mimi brummte einfach nur vor sich hin und stand auf. „Ich werde jetzt ins Wasser gehen. Ich brauche eine Abkühlung.“ „Ja, ungefähr genauso Ms Tachikawa“, rief Nicole ihr hinterher, rollte mit den Augen und sonnte sich weiter. 10.04.2012 Mimi ging ihren Stapel Post durch, als ihr ein ganz besonderes Briefpapier ins Auge fiel. Sie fischte dem cremefarbenen, viereckigen Umschlag heraus und las sich den Absender durch. >Joe Kido< „Hui.“ Jetzt war die Brünette neugierig, was Joe ihr schickte. Sie öffnete vorsichtig dem Umschlag und holte eine Karte heraus. Gleich vorne auf der Karte war ein Bild von Joe und Saori zu sehen und ganz oben stand: >Wir werden heiraten<. Mimi atmete einmal tief ein und aus, ehe sie die Karte öffnete. Wir trauen uns… und wollen gemeinsam unseren Weg durch das Leben gehen. Wir würden uns freuen, wenn du diesen besonderen Tag gemeinsam mit uns erleben würdest. Zu einem kleinen Umtrunk laden wir vorab, für den 12.06.2012 ein. Die richtige Trauung wird am 23.06.2012 stattfinden. Wir freuen uns auf Euer Kommen. Saori und Joe. Die Adressen standen ebenfalls auf der Karte. Der Umtrunk würde in einem Saal stattfinden, während die eigentliche Zeremonie sich außerhalb Tokyos auf einem ländlichen Anwesen ereignen würde. Mimi war sicher, es würde traumhaft aussehen. Sie biss sich leicht auf die Unterlippe und war hin und her gerissen. Sie wusste nicht, was sie tun sollte. Eigentlich hatte sie genau zu diesem Zeitpunkt Semesterferien und damit auch Zeit, aber konnte und wollte sie nach Japan reisen? War sie schon bereit auf ihn zu treffen. Denn ihr war klar, dass Taichi ebenfalls dort sein würde. Was, wenn er mit einer neuen Freundin auftauchen würde. Was, wenn er sie keines Blickes würdigen würde? Sie würde durchdrehen und nachher noch den schönen Tag ruinieren. Nein, sie konnte nicht. So gern sie Joe hatte und so sehr sie sich für ihn freute. Sie konnte es einfach nicht. Sie konnte nicht an den Ort zurückkehren, an dem ihr Herz von ihrer großen Liebe in hunderttausende Teile zerbrochen worden war. Ihr Herz war noch lange nicht geheilt und sie war sich sicher, dass es sie nur wieder zurückwerfen würde. Schweren Herzens griff die Brünette nach ihrem Handy und rief die Nummer ihres blauhaariges Freundes an. „Hallo?“, murmelte eine verschlafene Stimme am anderen Ende der Leitung. „Joe? Oh entschuldige, habe ich dich etwa geweckt?“ Schnell riskierte die Brünette ein Blick auf die Uhr. Bei ihr war es gerade sechs Uhr am frühen Abend. Also müsste es bei Joe... „Es sind fünf Uhr in der Früh. Die Sonne ist noch nicht mal aufgegangen“, erwiderte Joe schläfrig und gähnte laut. „Ich… Entschuldigung. Ich rufe einfach später...“ „Mimi, jetzt telefonieren wir schon miteinander, also kannst du mir auch gleich sagen was du wolltest“, erwiderte Joe. „Ich habe heute deine Einladung zur Hochzeit bekommen. Ich wollte mich bedanken“, erwiderte Mimi kleinlaut. „Ah… Ja, das wurde auch Zeit. Ich hatte schon die Befürchtung, dass sie eventuell verloren gegangen war.“ „Danke, wirklich auch an Soari, aber leider…“ Die Brünette schluckte einen Kloß im Hals runter. „Leider kann ich nicht kommen, ich… habe einen Ferienjob und bekomme wohl keinen Urlaub.“ „Oh. Und da kannst du wirklich gar nichts machen? Es wäre schade, wenn du nicht kommen könntest“, erwiderte der Assistenzarzt im ersten Jahr. Mimi biss sich auf die Unterlippe. Sie wollte doch Joe nicht enttäuschen und es bedeutete ihr so viel, dass er sie einlud. Was sollte sie nur tun? „Vielleicht, kann ich ja nochmal mit meinem Chef reden“, erwiderte die Jüngere leicht zweifelnd. „Das wäre schön. Wäre doch gelacht, wenn eine Mimi Tachikawa nicht bekommt was sie will“, scherzte der Ältere. Erneut biss die Brünette ihre Zähne zusammen. Wenn Joe wüsste… „Ich kann nichts versprechen...“, nuschelte sie daher und spielte mit einer Haarsträhne. „Ja, gib mir bitte nochmals Bescheid, wenn du mehr weißt. Wir würden uns freuen. Du bist ein gern gesehener Gast, Mimi. Ohne dich wäre es einfach nicht dasselbe.“ Mimi musste etwas schmunzeln. Es tat gut, das zu hören und dass ihre Freunde aus Japan, sie nicht vergessen hatten. „Das ist lieb. Ich lass dich jetzt mal weiter schlafen und grüß Saori von mir.“ „Mach ich. Bis dann, Mimi.“ „Bis dann.“ Mimi beendete das Gespräch und legte ihr Handy bei Seite. „Puh, das lief ja mal gar nicht gut.“ Immer noch hin und hergerissen wägte sie ab, ob sie auf die Hochzeit gehen sollte oder nicht. Die Frage die sich ihr stellte, wenn sie heiraten würde, fände sie es doch auch schade, wenn ihre Freunde nicht kämen, um an diesem großen und wichtigen Tag an ihrer Seite zu stehen. Zudem hat sie sich das gesamte letzte Jahr nicht getraut, ihre Freunde in Tokio zu besuchen. Zu groß war die Verletzung und der Schmerz. Aber was blieb ihr übrig? Sollte sie jetzt für immer Japan und Tokio meiden, weil sie in Gefahr laufen könnte, Taichi zu begegnen? Das war doch dämlich. Eigentlich wusste sie ganz genau, was sie zu tun hatte. 13.04.2012 Nervös kaute Mimi auf ihrer Unterlippe herum. „Könntest du das bitte lassen?“, flüsterte Ethan in ihr Ohr. „Was meinst du?“ „Dich selbst zu schänden! Du bist zu nervös. Ich bin sicher du hast genauso bestanden wie ich auch.“ Mimi und Ethan würden heute ihre Note in dem Fach Hygiene erfahren. Die Prüfung hatten sie zuletzt geschrieben und nur diese Note stand noch aus. „Immer machst du dir vorher voll den Kopf, aber bisher hast du alles bestanden.“ „Na ja, in Lebensmittelherstellung habe ich gerade mal mit 3.0 bestanden. Das ist voll schlecht und Anatomie könnte auch besser sein.“ „Keine Ahnung, das letzte Fach habe ich nicht“, grinste Ethan provozierend. Mimi rollte mit ihren Augen. Ethan war in jedem Fach etwas besser, als sie. Sie hatte zwar bisher alles bestanden, aber sie befand sich auch gerade mal im zweiten Semester. Das erwartete sie einfach von sich selbst. „Da, die Ergebnisse sind online“, sagte Ethan und riss die Brünette aus ihren Gedanken. „Was hast du?“, erkundigte sie sich rasch und suchte mit ihren Augen fieberhaft nach ihrem und Ethans Namen. „2.0“, antwortete Ethan zufrieden „Und du 2,7. Bestanden.“ Ethan zeigte auf Mimis Namen und ihre Note. „Oh menno, du bist schon wieder besser“, seufzte sie. In der Schule war Nicole immer besser gewesen und jetzt war es Ethan. Es war doch wirklich zum verrückt werden. „Bestanden ist bestanden Mimi und 2.7 ist doch gut, dafür dass du dachtest, du müsstest sie noch einmal schreiben.“ „Ja, schon.“ „Na los, lass uns feiern.“ „Wie feiern?“ „Wir sind Studenten. Na los, lass uns etwas unternehmen und wir nennen es auch nicht Date, okay?“ Mimi biss sich nervös auf ihre Unterlippe, aber nickte schließlich mit dem Kopf. „Na gut, als Freunde.“ „Als was denn sonst?!“, grinste Ethan und zwinkerte ihr zu. Mimi rollte erneut mit ihren Augen. Ethan hielt ihr seinen Arm entgegen und die Jüngere ergriff ihn. „Und wo sollen wir hingehen?“ „Wo möchtest du denn hin?“, fragte der Braunhaarige nach. „Also ich habe eine Schwäche für Freizeitparks und hier in Orlando gibt es doch das Island of Adventure. Hättest du Lust?“ „Soll das ein Witz sein? Achterbahn, Bier und viele Süßigkeiten, klar bin ich dabei und ich muss mich korrigieren.“ „Korrigieren?“, fragte die Jüngere irritiert nach. „Ja, das ist sowas von ein Date.“ Mimi schlug Ethan gegen die Schulter, schnappte ihren Rucksack, kramte ein paar Sachen zusammen und ging zu ihrer Zimmertüre. „Dann musst du auch bezahlen“, provozierend streckte sie ihm ihre Zunge entgegen und verließ ihr Zimmer. Ethan folgte ihr lachend. „Solange du es auch >Date< nennst, bin ich einverstanden.“ Eine Stunde später kamen sie im Freizeitpark an und Mimi war sich sicher, noch nie in einem so großen Vergnügungspark gewesen zu sein. Eine Achterbahn jagte die Nächste, Loopings, Schrauben, alles was das Adrenalinherz höher schlagen ließ. „Meine ich das nur, oder wirst du plötzlich blass?“, grinste Ethan und blieb stehen. Er hatte eine Karte in der Hand und wollte sich kurz einen Überblick verschaffen. „So einen Unsinn, ich bin nur beeindruckt.“ „Okay, möchtest du auch einen Park sehen? Vielleicht entführe ich dich in den Jurassic Park und beschütze dich vor den Dinosauriern.“ „Ich habe keine Angst vor Dinosauriern. Ich mag sie, sie sind niedlich.“ „Niedlich? Du kennst die Filme aber, oder?“ „Ja, sie hatten eben Hunger“, gab sie unschuldig von sich. „Außerdem fühlten sie sich angegriffen. Sie kannten keine Menschen, woher auch? Der Mensch war der Feind. Der Mensch ist ganz oft der Feind und manche von den Menschen hatten es auch verdient, gefressen zu werden.“ „Hört, hört. Dann besuchen wir auch auf jeden Fall diesen Park.“ Mimi und Ethan gingen ein Stück voran und sahen schon viele Menschenschlangen an den besonderen Attraktionen. „Ich glaube das ist hier die längste Achterbahn. Sie hat ein, zwei… fünf Looping“, stellte Mimi erstaunt fest. „Dann sollten wir uns die für den Schluss aufheben. Am Anfang direkt schon das krasseste nehmen, ist irgendwie uncool.“ Mimi nickte zustimmend. „Okay, dann gehen wir erst auf eine etwas harmlosere Achterbahn. Oh, da ist eine Wasserbahn. Komm mit.“ Lächelnd lief die Brünetten auf die Wasserbahn zu und stellte sich an der Schlange an. Ethan zuckte mit den Schultern und folgte ihr. „Dein Wunsch...“ Zufrieden nickte sie. „Sowas höre ich gerne.“ Nach etwa 20 Minuten saßen sie mit noch anderen Besuchern in einer Neuner-Bahn, sie bildete ein Kreis und überall konnte Wasser eindringen, je nachdem wo man saß. Mimi wollte sich in einer dreier Reihe in die Mitte setzen und erhoffte sich dort den meisten Schutz. Ethan blieb nichts anderes übrig, als sich links neben sie zu setzen. „Hoffentlich wirst du nicht nass“, neckte sie den Älteren. „Hoffentlich fällst du nicht ins Wasser“, scherzte der Braunhaarige und legte wie selbstverständlich einen Arm um die Jüngere. „Passiert schon nicht.“ Die Fahrt ging los und das Gefährt setzte sich mit kreisenden Bewegungen in Bewegung. Es schwappte jetzt schon ein wenig Wasser ins Gefährt, dabei hatten sie noch nicht mal die erste Fallhöhe erreicht. Sie fuhren noch recht entspannt, ehe sie bemerkten, dass sie auf eine Spitze zusteuerten. „Ohh… gleich geht es runter, gleich geht es runter“, schrie Mimi aufgeregt und suchte Schutz im Sitz. „Ahh…“, schrie sie auf, als sie runter rasten und eine große Welle in das Gefährt schoss und alle nass spritzte. „Dein Plan ging wohl nicht so auf“, lachte Ethan und wischte sich selbst das Wasser aus dem Gesicht. Auch Mimi wischte sich über die Stirn und schüttelte lachend ihren Kopf. „Nein, überhaupt nicht.“ Als sie schlussendlich das Ende der Fahrt erreichten, war keiner mehr trocken und jeden der Insassen hatte es irgendwann mal erwischt. Mimi die ein Sommerkleid trug, konnte ohne Probleme ihren Rock auswringen. „Durst?“, fragte sie kichernd bei dem Älteren nach. „Ach, hab noch genug.“ Belustigt zog der Braunhaarige seine Schuhe aus, aus der ebenfalls eine Menge Wasser kam. Mimi legte den Kopf in den Nacken und lachte laut los. „Ich glaube so unbeschwert habe ich dich noch nie gesehen“, erwiderte Ethan nachdenklich. Mimi hörte auf zu lachen und winkte verlegen ab. „Lass uns weiter gehen.“ „Warte.“ „Ethan...“ „Nein, ich meine. Schau mal, hier kann man sich trockenföhnen. Willst du mit mir föhnen gehen?“ Mimi konnte sich wieder nicht halten vor Lachen und ging in die große Kabine um sich trocken pusten zu lassen. „Was für ein unwiderstehliches Angebot.“ Nachdem beide nicht mehr klitschnass waren, gingen sie weiter und wollten eine kleine Stärkung zu sich nehmen. Ethan wollte etwas herzhaftes und Mimi lieber etwas süßes. Sie nahm sich ein paar Schokoerdbeeren, während Ethan gleich ein frischen Backfisch genoss. „Schmeckt es?“, fragte die Jüngere nach. Ethan nickte und biss ein großes Stück ab. Er hielt ihr den restlichen Backfisch entgegen. „Probieren?“ Mimi schüttelte ihren Kopf und zeigte auf ihre Erdbeeren. „Ja, nur nicht zu viel essen“, kicherte Ethan und neckte sie wieder. „Haha… mir reicht es. Ich esse später noch etwas anderes, wenn du mich zum essen einlädst.“ Ethan hörte kurz auf zu essen und sah amüsiert zur Jüngeren. „Ich glaube, das ist das teuerste Date was ich je hatte, dafür will ich am Ende des Tages aber auch einen Kuss.“ Der Braunhaarige aß den Rest des Backfisches auf und schmiss die Serviette weg, nachdem er sich die Händen daran sauber gewischt hatte. Er bemerkte nicht, wie Mimi kurz wieder blass wurde. Ein Kuss? Wann hatte sie das letzte Mal einen Junge geküsst? Oh Gott, das war Kisho an ihrem Abschlussball und das war fast ein Jahr her. „Shit“, murmelte Mimi. „Hmm?“ Fragend sah Ethan die Brünette an. „Los, lass uns zur nächsten Attraktion“, winkte diese ab und schmiss den Stil ihrer Schokoerdbeeren ebenfalls weg. Sie besuchten gemeinsam noch einige Parks, gingen auf kleine und größere Achterbahnen und der Tag neigte sich langsam dem Ende zu. Im Dunkeln sah der Park noch viel schöner aus und strahlte in den hellsten Farben. „Sieht wirklich schön aus“, schwärmte Mimi. Sie saßen gerade auf einer Bank und ruhten sich aus. „Jap, war eine gute Idee, hierher zu kommen.“ „Aber so langsam sollten wir wieder los. Meine Füße tun weh“, beschwerte sich die Jüngere und massierte schonend ihre Waden. „Muss ich dich jetzt etwa tragen?“, fragte Ethan grinsend nach. „Ich glaube ganz so schlimm ist es nicht...“ Schmunzelnd gingen sie wieder zurück zu dem Busbahnhof, der sie zurück zur Uni bringen würde. Desto näher sie der Campus kamen, desto aufgeregter wurde sie. Auch Ethan schien dies zu bemerken und musterte sie argwöhnisch. Mimi antwortete entweder einsilbig oder gar nicht und bevor sie den Campus erreichten, hielt Ethan sie am Arm zurück. „Okay Mimi, was ist los? Der Tag war so entspannend, was ist passiert, dass du auf einmal wieder so abweisend bist?“ Mimi räusperte sich. Die ganze Zeit spuckte nur ein Gedanken durch ihren Kopf. Sollte sie Ethan jetzt küssen oder nicht? Es war sicher dämlich sich deshalb so viele Gedanken zu machen. Es war schließlich nur ein Kuss, aber ein Kuss konnte eine ganze Situation verändern. Besonders der erste Kuss. Was, wenn Ethan sich mehr versprechen würde? Was wenn er ihr besser gefallen würde, als ihr lieb war? „Nichts… ich bin nur müde“, log Mimi und auch Ethan glaubte ihr kein Wort. „Du hast schon mal besser gelogen, Mimi“, kam es enttäuschend aus dem Braunhaarigen. Ethan wollte sich gerade umdrehen und losgehen, als Mimi ihn aufhielt. „Warte bitte.“ Ganz leise rief sie ihm nach. Ihre Stimme klang zerbrechlich und auch Ethan konnte nicht weiter gehen, sondern drehte sich zur Jüngeren um. Fragend sah er sie an und seufzte ergeben auf. „Es ist wegen dem Kuss...“ Der Braunhaarige schien immer noch nicht ganz zu verstehen. „Moment. Hast du dir jetzt ernsthaft Gedanken darum gemacht, ob du mich küssen möchtest, oder nicht?“ „Irgendwie schon...“, murmelte Mimi unbeholfen. „Oh man!“ Ethan schüttelte den Kopf, ging zur Kleineren und blieb wenige Zentimeter vor ihr stehen. „Mimi, wenn du mich küssen willst, dann wirst du es wissen. Das war eben ein Scherz, wenn du es nicht willst, werde ich dich sicher nicht dazu bringen. Okay?“ Mimi nickte leicht mit dem Kopf. „Du verpasst ja nur den besten Kuss aller Zeiten“, kam es überheblich aus dem Studenten. Gleich musste die Jüngere mit den Augen rollen, aber dennoch kichern. „Ich denke ein kleiner Abschiedskuss wäre okay. Für den wirklich schönen Tag.“ Ethan zog eine Augenbraue hoch und wusste offenbar nicht, ob es ihr ernst war. "Bist du sicher?“ „Ja.“ Mimi stellte sich auf ihre Zehenspitzen, schloss ihre Augen und hauchte dem Älteren einen Kuss auf den Mund. Ihre Münder blieben noch einen Moment aufeinander kleben und schließlich küsste der Braunhaarige die Jüngere zurück. Mimi neigte ihren Kopf und diesesmal küsste sie Ethan länger, auch der Ältere kam ihr etwas entgegen und intensivierte den Kuss. Sanft fuhr er mit seiner Zunge über ihre Lippen, neckte sie und bat stumm um Einlass. Schließlich erlaubte sie es ihm und schon spielten ihre Zungen wild und neckend miteinander. Sie legte ihre schlanken Arme um Ethan und auch er zog sie näher an sich heran. Schließlich unterband Ethan den Kuss zur Jüngeren und lächelte keck. „Ich oder besser wir sollten aufhören, bevor ich meine Gefühle nicht mehr unter Kontrolle habe.“ Er grinste sie frech an und Mimi nickte nur stumm. Dieser Kuss war anders, als den den sie mit Kisho verband. Er bedeutete ihr etwas. „Komm gut nach Hause, Mimi.“ Ethan lächelte und sah noch wie Mimi ins Wohnheim zusteuerte, dann ging auch er zurück in sein Wohnheim. 21.04.2012 Es war jetzt gut eine Woche her, dass sie Mimi und Ethan sich geküsst hatten. Der Kuss ging ihr die ganze Zeit nicht mehr aus dem Kopf, aber Ethan sprach sie nicht darauf an. Er wollte ihr wohl Zeit geben, als wüsste er, dass sie nicht darüber reden wollte. Natürlich hatte sie Nicole von dem Kuss erzählt. Ein Fehler, denn diese war gleich Feuer und Flamme und malte lauter "Mimi + Ethan forever"-Herzen auf jedes Blatt Papier. Heute war Samstag und diese Gelegenheit wollte Mimi nutzen, um endlich noch einmal mit Sora zu skypen. Es war tatsächlich seit Neujahr die erste Interaktion, außer gelegentlicher Kurznachrichten. Beide hatten einfach viel zu tun. Mimi war schon online und wartete auf ihre beste Freundin und dann ploppte ein Fenster auf dem Laptop-Bildschirm auf und eine rothaarige Frau war zu sehen. „Sora“, quickte Mimi auf und lächelte breit. „Hi Mimi, schön dich zu sehen. Wie geht es dir?“, fragte diese sogleich nach. „Gut und dir?“ Ihr Lächeln sagte eigentlich schon alles. Lange hatte sie Sora nicht mehr so unbeschwert gesehen. „Sehr gut.“ „Liegt das etwa an einem gewissen Modedesigner?“, fragte die Brünette grinsend nach. „Schon möglich“, erwiderte Sora geheimnisvoll.“ „Das ist nicht dein Schlafzimmer, also bist du wo?“ „Ich bin in Nagoya, bei Akuma. Er musste schon los und so können wir ganz entspannt quatschen.“ „Du bist wirklich oft da“, stellte die Jüngere fest. „Na ja, du weißt ja selber, wie schwer Fernbeziehungen sind. Innerhalb Japans ist es schwer, aber nicht so unmöglich wie auf zwei verschiedenen Kontinenten. Wir schaffen es, uns einmal im Monat für ein paar Tage zu sehen. Einmal kommt er nach Tokio und dann fahr ich wieder zu ihm nach Nagoya. Es ist toll, wenn beide das Gleiche wollen und sich dementsprechend einbringen.“ „Ja, ich verstehe was du meinst und ich freue mich für dich. Du? Sora?“ „Ja?“ Gleich war die Rothaarige leise und sah neugierig zu ihrer Freundin. „War es schwer, sich auf jemand Neuen einzulassen? Nach der Sache mit Matt?“, fragte Mimi leise nach. Kurz wurde der Blick der Älteren traurig und sie nickte mit dem Kopf. „Ja, sehr sogar.“ Mimi glaubte ihr sofort. Es wäre nicht Sora, würde es ihr nicht schwer fallen. „Ich dachte etwas unverbindliches wäre genau das richtige um über Matt endgültig hinweg zu kommen. Eigentlich bin ich nicht der Typ für One-Night-Stands und Affären, das weißt du selber, aber ich war auch noch nicht soweit mich wieder jemanden fest zu binden. Schließlich haben wir viel Kontakt gehabt und uns besser kennengelernt. So habe ich Gefühle für Akuma entwickelt und ihm erzählt wie ich zu uns stehe und er war gleich meiner Meinung. Wir haben es langsam angehen lassen und jetzt fühle ich mich wirklich wohl. Warum fragst du? Hast du jemanden kennengelernt?“ Mimi lächelte. Klar das Sora gleich eins und eins zusammen zählte. „Nicht neu kennengelernt, es ist immer noch Ethan.“ „Der ist echt hartnäckig. Der erinnert mich ein bisschen an T… Ach egal...“ „An Tai?“, fragte Mimi nach. Ja auch ihr waren schon ein paar Parallelen zwischen Ethan und Taichi aufgefallen. Das machte es aber nicht einfacherer. „Etwas“, nuschelte die Rothaarige. „Hat er? Also Tai eine neue Freundin?“ Eigentlich wollte Mimi das gar nicht wissen. Je nachdem welche Antwort Sora ihr geben würde, würde es ihr Herz erneut brechen. Dabei hielt es gerade so einigermaßen. „Also zuletzt habe ich ihm im März getroffen, da hatte er keine“, antwortete Sora. „Kommst du jetzt eigentlich zur Hochzeit? Bitte Mimi… du musst kommen. Wir sind doch alle da. Scheiß auf Tai. Matt kommt auch, also brauche ich dich, um das zu überstehen.“ „Ja, ich denke schon. Ich werde Joe und Saorio noch Bescheid geben.“ „Du kannst auch Ethan mitbringen, dann bist du nicht so alleine“, überlegte Sora. „Nein, wenn, dann komme ich alleine. Wenn ich ihn als Date zu einer Hochzeit einer meiner besten Freunde mitnehme, bedeutet das etwas.“ Mimi wusste noch nicht, ob sie dieses Zeichen setzen sollte. „Hoffentlich hat Joe genügend Alkohol auf dieser Hochzeit.“ „Klar, weiß du eigentlich wer die Trauzeugen sind?“ Mimi schüttelte ihren Kopf. „Izzy und Yolei. Izzy ist für die Organisation zuständig und glaube mir, Yolei kümmert sich um den Rest. Ich bekomme jeden zweiten Tag eine neue Nachricht. Sollte ich jemals heiraten, werde ich Yolei sicher nicht zur Trauzeugin machen.“ „Ich hoffe doch, dass ich deine Trauzeugin werde“, grinste Mimi überheblich. „Wenn ich deine werde“, lächelte Sora und streckte ihr die Zunge raus. „Tzz… dazu müsste ich erst einmal einen Mann finden.“ „Also abgemacht. Du kommst?“, fragte die Rothaarige nochmal ernst nach. Mimi nickte. "Ich werde Tai einfach ignorieren. Ich sehe euch und Halloooo Joe heiratet!“ „Ja, ich weiß. Ziemlich unglaublich. Dann gib mir nachher nochmal deine Maße durch!“ „Warum das denn?“, fragte die Jüngere irritiert.“ „Weil es Saoris Wunsch, oder Yoleis Wunsch war… Ich weiß es nicht mehr genau. Auf jeden Fall sollen wir Brautjungfer alle dasselbe Kleid anziehen“, erklärte Sora ihr. „Ähm… Moment seit wann bin ich eine Brautjungfer? So gut kenne ich Saori doch gar nicht.“ Die Jüngere konnte sich das nicht vorstellen. Sicher hatte Sora da was falsch verstanden. „Nein… Saori oder Yolei… hmm… zu viele Information, haben gesagt, das wir vier. Also du, ich, Kari und Yolei das gleiche Kleid anziehen sollen. Nur Yolei bekommt als Trauzeugin eine kleine Besonderheit.“ „Ähm… Okay...“ Jetzt war Mimi wirklich baff. Damit hätte sie nicht gerechnet. „Gut, dann wäre das ja geregelt. Ich muss jetzt los und denke daran, mir deine Maße noch zuzuschicken. Ich schicke dir dann später schon mal die Skizze per Mail. Dann kannst du dir in etwa vorstellen, wie es aussehen wird.“ Mimi nickte nur noch mit dem Kopf, lächelte und beendete das Gespräch. Eine Stunde später bekam Mimi eine neue Nachricht auf ihre Handy. Sie öffnete diese und lachte laut los, als sie den Inhalt las. >Ahhh Mimi. Es ist sooo cool, dass du kommst. Ich kann es kaum erwarten, dich zu sehen. Ich freue mich. Hast du schon das Kleid gesehen? Voll schön, ne? Und das Motto was sie haben, finde ich soo schön. Habe ich auch ausgesucht. Wann genau kommst du denn? Dann kannst du ja beim Junggesellenabschied auch dabei sein. Bingo. Ken kann mir schon gar nicht mehr zuhören. Ich soll dich lieb von ihm grüßen. Wir sehen uns. Kussi Yolei.< „Ja, das ist ganz eindeutig Yolei. Bin gespannt, was sie sich alles ausgedacht hat.“ Mimi musste zugeben, dass sie sich sehr auf die Hochzeit freute. Wenn sie dem Fest auch mit gemischten Gefühlen gegenüberstand. Die Jüngere wusste noch nicht genau, wann sie zurück nach Japan fliegen würde. Die Hochzeit war ja erst Ende Juli. Ob sie schon vorher fliegen sollte? Sie lehnte sich zurück auf ihr Bett, während sie sich erneut die Skizze von Sora ansah. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)