Follow your Heart von Linchen-86 ================================================================================ Kapitel 47: Willkommen in Florida --------------------------------- September 01.09.2011 Orlando, Florida, das bedeutete Sonne, Strand, Meer und hoffentlich viele gutgelaunte Menschen. Mimi und Nicole waren auf dem Campusgelände ihrer neuen Universität, auf der die beiden von nun an studieren würden, angekommen. Nicht nur Vorfreude, sondern auch etwas ehrfürchtig standen sie vor diesem riesengroßem Gelände. „Kannst du mir sagen, wo das Gelände endet?“, fragte Nicole bei ihrer besten Freundin nach. „Wenn du mir sagen kannst, wo es anfängt!“ „Ist ja auch nur eine Hochschule mit knapp 64.000 Studenten“, murmelte Nicole und starrte auf das riesige Anwesen. „Ja, und nur die Zweitgrößte in ganz Amerika.“ Synchron seufzten beide aus und sahen sich ermutigend an. „Wir schaffen das schon. Wir haben es zusammen bis hierhin geschafft und jetzt werden wir das auch noch packen“, sagte die Rothaarige zuversichtlich und legte einen Arm um die Kleinere. „Es wäre schön, wenn wir uns wenigstens ein Zimmer teilen könnten.“ „Ja, aber die Wahrscheinlichkeit ist schwindend gering.“ Erneut seufzten sie synchron aus, schulterten ihre Taschen, griffen nach ihrem Koffer und gingen Richtung Haupteingang. Klopf, Klopf, Klopf Mimi hatte es zusammen mit Nicole geschafft, das Sekretariat ausfindig zu machen. Beide mussten ein paar Unterlagen unterschreiben und bekamen jeweils einen Zimmerschlüssel, natürlich nicht mit der selben Zimmernummer. Obwohl die Brünette einen Schlüssel hatte, wollte sie höflich sein und an ihrem zukünftigen Zimmer anklopfen, ehe sie hereintrat, doch es tat sich nichts. So schloss die junge Frau auf, öffnete die Türe und staunte nicht schlecht, als sie ihr Zimmer erblickte, oder viel mehr WAS sich im Inneren ihres Zimmers befand. „RAUS HIER!“, schrie ihr eine fremde Frau entgegen, während ein fremder Mann ihr zuzwinkerte. Panisch und mit rotem Kopf schloss Mimi die Zimmertüre wieder zu. Ihre neue Mitbewohnerin hatte gerade Besuch und keinen normalen Besuch. Sie hatte Männerbesuch. Willkommen Unileben! Um sich etwas Zeit zu vertrödeln, lief Mimi mit ihren Habsehlichkeiten durch die Gegend und erkundete ihr neues Zuhause. Sie stand gerade vor einer großen Pinnwand auf der alles mögliche stand. Jobangebote, Freizeitmöglichkeiten und vieles mehr, als sie von einer unbekannten Stimme direkt angesprochen wurde. „Findest du dein Zimmer nicht?“ Irritiert drehte die Brünette sich um und sah einen attraktiven jungen Mann. „Ähm… doch, aber es ist gerade ein bisschen unpassend.“ „Verstehe.“ „Wirklich?“, fragte Mimi verwundert nach. „Klar, wir sind hier in Florida und bestimmt 70% an dieser Schule, die neu hierhin kommen, sind Single. Die restlichen 20% trennen sich in den ersten Monaten von ihrem Partner und 5% schaffen immerhin das erste Semester. Man muss eben sehen wo man bleibt“, erklärte der fremde Mann. Mimi nickte, verstand aber trotzdem kein Wort. „Und zu welchem Prozentsatz gehörst du?“ Mimi kicherte, das war auch mal eine ganz neue Masche, jemanden nachdem aktuellen Beziehungsstatus zu fragen. „Zu den ersten 70%“, antwortete die Brünette. Ihr Gegenüber nickte zufrieden und streckte ihr seine Hand entgegen. „Mein Name ist Taylor Parker, komme ursprünglich aus Nevada und studiere Ingenieurwesen im dritten Semester und du?“ Die Tachikawa musterte den jungen Mann, er war groß, bestimmt 1,88cm groß, hatte hellbraune kurze Haare, grüne Augen, wirkte sportlich, aber nicht übertrainiert und trug ein Tattoo an seiner linken Schulter. „Ich bin Mimi Tachikawa, komme aus New York und studierte Ernährungswissenschaften im ersten Semester, aber wahrscheinlich hast du das an meinem Gepäck erkannt. „New York cool, aber eigentlich hast du asiatische Wurzeln, oder?“, fragte Taylor neugierig nach. „Japanische, habe vor New York in Tokio gelebt.“ „Aha… Wie kommt eine Japanerin, über New York nach Florida?“ Mimi zuckte mit ihren Schultern. „Ich schätze das Leben hat mich hierhin geführt.“ „Das Leben also...“, grinste Taylor und musterte einmal Mimis Figur. „Du Mimi… würdest du vielleicht...“ „Ich werde mich dann nochmal zu meinem Zimmer begeben, in der Hoffnung, dass ich nun nicht wieder angeschrien werde.“ Sie lächelte Taylor kurz zu, ehe sie sich entschuldigte und weiter ging. Sie hatte wirklich kein Interesse an irgendwelchen Dates oder Männerbekanntschaften und sicher nicht an ihrem ersten Tag. „Ähm… Mimi, schönen Tag noch. Ich hoffe man sieht sich“, zwinkerte der Braunhaarige ihr zu. „Wer weiß… Ähm… Taylor?“ „Ja?“ Hoffnungsvoll drehte der junge Mann sich zur Tachikawa um. „Was ist mit den restlichen 5%?“ Irgendwie wollte sie das jetzt wissen. Es musste doch auch eine geringe Prozentzahl geben, die es miteinandern schaffen würden. „Mir ist bisher noch keiner begegnet, ist mehr eine Dunkelziffer. Was ist deine Theorie?“, stellte Taylor die Gegenfrage. „Die restlichen 5% schaffen es.“ Mimi lächelte, drehte sich und versuchte dann ihren zweiten Anlauf. Klopf, Klopf, Klopf „Hallo? Ich wohne jetzt auch hier und meine Sachen sind schwer.“ Klopf, Klopf, Klopf! Keine Antwort. Mimi reichte es. Sie zahlte ab heute Miete, also würde sie ihre Hälfte des Zimmers jetzt für sich beanspruchen. Mimi schloss die Zimmertüre auf, hielt eine Hand vor ihre Augen und trat langsam ein. „Also ich komme jetzt rein, entweder Decke überziehen oder aufhören!“ Immer noch keine Rufe oder Geschrei und zum Glück auch kein Gestöhne. Nichts war zu hören. Erleichtert sah sie sich im Zimmer um. Das Zimmer war ungefähr so groß wie ihres in New York, nur dass sie es hier nicht für sich alleine haben würde. Ihre Seite des Zimmers war unbenutzt. Ein Bett, ein Schrank, ein Nachttisch und ein kleiner Schreibtisch, alles in Buche gehalten. Sie ging weiter und fand ein kleines Badezimmer. Es war sauber und würde zunächst reichen. Mimi wollte es gleich ein wenig gemütlicher gestalten. Sie packte ihren Koffer aus und legte ihre schönsten und praktischsten Klamotten in den Kleiderschrank. Sie holte ein paar Kerzen aus einer Plastiktüte und stellte diese mit einer lilafarbenden Orchidee auf die Fensterbank. Die Fotocollage, die sie von Kari zu ihrem Abschied geschenkt bekommen hatte, hängte sie quer ihrer Bettseite entlang auf und ein Rahmen mit einem lustigen Foto von ihr und Nicole, wie sie Grimassen machten, stellte sie mit ihrem rosanen Wecker auf der Nachtkommode ab. Ihren Laptop, eine hübsche Unterlage, eine kleine Lampe mit rosa Schirm und Schmetterlingen drauf, sowie ein paar weiteren Sachen, die sie für die Uni benötigen würde, stellte sie auf dem Schreibtisch ab. Sie war zwar noch nicht fertig, fühlte sich aber schon gleich viel wohler, weil es alles Sachen von Zuhause waren. 02.09.2011 Panisch lief Mimi durch die Gänge dieser großen Universität. Ihre erste Vorlesung würde in weniger als zehn Minuten beginnen und sie hatte immer noch kein Plan wo es hinging. Sie hatte zwar mehrmals einige Studenten gefragt, aber zurecht fand sie sich immer noch nicht. Wo verdammt nochmal musste sie hin? „Suchen Sie etwas?“, wurde sie von einer älteren Frau, wahrscheinlich einer Dozentin gefragt. „Ja...ich...ähm… suche Hörsaal F1, aber hier finde ich nur F3 und F5“, erwiderte Mimi. "F1 und welche Studienfach?“ „Lebensmittelanalytik“, erwiderte Mimi noch ganz außer Atem. Die Frau lächelte. „Sie sind im falschen Gebäude. Sie sind im westlichen Teil des Campus, aber alles was in die medizinische, forschende und wissentschaftliche Aspekte dient, befindet sich im Ostflügel." „Ostflügel, aber drei Studentin haben mich hierhin geschickt“, erklärte die Brünette aufgebracht. „Ja, manche Ältere erlauben sich gerne einen Spaß mit den Neuen.“ „Na toll“, brummte Mimi. „Können Sie mir bitte helfen?“ Die Dame erklärte der Tachikawa genau wo sie hinmusste und zügig machte sie sich auf den Weg Richtung Ostflügel. Eine Minute vor Beginn der Vorlesung fand sie den richtigen Hörsaal. Sie stieß prompt mit Jemanden zusammen und zwar so heftig, dass sie kurz danach auf ihrem Hintern landete. „Aua!“, jammerte die Brünette und rieb sich ihr Hinterteil. „Oh, Sorry, aber wo kamst du denn auf einmal her?“, fragte eine markante Männerstimme. Mimi hob ihren Kopf und sah den passenden Mann zur tiefen Stimme. „Ich… Ich komme noch zu spät, an meinem ersten Tag“, erklärte die Brünette. „Na komm, ich helfe dir. Bin selber gerade gekommen.“ „Studierst du auch Ernäherungswissenschaft?“, fragte Mimi interessiert nach. „Nicht ganz, Lebensmitteltechnologie.“ Die Japanerin ließ sich von dem jungen Mann hochhelfen und gemeinsam nahmen sie in der Mitte des Hörsaals platz. „Wie heißt du denn?“ Mimi drehte ihren Kopf kurz zu ihrem Kommiltonen um. „Mimi Tachikawa und du?“ „Harper, Ethan Harper“, stellte sich der junge Mann mit den dunkelbraunen Haaren und hellblauen Augen vor. „Freut mich sehr, Haper, Ethan Haper“, schmunzelte die Brünette und richtete nun ihre Aufmerksamkeit nach vorne. 15.09.2011 Es waren zwei Wochen vergangen, seit Mimi und Nicole ihren neuen Lebensabschnitt in Orlando begonnen hatten. „Und klappt es mittlerweile besser mit Grace?“, fragte Nicole nach, als sie sich gerade an der Unimensa verabredet hatten und gemeinsam zu Mittag aßen. „Na ja, wir reden nicht wirklich miteinander und alle drei Tage kann ich gucken wo ich meine Zeit verbringe, weil Grace mal wieder „Besuch“ hat“, zischte die Tachikawa genervt. Grace, ihre Mitbewohnerin, studierte Fotodesign, hatte weißblonde, lange Haare und trug hauptsächlich schwarze, graue und weiße Kleidung. Täglich betonte sie ihre Lippen mit einem roten Lippenstift und passenden Nagellack. „Vielleicht solltest du auch einfach mal jemanden abschleppen!“, zuckte Nicole unbeeindruckt mit ihren Schultern. „Ähm… ganz bestimmt nicht. Ich bin nicht interessiert, weder an Dates, Männern… oder...“ „Wir sind auf der Uni, habe deinen Spaß, tob dich aus und mache neue Erfahrungen. Wenn dich alle Männer auf dieser Welt nerven, suche dir doch eine Frau.“ Ungläubig sah die Brünette zu der Eventmanagementstudentin und fasste dieser an die Stirn. „Nein, kein Fieber...“ „Was denn, willst du für immer abstinent bleiben?“, hakte Nicole nach und löffelte ihren Nachtisch leer. „Lecker!“, kommentierte sie beiläufig. „Nein, aber… Derzeit, fühlt es sich einfach nicht richtig an… und ich will nicht einfach so mit jemanden ins Bett. Nenne mich altmodisch, kitschig oder spießig, aber ich will nur mit jemanden schlafen, für den ich auch Gefühle habe… Und das letzte was ich im Moment gebrauchen kann, sind Gefühle. Ich bin froh, dass ich meine soweit unter Verschluss habe. Gefühle sind scheiße und tun weh.“ „Ach Mimi… das bringt doch nichts. Ja, Gefühle können einen verletzen, aber sie können einen auch unglaublich glücklich machen“, versuchte es Nicole erneut. „Können… aber bis dahin ist es ein weiter Weg und momentan begnüge ich mich mit gar keinen Gefühlen, weder positiven, noch negativen. Ich lerne für die Uni und unternehme was mit dir, reicht mir.“ Nicole sah etwas irritiert zur Tachikawa und konnte es nicht fassen, dass sie sich damit tatsächlich zufrieden geben wollte. „Und was ist mit Ethan?“ „Ethan und ich sind nur Kommilitonen und wir verstehen uns gut. Mehr nicht.“ „Ach komm, ihr sitzt bei jeder Vorlesung die ihr gemeinsam besucht zusammen und redet mehr miteinander, als dass ihr dem Dozenten zuhört“, erwiderte Nicole provozierend. „Oh nein, das stimmt doch überhaupt nicht. Ethan interessiert mich nicht. Zumindest nicht auf diese Art, wie du es mir unterstellen möchtest.“ „Hm… ein heißer Single-Mann, der ähnliche Interessen hat und in unmittelbarer Nähe wohnt interessiert dich nicht. Ich glaube, du hast Fieber!“ Mimi rollte mit ihren Augen, warum nur musste Nicole in jedem Mann, mit dem sie mehr als drei Worte sprach, ihren neuen potenziellen Freund sehen? „Bitte, Nicole… Lass es gut sein. Kümmern wir uns lieber um dein Liebesleben. Also wie läuft es mit dir und Logan? Hast du ihn nochmal angetroffen?“ Mimi lächelte, als sie sah wie Nicoles Augen zu leuchten begannen und sie ihr die neuesten Entwicklungen erzählte. Ja, Logan war eindeutig ein besseres Thema. 21.09.2011 An diesem Mittwochmorgen stand Mikrobiologie auf Mimis Stundenplan. Ethan hatte diese Vorlesung ebenfalls gemeinsam mit ihr. Er war ihr Laborpartner und sie schauten sich gerade unter einem Mikroskop ein paar Bakterien an. Während Mimi schilderte was sie sah, notierte Ethan ihre Beobachtungen und tauschte dann mit der Brünetten den Platz, um ihre These entweder zu bestätigen oder zu ergänzen. Daraus würde später ihre erste Hausarbeit entstehen. „Das sieht aus wie ein haariger Regenwurm“, scherzte der Braunhaarige. „Ich glaube nicht, dass ich das auf deine Notizen schreiben sollte“, kicherte Mimi und strich den Satz auf ihrem Notizblock wieder durch. „Was? Aber dein schlagender Einfall von einer Minierdnuss ist akzeptabel?“ „Hey, Minierdnuss habe ich nie gesagt“, protestierte die Tachikawa und schmollte, in dem sich ihre Nase leicht kräuselte. „Süß!“, kommentierte Ethan und Mimi legte ihre Stirn in Falten. Wie Süß? „Ich habe gesagt, es hat eine leichte, ganz leichte Ähnlichkeit zu einer kleinen Erdnuss oder Bohne. Ich bleibe bei Bohne, aber ganz sicher ist es kein dicker, haariger Regenwurm...“, ergänzte die Brünette ihre Aussagen von vorhin und fügte etwas zu Ethans krisseliger Handschrift hinzu. „Von dick habe ich auch nie etwas gesagt...“, schmunzelte Ethan amüsiert. „Auch kein haariger Regenwurm, aber vielleicht brauchst du einfach eine Brille“, konterte Mimi. „Hallo… Ich habe Adleraugen… Ich kann Dinge sehen, das glaubst du gar nicht.“ „Hmm… wenn du sooo gute Augen hast, wozu dann das Mikroskop?“, fragte die Brünette schmunzelnd nach. „Ich habe vielleicht Adleraugen, aber ein Bakterium auf das 20.000-fache zu vergrößern, also das schaffe ich auch wieder nicht.“ „Hmm… und genau diese Eigenschaft finde ich bei Männern wahnsinnig anziehend.“ „Ich bezweifle das jemand diese Eigenschaft vorzeigen kann.“ „Deshalb finde ich wohl auch niemanden anziehend.“ Ethan lachte über Mimis Bemerkung und schloss seine Beobachtung ab. „Zeig mal die Notizen. Vielleicht ist ja irgendwas brauchbares dabei.“ 23.09.2011 „Hi Mimi, warte mal.“ Die Brünette blieb stehen und drehte sich zu dem Braunhaarigen um. „Ethan.“ „Ja, ähm… Du warst gerade so schnell weg, alles okay?“, fragte der Student der Lebensmitteltechnologie nach. Mimi zuckte unbeeindruckt mit ihren Schultern. „Ja, es ist alles okay, wirklich.“ Es war gelogen. Ethan und Mimi verstanden sich von Tag zu Tag besser und genau das wollte die Brünette nicht. Sie hatte das Gefühl, dass Ethan mehr beabsichtigte als sie und daher wollte sie lieber auf Abstand zu dem Brünetten gehen, um ihm keinen direkten Korb geben zu müssen. „Okay, ich dachte schon es hätte etwas mit mir zu tun.“ „Mir dir? Was? Wie kommst du denn darauf?“, fragte die Brünette mit schriller Stimme nach. „Na ja, weil du gerade eben fluchtartig aus der Vorlesung abgedampft bist und mich mitten im Satz stehen gelassen hast.“ „Das tut mir Leid, ich war noch mit Nicole verabredet und hätte es beinahe verschwitzt.“ „Okay, du… ich ähm… wollte dich eigentlich auch noch etwas anderes fragen“, druckste der Braunhaarige ein wenig herum. Nein, nein, nein, bitte frag mich was wegen der Vorlesung, der Uni, dem Mensaessen oder dem Wetter, aber bitte nicht... „Würdest du, also vielleicht mal mit mir ausgehen?“, fragte Ethan direkt nach und genau da war es die Frage die Mimi partut nicht hören wollte. „Ethan...“, kam es etwas wehleidig aus der Brünetten. „Es hat wirklich nichts mit dir zu tun.“ „Oh nein...“ stöhnte Ethan schon, der ahnte was ihm bevorstand. „Und du bist echt ein netter Kerl, mit dem man viel Spaß haben kann...“ „Mimi, sag einfach >Nein<, als mich mit diesen Standartfloskeln abzuservieren“, schnitt Ethan ihr das Wort ab. Die Brünette verzog ihren Mund. „Es tut mir Leid. Ich… ich bin noch nicht so weit“, gab die Tachikawa ehrlich zu. „Ist schon okay, also ich werde es überleben, aber nur wenn du zukünftig nicht einfach so die Flucht ergreifst. Ich mag dich, auch so. Okay?“ Mimi nickte und lächelte ihn versöhnlich an. „Sorry. Nicole will mich morgen auf irgendeine Verbindungsparty von ein paar Sportler mitschleppen. Willst du vielleicht mitkommen?“ „Ernsthaft? Ihr wollte da hin?“, fragte Ethan etwas ungläubig nach. „Ich nicht, aber als beste Freundin von Nicole, hab ich leider keine andere Wahl, ihre neuster Crush Logan wird da sein.“ „Gut, dann haben wir morgen ein Date.“ Damit drehte sich Ethan um und verschwand um die nächste Ecke. „Wir haben kein Date...“, rief Mimi ihm dennoch hinterher. 24.09.2011 „Und Ethan kommt als deine Begleitung mit?“, fragte Nicole grinsend nach. Mimi schüttelte vehement ihren Kopf. „Nein, er kommt als Freund mit, als Kumpel um genauer zu sein.“ „Soso… und er hat dich ja gar nicht kurz vorher gefragt, ob er mit dir ausgehen will“, setzte die Rothaarige an. Mimi lehnte sich an der Steinmauer an, warf ihren Kopf in den Nacken und sah in die dunkle Nacht. Sie wollten sich hier mit Ethan vor der Party treffen. „Er ist nett, wirklich und vielleicht, ganz vielleicht hätte ich Gefallen an ihm gefunden, aber ich bin so kaputt. Ganz ehrlich, ich will ihn da nicht auch noch mit reinziehen. Es reicht schon, dass ich dich mit all dem nerve. Das letzte was ich brauche, ist ein Mann in meinem Leben. Ich habe immer noch mit meinen beiden letzten Männern zu kämpfen und solange das so ist, wäre es unfair etwas neues anzufangen.“ „Mimi, ich bin gerne für dich da. Du bist meine beste Freundin und vielleicht wäre Ethan auch sehr gerne für dich da.“ „Mag sein, aber Ethan ist...“ „Was ist mit Ethan?“ Plötzlich stand Ethan vor den beiden Freundinnen und grinste sie an. „Ihr habt über mich gesprochen. Interessant.“ „Wir… Wir...“ stotterte die Brünette herum. „Du bist zu spät“, half Nicole ihrer Freundin und sah auf ihre Armbanduhr. „Kommt nie gut an. Mimi steht auf Pünktlichkeit. Ihr letzter Freund hatte das nicht so drauf.“ Mit einem bösen Blick sah die Tachikawa zu der Rothaarigen, die jedoch nur unschuldig mit ihren Schultern zuckte. „Was? Stimmt doch“, nuschelte sie leise. „Dann werde ich mich in Zukunft bessern“, erwiderte Ethan und zwinkerte Mimi zu, die lächelte sanft und ging Richtung Studentenwohnheim. Auf der Party angekommen war es genauso wie die Brünette es sich vorgestellt hatte. Laute Musik, viel Alkohol und viele halbnackte Mädchen die angetrunken tanzten und entweder miteinander Spaß hatten oder aber sich dem ein oder anderen Sportler an den Hals warfen. „Sportstudenten haben was“, murmelte Nicole, während sie gerade einen von ihnen unter die Lupe nahm. „Lecker...“ Mimi seufzte auf und warf ihr erneut einen böse Blick zu. „Sorry.“ „Geh du lieber dein Logan suchen...“ Schon lief die Rothaarige los, schnappte sich ein Bier und suchte ihren neuesten Lover. „Oh man, genauso beknackt wie ich es mir gedacht habe...“, brummte Ethan hinter ihr. Mimi drehte sich zu dem Braunhaarigen um und lächelte ihn entschuldigend an. „Ja, es wirklich ganz schön lahm. Ich kann verstehen, wenn du lieber gehen willst.“ „Vergiss es, ich lass dich hier auf keinen Fall alleine.“ „Du musst nicht auf mich aufpassen“, erwiderte Mimi. „Irgendwie schon. Du hast so etwas zerbrechliches an dir. Ich kann es nicht genau erklären, aber du weckst in mir das Bedürfnis dich schützen zu wollen.“ Mimi wusste nicht wieso, aber in diesem Moment musste sie an Tai denken. Ein Wohnheim voller Sportstudenten und ein Mann, der scheinbar einen ausgeprägten Beschützerinstinkt hatte. Na super. „Habe ich was falsches gesagt?“, hakte Ethan nach und blickte neugierig zur Brünetten. „Nein, es ist nur… Ich fühle mich hier nicht wohl...“ Die Brünette ließ ihren Blick über ihre Schulter schweifen und sah einen Sportler wie er mit einem Fußball kickte. „...nicht mehr.“ „Dann lass uns gehen“, schlug der Braunhaarige vor. „Aber ich kann Nicole hier unmöglich alleine lassen.“ „Ich glaube um die musst du dir keine Sorgen machen.“ Argwöhnisch sah die Tachikawa zu dem Lebensmitteltechnologiestudenten. Ethan deutete mit einer Kopfbewegung in eine bestimmten Richtung und Mimi folgte dem Hinweis. Sie sah Nicole mit Logan die wild knutschend in einer Ecke standen und scheinbar die Außenwelt vergessen hatten. „Oh!“ „Na komm… lass uns gehen oder willst du weiter gucken was sie treibt?“, fragte Ethan grinsend nach. „Nein, aber ich frage Nicole, ob es okay für sie ist, wenn ich jetzt gehe.“ Mimi ging geradewegs auf Nicole zu und tippte ihr etwas verlegen auf die Schultern. „Du… ähm.. Nicole.“ „Was´n?“ Die Rothaarige nahm kaum Notiz von ihr, küsste weiterhin ihren Logan. „Also ich… ich wollte wieder gehen und fragen, ob es okay für dich ist...“ Nicole unterbrach den Kuss nicht, löste eine Hand von dem blonden Mann und winkte ihr zu. Lachend ging Mimi zurück zu Ethan. „Manchmal ist sie echt unglaublich.“ Schweigend liefen Mimi und Ethan über den Campus und lauschten der Stille der Nacht. Hin und wieder stellte Ethan ein paar Standardfragen und die Brünette antwortete dementsprechend. Sie unterhielten sich gut, bis Mime all das wieder zu intim wurde und sie seine Nähe nicht mehr genießen konnte. „Möchtest du noch eine Runde oder lieber zurück auf dein Zimmer?“, fragte Ethan nach, als sie vor dem Wohnheim der Jüngeren standen. „Ich denke, ich gehe ins Bett. Mit ganz viel Glück ist meine Mitbewohnerin nicht da und so könnte ich mal zuhause anrufen oder mit meinen Freunden aus Japan skypen“, erwiderte Mimi. „Okay, dann wünsche ich dir eine gute Nacht und wir sehen uns dann am Montag.“ Mit einem strahlenden Lächeln verschwand der Braunhaarige und steuerte selber sein Wohnheim an. Kopfschüttelnd sah Mimi dem Braunhaarigen nach. „Du wirst dich an mir verbrennen, Ethan. Lass es bleiben, es wäre besser für dich und mich.“ Mit diesen Worten öffnete die Brünette die Türe des Wohnheimes, suchte ihre Etage und ließ sich geschafft auf ihrem Bett nieder. Sie hatte das Zimmer tatsächlich für sich alleine. Sie ließ ihren ersten Monat Revue passieren und konnte gar nicht glauben, welche Wendung ihr Leben wieder genommen hatte und dass sie niemals geglaubt hätte, einmal in ihrem Leben in Florida zu studieren, aber so war es. Ihr Leben ging weiter, genauso wie das ihrer Freunde und Tais. Tai, ihr Tai, der schon lange nicht mehr ihr Tai war. Wie es ihm ging? Sie wusste es nicht, aber sie hoffte, dass es ihm gut ginge. Wo immer er auch war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)