Follow your Heart von Linchen-86 ================================================================================ Kapitel 39: Neuanfang ---------------------         Januar 01.01.2011 Es gab unendlich viele Arten von Schmerzen und Mimi fühlte sie zu diesem Zeitpunkt alle. Sie hätte es sich zwar niemals vorstellen können, aber genauso war es. Ihr Herz stach, als würde man immer wieder mit einem Messer hinein stechen. Sie bekam kaum Luft und ihre Lungen brannten als hätte sie in einem verrauchten Raum gelegen. Ihre Augen brannten, als würde jemand unaufhörlich mit glühenden Nadeln darin herumstechen und Ihre Brust fühlte sich so schwer an, als würden hunderte Menschen darüber laufen. Es schmerzte so sehr, dass sie es bis in ihre Gliedmaßen spüren konnte. Weinend saß Mimi auf ihrem Zimmerboden, schlug ihre Arme um sich und versuchte sich zu beruhigen, doch es gelang ihr einfach nicht. Sie wusste nicht einmal, wie viel Zeit vergangen war. Ihr Handy klingelte und vibrierte, doch sie ignorierte es. Sie hatte Taichi verloren und konnte es nicht begreifen, nicht fassen. Es fühlte sich an, als hätte er ihr schlagendes Herz innerhalb von ein paar Sekunden erst zum stocken gebracht, nur um es dann auseinander zu reißen. Ihr gesamtes letztes Jahr war einfach nur schrecklich. Die ungewollte Schwangerschaft, die Auseinandersetzung mit Nick und dann hatte sie ihr Baby verloren… Der Tod ihres Großvaters, dann versuchte sie wieder aufzustehen und weiter zu machen, verliebte sich in Taichi und was blieb ihr am Ende übrig? Ein weiteres Mal wurde ihr Herz gebrochen und sie war allein. Das Klopfen an ihrer Zimmertüre nahm sie gar nicht wahr. Stimmen redeten auf sie ein, doch mehr als ein Summen hörte sie nicht. Eine sanfte Berührung an ihrer Schulter ließ sie kurz aufschrecken und erkannte aus tränenüberströmten Augen ihre beste Freundin. „Mimi? Was ist denn nur passiert?“, fragte diese leise nach. Mimi wollte antworten, doch sobald ihr Mund sich öffnete schluchzte sie erneut los und wieder liefen die Tränen wie Sturzbäche die Wange hinunter. Sora kniete sich gegenüber von Mimi auf den Boden und nahm deren Gesicht zwischen ihre Hände. „Es tut mir so leid, Mimi“, wisperte die Modedesignstudentin und zog ihre beste Freundin in ihre Arme. Mimi hielt sich krampfhaft an Sora fest, wie eine Ertrinkende an einem Rettungsring und war nicht in der Lage sich in irgendeiner Form mitzuteilen. Es gab nur einen Mann, der ihre Wunden hätte heilen können, aber der hatte diese ihr erst zugefügt und hatte sie verlassen, weil sie beide es nicht geschafft hatten ehrlich zueinander zu sein. Wie konnte Mimi das für sie wichtigste nur vernachlässigen? Aufrichtigkeit! Sora redete unaufhaltsam auf Mimi ein, spendete ihr Trost, aber sie registrierte kaum mehr was die Rothaarige sagte. Sie spürte nur ihre Anwesenheit und dass sie nicht alleine war. Mimi wusste nicht wie, aber irgendwann lag sie in ihrem Bett und hatte nur noch ein Tanktop und eine Panty an. Sie sah neben sich und sah wie Sora sie und sich selbst zudeckte, dann schloss Mimi ihre Augen und fand unter tiefster Erschöpfung in den Schlaf. 05.01.2011 Die Tage vergingen. Mittlerweile war Mimi wieder in New York. Ihr Vater war zunächst unfassbar wütend gewesen und wollte sie gleich dafür bestrafen, dass sie früher als vereinbart nach Tokio aufgebrochen war, doch ein Blick in das Gesicht seiner Tochter brachte ihn zum Schweigen. Er zog die Luft ein, umfasste ihr Gesicht und betrachtete es, als würde er nach äußeren Verletzungen suchen. Als er diese jedoch nicht fand, nahm er seine Tochter in die Arme und fuhr nach Hause. Auch wenn Keisuke sie immer wieder fragte was passiert war, schaffte Mimi es immer noch nicht zu reden. Sie sprach kein einziges Wort. Ihre letzten Worte richteten sich an Taichi und es waren seine letzten Worte die sie immer wieder wie ein Mantra in Gedanken wiederholte. >Wie denn? Meinst du mir fällt das leicht?<; >Von wollen kann nicht die Rede sein<; > Mimi, du bedeutest mir so viel. Ich werde dich immer li...< Seitdem wanderten alle anderen Worte, die ihr Gehörgang erreichten, wie Durchzug durch sie hindurch. Mimi fühlte sich wie ein Roboter und sie benahm sich auch so. Sie konnte nicht mehr weinen, es war als wäre Taichi ein Vampir gewesen und hätte ihr die letzten Tränen ausgesaugt und nur noch eine leere Hülle ohne Emotionen zurückgelassen. Es war, als wäre ein großes Loch in ihrer Brust und es gab nichts, was sie dagegen unternehmen konnte, weil nichts das reparieren konnte, was Taichi und sie einander angetan hatten. Sie lag in ihrem Bett, ignorierte alles und jedermann. Die Anrufe ihrer Freunde, die Nachrichten ihrer Lieben, selbst das Knurren ihres Magens. Die größte Abwechslung bestand darin sich von einer Seite zur anderen zu drehen. Sie ging immer wieder das Mantra in ihrem Kopf durch, wiederholte gedanklich jeden Satz, ging die Trennung immer und immer wieder durch. Sie dachte, vielleicht würde es irgendwann weniger weh tun, aber jede Wiederholung führte nur dazu, dass sie sich mehr vergrub. In ihrer Sehnsucht, ihrer Verzweiflung, ihrer Wut und dann begann alles wieder von vorne. Tag ein, Tag aus. Ja, es gab viele Arten von Schmerzen und Mimi hatte sie im vergangenen Jahr alle erfahren, aber dass es noch mehr schmerzen könnte, hätte sie nie erwartet. Wie konnte man jemand zum fallen bringen, wenn er schon am Boden lag? Ganz einfach, in dem man ein Loch in die Erde stampft und man in die Grube geworfen wurde. 11.01.2011 Die Schule war schon längst wieder gestartet, doch ihre Eltern konnten sie in diesem Zustand nicht dorthin schicken. Sie hatten es einen Tag versucht, der erste Schultag nach den Ferien, in der Hoffnung, dass Mimi damit wieder Ablenkung durch den Alltag fand, aber sie hatte es gerade Mal geschafft aus der Haustüre zu gehen und dann stand sie einfach nur reglos da. Ihre Eltern wurden mit jedem Tag der verging, unruhiger. Schließlich rief Satoe bei Riku an und wollte wissen, was in Japan vorgefallen war. Sie erfuhren von der Trennung durch Taichi, dies führte allerdings nicht dazu, dass Keisuke ruhiger wurde. Wegen Liebeskummer so einen Aufstand? Jegliche Bemühung mit Mimi ein Gespräch anzufangen scheiterten nach wie vor. Ob sie wütend wurden und brüllten oder ruhig, flüsternd, haltend mit ihr sprachen – nichts gelang. Frustriert ließen sie Nicole zu ihr, aber auch diese erreichte Mimi nicht. Nichts und niemand erreichte sie. Nach weiteren Tagen die vergingen, riss Keisuke der Geduldsfaden. Sie packten einen Koffer und brachten Mimi in eine Spezialklinik. 20.01.2011 Seit drei Tagen war Mimi in einer Klinik, die hauptsächlich seelische Qualen heilen sollte. Ihre Eltern hatte sie gefragt, nachher wurde es ihr angedroht, aber Mimi hatte nicht reagiert und so entschieden sie ihre Drohung wahrzumachen. „Mimi? Wollen sie wieder nicht an der Unterhaltung teilnehmen?“, fragte eine Frau mittleren Alters nach. >Danke, für die Zeit die wir zusammen hatten< „Mimi? So kann das wirklich nicht weiter gehen!“ >Danke, dass ich dein Freund sein durfte< „Sie wissen schon, dass sie hier erst wieder raus kommen, wenn sie sich uns mitteilen?“ >Danke, dass du in einer der schwersten Zeiten meines Leben für mich dagewesen bist< „Wir können Ihnen helfen, aber dafür müssen sie schon ein wenig mithelfen.“ >Du hast mich vor dem Ertrinken bewahrt< „Okay, sie können auf ihr Zimmer. Wir versuchen es morgen nochmal.“ Die Therapeutin nahm ihren Notizblock und folgte Mimi mit ihrem Blick. „Mimi, sollten sie das Bedürfnis haben zu sprechen, egal wann, zögern sie nicht mich anzurufen.“ Mimi erwiderte nichts, verließ das Behandlungszimmer und ging in ihr Zimmer. Sie ging gleich ihrer Lieblingsbeschäftigung nach, sie legte sich ins Bett und zog die Decke über ihren Kopf. 21.01.2011 Wie jeden Morgen wurde Mimi um sieben Uhr aus dem Bett geschmissen, egal, ob sie aufstehen wollte oder nicht. Sie musste aufstehen, da sie eh nichts dazu sagen würde, ging sie ins Badezimmer, duschte und ging anschließend in den großen Gemeinschaftsraum. Wie immer nahm sie sich einen Naturjoghurt, etwas frisches Obst und einen Kaffee. Wie jeden Tag saßen andere Menschen um sie herum und begrüßten die Brünette. Und wie immer nahm Mimi einen Löffel und aß ohne die Unterhaltung vorantreiben zu wollen, weiter. Jeden Morgen sollte sie um zehn Uhr im Wartezimmer sitzen. So saß sie auch an dem heutigen Tag wieder hier und wartete darauf, von der Therapeutin aufgerufen zu werden, doch auch nach einer halben Stunde tat sich nichts. Mimi jedoch kümmerte das nicht weiter, blätterte in ihrer Zeitschrift herum, las sich den Klatsch durch und machte in Gedanken ein "lächerlich", als sie die „Probleme“ der Pseudostars durchlas. Die Türe des Behandlungszimmers ging auf und eine aufgelöste schwangere Frau trat aus dem Zimmer heraus. Die Frau, Mimi schätze sie auf Ende 20, sah kurz zur ihr, schüttelte den Kopf und verließ das Wartezimmer. Mimi konnte nicht anders als wie gespannt auf den Bauch der Schwangeren zu schauen, bis diese weg war. So wie die Frau aussah, musste sie im sechsten, vielleicht siebten Monat gewesen sein. Wie es sich wohl anfühlte, wenn man in diesem Stadium der Schwangerschaft war? Mimi wusste es nicht, sie selbst war nicht so weit gekommen. Sie bemerkte gar nicht wie ihre Hand unwillkürlich auf ihren Unterbauch wanderte und dort ruhte. „Mimi? Kommen sie bitte?“, rief die Therapeutin mit den graublonden Haaren. Mimi zuckte kurz zusammen, legte die Zeitschrift bei Seite und stand auf. „Entschuldigen Sie, das hat gerade etwas länger gedauert, aber ich konnte sie so nicht gehen lassen“, erklärte die Therapeutin. „Wie weit war sie mit der Schwangerschaft?“, murmelte die Brünette und erschrak über den lauten Tonfall ihrer Stimme. Es waren die ersten Worte die sie dieses Jahr nuschelte und dennoch hörte es sich für sie vollkommen fremd an. Dr. Dikson setzte sich auf den Sessel und sah überrascht zu ihrer Patientin. „Das dürfen sie Mrs. Stevens gerne selber fragen. Ich stehe unter Schweigepflicht, alles was in diesen Räumen besprochen wird, bleibt in diesen Räumen, das wissen sie doch.“ Mimi nickte und wartete schon die übliche Frage ab. „Wie geht es ihnen heute?“, fragte Dr. Dikson nach und musterte die Braunhaarige. Wie üblich sah sich Mimi in dem Zimmer um, fand die grüne Schreibtischlampe und starrte auf die leuchtende Glühbirne, woraufhin sie wieder in ihrem Mantra fest hing. „Warum hat sie die Schwangerschaft dieser Patienten interessiert?“, hakte die Therapeutin nach. Sie runzelte ihre Stirn. „Waren Sie auch mal schwanger?“ Mimi zuckte kurz zusammen und sah sich nun das Telefon an. Eine Taste leuchtete rot auf, ob ein Patient eine verzweifelte Nachricht hinterlassen hatte? „Wann haben sie es verloren?“ Mimis Blick bohrte sich auf den schwarzen Schreibtischstuhl, darüber lag eine rote Jacke. Sonst lag da nie eine Jacke, hatte Dr. Dikson vergessen ihre Jacke aufzuhängen? „Oder haben sie ihr Baby abgetrieben?“ Geschockt sah Mimi vom Schreibtischstuhl zur Therapeutin und starrte sie wütend nieder. „Ich würde niemals abtreiben!“, zischte sie und zitterte am ganzen Leib. „Also haben sie es verloren?“ Mimi schnaubte in Gedanken. Verloren… als redete sie von ihrem Schlüssel oder ihrem Handy. Dabei sprach sie da gerade von ihrem Baby, das ihr aus dem Bauch geprügelt wurde, aber was wusste sie schon? „Ja...“, murmelte Mimi daher. „Wie lange ist das her?“, fragte die Therapeutin nach. „Fast ein Jahr...“ nuschelte sie verhalten. „Das war sicher sehr schwer für sie...“ Mimi lachte höhnisch auf. Schwer für sie…! Sie lachte weiter, immer weiter. Ihr Lachen wurde lauter, fast hysterisch. Sie hielt sich an der Ledercouch fest auf der sie saß. „Schwer war es für mich, als ich das erste Mal Tokio verlassen musste und nicht wusste, wann ich zurückfliegen konnte. Schwer war es für mich, in ein fremdes Land zu ziehen in dem alles anders ist. Schwer war es, sich von meinen Freunden zu verabschieden und schwer war es, neue kennenzulernen. Aber mein Baby zu „verlieren“ war nicht schwer. Es war, als wäre ein Teil von mir mit gegangen, also hören sie auf mit ihrem Gelaber und lassen diese Floskeln sein. Die helfen nämlich überhaupt nicht“, schoss es wütend aus Mimi heraus. Die Therapeutin lächelte und nahm einen Schluck von ihrem Kaffee. „Wir machen ganz fantastische Fortschritte“, freute sie sich. Mimi starrte die Therapeutin weiterhin wütend nieder. Diese Frau war doch irre, doch Mimi hielt man für bekloppt. Wo hatten ihre Eltern sie nur hingebracht? Wieder setzte die Therapeutin zur nächsten Frage an, doch darauf war die Tachikawa nicht vorbereitet gewesen. „Waren Sie von diesem Taichi schwanger?“, fragte die Therapeutin nach. Mimi sprang aufgebracht auf und verließ in Windeseile das Zimmer. Wie konnte sie es wagen? 24.01.2011 „Mimi, fallen wir jetzt wieder in unser altes Muster zurück?“, fragte Dr. Dikson nach. Drei weitere Tage waren vergangen, in denen Mimi wieder kein Wort gesagt hatte. Dieses Mal richtete sich ihr Blick auf die weißen Vorhänge, wobei sie doch eher gräulich als weiß aussahen. Vielleicht waren sie mal weiß und sollten dringend gewaschen werden. „Von wem waren sie schwanger?“, versuchte es die Therapeutin erneut. „Sie sollten ihre Vorhänge in die Wäscherei bringen, das ist voll eklig“, schimpfte Mimi. „Die sind so!“, erklärte Dr. Dikson neutral. „Gäbe es etwas was sie gerne aus ihrem Leben wischen würden?“ Mimi rollte mit den Augen. Was für eine Überleitung. „Ja, gibt es.“ „Und was?“, fragte die Therapeutin gespannt nach. „Diese Unterhaltung“, kam es monoton aus der Brünetten. „Mimi, wir kommen so nicht weiter. Wie viel Zeit wollen sie hier noch verbringen? Sie sind jung, hübsch und sollten im Einkaufscenter sein oder in Clubs sein und tanzen.“ „So sehen sie mich?“ So sahen Mimi wohl alle. Ein hübsches Ding, das außer shoppen und Papis Geld ausgeben keine anderen Interessen hat. „Nein, nur in ihrem Alter...“ „Schon klar, aber nein, ich möchte nicht meine Lebzeiten hier verbringen. Ich war von Nick schwanger meinem Ex… Ex-freund… Huch, die Liste wird auch immer länger.“ Dr. Dikson nickte und machte sich Notizen. Mimi lächelte kalt. Was immer sie dachte. Sie lag ja so was von falsch. „Ich habe mein Baby „verloren“, weil als ich es meinem Ex, Ex-Freund gesagt habe, hat dieser es nicht sonderlich gut aufgenommen. Er ist ausgerastet, hat mich geschlagen und schlimm verletzt. In Folge dessen habe ich das Baby „verloren“, zischte Mimi und schwieg wieder. „Wollen sie die Pause nicht nutzen um weiter Notizen auf ihrem Schmierblatt zu schreiben?“ Dr. Dikson legte ihr Klemmbrett auf einen Tisch neben sich und sah ihre Patientin ernst an. „Mimi, ich kann mir vorstellen, wie schlimm das für sie gewesen sein muss und ich bin sicher, dass es immer noch schlimm für sie ist, aber sie sind jetzt hier. Wir können gemeinsam daran arbeiten, wenn sie das wollen. Ich kann sie aber auch wieder entlassen. Sie haben gesprochen. Sie können nach Hause, gleich heute wenn sie wollen. Es liegt an ihnen, aber wenn sie bleiben, dann müssen sie reden.“ Sprachlos zuckte Mimi zusammen. War sie schon so weit? Konnte sie das letzte Jahr nicht einfach so hinter sich lassen? All diese Erinnerungen wollte sie doch einfach nur vergessen, aber sie erkannte auch, dass sie es ohne Hilfe wohl nicht schaffen würde. „Alles war hier in den Räumen besprochen wird, bleibt hier?“, murmelte Mimi ängstlich. Die Therapeutin lächelte und nickte. Mimi seufzte. „Was wollen sie wissen?“ „Erzählen sie mir von Nick! Wie haben sie sich kennengelernt?“ 31.01.2011 Eine Woche war vergangen. Täglich war Mimi in ihrer zweistündigen Therapie. Sie erzählte nach und nach alles. Von der ersten Begegnung mit Nick bis zur Trennung von Taichi. Mimi fühlte sich schlecht dabei, das alles wieder hervor zu holen und neu zu erleben. Es brachte sie oft an ihre Grenzen, aber wenn die Zeit um war, kam auch ein Stück Erleichterung zurück. Sie bekam jeden Tag eine kleine Hausarbeit. Sie sollte am Ende des Tages ein Wort aufschreiben, das ein Gefühl widerspiegelte welches sie am dem Tag als besonders prägend empfand, ohne das sich dieses Wort wiederholte. „Lesen sie mir bitte ihre Worte vor!“ „Einsam!“ „Machtlos!“ „Lädiert!“ „Zurückgewiesen!“ „Ausgeschlossen!“ „Erschöpft!“ Mimi legte den Zettel weg und sah unschlüssig zur Therapeutin. „Blöd?“, fragte sie nach. „Wie kommen sie darauf? Es sind ihre Gefühle, die sind niemals blöd. Sie sind wichtig, jede einzelne davon. Das Ziel ist es, jedes dieser Gefühle in das Gegenteil zu verwandeln. Welches Gefühl war für sie das Schlimmste?“ Mimi überlegte. All diese Gefühle waren schlimm, nichts davon war schön. Nichts davon wollte sie wieder fühlen. „Einsam“, murmelte die Brünetten beschämt. „Warum?“, fragte Dr. Dikson nach. Mimi zuckte mit den Schultern. „Wer fühlt sich schon gerne alleine und einsam?“, nuschelte die Brünette unter ihrem Haarvorhang und knabberte an ihrem Fingernagel. „Fühlen sie sich oft einsam und alleine?“ „Immer!“ „Ich finde sie haben diese Woche schon viel an sich gearbeitet, aber es liegt noch sehr viel Arbeit vor ihnen und der Weg ist lang, aber ich bin mir sicher, am Ende werden sie sich nicht mehr so fühlen.“ Mimi lächelte, das wäre zu schön um wahr zu sein, aber sie war bereit. Bereit dafür zu kämpfen um wieder die zu sein, die sie sein wollte. Die alte Mimi gab es nicht mehr. Sie musste aber zu der neuen Mimi werden, die sie selbst mögen konnte. Der Weg mochte lang sein, aber wenn am Ende des Weges ihr Glück lag, war sie bereit diesen zu gehen. Nur sie war dafür verantwortlich. Nur sie konnte ihre Wunden heilen. Sie alleine und sie würde es jetzt allen zeigen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)